Neue Methoden der Genusswasseranalyse

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Sitzung vom 11. Juli. Prasideht: Hr. C. Ranimelsberg. Nuch Genebmigung des Protokolls der letzten Sitzung werden zu Die Herren auswiirtigen Mitgliedern gewahlt : C. E ber har d t , Dr. phil., Ehrenfeld bei Ciiln a. Rh. Ad. Kind, Assistent, Basel. J a c . K o c h , Assistent am Polytcchnikum in Ziirich. G e o r g M e r c k, Dr. pkil., Fabrikbesitzer, Darmstad t. W. Simon, Dr. phil., Assist. am Univers. Laborat., Giessen. K. Weinhold, Dr. phil., Dresden. Fiir die Bibliothek ist eingegangen: V. von Richter, Lehrbuch der Chemie, begriindet auf die Constitutions-Theorie (in russischsr Sprache). Mittheilungeu. 195 Alexander Puller: Neue Methoden der Genusewasser- analyee. Norgetragen vom Verfasser.) Man kennt bis jetzt keine Methode, den wichtigsten Bestandtheil des Genusswassers, niimlich die organivclie Substanz, mit einiger Sicherheit, weder der Qualitat noch Quantitgt nach, zu bestimrncn. Bei der Qualitiit handelt es sich darum, ob die orgenische Sub- stanz fiihig ist, die Entwickelung niederer Organismen, wie sie bei Faulnissprocessen ursiichlicb oder begleitend auftreteu, zu begiinstigen? Fiiulniss ist gegenwartig in1 Allgemeinen als eine durch Organismen vermittelte Mineralisirung hiiherer organischer Gebilde auf naesem Wege aufzufassen. Fur den Prozess der menschlichen Verdauung und Blutbereitung ist dirjenige Faulniss am gefahrlichsten, wclche in eiweissartigen und diesen nahe stehenden organischen Verbindungen statt hat. Diese Stoffe zeicbnen sich durch die Complicitiit ihrer Atomgruppirung aus,

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Sitzung vom 11. Juli. Prasideht: Hr. C. R a n i m e l s b e r g .

Nuch Genebmigung des Protokolls der letzten Sitzung werden zu

Die Herren auswiirtigen Mitgliedern gewahlt :

C. E ber h a r d t , Dr. phil., Ehrenfeld bei Ciiln a. Rh. Ad. K i n d , Assistent, Basel. J a c . K o c h , Assistent am Polytcchnikum in Ziirich. G e o r g M e r c k , Dr. pkil., Fabrikbesitzer, Darmstad t. W. S i m o n , Dr. phil., Assist. am Univers. Laborat., Giessen. K. W e i n h o l d , Dr. phil., Dresden.

Fiir die Bibliothek ist eingegangen: V. v o n R i c h t e r , Lehrbuch der Chemie, begriindet auf die

Constitutions-Theorie (in russischsr Sprache).

Mittheilungeu. 195 Alexander Pul ler: Neue Methoden der Genusewasser-

analyee. Norgetragen vom Verfasser.)

Man kennt bis jetzt keine Methode, den wichtigsten Bestandtheil des Genusswassers, niimlich die organivclie Substanz, mit einiger Sicherheit, weder der Qualitat noch Quantitgt nach, zu bestimrncn.

Bei der Qualitiit handelt es sich darum, ob die orgenische Sub- stanz fiihig ist, die Entwickelung niederer Organismen, wie sie bei Faulnissprocessen ursiichlicb oder begleitend auftreteu, zu begiinstigen?

Fiiulniss ist gegenwartig in1 Allgemeinen als eine durch Organismen vermittelte Mineralisirung hiiherer organischer Gebilde auf naesem Wege aufzufassen.

Fur den Prozess der menschlichen Verdauung und Blutbereitung ist dirjenige Faulniss am gefahrlichsten, wclche in eiweissartigen und diesen nahe stehenden organischen Verbindungen statt hat. Diese Stoffe zeicbnen sich durch die Complicitiit ihrer Atomgruppirung aus,

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welche sich physicalisch am scharfsten durch ihre Diffusionstragheit bekundet. *)

Ueber die Gegenwart solcher organischer Verbindungen sucht man gewijhnlich durch Ermittlung des Stickstoffgehaltes sich Auskunft zu verschaffen; nach meinem Dafiirhalten aber hat man sich durcl die Dialyse in folgender Weise dariiber zu verge,wissern:

Eine hinreichende Menge des frischen Wassers wird (am Besten im Vacuum mittelst der Bunsen'schen Wasserluftpumpe) concentrirt, der Riickstand dialysirt und die verbleibende colloi'dale Substanz einem (mikroskopischen) FBolnissversuch unterworfen.

Bei Einhaltung gewisser Vorsichtsmassregeln wird man erwarten diirfen, die im frischen Wasser etw.a vorhandenen FaulniisorganismCin (Faulnisserreger) noch lebend bis auf' den Dialysator zu bringen; in diesem Falle wird man die vorhandene oder kiinstlich zugesetzte colloi'dale Substanz ohne anssere Infection in Faulniss iibergehen sehen

Sind solche Faulniaverreger nicht vorhanden , sei es, dass sie bei der Concentration des Wassers getodtet worden sind, sei es , dass das untersucbte Wasser iiberhaupt frei davon war, so kann die collo- dale Substanz durch Aussetzen an die atmospharische Luft allmahlich oder durch Infection mittelst fauliger Kiirper schnell in Fiiulniss ge- bracht werden, wenn sie deren fghig ist.

Bei, der Concentrirung des Wassers wird sich immer ein Boden- satz bilden von Erdcarhonaten und G y p , in chemiacher und mecha- nischer Verbindung mit organischer S'ubst,anz; man dialysirt diese minernlischen Bestnndthcile durch Hiilfe von Salzsaure, die nach Be- finden inner- oder ausserhalb des Dialpators in Anwendung kommt, hinweg.

Oder man modificirt, die Bildung des Bodensatzes durch einen der Verdampfung vorangehenden Zusati von Alkalicarbonat, wie dies fiir die Qusntitatsbest~immii~ng beschrieben vrerden wird.

Die Quantitat der vorhandenen organischen Substanz hat marl friiher aus dem Glijhverlust des miiglichst entwasserten Eindampfunge- riickstandcs bestirnmen zu kijnnen gemeint: man ist sich indess ziem- lich allgemein dariiber klar geworden, dass selbst bei Abwesenheit voii Nitraten und zerfliesslichen Chloriiren der Gliihverlust keineswegs i i t

geradem Verhiiltniss zum Gehalt a n organischer Substanz steht. Fast das Oleiche gilt von der Schatzung aus der Reductionsfahigkeit einea Wassers fiir gewisse kriiftige Oxydationsmittel: Uebermangansaurc

Als die Segenwartig beste Methocle muss die Bestimmung des orgnnisch-gebundeneri Kohlenstoffs geltern, wie sie von den Agrikultur-

u. .$. w.

*) Siehc Seite 6 ff. nieiner hbhandliing: ,,Die Ziele uiid Mittel eiuer gesundheit- lichen und wirthschnftlirhen Keinlinltung der Wolnnungen, besonders der stildtischen" Dresden 186'3, SchGnfeld's Bnchhandiung.

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chernikerii seit Langeni benutzt wird, nm den Humusgehalt der Acker- erde ft:stzustt.lleri.

Trotz der rnt.gegeiisteliendeii Schwierigkeiten scheint mir eiiie mehr directe hlethod:: ltein Jling der Uiimiiglichkeit zu seiii. I n Er- wiigung. dans 1:s Lei der Air:ilVse natiirliclier % ’ h e r uni geliiste orga- nische Subst;Liizt:n a ich Irandelt , sowie dass die bedeutuiigsvolleren tinter iliricn complexerr Vvrbindiingen van scliwacher Affinitiir sind, welche sich leichter iir Alkali als SKure liisen, verfnlire ich bei ihrcr qua 11 ti tati ve 11 E ~s tin1 in u n g gvge i i wart ig in folge n der We iw .

1. .Uas betreffende Wasser wird mit eineni Ueberscbuss von Al- kalicarboiiat ziir Trorline rerdanipft, der Kickstand mit heissem Was- ser digerirt lind die Liisung tiltrirt. Der Filterinhalt, ent.ha1t die erd- artigen Bestsndt.heile des Wassers. nebst. Kieselsa.we und Phosphor- siiure.

2. Das Filtrat wird mit. S:tlzs:irire (Schwefels~ure’) oder Sdpeter- Gure genau neut.ralisirt und znr l’rockne verdampft.

3. Der Riickst,and wird bis zur Gowicht.sconstanz bei 115- 120° getrockue t.

4. Der gewogcne Riickstand wird dnrch Gliihen, zuerst fiir sicli, von aller organisclien Substanx, und zuletzt niit, Kaliuinbicbromat, voi: aller Salpetersaure befrcit und abermals gewogen.

Die darch das Alkalicarbonat abgeschiedenen Erden enthalten niir Spuren roil orgaiiiscber Substanz. Wenn die Menge des zuge- setztcn Alkdicarbonats, sowie der netitralisirenden Saure und der im Wasser vorliandenen Salpetersaure lwkantit ist, so ergiebt der Gliih- rerliist iiacli Abzug der Salpetersaure den Gehalt des Wnssers an organischer Trockensubstanz und der Gliihriickstand nach Abzug der da.rin enth:iltenen Znsgtze den Gehalt an Alkali, Chlor nnd Schwefel- siiure (nebst Spuren von Thonerde u. s. w.).

Der iiiitliige Zusatz von Alkalicarbonat wird nach der Harte des Wassers bemessen, die neutralieirende Slure aber riach dem ungefahr ermittelten Salpetersluregehnlt gewchlt. Beim Verdampfen und Fil- triren ist die Bunsen’sche Wasserluftpumpe vod wesentlichem Nutzen.

Ausfiihrlicheres sol1 spater mitgetheilt werden, hier n u r noch die Hemerkuiig, dass die Wdgung des durch Alkalicarbonat abgeschiedenen und dam weissgegliihten Niederschlags die Erhebungen erganzt, deren es zur Restirnmung des Gesammtgehaltes an allen Bestandtlieilen, aus- wbliesslich der Kohlensiiure und des Ammoniaks, tbedarf.

196. Ed. S c h warz: Ueber Homologe der Isaethionsaure. (Aus dem Berliner Universititslaboratorium LVIII ; vorgetrageu Tom Verfasser.)

Bekaontlich sind die Cbemiker der Isaethionsaure bereits auf der verschiedensten Wegen begegnet. M agnus , der Entdecker der Tsae.