Max Seltmann Heft 14

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    Heft 14.Pfingsten

    I. Die Wrdigung des Kreuzes in einer anderen WeltII. Die groe Wendung nach Jesu Himmelfahrt

    III. Ein Zeugniss der Freunde Jesu vor dem TemplernIV. Ermahnungen zur LiebeV. Wer und was ist uns JesusVI. Erntedankfest in BethanienVII. Was ist der Heilige GeistVIII. PfingstenIX. Abschied von Bethanien

    I. Die Wrdigung des Kreuzes in einer anderen Welt.

    Alle eure Traurigkeit wird in Freude verwandelt werden!" (Joh. 16, 20.) DieseVerheiung hatte sich sogleich erfllt! Denn nach dem Abschied Jesu in SeineHimmel fhlten sich alle Herzen so voll Ruhe, Kraft und Frieden.Demetrius hatte inzwischen das Haus des Priesters Enos kuflich erworben undschenkte es jetzt der Mutter Jesu zum Eigentum. Maria aber stellte es sogleichden Jngern zur Verfgung, wodurch sie ein festes Heim in Jerusalem erhieltenund nun wuten, wo sie sich jederzeit leicht zusammenfinden konnten. DieJnger waren auch froh darber, und beim Sinken der Sonne kehrten siebeschwingt nach Jerusalem zurck.In Bethanien versammelten sich am Abend des Himmelfahrt-Festes alle noch

    anwesenden Gste, und Ursus bat, aus bervollem Herzen zu allen sprechen zudrfen. Freunde und Brder", begann er, bald werden auch wir unser liebesBethanien verlassen, und darum mchte ich euch etwas von dem wunderbarenErlebnis kundgeben, das der Herr uns in der letzten Nacht geschenkt hat. Zuerstglaubte ich an einen lebhaften Traum, da aber Bruder Theophil ganz dasselbeerlebt hat, mu es volle Wirklichkeit gewesen sein!" Ich wute es schon",besttigte Lazarus, da ihr beide in dieser Nacht eine auerordentliche Weiheempfangen habt, und wir hren und erleben gern diese seltene Gnade des Herrnan euch gleichzeitig mit."

    Und Ursus erzhlte: Als wir gestern auf dem lberg saen (siehe Heft 13, Seite88), segnete der Herr uns schweigend, und mir war pltzlich, als wenn ich aufeiner geraden, lichtvollen Strae wanderte. Vor mir in der Feme lag eine groeStadt; doch rechts und links Grten und Fluren in auerordentlicher Pracht. Ichwandte mich, da sah ich Bruder Theophil in Begleitung eines Fremden hintermir herschreiten; wir schauten uns an, reichten uns die Hand, und Theophilsprach erklrend: Dies ist unser Fhrer, doch wohin wir wandern, ist mirunbekannt, da ich mich eben jetzt erst auf dieser Strae befinde."Ich betrachtete unserem Fhrer, der mit einem langen weien Mantel bekleidetwar, welchen ein goldener, mit Edelsteinen besetzter Grtel zusammenhielt.

    Freundlich ernst sprach er zu uns: Nach dem Willen des Herrn habe ich denAuftrag, euch in die Welt eures Vor-Lebens zu fhren, und sobald ihr durch diePforte gehet, die in euer Elternhaus fhrt, werdet ihr die Rck-Erinnerungerhalten. Doch handelt es sich nicht nur um das Schne, was ihr erleben werdet,

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    sondern vielmehr um das Groe, das durch euch eure frheren Vter undVorvter erfahren sollen als der Gottes-Liebe grtes und herrlichstes Wunder!Ich bin nicht nur euer Fhrer, sondern auch euer Diener, und gern bereit, eureFragen zu beantworten."

    So fragte ich: Sage uns, wo sind wir eigentlich, und wohin fhrt diese Strae?Es erscheint mir alles so unbegreiflich, so wunderbar!"Freundlich antwortete unser Fhrer: Wir sind hier in einer Welt, fr die dieErde keinen Namen hat, da sie dieselbe nicht sieht und darum auch nicht kennt.Die Strae, auf der wir gehen, liegt eigentlich in euch, und das Ziel ist eurefrhere Heimat. Fern und getrennt von dem herrlichen Lebens-Ziel kam euch janicht zum Bewutsein, wie entfremdet ihr dieser Heimat waret, bis der Herr ineuer Leben trat." Du sagst, da wir die Welt betreten, die frher unsere Heimatwar, wer beweist uns aber dieses?" fragte ich. Und der Fhrer antwortete: Euereigenes Erinnern, das pltzliche Erkennen: Ja! dies war mein Vaterhaus! Diese

    Menschen kenne ich alle! Auch werden alle eure Brder, Vter und Vorvtereuch erkennen, und dann wird euch die Erinnerung an dieses Erdenleben seinwie ein Traum! Bedenket ihr aber, da es die allergrte Gnade ist, die derHerr euch hiermit erweist, dann werdet ihr auch die herrliche Aufgabe lsenwollen, die hier euer harret."Nun kamen wir an das Tor einer groen, prchtigen Stadt. Die turmartigenDcher und Kuppeln glitzerten im hellsten Licht, aber eine Sonne sah ich nicht.Ehe wir klopften, tat sich das Tor auf. Wir gingen hindurch und durchschritteneine Allee der schattigsten Bume. Rechts und links sahen wir viele Menschenversammelt; ein ehrwrdiger Greis mit langem weiem Haar und Bart kam aufuns zu, nahm Theophil und mich bei der Hand und sprach gtig: Willkommen,Tschia und Tschena! Eure Ankunft wurde uns schon durch einen Himmels-Boten gemeldet!" und sich vor unserem Fhrer verneigend, sprach er weiter:Habe du Dank fr deine Mhe, diese unsere Brder sicher hieher gefhrt zuhaben, und erflltest deinen Auftrag." Jubelnd umringten uns alle und riefenWillkommen! Willkommen!" uns entgegen.Unser Fhrer aber sprach: Es bedarf eures ueren Dankes nicht, da wir jaDiener des groen Gottes sind; und unsere groe Freude ist es, so wir SeinenWillen erfllen! Doch hre nun den Auftrag meines wie auch deines Herrn:

    Wenn euer Fest seinen Hhepunkt erreicht hat, habe ich diese eure Brderwieder nach ihrer Erde zurckzubringen! Darum bitte ich, beginnt nun mitdiesem Feste, welches fr beide ein tiefes Erlebnis bleiben soll und den Grundihres Bewutseins festigen wird, aber auch euch zu freien und frohen Kinderndes groen Gottes machen soll!"Auf ein Zeichen des Ober-Hirten ertnte nun Gesang, und wir alle gingen nacheinem hochgelegenen freien Platz. Wohin das Auge blickte, warteten schonMenschen, und ein Jubel, der nicht aufhren wollte, umfing uns. Auf diesemFestplatz stand ein offener Tempel, nur hohe Sulen trugen ein breites Dach;doch mitten darin stand ein kleiner Altar, der von allen Seiten gut zu sehen war,denn ringsum fhrten zehn Stufen hinauf. Der ganze Tempel war vondurchsichtigen grnen und gelben Steinen erbaut, die wie Diamanten funkelten

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    und blitzten.Wieder ertnte herrlicher Gesang: Heil Dir du groer ewiger Gott! Der DuLicht und Kraft und Weisheit bist! Heil Dir und allen Deinen Vlkern, die Lichtund Kraft von Dir erhalten, und sie durch Deine Weisheit in Gottes-Dienst

    umgestalten! Heil Dir! Heil uns!"Whrend dieses Gesanges betete der Ober-Hirte; nach Beendigung aber trat ervor den Altar und sprach feierlich: Meine lieben Kinder und Kindeskinder!Nach dem Willen des groen Gottes erhielt ich den Auftrag: Veranlasse deineGemeinde, da sie sich versammle zu einem wrdigen Fest! Denn ihr alle solletKunde erhalten von den gewaltigen Vorgngen auf der Erde, welche die ganzeunendliche Schpfung in tiefe Erregung brachten, und erfahren von dem heiligenWunder der gttlichen Liebe, welches die Bewohner aller Welten zu denseligsten Wesen umgestalten will!"Ich fragte den lichten berbringer dieser Gottes-Botschaft: In welcher Art

    sollen wir dieses Fest feiern?" und er antwortete: Versammle alle in feierlicherStille zu einem Feste, wo sie nichts als nur ihr Herz zu einem Altare vorbereitensollen! Alles andere wird der Herr und groe Gott euch kundgeben durch eureKinder Tschia und Tschena, welche Er zu diesem Dienste von der Erde zu euchsenden wird! Sie sind zu uns gekommen in Begleitung dieses Gottes-Boten.Darum, meine Kinder, ffnet eure Augen und Ohren, ja, ffnet eure Herzen, umdie Botschaft zu empfangen, die der heilige Gott uns zugedacht!"Ein Posaunensto ertnte da sanken alle Anwesenden betend zu Boden undverharrten Minuten in ernstem Schweigen.Nun trat unser Fhrer, es war der Engel Rafael, vor den Altar, und auf seinenWink erhoben sich alle vom Boden; dann sprach er laut: Bewohner diesersonnigen Welt! Der Wille des groen Gottes, der alle Welten erschuf, hat michzu euch gesandt, um euch eine Freude zu berbringen, die euch fr ewigglcklich machen wird. Wie ihr wisset, bestehet die Gefahr, da alles, wasschn und herrlich hier gestaltet ist, doch dem Verfall entgegen gehet, wenn ihralle, vom Kleinsten bis zum Grten, nicht die ntige Sorgfalt anwendet, umeure Welt in diesem herrlichen Zustand zu erhalten! Ihr wisset durch frhereBoten des Herrn aber auch, da der Feind alles Schnen und Herrlichen eucheinst zu betren versuchte, indem er einen Reiz in euch erwecken wollte, der

    euch zu unzufriedenen und ruhelosen Bewohnern dieser schnen Welt gemachthtte.Ihr tatet recht, den Boten des Herrn zu vertrauen, und dafr dankt euch der groeGott und will euch ein Gnaden-Geschenk reichen durch diese Brder'.Ihr habetschon Kunde erhalten, da der heilige Gott selbst auf der Erde, die diesen eurenBrdern jetzt als Aufenthalt und Schulungs-Ort dient, auch ein Menschgeworden ist, um allen Seinen geschaffenen Wesen die unermeliche Gnade zureichen, da sie nun, je nach ihrem eigenen freien Wollen und Tun, auch einseliges Kind des groen Gottes werden knnen! Eure beiden Brder sind meineZeugen; sie werden nun zu euch sprechen und euch weiter unterrichten nachdem heiligen Drang in ihren Herzen."Nun trat Theophil an den Altar, hob die Hand zum Grue und sprach: Brder! Schwestern! Vter und Mtter! Es war mir zuerst, als htte ich nur einen

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    schweren Traum durchlebt, seit ich von hier abwesend war aber jetzt weiich, da ich noch ein Bewohner der Erde bin und nur auf ganz kurze Zeit beieuch sein darf, die ihr alle einst meinem Herzen so nahe standet! Ja, eure Weltist ein Himmel! ein Himmel gegen unsere dunkle Erde! Eure ganze Art zu

    leben ist eine Wonne, aber so viel Glck kann leicht mde und trge machen.Wir, auf unserer Erde, kennen wohl auch Wonnen und Glck, aber durch vielStreit und Leid werden wir immer wieder zum bitteren Kampfe um diese Gterangespornt, denn der Feind alles Gttlichen hat durch seine Macht und List fastalle reine Freude und Zufriedenheit in den Herzen der Menschen gettet,wodurch Unfriede, Herrschsucht und Lieblosigkeit wucherten. In dieser grtenNot der Trbsal und Gottes-Ferne hat sich Gott, der allmchtige Schpfer allerWesen und Welten, der armen Erde und ihrer verfhrten Bewohner erbarmt undwurde selber Mensch dort! Mensch wie wir, um uns einen Rettungs-Wegzu bahnen heraus aus allem Irrtum der Unwissenheit, zurck zum strahlenden

    inneren Frieden und Seligkeit, in Gottes Nhe zu leben! Dieser Gott-Mensch Jesus benannt hat durch die in Ihm reifende Kraft der vlligen Selbst-Verleugnung alle an Ihn herantretenden Versuchungen zur Eigenliebe siegreichberwunden und ist dadurch ein Herr ber alle Krfte in Sich wie auch in dergroen Natur geworden! In Demut und Liebe hat Er es uns vorgelebt, wie jederMensch den in ihm wohnenden Gottes-Willen zu seinem eigenen Gesetzmachen kann, und durch all Seine Lehren ber den rechten Entwicklungswegder gttlichen Anlagen im Menschen und die berragende Wirkung Seinerheilenden Wunder-Krfte hat Er Sich ein bleibendes Denkmal in vielen Herzengeschaffen.Sein Ziel war, uns eine ganz neue Gottes-Liebe zu lehren, um die selbstloseLiebe zum Nchsten, wie zu allen Gefallenen, in uns zu erwecken, damit wirIhm nachfolgen lernen und an Seinem groen Erlsungswerke ttige Mitarbeiterwerden. Aber der Feind Gottes hat die schwachen Menschen so beeinflut undsogar die Priester so irre gemacht, da sie diesen gttlichen Heiland und Erlservon allen beln zu einem schmachvollen Sterben am Kreuze verurteilten! Und Er lie es widerstandlos an Sich geschehen! Ihr erschauert unter meinen Worten und fraget euch: Was hat all dieses abermit uns zu tun?" 0 meine Lieben alle, sehr viel, sehr viel! Denn dieser groe

    Verfhrer macht nicht halt bei uns und auf unserer Erde, nein, er wirdversuchen, auch euch in seine Fall-Schlingen zu verstricken, um euch denheiligen Frieden in eurer Innenwelt zu rauben! Euch nun diesen Rettungs-Wegzu zeigen, sind wir hier, und festlich soll der Akt sein, wo vor euch das hehreSymbol dieser Erlser-Liebe enthllt wird, um auch euer Wegweiser in dasinnere Gottes-Leben zu werden.Durch den Kreuzes-Tod Jesu wurde uns allen erst offenbar: Wie Gott liebt!Wie Er stets besorgt ist um das Wohlergehen aller Seiner Geschpfe und denverirrten Seelen das allein rechte Mittel reicht, zu Ihm zurckzufinden, um ihreHerzen wahrhaft und fr ewig glcklich zu machen! Das Symbol SeinesKreuzes ist nicht nur der Inbegriff der reinsten und heiligsten Liebe Gottes zuSeinen Kindern, sondern zugleich der Wegweiser, durch freiwilliges, oftschmerzvolles Absterben von allen irdisch-vergnglichen Wnschen und

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    Neigungen, sich dem heiligen Willen Gottes ganz zu unterstellen und dadurchzu unserer hohen Vollendung zu gelangen! So gebet uns nun kund, ob ihrwillens seid, euch zu Aufnahme-Gefen und Trgem dieses Seines Geistes zumachen? poch nur euer freiester Wille entscheide hier!"

    Nach einer kurzen Stille gab der Ober-Hirte ein Zeichen und sprach: Tschena!(Theophil) Sohn und Bruder aller, die hier weilen, deine Rede gab uns ein Bildvon eurer Welt, welches uns alle tief erschttern mute, aber gleichzeitig ja aucheine liebliche Hoffnung und Verheiung. Doch haben wir noch nicht ntig,Ausschau zu halten nach einem Retter und Erlser, da wir hier in einem Sonnen-Lande leben und sonnige Wesen sind, obgleich es auch schon vorgekommen ist,da unser glckliches Leben manchen mde und stumpf machte.Wir wissen vom Gottes-Geist, da er ein Feuer ist, welches alles verzehrt!Deshalb begngen wir uns, so wir in den Strahlen seiner Licht-Hoheit unssonnen. Was brauchen wir mehr? Solange wir denken knnen, war es so, und

    wir hoffen, da es auch immer so bleibe! So habe ich gesprochen im Sinnealler!" Hier trat nun ich (Ursus) an den Altar, segnete alle mit dem Zeichen desKreuzes und sagte: Meine Teuren! Bald ist diese Gnaden-Stunde beendet undwir mssen zurck auf unsere Erde. In meinem Herzen aber fhle ich einenSchmerz, weil ihr Geliebten den Sinn und den Geist unserer Worte noch nichterfassen knnet. Darum will ich versuchen, an euren Herzen zu rtteln, damit ihreuch besinnet auf die groe Gnade, die wir euch hier berbringen sollten!Meine Lieben! Es mu dem Herrn und Schpfer aller Welten doch sehr vieldaran liegen, euch diese Seine Gnaden-Botschaft durch uns zu bermitteln! Ichwei, da in dieser Zeit die Bewohner aller Welten von diesen heiligenVorgngen auf unserer Erde unterrichtet werden, damit alle Herrschaft desFeindes von Grund aus besiegt werde, und die frei gewordenen Menschen sichselber zu Kindern" des groen Gottes umstalten. Denn Er, der heilige Gott undgroe Geist, will geliebt sein von allen Menschen und will allen Wesen einVater sein! Darum offenbarte Er uns Menschen als Jesus diese Seine groeLiebe, die in Seinem Herzen lebt fr alle Seine Geschpfe. Eine Liebe, fr diewir keinen Ausdruck finden! Eine Liebe, die das eigene Leben nicht achtete,aber besorgt ist um das Wohlergehen aller Seiner Kinder! Eine Liebe, die selbstden Tod besiegte und allem Sterben die Macht des Schreckens genommen hat!

    Wollt ihr, da ich euch von dieser Liebe noch mehr sage?"Sprich weiter, Tschia (Ursus)!" bat der Ober-Hirte, deine Worte sind wie einPfeil, der in alle Herzen eindringt, aber nicht verwundet. Sprich weiter, denn wirsehnen uns, von dieser Liebe noch mehr zu erfahren!"Da sagte ich: So helfet mir, einen langen und einen kurzen Balken zuzurichten,damit das Zeichen dieser hchsten Liebe selbst zu euch sprechen mge!" Esgeschah; in kurzer Zeit waren Balken, Ngel und Handwerkszeug zur Hand, undso errichtete ich ein Kreuz, wie ich es auf Golgatha gesehen hatte! (Heft 13,Seite 83) Hoch hob ich es auf den Altar und lie es von Theophil festhalten.Gespannt schauten aller Augen auf uns, da sagte ich laut: Meine Geliebten!Hier sehet ihr ein Kreuz! Bisher das Zeichen grter Schande, daran sterben zumssen; doch von nun an, bis in alle Ewigkeit hinein, das hehre Zeichen dergrten Opfer-Liebe!

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    An einem solchen Kreuze hauchte die Mensch gewordene Gottes-Liebe ihrLeben aus und lste damit die Verheiung ein, welche der Schpfer einst denersten Menschen der Erde gab, als sie der Versuchung des Lebens-Feindes zumOpfer gefallen waren und dem paradiesischen Umgang mit Gott dadurch

    entsagen muten! Durch diesen freiwilligen Opfer-Tod fr Seine verirrtenKinder wurde der Geist, der im Gott-Menschen Jesus lebte, vllig entbundenund wurde uns Menschen zum ewigen Geschenk gereicht, um den vertrautenUmgang mit Gott wiederherzustellen. Es ist nur die eine Bedingung damitverknpft: Glaube und vertraue dieser heiligen Gottes-Liebe, da sie dir helfenwill aus aller Not, und bemhe dich, da diese Liebe auch in dir Raum gewinne,um dich aus einem schwachen Erdenmenschen zu einem strahlenden Gottes-Kinde zu entwickeln! Denn wer sich Jesu Innen-Leben und Seine selbstloseLiebe aneignet, in dem wchst und blht alles Himmlische wie von selbst!Sehet es an, dieses Symbol! In allen Himmeln wird es als hchste Zierde auf den

    Altar der Gottes-Anbetung gestellt, und schweigend verkndet es jedem von dergrten Liebes-Tat unseres heiligen Gottes und Vaters. Von nun an kann jederMensch Sein Kind werden! Zu jeder Zeit und Stunde steht uns der Zugang zumVater-Herzen offen und drfen wir uns sonnen und sttigen an Seiner gtigenVater-Liebe.Wenn nun auch ihr, meine Lieben, dieses neue Leben euch erringen wollt, solasset von nun an nur eure Herzens-Liebe zu Ihm sprechen!Damit ist unsere Mission hier beendet, die euch zu den seligsten Gottes-Kindernmachen will, so ihr unsern Worten glauben knnet und euch hineinleben wolletin Seine Herzens-Liebe!"Dann sprach ich weiter: So, wie auf unserer Erde der Allergeringste jetzt zuIhm beten kann: Unser lieber Vater! Der Du wohnest in den Herzen DeinerKinder! Durchdringe uns ganz mit Deiner Liebe! Damit Dein Reich sichausbreite an allen Orten und Dein heiliger Wille ganz der unsrige werde und eskeinen Unterschied mehr gebe 'zwischen Deinen Himmeln und unserer Erde!Unser tglich Brot gebe Du uns, damit wir jederzeit mit den ndern teilenlernen! Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir gerne vergeben wollen allendenen, die uns schulden. .Lasse nicht zu, da Versuchungen uns schwchen,sondern mache uns stark gegen alle bel! Denn Du bist Liebe! und Kraft!

    und Dein ist alles Leben, vom kleinsten Wesen bis zur hchsten Herrlichkeit, frZeit und Ewigkeit! Amen!"So drfet auch ihr dann beten, und die Tore vor euren Herzen werden sich nichtmehr verschlieen. Denn wo Gott, der Ewige, als Vater wohnt, sind SeineKinder nicht mehr Geschpfe, sondern Erben und Reprsentanten Seinesgroen, gewaltigen Reiches. Es liegt nun an euch: Wollt ihr Kinder des heiligenGott-Vaters werden oder Diener des groen Gottes-Geistes bleiben? Euer freierWille sei das Entscheidende fr eure knftige Gestaltung."Ich verneigte mich tief vor dem Kreuz, dann vor den Anwesenden und stieg dieAltarstufen hinab.Da sagte der Ober-Hirte zu allen: Kinder! Ihr habt aus dem Munde eurerBrder diese heilige Botschaft gehrt, so einfach und klar! Was wollet ihr, daich ihnen antworte? Sollen sie ihrem Herrn und heiligen Gott klagen: Unsere

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    Mission ist verfehlt, weil diese Bewohner das Glck, ein Kind des Allerhchstenzu werden, noch nicht zu schtzen wissen, oder sollen sie sagen: Sie jubeln, undin ihren Herzen ist die Freude gro. Sie fhlen sich schon jetzt als ein Kind ihresGottes."

    Da brach ein Jubel aus wie ihn die Erde nicht kennt, und der Ober-Hirte gelobtefeierlich: Wir wollen Seine Kinder werden! Wir wollen leben wie ein Gottes-Kind! Dieses Kreuz aber soll das sichtbare Zeichen bleiben, da wir unsbemhen wollen, solcher groen Vater-Liebe uns wrdig zu erweisen!" Wieder groer Jubel! Dann kamen junge Mdchen und schmckten das Kreuzmit herrlichen Blumen. Lat es uns in unserem groen Tempel tragen", sprachder Ober-Hirte, und damit zieren die Sttte, die geweiht ist dem heiligenGottes-Geiste. Du aber, du Fhrer unserer Brder, die uns die herrlicheBotschaft brachten, weihe du es aus dem Geiste Dessen, dem du dienst. Undweihe uns, damit wir frei werden von unserem alten Begriffen!"

    Alle knieten nieder und beteten. Dann wurde das geschmckte Kreuz vonstarken Armen erfat und in den groen Tempel getragen; und schweigendfolgten die andern.Hier trat nun Rafael an den Altar, segnete die Gemeinde und sprach:Geschmckt aus der Liebe eurer Herzen steht aufrecht das Symbol derErlsung nun vor euch als Zeichen der Verbundenheit zwischen Gott, euremliebenden, heiligen Vater, und euch, den werdenden Gottes-Kindern! Der Geistdieses Kreuzes, als Ausdruck der hchsten und vollkommensten Gottes-Liebe,ward ausgedrckt in Jesu Worten: Ich habe euch geliebet bis zum letztenAtemzuge! Liebet Mich, und ihr alle werdet leben!" Ein Leben der Liebe undFreude sei all euer Denken, dann senkt sich der Himmel zu euch nieder undmacht aus eurer Welt einen neuen Himmel! Und so ihr verlangend ruft: OVater, wir sehnen uns nach Deiner Gegenwart!" da wird Er eure Liebe prfenund dann Selbst zu euch kommen und euch segnen. Ihr aber seid schon jetzt vonmir gesegnet aus dem Geiste der hchsten Liebe, die uns dieses Kreuz offenbart,damit ihr zum Segen anderer werdet. Der Friede des Herrn sei mit euch! Amen."Nun lasset uns Abschied nehmen! Der Herr ruft zu neuem Dienst, und sogeschehe auch hier Sein Wille." So schieden wir und zogen heimwrts dieselbe

    Strae. Doch schien mir alles so verndert, da ich unsern Fhrer fragte: Istdies jetzt eine andere Strae?"Rafael antwortete: Ursus und du, Theophil, hret! Auch diese Strae liegt ineuch, nur mit dem Unterschied: Vor eurer Aufgabe ginget ihr eure Wege, undmit freudigem Herzen gelangtet ihr zum Ziele! Jetzt aber gehet ihr die Wege desHerrn, und euer Herz ist voll von Liebe, die nicht nach Dank fragt, sondern sichdanach sehnt, dem Herrn zu danken. So tuet nach dem heiligen Drang in eurenHerzen, und schon sind wir am Ziele!"-------Nun erwachte ich wie aus einem Traum, sah mich auf dem lberg, wo der Herrzwischen uns sa, und wollte reden, aber Seine Augen sagten: Schweige solange Ich noch bei euch bin!" Dieses war unser Erlebnis. Ja, es lebt noch inuns, wie auch Bruder Theophil mir besttigt!"

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    Da sagte Lazarus zu den Anwesenden: Meine Brder! Nur ein StubchenSeiner Herrlichkeiten habt ihr jetzt geschaut und erlebt. Was werdet ihr erstempfinden, so der Herr euer Fhlen, Denken und Tun ganz erfllt! Dochlasset uns heute zur Ruhe gehen, denn der kommende Tag fordert neue Pflichten

    und Krfte! Und so will ich euch segnen aus dem Geiste Jesu, damit niemandden Gnadenstrom aus der Herrlichkeit Seiner Liebe vermisse!"So suchten alle ihre Gemcher auf und ruhten im Segen Seiner Liebe.Nur der lebhafte Ursus konnte nicht Ruhe finden, denn mit seinen Gedankenweilte er dort, wo er vorher im Geiste war. Und es entstand in ihm dieSehnsucht: Knnte ich nur noch einmal dort sein, noch einmal mit dem Ober-Hirten reden! Viel zuwenig habe ich gesagt und viel zuwenig die Gnadegeschildert, die wir hier auf unserer Erde erlebten!"Da wurde es in seiner Umgebung wunderbar hell, der Engel Rafael stand vorihm und sagte: Ursus, warum zieht es deinen Sinn in die Feme und lt dir

    dadurch den notwendigen Schlaf rauben? Siehe, der Herr, dein Gott und ewigerVater, wird dir jede Sehnsucht stillen, wenn deine Gedanken und Sinne von demBewutsein erfllt sind: Vater! hier bin ich! Als Dein Kind will ich jederzeitbereit sein, jeden Dienst zu erfllen! Doch Vater, ohne Dich gibt es keinGelingen! In dir, mein Ursus, brennt ein Feuer und drngt zum Dienen, dochgebe ich dir diesen Rat: Werde innerlich und uerlich ganz Ruhe, damit sichalle Kraft sammle, und du in dir das Groe erlebst, da dein Gott und heiligerVater in dir lebt. Was dem Lebens-Meister Jesus die Sicherheit gab, war dasBewutsein: Ich und Gott sind Eins." Werde auch du so sicher, dann erstwandelst du auf Gottes-Wegen, dann ist der Friede Gottes dein Teil."Ohne eine Entgegnung abzuwarten, schied der Engel, aber in Ursus brannte dieSehnsucht noch heftiger, den Auferstandenen selbst zu fhlen und zu schauen.Da klang es ganz leise in ihm:Ist dir Meine Liebe nicht genug?" Ursus schaute sich um, aber finster war esberall um ihn. Da sank er auf die Knie und rief:Vater! Jetzt bin ich Dein Kind! Nun wei ich, Du hast auch mich erwhlt undmein Herz als Wohnsttte angenommen! 0 ich Glcklicher! Ich wei, Du bistmir nahe. So soll auch Dir mein Leben gehren, weil Du Dich mir geschenkthast. Nun kann ich in Dir ruhen, in Deinem Frieden ruhen!"

    II. Die groe Wendung nach Jesu Himmelfahrt.Frh regten sich am ndern Morgen die fleiigen Hnde, denn es galt, fr vielezu schaffen. Als Demetrius in das Wohnzimmer trat, begrte ihn Lazarusherzlich, doch da er einen Schatten auf seinem Gesicht sah, fragte er: Bruder!Du siehst heute nicht froh aus, was bedrckt dein Herz an diesem herrlichenMorgen?" Deine Liebe belastet mein Gemt, lieber Lazarus", sprach Demetriussinnend, denn unser Aufenthalt in Bethanien, samt unserer groen Karawane,ist doch eine Last fr euch, und von einer Entschdigung willst du nichts

    wissen! So drngt es mich, dir zu sagen: ich denke an unser Scheiden." MeinDemetrius, diese Sorgen sind doch unntig", entgegnete ihm Lazarus, ihrwisset doch: alles, was wir hier empfangen, ist ein Geschenk des Herrn!Auerdem haben deine Leute mitgearbeitet in den Grten und Plantagen und

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    viel ntzliche Arbeit geleistet. Darum bitte ich dich, noch ruhig zwei Wochenmein Gast zu bleiben, denn es sind noch besondere Segnungen vom Herrn zuerwarten." Bruder Lazarus", sprach Demetrius, deine Liebe ist Kraft, die wieberuhigend auf mich berstrmt. Ich empfinde, da heute bei mir eine Wendung

    eingetreten ist durch den auergewhnlichen Abschied des Herrn gestern undvermute, da dies auch bei andern so sein wird. Solange Er als Mensch in eurengesegneten Landen weilte, eilten eure Gedanken zu Ihm und lsten in euchKrfte, die die Erhaltung eures Daseins frderten. Nun ist Er aber von unsgegangen! Wo willst du den Herrn nun suchen mit deinen Gedanken undEmpfindungen? Ist von heute an die Welt nicht eine andere um uns?" MeinBruder Demetrius", antwortete Lazarus sinnend, deine Gedanken sind nichtohne Grund, auch ich habe heute die Umgebung wie mit ndern Augenangesehen! Mir war, als wenn das Ma von Pflicht viel grer geworden sei, alsstnde ich wie allein da, als der, der die Verantwortung fr alles trgt! Aber in

    mir fhle ich doch, wie das Bewutsein mir Ruhe gibt: Wir sind ja alle desHerrn! Seine Liebe hat vorgesorgt und schuf in uns ein Denkmal. Ein einzigerGedanke an Seine Liebes-Tat am Kreuze ist wie ein Segensstrom, der alleGedanken und Sinne neu belebt zu neuem Tun! Da der Herr nicht fr immer alsMensch auf der Erde bleiben wrde, hrten wir oft aus Seinem Munde. Ebensokndete Er uns von Seinem Leiden und Sterben. Doch hat Er uns auch so vielesVerheiungsvolle hinterlassen, und manches davon hat sich auch schon erfllt!Wie sich aber auch diese Ereignisse oft berstrzten, habe ich doch nieaufgehrt, deshalb etwa anders zu denken oder zu handeln!"Da trat Martha ins Zimmer und sagte zu ihrem Bruder: Lazarus, es ist heutekein Fertigwerden; und mit dem Frhmahl wird es etwas spter werden alssonst. Mir ist, als wren unsere Hnde der Arbeit ungewohnt."Du irrst, Schwester", entgegnete Lazarus, dein Herz ist nicht frei von Trauer,weil deine Liebe zum Herrn einen Schmerz erleiden mute, hnlich wie amKarfreitag! Er ist freilich nun fortgegangen von uns, aber doch mit derVerheiung: Ich komme wieder!" Bereite dich innerlich darauf vor, da, so Erheute schon kme, das Willkommen" fr Ihn an deiner Herzenstr leuchtet.Dann wirst auch du die Gedanken abschtteln, die dein Tun und Schaffen hem-men wollen! Denke an Magdalena, welch ein inneres Erflltsein von Ihm aus all

    ihrem Tun und Reden spricht! Sie kann sich in den Gedanken: der Herr ist vonuns gegangen, einfach nicht hineinleben, da Er nie aus ihrem Herzen gehenkann. Besprich dich mit ihr, und deine Ruhe wird zurckkehren."Gegen Mittag, als wiederum viele Gste von Bethanien geschieden waren,wollte Lazarus mit Ursus und Theophil eine Fahrt nach Jerusalem veranlassen,um die Brder in ihrem neuen Heim zu besuchen. Denn morgen, zum Sabbat,ist es unschicklich, nach der Stadt zu fahren." Doch Demetrius und Enos wolltensich ihnen anschlieen und baten, auch die Mutter Maria mitzunehmen, da sieihr das neue Haus bergeben wollten.Unterwegs kam ihnen der Pchter der Herberge entgegen und wollte umAuskunft bitten in betreff all der neuen Gerchte ber des Meisters Abschiedvon dieser Erde.

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    Beruhige dich, mein Bruder", antwortete Lazarus, alles hat seine natrlichenGrnde. Ja, der Herr ist heimgekehrt oder zurckgekehrt in Sein Vaterhaus, daes ja Seine ewige Bestimmung war: nur solange uns Menschen das Himmelsgutzu reichen, bis wir fhig wurden, selber fr die innere Befreiung zu sorgen. So

    haben wir nicht einen Verlust erlitten, sondern einen undenkbaren Gewinnerhalten, da sich jetzt die innere Gestaltung unseres Geistes-Lebens soauswirken wird, wie wir es nach unserer eigenen Liebe pflegen! Es ist nunAufgabe der Brder, alle Herzen im Sinne des Meisters zu pflegen und demEinwirken falscher Begriffe mit Ruhe und Bestimmtheit entgegenzutreten."Im Hause Enos waren die Jnger freudig erstaunt, als die Brder aus Bethanienbei ihnen Einkehr hielten. Petrus ergriff die Hand des Demetrius und sprach vollDank: Bruder! Wir betrachten dieses Haus nun als das des Herrn! Es wird unsnatrlich die gtige und beglckende Nhe des Herrn noch manches Mal fehlen,doch wissen wir: im Geiste ist Er mit uns und unter uns, je nach dem Grade, wie

    wir bei Ihm sind! Die Vorgnge der letzten 40 Tage waren fast wie ein Traum!In der Stunde der grten Not und Zerrissenheit trat Er unter uns, machte alleZweifel zunichte und schuf in uns andere, lebendigere Begriffe von Ihm undSeiner Wesenheit, so da wir heute nichts weiter wnschen als: mchte Seinheiliger Wille unser eigener Wille sein! Und mchte das Vermchtnis SeinerLiebe Allgemeingut aller werden!"Ich kann eure Wnsche verstehen", antwortete Demetrius, doch mein Herzsehnt sich nach etwas anderem, was noch unausgesprochen ist. Es ist fr michwie fr Ursus von grter Wichtigkeit, zu wissen: wohin ist Jesus nungegangen? Sichtbar entschwand Er unseren Blicken, doch erhielten wir alle jadie Verheiung: So wird Er wiederkommen, wie wir Ihn gen Himmel fahrensahen!" Fr euch ist der Meister Geist, fr mich ist Er Persnlichkeit, darumbitte ich dich, Bruder Petrus, um Aufschlu." Da antwortete Petrus: BruderDemetrius! Ich mchte, da meine Worte dich befriedigen und du dich nichtfalschen Vorstellungen hingibst. Auch fr uns ist der Meister ganzPersnlichkeit! Sein Leben, Tun und Schaffen wird durch Seinen Tod und SeineAuferstehung durchaus nicht wirkungslos, im Gegenteil: Immer wird Sein Lebenals Mensch im Vordergrund stehen, und immer wird Sein Leben als Menschunser aller Vorbild bleiben! Denn gerade dieses war ja der Hauptzweck alles

    dessen, warum die ewige Vater-Liebe Mensch geworden ist! Wenn Er, wie inden vergangenen 40 Tagen, in Seinem geistig unzerstrbaren Leibe zu uns kam,so war Er doch derselbe Jesus wie in Seinem Leibesleben, nur mit demUnterschied: Sein Fleisch verhllte uns den Lichtmenschen, der in demMenschensohn Jesus wirkte und tatkrftig alles ausfhrte, was der ewige Urgeistgleich einem Gesetz in Ihn legte.Von unserem Meister fiel die Hlle ab. Vor unseren Augen mute das Wundergeschehen, damit wir Ihn sahen in Seiner ganzen Glorie und Herrlichkeit! Dochwenn Er um unserer selbst willen Seine Herrlichkeit verhllte, so tat Er es nurdarum, um uns nun die Gelegenheit zu geben, all diese Herrlichkeiten zuenthllen und nach auen zu stellen, die Er in Seiner vterlichen Vorsorge,einem Samenkorn gleich, in uns hineinlegte!

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    Wir wissen alle, Sein Sterben bedeutet fr uns Leben, aber jedes Leben mueinmal ersterben, so nicht Ttigkeit ber Ttigkeit eintritt! In dieser Ttigkeiterst lsen wir den Geist in uns", der Sein Gnaden-Geschenk an alleMenschenkinder ist, und bleiben dadurch in steter Gemeinschaft mit dem Herrn,

    der gleich Gott berall ist!Ja noch mehr! Es ist das Groe und Gewaltige nun offenbar: wie derMenschensohn Jesus alle Hebel in sich in Bewegung setzte, um sich mit derewigen Gottheit zu einen, um nur noch aus dem Geiste Gottes zu wirken und zuschaffen! So ist nun die Gottheit durch das groe, gewaltige Erlsungs-Opfer anJesu Liebe und Seine Wesenheit gebunden, so da wir glauben: Es gibt nunkeine Gottheit ohne Jesus mehr. Was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen,schuf Gott, aber ewigen Bestand hat es nur durch Jesus, da Seine Liebe nunMittel schuf, die die Erhaltung garantieren. Darum gilt dieser Jesus-Liebe unserSein und unser Leben, damit Sein Werk seine Fortsetzung finde und die

    Segnungen Seiner Liebe alle Menschen erleben knnen!"Da sprach Demetrius: Lieber Bruder Petrus! So hnlich habe ich mir die groeGnade" Gottes vorgestellt! Aber zwischen Vorstellung und Wirklichkeit ist oftein groer Unterschied! Wir haben nun auf unserer langen Reise und beiunserem Aufenthalt in dem gesegneten Land der Juden so manches erlebt, abergefunden haben wir bei noch keinem die Auffassung, wie du sie ebenklarlegtest. Ich gebe dir vollkommen recht, aber werden deine Volksgenossendeine Auffassung teilen? Sind sie nicht bisher gewohnt, nur die Nehmenden zusein, whrend der Grundzug der herrlichen Jesus-Lehre das Geben vertritt?Es werden Tausende und aber Tausende beten und bitten um Gaben, die derHerr in Seiner All-Liebe ihnen reichen soll. Du aber mchtest mit deinenBrdern ganz Gebender sein, wie Jesus es war!"So ist es auch", antwortete Petrus, in der Gemeinschaft mit Jesus lernten wirdas Groe erkennen, wie die kleinste und geringste Gabe, aus dem rechten Geistgegeben, alle Schranken niederreien kann, die da bestanden. Wollen wir aberSeine Nachfolger werden, so kann es nur in dem Geiste des Gebenden sein, derdem Meister die Herzen ffnete, alles Trennende beseitigte und eine geistigeGemeinschaft grndete, die ewig bestehen wird. So liegt hinter uns das WirkenJesu als Mahner und als Beweis Seiner Treue und Verbundenheit mit dem

    Vater-Geiste in Ihm! Aber vor uns liegt die groe heilige Aufgabe Jesu, die Er inunsere. Hnde legte: wir gehren nicht mehr uns, sondern Ihm und allen.Menschen, weil durch Seine groe Erbarmung und Vorsorge das geistige Wohlund Wehe aller Menschen in unseren Hnden liegt!Denke ja nicht, da ich zuviel sage oder bertreibe. Im Gegenteil, viel zu wenigbekunde ich noch davon, was der Meister in uns vollbracht sehen mchte! DieWelt liegt im Argen, aber dem Einflu aller zerstrenden Mchte wurde eineSchranke entgegengestellt, indem der Meister das rechte Mittel nicht nur unslehrte, sondern uns vorlebte!Denke aber nicht, da es uns nun mglich sein wrde, alles Bse und Niedrigeaus der Welt zu schaffen! Und wenn wir mit Engelszungen reden wrden, daswrde uns nicht gelingen. Aber der Meister, nun Herr von Ewigkeit zu Ewigkeit,wird uns Seinen Beistand senden. Er wird unser Fhrer und auch Hter sein, und

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    so mu Sein Werk einstmals gelingen! Ewig unantastbar bleibt SeinRiesenwerk!In allen Welten und Regionen schauen die Wesen auf dieses gewaltigeGeschehen, denn sie ahnen, was wir nun wissen: die Macht des Bsen ist

    gebrochen! Wir drfen uns trotz unserer Schwachheit und UnvollkommenheitSeine Kinder nennen! Sein Sterben wird unser Heil und Seine Himmelfahrtunser Sieg! berall, wo du bist, darfst du auch den Herrn hinbringen! Darfst indie Herzen derer, die dieses glauben, durch die erwachende Kindesliebe zumewigen Gott und Vater, den Grundstein legen zu einem Tempel, zu einemHimmel, den der Meister fr ewig bewohnen will!"Nach diesen Worten wurde es eine Weile still, dann aber sprach Ursus: BruderPetrus! Es ist gut, da ich deine Worte so erfasse, wie du es wnschest, dochmu ich dir sagen: es bedarf doch einer gewissen Vorstellung: der Herr ist hier!Mir zum Beispiel wre es unmglich, von Ihm zu reden, wenn ich nicht die

    Mglichkeit htte, mir vorzustellen: Er ist hier! Freilich knnte ich mir Ihn nurso vorstellen, wie ich Ihn sehen konnte in Seinem unzerstrbaren Leibe,whrend ihr, die ihr mit Ihm lebtet, Ihn euch vorstellen knnet, als Er noch imFleische lebte."Da antwortete Petrus: Bruder! Gib dich nicht solchen Vorstellungen hin, damitEr dir nicht ein Phantasie-Bild werde! Um unsere Aufgabe nach dem Willen desHerrn zu lsen, ist es nicht ntig, zu ueren Vorstellungen zu greifen, weil derHerr ja das Allerinwendigste in uns sein soll! Denn auen kann dich das Bsenoch tuschen! Alles ist nachzuahmen, auch das Bild, welches du dir vomMeister machst. Lebt aber Sein lieblich Bild in dir, von deiner Liebe bestrahlt,dann lst es ja von selbst aus, was ntig ist zum Ringen und Schaffen, und gibtdir den Beweis, da gleich einem sprudelnden Quell alles Leben von innen nachauen drngt!Einst sagte der Meister: Sorget nicht, was ihr reden werdet, zur rechten Zeitwird es euch gegeben!" Dann erzog uns der Meister so, da wir in unserer BrustSeine liebe Stimme" vernehmen konnten, die uns mahnte und belehrte! Wasaber nun folgen wird, zufolge Seiner Himmelfahrt, wird noch gewaltiger undintensiver werden, da ja auf Seine Verheiung hin allen ein Beistand, ein Trstergegeben werden soll!

    Damit nun dem Feind alles Lebens keine Angriffs-Mglichkeiten gegebenwerden, kann sich dieses Leben oder die Kraft Seines Heiligen Geistes nur alsinnerster Ergu offenbaren; aber nur in denen, die mit dem Herrn durch ihredemtige, hingebende Liebe eng verbunden sind. Auch wir hoffen auf den Tag" in uns! Und diese Stunde wird fr alle Bewohner dieser Erde zum Ereigniswerden. Wie der Tag von Golgatha und Seine Himmelfahrt in Bethanien fr alleUnendlichkeiten das Wunder aller Wunder wurde, so wird Sein Liebes-Ergu,als heiliges Wehen aus Seinen Himmeln, das Signal zur Ttigkeit fr SeineKinder hier auf Erden werden! Von dieser Stunde an gibt es dann kein Zgernmehr! Auch du wirst dann ergriffen werden von dieser Kraft der erlsendenHeilands und Jesu-Liebe. Dann wird dir die Vorstellung von Ihm vergehen, denndas Gefhl der Selbstndigkeit in Seiner Kraft gibt dir Sicherheit undunerschtterlichen Glauben!"

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    Bruder Petrus! Deine Worte geben mir heute schon Kraft und Bewutsein",sprach Ursus, und ich freue mich, dieses von dir gehrt zu haben! Mit solchenZeugen wie du und deine Brder mu es gelingen, der Erde den Geist zu geben,der die Menschen zu wahrhaften Gottes-Kindern erziehen soll. Ich wollte ich

    wre Zeuge alles dessen gewesen von Anbeginn Seiner Liebes-Ttigkeit, damitauch ich, gleich euch, zu den Erwhlten gehrte."Bruder Ursus! Trste dich mit den vielen, die gleich dir den Herrn erst so spterkennen durften. Doch eines sage ich dir: du bist dem Herzen Jesu genau sonahe wie wir! Nicht die Zeit und alles mit Ihm Erlebte macht den Nachfolgerzum Kmpfer und Jnger, sondern nur die Liebe, mit der ich dem Meisterdienen will! Mit der Entschlukraft innigster Liebe, die alles umfassen will,gibst du dich dem Herrn zu eigen! Alles Weitere folgt von selbst, denn Er ist dasA und O! Der Anfang und das Ende! Dann werden wir von Ihm getragen,und alles, was wir tun und denken, wirkt dann so, als htte Er es selbst getan!

    Die Unterhaltung erlitt eine Unterbrechung, da die Mutter Maria fr eineErfrischung gesorgt hatte, und alle machten es sich auf dem Sller bequem.Lazarus aber fhlte sich von einer Unruhe ergriffen, seine Gedanken eilten zuder Herberge, und so ging er mit Demetrius und Ursus bald fort; den Theophilaber lie er bei den Brdern zurck.III. Ein Zeugnis der Freunde Jesu vor den Templern.In dieser Herberge des Lazarus waren alle Rume berfllt, wollte man doch dieWahrheit ber die Gerchte von Jesu Himmelfahrt hier erfahren. Der Pchter

    hatte seinen Gsten von dem baldigen Besuch Lazarus erzhlt, und als dieser mitden beiden Rmern in die groe Gaststube trat, wurde er allseitig mit Erwartungbegrt.Lazarus bat freundlich: Brder, beruhigt euch, ich bringe frohe Botschaft! Ihrwisset, da der Meister Selbst alle Unklarheiten ber Seinen Tod und SeineAuferstehung beseitigt hat und alle Herzen im Glauben an Seine Sendung strkt,so da es schwer sein wird, diese Liebe und Anhnglichkeit an Ihn zuerschttern! Aber, liebe Freunde und Brder, der Herr konnte nicht immerfort,wie in den letzten Tagen, zu dem Einen oder Anderen kommen, da dadurchSeinem Werke groe Gefahr drohte, nmlich die Vermenschlichung des

    groen Erlsungs-Werkes! So mute Er, um Seines Werkes willen, in SeineUrheimat zurckkehren, um von da aus den Geist Seiner Liebe und Kraft, der dakeimt und wchst in den Herzen Seiner Getreuen, zu strken und der Reifeentgegenzufhren! Er kehrte in dem Bewutsein zurck, da ein jeder treueBruder danach streben wird: Sein Werk im eigenen Innern fortzusetzen, undwenn mglich, es auch in sich zu vollenden!"Da drngte sich ein alter Jude heran; hart war sein Gesicht und verbissen derAusdruck, als er sagte: So! Weiter kannst du uns wohl nichts mehr berichtenvon deinem Meister, der es so gut verstanden hat, euch alle in Seinen Bann zu

    ziehen, so da ihr gar nicht mehr das Wahre vom Falschen zu unterscheidenwit. Aber noch steht der Tempel, den Er einreien und in drei Tagen wiederaufbauen wollte! Noch sind wir da und werden ein achtsames Auge auf euchhaben. Du, Lazarus, tust mir besonders leid, knntest Knig von Jerusalem sein

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    und bist jetzt nur der Vasall eines Gerichteten! Wann wird der Zauber deinesJesus endlich vergangen sein?"Ursus fuhr auf, aber Lazarus wehrte ihm und sprach zu dem Juden: Jeremias!Die Macht des Tempels besteht nur noch in euren Augen, er wird vernichtet

    werden! Der Zauber unseres Heilandes Jesu aber wird erst beginnen! Wohl habtihr den zweifelhaften Ruhm euch erworben, den Besten und Edelsten derMenschen hingerichtet zu haben! Aber dieses konnte nur geschehen, weil Er esan Sich geschehen lassen wollte!Ihr aber ahnet nicht, welchen Dienst ihr damit der ganzen Menschheit geleistethabt, denn durch Seinen schmerzlichsten Opfer-Tod wurde der Geist uns allenerst offenbar, von dem der Meister ganz erfllt war! Dieser Geist wird auf SeineNachfolger berstrmen, wird alle mit Kraft und Ausdauer erfllen, bis dasWerk vollendet ist! Dieser Sein Geist wird aber auch alle Lge und Bosheit anden Pranger stellen! Darum, lieber Jeremias, freuen wir uns, sobald dieser Geist

    der erlsenden Jesus-Liebe alle Herzen erfllen wird!Oder bist du und deine Genossen der Meinung, da die herrliche erhabene Lehredes Meisters aus Nazareth mit Seinem Tod schon ihr Ende gefunden htte? Sowie der Meister dem Grabe entstieg und uns allen die frohe Botschaftberbrachte: Ich lebe! und ihr sollt leben durch Mich!, so wird auch SeineLehre weiterbestehen und weit ber die Grenzen unseres Vaterlandes hinausVerbreitung finden."Da endlich antwortete Jeremias: Lazarus! Du warst, bist und bleibst einSchwrmer! Gerade du hast den Nazarener in Seinem gefhrlichen Tun undTreiben am meisten untersttzt! Nicht genug, da du dich damals dem Volkegegenber zu dem Betruge verleiten lieest: du seiest gestorben und begrabenund wieder von den Toten erweckt worden! Du wurdest sogar derHauptverbreiter der grten Lge: Euer Meister sei von den Toten auferstanden!Und jetzt lasset ihr Ihn gen Himmel fahren? Aber ihr alle habt die Rechnungohne uns, die Hter und Berufenen des Hauses Jehova, gemacht! Schwer wirddie Hand des Herrn euch strafen!"Nun erhob sich Ursus und rief erregt: Meine Hand wird sich schwer auf dichlegen, damit du inne wirst, was du mit deinen gehssigen Reden anstiftest.Diener Gottes nennt ihr euch? Soll ich dir sagen, was du bist und was du

    verdienst? Gefangengehalten mtest du werden, und zwar so lange, bis du denWahrheitsbeweis erbracht hast, da unser Lazarus ein Betrger sei, wie du esihm eben vorgeworfen hast. Mit Lazarus meintest du so leichtfertig umgehen zuknnen, weil er dein Kleid und deine Stellung achten mu! Aber hre, was ichals Rmer dir sage: dein Kleid und deine Stellung gelten bei uns erst in zweiterLinie, ich habe es mit deiner Gesinnung zu tun! Darum rechne nicht mitSchonung! Entweder du bringst den Wahrheitsbeweis deiner Anschuldigung,oder du nimmst deine Worte reuevoll zurck und bittest um Verzeihung! Wennnicht, bergebe ich dich einem rmischen Gericht, da Lazarus, als rmischerUntertan, unter dem Schutz des Kaisers steht!"Lazarus wollte etwas erwidern, da bat Demetrius: Bruder, lasse den Ursus, erwird alles zum guten Ende fhren; es ist so seine Art, die Bosheit an der Wurzelzu fassen!"

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    Du magst recht haben", antwortete leise Lazarus, aber Liebe kann nur mitGeduld gepaart zum Erfolge fhren."Jeremias erschrak unter den wuchtigen Worten des Ursus, aber als er sich erholthatte, sagte er: Was habe ich mit dir, einem Heiden, zu schaffen? Ich frchte

    dich Jngling nicht, und deine Drohung verlache ich, denn ich stehe unter demSchutze Jehovas! Doch merke dir, es ist gefhrlich, einen Richter ber unsspielen zu wollen, da der Tempel eigene Gerichtsbarkeit besitzt!"Gut", antwortete Ursus, wir werden sehen, inwieweit die Lge siegt! Da dukeinen Schaden weiter anrichtest, dafr werde ich Sorge tragen."Es drngten nun noch andere Templer heran und wollten beruhigend auf Ursusund Lazarus einreden, aber Lazarus sprach: Ihr seid es doch selbst gewesen, diediese Unruhe geschaffen haben! Ich bin jederzeit bereit, mit euch zuunterhandeln. Da ich in euren Augen nichts Gutes an mir habe, wei ich lngst,aber das Gute aus Bethamen habt ihr immer angenommen!"

    Dazu haben wir das Recht", antwortete einer, denn Gottes ist die Erde, undsomit unser. Aber wir geben dich nicht verloren, sonst wrest auch du, Lazarus,gleich deinem Meister schon ein Opfer des Tempels geworden. Der Nazarenerist tot und hat tot zu bleiben, das ist unser Wille; auer uns hat niemand einenanderen Willen zu haben."Jetzt stand Lazarus auf und sprach zu den anderen Gsten, die schon zu murrenanfingen: Freunde und Brder, bleibet in der Ruhe! Lasset euch nicht beirrenvon dem Huflein, das dem Meister und Heiland Jesu nicht glauben will undkann! Im Gegenteil, freuet euch, da bald, sehr bald die Stunde kommt, wo alleHerzen wie ein Sturmwind aufgerttelt werden! Wo ein jeder von uns einfreudiger Bekenner und wrdiger Nachfolger unseres Meisters sein wird! Woalle Welt erfahren soll: Er lebt! Er lebt! Wohl ist noch mancher Unglaubezu berwinden, da, wie ihr eben gesehen habt, der Tempel nicht einsehen will,Unrecht getan zu haben! Doch mancher von den Priestern bereut heute schon,mit zugestimmt zu haben zur Verurteilung unseres Meisters. Er, Dem der Todnichts anhaben konnte, ist und bleibt Sieger! Darum darf uns das Geschrei derUnbelehrbaren vor allem nicht aus der Ruhe bringen!"Ursus suchte den Pchter, ging auf ihn zu und sprach leise einige Worte mit ihm,dann kehrte auch in ihm die Ruhe zurck.

    Nun bat einer der Gste den Lazarus um Aufklrung ber das Aussehen und dasVerhalten des Meisters nach Seiner Auferstehung! Denn man kann sich nichtrecht vorstellen wie Er euch erschienen ist!"Bruder", antwortete Lazarus, wenn ich dir Sein Aussehen beschreiben wrde,so wrde ich, da noch Feinde Jesu anwesend sind, Gefahr laufen, wieder Grundzu neuen Gehssigkeiten zu geben. Da ist es doch besser, unser BruderDemetrius, der den Heiland in Seinem Erdenleben nie gesehen hat, wrdeschildern, wie er Ihm begegnet ist. Dann knnten auch die Gegner ein Zeugnisber Ihn vernehmen von einem, der kein Jude ist! Also, Bruder Demetrius,erzhle uns von deinem Erleben mit dem Herrn!"Liebe Freunde", fing Demetrius an, gern folge ich der Aufforderung unseresBruders Lazarus, da ich vor euch von der herrlichen Gte und Liebe desAuferstandenen zeugen mchte. Monatelang hielt ich mich in Csarea bei dem

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    Bruder Markus auf, um den Heiland Jesus einmal zu sehen und durch Ihn wiederin den Besitz meiner Gesundheit zu gelangen. Wie oft hofften wir, der Heilandsollte hier einmal Einkehr halten; alle Kranken klammerten sich im Geiste anJesus. Aber wie schmerzlich wurden wir enttuscht, als zwei schadenfrohe

    Priester uns die traurige Kunde von Seinem gewaltsamen Tode berbrachten.Brder, erlat es mir, unsern Schmerz zu schildern. Eine Welt ging in Trmmer!Hier, unserem Bruder Ursus, der am allermeisten litt, wurde als erstem dieGnade zuteil, mit dem Auferstandenen zu reden. Doch hat Er sich nicht gleichzu erkennen gegeben, sondern zuerst in dem Herzen des Ursus wieder Trost,Ruhe und Frieden hergestellt. Dann trat Er selbst in unsere Mitte strahlendenAuges und in einer Schnheit, die man nicht vergit. Seine Wundmale lstenkein Erschrecken aus; Seine Worte aber waren Balsam, waren von einer Liebedurchklungen, die direkt ins Herz drang.So zeigte Er uns Seinen groen Liebes-Plan und gab uns die herrliche

    Verheiung, immer bei denen zu sein und zu bleiben, die sich an Ihn halten undfelsenfest an Seine Hilfe glauben wrden! Zum Schlu segnete Er uns undbefreite uns alle von unseren Leibes-beln, so da es nur Jubel und Freude beiuns gab.Wer es nicht glauben will, mag doch die Reise unternehmen und sich an Ort undStelle berzeugen lassen. Mein Leben setze ich zum Pfande fr die Wahrheitmeiner Worte. Euch Templern aber sage ich, treibt es nicht zu weit! Denn eineGnade zu verscherzen ist bitter, aber eine Gnade als Ausgeburt der Hllehinzustellen, fr dieses hrt auch die Erbarmung auf erbarmend zu sein! Darumprfet und dann redet."Der alte Jeremias aber konnte nicht ruhig bleiben; sobald Demetrius schwieg,sagte er: Auch du bist samt deinem Ursus ein Opfer dieses Zauberers gewordenund kannst nicht merken, wie ihr die Betrogenen seid. Statt an der Quelle, imTempel, die Wahrheit zu suchen, haltet ihr euch an die, die sich dem Zaubererund Betrger verschrieben haben. Es wird hchste Zeit, diesem Treiben einEnde zu machen."Ursus wollte auffahren, aber in seiner Hand brannte das Mal, so fragte er ruhig:Mein Freund, glaubst du, da wir so leicht zu tuschen sind und Wahrheit vonLge und Wirklichkeit vom Schein nicht unterscheiden knnten?

    Deinem Alter gegenber bin ich ein Knabe, aber von der Welt habe ich schonviel gesehen und kenne vielerlei Gebruche bei den Menschen, mit denen ich inBerhrung kam. Was ich von Schlechtigkeiten erlebt habe, davon rede ich nichtgem. Was ich aber Gutes erlebt habe, mchte ich mit tausend Zungen bekennen!Das Schnste und Herrlichste aber erlebte ich doch mit Jesus, dem Gekreuzigtenund wieder Auferstandenen!Bei meiner Ankunft in Csarea begegneten uns zuerst zwei Priester, die uns, alsReisenden, sogleich offenen Ha und Hohn entgegenbrachten. Da wollet ihrbehaupten, die gttliche Wahrheit sei allein bei euch zu suchen? Welch einGegensatz, als wir dann bei denen Einkehr hielten, die sich Bekenner Jesunannten!" Doch Jeremias blieb unbelehrbar. Zynisch sagte er: Auch euch Rmern wirdhier bald die Herrschaft genommen werden! Wer den Tempel nicht achtet, ist

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    ein Feind Jehovahs, wie auch der Nazarener ein Feind des Tempels und somitein Feind Gottes war, und sterben mute!"Ursus ward wieder erregt und rief lebhaft: Mann! Wenn schon Seine erhabeneLehre im Widerspruch zu euch und zum Tempel stand, wie wollt ihr aber dann

    Seine Taten bewerten? Ich verlange eine klare Antwort!"Sei froh, so ich dich noch einer Antwort wrdige", sprach Jeremias, denn auchdu bist durchdrungen von dem Geist, der vom Nazarener ausging. So Er Wunderwirkte, warum wirkte er niemals im Tempel Wunder? Weil die MachtBeelzebubs nicht bis in den Tempel reicht!"Ursus wandte sich an Lazarus und fragte voll Schmerz: Bruder! warum lat ihrden Meister so ungestraft beleidigen? Eure Geduld ist wohl bewundernswert,aber hier nicht angebracht! So der Meister solche sndhaften Reden erduldete,so kann ich es verstehen, weil sie alle doch letzten Endes von Seiner Gteabhingen. Er war vollkommen und war ber alle Begriffe hinaus erhaben ber

    ihre Schlechtigkeit! Wir aber, als die Unvollkommenen, laufen doch Gefahr,Schaden zu nehmen, so wir ihre Worte nicht gengend zurckweisen."Werde nicht erregt", bittet Lazarus, und bleibe in der Ruhe! Was der Herrduldete, mssen auch wir dulden! Es kommt doch einmal die Stunde, wo auchihnen die Erkenntnis wird, da sie unrecht handelten!"Es wurde nun Brot und Wein aufgetragen und alle erquickten sich. Jeremias aberfragte den Lazarus: Wie denkt ihr euch nun eigentlich die Zukunft? Nach eurenReden ist der Nazarener in Seine Heimat zurckgekehrt! Was wollt ihr denn nunbeginnen? Wollet ihr auch weiterhin den Tempel und seine Diener meiden?"Mein Freund", antwortete Lazarus voll Ruhe, wie wir uns zum Tempel stellen,hngt allein von euch ab. Wir haben klare Weisung von unserem Meister undwerden Seiner herrlichen Liebe-Lehre immer noch eifriger folgen, da wirwissen, im Befolgen und Nachfolgen Seiner Lehre bauen wir an dem groenWerke weiter, welches Er in Seiner unaussprechlichen Liebe und Erbarmungunter uns Menschen angefangen hat! Wohl war Sein Wort: Es istvollbracht!" eine Genugtuung fr alle, die Sein Werk kennen! Fr uns aber wirddieses Wort ein Ansporn sein, Ihm nachzutun, so da auch wir am Ende unseresLebens sagen knnen: Es ist uns gelungen, in Seinem Liebe-Geiste der Erdeund ihren Bewohnern Sein Opfer auf Golgatha wieder vorgelebt zu haben!"

    Daran wird und kann uns kein Tempel noch einer seiner Diener hindern! Dennder Herr ist im Geiste stets in uns und unter uns! Nichts knnen wir aus uns tun,aber alles mit Ihm und durch Ihn! Wie Seine Liebe und Gnade alle Tage in unsneu wird, und Sein Wort uns Verheiung und Hoffnung ist, so wird durch dasLeben und Verbundensein mit Ihm uns Erfllung. Wir haben nicht ntig,hinzuweisen auf Vergangenes, sondern Gegenwrtiges und Bestehendes wirdzeugen von Seinem Leben, welches in uns lebendig und immer lebendiger wird!Ich meine, gerade du mtest mich kennen, mein Verhltnis zu euch ist immernoch dasselbe wie frher. Aber ihr habt euch getrennt von mir und habt denFrieden meines Hauses nicht geachtet, habt Feindschaft statt Freundschaft nachBethanien getragen! Ich aber habe, aus dem Geiste Jesu, meines Herrn undMeisters, immer noch die lebendige Hoffnung, da ihr euer Verkehrtes einsehetund zurckkehret zur Wahrheit und zur rechten Ordnung aus Gott."

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    Jetzt kamen neue Gste, und zwar Enos mit Petrus und Jakobus. Lazarus warerstaunt, er wute nicht, da der Pchter auf die Bitte des Ursus hin ihr Kommenveranlate. Auch Jeremias und die anderen Templer erkannten Enos.Die Brder grten: Gelobt sei Jesus Christus!" Die anderen dankten: Bis in

    Ewigkeit! Amen!" Die Templer dankten nicht.Als die Angekommenen bei Lazarus Platz genommen hatten, stand Jeremias auf,zeigte auf Enos und rief laut und erregt: Sehet ihn an, den Verrter! Michwundert, da du noch den Mut hast, nach Jerusalem zu kommen! Noch mehr istfreilich zu bewundern, da Jehova dich nicht gestraft hat fr deinen Verrat amTempel."Enos, ganz durchdrungen vom Geiste der Erbarmung, sprach voll Ruhe:Jeremias! und ihr meine frheren Freunde! Ihr wundert euch ber mich, damein Verhalten bei euch den grten Grimm auslste! Vor allem tue ich euchkund, da ich in aller Ordnung vom Tempel geschieden bin; hier ist die

    Urkunde, vom Hohenpriester selbst unterschrieben. Zum anderen sage ich euch,da ich schwer bereuen mu, da ich dem Tempel so lange diente! Als ich voneinem anderen Sein und Leben noch nichts wute, war mein Sinn dem Tempeltreu ergeben und ich betrachtete jeden als Feind, der wider uns war. So auchJesus, den groen Heiland!Durch die Not und die Seelenkmpfe meines Rben lernte ich zuerst die Hrteund die Lieblosigkeit all derer kennen, die sich heute noch Diener und GesalbteGottes" nennen. Mein Sinn wurde schwankend. Doch da der Tempel meinSchwanken schon als Verrat ansah und mir drohte, nahm ich die Hilfe unseresteuren Lazarus an und lernte dort in Bethanien eine andere Lebensart kennen,welche mich innerlich so froh und glcklich machte, wie ich mich noch nie inmeinem Leben gefhlt habe! Doch noch immer war ich nicht berzeugt von derGttlichkeit Jesu, bis mir die Gnade wurde, den Auferstandenen selber zu sehenund zu sprechen! Seine durchbohrten Hnde zeigten mir wohl die grte Schuldmeines Lebens, aber Er Selber sprach keinen Vorwurf, keine Anklage!Liebe Brder, alle diese Liebe und Erbarmung drckten mich zur Erde nieder, soda ich nicht mehr glaubte, je aufstehen zu knnen! Da sprach Sein Mund zumir: Ich bin Erlsung und Vergebung!" und Seine Hnde legten sich segnendauf mein Haupt. Da, meine Brder, wute ich erst, wohin ich mich zu stellen

    hatte.Wenn ich an die Greuel, an die Hrten des Tempels denke, und stelle mir dabeiJesu Liebe vor, kann es doch nicht schwer sein, mein Verhalten zu begreifen!Dazu kommt noch: mein Weib wurde durch Ihn gesund und ist mit meinenKindern nun so glcklich! Welche Gnade! Ich durfte die Gttlichkeit und dieSendung Jesu voll erkennen, whrend die, die auf den Sthlen Mosis sitzen, alldiese Gnade vor ihren Augen als die Ausgeburt der Hlle betrachten, nichtahnend, da gerade sie die nur Geduldeten sind.Wie oft htte Jesus, der Herr, den Tempel und uns alle vernichten knnen, wieoft lie Er uns sagen: Er sei gekommen, um das Gesetz Jehovas zu erfllen undnicht es aufzulsen! Aufrichten und sttzen die Schwachen waren dieGrundzge Seines Handelns. Was taten wir? Wir vernichteten und zerstrten,was uns nicht pate, und tteten sogar den grten Wohltter der Menschheit!

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    So stehe ich vor euch als einer, der da von Ihm angenommen wurde, der aberauch sagen kann: Mein Schuldbuch ist zerrissen, meine Schuld ist getilgt vonder grenzenlosen Liebe und Erbarmung des Herrn, der da ist Gott von Ewigkeitzu Ewigkeit! Er ging von uns, aber Seine Getreuen tragen Sein heiliges

    Vermchtnis tief in ihrer Brust und warten des Rufes ihres Herrn und Meisters.Wann dieser Ruf erfolgt es kann morgen sein aber auch spter, dannwerdet ihr alle erschauen die Macht, die Gre und die Herrlichkeit Jesu!"Jeremias lchelte hhnisch, da fragte Enos abermals: Bruder! Warum glaubstdu meinen Worten nicht und mchtest mir etwas Hliches entgegenschleudern,um mich zu krnken? Warum hast du selbst noch nicht ernstlich darbernachgedacht und bist zu der ernsten Frage gekommen: Wenn nun der MeisterJesus doch recht htte, und wir alle wren die vom Lebensfeind Verfhrten?Siehe, wir waren eins in der Gesinnung, ein langes Leben verband unsmiteinander, und doch standen wir uns innerlich sehr fern. Mich drngt es, dir zu

    raten: Kehre um, noch ist es Zeit! Noch kannst du die Gnade annehmen, einenHimmel zu erleben, der dein Inneres mit hchster Freude erfllt und ausfllt.Was mir geworden ist, kann jedem werden. Ohne den Tempel zu verlassen oderihm untreu zu werden, kannst du dir den Geist Jesu aneignen, er ist und heit:Liebe Geduld und Barmherzigkeit! Diese drei Eigenschaften machen dichzum Jnger Jesu und zum Wohltter deiner Mitmenschen! Darum lasse deinenHohn und Spott und sieh zu, da nicht auch du ein Opfer des Lebens-Feindeswirst!Du aber, Herr Jesu! Der Du im Geiste unter uns bist, segne diese meine Worte!Dir zum Preise und uns zum Wohle! Amen."Viele Hnde streckten sich dem Enos entgegen, aber Enos sagte: Brder, derHerr ist alles, darum danken wir Ihm! Wollet ihr weiteres erfahren, hier istLazarus, und da ist Petrus und Jakobus! Auch ist es nun mglich, bei denBrdern jederzeit einzukehren, da dieselben nun in meinem frheren Hauseweilen. Frchtet euch nicht vor Menschen, der Herr sei euer Teil! Er allein seiunsere Burg und feste Zuversicht! Wie Er mich so herrlich bewahrte undobendrein mit Seiner Gnade beglckte, so liebt Er ja alle!"Jeremias wurde schweigsam. Um so lebendiger aber wurden die anderen Gste,denn ihre Scheu vor den Templern war gewichen. Da sagte einer: So fehlt uns

    nur noch der Meister!" Da stand Petrus auf, sagend: Brder im Herrn! Mit diesen Worten drcken wirwohl unsere Sehnsucht aus, mit Ihm verbunden frohe Augenblicke oder Stundenzu verleben. Aber auf der anderen Seite bekunden wir dadurch auch: Wir habenIhn noch nicht in uns! Sehet, ehe der Herr von uns schied, gab Er uns dieherrliche Verheiung: Ich bin bei euch alle Tage!" und ich selbst habe esschon erlebt: wie der herrliche Meister dieses Sein gegebenes Wort einlste!Wenn ihr alle mit mir fhlen knntet, wie ich mich eins und verbunden mit demMeister fhle, so wrdet ihr alle euch ebenso freuen wie ich! Denn ich sageeuch: Der Herr Jesus Christus ist aufs neue gekommen, meinen Augen wohlunsichtbar, aber innerlich so herrlich, so voller Kraft und Sicherheit, da ich inmeiner Hingabe ebenso wirken knnte durch Seinen Geist wie Er Selber. Soglaubet, und zweifelt nicht einen Augenblick, da Jesus hier unter uns ist!

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    Denn unser Herr und Meister will: da allen, allen Menschen geholfen werdeund sie das ewige Leben empfangen!" Dieses ist ja das ewige Leben, da wir anSeine Sendung glauben und uns Seinen Geist aneignen, der auf Golgatha allerWelt und allen Welten offenbar wurde."

    Es trat nun einer von den Gsten zu Petrus, bat um Gehr und sagte: Petrus,deine Worte erfllen mich mit neuer Hoffnung, denn auch ich glaube an dengroen Heiland Jesus! Seit langem ist mein Bruder krank, knntest auch du wieder Heiland Jesus Kranke gesund machen?"Da antwortete Petrus: Wenn du glaubst, und deine Bitte aus deinem tiefstenHerzen geboren ist, so bringe deinen kranken Bruder, damit die Kraft undHerrlichkeit Jesu aufs Neue sich offenbare und bekunde: Er ist in unsererMitte!"Sogleich eilte der Mann aus dem Hause.Jeremias aber erregte sich wieder und rief laut: Wollet ihr auch weiterhin noch

    Gott versuchen? Ist es nicht genug, so der Nazarener dem Tempel und seinenDienern das Ansehen vor dem Volke nahm?"Petrus aber antwortete khl: So du dich innerlich stark genug fhlst, dem nachHilfe sich sehnenden Bruder zu helfen, so wollen wir dich gern in segnenderFrbitte untersttzen. Bedenke aber, da es nie Snde sein kann, so einer demanderen Hilfe und Trost bringen will. Wer bittend zu dem Herrn und Meisterkam, der wurde auch erlst von seinen Gebrechen. So aber der groe HeilandSein Werk durch uns fortsetzen will, soll dieses Gott versuchen" sein?"Hier schwieg Jeremias Petrus aber, ganz erfllt vom Geiste Jesu, sprach lebhaft weiter: Brder! Einersage es dem anderen, und jeder bemhe sich, mit dem zu wirken, was von demHerrn und Meister in ihm lebt! Die Not der Mitmenschen und ihre Hoffnung aufErfllung sei unsere Not! Dann fhlen wir, wie wir uns immer mehr einleben indie groe Aufgabe, die der Meister uns anvertraute: Allen zu helfen und seelischzu dienen! Wir lsen sie und werden sie erfllen, weil Sein Wort: Ich bin beiEuch!" die Wurzelkraft aller unserer Handlungen sein wird!Nicht wir allein, als Seine Jnger, sollen so denken und tun, o nein, alle. Auchdu, Bruder Jeremias, knntest das Wunder erleben, weil du, ein frherer FeindJesu, jetzt ein Bekenner und Frderer Seines Liebe- und Wahrheits-Geistes

    werden kannst. Es mag dir unglaublich klingen, weil du im Ha verwachsenbist, und hassen mut, was gegen dich und den Tempel ist. Aber eben weil duein Gegner und Hasser bist, ist es mglich, dich zu berzeugen, da, wo Haund Abscheu lebt, auch Liebe und Zuneigung leben knnten."Nun ffnete sich die Tr und herein traten zwei Mnner und eine Frau (es warder, welcher seinen gelhmten Bruder samt dessen Weib brachte). Schon vonweitem sah man, da der Gefhrte groe Schmerzen haben mute, denn tieflagen seine Augen, von schlaflosen Nchten zeugte sein Gesicht, und sein Gangwar sehr beschwerlich und schleppend. Das Weib schaute sich verngstigt umund erschrak, als sie die Priester sah. Der Kranke aber schaute nur auf Petrus,welcher in frsorgender Liebe sich um ihn bemhte.

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    Hier sind wir", sprach der Bittende, es war nicht leicht, meinen Bruderhieherzubringen; seine Krfte wollten oft nachlassen, nur die Hoffnung auf Hilfestrkte ihn."Petrus sagte zu Jeremias: Hier siehe einen Unglcklichen, der sich nach

    Erlsung sehnt, dem die Gesundheit das Hchste bedeutet. Willst du, dadiesem geholfen werde? Hier ist eine Gelegenheit geboten, eure gttlicheSendung zu beweisen, und uns allen die berzeugung zu geben, Ihr Templerseid die von Gott Erwhlten und Gesalbten!"Jeremias schwieg, diese Aufforderung war ihm peinlich, und auch den anderenTemplern war diese Frage unangenehm. Petrus aber sprach weiter: Wenn duhier schweigst, wie soll der Tempel wieder zu Ansehen kommen? Ist euerSchweigen nicht ein trbes Zeichen und ein Bekennen eurer Ohnmacht? MitReden allein bessert man nichts! Erst im Wollen und Tun bekundet man, wessenGeistes Kind man ist!"

    Es wurde stille um die Mnner da fragte das Weib: Bist du einer von denen,die um den Heiland waren? Sag, was ich tun soll, denn mich jammert es, so ichmeinen Mann in steten Schmerzen sich winden sehe."Glaube an den Herrn Jesus! Er allein wird dir Helfer und Erlser sein! Wir sindnur Seine Zeugen", antwortete Petrus.Aber das Weib fragt weiter: Wo soll ich hingehen, damit ich Ihn treffe; dennseit Seiner Auferstehung hat noch keiner gehrt, wo Er Wohnung genommenhat." Weib!" sprach Petrus, der Herr und Heiland Jesus ist berall, wo bittendeund verlangende Herzen sich nach Ihm sehnen. Und jede Bitte wird Er erfllen,so sie aus der Tiefe des Herzens kommt und der Seele zum Heile dient." Und zudem Kranken sich wendend, sprach er weiter: Bruder: Dein Leid und deinenSchmerz fhle ich mit dir. Glaubst du auch so lebendig an den Heiland wie deinWeib? Siehe, ich bin ein Mensch gleich wie du, aber erfllt von dem Willen, dirzu helfen. Doch ohne deinen Glauben, da Jesus dir helfen kann und will, wrees mir unmglich, da dein Glaube ja das Tor ist, welches du Seiner Heilkraftffnest. Wenn auch deine Augen Ihn nicht erschauen und dein Ohr Seine Wortenoch nicht vernehmen kann. So ist aber doch in deinem Herzen die Mglichkeitgeschaffen. Ihn zu fhlen, Ihn zu bitten und Ihm zu danken!"Ich glaube an Dich, du Heil der Welt!" sprach leise der Kranke: Ich glaube!

    Lasset mich zu Ihm beten!" Da legte Petrus seine beiden Hnde auf das Haupt des Kranken und sprachbetend: Herr Jesus! Deine Liebe hret nimmer auf und macht uns zu TrgernDeines Geistes! Hier ein krankes Kind, welches von Dir Hilfe ersehnt! ErweiseDich auch hier, wie immer, als der groe Helfer und Heiland! Amen!"Du aber, Bruder, freue dich! Seine Augen blicken dich liebevoll an und SeineHnde segnen dich! und so sage ich zu dir: Stehe auf! Dein HeilandJesus hat dir geholfen!" und hat aufs Neue bekundet: Er lebt unter uns!" Dasprach der eben Geheilte: O Jesus, wo bist du? Ich will Dir danken mit derganzen Glut meines Herzens, und mein Mund soll fortan nur bekennen DeineMacht und Herrlichkeit! Oh, was bin ich, da Du meiner gedenkst und bist mirso gndiglich! Ihr Brder, sehet her! Meine verkrppelten und schmerzendenGlieder sind gesund! und dies nur durch die Gnade des Heilandes Jesu!"

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    Da sprach Petrus: Gehet heim und lobet und danket im Herzen dem gtigenGott, der uns als Jesus offenbar wurde und uns zu Mittlern Seines Geistesgemacht hat! Schenket Ihm alle eure Liebe und euer ganzes Leben, wie Er euchneues Leben schenkte aus Seiner Liebe."

    Jeremias konnte es nicht begreifen, wie diese Heilung so schnell vor sichgegangen war, und besah sich die geraden Glieder des Geheilten. Er sprach:Wenn ich mit meinen Augen die verkrppelten Hnde nicht gesehen htte, sowrde ich auch hier an einen Betrug glauben. Doch sage mir, wie konnte dasalles denn geschehen?"Da antwortete Ursus an des Geheilten statt: Bist du immer noch der Meinung,da solches nicht mit rechten Dingen zugeht? Siehe, du gibst dir ein schlechtesZeugnis, denn wo es sich um Dinge handelt, die nicht alltglich sind, mtest dueinen anderen Eifer an den Tag legen, um die reine Wahrheit zu erfahren! Wiewillst du nun vor dir bestehen und vor deinen Menschenbrdem, denen du

    Gottes Wort lehrtest und sie anhieltest, ja immer die Gebote Mosis zu beachten!Fhlst du dich wirklich verpflichtet, das Heiligtum eures Tempels zu schtzen,und sein wahrer Diener zu sein, so mtest du auch von dir sagen knnen: Anmeinen Taten soll alle Welt erkennen, da ich ein Diener des groen Jehova bin!Kannst du dies nicht, so nimm die Hand Jesu an, die sich dir durch uns reichtund lasse dich fhren in deine eigene Innenwelt, damit du erkennst, wie weit dudich am Abgrund befindest. Wohl drohtest du uns, wir aber mchten dichglcklich sehen, indem auch du von dir sagen lernst: Ich bin ein anderer, einneuer Mensch geworden, und dies nur durch die erlsende Liebe desAuferstandenen!"Jeremias sprach: Du bist ein junger Rmer, bist von dem Geiste des Nazarenersdurchdrungen und meinst es wohl gut. Bedenke aber, ich bin alt und kann nichtwei nennen, was ich bisher schwarz sah. Ich gebe zu: meine Ansicht ber Jesushat einen gewaltigen Ri erhalten; mich aber eingliedern in eure Gemeinschaft,ist zu viel verlangt. Ich gebe zu ich bin geschlagen aber doch nichtbekehrt! Lasset mich in Frieden, wie ich den euren auch nicht mehr Stren will!"Die Templer verlieen schweigend die Herberge. Die anderen Gste aberwollten noch etwas hren von dem Abschied Jesu in Bethanien, da sprachPetrus: Brder, lasset uns fr heute auseinandergehen! Bald wird die

    Verheiung des Meisters in Erfllung gehen. Dann erst werden wir alle lebendigdurchdrungen sein von dem frohen Bewutsein: Ich darf durch Jesum nun dieneuen Wege gehen, die zum hchsten Ziele fhren, zur Einung zwischen Gottund Mensch!Achtet darauf, da eure Liebe zu Ihm und zum Nchsten nicht erkalte, sondernstets noch lebendiger werde, denn des Bruders Innen-Leben legte der Meistervertrauend in unsere Hnde. Dazu stets bereit sein, ist unsere Losung! Da wiralle groen Aufgaben entgegengehen, wissen wir. Damit das Opfer, welchesJesus brachte, nicht umsonst gebracht wurde, sollen unsere Liebe und das innigeVertrauen zu Ihm die Mittel finden, welche all die Dinge in uns beseitigen, diebisher unsere Entwicklung zum Gttlichen hemmten!Lasset nie und nimmer Zweifel oder gar Mitrauen entstehen, denn damit reichetihr dem Lebensfeind die Hand zum Bunde. Seid furchtlos und stark! Ihr drft es

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    sein. Niemand hat ein Anrecht mehr an euch als nur der Herr und Meister.Darum wollen wir es Ihm danken mit unserer ganzen Liebe. Und was wir sonstnoch auf unseren Herzen haben, legen wir im Geiste Ihm zu Fen. Seine Gnadeund Sein heiliger Friede sei mit uns! Amen!"

    IV. Ermahnungen zur Liebe!Die Aufgaben der Jnger waren nicht geringer, sondern grer geworden, dennder Tempel wollte sich nicht zufrieden geben mit dem, was als Wahrheitdurchdrang. Bethanien wurde berlaufen von all denen, die durch die Templer inZweifel gerieten ber die Himmelfahrt Jesu, welche manchen aus seinerSicherheit ri, die doch nur Lauheit war. Die Verleumdungen der Priesterwurden immer unheilvoller, doch die Jnger mahnten zu Geduld und wiederGeduld.Ursus aber wuchs innerlich, und so sprach er eines Morgens zu Lazarus:

    Bruder! Heute sind es sieben Tage seit dem groen Geschehen am lberg. Indiesen Tagen hat der Feind groe Triumphe gefeiert, denn wo der Herr dieHerzen aufrichtete und festigte im Glauben, arbeitete der Feind in heuchlerischerArt dem entgegen. Darum mssen wir uns wehren!"Bruder Ursus", entgegnete Lazarus, auch mir zerreit es fast das Herz, so ichdaran denke, wie schnell die Liebe und die Segnungen des Meisters vonmanchem vergessen werden. Gestern war ich beim Herbergswirt in Jerusalem;der Tempel macht sich berall breit und lt durch bezahlte Knechte vielUnwahres ber den Herrn verbreiten. Die Brder aber verhalten sich still, doch

    sind sie voller Hoffnung und erwarten mit Sehnsucht den verheienenAugenblick, wo sie, getrieben vom Geiste, zeugen und bezeugen drfen vondem Leben des Meisters und von der Wahrheit Seiner Lehren! Hier in Bethaniensuchen wohl manche noch ihr Heil, aber gehen doch oft unbefriedigt fort, daTreue im Glauben gefordert wird. Trotz allem aber schart sich um die Jngereine groe Zahl, da sie in Jesu Christi Erstaunliches wirken. So messen sich jetztdie Krfte! Gehe ich meinem Gefhl nach, so wird in drei Tagen dieEntscheidung fallen!"Ursus war nicht ganz befriedigt, da noch drei Tage unntz verstreichen sollen,er sprach: Bruder! Ich reite nach Jerusalem. Mich riet es direkt in das Lager

    derer, die den Herrn bewut verleumden. Ich mte keine Ehre haben, so ich nureine Stunde noch diese Lgen ruhig hinnehme. Haben wir nicht Beistand genug,so wir in Seinem Geiste Kmpfer und Erfller sein wollen? Stehen uns imKampfe fr Seine herrlichen und heiligen Ziele nicht genug Krfte zurVerfgung? Unser Schweigen sehen die Templer nur als Schwachheit an!"Bruder Ursus! Greife dem Willen des Herrn nicht vor", wollte Lazarusberuhigen, alles hat seine Zeit und braucht seine Zeit. Ich kann dich verstehen,du magst nicht unttig sein. Deine Dankbarkeit dem Herrn gegenber mchteDinge vollbringen, die vielleicht noch nicht an der Zeit sind. Aber so es dich

    drngt, so besuche die Brder und erlebe dort den Geist, der sie sohoffnungsvoll macht. Dort kommt Demetrius, gib ihm deine Absicht kund undfolge ruhig dem Zuge deines Herzens."Dies geschah, und in kurzer Zeit war Ursus auf dem Wege nach Jerusalem. Sein

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    Ziel war die Herberge. Es war um die Mittagszeit, als er in den Hof einritt undeinem Knecht sein schnes Pferd bergab. In der groen Gaststube waren einigeTempler, die sich mit ein paar Fremden lebhaft unterhielten. Der Wirt brachteWein und Brot, und wie teilnahmslos folgte Ursus dem Gesprch der

    Anwesenden. Mit hetzerischen Lgen zertraten die Templer jeden gutenGedanken an den Heiland Jesus.Da sprach einer der Fremden: Ich kann euren Worten doch nicht recht glauben,denn die Boten waren zuverlssig, welche die Lehren und Taten des Nazarenersselbst hrten und sahen. Blinden das Augenlicht geben und den Tauben dasGehr, ist doch etwas, was im Judenlande bisher noch nicht geschah! Wirbedauern, da wir zu spt kommen, wie gerne htten wir mit dem Nazarenerselber gesprochen."Was ihr bedauert, ist euer Glck", antwortete ein Templer, denn wer demNazarener verfallen ist, kommt nicht wieder los, da Er mit dem Beelzebub in

    Verbindung stand. Wre es nicht so, so wre es dem Tempel nicht gelungen, Ihnunschdlich zu machen. Mag man Gerchte ausstreuen: Er sei auferstanden undnun gar endlich noch gen Himmel gefahren, das ndert nichts an der Tatsache,da der Nazarener der grte Betrger war und seine Anhnger die Betrogenen."Ursus stand von seinem Platze auf, ging auf den Priester zu und sagte fest:Deine Worte habe ich gehrt und sie recht gewogen, bist du bereit, denWahrheits-Beweis dafr zu erbringen. Denn nach deinen Worten wre auch ichein Betrogener! Denke aber nicht, da du ein leichtes Spiel hast, denn ich bin,wie du siehst, ein Rmer, dem die Wahrheit das Hchste und Heiligste ist!Anderseits sage ich dir ich kenne Jesus!"Da antwortete der Priester: Was geht dich unsere Unterhaltung an, die wir mitdiesen Fremden fhren? berhaupt hast du meine Wrde als Priester zu achtenund meinen Worten keinen Zweifel entgegenzubringen!"Also weil du ein Priester bist", antwortete Ursus, glaubst du, ungestraft lgenund verleumden zu knnen, glaubst du, da alle blind zu glauben haben, was ihrfr recht und richtig haltet? Bist du dir nicht bewut, da es sich um JesusChristus handelt, um den, der seit Hunderten von Jahren verheien undsehnlichst von eurem Volk erwartet wird? Viele erlebten die Gttlichkeit SeinerSendung, und auch ihr wisset, da mit dem Kommen Jesu die Schrift volle

    Erfllung fand. Wre Jesus in Rom geboren und htte die Taten dort verrichtet,alle Altre wren vernichtet und Ihm ein Tempel errichtet worden, der nurSeiner Ehre und Seiner Verherrlichung diente. Aber ich wei, ihr liebet nur dieSchtze dieser Welt, und euer Ruhm, Diener Gottes zu sein, macht euch zuBarbaren! Wie wollet ihr bestehen, so Er wiederkommt im Geiste und in derKraft, die jede Lge zuschanden macht, und sie jedem Geiste offenbart?"Sei unbesorgt", entgegnete der Priester hhnisch, wir werden uns behaupten!Haben wir der Neuen Lehre den Kopf zertreten, wird es ein Leichtes sein, dieGlieder unschdlich zu machen. Ich wei wohl, Bethanien ist euer Sttzpunkt,aber es wird schon eine Gelegenheit geben, diesen euren Zufluchtsort zuzerstren."Da erregte sich Ursus und rief: Danke Gott, da ich ein Jnger Jesu bin, denndiese Beleidigung meines Freundes Lazarus und die meines Schpfers und

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    Heilandes Jesu mtest du sonst mit deinem Blute shnen! So du dir denAnspruch aneignest, ungestraft beleidigen zu knnen, weil du Priester bist, soknnte ich mir als Rmer das Recht nehmen, dich zu strafen, denn wer einenRmer beleidigt, ist dem Gesetz verfallen. Lazarus ist jetzt ein Rmer, und die

    Wahrheit ist seine Ehre. Also nimm dein Wort zurck, oder erbringe denWahrheitsbeweis."Die anderen Priester wollten beschwichtigen, aber Ursus war hart. Er rief denPchter und verlangte einen Boten, der eine rmische Wache holen sollte. Nunlenkten die Priester ein, bekannten, nach dem Gehei des Hohenpriesters zuhandeln, und baten um Nachsicht.Ursus wandte sich an die Fremden und sprach: Hier sehet ihr, wie der Feindalles Lebens bemht ist, die herrliche Saat des Heilandes Jesus zu vernichten!Nicht genug, da man Den beseitigte, der der Kranken und Armen Heiland war.Jetzt begeht man sogar die noch grere Snde, Den beseitigen zu wollen, der

    fr unsere Seelen Kraft und Beistand ist, der durch Sein gewaltiges Opfer derMittler zwischen Gott und Mensch geworden ist, und durch Seine Auferstehungaller Welt den Beweis erbrachte, da Er in Gott und mit Gott Eins ist! Kommtmit mir, ich fhre euch zu den von Ihm Erwhlten.Euch aber, ihr Priester des Hauses Jehova, gebe ich den guten Rat: bleibet ineurem Tempel! Ich lasse eine Wache in dieser Herberge Dienst tun, diese hatjeden festzunehmen, der dieser Herberge oder dem Hause Bethanien Schadenzufgen will, oder den Besitzer verleumdet! Da ihr es mit Moses haltet, solleuch auch mit Moses gedient sein: Auge um Auge! Zahn um Zahn!" Dieliebliche Lehre Jesu: Liebet euch, wie Ich euch geliebet habe!" ist euchverhat, also wundert euch nicht ber meine strengen Manahmen."Der Pchter freute sich ber diese im hchsten Ernst gesprochenen Worte undsagte: Endlich einmal ein Wort zur rechten Zeit, denn lange htte ich dieseTempler nicht mehr ertragen!"Vertraue auf Gott", trstet Ursus, unsere Arbeit ist nicht vergeblich!"Kurz war der Abschied, und in einer halben Stunde kam Ursus mit den fnfFremden im Hause Marias an. Wie erstaunte er aber, als in dem groen Zimmer,gleich einem Betsaal, viele Menschen anwesend waren. Die gegenseitige Freudewar echt; aber noch mehr freuten sich die Fremden, die nun endlich an der

    Quelle waren und bei denen sich Licht holen konnten, die da Zeugen von JesuLeben waren.Als Ursus den Vorgang in der Herberge erzhlte, war Johannes sehr ernstgeworden! Bruder", sprach er, Strenge ist gut, aber wozu Strenge, wenn dieLiebe doch viel mehr Mglichkeiten hat, zu siegen? Siehe, wir leben in der Zeitder ernstesten Vorbereitung, obgleich unsere Herzen vom Tatendrang erflltsind. Wir wissen, der Herr ist nicht nur in unserer Mitte, sondern in einem jedenEinzelnen unter uns, aber so, da wir nun alles ganz anders sehen, anderserkennen, und unsere Aufgaben nur in Seinem Sinne erfllen wollen! Du magstnach bestem Wollen gehandelt haben, aber immer mut du bedenken: Wiewrde in diesem Falle der Meister gehandelt haben? Bedenke, so du, um demgroen Werke zu dienen, noch der Hilfe Anderer bedarfst, bleibt es immer nochMenschenwerk! Der Meister kannte keine andere Hilfe als die Kraft, die in Ihm

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    Sein eigen war! Ob Er wirkte, um zu helfen, oder um Feinde von sich zu halten,alles tat Er nur aus dieser Kraft, die Sein Eigentum war! Und siehe, diese stilleZeit hier fhrt uns immer tiefer in unser eigenes Ich. Noch nie wuten wir, wieherrlich der Mensch ausgerstet ist, aber jetzt, wo wir keinen anderen Sttzpunkt

    haben, erfahren wir stndlich den Beistand von Oben als Kraft! Wir lebten mitdem Herrn ein Leben, wie es Kinder leben im Elternhaus, wo alles in Hlle undFlle da ist. Sorglos lieen wir uns leiten, bis der Ernst auch an uns herantrat.Als der Meister von uns ging, waren wir geschlagen, bis Er selbst das WunderSeiner Kraft in uns vollbrachte. Was in dreieinhalb Jahren nicht mglich war, istin diesen sieben Tagen vollendet worden, so da wir uns freuen, zeugen zudrfen von Seiner Liebe aus Seiner Kraft! Was unsere Augen gesehen haben anund von dem Meister, muten wir bewundern. Was uns aber in diesem unseremlebendig gewordenen Glauben" mglich ist, wird nicht nur die Mitwelt, nein,auch der Gegner anerkennen mssen!

    Darum, Bruder Ursus, Sein Geist und Sein Leben in dir werde auch deine Kraftund Strke! Siehe, du kennst Ihn als den Herrlichsten der Herrlichkeit! Zeugeauch du nun so von Ihm, damit die Welt erkenne Seine Herrlichkeit in dir!"Ursus reichte dem Bruder Johannes die Hand und besttigte:Immer triffst du doch das Rechte! Wann wird denn das Alt-hergebrachte in mireinmal verschwunden sein?"Wenn du nicht mehr aus deiner Liebe, sondern aus Jesu Liebe wirken wirst!"gab Johannes zur Antwort. Welches ist aber der Gradmesser", fragte Ursusnachdenkend, ob ich aus meiner oder aus der Jesu-Liebe handele?" Daantwortete Johannes: Ursus! Wenn du Gleiches mit Gleichem vergelten willst,handelst du wie ein Mensch ohne jede bessere Erkenntnis! So du aber Bses mitGutem lohnst, bist du durchdrungen von Geist und Wesen Jesu!"Die Fremden waren ber diese Rede des Johannes tief ergriffen und Einer fragte:Ihr tragt die felsenfeste berzeugung in euch, da ihr von eurem Jesus jederzeitvolle Untersttzung findet? Wir haben leider viel zu spt von diesem herrlichenMenschen erfahren, von Seinen Taten und Wundem und Lehren! Es geht unsaber noch so, da wir uns gar nicht hineindenken knnen: Er sei nicht mehr! Es ist uns, als ob Er in jedem Augenblick zur Tr hereintreten knnte und wrdeauch uns etwas Liebes oder Wunderbares sagen."

    Freunde", antwortete Johannes, der Herr mute wieder in Sein ewiges Reichzurckkehren, um der Seligkeit der Menschen willen; doch Sein herrlicherLiebes-Plan soll allen Menschen geoffenbart werden! Darum hat Er an vielen,vielen Orten sich Zeugen erweckt, die Sein heiliges Erlsungs-Werk ganz inSeinem Sinne fortsetzen werden. Wohl war es Gnade ohnegleichen, mit Ihm alsMensch und Bruder zu leben. Aber Greres und Herrlicheres ist denenbeschieden, die Ihn nur in ihren Herzen erfassen und ganz aus Seinem Geisteleben! Wir wissen aber, da der Herr immer bei denen ist, die aus SeinerGnaden-Flle und aus dem Reichtum Seiner Liebe dem Nchsten ein rechterDiener und Helfer sein wollen. Durchdrungen vom Geist alles Lebens, sind wiraus dem Alltag herausgewachsen und haben erkannt, da die Erde mit allenBewohnern nur ein Schein-Leben bedeutet, das erst einen gewissen Wert undInhalt bekommt, so der Mensch durch Jesus Christus eine neue Kreatur" wird!

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    Dieses Wunder vollzieht sich nach und nach bei jedem, der da ernstlich will,und so wird uns Himmel und Erde gleich!"Sprach der eine der Fremden, Gregor mit Namen: Wie lieblich klingt deinWort, und wie gro ist das Bild des Heilandes, welches du uns darstelltest. Es ist

    uns kaum falich, mit welcher Sicherheit du von dem ewigen Gott und Herrnzeugst! Nach deinen kurzen, aber inhaltreichen Worten mute Jesus mit demallmchtigen Schpfer Eins sein, denn sonst knnte es doch nicht geschehen,da wir Menschen ein neuer Mensch wrden. Es wre ja dies ein Wunder allerWunder! Ich kenne viele Mitmenschen, die ihr halbes Vermgen opfern wrden,so sie ein anderer, ein neuer Mensch, werden knnten."Bruder", antwortete Johannes, alle, die du hier siehst, sind durch die Gnadedes Herrn mehr oder weniger schon neue Menschen geworden. Das bewirkt abernur der eigene Wille, der sich ganz dem Willen des Herrn unterordnet. Wir allelernten vom Herrn wie Er Seinen eigenen Willen dem Gotteswillen ganz

    unterordnete. Doch dieser Gottes-Wille mu zuvor richtig