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Strategie und Technik / November 2005 61

Die Fregatte der Klasse 125 (F125)befindet sich noch in der Analyse.Die F125 ist keine Weiterent-

wicklung/Nachfolge ihrer Vorgänger(F122, F123, F124). Vielmehr soll sie einSchiff werden, das den veränderten Ein-satzbedingungen von Gegenwart und Zu-kunft Rechnung trägt. Damit folgt dieDeutsche Marine konsequent den vielfäl-tigen Erfordernissen an ein Schiff in frie-densstabilisierenden Einsätzen und imKampf gegen den internationalen Terro-rismus. Das Schiff soll zudem zur Verbes-serung der streitkräftegemeinsamen (Jo-int) Wirksamkeit im Einsatz beitragen. Die

F125 wird daher ein innovativer Fregatten-typ sein, der sich in seiner Bewaffnung (Ef-fektoren) und seinen Sensoren, in der be-trieblichen Organisation, in der technolo-gischen Auslegung bis hin zur Intensivnut-zung und Besatzungsgröße von seinenVorgängern unterscheidet. Zu den Fähigkeiten der F125, die derstreitkräftegemeinsamen Wirksamkeit

im Einsatz ein besonderes Gewicht ver-leihen, zählen u.a.:• Fähigkeit zur Feuerunterstützung beiJoint-Einsätzen.Zur Zeit finden Untersuchungen statt,inwieweit sich Rohrwaffen großen Kali-bers wie z. B. die Panzerhaubitze mitKaliber 155 mm auch zur taktischen

Feuerunterstützung von See an Bordvon Fregatten integrieren lassen,• Fähigkeit zur Einsatzunterstützungvon Spezial- und spezialisierten Kräften,• Fähigkeit zur Überwachung von See-und Lufträumen,• Fähigkeit zur Durchführung von Em-bargomaßnahmen und Evakuierungs-operationen,

• Befähigung zur vernetzten Opera-tionsführung mit Land- und Luft-

streitkräften im multinationalenVerbund,

• Befähigung zu langandauern-den Einsätzen im Operationsgebiet.

Hierzu gehören die Intensivnutzung derFregatte bei einer Stehzeit von ein biszwei Jahren im Einsatzgebiet ohne plan-mäßige Werftinstandsetzung und einZweibesatzungskonzept (viermonatigerEinsatzrhythmus der Besatzungen),• Schutz- und Wirkfähigkeiten gegenasymmetrische Bedrohungen.

Nach systematischer Auswertung der geforderten Fähigkeiten hat die ARGEF125 (ThyssenKrupp Marine Systems/TKMS und Fr. Lürssen Werft /FLW) einenneuen Schiffstyp entwickelt, die Fregat-te F125. Das 6 000 Seiten umfassendeBauangebot der ARGE F125 befindetsich zur Prüfung beim Bundesamt fürWehrtechnik und Beschaffung (BWB)und im Führungsstab der Marine. Die In-halte liegen noch nicht endgültig fest. DieAuswahl der Zulieferer ist noch nicht er-folgt. Daher haben die Entwurfsmerkma-le für die F125 nur einen vorläufigenCharakter, doch gewähren sie einen ers-ten Überblick in die Tendenzen der Ent-wicklung.

EntwurfsmerkmaleDie F125 basiert auf einem Monohull-Entwurf mit einem widerstandsreduzie-renden Bugwulst. Die hochgezogeneBack und die infolge der durchgezoge-nen C-Deckshöhe Festigkeit der Stahl-struktur schaffen die Voraussetzungenfür langjährige weltweite Einsätze auch inrauhen Seegebieten. EinsatzwichtigeSysteme sind konsequent nach demZwei-Insel-Prinzip angeordnet, um dieStandkraft zu erhöhen. Dazu gehörenu.a. die elektrische Energieerzeugung,Frischwassererzeuger und Druckluftsys-teme. Führungsräume für die Schiffs-technik (Schiffstechnischer Leitstand)und das Einsatzsystem (Operationszen-trale, Funkraum) sind räumlich getrenntund redundant ausgeführt. Das gilt auchfür die Effektoren und Sensoren. So sindz. B. die Flächen des Phased Array Ra-

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Fregatte Klasse 125Innovative Konzeption

Ein Entwurf der ARGE F 125

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November 2005 / Strategie und Technik 62

darsystems auf den vorderen und denhinteren Mast aufgestellt. Innovative Ele-mente sind: Beschuss-Schutz einsatz-wichtiger Räume, ein neues Beladungs-und Transportkonzept, eine erweiterteLazarettausstattung, neue Netzwerk-technologien (z.B. Multi Service Bord-netz) oder neue Ansätze für Ausbildungund Inübunghaltung.

Technische Daten/BewaffnungNach den ersten technischen Daten (Ent-wurf) für die F125 wird das Schiff eine Ein-satzverdrängung von 5 500 t erhalten;Länge ca. 139 m, Breite ca. 18 m, Tief-gang ca. 5 m, Geschwindigkeit: ca. 26 bis27 kn, Fahrtstrecke ca. 4 000 sm. Ein Bug-strahlruder verbessert die Manövrierei-genschaften. Für die Bewaffnung ist der-zeit vorgesehen: 155-mm-Geschütz(Panzerhaubitze 2000 aus dem MO-NARC-Vorschlag), eine navalisierte Ver-sion des Multiple Launch Rocket System(MLRS), 2 x RAM, Marineleichtgeschütz(MLG), schwere MGs, Seeziel-FK-Har-poon als Platzhalter und zwei Bordhub-schrauber MH90. Zu den Sensoren zäh-len: Phased Array Multifunktionsradar, IFF Mode S, Elektro-optische Tracker, Infrarot/TV-Überwachung, EloUM-Radar,Unterwasserdrohne, Multifunktionssonar,Navigationsradare, Laserwarnanlage,EloUM COMMMS, Link 11/16/22.

AntriebBei den Antriebsanlage sind für die gefor-derte lange Einsatzdauer von bis zu zweiJahren lange Wartungsintervalle und ge-ringe Wartungsanforderungen zu beden-ken. Daher ist weltweit erstmalig für dieF125 ein elektrischer CODLAG (Combi-ned Diesel-electric And Gasturbine)-An-

trieb vorgesehen. Bis zu 20 kn treibt jederder beiden Elektromotoren eine Welle di-rekt ohne Getriebeübersetzung an. Einmechanischer Gasturbinenantrieb wirdzugeschaltet, um die Höchstgeschwin-digkeit zu erreichen. Die Leistungserzeu-

gung für den Marschantrieb und für dieelektrischen Bordnetze wird in einemEnergiepool zusammengefasst. Dieserwird aus vier robusten, mittelschnell lau-fenden Dieselmotoren mit langen Grund-überholungsintervallen gespeist.Der Energiepool der CODLAG-Anlagereduziert im Vergleich mit den konventio-nellen CODOG/CODAG-Anlagen denWartungsaufwand, da wesentlich weni-ger Zylinder in Betrieb sind. Ein weitererVorteil ist die vereinfachte Ersatzteilhal-tung, da nur ein Dieselmotor-Typ an Bordist; auch die Grundüberholung der Dieselkann an Bord erfolgen.

SpezialkräfteEin Novum an Bord einer Fregatte ist dieIntegration eines Kontingents Spezial-kräfte einschließlich ihrer Ausrüstung.Daher sind neben dem Unterkunftsbe-reich für ein ca. 50-köpfiges KontingentSpezialkräfte ein separater Führungs-

raum und ein eigener Planungsraum vor-gesehen. Stauräume für Waffen und Mu-nition der Spezialkräfte sind vorgesehen.Auch auf dem C-Deck ist Raum für zwei20-Fuß-Container (Ausrüstung und Ma-terial) eingeplant. Die F125 wird auchüber vier Bootsnischen für 33-Fuß-Speedboote (über 40 kn) als Verbrin-gungsmittel für Spezialkräfte verfügen.Zudem können die Spezialkräfte mit denbeiden Bordhubschraubern ins Einsatz-gebiet verbracht werden.

Asymmetrische BedrohungDie Entdeckung, Abwehr und Bekämp-fung von asymmetrischen Bedrohungenkann u.a. mit dem Multifunktionsradarmit erweiterter Nahbereichsauflösung,mit Sonar, Unterwasserdrohnen, Infrarot-Kamera-Überwachungssystem sowiemit elektro-optischen Trackern erfolgen.Auf eine erkannte Bedrohung kann dasEinsatzsystem der F125 durch neuartigeAlgorithmen innerhalb extrem kurzerVorwarnzeiten mit dem entsprechendenWaffeneinsatz (2 x 27-mm-MGL, 5 x12,7-mm-MG) reagieren. Die Waffenwerden derart in das Schiff integriert,

dass eine selektive und weitgehendautomatische Bekämpfung bis auf weni-ge Meter vor der Bordwand möglich ist.Mit zentral gesteuerten Wasserwerfernund Suchscheinwerfern besitzt die F125auch nicht-letale Effektoren.

FazitDer Entwurf der F125 vereint bewährteElemente des Marineschiffbaus wie Mo-dularisierung, Kastenträger oder Abtei-lungsautarkie mit modernsten Konzep-ten zur Intensivnutzung und langen Steh-zeiten in See, Abwehr asymmetrischerBedrohungen und Landzielbekämp-fungsfähigkeit. Wenn der F125-Entwurfin den kommenden Monaten nach ein-gehender Prüfung und intensivem Dialogzwischen BWB, Marine und ARGE F125endgültig abgestimmt und gebilligt seinwird, könnte der Bau der F125 im näch-sten Jahr unter Vertrag genommen wer-den. Dieter Stockfisch

Erprobung Panzerhaubitze 2000 auf Fregatte HESSEN

Teilelektrische Antriebsanlage (CODLAG)

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