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50JAHRE
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I n h a l tVorwort Anton E. Melliger
Gemeindepräsident . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Vorwort Stephan Schwitter
Präsident Schweizerischer Verband
für Wohnungswesen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Ortsplan Rüti mit Bildern .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Geschichte .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Bilderpanorama – Die Menschen und
das Leben in der Siedlung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Grundrisse/Zahlen
Wichtigste Zahlen seit 1962 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Neu York? Wie kommt dieser Name
nach Rüti? Hugo Hungerbühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Neue Baugenossenschat Rüti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Schlusswort Werner Schwitter
Präsident Neue Baugenossenschaft Rüti . . . 31
Wie beschreibt man eine Genossenschaft?
Indem man die Statuten zitiert und Kennzahlen
aneinanderreiht? Indem man die gesetzlichen
Grundlagen erläutert und Artikel 828 des
Obligationenrechtes anführt? Indem man das
Organigramm abbildet und Versammlungs-
protokolle druckt?
Diese Schrift zum 50-Jahr-Jubiläum der
Neuen Baugenossenschaft Rüti wählt einen
anderen Weg. Neben der Geschichte sind
die Menschen, welche die Genossenschaft
ausmachen, wichtig. Deshalb sind beispiels-
weise der Geschäftsführer, langjährige Mieter,
eine junge Familie oder die Kindergärtnerin
porträtiert. Denn der Blick auf die Menschen
in einer Genossenschaft ist auch ein Blick
auf die Genossenschaft selbst.
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Liebe jubilierende Neue Baugenossenschaft
Sehr geehrte Mitglieder
Ein halbes Jahrhundert des Bestehens ist wahrlich Grund genug für einen kurzen Zwischen halt. Dabei auf
Vergangenes, Erreichtes zurückzuschauen, Leistungen zu würdigen und gleichzeitig bereits zuversichtlich in die
Zukunft zu blicken.
Rüti, als Standort florierender Industrien, war schon immer auch geprägt durch die Aktivitäten der verschiedenen
Gewerkschaften zu Gunsten der mehreren tausend Arbeitnehmer. So ist es weiter nicht verwunderlich, dass das
gewerkschaftliche Ge danken gut Einzug im Wohnungsbaubereich fand.
Die Ideen, gar Visionen des genossenschaftlichen Bauens – ein bis in die heutige Zeit aktuelles Modell – hatten
ihren Ursprung nicht zuletzt in der ebenso aktuellen Idee der Integration von damals sogenannten Gastarbeiter-
familien. Waren es erst Familien aus dem südlichen Nachbarland, die eine bedürfnis- und zeitgerechte Wohn-
gelegenheit fanden, waren es in den späteren Jahrzehnten Arbeitnehmende und ihre nachgereisten Familien aus
den Balkanländern und der Türkei. Dass der Integration nicht in allen Fällen und zu allen Teilen der erhoffte Erfolg
beschieden war, hat die verschiedensten Ursachen und Gründe. Der Leitgedanke hat trotzdem nichts an Bedeu-
tung und Aktualität eingebüsst.
Nicht zuletzt ist es das grosse und nicht genug hoch einzuschätzende Verdienst aller engagierten Genossen-
schafter, dass bis heute über 250 Wohnungen realisiert wurden und somit ebenso vielen Familien – ob auslän-
discher oder schweizerischer Herkunft – ein neues Zuhause angeboten werden konnte.
Dafür gebührt allen unser herzlicher Dank und unsere Anerkennung. Im Namen des Gemeinde rates beglück-
wünsche ich die Neue Baugenossenschaft Rüti zu ihrem 50-jährigen Bestehen und segensreichen Wirken.
Für die Zukunft wünschen wir Prosperität, ungebremste Schaffenskraft im Sinne des genossenschaftlichen
Gedanken gutes.
Herzlich
Anton E. Melliger, Gemeindepräsident
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| 3Liebe Genossenschafterinnen,
liebe Genossenschafter
Im Namen des SVW – Dachorganisation der gemeinnützigen Wohnbauträger – gratuliere ich der Neuen Bau-
genossenschaft Rüti herzlich zum 50. Geburtstag!
Bei Menschen bedeutet dieses Ereignis gelegentlich auch «Halbzeit». Wer älter ist als fünfzig, steht sozusagen
in der zweiten Lebenshälfte. Nicht so Baugenossenschaften. Denn Baugenossenschaften leben länger. In der
Genossenschaftsidee steht zwar der Mensch der Gegenwart im Mittelpunkt. Die Gründung einer Genossenschaft
ist nach damaligem und heutigem Verständnis aber eine nachhaltige Investition in eine längere Zukunft. Das
heisst, Genossenschafterinnen und Genossenschafter handeln nach wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen
Gesichtspunkten für ein Werk, das über viele Generationen Bestand hat.
Jede zwanzigste Wohnung in der Schweiz gehört einer von rund 1500 Wohnbaugenossenschaften. Sie verkörpern
klassische schweizerische Werte: Selbsthilfe, Solidarität, Demokratie, Subsidiarität, lokale Verwurzelung. Fast alle
Genossenschaften sind dem Prinzip der Gemeinnützigkeit verpflichtet. Dies verhindert Spekulation und bedeutet
Kalkulation nach dem Grundsatz der Kostenmiete. In der Folge sind Genossenschaftswohnungen im Durchschnitt
20 Prozent günstiger als die Gesamtheit aller Mietwohnungen. Das genossenschaftliche Wohnen – der dritte Weg
zwischen Miete und Eigentum – leistet deshalb einen unverzichtbaren Beitrag zur Wohnraumversorgung aller
Bevölkerungsteile unseres Landes. In städtischen Zentren wie Zürich und Biel beträgt sein Anteil bis zu 20 Prozent
des Wohnungsbestandes.
Der SVW umfasst über 1000 Genossenschaften sowie einige Stiftungen und gemeinnützige Aktiengesellschaften
mit insgesamt gegen 140’000 Wohnungen in der ganzen Schweiz. Der Verband fördert und unterstützt die Neue
Baugenossenschaft Rüti und alle anderen Mitglieder mit zahlreichen Dienstleistungen wie Beratungen und
Finanzierungen, mit Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft sowie mit Netzwerken und Öffentlichkeits-
arbeit. Im Leistungsauftrag des Bundes vollzieht er zudem Wohnraumförderungsprogramme nach Verfassung
und Gesetz. In diesem Sinne begleitet Sie der SVW gerne auch in die nächsten fünfzig Jahre. Ich wünsche Ihnen
den Mut und das Glück der Gründergeneration im Aufgleisen neuer Projekte. Die Neue Baugenossenschaft Rüti
lebe hoch!
Stephan Schwitter
Direktor Schweizerischer Verband für Wohnungswesen SVW
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RÜTI 4 | Ü B E R S I C H T S P L A N Rüti hat sich vom Industriedorf zur modernen Gemeinde
entwickelt. Die 1847 von Caspar Honegger gegründete
Webereimaschinenfabrik in der Joweid prägte Rüti und
beschäftigte in den besten Zeiten 2500 Mitarbeiter. In den
letzten 30 Jahren wurde der Bestand aber laufend reduziert,
bis der Standort 2008 ganz geschlossen wurde. Parallel
dazu siedelten sich viele neue Dienstleistungsbetriebe an.
Das Rütner Gemeindegebiet umfasst 1019 Hektaren. Der
Grossteil besteht aus landwirtschaftlichen Flächen sowie
Wald. Das zwischen Bachtel und Zürichsee eingebettete
Dorf weist einige Naturschutzgebiete auf.
Ende 2009 zählte Rüti 11‘800 Einwohner. Sowohl für den
privaten Autoverkehr als auch dank der S-Bahn ist Rüti gut
erschlossen. Seit 2003 trägt Rüti das Label Energiestadt.
Rüti feierte 2007 sein 1200-Jahr-Jubiläum: Der Ortsteil Fägs-
wil war 807 erstmals in einer Urkunde erwähnt worden. Rüti
selbst fand in einer Urkunde im 10. Jahrhundert als Riutun
Erwähnung: Riutun ist die alte Bezeichnung für Roden.
© search.ch, Data Source © 2007 Tele Atlas, Geodaten © swisstopo (DV074190)
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Ü B E R S I C H T S P L A N | 5
Siedlung Neu York
Siedlung im Weier
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GESCHICHTE
Bezeichnenderweise am 1. Mai des Jahres 1958 übernimmt
Fritz Schenk die Rütner Sektion des Schweizerischen Me-
tall- und Uhrenarbeiterverbandes (SMUV). Schon in den
ersten Wochen seiner Tätigkeit ist in Gesprächen mit Ge-
werkschaftskollegen und mit Unternehmern immer wieder
die Wohnungsknappheit ein Thema. Die Rütner Industrie-
und Gewerbebetriebe beschäftigen Tausende von Arbeit-
nehmern, die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen
ist gross. An Versammlungen des SMUV oder der Sozial-
demokratischen Partei bringt Schenk deshalb das knappe
Wohnungsangebot wiederholt zur Sprache: «Ich betrachte
es als eine gewerkschaftliche Aufgabe, die Wohnungsnot zu
lindern.»
Schenk setzt sich gegen die Befürworter einer Stiftung
durch und kann die Gründung einer Genossenschaft vorbe-
reiten. Bis die Genossenschaft aber aus der Taufe gehoben
werden kann, ist viel Arbeit vonnöten. Schenk bemüht sich
um die Finanzierung und macht sich auf die Suche nach
geeignetem Bauland. Er knüpft Kontakte zu Banken, Archi-
tekten und zu ortsansässigen Unternehmen.
Der 9. März 1960 als GeburtstagAm 9. März 1960 ist es so weit: Im Sekretariat des SMUV
in Rüti treffen sich 48 Personen zur Gründung einer ge-
meinnützigen Baugenossenschaft und genehmigen den
Statutenentwurf. Dem ersten Vorstand der Neuen Bauge-
nossenschaft Rüti gehören Fritz Schenk als Präsident, dazu
Fridolin Ernst (Vizepräsident), Hansrudolf Knobel (Rech-
nungsführer), Walter Büchi (Aktuar) sowie Richard Andreola,
Jakob Vogt, Wilfried Grimm, Heinrich Nef und Urs Germann
(Beisitzer) an.
Obwohl schon an der Gründungsversammlung Architekt
Werner Briner (Stäfa) ausführlich über den sozialen Woh-
nungsbau informiert, erteilt der Vorstand mit Mehrheitsbe-
schluss dem Wetziker Architekten Max Egger den Auftrag.
Schenk setzt sich für Briner ein. Er vermutet, dass die Wahl
auf Egger fällt, weil dessen Vater seit 1950 Regierungsrat
und in dieser Funktion Volkswirtschaftsdirektor ist. Der Vor-
stand entscheidet sich für den Kauf von Bauland im Laufen-
bach. Alle Entscheidungen werden vor der ersten ordent-
lichen Generalversammlung am 5. Mai 1960 getroffen.
«Gesunde und billige Wohnungen»Die vom Vorstand unter der Federführung von Schenk erar-
beiteten Statuten werden an der ersten Generalversamm-
lung genehmigt. Darin ist der Zweck der NBR festgehalten:
«Die Genossenschaft (…) verschafft ihren Mitgliedern ge-
sunde und billige Wohnungen. Sie sucht diesen Zweck zu
erreichen (…) durch Vermietung der Häuser und Wohnungen
zu den Selbstkosten an Mitglieder.»
6 | D I E G E S C H I C H T E Auf 50 Jahre blickt die Neue Baugenossenschaft Rüti zurück. Ereignisse, Entwicklungen, Ent-scheidungen, Veränderungen, Stimmungen haben die Zeit von der Gründung am 9. März 1960 bis zur Jubiläums-Generalversammlung am 29. Mai 2010 geprägt. Ebenso haben Menschen Einfluss genommen auf die Geschichte der NBR: sei es im Vordergrund wie der erste Präsident Fritz Schenk oder Architekt Werner Briner, sei es im Hinter-grund als Mieter oder Genossenschafter. Die folgenden Seiten sind ein Blick auf diese Ereignisse und Menschen.
1960
1961
1962
ChruschtschowBei einer Rede vor der Uno-Vollver-sammlung hämmert UdSSR-Chef Nikita Chruschtschow mehrmals mit seinem Schuh auf das Rednerpult.
Bau der MauerIn Berlin beginnt die Nationale Volks-armee mit dem Bau der Mauer.
BeatlesDie Beatles nehmen ihre erste Single «Love Me Do» auf.
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D I E G E S C H I C H T E | 7Danach jagen sich die Ereignisse, beginnt doch schon am
2. Mai 1961 der Aushub im Laufenbach. Die Mittel für diesen
ersten NBR-Block stammen aus den unterschiedlichsten
Quellen: Neben der Zürcher Kantonalbank und der Gemein-
de Rüti engagieren sich beispielsweise auch der Konsum-
verein Rüti oder die Baugenossenschaft Glattal Zürich.
Nicht untätig bleiben auch die Rütner Firmen: Insbesondere
die Maschinenfabrik, Baumann Federn, Hesco Pilgersteg
und Embru-Werke engagieren sich.
165 Franken für eine 5-Zimmer-WohnungDrei Viertel der Arbeiten am ersten Block im Laufenbach wer-
den in der Gemeinde Rüti vergeben. Die Bauarbeiten schrei-
ten zügig voran. Noch vor Jahresende ziehen die ersten Mie-
ter ein. Die Wohnungen werden an die Familien Büchi, Damm,
Fischer, Fuchs, Graf, Hauser, Isenschmid, Schmid und Tisch-
hauser vergeben. Die Nettomieten betragen hier im sozia-
len Wohnungsbau zwischen 120 Franken für eine 2-Zimmer-
Wohnung und 165 Franken für eine 5-Zimmer-Wohnung. Der
zweite Block kann im Juni 1962 bezogen werden.
Schon in ihrem zweiten Jahr unternimmt die NBR zwei wei-
tere Schritte. An ausserordentlichen Generalversammlungen
stimmen die Genossenschafter einer zweiten Bauetappe
und dem damit verbundenen Landerwerb sowie dem Kauf
des sogenannten Hauses Laubscher (Neu York-Strasse 8)
im Laufenbach zu.
Der NBR-Vorstand ist optimistisch und engagiert: Er macht
sich nach Abschluss der Bauarbeiten im Laufenbach erneut
auf die Suche nach Land. Inzwischen hat sich die Genos-
senschaft nach langwierigen Auseinandersetzungen von
Architekt Egger getrennt und ernennt Werner Briner zum
neuen NBR-Architekten.
Der Schritt in den WeierAm 26. März 1965 beschliesst die Generalversammlung den
Kauf von Land im Weier in der Absicht, dort 60 bis 75 Woh-
nungen zu bauen. Architekt Briner aber ist nicht zu bremsen:
Schon zwei Monate später legt er dem NBR-Vorstand Pläne
für 150 Wohnungen vor. Und im Herbst umfasst die Planung
200 Wohnungen mit Kosten von 13,2 Millionen Franken.
Allen voran Präsident Fritz Schenk ist begeistert. Er kontak-
tiert neue Geldgeber und politische Instanzen – angeblich
bis «hinauf nach Bern» –, um die Überbauung im Weier re-
alisieren zu können. Am 4. Dezember 1967 kommt er sei-
nem Ziel ein grosses Stück näher: Eine ausserordentliche
Generalversammlung stimmt dem Landerwerb für 797’000
Franken zu und beauftragt den Vorstand mit dem Bau von
234 Wohnungen.
Neben der Zürcher Kantonalbank und verschiedenen Ge-
nossenschaften gewährt Ende 1968 auch die Gemeinde
1963
1964
1966
«Seegfrörni»Der Zürichsee ist komplett zugefroren.
RassendiskriminierungUS-Präsident Johnson unterzeichnet das Bürgerrechtsgesetz zur Aufhebung der Rassendiskriminierung.
Wembley-TorEngland wird am 30. Juli mit einem 4:2-Sieg über Deutschland in einem dramatischen Final mit dem weltberühmten Wembley-Tor Fussball-Weltmeister.
Prägend: NBR-Präsident Fritz Schenk (links) und Architekt Werner Briner.
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Mehr als ihr halbes Leben wohnen Curt (83) und Rosemarie (79) Fischer im «Neu York». An-fang 1962 bezogen sie eine Wohnung an der Neu York-Strasse 6. Elf Jahre später zügelten sie in eine 51/2-Zimmer-Wohnung in der Nummer 8: «Weil ich für die subventionierte Wohnung einen Fünf-liber zu viel verdiente», wie Curt Fischer lächelndanfügt. An der Neu York-Strasse 8 wohnen Fischers noch heute.Curt Fischer ist aber nicht nur Mieter und Genos-senschafter. Er war zwar erst ab 1963 im Vorstand der NBR, darf aber dennoch als einer der Väter der Genossenschaft bezeichnet werden. Als Kons-
trukteur in der «Joweid» war er auch Mitglied des SMUV. Den Rütner SMUV-Sekretär Fritz Schenk unterstützte Curt Fischer bei der Gründung der NBR tatkräftig.
Breite AbstützungFischer machte die Erfahrung, dass die NBR mit ihrem gewerkschaftlichen Hintergrund bei Land-eigentümern und Geldgebern auf Skepsis stiess. Er bemühte sich deshalb um eine breite Abstüt-zung der NBR, indem er auch «einen katholischen Gemeinderat, einen Freisinnigen und das Rütner Gewerbe» von den Zielen der NBR überzeugte.
Erzählt Fischer Anekdoten aus der NBR-Grün-dungszeit, entsteht der Eindruck, als seien diese erst gerade geschehen und nicht schon 50 Jah-re her. Zum Beispiel sein Besuch bei Bundesrat Willi Ritschard: Der SP-Parteikollege habe ihm, obwohl er in Begleitung eines Freisinnigen nach Bern gereist sei, «sofort das Du angeboten». Rit-schard habe den zwei NBR-Vertretern zwar nichts versprochen. Doch kurze Zeit später sei über die Genossenschaftliche Zentralbank und auf wun-dersame Weise plötzlich Geld für die in Schwie-rigkeiten steckende NBR gefl ossen.
Vielseitig engagiertFischer engagierte sich aber nicht nur in der NBR. Er war von 1972 bis 1984 auch Gemeinde-rat, war in der Schulpfl ege, im SP-Vorstand oder der Kezo engagiert. Und er macht auch keinen Hehl daraus, dass es mit ihm nicht immer einfach war. Hat er sich einmal eine Meinung gebildetund ist er überzeugt, so ist es schwierig, ihn davon abzubringen.Neben den gewerkschaftlichen und politischen Idealen nimmt bei den Eheleuten Fischer auch die Familie einen hohen Stellenwert ein. Fünf Kin-der – drei Söhne und zwei Töchter – haben sie im «Neu York» grossgezogen. Inzwischen sind sie stolze Grosseltern von acht Enkeln.Selbstverständlich war es für die siebenköpfi ge Familie in fünf Zimmern manchmal eng. Den-noch kam nie der Wunsch nach einem Eigenheim auf: «Mit fünf Kindern war manchmal auch der Zahltag knapp.»
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Das halbe Leben
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Curt und Rosemarie Fischer wohnen seit 1962 im «Neu York».
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Rüti der NBR ein Darlehen. Die Baubewilligung liegt schon
seit dem 20. August vor.
Ja der Rütner StimmbürgerAm 23. März 1969 genehmigen die Rütner Stimmbürger ein
Wohnbaudarlehen von 808’000 Franken für 90 Wohnungen
im sozialen Wohnungsbau. Die NBR stellt der Gemeinde
dafür im Gegenzug ein Dutzend Wohnungen für Sozialfälle
zur Verfügung. Diesem Ja des Rütner Stimmvolkes kommt
grosse Bedeutung zu. Hätten sich die Rütner gegen das
Darlehen ausgesprochen, wäre die NBR auch nicht in den
Genuss der Mittel von Bund und Kanton in Höhe von rund
2,5 Millionen Franken gekommen.
Der 9. September 1969 ist ein grosser Tag in der Geschichte
der Neuen Baugenossenschaft Rüti: Präsident Fritz Schenk
tut im Weier den ersten Spatenstich! Dies erfolgt beinahe fünf
Jahre, nachdem in der NBR erstmals vom Weier die Rede war.
Spatenstich: «denkwürdiger Anlass»Die «Oberländer AZ» stellt aktuell in ihrer Ausgabe vom
10. September unter dem Titel «Der erste Spatenstich»
fest: «Der 9. September 1969 wird in den Annalen der
Neuen Baugenossenschaft Rüti ein wichtiges Datum
sein.» Die Zeitung weiss, dass an diesem «denkwürdi-
gen Anlass» Gemeindepräsident Küenzle in einer kur-
zen Rede seiner Hoffnung Ausdruck gibt, dass hier
«vielleicht Schlüsselkinder, Charakteristikum unserer
konsumbesessenen Zeit, die Ausnahme bilden wer-
den». Auch der «Zürcher Oberländer» berichtet am
darauffolgenden Tag über «die sichtliche Freude
von SMUV-Sekretär Fritz Schenk», als er zum Spa-
tenstich ansetzt.
Im Herbst 1970 können die ersten Wohnungen im
Weier bezogen werden. Am 1. April, 1. Mai und 1. Juni
1971 werden weitere Wohnungen bezogen. In dieser Zeit
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1967
1968
1969
Sechs-Tage-KriegIsrael beginnt am 5. Juni den Sechs-Tage-Krieg gegen seine arabischen Nachbarn Ägypten, Jordanien und Syrien.
Martin Luther KingIn Memphis wird am 4. April ein töd-liches Attentat auf den Bürgerrechtler Martin Luther King verübt.
MondlandungDer US-Amerikaner Neil Armstrong betritt am 20. Juli als erster Mensch den Mond.
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«Unser drittes Kind ist unterwegs», freuen sich Selin (32) und Gameli (33) Dovlo. Das junge Paar ist seit 2005 verheiratet und hat mit Noah (5) und Keanu (3½) bereits zwei aufgestellte Jungs.
Es passt perfektGameli ist in Rüti aufgewachsen und wohnt seit zehn Jahren in der NBR im Weier. Zuerst wohnte er allein, seit 2004 zusammen mit seiner heutigen Frau Selin in einer 4-Zimmer-Parterrewohnung. Obwohl Gamelis Arbeitsort im Zürcher Unter-land liegt, können sich Selin, die im solothurni-schen Oensingen aufgewachsen ist, und er keine bessere Wohngegend vorstellen. «Hier passt es für uns und unsere Kinder perfekt!», loben die bei-den ihre heutige Wohnlage. «Unsere Kinder gehen hier im Quartier in die Spielgruppe Fröschli und wir hoffen, dass unser Sohn hier im Weier in die-sem Sommer in den nahen Kindergarten geht», freuen sich die jungen Eltern.
Sie schätzen hier die preiswerten und bezahlbaren Wohnungen, die kinderfreundliche Umgebung, die schönen und neuwertigen Spielplätze sowie die Tatsache, dass es im Quartier nicht zu viel Autoverkehr gibt. Dovlos loben die unkomplizierte Art, mit der ihnen Verwalter Oskar Schoch die-se für sie perfekte Parterrewohnung vermittelte, und die Hilfsbereitschaft von Hauswart Andreas Schmidt: «Unser Sohn wollte einmal sein Spiel-zeugauto im WC wegspülen und deshalb musste das gesamte WC demontiert werden.»
Keine Angst um die KinderWarum sie denn im Weier draussen wohne, wer-de sie schon mal von Freundinnen gefragt, erzählt Selin: «Für mich liegt die Parterrewohnung mit der grossen Wiese direkt davor ideal, denn ich kann unsere Kinder einfach rauslassen, ohne dass ich Angst um sie haben muss. Auch sind die Nachbarn hilfsbereit und sehr freundlich uns und unseren Kindern gegenüber.» Den Weg ins Dorf sieht sie als willkommenen Spaziergang: «Und die Busver-bindungen für den Weg zurück aus dem Dorf mit den Kindern und Einkaufstaschen sind gut!»
«Die Genossenschaft ist stets daran, die Liegen-schaft mit vielen guten und sinnvollen Erneue-rungen für junge Familien attraktiv zu halten», stellen Dovlos fest, «deshalb hoffen wir, dass wir bald zu fünft hier im Weier noch viele Jahre glück-lich wohnen dürfen.»
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Bald zu fünft
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Selin und Gameli Davlo mit ihren beiden Söhnen Noah (vorne) und Keanu.
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engagiert sich der Gewerbeverein Rüti-Tann, der seit 1969
einen Vertreter im Vorstand stellt, stark: Zuerst führt er unter
seinen Mitgliedern Orientierungsversammlungen durch mit
dem Ziel, neue Genossenschafter zu gewinnen. Bei Bezug
der ersten Weier-Wohnungen möbliert er zwei Wohnungen
und lädt die Bevölkerung zur Besichtigung ein.
1100 Eisenbahnwagen MaterialDas Aufrichtefest der ersten Etappe feiert die NBR am 3. Ap-
ril 1971 im «Löwen». In ihrem Bericht würdigt die «Oberlän-
der AZ» Fritz Schenk als «unermüdlichen Motor», der «dar-
auf verzichtete, in rhetorische Banalitäten zu machen». Die
Wertschätzung der Behörden drückt der Gemeinderat aus,
der «mit einer entschuldigten Ausnahme in corpore erschie-
nen war». Der Dank geht auch an die Bauarbeiter: «Es war
eine nette Geste, dass den Italiani die Ansprachen übersetzt
wurden.» Der «Zürcher Oberländer» listet einen Tag später
auf, dass für die erste Etappe «2600 Kubikmeter Beton, 185
Tonnen Eisen oder insgesamt rund 1100 Eisenbahnwagen à
10 Tonnen Material» verarbeitet wurden.
Für diese 90 Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus gelten
Einkommensgrenzen. Eine Wohnung bekommen
Ehepaare ohne Kinder nur, wenn ihr Einkom-
men 16’000 Franken nicht übersteigt. Die Limite
für Familien mit zwei Kindern beträgt 19’000, für
Familien mit drei Kindern 20’500 Franken.
Der Weier und die Sorgen wachsenBis im April 1975 werden die zweite und dritte Etappe im
Weier fertiggestellt. Parallel dazu wachsen aber auch die
Sorgen des NBR-Vorstandes. Die Realisierung der zweiten
und dritten Bauetappe fällt in die Jahre der Hochkonjunktur.
Die dritte und letzte Etappe beispielsweise schliesst mit
einer Kostenüberschreitung von 370’000 Franken oder rund
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1970
1971
1972
Schwarzenbach-InitiativeDie Schweizer Stimmbürger lehnen am 7. Juni die Schwarzenbach-Initiative gegen die Überfremdung mit 54 % Nein-Stimmen ab.
Stimmrecht für FrauenIn der Schweiz wird das Stimm- und Wahlrecht für Frauen eingeführt.
Gold und SilberBei den Olympischen Winterspielen in Sapporo gewinnt am 7. Februar Bernhard Russi vor Roland Collombin Gold in der Abfahrt.
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Immacolata (61) und Giuseppe Giordano (64) emigrierten 1963 aus Salerno (Italien) in die Schweiz. Sie leben heute mit zwei ihrer drei Kin-der und mittlerweile drei Enkelkindern im Weier.
32 Jahre in derselben WohnungAnfangs wohnte die junge Familie Giordano im Schlossberg in Rüti. Sie suchte 1978 eine grössere Wohnung in Rüti, da sich zu ihren Söhnen An-tonio (Jahrgang 1969) und Alfonso (1972) noch ein Mädchen namens Elisa (1977) gesellte. Eine kostengünstige, subventionierte 4-Zimmer-Woh-nung in einer Baugenossenschaft, das war damals
die perfekte Lösung für die fünfköpfi ge Familie. In derselben Wohnung leben die Familiengründer noch heute. Und Immacolata und Giuseppe freu-en sich, dass sie ihre Kinder und Enkelkinder in nächster Nachbarschaft haben. Carmen (33) und Alfonso (38) wohnen mit ihren Kindern Chiara (10) und Giuseppe «Peppe» (6) in einer 5-Zimmer-Wohnung. «Carmen ist hier seit elf Jahren Blockwartin. Diese Tätigkeit ha-ben schon meine Eltern mit Freude 20 Jahre lang ausgeübt!», erzählt Alfonso stolz. «Mir gefällt das Wohnen hier besonders gut, weil ich hier meine Kinder einfach rauslassen und vom Wohnzimmer
Drei Generationen
aus immer Blickkontakt haben kann», erklärt Carmen.
Mutter und Sohn besuch(t)enden Weier-KindergartenDie kinderfreundliche Umgebung schätzen auch Elisa (33) und ihr Mann Antonio (36). Elisa wohnt seit ihrer Kindheit im Weier und hat – wie heute ihr Sohn Alessio (6) – hier den Kindergar-ten besucht. Für Vater Antonio sind die tiefen Mieten und der kurze Arbeitsweg ideal. Und für seine Frau ist die Aufgabe als Blockwartin eine willkommene Abwechslung.Alessio gefällt es sehr, mit anderen Kindern draus-sen zu spielen. Am liebsten spielt er Fussball. Chiara, Peppe und Alessio fahren bei schönem Wetter gerne mit dem Velo durchs Quartier oder schlitteln im Winter rasant den Scherrer-Hang eingangs Weier-Quartier hinunter.
Den genossenschaftlichen Gedanken leben«Hier im Weier läuft immer was», sind sich alle ei-nig: «Vom selbstgemachten Eisfeld im ‹Robi›, das unser Hauswart bei Minustemperaturen entstehen lässt, bis zur Beteiligung an den Weier-Festen!» Und Alfonso fügt hinzu: «Jeder darf sich hier ein-bringen und den genossenschaftlichen Gedanken leben!» Besonders erwähnt Carmen, dass sie da-mals mit weiteren Frauen aus dem Weier-Quartier bei der Auswahl der neuen Küche und Badezim-mer mitwirken durfte, damit diese Erneuerungen so praxisgerecht wie möglich erfolgen konnten.
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Immacolata und Giuseppe Giordano (Mitte), ihre Kinder Alfonso (links mit Ehefrau Carmen) und Elisa (rechts mit Ehemann Antonio) und die Enkel Giuseppe, Chiara und Alessio wohnen allesamt im Weier.
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5 % ab. Dazu stürzt die Weltwirtschaft 1975 in eine Rezes-
sion. Auch in der Region kommt es zu Entlassungen. Viele
Ausländer wandern in ihre Heimatländer zurück. Dadurch
sinkt die Einwohnerzahl in Rüti allein 1975 um 900.
Diese schlechten Zeiten bekommt auch die NBR in aller
Härte zu spüren. Zeitweise stehen 80 Wohnungen, rund ein
Drittel, leer. Durch die Leerstände gerät die NBR in ernsthaf-
te finanzielle Schwierigkeiten. Es wird sogar ein Notstands-
komitee eingesetzt. 1976 diskutiert der Vorstand mit Fach-
leuten von Bund, Kanton, dem Schweizerischen Verband für
Wohnungswesen, mit Banken und Architekt die möglichen
Szenarien. In der Folge beschliesst eine ausserordentliche
Versammlung am 23. August 1976, dass die Genossen-
schaft Mehrfamilienhäuser als Ganzes oder als Eigentums-
wohnungen verkaufen kann.
Das Leben der Genossenschaft gerettetDie NBR muss sogar noch einen Schritt weitergehen: Eine
Treuhandfirma wird mit der Planung und allfälligen Durch-
führung von Sanierungsmassnahmen beauftragt. Das Wort
Liquidation will niemand in den Mund nehmen. Im darauffol-
genden Jahr rettet der Vorstand aber durch die Auflösung
aller Fonds (Erneuerungsfonds, Reservefonds und Amor-
tisationsfonds) das Leben der Genossenschaft. 1978 ver-
bessert sich die Situation rasch. Viele Wohnungen können
wieder vermietet werden. Schon im Februar 1979 stehen nur
noch sieben Wohnungen leer.
In dieser schwierigen Zeit zeigt sich wiederholt der genos-
senschaftliche Geist. 1976 beispielsweise führen die Mieter
im Laufenbach die notwendigen Renovationen eigenhändig
aus: Die Genossenschaft stellt das Material zur Verfügung,
eine Mieterkommission plant die Arbeiten. Im gleichen Jahr
werden die Mietzinse im Weier – trotz der dunklen Wolken
D I E G E S C H I C H T E | 1 3
1975
1976
1980
KönigJuan Carlos I. wird am 22. November zum König von Spanien proklamiert.
AppleSteve Jobs und Steve Wozniak gründen die Firma Apple.
SommerzeitDas Parlament beschliesst das Zeitgesetz, worauf 1981 wieder die Sommerzeit eingeführt wird.
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am Wirtschaftshimmel – um drei Prozent gesenkt. Und im
Laufenbach beschliessen die Mieter eine auf drei Jahre be-
fristete Solidaritätsaktion, während der sie pro Monat und
Wohnung zusätzlich 15 Franken einzahlen.
Sieben Jahre nach Beginn der Rezession beschliesst die
Generalversammlung 1981 wieder eine Verzinsung des Ge-
nossenschaftskapitals. In dieser Zeit des Aufschwungs fällt
auch das 20-Jahr-Jubiläum der Genossenschaft. Das Fest
wird im Sommer mit einem Genossenschaftstag gefeiert.
Darauf entsteht das Weier-Fest, das bis heute Bestand hat.
Am 1. Juli 1982 kommt Werner Briner bei einem Ballon-
unglück im Jungfraugebiet ums Leben. Der Architekt unter-
stützte die NBR immer tatkräftig und gewann dadurch viele
Freunde.
Ehrenpräsident Fritz SchenkAn der Generalversammlung vom 27. April 1985 im «Löwen»
feiert die NBR ihr erstes grosses Jubiläum: Erich Hunger-
bühler, wie sein Vorgänger SMUV-Sekretär, löst den uner-
müdlichen Fritz Schenk nach 25 Jahren als Präsident ab.
Vizepräsident Alex Bernet stellt in seiner Rede, wiedergege-
ben im «Zürcher Oberländer», fest: «Wer Neue Baugenos-
senschaft sagt, denkt Fritz Schenk. Und wer Fritz Schenk
sagt, denkt Neue Baugenossenschaft.» Schenk wird als
«Vater der NBR» von der Versammlung zum Ehrenpräsiden-
ten ernannt. 1994 stirbt Schenk. Erich Hungerbühler führt
seinerseits während nicht weniger als 17 Jahren das Präsi-
dentenamt bis zu seinem Tod 2002 aus.
Nach den stürmischen 70er-Jahren segelt das NBR-Schiff
nun in den 80er-Jahren in ruhigeren Gewässern. Dies er-
laubt es der Genossenschaft, ihre finanzielle Situation zu
konsolidieren und mit der Planung einer ersten umfassenden
Sanierung zu beginnen.
1 4 | D I E G E S C H I C H T E
1981
1982
1984
HochzeitIn der Londoner Saint Paul’s Cathedral heiraten am 29. Juli Prinz Charles und Lady Diana.
ThrillerDas Album «Thriller» von Michael Jackson kommt auf den Markt.
BundesrätinDie Vereinigte Bundesversammlung wählt am 2. Oktober Elisabeth Kopp als erste Frau in den Bundesrat.
Bild rechts: An der Jubiläums-Generalversammlung 1985 wird Fritz Schenk (links) zum Ehrenpräsi-denten ernannt. Er gibt sein Amt an Erich Hungerbühler (rechts) ab.
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Vollvermietung und ParkplatzproblemeDie Investitionen in den Unterhalt ihrer Liegenschaften kann
sich die NBR auch dank der Vollvermietung leisten. Das An-
gebot an Wohnungen ist in den 80er-Jahren meist kleiner
als die Nachfrage. Diese grosse Nachfrage nach günstigen
Wohnungen und die Tatsache, dass sich viele Mieter in die-
sen guten Zeiten ein zweites Auto anschaffen, führen zu
erheblichen Parkplatzproblemen. Immer wieder müssen die
Mieter angehalten werden, die Ordnung einzuhalten: «Für
den NBR-Vorstand ist es nicht angenehm, Bussen für falsch
parkierte Autos zur Anzeige zu bringen», muss Präsident
Hungerbühler sogar in seinem Jahresbericht 1987 reklamie-
ren. Ein Jahr später stellt der Präsident erneut fest, dass die
Wohnungen «mehr als einmal» vermietet werden könnten:
«Es ist deshalb unverständlich, dass es immer noch einzel-
ne Mieter gibt, die sich nicht an die Statuten und Hausord-
nungen halten wollen, vor allem auch bei den Parkplätzen.»
1990 realisiert die NBR den Umbau von Küchen und Bädern
im Laufenbach. Darüber hinaus kann die Genossenschaft
sogar Subventionen amortisieren und die Laufenbach-Woh-
nungen aus dem subventionierten in den freien Wohnungs-
bau überführen. Dies wirkt beruhigend auf die Situation ei-
niger Mieter: Die Angst, die Vorgaben für die Miete einer
subventionierten Wohnung nicht mehr zu erfüllen und um-
ziehen zu müssen, gehört damit der Vergangenheit an.
Die wirtschaftlich schlechten Zeiten Anfang der 90er- Jahre
motivieren den NBR-Vorstand zur Suche nach Bauland oder
Häusern. Schon bald aber muss er feststellen, dass die
Preise ein Niveau erreicht haben, das es praktisch verun-
möglicht, günstige Wohnungen anzubieten.
Ärger mit den Berechtigungen im sozialen WohnungsbauViel Ärger und Wut verursacht die Überprüfung der Berechti-
gungen im sozialen Wohnungsbau. Viele Weier-Mieter erfül-
len die Anforderungen nicht mehr, teilweise weil erwachse-
ne Kinder ausgezogen sind und die Personenzahl die Limite
unterschreitet, teilweise weil das Einkommen die Grenze
überschreitet. Die Genossenschaft muss deshalb in dieser
Zeit 30 Kündigungen aussprechen. Die Überprüfung des so-
zialen Wohnungsbaus bringt zudem zutage, dass die Mie-
ten zu tief sind: Das Amt für Wohnungsbau verfügt deshalb
auf den 1. Oktober 1995 einen Mietzinsaufschlag von nicht
weniger als 16 %.
Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten – Sulzer baut in Rüti
1996 mehrere hundert Arbeitsplätze ab – unternimmt die
NBR weiterhin grosse Anstrengungen zum Unterhalt ihrer
Liegenschaften: 1995 und 1996 werden im Weier die Heiz-
D I E G E S C H I C H T E | 1 5
1989
1991
1996
Fall der MauerDie Berliner Mauer fällt nach über 28 Jahren ihrer Existenz.
ÖtziIn den Südtiroler Alpen wird die Gletschermumie Ötzi gefunden.
Klonschaf DollyIn Edinburgh wird das Schaf Dolly, das erste geklonte Säugetier der Welt, geboren.
NBR_Brosch_Layout_def.indd 15NBR_Brosch_Layout_def.indd 15 14.05.10 08:4414.05.10 08:44
Ihre Aufgaben sind vielfältig. Sie reichen von der Pfl ege der Grünfl ächen über Reparaturen bis hin zur Überwachung der Haustechnik. Gefragt sind technisches Verständnis, handwerkliches Geschick, ein «grüner Daumen», selbständiges, pfl ichtbewusstes Arbeiten und Menschenkennt-nis.Seit 17 Jahren ist Andreas Schmidt (47) Haus-wart im Weier. Nachdem er bereits im Besitz des eidgenössischen Fachausweises ist, hat er auch den Berufsbildnerkurs (früher Lehrmeisterkurs) absolviert. So war es der NBR möglich, im Som-mer letzten Jahres mit Ilija Swoboda (17) erstmals einen Lehrling anzustellen. Zusammen mit Käthi Mäder (44) sind sie für Weier und Neu York zu-ständig. Käthi Mäder wohnt seit 25 Jahren im Neu York. Auf die Frage, wie viele Jahre sie denn schon Hauswartin sei, gibt es keine klare Antwort: «Am Anfang war ich nur für ein Haus zuständig, dann für ein zweites und heute für alle.»
Laufende ModernisierungAls er 1993 in den Weier kam, blickt Andreas Schmidt zurück, habe er bei null begonnen. Der Maschinenpark habe aus einem Handrasenmäher bestanden: «Und im ganzen Weier gab es gerade mal zwei Aussenlampen!» Die Hauswartung sei seither professionalisiert worden. Dazu war eini-ges an Überzeugungsarbeit nötig. Schliesslich setzte sich aber doch die Ansicht durch, dass eine professionelle, gut ausgerüstete Hauswartung am Ende Kosten spart. Parallel dazu sind Gebäude und Haustechnik modernisiert worden: Fenster,
Heizzentralen, Thermostatventile, Fassaden, Kü-chen und Bäder lautete die Reihenfolge.Eine markante Veränderung ergab sich für Andreas Schmidt auch mit seinem Wegzug nach Dürnten vor drei Jahren. Selbstverständlich müsse er auch heute noch ausrücken, wenn beispiels-weise die Heizung aussteige. Dennoch sei er heute nicht mehr 24 Stunden am Arbeitsplatz: «Das Abschalten ist heute besser möglich!» Käthi Mäder bestätigt, dass sie als Hauswartin und Mie-terin eigentlich nie Feierabend hat: «Und auch zu Hause Ferien machen ist nicht möglich!»
Verpasste ChanceDie grösste Veränderung aber hat Andreas Schmidt in einem anderen Bereich erlebt: «Frü-her sassen fünf Mütter mit ihren Kindern auf dem Spielplatz. Heute passt eine Mutter auf fünf Kin-der auf, die anderen sind berufstätig.» Er bedauert es, dass ein zweites Einkommen oder ein grösseres Auto wichtiger sind als die Kinder. «Gerade die NBR bietet mit den günstigen Wohnungen doch eigentlich die Möglichkeit, dass sich die Eltern ihren Kindern widmen können und zum Beispiel bis zur Schulpfl icht der Kinder auf einen zweiten Lohn verzichten können.»
M E I N E N B R
Profi s am Werk
1 6 |
Die Hauswarte Käthi Mäder und Andreas Schmidt sowie der Lehrling Ilija Swoboda sind Profis.
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D I E G E S C H I C H T E | 1 7zentrale saniert und die Fenster erneuert, 1997 steht die
Fenstererneuerung im Laufenbach auf dem Programm. Aber
auch Renovationen bei Mieterwechseln sind nicht zu unter-
schätzen: 1996 belaufen sich beispielsweise die Kosten für
Malerarbeiten auf 200’000 Franken.
Zunehmende ProfessionalisierungIn diese Zeit fällt auch die zunehmende Professionalisie-
rung der NBR. Wohl sind Vorstand und Generalversamm-
lung nach wie vor die massgebenden Gremien. Doch in Ver-
waltung und Hauswartung sind vermehrt Profis am Werk.
1996 übernimmt Richard Cathrein, seit 1969 als Kassier im
Vorstand engagiert, die Verwaltung. Diese übergibt er per
2001 an Oskar Schoch: Dem Geschäftsführer steht seither
ein Büro im Weier zur Verfügung. Bereits seit 1993 ist And-
reas Schmidt – anfangs noch zusammen mit seiner Ehefrau
Ida – Hauswart im Weier. Er besitzt den eidgenössischen
Fachausweis und bildet seit Sommer 2009 mit Ilija Swobo-
da einen Lehrling aus. Die beiden werden unterstützt von
Katharina Mäder, die als Teilzeitangestellte für die Hauswar-
tung hauptsächlich im Neu York zuständig ist.
Bei den Präsidenten fällt die grosse Kontinuität auf. Aktu-
ell ist mit Werner Schwitter erst der vierte Präsident in der
50-jährigen NBR-Geschichte im Amt. Die beiden ersten
hatten ihr Amt 25 Jahre (Fritz Schenk) und 17 Jahre (Erich
Hungerbühler) inne.
Kauf des Tibeterheims mit 3278 m2 LandAn der Generalversammlung 1997 beantragt der Vor-
stand den Genossenschaftern den Kauf einer Parzelle von
3278 m2 im Weier mit dem sogenannten Tibeterheim. Dieses
1965 erbaute Haus war zuerst ein Begegnungszentrum der
Tibeter und danach Unterkunft für die Gastarbeiter des Bau-
geschäfts Geissbühler. Das Land dient der NBR kurzfristig
zur Verbesserung der Parkplatzsituation und stellt langfris-
tig eine Landreserve dar.
Seit dem Jahr 2000 gibt es auch im Weier keinen sozialen
Wohnungsbau mehr. Das heisst auch, dass seit diesem Zeit-
punkt hin kein Gemeinderat mehr Einsatz im NBR-Vorstand
einnehmen muss.
Renovationen und Sanierungen für 19 Millionen FrankenNach einer Zustandsanalyse im Jahre 1999 beschloss der
Vorstand, einstweilen die dringende Sanierung der Fassa-
den und Dächer durchzuführen. Im darauffolgenden Jahr
werden in einer ersten Etappe unter der Bauleitung von
Peter Huber die Liegenschaften Weierstrasse 38/38a, 47
und 49/49a saniert. Die Kosten von 1,1 Millionen können
1997
1999
2000
MarslandungDie Sonde Pathfinder landet auf dem Mars.
Millionärs-QuizAuf RTL wird erstmals die Quizshow «Wer wird Millionär?» mit Günter Jauch ausgestrahlt.
Millennium bugDer befürchtete «Millennium bug», der Zusammenbruch unzähliger Computer wegen der Umstellung der Jahrzahl von 99 auf 00, bleibt weitgehend aus.
NBR_Brosch_Layout_def.indd 17NBR_Brosch_Layout_def.indd 17 14.05.10 08:4414.05.10 08:44
1 8 | D I E G E S C H I C H T E
ohne Fremdkapital dank Rückstellungen mit eigenen Mitteln
finanziert werden.
Im Frühling 2001 macht sich Geschäftsführer Oskar Schoch
an die Vorbereitung der erst für 2007 geplanten Erneuerung
von Küchen und Bädern. Zusammen mit Bauleiter Huber
und mehreren Unternehmern werden die mutmasslichen
Kosten und die voraussichtlichen Mieten berechnet. Schon
im September 2001 reicht die NBR bei der Zürcher Kanto-
nalbank ein umfassendes Kreditgesuch ein, das die Haus-
bank im Oktober genehmigt.
Bis 2002 werden die Fassaden und Dächer der 22 Häuser
im Weier und bis 2003 die Fassaden der sieben Häuser an
der Neu York-Strasse saniert. Von 2003 bis 2006 werden die
Küchen und Bäder aller 217 Wohnungen im Weier erneuert.
Auch die Schliessanlage wird ersetzt und die Tiefgaragen
werden saniert. Insgesamt 19 Millionen Franken kosten die
Renovationen und Sanierungen der 29 NBR-Mehrfamilien-
häuser, wovon die NBR gut 40 Prozent aus eigenen Mitteln
finanzieren kann. Die Fassaden der Häuser im Weier erhal-
ten eine zehn Zentimeter starke Isolation und eine hinter-
lüftete Eternitfassade. Zugleich werden die Flachdächer neu
aufgebaut und die Rollladen ersetzt.
Im Herbst 2006 kann die NBR die drei neu gestalteten Kin-
derspielplätze eröffnen. Dieses Angebot wird mit dem Hart-
platz – der im Winter auch schon mal zum Eisfeld wird –,
dem Grill mit dazugehörendem kleinem Häuschen abgerun-
det. Die Kinder sind aber auch in der Spielgruppe Fröschli
im ehemaligen Tibeterheim gut aufgehoben. Den Kinder-
garten können die Weier-Kinder schon seit 1972 im Quartier
besuchen.
2002
2008
2009
UnoSchweizerinnen und Schweizer stimmen am 3. März dem Uno-Beitritt mit 54.6 % Ja-Stimmen zu.
Fussball-EMMit dem Spiel zwischen der Schweiz und Tschechien in Basel wird am 7. Juni die Fussball-EM in der Schweiz und in Österreich eröffnet.
NotwasserungPilot Sullenberger muss am 15. Januar sein US-Airways-Flugzeug auf dem Hudson River in New York notwassern. Alle 155 Passagiere werden gerettet.
NBR_Brosch_Layout_def.indd 18NBR_Brosch_Layout_def.indd 18 14.05.10 08:4414.05.10 08:44
Dem Klischee des grauen, komplizierten, pedan-tischen oder verschlossenen Verwalters entspricht Oskar Schoch in keiner Weise. Wer das Büro der NBR an der Weierstrasse 34 betritt, fühlt sich nicht nur wegen der gelben Wände willkommen.Zusammen mit seiner Ehefrau Christa Kohlmann-Schoch (48) führt der kommunikative 59-Jährige die Geschäfte der NBR. Nach 30 Jahren bei der Zürcher Kantonalbank trat er im Januar 2001 die Stelle des NBR-Geschäftsführers an. Seine Frau Christa lernte den Weier bereits 1995 kennen, als sie mit ihrer Familie als Mieterin hierherkam. Bald engagierte sie sich als Blockwartin. Und als während der Renovation von Küchen und Bädern viel Arbeit anstand, übernahm sie eine Teilzeit-stelle in der Verwaltung.
Ein «kleiner Unternehmer»Oskar Schochs Aufgaben sind breit gefächert, seine Tätigkeit umfasst weit mehr als die Über-wachung der Mietzinseingänge und die Woh-nungsabnahmen: «Ich bin ein ‹kleiner Unter-nehmer› und kann sehr selbständig arbeiten.» Nicht ohne Stolz erzählt er, dass er praktisch keine Mietzinsaus fälle mehr zu verzeichnen habe. Mit «Dienst nach Vorschrift» sei dies aber nicht zu erreichen: «Die Tätigkeit in einer Genossen-schaft verlangt viel zusätzliches Engagement», ist Schoch überzeugt. So betätigte er sich auch schon in der Rolle als Finanz sanierer und seine Frau hat immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Mieter. Hervorheben möchte Schoch die sehr gute Zusammenarbeit mit den Hauswarten im
Weier und Neu York sowie mit den Blockwarten im Weier.Mit dem Ausbau der Verwaltung habe eine Pro-fessionalisierung erreicht werden können. Oskar Schoch ist überzeugt, dass sich dies auch für die Genossenschaft lohnt. Zudem ist die Nähe zur Verwaltung und die ständige Präsenz auch für die Mieter ein grosser Vorteil. «Heute braucht es pro Jahr nur noch maximal zehn Vorstandssitzungen, da heute Aufgaben durch die Verwaltung erledigt werden können, für die früher keine Kapazität vorhanden war.»
«Eine geniale Zeit!»Den Einsatz für die Genossenschaft erbringen Oskar Schoch und seine Frau gerne. Der Job mit dem selbständigen Arbeiten macht Spass, vom ge-nossenschaftlichen Gedanken sind sie überzeugt. Und schliesslich geben die beiden – auch wenn sie seit 2007 in einer Eigentumswohnung in Eschen-bach leben – der NBR auch etwas zurück: «Bevor ich in den Weier zog, wurde ich vor den ‹Slums› gewarnt», erzählt Christa Kohlmann-Schoch mit einem Schmunzeln: «Im Rückblick war die Zeit hier im Weier – vor allem auch für meine drei Kinder – genial!»
M E I N E N B R
Lohnendes Engagement
t
| 1 9
Geschäftsführer Oskar Schoch und seine Frau Christa sind «kleine Unternehmer».
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Was git’s guets ?
Liebi Dame und Herree
2 0 | D I E M E N S C H E N U N D D A S L E B E N I N D E R S I E D L U N G
«unser Wachhund»
«Danke für die Blumen»
NBR_Brosch_Layout_def.indd 20NBR_Brosch_Layout_def.indd 20 14.05.10 08:4414.05.10 08:44
Räb
elie
chtl
i20
07
«farbenfrohe Feste»« en chalte Winter»
« mmmhhhhh»
| 2 1
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Jahr Fremdkapital Zinssatz Zinsbelastung Mieteinnahmen (Hypotheken etc.) 1. Hypothek ZKB Netto
1962 (1. Jahr) Fr. 876’000.00 3.75% Fr. 23’900.00 Fr. 37’200.00
1965 Fr. 1’982’000.00 4.00% Fr. 74’500.00 Fr. 115’400.00
1970 Fr. 6’247’000.00 5.00% Fr. 82’200.00 Fr. 148’300.00
1975 Fr. 20’100’000.00 6.00% Fr. 1’019’700.00 Fr. 1’262’700.00
1980 Fr. 20’000’000.00 4.50% Fr. 778’300.00 Fr. 1’407’400.00
1985 Fr. 19’179’000.00 5.50% Fr. 923’900.00 Fr. 1’756’700.00
1990 Fr. 20’100’000.00 6.75% Fr. 1’045’200.00 Fr. 1’971’700.00
1995 Fr. 19’016’000.00 5.50% Fr. 1’049’600.00 Fr. 2’376’700.00
2000 Fr. 19’330’000.00 4.50% Fr. 772’500.00 Fr. 2’495’000.00
2005 Fr. 28’900’000.00 3.00% Fr. 915’300.00 Fr. 2’986’500.00
2010 (Budget) Fr. 27’300’000.00 2.50% Fr. 828’000.00 Fr. 3’006’000.00
Gebäude-Versicherungswerte sämtlicher Liegenschaften per 31. Dezember 2009 Fr. 52’710’800.00 (ohne Land)
2-Zimmer-Wohnungen 3-Zimmer-Wohnungen 4-Zimmer-Wohnungen 5-Zimmer-Wohnungen
2 2 | W I C H T I G S T E Z A H L E N S E I T 1 9 6 2
2 Zimme2-Zimmer
NBR_Brosch_Layout_def.indd 22NBR_Brosch_Layout_def.indd 22 14.05.10 08:4614.05.10 08:46
Neu York (ehemals subv. Wohnungen) 1962 1985 2000 2010
2-Zimmer-Wohnungen Fr. 120.00 Fr. 220.00 Fr. 525.00 Fr. 620.00
3-Zimmer-Wohnungen Fr. 137.00 Fr. 245.00 Fr. 612.00 Fr. 728.00
4-Zimmer-Wohnungen Fr. 147.00 Fr. 267.00 Fr. 663.00 Fr. 846.00
5-Zimmer-Wohnungen Fr. 165.00 Fr. 292.00 Fr. 744.00 Fr. 964.00
Neu York (freier Wohnungsbau)
3-Zimmer-Wohnungen Fr. 212.00 Fr 315.00 Fr. 720.00 Fr. 817.00
4-Zimmer-Wohnungen Fr. 245.00 Fr. 375.00 Fr. 794.00 Fr. 945.00
Weier (ehemals subv. Wohnungsbau) 1975 1985 2000 2010
2-Zimmer-Wohnungen Fr. 270.00 Fr. 424.00 Fr 484.00 Fr. 717.00
3-Zimmer-Wohnungen Fr. 310.00 Fr. 532.00 Fr. 597.00 Fr. 836.00
4-Zimmer-Wohnungen Fr. 347.00 Fr. 640.00 Fr. 706.00 Fr. 954.00
5-Zimmer-Wohnungen Fr. 387.00 Fr. 725.00 Fr. 809.00 Fr. 1’092.00
Weier (freier Wohnungsbau)
2-Zimmer-Wohnungen Fr. 360.00 Fr 609.00 Fr. 592.00 Fr. 717.00
3-Zimmer-Wohnungen Fr. 450.00 Fr. 769.00 Fr. 732.00 Fr. 836.00
4-Zimmer-Wohnungen Fr. 540.00 Fr. 875.00 Fr. 815.00 Fr. 954.00
5-Zimmer-Wohnungen Fr. 630.00 Fr. 1’042.00 Fr. 992.00 Fr. 1’092.00
M I E T Z I N S V E R G L E I C H E N B R | 2 3
Mietzinsvergleiche Neue Baugenossenschaft Rüti (Nettomieten)
NBR_Brosch_Layout_def.indd 23NBR_Brosch_Layout_def.indd 23 14.05.10 08:4614.05.10 08:46
Kindergärtnerin Sandra Ritter (40) hat seit 1990 ihre Arbeitsstelle im Weier. Sie ist für viele junge Erwachsene noch in bester Erinnerung, denn viele von ihnen gingen früher als «Müsli» oder «Ele-fante» bei ihr in den Kindergarten. Dass sie dieses Jahr ihr 20-Jahr-Jubiläum feiern darf, war einer Portion Zufall zu verdanken. Als ihr nach ihrer Ausbildung eine Stelle in Dürnten an-geboten wurde, war das Glück fast perfekt. Aber es gab für den Jahrgang damals zu wenige Kinder und so musste sie sich wieder auf die Suche machen. Deshalb bewarb sich Sandra Ritter für die Stelle im Weier. Die Nachfolge der in Pension gehenden Frau Stäubli wollte vorerst niemand antreten, denn der Kindergarten im Weier war zu unattraktiv.
Goldrichtige EntscheidungWie sich heute zeigt, war die Entscheidung von damals goldrichtig, denn Sandra Ritter gefällt es nach wie vor sehr gut: «Es macht mir viel Freude, die Kinder auf die Schule vorzubereiten und zu begleiten!» Und betont: «Auf die prompte Unter-stützung durch unseren Abwart Andreas Schmidt kann ich in allen Belangen zählen!»Der jährlich gemeinsam mit der NBR und der Spielgruppe Fröschli durchgeführte Räbeliechtli-Umzug ist ein Highlight für die Kinder. Dieser Anlass hat sich etabliert. Speziell gross war der Einsatz der Kinder für die «NBR-Weihnachts-liechtli» mit 260 Stück vor einigen Jahren. «Als Geschenk wurden wir von der NBR in den Zoo Zürich eingeladen, was für alle eine tolle Sache war!», erzählt Sandra Ritter stolz.
Mitten im QuartierObwohl sich der Kindergarten mit den neun Mädchen und zehn Buben direkt unterhalb ei-ner Wohnung befi ndet und der Spielplatz inmit-ten der Wohnsiedlung gelegen ist, gibt es keine Lärmklagen. «Das zeigt, wie tolerant die Mieter hier sind», erklärt Sandra Ritter dazu. «Unser Kin-dergarten liegt in ländlicher Umgebung: Direkt hinter dem Kindergarten gibt es eine Kuhweide, in unmittelbarer Nähe einen Dreckhaufen zum Spielen, viel Holz, grosse Pneus und vieles mehr… Die Kinder können hier noch ihre Phantasie ge-brauchen», lobt sie die Infrastruktur.
M E I N E N B R
Alle Jahre wieder
e
Mit dem neuen Volksschulgesetz hat sich letztes Jahr einiges geändert: «Wir haben Blockzeiten. Die integrative Förderung fi ndet im Kindergarten statt, dazu wird Deutsch als Zweitsprache speziell für einige Kinder unterrichtet. Mit dem Schulbus fahren wir beispielsweise zum Turnen ins Schul-haus Ferrach. Spontanes Arbeiten wie früher ist schwieriger geworden, da die Woche jetzt verplant ist», erklärt Sandra Ritter. Sie wünscht sich, dass die Kinder wieder vermehrt die Natur als Spiel-platz erleben und weniger vor dem Fernseher und mit der Spielkonsole aufwachsen.
2 4 |
Sandra Ritter ist seit 20 Jahren Kindergärtnerin im Weier.
NBR_Brosch_Layout_def.indd 24NBR_Brosch_Layout_def.indd 24 14.05.10 08:4614.05.10 08:46
Es gibt ihn noch, den legendären Streit in der Waschküche. Zumindest stellen Gabi Petermann (45), Miriam Fuso (32) und Vincenzo D’Amico (31) fest, dass es rund ums Waschen immer wieder zu Konfl ikten kommt. Die drei sind sowohl Mie-ter als auch Blockwart im Weier.Der Blockwart ist – gemäss Pfl ichtenheft – «allge-mein für die Ordnung zuständig» und sorgt dar-über hinaus «für die Einhaltung der Reglemente durch die Mieter». Dazu gehört die Kontrolle der Sauberkeit in den Waschküchen. Aufgabe der Blockwarte ist es beispielsweise, die unterschied-lichen Vorstellungen bezüglich Sauberkeit auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Erste BezugspersonDie Blockwarte sind die erste Bezugsperson für die Mieter, der verlängerte Arm von Verwaltung und Hauswartung. Deren Unterstützung loben sie: «Verwaltung und Hauswart stehen immer hinter uns!» Einige Blockwarte betreuen grösse-re Häuser, so beispielsweise Vincenzo D’Amico mit 24 Wohnungen, andere kleinere wie Miriam Fuso mit 9 Wohnungen. Die meiste Arbeitszeit verwenden die Blockwarte für die Reinigung von Treppenhäusern, Umgebung, Wegen und Wasch-küchen sowie für das Schneeräumen im Winter.Alle drei Blockwarte leben schon zwölf Jahre und mehr im Weier. Vincenzo D’Amico wohnte, be-vor er bei seiner Heirat eine eigene Wohnung be-zog, schon mit seinen Eltern im Weier. Alle schät-zen in erster Linie die Kinderfreundlichkeit hoch ein: «Die Spielplätze sind toll, die Kinder können
im Quartier gefahrlos spielen.» Als ideal bezeich-nen sie die Kombination mit den verhältnismässig günstigen Mietzinsen der Genossenschaft: «Dies macht es möglich, dass sich ein Elternteil den Kindern widmen kann.» Sie bedauern es deshalb, wenn Weier-Mieter ihre Kinder dennoch fremd betreuen lassen, um berufstätig sein zu können. «Es scheint eine gesellschaftliche Entwicklung zu sein, dass viele zwar Kinder haben möchten, den-noch aber auf nichts verzichten wollen», versucht Gabi Petermann zu erklären.
Grosse Schritte nach vorne «Die zwei Renovationen von zuerst Fassaden und danach Küchen und Bädern waren grosse Schritte nach vorne», stellt Vincenzo D’Amico fest. Und wichtig sei auch, dass die Anstrengungen fortge-führt werden: «Bei Mieterwechseln werden die Wohnungen mit Malerarbeiten und dem Ersatz alter Bodenbeläge wieder auf Vordermann ge-bracht», weiss Miriam Fuso, die hin und wieder Umzugswohnungen reinigt.
M E I N E N B R
Verlängerter Arm
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Vincenzo D’Amico, Gabi Petermann und Miriam Fuso amten als Blockwarte.
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NEU YORK?Das Fragezeichen deutet auf ein Geheimnis: Wie kommt
eine so abgelegene Flur in einem Geländewinkel zum Namen
der hochberühmten Stadt in den USA? Der erste Schritt zu
den folgenden Nachforschungen führt zu zeitgenössischen
Landkarten: Erstmals erscheint die Ortsbezeichnung näm-
lich auf der Siegfriedkarte 1882 mit allen andern Flur namen
ringsum. Hingegen fehlt die Flur Neujork auf dem Blatt Rüti
(ca. 1857/58) der Zürcher Kantonskarte von Johannes Wild,
die er im Auftrag des Regierungsrates um die Mitte des
19. Jahrhunderts geschaffen hat; alle andern Flurnamen
sind auch hier vorhanden – heute wie damals. Wild war Pro-
fessor an der kurz vorher gegründeten ETH. Also ist Neujork
in den rund 25 Jahren dazwischen entstanden.
Haus und Scheune für 5500 FrankenDer nächste Schritt geht in die Lagerbücher der Brandasse-
kuranz, die durch Gesetz ungefähr vor 200 Jahren im Kan-
ton Zürich eingeführt worden ist. Im Lagerbuch von 1892
(Gemeindearchiv Rüti) heisst die Liegenschaft «New York»
unter den Nummern 121 und 122 mit einem Hinweis auf die
Nummern 284 und 285 eines älteren Registerbuches, das
bereits 1827 begonnen und laufend weitergeführt worden ist
(Gemeindechronik Rüti). Hier liest man aber «Fägschweil. Im
Wald»: Der erste Besitzer dieses Gutes heisst 1861 Kaspar
Stahel; er hat bis 1863 ein Haus und eine Scheune bauen
lassen für total 5500 Franken. «Im Wald» entspricht der
Situation: Denn auf der Karte von Wild reicht der Wald vom
Laufenbach bis hinab zum Loorenbächli an seinen Anfang.
Für sein Haus hat der Bauherr Stahel also ein grosses Stück
Holz schlagen lassen.
«Fägschweil» führt weiter: Im Gemeindearchiv von Rüti hat
sich ein kleiner Rest Akten der schon vor 1900 aufgelösten
Zivilgemeinde erhalten – unter anderem ein Protokoll der
Flurkommission. Am 18. Juni 1864 ist dem obgenannten
Kaspar Stahel im Neujork auf sein Begehren hin ein Flurweg
zu seinem Haus und Land bewilligt worden; die Strecke ent-
spricht weitgehend der heutigen Strasse dorthin. Wie alle
anderen Anstösser musste auch Stahel für den Unterhalt
dieses Weges sorgen, was er auch wie alle andern eigen-
händig im Protokoll unterschrieben hat.
Wer ist dieser Kaspar Stahel? Die erste Auskunft darüber
gibt das Ansässenverzeichnis der erwähnten Zivilgemein-
de. Dort erscheint er in den Jahren 1863 und 1864 mit dem
Flurnamen «Neujork», ist von Beruf Landwirt und besitzt ein
sogenanntes «Steuercapital» von sage und schreibe 26’000
Franken! Damit ist er mit grossem Abstand der reichste
«Fägswiler» unter total 46 Steuerpflichtigen. Nur ein Einzi-
ger versteuert noch 20’000 Franken, alle andern liegen unter
10’000 – meist sogar sehr viel tiefer. Und im Gegensatz zu
fast allen andern hat Stahel kein jährliches Einkommen; er
hat also nichts «verdient». Fest steht aufgrund der Akten-
lage: Kaspar Stahel hat seinem Haus und Hof spätestens
1863 den Namen Neujork gegeben.
Keine Rede von AuswanderungUnd wieder stellt sich die Frage: Wer war dieser reiche
Mann? Im Grundprotokoll Rüti 1860 bis 1863 im Staats-
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archiv des Kantons Zürich ist der Kauf dieses Grundstückes
am 14. Juli 1860 eingetragen zum Preis von «3733 Franken
und 33 Rappen» – damals war auch der Rappen noch et-
was wert! Zu dieser Zeit wohnte Kaspar Stahel im Haltberg
Rüti, war Bürger von Wetzikon, lebte von 1804 bis 1872 und
hatte einen einzigen Sohn namens Heinrich, geboren 1829,
1858 verheiratet – so die Pfarrbücher im Staatsarchiv. Sein
Vater Hans Georg (1756 – 1829) stammt aus Turbenthal und
hat sich 1792 in Wetzikon eingebürgert mit Wohnsitz in Wal-
fertshausen – 1785 ein Nest mit vier Häusern und 49 Ein-
wohnern. Angehörige der Familie wohnten dort und in der
näheren und weitern Umgebung; von einer Auswanderung
in die USA oder Rückkehr ist nirgends die Rede.
Die Frage bleibt also offen: Warum nennt dieser reiche Bau-
er seinen Besitz Neujork und woher hat er sein Vermögen?
Denn 26’000 Franken ergäben heute nach Geldwert und
Kaufkraft umgerechnet eine stattliche Summe zwischen
einer halben und einer ganzen Million! Waren es Erbgang,
geschäftliche Erfolge, spekulativer Güterhandel? Und so
entsteht viel später eine Legende…
Übrigens: Derart «komische» Flurnamen kommen auch an-
dernorts vor. An der Grenze zwischen Hombrechtikon und
Uerikon gibt es z.B. einen «New York-Weg»! Und in Ramsen
im Zipfel von Stein am Rhein heisst ein Weiler hart an der
deutschen Grenze «Moskau»…
Der Weier war ein WeierDer Weier lässt sich viel kürzer fassen. In den mir zugängli-
chen Archivalien erscheint er erstmals auf der sogenannten
Gygerkarte 1667 mit der Bezeichnung «Weyher» mit einem
kleinen Teich. Dann folgt ein Sprung von über 250 Jahren:
Während meiner Schulzeit zwischen den beiden Weltkriegen
liefen wir auf dem Weier Schlittschuh und spielten Eis-
hockey, wenn er zugefroren war. In den Karten von Rüti wird
er wiederholt – unter anderem 1981 – als eine sumpfige
Mulde dargestellt, wohl ohne natürlichen Abfluss wegen
erhöhtem Bord ringsum, 1966 als Streuried mit Parzellen.
Das Gelände wird schliesslich durch Strassenbau und Ent-
wässerung mehr oder minder trocken gelegt – der Name
aber bleibt.
Hugo Hungerbühler
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Dass sie einmal so viele Jahre im Weier verbrin-gen werden, haben sich Luise (70) und Edi Janser (70) vor 40 Jahren nicht vorstellen können. 1970 musste Edi Janser wegen einer berufl ichen Ver-änderung von Männedorf wegziehen und war im Oberland auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Genau in der Zeit der «Schwarzenbach-Initiative gegen die Überfremdung» suchte die junge Fami-lie Janser mit österreichischen Wurzeln ein neues Zuhause.«Es war eine schwierige Zeit damals für uns Aus-länder. Wir bekamen nur Absagen, sobald ich mich als gebürtiger Österreicher zu erkennen gab», erinnert sich Edi Janser. Hoffnung gab schliesslich ein Zeitungsinserat mit neuen Mietobjekten der NBR in Rüti. Nach einer persönlichen Vorstellung beim damaligen Präsidenten Fritz Schenk erfüllte Familie Janser alle Anforderungen, um eine Woh-nung in einem der ersten vier NBR-Wohnblöcke zu erhalten: Sie hatten zwei Kinder, ein geregeltes, nicht zu hohes Einkommen – und sie mussten sicheinverstanden erklären, die 4-Zimmer-Wohnungbeim Auszug der Kinder oder bei höherem Lohn wieder zu räumen: «Für uns war das kein Problem! Der soziale Grundgedanke, einer anderen Familie mit Kindern wieder Platz zu machen, war für uns nachvollziehbar», führen Jansers aus.
Dem Protest der Kinder gebeugtHeute, 40 Jahre später und um drei Enkelkinder reicher, blicken die Jansers auf eine glückliche Zeit in der NBR zurück: «Wir haben nur einmal ge-zügelt, und zwar von der Weierstrasse 11 an die
Weierstrasse 24. Einmal Weier, immer Weier, war die Devise!», stellt Edi Janser klar. Als Jansers ein-mal mit dem Gedanken spielten, aus dem Weier wegzuziehen, mussten sie sich dem Protest der Kinder beugen und blieben dem Quartier treu.«Hier schätzen wir besonders die Nähe zur Na-tur, denn direkt vor unserer Haustüre beginnen die wunderschönen Wanderwege zum Grosswei-er hoch oder ins Moos hinunter», schwärmt das rüstige Rentnerpaar. Auch loben sie die perfekte Aussicht aus ihrer Wohnung im sechsten Stock mit dem Panorama bis zu den Glarner Alpen.
M E I N E N B R
Moderate Mietzinsetrotz grosser Renovationen«Wir brauchen keinen Luxus, schätzen aber die neue Küche und das neue Badezimmer», betonen sie. «Auch haben wir ein gutes Verhältnis zu unse-ren Nachbarn im Haus. Unser Hauswart und sein Lehrling machen einen super Job», fügen die bei-den lobend an. Positiv beurteilen sie auch die Miet-zinsgestaltung der NBR, blieb doch diese auch nach den grossen Renovationen moderat. «All diese po-sitiven Erneuerungen und die Möglichkeit, Haus-katzen zu halten, sind für uns eine riesige Freude», halten Luise und Edi Janser zum Schluss fest.
Seit 40 Jahren im Weier
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Luise und Edi Janser haben seit 1970 nur einmal gezügelt – innerhalb des Weiers.
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Präsidenten1960 – 1985 Fritz Schenk (✝)
1985 – 2002 Erich Hungerbühler (✝)
2003 – 2007 Rolf Schwegler
seit 2008 Werner Schwitter
Vizepräsidenten1960 – 1963 Fridolin Ernst (✝)
1964 – 1968 Hansjörg Rellstab
1968 – 1976 Hugo Hungerbühler
1976 – 1991 Alex Bernet (✝)
1991 – 2000 Fritz Scheidegger
2000 – 2002 Rolf Schwegler
2002 – 2007 Werner Schwitter
seit 2007 Ursula Eicher
Vorstandsmitglieder1960 – 1969 Hansruedi Knobel
1960 – 1980 Walter Büchi (✝)
1960 – 1964 Richard Andreola (✝)
1960 – 1967 Jakob Vogt (✝)
1960 – 1965 Wilfried Grimm (✝)
1960 – 1962 Urs Germann
1960 – 1962 Heinrich Nef (✝)
1963 – 1974 Curt Fischer
1964 – 1968 Hansjörg Rellstab
1965 – 1974 Walter Koller (✝)
1967 – 1981 Max Niffenegger (✝)
1968 – 1983 Hugo Hungerbühler
1986 – 1994 Hugo Hungerbühler
1969 – 2002 Richard Cathrein
1975 – 1978 René Müller
1975 – 1991 Alex Bernet (✝)
1976 – 1982 Lina Schneiter
1976 – 1986 Fritz Stern
seit 1976 Werner Ackeret
1979 – 1989 Ursula Biber
1980 – 2010 Marcel Egli
1981 – 1984 Ernst Bietenhader
1983 – 1987 Magdalena Casamento
1984 – 2002 Erich Hungerbühler (✝)
1984 – 1991 Arnold Eberle (✝)
1987 – 1996 Hedi Inglin
1989 – 1996 Ursula Schwitter
1991 – 2000 Urs Hungerbühler
1991 – 2000 Fritz Scheidegger
1994 – 2007 Rolf Schwegler
seit 1996 Werner Schwitter
1998 – 2001 Maya Rolli
2000 – 2008 Walter Konrad
2001 – 2006 Claudia Cardoso
seit 2003 Katharina Mäder
seit 2003 Peter Miceli
seit 2003 Ursula Eicher
seit 2008 Hans Inglin
Delegierte des Gemeinderates1961 – 1964 Albert Stäubli (✝)
1965 – 1976 Hans Petermann (✝)
1976 – 1986 Fritz Stern
1986 – 1994 Hugo Hungerbühler
1994 – 2000 Rolf Schwegler
Geschäftsführer seit 2001 Oskar Schoch
Hauswarte1972 – 1974 Eheleute Melcher
1975 – 1993 Eheleute Grossenbacher
seit 1993 Andreas Schmidt
seit 1997 Katharina Mäder
Rechnungsrevisoren1961 – 2008 Jakob Günther
1972 – 2008 Kurt Schwertfeger
1998 – 2008 Rolf Zuppiger
Werner Ackeret
AndreasSchmidt
Christa Kohlmann-Schoch
Oskar Schoch
Marcel Egli
Ursula Eicher
HansInglin
KatharinaMäder
Peter Miceli
WernerSchwitter
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Monika Indermaur (43) und Margrith Kündig (47) führen mit drei weiteren Leiterinnen die Spielgruppe Fröschli, die bei der NBR im Wei-er-Quartier eingemietet ist. Die bis heute auf 45 Kinder angewachsene Spielgruppe entstand vor neun Jahren aus einem eigenen Bedürfnis heraus. Monika Indermaur und Margrith Kündig wollten zusammen mit ihren eigenen und zwei weiteren Kindern die Vormittage gemeinsam verbringen. Daraus hat sich das heute rege genutzte Angebot entwickelt. Die Kinder im Alter von zweieinhalb bis fünf Jahre kommen aus allen Ecken von Rüti. Die grosse Nachfrage und die Freude, mit Kindern zu arbeiten, motiviert das Leiterinnen-Team im-mer wieder aufs Neue. «Wir bieten den Kindern neben dem Spielen auch Bastelmöglichkeiten anund essen gemeinsam einen Znüni», erzählt Monika Indermaur stolz.
«Alles was wir brauchen!»Mit viel Schweiss und wenig Kapital war am An-fang das Innenleben der Spielgruppe entstanden. Es wurde geschreinert, gemalt und eingerichtet. Die praktischen und farbenfrohen Räumlichkei-ten haben bis heute Bestand. «Wir haben hier alles, was wir brauchen, um mit den Kindern zu spielen: den nahen Wald, die coolen, neuen Spiel-plätze, den Robinson-‹Tschuttiplatz› oder den Sandkasten!», schwärmt Margrith Kündig. «Auch können wir immer auf die professionelle Hilfe un-seres Abwartes Andreas Schmidt zählen, wenn es was zu reparieren oder zu bauen gibt. Für einen
guten Kaffee macht er (fast) alles möglich!», loben ihn Monika Indermaur und Margrith Kündig.
Vorbereitung auf den KindergartenFür die kleinen Kinder ist die Spielgruppe eine sehr wertvolle Vorbereitung auf den obligatori-schen Kindergarten: «Die Kinder erlernen bei uns das Basteln, gemeinsames Spielen, das Früh-stücken in der Gemeinschaft und vieles mehr. Fremdsprachige Kinder kommen in unserer Spiel-gruppe früh mit der deutschen Sprache in Kon-takt», führen die Leiterinnen aus.
Sie alle hoffen, dass die NBR das ehemalige Tibeterhaus, in dem die Spielgruppe eingemietet ist, noch lange bestehen lässt, damit die engagier-ten Leiterinnen die vielen glücklich leuchtenden Kinderaugen betreuen können.
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45 Kinder aus ganz Rüti
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Monika Indermaur (links) und Margrith Kündig leiten die Spielgruppe Fröschli.
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| 3 1Liebe NBR-Genossenschafter
Genossenschaft hat mit Geniessen zu tun. Vor Hunderten von Jahren war ein Genosse ein Kamerad, mit dem
man gemeinsame Ziele hatte, auf den man sich verlassen und mit dem man gemeinsam die Früchte der Arbeit
ge niessen konnte.
Diese Bedeutung hat in unserer Neuen Baugenossenschaft Rüti bis heute Bestand. Es ist das gemeinsame Ziel
unserer Mitglieder, die zugleich auch Mieter sind, gut und günstig zu wohnen. Viele Ziele haben wir erreicht:
Wir können die Wohnungen im Weier und im Neu York geniessen, unsere Kinder in einer angenehmen Umgebung
aufwachsen lassen und uns dank günstigen Mietzinsen auch um unsere Familien kümmern.
Damit die Mitglieder aber in den Genuss günstiger und guter Wohnungen kommen, ist Zusammenarbeit gefragt.
Es gehört zum Wesen unserer Baugenossenschaft, dass die Mitglieder und Mieter viele Aufgaben der Leitung,
der Verwaltung und des täglichen Zusammenlebens übernehmen. Günstige Wohnungen sind nicht zum Nulltarif
zu haben. Grundlage muss das Engagement der Genossenschafter sein. Geniessen ist nicht gleich konsumieren.
Das Leben in einer Genossenschaft ist ein Geben und ein Nehmen.
Nachdem die NBR während mehr als 40 Jahren von Gewerkschaftern geführt war, bin ich der erste Präsident,
der das Leben in der Genossenschaft aus eigener Erfahrung kennt. Ich bin kein Gewerkschafter wie meine
Vorgänger, aber ich bin gleichwohl ein Genossenschafter. Denn gerade weil ich 28 Jahre im Weier gewohnt habe,
weil meine Kinder hier grossgeworden sind, weiss ich um die Bedeutung des genossenschaftlichen Gedankens.
Ich wünsche Ihnen, liebe NBR-Mitglieder, dass Ihnen die Vorteile unserer Genossenschaft aus Anlass des
Jubiläums bewusst werden. Und ich hoffe, dass der genossenschaftliche Gedanke gestärkt wird und wir auch
zukünftig gemeinsam geniessen können.
Werner Schwitter
Präsident Neue Baugenossenschaft Rüti
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I m p r e s s u m
Neue Baugenossenschaft Rüti NBRWeierstrasse 34 / Postfach 6148630 Rüti ZHTelefon 055 241 21 27Fax 055 241 21 [email protected]
Texte: Martin Cathrein, Peter Miceli oder die unterzeichnenden AutorenBilder: Peter Miceli, Martin Cathrein, Gemeinde Rüti, Kurt LandoltZahlenmaterial: Oskar Schoch
Layout: Orlando Duó Graphic Design SGD, WetzikonDruck: ST Print AG, Wolfhausen
© Neue Baugenossenschaft Rüti, 2010
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