Mediendienst Nr. 5 – 2009 Unterwasserroboter mit Tastsinn · verarbeitung IITB Fraunhoferstraße...

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Fraunhofer-Presse Telefon: 089 1205-1302 [email protected] www.fraunhofer.de/presse Unterwasserroboter mit Tastsinn Bohrinseln oder Unterwasserkabel warten, Sedimentproben entneh- men – Unterwasserroboter erfüllen in der Tiefsee vielerlei Aufgaben. Forscher wollen den Robotern nun zu einem Tastsinn verhelfen. So können die Geräte sich in der Tiefsee besser orientieren. Mini-Hubschrauber als Katastrophenhelfer Nach Erdbeben oder Chemieunfällen zählt jede Minute: Die Rettungs- mannschaft muss schnell einen Überblick gewinnen. Mini-Hubschrau- ber sollen künftig dabei helfen: Sie erkunden eigenständig oder im Schwarm eingestürzte Gebäude von innen. Laktattest leicht gemacht Wie steht es um die Fitness? Das verrät der Laktatwert. Bislang müssen die Sportler in die Arztpraxis, um ihn messen zu lassen. Mit einem neuartigen Analysegerät geht das künftig einfacher: Sportler können es am Körper tragen und ihre Werte auch beim Training beobachten. Touren und Ladung optimal planen Wie können Unternehmen LKWs maximal auslasten und gleichzeitig Touren so planen, dass die Umwelt entlastet und Transportkosten gespart werden? Eine Software koppelt nun Laderaumnutzung und Tourenplanung. Vliese als »Gerüst« für künstliche Gewebe Knorpel, Sehnen, Blutgefäße – Gewebe sollen sich künftig im Labor herstellen lassen. Dabei werden die entsprechenden Zellen auf einem porösen »Gerüst« gezüchtet, etwa auf Vliesen. Eine neue Software hilft nun dabei, diese Vliese zu charakterisieren und optimieren. Unsichtbaren Klebstoff sehen Bei der Herstellung von Spanplatten kommt es auf die richtige Vertei- lung des Klebstoffs auf den Holzspänen an. Forscher entwickeln jetzt ein Messverfahren, mit dem man den Klebstoffauftrag während der laufenden Produktion kontrollieren kann. Termine und Veranstaltungen Nr. 5 – 2009 1 2 3 4 5 6 Mediendienst

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Fraunhofer-PresseTelefon: 089 [email protected]/presse

Unterwasserroboter mit TastsinnBohrinseln oder Unterwasserkabel warten, Sedimentproben entneh-men – Unterwasserroboter erfüllen in der Tiefsee vielerlei Aufgaben.Forscher wollen den Robotern nun zu einem Tastsinn verhelfen. Sokönnen die Geräte sich in der Tiefsee besser orientieren.

Mini-Hubschrauber als KatastrophenhelferNach Erdbeben oder Chemieunfällen zählt jede Minute: Die Rettungs-mannschaft muss schnell einen Überblick gewinnen. Mini-Hubschrau-ber sollen künftig dabei helfen: Sie erkunden eigenständig oder imSchwarm eingestürzte Gebäude von innen.

Laktattest leicht gemachtWie steht es um die Fitness? Das verrät der Laktatwert. Bislang müssendie Sportler in die Arztpraxis, um ihn messen zu lassen. Mit einemneuartigen Analysegerät geht das künftig einfacher: Sportler könnenes am Körper tragen und ihre Werte auch beim Training beobachten.

Touren und Ladung optimal planenWie können Unternehmen LKWs maximal auslasten und gleichzeitigTouren so planen, dass die Umwelt entlastet und Transportkostengespart werden? Eine Software koppelt nun Laderaumnutzung undTourenplanung.

Vliese als »Gerüst« für künstliche GewebeKnorpel, Sehnen, Blutgefäße – Gewebe sollen sich künftig im Laborherstellen lassen. Dabei werden die entsprechenden Zellen auf einemporösen »Gerüst« gezüchtet, etwa auf Vliesen. Eine neue Softwarehilft nun dabei, diese Vliese zu charakterisieren und optimieren.

Unsichtbaren Klebstoff sehenBei der Herstellung von Spanplatten kommt es auf die richtige Vertei-lung des Klebstoffs auf den Holzspänen an. Forscher entwickeln jetztein Messverfahren, mit dem man den Klebstoffauftrag während derlaufenden Produktion kontrollieren kann.

Termine und Veranstaltungen

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Mediendienst

Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Material-forschung IFAMWiener Straße 1228359 BremenPressekontakt:Martina OhleTelefon 0421 2246-212Fax 0421 [email protected]

© DFKI Bremen

Modell des Unterwasserroboters mit Tastsinn.

Bild in Farbe und Druckqualität: www.fraunhofer.de/presse

Unterwasserroboter mit TastsinnDer Roboter taucht ins Wasser, schwimmt zur Tiefseeleitung und führtdie notwendigen Reparaturen durch. Gesteuert wird er von einem Mit-arbeiter. Keine einfache Aufgabe: Es ist stockdunkel, eine Lampe aufdem Roboter hilft nur bedingt. Zudem treibt die Strömung den Robo-ter immer wieder ein wenig ab.

Künftig könnte der Roboter seinen Weg selbst finden: Ein Sensor ver-leiht dem metallischen Gehilfen »Tastsinn« und hilft ihm, seine Umge-bung auch in der Tiefsee autonom zu erfassen. »Ein Bauteil diesesTastsinns ist ein Dehnungsmessstreifen«, sagt Marcus Maiwald, Pro-jektleiter am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Ange-wandte Materialforschung IFAM in Bremen. Gemeinsam mit seinenFraunhofer-Kollegen und den Mitarbeitern des Deutschen Forschungs-zentrums für künstliche Intelligenz DKFI, Labor Bremen, hat er dasModell eines feinfühligen Unterwasserroboters entwickelt. »Stößt derRoboter gegen ein Hindernis, verzerrt sich der Dehnungsmessstreifenund der elektrische Widerstand ändert sich. Das Besondere an unse-rem Messstreifen: Statt ihn aufzukleben, drucken wir ihn auf – so kön-nen wir den Sensor auch auf den gewölbten Oberflächen des Robotersanbringen.« Eine einzelne gedruckte Bahn ist nur wenige zehn Mikro-meter breit, also etwa halb so dünn wie ein menschliches Haar.Dadurch lassen sich die Messstreifen dicht nebeneinander aufbringen,der Roboter kann genau feststellen, wo er ein Hindernis berührt. EineVerkapselung schützt den Sensor vor dem Salzwasser.

Um die Messstreifen herzustellen, zerstäuben die Forscher eine Lösungmit Nanopartikeln zu einem Aerosol. Eine Software steuert den Aero-solstrom an die richtige Stelle. Fokussiergas ummantelt den Strahl undsorgt so dafür, dass dieser nicht auffächert. Auf der Messe Sensor undTest vom 26. bis 28. Mai in Nürnberg stellen die Forscher einen Unter-wasserroboter in Krakenform vor, der mit einem gedruckten Sensorbestückt ist (Halle 12, Stand 12-688).

Die Anwendungen sind zahlreich: Die feinfühligen Unterwasserroboterkönnen Bohrinseln warten oder Sedimentproben einsammeln. Künftig– so hoffen die Forscher – sollte es auch möglich sein, dass der Sensorzwischen der Strömung und einem Hindernis unterscheidet.

MediendienstThema 1

Nr. 5 – 2009

Ansprechpartner:Marcus MaiwaldTelefon 0421 [email protected]

Fraunhofer-Institut für Informations- und Daten-verarbeitung IITBFraunhoferstraße 176131 KarlsruhePressekontakt:Dipl.-Ing. Sibylle WirthTelefon 0721 6091-300Fax 0721 6091-413 [email protected]

© Fraunhofer IITB

Ein Forscher testet einen Mini-Hubschrauber: Diese Gerätesollen der Rettungsmannschaft künftig dabei helfen, sichschnell einen Überblick über Unglücksstellen zu verschaf-fen.

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Mini-Hubschrauber als KatastrophenhelferNach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs begann für die Retter einWettlauf gegen die Zeit. Damit sie gezielt vorgehen konnten, benötig-ten sie detaillierte Informationen: Wo sind Menschen eingeschlossen?Sind angrenzende Gebäude einsturzgefährdet? Ein unbemannter Mini-Hubschrauber kann den Einsatzkräften solche gefährliche Erkundungs-arbeit abnehmen. Der »Quadrocopter« hat einen Durchmesser voneinem Meter und kann dank seiner Wendigkeit selbst in eingestürztenGebäuden manövrieren. Noch operiert der fliegende Katastrophenhel-fer als »Einzelkämpfer« – doch bald könnte er Verstärkung bekom-men: Fraunhofer-Forscher arbeiten daran, die Helikopter in Schwär-men einzusetzen. Bislang wäre das mit einem enormen Personalauf-wand verbunden: Da die Hubschrauber nicht miteinander kommuni-zieren können, müsste jedes Gerät einzeln gesteuert werden.

Damit zukünftig eine Person alle Helikopter steuern kann, haben Wis-senschaftler am Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverar-beitung IITB in Karlsruhe eine Software entwickelt, die als »Einsatzlei-ter« fungiert. »Über unser Programm können die Quadrocopter ihreAktivitäten selbstständig koordinieren«, erklärt Dr. Axel Bürkle, Projekt-leiter am IITB. »So kann beispielsweise ein Gerät sehr nah an eine Per-son heranfliegen, um die Schwere der Verletzungen festzustellen,während ein anderes den schnellsten Weg für die Bergung sucht.«

Das Programm besteht aus einzelnen Modulen, den Softwareagenten,die mit einem Repertoire an Aufgaben programmiert werden können.Jedem Quadrocopter ist ein Softwareagent zugeteilt. Die Hubschrau-ber sind mit unterschiedlichen Sensoren wie Kameras, Infrarotkameras,Lasermessgeräten und künstlichen Spürnasen zur Gefahrstofferken-nung ausgerüstet. Sie funken Bilder, Videos und weitere Daten an dieBodenstation. Dort werten die Softwareagenten die Informationen ausund senden über eine Schnittstelle Handlungsanweisungen an dieQuadrocopter. Das Besondere: Softwareagenten sind in der Lage, sicheigenständig zu vernetzen und Informationen auszutauschen. Dadurchkönnen sie ihre Befehle an die Quadrocopter aufeinander abstimmen.Außerdem sind Softwareagenten lernfähig. Sie speichern den Ablaufvon bestimmten Situationen und reagieren beim nächsten Mal nochschneller. Aktuell untersuchen die Entwickler den Einsatz des Systemsin Simulationen für unterschiedliche Szenarien – etwa die Überwa-chung von Liegenschaften. In etwa einem Jahr könnten die erstenQuadrocopter-Schwärme einsatzbereit sein.

MediendienstThema 2

Nr. 5 – 2009

Ansprechpartner:Dr.-Ing. Axel Bürkle Telefon 0721 [email protected]

Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMSFinkenstraße 6147057 DuisburgPressekontakt:Martin van AckerenTelefon 0203 3783-130Fax 0203 [email protected]

© Fraunhofer IMS

Wie es um die Fitness steht, verrät der Laktatwert. Bislangmüssen Sportler auf einem Fahrradergometer strampeln,während ihnen ein Arzt immer wieder Blutprobenabnimmt. Künftig soll das einfacher gehen.

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Laktattest leicht gemachtLeistungssportler wollen ihn wissen: den Laktatwert im Blut. Diesergibt Aufschluss darüber, wieviel Milchsäure sich durch die körperlicheBelastung bereits im Blut angesammelt hat – und lässt auf den Fitness-zustand schließen. Profisportler müssen deshalb regelmäßig zur Lei-stungsdiagnostik antreten. Während sie auf einem Fahrradergometerunter verschiedenen Belastungsstufen strampeln, nimmt ihnen einArzt immer wieder einen Tropfen Blut am Ohrläppchen ab. Ein speziel-les Gerät übernimmt die Messung der Laktatkonzentration im Blut.

Solche Szenarien sollen bald der Vergangenheit angehören. Mit Hilfeeiner miniaturisierten Messtechnik können Leistungs- und auch Frei-zeitsportler künftig selbst ihre Laktatwerte beobachten – auchwährend des Trainings. Normalerweise sind die Analysegeräte rechtgroß und können mehrere tausend Euro kosten. »Wir haben einenWeg gefunden, die Messtechnik so zu miniaturisieren, dass sie ineinem Ohrclip untergebracht werden könnte«, sagt Thomas van denBoom, Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut für MikroelektronischeSchaltungen und Systeme IMS in Duisburg. Die Messung des Laktat-wertes beruht auf einer elektrochemischen Methode. Mit Hilfe einesEnzyms entsteht in einer chemischen Reaktion aus dem Laktat einRedoxstrom, den man über Elektroden messen kann. Die Messtechnikbesteht aus zwei Chips: Dem neuartigen Nanopotentiostaten, der aufeinen Chip von zwei mal drei Millimeter Größe passt und weniger alseinen Euro kostet. »Auf dem zweiten Chip befinden sich Mikroelektro-den, die wir für diesen Zweck entwickelt haben und die wir mit demNanopotentiostaten koppeln können«, erklärt van den Boom. Eine derMikroelektroden ist mit einer dünnen Gelschicht versehen, die dasEnzym enthält. Insgesamt drei Mikroelektroden befinden sich auf demChip und werden durch den Nanopotentiostaten angesteuert. Zweidienen zur elektrochemischen Messung, während die dritte für einkonstantes elektrochemisches Potential und damit eine stabile Span-nung sorgt. Die Ergebnisse könnte der Ohrclip an eine Trainings-Arm-banduhr oder ein Mobiltelefon funken.

Die Elektrode können die Ingenieure mit unterschiedlichen Enzymenbeschichten, sodass neben der Laktatmessung verschiedene weitereAnalysen im Blut oder anderen Elektrolyten möglich sind. Der Vorteil:Die Elektroden sind besonders klein und kostengünstig – und die Ana-lysen lassen sich mobil vor Ort durchführen. Einen ersten Demonstratordes Nanopotentiostaten gibt es bereits.

MediendienstThema 3

Nr. 5 – 2009

Ansprechpartner:Dipl.-Ing. Thomas van den BoomTelefon 0203 3783-207Fax 0203 [email protected]

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IMLJoseph-von-Fraunhofer-Straße 2-444227 DortmundPressekontakt:Ralf NeuhausTelefon 0231 9743-274Fax 0231 [email protected]

© Fraunhofer IML

Mit Hilfe der Software »Efficient load« lässt sich der Lade-raum bestmöglich ausnutzen und gleichzeitig die Touren-planung optimieren.

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Touren und Ladung optimal planenEine Firma will Papier an fünf Kunden in Bayern liefern. Die derzeitgängige Tourenplanungssoftware errechnet, dass ein LKW für die zen-tralen bayerischen Orte ausreicht, wenn ein Kollege der Baden-Würt-temberg-Route zwei Lieferungen übernimmt. Das Problem: Nun sindzwar die Touren optimiert, allerdings sind die LKWs nicht ausgelastet.»Bei Transportunternehmen werden derzeit zunächst die Aufträgezusammengestellt und anschließend auf Touren und Fahrzeuge ver-teilt. Erst danach wird die Auslastung der LKWs optimiert. Dabeikommt es vor, dass die optimale Tourenplanung wieder hinfällig wird«,sagt Dr.-Ing. Bernhard van Bonn, stellvertretender Abteilungsleiter amFraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund.Dieses Dilemma soll es schon bald nicht mehr geben: Im Projekt »Effi-cient Load« arbeiten Logistik-Experten aus dem IML zusammen mitden Industriepartnern GEFCO und M-Real sowie der Berliner Soft-warefirma PSI daran, die Nutzung des Laderaums und die Tourenpla-nung effektiv zu koppeln. So könnten künftig erhebliche Transport-kosten eingespart werden.

»Aktuell werden Tools für Tourenplanung und Laderaumoptimierungeingesetzt, aber eben nicht gezielt miteinander gekoppelt. So gibt esnur einzelne Optimierungen«, weiß van Bonn. »Efficient Load« opti-miert die Nutzung des Laderaums und die Tourenplanung abgestimmtin einem Arbeitsschritt – das Fahrzeug kann so deutlich besser ausgela-stet werden. Dabei optimiert die Software die Umladung, die Auftrags-zusammenstellung, die Ladereihenfolge und die Tourengestaltung. DerVorteil: »Die Tonnenkilometer können sich um 15 bis 20 Prozent redu-zieren«, erwartet Stephan Sirrenberg vom Projektpartner M-Real. DerPapierhersteller liefert jeden Monat rund 41 000 Bestellungen aus. 16 500 LKWs transportieren rund 345 000 Tonnen Papier zu Kundenin mehr als 100 Ländern. Reale Einsparungen wird es durch die effek-tive Kombination nicht nur bei den Energiekosten geben, auch dieMaut verringert sich erheblich.

Seit Anfang 2008 entwickeln die Forscher in einem zwölfstufigen Kon-zept die Software, die alle wichtigen Parameter berücksichtigt. BisEnde 2009 sollen GEFCO und M-REAL eine marktreife lauffähige Ver-sion erhalten, die sich problemlos in deren Tourenplanungssoftwareintegrieren lässt. Auf der Messe transport logistik vom 12. bis 15. Maiin München zeigen die Forscher »Efficient Load« am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand in Halle B2, Stand 501/602.

MediendienstThema 4

Nr. 5 – 2009

Ansprechpartner:Dr.-Ing. Bernhard van BonnTelefon 0231 [email protected]

Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWMWöhlerstraße 1179108 FreiburgPressekontakt:Thomas GötzTelefon 0761 5142-153Fax 0761 [email protected]

© Fraunhofer IWM

Gerissene Einzelfaser nach einem Zugversuch in der Mikroprüfmaschine

Bild in Farbe und Druckqualität: www.fraunhofer.de/presse

Vliese als »Gerüst« für künstliche GewebeDas Knie schmerzt bei jedem Schritt – der Knorpel ist so weit geschä-digt, dass die Knochen beim Laufen aufeinander reiben. Medizinerarbeiten daran, Knorpelgewebe künstlich herzustellen und Patientenmit Knieproblemen wieder schmerzfreies Gehen zu ermöglichen. AuchSehnen oder Blutgefäße sollen sich künftig im Labor herstellen lassen.Die Forscher geben dazu Zellen auf einen porösen Gerüstwerkstoff,beispielsweise ein Vlies aus Polymerfasern: Auf diesem Gerüst könnendie Zellen wachsen und Gewebe bilden. Ob die Zellen gut zu demGewebe heranwachsen, hängt jedoch von vielen Faktoren ab: So bil-den die Zellen nur einen Knorpel, wenn sie vergleichbaren Belastungenausgesetzt sind wie im Körper. Bei Knorpeln braucht das Gewebe denDruck, den jeder Schritt ausübt, Adergewebe dagegen benötigt dasPulsieren des Blutes. Diese Belastungen stellen die Wissenschaftler inder Zellkultur nach. Wird der künstliche Knorpel in das Knie des Patien-ten eingesetzt, löst sich das stützende Vlies allmählich auf – zurückbleibt das eingewachsene Knorpelgewebe.

Während es recht einfach ist, Vliese aus dünnen Polymerfasern herzu-stellen, ist es schwer, diese Materialien experimentell und theoretischzu beschreiben. Welche Kräfte erfahren die Zellen, wenn man am Vlieszieht oder Flüssigkeit darüber strömt? Wie dringen Zellen in das Vliesein? Wie durchströmen Flüssigkeiten das Vlies? Forscher am Fraun-hofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM in Freiburg und Halle habennun ein Simulationsmodell entwickelt, das diese Fragen beantwortetund die Vliese gut charakterisiert. »Die Simulation stellt die mechani-schen Eigenschaften der Vliese und die Transportprozesse nach – dieSoftware kann also auch berechnen, wie Nährstoffe zu den Zellen undStoffwechselprodukte von den Zellen weg transportiert werden, wennetwa eine Flüssigkeit vorbeiströmt«, sagt Dr. Raimund Jaeger, Grup-penleiter am IWM. »Diese Prozesse zu verstehen, kann für die Gewe-bezüchtung hilfreich sein.« Um das Modell zu erstellen, untersuchtendie Forscher zunächst die mechanischen Eigenschaften der einzelnenPolymerfasern. Speziell dafür entwickelten sie eine Apparatur: Aufeinem ein Quadratzentimeter großen Siliziumchip haben die Wissen-schaftler aus Halle circa 50 »Mikro-Prüfmaschinen« freigeätzt, dieFasern über die Prüfmaschinen gelegt und befestigt. Unter dem Mikroskop konnten die Forscher beobachten, wie sich die Fasern ver-halten, wenn man daran zieht, wie weit sie sich dehnen und wann siereißen. Da faserartige Strukturen in Natur und Technik häufig anzutref-fen sind, haben geeignete experimentelle Techniken und Simulations-methoden ein breites Anwendungsspektrum.

MediendienstThema 5

Nr. 5 – 2009

Ansprechpartner:Dr. Raimund JaegerTelefon 0761 [email protected]

Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut, WKIBienroder Weg 54 E38108 Braunschweig Pressekontakt:Simone PeistTelefon 0531 2155-208Fax 0531 [email protected] www.wki.fraunhofer.de

Unsichtbaren Klebstoff sehenSie dienen als Fußboden im Dachgeschoss, als praktische Wandkon-struktionen oder als Verpackungsmaterial – Spanplatten. Designer wieInnenarchitekten schätzen den natürlichen Look. Hergestellt werdendie Platten zunehmend auch aus Holzresten. Verwendet man Spänemit definierter Größe, spricht man von OSB-Platten, kurz für »orientedstrand board«. Mit Klebstoff vermischt und in mehreren Lagen zueinem Vlies gestreut, wandern die Späne auf einem Endlosband in einePresse. Unter großem Druck und bei hohen Temperaturen entstehendie Platten.

Hersteller von OSB-Platten müssen immer auf die richtige Mischungachten: Verwenden sie zu wenig Klebstoff oder verteilt er sich nichtoptimal auf den Spänen, werden die Platten nicht fest genug. Dochder Spezialklebstoff ist teuer und macht etwa ein Drittel der Herstel-lungskosten aus. Wer zu viel Klebstoff einsetzt, verbrennt quasi Geld.Forscher am Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI helfen gemein-sam mit Kollegen des Reutlingen Research Instituts RRI den Herstellernbei der optimalen Verteilung. »Wir messen mit Hilfe einer Spezialoptik,wie gut der Klebstoff verteilt ist«, sagt Burkhard Plinke, Projektleiteram WKI. Bisher verwenden die Hersteller dafür teure Farbstoffe: Diesemischen sie dem Klebstoff bei und kontrollieren so, wie er sich in derPlatte verteilt. Auf diese Weise sind jedoch nur Stichproben möglich.Mit der neuen Methode könnten die Messungen künftig kontinuierlichwährend der laufenden Produktion erfolgen. Ein Zeilenspektrograph,also eine Kamera mit eingebauter Spezialoptik, scannt die Oberflächedes Spänevlieses ab, bevor es in die Presse kommt. Dabei nimmt dieKamera das Bild eines schmalen Ausschnitts über die gesamte Breitedes Formstrangs auf. Die Optik erfasst das Licht aus dem nahen Infra-rotbereich: Bei diesen Wellenlängen lassen sich die Klebstoffe vomHolz unterscheiden. »Ein Rechner speichert die Daten und wertet siequasi online aus, bevor das Spänevlies in die Presse transportiert wird.Die Daten geben Auskunft darüber, an welchen Punkten die Spänebeleimt sind und an welchen nicht«, sagt Plinke.

Mit dem neuen Messverfahren könnten Hersteller von OSB-Platten dieVerteilung des Klebstoffes künftig online überwachen und Unregel-mäßigkeiten schnell erkennen. So sparen sie Kosten und können ihreProduktionsverfahren weiter optimieren. Auf der Messe Ligna vom 18. bis 22. Mai in Hannover stellen die Forscher das Messverfahren vor(Halle 27, Stand J35).

MediendienstThema 6

Nr. 5 – 2009

Ansprechpartner:Burkhard PlinkeTelefon 0531 [email protected]

Weitere Termine finden Sie imInternet unter:www.fraunhofer.de/fhg/events

5. Mai: Forum »Bank und Zukunft 2009 – Innovationen bereitenden Weg für neue Geschäftsmodelle«

in Frankfurtwww.fraunhofer.de/veranstaltungen

7. Mai: Jubiläums-Workshop »Zur Sache! Wir halten nach –Umwelttechnik auf dem Weg zur Nachhaltigkeit?«

in Oberhausenwww.umsicht.fraunhofer.de/veranstaltungen

11. Mai: Forum »Green Potonics – Optische Lösungen für dieZukunft«

in Münchenwww.fraunhofer.de/veranstaltungen

11. Mai: 13. Informationstechnisches Kolloquium: InnovativeAutomatisierung für Produkte und Prozesse

in Karlsruhewww.iitb.fraunhofer.de/servlet/is/26598

11. bis 13. Mai: 5th European Symposium on Non-Lethal Weapons

in Ettlingenwww.ict.fraunhofer.de

12. und 13. Mai: Fachtagung »Laser+Photonics 2009 – Prozesseund Automatisierte Fertigung in der Photovoltaik«

in Dresdenwww.iws.fraunhofer.de/workshop/workshop.html

19. und 20. Mai: 5. Thüringer Medienseminar: Der gute Ton zumschönen Bild – Audio für HDTV und Digital Cinema

in Erfurtwww.idmt.fraunhofer.de/de/veranstaltungen/index.htm

26. bis 28. Mai: Messe »Sensor und Test«

in Nürnbergwww.sensor-test.de

MediendienstTermineVeranstaltungen

Nr. 5 – 2009

ImpressumMediendienst der Fraunhofer-Gesellschaft

Erscheinungsweise: monatlichISSN 0948 - 8375

Herausgeber und Redaktionsanschrift: Fraunhofer-GesellschaftPresse und ÖffentlichkeitsarbeitHansastraße 27c80686 MünchenTelefon: 089 1205-1301Fax: 089 [email protected]

Alle Pressepublikationen undNewsletter im Internet auf:www.fraunhofer.de/presseDer Mediendienst erscheint ineiner englischen Ausgabe als»Research News«.

RedaktionFranz Miller, Janine Drexler,Isolde Rötzer, Tina Möbius

Abdruck honorarfrei,Belegexemplar erbeten.

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die größteOrganisation für angewandte Forschung in Europa. Sie betreibt derzeit 80 Forschungs-einrichtungen an über 40 Standorten in ganzDeutschland, darunter 57 Institute. Rund 15 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitüberwiegend natur- oder ingenieurwissen-schaftlicher Ausbildung erarbeiten das jährli-che Forschungsvolumen von 1,4 MilliardenEuro.

Rund zwei Drittel der Vertragsforschung er-wirtschaften die Fraunhofer-Institute mit Auf-trägen aus der Industrie und mit öffentlichfinanzierten Forschungsprojekten. Etwa einDrittel steuern Bund und Länder bei.

Die Fraunhofer-Gesellschaft führt Forschungs-und Entwicklungsaufträge für Wirtschaft,Staat und öffentliche Hand durch. Die inter-nationale Zusammenarbeit wird durch Nieder-lassungen in den USA und in Asien gefördert.

Felder der Fraunhofer-Forschung:• Werkstofftechnik, Bauteilverhalten• Produktionstechnik, Fertigungstechnologie• Informations- und Kommunikationstechnik• Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik• Prüftechnik, Sensorsysteme• Verfahrenstechnik• Energie- und Bautechnik, Umwelt- und

Gesundheitsforschung• Technisch-ökonomische Studien,

Informationsvermittlung