Markus Dietrich (Gruppe Weimar)...Image- und Werbefilme für den deutschen und internationalen...

2
52 Verlag Einleitung Vorstellung der Person: · Name (Alter) Markus Dietrich, 29 · Studienzeit in Weimar, 2002-2007 · Studiengang Mediengestaltung · Abschlussarbeitsthema – »Kinder an die Macht« – über die Arbeit mit Kindern am Set (Prof. Kissel und Günter Reisch) · Aktuelle berufliche Tätigkeit – Freier Regisseur und Autor, Gesellschafter der Gruppe Weimar Filmproduktion. Die Gruppe Weimar Filmproduktion wurde 2007 gegründet. Das Team aus vier festen Mitgliedern und wechselnden Koo- perationspartnern entwickelt und produ- ziert Spiel- und Dokumentarfilme, sowie Image- und Werbefilme für den deutschen und internationalen Filmmarkt. Im Spiel- filmbereich liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Produktion von Kinder- und Jugendfilmstoffen für Kino und TV. Warum gingen Sie zum Studium nach Weimar? Ich habe zunächst in Berlin Theaterwis- senschaften und Geschichte studiert, aber nebenher sowohl am Theater als auch beim Film als Regieassistent gearbeitet. Dann gründeten Nico Rehberg und ich MANIAC film, um unsere ersten eigenen Filme zu produzieren. Letztendlich war es dann auch MANIAC film, das uns gemein- sam nach Weimar gehen ließ. Darüber hinaus lockte mich das Projektstudium, das einem die Möglichkeit gibt, verschie- dene Sachen intensiv auszuprobieren. Wie gelang der Schritt vom Studium ins tatsächliche Berufsleben? Wir haben recht früh angefangen, das Studium mit dem Beruf zu verbinden. In meinem Fall hieß das, dass ich immer wie- der bei anderen Filmen außerhalb des Studiums gearbeitet habe und an Aus- schreibungen teilnahm. Dann haben wir 2004 den BMW Kurzfilm Award für »Flieg mich zum Mond« bekommen, was eine Art Initialzündung für MANIAC film war. Wir durften zum ersten Mal in der Bavaria drehen, mit einem Team der Bavaria und auf Super16. Die Kon- takte von damals halten sich zum Teil bis heute. Dann gewannen wir die »mach doch, was du willst« Ausschreibung und drehten »Out- sourcing«. Zum ersten Mal ein hohes Bud- get, ein extrem kurzer Zeitplan und eine Kinoauswertung. Und auch hier das Stich- wort: Networking. Wir hatten unsere Pre- miere auf den Filmfestspielen in Cannes, gewannen den Murnau Kurzfilmpreis und waren dann beinahe ein Jahr auf natio- nalen und internationalen Festivals unter- wegs. Etwas Besseres konnte uns gar nicht passieren. Wir waren permanent von Leu- ten aus der Branche umgeben, die uns kannten, sich an unsere Filme erinnerten und uns daraufhin ansprachen. Das hat den Übergang vom Studium zum Beruf extrem erleichtert und letztendlich auch dazu geführt, dass wir aus MANIAC film die Gruppe Weimar Filmproduktion als GbR gründeten. Und als wir ein Jahr später mit »Mein Robodad« erneut den Sprung auf die Next-Generation Rolle von German Films (die für die deutsche Filmauswertung im Ausland verantwortlich sind) schafften, war klar, dass wir uns mit Gruppe Weimar zumindest ein Stück etabliert hatten. Was konnten Sie aus Ihrem Studium in Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit mitneh- men? Ich glaube Selbstständigkeit. Projektorien- tiertes Studium erfordert ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Selbstorganisa- tion, jeder ist für sich selbst verantwort- lich. Anders als beim heutigen Bachelor war unser Studium noch weniger schulisch organisiert, was für mich ein Vorteil war. Letztendlich musste man immer schauen, wie man sich selbst am besten präsentiert. Das zu lernen halte ich für sehr wichtig. Denn »da draußen« wartet man nicht auf dich, sondern du musst auf dich aufmerk- sam machen. So ist der Filmmarkt und da unterscheiden wir uns ganz sicher auch nicht von anderen Märkten. Wo lagen für Sie die größten Unterschiede zwischen der Theorie an der Universität und dem tatsächlichen Arbeiten in der Praxis? Mein Studium war sehr praktisch ange- legt. Die Mediengestaltung organisiert sich ja über mindestens ein größeres Pro- Markus Dietrich (Gruppe Weimar) Alumni der Bauhaus-Universität Weimar berichten (13) Foto: Hanna Reifgerst Am Set von Teleportation, Rechte bei Schiwago Film, Fotograf: Peter Himsel, zu sehen sind: vlnr – Isabelle Kühn, Till Valentin Winter, Erek Kühn, Urs Zimmermann, Markus Dietrich. Foto: Martin Tuch

Transcript of Markus Dietrich (Gruppe Weimar)...Image- und Werbefilme für den deutschen und internationalen...

Page 1: Markus Dietrich (Gruppe Weimar)...Image- und Werbefilme für den deutschen und internationalen Filmmarkt. Im Spiel-filmbereich liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Produktion

52

Ver

lag

Einleitung

Vorstellung der Person:

· Name (Alter) Markus Dietrich, 29

· Studienzeit in Weimar, 2002-2007

· Studiengang Mediengestaltung

· Abschlussarbeitsthema – »Kinder an die

Macht« – über die Arbeit mit Kindern

am Set (Prof. Kissel und Günter Reisch)

· Aktuelle berufliche Tätigkeit – Freier

Regisseur und Autor, Gesellschafter der

Gruppe Weimar Filmproduktion.

Die Gruppe Weimar Filmproduktion

wurde 2007 gegründet. Das Team aus vier

festen Mitgliedern und wechselnden Koo-

perationspartnern entwickelt und produ-

ziert Spiel- und Dokumentarfilme, sowie

Image- und Werbefilme für den deutschen

und internationalen Filmmarkt. Im Spiel-

filmbereich liegt der Schwerpunkt auf der

Entwicklung und Produktion von Kinder-

und Jugendfilmstoffen für Kino und TV.

Warum gingen Sie zum Studium nach Weimar?

Ich habe zunächst in Berlin Theaterwis-

senschaften und Geschichte studiert, aber

nebenher sowohl am Theater als auch

beim Film als Regieassistent gearbeitet.

Dann gründeten Nico Rehberg und ich

MANIAC film, um unsere ersten eigenen

Filme zu produzieren. Letztendlich war es

dann auch MANIAC film, das uns gemein-

sam nach Weimar gehen ließ. Darüber

hinaus lockte mich das Projektstudium,

das einem die Möglichkeit gibt, verschie-

dene Sachen intensiv auszuprobieren.

Wie gelang der Schritt vom Studium ins tatsächliche Berufsleben?

Wir haben recht früh angefangen, das

Studium mit dem Beruf zu verbinden. In

meinem Fall hieß das, dass ich immer wie-

der bei anderen Filmen außerhalb des

Studiums gearbeitet habe und an Aus-

schreibungen teilnahm. Dann haben wir

2004 den BMW Kurzfilm Award für »Flieg

mich zum Mond« bekommen, was eine

Art Initialzündung

für MANIAC film

war. Wir durften

zum ersten Mal in

der Bavaria drehen,

mit einem Team

der Bavaria und auf

Super16. Die Kon-

takte von damals

halten sich zum Teil

bis heute. Dann

gewannen wir die »mach doch, was du

willst« Ausschreibung und drehten »Out-

sourcing«. Zum ersten Mal ein hohes Bud-

get, ein extrem kurzer Zeitplan und eine

Kinoauswertung. Und auch hier das Stich-

wort: Networking. Wir hatten unsere Pre-

miere auf den Filmfestspielen in Cannes,

gewannen den Murnau Kurzfilmpreis und

waren dann beinahe ein Jahr auf natio-

nalen und internationalen Festivals unter-

wegs. Etwas Besseres konnte uns gar nicht

passieren. Wir waren permanent von Leu-

ten aus der Branche umgeben, die uns

kannten, sich an unsere Filme erinnerten

und uns daraufhin ansprachen. Das hat

den Übergang vom Studium zum Beruf

extrem erleichtert und letztendlich auch

dazu geführt, dass wir aus MANIAC film

die Gruppe Weimar Filmproduktion als

GbR gründeten. Und als wir ein Jahr später

mit »Mein Robodad« erneut den Sprung

auf die Next-Generation Rolle von German

Films (die für die deutsche Filmauswertung

im Ausland verantwortlich sind) schafften,

war klar, dass wir uns mit Gruppe Weimar

zumindest ein Stück etabliert hatten.

Was konnten Sie aus Ihrem Studium in Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit mitneh-men?

Ich glaube Selbstständigkeit. Projektorien-

tiertes Studium erfordert ein hohes Maß

an Selbstständigkeit und Selbstorganisa-

tion, jeder ist für sich selbst verantwort-

lich. Anders als beim heutigen Bachelor

war unser Studium noch weniger schulisch

organisiert, was für mich ein Vorteil war.

Letztendlich musste man immer schauen,

wie man sich selbst am besten präsentiert.

Das zu lernen halte ich für sehr wichtig.

Denn »da draußen« wartet man nicht auf

dich, sondern du musst auf dich aufmerk-

sam machen. So ist der Filmmarkt und da

unterscheiden wir uns ganz sicher auch

nicht von anderen Märkten.

Wo lagen für Sie die größten Unterschiede zwischen der Theorie an der Universität und dem tatsächlichen Arbeiten in der Praxis?

Mein Studium war sehr praktisch ange-

legt. Die Mediengestaltung organisiert

sich ja über mindestens ein größeres Pro-

Markus Dietrich (Gruppe Weimar)Alumni der Bauhaus-Universität Weimar berichten (13)

Foto: Hanna Reifgerst

Am Set von Teleportation, Rechte bei Schiwago Film, Fotograf: Peter Himsel, zu sehen sind: vlnr – Isabelle Kühn, Till Valentin Winter, Erek Kühn, Urs Zimmermann, Markus Dietrich. Foto: Martin Tuch

Page 2: Markus Dietrich (Gruppe Weimar)...Image- und Werbefilme für den deutschen und internationalen Filmmarkt. Im Spiel-filmbereich liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Produktion

53

Ver

lag

jekt pro Semester, ob bei einem Professor

oder einem Praktiker aus der jeweiligen

Branche. Vielleicht müsste man im Hin-

blick auf die Praxis den Fokus noch stär-

ker auf das filmische/mediale Handwerk

legen. Das wird immer unterschätzt und

mit der Kunst entschuldigt. Aber das

Handwerk legt die Grundlagen. Wenn ich

das Medium verstehe und dessen Sprache

beherrsche, kann ich immer noch gegen

die Regeln rebellieren. Aber vielleicht wird

diese Schiene durch das BFI wieder stärker

in den Vordergrund gerückt.

Welche langfristigen beruflichen Perspek-tiven schweben Ihnen vor?Natürlich träumt jeder vom großen Film –

was auch immer das heißt. Für uns steht

natürlich unser erster Kinofilm, der gerade

in der Vorbereitung ist, an erster Stelle.

Hier müssen wir jetzt beweisen, ob wir

auch im langen Format die Erwartungen

erfüllen können. Und auch hier lernt man

wieder, wie grausam der offene Markt sein

kann. In Deutschland kommen jedes Jahr

ca. 500 Filme in die Kinos. Eine wahn-

sinnige Zahl. Was im Kurzfilm noch spie-

lerisch funktioniert, ist dann knallhartes

Geschäft. Es geht um Zahlen, Zuschauer,

marktwirtschaftliche Faktoren, nicht so

stark um eine außerordentliche künstle-

rische Leistung. Da muss man durch – und

bestehen. Und dann? Filme machen, Filme

machen, Filme machen...

Sind bis heute Kontakte zu Professoren oder Kommilitonen geblieben?

Ganz eindeutig: Ja. Wir haben uns auch

entschieden in Weimar zu bleiben, um mit

Studenten oder Absolventen, mit denen es

seit Jahren eine professionelle Verbunden-

heit und auch Freundschaft gibt, weiter

arbeiten zu können. Ich habe seit meinem

Studium einen festen Pool an Leuten,

mit denen ich die Projekte zusammen

bestreite. Wir haben uns über die Zeit eine

gemeinsame Sprache erarbeitet, wir kön-

nen uns aufeinander verlassen. Und dieses

Vertrauen ist wirklich Luxus.

Was sind die prägendsten Erinnerungen an Ihre Studienzeit in Weimar?

Das ist eine Frage für meine Memoiren,

die vielleicht in 50 Jahren geschrieben

werden. Ich bin ja noch nicht allzu lange

mit dem Studium fertig. Der Berlinale

Talent Campus stand in diesem Jahr unter

dem Motto »Turning Points«. Und die Zeit

meines Studiums in Weimar war voller

»Turning Points«, professioneller und auch

privater Natur.

Herr Dietrich, vielen Dank für das Gespräch.

Mit Markus Dietrich sprach Antje Klahn,

Referentin für Presse- und Öffentlichkeits-

arbeit der Fakultät Medien.

Szenenbild aus Mein Robodad, Rechte bei Gruppe Weimar Filmproduktion. Foto: Axel Clemens

Szenebild aus Teleportation, Rechte bei Schiwago Film. Foto: Christoph Busse

Szenebild aus Flieg mich zum Mond, Rechte bei Gruppe Weimar Filmproduktion, Foto: Nico Rehberg