Neue Erkenntnisse zum Stromausfall vom 22. Juni 2005 · 2011-10-14 · Juli 2005 Neue Erkenntnisse...

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1 Medienkonferenz, 1. Juli 2005 Neue Erkenntnisse zum Stromausfall vom 22. Juni 2005

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Medienkonferenz, 1. Juli 2005

Neue Erkenntnisse zum Stromausfall vom 22. Juni 2005

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Neue Erkenntnisse zum Stromausfall

Hansjörg Hess, Leiter Infrastruktur und Mitglied der Geschäftsleitung SBB

Peter Lehmann, Leiter Kundenbeziehungen und Services Personenverkehr SBB

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Neue Erkenntnisse zum Stromausfall

Hansjörg Hess, Leiter Infrastruktur und Mitglied der Geschäftsleitung SBB

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Alles begann am 17.06.05

è 17.06.05 Antrag für Ausschaltung der Leitung Amsteg–Steinen

– Antrag wird geprüft (Lastflussprognose 170 MW auf verbleibender Leitung)und bewilligt

– Redundanz (N-1) war nicht möglich wegen Sicherheit der Bauarbeiter

– Wir sind aufgrund der Netzstruktur oft gezwungen, ohne Rückfallebene zu produzieren.

2 SBB-Leitungen (auf den gleichen Masten)

Mastbild der UL Amsteg–Rotkreuz

Mastbild der ULAmsteg–Steinen

50 Hz-Leitungen (3 Leiter pro System)

SBB (16.7 Hz) - Leitungen (2 Leiter pro System)

AM

STRK

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005 Fortsetzung am 22.06.05

è Ab 13:10 Uhr finden die Rammarbeiten an der Baustelle des Kantons Uri statt.è 17:08 Uhr trat die Störung auf. Das System meldet einen „Kurzschluss“.è 17:17 Uhr gibt Aufsichtsperson nach Räumung der Baustelle Leitungen wieder frei.è Aufgrund der Störung scheitern aber die Einschaltversuche der beiden Leitungen.

Mastbild der UL Amsteg–Rotkreuz

Mastbild der ULAmsteg–SteinenAM

STRK

è Um 13:07 wird die Übertragungsleitung Amsteg–Steinenausgeschaltet

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Hintergrundinformation zum Lastprofil

è Typisches Lastprofil der SBB (vom 15. Juni 2005)

è Die beiden Rush-Hours und der Taktfahrplan sind darauf deutlichzu sehen

è Stromspitzen überlagern sich zufällig.

è Noch höhere Stromspitzen sind möglich, aber sehr unwahr-scheinlich.

è Regelleistungsband (-bedarf) der SBB ist sehr gross.

SBB Gesamtleistung 15.06.2005

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MW

Lastsprüngevon bis zu 200 MWpro Minute

Morgenspitze Abendspitze

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Technische Ursache: Neueste Erkenntnisse

è Fehlermeldung: „Kurzschluss“:

Sie tritt auf bei: Blitzschlag, atmosphärischen Störungen, Baumfall, Kurzschluss mit Lichtbogen und kurzzeitiger Überlastung–

Fazit: Fehlerfall wurde durch die Überlastung (kurze Stromspitze) undnicht durch äussere Einwirkung (Baum, Blitz etc.) hervorgerufen!

è Überstromschutzschaltung hat auf Grund der Stromspitze von mindestens zwei Sekunden die Leitung ausgeschaltet.

è Die Daten zur Analyse mussten zuerst in Rotkreuz ausgewertet werden.

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Maximallast

Last

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Prinzipbild (keine Messdaten!)

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Störungsmanagement in der Netzleitstelle

Totalausfall um 17:35

Ab 17:17 fallen in Amsteg weitere Maschinen aus. Erfolglose Versuche, die UL nach Steinen

nach Ende der Bauarbeiten einzuschalten

Die Überlastung der zwei Kupplungen zur DB wird zu spät wahrgenommen

Eine Flut von Informationen ist zu bewältigen

Leitstelle versucht Störung UR/TI zu lösen

Innerhalb von elf Sekunden fallen die Werke Göschenen, Ritom und Giubiasco aus

Nach einem Frequenzstoss ist die Lage (optisch scheinbar) stabil.

Um 17:08 kommt es aufgrund der Schutzabschaltung zur Netztrennung

Uri und TessinDeutsch- und Westschweiz

Sofortiges (17:09) Handeln in Deutsch-CH und Romandie (neu: Rupperswil: 25 MW; Kerzers: 30MW, Reserve, innert 15‘ ver-fügbar; Lastumkehr in RU und KE hätte Absturz verhindert.

Tessin und Uri waren nach Netztrennung nicht zu halten

Die Überlastung der zwei Kupplungenzur DB wird viel zu spät wahrgenommen

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Störungsmanagement in der Netzleitstelle

Die kritischenPunkte:

- Netzkupplungen

- Umformer

Kauf Bahnstrom

Verkauf Bahnstrom

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Eine riesige Info-Flut prasselte auf die Mitarbeiter nieder

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Kritische Alarme

Nicht-Kritische Alarme

è Problem - alte Alarme / Störungsmeldung müssen zuerst quittiert, bevor die neuen angezeigt werden

- Kein Hervorheben wichtiger Alarme

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Wie konnte es soweit kommen?

è Es begann am Morgen mit dem Briefing…– Tagesprognose prüfen– Beurteilung bezüglich

• der Netzführung• Der geplanten Energieprogramme

è Das Team beurteilte das Risiko als beherrschbar.

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Sofortmassnahmen (seit 22. Juni 2005)

èStabilisierung der Lage hat oberste Priorität!èAnlageneinsatz auf optimale Verfügbarkeit und minimale

Reaktionszeit ausrichten. èUnverzügliche Suche und Behebung von Anlagenschäden.èErarbeitung von Massnahmen zur Einschränkung des

Zugbetriebs (Leistungsreduktion).èDetailanalyse und Bericht des Stromausfalls verfassen.

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Massnahme: Richtlinie zur Risiko-Reduzierung

Morgenbriefing

1. Priorität

Bahnbetrieb

Konsequente Beachtung der Richtlinie zur Risiko-Reduzierung

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Massnahme: Störungsmanagement in der Netzführung

è Neue Prioritäten beim Störungsmanagement1. Eingrenzen der Störung. 2. Stabilisierung noch funktionierender Netzteile.3. Rasches Hochfahren von zusätzlichen Produktionskapazitäten.Sofern nötig:4. Neu: Aktive Reduktion der Last über die Betriebsführung

(Zugfunk und Signalisation)5. Neu: Ausschalten begrenzter Speisebereiche.

Wurde in der Krise zu spät erkannt (Ursache für Totalabsturz)? muss zwingend in Standard-Prozedur aufgenommen werden!

Waren bisher ein Tabu bei der SBB Energie? werden neu Standard-Bestandteil des Störungsmanagement-

Prozesses

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Bessere Unterstützung der Mitarbeiter in der Leitstelle

è In der Krise müssen die wichtigsten Alarme / Störungs-meldungen separat angezeigt werden.

èGrund: – Eindämmen der Informationsflut– Konzentration auf das Wesentliche

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Stromausfall SBB vom 22. Juni 2005Fazit

èDer Stromausfall wäre zu vermeiden gewesen.

èKonsequente Beachtung der Risikorichtlinien beim Briefing.

èReaktionsfähigkeit und -geschwindigkeit des Leitstellenpersonals verbessern.

èBei der Risikoanalyse DAS UNDENKBARE DENKEN und ENTSPRECHEND VORSORGEN.

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Zwischenbilanz nach acht Tagen aus kundendienstlicher Sicht

è Über 200‘000 Passagiere von der Strompanne am Mittwoch und mehrere zehntausend am Donnerstag in der Romandie betroffen.

è Rail Check «Sorry» offensiv abgegeben. Teilweise logistische Engpässe bei der Abgabe an Bahnhöfen. Nachfragen beim Kundendienst.

è Ziel des Personenverkehrs war es, die Kundinnen und Kunden gleichentags sicher nach Hause zu bringen - unabhängig von der Wahl des Transportmittels.

è Entscheid Kulanzlösung auf Basis dieser Annahmen und daher grosszügige und unbürokratische Abwicklung der Kundenanliegen: - über 300 Übernachtungen- unzählige Taxifahrten- 250 Einsätze von Bussen- gegen 10‘000 telefonische und schriftliche Kundenreaktionen.

è Aufwand für Kulanzlösungen und Ereignismanagement im Rahmen von 3 Mio CHF.è Kundenreaktionen und Forderungen treffen laufend weiter ein.

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Fazit

è Im Rahmen des Ereignismanagements hat die Kundenbetreuung funktioniert.

è Die Schwachstelle Kundeninformation muss weiter verbessert werden.

è Moderne Kundeninformationssysteme werden weiter entwickelt.Entsprechende Projekte sind eingeleitet.

è Kundendienst:- 85% der Kundenanfragen beziehen sich auf die Abgabe eines

Rail Check «Sorry» oder auf weitergehende Kulanzforderungen. - 15% Dank an SBB für Bewältigung der Panne und Umgang mit Kunden.

è Kulanzregelung SBB ging bewusst über die Minimalbestimmungen des Schweizerischen Transportrechts hinaus.

è Ziel: Sämtliche Kundenforderungen sind bis am 1. September 2005 erledigt.

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Herzlichen Dank für Ihr Interesse