MARLIS PETERSEN CAMILLO RADICKE - Elbphilharmonie€¦ · Weißer Jasmin op. 31/3...

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MARLIS PETERSEN CAMILLO RADICKE 11. SEPTEMBER 2017 ELBPHILHARMONIE KLEINER SAAL

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MARLIS PETERSEN CAMILLO RADICKE

11 . SEPTEMBER 2017ELBPHILHARMONIE KLEINER SAAL

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Montag, 11. September 2017 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal

18:30 Uhr | Einführung mit Meike Pfister im Kleinen Saal

MARLIS PETERSEN SOPRAN

CAMILLO RADICKE KLAVIER

»LES CHEMINS DE L’AMOUR« DIE WEGE DER LIEBE IM FRANZÖSISCHEN KUNSTLIED Jean-Paul-Égide Martini (1741–1816) Plaisir d’amour Gabriel Fauré (1845–1924) Chanson d’amour op. 27/1 Adieu op. 21/3 Toujours op. 21/2 Après un rêve op. 7/1 Notre amour op. 23/2 Henri Duparc (1848–1933) Sérénade florentine Extase Chanson triste Reynaldo Hahn (1874–1947) À Chloris Le rossignol des lilas L’enamourée Le printemps Francis Poulenc (1899–1963) Les chemins de l’amour FP 106

Pause

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»BLÜHENDES HAT SICH BEGEBEN …« ZWÖLF AUSGEWÄHLTE LIEDER VON RICHARD STRAUSS Richard Strauss (1864–1949) Die erwachte Rose AV 66 Rote Rosen AV 76 Weißer Jasmin op. 31/3 Frühlingsgedränge op. 26/1

Mädchenblumen op. 22 Kornblumen Mohnblumen Efeu Wasserrose

Die Verschwiegenen op. 10/6 Die Zeitlose op. 10/7 Die Georgine op. 10/4 Kling! op. 48/3

Ende gegen 21:45 Uhr

Die durch die aktuelle Renovierung des Foyers des Kleinen Saales entstehenden Unannehmlichkeiten bitten wir zu entschuldigen.

Wir gratulieren der Stadt Hamburg, ihren Bürgern und allen Beteiligtenzur gelungenen großartigen Komposition der

Elbphilharmonie,dem Konzerthaus vonweltweiter Bedeutung.

Alles, was zählt.Auch in der Elbphilharmonie.

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MARLIS PETERSEN SOPRANDie vielseitige Sängerin Marlis Petersen, deren Repertoire von Klassik bis zu zeitgenössischer Musik reicht, ist auf allen großen Bühnen in Europa und den USA zu hören. Bei den Salzburger Festspielen debütierte sie 2006 als Elisa in Mozarts Il re pastore, 2009 und 2011 folgte die Susanna in Claus Guths Neupro-duktion von Le nozze di Figaro. Große Erfolge feierte sie auch mit Bergs Lulu, die sie unter anderem an der Wiener Staatsoper, in Chicago und München, an der New Yorker Met und auch hier in Hamburg sang.

Sie verkörperte außerdem Zerbinetta (Ariadne auf Naxos) an der Royal Opera Covent Garden, Zdenka (Arabella) bei den Münchner Opernfestspielen, Adele (Die Fledermaus) in Paris, Chicago und an der Met sowie Konstanze (Die Entfüh-rung aus dem Serail) und Donna Anna (Don Giovanni) in Aix-en-Provence. Zudem wirkte sie in den Uraufführungen von Henzes Phaedra in Berlin, Trojahns La grande magia in Dresden sowie in Reimanns Medea an der Wiener Staatsoper mit. Im Theater an der Wien gestaltete sie alle Frauenfiguren in Offenbachs Les contes d’Hoffmann, wirkte in der Uraufführung von Anno Schreiers Hamlet mit und wurde als Elettra in Mozarts Idomeneo und in Verdis La Traviata bejubelt. Opern-Highlights der Saison 2017/2018 sind La Straniera im Theater an der Wien sowie Lehárs Lustige Witwe am Frankfurter Opernhaus.

Im Konzertbereich tritt Marlis Petersen mit so namhaften Orchestern wie den Wiener und Berliner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayeri-schen Rundfunks oder dem Royal Concertgebouw Orchestra und der Staatska-pelle Dresden auf. Dies ermöglichte ihr die Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Lorin Maazel, Zubin Mehta, Ingo Metzmacher, Kirill Petrenko, Sir Simon Rattle und Nikolaus Harnoncourt.

Zukünftige Höhepunkte beinhalten Konzerte beim Richard-Strauss-Festival in Garmisch, beim Grafenegg-Festival und beim Beethovenfest in Bonn. Des Weite-ren wird sie mit Beethovens Leonore unter der Leitung von René Jacobs in Wien, Brüssel, Amsterdam, Baden-Baden, Köln und Paris auftreten. Liederabende füh-ren Marlis Petersen zur Schubertiade nach Schwarzenberg, zur Mozartwoche Salzburg, in den Pierre-Boulez-Saal Berlin und in die Londoner Wigmore Hall. Ihr Soloalbum mit Goethe-Liedern, die sich auf das »ewig Weibliche« beziehen, wurde von Publikum und Presse hochgelobt.

DIE KÜNSTLER

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CAMILLO RADICKE KLAVIER

Der Pianist Camillo Radicke erhielt seine musikalische Ausbil-dung in seiner Heimatstadt Dresden. Seit seinen Auszeichnun-gen beim internationalen Chopin-Klavierwettbewerb in Palma de Mallorca (1990) sowie in Athen (1992) und Vercelli (1992) führt ihn eine umfang reiche Konzerttätigkeit als Solist und Kammer-musiker in zahlreiche Länder Europas, in den Nahen Osten, nach Kuba, Südamerika, Japan, Korea und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Er gastierte bei zahlreichen internationa-len Festivals wie den Salzburger Festspielen, Dresdner Musik-festspiele, dem Klavierfestival Ruhr, Beethoven Fest Bonn, Edin-burgh Festival, Rheingau Musik Festival und der Schubertiade Schwarzenberg.

In Konzerten mit Orchestern wie der Staatskapelle Dresden, den Stuttgarter Philharmonikern und dem Münchner Kammer-orchester musizierte er unter Dirigenten wie Marek Janowski, Gerd Albrecht und Juri Temirkanow. Dabei trat Camillo Radicke in so renommierten Konzertsälen dem Concertgebouw Amster-dam, der Cité de la Musique in Paris, der Berliner Philharmonie, dem Herkulessaal München, der Wigmore Hall London, dem Musikverein und dem Konzerthaus Wien sowie in der Mailän-der Scala, der Metropolitan Opera New York, der Pariser Oper und Dresdner Frauenkirche auf.

Im Mozart-Jahr 2006 führte er gemeinsam mit Wolfgang Hentrich (Erster Konzertmeister der Dresdner Philharmonie) erfolgreich sämtliche Sonaten für Klavier und Violine von Mozart in Dresden auf. Außerdem war er Jurymitglied beim 55. Interna-tionalen Musikwettbewerb der ARD in München.

Als Liedpianist war und ist Camillo Radicke Partner von Sän-gerinnen und Sängern wie Juliane Banse, René Pape, Peter Schreier, Olaf Bär, Werner Güra, Konrad Jarnot, Anke Vondung, Ruth Ziesak, Stella Doufexis und Piotr Beczała.

DIE KÜNSTLER

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IM HERZEN FRANKREICHS

Die Wege der Liebe im französischen Kunstlied

»Paris ist ein Fest fürs Leben.« Dieses Zitat von Ernest Heming-way beschreibt, wie sehr es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der französischen Hauptstadt pulsierte. Künstler und Intel-lektuelle trafen sich in den Salons oder Cafés. Selten standen die Künste in so enger Wechselwirkung wie damals, näherten sich im Ausdruck und regten sich gegenseitig an. Marlis Peter-sen entführt die Zuhörer im ersten Teil ihres Liederabends auf eine musikalische Reise mitten in das Herz Frankreichs: In der »Stadt der Liebe« haben die Komponisten die verschlungenen Wege des Lebens in betörenden Chansons eingefangen.

Noch Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Franzosen ihr Problem mit dem grassierenden Wagner-Taumel, der die ori-ginär französische Musikproduktion im Keim erstickt hatte. Die Lösung dafür war 1871 die Gründung der »Société nationale de musique«. Neben der Instrumentalmusik blühte nun auch das Kunstlied auf. Im Vergleich zu seinem deutschen Pendant war das französische Lied damals auf einen anderen Zungenschlag bedacht: verspielter, leichtblütiger, mitunter verträumt und sen-timental. Und die Komponisten suchten ihre literarischen Vorla-gen besonders in der Liebeslyrik. Zahlreiche, heute oft verges-sene Dichter tummelten sich in den Pariser Künstlerkreisen. Und dabei wanderte regelmäßig das eine oder andere Manu-skript über den Cafétisch zu den Komponisten.

Einer der Väter des französischen Kunstliedes war Gabriel Fauré. In seinen Vertonungen blüht die verzaubernde Fin-de-Siècle-Aura oft aus einer scheinbar endlos dahinströmenden Melodie auf – zu hören etwa in seinem Chanson d’amour, in dem er die Gefühlslage dieser Liebeserklärung musikalisch einge-fangen hat. Auch Henri Duparc hat das französische Liedschaf-fen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachhaltig geprägt. Er war bekannt für seine blumig-atmosphärische Tonsprache. Obwohl er noch unter dem Einfluss Wagners stand, atmen seine

Lieder bereits den Geist des Impressionismus und verschmel-zen subtil alle Sinne und Künste mit außerordentlicher Sugges-tionskraft, sei es im aufgewühlten Lied Extase oder im grüble-rischen Chanson triste.

Die Liebe hat natürlich auch ihre Schattenseiten. So heißt es etwa im berühmten Lied Plaisir d’amour, das bereits 1785 von Jean Paul Martini (ursprünglich aus der Pfalz stammend) ver-tont wurde: »Es währt der Liebe Glück nur einen Augenblick; doch selbst die Ewigkeit tilgt nicht der Liebe Leid.« Die Pfade der Liebe mit all ihren Höhen und Tiefen sind auch Thema in den Chansons von Reynaldo Hahn. Er gehörte zu den belieb-ten Repräsentanten der Belle Époque. Regelrecht unsterblich gemacht hat er sich mit der Ode À Chloris auf ein Gedicht aus dem 17. Jahrhundert: eine bezaubernde, im Stil einer barocken Air gestaltete Hymne auf die Göttin der Blüte.

Neben Dichterkreisen wie den »Parnassiens« gab es ab 1920 die »Groupe des Six«, die die klassische Einfachheit wiederbe-leben wollte und ironisch eine »Musik ohne Sauerkraut« for-derte. Dennoch schrieb Francis Poulenc, einer von ihnen, auch betont unterhaltende Stücke. Es hieß über ihn: »In Poulenc wohnen zwei Seelen – die eines Mönchs und die eines Lausbu-ben.« Wesentliches Element seiner Musik ist die Melodie, die direkt ins Ohr geht – etwa im Chanson Les chemins de l’amour, das titelgebend für den ersten Teil dieses Abends ist und ihn mit einer charmanten Mischung aus sinnenfrohem Walzer und melancholischen Worten des Dichters Jean Anouilh beendet: »Wege meiner Liebe, Euch suche ich immer noch.«

Gabriel Fauré, einer der Väter des französischen Kunstliedes

Henri Duparc

Reynaldo Hahn

Francis Poulenc

DIE MUSIK – TEIL 1

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JEAN PAUL AEGIDE MARTINI

Plaisir d’amour Text: Jean-Pierre Claris de Florian (1755–1794)

Plaisir d’amour ne dure qu’un moment;Chagrin d’amour dure toute la vie.

J’ai tout quitté pour l’ingrate Sylvie.Elle me quitte et prend un autre amant.

Plaisir d’amour ne dure qu’un moment;Chagrin d’amour dure toute la vie.

Tant que cette eau coulera doucement;Vers ce ruisseau qui borde la prairie,

Je t’aimerai me répétait Sylvie:L’eau coule encore, elle a changé pourtant.

Plaisir d’amour ne dure qu’un moment;Chagrin d’amour dure toute la vie.

Liebesglück

Es währt der Liebe GlückNur einen Augenblick;Doch selbst die EwigkeitTilgt nicht der Liebe Leid.

Um Sylvien, die Ungetreue,Verließ ich Alles. – Aber ach,Jetzt überlässt sie mich der Reue;Flieht andern Knaben nach.

Es währt der Liebe GlückNur einen Augenblick;Doch selbst die EwigkeitTilgt nicht der Liebe Leid.

»Sieh«, sprach sie einst zu mir,»Wie hell dies Bächlein hierDurch Blumen-Ufer rinnt,So bin auch ich gesinnt;

»Will stets mit SilberhelleMein ganzes Herz dir weihn!« – Noch immer, immer fließt die Quelle;Doch sie ist nicht mehr mein.

Es währt der Liebe GlückNur einen Augenblick;Doch selbst die EwigkeitTilgt nicht der Liebe Leid.

Übersetzung: August Gottlieb Meißner

GABRIEL FAURÉ

Chanson d’amour Text: Paul-Armand Silvestre (1837–1901)

J’aime tes yeux, j’aime ton front,Ô ma rebelle, ô ma farouche,J’aime tes yeux, j’aime ta boucheOù mes baisers s’épuiseront.

J’aime ta voix, j’aime l’étrangeGrâce de tout ce que tu dis,Ô ma rebelle, ô mon cher ange,Mon enfer et mon paradis!

J’aime tout ce qui te fait belle,De tes pieds jusqu’à tes cheveux,Ô toi vers qui montent mes voeux,Ô ma farouche, ô ma rebelle!

Liebenslied

Ich liebe deine Augen, ich liebe deine Stirn,oh meine Rebellin, meine Wilde,ich liebe deine Augen, ich liebe deinen Mund,auf dem sich meine Küsse erschöpfen.

Ich liebe deine Stimme, ich liebe den seltsamenCharme, alles dessen, was du sagst.oh meine Rebellin, mein lieber Engel,Meine Hölle und mein Paradies!

Ich liebe alles das, was dich schön macht;ich liebe dich von Kopf bis Fuß,oh du, zu der meine Wünsche emporsteigen,oh meine Wilde, meine Rebellin!

Übersetzung: Nele Gramss

LIEDTEXTE – TEIL 1

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AdieuText: Charles Jean Grandmougin (1850–1930)

Comme tout meurt vite, la roseDéclose,Et les frais manteaux diaprésDes prés;Les longs soupirs, les bienaimées,Fumées!

On voit dans ce monde légerChanger,Plus vite que les flots des grèves,Nos rêves,Plus vite que le givre en fleurs,Nos coeurs!

À vous l’on se croyait fidèle,Cruelle,Mais hélas! les plus longs amoursSont courts!Et je dis en quittant vos charmes,Sans larmes,Presqu’au moment de mon aveu,Adieu!

Abschied

So schnell alles stirbt,vergeht die Rose,und das bunt schillernde Kleidder Wiesen;die langen Seufzer,die Vielgeliebten – verraucht!

Man sieht, wie in dieservergänglichen Weltschneller als die wogenden Gestadeunsere Träume sich wandeln,schneller als der Reif auf der Blüteunsere Herzen.

Dir gedachte ich treu zu sein,Grausame,doch ach! Auch die längste Liebeist kurz!Ich entschwinde deinem Charmeohne Tränenund sage, während ich’s gestehe,dir Adieu!

Übersetzung: Eckhardt van den Hoogen

ToujoursText: Karl Stieler (1842–1885)

Vous me demandez de me taire,De fuir loin de vous pour jamais,Et de m’en aller, solitaire,Sans me rappeler qui j’aimais!

Demandez plutôt aux étoilesDe tomber dans l’immensité,À la nuit de perdre ses voiles,Au jour de perdre sa clarté.

Demandez à la mer immenseDe dessécher ses vastes flots,Et, quand les vents sont en démence,D’apaiser ses sombres sanglots!

Mais n’espérez pas que mon âmeS’arrache à ses âpres douleursEt se dépouille de sa flamme Comme le printemps de ses fleurs!

Für immer

Schweigen soll ich, verlangst du von mir,für immer mich weit von dir entfernen,verschwinden soll ich ganz alleinund die vergessen, die ich liebte!

Verlange eher von den Sternen,in die Unendlichkeit zu stürzen,von der Nacht, ihre Schattenund vom Tag, sein Licht aufzugeben.

Verlange vom unermesslichen Meer,die mächtigen Wellen auszutrocknen,und vom Wind, der wahnwitzig tobt,sein düsteres Seufzen zu lassen!

Doch hoffe nicht, dass meine Seelesich kommenden Schmerzen entziehtund sich seiner Glut beraubtwie’s der Frühling mit den Blüten tut!

Übersetzung: Eckhardt van den Hoogen

LIEDTEXTE

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Après un rêve Text: Romain Bussine (1830–1899)

Dans un sommeil que charmait ton imageJe rêvais le bonheur, ardent mirage,Tes yeux étaient plus doux,Ta voix pure et sonore,Tu rayonnais comme un cielÉclairé par l’aurore;

Tu m’appelais et je quittais la terrePour m’enfuir avec toi vers la lumière,Les cieux pour nous entr’ouvraient leurs nues,Splendeurs inconnues, lueurs divinesEntrevues.

Hélas! Hélas! triste réveil des songesJe t’appelle, ô nuit, rends moi tes mensonges,Reviens, reviens radieuse,Reviens ô nuit mystérieuse.

Nach einem Traum gedichtet

Im Schlaf, von deinem Bild verzaubert,Träumt’ ich vom Glück, der glühend’ Vision,Rein und tief war deine Stimme,Sanft war dein Blick,Wie der Himmel von der MorgenröteStrahltest du.

Du riefst mich, und hinter mir ließ ich die Erde,Um mit dir zu fliehen hin zum Licht,Uns schloss der Himmel seine Wolken auf,Ungeahnte Pracht, göttliches Leuchten,kurz erspäht.

Ach, ach, trauriges Erwachen vom Traume,Oh Nacht, gib mir deine Lügen wieder,Komm zurück, komm zurück, Strahlende,Komm zurück, geheimnisvolle Nacht.

Übersetzer unbekannt

Notre amour Text: Paul-Armand Silvestre

Notre amour est chose légèreComme les parfums que le ventPrend aux cimes de la fougèrePour qu’on les respire en rêvant.– Notre amour est chose légère!

Notre amour est chose charmante,Comme les chansons du matinOù nul regret ne se lamente,Où vibre un espoir incertain.– Notre amour est chose charmante!

Notre amour est chose sacréeComme les mystères des boisOù tressaille une âme ignorée,Où les silences ont des voix.– Notre amour est chose sacrée!

Notre amour est chose infine,Comme les chemins des couchantsOù la mer, aux cieux réunie,S’endort sous les soleils penchants.Notre amour est chose infine!

Notre amour est chose éternelleComme tout ce qu’un dieu vainqueurA touché du feu de son aile,Comme tout ce qui vient du coeur,– Notre amour est chose éternelle!

Unsre Liebe

Unsre Liebe ist federleichtWie die Düfte, die der Windher weht aus der Farne Spitzen,Auf dass träumend wir sie atmen.– Unsre Liebe ist federleicht.

Unsre Liebe ist zauberhaftWie die Lieder früh am MorgenWenn nicht Reue noch Bedauern klingtWenn eine vage Hoffnung singt.– Unsre Liebe ist zauberhaft.

Unsre Liebe ist heiligWie die Dunkelheit der Wälder,Wo vergessen eine Seele bebt,Wo die Stille Stimmen hat.– Unsre Liebe ist heilig.

Unsre Liebe ist endlosWie die Sonnenuntergänge,Wo das Meer, dem Himmel neuvermählt,Auf sinkenden Sonnen einschläft.– Unsre Liebe ist endlos.

Unsre Liebe ist ewigWie alls, was ein Gott siegreichMit seiner Flügel Flamme trifft,Wie alles, was von Herzen kommt.– Unsre Liebe ist ewig.

Übersetzer unbekannt

LIEDTEXTE

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HENRI DUPARC

Sérénade florentine Text: Henri Cazalis (1840–1909)

Étoile dont la beauté luitComme un diamant dans la nuit,Regarde vers ma bien-aiméeDont la paupière s’est fermée.Et fais descendre sur ses yeuxLa bénédiction des cieux.Elle s’endort... Par la fenêtreEn sa chambre heureuse pénètre;Sur sa blancheur, comme un baiser,Viens jusqu’à l’aube te poserEt que sa pensée, alors, rêveD’un astre d’amour qui se lève!

Extase Text: Henri Cazalis

Sur un lys pâle mon coeur dortD’un sommeil doux comme la mort,Mort exquise, mort parfuméeDu souffle de la bien aimée.Sur ton sein pâle mon coeur dort D’un sommeil doux comme la mort.

O Stern, dessen Schönheit wie ein Diamant die dunkle Nacht erhellt,Schau nach meiner Geliebten, deren Lider geschlossen sind.Sende herab zu ihren Augendie Segnungen des Himmels.Sie schläft … Durch das Fenster sink’ herab’ in ihre Kemenateauf ihre Reinheit wie ein Kuss,verweile bis zur Morgendämmerungund lass sie träumen vom aufsteigenden Stern der Liebe.

Übersetzung: Heidi Rogge

Auf einer bleichen Lilie schläft mein Herzin einem Schlaf so sanft wie der Tod,ein herrlicher Tod, ein Tod, der duftetnach dem Atem meiner Geliebten.An deiner bleichen Brust schläft mein Herzin einem Schlaf so sanft wie der Tod.

Chanson triste Text: Henri Cazalis

Dans ton coeur dort un clair de lune,Un doux clair de lune d’été,Et pour fuir la vie importune,Je me noierai dans ta clarté.

J’oublierai les douleurs passées,Mon amour, quand tu bercerasMon triste coeur et mes penséesDans le calme aimant de tes bras.

Tu prendras ma tête malade,Oh! Quelquefois, sur tes genoux,Et lui diras une balladeQui semblera parler de nous;

Et dans tes yeux pleins de tristesse,Dans tes yeux alors je boiraiTant de baisers et de tendressesQue peut-être je guérirai.

In deinem Herzen schläft ein Mondenschein,Ein sanfter Sommermondenschein.Und zu entfliehen dem beschwerlichen Leben,Werd’ ich in deiner Helle ertrinken.

Vergangnes Leid werd’ ich vergessen,Wenn Du, mein Liebes,Mein trauriges Herz und mein DenkenIn der zärtlichen Stille deiner Arme wiegst.

Mein krankes Haupt wirst du dann nehmen,O, manchmal auf deinen Schoß,Und ihm eine Ballade singen,Die von uns zu sprechen scheint;

Aus deinen Augen voller Trauer,Aus deinen Augen schöpfe ich dannSo viel Kuss und Zärtlichkeit,Dass ich vielleicht gesunde.

Übersetzung: Hilla Maria Heintz

LIEDTEXTE

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REYNALDO HAHN

À Chloris Text: Théophile de Viau (1590–1626)

S’il est vrai, Chloris, que tu m’aimes,Mais j’entends, que tu m’aimes bien,Je ne crois pas que les rois mêmesAient un bonheur pareil au mien.Que la mort serait importuneÀ venir changer ma fortunePour la félicité des cieux!Tout ce qu’on dit de l’ambroisieNe touche point ma fantaisieAu prix des grâces de tes yeux.

Le Rossignol des lilas Text: Léopold Dauphin (1847–1925)

Ô premier rossignol qui viensdans les lilas, sous ma fenêtre,ta voix m’est douce à reconnaître!Nul accent n’est semblable au tien!

Fidèle aux amoureux liens,trille encore, divin petit être! Ô premier rossignol qui viensdans les lilas, sous ma fenêtre!

Nocturne ou matinal, combienton hymne à l’amour pénètre!Tant d’ardeur fait en moi renaîtrel’écho de mes avrils anciens,ô premier rossignol qui viens!

Wenn es stimmt, Chloris, dass du mich liebst,Und ich vermute, dass du mich magst,Dann haben selbst Könige vermutlich nichtEin Glück, dem meinen vergleichbar.Wie ungelegen käme der Tod,Wandelte er mein GlückIn himmlische Seligkeit!Alles, was man von Ambrosia sagt,Gibt meiner Fantasie nicht die geringste Nahrung,Im Vergleich zur Anmut deiner Augen.

Übersetzung: Hilla Maria Heintz

Oh erste Nachtigall,Die in den Flieder unter meinem Fenster kommt,Wie süß mir deine Stimme wieder klingt!Kein Tonfall gleicht dem Deinen.

Getreu den LiebesbandenTrillere wieder, göttliches kleines Geschöpf!Oh erste Nachtigall, dieIn den Flieder unter meinem Fenster kommt!

Nächtens oder morgens,Wie durchströmt mich dein Liebesgesang!So viel Inbrunst lässt in mirDas Echo einstiger Apriltage widerhallen,Oh erste Nachtigall!

Übersetzung: Hilla Maria Heintz

L’enamourée Text: Théodore Faullin de Banville (1823–1891)

Ils se disent, ma colombe,Que tu rêves, morte encore,Sous la pierre d’une tombe:Mais pour l’âme qui t’adoreTu t’éveilles ranimée,Ô pensive bien-aimée!

Par les blanches nuits d’étoiles,Dans la brise qui murmure,Je caresse tes longs voiles,Ta mouvante chevelure,Et tes ailes demi-closesQui voltigent sur les roses.

Ô délices! je respireTes divines tresses blondes;Ta voix pure, cette lyre,Suit la vague sur les ondes,Et, suave, les effleure,Comme un cygne qui se pleure!

Sie sagen, mein Täubchen,Du bist immer noch tot und träumend unter Deinem Grabstein,aber Du erwachst zu neuem Lebenfür die Seele die Dich anbetet,meine versonnene Geliebte!

In schlaflosen Nächten,in murmelnder Brisestreichle ich Deine langen Schleier,Dein wehendes Haar,Deine halbgeschlossenen Flügel, diezwischen den Rosenblättern flattern.

Oh Köstlichkeit! Mein Atem in deinengöttlichen blonden Strähnen ...Deine klare Stimme, der Lyra gleichschwebt auf dem schwellenden Wasser,kräuselt die Oberfläche zart und weichwie ein klagender Schwan.

Übersetzer unbekannt

LIEDTEXTE

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Le printemps Text: Théodore Faullin de Banville

Te voilà, rire du Printemps!Les thyrses des lilas fleurissent.Les amantes, qui te chérissentdélivrent leurs cheveux flottants.

Sous les rayons d’or éclatantsles anciens lierres se flétrissent.Te voilà, rire du Printemps!Les thyrses des lilas fleurissent.

Couchons-nous au bord des étangs,que nos maux amers se guérissent!Mille espoirs fabuleux nourrissentnos coeurs émus et palpitants.Te voilà, rire du Printemps!

Da bist du wieder, Frühlingslachen!Der Flieder erblüht.Liebende, die dich vergöttern,Lösen ihr wallendes Haar.

Bei strahlendem SonnenscheinAlter Efeu welkt.Da bist du wieder, Frühlingslachen!Der Flieder erblüht.

Lasst uns an Teichen lagern,Dass unsere Bitternisse heilen!Von tausendfacher Hoffnung genährtUnsere pochenden gerührten Herzen.Da bist du wieder, Frühlingslachen!

Übersetzung: Hilla Maria Heintz

FRANCIS POULENC

Les chemins de l’amour Text: Jean Anouilh (1910–1987)

Les chemins qui vont à la mer Ont gardé de notre passage, Des fleurs effeuilléesEt l’écho sous leurs arbres, De nos deux rires clairs. Hélas! des jours de bonheur, Radieuses joies envolées,Je vais sans retrouver traces Dans mon cœur.

Chemins de mon amour, Je vous cherche toujours, Chemins perdus, vous n’êtes plus Et vos échos sont sourds. Chemins du désespoir,Chemins du souvenir, Chemins du premier jour, Divins chemins d’amour.

Si je dois l’oublier un jour, La vie effaçant toute chose, Je veux, dans mon cœur qu’un souvenir repose, Plus fort que l’autre amour. Le souvenir du chemin, Où tremblante et toute éperdue Un jour j’ai senti sur moi Brûler tes mains.

Die Wege hinab zum Meerbehalten noch von unserem Vorbeigehenentblätterte Blumen;und unter den Bäumen das Echo unseres hellen Lachens.Ach! Glückliche Tageverwehtes, freudestrahlendes Glück.Ich gehe und finde keine Spur mehr davonin meinem Herzen.

Wege meiner Liebe,Euch suche ich immer noch.Verlorene Wege, Euch gibt es nicht mehr.Euer Echo ist dumpfWege der VerzweiflungWege der ErinnerungWege des ersten TagesGöttliche Wege der Liebe.

Wenn ich einst vergessen muss – da das Leben alle Erinnerung verwischt,möchte ich im Herzen dies eine behalten,stärker als jede andere Liebe. Die Erinnerung an den Weg, wo ich zitternd, außer mir damals deine heißen Hände auf mir spürte.

Übersetzung: Heidi Rogge

LIEDTEXTE

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BLÜHENDES HAT SICH BEGEBEN

Zwölf ausgewählte Lieder von Richard Strauss

Der zweite Teil des Programms beleuchtet auf wahrlich »blumige« Weise das Schaffen von Richard Strauss zur Zeit des Fin de Siècle. Auch als längst die Moderne einzog, blieb dieser der spätromantischen Tonsprache treu. Zeitgenos-sen nannten den gebürtigen Münchner den »letzten Ritter der Tonalität«. Sein ganzes Leben lang vertonte Strauss Gedichte, was auch damit zusammenhing, dass seine Frau Pauline eine ausgezeichnete Sängerin war. Mit ihr unternahm er ausgedehnte Konzertreisen, wobei er sie am Flügel begleitete. Doch schrieb er schon Lieder, bevor er Pauline 1887 kennen- und dann liebenlernte. Seine ersten Lieder schuf er vor allem für seine Tante, die sangesfreudige Johanna Pschorr – darunter 1880 Die erwachte Rose. Von der unverwüstlichen Blume der Liebe handelt auch das drei Jahre später komponierte und sehr gefühlvolle Lied Rote Rosen, das er seiner Jugendliebe Lotti Speyer widmete.

Richard Strauss

Auf den ersten Blick scheint Strauss’ Liedschaffen von verwirrender Vielfalt. Doch es sind deutlich verschiedene Phasen zu erkennen, in denen er sich inten-siv mit bestimmten Dichtern beschäftigte. 1885 etwa vertonte er zahlreiche Gedichte des Modeautors Hermann von Gilm zu Rosenegg und fasste sie als Opus 10 unter dem Titel Letzte Blätter zusammen. (Heute bilden sie tatsächlich den letzten Block des Abends.) Diese Lieder sind einerseits erfüllt von Entsa-gung, Weltschmerz und romantischer Ironie, andererseits von einer Mischung aus Schwärmerei, Besinnlichkeit und Sentimentalität. Schon hier zeigt der zur Entstehungszeit 21-jährige Komponist eine erstaunliche Fähigkeit zur formalen Vollendung und präsentiert sein typisches Klangidiom aus einer klaren, frischen und unbefangenen musikalischen Darstellung.

Auch wenn im Programm durchaus auch bekannte Dichter wie etwa Niko-laus Lenau mit Frühlingsgedränge vertreten sind, zog Strauss häufig Verse von kleineren Dichtern seiner Zeit den Meistern der Vergangenheit vor. Oft fand er Gedichte zufällig in Zeitungen, pflückte sie quasi wie eine Blume am Wegesrand. Und er wählte nur Texte, die ihn unmittelbar ansprachen und bemerkte dazu: »Ich reagiere eben sehr stark auf glückliche Worte.« Besonders Lyrik gewordene Blumen scheinen für den äußerst naturverbundenen Komponisten die perfekten Bildlieferanten für seine Lieder gewesen zu sein – etwa 1889 für den Zyklus der Mädchenblumen auf schwelgerisch-ornamentale Texte von Felix Dahn. Strauss schuf daraus volksliedhafte Vertonungen, leichtfüßig, beschwingt und durch-aus lautmalerisch. Es ist ein Kaleidoskop von vier Frauencharakteren, gestaltet durch die Blumen: Auf die friedfertig-sanften Kornblumen folgen die koketten Mohnblumen, dann das seelenvoll-innige Efeu und die geheimnisvolle Wasser-rose.

Wie schrieb Claude Debussy einmal bewundernd über Strauss: »Er hat gelernt, dass die Musik nicht nur bis in alle Ewigkeit unsere Nächte erhellen solle, sondern dass sie wie die Sonne sein müsse. Ich kann Ihnen versichern, dass in Richard Strauss’ Musik Sonne ist.« Alle Lieder dieses sonnig-botani-schen Ausflugs von Marlis Petersen sind auskomponiert als stimmungsvolle Tongemälde mit satten Klangfarben oder träumerischen Schwelgereien – darunter auch die 1895 entstandene Vertonung von Carl Busses Text über den Jasmin mit der weißen »Blüte der Liebe«. Die Welt der Sehnsucht und der Naturromantik suchte Strauss auch in seinem im Jahr 1900 entstandenen Lie-derzyklus Opus 48 auf – im letzten floralen Lied des Abends heißt es mit den Worten des Dichters Karl Friedrich Henckell: »Blühendes hat sich begeben«!

HEIDI ROGGE

DIE MUSIK – TEIL 2

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RICHARD STRAUSS

Die erwachte Rose Text: Friedrich von Sallet (1812– 1843)

Die Knospe träumte von Sonnenschein,Vom Rauschen der Blätter im grünen Hain,Von der Quelle melodischem Wogenfall,Von süßen Tönen der Nachtigall,Von den Lüften, die kosen und schaukeln,Von den Düften, die schmeicheln und gaukeln.

Und als die Knospe zur Ros’ erwacht,Da hat sie milde durch Tränen gelachtUnd hat geschaut und hat gelauscht,Wie’s leuchtet und klingt,Wie’s duftet und rauscht.

Als all ihr Träumen nun wurde wahr,Da hat sie vor süßem Staunen gebebtUnd leis geflüstert: Ist mir’s doch gar, Als hätt ich dies alles schon einmal erlebt.

Weißer Jasmin Text: Carl Busse (1872–1918)

Bleiche Blüte, Blüte der Liebe,Leuchte über dem Laubendach,Ruf’ in klopfenden Mädchenherzen,Blüte der Liebe, die Sehnsucht wach!

Deiner Kelche verströmender AtemZittert, verzittert so schwer und so stark,Schwül von deinen duftenden KronenWeht der Nachtwind über den Park.

In der Laube lauschen zwei Augen.Zögert und zagt ein Mädchenmund,Sorge dich nicht und laß dich küssen,Sieh, nur Sträucher raunen im Rund.

Und es ruft dir im pochenden HerzenWeißer Jasmin die Sehnsucht wach,Weiße Blüte, Blüte der Liebe Leuchte über dem Laubendach.

Die Zeitlose Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812–1864)

Auf frisch gemähtem WeideplatzSteht einsam die Zeitlose,Den Leib von einer Lilie,Die Farb’ von einer Rose.

Doch es ist Gift, was aus dem Kelch,Dem reinen, blinkt, so rötlich;Die letzte Blum’, die letzte Lieb’Sind beide schön, doch tödlich.

FrühlingsgedrängeText: Nikolaus Lenau (1802–1850)

Frühlingskinder im bunten Gedränge,Flatternde Blüten, duftende Hauche,Schmachtende, jubelnde LiebesgesängeStürzen ans Herz mir aus jedem Strauche.

Frühlingskinder mein Herz umschwärmen,Flüstern hinein mit schmeichelnden Worten,Rufen hinein mit trunk’nem Lärmen,Rütteln an längst verschlossnen Pforten.

Frühlingskinder, mein Herz umringend,Was doch sucht ihr darin so dringend?Hab’ ich‘s verraten euch jüngst im Traume,Schlummernd unterm Blütenbaume?

Brachten euch Morgenwinde die Sage,Daß ich im Herzen eingeschlossenEuren lieblichen Spielgenossen,Heimlich und selig ihr Bildnis trage?

LIEDTEXTE – TEIL 2

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MädchenblumenTexte: Felix Dahn (1834–1912)

Kornblumen

Kornblumen nenn’ ich die Gestalten,Die milden mit den blauen Augen,Die, anspruchslos in stillem Walten,Den Tau des Friedens, den sie saugenAus ihren eigenen klaren Seelen,Mitteilen allem, dem sie nahen,Bewußtlos der Gefühlsjuwelen,Die sie von Himmelshand empfah’n.Dir wird so wohl in ihrer Nähe,Als gingst du durch ein Saatgefilde,Durch das der Hauch des Abends wehe,Voll frommen Friedens und voll Milde.

Mohnblumen

Mohnblumen sind die runden,Rotblutigen, gesunden,Die sommersproß-gebraunten,Die immer froh gelaunten,Kreuzbraven, kreuzfidelen,Tanz-nimmermüden Seelen;Die unter’m Lachen weinenUnd nur geboren scheinen,Die Kornblumen zu necken,Und dennoch oft versteckenDie weichsten, besten Herzen,Im Schlinggewächs von Scherzen;Die man, weiß Gott, mit KüssenErsticken würde müssen,Wär man nicht immer bange,Umarmest du die Range,Sie springt,ein voller Brander,Aufflammend auseinander!

Efeu

Aber Efeu nenn’ ich jene MädchenMit den sanften Worten,Mit dem Haar, dem schlichten, hellenUm den leis’ gewölbten Brau’n,Mit den braunen, seelenvollen Rehenaugen,Die in Tränen steh’n so oft,In ihren Tränen grade sind unwiderstehlich;Ohne Kraft und Selbstgefühl,Schmucklos mit verborg’ner Blüte,Doch mit unerschöpflich tiefer,Treuer inniger EmpfindungKönnen sie mit eigener TriebkraftNie sich heben aus den Wurzeln,Sind geboren, sich zu rankenLiebend um ein ander Leben:An der ersten Lieb’umrankungHängt ihr ganzes Lebensschicksal,Denn sie zählen zu den selt’nen Blumen,Die nur einmal blühen.

Wasserrose

Kennst du die Blume, die märchenhafte,Sagengefeierte Wasserrose?Sie wiegt auf ätherischem, schlankem SchafteDas durchsicht’ge Haupt, das farbenlose,Sie blüht auf schilfigem Teich im Haine,Gehütet vom Schwan, der umkreiset sie einsam,Sie erschließt sich nur dem Mondenscheine,Mit dem ihr der silberne Schimmer gemeinsam:So blüht sie, die zaub’rische Schwester der Sterne,Umschwärmt von der träumerisch dunklen Phaläne,Die am Rande des Teichs sich sehnet von ferne,Und sie nimmer erreicht, wie sehr sie sich sehne.

Wasserrose, so nenn’ ich die schlanke,Nachtlock’ge Maid, alabastern von Wangen,In dem Auge der ahnende tiefe Gedanke,Als sei sie ein Geist und auf Erden gefangen.Wenn sie spricht, ist’s wie silbernes Wogenrauschen,Wenn sie schweigt, ist’s die ahnende Stille der Mondnacht; Sie scheint mit den Sternen Blicke zu tauschen,Deren Sprache die gleiche Natur sie gewohnt macht;Du kannst nie ermüden, in’s Aug’ ihr zu schau’n,Das die seidne, lange Wimper umsäumt hat,Und du glaubst, wie bezaubert von seligem Grau’n,Was je die Romantik von Elfen geträumt hat.

LIEDTEXTE

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Rote RosenText: Karl Stieler (1842–1885)

Weißt du die Rose, die Du mir gegeben?Der scheuen Veilchen stolze, heiße Schwester;Von Deiner Brust trug noch ihr Duft das Leben,Und an dem Duft sog ich fest mich und fester.

Ich seh Dich vor mir, Stirn und Schläfe glühend,Den Nacken trotzig, weich und weiß die Hände,Im Aug’ noch Lenz,

doch die Gestalt erblühend voll,Wie das Feld blüht um Sonnenwende.

Um mich webt Nacht, die kühle, wolkenlose,Doch Tag und Nacht, sie sind in eins zerronnen.Es träumt mein Sinn von Deiner roten RoseUnd von dem Garten, drin ich sie gewonnen.

Die Verschwiegenen Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg

Ich habe wohl, es sei hier lautVor aller Welt verkündigt,Gar vielen heimlich anvertraut,Was du an mir gesündigt;

Ich sagt’s dem ganzen Blumenheer,Dem Veilchen sagt’ ich’s stille,Der Rose laut und lauter derGroßäugigen Kamille.

Doch hat’s dabei noch keine Not,Bleib’ munter nur und heiter,Die es gewusst, sind alle tot,Und sagen’s nicht mehr weiter.

Die Georgine Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg

Warum so spät erst, Georgine?Das Rosenmärchen ist erzählt,Und honigsatt hat sich die BieneIhr Bett zum Schlummer ausgewählt.

Sind nicht zu kalt dir diese Nächte?Wie lebst du diese Tage hin?Wenn ich dir jetzt den Frühling brächte,Du feuergelbe Träumerin!

Wenn ich mit Maitau dich benetzte,Begösse dich mit Junilicht?Doch ach, dann wärst du nicht die Letzte,Die stolze Einzige auch nicht.

Wie, Träumerin, lock’ ich vergebens?So reich’ mir schwesterlich die Hand,Ich hab’ den Maitag dieses Lebenswie du den Frühling nicht gekannt;

Und spät wie dir, du Feuergelbe,Stahl sich die Liebe mir ins Herz;Ob spät, ob früh, es ist dasselbeEntzücken und derselbe Schmerz.

Kling!Text: Karl Friedrich Henckell (1864–1929)

Kling!Meine Seele gibt reinen Ton.Und ich wähnte die ArmeVon dem wütenden HarmeWilder Zeiten zerrissen schon.

Sing!Meine Seele, den BeichtgesangWiedergewonnener Fülle!Hebe vom Herzen die Hülle!Heil dir, geläuterter Innenklang!

Kling!Kling meine Seele, kling dein LebenQuellendes, frisches Gebild!Blühendes hat sich begebenAuf dem verdorrten Gefild.

LIEDTEXTE

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TELEMANN FESTIVAL 24.11.– 3.12.2017 ist Telemann-Jahr! Und in Hamburg wird ganz besonders groß gefeiert. Schließlich war Georg Philipp Telemann nicht nur einer der prägenden Gestalten des europäischen Barock; fast ein halbes Jahrhundert lang, von 1721 bis 1767, wirkte er hier in der Hansestadt als »Director Musices«. Seinen 250. Todes-tag, der in diesem Jahr am 25. Juni begangen wurde, nehmen Elbphilharmonie und die Reihe NDR Das Alte Werk nun zum Anlass, ihm zu Ehren ein hochkarätig besetztes Festival auszu-richten – mit vielen renommierten Alte-Musik-Ensembles wie der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Freiburger Barock-orchester und Il Giardino Armonico sowie Solisten wie Dorothee Oberlinger und dem Cembalo-Shootingstar Jean Rondeau.

Weitere Infos unter: www.elbphilharmonie.de/festivals

Die Aufzeichnung des Konzerts in Ton, Bild oder Film ist nicht gestattet.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbH – Elbphilharmonie und Laeiszhalle BetriebsgesellschaftGeneralintendanz: Christoph Lieben-SeutterGeschäftsführung: Jack F. KurfessRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta / [email protected] und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerLektorat: Reinhard Helling / Druck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISMarlis Petersen (Y. Mavropoulos); Camillo Radicke (Bettina Stöß); Gabriel Fauré: Fotografie von Pierre Petit, 1905; Henri Duparc (Bibliothèque Nationale de France); Reynaldo Hahn: unbezeichnete Fotografie, 1906; Francis Poulenc: unbezeichnete Fotografie; Richard Strauss: Fotografie von Gessford, 1904; Georg Philipp Telemann: Gemälde von Valentin Daniel Preisler, 1750 (Musikaliensammlung der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern)

VORSCHAU

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