PROAME - Programm zur Unterstützung von Jungen und MädchenSão Leopoldo/Rio Grande do Sul – Brasilien

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Neujahrsgrüße 2016 von PROAME, São Leopoldound ein Arbeitsbericht von 2015

Liebe Freundinnen und Freunde von PROAME!

Wir wünschen Ihnen ein frohes Neues Jahr und möchten uns bei Ihnen ganz herzlich bedanken für Ihre kontinuierliche Unterstützung. Ohne diese würden wir unserem Projekt zur Hilfe und Begleitung von Kindern, Jugendlichen, Familien und gemeindlichen Aktivitäten in São Leopoldo keine Kontinuität verleihen können, die sich als Opfer von Armut und Gewalt in einer Situation sozialer Verletzlichkeit befinden.

2015 konnte die Arbeit von PROAME Cedeca auf die Partnerschaft der Kindernothilfe, von Petrobras, des Instituts „Hallo Zukunft!“, der FLD (Lutherische Stiftung für Diakonie) und darüber hinaus auch auf die Hilfe vieler anderer Freunde zählen, wie Privatpersonen, Organisationen und religiöser Gemeinschaften sowie ihrer Familien.

Im Folgenden möchten wir nun einzelne Aktionen hervorheben, die wir in diesem Jahr realisiert haben, speziell Aktivitäten, die direkt mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien durchgeführt wurden.

1) Kindergruppe

Um die Rechte von Kindern und zu stärken und zu schützen, betreut PROAME Cedeca eine Gruppe von Kindern an ihrem Wohnort im Nordosten São Leopoldos. Historisch gesehen hat PROAME schon von Anfang an in dieser Gegend São

Leopoldos gearbeitet. Die hier angesprochene Gruppe umfasst 22 Kinder, die zwischen 6 und 12 Jahre alt sind. Diese Gruppe wird in zwei Schichten betreut – während der Schulzeit jeweils vormittags und nachmittags; während der Ferienzeit findet die Betreuung in der Gesamtgruppe statt. Die Mehrheit der Kinder wohnt in der Nähe unserer Kindertagesstätte im Stadtviertel Laranjeiras.

In diesem Jahr haben wir besonderen Wert gelegt auf die Vertiefung des familiären und gemeindlichen Zusammenlebens, indem wir versucht haben, für die Kinder neue Perspektiven für ihre

Alltagswirklichkeit und ihr Umfeld zu eröffnen, in welchem sie betreut werden. In diesem Sinn haben wir sie z. B. zur Mitarbeit im Garten unserer Kindertagesstätte motiviert; dies diente dazu, ihnen deutlich zu machen, wie wichtig die Erhaltung eines gemeinschaftlichen Umfeldes ist.

Mit Diskussionen und spielerischen Aktionen haben wir uns auch mit einigen aktuellen, politischen Themen des Kinderschutzes beschäftigt, die – wie die Herabsetzung der Strafmündigkeit – im Augenblick Diskussionsstoff in Brasilien sind. Wir haben hier versucht, den Kindern klarzumachen, wie wichtig es ist, die eigenen Rechte zu kennen und zu verteidigen. Deswegen wurde auch der 25. Jahrestag der parlamentarischen Verabschiedung des Kinder- und Jugendgesetzbuches thematisiert.

Andere wichtige Themen aus der prekären und gefährdeten Lebenswirklichkeit der Kinder, die wir mit ihnen besprochen haben, bezogen sich auf Freundschaft und Gefühlsleben. Dazu dienten auch viele Spielrunden, die wir veranstaltet haben, bei denen man lernen konnte, dass es nicht wichtig ist, im Spiel zu gewinnen, sondern viel eher, dass man Freude daran hat, mit anderen zusammen zu sein. Das galt auch für die gemeinsame Nutzung von Spielzeug und gemeinsames Anschauen, bzw. Lesen von Kinderbüchern.

Bei diesen unseren Aktivitäten wurden wir in diesem Jahr auch von der UNISINOS (Universität in São Leopoldo) unterstützt. Studentinnen und Studenten des universitären Studiengangs „Verwaltung“ haben uns zwei Semester lang ihre Mitarbeit angeboten und mit uns ein Projekt „Lesen, um zu wachsen“ durchgeführt. Dadurch wurden die Kinder nachdrücklich zum Lesenlernen und Lesen ermuntert, bzw. zur Einsicht angeregt, wie wesentlich es ist, durch selbstständiges Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen zur Bewusstseinsbildung über die eigene Lebenswirklichkeit und ihre Verbesserung zu gelangen.

2) Jugendgruppe

In diesem Jahr haben wir mit drei Gruppen von Jugendlichen gearbeitet, wobei je eine regionale Gruppenarbeit im Westen und im Nordosten São Leopoldos stattfand, eine dritte im „Staatlichen Zentrum berufliche Ausbildung Visconde“ von São Leopoldo. Brennpunktthema war hier die Fortführung der Debatte über die Morde an Heranwachsenden und Jugendlichen. Die drei Gruppen trafen sich wöchentlich zur Diskussion und zur Planung sowie Durchführung einer speziellen Flyer- und Straßentheater-Aktion an den „Trensurb“ (Metro-)-Stationen in São Leopoldo, um so mit Passanten und Passagieren ins Gespräch zu kommen.

Hinsichtlich einer politischen Einflussnahme hatten die drei Jugendgruppen Gelegenheit, auf städtischer, bundesstaatlicher und sogar internationaler Ebene an den jeweiligen Plenarsitzungen teilzunehmen, so mit Diskussionsbeteiligung an einer Plenarsitzung der COMDEDICA (Städtischer Rat für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen). In dieser Sitzung diskutierten die Jugendlichen mit den städtischen Vertretern auch über die Möglichkeit, selbst Mitglieder in den Rat zu entsenden mit dem Recht zur Wortmeldung und Stimmabgabe. Andere wichtige Gelegenheiten zur politischen Einflussnahme ergaben sich bei

einer

Konferenz zum Kinder- und Jugendrecht, die vom Forum der Rechte von Kindern und Jugendlichen des Jugendamtes veranstaltet wurde. Erwähnenswert ist hier noch die Teilnahme an mehreren anderen überregionalen, bundesstaatlichen und internationalen Seminaren, Workshops und Tagungen zum Thema, zu denen Jugendliche aus mehreren anderen Organisationen zusammentrafen.

In Montevideo (Uruguai) waren unsere Gruppen mitbeteiligt bei der Ausarbeitung eines Dokuments über Menschenrechtsverletzungen an Kindern und Jugendlichen, das Herrn Victor Giorgi, dem Direktor des Interamerikanischen Instituts für Rechte von Kindern und Jugendlichen überreicht wurde. Bei allen diesen Aktivitäten wurden wir unterstützt und Mitwirkung von städtischen und bundesstaatlichen Kommissionen und Organisationen, die sich für die Rechte von Kindern einsetzen.

3) Einbeziehung von Familienangehörigen

Beim Kontakt mit denjenigen Familien, aus denen die von uns betreuten Kinder stammen, beziehen wir für unsere Aktionsplanungen auch regelmäßig die Eltern und sonstigen Verwandten ein. D. h. die Familien werden von uns im Interesse des Kinder- und Jugendschutzrechtes betreut. Dieses Konzept der kontinuierlichen, methodischen Zusammenarbeit von PROAME und Familienangehörigen ist nach unserer Ansicht durchaus erfolgreich verlaufen. Das Zusammenwirken findet sowohl bei Hausbesuchen als auch bei Verhandlungsterminen statt, bei denen es um rechtlich garantierte Ver-sorgungsansprüche der Familie geht (Behörde, Gericht, Schule, Sozialamt, ärztliche Versorgung). In diesem Jahr waren es 25 Termine, bei denen die Streitfälle von 14 Familien verhandelt wurden. Vertreter aus diesen Familien bilden auch eine Kommission, die sich in monatlich stattfindenden Sitzungen mit Ausstattung, Instandhaltung, Reparaturen der Kindertagesstätte und ihren Verwaltungsräumen, mit Fundraising und Finanzverwaltung, sowie der Vorbereitung von Wochenendaktivitäten befasst.

4) Einbeziehung von Schulen, Lehrerinnen und Lehrer

In Bezug darauf, dass die Schule einen ganz wesentlichen Stellenwert beim Schutz der Kinder und Jugendlichen einnimmt, bieten wir für die örtlichen Schulkollegien Kurse zur Weiterbildung zum Thema der Menschenrechte von Kindern und Jugendlichen an, 2015 in zwei städtischen Schulen. Die Arbeitsthemen befassten sich mit Kinder- und Jugendgesetzbuch, mit dem „Nationaler Plan des familiären und kommunalen Zusammenleben“ und mit dem „Städtischer Plan des Kampfes gegen häusliche und sexuelle Gewaltausübung an Kindern und Jugendlichen“. Der bishe-rige Verlauf dieser Kursangebote hat gezeigt, dass dies einen günstigen Einfluss auf das Selbstverständnis der Kinder und Jugendlichen ausgeübt hat: sie lernen sich als eigenständige Persönlichkeiten, als Meinungsfähige und -berechtigte kennen, aber auch als im juristischen Sinn besonders Schutzbedürftige.

Wir wollen allen Unterstützern und Förderern unseren besonderen Dank und Anerkennung aussprechen für die Hilfe und das Vertrauen, das sie in die Arbeit von

PROAME setzen. Jede durchgeführte Aktion, jedes Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes oder Jugendlichen, jede Situation, in der die Anwendung von Gewalt verhindert oder überwunden werden konnte, jeder Fortschritt in der Sozialpolitik, der erreicht wurde, oder jeder Rückschritt, der aufgehalten werden konnte, jede „Eroberung“, die in diesem Jahr gemacht werden konnte, ist möglich geworden durch Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen. Das verleiht uns viel Mut für die Zukunft. Und für all‘ dies sind wir Ihnen von Herzen dankbar. Mit herzlicher Umarmung grüßen wir Sie,

Odete Zanchet, Diretora Executivaim Namen der Arbeits- und Leitungsgruppe von PROAME

- weitergeleitet durch Ellen Dobberahn