Mediensystem

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03 Mediensystem Folien Mediensystem nach Hunziger Die Gesamtheit der Organisation und technischen Einrichtungen zur Produktion und Verbreitung von Kommunikationsinhalten wird als Mediensystem bezeichnet. Anhand dieses begrifflichen Konzepts lassen sich zum einen die gegenseitigen Verflechtungen und Abhängigkeiten der Medienunternehmen darstellen; zum anderen ermöglicht es die Diskussion der Frage, welche Funktionen alle Medien zusammen im sozialen Gesamtsystem wahrnehmen. Allgemeine Definition und Funktion Mediensystem = komplexes Gefüge aus Beziehungen zwischen den Mediengattungen, ihren Institutionen, den Akteuren und Rezipienten o Mediengattungen : Zeitung, Zeitschrift, Hörfunk und Fernsehen o Mediensystem spiegelt soziale und politische Strukturen wieder o Medien stellen Raum der Öffentlichkeit her o Voraussetzung von Mediensystemen = Technik, rechtl. Grundlage und Organisation Tatsache, dass Medien über viele Verbindungen in wirtschaftlicher, sachlicher oder funktionaler Weise in Beziehung zueinander stehen Niklas Luhmann „Es gibt Systeme.“ o Keine Beschreibung eines realen Systems kann einen Anspruch auf Universalität erheben. 3 Arten von Perspektiven o Funktionelle o Strukturelle o Evolutionäre Begriff Medium/Medien (nach Saxer) keine festgelegte Definition meist das Produkt (Zeitung) Produktionsverbreitungs- und Empfangstechniken nicht zu trennen, sie bestimmen gemeinsam die Organisationen mit eigenen Zielen und Interessen Kommuikationspraxis Komplexe Gefüge von Strukturen Erbringer funktionaler und dysfunktionaler Leistungen für die Gesellschaft Soziale Institutionen Begriff Organisation, Merkmale derer Bewusst Planvoll Dauerhaft auf Erreichung bestimmter Ziele hin orientiert Besitzen geschaffene und anerkannte Ordnung und Struktur

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03 Mediensystem Folien

Mediensystem nach HunzigerDie Gesamtheit der Organisation und technischen Einrichtungen zur Produktion und Verbreitung von Kommunikationsinhalten wird als Mediensystem bezeichnet. Anhand dieses begrifflichen Konzepts lassen sich zum einen die gegenseitigen Verflechtungen und Abhängigkeiten der Medienunternehmen darstellen; zum anderen ermöglicht es die Diskussion der Frage, welche Funktionen alle Medien zusammen im sozialen Gesamtsystem wahrnehmen.

Allgemeine Definition und Funktion Mediensystem = komplexes Gefüge aus Beziehungen zwischen den Mediengattungen, ihren

Institutionen, den Akteuren und Rezipienten o Mediengattungen : Zeitung, Zeitschrift, Hörfunk und Fernsehen o Mediensystem spiegelt soziale und politische Strukturen wiedero Medien stellen Raum der Öffentlichkeit hero Voraussetzung von Mediensystemen = Technik, rechtl. Grundlage und Organisation

Tatsache, dass Medien über viele Verbindungen in wirtschaftlicher, sachlicher oder funktionaler Weise in Beziehung zueinander stehen

Niklas Luhmann „Es gibt Systeme.“o Keine Beschreibung eines realen Systems kann einen Anspruch auf Universalität erheben.

3 Arten von Perspektiveno Funktionelleo Strukturelleo Evolutionäre

Begriff Medium/Medien (nach Saxer) keine festgelegte Definition meist das Produkt (Zeitung) Produktionsverbreitungs- und Empfangstechniken nicht zu trennen,

sie bestimmen gemeinsam die Organisationen mit eigenen Zielen und Interessen Kommuikationspraxis Komplexe Gefüge von Strukturen Erbringer funktionaler und dysfunktionaler Leistungen für die Gesellschaft Soziale Institutionen

Begriff Organisation, Merkmale derer Bewusst Planvoll Dauerhaft auf Erreichung bestimmter Ziele hin orientiert Besitzen geschaffene und anerkannte Ordnung und Struktur Organisationsformen: öffentlich rechtlich, privat

Autonomie und Vielfalt Herstellung von Öffentlichkeit: Hauptfunktion von Medien Medien brauchen viel Unabhängigkeit/Autonomie, damit sie ihre Funktion erbringen können Erforderlich ist Vielfalt der Angebote und Angebotsformen (Info, Unterhaltung, Belehrung) und

Informationsverarbeitung ( READER SCHNEIDER!!!!!!!!)

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Analyseebenen Makroebene (Gesellschaft, Mediensystem) Mesoebene (Medienorganisationen, Unternehmen, Medium) Mikroebene (Medienakteure, Medienaussagen)ODER Gesamtgesellschaft Mediensystem Medium Unternehmen

Mediensysteme im Vergleich Staatsform (politisches System Normativer Rahmen Medienbesitz Medienregulierung Medienfinanzierung Medienorientierung Medienkultur

Forschungsfeldero Transformation von Mediensystemeno Medienpolitiko Public Service – kommerzieller Rundfunko Politische Kommunikation

Merkmale von Mediensystemen Anzahl (Medien und -einrichtungen) Zentralisierung vs. Dezentralisierung Außenpluralismus vs. Binnenpluralismus Kooperation/Konzentration, branchendiagonal bzw. mediendiagonal Erreichbarkeit der Angebote (technisch und sozial) Partizipationschancen (Teilhabe) Regelung der Aufsicht/Kontrolle

o Bsp.: gesellschaftliche Aufsicht vs. Selbstkontrolle

Abhängigkeit und Grenzen von Medien Medien sind abhängig von

o WIRTSCHAFTo KULTURo POLITIKGo GESELLSCHAFTLICHER GEMEINSCHAFT

Medien sind in nationalen Grenzen zu sehen!!!

Beziehung von Politik und Medien „symbiotische Beziehung“ Agenda Setting Prozess Politik setzt Rahmenbedingungen für Medien Mediatisierung der Politik

o Dependenz und Interdependenz

Kommerzialisierung= wirtschaftliches Interesse wächst gegenüber ideellen Werten- Medien abhängig von Werbeeinnahmen abhängig von RezipientenFOLGE: z.B.: Homogenisierung + Störung pol. Kontrolle u. Sanktionsmöglichkeit

Technischer Entwicklungsstand/ Medientechnologie

Geographie Demographie Haushaltsanzahl (HH) Kaufkraft Medienbudget/ HH

Beziehung von Wirtschaft und Medien wirtschaftliche Entwicklung

o mehr und mehr betriebs- statt volkswirtschaftlich

wirtschaftliches Potential von entwickelnder Medienindustrie steigt

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READERTEXT VON BEATE SCHNEIDER, KLAUSURRELEVANT!!!

Geschichte, Funktion und Wandel- Mediensysteme spiegeln soziale und politische Strukturen wieder- Politik und Medien sind in Struktur und Entwicklung ineinander verschränkt- Medien stellen den Raum der Öffentlichkeit her- System der Massenmedien schafft zentrale Voraussetzungen für die Mitwirkung an der demokratischen Willensbildung in freiheitlichen demokratischen Staaten- Das Mediensystem ist autonomisch (Selbständigkeit, Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Selbstverwaltung)

Strukturmerkmale demokratischer Mediensysteme- privatwirtschaftliche Presse unterliegt in ihrer rechtlichen Verfassung kaum Gestaltungsvorgaben- Fachzeitschriften: inhaltliche Vielfalt, werden auch international adaptiert- Qualitätszeitungen: Prestigemedium, erreichen spezielle Teilpublika, Berichterstattung findet große Resonanz (von anderen Medien aufgegriffen)-kaum neue Titel, dafür Expansion wenig großer Verlage Vielfalt von Medienunternehmen der gleichen Gattung wird bedroht- Prozesse der Kommerzialisierung im Medienbereich beschleunigen Internationalisierung von Anbietern/Angeboten erst Investitionen, dann laufender Finanzierungsbedarf gefordert Beschleunigung der Unternehmenskonzentration Begünstigung der Entwicklung/Stärkung multinationaler Konzerne intermediären Kooperationen von Zeitungs-/Zeitschriften-/Rundfunkunternehmen

Kommerzialisierung und Internationalisierung- Prozess der Deregulierung- wirtschaftlicher Erfolg lässt sich in Abhängigkeit von Werbeeinnahmen nur durch Orientierung am Bedarf des Publikums erreichen Stereotypisierung, Wiederholung, Oberflächlichkeit private Sender mit unterhaltungsorientierten Programmen haben steigende Marktanteile- Kommerzialisierung, Expansion, Differenzierung der Angebote Segmentierung des Publikum und Unterhaltungsorientierung der Programme = dysfunktional für das politische System- Internationalisierung von Medien- und Werbemarkt Minimierung von Kontrolle und Sanktionsmöglichkeiten durch nationale Medienpolitik

Steuerung und Entwicklung- a) Politik will Medien für eigene Zwecke instrumentalisieren- b) Mediensystem ist aber auch überaus machtvoll: eigener Institutionstypus (Stärkung gegenüber anderen Institutionen durch zunehmende Professionalisierung und Leistungsfähigkeit) Verweis auf symbiotische Beziehung zwischen Medien und Politik (Politik wird mediatisiert)- aus Selbsterhaltungsgründen orientiert sich das Mediensystem an den Wünschen des Publikums- Publikum: verlässlich im Prozess Medienwandel (Nachfrage/Nutzung/Ausgaben sind gleich geblieben dämpft Medienexpansion, distanzierte Nutzung)

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Readertext von Miriam Meckel

Mediensysteme- Gesamtheit der Organisationen technischer Verbreitungsmittel von Kommunikation-Medienbegriff meint Medien zweiter Ordnung: Agenturen, Zeitungen, Plakate, Filme Medien erster Ordnung: technische Verbreitungs- oder Interaktionsmittel (Telefon, PC) Internet also Medienbegriff?- man muss Medien nach gesellschaftlicher Funktion unterscheiden1) Journalismus: Tageszeitung2) Unterhaltung: Film3) Bildung: öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Sachbücher4) Werbung: alle Medien

Medien und Kultur- Kultur einer modernen Gesellschaft ist eine Medienkultur- kulturelle Ausgleichungsprozesse sind schwierig z.B. Europäisierung der Medien: Euronews, Arte, 3sat- Kultur: Programm zur sozialen Koordination und Koorientierung- Medien: Teil eines medial aktivierten/transformierten Kulturprogrammes Konstituenten von Kultur

Medien und gesellschaftliche Gemeinschaft (Integration)- Massenmedien haben sozial-integrative Funktion- empirisch-analytische Position: Untersuchung der Auswirkungen medialer Berichterstattung für Gesellschaft Kultivationsthese (Gerbner): Prozess der Mediensozialisation lässt kollektives Bewusstsein in Gesellschaft entstehen - Theorie der Schweigespirale (Noelle-Neumann): Isolationsfurcht des Individuums führt zu Überbetonung der Mehrheitsmeinung und Exklusion der Minderheitsmeinung zu kontrovers diskutierten Themen (Todesstrafe) Individuum versucht eigene Meinung durch Umweltbeobachtung (Medien) herauszufinden: falsche Berichterstattung führt zu falscher Wahrnehmung und fiktiven Mehr-/ Minderheitsverhältnissen - Wissensklufthypothese (Tichenor und Donohue): Medien und ihre Informationen vergrößert gesellschaftliche Wissensunterschiede Leute, die vorgebildet sind, profitiert von Medieninhalten Publikum wird segmentiert, nicht integriert

Medien und Politik- Agenda-Setting-Hypothese: Berichterstattung der Medien beeinflusst das Publikum durch die Gewichtung bestimmter Themen Medien wirken sich darauf aus, worüber sich Rezipienten ihre Meinung bilden (nicht was sie denken)- Dependenztheoretiker: Medialisierung der Politik- andere Seite: Instrumentalisierung der Medien durch Politik

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Medien und Wirtschaft- wirtschaftliche Entwicklung in Medien wird zunehmend aus betriebswirtschaftlicher Perspektive betrachtet (nicht volkswirtschaftlich) Gründe:1) Vollzug von Deregulierungsprozessen in der nationalen Medienordnung der meisten industrialisierten Länder2) Umdefinition des Bürgers zum Konsumenten (Rezipient im Fokus der Medienunternehmen)- Medienmärkte sind durch doppelten Dualismus geprägt: publizistischer Wettbewerb (Qualitätswettbewerb) und ökonomischer Wettbewerb (Kostenwettbewerb) Bedienung des Rezipientenmarktes und des Werbemarktes- Kriterium des Nicht-Rivalität: Nutzung von Medienangeboten durch beliebige Anzahl an Nachfragen- Kriterium des Nicht-Ausschlusses: Niemand wird vom Konsum ausgeschlossen- besondere Kosten- und Erlösstruktur (fixe und variable/lineare Kosten)a) Fixe Kosten: fallen in Medienproduktion generell in unveränderlicher Höhe an (Druck, Personal)b) variable Kosten: steigen/fallen parallel zur Produktionsmenge (Papierverbrauch, Energie für Produktion) Ziel: Fixkostendegression (Anzeigen-Auflagen-Spirale): Steigerung der Auflage, mehr Einnahmen, Deckung der fixen Kosten, Investition

positiv für Anzeigenkunden (Werbepartner): steigende Auflage, sinkende Kosten pro Werbekontakt generell: besseres Preis-Leistungs-Verhältnis

Trends: Zur Entwicklung von Mediensystemen- Medien unterliegen einem ständigem Wandel (lässt sich durch 3 Trends beschreiben):1) Ökonomisierung: Bedeutungsverlust der Angebotsorientierung und Bedeutungsgewinn der Nachfrageorientierung in Verbindung mit der Selbstregulierung des Marktes2) Globalisierung: z.B. Internet mit englischer Sprache, Koppelung von Wirtschaftssystem und Medien sind sehr stark durch Globalisierungsprozess geprägt3) Hybrisisierung: Medieninhalte sind durch Differenzierungs- und Entdifferenzierungsprozesse gekennzeichnet, v.a. das Internet