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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 9 | 2. März 2012 161 MEDIZIN Tumor-assoziierte Fatigue Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie Markus Horneber, Irene Fischer, Fernando Dimeo, Jens Ulrich Rüffer, Joachim Weis ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund: Tumor-assoziierte Fatigue (Cancer-related Fa- tigue [CrF]) tritt bei vielen Krebspatienten während und nach der Behandlung auf. CrF kann zu jedem Zeitpunkt der Tumorerkrankung auftreten, selbstlimitierend sein oder bis zu Jahren persistieren. Sie bewirkt einen Teufelskreis aus abnehmender Leistungsfähigkeit, Vermeidung von An- strengungen, Inaktivität, fehlender Regeneration, Hilflosig- keit und depressiver Stimmung. CrF ist von Gefühlen der Müdigkeit, Erschöpfung und mangelnder Energie geprägt, kann zu erheblichen Leistungseinbußen bis hin zur Berufs- unfähigkeit führen. Sie ist mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Beschwerden und Zeichen der CrF werden kaum systematisch erfragt, Belastungen und Einschrän- kungen nicht ausreichend wahrgenommen und Behand- lungsmöglichkeiten häufig unterschätzt. Methode: Selektive Literaturrecherche unter Berücksichti- gung nationaler und internationaler Leitlinien. Ergebnisse: Ursachen und Entstehung der CrF sind kom- plex. Somatische, emotionale, kognitive und psychosoziale Faktoren bedingen und beeinflussen sich wechselseitig und führen zu individuell sehr unterschiedlichen Erschei- nungsbildern. Die zentrale Rolle in der diagnostischen Vor- gehensweise nimmt das anamnestische Gespräch ein. Wichtige Aufgabe der Differenzialdiagnose ist die Abgren- zung zu depressiven Störungen. Evidenz zu wirksamen Be- handlungsmöglichkeiten gibt es aus zahlreichen randomi- sierten Studien und Metaanalysen zu nichtmedikamentö- sen und medikamentösen Therapien. Um eine Chronifizie- rung zu vermeiden, sollte CrF frühzeitig behandelt werden. Schlussfolgerung: Das Tumor-assoziierte Erschöpfungs- syndrom ist eine ernst zu nehmende Befindensstörung mit belastenden körperlichen, psychischen und sozialen Aus- wirkungen, die von den Ärzten wahrgenommen und be- handelt werden sollte. Zitierweise Horneber M, Fischer I, Dimeo F, Rüffer JU, Weis J: Cancer-related fatigue: epidemiology, pathogenesis, diagnosis, and treatment. 2012; 109(9): 161–72. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0161 D ie Fortschritte der modernen Onkologie mit ihren vielfältigen und komplexen Möglich- keiten der Diagnose und Therapie haben dazu ge- führt, dass mehr Patientinnen und Patienten geheilt werden oder ein längeres und besseres Leben mit der Krebserkrankung führen können. Dafür müssen viele Betroffene eine beeinträchtigende Therapie- phase bewältigen und erleben zum Teil dauerhafte Folgen und Nachwirkungen der Krankheit und der Therapie. Zu den häufigsten Beschwerden bei Krebspatien- ten zählen dabei Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöp- fung und verminderte Leistungsfähigkeit, die enor- me medizinische, psychische und soziale Auswir- kungen haben. Im internationalen Sprachgebrauch hat sich für ein solches Müdigkeits- und Erschöp- fungssyndrom, wenn es bei Krebspatienten auftritt, der Begriff Tumor-assoziierte Fatigue (Cancer-rela- ted Fatigue [CrF]) etabliert (1). Lernziele In diesem Beitrag werden die folgenden Aspekte der CrF erläutert: Erscheinungsbild Epidemiologie Ätiologie und Pathogenese Diagnostik und Differenzialdiagnostik sowie medikamentöse und nichtmedikamentöse Inter- ventionsmöglichkeiten der Tumor-assoziierten Fatigue. Methodische Vorgehensweise Die Arbeit basiert auf einer selektiven Literatursuche (Cochrane Library, Embase, Medline) und bezieht Leitlinien des National Comprehensive Cancer Net- work (NCCN, [2]), der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM, [3]) und ein Konsensusstatement der European Asso- ciation for Palliative Care (EAPC, [4]) ein. Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie Medizinische Klinik 5 Klinikum Nürnberg: Dr. med. Horneber, Dr. phil. Fischer Sportmedizin Charité – Universitätsmedizin Berlin: PD Dr. med. Dimeo Deutsche Fatigue Gesellschaft e.V., Köln: PD Dr. med. Rüffer Klinik für Tumorbiologie, Abteilung Psychoonkologie, Universitätsklinikum Freiburg: Prof. Dr. phil. Weis 3 Punkte cme Teilnahme nur im Internet möglich: aerzteblatt.de/cme Kennzeichen der Tumor-assoziierten Fati- gue Die häufigsten Beschwerden sind Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit.

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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 9 | 2. März 2012 161

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Tumor-assoziierte Fatigue Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie

Markus Horneber, Irene Fischer, Fernando Dimeo, Jens Ulrich Rüffer, Joachim Weis

ZUSAMMENFASSUNGHintergrund: Tumor-assoziierte Fatigue (Cancer-related Fa-tigue [CrF]) tritt bei vielen Krebspatienten während und nach der Behandlung auf. CrF kann zu jedem Zeitpunkt der Tumorerkrankung auftreten, selbstlimitierend sein oder bis zu Jahren persistieren. Sie bewirkt einen Teufelskreis aus abnehmender Leistungsfähigkeit, Vermeidung von An-strengungen, Inaktivität, fehlender Regeneration, Hilflosig-keit und depressiver Stimmung. CrF ist von Gefühlen der Müdigkeit, Erschöpfung und mangelnder Energie geprägt, kann zu erheblichen Leistungseinbußen bis hin zur Berufs-unfähigkeit führen. Sie ist mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Beschwerden und Zeichen der CrF werden kaum systematisch erfragt, Belastungen und Einschrän-kungen nicht ausreichend wahrgenommen und Behand-lungsmöglichkeiten häufig unterschätzt.

Methode: Selektive Literaturrecherche unter Berücksichti-gung nationaler und internationaler Leitlinien.

Ergebnisse: Ursachen und Entstehung der CrF sind kom-plex. Somatische, emotionale, kognitive und psychosoziale Faktoren bedingen und beeinflussen sich wechselseitig und führen zu individuell sehr unterschiedlichen Erschei-nungsbildern. Die zentrale Rolle in der diagnostischen Vor-gehensweise nimmt das anamnestische Gespräch ein. Wichtige Aufgabe der Differenzialdiagnose ist die Abgren-zung zu depressiven Störungen. Evidenz zu wirksamen Be-handlungsmöglichkeiten gibt es aus zahlreichen randomi-sierten Studien und Metaanalysen zu nichtmedikamentö-sen und medikamentösen Therapien. Um eine Chronifizie-rung zu vermeiden, sollte CrF frühzeitig behandelt werden.

Schlussfolgerung: Das Tumor-assoziierte Erschöpfungs-syndrom ist eine ernst zu nehmende Befindensstörung mit belastenden körperlichen, psychischen und sozialen Aus-wirkungen, die von den Ärzten wahrgenommen und be-handelt werden sollte.

►Zitierweise Horneber M, Fischer I, Dimeo F, Rüffer JU, Weis J: Cancer-related fatigue: epidemiology, pathogenesis, diagnosis, and treatment. 2012; 109(9): 161–72. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0161

D ie Fortschritte der modernen Onkologie mit ihren vielfältigen und komplexen Möglich -

keiten der Diagnose und Therapie haben dazu ge-führt, dass mehr Patientinnen und Patienten geheilt werden oder ein längeres und besseres Leben mit der Krebserkrankung führen können. Dafür müssen viele Betroffene eine beeinträchtigende Therapie-phase bewältigen und erleben zum Teil dauerhafte Folgen und Nachwirkungen der Krankheit und der Therapie.

Zu den häufigsten Beschwerden bei Krebspatien-ten zählen dabei Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöp-fung und verminderte Leistungsfähigkeit, die enor-me medizinische, psychische und soziale Auswir-kungen haben. Im internationalen Sprachgebrauch hat sich für ein solches Müdigkeits- und Erschöp-fungssyndrom, wenn es bei Krebspatienten auftritt, der Begriff Tumor-assoziierte Fatigue (Cancer-rela-ted Fatigue [CrF]) etabliert (1).

LernzieleIn diesem Beitrag werden die folgenden Aspekte der CrF erläutert:● Erscheinungsbild● Epidemiologie● Ätiologie und Pathogenese● Diagnostik und Differenzialdiagnostik sowie● medikamentöse und nichtmedikamentöse Inter-

ventionsmöglichkeiten der Tumor-assoziierten Fatigue.

Methodische VorgehensweiseDie Arbeit basiert auf einer selektiven Literatursuche (Cochrane Library, Embase, Medline) und bezieht Leitlinien des National Comprehensive Cancer Net-work (NCCN, [2]), der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM, [3]) und ein Konsensusstatement der European Asso-ciation for Palliative Care (EAPC, [4]) ein.

Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie Medizinische Klinik 5 Klinikum Nürnberg: Dr. med. Horneber, Dr. phil. Fischer

Sportmedizin Charité – Universitätsmedizin Berlin: PD Dr. med. Dimeo

Deutsche Fatigue Gesellschaft e.V., Köln: PD Dr. med. Rüffer

Klinik für Tumorbiologie, Abteilung Psychoonkologie, Universitätsklinikum Freiburg: Prof. Dr. phil. Weis

3Punkte

cmeTeilnahme nur im Internet möglich: aerzteblatt.de/cme

Kennzeichen der Tumor-assoziierten Fati-gueDie häufigsten Beschwerden sind Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit.

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ErscheinungsbildDie Symptomatik der Tumor-assoziierten Fatigue ist vielschichtig und reicht von Gefühlen der Abgeschlagen-heit und mangelnden Energie über Antriebs- und Interes-selosigkeit bis zu Konzentrations- und Gedächtnisstörun-gen. Die empfundenen Störungen und Einschränkungen werden von den Betroffenen sehr unterschiedlich be-schrieben und ausgedrückt. Qualitative Studien zeigen, wie individuell die Beschwerdebilder sind und dass kaum eines dem anderen gleicht (5, e1). Typischerweise stehen die Beschwerden in keinem rechten Verhältnis zu vorangehenden Aktivitäten und nach Erholungsphasen oder Schlaf tritt, im Gegensatz zur normalen Müdigkeit und Erschöpfung, häufig keine oder nur geringe Besse-rung ein (6). Viele Betroffene leiden zusätzlich unter Schmerzen, Schlafstörungen und psychischer Belastung durch Angst und Depression (7–9) (Kasten 1).

Von allen Symptomen und Beschwerden, unter de-nen Krebspatientinnen und -patienten leiden, wie Schmerzen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Übelkeit, werden die der CrF als die am stärksten be-lastenden empfunden (e2, e3). CrF führt zu verminder-ter Lebensqualität und schränkt die Leistungsfähigkeit vieler Betroffener deutlich ein (10, e3, e4).

In zahlreichen prospektiven Studien waren Sympto-me der CrF mit kürzeren Überlebenszeiten und erhöh-ter Sterblichkeit verbunden (e5, e6). CrF kann zu jedem

Zeitpunkt der Erkrankung auftreten, als frühes Zeichen bereits vor der Diagnose, während der Behandlung, lange nach deren Abschluss oder bei rezidivierender beziehungsweise progredienter Erkrankung. Die Symp-tome der CrF können zeitlich begrenzt sein oder länge-re Zeit persistieren, in einzelnen Fällen noch Jahre nach Abschluss der Tumortherapie (e7). Je stärker dabei die Beschwerden bereits während der Behandlung sind (Chemo-/Strahlentherapie), umso größer ist die Wahr-scheinlichkeit, dass diese auch nach der Therapie wie-der auftreten oder weiter bestehen (e8).

AuswirkungenJe nach Verlauf und Ausprägung reichen die Auswirkun-gen der CrF von vorübergehender Unpässlichkeit über unzureichende Alltagsbewältigung mit sozialem Rück-zug (e9) bis zu Berufs- und Erwerbsunfähigkeit mit per-sönlichen finanziellen und volkswirtschaftlichen Belas-tungen (e10, e11). Hiervon sind nicht nur die Patienten allein, sondern auch ihr soziales Umfeld betroffen (e12).

Viele Untersuchungen zeigen, dass Beschwerden und Zeichen der CrF kaum systematisch erfragt wer-den. Dadurch nehmen Behandlungsteams das Ausmaß der Belastungen und Einschränkungen durch CrF nicht ausreichend wahr und unterschätzen die Behandlungs-bedürftigkeit (11, 12). Gründe für eine unzureichende Kommunikation über CrF finden sich sowohl auf Sei-ten der Betroffenen als auch bei den Behandlern. So sprechen Patienten die Beschwerden nicht an, weil sie nicht als klagsam erscheinen möchten oder sie diese als „zur Krankheit und Therapie gehörend“ betrachten. Auch befürchten sie, dass die Symptome einen Rück-fall der Erkrankung bedeuten könnten oder dass die Therapie verzögert werden könnte (e13, e14). Auf Sei-ten des Behandlungsteams sind mangelnde Zeit und fehlende Kenntnisse zur Diagnostik und zu Behand-lungsmöglichkeiten wichtige Hinderungsgründe für ei-ne angemessene Kommunikation (11). Nicht zuletzt führen Vergleiche der Behandler und des sozialen Um-felds mit der (jeweils eigenen) Alltagsmüdigkeit dazu, dass die Beschwerden der Betroffenen relativiert und nicht ausreichend ernst genommen werden (e15, e16).

PrävalenzBei der Interpretation epidemiologischer Zahlen zur Tumor-assoziierten Fatigue (CrF) ist zu bedenken, dass CrF zwar durch eine charakteristische Gruppe von Symptomen gekennzeichnet ist, aber keine nosologi-sche Einheit darstellt. In epidemiologischen Studien

Risikofaktoren für Tumor-assoziierte Fatigue sind– Schmerz– Übelkeit– vorbestehende depressive Störung– andere psychische Störungen und Belastungen

TeufelskreisJe stärker die Beschwerden bereits während der Behandlung sind (Chemo-/Strahlentherapie), umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch nach der Behandlung weiter bestehen.

KASTEN 1

Merkmale der Tumor-assoziierten Fatigue● Durch CrF kommt ein Teufelskreis aus geringer Leis-

tungsfähigkeit, Inaktivität, Vermeidung von Anstrengun-gen, fehlender Regeneration, Hilflosigkeit und depressi-ver Stimmung in Gang.

● Je stärker die Beschwerden während der Tumorthera-pie sind, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch nach der Behandlung weiter bestehen.

● Folgende Symptome sind Risikofaktoren für CrF– Schmerz – Übelkeit– vorbestehende depressive Störungen – andere psychische Störungen und Belastungen

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wird daher die Häufigkeit der CrF mit Hilfe von Selbsteinschätzungsfragebögen untersucht. Als Gold-standard gelten dabei Fragebögen, mit denen die ver-schiedenen Dimensionen der CrF (somatisch, affektiv und kognitiv) erfasst werden (zum Beispiel mit dem Multidimensional Fatigue Inventory [MFI]) (e17). Da allerdings sehr unterschiedliche Fragebögen eingesetzt werden und die Festlegungen, ab welcher Ausprägung die angegebenen Beschwerden als CrF betrachtet wer-den, nicht einheitlich sind, schwanken die Ergebnisse zur Prävalenz zum Teil deutlich. In einer aktuellen Längsschnittuntersuchung einer repräsentativen Stich-probe in Deutschland zur CrF wiesen 32 % der Krebs-patienten bereits bei stationärer Aufnahme, 40 % bei Entlassung und 36 % ein halbes Jahr darauf deutlich stärkere Müdigkeits- und Erschöpfungssymptome auf als eine gesunde Vergleichsgruppe (gemessen mit MFI, Subskala „generelle Fatigue“) (13). In einer weiteren Untersuchung fanden Kuhnt et al. zwei Jahre nach Ab-schluss der Erstbehandlung noch bei 48 % der Patien-ten Zeichen und Beschwerden der CrF, die bei 12 % sehr stark ausgeprägt waren (e18). Diese Häufigkeiten sind mit Ergebnissen aus internationalen Studien ver-gleichbar (e19–e21).

Ätiologie und PathogeneseAlle Erklärungsmodelle zur Ursache und Entstehung von Müdigkeits- und Erschöpfungssyndromen gehen von komplexen und multikausalen Vorgängen aus. Bei der CrF können diese durch den Tumor bedingt oder Folge der Therapie sein, aber auch Ausdruck ei-ner genetischen Disposition, begleitender somati-scher oder psychischer Erkrankungen, wie auch ver-haltens- oder umweltbedingter Faktoren sein (14, 15). Damit ergibt sich eine breite Palette möglicher Ursachen und Einflussfaktoren somatischer, affekti-ver, kognitiver und psychosozialer Art, die zu der ge-meinsamen Endstrecke Tumor-assoziierte Fatigue führen und beim einzelnen Patienten häufig nicht voneinander getrennt werden können. Als zugrunde liegende pathophysiologische Faktoren werden dis-kutiert: ● Dysregulation inflammatorischer Zytokine

(e22–e25) ● Störung hypothalamischer Regelkreise (e26–e28), ● Veränderungen im serotoninergen System des

ZNS (e29, e30) ● Störung der zirkadianen Melatoninsekretion und

des Schlaf-Wach-Rhythmus (e31–e33) sowie

● Genpolymorphismen für Regulationsproteine der oxidativen Phosphorylierung, der Signaltrans-duktion in B-Zellen, der Expression proinflamma-torischer Zytokine und des Katecholaminstoff-wechsels (e34–e37).

Bei der häufig stark verminderten körperlichen Leis-tungsfähigkeit werden als Ursachen vornehmlich Ver-änderungen in kortikalen und spinalen Zentren der Sen-somotorik (e38) wie auch solche des muskulären Erre-gungs- und Energiestoffwechsels beschrieben (e39).

DiagnostikEntsprechend der Leitlinie des NCCN sollte bei allen Patienten während der Behandlung und in der Nachsor-ge in regelmäßigen Abständen gezielt nach Müdigkeits- und Erschöpfungssymptomen gefragt werden (2). Hier-für wird empfohlen, mit Hilfe einer visuellen Analog-skala die Intensität der Beschwerden in der vorangegan-genen Woche zu ermitteln (0 = nicht müde, 10 = stärkste Müdigkeit). Eine Intensität von ≥ 4 wird dabei als Schwellenwert für weitere Diagnostik betrachtet. Wei-terhin wird empfohlen, mithilfe visueller Analogskalen

Mögliche pathophysiologische Faktoren• Dysregulation inflammatorischer Zytokine • Störung hypothalamischer Regelkreise • Veränderungen im serotoninergen System • Störung der zirkadianen Melatoninsekretion • Genpolymorphismen für Regulationsproteine

DiagnostikEntsprechend der Leitlinie des National Compre-hensive Cancer Network sollte bei allen Patienten während der Behandlung und in der Nachsorge in regelmäßigen Abständen gezielt nach Müdigkeits- und Erschöpfungssymptomen gefragt werden.

Tumor-assoziierte Fatigue

Schmerz Arzneimittel-wirkungen Anämie

verminderte körper- liche Leistungs-

fähigkeit reduzierte Fitness Bewegungsmangel Myopathie/Sarko-

penie

psychische Belas- tung

Depression Angst

Anpassungsstörung Belastungsreaktion

BegleiterkrankungenInfektionen

kardio-/respira-torische Störungenrenale, hepatische,endokrine, neuro-

logische Störungenparaneoplastische

Syndrome

SchlafstörungenInsomnie

Hypersomnieobstruktive Schlafapnoe

Restless-legs-Syndrom

Narkolepsie

Ernährungsstörungen Malnutrition

Anorexie/Kachexie Dehydrierung/Elektrolyt-

entgleisungen

GRAFIK 1

Einflussfaktoren und behandelbare Ursachen der CrF (nach [e81]) (aus: Mortimer JE, et al.: Studying cancer-related fatigue: Report of the NCCN Scientific Research Committee. J Natl Compr Canc Netw 2010; 8: 1331–9; Reprinted with permission from JNCCN—Journal of the National Comprehensive Cancer Network.).

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zu erfragen, wie stark sich die CrF auf verschiedene Lebensbereiche auswirkt. Hier bedeuten Werte von ≥ 5 eine starke und ernst zu nehmende Beeinträchtigung sozialer Funktionen der Betroffenen (e40). Wenn Be-schwerden und Zeichen der CrF vorliegen, trifft die weitergehende Diagnostik auf folgende Schwierigkeiten:● Die Symptomatik der CrF ist unspezifisch, weil

sie auch Ausdruck für andere Erkrankungen oder Funktionsstörungen sein kann.

● Die selbsteingeschätzten Beschwerden und Belas-tungen der Betroffenen definieren das Krankheits-bild.

● Die Betroffenen sehen trotz schwerer Belastung häufig nicht krank aus.

● Die Art und Ausprägung der Beschwerden schwanken von Patient zu Patient und können sich im Laufe der Zeit verändern.

● Es gibt keine verlässlichen Labor- oder Funkti-onstests für CrF.

Die Komplexität dieser Situation erfordert ein diffe-renziertes Vorgehen, dessen Hauptziel es ist, behandel-bare Ursachen und Einflussfaktoren zu identifizieren (Grafik 1).

Die zentrale Rolle in der diagnostischen Vorgehens-weise nimmt das anamnestische Gespräch ein. In die-sem sollten genau die Art, Ausprägung und der zeitli-che Verlauf der Beschwerden erfragt werden und auf mögliche Zusammenhänge mit vegetativen Funktionen geachtet werden wie:● Schlafverhalten ● soziale und umweltbedingte Faktoren● Medikationen einschließlich Selbstmedikationen● Gebrauch von Genuss- und Rauschmitteln ● Vorgeschichte ● körperliche Aktivität. Des Weiteren sollte erfragt werden, ob die Symp-

tome als neuartig beziehungsweise ungewohnt er -lebt werden. Zusammen mit der körperlichen Unter-suchung können hierdurch Hinweise für mögliche Ursachen oder beeinflussende Faktoren identifi ziert werden (3) (Grafik 2). Lassen sich durch Anamnese, körperlichen Befund und orientierende Basislabor -untersuchung keine möglicherweise zugrundeliegen-den Funktionsstörungen eingrenzen, sind weiter -führende Labor- und apparative Untersuchungen häufig auch wenig ergiebig. Nach den Leitlinien der DEGAM sind diese daher nur bei eindeutigen Auffäl-ligkeiten in der bis dahin durchgeführten Diagnostik indiziert (3).

2-Fragen-Test zur Anamnese einer depressiven ErkrankungTumor-assoziierte Fatigue kann Ausdruck einer vorbestehenden Depression sein. Daher sollte der 2-Fragen-Test Bestandteil der Diagnostik sein.

Anamnestisches GesprächIm anamnestischen Gespräch sollten genau die Art, Ausprägung und der zeitliche Verlauf der Beschwerden erfragt werden und auf mögliche Zusammenhänge mit vegetativen Funktionen geachtet werden.

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GRAFIK 2

Grundlegende und vertiefende Diagnostik

KASTEN 2

2-Fragen-Test zur Anamnese einer depressiven ErkrankungTumor-assoziierte Fatigue kann sowohl Ausdruck einer (vorbestehenden) Depression sein, als auch depressive Störungen nach sich ziehen 2-Fragen-Test zur Anamnese einer depressiven Erkrankung: ● „Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt

oder hoffnungslos?“ ● „Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen,

die Sie sonst gerne tun?“

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Eine häufige und wichtige Aufgabe bei der Diffe-renzialdiagnose der CrF ist es, den Zusammenhang mit depressiven Störungen zu klären. In nahezu allen Untersuchungen sind Müdigkeits- und Erschöp-fungssymptome mit solchen der Depressivität korre-liert (8), was nicht verwundert, weil Ermüdbarkeit und Antriebsmangel zu den Hauptsymptomen de-pressiver Störungen zählen. Nach den Ergebnissen zweier Studien liegt allerdings nur bei etwa einem

Drittel der Betroffenen mit ausgeprägter CrF gleich-zeitig eine depressive Störung im Sinne einer „Major Depression“ (DSM-IV) vor (e41, e42). Für die ra-sche und sensitive Erkennung einer depressiven Stö-rung als mögliche Ursache einer CrF empfiehlt sich in der Praxis der „2-Fragen-Test“ (e43). Wenn beide Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine depressive Störung vor, die weitergehender Fachdiagnostik bedarf (Kasten 2).

DifferenzialdiagnoseEs muss geklärt werden, ob ein Zusammenhang mit einer depressiven Störung besteht.

KlassifizierungDie symptomatischen Ursachen können medikamentös oder/auch nichtmedikamentös behandelt werden.

Tumor-assoziierte Fatigue (alle Situationen der Tumorerkrankung)

kausal

Anämie

weitere Komorbiditäten

Depression

Malnutrition/Exsikkose

HypothyreoseHypogonadismus

Imbalance imElektrolythaushalt

unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Infektionen/Fieber

Schlafstörungen

Tumorerkrankungen

Nebenwirkung derTumortherapie

ESA, Transfusion

angemessen behandeln

AntidepressivaPsychotherapie

Ernährung verbessern,Anabolika, Hydration

Hormonesubstituieren

SubstitutionBisphosphonate

Dosisreduktion/ Umstellung erwägen

Antiinfektiva,Antipyretika

Schlafhygiene, Sedativa

nach Leitlinien therapieren

gegebenenfalls ändern

(falls kein Wirkungs- verlust)

symptomatisch

körperliches Training

Psychoedukation/ Beratung

Aktivitäts- und Energie-

sparmanagement

(kognitive) Verhaltenstherapie

Phytopharmaka

Kortikosteroide

„Off-label“ (Stimulanzien/TRH)

nicht medikamentös

medikamentös

Kräfte einteilen, Entspannung, Genuss

adäquatere Bewertung und bessere Akzeptanz der eigenen Situation

P. Ginseng, Guaraná

Prednisolon1–2 Wochen (vor allem

in fortgeschrittenerPalliativsituation)

Methylphenidat, Modafinil, TRH

GRAFIK 3

Therapiealgorithmus (modifiziert nach Radbruch et al [4]); TRH, Thyrotropin-releasing hormone; ESA, Erythropoiesis stimulating agent (aus: Radbruch L, et al.: Fatigue in palliative care patients—an EAPC approach. Palliat Med 2008; 22: 13–32; Mit freundlicher Genehmigung SAGE Publications)

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Die Erfahrung im Umgang mit CrF-Patienten zeigt, dass bei vielen keine eindeutige psychosoziale oder so-matische Ursache identifiziert werden kann. Dies darf aber nicht dazu führen, dass die Beschwerden von Be-handlerseite als nicht „legitim“ abgetan werden. Viel-mehr ist es gerade in diesen Situationen wichtig, die Symptome und Belastungen ernst zu nehmen und Ge-sprächs- und Handlungsbereitschaft zu signalisieren. Oft können Folgekontakte noch nach einigen Wochen oder Monaten zur diagnostischen Klärung beitragen (3).

TherapieDie Behandlung der CrF muss in den meisten Fällen ohne eindeutig diagnostizierte Ursache, aber in der Kenntnis möglicher Einflussfaktoren geplant werden (Grafik 3). Sie sollte frühzeitig beginnen, um einer möglichen Chronifizierung entgegenzuwirken (e8). Die Behandlung verknüpft verschiedene Behandlungsan-sätze miteinander und orientiert sich dabei an der indi-viduellen Ausprägung der körperlichen, psychischen und kognitiven Beschwerden, dem Ausmaß der funk-tionellen Beeinträchtigung, den Vorstellungen der Be-troffenen und bezieht das soziale Umfeld der Betroffe-nen in die Planung der Behandlung ein (e44).

Die zentralen Ziele der Behandlung sind:● verstärkende Faktoren der CrF zu mindern● individuelle Hilfen für den Umgang mit den

Beschwerden und Belastungen zu geben

● vorhandene Kräfte und Ressourcen zu aktivie-ren und

● sich gemeinsam um eine, der Vielschichtigkei-ten der Situation angemessene, biopsychosozia-le Sicht zu bemühen.

Als erster Schritt sollten die Betroffenen eingehend über CrF informiert und beraten werden. Viele Pa-tienten wissen nicht, dass es CrF gibt und verstehen – gerade wenn sie von ihrer Krebserkrankung geheilt sind – nicht, warum sie so erschöpft sind. Zudem er-leben sie vielfach Unverständnis für ihre Situation aus ihrem sozialen Umfeld. Bereits das Wissen, dass die Beschwerden „einen Namen haben“ und dass es Möglichkeiten der Behandlung gibt, kann sehr entlas-tend wirken (e45). Es ist in diesem Zusammenhang auch von Bedeutung, die Patienten darauf hinzuwei-sen, dass CrF nicht gleichbedeutend mit einer schlechten Prognose sein muss (e46). Ängste können auf diese Weise abgebaut beziehungsweise verhindert werden, wenn die Aufklärung bereits präventiv vor Beginn der Tumortherapie erfolgt (e8).

Alle nachfolgenden Anregungen zu medikamentö-sen und nichtmedikamentösen Behandlungen der CrF stammen aus randomisierten kontrollierten Stu-dien, deren Zusammenfassungen in Übersichtsarbei-ten oder aus Metaanalysen (entsprechend einem Evi-denzlevel 1–2 nach Oxford Center Evidence Based Medicine).

TherapiestrategienDie Therapie sollte frühzeitig beginnen, um einer möglichen Chronifizierung entgegen zu wirken.

Die zentralen Ziele der Behandlung sind • verstärkende Faktoren der CrF mindern• Hilfen für den Umgang mit den Beschwerden

und Belastungen geben • vorhandene Kräfte und Ressourcen aktivieren • sich um biopsychosoziale Sicht bemühen

TABELLE 1

Nichtmedikamentöse Behandlungen der CrF mit Evidenz aus systematischen Übersichtsarbeiten (SR), Metaanalysen (MA) oder randomisierten kontrollierten Studien (RCT)

Intervention

Sport/Bewegung

Psychoedukation kognitive Verhaltenstherapie

Aktivitäts- und Energie-management

Entspannungstechniken, Achtsamkeit

inhaltliche Gestaltung

mehrmals wöchentliches Ausdauer- und Krafttraining bei moderater Belastungsintensität, je 30–45 min., langsame Steigerung der Intensität, individuelle Anpassung der Übungen, fachkundige Anleitung wünschenswert (bei Krafttraining erforderlich)

gezielte Beratung/Information über CrF, Entlastung der Patienten, Identifikati-on adaptiver und maladaptiver Einstellungen, Abbau von Ängsten, Hilfen beim Umgang mit Stress und erlebten Belastungen, Förderung aktiver pro-blemzentrierter Verarbeitungsstrategien, Erlernen von Kontrollmöglichkeiten

Einteilen von Kräften, Aufgabenplanung, Einlegen von Pausen und Ruhephasen, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung

progressive Muskelrelaxation, achtsamkeitbasierte Stressreduktion (MBSR)

Evidenz

SR/MA: (e70–e72)RCT: (e73, e74)

SR/MA: (e71, e75, e76)RCT: (e47, e77)

SR/MA: (e76)RCT: (e48, e49)

RCT: (e78, e79)

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Nichtmedikamentöse BehandlungsmöglichkeitenNicht-pharmakologische Interventionen bieten viele Möglichkeiten, Beschwerden und Belastungen der CrF zu mindern.

Die Ergebnisse zweier aktueller Metaanalysen und zahlreicher randomisierter kontrollierter Studien erlauben hierfür die Empfehlung spezifischer psy-chosozialer Interventionen und spezieller Formen körperlichen Trainings (16, 17).

Psychosoziale Interventionen – Zur Verringe-rung der CrF können vor allem kognitiv-verhaltens-bezogene Therapieansätze (16, 17, e47), Psychoedu-kation beziehungsweise gezielte, themenbezogene Beratung (16, 17) sowie Energiespar- und Aktivitäts-management und Methoden zur Stärkung und Förde-rung der Regeneration (17, e48, e49) eingesetzt wer-den (Tabelle 1).

Während die Durchführung von (kognitiven) Ver-haltenstherapien und achtsamkeitbasierter Stress -reduktion (MBSR) in die Hand speziell dafür aus -gebildeter Fachkräfte gehört, können die übrigen Interventionen – vorbehaltlich der räumlichen und personellen Voraussetzungen – in den Praxisalltag integriert werden.

Bei der Anleitung zum Aktivitäts- und Energie-sparmanagement sollen die Betroffenen lernen, mit ihren Kräften hauszuhalten, beispielsweise nur wich-tige Aufgaben selber zu erledigen, rechtzeitig Ruhe-pausen einzulegen und Zeiten für angenehme Aktivi-täten (wie Kinobesuche, sich mit Freunden treffen, Musikhören etc.) einzuplanen.

Psychoedukative Interventionen und themenzen-trierte Beratung sind wichtige Elemente eines sup-portiven Behandlungskonzeptes. Als besonders ge-eignet haben sich gezielte kognitiv-verhaltensthera-peutische Ansätze erwiesen (17, e47). Bei diesen ist das Ziel, die Zusammenhänge zwischen körperlichen Beschwerden, ihrer Bewertung (beispielsweise „un-angenehm“ versus „katastrophal“), daraus resultie-render emotionaler Befindlichkeit (beispielsweise „Sorge“ versus „Verzweiflung“) und Verhaltenswei-sen deutlich zu machen. Die Betroffenen sollen er-kennen, dass durch eine angemessene Bewertung der Situation die Lebensqualität positiv beeinflusst wer-den kann. Mit kognitiven Verhaltenstherapien und MBSR lassen sich auch die mit CrF häufig einherge-henden Hyper- und Insomnien beeinflussen (2). Da-rüber hinaus werden auch Hilfestellungen für die Verarbeitung der Krankheit und deren Behandlungs-

folgen sowie für den Umgang mit psychischem Dys-stress durch Angst, Stimmungsschwankungen etc. vermittelt.

Körperliches Training – Ausdauer- und Kraft-trainingsprogramme beugen dem Teufelskreis aus Bewegungsmangel, Verlust an Kondition und rascher Erschöpfung vor und können allen Patienten mit CrF empfohlen werden (18, e50), solange keine Kontra-indikationen bestehen (Kasten 3). Die Deutsche Ge-sellschaft für Sportmedizin und Prävention und die Deutsche Krebsgesellschaft haben Richtlinien für die Gestaltung von Trainings- und Sportprogrammen für Tumorpatienten veröffentlicht (19).

Idealerweise findet ein medizinisches Aufbautrai-ning mehrmals pro Woche statt, mit täglichen Übun-gen zur Ausdauer und zweimal wöchentlichen Kraft-

Arzt-Patienten-BeziehungPsychoedukative Interventionen und themenzen-trierte Beratung sind wichtige Elemente eines supportiven Behandlungskonzeptes.

Körperliches TrainingAusdauer- und Krafttrainingsprogramme beugen dem Teufelskreis aus Bewegungsmangel, Verlust an Kondition und rascher Erschöpfung vor und können allen Patienten mit CrF empfohlen wer-den.

KASTEN 3

Kontraindikationen für Sport bei Tumorpatienten*1 ● Absolute Kontraindikationen

– akute Erkrankungen – akute Schübe beziehungsweise Dekompensation bei

chronischen Erkrankungen – Fieber > 38 Grad – Schmerzen – unzureichend eingestellter Blutdruck bei Hypertonie

● Relative Kontraindikationen– Anämie < 8 g/dL – Thrombopenie und Gerinnungsstörungen – Knochenmetastasen – Komorbiditäten wie koronare Herzkrankheit, pAVK,

arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Arthrose – Gabe von Zytostatika am Tag des Sports – mediastinale/kardiale Bestrahlung – grippeähnliche Beschwerden bei Immuntherapien – Epilepsie

*1 modifiziert nach (22, e80), pAVK, periphere arterielle Verschlusskrankheit

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trainingseinheiten. Die Übungen sollten sich jeweils über 30–45 Minuten pro Trainingseinheit erstrecken (20) (Kasten 4). Der Umsetzung eines solchen Ideal-plans für ein (lebenslanges) körperliches Training stehen aus Patientensicht zahlreiche Hinderungs-gründe wie körperliche Einschränkungen, fehlendes Interesse oder vermeintlicher Mangel an Gelegen-heiten entgegen (e51). Diese Hinderungsgründe gilt es, durch das fachkundige Gespräch aufzuspüren und durch gezielte Beratung oder kognitiv-verhaltensthe-rapeutische Ansätze zu überwinden, so dass das kör-perliche Training regelmäßiger Teil der Alltagsakti-vitäten wird. Dabei hilft es, die Neigungen der Pa-tienten bezüglich der verschiedenen Sportarten zu berücksichtigen sowie Intensität und Dauer der Trai-ningseinheiten an die Möglichkeiten der Patienten und die jeweilige Krankheitssituation anzupassen und über vier bis sechs Wochen langsam zu steigern (21). Die Belastungsintensität in der Endstufe sollte 70–80 % der maximalen Belastbarkeit (maximaler Puls beziehungsweise maximale Kraft) nicht über-schreiten. Während Krafttraining möglichst in Ein-richtungen mit physiotherapeutischer oder ärztlicher Betreuung stattfinden sollte, kann die Durchführung eines moderaten Ausdauertrainings auch im Praxis-alltag angeleitet werden. Für ein effektives Training sollte die Intensität bei einem Puls von 70–80 % der maximalen Herzfrequenz liegen. Ein Leitsatz hierfür ist: „laufen ohne zu schnaufen“ (22).

Medikamentöse BehandlungsmöglichkeitenZur Behandlung der CrF werden Medikamente mit sehr unterschiedlichen Wirkprinzipien, zum Beispiel psychostimulierende Medikamente, Phytotherapeuti-ka, Wachstumsfaktoren, Kortikosteroide und Antide-pressiva eingesetzt. Interventionsstudien mit Antide-pressiva haben bislang keine Verbesserung der CrF ge-zeigt (e52). Daher stellen Antidepressiva nur bei klarer Abgrenzung beziehungsweise Diagnose einer depres-siven Störung eine Behandlungsmöglichkeit dar.

Im Folgenden wird nur auf Therapien Bezug ge-nommen, die in randomisierten kontrollierten Studi-en auf Wirksamkeit und Sicherheit untersucht wur-den (entsprechend Evidenzlevel 1–2 nach Oxford Center Evidence Based Medicine) (Tabelle 2).

Hämatopoetische Wachstumsfaktoren – Mit der Gabe hämatopoetischer Wachstumsfaktoren (Ery-thropoiesis Stimulating Agents [ESA]) kann CrF bei anämischen Patienten während der Chemotherapie gemindert werden (e53). Der zu erwartende Behand-lungseffekt ist auf nur wenige Patienten begrenzt, weil die Mehrzahl der Betroffenen mit CrF keine Anämie hat (e52, e54, e55). Da die Ergebnisse einer Metaanalyse individueller Patientendaten eine Zu-nahme der Sterblichkeit nahelegen, wenn ESA wäh-rend der Chemotherapie gegeben werden, und ESA die Häufigkeit thrombotischer und thromboemboli-scher Ereignisse erhöhen (e56), ist eine kritische Ab-wägung des Nutzens und der Risiken einer Therapie der CrF mit ESA unbedingt erforderlich (e57).

Psychostimulierende Medikamente – Die Psy-chostimulanzien Methylphenidat (MP) und Modafi-nil (MF) können CrF verringern (23–25). Der Ein-satz beider Medikamente ist in Deutschland aller-dings zurzeit nur „Off-label“ oder innerhalb von Stu-dien möglich. Sie können insbesondere bei Patienten mit schwerer CrF, bei denen andere Behandlungen nicht zu befriedigendem Erfolg führen, hilfreich sein. Allerdings müssen Gegenanzeigen, wie zum Beispiel schlecht eingestellte arterielle Hypertonie, symptomatische koronare Herzkreislauferkrankun-gen, Arrhythmien oder Krampfleiden bei Methylphe-nidat oder Psychosen und schwere affektive Störun-gen bei Modafinil beachtet werden.

Methylphenidat reduzierte mäßig bis schwere CrF signifikant besser als Placebo bei Patienten mit fortgeschrittenen Prostatakarzinomen (e58) und gynäkologischen Tumoren (e59) (Tabelle 2). Nach den Ergebnissen einer retrospektiven Untersuchung

Medikamentöse BehandlungsmöglichkeitenZur Behandlung der CrF werden Medikamente mit sehr unterschiedlichen Wirkprinzipien, zum Beispiel psychostimulierende Medikamente, Phytotherapeutika, Wachstumsfaktoren und Kortikosteroide eingesetzt.

Psychostimulierende MedikamenteDie Psychostimulanzien Methylphenidat und Modafinil können insbesondere bei Patienten mit schwerer CrF, bei denen andere Behandlungen nicht zu befriedigendem Erfolg führen, hilfreich sein.

KASTEN 4

Berechnung der maximalen Herzfre-quenz nach Lagerstrøm (nach [15])● in der Akutklinik: 180 minus Lebensalter● in der Rehabilitationsphase bei kraftorientierten

Ausdauersportarten wie Radfahren, Rudern: 220 minus Lebensalter

● in der Rehabilitationsphase bei nicht kraftorientierten Ausdauersportarten wie Schwimmen, Joggen: 220 minus 2/3 des Lebensalters

Diese Formeln sind als Richtlinien zu verstehen. Die Betroffenen dürfen nicht überfordert werden!

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von Studiendaten scheint die Wirksamkeit besser zu sein bei stark ausgeprägter CrF, bei Eintritt der Wirkung innerhalb der ersten Behandlungstage und bei Verwendung der D-(+)-Form von Methylpheni-dat (e60).

Nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie ist die Wirksamkeit von Modafinil auf schwere Ausprä-gungen der CrF begrenzt (e61) (Tabelle 2). Die Euro-pean Medicine Agency (EMA) hat jedoch im vergan-genen Jahr den Einsatz von Modafinil wegen des Auftretens schwerer psychiatrischer Symptome und kutaner Reaktionen (Erythema multiforme/Steven-Johnson Syndrom) auf die Therapie von Erwachse-nen mit exzessiver Schläfrigkeit begrenzt.

Kortikosteroide – Kortikosteroide können in pal-liativmedizinischen Behandlungssituationen kurz-fristige CrF-mindernde und aktivitätssteigernde Wirkungen haben (e62). Daher empfehlen das National Comprehensive Cancer Network (NCCN) und die European Association for Palliative Care (EAPC), in diesen Behandlungssituationen Kortiko -steroide in Erwägung zu ziehen, allerdings nur für eine begrenzte Zeit, da ein längerdauernder Einsatz durch steroidinduzierte Myopathien CrF verschlech-tern kann (2, 4).

Thyreoliberin – Ergebnisse einer ersten randomi-sierten Studie legen nahe, dass die intravenöse Gabe von Thyreoliberin (Thyrotropin-releasing Hormon,

ThyreoliberinErgebnisse einer ersten randomisierten Studie le-gen nahe, dass die intravenöse Gabe von Thyreoli-berin (Thyrotropin-releasing Hormon, [TRH]) eine sichere und wirksame Behandlungsmöglichkeit der CrF sein könnte.

GinsengStudienergebnisse lassen die vorläufige Schluss-folgerung zu, dass sowohl Panax quinquefolius als auch P. ginseng CrF wirksam mindern können.

TABELLE 2

Randomisiert kontrollierte, doppelt verblindete medikamentöse Interventionsstudien mit CrF als primärem Endpunkt und nachgewiesener Wirkung

D-MP, Dextromethylphenidat; BFI, brief fatigue inventory; FACIT-F, functional assessment of chronic illness therapy-fatigue; VAS, visuelle Analogskala; TRH, Thyrotropin-releasing hormon

Studie

Roth 2010 (e58)

Lower 2009 (e59)

Jean-Pierre 2010 (e61)

Younus 2003 (e66)

Barton 2010 (e65)

Campos 2011 (e68)

Kamath 2011 (e63)

Design

zweiarmig, parallel, placebokontrolliert

zweiarmig, parallel, placebokontrolliert

zweiarmig, parallel, placebokontrolliert

zweiarmig, parallel, placebokontrolliert

vierarmig, parallel, placebokontrolliert

zweiarmig, parallel, placebokontrolliert

zweiarmig, cross-over, placebokon-trolliert

Patienten

68, fortgeschrittenes Prosta-takarzinom

152, vorwiegend Mamma- und Ovarialkarzinom, alle Stadien

867, verschiedene Tumor- erkrankungen, alle Stadien, während Chemotherapie

20, verschiedene Tumor- erkrankungen, verschiedene Stadien, während Chemo-therapie

290, verschiedene Tumor- erkrankungen, alle Stadien, während Chemotherapie

75, Mammakarzinom, alle Stadien, während Chemo-therapie

9, verschiedene Tumor- erkrankungen und Stadien

Intervention

Methylphenidat, Beginn mit 1 × 5 mg/d oral, Dosis- steigerung alle 2–3 Tage um 5 mg/d möglich, Höchstdosis 2 × 15 mg/d

D-MP, Beginn mit 2 × 5 mg/d oral, Dosissteigerung wöchentlich möglich, Höchstdosis 50 mg/d

Modafinil, 1 × 100 mg/d oral, nach 3 Tagen 200 mg/d, Höchstdosis 400 mg/d

Panax ginseng, oral, Dosierung nicht angegeben, tägliche Einnahme

Panax quinquefolius, 750–2 000 mg/d oral

Guarana, 2 × 50 mg/d, oral

TRH, 1 × 0,5 mg/Woche i.v., dann 1 × 1,5 mg/Woche i.v.

Wirkung auf CrF (Hauptzielparameter)

Besserung nach 6 Wochen Behandlung (BFI)

Besserung nach 8 Wochen Behandlung (FACIT-F)

Besserung nach 8–12 Wochen Behandlung nur in der Gruppe mit schwerer CrF (BFI)

Besserung nach 9–12 Wochen Behandlung (BFI)

Besserung nach 4 und 8 Wochen in den Gruppen mit 1 000 und 2 000 mg/d (BFI)

Besserung nach 3 und 7 Wochen Behandlung (FACIT-F)

Besserung 3, 7 und 24 h und bis zu 1 Woche nach TRH-Gabe (VAS)

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[TRH]) eine sichere und wirksame Behandlungs-möglichkeit der CrF sein könnte (e63). TRH führte in dieser Studie zu einer wenige Stunden nach der Behandlung einsetzenden und mehrere Tage anhal-tenden Besserung der Erschöpfungssymptomatik (Tabelle 2). In Deutschland sind TRH-Präparate al-lerdings nicht für therapeutische, sondern nur für di-agnostische Zwecke zugelassen.

Phytotherapeutika – Ginseng gilt als traditionel-les Mittel gegen Erschöpfungszustände aller Art (e64). Untersucht wurde amerikanischer Ginseng, Panax quinquefolius (e65) und asiatischer Ginseng, Panax ginseng C.A. Meyer (e66). Die Ergebnisse der Studien lassen die vorläufige Schlussfolgerung zu, dass sowohl P. quinquefolius als auch P. ginseng CrF wirksam mindern können (Tabelle 2). In Deutsch-land sind Präparate aus Panax ginseng als Medi -kamente gegen Erschöpfungszustände zugelassen (e67).

Für die Wirksamkeit von Guarana (Paullinia cupa-na) gibt es erste Hinweise aus einer randomisierten Studie, in der Guarana bei Brustkrebspatientinnen CrF während der Chemotherapie verbesserte (e68) (Tabelle 2). Der Hauptwirkstoff von Guarana ist Koffein und die in der genannten Studie eingesetzte Menge Guarana enthält etwa soviel Koffein, wie zwei Tassen starken Kaffees, es soll allerdings lang-samer freigesetzt werden, als Koffein aus Kaffee (e69).

InteressenkonfliktProf. Weis erhielt Honorare für Vorträge bei pharmagesponserten Symposien von Novartis, Roche, Astra Zeneca und Ipsen

PD Rüffer hat Aktien von Sanofi Aventis und nimmt Beratertätigkeiten für Hexal war.

PD Dimeo erhielt Erstattung für Reise- und Übernachtungskosten von Chugai und Amgen. Des Weiteren erhielt er Honorare für Vorträge von Pfizer, Amgen und Chugai. Für ein von ihm initiiertes Forschungsvorhaben erhielt er Gelder von Pfizer.

Dr. Horneber erhielt Vortragshonorare von Novartis

Dr. Fischer erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Manuskriptdaten eingereicht: 13. 9. 2011, revidierte Fassung angenommen: 5. 12. 2011

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GuaranaFür die Wirksamkeit von Guarana (Paullinia cupana) gibt es erste Hinweise aus einer randomisierten Studie, in der Guarana bei Brustkrebspatientinnen CrF während der Chemotherapie verbesserte.

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Anschrift für die Verfasser Dr. med. Markus Horneber Medizinische Klinik 5 Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie Klinikum Nürnberg Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1 90419 Nürnberg [email protected]

SUMMARY

Cancer-Related Fatigue: Epidemiology, Pathogenesis, Diagnosis, and Treatment

Background: Many cancer patients suffer from cancer-related fatigue (CRF) both during and after their treatment. CRF can arise at any point in the course of the disease and can be either self-limited or persistent, sometimes for years. It gives rise to a vicious circle of impaired physical performance, avoidance of exertion, inactivity, inadequate physical recovery, helplessness, and depressed mood. Its hallmarks are tiredness, exhaustion, and lack of energy; it can impair performance so severely that the patient is unable to work. It is associated with increased mortality. Cancer patients are hardly ever systematically asked about the symptoms and signs of CRF. The stress and impairments that it produces are often inadequately appreciated, and the opportunities for treatment often neglected.

Method: Selective review of the pertinent literature, including published guidelines from Germany and abroad.

Results: The pathogenesis of CRF is complex, involving an inter -action of somatic, emotional, cognitive, and psychosocial factors, with a highly variable pattern of clinical expression. Clinical history-taking plays a key role in diagnostic assessment. Depressive dis -orders must be considered in the differential diagnosis. Many randomized trials and meta-analyses have documented the efficacy of pharmacological and non-pharmacological treatments for CRF.

Conclusion: Cancer-related fatigue is a serious problem that impairs patients physically, mentally, and socially. Physicians need to know how to recognize and treat it.

Zitierweise Horneber M, Fischer I, Dimeo F, Rüffer JU, Weis J: Cancer-related fatigue: epidemiology, pathogenesis, diagnosis, and treatment. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(9): 161–72. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0161

@ Mit „e“ gekennzeichnete Literatur: www.aerzteblatt.de/lit0912

The English version of this article is available online: www.aerzteblatt-international.de

Weitere Informationen zu cme

Dieser Beitrag wurde von der Nordrheinischen Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung zertifiziert. Die erworbenen Fortbildungspunkte können mit Hilfe der Einheitlichen Fortbildungsnummer (EFN) verwaltet werden. Unter cme.aerzteblatt.de muss hierfür in der Rubrik „Meine Daten“ oder bei der Registrierung die EFN in das entsprechende Feld eingegeben werden und durch Bestä-tigen der Einverständniserklärung aktiviert werden.Die 15-stellige EFN steht auf dem Fortbildungsausweis.

Wichtiger HinweisDie Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist aus -schließlich über das Internet möglich: cme.aerzteblatt.de Einsendeschluss ist der 13. 4. 2012.Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen, können nicht berücksichtigt werden.Die Lösungen zu dieser cme-Einheit werden in Heft 17/2012 an dieser Stelle veröffentlicht. Die cme-Einheit „Funktionelle Darmbeschwerden“ (Heft 5/2012) kann noch bis zum 20. 2. 2012 bearbeitet werden.Für Heft 13/2012 ist das Thema „Insektenstiche: Klinisches Bild und Management“ vorgesehen.Lösungen zur cme-Einheit in Heft 1–2/2012: Kiefer M, Unterberg A: Differenzialdiagnose und Therapie des Normaldruckhydrozephalus. Lösungen: 1c, 2a, 3e, 4d, 5e, 6b, 7a, 8a, 9e, 10b

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Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.

Frage Nr. 1Welche Beschwerden können Hinweis auf CrF sein?a) Konzentrations- und Gedächtnisstörungenb) rezidivierender Spannungskopfschmerzc) Tremor und verändertes Gangbildd) Lymphknotenschwellungen und Hautirritationene) Ptosis und Diplopie

Frage Nr. 2Welche orientierenden Laboruntersuchungen sind in differenzialdiagnostischer Hinsicht bei Patienten, die erstmals über CrF klagen, sinnvoll?a) EBV, Borrelien, Hepatitis-Viren, M. tuberculosis,

Herpesviren b) Großes Blutbild, Nebennierenrindenhormone,

Tumormarkerc) Vitamine, Selen, Vitamin D, Magnesium, Mangan,

Schwermetalled) Kleines Blutbild, Elektrolyte, Glukose, Transaminasen,

g-GT, CRP, TSH e) Serotonin, Cortisol, Melatonin, Zytokine, Katecholamine

Frage Nr. 3Wie viele Patienten mit ausgeprägter CrF haben schätzungsweise eine „Major Depression“ nach DSM-IV? a) weniger als 5 %b) ~ 10 %c) ~ 30 %d) ~ 50–80 %e) mehr als 80 %

Frage Nr. 4In welchem zeitlichen Zusammenhang steht die CrF zur Tumorerkrankung?a) sie beginnt meistens vor der Diagnose b) sie beginnt meistens zwischen Diagnosestellung und

Ersttherapie c) sie beginnt meistens direkt nach abgeschlossener

Chemotherapie d) sie beginnt meistens nach Ende der Radiotherapie e) sie kann zu jedem Zeitpunkt der Tumorerkrankung und

der Tumortherapie beginnen

Frage Nr. 5Was gilt als bekannter Risikofaktor für CrF?a) psychische Belastungb) Reizdarmsyndromc) Fibromyalgied) Migränee) Störungen der Impulskontrolle

Frage Nr. 6Bei welchen Patientenäußerungen muss man differenzialdiagnostisch am ehesten an eine CrF denken?a) „mir tun zur Zeit alle Muskeln weh, ich fühle mich total verspannt“b) „wenn ich vom Einkaufen heim komme, bin ich kaputt und muss

mich hinlegen“ c) „ich kann ganz schlecht einschlafen, mir gehen so viele Dinge

durch den Kopf“ d) „ich habe einfach keinen Appetit mehr, aber ich vertrage ja auch

fast nichts“e) „mich stört zur Zeit jede Fliege an der Wand, ich bin total ge-

stresst“

Frage Nr. 7Was ist eine absolute Kontraindikation für Sport, bei Vorliegen der CrF?a) Anämie < 8 g/dLb) Knochenmetastasenc) Komorbiditäten wie koronare Herzkrankheit, Diabetes mellitus,

Arthrosed) Fieber ≥ 38 Grade) grippeähnliche Beschwerden bei Immuntherapien

Frage Nr. 8Wie viel Prozent der maximalen Belastbarkeit (maximaler Puls beziehungsweise maximale Kraft) sollten beim körperlichen Training von CrF-Patienten maximal erreicht werden? a) 50 %b) 60 %c) 70 %d) 80 %e) 90 %

Frage Nr. 9Welche nichtmedikamentöse Intervention ist zur Behandlung der CrF geeignet?a) Qigongb) kognitive Verhaltenstherapiec) Vollwertkostd) Reflexzonenmassagee) Kinesiologie

Frage Nr. 10Welches Präparat ist in Deutschland zur Behandlung von Erschöpfungszuständen zugelassen? a) Mistelb) Paroxetinc) Panax Ginsengd) Johanniskrautöle) Methylphenidat

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Tumor-assoziierte Fatigue Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie

Markus Horneber, Irene Fischer, Fernando Dimeo, Jens Ulrich Rüffer, Joachim Weis

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