Menschen und Steine in Balance - Faszination der … · Steinbalance - eine uralte kreative...
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Das Leben - ein Balance-Akt?
Angefangen vom Aufrichten im ersten Lebensjahr geht es ständig um Gleich-gewicht, Ausgleich, Balance.Persönliche Ausgeglichenheit gilt uns als erstrebenswerter Zustand, da fühlen wir uns wohl.Bei unseren sechs Enkelkindern konnte ich diese Vorgänge des Aufstehens, Fallens und Schwankens, des Halt-suchens reichlich studieren. Dann die Freude über die ersten Schritte, an der gelungenen Balance . Hier ist Enkel-sohn Luca, inzwischen 16 Jahre alt, bei der Suche nach geeigneten Steinen.
Immer schön das Gleichgewicht bewahren...
In „Die Kunst der Balance“ schreibt der Philosoph Wilhelm Schmid, Berlin:
Die größte Herausforderung der Lebenskunst ist, in all dem Durcheinander gegensätzlicher und widersprüchlicher Erfahrungen eine Art von Balance zu finden und zu wahren. Lebens-kunst ist die! Kunst der Balance z.B. zwischen Angst und Unerschrockenheit, Beharrlichkeit und Beweglichkeit, Lust und Schmerz, Alleinsein und Zusammensein, Frieden und Krieg, Sinn und Sinnlosigkeit.
Die Kunst der Balance zielt nicht darauf, die Polarität des Lebens aus der Welt zu schaffen, sondern diese von Grund auf! anzuerkennen und mit dem Wechselspiel zwischen den Polen zu leben und sei es nur in der inneren Haltung,! das "Positive" wie auch das "Negative" zubegreifen.
Auf der Suche nach Balance eröffnet sich ein Weg des Lebens, der erfüllend werden kann. Erfülltes Leben ist Glück.
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Steine im Wasser entdecken
Als ich 1998 die Steinskulpturen von Sepp Bögle am Radolfzeller Bodenseeufer sah, be-geisterte mich die Idee und das Spiel mit der Balance sofort. Im Urlaubsort Bodman in der Nähe entwickelte ich, da ich keine Steine am Ufer fand, meine eigene Bauweise - das Aufrichten von tropfnassen Steinen zu Figuren im ruhigen und im strömenden Wasser. Das wurde meine Leidenschaft.! In Karlsruhe standen erst 2003 durch die streckenweise Renaturierung der Alb geeignete Steine im Fluss zur Verfügung. Nun gab es kein Halten mehr. Besonders anregend und erfrischend war es, dabei die Elemente wie Erde, Wasser, Luft/ Wind und die Sonne zu spüren.
Menschen und Steine
Viele Menschen faszinierte es, dass die Steinskulpturen ohne jedes Hilfsmittel entstanden. „Wie geht das?“ Es ist ja auch erstaunlich, daß die Steine, mehr oder weniger durch Zufall aufein-ander gestellt, halten, stehen bleiben. Faszinierend ist auch was entsteht, intuitiv gestaltet. Die Skulpturen lassen Raum für Fantasie. Sie berühren, regen an zum Innehalten. Manche wirken wie Symbole aus alten Zeiten. Steinbalance - eine uralte kreative Ausdrucksform...Das Anleiten zum eigenen Experimentieren, die Erfolgserlebnisse von Kindern und Erwachsenen bei ihren Bauwerken zu sehen, verstärkte meine Freude an dieser kreativen Beschäftigung. Die Verbindung zu meiner Tätigkeit als Management-, Teamberater und Coach wurde für mich immer deutlicher. Die Erfahrungen mit den Steingestalten sind auf Leben und Arbeiten handfest übertragbar. Darüber hinaus inspirierten mich die Eindrücke im Fluss zu eigener Poesie und Musik:http://www.eckhard-sueltemeyer.de/person/texte.html http://www.musik-im-dialog.de/cd_balance.html
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Die Alb in Karlsruhe wird streckenweise renaturiert. Der Alberlebnispfad, die Aktion „Mensch und Gewässer“und die Steinbalance locken die Menschen ins Wasser - 2003
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„Aufbauen, Steine unbehauen, ohne Hilfsmittel, allein vertrauend aufs innere Lot. Selber ins Lot kommend...“! aus: Stein auf Stein
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Es geht nicht - gibt es erst mal nicht
Im ZEN heißt es "Der Weg entsteht im Gehen".
Hier ist es so, dass sich die Steingestalten beim Bauen entwickeln. Das prägt von Anfang an den Blick, das Gefühl für die Steine. Es ist erstaunlich, wie sich fast Unmögliches zusammen-fügen und aufrichten lässt.
Die Steine selbst inspirieren durch ihre Form und Eigenschaft. Sind die Möglichkeiten des Aufbauens ausgeschöpft, zeigt sich, was entstanden ist.
Zu einem erstaunlich grossen Teil lassen sich mehr oder weniger zufällig gegriffene Steine zusammenfügen. Das ist doch auch eine wichtige, ermutigende Lebenserfahrung, nicht wahr? Es kommt also auf das Erkennen der Möglichkeiten und auf das geschickte Zusammenfügen an.
Das lässt sich auf Lebenssituationen direkt übertragen. Steine und Fähigkeiten sollten sich zu einem sinnvollen, interessanten Ganzen zusammenfügen.
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„Gewolltes fällt leicht zusammen, im Entstehen selbst ist Leichtigkeit. Unmöglich sagt die Vernunft! Es wird halten, sagt das Gefühl.“
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„Die Hände tasten, die Augen entdecken, erfassen die Form, suchen die Verbindung“. Foto: Sabine Aichele-Gioia23
Aktionen und Ausstellungen
Seit einigen Jahren gebe ich meine Erfahrungen weiter, sei es bei Begegnungen am Fluss, z. B.in der Karlsruher Alb, bei Aktionen oder in Workshops in Unternehmen und Schulen.
Mit mobilen Steinbalancefeldern wurden Aktionen bei Garten- und Landschaftsbauunternehmen möglich.
Inzwischen gibt es, als Folge dieser Aktivitäten, seit 2008 das erste gemauerte Steinbalancefeld in einem Unternehmen in Karlsruhe, in dem sich MitarbeiterInnen und KundenInnen auspro-bieren können.
Mehrere Sonder- und Förderschulen sind unter dem Thema „Gestalten und lernen“ aktiv geworden. 2010 ist in einer Mannheimer Schule ebenfalls ein gemauertes Steinbalancefeld entstanden. LehrerInnen und SchülerInnen sammeln hier praktische Erfahrungen.
Was als Hobby begann, wurde durch viel Übung und Kunstfertigkeit zur Kunst. Die Steingestalten im Fluss, am See und am Meer vergehen. Viele leben in den Fotografien weiter und konnten in Kunstausstellungen Menschen auf vielfältige Weise anregen.
Auf meiner Homepage sind Bildergalerien aus Arbeit in der Natur zu sehen.www.faszination-der-balance.de
Eine Auswahl zeigt eine Onlinegalerie: http://www.libra-kunstgalerie.de/
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Der erste Albaktionstag des Umweltamtes 2004 - Kinder und Erwachsene kamen, entdeckten den Fluss mit seinem Lebenund wurden im Fluss und am Ufer kreativ
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Die erste Steinbalance-Akton im Natursteinpark Seib in Karlsruhe April 2007Ein mobiles Steinbalancefeld entstand
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Menschen und Steine in Balance - Ruhe, Konzentration, Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl, Ausdauer -
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Die erste Kunstausstellung, veranstaltet und großartig unterstützt von der VHS Karlsruhe, Zur Bilderschau spielte Matthias Graf live 2007
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GIARDINA-Gartenbaumesse Karlsruhe - ein Erlebnis. Das mobile Steinbalancefeld in der Messehalle. Februar 200832
Kunstausstellung: Die Kraft innerer Bilder und Visionen - in Balancemit Bildern von Rolande Kreß - Ambulanz der Frauenklinik Karlsruhe Januar 2010
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Das erste gemauerte SteinbalancefeldAkademiegarten der Firma. Packservice, Karlsruhe September 2008
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Akademiegarten der Firma Packservice/Karlrsruhe September 2008 Planung und Gestaltung: Olfert Dorka, Freudenstadt
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Mobiles Steinbalancefeld beim Sonderpädagogischen Forum „Gestalten und Lernen“ in Bad Rothenfels 2009
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Projekt: „Kunst kennt keine Behinderung“ in Mannheim 2010Das von der Schule selbstgestaltete, gemauerte Steinbalancefeld
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„Mach was Großartiges, sagt das Ego. Lass es entstehen, sagt die Phantasie“.Beim Kloster Chorin bei Berlin
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Steinbalance fordert und fördert lebenswichtige Eigenschaften
„Ich kann mir nicht vorstellen, soviel Geduld und Ausdauer aufzubringen“, sagen erstaunlich viele Menschen, die die Steinbalancearbeit erleben. „Die Ruhe und Konzentration hätte ich gar nicht, abgesehen vom nötigen Fingerspitzengefühl.“ Lassen sich Menschen ermutigen, das Spiel mit den Steinen auszuprobieren, erfahren sie Ruhe und Geduld. Das Zusammenfügen der Steine erfordert volle Konzentration. Das ist nicht nur für Erwachsene, sondern vor allem für Kinder eine wichtige Erfahrung.„Das ist ja reine Meditation“, sagt eine Spaziergängerin am Fluss. Ja das ist es. Die Arbeit im strömenden Wasser erlebe ich selbst oft als Flowerlebnis. Das bedeutet: Eine reizvolle Aufgabe, die mich total mit allen Fähigkeiten und in der Konzentration fordert. Ich bin ungestört, es lässt mich die Zeit vergessen. Tiefe Zufriedenheit und Freude, ja auch Gelassenheit begleiten mich auf dem Weg nach Hause.
Übung im Loslassen
Neben der Kreativität und Risikobereitschaft beim Aufbau der Steingestalten gehört das Los-lassen dazu, wenn etwas zusammenfällt und der Mut zum Neubeginn. Steinbalance in der Natur ist Kunst für kurze Zeit. Aufbauen und vergehen lassen gehören dazu. Wenn eine gerade gut gelungene Figur zusammenfällt, ist das für jeden eine Herausforderung. Wir haben die Wahl: Wir ärgern uns oder wir sehen die Chance für einen Neubeginn. Dabei entsteht erfahrungs-gemäß nach ein oder zwei Anläufen ein noch interessanteres, spannenderes „Werk“. So fördert die Steinbalance auch die Frustrationstoleranz. Das ist Stoff für die Lebensgestaltung: Altes Loslassen – Mut entwickeln, Neues zu gestalten, dabei aus den Erfahrungen lernen. Das kann für berufliche und private Situationen wirksam sein. Es richtet auf, fördert Risikobereitschaft, Intuition und Kreativität.
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Steingestalten sind voller Symbolkraft
Die Steingestalten in der Natur vergehen. In den Fotografien leben sie weiter.
Die entstandenen Figuren einzeln oder in Gruppen lassen den Betrachtern Raum für die eigene Fantasie.
Über Bemerkungen "Das sieht doch aus wie..." und „Das erinnert mich an...“ entwickelt sich manch interessantes Gespräch am Fluss. Erstaunliche viele Sichtweisen sind möglich.
In meinen Workshops „Menschen und Steine in Balance“ geht es darum, bewusst zu gestalten, dann zu reflektieren, um die eigene Wahrnehmung zu vertiefen. Ein wichtiger Punkt dabei ist nicht zu bewerten, zu beurteilen.
Werden die „Werke“ in der Gruppe betrachtet, geht es darum, von den gängigen Beurteilungen „schön“ „gut“ „richtig oder falsch“ weg zu kommen.
Vielmehr geht es darum, die Einzigartigkeit der Steinfiguren, die Vielfalt der Ausdrucksmöglich-keiten schätzen zu lernen. Die Gestalten von verschiedenen Seiten zu betrachten regt an, auch bei Menschen andere Seiten zu entdecken...
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Das "Steinebauen" ist meines Erachtens eine urmenschliche kreative Ausdrucksform.
In vielen Ländern reizt es auch heute Menschen mit Steinen zu spielen, sie als Symbole oder für Rituale zu nutzen, mit Steinen Zeichen zu setzen, als Orientierung in der Landschaft bis hin zu Kunstobjekten. In Bergen und steinigen Tälern, an Flüssen und Seen regt es also Menschen an, Steine aufzurichten, Spuren zu hinterlassen. Andere, die diese Steingestalten sehen, inspiriert es und sie probieren es selbst aus.
Steinbalance - ein Beitrag zur Entschleunigung
Der Zeitgeist ist durch Geschwindigkeit und Schnelligkeit geprägt. Der Sinn dieser Beschleunigung ist äußerst fragwürdig. Viele Menschen kommen da nicht mehr mit, sie kommen aus dem Rhythmus, fühlen sich überreizt und überfordert, mit gesundheitlichen Auswirkungen.
Eine junge Frau fasst die Erfahrung mit den Steinen beispielhaft zusammen:„Heute ist vieles so schnell geworden. Beim Ausbalancieren kann ich inne halten und zur Ruhe kommen. Die Tätigkeit erfordert das Einlassen, die volle Aufmerksamkeit und Konzentration. So kommt auch das Denken zur Ruhe, die Gedanken (und auch Sorgen) können in den Hintergrund treten. Das ist insgesamt erholsam, erfrischend und klärend...“
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Begegnungen
Über Steine ins Gespräch kommen.Am und im Wasser kam es zu vielen interessanten Begegnungen und Gesprächen - über Erlebnisse mit und Beziehungen zu Steinen.„Steine leben für mich. Sie haben eine besondere Bedeutung“ hörte ich oft.„Wir haben interessante Steine im Urlaub gesammelt und nun im Garten liegen. Jetzt bekomme ich Lust, mit ihnen kreativ zu werden.“Sich begegnen, Steinfiguren betrachten, Geschichten aus dem Leben aus-tauschen. Das war und ist inspirierend.