Mißverständnisse in Gesprächen

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN(1998) 1 Leseproben aus der Monographie: Mißverständnisse in Gesprächen Eine empirische Untersuchung im Rahmen der Interpretativen Soziolinguistik Volker Hinnenkamp 1998 (Nur die unterstrichenen Kapitel sind im vorliegenden Paper wiedergegeben)

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 1

Leseproben aus der Monographie:

Mißverständnisse in Gesprächen

Eine empirische Untersuchung im Rahmen der Interpretativen Soziolinguistik

Volker Hinnenkamp

1998

(Nur die unterstrichenen Kapitel sind im vorliegenden Paper wiedergegeben)

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Wiedergabe des gesamten Inhaltsverzeichnisses: Vorwort Die verwendeten Transkriptionskonventionen Abkürzungsverzeichnis Teil I: Präliminarien zu einer Auseinandersetzung mit Mißverständnissen 1 Zur Einleitung: Ein Mißverständnis und seine Folgen

1.1 Die Rekonstruktion der letzten Minuten des Avianca-Flugs 052 1.1.1 Worte mit fatalen Folgen 1.1.2 Eine Kette von Mißverständnissen, die zum Absturz führte 1.2 Einige kritische Schlußfolgerungen für den Umgang mit Mißverständnisfällen

2 Die Ubiquität von Mißverständnissen

2.1 Mißverständnisse können exzeptionelle Folgen haben, aber sie sind die Regel der Kommunikation

2.2 Mißverständnisse sind eine conditio communicationis humanae 2.3 Mißverständnisse in anderen text- und interaktionsorientierten Disziplinen 3 Linguistische Mißverständnisforschung - Topos mit beschränkter

Substantiierung

3.1 Einige Paradoxien 3.2 Linguistik des Mißverständnisses I: Vorarbeiten 3.2.1 Von "nicht-adäquater Sprachgestaltung" zu "funktionalpragmatischer Perspektive" 3.2.2 Mißverständnis in der Gesprächsanalyse 3.3 Linguistik des Mißverständnisses II: Wandlungen und Definitionen 3.4 Demonstrables Verstehen oder das Verstehen der Versteher nachvollziehen 3.5 Interpretative Soziolinguistik 3.5.1 Mitgebrachtes und Hervorgebrachtes: die Kommunikationssituation 3.5.2 'Falsche' und 'richtige' Kontextverweise 4 Über den Gebrauch des Wortes "Mißverständnis"

4.1 "Mißverständnis" in Wörterbüchern und Probleme der Abgrenzung 4.2 Stereotypen, Frames und Skripts 4.3 Die Verwendung von "Mißverständnis" in einem größeren Textkorpus und was man daraus für Schlüsse ziehen kann 4.3.1 Der Umgang mit dem Textkorpus 4.3.2 Verbalkollokationen 4.3.3 Weitere lexikalische Nachbarn 4.3.4 Funktionen des Gebrauchs von "Mißverständnis"-Assertionen 4.3.5 "Mißverständnis" zwischen Übel und der Ausrede kleineren Übels: Einige Widersprüch-

lichkeiten 4.4 Stereotypen des "Mißverständnis"-Gebrauchs: Eine Zusammenfassung

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5 Die Empirie des Gesprächsdatums

5.1 Die Mißverständnis-Korpora 5.1.1 Primäre Daten 5.1.2 Sekundäre Daten 5.1.3 Primäre Transkriptionsdaten im Überblick 5.1.4 Zur typologischen Subsumtion der primären Transkriptionsdaten Teil II: Die Ordnung der Mißverständnisse 6 Von der äußeren zur inneren Ordnung: Die Typologisierung von

Mißverständnissen nach Kriterien ihrer Manifestanz

6.1 Einseitige Manifestationspostulate 6.2 Manifestationsrealien der äußeren Ordnung: Ein einfaches Modell 6.2.1 Die A1-Position 6.2.2 Die B1-Position 6.3 Diagnosen und Anamnesen als Manifestationsformen von Mißverständnissen 6.3.1 Explizit-diagnostische Mißverständnis-Manifestationen 6.3.2 Implizit-diagnostische Mißverständnis-Manifestationen und deren Erschöpflichkeit 6.4 Formen anamnetischer Mißverständnis-Manifestanz I: Eingeleitete Accounts 6.4.1 Eingeleitete Accounts mit "meinen" 6.4.2 Einleitungs-Items 6.5 Formen anamnetischer Mißverständnis-Manifestanz II: Uneingeleitete Direkt-Accounts 6.5.1 Konstituentenkorrekturen als Manifestation 6.5.2 Manifestations-Konstruktivismus 6.5.3 Manifestationen als En-passant-Anamnesen 6.6 Rekonstruktionen semi-manifestativer Mißverständnisse 6.6.1 Das Mißverständnis als Mißverständnis 6.6.2 Mißverständnisopfer und -täter 6.7 Reaktive Mißverständnis-Manifestanz: Account-Rekonstruktionen 6.7.1 Reaktive Manifestanz als Mißverständnis-Abwehr 6.7.2 Manifestative Vagheiten 6.8 Manifestations-Opportunitäten 6.8.1 Perspektivische Manifestanz 6.8.2 Manifestationsopportunismus 6.8.3 Mißverständnis-Infekte 6.9 Analytisches oder interaktionales Modell? Notwendige Nachbesserungen 6.10 Übergang: Rückschau und Ausblick 7 Reparaturen als Teil manifester Mißverständnisse

7.1 Das konversationsanalytische Reparaturkonzept 7.2 Reparatur und Gesichtskontrolle 7.3 Der korrektive Zyklus als Teil der Mißverständsnisklärung 7.3.1 Mißverständnis-Nachspiele 7.3.2 Nonverbaler Korrekturzyklus 7.4 Reparaturen-in-Mißverständnissen

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8 Mißverständnisse als eigenständige (Seiten-)Sequenzen

8.1 Einfache Nebensequenzen 8.2 Komplexe Nebensequenzen 8.2.1 Nebensequentielle Rahmungskonflikte 8.2.2 Nebensequenzkaskaden 9 Strategische Mißverständnisse

9.1 Parasitäre Mißverständnisdeklarationen 9.1.1 Das Mißverständnis als Ausrede 9.1.2 Das Mißverständnis als Gewinnspiel 9.2 Spielerische Mißverständnisse 9.3 Strategische Mißverständnis-Diagnosen 9.4 Unechte Mißverständnisse 9.4.1 Unechtheitskriterien 9.4.2 Strategische Mißverständnis-Inszenierung

10 Zur Ausleitung: Von der Manifestation zur Indizierung von Mißverständnissen

10.1 Kurzer Rückblick 10.2 Zerdehnte Mißverständnisse 10.3 Das Nebeneinander unterschiedlicher Diskurse als Mißverständnis 10.4 Einige Quintessenzen Bibliographie Autorenindex

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Die verwendeten Transkriptionskonventionen

Legende:

{kommt} unklar

(....) unverständlich

((blabla)) Kommentar, Außersprachliches, z.B. [1,5 Sek.], [lachen]

#dadada# Reichweite des Kommentars

wie- Äußerungsabbruch

ne(?) Halbfragen

ihn Assimilation (ihn anstatt ihnen)

sa:gt, sa:::gt Vokallängung, Grad der Längung

lanngsam, dasssss Halten des Konsonanten, je nach Intensität

damit intonatorisch hervorgehoben, betont

DAS laut

°da° leise

°°hier°° extrem leise

*ach was* langsam

**und dann** extrem langsam

>darüber< schnell

>>bereits<< sehr schnell

/ver/ste/hen/ stakkatohaftes Sprechen; "abgehackt", silbisch

+ Pause, unter 1 Sekunde

(+) Mikropause, deutliches Absetzen

(h) Zögern, (z.B. er (h)kommt)

= schneller Anschluß

kom[men

[da Überlappung und Ort der Überlappung

burada andere Sprache als Deutsch

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2 Die Ubiquität von Missverständnissen

"Sie hat 'nein' gesagt und 'ja' gemeint und wir haben 'nein' ver

standen, weil wir so naiv waren oder so unsicher oder so verwirrt." Wolfgang Klein 1983

2.1 Mißverständnisse können exzeptionelle Folgen haben, aber sie sind die Regel der Kommunikation

Mißverständnisse in der alltäglichen Kommunikation sind nicht die Ausnahme, eher die Regel.

Sie sind der einen Unglück, die aufgrund eines Mißverständnisses ihr Leben lang hinter Gittern

verbringen müssen oder gar Opfer eines Unglücksfalls werden, wie ich im einleitenden Beispiel-

fall gezeigt habe. Aber sie sind auch der anderen Glück, wenn sie sich aufgrund eines Mißver-

ständnisses kennen und lieben lernen oder wenn sie aufgrund eines Mißverständnisses im Krieg

dem Erschießungskommando entkommen. Das sind drastische Beispiele. Aber es gibt Miß-

verständnisse mit Langzeitfolgen, darunter solche, die die Welt im Guten wie im Bösen bewegt

haben.

Es gibt beispielsweise eine Lesart der Umstände des deutsch-deutschen Mauerfalls im November

1989, die besagt, daß die Grenzöffnung in der Nacht vom 9. zum 10. November auf einem Miß-

verständnis beruhe. Gemeint ist nicht das generelle Mißverständnis, deren Opfer die DDR-

Oberen wurden, die in Gang gesetzte Dynamik völlig unterschätzt zu haben. Die Rede ist von

jener folgenreichen Botschaft der sofortigen Grenzöffnung, die als "Mißverständnis" in die Re-

konstruktionsgeschichte jener Novembertage 1989 einging

(1) Mauer-Durchbruch

Es gibt zwei Varianten dieser Mißverständnislesart: Als Günter Schabowski aus der ZK-Sitzung kom-mend, die sensationelle Verordnung den Pressevertretern verlas, daß "Privatreisen nach dem Ausland (...) ohne Vorliegen von Voraussetzungen - Reiseanlässen und Verwandtschaftsverhältnissen - beantragt wer-den (können)", sei dies (a) in Unkenntnis des Inhalts und natürlich der damit verbundenen Folgen gesche-hen, denn der Text sei ihm erst kurz vorher zugesteckt worden, bzw. (b) "aus Versehen" zu diesem Zeit-punkt geschehen, nämlich einen Tag zu früh und damit ohne die daraus entstehenden unmittelbaren Fol-gen kontrollieren zu können.1 Auf die Frage der Journalisten, ab wann die Regelung gelte, antwortete Schabowski zögerlich: "Das tritt ... nach meiner Kenntnis - ist das sofort, unverzüglich" (Südwestpresse v. 8.11.1990). Natürlich wurde das als weiteres Indiz dafür gesehen, daß Schabowski selbst nicht voll informiert gewesen sei und daß er selbst unsicher war, wie die Verordnung zu handhaben sei. Diesen Lesarten hat Schabowski allerdings widersprochen (Schabowski 1990: 137f.).2

1 Egon Krenz hat diese letzte These selbst in seinem Buch vertreten und Schabowski beim Fall der Mauer somit die Rolle eines Solisten zugewiesen (Krenz 1990: 182). 2 In "Das Politbüro. Ende eines Mythos" schildert Schabowski die inkriminierte Bekanntgabe der Verord-nung folgendermaßen: "Auf der Pressekonferenz haben wir zunächst über den Verlauf der ZK-Beratung berichtet .... Ich hatte mir ein paar Notizen über die ZK-Tagung gemacht, die ich unbedingt berühren wollte. Zuunterst hatte ich die Vorlage plaziert, die im Ministerrat behandelt worden war. Während der

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Für den nächsten Fall, einem Mißverständnis mit Kriegsfolgen und einem Weltuntergangsszena-

rio, das zumindest die westliche Welt eine Zeitlang in Atem hielt, liegen eindeutigere, nämlich

textförmige Indizien vor.

(2) Ermutigungen für Saddam [MV128.TXT]

Eine weniger offizielle Lesart des Golf-Konflikts besagt, daß die irakische Invasion Kuwaits im August 1990 durch eine Kette von diplomatischen Fehlern und Mißverständnissen, bei denen der amerikanischen Botschafterin April Glaspie eine eminent unglückliche Rolle zukam, ermutigt worden sei. So soll Glaspie Saddam Husseins Forderung nach einem höheren Ölpreis ausdrücklich unterstützt haben, sie soll ferner-hin die US-amerikanische Neutralität im irakisch-kuwaitischen Konflikt vor dem Einmarsch betont ha-ben. Die irakisch-kuwaitischen Probleme drehten sich ja um eben die Erdölfördermengen und Barrelprei-se, um die kuwaitischen Bohrungen von Erdölreserven unter irakischem Territorium und um einen kuwai-tischen Kriegsschuldenerlaß aus dem irakisch-iranischen Krieg. Die Mißverständnisdiplomatie findet sich wieder in Äußerungen wie: "... wir wollen zu den innerarabischen Konflikten keine Position beziehen, beispielsweise zu ihrem Konflikt mit Kuwait. .... Das einzige, was wir [die Amerikaner] wünschen, ist, daß Sie zu einer schnellen Lösung kommen. In dieser Frage darf ich Sie auf die Art und Weise aufmerk-sam machen, wie wir diese Fragen angehen" - so angeblich April Glaspie während ihrer Unterredung mit Saddam Hussein und dem irakischen Außenminister am 25. Juli 1990 (zitiert nach Salinger / Laurent 1991: 63).3

Mißverständnisse im diplomatischen Bereich sind nicht selten (vgl. Ichheiser 1970, Glenn 1982,

Cohen 1987, Fisher 1988, Korzenny / Ting-Toomey 1990; einige historische Fälle finden sich in

Giordano 1992 und Giordano 1993). Die meisten Mißverständnisse in der Diplomatie beruhen

wohl weniger darauf, daß zu viel gesagt wurde - wie im obigen Fall - sondern entstehen durch

"die sprachjenseitige Zweideutigkeit", bei der "das Verschweigen oder die Undurchsichtigkeit

beider Gesprächspartner zusammentreffen, wie es bei den diplomatischen Verhandlungen der

Fall ist, die dem Buchstaben nach klar erscheinen, aber aus Gründen der Zweckdienlichkeit die

mittelbaren Bezüge (references) verschleiern" (Betti 1967: 116). Das jeweilige Ausmaß mißver-

ständlicher Diplomatie ist umstritten. Auch fehlen verläßliche Quellen, und Historie läßt aus

kleinen Vorfällen oft Legenden werden.4 Dennoch sollte die Rolle von Mißverständnissen auch

in diesem Geschäftsbereich nicht unterschätzt werden.

Pressekonferenz geriet die Erklärung zwischen die Notizen. Als ich sie dann vorlesen wollte, blätterte ich nochmals durch, es kam jemand zu mir, begann mit mir zusammen zu suchen und zog das Papier hervor. So entstand der Eindruck, als hätte man mir erst in dieser Situation einen Zettel zugesteckt. Das hängt vielleicht mit der Verblüffung zusammen, die die Journalisten empfanden, als sie den sensationellen In-halt erfuhren. Auch mein flinkes Verlesen schien ihnen so merkwürdig, daß sie glaubten, ib sofort. Und das war der Punkt, von dem Krenz in seinem Buch schreibt, da sei ein kleiner Irrtum mit einer großen Wirkung passiert. Das trifft so nicht zu. Krenz selber hatte mir das Papier übergeben, ohne ein Wort über eine Sperrfrist zu verlieren" (Schabowski 1990: 138). 3 Die genannten Autoren nennen als Quelle des im Buch ausführlich zitierten Dialogs den Fernsehsender ABC, der sich das Manuskript des hochrangigen Gesprächs "hat beschaffen können" (Salinger/Laurent 1991: 49). 4 Auch die in (3) beschriebenen Vorgänge können bereits als Legendenbildung angesehen werden. April Glaspie verlor ihren Posten im Irak. Defizite in der US-amerikanischer Irakpolitik wurden somit persona-lisiert und forderten folglich ihre Opfer. Wie ich in Kap. 4 zeigen werde, dient die Mißverständnisdeutung generell auch der Exkulpierung involvierter Personen. Sind die Verantwortlichkeiten gestuft, dient eine

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Doch vor allem sind Mißverständnisse ein Bestandteil unseres alltäglichen Lebens, unseres Han-

delns, unserer Kommunikationen. So kann ein Autounfall auf ein Mißverständnis der Vorfahrts-

rechte zurückgeführt, die geplatzte Verabredung mit einem Mißverständnis erklärt werden, und

der Mißerfolg der Fußballmannschaft auf einem Mißverständnis in der Abwehr beruhen. Jeden-

falls reden wir so.

Wann immer wir uns in der Gegenwart anderer, vor allem potentieller Kommunikationspartner

befinden, gehen wir das Risiko ein, mißverstanden zu werden und mißzuverstehen (Ichheiser

1949). Selbst wenn wir von den "benefits of poor communication" (Kursh 1971) profitieren

möchten oder die Kommunikation gar verweigern, entkommen wir dem Mißverständnis nicht,

denn wir können auch dann noch etwas damit mitteilen, was wir gar nicht beabsichtigten. Das

folgende Beispiel beschreibt so einen Fall, in dem eine Form der Kommunikationsverweigerung

zu einem Wechsel des Kommunikationsmodus führt, sozusagen zu einer Fortsetzung der Kom-

munikation mit anderen Mitteln, hier der des Schußwechsels:5

(3) Deutsch-polnisches Kreuzfeuer [MV127.TXT]

Tragisch endete in der Nacht vom 17. August 1995 eine Verfolgungsjagd in dem kleinen schleswig-holsteinischen Ort Hanerau-Hademarschen bei Itzehoe. Eine polizeiliche Zivilstreife wollte ein verdächti-ges Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen überprüfen. Der Fahrer des polnischen Fahrzeugs aber gab Gas. Nach einer längeren Verfolgungsjagd kam es zu einer Schießerei, bei der der polnische Insasse einen Polizisten tötete und der schwerverletzte Polizist den polnischen Schützen erschoß.

Die beiden Zivilfahnder fuhren einen weißen Golf mit aufgeklebter Werbung und sollen sich mit der Po-lizeikelle identifiziert haben. Für sie bestätigte das Fluchtverhalten nur ihren Verdacht. Die Insassen des verfolgten Fahrzeugs, ein 54jähriger Pole und sein Sohn, die am Tag zuvor erst mit einem Touristenvisum nach Deutschland eingereist waren,zlig; fliehen, konnten aber gestellt werden. In panischer Angst wehr-ten sie sich gegen eine Festnahme. Die Fahnder sollen nun "Polizei" und "Policia" gerufen haben, was aber die beiden nicht beruhigte. Bei dem heftigen Handgemenge schließlich bemächtigte sich der polni-sche Vater einer Polizeiwaffe und schoß mehrfach in wilder Panik auf einen der Polizisten, der schwer-verletzt das Feuer erwiderte. Beide Schützen starben am Schauplatz. - Die Polizei spricht von einer "Ver-kettung unglücklicher Umstände".

Mißverständnisse liegen hier auf verschiedenen Ebenen vor. Die deutsch-polnischen Unterschie-

de in der Institution von zivilen Polizeikontrollen, die sowohl gesellschaftlich als auch natürlich

institutionell unterschiedlichen Erfahrungen und folglich Erwartungen in Bezug auf das, was

bedrohlich erscheint, geben dem Fall einen deutlich interkulturellen Hintergrund.

Mißverständnisdeutung "unten" der Exkulpierung der "Oberen" und die "Unteren" werden der Nichtver-hinderung des Mißverständnisses bezichtigt. 5 Die folgende Schilderung beruht auf Recherchen aus einer Anzahl von Berichten aus der schleswig-schen Presse (Wilstersche Zeitung, Norddeutsche Rundschau, Elmshorner Nachrichten, Kieler Nachrich-ten u.a.) sowie Presseerklärungen der Kieler Behörden (Polizei, Staatsanwaltschaft) aus dem Zeitraum 18.-25.8.95. Meine Fallbeschreibung berührt keinen jener widersprüchlichen Punkte, auf die man bei der Rekonstruktion unweigerlich stößt.

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2.2 Mißverständnisse sind eine conditio communicationis humanae

Mißverstehen und Mißverständnisse gehören zum allgemeinen "Sprachspiel" (Wittgenstein) wie

die Kommunikation zum Leben. Natürlich ist das für die Opfer von Mißverständnissen nur ein

schwacher Trost. Dennoch: Das Mißverständnis ist Bestandteil der conditio communicationis

humanae. "Neben zufälligen Fehlern und Störungen, die grundsätzlich beseitigt werden können",

so Ungeheuer, treten in der zwischenmenschlichen Kommunikation "systematische Defekte" auf,

"die in der Natur des Menschen und dem Aufbau der Kommunikationssysteme (allgemeiner:

dem Aufbau der Welt) begründet und daher irreparabel sind. ... . Diese prinzipielle Unzuverläs-

sigkeit führt zu Kommunikationskonflikten, die a fortiori ebenso prinzipiell Teil zwischen-

menschlicher Kommunikationsbeziehungen sind" (Ungeheuer 1975: x). Ohne die Anlage zu

Mißverständnissen in der Kommunikation könnten wir nicht kommunizieren, wie wir kommuni-

zieren.

Es bedarf eines minimalen konsensuellen Vorverständnisses von Sprache und Kommunikation,

das Ambiguität, Konflikte, Mißverstehen etc. als der Sprache immanent betrachtet. "Es liegt also

am Wesen der Sprache, wenn die sprechenden Menschen einander mißverstehen", so Fritz

Mauthner (1982 [1923]: 61). Schon bei Wilhelm von Humboldt hieß es: "Keiner denkt bei dem

Wort gerade und genau das, was der andre, und die noch so kleine Verschiedenheit zittert, wie

ein Kreis im Wasser, durch die ganze Sprache fort. Alles Verstehen ist von daher zugleich ein

Nicht-Verstehen" (Humboldt VII: 55). "Daß wir einander nicht verstehen oder falsch verstehen,

ergibt sich natürlich aus der Art, wie die menschliche Sprache funktioniert; wenn wir Gedanken

lesen könnten, gäbe es kein Mißverstehen. Wir sind geneigt, dies für eine Schwäche der Kom-

munikation zu halten, etwas, das es nicht geben sollte ... Aber ich meine, es ist gut, daß man sich

mißverstehen kann" (Klein 1983: 136f.). Natürlich scheiden sich die Geister ob der Vor- und

Nachteile des Mißverständnisses. Und darum soll es im folgenden auch nicht gehen.

Trotz der Tragödien mancher Mißverständnisse wird kein vernünftiger Mensch sie abschaffen

noch das Wesen der menschlichen Kommunikation verändern wollen. Ein eineindeutiges Kom-

munikationsmittel entspricht nicht einer Realität, die selbst voller Mehrdeutigkeiten und Wider-

sprüchlichkeiten ist. "Ich lobe nicht die Lüge, das Mißverständnis und die Gesprächsverweige-

rung, die, so wie die Sprache nun einmal beschaffen ist, uns in der realen Kommunikation alltäg-

lich begleiten. Sie sind schlimm genug. Ich lobe ihre Möglichkeit, denn ohne diese Möglichkeit

wäre es schlimmer" (Klein 1983: 138). Dem ist nichts hinzuzufügen. Denn Situations- und Kon-

textgebundenheit der Sprache, unterschiedliche Wissensbestände der Kommunikationspartner,

Mehrdeutigkeiten auf allen Ebenen der Kommunikation sind natürliche - und notwendige - Be-

standteile zwischenmenschlicher Kommunikation. Die Vermischung von Mitteilungen auf der

inhaltlichen Ebene mit denen auf der Beziehungsebene bildet einen weiteren Faktor. Die Tatsa-

che, daß wir nicht alles geradeheraus sagen können, daß wir Rücksicht nehmen müssen auf die

Interessen anderer wie auch auf die eigenen, macht dies deutlich. So ist das Verhältnis von Sagen

und Meinen oft unklar, weil wir nicht immer sagen können oder sagen wollen, was wir meinen.

Wir meinen oft mehr als wir sagen oder sagen es in einer Art und Weise, die offen ist für unter-

schiedliche Interpretationen und eigene Rückzugsmöglichkeiten. Mit anderen Worten, eine

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Kommunikation der Eineindeutigkeit widerspräche den menschlichen Kommunikationsbedürf-

nissen. Wilbur Urban erhebt die der Sprache innewohnenende Unbestimmtheit daher auch zur

entscheidenden Voraussetzung menschlich sinnvoller Kommunikation: "indeterminateness is (...)

the first law of language, as it is one of the conditions of meaningful communication. One of the

ideals of language is that its signs shall be mobile enough 'to express any number of meanings

with equal ease.' (...) For language to represent or symbolize reality, it must be fluid enough to

express newly discovered aspects of being. To use language meaningfully, therefore, in one

sense of the word at least, requires that it shall be used ambiguously, that words shall have many

voices" (Urban 1939: 192).

……………

4.3 Die Verwendung von "Mißverständnis" in einem größeren Textkorpus

und was man daraus für Schlüsse ziehen kann

4.3.1 Der Umgang mit dem Textkorpus

Meine empirische Grundlage bildet ein Textkorpus von ca. 30 Millionen Textwörtern auf PC. Es

handelt sich um das Mannheimer Korpus, erweitert um ein Augsburger Korpus. Es besteht aus

unterschiedlichen Textsorten wie Zeitungstexten, Bundestagsprotokollen, Texten der fiktionalen

Literatur und der gesprochenen Sprache u.a. Das Korpus ist nicht repräsentativ, aber es ist auch

nicht einseitig.6 Ich habe zunächst alle Textsegmente um *mißverst* exzerpiert. Jedes Segment

umfaßt je 25 lexikalische Einheiten vor und nach jedem Vorkommnis. Insgesamt habe ich 896

*mißverst*-tokens erhalten. Aufgegliedert nach Typen enthalten 403 Segmente *Mißverst*-

Substantive, und zwar fast ausschließlich "Mißverständnis", inklusive Komposita wie "100-

Milliarden-Dollar-Mißverständnis", "135-Millionen-Mark-Mißverständnis", "Selbstmißverständ-

nis" und "Wortmißverständnis". Drei Vorkommnisse von "Mißverstand" sind registriert, aber nur

in literarischer Verwendung. Einmal findet "das Mißverstandene" Verwendung. Das nominale

"Mißverstehen" ist nahezu obsolet, nur fünf Fälle sind nachgewiesen. Dieser Befund mag erstau-

nen, aber er paßt zu meinen Bemerkungen weiter vorne über die offensichtlichen Unterschiede

von "Mißverstehen" und "Mißverständnis". Das geringe Vorkommen erlaubt auch keinen syste-

matischeren Abgleich. An zweiter Stelle, 264 tokens, finden sich die Abverbien und Adjektive.

Hierbei ist auffallend, daß nur ein Fünftel "mißverständlich" ausmacht, fast alle anderen Seg-

mente enthalten "unmißverständlich". Zu den Adjektiven zählen auch die zwei Dutzend adjekti-

visch verwendeteten Partizipien sowie "mißverstehbar". Es folgt die Verbverwendung ein-

schließlich der nicht-attributiven Partizipien mit 229 Vorkommnissen.

Die folgenden Aussagen basieren allein auf den 395 "Mißverständnis"-tokens. Das entspricht

erstens dem Thema meiner Arbeit; zweitens kommt das Nomen "Mißverständnis" bei weitem am

meisten vor; drittens ist das, was "mißverständlich" ist, noch kein Mißverständnis.

6 Ich kann auf jeden Fall keine Aussagen über die Repräsentativität machen und ich wüßte auch nicht, wieviel Text von jeder möglichen Textsorte nötig wäre, um kühn von "Repräsentativität" sprechen zu können.

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………..

4.3.5 „Missverständnis“ zwischen Übel und der Ausrede kleineren Übels:

Einige Widersprüchlichkeiten

Reduzierte Verantwortlichkeit, kommunikative Risikovermeidung, Abschwächung, Entlastung,

Beschönigung und Verschleierung stehen - das erkennt man schnell - in einem Zusammenhang.

Sie alle korrespondieren mit der mehrfach erwähnten Agenslosigkeit und der impliziten Gegen-

seitigkeit von "Mißverständnis". Letztere wird getragen durch den prinzipiellen Reziprozität-

scharakter von "Verständnis", "Verständigung" und "Verstehen" in einem ontologischen Sinn.

Daß die explizite Berufung auf "Mißverständnis" auch gerade egoistischen Motiven dienen kann,

wie im Falle der "Bezichtigung" besonders deutlich wird, scheint ein Widerspruch zu sein.

Gleichzeitig konnte man schon sehen, daß auch Verschleierung, Beschönigung und Entlastung

allesamt egoistischen bzw. schützenden Zielen dienten. Dort, wo die Eigenverantwortung abge-

schwächt und geleugnet wird, wird die Gegenseitigkeit nur noch parasitär ausgeschöpft. Gegen-

seitigkeit beinhaltet eben auch die Unausgewogenheit derselben. Zudem dominiert Agenslosig-

keit die implizite Reziprozität. Des Verständnisses kann ich niemanden bezichtigen, wohl aber

des Mißverständnisses. Die negative Konnotation des Nomens erst erlaubt diese Prädikation.

Funktionen wie Verschleierung oder Beschönigung offenbaren aber auch noch einen anderen

Widerspruch: Mißverständnisse konnotieren zumeist nur Übles und sind von daher gefürchtet,

sonst brauchte man sie ja nicht vermeiden oder ihnen vorbeugen. Doch erst die expliziten Folgen

oder das explizite Drohen von Folgen erfüllen die gefürchtete Negativität. Sie ist ansonsten nur

latent. Generell spielt diese Negativität beim Gebrauch des Wortes "Mißverständnis" eine ent-

scheidende Rolle. Sein schlechter Ruf dominiert. Gleichzeitig ist der Gebrauch, vor allem in

Form bestimmter Kollokationen, Phrasen und in bestimmten Kontexten in einem Maße konven-

tionalisiert, daß man zu Recht von einer floskelhaften Verwendung sprechen kann. Ähnlich wie

bei der Parallelisierung der "expliziten Redecharakterisierung" kommt beispielsweise der Asser-

tion der Mißverständnis-Prophylaxe vor allem die Funktion des Kommunikationsmanagements

zu. Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt z.B. die 22 "Mißverständnissen vorbeugen"-

tokens erneut, so stellt man fest, daß nur ein einziges der negativen Nachbarschaftsnomen mit

ihnen zusammenfällt - nämlich "Widersprüchen", denen ebenfalls vorgebeugt werden soll. In

dem Spannungsfeld zwischen gefürchteten Folgen wahrhafter Mißverständnisse und seiner rhe-

torischen Floskelhaftigkeit läßt sich auch erkennen, wann die Berufung auf "Miß-" das kleinere -

ungenannte - Übel sein kann, auf das man sich dann gerne beruft, anstatt konkreten Beschuldi-

gungen, Eingeständnissen und Konsequenzen seines Tuns ausgesetzt zu sein.

Einen letzten Widerspruch kann ich nur kurz nennen. Er ist prinzipiellerer Natur und nicht zu

lösen. Es handelt sich um die "semantische Macht der Verben" (Heringer 1985), die mit "Miß-

verständnis" kollokieren. Mit Engelkamp 1973 könnte man fragen, ob nicht bestimmte Verben

Stimuli für bestimmte Nomen sind - und nicht umgekehrt. Vielleicht könnte man das experimen-

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tell herausfinden. Auf jeden Fall sind einige der Beschreibungen von Mißverständnis-

Assertionen zum gleichen Teil vom Verb abhängig wie vom Nomen "Mißverständnis".7

4.4 Stereotypen des "Mißverständnis"-Gebrauchs: Eine Zusammenfassung

Ziel dieses Kapitels war es, die Verwendung des Wortes "Mißverständnis" näher zu untersuchen.

Ein größeres Textkorpus diente als empirische Basis. Verbkollokationen, benachbarte Adjektive

und Adverbien sowie Nachbarschaftsnomen wurden als semantisch "infektiöse" Indizien für eine

mögliche Bestimmung des Wissens bezüglich der Verwendung von "Mißverständnis" betrachtet;

darüberhinaus konnte anhand verschiedener Typen der "Mißverständnis"-Assertion und der

"Mißverständnis"-Prophylaxe gezeigt werden, daß es ein Metawissen über die Verwendung von

Kollokationen etc. gibt.

Viele Schlüsse, die anhand der Analyse ziemlich nahe liegen, haben bereits die Form von gene-

relleren Aussagen angenommen. Im folgenden geht es mir nun darum, Stereotypen des Wissens

und Metawissens über den Gebrauch des Wortes "Mißverständnis" zu formulieren. Wie ich

schon anfangs betont habe, gehe ich davon aus, daß es eine Beziehung gibt zwischen dem Ver-

wendungswissen des Wortes bzw. der Phrasen, in denen das Wort eingebettet ist, und den Kom-

munikationsereignissen, die wir als "Mißverständnis" bezeichnen. Das Ensemble der folgenden

acht Stereotype könnte dann so etwas wie ein "Mißverständnis"-Frame oder "Mißverständnis"-

Skript darstellen. Mir ist bewußt, daß die Abbildungsweisen von Frames und Skripts zumeist

anders erfolgen. Die vorliegende Form leitet sich unmittelbar aus der Arbeit am Textkorpus ab.

Die Reihenfolge der Stereotypen ist von daher auch nicht ganz willkürlich. Sie stellt einen Kom-

promiß dar aus der Grobstruktur der empirischen Befunde einerseits und der inhärenten Logik

der Abfolge möglicher "Mißverständnis"-Stereotypen andererseits. So soll deutlich werden, daß

das Wissen um die Ubiquität von Mißverständnissen näheren Charakterisierungen derselben

vorausgeht oder daß die "Schlechtigkeit" von Mißverständnissen Bedingung für das Schutzbe-

dürfnis gegen sie ist - zumindest auf der Beschreibungsebene. Letztendlich muß man sich aber

die acht Stereotypen als ein vernetztes Ganzes vorstellen, wobei die Interrelationen nicht alle

gleich ausgebildet sind. Auch möchte ich zum Schluß noch einmal betonen, daß Beschreibungen

dieser Art heuristische Beobachterkonstrukte sind. Sie präsentieren zunächst nicht mehr als

"chunks of knowledge" (Schank / Abelson 1977).

7 Nehmen wir z.B. den Satz "Natürlich ist jede Beschäftigung mit der Hinterlassenschaft des Dritten Rei-ches auch Mißverständnissen ausgesetzt - das liegt in der schrecklichen Natur des Themas." Hier könnte "Mißverständnisse" ersetzt werden - durch "Irrtümer", "Fehler", "Probleme", "Trugschlüsse", "Wider-sprüche" u.v.a.m. Aber kann das Verb so einfach ausgetauscht werden?

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 13

Stereotyp 1

Die Welt ist voller Mißverständnisse.

Denn Mißverständnisse können jederzeit entstehen, weil man Mißverständnisse unbeabsich-tigt schaffen, erzeugen und fördern kann und weil sie unter der Oberfläche / im Verborgenen lauern, plötzlich auftauchen können und man ihnen erliegen kann.

Stereotyp 2

Mißverständnisse können klein und einfach sein und sie können grundlegend und schwer-wiegend sein.

Stereotyp 3

Mißverständnisse sind prinzipiell schlecht.

Denn Mißverständnisse haben fast immer böse Folgen, manchmal undurchsichtige Folgen und nur selten positive Folgen.

Mißverständnisse korrespondieren fast immer mit Konflikt- und Fehlerhaftem, mit Schwie-rigkeiten, Vorurteilen, Unglück und persönlichen Problemen; manchmal mit Rätselhaftigkeit und Wirrwarr und nur selten mit Gewinn.

Stereotyp 4

Deshalb muß man sich vor Mißverständnissen schützen.

Also müssen Mißverständnisse verhindert werden, bevor sie entstehen, indem man ihnen vorbeugt, indem man Risiken, die zu Mißverständnissen führen könnten, vermeidet.

Stereotyp 5

Sind Mißverständnisse einmal da, kann man sie bearbeiten.

Das heißt, Mißverständnisse kann man durchschauen. Mißverständnisse kann man klären und Mißverständnisse kann man ausräumen.

Stereotyp 6

Mißverständnisse beruhen meistens auf einer Art undefinierter Gegenseitigkeit. Denn sie haben kein explizites Agens. Sie sind selbst Agens.

Aber Mißverständnisse können auch Einzelnen angelastet werden.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 14

Stereotyp 7

Mißverständnisse kann man auch mit Absicht schaffen, erzeugen, fördern und provozieren.

So wie man sich selbst vor ihnen schützen muß, so kann man andere Menschen Miß-verständnissen aussetzen.

Stereotyp 8

Mißverständnisse und das Wissen über das Wirken von Mißverständnissen und von "Miß-verständnis"-Assertionen kann man zum eigenen Vorteil und auch zum Nachteil anderer aus-nutzen.

Das Anführen einer "Mißverständnis"-Prophylaxe als eine floskelhafte Diskursroutine dient dem positiven Kommunikationsmanagement.

Die "Mißverständnis"-Behauptung kann unterschiedlichen Strategien der Kommunikation dienlich sein, wie der Reduktion und Verschiebung von Verantwortung, der Beschönigung und Verschleierung von Problemen, Mißständen und der eigenen Schuldhaftigkeit sowie der Widerrufung vorheriger Aussagen und Eingeständnisse.

…………………

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 15

6 Von der äußeren zur inneren Ordnung: Die Typologisierung von

Mißverständnissen nach Kriterien ihrer Manifestanz

"Einmal muß das Mißverständnis überhaupt entdeckt werden. Das heißt, ein irgendwie gespürter Dissens oder die

Unverträglichkeit bestimmter Handlungen muß zuerst einmal als Mißverständnis erkannt werden. Dann muß klar sein,

an welcher Stelle das Mißverständnis liegt, und schließlich muß gefunden werden, worin es besteht."

Hans Jürgen Heringer 1977

"Misunderstanding is ... a matter of degree." Jan Smedslund 1990

Mißverständnisse sind nicht gleich Mißverständnisse. Das wird einem klar, wenn man die Fach-

literatur nach Definitionen, Beispielen und Analysen durchforstet; wenn man selbst die Auswahl

aus Hunderten von Gesprächen treffen muß, wo denn Mißverständnisse vorkommen; wenn man

schließlich mißverständnis-sensibilisiert durch die Welt geht, und immer wieder erstaunt ist, was

einem alles als Mißverständnis begegnet. Und dann ist da noch der Gebrauch des Wortes "Miß-

verständnis", über den ich ja schon berichtet habe (Kap. 4). Ist eine Auswahl nach heuristisch-

definitorischen und präanalytischen Kriterien einmal getroffen, dann erfordert der zweite Blick

eine strengere analytische Meßlatte. Es gilt sowohl eine äußere als auch eine innere Ordnung

herzustellen. Die äußere Ordnung teilt das Mißverständnis in unterschiedliche Typen von Miß-

verständnissen ein, die innere Ordnung beschäftigt sich mit der Binnenstruktur des Mißverständ-

nisses innerhalb des vorliegenden Gesprächstranskripts.

Zwischen äußerer und innerer Ordnung besteht ein enger Zusammenhang. Jede Begründung der

äußeren Ordnung operiert mit Kriterien der inneren Ordnung. Das hängt vor allem damit zu-

sammen, wie wir Verstehen begreifen. Denn es geht um Verstehensprozesse, wenn auch um ge-

störte. Die Verständnisse sind aufgeteilt in die Welt der Teilnehmer und die der Beobachter.

Beiden Welten gilt es gerecht zu werden. Würde die eine mit der inneren, die andere mit der äu-

ßeren Ordnung korrespondieren, wäre ein wohlgeordnetes Vorgehen gesichert. Doch jede An-

nahme des Beobachters über eine äußere Ordnung bedarf der Evidenz der inneren Ordnung. Äu-

ßere Ordnung besagt grob: Es gibt manifeste Mißverständnisse, die sich die Kommunikations-

partner als solche manifest machen; verdeckte oder versteckte Mißverständnisse, die sie sich

zwar irgendwie anzeigen, aber nicht manifest machen; schließlich Mißverständnisse, die voll-

ständig unbemerkt bleiben, in denen also nur der kluge Beobachter des Mißverständnisses ge-

wahr wird und es entschlüsseln kann. Damit wäre eine äußere Ordnung grob untergliedert. Doch

Kriterien für die Zugehörigkeit zum jeweiligen Mißverständnistyp finden wir nur innerhalb des

betrachteten Gesprächs. Hier greift die äußere Ordnung also sogleich auf die innere zurück. Man

könnte auch sagen, daß die Unterteilung in innere und äußere Ordnung eine Frage der Perspekti-

ve ist. In diesem Kapitel gehe ich zunächst von der äußeren Ordnungsperspektive aus; in den

nächsten Kapiteln nehme ich dann nach und nach die Perspektive einer inneren Ordnung ein.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 16

Was ich als Motto zitiert habe (Heringer 1977: 104), trifft sozusagen den Nagel auf den Kopf.

Heringer hat das Problem der Mißverständnisse in einem Beitrag zur Praktischen Semantik eher

am Rande behandelt. Heringers Problematisierung der Mißverständnis-Entdeckungsprozedur gilt

für Analysanden und beteiligte Gesprächspartner gleichermaßen. Nur ist das Problem für beide

nicht unbedingt dasselbe, auch nicht in der Reihenfolge (a) Entdeckung, (b) Ort und (c) Identifi-

zierung. Der Kommunikationsteilnehmer wird zunächst die Unverträglichkeit oder den Dissens

spüren. Dieses Spüren ist uns oft nicht zugänglich. Wir brauchen Indizien. Manchmal springen

sie dem Analysanden geradezu ins Auge. Doch erfolgt von Seiten der Kommunikationsteilneh-

mer keine Entdeckung, keine Verortung. Die besten Indizien liefern uns natürlich die Aufde-

ckungsleistungen der Beteiligten selbst. Aber dazu muß einer der Gesprächsteilnehmer über-

haupt erkennen, daß ein Mißverständnis vorliegt. Zu erkennen, worin es besteht und an welcher

Stelle es zu verorten ist, sind für die Beteiligten noch einmal Leistungen, die wir nur idealiter

finden. Mißverständnisse sind also nicht gleich Mißverständnisse. Sie sind, wie Smedslund sagt,

"a matter of degree" (1990: 112). Einen wichtigen Aspekt müssen wir dem Heringerschen en

passant gemachten Analysevorschlag zudem noch hinzufügen. Den Aspekt der Bearbeitung im

Sinne dessen, was im Kapitel "Über den Gebrauch des Wortes 'Mißverständnis'" bereits deutlich

geworden ist: "Stereotyp 5: Sind Mißverständnisse einmal da, kann man sie bearbeiten. Das

heißt, Mißverständnisse kann man durchschauen. Mißverständnisse kann man klären und Miß-

verständnisse kann man ausräumen."

Ich möchte im folgenden Schritt für Schritt vorgehen. Denn was soweit gesagt wurde, bedarf

einer genaueren Prüfung. Ich werde dazu ein analytisches Kategorienbesteck entwickeln, das der

Differenziertheit realer Mißverständnisvorkommnisse in situierten Dialogen gerecht werden soll.

Zumindest in einer ersten Annäherung.

6.1 Einseitige Manifestationspostulate

Es gibt jene Form des Hineinzwingens von Wirklichkeit in ein apriorisch formuliertes Definiti-

onskorsett, welches die Differenziertheit des sozial-kommunikativen Lebens zugunsten einer

analytischen Eindeutigkeit einfach zur Restkategorie erklärt, indem all jene Fälle ausgeblendet

werden, die die Definition nicht abdeckt - eine Art schlankes Wissenschaftsmanagement. Zur

Verschlankung der sozial-kommunikativen Wirklichkeit gehört es, einen Typ von Mißverständ-

nis zum Mißverständnis an sich zu erklären. Dieser Gefahr sind einseitige Festlegungen ausge-

setzt, wie beispielsweise "Mißverständnisse (sind) Ergebnis intersubjektiv gesteuerter Kontroll-

prozesse ..., die durch metakommunikative Strategien von Sprecher und Hörer gemeinsam

durchgeführt werden" (Bülow 1988: 44) oder "It is further required that the hearer manifests his

incorrect understanding in an utterance in the conversation subsequent to the misunderstood utte-

rance of the speaker. This requirement is essential because without such an utterance by the hea-

rer, there is no evidence that a misunderstanding has occurred" (Humphrey-Jones 1986c: 28).

Mißverständnisse sind demnach nur solche, bei denen einer der Kommunikationsteilnehmer in

Bezug auf das Mißverständnis explizit, das heißt metakommunikativ tätig wird, nicht nur indem

das Mißverständnis durch eine Teilnehmerreaktion manifest wird, sondern indem ein Teilnehmer

es faktisch, wenn auch nur für einen Moment, thematisiert. Die tatsächliche Vorkommensbreite

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 17

an Mißverständnissen wird so auf einen einzigen, den metakommunikativen Typ, reduziert. Wie

wir sehen werden, entspricht dies kaum dem hochdifferenzierten Mißverständnis-Allerlei unserer

alltäglichen Kommunikationserfahrungen.

Allerdings hat diese Eingrenzung in ganz anderer Hinsicht etwas für sich. Denn sie benennt Ver-

stehenskriterien. Bülow macht sie fest an "intersubjektiv gesteuerten Kontrollprozessen", an de-

nen Sprecher und Hörer gleichermaßen beteiligt sind. Sie legt damit die Aushandlungsperspekti-

ve auch für Mißverständnisse zu Grunde (vgl. Kap. 3.2ff.). Gleichzeitig schafft sie ein sicheres

Kriterium, wann ein Mißverständnis vorliegt.8

Nun ist es keine von vornherein ausgemachte Sache, was "sich manifestieren" heißt.9 Auch ge-

hen die Manifestationsebenen durcheinander. Manifestiert sich das Mißverständnis (a) erst mit

der Manifestation, daß es sich um ein solches handelt? Oder (b) schon dort, wo der Hörer es

merkt? Oder (c) noch weiter vorher, nämlich bereits dort, wo ein Sprecher Mißverständliches

sagt? Im Fall (a) können Mißverständnisse deklariert werden, die - nach anderer Auffassung -

gar keine sind. Bei (b) und (c) brauchen wir so etwas wie situationsenthobene Beurteilungskrite-

rien; Kriterien, wie man das Merken merkt, und Standards, was "unmißverständlich" ist.

Zunächst einmal müssen wir feststellen, daß wir mit Gesprächssequenzen konfrontiert sein kön-

nen, von denen wohl jedermann sagen wird: "Das ist ein Mißverständnis!". Wenn dem so ist,

müssen wir uns im Anschluß fragen, was es ist, das dies für jedermann so offenkundig macht; ob

es also Manifestationen von Mißverständnissen gibt, die nicht nur das Manifestmachen eines

Mißverständnisses durch einen an der Kommunikation Beteiligten umfaßt, sondern auch noch

das, "worin es besteht" (Heringer), und zwar dort, wo es "passiert", am Ort des Geschehens.10

8 Der Vorteil solcher Festlegungen fällt vor allem gegenüber solchen kognitionspragmatischen Vereinfa-chungen auf, wie der genetischen Festlegung von Mißverständnissen, so beispielsweise Lavric, wenn sie schreibt "Mißverständnisse entstehen dort, wo der Hörer nicht über das nötige Vorwissen verfügt, um die Äußerung richtig zu verstehen", bzw. "wo der Sprecher beim Hörer ein Vorwissen voraussetzt, über das dieser nicht verfügt" (Lavric 1990: 14) oder wie bei Weissenborn und Stralka, die schon fast kategorisch werden, wenn sie feststellen: "Ein Mißverständnis wird sich immer dann einstellen, wenn die Gesprächs-partner zu Unrecht von der Annahme ausgehen, daß ein gemeinsamer Referenzrahmen vorhanden ist. Das heißt, der Hörer interpretiert eine Äußerung des Sprechers auf der Grundlage eines Referenzrahmens, der von diesem nicht intendiert war" (Weissenborn/ Stralka 1984: 114). In solchen Erklärungen werden wir auf inner-state-of-minds-Ursachen verwiesen. Sie dienen nicht einmal der Begründung für Mißverständ-nisse, sondern legen scheinbar deren Erzeugungsbasis fest. Problematisch sind sie von daher erst in ihrer Abgehobenheit von einer nachweislich komplexeren dialogischen Wirklichkeit, in denen Ursachen eher nachrangig sind. 9 Humphrey-Jones legt sich allerdings fest, wenn sie sagt "in an utterance in the conversation subsequent to the misunderstood utterance". Heißt "subsequent" unmittelbar folgend? - dann ist es verkürzt. Denn es kann auch irgendwann später erfolgen, wie wir sehen werden. Heißt "subsequent" irgendwann hinterher, ist es trivial. Denn vor der als mißverständlich inkriminierten Äußerung kann bestimmt keine Manifesta-tion erfolgen. Auch Bülows intersubjektive Kontrollprozesse halten nicht, was sie versprechen. "Meta-kommunikative Strategien", so können wir in ihrem Aufsatz nachlesen, sind sehr expliziter Natur, wie "Du hast mich mißverstanden" etc. (Bülow 1988: 45). Doch sind Statements der zitierten Art wohl kaum "ausgehandelt". 10 Mit jedermann meine ich jeden kompetenten Sprecherhörer bzw. jede kompetente Sprecherhörerin, die in der Lage ist, seine und ihre Zugehörigkeit zur selben Sprachgemeinschaft und Kultur durch miteinan-

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 18

Bülow hat natürlich recht, wenn ein Kommunikationsteilnehmer sagt "Du hast mich mißverstan-

den", dies erst einmal für bare Münze, mithin als kriterial für ein Mißverständnis zu nehmen.

Denn wir müssen jedem Kommunikationsteilnehmer zunächst unterstellen, daß er das Koopera-

tionsprinzip beachtet und sich als normaler Sprecherhörer an die Wahrhaftigkeitsmaxime hält.

Vom Gesprächsablauf her ist dies eine retrospektive Schlußfolgerung: "Weil B sagt, 'Du hast

mich mißverstanden', hat A B mißverstanden." Interaktionslogisch ist diese Schlußfolgerung

völlig in Ordnung. In der Realität kommt dies so sauber explizit eher selten vor. Das ist nicht

verwunderlich, da es gemäß der Höflichkeitsstrategien, wie sie Brown und Levinson beschrei-

ben, einen Akt der Mißachtung von "positiver Höflichkeit" darstellen würde, zudem einen Akt

"bald on record", also einem gesichtsbedrohenden Akt gleichkäme (vgl. Brown / Levinson

1987). Auch werden wir wieder an die Stereotypen des Mißverständnisgebrauchs erinnert, an

den Befund, daß "Mißverständnisse ... meistens auf einer Art undefinierter Gegenseitigkeit (be-

ruhen). Denn sie haben kein explizites Agens. Sie sind selbst Agens. Aber Mißverständnisse

können auch Einzelnen angelastet werden" - so Stereotyp 6, letzteres zudem mit gesichtsbedro-

henden Folgen, vgl. Stereotyp 8.11

………………

6.10 Übergang: Rückschau und Ausblick

Ich habe mich in diesem - äußerst umfangreichen - Kapitel mit dem Mißverständnis in dem Sin-

ne auseinandergesetzt, daß ich mich vom Mißverständniskern, den A1/B1-Couplets, zu völlig

unterschiedlichen Manifestationsformen des Mißverständnisses vorgearbeitet habe, wobei das

Mißverständnis bereits im Mißverständniskern manifest werden kann - jedenfalls im Sinne des

Merkens. Mein Blickwinkel war dabei schwankend: Mal habe ich den der Kommunikationsteil-

nehmer selbst eingenommen, dabei mitunter nur den eines einzelnen, mal den eines Dritten,

mich selbst eingeschlossen. Auch was die Manifestanz von Mißverständnis ausmacht, ist von

diesem Blickwinkel abhängig.

Ich habe gemäß der Manifestationsformen versucht, eine Ordnung aufzustellen und dabei das

Modell des Kontinuums gewählt, auf dem Mißverständnisse je nach dem Grad an Manifestanz

von links nach rechts angeordnet werden können. Manifestanz ist deswegen ein so wichtiges

Kriterium, weil es zum einen overte Mißverständnisse von verdeckten und versteckten abgrenzt

und weil es zum anderen interaktiv unterschiedliche Folgen aufweist. Wo etwas manifest ist,

der kompatible Einschätzung hinsichtlich der Beurteilung von Sprechereignissen mit anderen Sprecherhö-rern 'unter Beweis zu stellen', daß alle Sprecherhörer(innen) also über denselben emischen Bedeutungs-haushalt verfügen. Es entspricht dies in etwa den Vorstellungen einer kognitiven Anthropologie, wie der Goodenoughs oder Frakes, und der darauf basierenden Kommunikationsethnographie à la Hymes. 11 Das maschinenlesbare Textkorpus von ca. 30 Millionen Textwörtern ist von mir ja nur auf substantivi-sche Mißverständnis-Vorkommnisse hin untersucht worden. Die Anzahl der mißverst*-Verbalphrasen inklusive der nicht-attributiven Partizipien beziffert sich auf 229 (vgl. 4.3.1). Ein schneller Durchlauf der Vorkommnisse zeigt, daß die assertorische Variante "A mißversteht B" nur selten vorkommt, auffälliger-weise in den Literaturfragmenten. Aber natürlich sind nur die wenigsten Texte im Korpus situierte Dialo-ge und von daher für vorliegendes Problem kaum aussagekräftig.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 19

kann es benannt und behandelt werden. Es ist Gegenstand der Aushandlung und konfirmiert da-

mit den kooperativen, interaktionalen und wechselseitigen Charakter von menschlicher dialogi-

scher Kommunikation. Neben der ständig reduzierteren Mißverständnis-Manifestanz ist sicher-

lich auch der Aufwand, ein Mißverständnis zu analysieren, ein weiteres Kriterium für die immer

rechtere Positionierung auf dem Manifestations-Kontinuum von Mißverständnissen. Denn je

weniger manifest ein Mißverständnis ist, umso aufwendiger seine Behandlung. Dies teilt der

Analysand in der Regel mit den Teilnehmern.

Manifest gemachte und behandelte Mißverständnisse stellen die Interaktionsordnung nicht in

Frage, sie bestätigen sie vielmehr. Aufdecken und Klären gehen zumeist Hand in Hand. Anders

bei verdeckten und versteckten Mißverständnissen, zu denen ich weiter unten noch kommen

werde. Mißverständnisse werden hier nur für den Forscher als solche manifest. Für die Kommu-

nikationsteilnehmer manifestieren sie sich in anderer Gestalt. Sie sind subkutane Kommunikati-

onskonflikte, mit dialogisch destruktiver Wirkung. Sie können aber auch mit den eingebauten

Heilmitteln unseres Kommunikationssystems gelöst werden, ohne daß ein Teilnehmer in irgend-

einer Weise bewußt so handeln würde, geschweige denn es beim Namen nennen könnte. Wir

werden das noch sehen. Auf dem Kontinuum ist jedenfalls noch genügend Platz, um auch die

verdeckten und versteckten Fälle unterzubringen.

Die äußere Ordnung korreliert mit einer inneren Ordnung. Die Kommunikationsteilnehmer ha-

ben unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, mit Mißverständnissen umzugehen. Dies

impliziert die Wahl und Gestaltung des Manifestmachens (oder Ignorierens), ob Diagnosen, A-

namnesen oder andere Formen der Accounts gewählt werden. Auch diese Wahl und Ausgestal-

tung sind Bestand einer dialogischen Interaktionsordnung.

Die Ordnungen führten zu einer ständigen Verfeinerung und Revision eines anfänglich einge-

führten Modells, dessen einzelne Positionen von unterschiedlichen Formaten besetzt sind. Die

Formate geben Auskunft über Grundmuster der jeweiligen Sprecherbeiträge, die im Zusammen-

hang mit dem Mißverständnis relevant erscheinen. Einer letzten Nachbesserung mußte sich das

Modell hinsichtlich des Abschieds von der analytischen Außenperspektive unterziehen. Der Ver-

such, es dem Verständigungsprocedere der Teilnehmer selbst anzupassen, ließ es recht dickbau-

chig und damit nur noch bedingt handhabbar werden.

Das Modell wuchs aber auch langsam nach unten. Denn das Mißverständnis erschöpft sich we-

der in Couplets noch in einfachen Diagnosen. Das Mißverständnis macht vielmehr eine ganze

Sequenz aus, deren Ende wir bislang erst andeutungsweise betrachtet haben. In den nächsten

Kapiteln sollen manifeste Mißverständnisse nun unter denjenigen zwei Aspekten betrachtet wer-

den, die des öfteren erwähnt und angekündigt worden sind. Der erste Aspekt ist, daß Miß-

verständnisse selten mit der A2- oder B2-Position abgeschlossen sind. Die Diagnose, die Anam-

nese, der Account und oft auch die anderen Manifestationsformen haben ein "Nachspiel". Im

übernächsten Kapitel werde ich dann etwas zur Gestalt des manifesten Mißverständnisses als

eigenständige Sub- bzw. Seitensequenz oder Insertion sagen.

…………..

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8 Mißverständnisse als eigenständige (Seiten-)Sequenzen

"(...) the initiating of a side sequence ... sets up the problem for the challenger of accomplishing a return

to the on-going sequence." Gail Jefferson 1972

Nur selten finden wir einen natürlich situierten Dialog, der ununterbrochen strikt 'bei der Sache

bleibt'. Vielmehr stoßen wir auf Umwege, kürzere und längere, die das 'eigentliche' Gespräch für

einen Moment (und länger) anhalten, bevor es zurück 'zur Sache geht'. Gail Jefferson hat diese

Erscheinungen "side sequences" genannt: "In the course of some on-going activity (for example,

a game, a discussion), there are occurrences one might feel are not 'part' of that activity but

which appear to be in some sense relevant. Such an occurrence constitutes a break in the activity

- specifically, a 'break' in contrast to a 'termination'; that is, the on-going activity will resume.

This could be described as 'side sequence within an on-going sequence'" (Jefferson 1972: 294).

Nun ist der Witz bei den Seitensequenzen, daß sie zwar ein Gespräch anhalten, es aufblähen,

einen Umweg zum Ziel bedeuten, sie aber dennoch "in some sense relevant" sind. Relevant sind

sie aus dem in Frage stehenden Gespräch selbst heraus. Denn vorausgesetzt, wir unterstellen, daß

sich die Gesprächsteilnehmer an das Kooperationsprinzip halten, dann werden sie sich auch an

die Maxime der Quantität halten, nämlich nicht mehr zu sagen, als für den jeweiligen Ge-

sprächszweck notwendig ist.

Mißverständnisse in Gesprächen führen zu solchen typischen Seiten- oder Nebensequenzen. Ei-

gentlich sollte ich mit dem jetzigen Erkenntnisstand sagen können, "Mißverständnisse sind typi-

sche Seitensequenzen", denn Mißverständnisse umfassen ja weit über die Manifestation hinaus

reparative Nachspiele. Und wie wir gesehen haben, sind sie durchaus notwendig. Sie räumen

Hindernisse für den weiteren Verlauf des Gesprächs oder der Interaktion aus dem Weg - in der

Regel jedenfalls, sofern es sich nicht um unechte Mißverständnisse handelt (vgl. Kap. 9). Nun

wissen wir nicht, wo ein jeweilig mißverständnisbereinigtes Gespräch landen würde, wenn die

Hindernisse unbemerkt oder unbearbeitet geblieben wären. Aber es gibt viele Gespräche, in de-

nen wir die Disharmonie, die Konflikte und womöglich das Scheitern genau darauf zurückführen

können, daß die Umwege und das Anhalten der Räumungsarbeiten wegen ausgeblieben sind

oder ausbleiben mußten, weil die Beteiligten sich ihrer Notwendigkeit nicht bewußt waren (vgl.

Gumperz 1982a, Gumperz / Jupp / Roberts 1979 u.a.; siehe auch Kap. 3.5 und Kap. 10).

Auf Nebensequenzen sind wir im Verlauf der Arbeit bereits mehrfach gestoßen. In diesem Kapi-

tel sollen sie als formale Erscheinung im Mittelpunkt stehen. Denn sie unterstützen meine An-

nahme, daß es sich bei Mißverständnissen um interaktive Sequenzen aus eigenem Recht heraus

handelt. Der Begriff "Nebensequenz" (Seitensequenz oder insertierte, eingeschobene Sequenz)

scheint dem in gewisser Weise zu widersprechen. Doch besagt dies noch nichts über die Rele-

vanz der Sequenz. Stellen wir uns ein Gespräch unter hochrangigen Diplomaten vor, die in einer

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 21

äußerst heiklen Mission unterwegs sind. In einem solchen Gespräch entscheidet ein kleiner ne-

bensequentieller Umweg zur Klärung eines Mißverständnisses unter Umständen zwischen Krieg

und Frieden. "Nebensequenz" nimmt vor allem Bezug auf eine formal neben- oder untergeordne-

te Erscheinung. Wie diese aussieht, will ich im folgenden an verschiedenen Beispielen zeigen.

8.1 Einfache Nebensequenzen

Nebensequenzen sind unterschiedlich selbständig. Die 'saubersten' Einschübe sind diejenigen,

die man aus einem Gespräch herausschneiden kann, ohne daß dieses dadurch merklich verändert

wird. Das heißt, daß die Nebensequenz in der Weise eingefügt ist, daß ihr eine ganz eigenständi-

ge Gestalt zukommt. Doch ist hier natürlich Vorsicht geboten, denn wir können nie ganz sicher

sein, ob ein Gespräch auch ohne Insertion in der Weise weitergegangen wäre, wie nach dem He-

rausschneiden der Mißverständnissequenz. Ja, ich glaube, daß man mit Sicherheit davon ausge-

hen kann, daß Nebensequenzen integraler Bestandteil der interaktionsgeschichtlichen Entwick-

lung eines Gesprächs oder einer Interaktion sind. Das heißt, ein Gespräch kann natürlich nie ge-

nau dort anschließen, wo es vor dem Mißverständnis stehen geblieben ist, was ich bislang als den

Status quo ante bezeichnet habe. Es ist dies ein formales Kriterium. Aber auch formale Probleme

müssen interaktiv gelöst werden. Heikel wird dies gerade auch am Übergang zurück zum Status

quo ante (siehe Motto).

Fangen wir mit dem schon hinlänglich bekannten "Fristen"-Beispiel an:

(104) Fristen VI [AUTRA.35]

1 S: Ja, jaja, aber wär halt entfristet, das ist das Beruhigende, ne(?)

2 H: Befristet- [naja

3 S: [ENTfristet

4 H: Entfristet?

5 S: Entfristet, mhm

6 H: Und die äh Habil machste aber trotzdem weiter(?)

Die grau unterlegte Sequenz entspricht der Seitensequenz Mißverständnis. Schneiden wir die

Mißverständnissequenz hinaus, dann erhalten wir eine 'bereinigte' Version, die nur aus der wei-

ßen Zone, also Z 1 und 6 besteht. Doch was auf den ersten Blick als problemloser Anschluß aus-

sieht, gestaltet sich in Wirklichkeit komplexer. Denn wenn H das verstandene "befristet" als

kommentierungs- bzw. sonderratifizierungsbedürftig anerkennt, dann können wir auch vermuten,

daß er, wenn er "entfristet" richtig verstanden hätte, eine ähnliche Ratifizierung vorgenommen

hätte, wie vielleicht "Entfristet, na schön", was eine Gegenratifizierung wie "Entfristet, genau"

zur Folge gehabt haben könnte. Das heißt, es gibt eine Übergangszone, die sowohl im schwarz

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 22

geschriebenen als auch im farbig verfaßten Bereich zu verorten ist. Aber mit dieser Einschrän-

kung werden wir es meistens zu tun haben.

Nebensequenzen können unterschiedlich viel Raum einnehmen. Das liegt auf der Hand, wenn

wir die Nachspiele der Mißverständnismanifestation mit einbeziehen. In dem schon zitierten

Beispiel "Wer ist Lucero?" nimmt die Mißverständnissequenz deshalb einen so großen Raum

ein, weil nach der Klärung des Mißverständnisses noch ein Rechtfertigungsaccount folgt:

(105) Wer ist Lucero? II [AUTRA.40]12

1 G: Und dannnnn äh, wollten wir zu Lucero fahren

2 S: Ach, ihr wolltet gar nich zu deim Bruder?

3 G: {Nein}

4 Ja (+) zu Lucero eigentlich

5 S: Is das der im Rollstuhl?

6 ((2 Sek.))

7 G: Lucero?

8 S: Ja=wer is Lucero?

9 G: Lucero is die::::::: die Freundin von Victor

10 S:Ach die Freun-=kenn ich doch nich

11 G: Ne:

12 S: Kenn ich doch nich

13a G: Ne::

13b G: und dannnnn (h) dann konnten wir nicht äh nicht mehr radeln, weil das

14 Wetter so so-

Im Vergleich zu "Fristen" ist diese Nebensequenz auch nicht sprecherwechsel-allokativ, sondern

schneidet, wenn man so will, mitten durch die Äußerung der Sprecherin G, denn deren "Ne::" (Z

13a) ist noch als Respons auf S's Rechtfertigung zu verstehen, während die Fortsetzung ihrer

Äußerung (Z 13b f.) an ihrer Erzählung in Z 1ff. anknüpft. Im nächsten Beispiel verhält es sich

ganz ähnlich:

12 Teilnehmer des Telefonats sind G (f.), 30 J. und S (m.), 40 J. G und S sind Freunde. G kommt aus La-teinamerika.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 23

(106) Angst vorm Wolf [ZITRA.3]13

1 A: Ja, und dann sagt er immer, er hat Angst vorm Wolf

2 B: Ach, es is alles Projektion

3 A: Naja, 's is aber wahr. Er hat halt Angst

4 B: Ach, ich fra- ich frag mich dabei natürlich auch, ob es richtig is

5 A: Märchen zu erzählen. Natürlich is das richtig

6 B: Naja, das nich

7 A: Ich mein irgend- wenn sie Angst haben, müssen sie ja irgend 'n Bild haben

8 von der Angst und dann nehmen sie sich das Bild, was man ihnen halt so hinstellt

9 B: Ja ja

10 Ja ja

11 A: Ach du, da sind lauter Fliegen drin eh in dem Dings

12a B: Ob es richtig ist,

12b B: daß man's durch äh daß man sagt, äh, wenn der Wolf kommt, dann schick ihn

13 weg. Ob das äh, ob das, da frag ich mich immer, ob das eine richtige

14 Rationalisierung ist

Das Mißverständnis besteht hier darin, daß A Bs Äußerung in einer Weise komplettiert (Z 4f),

die B so nicht akzeptieren kann, weil er sie so nicht meint bzw. so nicht ausführen wollte ("Naja,

das nich" (Z 6)). Dieser Dissens eröffnet eine Nebensequenz, die allerdings nicht vom Miß-

verstandenen oder Mißversteher korrektiv ausgefüllt wird, sondern von A, der Unterbrecherin,

für die Stützung ihrer Äußerungsübernahme argumentativ genutzt wird. Dies scheint von B auch

ratifiziert zu werden. Doch wissen wir, daß "ja ja" (Z 9f.) auch viele andere Funktionen haben

kann, wie z.B. "Ist schon okey" oder "Red Du nur" u.ä. Erst zwei Sprecherwechsel später gelingt

es B, seinen Widerspruch auszuführen und damit auch das Mißverständnis zu klären, indem er

wortwörtlich an seine angefangene und von A übernommene Äußerung in Z 4 anknüpft. Er tut

dies mit der Wiederholung der letzten satzmäßigen Konstituente "ob es richtig ist", an der er sei-

ne eigene Äußerung anknüpfen bzw. fortführen kann.

Hier stellt sich die Frage, was zur Nebensequenz dazu zählt und was nicht. Die Wiederholung in

Z 12a dient sozusagen als Brücke zwischen seiner expropriierten Äußerung und seiner Wieder-

inbesitznahme. Doch sind Wiederholungen als Selbstkorrekturen eine normale Sache im Rahmen

einer Äußerung, ohne daß sie Indiz für etwas anderes wären. Hier allerdings gibt es deutliche

Indizien. Einmal fungiert die Wiederholung als Klammer der Nebensequenz, und zum anderen

13 Quelle dieses Telefontranskripts ist Fuchs / Schank 1975, 28f. Die Teilnehmer sind A, 35 Jahre, Pfarre-rin, und ihr Ehemann B, 33 Jahre, Pfarrer. A und B reden über ein Theaterstück, das ihr kleiner Sohn gesehen hat, und über Ängste, die ihn am Einschlafen hindern.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 24

weist die Wiederholung einen vielsagenden Unterschied zum Original auf. Denn die Aussprache

des finalen {-t} bei "ist" (im Vergleich zur Aussprache in Z 4) weist deutlich auf den korrektiven

Charakter dieser Wiederholung hin. Korrektive Items werden ja in der Regel hervorgehoben.

Nun wird kein einzelnes Item repariert, aber dafür das Recht auf Weiterführung einer angefan-

genen Äußerung. Sorgfältige und auch hyperkorrekte Aussprachen sind typisch bei 'erkämpften'

Wiederaufnahmen. Sie implizieren kontrastive Aufmerksamkeitsansprüche und ändern für einen

Moment die Modalität, insofern entsprechen sie einem Kontextualisierungshinweis der Art, wie

"Jetzt rede ich" bzw. setzen eindeutige Akzente hinsichtlich der Kontextfrage "Wer redet gerade

mit wem?".

Es gibt noch eine weitere - monologische - Insertion: As Äußerung in Z 11: "Ach du, da sind

lauter Fliegen drin eh in dem Dings". Inwieweit dies eine beziehungsspezifische Ablenkung ist,

oder eine adhocistische Kommentierung einer "intervenierenden Variablen", die einen Moment

lang die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist kaum zu klären. Entscheidend ist, daß sie monolo-

gisch bleibt. B greift sie nicht auf; es entsteht dadurch kein neuer, gemeinsam konstituierter (Ne-

ben-)Topos.14

Nicht nur Nebensequenzen können wiederum Nebennebensequenzen enthalten, sondern ein Ge-

spräch kann auch zwei oder mehrere Nebensequenzen beinhalten. Dabei muß es sich nicht im-

mer um Mißverständnisse oder Reparaturen handeln. Auch Verständnisnach- und Zwischenfra-

gen eröffnen solche Nebensequenzen. Im folgenden Beispiel hängen die beiden Nebensequenzen

allerdings zusammen. Dadurch, daß S die Antwort auf seine Nachfrage mißversteht, ergibt sich

wenig später das Mißverständnis:

14 Bergmann spricht hier von "lokaler Sensitivität" der Teilnehmer. Sie beschreibt "the tendency inbuilt in every topic talk to focus on elements of the encounter's context which are situated or occur in the partici-pants' field of perception but have not been topicalised so far" (Bergmann 1990: 207). Solche adhocisti-schen Thematisierungen können sowohl toposkonstituierend als auch kurz und vorübergehend sein. Ihre Spezifizität liegt m.E. in ihrer Übergangslosigkeit. Das heißt, die plötzliche Erwähnung eines Sachver-halts etc. im gemeinsamen Gesichtskreis oder im jederzeit aktivierbaren gemeinsamen Alltagswissen der Teilnehmer bedarf keiner gemeinsamen transitorischen Leistungen. Sie bilden keine interaktiv-aktuell motivierten Nebensequenzen, sondern sind zumeist visuell oder assoziativ abgeleitet. Typischerweise setzen sie ein hohes Maß an gemeinsamem Alltagswissen voraus, und zwar ein Wissen, das zusammenle-bensgeschichtlich von unhinterfragter Bedeutung ist, wie das Zwitschern des Kanarienvogels, die Unver-schämtheit des Nachbarn, die vom Regen verschmutzte Scheibe oder das Rheuma im Knie. Es sind "Ach übrigens"-Sequenzen, die relativ beliebig 'kommen und gehen' und sowohl monologisch als auch dialo-gisch gestaltet sein können. Doch den anwesenden Kommunikationsteilnehmern entsteht zumeist keine Fokussierungsobligation

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 25

(107) Stadt Augsburg I [AUTRA.20]15

1 E: un mir gehn ja in a Viertelstunde, weisch(?) (h)um Elfe müsse mir zum

2 Mittagesse gehe, isch ja bruta:l + bru[ta:l

3 S: [°(...) um elf zum Mittagessen°

4 E: Ja, isch do brutal, um halb zwölf isch der Tisch bestellt

5 S: Ph! Son Blödsinn

6 E: ((Holt Luft)) {heissa} ((Ausatmen))

7 S: Bei wem?

8a E: Wis- (h)in der Stadt Augschburg +

8b E: Ja mir sin acht Personen und essen nach Karte

9 und dann muß man dann solang warte=wenn man da später kommt, dann

10 sitzt man zwei Stund bis man das Essen kriegt + [drum

11 S: [((Holt Luft)) Ja un=n

12 welches Lokal gehta?

13 E Stadt Augschburg

14 S: (+) Ach so, das war jetz [ä:h

15 E: [Isch do bei dir

16 S: Bitte?

17 E: Das=isch do bei dir in der Nähe, ganz in der Nähe von dir + Simon +

18 Simon, wenn man über die über die Lechbrücke rüberkommt, muß des gleich

19 links dort sein

20 S: Ach, das frühere [Bu:rg

21 E: [Ja, genau

22 S: [Bourges oder Bu:rg, mhm

23 E: [Genau, ja, Bursch, ja, genau, genau

24 E: [Un dann simma dann anschließend bei der Gisela zum Kaffee

25 S: [Mhh

Die erste Insertion betrifft das Lokal, in dem das frühe Mittagessen stattfinden soll ("bei wem?"

(Z 7)). Die Antwort lautet "in der Stadt Augschburg" (Z 8a). "Stadt Augsburg" ist der Name des

Restaurants. Hier liegt das Mißverständnis begründet. Denn wenig später fragt S erneut nach "Ja

un=n welches Lokal gehta?" (Z 11f.). Hier wird deutlich, daß S die Bezeichnung des Lokals als

"Stadt" im geographischen Sinne mißverstanden hat (obwohl E ansonsten wohl eher so etwas

wie "in der Stadt" oder "in der Innenstadt" geantwortet hätte. Im übrigen lautete die Frage "bei

wem?" und nicht unspezifisch "wo?". E hätte also mit ihrer Antwort ohne Grund die Maxime der

Quantität verletzt). S's wiederholte Frage ist natürlich noch expliziter als die erste, insofern "Lo-

15 Routinemäßiges Telefonat zwischen E (f.), 65 Jahre, und S (m.), 43 J.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 26

kal" erwähnt wird. Es scheint, daß S auch die zweite Antwort nicht mit einem Lokal gleichen

Namens identifiziert. Erst mit Z 20 "Ach, das frühere Bu:rg" wird die Identifizierungsleistung

ersichtlich vollzogen. Diese Erkenntnis wird in den drei folgenden Turns ratifiziert und gegenra-

tifiziert, dann kehrt E zurück zu ihrer Erzählung (Z 24f.).

Bei beiden Einschüben handelt es sich um Klärungssequenzen, im zweiten Fall konkret um eine

Mißverständnisklärungssequenz. Aber auch letztere weist noch einmal eine Binnenstruktur auf,

in der eine weitere Klärungssequenz integriert ist. Denn auf E's Erläuterung "Isch do bei dir" (Z

15) folgt ein "Bitte?" (Z 16), welches nunmehr zu einer ausführlichen Standortbeschreibung

führt. Erst diese, so scheint es, erlaubt die sichere Desambiguierung von "Stadt Augsburg".

Selbst noch die selbstkorrektive Nennung der Aussprachevarianten, des ehemals nach Augsburg

französischer Partnerstadt Bourges benannten Lokals bildet eine kleine Nebensequenz (Z 20-23

bzw. Z 22/23).

Was übrig bleibt vom Gespräch, wenn man die Nebensequenzen herauslöst und nur noch die

Hauptsequenz betrachtet, ist nicht viel. Vor allem ist es wesentlich weniger dialogisch als zuvor.

Es entsteht so eine Sequenz, in der E die Erzählerin ist und S nur noch als reiner Resonator fun-

giert.

(108) Stadt Augsburg II [AUTRA.20]

1 E: un mir gehn ja in a Viertelstunde, weisch(?) (h)um Elfe müsse mir zum

2 Mittagesse gehe, isch ja bruta:l + bru[ta:l

3 S: [°(...) um elf zum Mittagessen°

4 E: Ja, isch do brutal, um halb zwölf isch der Tisch bestellt

5 S: Ph! Son Blödsinn

6 E: ((Holt Luft)) {heissa} ((Ausatmen))

8b E: Ja mir sin acht Personen und essen nach Karte

9 und dann muß man dann solang warte=wenn man da später kommt, dann

10 sitzt man zwei Stund bis man das Essen kriegt + drum

24 E: [Un dann simma dann anschließend bei der Gisela zum Kaffee

25 S: [Mhh

Aber es wird auch ersichtlich, daß dem Gespräch in dieser Form etwas fehlt. Dort, wo die waa-

gerechten Linien die einzelnen Sequenzen trennen, vermissen wir zumindest das einfache Feed-

back-Signal eines Zuhörers.

Das nächste Beispiel ist ganz ähnlich gelagert wie (107):

Page 27: Mißverständnisse in Gesprächen

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(109) Nach Bordeaux II [AUTRA.36]16

10 Sb: Also, am zwoten April von München aus

11 T: ((Holt Luft)) Na:n=meine Frage war jetzt nichhh ä::hmmm ähm die Tage, so

12 meine Frage war {doch} grade, äh, Ab[pfahrt und Ankunft

13 Sb: [{So wannt} jaja, möcht ich Ihn ja

14a durchgeben,

14b Sb: um 7 Uhr 30 von München

15 T: Ja:: (+) mhm

16 Sb: In Brüssel um 8 Uhr 55

17 T: Ja::

18 Sb: Um 9 Uhr 55 von Brüssel weiter

19 T: Ja::

20 Sb: In Bordeaux dann um 12 Uhr

21 T: 12 Uhr in Bordeaux, [also von sieben Uhr-

22 Sb: [Ja, das wär aber am zwoten April, am ersten April

23 hatt=ich geschaut, [da sind keine Plätze mehr frei

24 T: [Mhm

25 T: Ja:=ne, es würd ja erst am Ende April sein. [Ab zwan- das das wär ja Ende

26 Sb: [Ach, das war Ende {April} (...)

27 T: [April

28 Sb: [ich war jetzt immer bei Anfang. [((holt Luft)) Aber, äh, die fliegt ja täglich,

29 T: [Ja na:

30 Sb: [also von daher

31 T: [Eben

32 =kann man flexibel sein

33 Sb: Ja, genau:

34 T: Mhm mhm

35 T: ((Holt Luft)) Und Sie ham gesacht, diese Türkeisache sind nur noch

36 (h) wenige Plätze frei(?)

Nach einer ausführlichen Sequenz über Flugmöglichkeiten in die Türkei geht es hier nun um

einen Flug nach Bordeaux. In Z 11f. versucht T in einer schonenden Art und Weise Sb anzudeu-

ten, daß der Tag des Flugs noch nicht feststeht (außer gegen Ende April, wie kurz zuvor deutlich

gesagt wurde). Von daher nimmt er Sb's "am zwoten April" (Z 10) zum Korrekturanlaß, ohne

16 Rückruf der Reisebüro-Sachbearbeiterin Sb an T, um ihm Daten eines Flugs nach Bordeaux und in die Türkei mitzuteilen.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 28

aber das Datum selbst zu korrigieren. Auf Ts Vorstoß reagiert Sb eher empfindlich, sie nimmt

ihn als eine Störung bzw. Hinauszögerung dessen, was sie ohnehin im Begriff zu sagen war. Aus

dieser Fremdkorrektur und der reaktiven Mischung aus Zurückweisung und Ratifikation besteht

die erste Nebensequenz dieses Ausschnitts. Da Sb weiterhin auf den "zwoten April" beharrt (Z

22) und bereits davon spricht, daß "keine Plätze mehr frei" sind (Z 23), also überinformativ ist,

sieht sich T zu einer expliziteren Korrektur veranlaßt (Z 25/27). Hier beginnt die zweite Neben-

sequenz. Sie wird erst durch Ts Themenwechsel abgeschlossen, indem er noch einmal auf die

"Türkeisache" (Z 35) zurückkommt.

Anders als in (107) findet ein Themenwechsel statt - auch wenn dieser nicht neu eingeführt, son-

dern nur durch Referenz auf ein weiter vorher abgehandeltes Thema reaktiviert werden muß. Die

Lösung der Korrektur findet sich allerdings in der Nebensequenz aufgehoben: "Aber, äh, die

fliegt ja täglich, also von daher" (Z 28/30). Es kommt somit zu keiner Rückkehr zur vorherigen

Hauptsequenz. Haupt- und Nebensequenz sind hier ineinander aufgehoben. Doch findet ein Ü-

bergang zu einer der Hauptsequenz adäquaten Sequenz statt, indem noch einmal auf einen weiter

vorher liegenden Status quo ante zurückggriffen wird. Damit ist der reparative Mißverständnis-

zyklus abgeschlossen und in die weniger gesichtsbedrohende Normalität übergeleitet worden.

Diese Reparatur bietet zudem ein weiteres schönes Beispiel für einen ausgebauten korrektiven

Zyklus, mit fremdkorrektiver Herausforderung (Z 25), Durchführung und Bestätigung des Repa-

raturanlasses qua Einsicht des Verursachers (Z 26), Entschuldigungs- und Rechtfertigungsac-

count des Verursachers (Z 28/30), Ratifizierung und Entlastung des Fremdkorrektors durch Per-

spektivenübernahme (Z 31f.) und deren Estimation durch die nunmehr Entlastete (Z 33). Beson-

ders markant ist die syntaktische Komplettierung: "Sb: Also von daher" - "T: =kann man flexibel

sein" (Z 30/32). T vollendet damit Sb's elliptischen Rechtfertigungsaccount, er leiht ihr seine

Stimme und bringt damit nicht nur seine Empathie zum Ausdruck, sondern nimmt ihr auch die

Last des korrektiven Nachspiels ab (das er ja verursacht hat). Er mildert seinen mit der Korrektur

verbundenen Affront ab, ja, er zeigt fast ein Stück Reue, denn wenn man sowieso "flexibel sein

kann", hätte es der Korrektur auch nicht bedurft. Die Komplettierung demonstriert aber auch rein

formal, daß sie beide noch kooperieren können.

8.2 Komplexe Nebensequenzen

Sind in den soweit diskutierten Beispielen die Nebensequenzen noch wohlgeordnet in den Ab-

lauf integriert und ermöglichen eine Unterscheidung in Haupt- und Nebensequenz, dann werden

wir in den beiden letzten Beispielen des Kapitels mit einer komplexen Verschachtelung von Ne-

ben- und Nebennebensequenzen konfrontiert.

8.2.1 Nebensequentielle Rahmungskonflikte

Das folgende Beispiel ist uns in Ausschnitten aus der Diskussion des Deplazierungs-Indikators

"Nein" (Kap. 6.4.2) bekannt. Doch hat es auch unter dem Aspekt der Nebensequenzen Interes-

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 29

santes aufzuweisen. Denn jede Nebensequenz spiegelt einen Konflikt zwischen den Kommuni-

kationspartnern wider.

(110) Leere Seite II [AUTRA.14]17

1 S: Ja hallo 2 X: Ja guten Morgen

3 S: HAI! 4a X: Oder hai.

4b X: Äh, es is wegen deiner Arbeit. [Ich habe eben kopier äh kopiert, 5 S: [Mhm 6 X: aber entdeckt, daß {is} ei(h)ne Seite fehlt=is das normal?

7 S: Wo fehlt ne [Seite? 8 X: [Seite hundertzwei 9 ((1 Sek.)) 10 X: Es is ein leeres Blatt da, aber nichts drauf 11a S: ((holt Luft)) Ach so + das is in Ordnung.

11b S: Das #((leicht lachend)) brauchste nich 12 mitkopieren# Da{s} muß nur ne leere Seite {sein/rein}

13 X: Ne ne, das weiß ich [scho::n, daß- ich brauche das nicht ko[piern 14 S: [Jaja [NEIN 15 NEIN das fehlt nich. [Das is nur so, daß daß da im Original is da ne Leerseite 16 X: [=aber ich möchte nur ((lacht)) ehe 17 A:h okey 18 S: Mhm 19 X: Okey, jetz versteh ich 20 S: Mh[m 21 X: [Ich wollte nur ganz genau- ganz sicher sein, daß {mir/hier} nichts 22a fehlt

22b X: =Okey, dann isses fertig 23 S: SEHR GUT 24 X: Ja 25a S: °{Danke}° wunderbar (+)

25b S: Gut erholt vom Wochenende? 26 X: Ja:: (......) ((lacht)) he he

17 Teilnehmer des Telefonats sind S (m.), 42 J., Dozent, und X (f.), 32 J., graduierte Werkvertragsnehme-rin aus Lateinamerika. X ruft S an, spricht aber zunächst lange mit einer lateinamerikanischen Bekannten von S's Familie, die bei S zum Babysitten ist und die das Gespräch abgenommen hat. S wird schließlich laut ans Telefon gerufen. Er weiß bereits, wer die Anruferin ist. Das Verhältnis von S und X ist ambig. Sie sind einerseits (als Ehepaare) befreundet (auch die Kinder spielen manchmal zusammen), andererseits besteht - wenn auch nur temporär - ein Dienstverhältnis.

Page 30: Mißverständnisse in Gesprächen

LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 30

Bereits eine eindeutige Zuordnung von Sequenzen als Haupt- oder Nebensequenz entpuppt sich

in diesem Beispiel als schwierig. S's "Ja hallo" (Z 1) beantwortet X eher mit dem formaleren

"guten Morgen" (Z 2). Das nun folgende, schon fast enthusiastisch zu nennende "HAI!" (Z 3),

faßt X als Korrekturaufforderung auf und verbessert sich zu "oder hai" (Z 4a). Hätte X nur "hai"

geantwortet, wäre der Korrekturcharakter kaum aufzuweisen gewesen. Doch ist es das "oder",

das diese Grußreplik zu einer Alternative in Kontrast zu ihrem ersten Gruß setzt und damit einen

korrektiven Kontext schafft. Folglich entsteht eine kleine korrektive Nebensequenz. Doch führt

X mit ihrer Fortsetzung nun unmittelbar zu dem Hauptanliegen ihres Anrufs, das sie mit "es is

wegen deiner Arbeit" explizit als übergeordneten Topos einführt (Z 4b). Damit gibt X auch ex-

plizit den Rahmen für die nun folgende Sequenz vor, die sie bereits mit der Begrüßung und der

Verbannung des informelleren Grußes in eine korrektive Nebensequenz vorbereitet hat. Sie will

mit S im Rahmen des Dienstverhältnisses sprechen und nicht im Rahmen von Bekanntschaft,

Kindern oder sonstigem. Insofern folgt auch kein "Wie geht's" - weder von X noch von S. Die

Abwendung von weiterer Informalität ist bereits mit der ersten kleinen Nebensequenz gelungen.

Xs Anliegen scheint auch von dienstlicher Beflissenheit geprägt. Als Grund ihres Anrufs nennt

sie eine fehlende Seite im Rahmen eines Kopierauftrags, den sie als erledigt verkündet (Z 4b-6).

Xs Frage "=is das normal?" (Z 6) in Bezugnahme auf einen größeren Kopierauftrag ist vermut-

lich nicht ganz leicht zu beantworten. Anstelle einer Antwort folgt zum Zwecke der Präzisierung

von daher zunächst die Gegenfrage "Wo fehlt ne Seite?" (Z 7).

Aber diese Frage eröffnet sogleich eine neue Seitensequenz, die der Klärung eines Sachverhalts

dient. In der Tat kann mit Hilfe der erfragten Reaktion das Problem gelöst werden bzw. die Fra-

ge, ob es normal ist, beantwortet werden. Doch auch noch in dieser Klärungssequenz finden wir

eine weitere kleine Nebensequenz insertiert: Nachdem S auf Xs Auskunft "Seite hundertzwei" (Z

8) nicht sofort antwortet, faßt X dies als Aufforderung nach zusätzlicher Information auf: "Es is

ein leeres Blatt da, aber nichts drauf" (Z 10). Es entspricht dies der typischen Grundstruktur einer

fremdeingeforderten Korrektur. Auch könnte hier bereits ein kleines Mißverständnis vorliegen,

denn S hat vielleicht nur für die Rekonstruktion des Kopierauftrages Zeit verwendet, um mit der

Information "Seite hundertzwei" etwas anfangen zu können. In Z 11a gibt S schließlich zu er-

kennen, daß er nunmehr weiß, was es mit der leeren Seite auf sich hat.

Erst im zweiten Teil seiner Antwort (Z 11b) kehrt S nun zur Hauptsequenz zurück und geht ex-

plizit auf den Zusammenhang von Kopieren und leerer Seite ein. Denn genau dies entspricht dem

von X eingeführten Ausgangspunkt. Wie schon in der Begrüßungssequenz stellt S hier der For-

malität eine etwas ironische Variante gegenüber, wenn er nun in Beantwortung von Xs Anliegen

bemerkt "Das #((leicht lachend)) brauchste nich mitkopieren# Da{s} muß nur ne leere Seite

{sein/rein}" (Z 11b/12). Die Reaktion darauf ist pikiert bis beleidigt (Z 13). Mit der Hervorhe-

bung von "weiß" und "brauche" zeigt X, daß sie sich mißverstanden fühlt, genauer, daß S ihr

unterstelle, sie wolle eine leere Seite kopieren. Das heißt, X behandelt S's Antwort als eine Repa-

rable. Es gibt Indizien in S's Äußerung (Z 11b/12), die dafür sprechen, daß er diese ironisch ge-

meint hat (wie die Schlußfolgerung, daß er X wohl kaum unterstellt, sie hätte eine leere Seite

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 31

kopieren wollen. Die lachende Rahmung stützt diesen Schluß). Aber Ironie funktioniert eben nur

mit Mitwissern, und dieser Mitwisserschaft entzieht sich X mit ihrem demonstrierten Verstehen.

S steigt sofort auf die mißverstandene Deutung ein und bemüht sich im folgenden redlich um

Ausgleich, indem er zu einer ernsten, unzweideutigen Modalität zurückkehrt. Er erklärt X nun,

warum dort nichts fehlt, und daß die Leerseite vielmehr Teil der Kopiervorlage ("im Original")

ist (Z 14f.).

Wir befinden uns hier bereits wieder mitten in einer reparaturbedingten Nebensequenz. Der Re-

paraturdurchführung von Seiten S's folgt nun eine sich steigernde Diminuierung der Reparatur-

aufforderung von "=aber ich möchte nur ((lacht)) ehe" (Z 16) bis zum Explizitwerden des mit

ihrem Anrufsanliegen verfolgten Ziels "Ich wollte nur ganz genau- ganz sicher sein, daß

{mir/hier} nichts fehlt" (Z 21/22a). Die Reparatur ist damit beendet. Xs "=Okey, dann isses fer-

tig" (Z 22b) könnte fast doppelt gelesen werden: in Bezug zum Kopierauftrag und in Bezug zu

ihrem Anliegen und der daraus hervorgehenden Reparatursequenz. Xs Reparaturaufforderung

gewinnt aber noch mehr als nur die Zurückschraubung einer Modalität, in der sich X miß-

verstanden und in ihrem Anliegen nicht ernst genommen fühlt, sie führt schließlich auch zu ei-

nem honorierenden Akt durch S, wenn er überdeutlich und schon fast übertrieben (und auch lob-

hudlerisch ironisch?) "SEHR GUT" (Z 23) und "{Danke} wunderbar" (Z 25a) äußert. Noch im

selben Atemzug startet S nun einen erneuten Versuch, das Gespräch in einem weniger dienstli-

chen Sinne zu rahmen, wenn er fragt "Gut erholt vom Wochenende?" (Z 25b) und damit einen

anderen Topos eröffnet. Anders als bei den informellen Versuchen zu Anfang spielt S hier nun-

mehr auf privates Wissen an. Erholung und Wochenende stellen schon zwei fast klischeehafte

Schlüsselwörter dafür zur Verfügung. Auch der Ort nach der Reparatursequenz ist gut dafür ge-

wählt, denn ein Problem ist soeben kooperativ gelöst worden, und ein anderes hat sich noch nicht

angekündigt.

Die Abfolge von Sequenzen, ihre funktionale Bestimmung als Haupt- oder Nebensequenz geht

auch einher mit kleinen Machtkämpfen bezüglich der Allokation von Rechten der Toposbestim-

mung, der Modalitäts- und Rahmungsansprüche und schließlich der Autorisiertheit von Repara-

tureinforderungen. Und wie Gail Jefferson scharfsinnig anmerkt, impliziert das Einschlagen ne-

bensequentieller Pfade ja nicht nur den Rückgriff auf Ressourcen des Initiierens, sondern bedarf

auch des Managens des Wiederausstiegs und des Überleitens zum Status quo ante: "the initiating

of a side sequence ... sets up the problem for the challenger of accomplishing a return to the on-

going sequence" (Jefferson 1972: 330). Dies obliegt allerdings nicht allein dem "challenger".

Auch hier möchte ich abschließend das Skelett der verbliebenen Hauptsequenz noch einmal prä-

sentieren, schon allein, um zu zeigen, daß ein Gespräch ohne Nebensequenzen vielleicht seltsam

glatt wirkt. Vielleicht ist dies aber auch nur der Eindruck, weil wir mittlerweile schon so viel

über das Gespräch wissen. Wäre es uns in der nun folgenden 'reinen' Form begegnet, hätten wir

sicherlich nicht an seiner Authentizität gezweifelt und für die kleinen Ungereimtheiten in der

Kohärenz gute Erklärungen parat gehabt.

Page 32: Mißverständnisse in Gesprächen

LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 32

(111) Leere Seite III [AUTRA.14]

1 S: Ja hallo

2 X: Ja guten Morgen

4b X: Äh, es is wegen deiner Arbeit. [Ich habe eben kopier äh kopiert,

5 S: [Mhm

6 X: aber entdeckt, daß {is} ei(h)ne Seite fehlt=is das normal?

11b S: Das #((leicht lachend)) brauchste nich

12 mitkopieren# Da{s} muß nur ne leere Seite {sein/rein}

22b X: =Okey, dann isses fertig

23 S: SEHR GUT

24 X: Ja

25a S: °{Danke}° wunderbar (+)

25b S: Gut erholt vom Wochenende?

26 X: Ja:: (......) ((lacht)) he he

8.2.2 Nebensequenzkaskaden

Das folgende Gesprächstranskript "Canvassing" [ZITRA.19] geht auf Williams (1985: 170f.)

zurück. Teilnehmer sind IT, Berater(in) beim "Australian Commonwealth Employment Service",

und V, ein Vietnamese, der an einem für den Arbeitsmarkt vorbereitenden Schulungskurs teil-

nimmt und nun zu einem Beratungsgespräch bei der australischen Arbeitsbeschaffungsbehörde

vorspricht.

(112) Canvassing I [ZITRA.19]

1 IT: What sort of work are you going to do when you finish the course?

2 V: A few weeks ago ah (+) the school send me to factory doing canvassing (+)

3 canvassing (+) for two weeks experience and ah the boss say give me a

4 position, but (...) when I will finish the course because I have learned to do

5 some more job and cannot take it

6a IT: So you've been canvassing for work

6b IT: and who said that they'd give you a job?

7 V: The boss

8 IT: The boss of who, of what?

9 V: The boss of factory ((laughs))

Page 33: Mißverständnisse in Gesprächen

LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 33

10 IT: What was the factory?

11 V: Canvassing

12 IT: Oh, is that the name of the factory?

13 V: Oh (+) Joyce (+) Joyce furniture, I think

14 IT: Oh (+) Joyce [(+) furn- (+) Joy?

15 V: [Furniture

16 Joyce

17a IT: Joyce

17b IT: They make beds?

18 V: Yeah (+) yeah

19 IT: Is that the place?

20 V: Yeah

21 IT: The place in (+) in (+) down near Fremantle?

22 V: In West O'Connor

23a IT: O'Connor. Yeah, that's right. The place that makes beds.

23b IT: So he will give

24 you a job, will he?

Das Gespräch gehört bereits zu jener Kategorie von versteckten Mißverständnissen, auf die wir

uns systematisch hingearbeitet haben. Sie tendieren stark zum rechten Rand unseres Miß-

verständnis-Manifestationskontinuums. Auch in (110) "Leere Seiten" werden die Mißverständ-

nisse nur noch subkutan offenbar, allerdings werden sie zumindest erkannt, wenn auch nicht be-

nannt, und gelöst. In "Canvassing" kommt es zwar gleichfalls zu einer Lösung, doch bedarf es

ungeheurer Anstrengungen, um zu diesem Ziel zu gelangen. Die Gliederung des Transkripts in

Kaskaden von Nebensequenzen läßt das bereits deutlich werden. Im Grunde genommen besteht

das Gespräch aus der Aneinanderkettung kleinerer Mißverständnis- und Klärungssequenzen, die

nahezu alle auf ein anfängliches basales Mißverständnis, genauer, auf eine falsche Schlußfolge-

rung von IT zurückgehen. Zum Schluß des vorliegenden Gesprächsausschnitts bleibt die Miß-

verständnisursache selbst ungeklärt (und unerwähnt), dennoch haben die Teilnehmer ihr Ziel

erreicht und das Mißverständnis bzw. die sich daraus ergebenden Mißverständnisse insofern

auch gelöst. Zunächst einmal scheint offensichtlich, daß einige dieser Mißverständnisse in der

nicht-muttersprachlichen Sprachkompetenz von V begründet liegen, denn es handelt sich ja um

ein NS-NNS-Gespräch.

Bevor ich auf die kaskadenhafte Nebensequenzstruktur eingehe, muß geklärt werden, was in

diesem Gespräch vor sich geht. Die Sequenz beginnt damit, daß IT V fragt, was dieser nach Be-

endigung der Schulungsmaßnahme vorhat (Z 1). In der nun folgenden Antwort (Z 2ff.) geht V

indirekt darauf ein, indem er eine Schilderung beginnt, die auf "a few weeks ago" referiert (Z 2).

Im Rahmen des Kurses wird V für zwei Wochen in eine Fabrik geschickt, "doing canvassing" (Z

Page 34: Mißverständnisse in Gesprächen

LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 34

2f.). Die Antwort auf ITs Frage folgt erst aus der Zitierung des Vorgesetzten der Fabrik: "ah the

boss say give me a position, but (...) when I will finish the course because I have learned to do

some more job and cannot take it" (Z 3-5). Diese Antwort ist Teil der Erzählung und nicht als

spezifischer Antwortteil hervorgehoben. Die Einbettung einer Antwort in eine Erzählung ist

nichts ungewöhnliches. Im Deutschen z.B. gibt es bestimmte Klammerungsbegriffe für diese

Vorgehensweise, wie "erstmal ausholen" oder ähnlich.

Eine Rekonstruktion dessen, was V mit seiner Erzählung genau sagen will, ist schwierig und

problematisch. Eine endgültige Verifikation von ITs Deutung (Z 23f.) ist nicht mehr dokumen-

tiert. IT kommentiert Vs Schilderung zunächst mit der zusammenfassenden Bemerkung ("So

you've been canvassing for work", Z 6a), die das, was V erzählt hat, als prinzipiell verstanden

ausweist. Allerdings bedarf es nun der Details. Die erste Klärungsfrage eröffnet auch die erste

Nebensequenz (Z 6b/7). Diese erste Nachfrage "and who said that they'd give you a job?" (Z 6b)

wird von V klar mit "The boss" (Z 7) beantwortet. Wenn wir also davon ausgehen, daß IT richtig

versteht, daß V in der Fabrik, in die er vom Schulungskurs geschickt worden ist, vom "boss"

einen "job" angeboten bekommen hat, dann läßt sich Vs Äußerung wie folgt rekonstruieren: the

boss (in the factory) said, he would give me a position, {but (....)} (but only) after I have finished

the (training) course, because then I will have learned to do some more jobs (to have more

skills?). Der letzte Teil "and cannot take it" ist schwieriger zu integrieren. Er könnte heißen: A-

ber jetzt kann ich ihn (den "job") noch nicht bekommen. Vs Englisch ist ein typisches "Lerner-

pidgin" (vgl. Heidelberger Forschungsprojekt "Pidgin Deutsch" 1975, Schumann 1978), bei dem

auch der Einfluß seiner Muttersprache Vietnamesisch eine Rolle spielt.18

"The boss" ist sicherlich eine kurze Antwort; doch referiert V damit ja nur auf weiter oben Aus-

geführtes, das sich soweit noch nicht als unverstanden herauskristallisiert hat. Es sei denn, V

wertet die Frage in Z 6b als Indiz dafür. Erst mit der nächsten Nachfrage scheint deutlich zu

werden, daß Vs Ausführungen von IT nicht verstanden worden sind. Die nächste Frage verlangt

eine Spezifizierung von "boss": "The boss of who, of what?" (Z 8). Damit wird eine weitere Ne-

bensequenz eröffnet. "The boss of who, of what?" sind zunächst zwei Fragen in einer, die V mit

"The boss of factory" (Z 9) wiederum eher lakonisch beantwortet. Mit ITs Nachfrage erhalten

wir nun weitere Evidenz dafür, daß Vs Ausführungen von IT mißverstanden worden sind. ITs

Frageart "of who, of what?" weist auf die ungeduldige Einklagung von Information hin, die

er/sie bislang erwartet, aber nicht erhalten hat. Auch die nächste Nachfrage "What was the facto-

ry?" (Z 10), die eine noch weiter abgestufte Nebensequenz eröffnet - den soweit noch unterbe-

18 Insbesondere bei Erwachsenen, die die Zweitsprache ungesteuert erlernen, kann der Einfluß der Mutter-sprache auf den Erwerbsprozeß - aufgrund ganz unterschiedlicher Faktoren - sehr groß sein (vgl. Wienold 1973: 37ff.). Das Vietnamesische, Vs Muttersprache, ist wie das Englische eine SVO-Sprache, doch sein morphologischer Bautyp ist isolierend, d.h. jedes Wort ist invariabel "there being morphological variation for, for instance, tense (...) or case (...); ... plurality is indicated, in the case of pronouns, by the addition of a separate word rather than by morphological means, so that the plural of tôi 'I' is chúng tôi 'we'. Moreo-ver, it is in general true that each word consists of just a single morpheme" (Comrie 1981: 40).

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 35

antworteten Teil der Frage "The boss of who, of what?" betreffend - spricht für dieses wahrge-

nommene Informationsdefizit.

Wenn von "the boss" die Rede ist, erwartet IT also Information darüber, von wessen "boss" die

Rede ist ("of who?") und wo dieser "boss" der Boss ist ("of what?"). Doch ist fraglich, ob die

doppelte w-Frage tatsächlich einer strikten Beantwortung bedarf, ob sie nicht auch als eine Art

stilistisches Mittel zum Einstieg in eine Phase professionell-routinierter Frageintensivierung in

Reaktion auf die schwache Beantwortung in Z 7 anzusehen ist. Von wessen Boss er spricht, be-

antwortet V ohnehin nicht. Und eingefordert wird weiterhin nur der unterbeantwortetete Teil von

"of what?", nicht "of who?". Allerdings hatte V den "boss" in seiner Eingangserzählung insofern

hinreichend dargestellt, als er ja von seiner Fabrikarbeit berichtete und was der "boss" der Fabrik

hinsichtlich einer zukünftigen "position" zu ihm gesagt hat. Der Verlauf des Gesprächs läßt also

zunehmend darauf schließen, daß IT V nur teilweise verstanden hat. Auch Vs Lachen, das er

seiner Antwort "The boss of factory" anschließt, kann man sich nun dadurch erklären, daß er es

etwas komisch findet, wenn etwas, was er soeben gesagt hat, nun noch einmal abgefragt wird.

Tatsächlich enthält der erste Teil von Vs Erzählung die Ursache für ein Mißverständnis, nämlich

Vs Verwendungsweise des Wortes "canvassing". Auf die Frage "What was the factory?" (Z 10)

antwortet V "Canvassing" (Z 11). Erstaunt fragt IT nach "Oh, is that the name of the factory?"

(Z 12). Die Klärung dieses Mißverständnisses eröffnet die nächste Nebensequenz, eine etwas

längere, die bis zur Namensidentifizierung bzw. zur Ratifizierung der Identifizierung reicht (Z

12-17a). Die Sequenz ist der genauen Identifizierung der Fabrik gewidmet. V stellt fest, daß er

die Frage "What was the factory?" falsch verstanden hat, nämlich als Frage danach, was in der

Fabrik gemacht wird (siehe unten). V verbessert sich entsprechend "Oh (+) Joyce (+) Joyce fur-

niture, I think" (Z 13). IT versteht dies nicht ganz, und der Name wird im folgenden kollaborativ

rekonstruiert.

Mit der Identifizierung des Namens und der Branche "furniture" erinnert sich IT wohl an ein

solches Unternehmen, das Betten herstellt: "Joyce. They make beds?" (Z 17). Vs zweifaches,

aber leicht versetztes "Yeah (+) yeah" reicht IT nicht aus, und es bedarf eines weiteren Turn-

Wechsels von Bestätigungsnachfrage und der Bestätigung derselben. Die Identifizierung geht

nun kollaborativ weiter. IT versucht die Fabrik zu verorten: "down near Fremantle?" (Z 21), was

V noch näher spezifizieren kann: "In West O'Connor" (Z 22). ITs Anschluß: "O'Connor. Yeah,

that's right (+) The place that makes beds" (Z 23) hält das Ergebnis der gemeinsamen Suche re-

sümierend fest. Nun kommt IT zur Ausgangsfrage zurück: "So he will give you a job, will he" (Z

23f.). Nota bene, trotz der Distanz zum Referenten von "he", dem "boss", reicht das Pronomen

hier vollständig aus. Es ist ein Hinweis auf die Herstellung eines gemeinsamen Wissensstandes,

der mühselig erkämpft werden mußte.

Die Anfangsphase war geprägt von 'harten' w-Fragen - "who said", "the boss of who, of what?",

"What ... factory?" -, die in ihrer schnellen und ungeschützten Art die unterschiedlichen Rechte

und Pflichten zwischen IT und V und speziell ITs Machtstatus betonten. Diese Phase zeigte auch

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 36

deutlich, wem die Verantwortlichkeit für den anfänglich eher unwirschen Gesprächsverlauf zu-

fiel: V, durch dessen karge Antworten sich IT genötigt sah, das für die weitere Beratung notwen-

dige Wissen schnell und effektiv sicherzustellen.

Mit der gemeinsamen Namensfindung der Fabrik bzw. der Ortsbestimmung der Fabrik ändert

sich der Charakter des Gesprächs deutlich. In Z 14ff. kommt es sogar zu einer Fremdkorrektur,

wenn V "Furniture" (Z 15) insertiert bzw. auf ITs falsche Bezeichnung "Joy" hin zu "Joyce" (Z

16) verbessert. Doch ist die Fremdreparatur an dieser Stelle eine keineswegs dispräferierte Opti-

on. Im ersten Fall handelt es sich um eine Komplettierung und auch um eine Wiederholung die-

ses Teils seiner Antwort aus Z 13. Der "furniture"-Einschub ist sozusagen noch Teil seiner ur-

sprünglichen Antwort, etwas, was er noch schuldig geblieben ist. Im zweiten Fall ist die Korrek-

tur eingeladen durch die Frageintonation von "Joy" (Z 14). Die Korrektur wird in ITs anschlie-

ßendem Turn honoriert. Er/sie nimmt das zuletzt genannte Item initial als Echo wieder auf. Die

anschließende Frage ist syntaktisch eine Aussage und fungiert hier lediglich als Rekonfirmie-

rungs-Frage zur Absicherung des gemeinsamen Wissens.

Betrachten wir den Mißverständnisdialog als Insertion, als Seitensequenz des Hauptthemas, und

lassen die Insertion fort, dann erhalten wir folgendes kurzes Gespräch - allerdings, wie wir nun

wissen, ohne die Sicherheit eines mutuellen Wissensstands.

(113) Canvassing II [ZITRA.19]

1 IT: What sort of work are you going to do when you finish the course?

2 V: A few weeks ago ah (+) the school send me to factory doing canvassing (+)

3 canvassing (+) for two weeks experience and ah the boss say give me a

4 position, but (...) when I will finish the course because I have learned to do

5 some more job and cannot take it

23b IT: So he will give

24 you a job, will he?

Der eliminierte Mißverständnisteil des Gesprächs zwischen IT und V ist selbst wiederum zu-

sammengesetzt. Der primäre Teil umfaßt das Mißverständnis um den "boss", darin integriert

findet sich die Mißverständnisinsertion, um was für eine Fabrik es sich handelt. Auch dieser

ganze Teil - von Z 10 bis "... that makes beds" in Z 23 - könnte eliminiert werden, wenn das für

IT notwendige Wissen an dieser Stelle bereits vorhanden gewesen wäre. Was wir in der Miß-

verständnisinsertion vorfinden, sind also zwei Verstehenskonflikte, deren Lösungen allerdings

zusammenfallen und die sich schließlich in der Gesprächsharmonisierung zwischen den Ge-

sprächspartnern auflösen. Die Mißverständnisse scheinen alle gelöst zu sein; die Stolpersteine

wurden hinweggeräumt, und das Gespräch kann vermutlich einen entspannteren Verlauf neh-

men.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 37

Doch bleibt ein anfängliches Mißverständnis ungelöst, auf dem die beiden anderen letztlich auf-

bauen: "Canvassing" (Z 11) als Antwort auf die Frage "What was the factory?" (Z 10) geht be-

reits zurück auf Vs initiale Erzählung, wo es zum ersten mal verwendet wird: "the school send

me to factory doing canvassing (+) canvassing" (Z 2f.). V verwendet "canvassing" hier als fach-

sprachlichen Terminus aus der Produktion von Matratzen. Er ist abgeleitet aus "canvas" als

Stoffbezeichnung für das Leinen- bzw. Segeltuch, mit dem die Matratzen bezogen werden.

In der Replik von IT wird dieses "canvassing" in einer ganz anderen Bedeutung verwendet: "So

you've been canvassing for work" (Z 6). IT versteht, daß V, von Fabrik zu Fabrik gehend, eine

Stelle einwerben will - "canvassing for work", abgeleitet vom Verb "to canvass". Aus diesem

Verständnis heraus wird deutlich, daß V in ITs Augen nicht mehr von einer bestimmeten Fabrik

redet, in der er in der Matratzenfertigung arbeitet, sondern daß er noch dabei ist, sich bei ver-

schiedenen Fabriken um eine Stelle zu bewerben. Daraus folgt auch, daß der erwähnte "boss"

kein spezifischer Boss einer spezifischen Fabrik ist, der das Versprechen gegeben hat, V einzu-

stellen, wenn er seinen Kurs beendet hat. Das heißt ebenfalls, daß IT von Vs Erzählung wesent-

lich weniger verstanden hat, als es anfänglich den Augenschein hatte. Auch an der Stelle, wo IT

fragt "What was the factory?" (Z 10) und V wiederum mit "Canvassing" (Z 11) antwortet, wird

dieses Mißverständnis nur halb aufgeklärt, als IT für einen Moment annimmt, daß es sich dabei

um den Namen der Fabrik handelt. Diese Annahme wird gleichfalls nicht korrigiert, sondern nur

substituiert (Z 13ff.).

Inwieweit schließlich die Herstellung von Betten bei IT zu der Erkenntnis führt, daß er/sie von

Anfang an V mißverstanden hat, bleibt offen, denn es findet ja keine retrospektive Bewertung

der Mißverständnisse statt. Auch ist es ab einem bestimmten Punkt für die Erreichung des Ziels,

d.h. die notwendige Information für ein Beratungsgespräch zu erlangen, nicht mehr relevant, die

Mißverständnisse zu benennen und sich mit ihrer Anamnese zu beschäftigen.

Retrospektiv wird deutlich, daß die unterschiedlichen Verwendungsweisen von "canvassing" die

beiden anderen Mißverständnisse zu verantworten haben und daß sie wie russische Puppen eins

im anderen steckten - interessanterweise nur genau umgekehrt. Das primäre Mißverständnis -

"canvassing" - wurde durch die anderen beiden verdeckt - jedenfalls für die Beteiligten. Der A-

nalysant hingegen konnte sich schon relativ schnell ein Bild von der Rolle der unterschiedlichen

Verwendungsweise von "canvassing" machen.

Interessant ist es vielleicht, eine Hypothese zu wagen, warum das "canvassing"-Mißverständnis

so lange walten konnte. In einer NS-NNS-Situation wie dieser wird V kaum auf die Idee kom-

men, daß IT "canvassing" nicht versteht; genauso wird IT von vorneherein unter der Vorannah-

me kommunizieren, daß nicht er/sie das Mißverständnis produziert, sondern natürlich NNS. Das

heißt, hier wird auch die Frage virulent, unter welchen Umständen man einem Gesprächspartner

(einer bestimmten Kategorie von Gesprächspartner) ein Mißverständnis zutraut und wann nicht.

Hier gehen also bestimmte, jeweilig antizipierte Rezeptions- und Produktionsweisen in das Spre-

chen und Verstehen mit ein. Dies erinnert an jenes Grundformat einer Mißverständnisstruktur,

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 38

wie es laut dem Soziologen Gustav Ichheiser in der Diskrepanz von Sein und Schein prinzipiell

angelegt ist (Ichheiser 1970; vgl. Kap. 2.3).

Die Struktur der Nebensequenzen in (112) erinnert an Treppenstufen. Mit jeder weiteren Nach-

frage erfragt IT weitere Information auf dem jeweilig abgeleiteten Niveau. Aus "wer?" wird "der

Boss"; aus "der Boss" wird "der Frabrikboss"; aus der Fabrik wird eine bestimmte Fabrik, eine,

die Möbel bzw. genauer: Betten herstellt, und eine, die einen Namen hat; und schließlich eine,

die einen Standort hat. Und der Boss, eingebettet in all diese Details, hat V die Zusage gegeben,

eine Arbeitsstelle zu erhalten.

Mit jeder dieser Stufen wird aber nicht nur etwas im Sinne von ITs Fragen geklärt, sondern es

kommt auch heraus, daß IT V falsch verstanden hat. Doch die Korrekturen lasten allein auf Vs

Schultern. Ihm werden die Unklarheiten unterstellt und die Erfragbarkeit zugemutet; er leistet die

doppelte Informationsarbeit: die aus freien Stücken einführend erzählte, und dieselbe noch ein-

mal systematisch erfragt. (113) gibt insofern nicht nur einen Eindruck eines mißverständnisfreien

Gesprächs, es zeigt auch, wie das Gespräch hätte verlaufen können, wenn IT "canvassing" richtig

verstanden hätte. Spätestens in der dritten Nebensequenz (Z 10/11) hätte es IT dämmern müssen,

daß er/sie es ist, der/die ein Mißverständnis zu bereinigen hat - und nicht V. Hier trifft unser

Motto vom 1. Kapitel zu, das besagt "If people who do not understand each other at least un-

derstand that they do not understand each other, then they understand each other better than

when, not understanding each other, they do not even understand that they do not understand

each other" (Ichheiser 1949: 37).

………………….

Page 39: Mißverständnisse in Gesprächen

LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 39

10 Zur Ausleitung: Von der Manifestation zur Indizierung von Mißverständnissen

"Eine kurze Stockung an der falschen Stelle, ein mißverstandener Tonfall, und eine ganze

Unterhaltung geriet ins falsche Gleis." Edward Morgan Forster19

10.1 Kurzer Rückblick

Ich komme zum - vielleicht vorläufigen - Schluß meiner Mißverständnisbetrachtung. Die Ord-

nung der Mißverständnisse endet dort, wo auch ihre innere Ordnung nicht mehr so leicht nach-

vollziehbar ist. In Kap. 6 sind wir langsam von den ordentlich manifesten Mißverständnissen zu

den immer weniger manifesten fortgeschritten. Das Bild eines von links nach rechts organisier-

ten Kontinuums der Mißverständnis-Manifestanz diente uns dabei als Hilfe, die unscharfen Ü-

bergänge von jeweilig mehr oder weniger Manifestanz relational zu plazieren und auch den Zu-

weisungszweifeln von konversationellen Konflikten als primär mißverständnisbedingt gerecht zu

werden. Wir gerieten so an Punkte, an denen das Mißverständnis entweder von lediglich einem

der Teilnehmer bemerkt wurde oder seine Aufweisung nur noch Analysandenleistung schien.

Parallel zu einer sich immer weiter reduzierenden Mißverständnis-Manifestanz, so wie sie expli-

zit von den Gesprächs- bzw. Kommunikationsteilnehmern selbst zum Ausdruck gebracht wurde,

stießen wir so auf immer implizitere Formen der Mißverständnis-Manifestation.

Bislang war der Begriff der Manifestation für manifeste Mißverständnisse reserviert. Die Ver-

wendung des Begriffs für Fälle, in denen das Mißverständnis weniger oder überhaupt nicht mehr

mim Falle des reparativen Zyklus, vgl. z.B. (100) oder (109)), warteten die weniger manifesten

Mißverständnisse mit einer komplexen oder kaskadenhaften nebensequentiellen Struktur auf.

Das heißt, das zentrale Mißverständnis löst sich auf in viele kleine reparative Neben- und Ne-

bennebensequenzen, ohne daß das zentrale Mißverständnis selbst je manifest wird (wie bei (112)

"Canvassing" (Kap. 8.2.2)). Man könnte auch sagen, daß diese Struktur selbst bereits Indiz für

ein größeres Mißverständnis ist.

Ich habe systematisch darauf hingearbeitet zu zeigen, daß ein Mißverständnis nicht allein aus

dem Mißverständniskern, zumeist einem A1/B1-Couplet besteht (Kap. 6.2), sondern neben bzw.

mit der Manifestation eben auch Diagnosen (Kap. 6.3) und postdiagnostische wie auch anamne-

tische Accounts umfaßt (Kap. 6.4ff.). Dazu wurden unterschiedliche Modelle mit typischen

Sprecherwechselformaten entwickelt; zunächst einfachere, die revidiert wurden, woraus schließ-

lich ein etwas komplexerer Modelltyp erwuchs, der auch dem interaktionalen Konzept des de-

monstrablen Verstehens entsprechen sollte (Kap. 6.9).

Dem Anspruch an das, was ich als "Mißverständnis aus eigenem Recht heraus" nachweisen woll-

te, wurde ich somit aber noch nicht gerecht. Denn bei manifesten Mißverständnissen ist es in der

19 Edward Morgan Forster, 1994 [1924]: Reise nach Indien. Frankfurt am Main: Fischer (Orig. A Passage to India. London 1924).

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 40

Regel nicht mit der einfachen Manifestation getan, sondern es gilt, dorthin zurück zu gelangen,

wo man durch das Mißverständnis angehalten wurde, zum Status quo ante, wie ich es nenne.

Mißverständnisse schaffen ganz eigenständige Interaktionsfoki, wenn auch untergeordnete, aber

zumeist mit dem Zweck, so schnell wie möglich (und interaktional verträglich) zum Hauptinter-

aktionsfokus zurück zu gelangen (Kap. 7.3). So finden sich reparative und postreparative Nach-

spiele, schließlich Übergänge zurück zum Ausgangspunkt, der natürlich jetzt ein verbesserter ist.

Im Kapitel über Reparaturen bzw. Korrekturen habe ich einige Beispiele dieser Nach- und Über-

gangsleistungen betrachtet (Kap. 7). Und im 8. Kapitel, über Nebensequenzen, wird sequentiell-

formal besiegelt, worauf ich hingearbeitet habe: Mißverständnisse bilden in der Tat 'eigene' Ge-

schichten, mit einem relativ geordneten Ablauf, zumindest ab der Manifestation. Aber auch die

prämanifestative Geschichte kann zumeist retrospektiv identifiziert werden. Wir erhalten so die

Gestalt eines Mißverständnisses; eine Gestalt, die sich eigenständig vor dem Hintergrund des

eigentlichen Themas und des Hauptinteraktionsfokus abhebt; eine Gestalt mit wahrnehmbaren

Rändern, mit Anfang und mit Ende. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen manifestativen

Mißverständnissen und ihrer Eigenständigkeit.

Aber zwischen der Gestalthaftigkeit des manifesten Mißverständnisses und der reinen Indizien-

haftigkeit eines nichtmanifesten, versteckten Mißverständnisses tun sich Widersprüche auf.

Wenn ich nun von versteckten, verdeckten und nur indizienhaft erkennbaren bzw. indizienhaft

nachweisbaren Mißverständnissen spreche, dann scheine ich mein eigenes Programm ad absur-

dum zu führen. Denn wenn sich alle "Mißverständnis" nennen, sollten sie dann nicht auch aus

einem Guß sein?

In der Tat handelt es sich hier um einen Sprung. Ich bin im 3. Kapitel bereits auf die Problematik

eingegangen, als ich mich kritisch zu jener Gewohnheit - besonders in der Interkulturellen

Kommunikationsforschung - geäußert habe, welche all die kleinen und großen konversationellen

und kommunikativen Fährnisse wie z.B. kritische Momente, Disharmonien, Konflikte und kon-

versationelle Zusammenbrüche pauschal auf Mißverständnisse und Miscommunication zurück-

führt, uns dabei aber gleichzeitig schuldig bleibt, das Mißverständnis als solches näher zu erklä-

ren bzw. - noch einfacher und nicht mehr erklärungsbedürftig - es mit eben den genannten "trou-

bles" gleichsetzt. So etwas wird Zirkelschluß genannt.

Nun wissen wir nicht erst seit meiner Verwendungsanalyse im 4. Kapitel, daß Mißverrständnis

alltagssprachlich ganz unterschiedliche Dinge abdeckt. Aber soweit bin ich Gleichsetzungen wie

mit "Meinungsverschiedenheit" entkommen. Natürlich können Meinungsverschiedenheiten und

Mißverständnisse nicht unbedingt auseinandergehalten werden, wie wir schon im 9. Kapitel über

die strategische Verwendbarkeit des Wissens um die Gestalt des Mißverständnisses sehen konn-

ten. Denn ein Dissens kann immer als Mißverständnis ausgelegt werden. Allerdings stellt es sich

dann auch als reparabel dar. Doch wirkliche Meinungsverschiedenheiten sind in der Regel nicht

reparabel.

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 41

10.2 Zerdehnte Mißverständnisse

Auch versteckte Mißverständnisse basieren auf der Illusion eines ersten Verstehens, das sich

dann als trügerisch oder falsch herausstellt, doch werden sich weder Mißversteher noch Miß-

verstandener der gehegten Illusion bewußt. Würden beide von einem neutralen Beobachter im

Gespräch angehalten und gefragt, wie sie den Verlauf des Gesprächs soweit einschätzten, wür-

den sie wohl kaum antworten: "Hier handelt es sich um ein Mißverständnis" oder "Mein Partner

mißversteht, was ich sagen will".

Nehmen wir (112) "Canvassing" (Kap. 8.2.2) als Beispiel, wo IT, der Sachbearbeiter oder die

Sachbearbeiterin des Arbeitsamts, anfangs fragt: "What sort of work are you going to do when

you finish the course?" und der vietnamesische Klient V darauf ausführt: "A few weeks ago ah

(+) the school send me to factory doing canvassing (+) canvassing (+) for two weeks experience

and ah the boss say give me a position, but (...) when I will finish the course because I have lear-

ned to do some more job and cannot take it" (Z 2ff.). IT ratifiziert diese Äußerung ausdrücklich,

indem er den fraglichen Teil zusammengefaßt wiederholt, so wie er ihn verstanden hat: "So y-

ou've been canvassing for work" (Z 6a). Dieser Ratifikation wird nicht widersprochen. Aber es

entsteht auch kein Slot für eine eventuelle Korrektur, denn IT fährt unmittelbar mit der Frage

fort: "and who said that they'd give you a job?" (Z 6b). Fragen sind jedoch in anderer Weise

konditionell relevant als Ratifizierungen, vor allem wenn sie im Ablauf so plaziert sind, daß für

sie offensichtlich kein Respons erwartet wird, während die darauf folgende Frage ausdrücklich

den Antwort-Slot anbietet. Ratifizierung und Frage stehen in einem Zusammenhang. Doch ist

dieser Zusammenhang den Akteuren kaum bewußt.

Die gesamte Mißverständnisstruktur ist hier angelegt: IT glaubt, V zu verstehen; V glaubt, daß

IT ihn verstanden hat. IT glaubt vielleicht auch, daß mit der unwidersprochenen Ratifikation

eventuelle Unklarheiten ausgeräumt sind. V glaubt, daß ITs ratifikative Assertion keinen Anlaß

für eine Korrektur gibt, denn sie ist ja nicht als Verstehenszweifel indizierende Frage gestellt,

sondern assertorisch formuliert. Weiterhin bindet die sich anschließende Frage Vs nächsten Zug.

Nun wissen wir nicht, wieviel V von dem versteht, was IT sagt. Die Fragen versteht V ja, er ver-

steht aber offensichtlich nicht, daß die Fragen auch Indiz dafür sind, daß IT soweit nicht verstan-

den hat. Vielleicht oder vermutlich entgeht V auch die Bedeutung von "canvassing for work", die

zudem eine sehr spezielle idiomatische Wendung darstellt, und damit entgeht ihm natürliche

auch die inzipiente Fehlrezeption.

Doch mögen hier noch andere Schichten des wechselseitigen Glaubwissens eine Rolle spielen.

Zum Beispiel, daß V glaubt (und durch Erfahrung weiß), daß er als NNS zwar mißversteht, aber

kaum, daß sein Gesprächspartner ein Mißverständnis produzieren wird. Oder auch andersherum,

daß IT davon ausgeht, daß Verstehensprobleme allein von NNS ausgehen, da dieser aufgrund

seiner defizitären Sprachkenntnisse ja dafür prädestiniert ist. Er selbst, zumindest auf der Ebene

professionellen Handelns, wird kaum Mißverständnisse produzieren. Dagegen spricht seine Rou-

tine. Wo gefragt werden muß, fragt er. Nicht umsonst besteht das Gespräch zum größten Teil aus

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 42

Frage-Antwort-Paaren. Doch wie wir sehen konnten, trügt der Verstehensschein und erhält somit

- mißverständlicherweise - eine falsche existentielle Substantiierung. Die Mißverständnisspirale

greift scheinbar bereits im Vorfeld konkreter Sprechaktbewertung als präsupponiertes Glaubwis-

sen (vgl. Ichheiser 1970).

Über das mitgebrachte Glaubwissen der Kommunikationspartner, sei es individuell oder katego-

rial, wissen wir als Analysanden in der Regel nur wenig. Zudem müßten unsere Vermutungen

durch die Befunde "harter" Indizien als interaktiv relevant nachweisbar sein. Was unter Indizien

bzw. Cues zu verstehen ist, ist in Kap. 3.5 diskutiert worden. Auch Indizien sind interaktiv rele-

vant, nur ist das Kontingenzprinzip weniger offensichtlich. In (100) "Der entschwindende Be-

cher" konnten wir sehen, wie beispielsweise auch innerhalb des rein nonverbal ausgeführten kor-

rektiven Zyklus Aktabfolgen in einer Beziehung der konditionellen Relevanz stehen.

Analysen von verdeckten Mißverständnissen müssen zweierlei leisten. Sie müssen zum einen

aufzeigen, daß der weitere Ablauf eines Gesprächs entweder auf verdeckte Kernmißverständnis-

se, wie in (112) "Canvassing", basiert, oder daß der Gesprächsverlauf durch den kumulativen

Effekt kleinerer Mißverständnisse bestimmt wird. In beiden Fällen kann der Analysand manifest

machen, was für die Teilnehmer nur indiziert ist. Damit löst sich aber auch eine Form der Loka-

lisierbarkeit des Mißverständnisses auf. Als Analysand können wir das Mißverständnis zwar

identifizieren, aber nicht mehr unbedingt an einem Ort lokalisieren. In (112) "Canvassing" zum

Beispiel ist die retrospektive Identifizierung und Lokalisierung für den Analysanden möglich;

allerdings paßt ITs ratifikative Äußerung "So you've been canvassing for work" (Z 6a) in keines

unserer Modelle mehr hinein. A1 entspricht Vs Erklärung "A few weeks ago ah (+) the school

send me to factory doing canvassing (+) canvassing (+) for two weeks experience and ah the

boss say give me a position, but (...) when I will finish the course because I have learned to do

some more job and cannot take it" (Z 2ff.); B1 entspricht zum einen ITs Ratifikation, zum ande-

ren jede weitere Frage, die er stellt, und die es offensichtlich werden läßt, daß er V nicht verstan-

den hat. Das Mißverständnis ist also über unterschiedliche Orte verteilt, es bestimmt die Ge-

sprächsstruktur. Allerding wiederum nicht über die Aneinanderreihung von Mißverständnissen,

sondern durch eine Batterie von Klärungssequenzen, die Hinweise auf den Mißverständniskern

geben. Sowohl A1 als auch B1 operieren im Grunde genommen über eine ganze Anzahl von

Sprecherbeiträgen.

Ich will hier nicht erneut die Modelldiskussion aufwerfen. Aber der Kontrast zum Couplet-

Charakter, von dem wir in Kap. 6 ausgegangen sind, macht die Auflösung der manifestativen

Mißverständnisstruktur schlaglichtartig deutlich. In (112) "Canvassing" hatten wir es also mit

einem "zerdehnten Mißverständnis" zu tun, bei dem sich der eine manifestative Ort aufgelöst hat,

und wir stattdessen über die Indizien der Klärungssequenz-Kaskaden zur Identifikation des Miß-

verständnisses gelangt sind.

………………..

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LESEPROBEN AUS VOLKER HINNENKAMP AUS „MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“ (1998) 43

10.4 Einige Quintessenzen

Was soll man zu guter Schluß festhalten über Mißverständnisse in Gesprächen? Jedes erneute

Eintauchen in den Gegenstand bedeutet eine Um-Schreibung, führt zu Transformationen tiefge-

hender Diskussionen in die Oberflächlichkeit. Außerdem erinnert es an die Desiderata, an die

Zweifel, an die Ausblendungen. Ein paar Punkte - Quintessenzen? -, die mir rückblickend in

Bezug auf meine Funde wichtig erscheinen, jedenfalls jetzt und an dieser Stelle, sollen in locke-

rer Aufzählung eine Art Abschluß bilden, obwohl ich glaube, daß noch so viel über Miß-

verständnisse zu sagen ist, jedenfalls über verdeckte und versteckte, über diejenigen, mit denen

ich letztendlich nicht ins Reine gekommen bin, ob sie nun welche sind oder nicht: Zum Beispiel,

ob nicht Mißverständnissen, die wir gar nicht bemerken, die anderen klugen Beobachtern (oder

uns in weiseren Zeiten) auffallen, im gleichen Maße der Mißverständnisstatus zukommt, wie ich

ihn in den letzten dreihundert Seiten versucht habe zu beschreiben? Oder ob wir sie einfach nur

Mißverständnisse nennen, weil uns noch nicht aufgefallen ist, daß sie von einer anderen Art

sind? - Doch was wir nicht bemerken, können wir auch kaum fassen, so trivial ist das! Und rück-

blickend greifen wir gerne auf bekannte Muster zurück, die uns beim Zu- und Einordnen helfen.

Ganz tröstet mich das nicht.

1. Mißverständnisse sind ein frequenter und allgegenwärtiger Bestandteil des alltäglichen kom-

munikativen Daseins. Mißverständnisse sind Sprechereignisse eigenen Rechts, sie bilden als

solche eigenständige Sprechakt(neben-)sequenzen. Ausgangspunkt für die Eruierung von Miß-

verständnis bildete von daher die dialogische Manifestationsphase, die das Mißverständnis zum

Mißverständnis erklärt. Denn nicht irgendwelche mißverständlichen Ursachen sind verantwort-

lich für das Mißverständnis, sondern einzig und allein die Kommunikation zwischen Sprecher

und Hörer - und damit diese selbst. Das heißt, es gibt keine Ursache außerhalb des gezeigten

Formulierungs-, Verstehens- und Aushandlungsprozesses der Kommunikation für das Miß-

verständnis. Von daher galt mein Fokus den Ablaufmustern von Mißverständnissen bzw. be-

stimmten Ablaufmustern als Mißverständnis. Diese wurden mithilfe von konversationsanalyti-

schen und interaktionssoziolinguistischen Methoden zur Entschlüsselung der sequentiellen und

wissensmäßigen Struktur in Rekurs auf die dialogisch-kooperative Basis offengelegt.

2. Die Extension von "Mißverständnis" in der Sprachgemeinschaft reicht von der Illusion eines

ersten Verstehens und dessen Falsifizierung bis hin zu der Umschreibung von Meinungsver-

schiedenheit. Zwischen dem Vorkommen von Mißverständnissen und der Begriffsverwendung

gibt es sowohl Korrespondenzen als auch Differenzen. Die Begriffsverwendung, zumeist in

Form von Kollokationen oder Phraseologismen, erhellt funktional-strategische Aspekte und gibt

Auskunft über das Wissen der Kommunikationsteilnehmer hinsichtlich der Struktur und des Ab-

laufs von Mißverständnissen. Während die Verwendung sowohl monologische als auch dialogi-

sche Aspekte abdeckt, ist das Vorkommen von Mißverständnissen immer dialogisch verfaßt.

3. Das Vorkommen von Mißverständnissen umfaßt sowohl einfache manifeste Mißverständnisse

als auch komplexe verdeckte Mißverständnisse. Die Übergänge zwischen manifesten und nicht-

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manifesten Mißverständnissen wie auch diejenigen zwischen den unterschiedlichen Formen der

Manifestation sind gestuft. Sie können am besten auf einem Kontinuum plaziert werden mit ei-

nem expliziten linken Pol und einem indexikalischen rechten Pol. Je weniger manifest ein Miß-

verständnis ist, umso komplexer wird die dialogische Ablaufstruktur.

4. Manifeste Mißverständnisse bilden sich strukturell ab in Form einfacher konversationeller

Seitensequenzen, die eine formale Begrenzung mit mehr oder weniger distinkten Anfängen und

Enden aufweisen. Der Anfang wird kooperativ in Retrospektion festgelegt, das Ende wird ko-

operativ durch Übergänge zum Hauptinteraktionsfokus und schließlich durch die Rückkehr zum

status quo ante markiert. - Ein Mißverständnis ist also nicht einfach da, sondern muß als solches

überhaupt erst einmal entdeckt werden. Das heißt, ein irgendwie gespürter Dissens, die Unver-

träglichkeit bestimmter Handlungen oder das Aufscheinen sog. umcomfortable moments muß

zunächst einmal als Kandidat für das Vorliegen eines Mißverständnisses identifiziert werden.

Dann muß erkannt werden, an welcher Stelle ein eventuelles Mißverständnis liegt, und schließ-

lich muß gefunden werden, worin das Mißverständnis besteht. Und es muß bearbeitet, geklärt,

ausgeräumt werden. All diese Handlungen der Identifizierung, der Lokalisierung und Reparatur

können ineinander verzahnt oder schrittweise ablaufen. Es gibt keinen Kanon, aber präferierte

Abfolgen. Auf jeden Fall obliegen diese Handlungen den beteiligten Kommunikationspartnern.

Der Beobachteranalysand spürt sie im Aushandlungsprozeß der Kommunikationsteilnehmer auf

und fügt sie gemäß der nachweisbaren Teilnehmermethoden in die Kategorie des Mißverständ-

nisses.

Zur retrospektiven Festlegung bzw. Ablaufmuster einer Mißverständnissequenz zählen Diagno-

sen, Accounts und Anamnesen; die Bearbeitung des Mißverständnisses kann z.B. durch einfache

Reparaturen, aber auch durch komplexere Nachspiele wie ganze reparative Zyklen charakteri-

siert sein. Nachspiele gehören zum Mißverständnis, denn sie werden unmittelbar durch den Miß-

verständniskern hervorgerufen bzw. konditionell relevant. Die Struktur manifester Mißverständ-

nisse findet ihr Pendant im Wissen der Interaktionsteilnehmer. Die strategische Ausschlachtung

(von Elementen) der Mißverständnisfigur macht dies besonders deutlich.

5. Werden Mißverständnisse nicht mehr reziprok manifest, typischerweise so in Kommunikatio-

nen von Native und Non-Native Speakers und in interkulturellen Konversationen, werden ihre

Strukturen komplexer und undurchsichtiger. Ihnen fehlen diagnostische oder anamnetische Be-

standteile, sie lösen sich auf in eine Vielzahl von reparativen Klärungssequenzen, deren Ursa-

chen verdeckte oder gar versteckte Mißverständniskerne sind. Sie besitzen keinen retrospektiv

verortbaren Anfang; sie weisen in schlimmen Fällen auch kein Ende bzw. keinen Übergang zum

Hauptinteraktionsfokus auf, ihr eigentlicher Fokus besteht in der Aneinanderkettung von Klä-

rungssequenzen.

6. Mißverständnisse sind keine Defekte der Kommunikation, sondern sie dienen auch als Res-

sourcen für sozial-interaktive Differenzierungs- und Distinktionsprozesse im Rahmen eines

Face-orientierten Kommunikationsmanagements, in denen die Gesprächspartner auf interaktiven

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Gewinn und positive Selbstdarstellung aus sind. Mißverständnisse sind integrativer Bestandteil

unseres kommunikativen Haushalts. Sie geben Auskunft über unsere reparativen Kompetenzen,

aber sie sind somit eben auch Material kommunikationsstrategischen Handelns.

7. Mißverständnisse leisten systematische Offenbarungsarbeit des Verstehensprozesses. Denn sie

verbalisieren und indizieren den Verstehensprozeß ex negativo: als ein gemeinsam zu bewälti-

gendes Problem und als kontinuierliches reziprokes Überwachen des gemeinsamen Wissens. Es

zeigt, daß auch in der Kommunikation nichts gratis ist und daß an jedem, ich betone: jedem

möglichen Punkt der Kommunikation das für den fortlaufenden Kommunikationsprozeß gemein-

same Wissen hinterfragt und als gesprächslokal relevant explikabel gemacht werden kann.

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