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MÀRIA SZEPES

erzählt von

PÜNKTCHEN-PANNI einem kleinen ungarischen Mädchen

die bunten Bilder zeichnete Anna Györffy

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Übersetzung aus dem Ungarischen von Bruno Heilig Titel der Originalausgabe: „Pöttyös Panni“Einband: Hildegard Peschel-Haller

Redaktion: Annemarie Lesser Ausstattung: Atelier Kinderbuch.Korrektor: Arno Regli

Für Kinder von fünf Jahren an

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Pünktchen-Panni ist ein kleines Mädchen. Es ist 4 Jahre alt und wohnt in Ungarn. Wer es besuchen will, muß eine weite Reise mit dem D-Zug von Deutschland bis Ungarn machen. Wenn ihr durch Ungarn fahrt, dann seht ihr die weiten grünen Flächen, auf denen Herden von Kühen, Schafen und Pferden weiden. Ihr seht viele Obstbäume, Äpfel, Pfl aumen, Pfi rsiche und Kirschen. Zur Kirschenzeit leuchten die dicken, roten Früchte euch schon von weitem entgegen. Die Sonne scheint hier oft wärmer als bei uns und läßt die Kirschen größer und noch süßer werden. Auch Melonen, die euch so gut schmecken, und Weintrauben wachsen in Ungarn und nicht zu vergessen die Paprikaschoten. Wer sie von euch schon einmal gekostet hat, weiß, wie scharf sie schme-cken. In diesem Land, durch das der große Donaustrom fl ießt, wohnt Pünktchen-Panni. Sie ist also eine kleine Ungarin und spricht Ungarisch. Wenn sie das Märchen von dem Wolf und den sieben jungen Geißlein erzählt, dann könnt ihr es nicht verstehen, erst dann, wenn je-des Wort euch ins Deutsche übersetzt wird. Und wenn Pünktchen-Panni in die Schule kommt und ihren ersten Brief schreibt, dann könnt ihr diesen Brief nicht lesen, denn Pünktchen-Panni lernt auch ungarisch schreiben. Aber jetzt geht sie noch nicht zur Schule. Sie spielt mit ihren Puppen, mit ihrer Freundin Tamara, sie tuscht und zeichnet gern und freut sich schon auf die Schule. Aber am liebsten hat sie es, wenn ihr etwas vorgelesen wird, und genau wie ihr hört sie gern Geschichten von netten kleinen Mädchen.

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Panni wurde nicht nur darum Pünktchen-Pan-ni genannt, weil Oma ihr immer Kleider mit roten oder weißen Pünktchen anzog. Man nannte sie so, seitdem sie einmal mit roten Pünktchen am ganzen Körper erwacht war.„Oma“, rief sie verwundert, „schau mal nach, sind die Pünktchen noch auf meinem Kleid?“„Warum denn?“ fragte die Oma aus dem Badezimmer.„Ich glaube, sie sind auf mich übergesprungen. Es sind ganz schlimme Pünktchen.“„Die Pünktchen sind schlimm?“ Oma war erstaunt.„Ja, sie jucken.“Da eilte Oma ins Zimmer und schaute sich die jucken-den Pünktchen an. Sie verbot Panni aufzustehen und ließ den Onkel Doktor holen. Der Onkel Doktor aber stellte fest, daß Panni Schafblattern hatte.An die Tür wurde ein roter Zettel geklebt, und niemand durfte zu Panni hinein.„Warum habe ich Schafblattern, wo ich doch ein klei-nes Mädchen bin und kein Schäfchen?“ beklagte sich Panni.„Weil das zahme Blattern sind“, erklärte ihr Oma. „So zahm wie ein Lämmchen.“„Gibt es auch wilde Blattern?“

„Ja, auch die gibt es.“„Extra Kleinmädchenblattern gibt es nicht?“„Nein, die gibt es nicht.“

Pünktchen-Panni

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„Ich mag gar keine Blattern. Ich will aufstehen.“„Du darfst nicht aufstehen.“ „Dann rufe Peterle zu mir herein, Oma.“„Erst mußt du wieder gesund sein. Wenn ich Peterle rufe, so bekommt er die juckenden Pünktchen von dir. Schafblattern sind ansteckend.“„Peterle würde sich freuen, ich weiß es bestimmt. Peter-le freut sich immer, wenn er krank ist. Da bekommt er von seiner Mutti Spielsachen. Was bekommen Kinder, wenn sie Schafblattern haben?“ „Nichts. Du bekommst nur dann etwas zum Spielen, wenn du artig bist und schön im Bett bleibst, bis die Pünktchen wieder weg sind.“ „Wie lange muß ich im Bett bleiben?“ „Nicht lange.“Aber Panni ließ sich nicht beruhigen. Weil Oma ihr nicht erlaubte, in den Garten spielen zu gehen, fi ng sie bitterlich an zu weinen. „Weine nicht, mein kleines Mädchen“, sagte Oma. „Gleich spielen wir das erste Schafblatternspiel. Bei Schafblattern gibt es jeden Tag ein neues Spiel. Aber nur, wenn du nicht weinst. Sonst kann man nicht spie-len.“„Ich weine ja gar nicht“, sagte Panni und schluchzte nur noch ein paarmal leicht auf.Da faltete Oma winzige Papierboote und schnitzte dazu Holzstäbchen als Ruder.

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Sie breitete eine Decke auf das Bett, die war das Meer. Aus Bausteinen und dem Deckel einer Schachtel baute sie eine Insel. Auf der Insel lebte die Porzellanpuppe. Der Elefant, ein schreckliches Ungeheuer, hatte sie geraubt und hielt sie dort gefangen. Der Teddy, die Giraffe und der Esel kamen auf großen Schiffen angefahren, um die Puppe zu befreien. Dabei gerieten sie in einen bösen Sturm. Auch mit Haifi schen mußten sie kämpfen. Sie be-siegten die Ungeheuer und befreiten schließlich die Puppe.Am nächsten Tag wurde Kaufhaus gespielt. Oma kniffte Panni aus Papier eine kleine Geldbörse, dann richtete sie das Kaufhaus ein. Dort konnte man alles haben, denn es war

ein großes Kaufhaus.In der Abteilung für Süßigkeiten bediente die Puppe, bei den Spielsachen der Esel, und Kleider verkaufte der Teddy. Die Gi-raffe mußte für Ordnung sorgen, sie konnte von ihrem langen Hals aus am besten alles übersehen. Am dritten Tag wurde Kinder-

garten gespielt, am vierten Tag Zirkus, am fünften Tag Tier-park mit sprechenden Tieren. Jeden Tag gab es ein anderes sehr schönes Spiel. Die Spieltage fl ogen nur so dahin, und auf einmal war Panni wieder gesund.„Wenn man Schafblattern hat, ist ein Tag viel kürzer als sonst“, sagte sie zu Peterle, als sie sich im Garten trafen.„Von der Krankheit?“ fragte Peterle.„Vom Spielen“, sagte Panni.„Das ist nicht wahr, du gibst an.“„Frag doch Oma!“

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„Und woher hast du die Schafblattern?“„Ich weiß nicht. Vielleicht von meinem Kleid. Sicher kamen die Pünktchen davon. Wenn du willst, binde ich dir meine Schürze um. Die ist auch gepunktet.“„Nein, ich bin ein Junge“, sagte Peterle kopfschüttelnd. Eigentlich beneidete er Panni um die Schafblattern, aber er wollte es nicht zeigen. Deshalb begann er zu schreien: „Pünktchen-Panni! Pünktchen-Panni!“ So einer war Peterle. Immer mußte er andere necken.

Peterle

„Oma“, rief Panni weinend, „Peterle hat mir den Teddy genommen!“„Wohin läufst du mit dem Teddy?“ fragte Oma. „Der gehört doch Panni!“„Ich will ihn haben“, sagte Peterle trotzig und drückte den Teddy fest an sich.„Auch die roten Puppenschuhe hat er ein-gesteckt“, sagte Panni, noch immer weinend.Oma holte die Schuhe aus Peterles Tasche und nahm ihm den Teddy weg. Als aber Peterle dann mit Panni allein war, stopfte er sich gleich wieder die Taschen voll mit Spielsa-chen, nahm den Teddy auf den Arm und ging damit nach Hause.Oma besuchte Peterles Mutti, die ihre Nachbarin war, und unterhielt sich mit ihr lange ganz leise. Am nächsten Tag nahm Oma Panni bei der Hand und sagte: „Komm, wir ge-hen zu Peterle. Wir werden so tun, als ob wir seine Spiel-

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sachen einstecken wollen. Wir werden ihm einen kleinen Schreck einjagen. Seine Mutti hat es erlaubt.“Stolz trippelte Panni neben Oma einher. Allein hätte sie vor Peterle ein wenig Angst gehabt. So aber war alles sehr interessant. Sie hatte sich genau überlegt, was sie nach Hause mitnehmen wollte.In einer Zimmerecke stand Peterles Roller. Dann hatte

Peterle noch ein gelbes Flugzeug. Das durfte Panni nie anfassen. Auch auf den kleinen Rettungswagen spitzte sie schon lange.In Peterles Zimmer ging Panni, ohne ein Wort zu sagen, sofort ans Packen.„Bitte, nimm den Roller“, sagte sie zu Oma. „Ich nehme das Flugzeug und den Rettungswagen. Mehr kann ich nicht tragen.“ Peterles Wangen wurden rot und röter.„Sofort leg meine Spielsachen wieder hin!“ rief er zornig. Er lief zur Oma und griff nach dem Roller. „Lassen Sie ihn hier! Omas fahren nicht Roller!“Oma hob den Roller hoch, so daß Peterle ihn nicht errei-chen konnte. „Ich brauche ihn“, sagte sie ruhig. Jetzt weinte Peterle so herzzerbre-chend, daß er Panni leid tat.

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„Geben wir ihm den Roller zurück“, bat sie Oma. „Gern“, sagte Oma, „wenn auch er deine Spielsachen zu-rückgibt.“ Da lief Peterle zu dem kleinen Schrank und holte alles heraus, was Panni gehörte: den Teddy, die kleinen roten Schuhe, die kleine Negerpuppe und den Puppenlutscher, und gab es Panni zurück. Darauf bekam Peterle alles wieder, von Oma den Roller und von Panni das Flugzeug und den Rettungswagen. Dann wollten Oma und Panni nach Hause gehen.Peterle rief ihnen erschrocken nach: „Bleib doch hier, Panni! Wir spielen noch schön.“Damit stellte er den Roller, das Flugzeug und den Ret-tungswagen vor Panni hin.„Gut“, sagte Panni und gab Peterle den Teddy, die kleinen roten Schuhe, die Negerpuppe und den Puppenlutscher. Von da an spielten sie immer zusammen.

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Wer hat den Schaden vom Schlimmsein ?

Es ist schon wahr, Peterle war oft ein ungezogener Junge. Dennoch spielte Panni gern mit ihm. Auch Sonntag nach-mittag besuchte sie ihn wieder.Peterles Mutter brachte die Spielsachen.„So, spielt jetzt schön, Kinder“, ermahnte sie die beiden und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen.Kaum war sie draußen, sagte Peterle ganz aufgeregt: „Jetzt wollen wir schlimm sein!“Panni antwortete auch sofort: „Gut, aber wie machen wir das?“„So!“ sagte Peterle und warf die Bausteine auf den Schrank hinauf.„Wer wird sie jetzt wieder runterholen?“ fragte Panni und dachte bei sich, daß es viel schöner wäre, aus den Steinen ein Puppenhaus zu bauen.„Wir beide werden sie herunterholen“, erklärte Peterle.„Wir klettern auf den Schrank und spielen Bergsteiger.“Und gleich fi ng er an. Er stellte einen Schemel auf einen Stuhl und stieg hinauf. Panni ihm nach. Als sie beide oben waren, kippte das Ganze um. Panni und Pe-terle plumpsten herunter.

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Beide hatten sich sehr gestoßen. Peterle begann jämmerlich zuschreien, dabei hatte er sich das Schlimmsein selber ausgedacht.Auf den Lärm hin kam die ganze Familie angelaufen.„Peterle! Bist schon wieder schlimm gewesen?“ sagte seine Mutti traurig.Panni hatte eine dicke Beule auf der Stirn, und Peterles Nase blutete. „Siehst du, vom Schlimmsein hast du immer nur den Scha-den“, sagte Peterles Mutti. Panni merkte sich das gut und

nahm sich vor, nie wieder schlimm zu sein. Das ist ihr freilich nicht immer gelun-gen, aber jedesmal, wenn sie schlimm war, bereute sie es nachher sehr.

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Nein! Nein! Nein!

Panni war sonst ein artiges kleines Mädchen. Aber einmal fi ng sie morgens nach dem Erwachen an, auf alles, was man ihr sagte, „Nein“ zu antworten.„Willst du in den Garten hinuntergehen?“ fragte Oma.„Nein!“ antwortete Panni.„Willst du hier oben spielen?“„Nein!“„Geh und räume deine Spielsachen zusammen!“„Nein!“

So ging es weiter. Immer antwortete sie: Nein! Ob man sagte, sie solle essen oder sich setzen oder aufstehen oder zu Bett gehen, auf alles hatte sie nur ein Wort: Nein! Nein! Nein! Als das schon eine Woche dauerte, nahm Oma Panni, die aus dem Kindergarten kam, bei der Hand und ging mit ihr zum alten Onkel Kovács. Er war Nachtwächter im Holzlager und konnte schadhafte Sachen wie-der ganzmachen.

„Sag schön guten Tag“, ermahnte Oma Panni. „Nein!“ sagte Panni schon zum hun-dertsten Mal an diesem Tag.

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„Onkel Kovács“, sagte Oma, „ich habe Panni gebracht, denn bei ihr ist etwas nicht in Ord-nung. Sie haben den Motor unseres Grammo-phons, das immer dieselbe Melodie spielte, wieder repariert. Ich möchte, daß Sie auch Pan-ni heilmachen, die bloß noch mit ,Nein‘ antworten kann.“ „Lassen Sie das Kind nur hier, Oma. Ich bringe das schon in Ordnung.“„Willst du hier bleiben, Panni?“ fragte Oma.„Nein!“ antwortete Panni trotzig.„Warten Sie, Oma, ich werde sie fragen“, sagte Onkel Kovács und wendete sich an Panni: „Gehst du mit Oma nach Hause, Panni?“„Nein!“ antwortete sie wie immer.„Also gut“, sagte Onkel Kovács und winkte Oma. Sie grüßte freundlich und ging nach Hause.Panni bereute schon, daß sie auf Onkel Kovács‘ Frage „Nein“ gesagt hatte, und wäre am liebsten Oma nach-gelaufen. Doch als Onkel Kovács sie noch einmal fragte, ob sie mit Oma gehen wolle, konnte sie wieder nur „Nein“ sagen. Ja, sie wiederholte es dreimal rasch hintereinander, und dazu stampfte sie noch mit dem Fuß auf.So blieb sie bei Onkel Kovács. Der aber kümmerte sich nicht weiter um sie, sondern ging das Abendessen wärmen.Panni wurde sehr hungrig, als sie den Duft der Paprikakartoffeln spürte.

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Kovács fragte sie freundlich, ob sie mitessen möchte. Panni sagte wieder „Nein“ und wiederholte es so oft, daß es gar nicht mehr zu zählen war.Onkel Kovács nickte still vor sich hin und begann zu essen, ohne Panni noch einmal etwas anzubieten. Panni stand in der Ecke und schaute ihm zu. Sie war sehr hungrig und auch schon sehr müde.„Willst du dich nicht setzen?“ fragte Onkel Kovács.„Nein!“„Willst du nicht schlafen gehen?“„Nein!“Onkel Kovács nickte nur wieder und drängte sie nicht. Nach dem Abendessen nahm er seine Sachen zusammen und schickte sich an, ins Holzlager hinauszugehen.„Kommst du mit mir?“ fragte er Panni streng.„Nein!“„Willst du hier bleiben?“„Nein!“Als aber Onkel Kovács aus der Tür trat, brach Panni in Trä-nen aus. Onkel Kovács eilte ins Zimmer zurück und beugte sich zu ihr hinunter: „Jetzt gib acht, was du antwortest! Oma hat ein feines Abendessen für dich gekocht, Kartoffelbrei und Milchgrieß. Auch dein Bett hat sie gemacht. Der Teddy hat sich schon schla-fen gelegt. Er wartet auf dich. Ich frage dich noch einmal: Willst du zur Oma nach Hause gehen?“

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Panni wollte gleich wieder aus lauter Gewohnheit „Nein“ sagen. Plötzlich aber wurde sie von Sehnsucht nach Oma, Milchgrieß, Kartoffelbrei, ihrem kleinen Bett und dem Ted-dy gepackt. So stark war ihre Sehnsucht, daß davon auf ein-mal alles wieder in Ordnung kam. Zuerst fl üsterte sie nur ganz leise: „Ja. Ich möchte.“ Dann rief sie immer lauter und fi ng gleich an zu weinen: „Ich will nach Hause zur Oma! Ja! Ja! Ja!“Da nahm Onkel Kovács sie bei der Hand und brachte sie nach Hause.Oma freute sich sehr und umarmte Panni.„Bist du gerne zu Hause, Panni?“„Ja, sehr“, antwortete Panni ganz müde und schmiegte sich an Oma.

Pannis Spielsachen

Panni ging mit ihren Spielsachen schlecht um. Sie vernach-lässigte sie. Und sie hatte so viele schöne Spielsachen. Eine große Puppe mit echtem Haar und vielen Kleidern, einen brummenden Teddybär mit seidenweichem Fell, einen klei-nen Esel mit Geschirr und Leine und einen rotkarierten Ele-fanten aus Gummi. Die Puppe lag den ganzen Winter nackt auf dem Fußboden. Ihr Haar war zerrauft und ihr ganzer Körper schmutzig. So lag sie, Panni dachte nicht daran, sie in den Puppenwa-gen unter die warme Steppdecke zu legen. Dem Teddy fehlte ein Arm, und der Esel hatte beide Augen

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verloren. Dem Elefanten aber fl oß ständig das Sägemehl aus dem Bauch, so daß er schon ganz abgemagert war. „Panni, warum bist du so schlecht zu deinen Spielsachen?“ fragte Oma einmal am Abend. „Wenn sie sprechen könnten, würden sie sich sehr beklagen.“Panni dachte lange nach, dann aber zuckte sie nur mit den Schultern und sagte trotzig: „Sie können ja nicht sprechen!“ Aber ein bißchen schämte sie sich doch. So schlief sie ein.Und nachts begannen dann die Spielsachen zu reden. Nicht wirklich, nur in Pannis Traum.Der Teddy drohte Panni mit dem einen Arm, den er noch hatte, und kommandierte leise: „Mir nach!“Hintereinander krochen die vernachlässigten Spielsachen auf Pannis Bett, voran der Teddy, Pannis treuester Freund. Er schleppte den blinden Esel mit sich. Der arme, magere karierte Elefant war so geschwächt, daß er nicht allein aufs Bett steigen konnte und von der vor Kälte zitternden Puppe gestützt werden mußte. Die Puppe war ganz schmutzig. Sie nieste gewaltig und be-gann mit verschnupfter Stimme zu reden.

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„Ich möchte wissen“, sagte sie, „was du dazu sagen würdest, wenn du im Winter auf dem kalten Fußboden schlafen müß-test? Und noch dazu ohne Nachthemd!“„Und was soll aus mir werden?“ fragte der Teddy und fuch-telte mit seinem einen Arm herum. „Mit einer Hand kann ich nicht einmal klatschen!“„I — a, I — a“, schluchzte verzweifelt das arme Eselchen. „Was habe ich verbrochen, daß ich jetzt blind weiterleben soll?“Der Elefant seufzte nur. Er konnte gar nicht sprechen, so schwach war er.Panni fühlte sich recht unglücklich. Oma wunderte sich, wa-rum sie sich so im Bett herumwarf.

Als Panni am nächsten Morgen erwachte, ging sie sofort daran, ihre Spielsachen in Ordnung zu bringen. Sie wusch die Puppe, zog sie an und kämmte sie. Von jetzt an wurde sie jeden Abend ordent-lich zu Bett gebracht. Dem Teddy nähte Oma den Arm wie-der an, und den Esel und den Elefanten machte Onkel Ko-vács wieder gesund.

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Panni geht in die weite Welt

Panni wurde von Oma ausgescholten, weil sie mit ihrer Zahnbürste gespielt und alle Borsten verschmiert hatte.Panni war darum ganz verzweifelt und sagte zu Peterle, als sie ihn auf der Treppe traf: „Ich hab Oma nicht lieb.“‚„Warum denn?“ fragte Peterle.„Weil sie mich ausgescholten hat.“„Bist du unartig gewesen?“„Ja.“„Dann hat sie recht gehabt. Aber denk dir doch einfach etwas aus und erschreck sie damit. Sag, du gehst fort von ihr, hinaus in die Welt.“„Fein“, sagte Panni und hüpfte vor Freude bei dem Ge-danken, Oma einen Schreck einzujagen.Oma war in der Küche und bereitete das Mittagessen. Panni zog die Augenbrauen zusammen und stellte sich steif vor Oma hin.„Ich gehe fort“, sagte sie düster, „hinaus in die Welt.“„So? Wann denn?“ fragte Oma ganz ruhig.

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Panni war sehr überrascht. Sie hatte fest geglaubt, Oma würde weinen und sie verzweifelt bitten, nicht fortzugehen.„Jetzt, sofort“, erklärte Panni drohend. Sie war si-cher, daß Oma nun doch erschrecken werde.„In Ordnung“, sagte Oma. „Ich wollte es nur wissen, damit ich dir dein Bündel schnüre.“„Wozu ein Bündel?“ fragte Panni unruhig.„Da packe ich deine neue Zahnbürste, ein paar Plätzchen und eine Kerze rein. Denn die Welt ist groß, und in der Nacht ist es fi nster. Wenn du dich draußen auf der Landstraße in den Graben legst, zündest du die Kerze an, damit der Frosch nicht auf dich springt. Und morgens wirst du sicher hungrig sein, da kannst du die Plätzchen essen.“„Und wozu die Zahnbürste?“ fragte Panni, die jetzt schon große Angst bekam, in die Welt hinauszugehen.„Sie soll dich daran erinnern, wie gut es zu Hause war, wo du dir die Zähne im Badezimmer putzen konntest.“Damit ging Oma ins Zimmer hinein. Bald kam sie mit einem kleinen Bündel zurück. Ohne ein Wort zu sagen, gab sie es Panni.„Warte“, sagte sie, „ich mache dir die Tür zum Flur auf. Leb wohl!“Panni war sehr erschrocken und ging schweigend zur Tür.Als aber Oma kam und die Tür aufmach-te, klammerte sich Panni mit aller Kraft an den Türpfosten.

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„Was ist los?“ fragte Oma. „Willst du nicht mehr in die Welt hinausgehen?“

„Nein“, rief Panni, „ich will hier bei dir bleiben! Und nie wieder werde ich die Zahnbürste verschmieren.“„Das wird gut sein“, sagte Oma lächelnd. „Es hätte mir leid getan, Panni. Ich habe doch zu deinem Geburtstag gebacken und hätte dann die ganze Torte Pe-terle geben müssen.“„Ich habe heute Geburtstag?“ fragte Panni erstaunt.„Ja, ja, heute ist dein vierter Geburtstag.“„O fein!“ rief Panni und fi el Oma um den Hals. Dann machte sie ihr Bündel auf. Was glaubt ihr, was da-rin war? Ein wundervolles Geburtstagsgeschenk. Eine kleine Puppe mit braunem Haar und blauen Augen in ei-nem rotgetupften Kleid. Sie sah genauso aus wie Panni. Jetzt gab es also eine große und eine kleine Pünktchen-Panni.„O wie herrlich!“ rief Panni. „Und ich werde die Mutti dieser Puppe sein?“„Ja“, Oma nickte.„Kann ich auch ihre Oma sein?“„Natürlich.“„Danke, danke schön, Oma!“Oma nickte lächelnd. Dann sagte sie: „So, jetzt kannst du Peterle ein Stück Torte hinübertragen.“„Nein!“ sagte Panni zornig. „Er hat gesagt, ich soll in die Welt hinausgehen.“

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„So? Dann mußt du ihm erst recht von der Torte geben. Si-cher wird er sich jetzt schämen.“Panni barg ihr Gesicht in Omas Schürze.„Ich schäme mich auch, weil ich häßlich von dir gesprochen habe“, gestand sie. „Ich habe zu Peterle gesagt, ich hätte dich gar nicht lieb.“„Und ist das wahr?“ fragte Oma.„Nein, nein!“„Dann ist es ja nicht schlimm. Schlimm wäre nur, wenn es wahr wäre.“Panni nahm das Stück Torte und trug es zu Peterle.

Tamara

Oma wollte Panni nicht allein zu Haus lassen und nahm sie mit zum Frisör. Sie packte ein Zeichenheft und Farbstifte in ihre Frühstückstasche, damit Panni sich nicht zu langwei-len brauche. Während der Frisör Oma das Haar wusch, kam eine freundliche russische Frau mit ihrem Töchterchen ins Geschäft. Das nette blonde Mädchen mochte ebenso alt sein wie Panni. Ihre Mutti hatte ihr eine wunderschöne hellblaue Schleife ins Haar gebunden.

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„Ich habe eine rote Schleife“, sagte Panni zu dem russi-schen Mädchen.Das Mädchen lächelte sie an, schüttelte aber bedauernd den Kopf, weil es nicht verstand, was Panni gesagt hat-te. Es konnte nur Russisch, Panni konnte aber nur Un-garisch.Panni zeigte auf ihre eigene Schleife. Aber das fremde Mädchen verstand noch immer nicht, was Panni sagen wollte. Da kam Panni ein Gedanke. Sie nahm ihr Zei-chenheft und die Buntstifte aus der Tasche, legte alles schön auf einen Stuhl und begann zu zeichnen. Das rus-sische Mädchen stellte sich neben sie hin und schaute neugierig zu.Panni zeichnete zuerst zwei kleine Mädchen.Dann malte sie ihre Haarschleifen aus, die eine rot und die andere blau. Sie zeigte auf das Mädchen mit der ro-ten Schleife und dann auf sich selbst und sagte: „Panni.“ Dann zeigte sie auf das Bild mit der blauen Schleife und nachher auf das russische Mädchen. Dieses verstand, daß Panni ihren Namen wissen wollte und sagte: „Tamara.“Glückstrahlend wiederholte Panni: „Tamara.“Sie lachten einander an, und Panni zeichnete weiter.Das bedeutete, daß sie Tamara zum Kaffee einlud.

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Tamara lief, außer sich vor Freude, zu ihrer Mutti, fragte sie etwas und kam dann zu Panni zurück. Mit strahlenden Au-gen nickte sie mehrmals lebhaft. Ja, sie durfte zu Panni ge-hen. Schnell zeichnete nun Panni beide auf, wie sie mitein-ander Ball spielten. Da streckte Tamara die Hand nach dem Zeichenheft und den Buntstiften aus. Panni gab ihr Papier und Stift, und jetzt zeichnete Tamara. Hast du Geschwis-ter, wollte sie Panni fragen. Und sie zeichnete deshalb drei kleine Mädchen mit roten Haarschleifen auf. Panni schüttelte den Kopf. Dann streckte sie einen Finger aus und zeigte auf sich, um Tamara zu sagen, daß sie allein sei. Auf die gleiche Art zeigte Tamara, daß auch sie keine Geschwister habe. Dann zeichnete sie schnell eine Blume in einen Topf. So:Panni zeichnete ein Herz dazu.Darauf lief Tamara wieder zu ihrer Mutti und kam mit einem Hörnchen zurück. Sie teilte es und gab Panni die eine Hälfte. Während sie aßen, schauten sie sich lächelnd an. Der Frisör verstand Russisch. Tamaras Mutter erkundigte sich bei ihm nach Pannis Adresse. Dann reichte sie Oma die Hand und küßte Panni.„Sie wohnen hier ganz in der Nähe“, sagte der Frisör zur Oma. Morgen nachmittag will Tamara Panni besuchen. Ihre Mutter wird sie bringen.Panni und Tamara umarmten sich zum Abschied.

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Am nächsten Tag buk Oma einen schönen Kuchen. Zusammen mit Panni deckte sie den Tisch. Panni

holte alle ihre Spielsachen hervor.Tamara hatte auch heute eine blaue Schleife im Haar. Ihre Mutti nahm die Uhr und zeigte, wann sie Tamara abholen werde. Dann verabschiedete sie sich.Panni und Tamara begannen mit gutem Appetit zu essen. Zuerst sprachen beide Mädchen kein Wort. Dann auf einmal zeigte Tamara auf den Zucker und sagte: „Sachar.“Darauf sagte Panni es auf ungarisch und Tamara wiederhol-te schön deutlich: „Cukor.“Darauf zeigte Panni auf ein Glas und sagte, wie es auf unga-risch heißt. Tamara wiederholte abermals klar: „Pohär.“Dann nahm sie selbst das Glas in die Hand und sagte: „Stakan.“Panni wiederholte das Wort. Da kam gerade Oma ins Zim-mer. Sie brachte auf einem Tablett neuen Kuchen. Tamara zeigte lächelnd auf Oma und sagte: „Babuschka.“Panni lachte hell auf, weil Oma auf russisch Babuschka heißt. Der Name gefi el ihr so sehr, daß sie von jetzt an im-mer, wenn sie besonders lieb sein wollte, zu Oma Babuschka sagte.

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Tamara rutschte vom Stuhl herunter, nahm ihren dunkelblauen Faltenrock zwischen zwei Finger und sagte: „Jubka.“

Dann nahm sie den Löffel in die Hand und sagte: „Loschka.“Panni wiederholte die russischen Wörter, und dann erklärte sie Tamara, wie alle diese Din-ge auf ungarisch heißen. Was sie gelernt hatte, gefi el ihr so sehr, daß sie alles hintereinander mehrere Male aufsagte, zuerst russisch, dann ungarisch. So spielten die beiden den ganzen Nachmittag. Was immer sie in die Hand nahmen, nannte Tamara auf rus-sisch und Panni auf ungarisch. Als dann Tamaras Mutti ihre kleine Tochter abholen kam, kannten beide Kinder schon eine Menge Wörter aus der Sprache des andern.Am nächsten Tag besuchte Panni Tamara. Sie wurden un-zertrennliche Freundinnen und merkten es kaum, wie Panni langsam Russisch lernte und Tamara Ungarisch. So konnten sie einander russisch und ungarisch sagen, wie glücklich sie waren, daß sie sich kennenge-lernt hatten und wie lieb sie sich hatten.

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Peterle will raufen

Einmal, als Tamara wieder bei Panni war, kam auch Peterle zu ihnen herüber spielen.Die beiden Mädchen hatten unter dem Tisch eine hübsche Puppenwohnung eingerichtet. Aber Peterle schlug vor, sie sollten lieber toben und Gewitter spielen.Umsonst sagten die Mädchen nein. Peterle ließ es sofort tüchtig hageln. Er schleuderte Dominosteine unter den Tisch. „Das ist kein schönes Spiel“, sagte Panni. „Spielen wir lieber Kindergarten.“Aber Peterle wollte nicht Kindergarten spielen. Er holte Pannis Puppengeschirr und stellte es auf dem Fußboden auf. Dann nahm er einen Kochlöffel und schlug daraufl os, wobei er so laut wie er konnte schrie: „Rumms! Bumms! Es donnert.“ „So ein dummes Spiel macht keinen Spaß“, sagte Panni. „Wir wollen etwas Vernünftiges spielen“, sagte Tamara. „Wir können aus Bausteinen kleine Häuser bauen oder Klei-der für die Puppen nähen. Spielen wir kochen.“„Ah! Das ist langweilig!“ rief Peterle. „Spielen wir Wilder Mann. Gehen wir aufeinander los und raufen wir“, schlug er vor. „Wir raufen nicht. Wir zwei wollen nicht raufen. Du

kannst allein raufen und toben“, sagten die Mäd-chen. „Allein kann ich nicht raufen“, antwortete Peterle ärgerlich.

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Die Mädchen aber blieben dabei: Es wird nur etwas Nettes gespielt. Schließlich mußte Peterle das spielen, was Tamara und Pan-ni sich ausdachten. Als sie dann Kaufhaus spielten, machte er schon ganz begeistert mit.„Nicht wahr, man kann auch ohne Raufen sehr schön spie-len?“ sagte Panni. „Ja“, gab Peterle zu.Von da an spielten sie alle drei zusammen, und als der erste September kam, gingen sie gemeinsam in den Kindergar-ten.

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