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NAV-Landestag 2018 Schwerpunkt Griechisch Altes Gymnasium Oldenburg 14. September 2018 Ars & Ingenivm

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NAV-Landestag 2018

Schwerpunkt Griechisch

Altes Gymnasium Oldenburg

14. September 2018

Ars & Ingenivm

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Vormittagsprogramm

Musikbeitrag

Wolfgang Amadé Mozart: Hornkonzert KV 447, Allegro (3. Satz)

Konstantin Kösling, Horn Olaf Wiegmann, Klavier

Eröffnung des Landestages

StD Stefan Gieseke, Vorsitzender des NAV

Grußworte

OStD Frank Marschhausen, Leiter des Alten Gymnasiums

Petra Averbeck (CDU), Bürgermeisterin der Stadt Oldenburg

Prof. Dr. Michael Sommer, Vorsitzender der Karl-Wilhelm-Heyse-Gesell-

schaft (Oldenburger Freunde der Antike, siehe S. 27) und Professor für Alte Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

LRSD Detlev Heinrich, Niedersächsische Landesschulbehörde, Regional-abteilung Osnabrück

Musikbeitrag: Zwei Humanistenoden Kommentar siehe S. 4

Petrus Tritonius: Vides ut alta stet (Hor. carm. I 9)

Johann Crüger: Integer vitae (Hor. carm. I 22)

Collegium vocale des Alten Gymnasiums: Evelyn Jacobs, Tammo Wilken, Ralf Beiderwieden und Christoph Zweigert

Festvortrag Textbeispiele siehe S. 7

Zurück zu Voß? – Möglichkeiten und Grenzen der Versübersetzung am Beispiel der homerischen Epen

Prof. Dr. Niklas Holzberg (München)

bis 14.00 Uhr Mittagspause und Möglichkeit zum Besuch der Verlagsausstellungen

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Nachmittagsprogramm

14.00–15.00 Uhr Arbeitskreise I Details siehe S. 23

Raum 116 nec adfirmare nec refellere: Livius’ distanzierter Umgang mit der römischen Frühgeschichte (Prof. Dr. Dennis Pausch)

Raum 117 Wörterbucharbeit im Altgriechischunterricht (Imke Tschöpe)

Raum 118 Losen für die Demokratie. Der Einsatz des Klero-terions in Athen (Prof. Dr. Kaja Harter-Uibopuu)

15.00–15.30 Uhr Kaffeepause

Raum 114 Sehr Leckeres für wenig Geld (Lateinkurs eA des und Aulafoyer Abiturjahrgangs 2019, Leitung: Sylvia Dirksen)

15.30–16.30 Uhr Arbeitskreise II Details siehe S. 24

Raum 116 Die Systemgrammatik als Hilfsmittel im Grie-chischunterricht (Alexander Beneke)

Raum 117 Krise ohne Alternative? Orientierungsmodelle in den römischen Reformdiskursen des ersten vorchristlichen Jahrhunderts – ein Beitrag zur Einordnung von Ciceros Schrift De re publica (Dr. Katja Sommer)

Raum 118 Drinnen und draußen. Geschlechterbilder im Griechischunterricht der Lehrbuchphase (Mytho-logia 13–16) (Dr. Jan Bernhardt)

16.30 Uhr Ende des Landestages

Titelbild: Adolf Georg Niesmann (1897–1990), Athena (1927), Terrakottafigur über dem Eingang zum Anbau des Alten Gymnasiums (Foto: Nele Ellinghusen-Cappelmann, 2018).

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Kommentar zu den Humanistenoden

Peter Treybenreif (* 1465, † ca. 1525, latinisiert Petrus Tritonius) war Schulmeister, Komponist und Musikpädagoge in Brixen, Wien, Hall und Schwaz am Inn. Auf Anregung von Conrad Celtis vertonte er ei-nige Oden des Horaz, um seinen Lateinschülern eine Aneignung anti-ker Metren über die Musik zu ermöglichen. In seinem vierstimmigen, streng homorhythmischen Satz verwendete er nur zwei Notenwerte, Brevis (U) und Semibrevis (g), die im Folgenden des leichteren Nach-vollzugs wegen mit † und ¢ wiedergegeben werden. Der alkäische Hen-dekasyllabus hat demnach folgende Gestalt:

¢ † ¢ † † † ¢ ¢ † ¢ u¢

Vides ut alta stet nive candidus

1507 publizierte Erhard Oeglin in Augsburg einige von Tritonius’ Ver-tonungen unter dem Titel Melopoiæ sive harmoniæ tetracenticæ, er-gänzt um weitere sog. Humanistenoden aus dem Kreis um Conrad Celtis, der übrigens ein Einleitungsgedicht ad musiphilos beisteuerte.

Selbstverständlich wurde beim Vortrag dieser Werke der normale Wortakzent beibehalten; man sang also vídes, nicht vidés. Dies konnte als methodischer Trick zum Lernen des quantitierenden Lesens aber nur so lange funktionieren, wie es in der Kunstmusik noch keinen Takt im heutigen Sinne gab. Der kam erst im 17. Jahrhundert auf und führte dazu, dass im vorliegenden Beispiel die letzte Silbe nunmehr als Synkope empfunden und daher unweigerlich mit einem Akzent verse-hen wurde (cándidús). Um diesen Fehler zu vermeiden, gab man die Bindung der Notenwerte (die sich inzwischen halbiert hatten) an die Silbenlängen — und ◡ auf. Eine Semibrevis („) entsprach nunmehr ei-ner betonten, eine Minima ( † ) einer unbetonten Silbe (im Folgenden der Vergleichbarkeit wegen wieder auf † und ¢ reduziert).

Der sapphische Hendekasyllabus (Sapphicus minor) hätte nach Trito-nius’ Prinzip folgende Gestalt:

† ¢ † † † ¢ ¢ † ¢ † u¢

Integer vitæ scelerisque purus

Im 17. Jahrhundert wurde daraus ein normalisierter gerader Takt mit Betonung auf der ersten Zählzeit unter Vermeidung von Synkopen:

; † ¢ ¢ | † † | ¢ ¢ ¢ ¢ | † † | Integer vitæ scelerisque purus

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Sehr aufschlussreich ist, dass auch hier der aus Antike und Mittelalter tradierte Wortakzent (ínteger vítæ) ganz selbstverständlich beibehalten wurde. Einen Iktus (íntegér vitæ), wie er sich just zu dieser Zeit langsam, aber sicher in die deutschen Lateinschulen einschlich, hatte man offen-bar noch nicht im Ohr. Zugleich wurde diese gewissermaßen homo-genisierte Form antiker Metrik unter Berücksichtigung des regulären Wortakzents nun zum Vorbild deutscher Dichtung:

; † ¢ ¢ | † † | ¢ ¢ ¢ ¢ | † † | Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen

Um am heutigen NAV-Landestag im AGO diese rezeptionsgeschicht-liche Verbindung hervorzuheben, haben wir dem o. g. Choral den Text der entsprechenden Horazode unterlegt und einen vierstimmigen Satz aus der Mitte des 17. Jahrhunderts herausgesucht, der im Prinzip homo-rhythmisch angelegt ist, in den drei Unterstimmen aber durch einige wenige Synkopen, Durchgangsnoten und Vorhalte für mehr Beweg-lichkeit und Spannung sorgt, als das bei Tritonius’ strengem Satz mög-lich ist. Sein Komponist, Johann Crüger (1598–1662), stammte aus der Niederlausitz und war ab 1622 bis zu seinem Tod Lehrer am Berliner Gymnasium Zum Grauen Kloster, außerdem gewissermaßen in Personal-union auch Kantor der dortigen St.-Nicolai-Kirche.

Zur Aussprache: Der Pronuntiatus resti-tutus gehört inzwischen zu den Grundfes-ten des Lateinunterrichts am Alten Gym-nasium; die Adepten sagen also ['kaεsar], nicht ['tse:zar]. Will man aber den Huma-nistenoden historische Gerechtigkeit wi-derfahren lassen, so muss man auch die Aussprachekonventionen des 16. und 17. Jahrhunderts berücksichtigen. Daher singt das Collegium vocale des Alten Gymnasi-ums z. B. ganz bewusst ['silvε:], ['e:gεt] und ['stsεlεris] statt ['silwaε], ['εgεt] und ['skεlεris]. Horaz würde sich im Grabe umdrehen, Celtis wäre vielleicht nicht un-zufrieden. In jedem Fall gilt aber, was am

Michael Wolgemut (1434–1519), Illustration zum Artikel »Hora-cius« im Liber chronicarum von Hartmann Schedel (1440–1514), der sog. Schedelschen Weltchronik, Nürnberg 1493, fol. XCIIv.

Ende des Vorworts zur o. g. Sammlung Melopoiæ steht und eigentlich auch heute noch das Motto eines jeden humanistischen Gymnasiums sein müsste: Plaudite musæ! m. h.

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Literaturhinweise

Copeman, Harold, Singing in Latin, or Pronunciation Explor’d, mit einem Vorwort von Andrew Parrott, Oxford 31996 (11990).

Dahlhaus, Carl, »Zur Entstehung des modernen Taktsystems im 17. Jahrhundert«, in: Archiv für Musikwissenschaft 18 (1961), 223–240.

Draheim, Joachim, Vertonungen antiker Texte vom Barock bis zur Gegenwart (mit einer Bibliographie der Vertonungen für den Zeit-raum von 1700 bis 1978), Amsterdam 1981 (Heuremata 7).

— »Vertonungen antiker Dichtungen und ihre Behandlung im Unter-richt«, in: Der Altsprachliche Unterricht 23.5 (1983), 6–27.

— »Horaz in der Musik«, in: Gymnasium 102 (1995), 123–132.

Scherr, Vera U. G., Aufführungspraxis Vokalmusik. Handbuch der lateinischen Aussprache. Klassisch – Italienisch – Deutsch – Franzö-sisch, Kassel 32010 (11991).

Stroh, Wilfried, »Arsis und Thesis, oder: Wie hat man lateinische Verse gesprochen?«, in: Michael von Albrecht / Werner Schubert (Hgg.), Musik und Dichtung. Neue Forschungsbeiträge, Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet, Frankfurt am Main 1990, 87–116; ND in: Wilfried Stroh, Apocrypha. Entlegene Schriften, hg. v. Jürgen Leonhardt und Georg Ott, Stuttgart 2000, 193–216.

Faksimile des Discantus (Oberstimme) von Tritonius’ Vertonung der Horazode I 9 aus der Sammlung Melopoiæ sive harmoniæ tetracenticæ, Augsburg 1507 (Foto: Petrucci Music Library). Vom lateinischen Text wird nur das Inzipit gegeben; es wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Scholaren ihn mit größtem Fleiß und wahrer Tugendhaf-tigkeit auswendig gelernt haben.

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Beschreibung der Arbeitskreise

Prof. Dr. Dennis Pausch (Dresden) 14.00 Uhr, Raum 116

nec adfirmare nec refellere: Livius’ distanzierter Umgang mit der römi-schen Frühgeschichte

Während bei der Beschäftigung mit Livius’ Werk Ab urbe condita in der Schule vor allem die affirmative Vermittlung traditioneller Wert-vorstellungen anhand exemplarischer Heldentaten im Vordergrund steht, hat die Forschung der letzten Jahrzehnte gerade für die Dar-stellung der römischen Frühgeschichte die wiederkehrende Distan-zierung des Autors von den dort wiedergegebenen Geschichten be-tont und die auf diese Weise erzeugten Zweifel des Lesers an der voll-ständigen Rekonstruierbarkeit von Vergangenheit als zentrale Aus-sage des Textes verstanden. Wie sich solche, oft als postmodern eti-kettierten Lesarten mit den primären Zielen der Auseinandersetzung mit Livius im Unterricht verbinden lassen, soll im Rahmen des Ar-beitskreises diskutiert werden.

Imke Tschöpe (Bremen) 14.00 Uhr, Raum 117

Wörterbucharbeit im Altgriechischunterricht

Die Arbeit mit einem Wörterbuch für Altgriechisch stellt Schülerin-nen und Schüler vor besondere, zusätzliche Herausforderungen im Vergleich zur Arbeit mit einem Wörterbuch anderer gängiger Fremdsprachen. Diese Herausforderungen sollen thematisiert wer-den. Es werden Lösungsansätze zur Bewältigung dieser Probleme präsentiert und zur Diskussion gestellt.

Prof. Dr. Kaja Harter-Uibopuu (Hamburg) 14.00 Uhr, Raum 118

Losen für die Demokratie. Der Einsatz des Kleroterions in Athen

Heute gilt die freie Wahl als Kern der Demokratie, die andererseits auf die Verfassung Athens in der klassischen Antike zurückgeführt wird. Darüber wäre jeder Athener erstaunt gewesen, denn noch im 4. Jh. v. Chr. war man der Überzeugung, erst mit dem Einführen des Losverfahrens die Macht der Adelsgruppen und ihrer Seilschaften

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wirklich gebrochen zu haben. Das Kleroterion, eine einfache Stein-konstruktion, diente dazu, das Erlosen von Amtsträgern und Ge-schworenen zu vereinfachen und jeglicher Manipulation zu entzie-hen. An der Universität Hamburg wurde 2016 ein Kleroterion nach-gebaut, das hier vorgestellt werden wird.

Alexander Beneke (Celle) 15.30 Uhr, Raum 116

Die Systemgrammatik als Hilfsmittel im Griechischunterricht

Mit der Einführung der überarbeiteten Kerncurricula ist die System-grammatik im Griechischunterricht zu einem zentralen Hilfsmittel geworden, das auch in den Klausuren ab der Jahrgangsstufe 11 zuge-lassen ist.

Für eine effiziente Nutzung der Systemgrammatik ist es unerlässlich, dass die Schüler in ihre Handhabung eingeführt werden, den Um-gang mit ihr regelmäßig textgebunden trainieren und die Möglich-keiten, die sie als Hilfsmittel bietet, in ihrer ganzen Breite kennenler-nen.

Im Arbeitskreis werden Wege einer zielgerichteten Einführung mit Anwendungsbeispielen vorgestellt.

Dr. Katja Sommer (Hannover) 15.30 Uhr, Raum 117

Krise ohne Alternative? Orientierungsmodelle in den römischen Re-formdiskursen des ersten vorchristlichen Jahrhunderts – ein Beitrag zur Einordnung von Ciceros Schrift De re publica

»Wir erklären, dass unser Leben wieder normal geworden sei, aber wir kennen die Norm nicht und glauben auch nicht, dass es eine gibt«, so beschrieb ein Zeitungskommentator unser modernes Le-bensgefühl nach Überwindung einer politischen Krise. Das war für einen traditionsbewussten römischen Senator des 1. Jhs. v. Chr. wie Cicero natürlich völlig anders: Die Norm war klar, der mos maiorum, und schloss auch das Verfahren zur Meinungsfindung ein, die nur durch den persönlichen gradus dignitatis eingeschränkte freie politi-sche Rede im Senat.

Dass irgendetwas nicht mehr »normal« war in den Abläufen der römischen Politik des 1. Jhs., war den Zeitgenossen dabei durchaus

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bewusst, aber welche Handlungsorientierungen lieferten die vorhan-denen Erklärungsmodelle und inwieweit können diese als zweck-mäßig zur Bewältigung der Krise qualifiziert werden? Konnten auf-grund der Rückwärtsgewandtheit des mos-maiorum-Modells die führenden Senatoren die Notwendigkeit von Strukturveränderun-gen nicht erkennen, wie Christian Meiers These der res publica amissa behauptet? Ist dafür Livius’ Geschichtsschreibung sympto-matisch, der mit seiner Rede von remedia bereits in der praefatio deutlich macht, dass er mit der Körpermetapher ein im Wesentli-chen ahistorisches Erklärungsmodell zugrundelegt? Von welchen Modellvorstellungen geht Sulla aus, indem er mit seinen Reformen ja durchaus die Notwendigkeit von Strukturveränderungen voraus-zusetzen scheint? Auf welche Modelle greifen die Reformen Caesars und seines Fortsetzers Augustus zurück? Und ist Ciceros Schrift De re publica schließlich Politik mit anderen Mitteln, also ein Beitrag zu diesem Reformdiskurs, so wie die Schriften Sallusts, oder doch nur eine theoretische Beschäftigung, so lange er aus der aktiven Politik ausgeschlossen war, die einmal mehr zu dem Ergebnis kommt, dass die von den Vorfahren überkommene Ordnung die beste aller denk-baren ist, und so die Notwendigkeit von Strukturveränderungen im-plizit negiert?

Dr. Jan Bernhardt (Berlin) 15.30 Uhr, Raum 117

Drinnen und draußen. Geschlechterbilder im Griechischunterricht der Lehrbuchphase (Mythologia 13–16)

Geschlechterrollen prägen antike wie moderne Gesellschaften und sind für Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer eigenen Lebens-welt relevant. Im Vortrag soll daher das Potential einer ausführliche-ren Thematisierung von Geschlechterfragen dargestellt werden, und zwar anhand des Lehrbuchs Mythologia. Die Ansätze und Materia-lien sollen zeigen, wie man ausgehend von einer Lehrbuchlektion und durch die Einbindung von Originaltexten und komplexen Fra-gestellungen den Bereich der Realienarbeit stärken und dabei auch Möglichkeiten für einen existentiellen Transfer in der Lehrbuch-phase schaffen kann. Die Ausführungen des Vortrags lassen sich in-haltlich dabei auch auf das Fach Latein übertragen.

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ΜΥΘΟΛΟΓΙΑ

Das Griechisch-Lehrwerk des Niedersächsischen Altphilologenverbandes

Seit 2005 gibt es ΜΥΘΟΛΟΓΙΑ, das Griechisch-Lehrwerk des Nieder-sächsischen Altphilologenverbandes.

Die ΜΥΘΟΛΟΓΙΑ-Arbeitsbuch-Reihe ist dreibändig und für den früh beginnenden Griechischunterricht konzipiert. Die Autorengruppe rea-gierte damals auf den in Niedersachsen vorgezogenen Beginn der drit-ten Fremdsprache auf Klasse 7. Seit 2016 liegt passend zur Arbeitsbuch-Reihe die ΜΥΘΟΛΟΓΙΑ-Grammatik vor.

In den vergangenen Jahren sind mit dem Lehrwerk zahlreiche Schüler erfolgreich auf die Anforderungen des originalsprachlichen Unterrichts vorbereitet worden. Im Jahr 2011 konnte durch das finanzielle Engage-ment der KWR-Stiftung und weiterer Sponsoren das Layout umfang-reich überarbeitet werden, sodass ΜΥΘΟΛΟΓΙΑ nun neben einem fun-dierten Spracherwerb anhand lektüreorientierter Texte mit interessan-ten Inhalten auch eine farbige, moderne Gestaltung bietet.

Die Bände 1/2/3 bestehen je aus einem broschierten Arbeitsheft à 76/92/76 Seiten und einem Vokabelheft à 16/52/60 Seiten. Die Gram-matik liegt im Flex-Einband vor und hat einen Umfang von 112 Seiten.

Leseproben: https://www.navonline.de/index.php/veroeffentlichungen/mythologia

Bezug über den NAV ([email protected]) oder über die KWR-Stif-tung ([email protected]).

Vokabeltrainer für iOS und Android: http://mythologia.navonline.de/

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Karl-Wilhelm-Heyse-Gesellschaft

Oldenburger Freunde der Antike

Die Karl-Wilhelm-Heyse-Gesellschaft. Oldenburger Freunde der Antike wurde am 14. Juli 2014 als Verein gegründet. Vorsitzender ist Prof. Dr. Michael Sommer, Althistoriker an der Universität Oldenburg. Benannt nach dem in Oldenburg geborenen Altphilologen und Sprachwissen-schaftler Karl Wilhelm Heyse (1797–1855, u. a. Hauslehrer der Familie Mendelssohn Bartholdy und Professor an der Berliner Universität), stellt die Gesellschaft das Bindeglied zwischen dem Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität, den Gymnasien der Region und der Öffent-lichkeit dar. Sie hat das Ziel, das Wissen um die Sprache, Kultur, Ge-schichte, Literatur und Kunst der Antike zu fördern und einem interessierten Publi-kum nahezubringen. Dies geschieht vor al-lem durch die Organisation und Finanzie-rung von Vortragsveranstaltungen. Die KWHG arbeitet mit dem Netzwerk clas-sicsNordWest zusammen, das Veranstal-tungen zur Altertumswissenschaft überre-gional koordiniert. Außerdem beteiligt sie sich an den Lehrerfortbildungen und den Vorträgen zur Abiturvorbereitung, die Dr. Matthias Hengelbrock am Alten Gymna-sium organisiert.

Ein weiteres, eher mittelfristiges Ziel der KWHG liegt darin, Griechisch in Oldenburg wieder als »normales« Unterrichtsfach zu etablieren, denn in der drittgrößten Stadt Niedersachsens kann dieses Fach aus verschiedenen Gründen derzeit nur als Arbeitsgemeinschaft an zwei Gymnasien sowie als Sprachkurs an der Universität angeboten werden.

Die KWHG lädt alle Teilnehmer der heutigen Tagung herzlich ein, dem Verein beizutreten. Der Jahresbeitrag beträgt regulär 50,00 Euro, für Schüler, Studenten und Arbeitslose 5,00 Euro. Schüler und Studenten können sich außerdem mit schriftlichen Arbeiten zu einem altertums-wissenschaftlichen Thema bewerben und dafür ein Jahr kostenlos Mit-glied des Vereins sein. Weitere Informationen und ein Beitrittsformular finden Sie auf:

www.uni-oldenburg.de/geschichte/alte-geschichte/karl-wilhelm-heyse-gesellschaft/

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Altes Gymnasium Oldenburg

Nachdem das ursprünglich ans Chorherrenstift der Lambertikirche an-gegliederte Oldenburger Schulwesen in der ersten Phase der Reforma-tion seine Basis verloren hatte, gründete Graf Johann der Deichbauer 1573 in Oldenburg eine Lateinschule. Mit diesem Akt beginnt die Ge-schichte unserer Schule, die 1792 in Gymnasium umbenannt und wie alle höheren Lehranstalten ständig reformiert wurde. So gehörte im frü-hen 18. Jahrhundert Zeitungslektüre als Vorform der Gesellschaftslehre zum Unterricht, und es wurden schon recht früh sog. Commerzklassen für Schüler eingerichtet, die weder studieren noch Latein lernen woll-ten. 1815 hielt das humanistische Bildungskonzept in Oldenburg Ein-zug, 1878 konnte das heutige Gebäude am Theaterwall bezogen werden, 1957 erfolgte die Umbenennung in Altes Gymnasium Oldenburg.

Mit der Einführung von Spanisch als zweiter Fremdsprache und durch dem Zeitgeist entsprechende Wahlpflichtangebote ab Klasse 7 geriet der altsprachliche Unterricht am AGO sehr unter Druck. Griechisch konnte bis 2016 immerhin noch als AG angeboten werden, die Anmeldezahlen für Latein auf erhöhtem Anforderungsniveau sind stabil (die Abitur-ergebnisse liegen sogar deutlich über dem Landesdurchschnitt), und der seit einigen Jahren in der Einführungsphase beginnende Lateinunter-richt zeitigt erste gute Ergebnisse. Wir bleiben am Ball. m. h.

Impressum

1. Auflage, September 2018. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. © 2018 Ars & Ingenivm, Oldenburg (Oldb). Redaktion, Satz und Layout sowie Orga-nisation des Landestages vor Ort: Dr. Matthias Hengelbrock ([email protected]). Lektorat: KT Martina Laue. Druck und Herstellung: Expressdruck Oldenburg.

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Der Wertetempel des Alten Gymnasiums Oldenburg (inhaltliches Konzept und Gestaltung: Frank Marschhausen).