Masterarbeit C Caminada FS17 - ETH Z · DAS BERGTOR Eine Werkstatt in Zürich. Masterarbeit Thema...

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DAS BERGTOR Eine Werkstatt in Zürich Masterarbeit ema C, Frühjahrssemester 2017 ETH Zürich Departement Architektur Professur Gion A. Caminada

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DAS BERGTOREine Werkstatt in Zürich

Masterarbeit Thema C, Frühjahrssemester 2017ETH Zürich Departement Architektur

Professur Gion A. Caminada

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Parc Adula und die geplanten Tore

Zürich

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VorbereitungProf. Gion A. Caminada, Silvan Blumenthal, Timon Reichle, Franziska Wittmann

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Inhalt

Der Berg, die Stadt und ihre Beziehungen 5

Aufgabenstellung 13

Ort 15

Raumprogramm 20

Arbeitsunterlagen 20 Anforderungen an die Abgabe 21 Bewertungskriterien für die Arbeit 21

Termine 21

Literatur 22 Begleitfächer 23

Bauforschung und KonstruktionsgeschichteProf. Dr. Stefan M. Holzer 24

Bautechnologie und Konstruktion Dozenten Daniel Mettler und Daniel Studer 26

Kunst Prof. Karin Sander 27

Kunst- und Architekturgeschichte Prof. Philip Ursprung 28

Landschaftsarchitektur Prof. Christophe Girot, Prof. Günther Vogt 29

Ein Tor zum AdulaStudie 31

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Der Berg, die Stadt und ihre Beziehungen

«Der symbolischen Gewalt der Berge waren die Städte nie gewachsen, obwohl in ihnen alle historischen Durchbrüche geschahen, von ihnen alle Energien der Veränderung, des Fortschritts also, und des Anschlusses an die ‹beschleunigten Processe› der Weltzivilisation, ausgingen», schreibt Peter von Matt in «Das Kalb vor der Gotthardpost». Auch wenn der Lebensraum in den Bergen  im Gegensatz zur Stadt weiter an Relevanz verliert, sein Symbolpotenzial ist noch da. Aus einer ökonomischen Perspektive betrachtet ist das Berggebiet gegenüber den Wirtschaftszentren ohne Bedeutung. Das war früher anders als die Wasserkraft für die Energieerzeugung noch unerlässlich war und die Armee im Berggebiet viele Stützpunkte unterhielt. Die Soldaten sind nun zurückgezogen und die Staumauern haben Schwierigkeiten, sich im veränderten Energiemarkt zu behaupten. Die Zweitwohnungsinitiative hat zudem für viele die letzte Möglichkeit einer Prosperität zerstört.

Die Schweiz ist solidarisch. Seit den achtziger Jahren hat die Politik mit verschiedenen Massnahmen versucht, die Besiedlung im Berggebiet zu erhalten. Der Rückgang konnte jedoch nicht gestoppt, höchstens verlangsamt werden. Die Bauernbetriebe verschwinden und die Verwaldung ist auf dem Vormarsch. Für viele geht damit auch die Attraktivität der Kulturlandschaft für den Tourismus verloren. Das traditionelle Bild der Kulturlandschaft – ein wesentliches Argument für die Neuausrichtung von Subventionen – verändert sich durch modernere Bewirtschaftungsmethoden. Viele Menschen können sich auch eine andere Landschaft vorstellen. Aus einer solchen Projektion ist auch die Idee der Naturpärke entstanden. Darin spiegeln sich die Sehnsüchte einer Erholungs- und Freizeitnutzung.

Auch im Grenzgebiet zwischen Graubünden und Tessin war ein Park geplant. Es sollte der erste Nationalpark der neuen Generation sein. Adula war sein Name. Das Adulamassiv gehört zu den grössten Gebieten der Schweiz ohne bedeutende menschliche Eingriffe. Die Hochebene Greina bildet die Kernzone dieses über 1000 km2 grossen Landschaftsraumes. Bei diesem Projekt gab es bereits in der Entstehungsphase unterschiedliche Absichten und Vorstellungen. Während die Einen den Schutz proklamierten, suchten die Anderen kompromisslose Möglichkeiten der Vermarktung. Sowohl eine oft proklamierte und ausschliesslich touristische Nutzung, wie auch der extreme Schutzgedanke haben bei den Bewohnern dieses Territoriums eine diffuse Existenzangst verbreitet. Vor allem der Verlust von Freiheit und die damit verbundene Perspektivlosigkeit haben ihre Wirkung entfaltet. In einer demokratischen Abstimmung Ende November 2016 wurde das Projekt Parc Adula von den beteiligten Gemeinden deutlich verworfen.

Veränderungen lassen sich nicht aufhalten, das wissen auch die Gegner des Parc Adula. Entwicklungen können aber gesteuert werden, wenn die unterschiedlichen Haltungen und Vorstellungen anerkannt und aus diesen Erkenntnissen Optionen entwickelt werden, die über diese Positionen herausreichen. Gefordert ist ein dynamischer und schöpferischer Prozess in der Gegenwart. Auf dieses Ziel hatten wir (Lehrstuhl Caminada) im Auftrag des Parc Adula die Idee «Die Tore zum Adula» entwickelt.

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Entlang der Grenzgebiets des Parc Adula wählten wir neun Standorte: Vrin, Surrein, Curaglia, Olivone, Malvaglia, Augio, San Bernardino, Hinterrhein und Vals. Hier sollten die Tore zum Adula entstehen. Über diese Orte gelangt man von allen Seiten her in die Kernzone. Die Tore zum Adula sind aber nicht blosse Zugänge oder Wegweiser. Sie müssen mehr leisten: Sie sind die Orte, in denen die Beziehungen zwischen Berg und Stadt erzeugt werden. Als konkrete Orte für die Erzeugung dieser Beziehungen sahen wir die Grenze, den Turm und die Werkstatt.

Die Tore zum Adula markieren die wichtige Grenze des Territoriums – wie es einst Türme taten. Sie sind jedoch nicht blosse Zeichen auf der Grenzlinie. In ihrem Innern bergen sie die Werkstatt, jenen Raum, in dem man sich im Tätig-sein begegnen kann. In der Werkstatt wird etwas auf sorgfältige und geduldige Art und Weise hergestellt. Hier herrscht eine anstiftende Atmosphäre, die Dinge in die Hand zu nehmen. Wir dachten an einen grossen, kräftigen Raum. So gross, dass er 80 Personen fassen kann. Hier kann im wirklichen Sinn produziert werden. Zum Beispiel Stühle oder andere Möbel. Hier werden vielleicht auch landwirtschaftliche Produkte präsentiert und verkauft. Es können Aufführungen, Ausstellungen und Gespräche stattfinden. Die Werkstatt ist ein dynamischer engagierter Ort. Hier ist vieles möglich.

Das Volk hat die Idee des Parc Adula verneint. Vor allem die Bauern, die Jäger und die Strahler befürchteten einen Verlust von Freiheit und Autonomie. Ihre alten Wege und Pfade, die in der Kernzone in Zukunft nicht mehr begehbar wären, wollten sie nicht aufgeben. Auf eigene Pfade zu gehen ist eine starke Metapher. Sowohl in Bezug auf Bindung wie auf Freiheit. Darin zeigt sich ein Problem von globaler Dimension. Wir sollten bedenken, dass die Freiheit einer Ausübung von Macht vorausgeht: Wir werden wieder unfrei, sobald wir die Macht zum Handeln nutzen – gebunden an deren Folgen. Wir müssen jedoch handeln und sollten auch den Rahmen und die Richtung dieses Handelns verantworten. Freiheit und Bindung sind untrennbar.

In den heftig und gegensätzlich geführten Diskussionen um den neuen Nationalpark Adula erkannten wir auch das Gemeinsame und das Verbindende: Alle wollen einen Lebensraum von hoher Qualität. Nur die Vorstellung einer Realisierung ist unterschiedlich. Selbstverständlich wäre die Entwicklung eines guten Lebensraums auch ohne Park möglich. Wir sahen aber die Intention Parc Adula als das zündende Moment, um – unter heutigen Voraussetzungen – zu wichtigen Gedanken und möglichen Schritten zur Zukunft dieses spezifischen Territoriums hinzuführen.

Der Berg gab aus ökonomischer Sicht schon immer wenig her. Heute ist es nicht anders: Ein Leben in der Qualität wie wir sie heute erfahren ist am Berg nur in einem föderalistischen System möglich. Wir leben nicht abgeschottet, sondern finden uns als Berggebiet in vielfältigen Beziehungen mit ökonomisch starken Zentren wieder. Echte Beziehungen fordern starke Gegenüber. Bezüglich der Ökonomie im Berggebiet heisst das; einzig durch die Erhaltung oder durch die Schaffung eines eigenständigen, differenten und stark nach aussen wirkenden Lebensraumes finden wir die Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die notwendig ist, um als Gegenüber anerkannt zu werden. Erst dann entsteht eine Art von Solidarität, die mehr verspricht als ein blosses Geben auf der einen Seite und eine blosses Nehmen auf der anderen Seite. Die zu erzeugenden Differenzen sind nicht nur aus ökonomischer Betrachtung und nicht nur für das Berggebiet entscheidend – die Erhaltung oder gar Stärkung der kulturellen Vielfalt

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ist eine Bereicherung und ein Potenzial für das ganze Land. In diesem Sinne soll sich die Schweiz unterschiedlich entwickeln – auch das Gebiet des Adula. Der Parc Adula war nicht ein lokales Projekt. Die Idee Parc Adula hatte eine nationale Dimension.

Die geführten Debatten um den Parc Adula haben Spuren hinterlassen und Erkenntnisse gebracht. Dort setzen wir nun an und erweitern das Territorium für die Tore. An bester Lage in Zürich soll ein Bergtor entstehen. Ähnlich wie die Tore zum Adula denken wir an eine Werkstatt. An einem Ort der Produktion und der darin stattfindenden Ereignisse. Daraus sollen neue Beziehungen zwischen dem alpinen Raum und den städtischen Räumen entstehen – bestehende Beziehungen sind zu pflegen.

Wir sind der Überzeugung, dass es der Kraft einer tragenden Idee bedarf, um die notwendigen Beziehungen voranzubringen. Gute Ideen vermögen divergierende Intentionen und einzelne Vorstellungen aufzulösen und in ein neues Ganzes zu überführen. Gefordert ist eine Architektur, die nicht durch ein starres Festhalten an der Autonomie andere Bereiche negiert. Aber auch nicht eine solche, die einzig dem strengen Ruf nach sozialer und ökologischer Verantwortung die Bedeutung der Architektur relativiert. Beide Haltungen haben sich nicht als fruchtbare Wege erwiesen. Diesen Einseitigkeiten gelingt nämlich die Verwirklichung des Zieles einer Architektur als Kultur nicht. Bei diesem Projekt interessiert uns das, was die Architektur zu leisten vermag. Zuvorderst steht die Entfaltung eines dynamischen und schöpferischen Prozesses in der Gegenwart. Durch die Nähe zu den Dingen bekommen die Realitäten (äussere und innere) eine andere Ausrichtung. Trotz dieser anderen Fundierung der Architektur wird es im konkreten Entwurf weiterhin um das Werk, um das Objekt gehen. Dieses fordert immer auch Entscheidungen, die nur von seiner Seite herkommend getroffen werden können. Das Bergtor in Zürich steht ganz in Beziehung zum Ort und reicht gleichzeitig über diesen hinaus, indem er in eine Beziehung zu einem anderen Ort tritt. Es sind gerade solche Bedeutungszusammenhänge, die der Architektur eine gesellschaftliche Relevanz verleihen.

Die Zukunft (nicht nur) des Berggebiets bleibt ungewiss. Die unterschiedlichen Vorstellungen, wie sich das Berggebiet entwickeln soll, stehen in Abhängigkeit von Distanz und Nähe zum Naturraum. Diejenigen, die einen gesicherten Abstand zur Natur haben, wollen eine heile Welt «da draussen schaffen». Andere wiederum sehen in der Natur ihre existenzielle Grundlage. Schutz und Markt stehen einander gegenüber. Beide Vorstellungen sind legitim. Das Berggebiet bleibt unter heutigen Bedingungen in einem Spannungsfeld zwischen Sehnsuchtsort und Subventionsempfänger. Oder es wird uns wirklich bewusst, dass das Berggebiet mehr ist als ein Ergänzungsraum und eine Projektionsfläche für unsere sich kaum erfüllenden Sehnsüchte und Vorstellungen. Es ist Teil eines Ganzen: Dieses Ganze heisst Stadt und Berg. Wir beginnen dann über die Zukunft der Schweiz nachzudenken.

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Aufgabenstellung

Tore zum Adula zu entwerfen, begann mit Überlegungen zu einem Raum der Beziehungen. Entlang der Grenzgebiets des Parc Adula an spezifischen Zugangsorten gelegen, sollten die Tore zum Adula entstehen. Über diese Orte gelangt man von allen Seiten her in die Kernzone. Die Tore zum Adula sind aber nicht blosse Zugänge oder Wegweiser. Sie müssen mehr leisten: Sie sind die Orte, in denen die Beziehungen zwischen Berg und Stadt erzeugt werden.

«Es zeigen sich drei Arten von Beziehungen: (1) Im Parc Adula wird die Beziehung zwischen dem alpinen Raum und den städtischen Räumen der Schweiz und angrenzenden Nachbarländern gepflegt. Die verschiedenen Partner sind aufeinander angewiesen, denn den Städten geht zunehmend die Luft aus und die Berggebiete verlieren weiterhin ökonomische Relevanz. (2) Der Parc Adula – als eine Bekenntnis zu einer gemeinsamen Idee und gemeinsamen Raum – ist auch die Möglichkeit, die inneren Beziehungen zwischen den Tälern des Territoriums zu stärken. Sie sind zur Ausbildung eines wertvollen Lebensraumes von grosser Bedeutung. Durch das Herausheben des Territoriums können z.B. alte Handelsverbindungen unter anderen Vorzeichen wieder erwachen, aber auch neue Beziehungen entstehen, die der da- zwischenliegende Berg bisher nur eingeschränkt erlaubt hatte. Und schliesslich (3) kann der Parc Adula die Möglichkeit bedeuten, eine neue Beziehung zwischen Mensch und Natur hervorzubringen. Die technischen und kulturellen Errungenschaften unserer Zeit eröffnen den Weg zurück zu einem ausgeglicheneren Verhältnis zur Natur. Ein Verhältnis, das die Natur nicht auf eine Ressource und Mittel für unsere Zwecke reduziert, sondern in der Natur ein Zusammenleben vieler Einzelwesen mit jeweils eigenem Wert erkennt.» (aus: Silvan Blumenthal / Gion A. Caminada, Die Tore zum Adula, Studie Teil I, Idee). Das Bergtor in Zürich soll nun darüberhinaus die Beziehung zwischen Stadt und Berggebiet stärken und ihr einen baulichen Ausdruck verleihen.

Vor diesem Hintergrund besteht die Diplomaufgabe darin, ein Bergtor in Zürich zu entwerfen – als Ort der Beziehungen zwischen Stadt und Berggebiet. Eine Werkstatt schafft dabei Raum für ein Tätigsein, für Ausstellungen und Aufführungen, für Begegnungen und Ereignisse.

Die Werkstatt ist der Ort der handwerklichen Arbeit. Das Handwerk wiederum ist die geduldige und sorgfältige Art etwas Wertvolles zu machen – zwischen aktivem Tun und reflexiver Betrachtung. Diese Art des Denkens und Handelns bezieht sich dabei nicht nur auf bekannte Bereiche. Der Philosoph Peter Bieri spricht vom Handwerk der Freiheit und Jorge Luis Borges hat ein Buch über das Handwerk des Dichters geschrieben. Richard Sennett seinerseits fordert, dass auch der Arzt, der Erzieher, der Künstler oder der Linux-Programmierer seine Arbeit als ein Handwerk verstehen sollte. Das Handwerk umreisst ein sehr weites Feld. Die Werkstatt als dessen spezifisches Zentrum interessiert uns. Als Metapher widerspiegelt dieser Raum für uns jenen Ort, der es vermag, Beziehungen zu erzeugen und zu verdichten.(aus: Prof. Caminada, Die Tore zum Adula, Orte Schaffen X, FS14)

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Ort

Das Bergtor kommt als Werkstatt am ewz Kraftwerk Letten zu stehen. Als Perimeter gilt das Gebäude 107 sowie der nördliche Aussenraum bis zum Lettenviadukt auf der Parzelle (WP5082). Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, kann aber in den Entwurf miteinbezogen werden.

Das Lettenwerk wurde 1878 für die Wasserversorgung der Stadt gebaut, um in die Reservoirs auf dem Zürichberg Trinkwasser zu pumpen oder um damit Wasserturbinen anzutreiben. Gleichzeitig versorgte ein System von Transmissionen über den Fluss verschiedene Fabriken am Sihlquai bis zur Stadtmühle hinunter mit mechanischer Energie. 1892 wurde das Lettenwerk zum Elektrizitätswerk umgebaut, um Strom für die Strassenbeleuchtung zu liefern. Seit 1951 wird vom Letten aus auch der Wasserstand von Limmat und Zürichsee reguliert. (www.stadt-zuerich.ch)

Graubünden liefert einen bedeutenden Beitrag zur Schweizer Stromproduktion. 1902, zehn Jahre nach der Gründung des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (ewz), erwarb die Stadt Zürich von diversen Mittelbündner Gemeinden die Konzessionen zur Nutzung der Wasserkraft. ewz zählt zu den zehn umsatzstärksten Energiedienstleistungs-Unternehmen in der Schweiz und versorgt die Stadt Zürich und Teile des Kantons Graubünden mit Strom. (www.ewz.ch)

Bau- und Zonenordnung:

Detailinformationen:

Zone F - Freihaltezone (rechtskräftig)W3 - dreigeschossige Wohnzone (rechtskräftig)Oe3 - Zone für öffentliche Bauten: max. 3 Vollgeschosse(rechtskräftig)

Kernzonen - Gebiet --

Wohnanteil in Prozent 0 (rechtskräftig)

erhöhte Ausnutzung nein

Freiflächenziffer in Prozent --

Empfindlichkeitsstufe III (rechtskräftig)

Hochhausgebiet III (rechtskräftig)

Aussichtsschutz --

Planungszone --

Katasterreport für WP5082 Seite 4 von 14

Metadaten:

Stand der Daten wöchentliche Aktualisierung

Informationen Die Bau- und Zonenordnung regelt die Überbaubarkeit und dieNutzweise der Grundstücke. Zu diesem Zweck wird dasGemeindegebiet rechtsverbindlich in Bauzonen, Erholungszonen,Freihaltezonen und Reservezonen unterteilt. Die Bau- undZonenordnung wird derzeit revidiert. Weitere Informationen unterfolgendem Link: www.stadt-zuerich.ch/bzo-teilrevision

Darstellungstyp Vektor

Verantwortliche Abteilung Amt für Städtebau

Mailadresse [email protected]

Kontaktadresse Lindenhofstrasse 19, 8021 Zürich

Link http://www.stadt-zuerich.ch/hbd/de/index/staedtebau_u_planung/planung.html

Aktualisierung laufend nach Bedarf

Katasterreport für WP5082 Seite 6 von 14

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1850 1880

1900 1930

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Raumprogramm

Es werden folgende Nutzungen und Funktionen vorgeschlagen:

Werkstatt [im Sinne der Aufgabenstellung] 200 m2 Lagerräume 100 m2

Nebenräume 50 m2

Aussenraum

Feuerpolizeiliche wie auch energetische Normen sind zu berücksichtigen.Ein besonderes Augenmerk ist auf die Raumakustik zu legen.

Die Bauten stehen unter kommunalem Denkmalschutz. Für die Masteraufgabe wird diese Regel für das Gebäude Wasserwerkstrasse 107 aufgehoben. Der Umgang mit dem Bestand kann aber Gegenstand der Arbeit sein (siehe Begleitfächer). Die Freihaltezone (FP gem. BZO Revision 2014) kann in die Planung einbezogen werden. Der Limmatuferweg muss zugänglich bleiben. Das Raumprogramm kann ergänzt, die Ausnützung der Parzelle kann erhöht werden.

Arbeitsunterlagen

Download unter afp://caminada-server.ethz.ch

Grund�ächenWasserwerkstrasse 107

240 m2

490 m2

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Anforderungen an die Abgabe

Situationsplan 1:1000 / 1:500Umgebungsplan mit Grundriss Erdgeschoss 1:100 Grundrisse, Schnitte, Fassaden 1:50 / 1:100Konstruktionsplan 1:20Perspektiven, innen und aussen, verschiedene NutzungenErläuterunsgstexteSituationsmodell in Gips 1:500Weitere ModelleBegleitfächer gemäss VereinbarungSkizzenbuchUrheberzeugnis

Bewertungskriterien für die Arbeit

Idee und OrtVerständnis der Aufgabe, Haltung gegenüber der Aufgabe, dem Territorium und dem darin definierten Ort. Idee in Bezug darauf, was die Architektur zum Thema der Beziehungen zu leisten vermag, zur Nutzung, zum Ort, den Realitäten und den erdachten Utopien. Was ist die Idee des Gebäudes? Auf was zielt sie hin? In welchem Verhältnis steht die Architektur zur Idee? Was verspricht und leistet sie?

Idee und RaumDisposition des Gebäudes, Organisation der Funktionen, Komposition der Räume. Wie ist das Gebäude organisiert und gegliedert? Was leistet diese spezifische Art der Gliederung? In welchem Verhältnis steht der entworfene Raum zur Idee?

Idee und MaterialKonstruktion, Stimmung, Wirkung. Wie ist das Material eingesetzt? In welchem Verhältnis steht das Material und die Konstruktion zu diesem Ort und seinen Bedingungen? Was leistet sie hinsichtlich der Stimmung? Wie steht wiederum diese in Bezug zur Idee?

GesamtbeurteilungGesamtschau der Arbeit. Wie war der Prozess? Im welchen Verhältnis steht das Resultat dazu? Wo liegen die Schwächen und Stärken der Arbeit?

Termine

Ausgabe Masterarbeit, Montag, 20.2.2017, 17.00 UhrOrtsbesichtigung, Mittwoch, 22.2.2017, 11.30 Uhr Abgabe Masterarbeit, Donnerstag, 11.5.2017, 18.30 Uhr

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Literatur

Achleitner, Friedrich (Hrsg.): Die Ware Landschaft – Eine kritische Analyse des Landschaftsbegriffs, Salzburg: Residenz Verlag, 1977.

Bieri, Peter: Das Handwerk der Freiheit – Über die Entdeckung des eigenen Willens, München: Carl Hanser Verlag, 2001.

Böhme, Gernot: Die Mensch-Naturbeziehung am Beispiel der Stadt, in: ders.: Für eine ökologische Naturästhetik, Berlin: Suhrkamp Verlag, 1989.

Borges, Jorge Luis: Das Handwerk des Dichters, München: Carl Hanser Verlag, 2002.

Burckhardt, Lucius: Warum ist die Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft, Berlin: Martin Schmitz Verlag, 2004.

Dosch, Leza: Kunst und Landschaft in Graubünden – Bilder und Bauten seit 1780, Zürich: Scheidegger & Spiess, 2001.

Eco, Umberto: Die Geschichte der Schönheit, München: Carl Hanser Verlag, 2004.

ETH Studio Basel – Diener, Roger; Herzog, Jacques; Meili, Marcel; de Meuron, Pierre; Schmid, Christian: Die Schweiz – ein städtebauliches Portrait, Basel: Birkhäuser Verlag, 2005.

Foucault, Michel: Die Heterotopien, in: ders.: Die Heterotopien. Der utopische Körper, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2005.

Hochbaudepartement der Stadt Zürich, Amt für Städtebau (Hrsg.): Baukultur in Zürich – Schutzwürdige Bauten und gute Architektur der letzten Jahre, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2002-2013.

Hampe, Michael: Tunguska oder Das Ende der Natur, München: Hanser, 2011.

Held, Thom: Berührt vom Ort die Welt erobern – Mit dem «Terroir-Prinzip» zu neuen Impulsen in Gesellschafts-, Wirtschafts- und Alltagsfragen, Zürich: Helden Verlag, 2006.

Kupper, Patrick: Wildnis schaffen – Eine transnationale Geschichte des Schweizerischen Nationalparks, Bern: Haupt Verlag, 2012.

Rosa, Hartmut: Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung, Berlin: Suhrkamp, 2016.

Sennett, Richard: Handwerk, Berlin: Berlin Verlag, 2007.

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�oreau, Henry David: Walden, or, Life in the Woods, Boston: Ticknor and Fields, 1854 (unzählige Neuau�agen auf englisch und deutsch).

Tuor, Leo: Giacumbert Nau, Zürich: Limmat Verlag, 2012.

Ursprung, Philip: «Über die Dörfer», in: Achtung: Die Landschaft – Lässt sich die Stadt anders denken, ein erster Versuch, hg. von ETH Studio Basel, Zürich: Lars Müller Verlag, 2015.

Ursprung, Philip: «Die Visualisierung des Unsichtbaren. Hans Danuser und Peter Zumthor – eine Revision», in: Zumthor sehen. Bilder von Hans Danuser, hg. von Hans Danuser / Köbi Gantenbein / Philip Ursprung, Zürich: Edition Hochparterre bei Scheidegger & Spiess, 2009, S. 61-78.

Valena, Tomáš: Beziehungen – Über den Ortsbezug in der Architektur, Berlin: Ernst & Sohn Verlag, 1994.

Walser, Robert: Der Park, in: ders.: sämtliche Werke, Bd. 02, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1986.

Begleitfächer

Bauforschung und Konstruktionsgeschichte, Prof. Dr. Stefan M. Holzer

Bautechnologie und Konstruktion, Dozenten Daniel Mettler und Daniel Studer

Kunst, Prof. Karin Sander

Kunst- und Architekturgeschichte, Prof. Philip Ursprung

Landschaftsarchitektur, Prof. Christophe Girot, Prof. Günther Vogt

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Bauforschung, Konstruktionsgeschichte, Denkmalp�egeProf. Dr. Stefan M. Holzer

ZieleZiel des Begleitfaches ist es, bei einem Entwurf im (direkten oder erweiterten) Kontext eines erhaltenswerten Bestandes (historisch, ggf. unter Schutz stehend) den vorgefundenen Bestand bei der Entwicklung des Entwurfes möglichst frühzeitig re�ektierend einzubinden. Das Be-gleitfach stellt eine Anleitung zur Erfassung und Bewertung des Bestandes dar. Resultat des Begleitfaches ist eine früh im Entwurf zu formulierende, solide begründete Stellungnahme zum beabsichtigten Umgang mit dem Bestand, die auch wenigstens ansatzweise eine Doku-mentation und denkmalfachliche Bewertung des von der Planung betro�enen Objektes um-fasst. Das Begleitfach unterstützt die Perzeption des Ortes, die Erfassung der städtebaulichen Situation und der historischen Kontinuität des Entwurfsumfeldes. Es trägt somit in der frühen Phase des Entwurfs massgeblich zur Vorbereitung strategischer Entwurfsentscheide bei.

MethodikJe nach Art des vorgefundenen Bestands wird dieser unter Anleitung des IDB besichtigt und wenigstens ansatzweise dokumentiert (z.B. Raumbuch, fotogra�sche Dokumentation, Aufnah-me der Gesamtsituation und relevanter Details in Skizzen, ggf. partielles Aufmass, Kartierung wichtiger Befunde). Es schliesst sich eine Recherche zum Objekt und seinem zeitgenössischen Kontext an (z.B. zeitgenössische Publikationen oder Archivalien, noch vorhandene oder verlo-rene Vergleichsbeispiele, Beurteilung des Erhaltungszustands des Bestands durch Vergleich mit den zeitgenössischen Quellen). Die Untersuchungen münden in einen Bericht zur Beurteilung des Bestands (Dokumentation, Rechercheergebnisse). Der Bericht schliesst mit einer anhand der dokumentierten Resultate begründeten Stellungnahme zum beabsichtigten Umgang mit dem Bestand.

Praktischer Ablauf / OrganisatorischesInnerhalb von ca. einer Woche nach Bekanntgabe des �emas bietet das IDB eine ca. halbtä-gige Einführungslehrveranstaltung zu der Erfassung und Dokumentation des Bestands sowie zur Recherchestrategie an und bietet ggf. auch zusätzliches Lehrmaterial an. In zeitlicher Nähe zur Einführungsveranstaltung �ndet (in betreuten Gruppen) eine ebenfalls etwa halbtägige Begehung des Objektes statt (nach Abklärung der Zugänglichkeit können ggf. auch weitere Ortstermine zur Erfassung und Dokumentation des Objektes mit dem Objekteigner vereinbart werden). Unmittelbar nach der Ortsbegehung ist die Umfeldrecherche zu beginnen.

Vier Wochen nach Ausgabe des �emas �nden Konsultationstermine (einzeln oder in Klein-gruppen) am IDB statt. Grundlage der Besprechung ist der aktuelle Zustand des Entwurfes sowie eine erste Fassung eines zum Begleitfach einzureichenden Berichtes. Der vorzulegende Bericht umfasst:

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- 2 Seiten Text A4 (Abstand einzeilig, 11 Punkt): kurze Objektbeschreibung, Angabe der historischen Quellen, Beschreibung des Objektzustands, auch im Vergleich zum recher- chierten Originalzustand- eine begründete Aussage zur geplanten Art des Umgangs mit dem Bestand- eine Orientierungsskizze zum Bestand (nicht massstäblich, jedoch mit Eintragung einiger Orientierungsmasse sowie Bezeichnung der in den folgenden Seiten dargestellten Details, Befunde und Fotostandorte)- Ein Konstruktionsschnitt 1:50 des Bestands auf Grundlage eigener Messungen- Eine Zeichnung 1:5 eines charakteristischen Details- 2-4 Seiten Abbildungen mit Bildunterschrift. Insbesondere sind mindestens 4 Dokumen- tarfotos des Objektes einzufügen, deren Lokalisierung in der Überblicksskizze anzugeben ist (Standort und Blickrichtung des Fotos).

Bei der Konsultation werden allfällige Korrektur- und Ergänzungsvorschläge mitgeteilt. Spä-testens 1 Woche vor der Entwurfsabgabe ist der ergänzte Bericht in der endgültigen Fassung beim IDB abzugeben.

KontaktInstitut für Bauforschung und Denkmalp�ege (IDB)Professur Bauforschung und KonstruktionsgeschichteProf. Dr. Stefan M. HolzerValentin GilletHIT H 43

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Bautechnologie und KonstruktionDozenten Daniel Mettler und Daniel Studer

Zielvorstellung des Begleitfaches Konstruktion ist es, auf die Komplexität der Baurealität – soweit in der Schule möglich und in für das Projekt wichtigen Teilbereichen – bewusst und nachvollziehbar einzugehen, z.B. durch die Anwendung des im Studium und im Praktikum erarbeiteten Grundlagenwissens (wie Konstruktion, Materialkenntnisse, Tragstruktur, Bauphysik, Haustechnik, Ökologie, Ökonomie usw.)

im Arbeitsprozess zu berücksichtigen sind z.B.:- eine bewusste Analyse- das Denken in Varianten- ein Umgang mit erhöhter Komplexität- das konstruktive Entwickeln als Teil des Entwurfes- das Gestalten mit realen Materialien- ein bewusster, auch gestalterischer Umgang mit dem konstruktiven Ort *: Sockel, Wand, Öffnung, Dach- das Einbeziehen heutiger Auflagen wie Dämmvorschriften, Schallschutz, Raumakustik, Feuerpolizei

die konstruktive Bearbeitung soll nachvollziehbar sein, z.B. an:- Projektpläne, Perspektiven, Modelle, etc.- Konstruktions-Pläne, -Modelle, -Skizzen, etc. (die auch die Gestaltung präzisieren)- Ein Bericht, der den Arbeitsprozess dokumentiert

Die konkreten Anforderungen werden im Laufe der Projektbearbeitung, anlässlich einer Konstruktions-Zwischenkritik mit /BUK und/oder nach der 2. Entwurfs-Zwischenkritik festgelegt.

* Der konstruktive Ort ist sowohl ein Lehrkonzept als auch ein Forschungsschwerpunkt. Mit diesem neuen Verfahren in der Konstruktionslehre am D-ARCH steht /BUK in einer Tradition von Konstruktionslehrern der ETHZ, welche das architektonische Denken um die Dimension der technisch konstruktiven Grundlagen bereicherten.

Kontaktwww.buk.arch.ethz.ch

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KunstProf. Karin Sander

ZielsetzungDie Kunst ist der Bereich, in dem Wahrnehmungs- und Begriffsrealitäten immer neu erzeugt werden. Diese Form des Wissens, welche die Kunst hervorbringt, kommt im Begleitfach zur Anwendung. Der Entwurfstätigkeit werden künstlerisches Denken und Arbeiten zur Seite gestellt. Im Dialog der Methoden von Architektur und Kunst soll insbesondere das jeweilige konzeptuelle Vorgehen präzisiert werden. Zudem wird Wert darauf gelegt, dem Entwurfsergebnis durch künstlerische Mittel Ausdruck zu verleihen.

LeistungenDiese methodischen Reflexionen fliessen integriert in den Entwurf ein. Eine zusätzliche Abgabe wird nicht verlangt. Jedem einzelnen Schritt des Entwurfs, von der Ideenfindung über die Detaillierung bis zur Darstellung, soll jedoch ein selbstbewusst gestalteter und nachvollziehbarer Arbeitsprozess zu Grunde liegen. Dazu gehört auch die produktive Nutzung intensiver Arbeitsgespräche und Kritiken. Ein konsequent durchdachter Arbeitsprozess ist die Bedingung für eine eigenständige Abgabe, auf die das Begleitfach Architektur und Kunst mit Bedacht einwirkt.

TeilnahmebedingungenSämtliche Diplomanden können das Begleitfach belegen.

TermineEingangsbesprechung am Dienstag, 21. Februar um 10 Uhr, HIL F 47.

Die Arbeitsgespräche sowie die Teilnahme an den Kritiken erfolgen in Absprache mit den Diplomanden und den jeweiligen Professuren.

KontaktSan Keller, [email protected]

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Kunst- und ArchitekturgeschichteProf. Philip Ursprung

Es ist absehbar, dass der Boom der Metropolen in den Industrienationen abflauen wird. Die Wälder aus Baukränen in den Zentren können nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Gegenbewegung eingesetzt hat, hinaus zu den Wäldern der Ränder. Der kontrollierte öffentliche Raum und der abgezäunte private Raum haben das Kommune in den grossen Städten verdrängt. Die Innenstädte sind kristallisiert. Während einst günstige Mieten die Ärmeren, die Zugewanderten und die Intelligenzia in die Innenstädte zogen, sind sie heute für die Mittelklasse zu teuer. Viele suchen Freiräume in den Dörfern und Kleinstädten.

Das Hochgebirge ist unbewohnbar. Die Täler und Ebenen der Alpenränder hingegen, z.B. im Graubünden, sind seit der Antike erschlossen. Durch die Energieindustrie und die Tourismusindustrie mit den Zentren verwoben, markieren sie die Grenze zwischen dem Menschlichen und dem Nicht-Menschlichen. Dieser Bereich ist für die urbane Diaspora als Freiraum prädestiniert. Die Alpentore präfigurieren das Leben in diesem Grenzraum. In den Alpentoren spielen wir mögliche Zukünfte durch. Wir orientieren uns am amerikanische Autor und Aktivisten Henry David Thoreau, der in seinem Buch Walden (1854) schildert, wie er zwei Jahre, zwei Monate und zwei Tage in einer selbstgebauten Hütte im Wald am Rand von Walden Pond von der eigenen Hände Arbeit lebte. Thoreau hatte stets Besuch, kaufte im nahen Städtchen ein und hörte jeden Tag die Eisenbahn pfeifen. Es ging ihm nicht um Rückzug und Einsiedelei, sondern um ein Experiment, nämlich seine Umgebung und sein Leben vorübergehend selber zu bestimmen. Diesen Faden möchten wir aufgreifen. Das leere Loft, die Fabriketage ohne Maschinen und Arbeiter, symbolisierte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die neue Kolonisierung der Innenstädte. In den Alpentoren entwerfen wir die Räume für ein Leben am Alpenrand.

Es ist unser Anliegen, dass die Studierenden nicht nur das gegebene Programm erfüllen, sondern sich auch Gedanken machen über die Geschichte des Ortes und die Veränderung, die ihr Projekt bewirken wird. Wir erwarten, dass sie in der Lage sind, ihr Tun in einem politischen, sozialen, ökonomischen, kulturellen und ästhetischen Kontext situieren und über die Autonomie der Architektur zu reflektieren. Wir interessieren uns für ihre Haltung ihrem Gegenstand gegenüber. Spezielles Gewicht legen wir auf die Frage, wie die Darstellung mit dem Entwurfskonzept zusammenhängt und wie das Projekt sprachlich und visuell in Form von Texten, Renderings, Modellen, vermittelt wird. Wir begrüssen es, wenn die Studierenden für ihr Projekt einen Namen wählen.

Die Betreuung der Studierenden findet in Form einer einführenden Vorlesung, zweier gemeinsamen Seminarsitzungen, sowie auf Wunsch individuellen Kurzbesprechungen vor der Abgabe statt. Wir beurteilen das fertige Projekt. Es wird kein separates Produkt verlangt.

KontaktProf. Dr. Philip Ursprung, Tim Klauser Dipl.-Ing. Arch., Emily Scott PhD, Dr. Nina Zschocke

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LandschaftsarchitekturProf. Christophe Girot, Prof. Günther Vogt

AufgabenstellungAn der gemeinsamen Informationsveranstaltung der Professuren Christophe Girot und Günther Vogt wird die Aufgabenstellung erläutert und das Thema aus landschaftsarchitektonischer Sicht eingeführt.

LeistungenAlle Leistungen sind in die Präsentation des Architekturentwurfes zu integrieren. Es erfolgt keine gesonderte Darstellung. In Modell, Lageplan, Schnitten, Grundrissen und Perspektiven sind die raumbildenden Elemente der Landschaftsarchitektur darzustellen. Es werden Aussagen zur Topografie (Geländehöhen), Vegetation (Art der Bepflanzung; Benennung einzelner Arten wird nicht verlangt), Einbauten, Verkehrsführung und Materialisierung erwartet. Daraus ergeben sich folgende Anforderungen:

- Situationsplan (im Massstab der architektonischen Aufgabenstellung): Darstellung der Erschliessung, markante Aussenraumabfolgen und -hierarchien, Raumbildung und Vegetationskonzept- Grundrisspläne: Darstellung der Einbauten, Materialisierung und Vegetation- Schnitte und Ansichten- Perspektivische Darstellung entsprechend der architektonischen Visualisierung- Text: kurze und präzise Absichtserklärung des konzeptionellen Ansatzes in Bezug auf den Aussenraum, Beschrieb der wichtigsten Eingriffe und Massnahmen- Volumenmodell mit raumwirksamer Vegetation- ggf. Detailmodelle, Bepflanzungsstudien etc.

Den Plänen müssen alle projektrelevanten Informationen entnommen werden können. Sie vermitteln einen räumlichen Eindruck und sind eindeutig beschriftet (mit Höhenkoten, Materialisierung etc., in Grundrissen und Schnitten).

Voraussetzungen / AnmeldungEmpfohlen sind entsprechende Grundkenntnisse: ein Testat im Wahlfach Landschaftsarchitektur oder die Teilnahme an einem landschaftsarchitektonischen Entwurf. Neben der regulären Anmeldung beim Studiensekretariat müssen sich die Diplomierenden per E-Mail bei der Professur Vogt anmelden (Anmeldemodus siehe unten).

TermineDienstag 21.2.2017, 16.30 Uhr, Einführung Begleitfach Landschaftsarchitektur, HIL H 40.9Freitag, 24.2.2017, 17.00 Uhr, Anmeldeschluss

Anmeldung per E-Mail an [email protected] mit folgenden Informationen: - Name, Vorname- Besuchte Kurse im Fach Landschaftsarchitektur (inkl. Angabe der Professur + Semester)- Präferenz der Professur für die DiplombegleitungDie Zuteilung wird im Anschluss an die Anmeldung per E-Mail bekannt gegeben.

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Zwischenbesprechungen im Verlauf der Diplomarbeit erfolgen nach Absprache mit der jeweiligen Professur.

AbgabeDie Dokumentation der gesamten Arbeit ist am Tag der Diplomabgabe auf den Server der jeweiligen Professur zu laden (PDF-Dateien aller Pläne und Visualisierungen, zuzüglich Fotodokumentation der Modelle).

KontaktProfessur Christophe GirotAssistenz: James MelsomE-Mail: [email protected]: www.girot.arch.ethz.chBüro: HIL H55.3 (Mo / Mi / Fr, 09:00 Uhr – 18:00 Uhr, nur mit Termin)

Professur Günther VogtAssistenz: Ilkay TanriseverE-Mail: [email protected]: www.vogt.arch.ethz.chBüro: ONA J25 (Mo – Mi, 09:00 Uhr – 18:00 Uhr)

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Die Tore zum AdulaStudieTeil I – Idee

Einleitung – Weiterdenken am Projekt Parc Adula

Das Adulamassiv gehört zu den grössten Gebieten der Schweiz ohne bedeutende menschliche Eingri�e. Die Hochebene Greina bildet die Kernzone dieses über 1000 km2 grossen Landschaftsraumes. Hier soll der grösste Nationalpark der Schweiz entstehen. Die Initianten ho�en auf einen Lebensraum, in dem der Mensch im Einklang mit der Natur lebt und arbeitet.Naturpärke sind städtische Vorstellungen. Sie zeugen von der Suche nach einer spezi�schen Erfahrung von Natur – der von Menschenhand weitgehend unberührten Landschaft. Diese Sehnsucht existiert und sie hat ihre legitime Berechtigung. Sie kollidiert jedoch mit einem gegenläu�gen Moment: wir Menschen müssen und wollen die Natur nutzen, um unsere eigene Existenz zu sichern. Schutz und Markt stehen sich in den heutigen Parkprojekten gegenüber – auch im Parc Adula. Der Schutzgedanke bringt eine di�use Existenzangst hervor und nährt die Angst vor einem Verlust von Freiheit. Bisher ist es nicht gelungen, dieses Gefühl und die damit verbundenen Perspektivlosigkeit zu schwächen. Gleiches gilt für die von Vermarktungstrategien ausgelösten Gefühle. Auch sie bleiben bestehen und lehnen sich auf gegen eine forciert touristische Nutzung des Gebietes.In der auf globaler Ökonomie ausgerichteten Welt ist das Berggebiet ein peripherer Lebensraum. Dieser Realität hat die Schweiz mit ihrer Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte zu widerstehen versucht. Als ein weiterer Versuch, das Berggebiet als Lebensraum zu erhalten, kann der Parc Adula verstanden werden. Wir sehen im Parc Adula eine neue Art von Regionalpolitik. Eine Politik, die nicht mehr auf den Bauern als wichtigster Akteur am Berg fokussiert, sondern das Feld auch für andere Bewohner dieses Lebensraumes ö�net. Auch der Handwerker kann nun zum Fortbestand des Berggebietes beitragen.Eine neue Form des politischen Willens – wie es die Idee des Parc Adula beinhaltet – schränkt vermeintlich vieles ein. Sie bringt jedoch gleichzeitig auch neue Momente der Freiheit. Sie erö�net neue Handlungsmöglichkeiten für das Berggebiet. Diese gilt es zu erkennen und in Hinblick auf ein Vorteil für möglichst viele Bewohner umzuformen.Entscheidende Orte für die Erfahrung des Parc Adula werden die Zugänge sein. Hier beginnt das Territorium, hier wird der Parc Adula konkret. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der

Möglichkeit dieser spezi�schen Orte. Sie geht der Frage nach, wie die Tore zum Adula gedacht werden können, wenn sie nicht blosse Orte der Information für den Park sein sollen, sondern leistungsstarke Momente für die Verwandlung eines Territoriums.Die Studie wurde im Auftrag des Parc Adula erarbeitet und bildet zugleich den Abschluss einer über vier Semester angelegten Auseinandersetzung mit dem Raum des Parc Adula an der Professur Gion A. Caminada an der ETH Zürich.Die Tore zum Parc Adula zu entwerfen, setzt eine breite Auseinandersetzung voraus – nicht zuletzt auch jene mit der Frage nach dem Sinn des Park-Projektes. Entsprechend beginnt die vorliegende Arbeit mit Überlegungen zu einer erneuten Suche nach der Idee für das Territorium. Der Parc Adula gerinnt dabei zum Raum der Beziehungen. Auf diese Idee aufbauend wird der Hintergrund für die Architektur der Tore erarbeitet. Drei paradigmatische Orte werden dabei aufgesucht: Die Grenze, der Turm und die Werkstatt. Allesamt sind sie Orte der Beziehungen. Die Grenze als Ort der Di�erenz, der Turm als Ort des Zeichens und die Werkstatt als Ort der Ereignisse. Gemeinsam bilden sie die Idee der Tore zum Adula und sind damit Ziel und Ausgangspunkt für den architektonischen Entwurf der Tore.Der Entwurf der Tore zum Adula ist Gegenstand des zweiten Teils der vorliegenden Studie. Darin werden die Standorte der Tore bestimmt und die Architektur der Tore konkretisiert.

Die Idee für den Parc Adula – Ein eigenständiges Territorium und der Ort neuer Beziehungen

Das Projekt Parc Adula ist im Entstehen. Wir glauben, dass es der Kraft einer tragenden Idee bedarf, um ihn vorantreiben zu können. Eine gute Idee vermag divergierende Intentionen und einzelne Vorstellungen aufzulösen und in ein neues Ganzes zu überführen. Der Parc Adula wird dann zu einem Gewinn für viele, wenn es gelingt, ihn zu einem eigenständigen Territorium zu verwandeln – wenn er zu einem Ort wird, der durch seine spezi�sche Eigenheit in Di�erenz zu anderen Orten steht.Eigenheiten und damit Di�erenzen ergaben sich vormals durch den menschlichen Umgang mit den vor Ort gegebenen, natürlichen Bedingungen wie von selbst. Heute können diese Bedingungen durch Technik übergangen werden – das bindende und kulturhervorbringende Gemeinsame existiert in diesem Sinn nicht mehr. Es kommt nun darauf an, dieses Gemeinsame im gesellschaftlichen Dialog immer wieder zu suchen.Gelingt es, das Gemeinsame im Parc Adula zu �nden

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und in einem weiteren Schritt, diesem Ausdruck zu verleihen, so wird das Territorium nicht nur ein guter Lebensraum für seine Bewohner, sondern leistet auch einen Beitrag für das jeweils Andere – für die andere Region, für die andere Kultur, für die andere Lebensform. Dann wird der Parc Adula zum Beweis dafür, dass – durch eine aus dem Ort schöpfenden Entwicklung – Di�erenzen erzeugt werden können, die weder auf dem Zerfall im Sinne der Brache beruhen, noch den touristischen Leitbildern und damit den Marktkräften unterstehen. Der Weg zu diesem eigenständigem Territorium führt über das gute Gespräch und die kluge Handlung. Der Parc Adula könnte dieses Gespräch und diese Handlung sein. Es muss jene Verantwortung entstehen, die einer gleichmachenden und zerstörerischen Gleichgültigkeit Widerstand leisten kann.Neben diesem Versprechen auf eine eigenständige Entwicklung zeichnet sich mit dem Parc Adula auch die Möglichkeit einer dringend benötigten Veränderung im Verhältnis zwischen Mensch und Natur ab. Die bisher einseitigen Interessen könnten im Projekt aufgelöst werden. Weder dem blossen Schutz der Natur, noch der ausschliesslichen Ausrichtung auf die Ökonomie, soll das Territorium überlassen werden. Das Ziel ist eine Gleichzeitigkeit zwischen den Extrempositionen Schutz und Markt – eine Lebensform, in der sich die Unterscheidung von Natur und Kultur ein Stück weit au�öst. Eine solche Lebensform würde das Scheitern beider Positionen überwinden: das der Schützer und jenes der frenetischen Entwickler. Beiden Kräften gelingt die Verwirklichung ihrer Hauptziele nämlich nicht; die einen vermögen den Schutz als umfassende Haltung der Gesellschaft nicht durchzusetzen, die anderen bringen keine dauerhaften und organischen Modelle des Wirtschaftens zustande.Viele Bewohner in und um das Gebiet des zukünftigen Parks sorgen sich um ihre Freiheit. Der Parc zeigt sich ihnen als eine von aussen herangetragene Einrichtung, welche nur dem Anderen nützt – für den Einheimischen aber nichts als Einschränkung bedeutet. Der Bauer kann seine Tiere nicht mehr auf die Alp treiben, die Jägerin und der Strahler bleiben ausgesperrt. Der Parc Adula wird als eine grosse Bedrohung für die Freiheit empfunden.Als tiefer Einschnitt in die Freiheit erscheint der Parc jedoch nur dann, wenn ausgeblendet wird, dass wir uns immer schon in einer Welt voller Regeln und Grenzen bewegen. Der heutige Zustand ist kein Zustand uneingeschränkter Freiheit. Er zeigt sich uns nur als ein solcher, weil die Regeln für uns unsichtbar geworden sind – wir sehen sie nicht mehr, weil sie sich schon lange nicht mehr verändert haben. Die alten Einschränkungen sind uns selbstverständlich geworden. Die Furcht vor dem Parc Adula ist deshalb vielleicht weniger die Furcht vor dem Verlust

von Freiheit als die Furcht vor dem Verlust der bestehenden Ordnung. Das Wissen, dass auch die bestehende Ordnung eine Geschichte hat und somit auch ganz anders sein könnte, erö�net ein Moment der Ho�nung. Neue, andere Ordnungen können vorgeschlagen und beschlossen werden.Wir glauben nicht an eine Welt ohne Regeln, sondern an die bereichernde und freiheitsermöglichende Kraft von guten Regeln. In diesem Sinn ist der Parc Adula für uns nicht ein Raum, in welchem mehr Regeln – sondern andere Regeln – eingeführt werden.Heute ist beispielsweise der Bauer eingebunden in ein von vielen Regeln und Interessen durchwachsenes Ge�echt. Bauer zu sein, bedeutet nicht mehr jene freiheitliche Existenzweise zu führen, die sich abseits der Zivilisation selbst versorgt – auch wenn dieses Bild in den Köpfen nach wie vor wirkmächtig ist. Die Realität des Bauern ist von Abhängigkeiten geprägt, die zu einem grossen Teil aus der solidarischen Grundhaltung des Anderen hervorgehen. Mit gutem Recht kann er sich dennoch als freier Bauer verstehen. Eine ausbalancierte Solidarität lässt dies zu. Im Bezug auf die Greina bedeutet dies: Die Greina gehört den Bürgern von Vrin, Sumvitg und Blenio – gleichzeitig gehört sie ihnen nicht. Es kommt darauf an, sich dieser doppelten Wirklichkeit bewusst zu sein. Wir sind und können nicht alleine, sondern sind vielschichtig miteinander verbunden. Beziehungen sind die Grundpfeiler des Zusammenlebens. Beziehungen zu stärken, ist deshalb die Herausforderung der Zukunft.Der Parc Adula ist – in unserer Idee – kein Projekt zum Schutz der Natur und kein touristisches Projekt zur Entwicklung der regionalen Ökonomie. Der Parc Adula ist vielmehr die wertvolle Möglichkeit, die Beziehungen – zwischen Mensch und Natur, zwischen Stadt und Berggebiet – zu stärken. Der Entscheid über das Adula kann somit nicht restlos aus einer inneren, abgeschotteten Vorstellung gefällt werden. Denn er ist auch ein Entscheid über andere. Gleichberechtigte Beziehungen gründen auf autonome Einheiten. Der Parc Adula wird deshalb nur dann zu einem Ort der Beziehungen, wenn er zu einem spezi�schen und eigenständigen Raum wird. Diese Eigenständigkeit ist durch den natürlichen und kulturellen Reichtum dieses Gebietes zu einem grossen Teil vorhanden. Diese gilt es jedoch immer wieder wahrzunehmen, zu erhalten und zu stärken – und auch aufs Neue zu erzeugen. Gleichzeitig muss das Verständnis dafür wachsen, dass Eigenständigkeit keineswegs ein Wert an sich ist, sondern nur im Bezug auf das Andere zu einem solchen wird.Der Parc Adula ist die Möglichkeit neue Beziehungen entstehen zu lassen. Dieses Moment ist der entscheidende Horizont für die Einrichtung eines zweiten Nationalparks. Die Absicht, Natur zu schützen und das Ziel, Ökonomie anzutreiben, soll im Streben nach Beziehung aufgelöst werden. Die

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Natur muss nicht geschützt werden, wenn wir in eine gute Beziehung zu ihr treten und die Ökonomie muss nicht angetrieben werden, wenn wir vielfältige Beziehungen mit dem Anderen, unserem Gegenüber, p�egen.Es zeigen sich drei Arten von Beziehungen: (1) Im Parc Adula wird die Beziehung zwischen dem alpinen Raum und den städtischen Räumen der Schweiz und angrenzenden Nachbarländer gep�egt. Die verschiedenen Partner sind aufeinander angewiesen, denn den Städten geht zunehmend die Luft aus und die Berggebiete verlieren weiterhin ökonomische Relevanz. (2) Der Parc Adula – als eine Bekenntnis zu einer gemeinsamen Idee und gemeinsamen Raum – ist auch die Möglichkeit, die inneren Beziehungen zwischen den Tälern des Territoriums zu stärken. Sie sind zur Ausbildung eines wertvollen Lebensraumes von grosser Bedeutung. Durch das Herausheben des Territoriums können z.B. alte Handelsverbindungen unter anderen Vorzeichen wieder erwachen, aber auch neue Beziehungen entstehen, die der dazwischenliegende Berg bisher nur eingeschränkt erlaubt hatte. Und schliesslich (3) kann der Parc Adula die Möglichkeit bedeuten, eine neue Beziehung zwischen Mensch und Natur hervorzubringen. Die technischen und kulturellen Errungenschaften unserer Zeit erö�nen den Weg zurück zu einem ausgegelicheneren Verhältnis zur Natur. Ein Verhältnis, das die Natur nicht auf eine Ressource und Mittel für unsere Zwecke reduziert, sondern in der Natur ein Zusammenleben vieler Einzelwesen mit jeweils eigenem Wert erkennt.

Die Idee für die Tore des Parc Adula – Die neuen Werkstätten als Orte der Beziehungen

Es sind die Beziehungen, die uns letztlich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Welt und ihrer unterschiedlichsten Wesen heranführen. Beziehungen zu entzünden und zu fördern ist entscheidend. Diese unentwegt voranzutreiben, wollen wir dem Parc Adula übertragen. Der Parc Adula soll zu einem kraftvollen Moment der Beziehungen werden.Als besondere Orte für diese beständige Herausforderung betrachten wir die Tore zum Adula. Im Folgenden sollen die Tore zum Adula vor dem Hintergrund dreier Orte konkretisiert werden: Die Grenze, der Turm und die Werkstatt. Die Tore zum Adula markieren die wichtige Grenze des Territoriums – wie es einst Türme taten. Sie sind jedoch nicht blosse Zeichen auf der Grenzlinie. In ihrem Innern bergen sie die Werkstatt, jenen Raum, in dem man sich im Tätig-sein begegnen kann.

Die Grenze – Di�erenzen scha�en

Landesgrenzen trennen Staaten voneinander. Jenseits dieser Grenzen ist vieles verändert. Es herrschen andere Gesetze, man unterhält sich in anderen Sprachen und p�egt einen anderen Umgang miteinander. Die nationale Grenze ist eine politisch umkämpfte Einrichtung. Einige wollen sie schleifen – aus wirtschaftlichen oder friedenspolitischen Gründen –, andere wollen sie verstärken, sei es aus Angst vor dem Fremden oder als Schutz gegen die rabiate Globalwirtschaft. Es gibt verschiedene Argumente, die für oder gegen Grenzen sprechen. Der Philosoph Konrad Paul Liessmann konstatiert in seinem Buch Lob der Grenze (Wien 2012) mit Blick auf das Phänomen: «Grenzen zu ziehen, sei es in der Wirklichkeit, sei es im Denken, gilt als unfein. Der Zeitgeist will Grenzen überschreiten, beseitigen, aufheben, zum Verschwinden bringen. Er täuscht sich damit allerdings über die Funktion und Möglichkeiten von Grenzen ebenso wie über die Bedeutung, die diese für die Analyse und Bewältigung von Krisen einnehmen müssen.» Die Grenze an sich gehört also keineswegs zu einer grundsätzlich verwer�ichen Einrichtung. Grenzen zu ziehen, bedeutet zu unterscheiden. Vielmehr als die Grenze an sich zu verteufeln muss es darum gehen, sie an manchen Orten gezielt aufzulösen, an anderen Orte jedoch gilt es, sie bewusst und klug zu setzten. Dabei geht es nicht um den Ausschluss von Menschen, sondern auch um die Ermöglichung eines Zusammenlebens.Als eine wichtige Dimension dieses Zusammenlebens erachten wir den Raum. Hier sind viele Unterschiede in Au�ösung begri�en. Die Distanzen zwischen den Räumen schmelzen kontinuierlich und die Architektur gleicht sich immer mehr an. Die immer gleichen Materialien und Formen breiten sich in alle Richtungen aus. Für sie scheint es keine Grenzen mehr zu geben. Ein Haus in der Agglomeration ist nicht mehr von einem Haus in den Bergen zu unterscheiden. Dennoch scheint, trotz aller Homogenisierung, ein Unterschied immer deutlicher zu werden – jener zwischen Peripherie und Zentrum. Die Menschen ziehen vom Land in das unmittelbare Ein�ussgebiet der Stadt. Das Land bleibt als verlassene Brache zurück, während die Stadt immer weiter wächst. Dieser Unterschied ist Realität und die dahinter liegende Kraft entfaltet momentan ihre Wirkung in allen Erdteilen. Bereits lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Es ist jedoch denkbar, dass dieser Unterschied nur ein Zwischenschritt hin zu einer völligen Urbanisierung der Gesellschaft darstellt – der Unterschied zwischen Peripherie und Zentrum sich also überhaupt au�öst,

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weil die Peripherie im Verlauf der Zeit schlicht verschwindet.Gegen dieses Verschwinden und damit dem Verlust von Unterscheidungen wollen wir angehen. Ihnen halten wir die Idee der Di�erenz entgegen. Dazu gehört auch das Bewusstsein, dass Di�erenzen konstruiert sind, aber auch, dass die homogenisierende Kraft nicht einfach natürlich und auf ewig gegeben ist. Der Widerstand gegen die Gleichmacherei ist in diesem Sinn kein Widerstand gegen eine natürliche Ordnung, sondern ein Widerstand gegen die im Moment stärkste Ordnungskraft. Diese ist geprägt von menschlichen Einzelinteressen und �ndet ihren Niederschlag – neben vielen anderen Gebieten des menschlichen Lebens – auch im Raum. Wir wollen den Lebensraum jedoch nicht dieser Kraft überlassen.Der Umgang mit dem Raum ist eine politisch Angelegenheit und darf nicht auf ein rein ökonomisches Problem reduziert werden. Zugleich erachten wir die Herausbildung von Di�erenzen nicht als einen Wert an sich, sondern sehen darin die Möglichkeit zu einem wertvollen Lebensraum. Di�erente Räume sind zusammen mit deren Kontinuität eine Voraussetzung für die Ausbildung von Identität. Und diese Art von Bindung wiederum führt zu einem sorgsamen Umgang mit unserem gemeinsamen Lebensraum.Unser Ziel innerhalb des Parc Adula ist es deshalb, Di�erenz hervorzubringen. Der Parc Adula ist in seiner Eigenheit ein Wert für die Schweiz. Die Stadt Zürich ist etwas anderes als der Parc Adula: Das ist ein Wert für Zürich, zugleich aber auch ein Wert für den Parc Adula.Eine Möglichkeit, diese Di�erenz hervorzubringen liegt darin, Orte und Regionen in ihrer baulich kulturellen Eigenheit – quasi von innen – zu stärken. Eine andere Möglichkeit besteht darin, das Territorium mittels einer Grenze auszuzeichnen. Es ist die Sichtbarmachung der abstrakten, auf dem politischen Papier gezogenen Grenze, auf dass diese selbst wirksam wird.Türme und Tore sind geschichtlich betrachtet wichtige Orte der Markierung von Grenze. Ihnen wollen wir uns nun zuwenden.

Der Turm – Einen Ort markieren

Das Tor ist ein Ort des Übergangs. In der Stadtmauer ist es jener spezi�sche Ort, an welchem man in die Stadt gelangt. Durch diese Ö�nung tritt man von einem Raum in den anderen, die klare Grenze zwischen Innen und Aussen wird aufgehoben. Das Tor ist der wichtigste Ort innerhalb dieser Grenze. Hier wird geö�net und geschlossen, verteidigt und

angegri�en. Diese Funktionen äusserten sich im Verlauf der Geschichte in spezi�sche architektonische Formen und stabilisierten sich zu eigenen Typen.Stadttore wurden vielfach von Türmen bekrönt. Die Höhe, welchen den Turm auszeichnet, hatte militärische Vorteile. Sie erlaubte einen grösseren Überblick und stellte ein grösseres Hindernis für den Angreifer dar. Die Architektur des Tores und des damit einhergehenden Turmes gingen jedoch weit über diese funktionalen Anforderungen hinaus. Tore und Türme waren Orte der Repräsentation und insbesondere auch Orte der Machtdemonstration. Sie wurden entsprechend vielfältig von diesen Anforderungen geprägt. Ein Turm bot handfeste militärische Vorteile und seine imposante Erscheinung schreckte den potentiellen Angreifer ab. Der Turm demonstrierte jedoch nicht nur die unmittelbare Macht, sondern verwies mit seiner Höhe auch auf jene abwesende Macht, die so stark war, den Turm in seiner einschüchternden Form zu errichten. Diese Macht blieb auch noch lange nach der Niederlage des Herrschers sichtbar. Die Massivität des Turmes widersetzte sich der Zerstörung. Das steinerne Symbol liess sich nur mit grossem Aufwand auslöschen. Seine Symbolkraft zeigt sich insbesondere in der Tatsache, dass grosse Anstrengungen unternommen wurden, um Türme einzureissen – auch dann noch als von ihnen keine unmittelbare Bedrohung mehr ausging.Beharrlich hielt sich das Symbol in den Köpfen und dort wirkt es bis heute weiter. Türme wirken auf uns Menschen. Die Auszeichnung des Turmes gegenüber anderen architektonischen Typen ist unbestritten. In die Höhe zu ragen, ist eine Eigenschaft, die wir auch heute nicht allen Gebäuden zugestehen. In diesem Sinn ist jedes Hochhaus mehr als ein bloss hohes Haus. An diese und andere Eigenarten des Turmes wollen wir mit den Toren zum Parc Adula anschliessen.Die Bedeutung der unterdrückenden Herrschaft schwingt in jedem Turm mit. Die Verbindung von Turm und Herrschaft ist jedoch nicht unau�öslich: der Turm ist nicht mit der Bedeutung identisch, er trägt sie bloss. Die Bedeutung, die an diesem architektonischen Zeichenträger haftet, kann sich – wie bei allen Zeichen – stark wandeln. Weder steht die Bedeutung für immer fest, noch bleibt sie eindeutig. Der Ei�elturm steht heute für die Stadt Paris, für Frankreich, für die Ingenieurbaukunst, für die Weltausstellung von 1889 und noch vieles mehr. Als Zeichenträger kann der Turm also Unterschiedliches und auch Widersprüchliches bedeuten.Weniger instabil als seine Bedeutungen sind die unmittelbaren architektonischen Leistungen des Turmes. Vom Turm aus überblickt man die Landschaft in alle Richtungen – unabhängig von seiner Bedeutung. Umgekehrt wird jeder Turm bereits aus weiter Entfernung gesehen. Dabei wird

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er nicht als ein zufällig verortetes Objekt erfahren, sondern zeugt durch seine bauliche Prägnanz eine bewusste Setzung. Ein Turm steht nicht einfach irgendwo, er markiert – unabhängig von seiner genauen Bedeutung – eine wichtige Stelle im Raum. Der Turm hebt einen Ort aus dem landschaftlichen Ganzen heraus.Diese Eigenschaften machen den Turm zu einem wichtigen Bild im Entwurf der Tore zum Adula. Der Parc Adula soll durch seine Grenze als ein eigener Raum erkennbar werden. Dafür werden spezi�sche Orte entlang dieser ausgezeichnet. Sichtbar, wiedererkennbar und den Ort markierend ist der Turm – noch abseits einer konkreten Form – eine wertvolle Metapher für unsere Absicht. Die Tore zum Adula sollen zu zeichenhaften und markierenden Wesen werden – wie der Turm eines ist. Sie zeigen die Grenze des Parc Adula an. Sie sind aber auch ausgewählte Orte des Übergangs und damit Zeichen der Beziehung zwischen dem Parc Adula und dem anderen Raum – z.B. zwischen dem Parc Adula und der Stadt.Die Türme sind nicht Orte der Verteidigung, sondern Zeichen der Di�erenz. Sie verweisen auf den Parc in ihrer gemeinsamen Mitte. Sie verweisen aber auf die Verbindung, deren Knoten sie selbst sind. Wir glauben, dass der Parc seinen Wert in dieser neu geknüpften Verbindung hat.Wertvolles entsteht dann, wenn sich im Inneren dieser Zeichen etwas ereignet. Dann fällt das Zeichenhafte ab und das Ereignis wird zum Zentrum. Eine besondere Art des Ereignisses ist in der Werkstatt möglich.

Die Werkstatt – Ereignisse ermöglichen

Die Werkstatt ist ein Ort des Scha�ens. Hier formen Menschen Material zu Dingen um. Als kulturgeschichtliches Phänomen fasziniert die Werkstatt bis heute. Der im Herstellen versunkene Handwerker in der von Werkzeugen und Dingen angefüllten Werkstatt bildet dabei das Zentrum der Faszination. Viele mit eben diesem Ort verbundene Realitäten bleiben in diesem Bild jedoch abwesend. Die Welt der Zunft als der prägende Kontext dieser alten Stätte fehlt in diesem Bild vollends. Unsichtbar bleibt auch die in der Werkstatt vorherrschende Hierarchie zwischen dem Meister und seinen Gesellen. Lärm gibt es an diesem imaginierten Ort nicht – höchstens ein rhythmisches Klopfen ist zu vernehmen.Die Werkstatt – sei es die historische oder die heutige Entfaltung – ist ein Sehnsuchtsort und kein realer Ort. Dies schmälert jedoch keineswegs ihren Wert.

In der Werkstatt liegt der Ansatz für den anderen Ort. Sie bleibt als ein wirklicher, übersichtlicher Raum zurück, während sich immer mehr Räume ins Virtuelle verschieben und die Welt sich zum Informationsnetz ver�üssigt. Inmitten der Räume der entfremdenden, abstrakten und zerteilten Arbeit ist die Werkstatt ein letzter Ort der Selbsterfahrung des Menschen als tätiges Subjekt. Sie ist der Ort für die Gleichwertigkeit von Körper und Geist. In ihrem Innern liegen die Sorgfalt, das meisterhafte Können und das implizite Wissen. Die Werkstatt ermöglicht die Erfahrung eines sinnvollen Ganzen. Die Werkstatt ist ein Gegen-Ort zu der als zersplittert und beschleunigt wahrgenommenen Moderne. Sie ist jedoch zugleich nicht die Abkehr vom Alltag – kein Rückzug ins Private, keine umfassende Ablehnung der Arbeitswelt und Hinwendung zur Freizeit. Sie ist auch keine Abkehr von der Zivilisation und der Kultur, kein Ruf nach dem «Zurück zur Natur». Die Werkstatt bleibt im Alltag verortet. In diesem imaginierten Sehnsuchtsraum steht die Herstellung eines Dinges im Zentrum. Hier wird der Mensch tätig. Die Werkstatt steht damit in grossem Kontrast zu den Orten des blossen Konsums wie auch zu jenen der blossen Produktion. Sie ist kein Laden und keine Fabrik. Auch in dieser Verweigerung gegenüber der rein ökonomisierten Betrachtungsweise liegt der Wert dieses imaginierten Raumes. Die Werkstatt ist ein Raum und scha�t Raum. Sie ist jener Raum, nach dem wir uns sehnen – angesichts der bereits �xierten, bereits angefüllten, bereits beschriebenen und in ihrer Funktion klar festgelegten Räume. Zugleich wehrt sich die Werkstatt gegen ein Dasein abseits des Alltags. Sie ist nicht jener ganz aus dem alltäglichen Wirtschaften ausgeschiedene Raum. Die Werkstatt ist Teil des Lebens und sie beansprucht ihren Platz in der Mitte des Geschehens. Als solche ist sie Widerstand und Versprechen zugleich. Sie verweist auf ein anderes Leben.Diese hier imaginierte Werkstatt ist eine Metapher. Sie widerspiegelt nicht die Realitäten der vielen Werkstätten, die es bisher gegeben hat und jenen, die in der Zukunft errichtet werden. Sie ist der Kern der Idee der Tore zum Adula und wir glauben, dass sie vielen zum Vorteil gereichen könnte.Die Werkstatt ist der Raum im Innern des Zeichens. Jener Ort, wo sich der Parc Adula nicht als geschützte Natur, als Label oder als Zeichen manifestiert, sondern als das, was die Menschen daraus machen. Ein Raum frei von spezi�schen Funktionen, jedoch mit der anstiftenden Atmosphäre, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen – vielleicht mit einem solchem Feuer, das vergessen macht und ins Dunkle entschwinden lässt, was hinter dem entfachten Tor liegt. Einer Lichterkette gleich könnten die Tore zum Adula brennen – in ihrer gemeinsamen Mitte ein weiterer Versuch zwischen Mensch und Natur.

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Zusammenfassung & Fazit – Die Tore als neue Orte der Beziehung

Die Tore zum Adula – wie auch der Parc Adula selbst – existieren noch nicht. Der Parc Adula mag auf dem Papier als De�nition zu einem grossen Teil bereits bestimmt sein, seine Art und Weise in Beziehung mit den Menschen zu sein, ist es jedoch noch nicht. Der Parc Adula kann mehr sein als ein Projekt zum Schutz der Natur und mehr als ein touristisches Projekt zur Entwicklung der regionalen Ökonomie. Er kann zum Ort der Beziehungen gerinnen: Ein Ort der Beziehungen zwischen den städtischen und ländlichen Räumen, ein Ort der erneuerten inneren Beziehungen und ein Ort einer neuen Beziehung zwischen Mensch und Natur.Die konkreten Orte dieser vielfältigen Beziehungen sind die Tore zum Adula. An der Grenze zum Territorium an spezi�schen Zugangsorten gelegen, sind sie sichtbare Zeichen für das Adula und zugleich Räume für spezi�sche Ereignisse. Ereignisse wie der Anfang einer Beziehung oder die Entdeckung der Freiheit. Ereignisse, die auf die spezi�sche Atmosphäre, aber vor allem auf das Vorhandensein eines Ortes angewiesen sind. Ohne solche Ereignisse wird der Parc Adula ein blosses Territorium bleiben. Die Tore des Parc Adula sind Räume, in denen die Menschen den Parc Adula gemeinsam als ein lebendiges Wesen erst hervorbringen werden. Wenn dies gelingen würde – dann könnten wir von Kultur sprechen. Von einer Kultur, die gemacht wird.Weder das Festhalten am Alten noch der getriebene Sprung nach vorne sind vielversprechende Verhaltensweisen für das Berggebiet. Die Entfaltung eines schöpferischen Prozesses in der Gegenwart bleibt der einzige Weg.

AuftraggeberParc Adula

VerfasserProfessur Gion A. Caminada, ETH Zürich Silvan Blumenthal, Gion A. Caminada

Oktober 2016

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