Me m Bran Potential
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STICHWORTLISTE (Zu diesen Stichworten sollen Sie sich vor dem Praktikum belesen) Entstehen des Membranpotentials
Funktionen des Membranpotentials
Diffusionspotential
Gleichgewichtspotential
Aktionspotential
Refraktärperiode
Ruhepotential
Depolarisation
Hyperpolarisation
chemische Triebkraft
elektrische Triebkraft
Nernst-Gleichung
Leitfähigkeit/Permeabilität
Goldmann-Hodgkin-Katz-Gleichung
Na+-K+-ATPase
Ionenkanäle
Spannungsabhängigkeit von Ionenkanälen
Kotransport/Antiport
intra-/extrazelluläre Ionenverteilung
aktiver Transport
sekundär-aktiver Transport
passiver Transport
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EINLEITUNG
Jede lebende tierische Zelle hat ein Membranpotential. Es ist Voraussetzung für viele physiologische
Prozesse in den verschiedenen Zelltypen. Sehr offensichtlich ist seine Bedeutung für die Signalübertragung im
Nervensystem oder für die Erregung der Skelettmuskulatur. Aber auch die Funktion der Darmepithel- oder
Nierenepithelzellen (Resorption, Sekretion) ist von deren Membranpotential abhängig. Ebenso wird die
Sekretion des Pankreashormons Insulin über das Membranpotential der ß-Zellen gesteuert. (Zur Therapie des
Diabetes mellitus eingesetzte Pharmaka beeinflussen dementsprechend das Membranpotential der ß-Zellen.)
Umgekehrt können Störungen der Prozesse, die am Entstehen und Regulieren des Membranpotentials
beteiligt sind, zu schweren Krankheitsbildern führen. Ohne auf Details einzugehen, seien folgende Beispiele
genannt: Herzrhythmusstörungen, Myasthenia gravis (Störung der neuro-muskulären Erregungsübertragung),
Epilepsie, Myotonien (Muskelerkrankungen, denen Fehlfunktionen von Natriumkanälen in Skelettmuskelzellen
zugrunde liegen), Mukoviszidose (= Zystische Fibrose; häufigste Erbkrankheit, bei der ein defekter Chloridkanal
in Epithelzellen u.a. zu schwersten Lungenfunktionsstörungen führt), Diarrhoe (Aktivierung der
Chloridleitfähigkeit im Darmepithel). Darüberhinaus wirken viele Pharmaka und natürlich vorkommende Gifte
spezifisch auf Ionenkanäle (Lokalanästhetika, Calcium-Antagonisten; Botulinus-Toxin; Curare).
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Im Rahmen dieses Praktikums wollen wir uns mit den theoretischen Grundlagen der Entstehung des
Membranpotentials beschäftigen:
I) Eine K+-Elektrode wird als Modell für eine Zelle und ihr Membranpotential angenommen,
und es wird die Entstehung eines Diffusionspotentials erklärt.
II) In einem Demonstrationsversuch wird das Membranpotential einer
lebenden Froscheizelle gemessen.
I. ENTSTEHUNG EINES DIFFUSIONSPOTENTIALS
Theoretische Grundlagen
Um ein Diffusionspotential zu erzeugen, genügt es, zwei Salzlösungen durch eine selektiv permeable
Membran zu trennen. Wir stellen uns folgenden Modellversuch vor:
+_ K - selektive Membran
+
A B
undurchlässige Membran
A BK =
+
Cl =-
Abb. 1: Modellversuch zur Entstehung eines Diffusionspotentials über einer K+-selektiven Membran
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Eine Kammer ist in zwei Kompartimente unterteilt. In Kompartiment A befindet sich eine Lösung mit
100 mmol/l KCl und in Kompartiment B eine mit 10 mmol/l KCl. Positiv geladene K+- und negativ geladene
Cl--Ionen sind in den Lösungen völlig ungeordnet, solange beide Kompartimente durch die undurchlässige
Trennwand voneinander abgeteilt sind. Es kann keine Potentialdifferenz gemessen werden (Abb. 1, links).
Das ändert sich, wenn die Trennwand durch eine K+-selektive Membran ersetzt wird (Abb. 1, rechts).
Der Konzentrationsgradient liefert jetzt die chemische Triebkraft für die Diffusion der K+-Ionen. Diese
diffundieren entlang des Konzentrationsgradienten
(= chemischer Gradient) durch die Membran. Allerdings wird die Diffusion wegen der elektrischen Ladung der
K+-Ionen bald limitiert. Das “erste” K+-Ion erfährt nur die Triebkraft des chemischen Gradienten. Es läßt jedoch
ein negativ geladenes Cl--Ion zurück, so daß bereits eine gewisse Ladungstrennung eintritt und dadurch eine
elektrische Triebkraft entsteht, die der chemischen entgegengesetzt ist. Das “zweite” K+-Ion erfährt zwar die
chemische Triebkraft wie Nr. 1, es muß aber die elektrische Anziehungskraft des vorher zurückgebliebenen Cl--
Ions überwinden und kann deshalb die Membran nicht mehr so leicht passieren wie Nr. 1. Nachdem einige K+-
Ionen nach B diffundiert sind, üben die zurückgebliebenen Cl--Ionen eine so starke Anziehungskraft aus, bzw.
ist die elektrische Triebkraft so groß, daß keine weiteren K+-Ionen das Kompartiment A verlassen können.
Chemische und elektrische Triebkraft halten sich die Waage, wir haben das Gleichgewicht erreicht.
Entsprechend mißt man jetzt das Gleichgewichtspotential. Da sich das Gleichgewichtspotential auf Grund der
Diffusion der K+-Ionen von A nach B aufgebaut hat, handelt es sich hierbei um ein Diffusionspotential. (Das
Diffusionspotential ist übrigens immer so gerichtet, daß es die Diffusion des besser permeablen Ions, hier K+,
verlangsamt.)
Wichtig ist, daß sich die K+-Konzentrationen in A und B im Gleichgewichtszustand nicht meßbar von
denen im Ausgangszustand unterscheiden, und es zu keinem Konzentrationsausgleich für K+-Ionen kommt.
Es kommt also nur zu einer Ladungstrennung in unmittelbarer Nähe der Membran, so daß die Membran als eine
Art Plattenkondensator aufgefaßt werden kann, dessen Platten ihre an die Kompartimente A und B grenzenden
Flächen sind. Da diese Membran sehr dünn ist, genügen schon geringe Ladungsunterschiede, um eine Spannung
aufzubauen.
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Die Größe des D i f f u s i o n s p o t e n t i a l s läßt sich mit der Nernst-Gleichung berechnen:
R • T CA
E = _ _____ . ln __ z • F CB Es bedeuten: E = Gleichgewichtspotential [mV]
T = absolute Temperatur; 310 K(elvin) bei Körpertemperatur,
293 K bei 20°C
F = Faraday-Konstante = 9,65 • 104 A•s•mol-1
R = allgemeine Gaskonstante = 8,31 J•K-1 •mol-1
z = Wertigkeit des Ions
CA = Konzentration in A
CB = Konzentration in B
R•T Für einwertige Ionen kann für -----unter Einbeziehung einer Umwandlung vom natürlichen- z•F
(ln) zum dekadischen Logarithmus (lg) eine Konstante 61 mV eingesetzt werden.
Für unser Beispiel ergibt sich demnach bei 37°C ein Diffusionspotential von:
100 mmol/1 E = -61 mV • lg ----------------- = -61 mV 10 mmol/1
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Das Diffusionspotential hängt also ausschließlich von der Größe des Konzentrationsgradienten für
das betreffende Ion ab, in unserem Beispiel für K+.
Diese theoretischen Überlegungen sollen nun experimentell mit einer K+-selektiven Elektrode nachvollzogen
werden (siehe Abb. 2).
+ + + + + + + + + +
- - - - - - - - - - - - K
+
Cl-
K -Elektrode+
Referenz-Elektrode
chlorierterSilber-draht
K -selektive Membran+
K+
Cl-
K+
Cl-
Na+
Cl-Cl
-
Na+
Cl-
Na+
K+
Cl-
Abb. 2: Schematischer Aufbau einer K+-selektiven Elektrode
Das Kernstück dieser Elektrode ist eine Membran, die ausschließlich für K+-Ionen permeabel ist.
Gefüllt ist das Innere der Elektrode mit einer 3 M KCl-Lösung, in der ein chlorierter Silberdraht steckt, der die
Verbindung zum Verstärker herstellt. Taucht man die Elektrode nun in KCl-haltige Lösungen, hat man die
gleiche Situation wie im oben beschriebenen Modellversuch. Entlang des chemischen Gradienten für K+ über
der K+-selektiven Membran der Elektrode baut sich ein Diffusionspotential auf, das von der Größe des
Konzentrationsgradienten abhängt.
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Versuch
Ziel dieses Versuchs ist es, das Diffusionspotential für K+ zu bestimmen, das sich zwischen Ringer-
Lösungen mit unterschiedlichen K+-Konzentrationen ausbildet. Dazu sind Ihnen eine Modellösung für das
Zytoplasma (“Innen”) und fünf verschiedene Modellösungen für den Extrazellulärraum (“Außen”) vorgegeben.
1. Aufgabe: Bestimmung der K+-Konzentration in der Zytoplasmalösung (“Innen”)
Praktischer Versuchsablauf: Wie in Abb. 2 schematisch gezeigt, tauchen Sie K+-Elektrode und
Referenzelektrode in ein Becherglas, das zunächst die “Außenlösung” mit 5 mmol/1 K+ enthält, bis Sie ein
stabiles Potential am Verstärker ablesen können (E außen). Anschließend wiederholen Sie diese Messung mit der
“Innenlösung” (E innen). Bilden Sie die Potentialdifferenz Eaußen - Einnen und setzen Sie diesen Wert in die
Nernst-Gleichung zur Berechnung der K+-Konzentration der “Innenlösung” ein.
[K+]innen
EK = Eaußen - Einnen = slope • lg -------------
[K+]außen
Der “slope” gibt das Antwortverhalten der K+-Elektrode wieder. Er wird bei der Eichung der Elektrode
bestimmt. Unter idealen Bedingungen beträgt er (bei Raumtemperatur) -59 mV, wenn die Konzentration des
Meßions (hier K+) um den Faktor 10 verändert wird. Warum? (Die Eichung wird vor dem Praktikum von den
Kursbetreuern durchgeführt.)
2. Aufgabe: Bestimmung der K+-Konzentrationen der verbleibenden “Außenlösungen”.
Gehen Sie in der gleichen Weise vor wie in Aufgabe 1 und verwenden Sie den dabei bestimmten Wert
für die K+-Konzentration der “Innenlösung”.
Kaußen1 = ..........mmol/l
Kaußen2 = ..........mmol/l
Kaußen3 = ..........mmol/l
Kaußen4 = ..........mmol/l
Tragen Sie Ihre Werte auch in das Diagramm (Abb. 3, halb-logarithmisches Papier) ein. Was für eine Kurve
erwarten Sie? Warum?
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Abb. 3 zeigt die Abhängigkeit der Ruhemembranpotentiale einer Herzmuskelzelle von der extrazellulären K+-
Konzentration [K+]a. Dabei wurde mit einer Mikroelektrode (s.u.) in die Zelle eingestochen und schrittweise die
[K+]a variiert.
-20 -
0 -
-40 -
-60 -
-80 -
-100 -
-120 -1 3 10 30 100
Mem
bran
pote
ntia
l (m
V)
Meßwerte
Nernstbeziehungfür [K ]
+
K -Außenkonzentration (mmol/l)
+
-------
Abb. 3: Ruhemembranpotentiale einer Herzmuskelzelle
Vergleichen Sie Ihre Kurve auf dem halblogarithmischen Papier mit der aus Abb. 3! Wieso ist der Kurvenverlauf
bei Herzmuskelzellen nicht linear?
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Fragen
Wie sind die intra- und extrazellularen Konzentrationen von K+, Na+, Cl-, Ca2+ in mmol/l? - Berechnen Sie die
jeweiligen Gleichgewichtspotentiale! - Vergleichen Sie diese Gleichgewichtspotentiale mit dem
Ruhemembranpotential einer Nervenzelle von -80 mV! - Wie groß sind die Triebkräfte für die jeweiligen Ionen
über die Zellmembran? - Wie kann eine Zelle den großen elektrochemischen Gradienten für Na+ und Ca2+
aufrechterhalten? - Was ist der grundlegende Unterschied zwischen der Diffusion geladener Teilchen wie z.B.
K+-Ionen und der Diffusion ungeladener Teilchen wie z.B. Harnstoff?
II. Demonstrationsversuch
Im ersten Teil des Praktikums wurden am Beispiel einer K+-Elektrode die theoretischen Grundlagen
des Membranpotentials besprochen.
In diesem Demonstrationsversuch soll das Membranpotential einer lebenden Zelle, nämlich einer
Froschoozyte, gemessen werden. Auf Grund ihrer enormen Größe (Durchmesser ca. 1,2 mm; vergleiche
Erythrozyt: 0,007 mm) sind Froschoozyten sehr gut für solche Messungen geeignet.
Bei der Besprechung des Diffusionspotentials hatten Sie die Nernst-Gleichung kennengelernt. Mit ihr
lassen sich Diffusionspotentiale für jeweils eine Ionenart berechnen. Wie bereits erwähnt, wird das
Membranpotential jedoch nicht nur durch eine Ionenart, sondern durch mehrere bestimmt. Zur Berechnung des
Membranpotentials Em einer Zelle wurde die Nernst-Gleichung daher zur Goldmann-Hodgkin-Katz-
Gleichung erweitert:
RT PK[K+] i + P Na[Na+]i + PCl[Cl-]a
E = –– —— • ln —————————————————
F P K [K+]a + PNa[Na+ ]a + PCl [ Cl-]i
P = Permeabilität der Zellmembran jeweils für Kalium, Natrium oder Chlorid
Indices a und i = Bezeichnung für Extra- und Intrazellulärraum
Die Aussage dieser Gleichung ist, daß das Membranpotential einer Zelle vom
Konzentrationsgradienten und der Leitfähigkeit der K+-, Na+- und Cl--Ionen abhängt. Wäre z.B. eine
Zellmembran für Cl- impermeabel, also PCl = 0, so werden die Produkte
PCl[Cl-]i und PCl[Cl-]a in der Goldmann-Hodgkin-Katz-Gleichung ebenfalls Null. Die intra- und extrazellulären
Chloridkonzentrationen hätten daher in diesem Beispiel keinen Einfluß auf das Membranpotential. Umgekehrt
wirken sich Änderungen des Konzentrationsgradienten eines Ions um so stärker auf das Membranpotential aus,
je höher seine Permeabilität ist.
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In dem Demonstrationsversuch sollen diese Überlegungen am Beispiel von K+-Ionen veranschaulicht werden.
Wir untersuchen die Abhängigkeit des Membranpotentials von Froschoozyten vom Konzentrationsgradienten
für Kaliumionen und von der Permeabilität der Zellmembran für Kaliumionen. Den
Konzentrationsgradienten für K+-Ionen verändern wir, indem wir die K+-Konzentration im Extrazellulärraum
anheben (Hyperkaliämie). Die K+-Permeabilität der Oozytenmembran verändern wir durch die Gabe eines K+-
Kanalblockers. Wir verwenden hier Barium als wirksamen K+-Kanalblocker.
Versuchsaufbau
Der Versuchsaufbau ist schematisch in Abb. 4 gezeigt.
Oozyt
Ringer-lösung
Mikro-elektrode
Verstärker
Referenz-elektrode
Abb. 4: Versuchsaufbau zum Messen des Membranpotentials von Froschoozyten
Die Oozyten liegen in Vertiefungen in einer Experimentierkammer und werden kontinuierlich mit
Ringer-Lösung überströmt. Ihr Membranpotential wird mit Mikroelektroden gemessen. Mikroelektroden sind
fein ausgezogene Glaskapillaren, deren Öffnungen an der Spitze einen Durchmesser von < 1 µm haben und mit
denen man durch die Zellmembran ins Zytoplasma der Oozyten sticht. Eine Elektrolyt-Lösung im Innern der
Mikroelektroden sorgt für die elektrische Verbindung zwischen Zytoplasma und Verstärker.
Obwohl Oozyten im Vergleich zu anderen Zellen riesige Ausmaße haben (s.o.), sind sie immer noch zu
klein, um sie ohne Hilfsmittel mit einer Mikroelektrode zu punktieren. Daher werden alle Experimente unter
einem Stereomikroskop (max. 160fache Vergrößerung) durchgeführt, und die Mikroelektrode wird mit einem
Mikromanipulator bewegt.
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Das Membranpotential der Oozyten wird unter vier verschiedenen Bedingungen gemessen:
Em(mV)
1) Kontrolle ([K+]a = 3 mmol/l)
___________________________________________________________________________
2) Leichte Hyperkaliämie ([K+]a = 6 mmol/l)
___________________________________________________________________________
3) Schwere Hyperkaliämie ([K+]a = 30 mmol/l)
___________________________________________________________________________
4) Blockade der K+-Kanäle mit Bariumionen
___________________________________________________________________________
Fragen
Erklären Sie die beobachteten Veränderungen des Membranpotentials! - Erwarten Sie außer für K+ noch
Permeabilitäten für andere Ionen, z.B. Na+, Cl-? Warum? - Wieviel mV Spannungsänderung beim Wechsel von
3 auf 30 mmol/l K+ hätten Sie mit einer K+-Elektrode gemessen? - Was erwarten Sie, wenn [Cl-]a erniedrigt
wird? - Was erwarten Sie bei einer Gabe von Na+-Kanalblockern? - Wozu braucht die Zelle ein
Membranpotential? - Was hält das Membranpotential aufrecht? - Was ist ein Gleichgewichtspotential?