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Fraunhofer-Presse Telefon: 089 1205-1302 [email protected] www.fraunhofer.de/presse Graffitifreie Baudenkmäler So manches denkmalgeschützte Bauwerk ist mit Graffiti überzogen. Die Farben abzubekommen ist – wenn überhaupt – oft nur mit ätzen- den Lösungen möglich, die die Bausubstanz angreifen. Eine atmungs- aktive Schutzschicht soll künftig vor den »Dekorationen« schützen. Gummi aus Löwenzahn Naturkautschuk stammt vorwiegend aus Gummibäumen in Südost- asien. Ein Pilz bedroht diese Kautschukquelle jedoch. Forscher haben russischen Löwenzahn nun so optimiert, dass er sich ebenfalls für die großangelegte Kautschukproduktion eignet. Premium-Informationen für Autofahrer Wie wird das Wetter auf der A3 zwischen Nürnberg und Würzburg in den nächsten Stunden? Drohen Nebel oder starker Regen? Mit einem neuen System können Autohersteller ihren Kunden künftig Zusatz- dienste anbieten – etwa Infos über das Wetter oder freie Parkplätze. Doppelt simuliert hält besser Crashtests bringen oft überraschende Ergebnisse. Mit einem Simula- tionsverfahren, das die Deformationen während der Fertigung und Vorschädigungen berücksichtigt, lassen sich die Ergebnisse eines Crashtests genauer als bisher vorhersagen. Gütesiegel für hygienisches Equipment In Reinräumen gelten strengste Hygienevorschriften – es dürfen keine Keime oder Verunreinigungen hineingelangen. Forscher testen Betriebsmittel nun auf ihre Reinraumtauglichkeit und listen geeignete Produkte in einer Online-Datenbank. Chip spürt Mikroorganismen in Raumluft auf Mikroorganismen sind überall – auch dort, wo Lebensmittel produziert oder verarbeitet werden. Nicht alle Mikroorganismen sind jedoch erwünscht. Forscher können die Raumluft nun direkt in Produktions- hallen oder Lagern auf schädliche Mikroorganismen untersuchen. Termine und Veranstaltungen Nr. 9 – 2009 1 2 3 4 5 6 Mediendienst

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Fraunhofer-PresseTelefon: 089 [email protected]/presse

Graffitifreie BaudenkmälerSo manches denkmalgeschützte Bauwerk ist mit Graffiti überzogen.Die Farben abzubekommen ist – wenn überhaupt – oft nur mit ätzen-den Lösungen möglich, die die Bausubstanz angreifen. Eine atmungs-aktive Schutzschicht soll künftig vor den »Dekorationen« schützen.

Gummi aus LöwenzahnNaturkautschuk stammt vorwiegend aus Gummibäumen in Südost-asien. Ein Pilz bedroht diese Kautschukquelle jedoch. Forscher habenrussischen Löwenzahn nun so optimiert, dass er sich ebenfalls für diegroßangelegte Kautschukproduktion eignet.

Premium-Informationen für AutofahrerWie wird das Wetter auf der A3 zwischen Nürnberg und Würzburg inden nächsten Stunden? Drohen Nebel oder starker Regen? Mit einemneuen System können Autohersteller ihren Kunden künftig Zusatz-dienste anbieten – etwa Infos über das Wetter oder freie Parkplätze.

Doppelt simuliert hält besserCrashtests bringen oft überraschende Ergebnisse. Mit einem Simula-tionsverfahren, das die Deformationen während der Fertigung undVorschädigungen berücksichtigt, lassen sich die Ergebnisse einesCrashtests genauer als bisher vorhersagen.

Gütesiegel für hygienisches EquipmentIn Reinräumen gelten strengste Hygienevorschriften – es dürfen keineKeime oder Verunreinigungen hineingelangen. Forscher testenBetriebsmittel nun auf ihre Reinraumtauglichkeit und listen geeigneteProdukte in einer Online-Datenbank.

Chip spürt Mikroorganismen in Raumluft aufMikroorganismen sind überall – auch dort, wo Lebensmittel produziertoder verarbeitet werden. Nicht alle Mikroorganismen sind jedocherwünscht. Forscher können die Raumluft nun direkt in Produktions-hallen oder Lagern auf schädliche Mikroorganismen untersuchen.

Termine und Veranstaltungen

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Mediendienst

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Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymer-forschung IAPWissenschaftspark GolmGeiselbergstraße 6914476 PotsdamPressekontakt:Dr. Sandra MehlhaseTelefon 0331 568-1151Fax 0331 [email protected]

© Fraunhofer IAP

Ein neuartiger Polymerlack soll historische Gebäude vorGraffiti schützen. Da der Anstrich durchlässig ist für Wasserdampf, kann das Gebäude trotz Anstrich atmen.

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Graffitifreie BaudenkmälerGraffiti ist schnell gesprüht – es wieder abzubekommen ist dagegenmühsam. Besonders auf historischen Baudenkmälern: Sie bestehenmeist aus porösen Materialien wie Naturstein oder Ziegeln. Die Farbedringt tief in die Poren ein und ist dann selbst mit Hochdruckreinigernoder Lösungsmittelgemischen nicht mehr zu entfernen. Oft hilft nurnoch, einen Teil der äußeren Bausubstanz wegzuätzen – oder mit demGraffiti zu leben. Seit einigen Jahren gibt es Polymerschichten, die dieBauwerke vor den Schmierereien schützen sollen: Der wasserabwei-sende Lack verschließt die Poren und lässt die Farbe schlechter auf demUntergrund haften – das Graffiti lässt sich abwischen. Das Manko: Dader Lack die Poren im Mauerwerk verschließt, kann das Gebäude nichtmehr atmen, es drohen Schimmel oder Versalzung. Zudem muss sichdie Schicht bei denkmalgeschützten Gebäude wieder entfernen lassen.

»Die Anforderungen an eine solche Polymerschicht sind widersprüch-lich: Einerseits darf sie die Poren nicht versiegeln, damit die Luft zwi-schen Gebäude und Außenraum weiterhin ausgetauscht wird, ande-rerseits soll die Graffitifarbe nicht in die Poren eindringen. Der Anstrichsoll widerstandsfähig sein und Witterung wie mechanische Reinigungaushalten. Zudem muss sich der Lack bei Bedarf quasi auf Knopfdruckmit wenig Aufwand restlos vom Gebäude entfernen lassen, ohneSchaden für die Bausubstanz«, sagt Prof. André Laschewsky, For-schungsbereichsleiter am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymer-forschung IAP in Potsdam-Golm.

Einen Polymerlack, der diese Anforderungen erfüllt, hat das Team umLaschewsky mit Partnern des Zentrums für Polymer- und Kohlenstoff-materialien der polnischen Akademie der Wissenschaften in Gliwiceund Zabrze in einem EU-Projekt entwickelt. »Unser neuartiger Poly-merfilm verschließt die Poren, so dass Graffitifarbe nicht eindringt.Wasserdampf kann dennoch gut aus dem Gebäude entweichen: Diewasserabweisende Schicht, die das Polymer an der Oberfläche auto-matisch ausbildet, hat Minilücken und lässt Wasserdampf durch,während Regenwasser an ihr abprallt«, sagt Laschewsky. Muss dieSchicht vom Gebäude entfernt werden, behandelt man es mit einerschwach basischen Lake. Die Schicht ändert sich chemisch und lässtsich abwaschen. Erste Feldtests hat das Polymer bereits gut überstan-den: Koordiniert von der Fundacion LABEIN und der Bundesanstalt fürMaterialforschung und -prüfung BAM haben die Partner in einem EU-Projekt diverse Steine und Ziegel beschichtet und wiederholt mit Graf-fiti bemalt – die Farbe ließ sich jedes Mal komplett entfernen.

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Nr. 9 – 2009

Ansprechpartner:Prof. Dr. André LaschewskyTelefon 0331 [email protected]

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Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IMEAuf dem Aberg 157392 Schmallenberg-GrafschaftPressekontakt:Dr. Stefan SchillbergTelefon 0241 6085-11051Fax 02972 [email protected]

© Fraunhofer IME

Löwenzahn im Gewächshaus.

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Gummi aus LöwenzahnWer als Kind Löwenzahnblüten gepflückt hat, kennt die weiße Flüssig-keit, die beim Pflücken aus den Stengeln austritt. Zäh, klebrig – undein begehrtes Material: Naturkautschuk. Etwa 30 000 Produkte destäglichen Lebens enthalten dieses natürliche Gummi. Autoreifen,Katheterschläuche, Latexhandschuhe, Verschlusskappen von Geträn-keflaschen sind einige Beispiele. Autoreifen beispielsweise wären ohneden Naturkautschuk nicht elastisch genug. Der Großteil dieses Materi-als stammt aus Gummibäumen in Südostasien. Der so gewonneneKautschuk kann jedoch allergische Reaktionen hervorrufen, wasbesonders bei Klinikartikeln problematisch ist. Zudem erschwert einPilz den Anbau: In Südamerika hat er die Pflanzen in solchem Ausmaßbefallen, dass sie kaum großflächig kultiviert werden konnten. DieKrankheit scheint nun auch den Kautschukgürtel in Südostasienerreicht zu haben. Noch lässt sich der Pilz mit Fungiziden eindämmen.Würde er sich jedoch flächendeckend ausbreiten, hätten auch die Che-mikalien keine Chance mehr – Experten befürchten, dass die Natur-kautschukindustrie in diesem Fall zusammenbricht.

Forscher versuchen daher, andere Quellen zu nutzen – etwa russischenLöwenzahn. Aus ihm gewannen Deutsche, Russen und US Amerikanerbereits im zweiten Weltkrieg Kautschuk. Wird die Pflanze verwundet,tropft er aus der Pflanze heraus. Er ist jedoch schwer zu nutzen, weil ersofort polymerisiert. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Mole-kularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Aachen sind dergroßangelegten Kautschukproduktion aus Löwenzahn einen Schrittnäher gekommen. »Wir haben das Enzym gefunden, das für dieschnelle Polymerisation verantwortlich ist und haben dieses ausge-schaltet«, sagt Prof. Dr. Dirk Prüfer, Abteilungsleiter am IME. »Wird diePflanze beschädigt, fließt das Latex heraus statt zu polymerisieren. Wirerhalten etwa die vier- bis fünffache Menge wie üblich. Würden diePflanzen großtechnisch angebaut, ließen sich so auf einem Hektar 500bis 1000 Kilogramm Latex pro Vegetationsperiode produzieren.« DerLöwenzahn-Kautschuk ruft bisher keine Allergien hervor und wäredaher besonders geeignet für den Einsatz in Kliniken.

Im Labor haben die Forscher den Löwenzahn gentechnisch verändert.In einem weiteren Schritt arbeiten sie daran, die optimierten Pflanzenauf klassischem Weg zu züchten. In etwa fünf Jahren, schätzt Prüfer,könnten sie ihr Ziel erreicht haben. Übrigens eignet sich der Löwen-zahn nicht nur für die Kautschukproduktion: Die Pflanze stellt zudemsehr große Mengen des Süßstoffs Indulin her.

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Ansprechpartner:Prof. Dr. Dirk PrüferTelefon 0251 [email protected]

Dr. Schulze GronoverTelefon 0251 [email protected]

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Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IISAm Wolfsmantel 3391058 ErlangenPressekontakt:Marc BrieleTelefon 09131 776-1630Fax 09131 [email protected]

© Fraunhofer IIS

Ist in der Altstadt noch ein Parkplatz frei? Premium-Dienstekönnten Autofahrern solche Fragen künftig beantworten.

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Premium-Informationen für AutofahrerVerstopfte Zufahrtsstraßen, überfüllte Parkplätze – in vielen Innen-städten ist das Verkehrschaos alltäglich. Künftig sollen Premium-Dien-ste den Fahrern helfen, zügig ans Ziel zu kommen: aktuelle Informatio-nen über freie Parkplätze oder die Witterungsverhältnisse, die auf derins Navigationssystem eingegebenen Strecke herrschen. Die Informa-tionen werden per mobilem Internet oder digitalem Rundfunksystemübertragen und zum Beispiel in der Straßenkarte angezeigt. AuchWarnhinweise bei dynamischen Geschwindigkeitsbegrenzungen sinddenkbar: Überschreitet der Fahrer die aktuelle Vorgabe beispielsweiseeines Verkehrsleitsystems, könnte ein Signal aufleuchten.

Grundlage des Services ist der Übertragungsstandard TPEG, kurz fürTransport Protocol Experts Group. Automobil- und Endgerätehersteller,Informationsdienstleister, Forschungseinrichtungen und andere habensich zu einem Konsortium zusammengeschlossen, um TPEG auch alseuropäischen und internationalen Standard zu etablieren. Der Vorteilvon TPEG: Es ist erheblich schneller und vielseitiger als das herkömmli-che System »Traffic Message Channel TMC«. Während TMC etwa 60Meldungen pro Minute verbreiten kann, sind es bei TPEG 3000.

Die neuen Premium-Dienste bieten eine Fülle von Informationen, dieauf bestimmte Kundengruppen zugeschnitten sind: zum Beispiel Fah-rer einer speziellen Automarke, Besitzer eines bestimmten tragbarenNavigationsgerätes oder Mitglieder eines Automobil-Clubs, die etwaaktuelle Parkplatzdaten übermittelt bekommen. Informationen überStaus, Baustellen und Unfälle sind dagegen wie bisher frei zugänglich.Andere Informationen, etwa zu freien Parkplätzen, sollen gezieltbestimmten Kundengruppen zugute kommen: Forscher des Fraun-hofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen verschlüsselndiese Premium-Dienste. »Der Sicherheitsgedanke verschiedener Anbie-ter kann ganz unterschiedlich sein«, sagt Birgit Bartel-Kurz, Projektlei-terin am IIS. »So legt ein Hersteller, der ein günstiges nachrüstbaresNavigationssystem anbietet, eventuell weniger Wert darauf als nam-hafte Autohersteller, dass die Dienste nicht unberechtigt genutzt wer-den können. Wir haben die Dienste der einzelnen Anbieter gekapseltverschlüsselt. Wird ein Schlüssel eines Gerätetyps geknackt, bleiben dieanderen dennoch sicher.« Das Verschlüsselungssystem kommt mit sehrwenigen Zusatzinformationen aus – die verschlüsselte Datei selbst istnicht größer als die unverschlüsselte. Auf der Messe IBC in Amsterdampräsentieren die Forscher das System mit ihren Partnern der Bayeri-schen Medientechnik GmbH BMT (Halle 8, Stand C81).

MediendienstThema 3

Nr. 9 – 2009

Ansprechpartner:Birgit Bartel-KurzTelefon 09131 776-6071Fax 09131 [email protected]

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Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWMWöhlerstraße 1179108 FreiburgPressekontakt:Thomas GötzTelefon 0761 5142-153Fax 0761 [email protected]

© Fraunhofer IWM

Links: Schädigung in einer Komponente aus hochfestemStahl nach Crashtest. Rechts: Berechnete Schädigung ineiner Crashsimulation.

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Doppelt simuliert hält besserEs gibt Bauteile, die Leben retten: Überschlägt sich ein Auto bei einemUnfall, spielt die »B-Säule« eine tragende Rolle. Sie ist eine der Verbin-dungen zwischen Fahrzeugboden und Fahrzeugdach, die verhindernsoll, dass sich die Fahrgastzelle zu stark verformt. Die Werkstoffe, ausdenen die B-Säule gefertigt ist, müssen daher sehr hohen Ansprüchengenügen: Um Sprit zu sparen, sollen sie besonders leicht sein, gleich-zeitig benötigen sie eine enorme Festigkeit und dürfen nicht brechen.Doch wie sieht das optimale Bauteil aus? Mit Hilfe von unzähligen Ver-suchen, Simulationen und Crashtests hat sich die Automobilindustrieimmer mehr an die Antwort auf diese Frage herangetastet. Nun gebenFraunhofer-Forscher der Entwicklung einen weiteren Impuls.

Für gewöhnlich führen Ingenieure eine Reihe von virtuellen Testsdurch. Dabei dienen bekannte Werkstoffeigenschaften als Wissens-grundlage. »Die physikalischen und mechanischen Charakteristika derMaterialien in ihrem Ausgangszustand kennen wir sehr gut«, sagt Dr.Dong-Zhi Sun, Leistungsbereichsleiter am Fraunhofer-Institut für Werk-stoffmechanik IWM. Doch im Laufe der Fertigungsprozedur verändernsich die Teile: Bei einer B-Säule etwa durchläuft der Werkstoff einekomplizierte Fertigungskette. Dabei verformt und dehnt er sich, kleineSchädigungen wie Porenbildung können entstehen. »Sollen solcheTeile in Fahrzeugen verbaut werden, muss man ihre Deformationsge-schichte bei der Herstellung berücksichtigen«, erklärt Sun. Deshalbhaben die Forscher eine besondere Methode entwickelt: »Mit unseremVersagensmodell können wir Fertigungsprozesse besser simulieren«,sagt Sun. »Um die Herstellungsverfahren genau zu kennen, arbeitenwir mit Automobilbauern und Werkstoffproduzenten eng zusam-men.« Dank der Simulation können die Forscher die Deformation desBauteils während der Fertigung genau berechnen und analysieren.Somit wissen sie, welchen Einfluss der Prozess auf die Eigenschaftendes Endproduktes hat, und ob durch das Herstellungsverfahren mögli-che Vorschädigungen wie Porenbildung und Mikrorisse entstehen. DasErgebnis der Prozesssimulation koppeln die Ingenieure mit einer Crash-Simulation, die mit einem neu entwickelten Werkstoffmodell durchge-führt wird.

Mit der neuen Methode lassen sich Bauteile mit optimalen Eigenschaf-ten und einem verbesserten Crashverhalten entwickeln. »Wir könnenim Gegensatz zu herkömmlichen Crashsimulationen wesentlich präzi-ser voraussagen, wie stark sich das Bauteil beim Crash verformen lässt,bevor es versagt«, sagt Sun.

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Nr. 9 – 2009

Ansprechpartner:Dr. Dong-Zhi SunTelefon 0761 5142-193Fax 0761 [email protected]

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Fraunhofer-Institut fürProduktionstechnik und Automatisierung IPANobelstraße 1270569 StuttgartPressekontakt:Hubert Grosser, Axel StorzTelefon 0711 970-1177Fax 0711 [email protected]

© Fraunhofer IPA

Verschiedene Pilzkulturen auf einem Nährboden.

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Gütesiegel für hygienisches EquipmentBevor er den Reinraum betritt, legt der Forscher spezielle Schutzklei-dung an. Diese soll verhindern, dass Keime oder andere Verunreinigun-gen in die hochempfindliche Umgebung gelangen. Doch nicht nur fürdie Mitarbeiter gelten strenge Anforderungen an die Hygiene. Auchdie gesamte Ausstattung muss international festgesetzte Richtlinienerfüllen – von der Lithographieanlage bis hin zum Drehstuhl.

Am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und AutomatisierungIPA in Stuttgart können Hersteller von Betriebsmitteln ihre Produkteüberprüfen und zertifizieren lassen. »Das war anfangs vor allem für dieHalbleiterindustrie interessant. Mittlerweile kommen viele Kunden ausanderen Branchen wie der Pharmazie oder der lebensmittelverarbei-tenden Industrie, wo die Hygienestandards sehr hoch sind«, sagt Markus Keller. In der Abteilung für Reinst- und Mikroproduktion testeter Betriebsmittel auf ihre Reinraumtauglichkeit – von Wand- undBodenbelägen über Werkzeuge bis hin zur kompletten Inneneinrich-tung. »Um beispielsweise herauszufinden, ob sich eine Oberfläche gutdesinfizieren lässt, untersuchen wir unter dem Mikroskop ihre Rauheit– je glatter, desto besser. Das Material muss außerdem unempfindlichgegen bestimmte Chemikalien sein«, erläutert Keller. Auch die Kon-struktion nimmt er genau unter die Lupe: Gibt es schwer zugänglicheWinkel, wo sich Verschmutzungen ablagern können? Sind irgendwoSchrauben nicht korrekt angezogen? Falsch konzipierte Rohrverbin-dungen – dazu gehören etwa Verschraubungen – führen dazu, dassFett- oder Eiweißreste in winzige Hohlräume gepresst werden, die aufden ersten Blick oft gar nicht zu sehen sind – beste Bedingungen fürKeime. Darüber hinaus messen die Wissenschaftler, ob Werkstoffe Partikel absondern oder bei hohen Temperaturen Gase freisetzen.»Unsere Prüfvorrichtungen sind so genau, dass wir Partikelemissionenim sub-Mikrometer-Bereich detektieren können«, sagt Keller.

Erfüllen die Produkte alle relevanten Kriterien, bekommen sie ein Zerti-fikat. Das »Fraunhofer IPA tested device« gilt in Branchenkreisen alszuverlässiges Gütesiegel. Das Stuttgarter Institut veröffentlicht die zer-tifizierten Produkte in einer frei zugänglichen Online-Datenbank. DieKunden entscheiden dabei selbst, ob und in welchem Umfang dieUntersuchungsergebnisse ihrer Produkte eingesehen werden können.Keller sieht für beide Seiten einen Nutzen: »Interessenten könnenbequem nach geeigneten Produkten recherchieren, für die Unterneh-men ist die Listung in der Datenbank eine gute Referenz, auf die sieverweisen können.« Die Datenbank enthält bereits über 600 Produkte.

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Nr. 9 – 2009

Ansprechpartner:Markus KellerTelefon 0711 [email protected]

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Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPMHeidenhofstraße 879110 FreiburgPressekontakt:Dr. Anna VogtTelefon 0761 8857-130Fax 0761 [email protected]

© Fraunhofer IPM

Testpartikel, die wie ein Schlüssel zum Schloss zu einemAntikörper passen, leuchten durch eine Fluoreszenzmarkie-rung des Antikörpers rot.

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Chip spürt Mikroorganismen in Raumluft aufMikroorganismen sind überall. Manche können allerdings stören: Beider Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln beispielsweise.Die Lebensmittel können verderben oder ihr Geschmack kann sich ver-ändern, etwa nach einer Fehlgärung in der Käseproduktion. Die Raum-luft auf solche Mikroorganismen zu untersuchen, ist bislang aufwän-dig und zeitraubend: klassische mikrobiologische Verfahren stoßen anihre Grenzen.

Forscher von sechs Fraunhofer-Instituten haben ein Testsystem ent-wickelt, das solche Untersuchungen vor Ort und in weniger als einerhalben Stunde durchführen kann. »Wir nehmen einen Chip aus Kunst-stoff und streichen ein Gel darauf. In dieses Gel betten wir speziellefluoreszenzmarkierte Antikörper ein. Diese erkennen ganz bestimmteMikroorganismen, die unter einem Fluoreszenzmikroskop sichtbarwerden«, erklärt Gerd Sulz, Projektleiter am Fraunhofer-Institut fürPhysikalische Messtechnik IPM in Freiburg. Soll die Raumluft überprüftwerden, saugt das Gerät die Luft an – dabei reichern sich jegliche Artvon Mikroorganismen und Partikeln auf dem Gelmaterial an, unteranderem auch Staub. Es werden nur Teilchen abgeschieden, die zwi-schen einem und zehn Mikrometern groß sind. Die Antikörper in demGel binden an bestimmte Mikroorganismen, die zu ihnen passen wieein Schlüssel ins Schloss. An Staubkörnchen oder andere Keime bindensie nicht. Die Aufgabe der Freiburger Wissenschaftler ist, die erkanntenMikroorganismen optisch zu detektieren. Ein Waschgang entferntzunächst all die Antikörper, die nicht an Mikroorganismen gebundenhaben: Die Forscher legen dazu eine elektrische Spannung an – da dieAntikörper so klein sind, wandern sie im elektrischen Feld durch dasGel, während die Antikörper, die einen Mikroorganismus »gefangen«haben, darin stecken bleiben. Ein Blick auf den Chip verrät, ob und wieviele Antikörper gebunden haben: Durch eine Fluoreszenzmarkierungleuchten die verbliebenen Antikörper. Die Ergebnisse geben Auskunftüber Art und Anzahl der schädlichen Mikroorganismen in der Luft.

Ein Prototyp des Testsystems existiert bereits. Mittlerweile haben dieForscher Messdurchläufe mit relevanten Testpartikeln erfolgreich absol-viert; jetzt arbeiten sie an der Software für die vollständige Automati-sierung. Auf der Lebensmittelmesse Anuga vom 10. bis 14. Oktober inKöln stellen die Forscher das Testsystem vor (Halle 5, Stand B020).

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Ansprechpartner:Gerd SulzTelefon 0761 8857-293Fax 0761 [email protected]

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Weitere Termine finden Sie imInternet unter:www.fraunhofer.de/fhg/events

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14. bis 19. September: Messe »Schweißen & Schneiden«

in Essen www.schweissenuschneiden.de

15. bis 17. September: Seminar »Statistische Methoden in derBetriebsfestigkeit«

in Kaiserslautern www.fraunhofer.de/veranstaltungen-messen

15. bis 17. September: 5th International Conference on IT Incident Management and IT Forensics

in Stuttgartwww.imf-conference.org

17. September: Seminar »Web Security«

in Darmstadtwww.fraunhofer.de/veranstaltungen-messen

17. September: Tag der Holzforschung

in Braunschweigwww.wki.fraunhofer.de

17. und 18. September: CAST-Workshop »Biometrie«

in Darmstadtwww.cast-forum.de/workshops/infos/119

24. September: Fraunhofer-good2know Jubiläumskongress

in Darmstadtwww.fraunhofer-hessen.de/Veranstaltungen.html

29. September bis 1. Oktober: Konferenz »Future Security«

in Karlsruhewww.future-security.eu

30. September bis 1. Oktober: 5. Internationaler Workshop »Faserlaser«

in Dresdenwww.fraunhofer.de/veranstaltungen-messen

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Nr. 9 – 2009

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ImpressumMediendienst der Fraunhofer-Gesellschaft

Erscheinungsweise: monatlichISSN 0948 - 8375

Herausgeber und Redaktionsanschrift: Fraunhofer-GesellschaftPresse und ÖffentlichkeitsarbeitHansastraße 27c80686 MünchenTelefon: 089 1205-1301Fax: 089 [email protected]

Alle Pressepublikationen undNewsletter im Internet auf:www.fraunhofer.de/presseDer Mediendienst erscheint ineiner englischen Ausgabe als»Research News«.

RedaktionFranz Miller, Janine Drexler,Tina Möbius

Abdruck honorarfrei,Belegexemplar erbeten.

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die größteOrganisation für angewandte Forschung in Europa. Sie betreibt derzeit 80 Forschungs-einrichtungen an über 40 Standorten in ganzDeutschland, darunter 57 Institute. Rund 15 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitüberwiegend natur- oder ingenieurwissen-schaftlicher Ausbildung erarbeiten das jährli-che Forschungsvolumen von 1,4 MilliardenEuro.

Rund zwei Drittel der Vertragsforschung er-wirtschaften die Fraunhofer-Institute mit Auf-trägen aus der Industrie und mit öffentlichfinanzierten Forschungsprojekten. Etwa einDrittel steuern Bund und Länder bei.

Die Fraunhofer-Gesellschaft führt Forschungs-und Entwicklungsaufträge für Wirtschaft,Staat und öffentliche Hand durch. Die inter-nationale Zusammenarbeit wird durch Nieder-lassungen in den USA und in Asien gefördert.

Felder der Fraunhofer-Forschung:• Werkstofftechnik, Bauteilverhalten• Produktionstechnik, Fertigungstechnologie• Informations- und Kommunikationstechnik• Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik• Prüftechnik, Sensorsysteme• Verfahrenstechnik• Energie- und Bautechnik, Umwelt- und

Gesundheitsforschung• Technisch-ökonomische Studien,

Informationsvermittlung