Mittwoch – Learn and relax - SIGS DATACOM · wie Verständlichkeit und Benutzbarkeit anhand eines...

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MEIN GANZ PERSÖNLICHER OOP-BERICHT ter ist, ging ich zwar interessiert aber skeptisch in diesen Vortrag. Die Skepsis verflog jedoch recht schnell, als Herr Janning die dua- le Prozesssicht vorstellte, nach der sich Prozesse aus einem planba- ren, strukturierten und einem dynamischen Teil zusammensetzen. An dieser Sicht erklärte er nun, wie sich agile und strukturierte Verfahren miteinander vereinbaren lassen. Damit ist es möglich, Qualitätsmodelle wie CMMI mit agilen Methoden zu vereinbaren. Dieser Vortrag hat gezeigt, dass die Zeit der Annäherung zwischen klassischen und agilen Prozessen bereits begonnen hat. Ebenso interessant war der Vortrag von Michael Mah zum Thema „Is Agile Keeping its Promises?“, in dem er viele Erfah- rungen und darüber hinaus Daten und Statistiken präsentierte, wel- che Effekte Agilität in Softwareprojekten hat. Auf Basis eines über viele Jahre hinweg gesammelten Datenbestands hat er gezeigt, dass agile Methoden einen messbaren Vorteil haben können. Wie man solche Daten sammelt, verwaltet und Projekten mit geeigneten Werkzeugen zur Verfügung stellt, um ihren „Hunger“ zu stillen, erläuterte Olaf Lewitz in seinem Vortrag „Enterprise Agility braucht Enterprise Information Management“. Mittwoch – Learn and relax Offshoring – immer noch Hype? So langsam kann man das ja schon nicht mehr hören und nachdem es nun auch Nearshoring Unter dem Motto „Business Impact through Mastering Change“ zog die diesjährige, nunmehr zwanzigste OOP wieder viele Besucher an. An fünf Konferenztagen gab es eine Vielzahl von Tutorials, über 100 Vorträge aus vielen aktuellen und Zukunftsbereichen der IT und der Softwareentwicklung sowie spannende und unterhaltsame Keynotes. Ganz im Zeichen der aktuellen Themen fanden sich viele Vorträge u.a. zu den Themen Cloud, Architektur, Mobile Computing, Agilität oder Management. mehr zum thema: www.OOP2011.com 8 9 Und mit letzterem Thema startete ich meine OOP am Dienstag. Mit seinem Vortrag „Die Quadratur des Kreises oder Warum Scrum CMMI-Level 5 erfüllt“ erklärte Thorsten Janning, wie die- se auf den ersten Blick gegensätzlichen Paradigmen miteinander vereinbart werden können. Nach den oft religiös geführten Diskussionen der letzten Jahre, ob Agilität nun besser oder schlech- konferenzbericht Dr. Marco Kuhrmann ist Assistent an der Technischen Universität München. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Prozess- und Projektmanagement sowie Werkzeugunterstützung für Softwareprojekte. der autor 20 Jahre OOP Die 20. OOP – und Dr. Frances Paulisch eigentlich immer dabei Die gut besuchte Fachausstellung

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MEIN GANZ PERSÖNLICHER

OOP-BERICHT

ter ist, ging ich zwar interessiert aber skeptisch in diesen Vortrag.Die Skepsis verflog jedoch recht schnell, als Herr Janning die dua-le Prozesssicht vorstellte, nach der sich Prozesse aus einem planba-ren, strukturierten und einem dynamischen Teil zusammensetzen.An dieser Sicht erklärte er nun, wie sich agile und strukturierteVerfahren miteinander vereinbaren lassen. Damit ist es möglich,Qualitätsmodelle wie CMMI mit agilen Methoden zu vereinbaren.Dieser Vortrag hat gezeigt, dass die Zeit der Annäherung zwischenklassischen und agilen Prozessen bereits begonnen hat.

Ebenso interessant war der Vortrag von Michael Mah zumThema „Is Agile Keeping its Promises?“, in dem er viele Erfah -rungen und darüber hinaus Daten und Statistiken präsentierte, wel-che Effekte Agilität in Softwareprojekten hat. Auf Basis eines überviele Jahre hinweg gesammelten Datenbestands hat er gezeigt, dassagile Methoden einen messbaren Vorteil haben können.

Wie man solche Daten sammelt, verwaltet und Projekten mitgeeigneten Werkzeugen zur Verfügung stellt, um ihren „Hunger“zu stillen, erläuterte Olaf Lewitz in seinem Vortrag „EnterpriseAgility braucht Enterprise Information Manage ment“.

Mittwoch – Learn and relaxOffshoring – immer noch Hype? So langsam kann man das jaschon nicht mehr hören und nachdem es nun auch Nearshoring

Unter dem Motto „Business Impact through Mastering Change“ zog die diesjährige, nunmehrzwanzigste OOP wieder viele Besucher an. An fünf Konferenztagen gab es eine Vielzahl vonTutorials, über 100 Vorträge aus vielen aktuellen und Zukunftsbereichen der IT und derSoftwareentwicklung sowie spannende und unterhaltsame Keynotes. Ganz im Zeichen deraktuellen Themen fanden sich viele Vorträge u.a. zu den Themen Cloud, Architektur, MobileComputing, Agilität oder Management.

m e h r z u m t h e m a :www.OOP2011.com

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Und mit letzterem Thema startete ich meine OOP am Dienstag.Mit seinem Vortrag „Die Quadratur des Kreises oder WarumScrum CMMI-Level 5 erfüllt“ erklärte Thorsten Janning, wie die-se auf den ersten Blick gegensätzlichen Paradigmen miteinandervereinbart werden können. Nach den oft religiös geführtenDiskussionen der letzten Jahre, ob Agilität nun besser oder schlech-

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Dr. Marco Kuhrmann

ist Assistent an der Technischen Universität

München. Seine Arbeitsschwerpunkte sind

Prozess- und Projektmanagement sowie

Werkzeugunterstützung für Softwareprojekte.

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20 Jahre OOP Die 20. OOP – und Dr. Frances Paulisch eigentlich immer dabei

Die gut besuchte Fachausstellung

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und sogar wieder das komplette Zurückrudern gibt, wird es Zeitsich mal über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren. Dasdachte ich mir am Mittwoch und besuchte den Vortrag vonDominik Eul und Georgios Isaakides. In ihrem Vortrag „AgileOffshoring oder Wie integriert man verteilte Teams?“ griffen sieden wesentlichen Aspekt verteilten Softwareprojekte auf, nämlichden Aufbau von Teams und die Sicherstellung, dass diese Teamsauch miteinander kommunizieren können. Dieser Vortrag hat mirgezeigt, dass Offshoring nun sehr viel sachlicher und differenzier-ter betrachtet wird. Und so überrascht das Fazit dieses Vortragsauch nicht. Einfach Scrum in verteilten Projekten einsetzen undalles wird gut - das funktioniert in der Praxis nicht. Insbesondereden Mitarbeitern, die nicht im Scrum-Team sind, würdenSchulungen helfen zu verstehen, dass es ein Scrum-Team gibt unddass dieses besondere Anforderungen an sein Umfeld hat.

Der Nachmittag begann mit einem Vortrag, den ich in dieserForm gar nicht erwartet hätte. Andreas Slogar ließ uns in seinemVortrag „How to CIO right?“ an seinem langjährigenErfahrungsschatz teilhaben. Zunächst ging er auf die Sichtweiseein, die Analysten und Presse über die Jahre von der Rolle des CIOsentwickelt haben. Angefangen bei ‚der Steigerung derProduktivität der IT-Mitarbeiter’ über die ‚Mitverantwortung fürdie Geschäfts prozesse’ bis zur ‚Übernahme strategischer und ope-

rativer Führungsaufgaben’ hat sich das Aufgabenprofil verändertund erweitert. Herr Slogar ergänzte noch, dass der optimale CIO25 Jahre alt sein sollte und schloss seine Recherche mit derEmpfehlung, Analysten und Presse zu ignorieren. Bereits in derEinführung und während des gesamten Vortrags war zustimmen-des Nicken und betroffenes Schmun zeln zu sehen. Er stellte danndie Kernfrage in den Raum: „Wie steuern eigentlich die weltweitbesten Unternehmen ihre Arbeit?“ Sein Lösungsvorschlag, der z.B.Business Scorecards, Strategy Maps oder die strikte Trennung zwi-schen Strategie und operativen Geschäft kombiniert, stieß auf regesInteresse und zog einige Diskussionen nach sich. Wichtig sei es, sosein Abschlussstatement, dass erfolgreiche Unternehmen verfügba-re Technologien und Standards zielgerichtet einsetzen undInnovationen dort stattfinden, wo sie auch wirklich benötigt wer-den. Daran müsse sich auch ein erfolgreicher CIO messen lassen.

Abends amüsierten sich die Besucher nach der WelcomeReception mit coolen Drinks und heißen cubanischen Klängenbeim IT-Stammtisch, der sich in den letzten Jahren zum „Muss“jeder OOP entwickelt hat. Spitze Bemerkungen zum aktuellen IT-Zeitgeist unter der Leitung von Nico Josuttis – entspannend, aberauch anregend. Für alle, die vorab noch etwas Bewegung benötig-ten, bot die von Versant ausgeschriebene Kicker-WM dazu genü-gend Gelegenheit. Die stolzen Sieger freuten sich über zwei IPads.

kon ferenzber i ch t

Die Tischfußball-WM, veranstaltet von Versant, lockte vieleBesucher an

Spaß und Cocktails bei der Welcome Reception

Die Gewinner des Kicker-Turniers am Versant-Stand Mit spitzer Zunge die Branche auf’s Korn genommen –der IT-Stammtisch

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Martin Fowler befasste sich mit dem Softwaredesign des 21.Jahrhunderts und ging unter anderem auf Domänen-spezifischeSprachen ein. Das Thema Domänen-spezifische Sprachen war aufder OOP z.B. durch den Vortrag „DSLs, Modelle undSoftwarearchitektur“ von Markus Völter schon prominent vertre-ten. Martin Fowler gab dem ganzen aber auch noch einmal einendurchaus amüsanten Anstrich. Es war schon spannend zu sehen,wie Verständlichkeit und Benutzbarkeit anhand eines regulärenAusdrucks diskutiert werden können. Auch gab es Ausflüge zuXML, Ruby ja sogar zu CSS – immer unter Prämisse „wo es sinn-voll ist“.

Das absolute Highlight war jedoch Tom DeMarcos Feststellung,dass man das menschliche Gehirn, insbesondere seineSpeicherkapazität, noch für $1.99 in Grabbelkiste bei eBay erste-hen könne. Um das zu untermauern zeigte er auch gleich das ent-sprechende Angebot in seiner Präsentation. Neben den Anekdotenging er aber auch auf die Herausforderungen kollaborativenDesigns ein, was die Schwierigkeiten dabei sind und die wesent-lichen Rahmenbedingungen. Zentral seien nicht nur die Zerlegungeines Problems sondern insbesondere die Schnittstellen. Allerdingsseien es weniger die technischen Schnittstellen, sondern jene, überdie Menschen/Teams miteinander kommunizieren müssten.Obwohl dieses Thema aber auch schon seit Jahren diskutiert wird,scheint es immer noch nicht abschließend gelöst zu sein. Ob dies ander Komplexität der heutigen Systeme oder am sozialen Gefügeeines Projekts liegt, das bleibt immer noch ein Stück weit offen.

Donnerstag – My Tech DayDer Donnerstag war etwas technischer geprägt. Lothar Wieskewidmete sich in seinem Vortrag „Cloud Computing goesEnterprise“ dem Hype der Cloud und beleuchtete, was wirklichdahinter steckt. Er verglich die Cloud-Technologien von Amazon,Google, VMWare und Microsoft miteinander und schaffte etwasOrdnung im Begriffschaos. Er ermahnte auch, dass man sich imCloud-Umfeld zunehmend vor „Trittbrettfahrern“ in Acht nehmenmüsse. Für einiges Erstaunen sorgte seine Aussage, dass Java zur-zeit nur bedingt für die Cloud geeignet sei und lieferte auch gleichdie Anforderungen nach. Insbesondere bezog er sich dabei auf gute

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Erich Gamma: Diesjährige Keynote zu Design Patterns

Erich Gamma

Martin Fowler

Auch für die Entspannung der Teilnehmer ist gesorgt

Eignung von Java für „klassische“ n-Tier Applikationen – aber dieCloud sei nun mal nicht klassisch. Die Java-Plattform macht es sei-ner Meinung nach daher „unnötig schwer “ mit der Cloud.

Neben diesen Themen wurden im überaus umfangreichenProgramm noch viele Beiträge zu weiteren Themen geliefert – vongrundsätzlichen Themen wie Architektur, Multi-Core, Sicherheitund Werkzeugen bis zu Spezialthemen wie App-Entwicklung undMobile Computing. Trotzdem waren meine Highlights dieKeynotes von Erich Gamma, Martin Fowler und Tom DeMarco.

Erich Gamma reflektierte über Design Patterns, wie sie entstan-den und insbesondere, wie sie sich weiterentwickeln sollten. Rechtspannend war seine Collage der Pattern-Bücher, in der er die„Inflation“ an Pattern der letzten Jahre darstellte. Als schon fastnatürliche Konsequenz skizziert er, wie Patterns neu geordnet wer-den sollten und welche z.B. auch entfallen könnten.

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installieren, stellten dies sicher. Nun ja, Design vs. Sicherheit – einedurchaus nicht unübliche Abwägung in Softwareprojekten ...

Und so habe ich die OOP mit einem Schmunzeln aber auch einwenig Enttäuschung verlassen. Es war schlicht nicht möglich, alleVorträge zu hören. Wer weiß, was mir alles entgangen ist.Vielleicht sehen wir uns ja zur nächsten OOP vom 23.-27. Januar2012 in München. ■

MSDN on Tour – mit einer eigenen Haltestelle auf der OOP2011

Tom DeMarco mit der Überraschung:Das menschliche Gehirn für 1,99 US-$ bei ebay

Keynotes vor großem Publikum

Den über 2000 Besuchern bot die OOP neben den vielen hochka-rätigen Vorträgen auch eine umfangreiche Ausstellung vieler nam-hafter Firmen, wie IBM, Microsoft, it-agile, microTOOL oderMID. Die Ausstellung bot den Teilnehmern die Gelegenheit, sichüber neues Entwick lungen und Produkte zu informieren,Erfahrungen auszutauschen, Netzwerke zu knüpfen oder einfacham Stand von Zühlke an einem Fotowettbewerb teilzunehmen. DieGewinnerfotos sehen sich auf der nächsten Seite.

Eine der auffallendsten Attraktionen war sicherlich der „MSDN onTour Bus“. Er zog viele Teilnehmer an, die den Bus auch sicher betre-ten konnten. Zwei Löcher, die eigens gebohrt werden mussten, um vorOrt eine Sprinkleranlage zur Erfüllung der Brandschutzvorgaben zu

Ein interessiertes Experten-Publikum See you again in 2012

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oop fo towet tbewerb

OOP 2011 Fotowettbewerb

Platz 1:

„OOP” von Mathias Tempel

Platz 2:

”OOP from above“ von Gabriele Mitteregger

Platz 3:

„Coffee Line” von Gabriele MittereggerDie Platzierungen wurden

per Online-Voting ermittelt.