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Fotos: gettyimages | ewg3D, Jemal Countess, Marko Blazevic / EyeEm Michael Koch, Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg D er Strom aus der Steckdose stammt aus unter- schiedlichen Quellen: Windkraft, Sonne, Erd- gas, Atomkraft und vor allem Kohle. Insbeson- dere Braunkohle hat Vorteile: Es gibt davon eine Menge in Deutschland, sodass wir nicht auf die Lieferung an- derer Staaten angewiesen sind. Und weil sie relativ leicht abzubauen ist, ist der Strom aus Kohle günstig. Es gibt aber auch einen riesigen Nachteil: Beim Verfeuern entstehen große Mengen Kohlenstoffdioxid (CO 2 ), die maßgeblich zum Klimawandel beitragen. Da Deutsch- land den international vereinbarten Klimaschutzzielen hinterherhinkt, soll nun mittelfristig Schluss sein mit der Kohlenutzung. Doch das ist gar nicht so einfach, denn es stehen sich sehr unterschiedliche Interessen gegenüber. Um- weltschützer fordern einen schnellen Ausstieg, und auch viele Schüler gehen bei den „Friday-for-Future“- Demos für eine Klimapolitik ohne Kohle auf die Straße. Auf der anderen Seite stehen die Kraftwerksbetreiber, deren Beschäftigte sowie die Regierungen der Bundes- länder, in denen der Kohleabbau eine wichtige wirt- schaftliche Rolle spielt. Das sind Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zudem fürchten viele Unternehmen, dass sie künftig viel mehr für Strom zahlen müssen. Das würde ihre Position im internationalen Wettbewerb gefährden. Die Bundesregierung hat daher im Juni 2018 eine Kohlekommission mit Vertretern aller Interessengrup- pen eingerichtet. Im Januar hat diese ihre Vorschläge präsentiert: einen schrittweisen Ausstieg bis spätestens 2038, wobei bereits 2022 die meisten Kraftwerke stillge- legt sein sollen. Die kohleabbauenden Bundesländer sollen vom Staat 40 Milliarden Euro Hilfe erhalten, um die Wirtschaft vor Ort neu zu strukturieren – andere Branchen müssen sich ansiedeln, die die wegfallenden Jobs ersetzen. Auch eine Entschädigung für die Energie- unternehmen ist vorgesehen. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Den ei- nen dauert es zu lange, den anderen ist der Kompro- miss zu teuer. Nun muss die Politik entscheiden. Politik, Wirtschaft und Umweltverbände diskutieren gerade viel über Kohlekraftwerke. Selbst Schüler demonstrieren. Warum eigentlich? Jetzt geht’s um Kohle newcomer Meine Wirtschaftszeitung #53 03–04 | 2019 handelsblattmachtschule.de/newcomer wird unterstützt von: Wir haben ein großes Fachkräfteproblem. Der Pflegeberuf muss attraktiver werden. Angela Merkel, Bundeskanzlerin › 6 Finanzwelt Klassische Banken bekommen starke Konkurrenz. › 2/3 Superfood Chia, Goji & Co. erobern die Supermärkte. Sind die Lebens- mittel wirklich super? › 5 Gregor Hochmuth Der Instagram- Mitentwickler gilt als Star im Silicon Valley. › 4 BIST DU DER HERO OF TOMORROW? Wir möchten gesellschaftliches Engagement stärker hervor- heben und loben den Award „Hero of Tomorrow“ aus. Bis zum 26. Mai 2019 könnt ihr euch online bewerben: › hero-of-tomorrow.com

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Michael Koch, Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

Der Strom aus der Steckdose stammt aus unter-

schiedlichen Quellen: Windkraft, Sonne, Erd-

gas, Atomkraft und vor allem Kohle. Insbeson-

dere Braunkohle hat Vorteile: Es gibt davon eine Menge

in Deutschland, sodass wir nicht auf die Lieferung an-

derer Staaten angewiesen sind. Und weil sie relativ

leicht abzubauen ist, ist der Strom aus Kohle günstig. Es

gibt aber auch einen riesigen Nachteil: Beim Verfeuern

entstehen große Mengen Kohlenstoff dioxid (CO2), die

maßgeblich zum Klimawandel beitragen. Da Deutsch-

land den international vereinbarten Klimaschutzzielen

hinterherhinkt, soll nun mittelfristig Schluss sein mit

der Kohlenutzung.

Doch das ist gar nicht so einfach, denn es stehen

sich sehr unterschiedliche Interessen gegenüber. Um-

weltschützer fordern einen schnellen Ausstieg, und

auch viele Schüler gehen bei den „Friday-for-Future“-

Demos für eine Klimapolitik ohne Kohle auf die Straße.

Auf der anderen Seite stehen die Kraftwerksbetreiber,

deren Beschäftigte sowie die Regierungen der Bundes-

länder, in denen der Kohleabbau eine wichtige wirt-

schaftliche Rolle spielt. Das sind Nordrhein-Westfalen,

Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zudem

fürchten viele Unternehmen, dass sie künftig viel mehr

für Strom zahlen müssen. Das würde ihre Position im

internationalen Wettbewerb gefährden.

Die Bundesregierung hat daher im Juni 2018 eine

Kohlekommission mit Vertretern aller Interessengrup-

pen eingerichtet. Im Januar hat diese ihre Vorschläge

präsentiert: einen schrittweisen Ausstieg bis spätestens

2038, wobei bereits 2022 die meisten Kraftwerke stillge-

legt sein sollen. Die kohleabbauenden Bundesländer

sollen vom Staat 40 Milliarden Euro Hilfe erhalten, um

die Wirtschaft vor Ort neu zu strukturieren – andere

Branchen müssen sich ansiedeln, die die wegfallenden

Jobs ersetzen. Auch eine Entschädigung für die Energie-

unternehmen ist vorgesehen.

Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Den ei-

nen dauert es zu lange, den anderen ist der Kompro-

miss zu teuer. Nun muss die Politik entscheiden.

Politik, Wirtschaft und Umweltverbände diskutieren gerade viel über Kohlekraftwerke. Selbst Schüler demonstrieren. Warum eigentlich?

Jetzt geht’s um Kohle

newcomerM e i n e W i r t s c h a f t s z e i t u n g

#5303–04 | 2019

handelsblattmachtschule.de/newcomer

wird unterstützt von:

Wir haben ein großes

Fachkräfteproblem.

Der Pflegeberuf muss

attraktiver werden.

Angela Merkel, Bundeskanzlerin › 6

FinanzweltKlassische Banken bekommen

starke Konkurrenz. › 2/3

SuperfoodChia, Goji & Co. erobern die

Supermärkte. Sind die Lebens-

mittel wirklich super? › 5

Gregor HochmuthDer Instagram-

Mitentwickler

gilt als Star im

Silicon Valley. › 4

BIST DU DER HERO OF TOMORROW?Wir möchten gesellschaftliches Engagement stärker hervor-heben und loben den Award „Hero of Tomorrow“aus. Bis zum 26. Mai 2019könnt ihr euch online bewerben:

› hero-of-tomorrow.com

starke Konkurrenz. › 2/3

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Frank M. Drost, Handelsblatt Berlin

Früher buhlten nur die privaten Banken,

Genossenschaftsbanken (› handels-

blattmachtschule.de/spickzettel) und

Sparkassen untereinander um die Gunst des

Kunden. Wer ein Konto eröffnen, einen Kredit

aufnehmen, Geld sparen, anlegen oder überwei-

sen wollte, ging wie selbstverständlich zum Bei-

spiel zur Sparkasse, Volks- oder Commerzbank.

Mit der Digitalisierung sind nun aber plötzlich

völlig neue Konkurrenten aufgetaucht. Die Bera-

tungsgesellschaft Accenture geht davon aus, dass

Tech-Unternehmen die traditionellen Banken

künftig ein Drittel des gesamten Wachstums in

Europa kosten werden.

Dabei stellen die großen US-Internetunter-

nehmen Google, Apple, Amazon und Facebook

aktuell die größte Bedrohung für die klassischen

Kreditinstitute dar. Verstärkt bieten diese seit ge-

raumer Zeit eigene Finanzdienstleistungen an –

vor allem Möglichkeiten, im Alltag zu bezahlen.

Zwar fristet Mobile Payment, also die Bezahlung

per mobilem Endgerät, in Deutschland noch ein

Schattendasein. Doch nachdem 2018 Google Pay

und Apple Pay auch hierzulande auf den Markt

gekommen sind, könnte sich das ändern.

Die Bezahldaten sind für die Internetkonzer-

ne Gold wert. Wenn sie diese mit all den anderen

Informationen verknüpfen, die sie über ihre Kun-

den besitzen, können sie sehr treffsichere Pro-

gnosen über aktuelle und künftige Nutzerbedürf-

nisse erstellen und ihre Dienste noch besser auf

die Kunden zuschneiden. Mehr und mehr könn-

ten die Banken dadurch abgehängt werden. Ganz

konkret besteht die Gefahr, dass die Kreditins-

titute künftig nur noch die Infrastruktur für Fi-

nanzgeschäfte liefern, den direkten Kontakt zu

den Kunden aber komplett verlieren. „Banking

without Banks“ – so beschreiben Experten die

mögliche Entwicklung.

Schon einmal hat die Kreditwirtschaft einen

wichtigen Trend beim Zahlungsverkehr ver-

schlafen. Deshalb konnte sich das Online-Be-

zahlsystem des US-Unternehmens Paypal in

Deutschland so gut durchsetzen. Zwar bevorzu-

gen die Bundesbürger beim Online-Shopping

noch immer den Kauf per Rechnung oder Last-

2 Handelsblatt-Thema

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Wer ein Konto eröffnen oder Geld überweisen will, geht zur Bank. Klingt logisch – ist aber längst nicht mehr normal. Denn Internetfirmen machen Kreditinstituten ziemlich Konkurrenz.

Frankfurt am Main: Hier haben viele Unternehmenszentralen großer Banken ihren Sitz.

Berufsbild

Banker Es geht um Geld

Wiebke Schmitz, Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

In einer Bank gibt es viele Berufe.

Während die klassischen Bank-

kaufleute ihre Kunden in Sachen

Konten oder Kredite beraten,

spezialisieren sich Kaufleute für

Versicherungen und Finanzen im

Bereich Risikoabsicherung oder

Altersvorsorge. Auch Ausbildun-

gen zu Investmentkaufleuten, die

sich vor allem mit Geldanlagen

über Fonds (› handelsblattmacht-

schule.de/spickzettel) beschäfti-

gen, oder im Büromanagement

sind möglich. Alle Ausbildungen

dauern drei Jahre und setzen min-

destens die mittlere Reife voraus.

Gute Noten in Deutsch und Mathe

sowie Interesse für wirtschafts-

und finanzpolitische Themen sind

ein Vorteil.

Gerade weil sich in der Banken-

branche derzeit einiges verändert,

ist es zudem sehr wichtig, dass

ihr euch nach der Ausbildung

weiterbildet und spezialisiert. Es

gibt etwa Zusatzqualifikationen

zum Finanzassistenten, Bankfach-

wirt oder -betriebswirt. Auch ein

aufbauendes Studium in Betriebs-

oder Volkswirtschaftslehre (BWL

oder VWL) ist denkbar – das kann

präzise auf die Bankenbranche

ausgerichtet werden.

Mehr Infos unter: › berufenet.de/arbeitsagentur

Beim Online-Banking weiß ich ja gar nicht, was mit mei-

nen Daten gemacht wird.

Ida Stubbe, Jahrgang 9 SCHÜLERREDAKTION

App geht die Bank

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Dieter Fockenbrock, Handelsblatt Düsseldorf

Es ist noch gar nicht

so lange her, da gab es

beinahe an jeder größe-

ren Straßenkreuzung eine

Bankfi liale. Oft sogar zwei

oder drei, denn sowohl

Postbank als auch Spar-

kassen oder Volksbanken

wollten ihren Kunden ja

die Möglichkeit bieten,

Geld abzuholen oder

Überweisungsformulare

auszufüllen.

Heute machen sich an

denselben Stellen Fitness-

studios oder Bäckereien

breit, die Bankfi lialen ver-

schwinden (siehe unten).

Mit etwas Glück gibt es an

der Kreuzung noch einen

Bankautomaten. Deutli-

cher kann der Wandel in

der Bankenbranche nicht

sichtbar sein.

Es ist auch noch gar nicht

so lange her, da wäre

nie mand auf die Idee

ge kommen, Aktien zu

kaufen oder einen Kredit

aufzunehmen, ohne zuvor

ein Gespräch mit seinem

persönlichen Bankberater

geführt zu haben. Son-

dern einfach so – online

oder per App. Geld war

Vertrauenssache.

Seit gut einem Jahrzehnt

ist das anders. Damals

steuerten Banken die

Weltwirtschaft mit hoch

riskanten Geschäften

in die schlimmste Fi-

nanzkrise seit langer

Zeit. Das Vertrauen in

die Banken war dahin.

Der Staat reagierte mit

strengeren Gesetzen zur

Überwachung. Doch für

viele Kunden macht es

seitdem keinen großen

Unterschied mehr, ob der

Finanzberater einem die

Hand gibt oder nur noch

digital erreichbar ist.

Ob Bankgeschäfte nun

sicherer sind? Das wiede-

rum wissen wir wohl erst

mit der nächsten Wirt-

schaftskrise.

Vertrauens-fragen

Kommentar

schrift (siehe Spick-

zettel). Aber schon

an dritter Stelle

kommt Pay pal. In-

zwischen haben die deutschen Banken mit

Paydirekt zwar ein eigenes Bezahlsystem entwickelt. Das

kommt aber nicht so gut bei den Kunden an wie die US-Variante.

Mehr auf Zack war Wirecard. Dieses Unternehmen aus

Deutschland bietet seinen Kunden ebenfalls Möglichkeiten,

Bezahlungen elektronisch oder mit Kreditkarten abzuwickeln.

Das macht es off enbar recht erfolgreich. Immerhin löste der

Konzern kürzlich die traditionelle Commerzbank im Aktienin-

dex Dax ab. Der Dax umfasst die 30 größten und fi nanzstärks-

ten börsennotierten Aktiengesellschaften Deutschlands.

Neue Konkurrenz bekommen Banken darüber hinaus

von jungen Finanztechnologieunternehmen (Fintechs).

Mehrere Hundert wurden in den vergangenen Jahren in

Deutschland gegründet. Sie entwickeln vorzugsweise Dienst-

leistungen für die Nischen des großen weiten Finanzge-

schäfts. So bieten etwa Weltsparen.de und Deposit Solutions

die Möglichkeit, Geld bei ausländischen Partnerbanken an-

zulegen. Und sogenannte Robo-Advisor (ein Kunstwort aus

Robot und Advisor = Roboter und Berater) erledigen auf di-

gitaler Basis die Arbeit eines Finanzberaters: Sie legen Geld

an und verwalten Vermögen.

Gerade weil sie nur Nischen bedienen und eher kleine Un-

ternehmen sind, kooperieren viele Fintechs mit großen Ban-

ken, um ihre Dienstleistungen an den Kunden zu bringen. Es

gibt aber auch Start-ups, die auf Konfrontation setzen und

sich eine eigene Banklizenz besorgt haben. Diese benötigen

sie, wenn sie in Deutschland Bankgeschäfte betreiben möch-

ten. Ein Beispiel ist die Bank N26, deren Kunden all ihre Bank-

geschäfte per Smartphone-App abwickeln können. Dass viele

darin die Zukunft sehen, zeigt der Unternehmenswert des

Fintechs: stolze 2,4 Milliarden Euro.

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Frankfurt am Main: Hier haben viele Unternehmenszentralen großer Banken ihren Sitz.

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30 126

44 100

Zahl der Bankfilialen in Deutschland

Quelle: Bundesbank

Starker Rückgang

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40 000

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20 000

10 000

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(siehe Spick-

zettel). Aber schon

an dritter Stelle

kommt Pay pal. In-

zwischen haben die deutschen Banken mit

Paydirekt zwar ein eigenes Bezahlsystem entwickelt. Das

Lastschrift: Wenn der Käufer dem Verkäufer bei Bestellungen im Internet oder den monatlichen Zahlungen des Handyvertrags seine Kontodaten mit-teilt und zustimmt, dass der Verkäufer den Geldbetrag von seinem Konto abbuchen kann, spricht man von einer Lastschrift. Um eine Überweisung han delt es sich dagegen, wenn der Käufer die Zahlung zum Beispiel über sein Online-Banking oder in einer Bank unmittelbar selbst veranlasst. › handelsblattmachtschule.de/newcomer/spickzettel

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Wiebke Ammen, Institut für Öko nomische Bildung Oldenburg

Am 9. März 1959 präsentierte Mattel auf der Spielwarenmesse in New York eine Puppenneuheit: Barbie hieß die

schlanke Blondine. Für das US-amerikanische Unternehmen wurde sie zum Kassenschlager. Kaum ein Kinderzimmer kam noch ohne die Dame aus. Schon bald erschuf Mattel einen ganzen Barbie-Kosmos: Barbie als Ärztin oder Fußballerin, ein Haus für Barbie, ein Auto, Out-fi ts und Freund Ken.

Doch seit ein paar Jahren zeigen sich gewisse Alterserscheinungen. Der 60-Jährigen wach-sen zwar keine grauen Haare, aber die Ver-kaufszahlen gingen zurück. Zum einen hat die gesamte traditionelle Spielzeugbranche mit der neuen digitalen Konkurrenz zu kämpfen. Speziell Mattel musste zum anderen auch Kritik einstecken: Barbie vermittele ein ein-seitiges und bedenkliches Schönheitsideal.

Das Unternehmen hat reagiert. Seit 2016 steht die Barbiepuppe mit verschiedenen Hautfarben, kleiner und (etwas!) fülliger in

den Regalen. 2018 kam zudem die Serie „Ins-piring Women“ (inspirierende Frauen) auf den Markt – Barbie-Abbilder von starken Frau-en wie Olympiasiegerinnen, Künstlerinnen oder Aktivistinnen.

Zuletzt stiegen die Verkaufszahlen tatsäch-lich wieder. Weiteren Anschub soll jetzt ein Kinofi lm bringen – der erste Barbiestreifen mit echten Personen. Hollywoodstar Margot Robbie übernimmt die Titelrolle. Wann der Film in die Kinos kommt, steht aber noch nicht fest.

Beate Faulborn, Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

Gregor Hochmuth gilt als einer der wenigen

deutschen Stars im US-amerikanischen IT-

und Hightech-Geschäft. Schon mit Ende 20

war der heute 35-jährige Programmierer

mehrfacher Millionär. Der Berliner hat unter

anderem Instagram mit aufgebaut.

Als Grex, wie er in den USA von Freunden und

Kollegen genannt wird, 13 Jahre alt war, zogen

seine Eltern mit ihm nach Kalifornien. Seine

Mutter hatte hier eine Stelle als Gastprofessorin

für Filmgeschichte angenommen. Grex machte

sein Abitur in den USA und studierte an der

Elite-Universität Stanford Informatik.

Nach seinem Studium bekam er erst einen

Job als Produktentwickler bei Google und ging

von dort aus zu Instagram. Als Facebook die

Foto- und Video-Plattform 2012 für eine Milliar-

de US-Dollar kaufte, war Hochmuth gerade erst

ein paar Monate dort beschäftigt. Da er aber

auch fi nanziell an Instagram beteiligt war, be-

kam er trotz der kurzen Zeit einen beträchtli-

chen Anteil aus dieser Übernahme ausgezahlt.

Kurz nach der Übernahme kündigte Grex bei

Facebook und zog nach New York. Von dort aus

entwickelt er nun die nächsten innovativen

Apps. Seine neuste Idee heißt Dreams. Mit der

App können die Nutzer digitales Fernsehen über

ihr Smartphone bequem im Hochformat sehen.

Trotz seines großen Erfolgs möchte Grex

kein Aufsehen um seine Person machen. Er gibt

nur wenige Interviews, seinen Facebook-Ac-

count hat er gelöscht und es existiert noch

nicht einmal ein Wikipedia-Eintrag über ihn.

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In diesem Jahr feiert die wohl berühmteste Puppe der Welt ihren 60. Geburtstag. Sie hat einiges erlebt.

Happy Birthday, Barbie

Ich würde aktuell noch das Risiko scheuen, mich selbst-

ständig zu machen.

Paul Weißer, Jahrgang 9SCHÜLERREDAKTION

Gregor Hochmuth

chen Anteil aus dieser Übernahme ausgezahlt.

Facebook und zog nach New York. Von dort aus

entwickelt er nun die nächsten innovativen

Apps. Seine neuste Idee heißt Dreams. Mit der

Star- Programmierer

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Unternehmen & Märkte 5

Corinna Nohn, Handelsblatt Düsseldorf

Der Appetit der Deutschen lässt sich wohl am besten auf den Gängen deutscher Su-

permärkte ergründen. Dort hat sich irgendwann die Biokost vom unters-ten Fach auf ganze Regalzeilen aus-gebreitet. Dann haben vegetarische und vegane Kost eine Ecke erobert. Zuletzt hielten Goji sowie Açaíbeere und Matcha-Tee Einzug – sogenannte Superfoods. Mittlerweile sind sie, um

im Sprachbild zu bleiben, in aller Mun-

de, jene meist exotischen Beeren, Ker-

ne und Extrakte, die im besten Fall

gleichzeitig fi t, schlank und schön ma-

chen sollen.

Etwa vor vier Jahren tauchten die

Superfoods in der breiten öff entlichen

Wahrnehmung auf – ausgehend von

den USA. Dank sozialer Medien ver-

breitete sich die Kunde von den ver-

meintlichen Alleskönnern schnell.

Und so fanden sie auch ihren Platz in

den Speiseplänen vieler Deutscher.

Der Umsatz mit den sieben beliebtes-

ten Superfood-Produkten (unter ande-

rem Chia-Samen, Quinoa und Matcha-

Tee) betrug 2015 hierzulande noch

etwa 25 Millionen Euro – zwei Jahre

später waren es schon fast 50 Mil-

lionen. Laut einer Analyse des Markt-

forschungsunternehmens Mintel kam

zwischen Juli 2016 und Juni 2017 fast

jedes zehnte neu als Superfood einge-

führte Produkt auch in Deutschland

auf den Markt.

Für Superfoods greifen die Deut-

schen auch tiefer in die Tasche. So kos-

tet ein Kilo Chia-Samen um die zehn

Euro, geschrotetes Bio-Leinsamen –

eine heimische Alternative – wäre da-

gegen schon ab 3,50 Euro zu haben.

Da lohnt sich doch mal ein Blick

auf den Nährwert von Chia- und

Leinsamen: Bei Energie-, Protein-

und Ballaststoff gehalt sind ihre Da-

ten ganz ähnlich.

Chia hat aber ei-

nen noch höheren

Kalziumwert als

sein Konkurrent.

Ob es dafür aber

angesichts der

langen Trans-

portwege (Chia

kommt aus Zen-

t r a l a m e r i k a )

und hohen Kilo-

preise nicht sinn-

voller wäre, Lein-

samen ins Müsli zu kippen? Für

Marketingexperten dürfte die Ant-

wort klar sein. Nein! Sie haben mit

der Superfood-Story schließlich ein

völlig neues Marktsegment erschaf-

fen, mit dem sich noch einiges ver-

dienen lässt. Solange der Superfood-

Trend anhält, dürften Verbraucher

Leinsamen und Co. daher eher im

unteren Supermarktregal fi nden. Fo

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Goji-Beere, Ingwer und Co. erobern die Märkte und sollen ultragesund sein. Was ist da dran?

Melanie Rübartsch, Handelsblatt Düsseldorf

Ist Superfood wirklich super?

Viele Superfoods weisen einen hohen Gehalt an

gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen auf. Daher

können sie den Speiseplan durchaus bereichern.

Wirklich wissenschaftlich nachgewiesene „Super-

kräfte“ besitzen sie aber nicht. Bei einigen dieser

Lebensmittel gibt es darüber hinaus festgelegte

Tageshöchstmengen, die auf den Produkten auf-

geführt sein müssen und auch eingehalten werden

sollten. Daher ist die mögliche Zufuhr an wertvol-

len Inhalten, mit der sie beworben werden, häufi g

gar nicht mehr so hoch.

Quinoa, Chia und Co. müssen oft lange Strecken

bis nach Deutschland zurücklegen. Gibt es nicht

auch heimische Alternativen?

Für fast alle Superfoods gibt es Pfl anzen, die eine

ähnliche Nährstoffzusammensetzung auf-

weisen, aber eine bessere Ökobilanz haben.

Statt Amaranth und Quinoa kann man zum

Beispiel Hirse oder Mais verwenden, statt

Chia-Samen geschrotete Leinsamen oder

Nüsse. Anstelle von Goji-Beeren kann man zu

Schwarzen Johannisbeeren oder Hagebutten

greifen und Granatapfel lässt sich durch Him-

beeren oder Erdbeeren ersetzen.

Worauf sollten Verbraucher allgemein ach-

ten, wenn sie Superfoods kaufen?

Aufgrund der langen Transportwege müssen

Superfoods meist haltbar gemacht werden. Dafür

werden häufi g chemische Substanzen verwendet.

Fertigprodukte würde ich eher meiden, weil sie oft

nur einen Bruchteil des beworbenen Superfoods

enthalten. Exotische Lebensmittel bergen darüber

hinaus ein gewisses Risiko, bisher unbekannte Aller-

gien auszulösen, und es kann auch zu Wechselwir-

kungen mit Medikamenten kommen.

› Langversion des Interviews: handelsblattmachtschule.de/newcomer

Die Haushalts- und Ernährungs-wissenschaftlerin (Ökotrophologin) arbeitet bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Silke Reste meyer

Fragen an …

Reste meyer

Alle Schülerkarikaturen im Netz:› handelsblattmachtschule.de/schuelerkarikaturen

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6 Handelsblatt erklärt den Fachkräftemangel in der Pf lege

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6 Handelsblatt erklärt den Fachkräftemangel in der Pf lege

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Simone Malz, Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

Fehlen Fachkräfte in einem Unter-

nehmen, müssen die Mitarbeiter,

die da sind, mehr arbeiten. Einige

Aufgaben bleiben vielleicht sogar

ganz liegen. Das gilt auch für die

Pfl egebranche, in der gerade viele

offene Stellen unbesetzt sind. Die

Leidtragenden sind zum einen na-

türlich die pfl egebedürftigen Men-

schen. Zum anderen aber auch die

Pfl egenden, deren Arbeitsbelas-

tung dadurch steigt – oft sogar

ganz extrem.

Der Personalmangel wird sich in

Zukunft verschärfen, weil die Zahl

der Pfl egebedürftigen aufgrund

der Entwicklung der Altersstruk-

tur in Deutschland steigt: Wir wer-

den immer älter. Experten haben

berechnet, dass 2035 über vier

Millionen Menschen auf Pfl ege an-

gewiesen sind – heute liegt die

Zahl bei etwa 3,4 Millionen.

Warum fehlen so viele Kräfte?

Das ist im Wesentlichen auf zwei

Gründe zurückzuführen. Zunächst

wurden lange zu wenige Stellen in

Altenheimen und Krankenhäusern

geschaffen, obwohl die Zahl der

Patienten stieg. Viel gravierender

ist jedoch, dass sich nur wenige

junge Menschen für den Ausbil-

dungsberuf entscheiden. Zugleich

steigen viele Fachkräfte aus dem

Job aus. Die psychischen Belas-

tungen und die körperlichen An-

forderungen durch schweres He-

ben und Schichtdienste sind

enorm, die Bezahlung ist dage-

gen vergleichsweise schlecht. Das

macht den Beruf nicht gerade at-

traktiv.

Gibt es eine Lösung?

Die Politik will an mehreren Punk-

ten ansetzen. So sollen beispiels-

weise die Bezahlung verbessert

und ein fl ächendeckender Tarif-

lohn (siehe Spickzettel) einge-

führt werden. Zudem wird das

Schulgeld, das viele Pfl egeschüler

bislang für ihre Ausbildung zahlen

mussten, Anfang 2020 abge-

schafft. Stattdessen sollen die

Nachwuchskräfte eine Vergütung

erhalten. Um die Arbeitsbedin-

gungen zu verbessern, soll künftig

unter anderem in bestimmten Ab-

teilungen eines Krankenhauses

immer eine Mindestzahl an Pfl ege-

kräften da sein.

Die größte Herausforderung bei all

diesen Plänen ist ihre Finanzie-

rung. Daher bleibt abzuwarten,

was umgesetzt werden kann.

Was bedeutet das?

Der Pfl egenotstand weitet sich ausNeue Zahlen zeigen: Der Fachkräftemangel hat sich im vergangenen Jahr verschärft. Gesundheitsminister Jens Spahn hat neue Pläne, gegen die Personalnot vorzugehen.Auszug aus einem Handelsblatt-Artikel vom 08.01.2019

[…] Neue Zahlen der Bundesagentur für

Arbeit (BA) zeigen, dass 2018 bundes-

weit knapp 40 000 Pfl egestellen unbe-

setzt waren. […]

„Die Personalprobleme in der Pfl ege neh-

men zu, obwohl die Zahl der Beschäftigten

in der Branche steigt. In der Altenpfl ege

waren im vergangenen Jahr knapp 583 000

Menschen sozialversicherungspfl ichtig be-

schäftigt, gut 20 000 mehr als im Vorjahr.

In der Krankenpfl ege stieg die Beschäftig-

tenzahl von 1,04 auf 1,06 Millionen. „Es gibt

immer mehr Pflegekräfte. Aber es sind

trotzdem noch nicht genug“, sagte Bundes-

gesundheitsminister Jens Spahn dem Han-

delsblatt. „Denn der Bedarf unserer älter

werdenden Gesellschaft steigt stärker als

die Zahl der Pfl egekräfte.“

Große Hoff nungen setzt der Minister in

die „Aktion Pfl ege“. […] „Wir wollen die Ent-

lohnung verbessern, Ausbildung und Beruf

noch attraktiver machen und Möglichkeiten

schaff en, neue Pfl egekräfte anzulocken.“ […]

An dem Prozess wirken Arbeitgeber und

Gewerkschaften, Wohl fahrts verbände und

Kirchen, Krankenkassen und Pfl egeverbän-

de mit. In fünf Arbeitsgruppen erarbeiten

die Beteiligten Empfehlungen für die Politik.

Dabei geht es um eine Entlastung von Pfl e-

genden durch mehr Digitalisierung, eine

Ausbildungsoff ensive und ein besseres Ar-

beitsumfeld, etwa durch Gesundheits-

förderung und berufl iche Weiterentwick-

lungsmöglichkeiten. Ein weiterer Baustein

ist die Anwerbung von ausländischen Pfl e-

gekräften. Spahn brachte kürzlich sogar den

Aufbau deutscher Pfl egeschulen im Ausland

ins Gespräch. […]

Flächendeckender Tarifl ohn: In Deutschland handeln Arbeitgeber-verbände und Gewerkschaften die Lohnhöhe bestimmter Berufsgruppen aus. Solch ein Tarifl ohn kann von der Bundesregierung für allgemeinver-bindlich erklärt werden. Dadurch soll zum Beispiel vermieden werden, dass in bestimmten Bundesländern weniger Lohn für gleiche Arbeit gezahlt wird. › handelsblattmachtschule.de/newcomer/spickzettel

Tipp: Den Erfahrungsbericht einer

Pfl egerin fi ndet ihr unter: › orange.handelsblatt.com/pflege

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Tim Schönberger, Anton Zab (Jahrgang 11), Helene-Lange-Schule Oldenburg

Von August bis September 2018 hieß es für uns „Tschüss Deutschland“ und „Hola Chile.“

Im Rahmen eines Schüleraustauschs wohnten wir für drei Monate bei Gast-familien in der Nähe von Viña del Mar und Valparaíso. Wir konnten Land und Leute, Kultur und Sprache kennenler-nen und gingen mit unseren Gastge-schwistern zur Schule.

Während unseres Aufenthalts haben

wir auch einen Eindruck von dem extre-

men Unterschied zwischen Arm und

Reich in Chile bekommen. Die Menschen

vor Ort scheinen entweder richtig reich

oder richtig arm zu sein. „Entweder hast du eine Haushaltshilfe, oder du bist eine Haushaltshilfe“, brachte es einer unserer Gastväter auf den Punkt.

Zurück in Deutschland wollten wir das genauer wissen und haben noch mal recherchiert: Mit einem Bruttoinlands-

produkt pro Kopf (› handelsblattmacht-

schule.de/spickzettel) von rund 15 000 US-Dollar im Jahr 2018 wirkt Chile relativ reich, besonders im Vergleich zu ande-ren südamerikanischen Staaten wie etwa Bolivien (ca. 3 600 US-Dollar).

Jedoch besitzt gerade einmal ein Prozent der Arbeitenden 30 Prozent dieses Ein-kommens. 14,4 Prozent der Bevölkerung leben offi ziell in Armut, 4,5 Prozent in extremer Armut.

Auch Bildung ist in Chile anders als in

Deutschland. Wie unsere Austauschpart-

ner besuchten wir während unserer Zeit in

Chile die Deutsche Schule Valparaíso, eine

Privatschule. Viele fi nanziell bessergestellte

Familien nehmen hohe Schulgelder für

solche Privatschulen in Kauf, weil der Un-

terricht an staatlichen Schulen nicht gut

genug ist. Leider steht diese Möglichkeit

nicht allen off en. Aufgrund der schlechten

Bildungsqualität an staatlichen Schulen

haben jedoch so gut wie nur die Absolven-

ten von Privatschulen die Möglichkeit,

überhaupt an einer Uni angenommen zu

werden. Ein Teufelskreis.Fo

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Entweder sehr arm oder sehr reichBei einem Schüleraustausch bekamen die New-comer-Redakteure Tim und Anton einen Eindruck von den wirtschaftlichen Verhältnissen in Chile.

14,4%der Chilenen leben

in Armut.

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Trikots für das Handballteam

Lisa-Marie Mangen (Jahrgang 10), Städtisches Meerbusch-Gymnasium, Rhein-Kreis-Neuss

„Es ist schon wieder so kalt in der Halle“,

sagte ich bei unserem letzten Auswärtsspiel.

„Warum haben wir eigentlich keine Auf-

wärmtrikots?“, fragte meine Teamkollegin.

So war eine Idee geboren – wir brauchten

solche Shirts für unsere Handballmannschaft.

Aber wer bezahlt das? Wie wär’s mit einem

Sponsor, der im Gegenzug Werbung auf die

Trikots drucken darf? Das schien die per-

fekte Lösung zu sein, um nicht das eigene

Taschengeld zu opfern. Aber wo fi nden wir

jemanden, der eine in der Kreisliga spielende

weibliche B-Jugend fi nanziell fördert?

Ich erinnerte mich, dass mein Vater, der ein

Hotel betreibt, Trikots für die Mannschaft

meiner kleinen Schwester mitgesponsert

hatte. Also bat ich ihn um Rat. Bei ihm selbst

standen damals meine Schwester und der

Spaß am Sport im Vordergrund, erzählte er

mir. Die Hoffnung, Kapital aus seiner „guten

Tat“ zu schlagen, hatte er weniger. Dafür sei

sein Hotel auch zu weit weg von dem kleinen

Ort, in dem wir leben und Handball spielen.

„Wirklich Geld machen kann man mit Sponso-

ring nur, wenn man einen Betrieb in der Nähe

hat“, meinte mein Vater. Zum Beispiel eine

Pizzeria. Wenn die Zuschauer den Namen oft

genug auf dem Rücken der Spielerinnen lesen,

erinnern sie sich vielleicht beim nächsten Mal

daran, wenn sie Essen bestellen.

Wir haben im Team dann noch mal beraten,

ob sich die Sponsorensuche lohnt und wir

überhaupt als „Werbetafeln“ benutzt werden

wollen. Am Ende haben wir uns dagegen ent-

schieden und doch selbst gezahlt. Trotzdem

war es für uns alle interessant, mal zu überle-

gen, was Sponsoring für ein großes Thema ist,

auch schon im Jugendsport. Und ebenso, wie

weit die Einfl üsse von Werbung

gehen, ohne dass wir uns

Gedanken dazu machen.

Sponsoring

Ein Blick auf die chilenische Hafenstadt Valparaíso.

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… uns der Brexit nicht egal sein kann?

ImpressumHerausgeber: Dieter Fockenbrock, V.i.S.d.P.

(Handelsblatt) und Hans Kaminski

(Institut für Ökonomische Bildung IÖB, Uni

Oldenburg)

Konzept: Katrin Eggert, Dieter Fockenbrock,

Hans Kaminski, Michael Koch

Redaktion: Melanie Rübartsch

Creative Director: Regina Baierl

Objektleitung: Dominik Baedorf

Koordination: Maren Jung, Gwen Schreiber,

Melanie Rübartsch

Layout und Fotos: Sandra Münster, Corinna Thiel

Englische Übersetzung: John Dalbey für

PONS GmbH

Verlag: Handelsblatt GmbH

Geschäftsführung: Frank Dopheide,

Ingo Rieper, Gerrit Schumann

Toulouser Allee 27, 40211 Düsseldorf,

Tel.: +49 (0) 211-887-0

Druck: kuncke druck GmbH,

Kornkamp 24, 22926 Ahrensburg

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Lisa-Marie Mangen,

Lehrer und Schüler der Helene-Lange-Schule

Oldenburg (Ortrud Reuter-Kaminski, Sabine

Lang, Hanna von Engelmann, Amelie Jacobs,

Emma Jensen, Marie Lügger, Freia Rose-Bor-

sum, Tim Schönberger, Lilly Sophie Sellere, Ida

Stubbe, Paul Weißer, Anton Zab)

Fragen und Feedback: [email protected]

Handelsblatt Newcomer erscheint alle zwei

Monate.

Kostenlos für Ihre Schüler ordern

Hier können Lehrkräfte den

Handelsblatt Newcomer für

ihre Schüler bestellen:

› handelsblattmachtschule.de/newcomer

Handelsblatt Newcomerauf EnglischSchüler und Lehrer können eine

englische Übersetzung des Han-

delsblatt Newcomers auf unserer

Internetseite kostenlos als PDF

herunterladen.

› handelsblattmachtschule.de/newcomer

Defi nitiv. Denn der Austritt Großbritanniens aus der EU könnte auch Deutschland Arbeitsplätze kosten.

Maximilian Nowroth, Handelsblatt Düsseldorf

Stellt euch die Europäische Union (EU)

einmal als eine große Familie mit 28 Mit-

gliedern vor. Deutschland ist seit der

Gründung in den 1950er-Jahren dabei, Großbri-

tannien kam in den Siebzigern dazu. Jetzt wol-

len die Briten die Familie aber wieder verlas-

sen. Na ja, könnte man jetzt sagen, ein Mitglied

mehr oder weniger? Es bleiben ja noch 27. Aber

ganz so einfach ist das nicht.

Großbritannien mit seinen mehr als 66 Mil-

lionen Einwohnern ist ein wichtiger Markt für

deutsche Unternehmen. Jeden Tag fährt, fl iegt

oder rollt jede Menge Ware aus Deutschland auf

die Insel – vor allem Autos und Maschinen. Weil

beide Länder Teil der EU-Familie sind, vertrau-

en sie einander und verzichten auf Zollkontrol-

len. Das spart Zeit und Geld: Die Ware kann di-

rekt und ohne Extrakosten ins Land kommen.

Tritt Großbritannien aus der EU aus, fallen

diese Vorteile weg. Dann wird es deutlich län-

ger dauern und teurer werden, Produkte von

Deutschland nach England zu schicken. Die

Folge könnte sein, dass die Briten weniger deut-

sche Ware bestellen. Das würde bei uns vor al-

lem jenen Menschen schaden, die für ein Unter-

nehmen arbeiten, das zum Beispiel Autos ins

Vereinigte Königreich verkauft – also BMW oder

Daimler. Wenn diese Firmen weniger Bestellun-

gen bekommen, brauchen sie weniger Men-

schen in ihren Fabriken. Aktuell schätzen Ex-

perten, dass der Brexit (British Exit) die

Arbeitsplätze von 100 000 Menschen in

Deutschland gefährden könnte.

Ganz unmittelbar werden wir alle den Aus-

tritt Englands vermutlich beim nächsten Kurz-

trip nach London bemerken. Es könnte dann

wieder strengere Passkontrollen geben.

8 Auszeit

Stimmt es, dass …*

* Vorschläge für Stimmt-es-dass-Fragen könnt ihr uns gerne schicken an: › [email protected]

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Viele Schülergruppen haben sich in den letzten Wochen im Rahmen des Schülerwettbe-werbs Wirtschaft und Finan-zen econo=me mit der Frage beschäftigt „Was ist unser Geld wert?“ Jetzt ist die Jury dran. Am 6. Juni ist die Preisverlei-hung. Ihr dürft gespannt sein.

› econo-me.de

Einsendeschluss ist der 10.05.2019

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Viel Erfolg!

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Der nächste H newcomererscheint im Mai 2019.

Darin geht es unter anderem um die EU-Wahlen.

Ergänzt die fehlenden Buchstaben, sodass sich sinnvolle Wörter ergeben. Geht dann

auf › handelsblattmachtschule.de/newcomer und tragt die Wörter und eure E-Mail-

Adresse ein. Insgesamt drei Preise gibt es diesmal: 1. eine Flasche von Soulbottles,

2. eine große sowie 3. eine mittlere Kivanta Lunchbox mit Outdoor-Besteck.

Gewinnspiel

__ U P__ __ F __ O __

P __ __ E G __ __ O __ S T __ N __

__ C H __ L __ __ A__ __ T A__ __ C H

Vielen DANK für eure Beiträge!