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Heidrun Thomé Integration Behinderter in die Jugendarbeit Projekte mit Kindern und Jugendlichen Eine Arbeitshilfe für Gruppenleitungen, Lehrerinnen und Lehrer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der sozialen Arbeit. Eine Initiative des Bayerischen Roten Kreuzes und der DRK-Landesverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe

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Heidrun Thomé

IntegrationBehinderterin die Jugendarbeit

Projekte mit Kindernund Jugendlichen

Eine Arbeitshilfe für Gruppenleitungen,Lehrerinnen und Lehrer sowie Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter in der sozialen Arbeit.

Eine Initiativedes Bayerischen Roten Kreuzesund der DRK-LandesverbändeNordrhein und Westfalen-Lippe

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Impressum

Integration Behinderter in die Ju-gendarbeit - Projektarbeitshilfe

EntwicklungBayerisches Jugendrotkreuz:Autor::Heidrun Thomé, MünchenSatz & Layout:Hildegard Zellinger-Kratzl, MünchenRedaktion:Hildegard Zellinger-Kratzl, München

Herausgeber:Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Westfalen-LippeJugendrotkreuzSperlichstr. 2548151 Münster

2. Auflage 2004 Alle Rechte beim AutorVervielfältigungen nur für den Privatgebrauchunter Angabe der Quelle

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SeiteInhalt

Integration geistig Behinderterin die JugendarbeitProjekt-Arbeitshilfe

Einleitung: Ein Thema für das Jugendrotkreuz? 3

1. Grundsätzliches 5

2. Beschreibung der einzelnen Aktionen bzw. Veranstaltungen2.1 Der Club2.2 Kinotreffen 92.3 Radlgruppe 102.4 Disco 102.5 Wochenend- oder Urlaubsfreizeiten 10

3. Anmerkungen 133.1 Allgemeine Anmerkungen/Nachbereitung 133.2 Anmerkungen zur Pressearbeit 14

4. Jugendleiterseminar als Motivationsveranstaltung 15

5. Anhang 175.1 Literatur 175.2 Adressen 185.3 Überlegungen - Zur Fortbildung ehrenamtlicher

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in derOffenen Behindertenarbeit von Hans Julies 19

5.4 Muster einer "Einverständniserklärung 25

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Einleitung

Integration Behinderter - Ein Thema für das Jugendrotkreuz?Integration: Eingliederung einer Minderheit in die Gesellschaft

„FUCK OFF - Behinderte“, so zu lesen an der Wand der Mädchentoilette einerGesamtschule in München. Bleibt zu fragen, welche Gedanken das Mädchenbewogen haben, diesen Spruch an die Wand zu schreiben. Auch beliebt dieFrage, ob denn das Kind weiß, was es da geschrieben hat. Bei reifer Überle-gung kommt einem das Euthanasieprogramm der Nazis in den Kopf; vielleichthat es auch da so ähnlich angefangen?!

Um solchen oder ähnlichen Entwicklungen vorzubeugen, sollten wir vom JRKuns stärker der Integration behinderter Jugendlicher annehmen, zumal wiraufgrund unserer Erfahrung und Aktivitäten die Möglichkeit besitzen, einfunktionierendes Einbindungsprogramm für Behinderte und Nichtbehinderteauf die Beine zu stellen. Denn gerade wir sollten in der Lage sein, unsereJugendlichen mit „gehandicapten“ Jugendlichen zusammenzuführen. Freinach dem Motto: „Mein Freund ist behindert - na und?!“

Das JRK hat sich als eine seiner Aufgaben den Umgang mit Randgruppen(Alte, Kranke, Ausländer ... und eben auch Behinderte)” auf seine Fahnengeschrieben”. Nur leider ist es so, daß zwar die Arbeit mit Alten, Kranken undAusländern in einigen Kreisverbänden und Ortsgruppen durchaus praktiziertwird, mit behinderten Menschen jedoch kaum jemand zu tun hat.

Gerade Jugendarbeit bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, junge behinderteMenschen miteinzubeziehen, ohne dadurch das Wesen von Jugendarbeit alssolches zu verändern (was bei Sozialarbeit z.B. mit Alten nicht unbedingtzutrifft). Geistig behinderte Menschen haben dieselben Bedürfnisse und legengenauso viel Wert auf Freizeitgestaltung wie Nichtbehinderte. Nur haben siezumeist nicht die Möglichkeiten (Geld, Mobilität, Selbständigkeit). Sie lebenaußerdem in einem wesentlich engeren Abhängigkeitsverhältnis zu ihrenEltern als wir Nichtbehinderte. Außerhalb „ihrer“ Behinderteneinrichtungenhaben sie leider kaum Möglichkeiten, Freizeit selbständig und aktiv zu gestal-ten.

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Behinderte Jugendliche leben in derRegel isoliert, das heißt inBehinderteneinrichtungen und -werkstätten, Heimen und in derAbgegrenztheit ihrer eigenen Famili-en, so daß wir als „Normale“ in dieserGesellschaft mit dieser Gruppe vonMenschen niemals oder nur ganz amRande konfrontiert werden.Daraus resultiert ein Komplex vonProblemen, den wir mit geistig behin-derten Menschen haben, solange wirsie nicht kennen: Angst, Unsicherheitund ein „komisches Gefühl“ be-schleicht uns, wenn wir ihnen danndoch einmal begegnen. Um dieseSchwierigkeiten bei jedem einzelnen

abzubauen und uns sowie den geistigbehinderten Menschen einen norma-len, mitmenschlichen, kollegialen undanerkannten Umgang zu ermögli-chen, ist Integration sehr wichtig.Geistig behinderte Jugendliche sindvon „klein auf“ damit konfrontiert,Bestandteil einer Randgruppe zu

sein, das heißt im Klartext, nicht mitgleichaltrigen Jugendlichen in Kon-takt zu kommen, in Behindertenein-richtungen oder „wohlbehüteten“Familien zu leben, als Ansprechpart-ner in der Regel Sozialarbeiter zuhaben und erschwert Zugang zuVereinen und Jugendverbänden zufinden. Einen Großteil ihres Lebenssind sie also auf Bereiche und Men-schen innnerhalb der Behinderten-hilfe angewiesen.

Deshalb ist es allzu verständlich, daßein geistig behinderter Jugendlicher,wenn nicht wegen seiner einge-schränkten geistigen Entwicklung,dann wegen genau dieser Erfahrung(Mitglied einer Randgruppe zu sein!),nicht von selbst auf bestehendeAngebote im Freizeitbereich zurück-greift. Dies heißt für uns, wir müssenauf diese Menschen zugehen, ihnensignalisieren, daß sie hier erwünschtsind und sich hier in die Jugendarbeiteinbringen können - in welcher Formauch immer. Damit könnte das JRKeinen wichtigen gesellschaftspoliti-schen Beitrag leisten und vielleichthelfen, daß nichtbehinderte Jugend-liche mit eingangs beschriebenerProblematik umzugehen lernen.

D. K., 7. Klasse; aus: pro Jugend, 1/95Ziel dieser Arbeitshilfe soll sein,Euch die Brisanz dieses Themaswenigstens im Ansatz zu vermit-teln. Es soll Möglichkeiten aufzei-gen, wie Interessen und Bedürfnis-se geistig behinderter Jugendlichermit der natürlichen Ausrichtungund dem Wesen der Jugendarbeitverbunden, also integriert werdenkönnen.

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Vor den konkreten „Hilfen“ nocheinige grundsätzliche Dinge:

1. Bevor man sich „blind“ in einenachfolgend aufgeführte Aktivitätstürzt, ist es meiner Meinung nachunabdingbar, eine Motivations-veranstaltung (Seminar, Tages-klausur o.ä.) mit einem erfahrenenReferenten, Filmen, Literatur .... undden Interessierten an dieser Form vonJugendarbeit durchzuführen. MöglichePunkte eines Seminars könntensein:

- Die Rolle von JRK-Mitgliedern gegenüber geistig Behinderten: Betreuer und Erzieher oder gleichberechtigter Partner?

- Nähe und Distanz im Umgang mit geistig behinderten Jugendlichen

- Aufsichtspflicht

Kap. 1

1. Grundsätzliches

2. Die „Arbeit“ mit geistig behinder-ten Menschen muß Kontinuitätaufweisen!Einmalige schnelle Veranstaltungen,bei denen man „halt mal so ein paarBehinderte aus einem Heim ‘rausholt“,sollten vermieden werden. Hoffnungenund Wünsche werden bei den geistigbehinderten Jugendlichen gewecktund können später nicht erfüllt wer-den. Deshalb anfänglich beispielswei-se halbjährliche Veranstaltungenplanen und durchführen, diese aberregelmäßig, und mit der Zeit dannmöglicherweise häufiger bis hin zuregelmäßigen Gruppenstunden.

3. Kontaktaufnahme mitBehinderteneinrichtungen,evtl. Besichtigung, später dann mögli-cherweise „Partnerschaft“ mit einerEinrichtung für gemeinsame Veran-staltungen.

4. Kontaktaufnahme mit anderenOrtsgruppen und Kreisverbänden,die bereits offene Behindertenarbeit(OBA) anbieten, z.B. KV Ebersberg.

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5. Ziele festlegen:

Wollen wir uns an schon bestehen-de Angebote im Bereich derBehindertenarbeit angliedern, oderwollen wir eigenständige Jugend-arbeit mit geistig behindertenJugendlichen anbieten?

Gibt es evtl. schon Angebote inunseren eigenen Ortsgruppenoder Kreisverbänden (Zeltlager,Weihnachtsmarkt, Disko,...), beidenen wir geistig behinderte Jugend-liche mit einbeziehen können?

Welche Gruppe von behindertenMenschen möchten wir anspre-chen (Alter, Art und Schwere derBehinderung,...)?

6. Aktion oder Veranstaltung mußzum Wesen der Jugendarbeitpassen!!!

7. Behinderte Menschen habenBedürfnisse - nichtbehinderte eben-so; man ist kein Helfer, sondernBegleiter oder „Unterstützer“!!

8. Jugendarbeit mit Behinderten,nicht für Behinderte soll das Zielsein; die Veranstaltungen sollengemeinsam organisiert und durchge-führt werden - jeder hat seinen An-teil.JRKler sollen nicht als Helfer oderBedienung auftreten.

9. Kleine, überschaubare Gruppenbilden!

Dadurch wird der Kontakt untereinan-der intensiviert, es macht einfachmehr Spaß und jeder einzelne, behin-dert oder nichtbehindert wird nicht soleicht überfordert.

10. Möglichkeit der Unterstützungdurch Hauptamtliche im Kreisver-band nicht vergessen!!

11. Bedarf abklären und in kleinenSchritten langfristig planen!!

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2. Beschreibung der einzelnen Aktionen bzw. Veranstaltungen

Kap. 2

Bei den anschließend beschriebe-nen Aktivitäten ist meistens nurvon geistig behinderten Personendie Rede, die Veranstaltungenlassen sich jedoch fast alle auchmit körperbehinderten Personendurchführen!!

2.1 Der ClubDer Club ist vergleichbar miteiner Jugendgruppenstunde.Nichtbehinderte und behinderteJugendliche treffen sich in regel-mäßigen Abständen für 2 Stunden.Je nach Größe der Gruppe teilt mansich in mehrere Klein- bzw. Interes-sengruppen. Wünschenswert wäre,den Interessen der geistig behinder-ten Teilnehmer nachzukommen,wobei allerdings die eigenen Interes-sen nicht zu kurz kommen dürfen.So wäre es denkbar, daß eine Grup-pe evtl. Spiele macht - eine anderebastelt, geht in die Wirtschaft oderauch nur spazieren, kocht - alles,was eben Spaß macht und wozujeder einzelne Lust hat. Gerade derPunkt „Wirtschaft besuchen“ kommterfahrungsgemäß sehr gut bei dengeistig behinderten Jugendlichen an,da sie außerhalb ihrer Behinderten-einrichtung keine Möglichkeitenhaben, mit behinderten oder nichtbe-hinderten Freunden in die Gaststättezu gehen.

Die RäumlichkeitenDie Räumlichkeiten sollten auch fürkörperbehinderte oder mehrfachbe-hinderte Personen erreichbar undnutzbar sein (Toiletten).

MaterialJe nach geplanter Aktivität: Spiele,Bastelmaterialien, Kicker, Billard,...

FinanzierungBei regelmäßigen Treffen Monats-bzw. Jahresbeiträge erheben (manbedenke dabei, daß behinderte Arbeit-nehmer relativ wenig Geld verdienen,d.h. „im Rahmen bleiben“!).Vorschlag: 20 - 40 DM / Jahr

- Bei einmaligen Ausgaben, Umlage auf die gesamten Teilnehmer- Spenden (im Förderantrag als Eigenmittel angeben!!!)- Eigenetat JRK- Projektmittel über den Bezirks- jugendring

Öffentlichkeitsarbeit

- Pressemitteilung- Plakate in Schulen, Behinderten- einrichtungen,...- Gespräche mit Fachkräften in Behinderteneinrichtungen und Eltern

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- Behinderte Teilnehmer haben in derRegel nicht die Möglichkeit, selbstän-dig zu kommen und wieder nachHause zu gehen. Man muß bei derPlanung einkalkulieren, daß die be-hinderten Jugendlichen zur Veran-staltung hingebracht und nach derVeranstaltung wieder nach Hausegebracht werden müssen.

Personalplanung

- Wichtig ist, daß das Verhältniszwischen nichtbehinderten und gei-stig behinderten Jugendlichen stimmt.Man sollte darauf achten, daß dienichtbehinderten Teilnehmer in ihrerRolle als Begleiter nicht überfordertwerden. Sie sollen ebenfalls Spaßhaben und nicht in der Rolle desBetreuers total eingeengt werden.Denkbar wären z.B. 12 behinderteund mindestens 6 nichtbehinderteTeilnehmer, oder auch Jugend-gruppenstunden mit einigen wenigenBehinderten!!

Denkbar wäre, daß die Eltern oderBehinderteneinrichtungen die Teil-nehmer bringen und über Fahrdienstevom Roten Kreuz die Leute wiedernach Hause gebracht werden.Fast jeder Behinderte hat die Mög-lichkeit, über den Landkreis sog. Frei-kilometer zu bekommen, die er dannauch per Taxi o.ä. nutzen kann.Informationen darüber haben entwe-der Hauptamtliche in den Kreisver-bänden oder im Landkreis die Sozial-hilfestellen.

DurchführungDie Teilnehmer des Clubs treffen sich(evtl. mit einer Spanne von 30 Minu-ten, z.B. zwischen 18:30 und 19:00Uhr), es ist Zeit, kurz zu plaudern undauszuloten, was heute unternommenwird. Wenn alle Clubmitglieder dasind, teilt man sich in Interessen-gruppen (z.B. Kneipe, Spiele, Dia-abend, Newgames, Grillen, Theater,Kochen,...) und trifft sich nach Ab-sprache wieder in den Gruppenräu-men (ca. 21 Uhr).

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NachbereitungWir haben es so eingeführt, daß sichdie nichtbehinderten Clubmitgliedernach dem Club noch in einer Kneipezusammensetzen - zum Ratschen,zum Reflektieren (was war gut, wasnicht? Womit habe ich Probleme?Mit welchem Jugendlichen kommeich gut aus, mit wem nicht?...), umneue Planungen zu erstellen, etc..

2. 2 KinotreffenEine sehr einfache, aber deswegennicht langweilige Aktion:Behinderte und nichtbehinderteJugendliche gehen zusammen insKino.Natürlich muß der Film vorher sorg-fältig ausgewählt werden - manbedenke hierbei, daß sich eher„einfachere“ Filme eignen (WaltDisney, Tierfilme, Zeichentrick,...).Diese Aktion ist auch denkbar imRahmen eines Clubtreffens.

RäumlichkeitenDas Kino sollte behindertengerechtgebaut sein (bei körperlich Behinder-ten).

MaterialKartenreservierung!!!

FinanzierungWichtig ist: für Gruppen oder behin-derte Teilnehmer gibt es sehr häufigErmäßigungen, daher immer vorhergünstigste Tarife aushandeln!!Jeder bezahlt seinen Eintritt selbst.

Zu bedenken ist wieder die Trans-portmöglichkeit - Treffen bereitsdirekt am Kino möglich? Sind Fahr-dienste notwendig? Wie kommen diebehinderten Jugendlichen nachHause?

ZeitplanTreffen direkt am Kino wäre am gün-stigsten. Andernfalls Treffpunkt verein-baren (evtl. Kreisverband) und vondort aus mit öffentlichen Verkehrsmit-teln oder Rot-Kreuz-Bussen zum Kinofahren. Die behinderten Teilnehmersollten nach der Veranstaltung nachHause gebracht werden oder von denEltern bzw. Betreuern abgeholt wer-den.

Wichtig:Man bedenke, daß möglichst kleineGruppen gebildet werden, Groß-gruppen sind der Integration in derGesellschaft nicht dienlich ( maximal10 Teilnehmer insgesamt!!).

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2.3 RadlgruppeHier sind die Sportskanonen gefragt.Geplant wird eine Fahrradtour, evtl.mit einer Einkehr im Biergartenoder Baden am See...

Geeignet sind natürlich nur Strecken,die den Begleitern bekannt sind. DasMaß der körperlichen Belastbarkeitsollte vor dem Start abgeklärt sein!

Der Schwächste ist das Maß füralle anderen!!

Sinnvoll ist eine relativ feste Gruppe,bei der durch Regelmäßigkeit derRadtouren die Stärken und Schwä-chen jedes einzelnen transparentwerden.

Einverständniserklärung der Elternnicht vergessen!! (siehe 5.4)

MaterialFahrräder natürlich, evtl. Regenbe-kleidung, Brotzeit, Fahrradhelme,Landkarte, etc..

PersonalplanungDie Gruppen sollten nicht zu großsein - denkbar wären 4 behinderte,2 nichtbehinderte Teilnehmer (großeKolonnen sind sehr verkehrsbehin-dernd und unüberschaubar, daherauch gefährlich!).

ZeitplanTreffpunkt vereinbaren und auch hierdie behinderten Teilnehmer möglichstnach der Radtour nach Hause bringenoder abholen lassen.

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2.4 DiscoMusik und Tanz machen den geistigbehinderten Jugendlichen genausoviel Spaß wie den nichtbehinderten.Geplant wird ein Discobesuch in ei-ner öffentlichen Discothek oder abereine „selbstveranstaltete“, z.B. inJugendtreffpunkten oder Clubräu-men.

Wichtig ist dabei, darauf zu achten,wie die behinderten Teilnehmerbei lauter Musik und Discolichtreagieren. Daher ist es ratsam, mitden Eltern vorher kurz zu sprechenoder/und eine Einverständniser-klärung einzuholen. Zu klären istauch die Frage des Alkoholkonsums- ja/nein, wieviel? Epilepsie?

Material, Räumlichkeiten undFinanzierung ist aus oben genann-ten Veranstaltungen zu überneh-men.

PersonalplanungBei dem Besuch einer öffentlichenDisco sollten maximal - wie obenbereits erwähnt - 6 behinderteJugendliche, teilnehmen. Groß-gruppen sind der Integration in derGesellschaft nicht dienlich!!Bei nichtöffentlichen Discoveranstal-tungen ist natürlich eine unbegrenzteTeilnehmerzahl möglich.Nicht vergessen: Die behinderten Teil-nehmer sollen in die Planung undDurchführung der Veranstaltung ein-bezogen werden (Kasse, Verkauf vonGetränken,etc.)!

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Wichtig: Erst nach dem langenWeg des sich Annäherns undKennenlernens ist es möglich undauch sinnvoll, eine derartigeFreizeitgestaltung durchzuführen,ohne auf unvorhergeseheneProbleme zu stoßen, welche dieganze Veranstaltung zerstörenkönnten.

Bedenke: Erfahrung ist absolutwichtig!

Ein Nachtreffen und eine Reflektionder Maßnahme ist hierbei unab-dingbar!!

2.5 Wochenend- oder Urlaubsfreizeiten

Sehr wichtig sind bei dieser Aktivitätdie Punkte, die unter “Grundsätzchesvorab“ behandelt wurden, wie z. B.Vermeiden von Großgruppen oderdas Zurückgreifen auf hauptamtli-ches Personal bei Planung undDurchführung der Maßnahme etc.Auf eine genaue Beschreibung derFreizeit wird hier verzichtet, da dieseMöglichkeit nur eine Anregung seinsoll.

Als langfristige Freizeitaktivitätensind natürlich auch Wochenend-oder Urlaubsfreizeiten in Gruppenaus behinderten und nichtbehin-derten Jugendlichen möglich.Man sollte die behinderten Teilneh-mer bereits gut kennen, um auchschwierige Situationen und Grenzbe-reiche ohne Überforderung zumeistern!

"Am Strand", Julia B.

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Kap. 3

3.1 Allgemeine Anmerkungen- NachbereitungDer Spaß und die Freude an derFreizeit, die man zusammen mitbehinderten Menschen verbringt,sollte immer im Vordergrund stehen!!

3. Anmerkungen - allgemeiner Art und - zur Pressearbeit

Die Integration in bereits bestehende,unkomplizierte Veranstaltungen undTreffs ist wohl die einfachste undeffektivste Möglichkeit für die Einbin-dung dieser Mitmenschen.

Weitere Möglichkeiten für Gruppensind: Werkgruppen, Theatergruppen,Musikgruppen, Sing- und Tanzgrup-pen, Sportgruppen etc..

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- Wichtig ist, auf den Sprachge- brauch zu achten.

So ist es sinnvoll, von

geistig behinderten Menschen,Interessierten oder Teilnehmern

zu sprechen. Nichtbehinderte sindnicht die Normalen, sondern

nichtbehinderte Teilnehmer,Interessierte oder Begleiter!

- Bekanntmachen von regelmäßigen Treffen, wie Gruppenstunden oder ähnlichem, im Termin- oder Veran- staltungsteil der lokalen Presse

- Berichterstattung über durchge- führte Aktivitäten

3.2 Anmerkungen zur Pressearbeit

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Kap. 4

4. Ein Jugendleiterseminar als Motivations- veranstaltung

Vorschlag zu Themen und Ablauf einesWochenendseminars, das alsMotivations- und Startinitiative amAnfang des Projektes stehen sollte.

Freitagabend

- Vorstellungsrunde methodisch auf-bereitet z.B. Photomethode

- evtl. Diareihe über einen geistigbehinderten Menschen

Samstagvormittag

„Nähe und Distanz“

Anhand von einem Rollenspiel „rücken“ die Seminarleiter gleich zuBeginn den Teilnehmern auf die Pelle.

In Kleingruppen soll dann erörtertwerden:

- Wie ist es ihnen ergangen?

- Was soll das Ganze?

- Wie gehe ich damit um?

- Muß ich mir das gefallen lassen?

- Verändert sich bei Behinderten meine Toleranzgrenze?

- Wie ginge es mir, wenn Behinderte dies tun würden?

Ergebnisse im Plenum austauschen!

Samstagnachmittag

„Angst und Aggression“

In Rollenspielen werden verschiedeneSituationen, die einem im Umgang mitbehinderten Menschen passierenkönnen.

- „Der nette Behinderte“

- „Der lästige Behinderte“

- ein mongoloid Behinderter äußert mit aller Deutlichkeit seinen Willen und läßt sich auf nichts „Anderes“ ein; z.B. bleibt einfach auf der Straße sitzen und geht nicht mehr weiter.

- ein Behinderter „flippt“ aus

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Nach jedem Rollenspiel erfolgtunmittelbar danach ein

Reflektionsgespräch mit evtl.folgenden Fragen:

- Wie ist es ihnen ergangen, mit der Rolle, in dieser Situation?

- Erklärungen suchen, für diese Situation / Interpretationen

- Welche Emotionen waren da?

- Wie gehe ich mit einer solchen Situation um?

ZIEL: Verständnis für den behinder-ten Menschen ermöglichen undEigenkompetenz zur Lösung auf-zeigen.

Samstagabend

Film über geistig behinderteMenschen z.B. „Nirnormali“

Anschließend kurzes Gespräch

Bunter Abend

Sonntagvormittag

„Fragerunde“

- Rechtliches

- Behindertenspezifisches

Abschließend Reflektion desSeminars

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5. Anhang

Kap. 5

5.1 Literatur

- ”Frischling“ des Kreisjugendrings Ebersberg, Marienplatz 6 Rückgebäude, 85560 Ebersberg

- Dokumentation Behindertenarbeit ’92, BJR Obb.

- JRK-Forum ’92 BV Obb. Arbeitsgruppe Sozialarbeit im JRK

- Freizeit geistig Behinderter (Handbuch )

Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte e. V.

Bundeszentrale

Raiffeisenstr. 18

35043 Marburg (ISBN 3-88617-101-9)

(mit Fortbildungsveranstaltungen für Mitarbeiter und weiteren Literatur- empfehlungen)

- Behindertenarbeit in Jugendgruppen

Bundesvorstand der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg

Georg-Verlag, Neuss-Holzheim 1994

ISBN 3-927349-30-5

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5.2 Adressen

Bayerisches Rotes Kreuz in Ebersberg - Offene Behindertenarbeit -Haggenmillerstr. 9,85560 Ebersberg

sonstige BRK-Adressen, die OBA anbieten (über KV und BV)

Verfasserin: Heidrun Thomé ‚, Offene Behindertenarbeit", Kreisverband Ebersberg

Bayerisches Rotes KreuzPräsidiumReferat JugendrotkreuzHolbeinstr. 1181679 München

Die Zeichnungen auf den Seiten 8 und 12 sind von behinderten Kindern undJugendlichen aus dem Kreisverband Ebersberg.

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Überlegungen und BeispielevonHans Jurklies, Dipl.-Sozialpäd.(FH)Bildungs- und ErholungsstätteLangau

Vorbemerkung

Während der letzten Jahre hat in derOffenen Behindertenarbeit eine Ent-wicklung eingesetzt, die eine kontinu-ierliche und konsequente Fortbildungder ehrenamtlichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter immer notwendigererscheinen läßt.

So kommen z.B. zu Urlaubsmaß-nahmen, welche im Rahmen derUrlaubsangebote für geistig- oder kör-perbehinderte Jugendliche und Er-wachsene in der Bildungs- undErholungsstätte Langau durchgeführtwerden, immer schwerer behinderteTeilnehmerinnen und Teilnehmer.

Und diese Beobachtungen in derLangau sind kein Einzelphänomen;vielmehr ist diese Entwicklung bei fastallen Urlaubsangeboten und Freizeit-maßnahmen der unterschiedlichsten

Träger der Offenen Behindertenarbeitfestzustellen.

Das Aufgabenfeld für die Ehrenamtli-chen wird dadurch immer schwierigerund immer differenzierter.

Die Belastungen in psychischer undauch in pysischer Hinsicht nehmen zu.Andererseits beobachten wir, daß vieleEhrenamtliche sich in äußerst hohemMaße fordern bzw. überfordern lassen.

Diese beiden Faktoren machen eineständige Fortbildung und Begleitung vonehrenamtlichen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern zwingend notwendig.

5.3 Überlegungen

- zur Fortbildung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Offenen Behindertenarbeit -

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Deshalb versuchen wir ganz bewußtdie Methoden, mit welchen die Teilneh-merinnen und Teilnehmer in der Schu-le, im Studium konfrontiert sind, zu ver-meiden; mehr noch versuchen wir, alsKontrast einen Raum zu schaffen, inwelchem die Auseinandersetzung, dasLernen zunächst einmal Spaß macht.Entsprechend wird dann der methodi-sche Aufbau einer Veranstaltung fürEhrenamtliche in der Langau von fol-genden Überlegungen getragen:

- Frontalinformation wird vermieden

- Ausschließlich verbale Auseinan- dersetzungen auf der reinen Gesprächsebene sollen möglichst reduziert werden.

- Verbale Kommunikation unter- stützende Methoden (Rollenspiel, gewisse verbale und nonverbale Dialogformen, etc.) finden Anwen- dung.

- Das Verdeutlichen von Frage- und Problemstellungen durch die Zu- hilfenahme von unterstützenden Materialien (z.B. Ton oder Farben) und Medien (Video, Rollenspiel mit Puppen) muß angestrebt werden.

Erste Überlegung: Teilnehmerorientierte Methoden

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen undMitarbeiter der Offenen Behinderten-arbeit - nicht nur in der Bildungs- undErholungsstätte Langau - sind, bis aufwenige Ausnahmen, Schüler undStudenten.Beide Personengruppen sind im Rah-men ihrer Ausbildung überwiegend mitfolgendem Lernstil konfrontiert:

- Frontalunterricht für die Gesamt- klasse, wenig Gruppenarbeit

- Vorlesungen zumeist in Form von Referaten

- Im Unterricht muß der Schüler, der Student ein recht hohes Maß an schriftlichen Arbeiten erbringen.

- Die Auseinandersetzung mit Themen und Problemstellungen geschieht häufig oder ausschließlich auf der verbalen Ebene des Unterrichtsgespräches.

- Eine wirkliche Vielfalt an Methoden ist sehr oft nicht vorzufinden.

Wir müssen, wenn wir an einemWochenende eine Fortbildung fürEhrenamtliche anbieten, gewärtig sein,daß diese aus einer Woche Schule,Studium, oder auch Arbeit kommen unddie dort entstandenen Belastungen, diedort gelebten Anstrengungen mit inunsere Veranstaltung einbringen.

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che von den Ehrenamtlichen erfaßt underkannt werden, reagieren und auf ei-nen prozessualen Verlauf von Ver-anstaltungsreihen hinarbeiten.

Ein Beispiel: Als erster Baustein findetein Seminar statt, das im Grunde derProblemfindung dient, wie die in derAnlage beschriebene Veranstaltungvom 02.-04.03.1990. Über eine derarti-ge Problemfindung hinaus wurde beidiesem Seminar noch sehr stark das An-gebot des Hinterfragens der eigenenPerson, also damit das Angebot einerSelbsterfahrung gemacht. Die Veran-staltung war von der intensiven Ausein-andersetzung über das „Verhältnis vonBehinderten und Nichtbehinderten",also einer Auseinandersetzung mit Rolleund Rollenverhalten geprägt.

Diese Auseinandersetzung mit der ei-genen Rolle als Ehrenamtlicher im Ge-genüber zu dem behinderten Menschen,zu dem sich eine Beziehung entwickelt,würde ich als einen ersten Schritt zueiner Problemkonkretisierung bezeich-nen.

Ein Jahr später haben wir dann konkretein Thema formuliert: „Was hat helfenund sich helfen lassen mit Macht zutun?“Das Thema, welches bei der vorherge-henden Veranstaltung schon durch-klang, und seine Konkretisierung, dieProblematik wurde vom Thema her ver-dichtet und fortentwickelt, ein inhaltli-cher Prozess entstand.

Zum Ende dieser Fortbildung wurdevon den Teilnehmern der ganz konkre-

Zweite Überlegung: Fortbildungs-Kette mit zunehmenderProblemkonkretisierung

Mit einem aufbauenden System (Bau-kasten) von Fortbildungsveranstaltun-gen können die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter als Gruppe wie als einzel-ne behutsam in eine ehrenamtlicheTätigkeit hineinbegleitet werden.Darüberhinaus kann mit einem ent-sprechenden inhaltlichen Aufbau vonVeranstaltungsreihen eine kontinuier-liche und überprüfbare Hinführung zustärkerer eigenverantwortlicher Mitar-beit geschehen.

Der Ehrenamtliche bekommt die Ge-legenheit, seine Möglichkeiten undGrenzen auszuloten und sich schritt-weise weiterzuentwickeln. Zwischendem einen Fortbildungswochenendeund dem nächsten liegt in aller Regelein Einsatz als Mitarbeiter; somit brin-gen die Teilnehmer stets auch Erfah-rungen mit in die Fortbildung ein. DerHauptamtliche wird durch eine aufbau-ende Veranstaltungsreihe in die Lageversetzt, eine Entwicklung des Ehren-amtlichen zu erkennen, diese mit ihmzu besprechen und seine Arbeit mitihm konkret zu planen.

Mit einer Fortbildungsfolge unter demGesichtspunkt zunehmender Problem-konkretisierung haben wir bei den Ver-anstaltungen der Offenen Behinder-tenarbeit in der Langau sehr gute Er-fahrungen gemacht. Ein derartigerAnsatz ist flexibel, ich kann als Haupt-amtlicher auf Problemstellungen, wel-

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te Wunsch geäußert, im Rahmen einerFortbildung 1992 das Thema „Sexua-lität“ - auch zwischen Behindertenund Nichtbehinderten“ anzugehen.Wir werden uns auf diese Thematik auszwei Gründen einlassen: Zum einenwäre es mehr als unklug, wenn ein ent-stehendes Problembewußtsein bei eh-renamtlichen Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern bei dem Hauptamtlichen kei-ne Beachtung finden würde, und zumzweiten sehe ich in diesem Thema eineschlüssige inhaltliche Weiterführung imSinne der von mir gewollten „zuneh-menden Problemkonkretisierung“.

Diese Art der sich selbst entwickeln-den Folge von Inhalten der Fort-bildungsangebote führt meines Erach-tens dazu, daß die Ehrenamtlichen inzunehmendem Maße in die Lage ver-setzt werden, ihre Arbeit zu reflektie-ren, ihr Engagement zu hinterfragenund dadurch eigenverantwortlicher undselbstbestimmter zu arbeiten. Für einekontinuierliche Fortbildung scheint mirdies der einzig relevante Weg zu sein,da er die Ehrenamtlichen in zunehmen-dem Maße in die Entwicklung des Ge-samtprogrammes einbindet und dem-zufolge die Inhalte von ihnen selbstgewünscht und akzeptiert sind.Außerdem können wir nicht von denMitarbeiterinnen und Mitarbeitern ei-nerseits wünschen, daß sie in ihrer eh-renamtlichen Arbeit eigenverantwort-lich handeln und diese inhaltlich selbstfortschreiben, und andererseits die In-halte von Fortbildungen ohne ihre Be-teiligung bestimmen.Darüberhinaus gilt es meines Erach-tens als gesichert, daß sich ein part-nerschaftliches Verhalten zwischen

dem Hauptamtlichen und Ehrenamtli-chen in dessen eigener Praxis, in des-sen eigenem Umgehen mit einzelnenund Gruppen eher fortsetzt als jede"graue Theorie“.

Dritte Überlegung:Offene Lernziele oder „der Wegist das Ziel“

Wenn ich das bisher Gesagte zu-grundelege, kann ich ein Lernziel fürunsere Veranstaltungen nicht in kon-kret festlegbaren „Seminarergeb-nissen“ formulieren.Anders als die Schule, können wir esuns aber auch leisten, auf konkret vor-her definierbare Ergebnisse weitge-hend zu verzichten und stattdesseneher Richtungen aufzuzeigen, in die wiruns gemeinsam auf den Weg machenkönnen, ohne daß am Anfang klar seinmuß, wohin wir gelangen werden bzw.müssen.Bei unseren Fortbildungen müssen wirdavon ausgehen, daß wir immer nureinen relativ kurzen (Wochenende),wenn auch intensiv nutzbaren Zeitraumzur Verfügung haben. Darüberhinausstellen sich die Themenbereiche meistals äußerst komplex und vielschichtigdar. Demzufolge werden wir bei unse-ren Veranstaltungen auch „nie fertig“.

Aussagen von Ehrenamtlichen „jetztkönnten wir erst richtig anfangen“, „dieZeit war wieder mal zu kurz“, bestäti-gen dies immer wieder.

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sich für die inhaltliche Planung zu inter-essieren, sie in hohem Maße mitzube-stimmen.

In der Langau ist dann ein Vorberei-tungskreis, in der Regel bestehend ausEhren- und Hauptamtlichen, mit dermethodischen Aufbereitung der jeweilsvorzubereitenden Veranstaltung befaßt.

Vierte Überlegung:Mehr kommunikative als medi-zinische Themen

Die wesentlichen Probleme, welcheEhrenamtliche in ihrer Arbeit haben,bestehen nicht darin, daß sie zu wenigInformation über Behinderungsarten,Ursachen und Kompensations-, bzw.Therapiemöglichkeiten haben. Dieswird zwar anfänglich immer wieder ge-äußert, jedoch stellt sich oft heraus, daßdie eigentlichen Fragen sich in viel stär-kerem Maße auf das Zusammensein mitbehinderten Menschen, auf die zwi-schenmenschliche Begegnung und ihrebesondere Ausprägung beziehen.

Es werden Fragen geäußert wie:

- Was dürfen Behinderte von mir erwarten?

- Welche Rolle muß ich als Ehrenamt-licher übernehmen?

- Was muß ich mir alles gefallenlassen?

- Wann und wie darf ich nein sagen?

Darum haben wir aufgehört, Lernzieleergebnisorientiert zu formulieren. Vielmehr zielen wir darauf, Probleme zuerfassen, zu definieren, Lösungsmög-lichkeiten anzudenken und den Ehren-amtlichen ganz bewußt etwas „mitnach Hause“ zu geben, an dem sieweiterarbeiten, mit dem sie sich wei-ter beschäftigen können und müssen.

Die Entwicklung der Mitarbeiterin, desMitarbeiters findet nicht ausschließlichauf dem Seminar statt, sie setzt sichzuhause fort; das, was sie auf der Fort-bildung für sich erarbeitet haben, in-teressiert sie so sehr, daß sie zuhausedaran weiterarbeiten.

Uns müssen Ehrenamtliche, „die et-was zum knabbern mitnehmen“, liebersein als Ehrenamtliche die mit demGefühl nach Hause fahren, daß sie eswissen.

Eine Fortbildungsreihe bringt ein sehrhohes Maß an Entwicklung für die Eh-renamtlichen mit sich, denn sie kom-men sehr häufig zu einer Veranstal-tung mit weiterbearbeiteten, weiter-gedachten Inhalten der letzten Fort-bildung. Sie kommen aber auch mitneuen Fragen. Und dies trifft dann zu-sammen mit der Konkretisierung undWeiterführung des letzten Themas.

Hier schließt sich der Kreis: Die Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter könnenden Zusammenhang erkennen undsind motiviert weiterzumachen, weiter-zudenken.Dies bedeutet auch, daß die Ehren-amtlichen die Bereitschaft entwickeln,

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- soll ich der Behinderten Hüter sein?

- In welchem Umfang darf ich mich zurücknehmen (abseilen)?

Für uns hat es sich als gut und richtigerwiesen, dem Arbeiten an derartigenzwischenmenschlichen Fragestel-lungen den Vorrang einzuräumen, dadies die Gestaltung von Beziehun-gen zwischen behinderten und nicht-behinderten Menschen direkt beein-flußt.

Darüberhinaus wirken wir intensiv dar-auf hin, daß die Fragen nach Ursa-chen und Erscheinungsformen vonBehinderung zumindest bei Freizei-ten für Körperbehinderte direkt imGespräch zwischen den Behindertenund Nichtbehinderten besprochenwerden, weil nicht zuletzt der behin-derte Mensch selbst dafür die besteKompetenz besitzt. Außerdem nähmenwir, so denke ich, ein wichtiges Momentan Möglichkeit zur Kommunikation weg,wenn wir zu derartigen FragestellungenInformationsveranstaltungen anböten.

Bei Freizeiten für geistig- und mehr-fachbehinderte Jugendliche und Er-wachsene ist das Team der Mitarbeitermeines Erachtens das Forum, in wel-chem behindertenspezifische Fragenund Probleme behandelt werden kön-nen. Meine Erfahrung ist auch, daß dasProblembewußtsein für behin-dertenspezifische Fragestellungendurch die direkte Begegnung mit dembehinderten Menschen besser reift,

und daß dann die behinderten-spezifischen Fragen von den Ehren-amtlichen ganz anders angenommenund bearbeitet werden können.

Natürlich haben bei unseren Fortbil-dungen auch Fragen der pflegerischenVersorgung, Fragen des Umganges mitverschiedenen Krankheiten und Behin-derungen (z.B. Anfallsleiden) oderrechtliche Probleme ihren Platz undwerden behandelt.Wir haben es uns in der Langau ange-wöhnt, für solche, zwar sehr wichtigen,doch sehr auf Information abgestellteThemen, entsprechende Fachleuteeinzuladen, da diese auf Grund ihrerinhaltlichen Kompetenz auch mehr ver-mitteln können als ich.

Eine Krankenpflegerin, ein Kranken-pfleger weiß halt nun mal mehr undbesser über die Grundpflege Bescheid.

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Freizeitaktivitätam / vom bis

Anschrift/Haus

Aktivität

Name

Adresse

Geburtsdatum :

Krankenkasse :

benötigte Medikamente: morgens mittags abends

Besteht die Gefahr von Anfällen ? 0 ja 0 nein

in welcher Form?

sonstige wichtige Hinweise:

Einverständniserklärung

Ich bin/wir sind damit einverstanden, daß mein/e Tochter/Sohn .....................an der Feizeitaktivität/ Ferienfreizeit teilnimmt.

Ich gebe/ Wir geben die Zustimmung für evtl. notwendige ärztliche Behandlungs-maßnahmen (u.U. operative Eingriffe), die durch Unfälle bzw. Notfälle währenddieser Zeit unvermeidlich sind.

.........................................Datum, Unterschrift