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Pate des Abends Ulrich Deppendorf Journalist Kultur-Partnerschaft • Eine Brücke in schwierigen Zeiten? Diskussionsrunde mit dem Dirigenten des Abends Cem Mansur, der Berliner Staatssekretärin für Internationales Sawsan Chebli und Jan Taşçı, dem Geschäfts- führer der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke im Werner-Otto-Saal. Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Istanbul – Berlin Einlass zur öffentlichen Diskussionsrunde kostenfrei bei vorheriger Anmeldung unter [email protected] oder mit Konzertticket. Cem Mansur Dirigent Gökhan Aybulus Klavier IVÁN FISCHER (*1951) • „Young Euro Classic festival hymn“ (2011) CARL MARIA VON WEBER (1786-1826) • Ouvertüre zu „Der Freischütz“ (1820) SERGEJ RACHMANINOW (1873-1943) • Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 (1901) Moderato – Adagio sostenuto – Allegro scherzando — Pause — FÜSUN KÖKSAL (*1973) • „Silent Echoes“ (Deutsche Erstaufführung) LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770-1827) • Symphonie Nr. 8 F-Dur op. 93 (1811-12) Allegro vivace e con brio – Allegretto scherzando – Tempo di Menuetto – Allegro vivace Dieses Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und bundesweit am 28.07.2019 um 20:03 Uhr gesendet – über UKW, DAB+, Kabel und app. NATIONALE JUGEND- PHILHARMONIE DER TüRKEI Mi 24 18.30 Uhr 20 Uhr Dr. Willi Steul 1. Vorsitzender Deutscher Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V. Dr. Gabriele Minz Gesamtleitung Young Euro Classic Musikalische Sternstunden, packende Au- genblicke, mitreißende Begeisterung und Zukunftsfreude auf der Bühne wie im Saal – das ist Young Euro Classic. In diesem Som- mer zum 20. Mal! Herzlich willkommen, liebe Freunde und Fans dieser einzigartigen Plattform für die besten Jugendorchester der Welt! Wer sich einmal darauf eingelassen hat, vergisst dieses Festival nicht mehr: die hoch konzentrierte und zugleich entspannte At- mosphäre im wunderschönen Konzerthaus am Gendarmenmarkt, die brandneuen und ewig jungen klassischen Werke, das Ballett, „Klassik meets Jazz“, die 9. Symphonie von Beethoven im Konzertsaal und draußen auf dem Gendarmenmarkt und das Mitsingen für Alle drinnen wie draußen im größten europäischen Chor dieses Sommers. Und schließlich immer wieder den tosenden Schlussapplaus und die stolze Erleichterung, wenn die Orchester es vollbracht haben. Ein unvergessliches Erlebnis! Rund 1500 großartige junge Menschen aus aller Welt nehmen bei Young Euro Classic nicht nur ihre Instrumente, sondern auch ihre Zukunft selbst in die Hand. Gemein- sam mit ihnen leben wir Verständigung und Vielfalt, feiern Europa, seine Musik und auch die Klangwelten, die die Musikerinnen und Musiker von zu Hause mitbringen. Von der Offenheit und Euphorie der Orchester geht eine besondere Faszination aus. Im Jubiläumsjahr überraschen wir Sie mit be- sonders vielen neuen Gesichtern und Ideen. Acht Orchester aus allen Himmelsrichtun- gen, von Russland bis zur Dominikanischen Republik, von Chile bis China erobern die Bühne des Konzerthauses Berlin zum ersten Mal. Und erstmals präsentiert Young Euro Classic einen ganzen Werkzyklus: Alle neun Beethoven-Symphonien und weitere Werke des großen Komponisten, dessen 250. Ge- burtstag im kommenden Jahr gefeiert wird, stehen im Zentrum der diesjährigen Festi- valausgabe. Und: In besonderen Jubiläums- projekten laden wir nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Mitmachen und Mitsin- gen ein. 20 Jahre Young Euro Classic – das möchten wir mit Ihnen feiern! Wir freuen uns auf 19 zauberhafte und mitreißende gemeinsame Abende im Konzerthaus Berlin. Wir danken Ihnen, unserem treuen Publi- kum, für 20 fabelhafte Sommer voller Mu- sik und Lebensfreude! Jedes Jahr starten wir wieder auf´s Neue durch: Hier spielt die Zukunft! Ulrich Deppendorf 2. Vorsitzender Deutscher Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V. Prof. Dr. Dieter Rexroth Künstlerischer Leiter Young Euro Classic FESTIVAL DER BESTEN JUGENDORCHESTER DER WELT 19. JULI BIS 06. AUGUST 2019 KONZERTHAUS BERLIN

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Pate des AbendsUlrich DeppendorfJournalist

Kultur-Partnerschaft • Eine Brücke in schwierigen Zeiten?

Diskussionsrunde mit dem Dirigenten des Abends Cem Mansur, der Berliner Staatssekretärin für Internationales Sawsan Chebli und Jan Taşçı, dem Geschäfts-führer der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke im Werner-Otto-Saal.

Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Istanbul – BerlinEinlass zur öffentlichen Diskussionsrunde kostenfrei bei vorheriger Anmeldungunter [email protected] oder mit Konzertticket.

Cem Mansur DirigentGökhan Aybulus Klavier

IVÁN FISCHER (*1951) • „Young Euro Classic festival hymn“ (2011)

CARL MARIA VON WEBER (1786-1826) • Ouvertüre zu „Der Freischütz“ (1820)

SERGEJ RACHMANINOW (1873-1943) • Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 (1901)Moderato – Adagio sostenuto – Allegro scherzando

— Pause —

FÜSUN KÖKSAL (*1973) • „Silent Echoes“ (Deutsche Erstaufführung)

LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770-1827) • Symphonie Nr. 8 F-Dur op. 93 (1811-12)Allegro vivace e con brio – Allegretto scherzando – Tempo di Menuetto – Allegro vivace

Dieses Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und bundesweit am 28.07.2019 um 20:03 Uhr gesendet – über UKW, DAB+, Kabel und app.

NAtioNAle JUGeND- PhilhArMoNie Der türkeiMi

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18.30 Uhr

20 Uhr

Dr. Willi Steul1. Vorsitzender Deutscher Freundeskreiseuropäischer Jugendorchester e.V.

Dr. Gabriele Minz Gesamtleitung Young Euro Classic

Musikalische Sternstunden, packende Au-genblicke, mitreißende Begeisterung und Zukunftsfreude auf der Bühne wie im Saal – das ist Young Euro Classic. In diesem Som-mer zum 20. Mal!Herzlich willkommen, liebe Freunde und Fans dieser einzigartigen Plattform für die besten Jugendorchester der Welt!Wer sich einmal darauf eingelassen hat, vergisst dieses Festival nicht mehr: die hoch konzentrierte und zugleich entspannte At-mosphäre im wunderschönen Konzerthaus am Gendarmenmarkt, die brandneuen und ewig jungen klassischen Werke, das Ballett, „Klassik meets Jazz“, die 9. Symphonie von Beethoven im Konzertsaal und draußen auf dem Gendarmenmarkt und das Mitsingen für Alle drinnen wie draußen im größten europäischen Chor dieses Sommers. Und schließlich immer wieder den tosenden Schlussapplaus und die stolze Erleichterung, wenn die Orchester es vollbracht haben. Ein unvergessliches Erlebnis!Rund 1500 großartige junge Menschen aus aller Welt nehmen bei Young Euro Classic nicht nur ihre Instrumente, sondern auch ihre Zukunft selbst in die Hand. Gemein-sam mit ihnen leben wir Verständigung und Vielfalt, feiern Europa, seine Musik und auch

die Klangwelten, die die Musikerinnen und Musiker von zu Hause mitbringen. Von der Offenheit und Euphorie der Orchester geht eine besondere Faszination aus. Im Jubiläumsjahr überraschen wir Sie mit be-sonders vielen neuen Gesichtern und Ideen. Acht Orchester aus allen Himmelsrichtun-gen, von Russland bis zur Dominikanischen Republik, von Chile bis China erobern die Bühne des Konzerthauses Berlin zum ersten Mal. Und erstmals präsentiert Young Euro Classic einen ganzen Werkzyklus: Alle neun Beethoven-Symphonien und weitere Werke des großen Komponisten, dessen 250. Ge-burtstag im kommenden Jahr gefeiert wird, stehen im Zentrum der diesjährigen Festi-valausgabe. Und: In besonderen Jubiläums-projekten laden wir nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Mitmachen und Mitsin-gen ein. 20 Jahre Young Euro Classic – das möchten wir mit Ihnen feiern! Wir freuen uns auf 19 zauberhafte und mitreißende gemeinsame Abende im Konzerthaus Berlin. Wir danken Ihnen, unserem treuen Publi-kum, für 20 fabelhafte Sommer voller Mu-sik und Lebensfreude! Jedes Jahr starten wir wieder auf´s Neue durch: Hier spielt die Zukunft!

Ulrich Deppendorf2. Vorsitzender Deutscher Freundeskreiseuropäischer Jugendorchester e.V.

Prof. Dr. Dieter rexrothKünstlerischer Leiter Young Euro Classic

FeStivAl Der beSteNJUGeNDorCheSter Der Welt

19. JUli biS 06. AUGUSt 2019 koNzerthAUS berliN

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Cem MansurDirigentDie persönliche und künstlerische Biografie von Cem Mansur könnte kosmopolitischer nicht sein: Der englisch-türkische Doppel-bürger kam 1957 in Istanbul, in einer mul-tinationalen und vielsprachigen Familie zur Welt. Er studierte in London und anschlie-ßend am Los Angeles Philharmonic Institute bei Leonard Bernstein. Nach der erfolgrei-chen Aufführung von Edward Elgars un-vollendeter Oper The Spanish Lady 1986 in London folgten Engagements bei internati-onal bedeutenden Orchestern und Opern-häusern in Europa und den USA wie auch in Israel und Südafrika. 2009 leitete Mansur die Europäische Erstaufführung von Arvo Pärts vierter Symphonie in Helsinki, 2010 die Uraufführung von dessen Komposition Veni Creator in Polen. Als Chefdirigent der Nati-onalen Jugendphilharmonie der Türkei diri-gierte er Gastspiele bei Young Euro Classic und leitete mehrere binationale Projekte, u.a. das Young Euro Classic Festivalorchester Türkei – Deutschland und das Armenisch-Türkische Jugendorchester. 1998-2011 war er außerdem Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Akbank Chamber Orchestra.

Ulrich DeppendorfJournalistUlrich Deppendorf, das Urgestein des öffentlich-rechtli-chen Fernsehens, das Signal für eine wichtige Informa-tion aus dem aktuellen Weltgeschehen – 289 mal mo-derierte er den „Bericht aus Berlin“, der Wahlheimat des Ruhrgebiet-Kindes, dem „Sehnsuchtsort“ des inzwischen 68-Jährigen. Nach seinem Jurastudium in Münster kam er einst über ein Volontariat zum WDR, dessen Fernseh-programmdirektor er nach vielen erfolgreichen Jahren als Redakteur und Verantwortlicher zahlreicher unter-schiedlicher Sendungen und Programmbereiche, darun-

ter „ARD aktuell“ mit Verantwortung für „Tagesschau“ und „Tagesthemen“, einige Jahre war. Dieser Job unterbrach ihn bei seiner Tätigkeit als Studioleiter und Chefredakteur des ARD-Hauptstadtstudios, die er dann 2007 bis 2015 aber wieder aufnahm. Für viele und vielleicht auch für ihn kam er zurück „nach Hause“. Mit der ruppigen Art der Berliner kommt er gut klar, sagt er, vielleicht ist es auch der kulturelle Überfluss der Stadt, die ihn so anzieht. Der bekennende Klassik-Fan hatte nämlich in seinen jungen Jahren noch einen ganz anderen Berufswunsch: „Ich habe die Entscheidung zum Journalismus nicht einen Tag bereut. Aber in meinem zweiten Leben würde ich dann gerne Dirigent werden.“ Als Mitbegründer des Festivals Young Euro Classic ist er schon seit der ersten Minute aktiv dabei. Wir hoffen, dass das auch noch viele Jahre so bleiben wird! Seit Mai 2018 ist er auch Vorsitzender des Muse-umsvereins des Deutschen Historischen Museums Berlin.

Seit seiner Gründung im Jahr 2007 durch den Dirigenten Cem Mansur versteht sich die Nati-onale Jugendphilharmonie der Türkei als „Laboratorium der Demokratie“, wo über die inten-sive musikalische Arbeit hinaus die Prinzipien von Koexistenz, Leadership, Selbstrespekt und Verantwortung verwirklicht werden. Workshops und Seminare nehmen dabei eine wichtige Rolle ein – so auch 2014, als das Orchester zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartner-schaft zwischen Istanbul und Berlin zu Gast an der Spree war. Neben den eigenen Festival-auftritten bei Young Euro Classic – zuletzt 2015 und 2017 – fanden auch zwei binationale Projekte große Resonanz, so 2011 das Young Euro Classic Festivalorchester Türkei – Deutsch-land und 2012 das Armenisch-Türkische Jugendorchester. In den letzten Jahren gastierten die Musiker im Alter zwischen 16 und 22 Jahren mit großem Erfolg im Konzerthaus Dortmund, der Philharmonie Essen, im Auditorium in Rom, in Brüssel, beim Brucknerfest in Linz und beim Beethoven-Fest in Bonn. 2018 spielte das Orchester auf seiner Europatournee in Wien, Budapest, Prag und Warschau.www.genclikfilarmoni.org

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Gökhan AybulusKlavier1982 in Eskişehir geboren, erhielt der tür-kische Pianist Gökhan Aybulus seine erste Ausbildung am Staatlichen Anatolischen Konservatorium. Später ging er zur Fortset-zung seiner Studien ans Tschaikowski-Kon-servatorium in Moskau, wo er von namhaften Professoren wie Naum Starkman und Sergej Dorensky unterrichtet wurde. In dieser Zeit trat er in Städten wie St. Petersburg, Samara und Perm auf; zu seinen Partnern zählten Natalia Gutman, Dora Schwarzberg, Nikolai Lugansky und Alexander Kagan. Einladun-gen haben Aybulus seitdem nicht nur nach Deutschland, Österreich, Italien und Spanien, sondern auch in die USA geführt. Mit dem Türkischen Präsidenten-Orchester tourte der Pianist 2012 durch China und trat in Beijing, Xi’an, Guangzhou und Shenzhen auf. Seit 2012 hat Aybulus eine Professur am Staat-lichen Anatolischen Konservatorium inne.

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Füsun köksal KomponistinDie türkische Komponistin Füsun Köksal studierte bei Krzysztof Meyer in Köln und machte anschließend ihren Abschluss an der Universität Chicago. Später arbeitete sie als Assistenzprofessorin an der Universität Pittsburgh und am Middlebury College. Heu-te lehrt sie als Professorin für Komposition an der Universität

Izmir. Köksals Kompositionen wurden bei vielen internationalen Festivals aufgeführt, so bei MaerzMusik in Berlin, beim Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Warschauer Herbst, dem Forum Neuer Musik in Köln und bei den Tagen Neuer Musik im türkischen Bilkent. Aus den letzten Jahren ragen die Orchesterkompositionen Pendular (2014) und In Par-en-Thesis (2016) heraus. Vielfach aufgeführt wurden ihr Streichquartett Nr. 1 (2008), Around Circles für Soloklarinette (2006), Deux visions für gemischtes Sextett (2009), Shiftings für Bassklarinette und Percus-sion (2014) und Dances of the Black Sea für Soloflöte (2013).www.fusunkoksal.net

Deutsch-österreichische Klänge zu Anfang und zu Ende, in der Mitte Kompo-sitionen aus Russland und der eigenen Heimat: Auf Kontrasten aufgebaut ist das Programm der Nationalen Jugendphilharmonie der Türkei, die unter ihrem

Chefdirigenten Cem Mansur seit vielen Jahren zu den Stammgästen von Young Euro Classic gehört. Vielleicht ist die Ouvertüre zu Carl Maria von Webers Oper „Der Frei-schütz“ daher auch als Reverenz an die Gastgeber gedacht, denn wenn es überhaupt die deutsche Oper gibt, dann kann das – vor Wagners Meistersingern von Nürnberg – nur für den Freischütz gelten. Andererseits spricht die Faszination des Werkes für sich: Mit dieser Ouvertüre komponierte der Romantiker Weber ein Stück Musik, das auf geniale Weise den Konflikt der Oper – den Kampf der bösen Mächte um die guten Seelen – in Musik verwandelt.

Mit großer dramaturgischer Spannung und glänzender Instrumentationskunst zieht der Komponist die Fäden. Zuerst eine suggestive Einleitung der Hör-ner – Abbild von Wald und Jagd. Dann der Wechsel in die Gefilde Samiels,

des schwarzen Jägers, mit düsterem Tremolo der Streicher, dumpfen Paukenschlägen und dunklen Bläserfarben, schließlich ein grelles Klarinettensolo, das die verzweifelte Stimmung des gescheiterten Jägerburschen Max suggeriert. Die gegensätzlichen Welten prallen immer heftiger aufeinander und paralysieren sich gegenseitig – die Lösung bringt ein grandioser C-Dur-Akkord, aus dem heraus Agathes überschwänglicher Jubel vom Sieg des Guten über das Böse kündet.

Der Entstehung des klavierkonzerts Nr. 2 c-Moll op. 18 ging das Fiasko, das Sergej Rachmaninow 1897 mit der Uraufführung seiner ersten Symphonie erlebt hatte, voraus. Drei Jahre lang dauerte die Schaffenskrise, bis sich der 27-jährige

Komponist in die Hände des Moskauer Psychiaters und Hypnotiseurs Nikolai Dahl begab – mit Erfolg. Zumindest fand er zum Komponieren zurück und legte danach mit dem 2. Klavierkonzert (1901) sowie der 2. Symphonie (1908) zwei bis heute erfolgreiche Werke vor. Andererseits blieb die Depression ein ständiger Wegbegleiter Rachmaninows. Seine musikalische Sprache verdunkelte sich, Moll wurde zum vorherrschenden Tonfall in Werk und Leben des Komponisten.

Das lässt sich an den beiden bestimmenden Themen im Allegro-Satz unmittelbar ablesen. Nach einigen wuchtigen Einleitungsakkorden des Klaviers stellen die Geigen in tiefer Lage die schlichte, elegische Melodie in c-Moll vor, ein Auf und

Ab der Töne in kleinsten Schritten, das einer Opernkantilene Vincenzo Bellinis gleicht. Kaum anders verhält es sich mit dem zweiten Thema, auch wenn es nach Dur gewendet ist. Alles atmet verhaltene Trauer, voller Poesie umspielt das Klavier mit allerschönsten Ara-besken die Melodielinien im Orchester. Bestechend ist die formale Souveränität, mit der Rachmaninow genau in der Mitte auf den lange vorbereiteten emotionalen Höhepunkt zusteuert. Danach verfällt die Musik in einen kurz marschartigen Abschnitt, ein wehmüti-ges Hornsolo und traurige Celli begleiten die Rückkehr in die Melancholie.

Diese Stimmung behält auch das Adagio sostenuto bei. Geradezu kammermu-sikalisch von nur wenigen Instrumenten begleitet, wandert der Solist scheinbar frei fantasierend durch die Welt der Poesie. Aber auch hier lenkt Rachmaninow

klug das Geschehen; nach zwei Wellen von Anspannung und Entspannung mündet die Musik endlich in einen Scherzo-ähnlichen Abschnitt, der über eine kurze Kadenz zurück in die Adagio-Melodie geführt wird. Im Finale Allegro scherzando scheint Rachmaninow endlich die virtuose Katze aus dem Sack zu lassen, doch immer wieder holen ihn die nachdenklichen, trauerumflorten Passagen ein. Eingeführt von Oboen und Bratschen, wird dieses Thema vom Pianisten sofort weitergesponnen, doch das Licht am Ende des Tunnels ist nahe. Von c-Moll nach C-Dur: Nach dieser (schon bei Beethoven bewährten) Devise bringt Rachmaninow das Konzert mit donnernden Oktaven und rasanter Be-schleunigung durchs Ziel.

Die Komponistin der darauf folgenden Erstaufführung Silent echoes, Füsun Köksal, kommentiert ihr Werk: „Ich begann im Dezember 2018 mit der Arbeit an Silent Echoes und schloss diese kürzlich, im Juni 2019, ab. Das Werk besteht anfänglich

aus verschiedenen ruhigen Klangbildern, die auf einfachen musikalischen Einfällen oder Klangereignissen beruhen. Diese Einleitung wird von zwei Gruppen des Orchesters als Echo gespiegelt, wodurch sich durch Verräumlichung ein akustisches Umfeld ergibt, das sich dann in laute Klangmassen verwandelt. Schließlich endet das gesamte Stück in der Art mechanischer, vulgärer Wiederholungen. Das Werk artikuliert diese Situation, indem es verschiedene Ausarbeitungen beinhaltet, die historisch als Pianto-Themen bezeichnet werden, z. B. Abwärts-Glissandi oder linear absteigende melodische Zellen. Silent Echoes

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ist eine Klangerzählung über die globale Klimakrise, mit der wir heute konfrontiert sind und die uns alle direkt oder indirekt betrifft.“

Zum Abschluss des Abends noch einmal die Rückkehr ins 19. Jahrhundert, zur Wie-ner Klassik und zu Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 8 F-Dur op. 93 aus dem Jahr 1812. Die Wahl des türkischen Jugendorchesters ist umso verdienstvoller, muss

die Achte doch damit leben, zwischen zwei Giganten wie der überschäumenden Siebten (mit der zusammen sie uraufgeführt wurde) und der grenzensprengenden Neunten etwas unterbelichtet zu sein. Mit dieser Symphonie strebte Beethoven eindeutig ein völlig anders geartetes Ziel an: Mit knapp 30 Minuten Länge ist sie sehr überschaubar. „Zeit“, „Zeitmaß“ und „Ordnung“ sind hier die zentralen Parameter, mit denen der Komponist spielt. Doch gerade die vorbestimmte Ordnung, so notiert Dieter Rexroth in seinem Werkführer zu Beethovens Symphonien, münde oft in „irreguläre Verhältnisse“: „Verläu-fe, Entwicklungen, Bewegungen geraten ins Stocken, verlaufen sich ins Chaotische, ins Dickicht wie ins Offene und verlangen nach Korrekturen.“

Das ist exemplarisch schon am ersten Satz „Allegro vivace e con brio“ zu erkennen, dessen markantes Eröffnungsmotiv sehr bald auf der Stelle tritt, während das zweite Thema merkwürdig unentschlossen um sich selbst kreist. Auch die Durch-

führung bringt keine wirklichen Entwicklungen; fast scheinen sich die Themen immer wieder gegenseitig ins Wort zu fallen, abrupte Belichtungswechsel sind typisch für diese Anordnung. Das folgende „Allegretto scherzando“ ist eine nur vermeintlich harmlose Studie über das unaufhörliche „Ticken“; der angebliche Bezug auf das seinerzeit gerade erfundene Metronom und einen entsprechenden Kanon muss allerdings in das Reich der von Beethoven-Biograf Anton Schindler beförderten Legenden verwiesen werden! Auch dieser Satz strahlt, bei aller Linearität, eine merkwürdige Unstetigkeit aus, die durch überraschende Fortissimo-Donnerschläge noch verstärkt wird. Am Ende scheint der Satz vollends ins Leere zu verlaufen, und auch ein beherztes Schluss-Crescendo wirkt nur wie ein Trostpflaster. „Falsche“ Akzente bringen auch den folgenden Satz, der die altertüm-liche Bezeichnung „Tempo di Menuetto“ reaktiviert, aus dem Gleichgewicht. Das Finale zeigt kuriose Qualitäten: Es ist bemerkenswert lang und schlägt immer wieder neue Volten, die durch Generalpausen, Lautstärkewechsel und kontrapunktische Einsprengsel noch verstärkt werden, bevor eine obsessiv ausgereizte Schlusssequenz dem ganzen unheimlichen Spuk ein Ende macht.

Michael Horst