„Neues aus Shanghai“ - rotary-wiesbaden.de · Vortrag Rotary Wiesbaden 28. Dezember 2004...

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Vortrag Rotary Wiesbaden 28. Dezember 2004 „Neues aus Shanghai“ Die Stadt - Historie Als Hafenstadt kann Shanghai auf eine lange Geschichte zurückblicken, in welcher sich dieser Ort im Yangzi-Delta von einem Fischerdorf am ostchinesischen Meer zu einer der führenden Wirtschaftsstandorte Chinas und mittlerweile der Welt entwickelte. Als eine der vier regierungsunmittelbaren Städte Chinas genießt Shanghai des Status einer Provinz. Der Name bezieht sich auf die überlieferte Bezeichnung eines Fischereigerätes „Hu“ aus dem 3.Jahrhundert. Begrenzt durch die Provinzen Jiangsu im Nordwesten und die Provinz Zhejiang im Südwesten, wird die Stadt von zwei Flüssen in drei Teile geteilt. Der Wusong-Fluss mündet im Stadtzentrum in den „HuangPu“. Stadtbild mit dem Stadtteil Pudong, dem Huang-Pu Fluss und dem Pearl-Tower

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Vortrag Rotary Wiesbaden 28. Dezember 2004 „Neues aus Shanghai“ Die Stadt - Historie Als Hafenstadt kann Shanghai auf eine lange Geschichte zurückblicken, in welcher sich dieser Ort im Yangzi-Delta von einem Fischerdorf am ostchinesischen Meer zu einer der führenden Wirtschaftsstandorte Chinas und mittlerweile der Welt entwickelte. Als eine der vier regierungsunmittelbaren Städte Chinas genießt Shanghai des Status einer Provinz. Der Name bezieht sich auf die überlieferte Bezeichnung eines Fischereigerätes „Hu“ aus dem 3.Jahrhundert. Begrenzt durch die Provinzen Jiangsu im Nordwesten und die Provinz Zhejiang im Südwesten, wird die Stadt von zwei Flüssen in drei Teile geteilt. Der Wusong-Fluss mündet im Stadtzentrum in den „HuangPu“. Stadtbild mit dem Stadtteil Pudong, dem Huang-Pu Fluss und dem Pearl-Tower

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- Einige Fakten Die Fläche des Stadtgebietes beträgt ca. 6500 km2, wovon etwa ein Drittel auf städtische Flächen entfallen. Ca. 380 km2 sind eigentliches Stadtkerngebiet, 125 km2 Wasserflächen. Im Vergleich : Stadtgebiet von Wiesbaden ca. 204 km2 14 Stadtbezirke gliedern die Stadt auf. Die Anzahl der Einwohner im Verwaltungsbezirk der 14 Stadtteile beträgt ca. 15 Millionen Menschen, wobei eine Anzahl von ca. 3 – 4,5 Millionen Menschen hinzugerechnet werden muß, die als Wanderarbeiter aus dem Umland nicht offiziell registriert sind. Die Bevölkerungsdichte beträgt ca. 4700 Menschen/km2 im Stadtgebiet. Zum Vergleich Wiesbaden: Einwohner ca. 270.000, somit ca. 1330 Menschen/km2. - neue Stadtteile / Bautätigkeit In den vergangenen 8 - 10 Jahren entstanden in Shanghai über 2000 neue Hochhäuser, d.h. Häuser mit mehr als 30 Geschossen. Die Entwicklung neuer Stadtteile ist rasant. Der im Jahr 1990 als Wirtschaftsonderzone neu erschlossene Stadtteil Pudong ist das Zentrum der Aktivitäten. In diesem neuen Stadtbezirk leben ca. 3 Millionen Einwohner ! Weitere Stadtteile sind im Masterplan der Stadt bereits vorgesehen oder schon im Bau. Der Stadtteil Anting liegt ca. 25 km nord-westlich vom Zentrum Shanghais entfernt. In diesem Stadtteil, in dem sich die Autoindustrie niedergelassen hat, entstehen zehntausende neuer Wohnungen in kürzester Bauzeit. Ein anderer Stadtteil in der Größenordnung von ca. 400 ha wird für die Expo 2010 komplett umgebaut. Umsiedlungen der Bewohner und großanlegter Abbruch von Gebäuden sind an der Tagesordnung. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden in den vergangenen Jahren ca. 1.5 Mill. Menschen umgesiedelt. Vielleicht sind es auch 1 Million mehr; so genau weiß das niemand !

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Das Projekt Luchao Harbor City, welches durch das Büro GMP aus Hamburg geplant wurde sieht eine künstliche Hafenstadt vor den Toren Shanghais vor, die über 300.000 Menschen ein neues Zuhause bieten soll ! Virtuelle Ansicht der Planung Bei diesen Dimensionen stört es wenig, daß sich der Boden im Business-Stadtteil Pudong mittlerweile unter Last der gigantischen Bauwerke um ca. 10 – 15 Millimeter/Jahr senkt !

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Wirtschaft - deutsche Unternehmen in Shanghai Die Zahl der in der Volksrepublik China tätigen bzw. niedergelassenen Unternehmen beläuft sich auf ca. 1.600 Unternehmen aus allen Branchenbereichen. Hierbei sind ca. 30 % in der Hauptstadt Peking ansässig, ca. 22 % in Shanghai, 12 % in Guangdong. Diese haben mit Projekten im Gesamtwert von 7,6 Milliarden Euro Investitionen in China getätigt. Innerhalb der letzten zwei Jahre ist Deutschland zu Chinas größtem Investitionspartner in Europa geworden. Im Juni diesen Jahres führte das Shanghai-Büro der Deutschen Industrie- und Handelskammer und die Deutsche Zentralbank bei 1460 deutschen Unternehmen, die vor Ort in China sind, eine Umfrage durch. Schwerpunktthema der Umfrage war das Investitionsklima für deutsche KMUs in China. Die Umfrage ergab, dass 43% aller befragten deutschen Unternehmen innerhalb von weniger als 2 Jahren ihre Investitionstätigkeiten in China abschlossen, 12% der Unternehmen innerhalb von weniger als 1 Jahr Gewinn abwarfen, 51% der Unternehmen ihren geplanten Gewinn einfuhren, 27% der Unternehmen ihren geplanten Gewinn sogar übertrafen, 65% der Unternehmen Produktion und Absatz erfolgreich in China meisterten. Zusammenfassend lässt sich folgendes Ergebnis anführen: 80% der Unternehmen möchten ihre Aktivitäten in China ausweiten. - neue Unternehmensprojekte in Shanghai BASF errichtete in diesem Jahr die weltweit größte PolyTHF – Produktionsstätte. THF (Tetrahydrofuran) ist ein Material für die Herstellung von Schläuchen, Filmen und Kabelisolierungen. Die Fabrikation wird auch Elasthanfasern für Textilanwendungen produzieren. Die Investitionskosten beliefen sich auf ca. 300 Mill. USD. Bis 2005 wird BASF voraussichtlich ca. 7 Mrd. Eur investieren, ca. 40 % in China. Der erwartete Umsatz im Chemiebereich wird mit mehr als 20 Mrd. USD angegeben. Bis 2010 will die Stadt Shanghai zwischen 15 – 30 Milliarden USD in die Modernisierung der Stadt investieren. Vor allem das Verkehrs- und Transportsystem inklusive des Ausbaus von Schnellstraßen und des Metro-Netzes sind vorgesehen. Der neue Flughafen von Pudong (ca. 35 km vom Stadtkern entfernt, Architekt Paul Andreu, Paris), von dem seit Oktober alle internationalen Flüge abgewickelt werden, soll in seiner Kapazität um das doppelte erweitert werden. Die Arbeiten hierzu werden bereits 2005 beginnen und beinhalten ein zweites Terminal und eine Start- /Landebahn. Für die EXPO 2010 sollen etwa 200 Hotels errichtet werden, um den erwarteten 70 Millionen Besuchern gerecht zu werden. Als erweiterte Maßnahmen zu den geplanten Investitionen ist der Bereich Umweltschutz zu nennen. Durch die teilweise verheerende Luftqualität, das veraltete Versorgungsnetz für Wasser, Strom und Telekommunikation sind Maßnahmen dringend erforderlich. Gleiches gilt übrigens für Peking, wo 2008 die olympischen Spiele stattfinden werden.

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Der Volkswagen-Konzern errichtet in Jiading bei Shanghai ein neues Motorenwerk. Auf einem 400.000 qm großen Areal werden stufenweise Produktionsanlagen gebaut, die bereits im ersten Teilabschnitt 2005 den Betrieb aufnehmen sollen. Das Investitionsvolumen wird mit knapp 240 Millionen EUR angegeben ! Die chinesische Wirtschaft wird in diesem Jahr einen Zuwachs von ca. 7,8 % erreichen, in Deutschland liegt das Wirtschaftswachstum nach Erwartungen der Regierung und der Wirtschaftsverbände für 2004 zwischen 1,5 – 2,0 %. - Markenpiraterie Nicht neu, aber ein riesiger Boom : Ob Armbanduhren, Kleidung, Spielzeug, Software, Luxusartikel oder Autoersatzteile, China ist ein Paradies für Produktfälscher. Zwischen 15 – 20 Prozent der Markenprodukte in China sollen gefälscht sein. Längst werden auch Maschinen und Motoren von den Fälschern auf den Markt gebracht. Nach Angaben des VDMA (Verband deutsche Maschinen und Anlagenbauer) hat jedes zweite Mitgliedsunternehmen mit Marken- und Produktpiraterie zu kämpfen ! Es werden von illegalen Herstellern dadurch enorme Gewinne erzielt, während in Deutschland nach Schätzungen jährlich etwa 70.000 Arbeitsplätze zerstört werden. China hat seine Gesetze zur Bekämpfung dieses Problems in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut, auch um den Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO durchzusetzen. Die Realität sieht allerdings anders aus und so werden öffentlich alle Arten von Plagiaten feilgeboten. Durch die EU-Erweiterung hat nun auch die Verlagerung des Problems stattgefunden; in osteuropäischen Ländern kommen Produkte aus Asien an, die dann auch auf dem deutschen Markt Absatz finden. In 2003 kamen über 20 % von gefälschten Produkten aus Polen und Tschechien, ursprüngliche Herkunft nicht nachvollziehbar ! In China gilt zudem eine gute Nachahmung auch immer noch als Ehrenhaft !

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Bau - Messegelände 1999 wurde der Grundstein für den Bau des neues Messegeländes in Pudong gelegt. Das Shanghai New International Exhibition Centre als Messezentrum umfasst derzeit 7 moderne Ausstellungshallen mit ca. 80500 qm. Eine Erweiterung um weitere 11 Hallen mit zusätzlich etwa 125.000 qm Aussstellungsfläche auf insgesamt ca 250000 qm ist geplant. Das Areal wurde vom Büro Murphy/Jahn aus Chicago beplant und wird nach entgültiger Fertigstellung alle Merkmale eines modernen Messezentrums beinhalten. Neben den Hallen steht ein Freigelände von 50000 qm sowie Läden, Restaurants, Banken und Restaurants zur Verfügung.

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- Shanghai World Financial Centre

Das Rennen um Superlative, auch im Wettbewerb mit anderen Weltmetropolen, geht weiter. So entsteht nur ca. 40 m vom Jin Mao Building entfernt das größte Gebäude der Welt, das Shanghai World Financial Centre. Mit einer Gesamthöhe von über 500 m und 95 Geschossen soll es eines der Wahrzeichen von Shanghai werden. Ca. 300.000 qm werden zur Nutzung zur Verfügung stehen. Verantwortlich zeichnet hier das Büro Kohn, Pederson, Fox aus New York, die beispielsweise auch das Hochhaus der DG – Bank in Frankfurt planten. Als kontrastreiches Beispiel ist hier zu erwähnen, das in Deutschland gerade eine Debatte über den Sinn und Zweck von Hochhäusern begonnen. Schauplatz war München, wo es darum ging, ob neue Hochhäuser notwendig sind und ob diese höher als die Frauenkirche sein dürfen. In Asien dürften solche Fragen sicher unbekannt sein.

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- Transrapid - MAGLEV Seit 2002 verkehrt der Transrapid auf einer Strecke von ca. 30 km zwischen dem Flughafen Pudong und der Station Longyang-Road, die sich unweit der neuen Messeplatzes befindet. 430 km/h schafft der Superzug hier, wenngleich auch nur für ca. 3 Minuten ! Die Strecke soll nun auf einer Länge von 200 km erweitert werden und somit Shanghai mit der Provinzhauptstadt Hangzhou verbinden. Das Gelände der EXPO 2010 soll ebenfalls angebunden werden. Über verschiedene finanzielle Träger werden ca. 25 Millionen EUR pro Kilometer Trasse investiert. Nach derzeitigem Informationsstand können bereits Ende 2005 mit dem Bau der Erweiterung begonnen werden. Auch über eine Verbindung ins über 1300 km entfernte Peking wird nachgedacht. - Shanghai International Circuit Nichts ist unmöglich ! Als jüngstes Manifest für den Geschwindigkeitsrausch in der Metropole für gelebte Geschwindigkeit ist die neue Formel-1 Rennstrecke entstanden. In nur 18 Monaten Bauzeit wurden auf einem Terrain von 5.3. km2 mit Höhenunterschieden von bis zu 12 m eine hochmoderne Anlage errichtet. Mit ca. 300 Millionen US$ nicht nur die teuerste, sondern auch aufwendigste Anlage. Spitzengeschwindigkeiten von 327 km/h sind auf der kurvenreichen Strecke möglich, die am 26. September 2004 eingeweiht wurde. Für die 5451 m lange Strecke und die Nebengebäude wurden über 40000 Pfähle von 25 m Länge in den sumpfigen Untergrund gerammt. Zusätzlich wurden 343.000 cbm Styropor in den Untergrund eingebracht. Symbolische Bezüge wurden in der Architektur von Hermann Tilke berücksichtigt und umgesetzt. Die Anlage fasst 200 000 Besucher; zum Vergleich der Nürburgring heute mit ca. 120.000 Besuchern.

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- Jin Mao Building

Das Jin Mao Building,welches zur Zeit mit 420 mnoch das höchsteBürogebäude Chinas ist,besticht durch seinbesondere Architektur. DasBüro SOM Skidmore,Owings & Merill aus denUSA entwarfen eine an einechinesische Pagodeangelehnte Architektur, diedem Gebäude mittels einerfilligranen Stahl-Glasfassadeeine besondere Erscheinungverleiht. Die Aussichtsplattform im 88.Stock ermöglicht einen, jenach Wetter- undKlimaverhältnissen weit-läufigen Blick über die Stadt. Highlight des Gebäudes istdas Grand Hyatt – Hotel,welches vom 55 . Stock über33 Etagen exklusiveUnterbringung ermöglichtund über eine Lobbyverbunden ist.

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Die Zukunft - Bionic Tower Es laufen seit 1999 Untersuchungen zum Bau des höchsten Gebäudes der Welt, welche die 1000 m - Grenze durchbrechen soll. Ein spanische Architektengruppe hat hierzu ein Gebäudeensemble entworfen, welches mit über 1200 m Höhe auf einer künstlichen Insel vor Shanghai als eigenständige Stadt realisiert werden soll. Vorlage ist eine der Natur entlehnte Struktur, die eine solche Konstruktion möglich machen soll ! Auf 300 Stockwerken soll Wohn- und Arbeitsraum für über 100.000 Menschen entstehen. Die Kosten werden auf ca. 17 – 20 Milliarden EUR geschätzt !

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- Hangzhou Bay-Brücke Nicht übers Wasser gehen, aber über das ostchinesische Meer fahren wird mit diesem Projekt bereits 2008 Wirklichkeit ! Eine S-förmige Hängebrücke soll die beiden Ufer der Meeresbucht bei Hangzhou miteinander verbinden. 700 Experten aus aller Welt sind an der Planung und Umsetzung beteiligt. Die Bauarbeiten begannen 2003. Die 36 Km lange Brücke wird in der wirtschaftichen Region entscheidend zur Vernetzung beitragen. Sie soll in der von starkem Gezeitenwechsel betroffenen Region auch Taifunen mit Windgeschwindigkeiten über 220 m/s trotzen; normale Werte liegen bei etwa 75 m/s. Kosten des Projekts : ca. 1.4 Milliarden EUR, Hubschrauberplattform, Aussichtsturm und Raststätte im Meer inklusive ! - Bevölkerungswachstum Mit steigendem Wohlstand wird in China mit einer Bevölkerungsexplosion gerechnet. Alleine Shanghai will in den nächsten 10 – 15 Jahren um etwa 5 Millionen Menschen wachsen.

Bevölkerungsentwicklung Um 1900 ca. 600 000 Einwohner Bis 1932 vervierfachte sich die Einwohnerzahl auf rund 3,13 Mio. Einwohner Innerhalb der heutigen Stadtgrenzen lebten 1952 8,5 Mio. Einwohner 9,53 Mio. Menschen im Jahr 1995 ca. 15 Millionen heute - Folgen für die Umwelt

Eine weitere Folge der hohen Verdichtung, der ungenügenden städtischen Müllentsorgung, unzureichender Kanalisation, fehlender Kläranlagen, veralteter Produktionsbetriebe oder von Heizanlagen, die immer noch Kohle nutzen, sind Belastungen von Boden, Wasser und Luft. Zwar ist die Situation in Shanghai symptomatisch für alle chinesischen Großstädte, doch mit Blick auf Wasser- und Luftverschmutzung sowie Lärmbelastung hatte Shanghai um 1990 unter 37 Städten, für die Indikatoren vorlagen, die schlechteste Position.

In Shanghai gibt es Zehntausende von Industriebetrieben, die über die ganze Stadt verstreut sind. Viele von ihnen sind total veraltet, energieintensiv und/oder ohne technische Ausrüstung zur Verminderung der Emissionen. Die Industrie ist in Shanghai Umweltsünder Nummer eins, verantwortlich für 90% aller gasförmigen Emissionen und 60 % aller unbehandelten Abwässer. Jedes Jahr werden über 20 Mio.t - häufig minderwertiger - Kohle verbrannt und täglich 800 t Kohlenstaub emittiert.

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Messungen ergaben jährlich rund 1600 t Asche - und 1500 t Schwefeldioxid-Immissionen pro km2; die Belastungsdichte an SO2 je Flächeneinheit ist am höchsten in ganz China.

Auch die NOx-Werte liegen bis zu 80 % über den offiziellen Richtlinien. Industrieabwässer werden kaum gereinigt, von den Haushaltsabwässern sollen 1992 nur 14 % durch Kläranlagen behandelt worden sein. Es ist zwar geplant, das Abwasser durch große Kanäle direkt ins Meer zu leiten, gegenwärtig sind aber Huangpu und insbesondere der Suzhou Creek extrem verschmutzt. Letzterer stank beispielsweise an 195 Tagen im Jahr 1990 so stark, daß die Gerüche eine ernsthafte Belastung für die Anwohner darstellten.

Im Umland sind auch über 3000 kleinere und größere Deponien verstreut, die nicht ausreichend abgedichtet sind und somit die Ackerflächen und das Grundwasser verschmutzen. In Shanghai müßten erhebliche Teile der kontaminierten Gemüseanbauflächen sofort aus dem Anbau herausgenommen werden.

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Schlußgedanken Shanghai zählt sicher zu den modernsten und aufstrebensten Städten unserer Zeit. Hohes wirtschaftliches Potential gepaart mit Ehrgeiz und Tatendrang lässt die Stadt nicht ruhen. Es herrscht zu jeder Tageszeit ein unüberschaubares, hektisches Treiben. Dies macht es schwer, einen Überblick über die Stadt und die permanenten Veränderungen zu bekommen. Eine Stadt voller Gegensätze ! Ein Viertel aller Baukräne sollen in Shanghai stehen. Stararchitekten aus allen Nationen verwirklichen hier Ihre Visionen; auf den Baustellen arbeiten ungelernte Reisbauern für umgerechnet 60 Cent pro Stunde. 60 Prozent des Wohlstandes der reichsten, chinesischen Geschäftsleute stammt aus Immobiliengeschäften. Die Zahl der PKW´s nimmt ungeahnte Dimensionen an ; 2003 verzeichnete die Automobilbranche ein sagenhaftes Wachstum von 75 %, in 2004 schrumpfte dies auf „nur“ 20 % ! Ca. 8,8 Millionen Personenwagen gibt es in China derzeit, dies bei einer Bevölkerung von ca. 1,3 Milliarden Menschen ! So kommt auf 100 Chinesen gerade mal ein Auto, in den USA sind es 75 Autos pro 100 Einwohner ! Dabei bewegt sich der Verkehr in Shanghai bereits jetzt im Durchschnitt mit nur 15 km/h, also etwa doppelt so schnell wie ein zügiger Fußgänger ! Die Folgen der zunehmenden Industrialierung und der Vermarktung von Luxusgütern sind heute bereits stark spürbar. Steigende Rohstoffpreise gepaart mit einer extremen Umweltbelastung sind nur ein Teil der Folgen. Sicherlich ist bei der anhaltenden Euphorie über die Folgen dieses Gigantismus nachzudenken ! Einen traurigen aktuellen Bezug bekam dieser Kurzvortrag durch die unfaßbare Naturkatastrophe in Ostasien im Dezember 2004. Die Folgen einer solchen Naturgewalt in Gebieten mit einer derartig dichten Besiedelung und Industrialisierung lassen albtraumartig erahnen, welche Opferzahlen ein Tsunami in Shanghai hinterlassen würde ! N. Christian Wollitz Architekt AKH Dezember 2004