MediaPortal - Offenes Medienportal

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Artikel über das Open-Source-Media-Center "MediaPortal".

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Auf unserer Heft-CD findenSie das unter GPL veröf-fentlichte Media-Center-

Frontend MediaPortal in Version0.0.0.7 [1]. Trotz der niedrigenVersionsnummer leistet das Pro-gramm schon eine Menge und istauf jeden Fall einen Blick wert –kein Wunder, haben die Haupt-entwickler Frodo und MrMario64doch schon wertvolle Program-miererfahrung beim Xbox MediaCenter (XBMC) gesammelt, aufdem MediaPortal basiert.

Grundvoraussetzung für denBetrieb des MediaPortal sind das .NET-Framework 1.1 und dieneueste DirectX-Version 9.0c.Beide Pakete finden Sie in derRubrik „Audio & Video – Utilities“auf unserer Heft-CD.

KonfigurationsparallelenNicht nur die Anwender vonmyHTPC oder von dessen kom-

merziellem Nachfolger SceneoTVcentral [2] dürften sich schnellmit dem intuitiv zu bedienendenConfigure-Utility von MediaPor-tal anfreunden – eine gewisseÄhnlichkeit zu den Konfigura-tionsprogrammen der Erstge-nannten ist kaum zu verleugnen.Die linke Spalte listet in einer Ex-plorer-artigen Struktur die zukonfigurierenden Hauptrubrikenauf: allgemeine Einstellungenwie Sprache, Start in Vollbildund so weiter (General), Tas-tenkürzel und -töne (Keys andSounds), grafische Darstellung(Skin), DVD, Videos, Musik, Bil-der, Radio, Fernsehen, Fernbe-dienung (USBUIRT), Wettersowie (integrierte) Plug-ins.

Während man bei myHTPC ei-nige Klimmzüge vollführen muss-te [3], bis alle wichtigen Funktio-nen konfiguriert waren, funktio-niert bei MediaPortal das meistevon vornherein. Dennoch muss

man auch hier an einigen StellenHand anlegen. Da die Konfigura-tionsdaten der Module, Skins undSpracheinstellungen als XML-Da-teien gespeichert sind, ist diesmöglich. Allerdings lassen sichdie Bezeichnungen der Schalt-flächen nicht ganz so einfach ein-deutschen wie bei myHTPC. Werbeispielsweise möchte, dass das„My News“-Plug-in als „EigeneNachrichten“ im Hauptmenü auf-taucht, der muss in der englisch-sprachigen Beschreibungsdateistrings.xml im Unterverzeichnis\language\English die entspre-chende ID heraussuchen (hier„9“) und in der deutschen Be-schreibung ergänzen:

<string><id>9</id><value>Eigene Nachrichten</value>

</string>

Dank der bereits beim XBMCgeleisteten Vorarbeiten kann Me-diaPortal schon jetzt mit einemüber 100 Seiten starken, englisch-sprachigen PDF-Handbuch auf-warten (in dem Programm-Archiv

auf der Heft-CD enthalten), daszahlreiche nützliche Tipps bereit-hält – etwa Schritt-für-Schritt-An-leitungen zum Einbinden vonInternet-Radiostationen mit Bei-spielen für ShoutCast- und Win-dows-Media-Streaming samt Ein-blenden der passenden Banner-grafik.

Die Grundfunktionen des Me-diaPortal lassen sich intuitiv be-dienen; je nach Kontext stehenjedoch unterschiedliche Zusatz-funktionen zur Verfügung. Einekomplette Liste der Tastenbele-gung findet sich in Docs\key-mapping.txt.

Die Software unterstützt vonHause aus Hauppauges WinTVPVR 250, 350 und USB2 fürMPEG-2-Recording sowie TV-Kar-ten mit WDM-Treibern. Letzterekönnen zur Kompression auf alleim System installierten Codecszurückgreifen. Timeshifting funk-tioniert indes momentan nur mitden Hauppauge-Karten. Für dieDVD-Wiedergabe verwendet Me-diaPortal den im System instal-lierten MPEG-Decoder.

Bei der Aufnahme unterschei-det MediaPortal zwischen „Con-tent Recording“ und „ReferenceRecording“. Das Content Recor-ding kommt bei Timer-Aufnah-men zum Einsatz und zeichnetnur das Zeitintervall auf, das tat-sächlich vorgegeben war. BeimReference Recording zeichnetMediaPortal beim Druck auf „Re-cord Now“ die folgenden zweiStunden auf und prüft mit Hilfedes elektronischen Programm-führers zudem, ob bereits etwasvon der Sendung im Timeshift-Puffer vorhanden ist. So lassensich Filme selbst dann komplettauf Platte archivieren, wenn manerst beim Schauen feststellt,dass sich das Aufzeichnen ge-lohnt hätte. Wie die meisten an-deren Media Center benötigtauch MediaPortal XMLTV-Datenfür seinen elektronischen Pro-grammführer (EPG). Die Daten

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Windows-Software, die den PC in eine Medienzentraleumwandelt, die TV wiedergibt und aufzeichnet, DVDsabspielt sowie als MP3-Jukebox fungiert, gibt esinzwischen zuhauf. Nur halten die Programmpakete oftnicht, was sie versprechen, oder sind zu teuer. DasSourceforge-Projekt „MediaPortal“ schickt sich an, diesenMissstand zu beheben.

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Das Konfigura-tionsprogrammdes MediaPortalähnelt dem vonmyHTPC, ist aberdeutlich auf-geräumter undintuitiver zubedienen.

Dr. Volker Zota

OffenesMedienportal Open-Source-Media-Center für Windows

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bekommt man wahlweise perXMLTV-Grabber oder nexTViewEPG Decoder (siehe Heft-CD) [4].Letzteres arbeitet mit vielen „klas-sischen“ TV-Karten zusammen,bisher jedoch nicht mit den obengenannten Hauppauge-Karten.

TV, Musik und mehrDamit das Musikarchiv „Ei-gene Musik“ seine Funk-tion voll entfalten kann,sollten die Songs mitID3-Tags versehen sein.MediaPortal kann die Me-tainformationen (ID3 Ver-sion 1 und 2) wahlweise beimÖffnen des Musikarchivs scannenoder aber auf eine Datenbankzurückgreifen, um die Songsnach Album, Künstler, Genre undsogar den Top 100 (der meistge-spielten Songs) zu sortieren. Dadas direkte Einlesen der Tags beigroßen Musiksammlungen rechtlangwierig sein kann, ist die Ver-wendung der Datenbank zuempfehlen („Load ID3 from fileinstead of database“ in „Music,General Settings“ deaktivieren).Songs lassen sich wahlweise über

die entsprechende Schaltflächeeiner Playlist hinzufügen odereinfach mit einem Druck auf „Y“;Playlisten lassen sich sogar unterAngabe eines Namens abspei-chern – eine Seltenheit bei heu-tiger Media-Center-Software.

Fehlt einem Album die zu-gehörige Cover-Art, genügt einDruck auf die F3-Taste, und Me-

diaPortal besorgt sich diefehlenden Bildchen ausdem Internet.

Die Slideshow-Funk-tion von MediaPortal ist

schon jetzt weiter ent-wickelt als bei manchem

Mitstreiter: Das Programm legtselbstständig Thumbnails an,kennt vier Effekte für die Bildüber-gänge und kann Bilder rotieren(Taste R) oder zoomen (Tasten1 bis 9, Pfeiltasten zum Verschie-ben). Ein Druck auf „0“ förderteinen Löschen-Dialog zu Tage.

MediaPortal unterstützt vonHause aus USBUIRT-Transceiver,lässt sich aber beispielsweiseauch mit den Fernbedienungenvon Hauppauge, der MSI-Mega-Barebone-Serie oder Streamzapvia dem Automations-Tool Girder

steuern (im Falle von Hauppaugeauch nativ über WinTV).

FazitAngesichts der niedrigen Ver-sionsnummer ist es verblüffend,wie viele Funktionen MediaPortalbereits (weitgehend fehlerfrei)beherrscht. Aber natürlich läuftbei MediaPortal längst noch nichtalles rund. So wird mitunter nochdie Restzeit laufender Songs vonder Visualisierung verdeckt undauch der RSS-Parser des News-Plug-in stolpert noch über man-chen Newsfeed. Dafür schreitetdie Entwicklung mit Riesenschrit-

ten voran – entsprechend häufiggibt es Updates. Glücklicherweiseverfügt die Software über eineAuto-Update-Funktion, das heißt,es prüft beim Start (und aktiverInternet-Verbindung) selbststän-dig, ob eine neue Version verfüg-bar ist. (vza)

Literatur

[1]ˇProjekt-Seite des Media Central:http://mediacentral.sf.net

[2]ˇDr. Volker Zota, Wohnzimmer-Zentrale, c’t 14/04, S. 202

[3]ˇDr. Volker Zota, Media-Center deluxe, c’t 20/03, S. 186

[4]ˇDr. Volker Zota, Ersatz-Programm,c’t 21/03, S. 202 c

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Das Musikarchivdes MediaPortalbraucht sich hinterdem der WindowsXP Media CenterEdition nicht zuverstecken.

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