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Hintergrund und Ziel der Untersuchung Methode Schlussfolgerung Diskussion Resultate zu T1 Literatur Kontakt: salus klinik Hürth: Willy-Brandt-Platz 1 - 50354 Hürth – [email protected] – www.salus-huerth.de Merkmale der Patientengruppe MSM mit Chemsex- Konsummuster und Implikationen für die Behandlung IKING, A., PFLIEGENSDÖRFER, M., DITTMER, K., SALUS KLINIK HÜRTH Stichprobe: Entlassjahrgänge 2015-2017 salus Hürth MSM-Chemsex-Gruppe (CS): Männliche Suchtpatienten mit MSM Chemsex- Konsummuster N = 40 Vergleichsgruppe (VG): Männliche Suchtpatienten ohne Chemsex- Konsummuster N = 1371 vs.* T1: Anamnese, Eingangs- diagnostik: BSI, BDI, AVEM Standard Entwöhnungsbehandlung + IG Lust und Rausch T1: Anamnese, Eingangs- diagnostik: BSI, BDI, AVEM Standard Entwöhnungsbehandlung T3: Abschlussdiagnostik T3: Abschlussdiagnostik T6: 12-Monats-Katamnese T6: 12-Monats-Katamnese (*) Unterschiede zwischen den Gruppen wurden mittels chi²- und t- Tests geprüft 20 25 30 35 40 45 50 CS VG Alter * Anamnese/ soziodemografische Daten Partnersituation und AU bei Aufnahme unterscheiden sich nicht signifikant 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Gonorrhoe Syphilis Hepatitis C HIV pAVK Lungenemphysem COPD Diabetes2 Dupuytren-Kontraktur Kardiomyopahthie Polyneuropathie Pankreatitis Ösophagus Fettleber/ Leberzirrhose Somatische Komorbidität (suchtspezifisch) CS VG 0 10 20 30 40 50 60 CS VG BECKS DEPRESSIONS-INVENTAR (BDI-II) *** 10 12 14 16 18 20 22 24 26 ARBEITSBEZOGENES VERHALTENS-UND ERLEBNISMUSTER (AVEM) LuR VG Stanine 4 Stanine6 * *** Diagnosen Eingangsdiagnostik Franke. G.H. (2000). Brief Symptom Inventory von L.R. Derogatis. Göttingen: Beltz. Hautzinger, M., Keller, F., Kühner, C. (2009). BDI-II Beck Depressions-Inventar. Revision. Frankfurt am Main: Pearson. Sander, D. (2017). Die besondere Vulnerabilität schwuler und bisexueller Männer. Wie Diskriminierung die Gesundheitschancen sexueller Minderheiten beeinflusst. In: Rausch. Wiener Zeitschrift für Suchttherapie, 6(1): 266-272. Schaarschmidt, U. Fischer, A.W. (2008). AVEM Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster. London: Pearson. Wolfersdorf, M. & Plöderl, M. (2016). Geschlechtsunterschiede bei Suizid und Suizidalität. In: P. Kolip & K. Hurrelmann (Hrsg.), Handbuch Geschlecht und Gesundheit. 2. Vollst. überarb. und erw. Auflage (s.265-274). Bern: Hogrefe. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Abitur andere Abschluss NA Schulabschluss CS VG *** *** 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 mit Arbeit ohne Arbeit NA Arbeitssituation CS VG * * 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 akzentuierte P.züge Z73.1 Agoraphobie F40.0 Störung d. Impulskontrolle F63.8 Patho. Glücksspiel F63.0 Persönlichkeitsänderung F62.0/.1 akute Belastungsreaktion F43.0 PTBS F43.1 Anpassungsstörung F43.2 rezidivierende Depression F33 depressive Episode F32 Persönlichkeitsstörung F60/61 Schlafstörung F51 F-Komorbidität ohne F1 CS VG 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 F32.0 F63.8 F63.0 F19.2/F19.20 F19.1 F18.2 F15.2 F14.2 F13.2/F13.20 F12.2 F12.1 F11.2 F10.2 Erstdiagnosen CS VG Alkohol Stimulanzien Polytox MSM = Männer, die Sexualität mit Männern praktizieren Chemsex = Funktionalisierung von chemischen Drogen (v.a. Methamphetamin) in der Ausübung der Sexualität Erkenntnisse aus angloamerikanischen Studien: MSM und andere sexuelle Minderheiten weisen besondere und zusätzliche Krankheitsrisiken (erhöhte Rate an psychischen Erkrankungen und suizidalen Handlungen) auf. Mitverursacht durch strukturelle Abwertungsmuster und daraus resultierende internalisierte Homonegativität („Minority-Stress-Modell“) (Sander, 2017). Besonderes Rückfallrisiko durch Verbindung von Substanzkonsum und Sexualität. Ziel: Für eine Spezifizierung der Entwöhnungsbehandlung versuchen wir Unterschiede zwischen den MSM-Patienten mit abhängigem Chemsex-Konsum und einer männlichen Vergleichsgruppe zu ermitteln. Folgende Unterschiede konnten festgestellt werden: Die MSM-Chemsex-Gruppe ist trotz mehrheitlich auch intravenösem Konsum von Methamphetamin sozial und beruflich integrierter als die VG. Die Unterschiede in Diagnosen und Testdiagnostik unterstützen die These einer besonderen Vulnerabilität homo- und bisexueller Männer und daraus resultierender zusätzlicher Krankheitsrisiken. In der Gesamtbetrachtung verdeutlichen die Ergebnisse die besondere Notwendigkeit einer Kombination spezifischer psychotherapeutischer, suchttherapeutischer, lebensweltbezogener und beruflicher Interventionen bei der Entwöhnungsbehandlung von MSM mit Chemsex- Konsummuster. 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 BRIEF SYMPTOM INVENTORY (BSI) CS VG T63 ** ** ** *

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Hintergrund und Ziel der Untersuchung Methode

SchlussfolgerungDiskussion

Resultate zu T1

Literatur

Kontakt: salus klinik Hürth: Willy-Brandt-Platz 1 - 50354 Hürth – [email protected] – www.salus-huerth.de

Merkmale der Patientengruppe MSM mit Chemsex-

Konsummuster und Implikationen für die Behandlung

IKING, A., PFLIEGENSDÖRFER, M., DITTMER, K., SALUS KLINIK HÜRTH

Stichprobe: Entlassjahrgänge 2015-2017 salus Hürth

MSM-Chemsex-Gruppe (CS):Männliche Suchtpatienten mit MSM Chemsex-Konsummuster N = 40

Vergleichsgruppe (VG):Männliche Suchtpatienten ohne Chemsex-Konsummuster N = 1371

vs.*

T1: Anamnese, Eingangs-diagnostik: BSI, BDI, AVEM

Standard Entwöhnungsbehandlung +IG Lust und Rausch

T1: Anamnese, Eingangs-diagnostik: BSI, BDI, AVEM

Standard Entwöhnungsbehandlung

T3: Abschlussdiagnostik T3: Abschlussdiagnostik

T6: 12-Monats-Katamnese T6: 12-Monats-Katamnese

(*) Unterschiede zwischen den Gruppen wurden mittels chi²- und t-Tests geprüft

20

25

30

35

40

45

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CS VG

Alter

*

Anamnese/ soziodemografische Daten

Partnersituation und AU bei Aufnahme unterscheiden sich nicht signifikant

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Gonorrhoe

Syphilis

Hepatitis C

HIV

pAVK

Lungenemphysem

COPD

Diabetes2

Dupuytren-Kontraktur

Kardiomyopahthie

Polyneuropathie

Pankreatitis

Ösophagus

Fettleber/ Leberzirrhose

Somatische Komorbidität (suchtspezifisch)

CS VG

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BECKS DEPRESSIONS-INVENTAR (BDI-II)

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ARBEITSBEZOGENES VERHALTENS-UND ERLEBNISMUSTER (AVEM)

LuR VG Stanine 4 Stanine6

*

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Diagnosen

Eingangsdiagnostik

Franke. G.H. (2000). Brief Symptom Inventory von L.R. Derogatis. Göttingen: Beltz.Hautzinger, M., Keller, F., Kühner, C. (2009). BDI-II Beck Depressions-Inventar. Revision. Frankfurt am Main: Pearson.Sander, D. (2017). Die besondere Vulnerabilität schwuler und bisexueller Männer. Wie Diskriminierung die Gesundheitschancen sexueller Minderheiten beeinflusst. In: Rausch. Wiener Zeitschrift für Suchttherapie, 6(1): 266-272.Schaarschmidt, U. Fischer, A.W. (2008). AVEM Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster. London: Pearson.Wolfersdorf, M. & Plöderl, M. (2016). Geschlechtsunterschiede bei Suizid und Suizidalität. In: P. Kolip & K. Hurrelmann (Hrsg.), Handbuch Geschlecht und Gesundheit. 2. Vollst. überarb. und erw. Auflage (s.265-274). Bern: Hogrefe.

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Abitur andere Abschluss NA

Schulabschluss

CS VG

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mit Arbeit ohne Arbeit NA

Arbeitssituation

CS VG

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0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

akzentuierte P.züge Z73.1

Agoraphobie F40.0

Störung d. Impulskontrolle F63.8

Patho. Glücksspiel F63.0

Persönlichkeitsänderung F62.0/.1

akute Belastungsreaktion F43.0

PTBS F43.1

Anpassungsstörung F43.2

rezidivierende Depression F33

depressive Episode F32

Persönlichkeitsstörung F60/61

Schlafstörung F51

F-Komorbidität ohne F1

CS VG

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

F32.0

F63.8

F63.0

F19.2/F19.20

F19.1

F18.2

F15.2

F14.2

F13.2/F13.20

F12.2

F12.1

F11.2

F10.2

Erstdiagnosen

CS VG

Alkohol

Stimulanzien

Polytox

MSM = Männer, die Sexualität mit Männern praktizieren

Chemsex = Funktionalisierung von chemischen Drogen (v.a. Methamphetamin) in der Ausübung der Sexualität

Erkenntnisse aus angloamerikanischen Studien:• MSM und andere sexuelle Minderheiten weisen besondere und

zusätzliche Krankheitsrisiken (erhöhte Rate an psychischen Erkrankungen und suizidalen Handlungen) auf.

Mitverursacht durch strukturelle Abwertungsmuster und daraus resultierende internalisierte Homonegativität(„Minority-Stress-Modell“) (Sander, 2017).

Besonderes Rückfallrisiko durch Verbindung von Substanzkonsum und Sexualität.

Ziel: Für eine Spezifizierung der Entwöhnungsbehandlung versuchen wir Unterschiede zwischen den MSM-Patienten mit abhängigem Chemsex-Konsum und einer männlichen Vergleichsgruppe zu ermitteln.

Folgende Unterschiede konnten festgestellt werden:Die MSM-Chemsex-Gruppe ist trotz mehrheitlich auch intravenösem Konsum von Methamphetamin sozial und beruflich integrierter als die VG.Die Unterschiede in Diagnosen und Testdiagnostik unterstützen die These einer besonderen Vulnerabilität homo- und bisexueller Männer und daraus resultierender zusätzlicher Krankheitsrisiken.

In der Gesamtbetrachtung verdeutlichen die Ergebnisse die besondere Notwendigkeit einer Kombination spezifischer psychotherapeutischer, suchttherapeutischer, lebensweltbezogener und beruflicher Interventionen bei der Entwöhnungsbehandlung von MSM mit Chemsex-Konsummuster.

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