Nachwuchs erwünscht - Werkgymnasium€¦ · risons „While my Guitar gently weeps“ aus dem...

1
Beeindruckende Solistin beim Konzert des Werkgymnasiums in der Pauluskirche war die Heidenheimer Sopranistin Susanne Schneider. Souverän an den Tasten: Kristin Geisler. Foto: olv Klangvolle Einheit Werkgymnasium: „Missa Parvulorum Dei“ in der Pauluskirche Beim Konzert des Werkgymnasi- ums in der Pauluskirche waren die Sitzreihen dicht gefüllt. Der Kammerchor eröffnete den Abend mit den Chorsätzen „Sanctus“ und „In Paradisum“ aus dem Re- quiem op. 48 von Gabriel Faur´ e und sorgte für eine besinnliche Einstimmung. Sicher und sauber intonierten die jungen Sängerinnen und Sän- ger die schwierig zu singenden langen Phrasen. Besonders die Sopranstimmen überzeugten durch mühelose Höhen und Klangschönheit, souverän am E-Piano begleitet von Kristin Geisler. Den Höhepunkt des Abends bildete die Aufführung der „Missa Parvulorum Dei“ von Ralf Gröss- ler durch den Großen Chor. Diese faszinierende englischsprachige Messe folgt zwar der Mess-Litur- gie, ist jedoch inhaltlich angelehnt an die Erfahrungen schwarzer Menschen in Amerika, die ihre Not, Hoffnung und Gemeinschaft in Gospels zum Ausdruck brin- gen. Bei diesem zeitgenössischen Werk mit sowohl klassischen als auch jazzigen Elementen wurde der „Große Chor“ von zahlreichen Streichinstrumenten und Blech- bläsern, dazu von Schlagwerk und Alt-Saxophon begleitet, wobei der Vibraphonist Bernd Elsenhans in jeder Hinsicht durch Perfektion brillierte. Auch die Blechbläser überzeugten durch harmonisches und intonationssicheres Zusam- menspiel, waren freilich manch- mal etwas zu dominant. Bei der interessanten Medita- tion über den Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ er- wies sich das Orchester als sehr einfühlsam und ausdrucksstark; Franz Gräters Alt-Saxophon gefiel durch seinen angenehm sonoren Klang. Solistisch begeisterte die souve- räne Sopranstimme von Susanne Schneider. Insgesamt bildeten die fast 70 Sängerinnen und Sänger des Gro- ßen Chores eine klangvolle Ein- heit, zuverlässig reagierend auf das souveräne und mitreißende Dirigat Tina Lo Votricos. Beson- ders eindrucksvoll gestaltete der Chor das Kyrie „Lord! Have Mer- cy“ mit seinen dynamischen Kon- trasten; bei den Swing-Partien verspürte man ungetrübte und enthusiastische Sangesfreude. Kein Wunder also dass die be- geisterten Zuhörer am Schluss durch „standing ovations“ ihre Anerkennung zum Ausdruck brachten.

Transcript of Nachwuchs erwünscht - Werkgymnasium€¦ · risons „While my Guitar gently weeps“ aus dem...

Page 1: Nachwuchs erwünscht - Werkgymnasium€¦ · risons „While my Guitar gently weeps“ aus dem legendären „Wei-ßen Album“ der Beatles. Eindring-lich und strahlkräftig kam „Ain’t

KULTUR Mittwoch, 1. Februar 2012 23

Blues-Rock in der KircheBenefizkonzert für die Vesperkirche mit Siggi Schwarz

Nicht nur der immer noch präch-tige Christbaum in der Paulus-kirche erinnerte an Heilig Abend –so voll war die Kirche selten wiebeim Benefizkonzert für die Ves-perkirche am Sonntagnachmittag.

Siggi Schwarz an seiner Gitarre,immer gut für volle Häuser, botmit Didi Trabert, Percussions undOtto Hoppe, Bass und Gesangeinen exzellenten Querschnitt ausBlues-Rock-Preziosen.

Hoppe handhabte seinen Basskernig und virtuos. Vor allem sei-ne Stimme bot mit rockigem wiesouligen Charakter Edles wie „Un-chain my Heart“ – aufmüpfig wieJoe Cocker. Sein offenes, wie re-bellisch klingendes Organ hatteetwas Befreiendes, etwa wenn ermit großer Hingabe die „MustangSally“ intonierte. Bei „Black MagicWoman“ ließ Siggi Schwarz auffaszinierende Weise und rasant

die Saiten sprechen, dazu passtedie elegante und temperament-volle Besenarbeit Didi Trabertsbeim unverwechselbaren San-tana-Sound. Die Gitarre schnarr-te und wetterte inspiriert bei „AllAlong The Watchtower“ in beste-chender Jimi-Hendrix-Manier.

„Special Guest“ Jochen Rein-schild, unter anderem beim Chorder Opernfestspiele tätig, über-zeugte mit einer metallisch-ge-diegenen Stimme bei George Har-risons „While my Guitar gentlyweeps“ aus dem legendären „Wei-ßen Album“ der Beatles. Eindring-lich und strahlkräftig kam „Ain’tno Sunshine when she’s gone“.

Der Beifall zeigte, dass diese ArtMusik in einer Kirche durchausihren Platz hat. Diese Begeiste-rung bei den Besuchern war stetsherauszuspüren, etwa beim herr-lich schwungvollen „Sweet Home

Chicago“ – das klang wie von denBlues Brothers; und der Beifallwäre bei denen wohl genausoheftig ausgefallen.

Doch die drei Barden „cover-ten“ nicht nur, sie legten eineenorme Energie in die Stücke undwussten ihren eigenen Stil glän-zend mit einzubringen, etwa beider B.B.King-Ballade „Since I metyou Baby“. Man erlebte in derStunde mit Siggi Schwarz einenexzellenten Gitarristen, einen mitfast chirurgischer Präzision arbei-tenden Didi Trabert und bei OttoHoppe eine Stimme voll Durch-schlagskraft und Temperament.

Angesichts der strahlenden Ge-sichter gerade bei älteren Besu-chern wurde ganz nebenbei dasbisweilen immer noch weitver-breitete Vorurteil widerlegt, sol-che Musik passe nicht in die Kir-che. Hans-Peter Leitenberger

Blues-Rock-Preziosen in der Pauluskirche boten Siggi Schwarz (Gitarre) mit seinen Mitmusikern OttoHoppe (Bass) und Didi Trabert (Percussion). Foto: hape

Beeindruckende Solistin beim Konzert des Werkgymnasiums in derPauluskirche war die Heidenheimer Sopranistin Susanne Schneider.Souverän an den Tasten: Kristin Geisler. Foto: olv

Klangvolle EinheitWerkgymnasium: „Missa Parvulorum Dei“ in der Pauluskirche

Beim Konzert des Werkgymnasi-ums in der Pauluskirche warendie Sitzreihen dicht gefüllt. DerKammerchor eröffnete den Abendmit den Chorsätzen „Sanctus“und „In Paradisum“ aus dem Re-quiem op. 48 von Gabriel Faureund sorgte für eine besinnlicheEinstimmung.

Sicher und sauber intoniertendie jungen Sängerinnen und Sän-ger die schwierig zu singendenlangen Phrasen. Besonders dieSopranstimmen überzeugtendurch mühelose Höhen undKlangschönheit, souverän amE-Piano begleitet von KristinGeisler.

Den Höhepunkt des Abendsbildete die Aufführung der „MissaParvulorum Dei“ von Ralf Gröss-ler durch den Großen Chor. Diesefaszinierende englischsprachigeMesse folgt zwar der Mess-Litur-gie, ist jedoch inhaltlich angelehntan die Erfahrungen schwarzerMenschen in Amerika, die ihreNot, Hoffnung und Gemeinschaftin Gospels zum Ausdruck brin-gen.

Bei diesem zeitgenössischenWerk mit sowohl klassischen alsauch jazzigen Elementen wurdeder „Große Chor“ von zahlreichenStreichinstrumenten und Blech-bläsern, dazu von Schlagwerk undAlt-Saxophon begleitet, wobei derVibraphonist Bernd Elsenhans injeder Hinsicht durch Perfektionbrillierte. Auch die Blechbläserüberzeugten durch harmonischesund intonationssicheres Zusam-

menspiel, waren freilich manch-mal etwas zu dominant.

Bei der interessanten Medita-tion über den Choral „Wer nurden lieben Gott lässt walten“ er-wies sich das Orchester als sehreinfühlsam und ausdrucksstark;Franz Gräters Alt-Saxophon gefieldurch seinen angenehm sonorenKlang.

Solistisch begeisterte die souve-räne Sopranstimme von SusanneSchneider.

Insgesamt bildeten die fast 70Sängerinnen und Sänger des Gro-

ßen Chores eine klangvolle Ein-heit, zuverlässig reagierend aufdas souveräne und mitreißendeDirigat Tina Lo Votricos. Beson-ders eindrucksvoll gestaltete derChor das Kyrie „Lord! Have Mer-cy“ mit seinen dynamischen Kon-trasten; bei den Swing-Partienverspürte man ungetrübte undenthusiastische Sangesfreude.

Kein Wunder also dass die be-geisterten Zuhörer am Schlussdurch „standing ovations“ ihreAnerkennung zum Ausdruckbrachten.

Schatzkammer möglicher Geschichten: Die Münchnerin GabrieleStolz stellt ihre subtilen Zeichnungen in der Giengener Shranne aus.

Subtil-ironische BildweltenDie Münchnerin Gabriele Stolz stellt in der Schranne aus

Die mehrfach mit Preisen ausge-zeichnete Münchner KünstlerinGabriele Stolz stellt in der Gienge-ner Shrann ihre markanten Zeich-nungen aus. Eröffnet wird dieAusstellung am Freitag (3. Febru-ar, 19 Uhr).

Die Einführung in das künstle-rische Schaffen der Künstlerin er-folgt dabei durch kein Fachreferateines Kunstexperten. Stattdessensoll ein offener Dialog zwischender Künstlerin und Kulturamts-leiter Andreas Salemi eine An-näherung an die ausgestelltenWerke schaffen.

Musikalisch umrahmt wird dieVernissage durch den aus Heiden-heim stammenden Musiker An-dreas Antoniuk.

Gabriele Stolz wurde 1956 inHöchstädt geboren und machte1981 ihr Staatsexamen als Kunst-erzieherin an der MünchenerKunsthochschule. Noch heute lebtund arbeitet die Künstlerin frei-beruflich in ihrer WahlheimatMünchen. 1986 erhielt sie den De-bütantenförderpreis des Bayeri-schen Staatsministeriums für Wis-senschaft und Kunst, eineganzeAnzahl von Preisen folgte. 2005 ge-wann sie schließlich den Seero-senpreis der LandeshauptstadtMünchen.

Zahlreiche Ausstellungen zierenim Übrigen den Lebenslauf derKünstlerin. In Aalen war sie ebensovertreten wie in Florenz und Mün-chen.

ln ihrer charakteristischen Kom-bination aus Zeichnung, Collage

und malerischen Elementen schil-dert Gabriele Stolz verblüffend rea-listische Vexierbilder unseres All-tags. Unentrinnbar eingeschriebenin die kalte Logik architektonischerBaupläne, die als Zeichnungs-grundlage dienen. Sie inszeniertsubtil-ironische Bildwelten undstellt unser „vermessenes“ Lebenim rechten Winkel auf den Kopf.Ihre Bilder entwickeln sich zu

kleinen Schatzkammern mögli-cher Geschichten, die vielschich-tig und rätselhaft bleiben. DieKünstlerin lässt trotz der Logikund Exaktheit ihrer Arbeitsweiseviel Raum für Beobachtungen,Träume und phantasievolle Sinn-verbindungen.

Die Ausstellung ist bis 26. Fe-bruar dienstags bis sonntags von14 bis 18 Uhr geöffnet.

Schon etwas in die Jahre gekommen: Dem Bezirksmännerchor gehen allmählich die Mitglieder aus. Jetztwird aktiv um neue, vor allem junge Sänger geworben. Foto: hw

Nachwuchs erwünschtDem Bezirksmännerchor drohen allmählich die Mitglieder auszugehen – Werbung um junge Sänger

„Wir sind ganz Chor“ war dasMotto der Matinee, mit der amletzten Sonntag der Eugen-Jaekle-Gau in sein Jubiläumsjahr ein-stieg. Der Bezirksmännerchorsteht, als reiner Herrenverband,für die Tradition des Gaus, der125 Jahre geworden ist („Gesangist Männersache“) – und er tratauch bei der großen Jubiläums-veranstaltung in der Waldorfschu-le auf.

Doch der Bezirksmännerchorhat ein Problem. Und das ist ingewisser Weise eines, das vieleoffene Interessensgemeinschaf-ten haben: Die Mitgliederzahlschrumpft, und es rücken kaumjunge Sänger nach. Eine Tradi-tion also, die am Abgrund steht?

Inzwischen gehören dem Be-zirksmännerchor nur noch rund80 Sänger an. Tendenz: weiterfallend. „Da wir eine offene Inte-ressensgemeinschaft ohne spe-zielle Vereinsstruktur sind, istunser Chor aus Altersgründenoder durch den Tod einiger Mit-glieder deutlich kleiner gewor-den“, klagt Chorleiter Hans Am-brosi.

Als reiner Männerchor ohneVereinsbindung beruht das Kon-zept des Chores auf der Freiwil-ligkeit der einzelnen Sänger, imMonat jeweils eine Singstundezusätzlich zur üblichen Probe imörtlichen Chor einzulegen.

An diesem Punkt fängt aberdas erwähnte Problem an: DerBezirksmännerchor benötigt „en-

gagierte Sänger aus den Reihenunserer Vereine“, so Ambrosi.

„Ich betone als Chorleiter im-mer wieder, dass die heimischeSingstunde Vorrang hat und jederseine Prioritäten setzen sollte“,

sagt Ambrosi. Dennoch sei einejugendliche Auffrischung seinesChores notwendig. Durch denVorrang der Vereine komme esregelmäßig vor, dass die Gesangs-stundentage nicht fix auf einen

Termin gelegt seien, was eine ge-wisse Flexibilität seitens der Sän-ger erfordere.

„In unserer ungewöhnlichenKonstellation haben wir auch kei-nen festen Singstundenraum,

sondern sind auf die Hilfe unsererSänger über deren Heimatvereineangewiesen“, bemängelt Ambrosiweiter. Glücklicherweise erfahreder Chor bei der Suche nachProberäumen viel Unterstützung,nicht zuletzt durch ortsansässigeBehinderteneinrichtungen: DieLebenshilfe Heidenheim und dieNikolauspflege stellen ihm immerwieder Räume zum Proben zurVerfügung. Deren Arbeit wieder-um wird deswegen durch Benefiz-konzerte des Bezirksmännerchorsfinanziell gewürdigt.

Seinen ersten Auftritt in diesemJahr hatte der Chor anlässlich derJubiläumsfeierlichkeiten des Eu-gen-Jaekle-Gaus in der Waldorf-schule haben. Zum 50-jährigenBestehen der Lebenshilfe Heiden-heim in diesem Jahr gibt derBezirksmännerchor ein Benefiz-konzert.

Neueinsteiger können erstmalsan der nächsten Singstunde am 7.Februar oder an der Vormittags-Zusatzprobe am 3. März teilneh-men. Bereits vor 15 Jahren hatteder Bezirksmännerchor offensivum neue Chormitglieder gewor-ben. Damals, im Frühjahr 1997,waren über 100 Männer zusam-mengekommen. Vielleichtklappt’s ja wieder . . .

Mathias Ostertag/Can Arpaci

Info Nähere Auskünfte zum Bezirks-männerchor erteilen Chorleiter HansAmbrosi, Tel. 07324.5725, sowie KurtSeeßle, Tel. 07324.980990.

Bernd Merkle liestim Naturtheater

Eine tiefen Einblick in die Schwa-ben-Seele gewährt Bernd Merkle inseiner Lesung „So semmer hald“,die am Freitag (3. Februar, 20 Uhr)in der Reihe „Kultur im Cafe“ imNaturtheater stattfinden wird. Tiefmit der Heimat verwurzelt, schil-dert Bernd Merkle auf satirischpointierte Weise die Eigenarten derSchwaben. Er trifft die Nuancenunterschiedlicher Sprechweisenund Stilarten und schreibt in ganznatürlicher Alltagsmundart – unddoch mit einer gewissen literari-schen Eleganz. Die Anmut schwäbi-schen Lebens treffend und unver-fälscht zu beschreiben, insbeson-dere die Kommunikation miteinan-der – das ist die Kunst, die BerndMerkle hervorragend beherrscht.Dabei wird er sicher die Lacher aufseiner Seite haben.

Vorverkauf im Ticketshop desHeidenheimer Pressehauses (Tel.07321.347139).

Liest im Cafe des Naturtheatersaus „So semmer halt“: BerndMerkle.