November 20071 DR. CORINNA HENGSBERGER KARRIEREPLANUNG FÜR FRAUEN Karriere, Macht und Kinder - das...

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November 2007 1 DR. CORINNA HENGSBERGER KARRIEREPLANUNG FÜR FRAUEN Karriere, Macht und Kinder - das klassische Frauendilemma? Trotz der intensiven Debatte über eine bessere Familienförderung empfinden Frauen in Industrie und Wirtschaft die Vereinbarkeit von Karriere und Familie in Deutschland weiter als problematisch. Zeigt sich also bei diesem wichtigen Thema wieder einmal, daß Frauen auf gesellschaftlicher und privater Ebene Schwierigkeiten haben, mit Macht umzugehen und Einfluß auszuüben?

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Karriere, Macht und Kinder - das klassische Frauendilemma?

Trotz der intensiven Debatte über eine bessere Familienförderung empfinden Frauen in Industrie und Wirtschaft die Vereinbarkeit von Karriere und Familie in Deutschland weiter als problematisch.

Zeigt sich also bei diesem wichtigen Thema wieder einmal, daß Frauen auf gesellschaftlicher und privater Ebene Schwierigkeiten haben, mit Macht umzugehen und Einfluß auszuüben?

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Beginnen wir mit der aktuellen Datenlage: Familienpolitik aus der Gleichstellungsperspektive. Ein Europäischer Vergleich. Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, Februar 2007

2003/2004 D F UK S

Geburten-Ziffern

1,34 1,89 1,71 1,71

Alter derMutter

28,2 27,9 29,1 27,9

Beschäftigungs-quote

59 % 57 % 66 % 71 %

Arbeitslosen-quote Frauen

10,5 10,7 4,2 6,1

FrauenanteilManagement

26 37 34 29

FrauenanteilFührungs-positionengroßeUnternehmen

0,5 0,7 0,7 0,6

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Beginnen wir mit der aktuellen Datenlage: Familienpolitik aus der Gleichstellungsperspektive. Ein Europäischer Vergleich. Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, Februar 2007

• Tatsächliches Erwerbsarrangement bei Paaren mit Kindern unter 6 Jahren, beide Vollzeit.

D F UK S16 % 39% 25% 51%

• Mann Vollzeit, Frau nicht erwerbstätig

52% 38% 33% 25%

• Ausgaben für Familienpolitik als % des BIP

2,7 3,6 2,3 3,7

• Öffentlich geförderte Kinderbetreuung, Platz-Kind Relation 0-3 Jahre (2004)

7 1043 41

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Vive la France!

Frankreich, Schweden: politisch gewollte Förderung der externen Kindbetreuung.

Deutschland fördert Familie als Institution mit geringer Förderung externen Betreuung.

Standortnachteil Deutschland!

1. Vive la France! Gehen Sie nach Frankreich!

2. Engagieren Sie sich auf politischer Ebene, das zu ändern!

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Und noch ein paar Zahlen: Wunsch und Wirklichkeit(Prof. Sonja Bischoff , McKinsey Studie, FAZ)

• 45% aller Frauen in Führungspositionen würden gern Teilzeit arbeiten

• 23% aller Männer in dieser Studie würden gern Teilzeit arbeiten.

• 39% aller Frauen halten Teilzeit für realisierbar, aber nur 13% aller Männer befürchten keinen Karrierenachteil

• McKinsey: mehr als 1 Jahr aus dem Beruf raus ist Karrierekiller

• FAZ: 48.000 Ingenieurstellen in D (2006) unbesetzt

• Quote Männer : Frauen im Ingenieurberuf 10:1

• Arbeitslosenquote Ingenieure Männer 4,7% Frauen 12 %!!!!

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Karriere, Macht und Kinder - das klassische Frauendilemma?

Ja!

Resignieren: Nein

Aber was tun?

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In Deutschland gibt es keinen entspannten Umgang mit dem Begriff Familie und Mutter!

Nazivergangenheit

Eva Hermann-Vorfall zeigt hohe Emotionalität

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Und: Deutschlands Wirtschaftslandschaft ist immer noch männlich geprägt

Keine Rollenvorbilder, für beide Seiten!

Männliche Chefs haben immer noch selten Partnerinnen wie Sie!

Sie haben keine „aktiven Väter“ als Chefs!

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Deutschland – einig Macho-Land?!

Ja, aber es tut sich etwas bei den Vätern:

In Bonn und Freiburg sind 18% der Antragsteller auf Elternzeit Männer

…und sind begeistert (Badische Zeitung vom 10.11.)

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Deutschland – einig Macho-Land?!

Und die gute Konjunktur hilft auch:

9 von 10 Befragten des Capital-Elite Panels sind überzeugt, daß es Betrieben, die etwas für Vereinbarkeit von Beruf und Familie tun, leichter fällt, qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren.

Capital 24/2007

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Es lohnt sich, ein (Super)Vater zu sein:

„On average, fathers who spend more time with their children earn more per hour and work fewer hours than their peers without families.

Fathers in families with mothers with paid jobs spend more time with their children.

Dr. Alison Smith, University of Edinburgh:

Who cares? European fathers and the time they spend looking after their children

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Kurz, es tut sich etwas..

1. Der politische Wille ist da, die Benachteiligungen für berufstätige Frauen zu beseitigen. Die Frage ist, unterstützen wir auf individueller und Verbandsebene diesen politischen Willen ausreichend? Nutzen wir unsere Macht????

2. Eine weiterhin gute Konjunktur wird über die Fachkräfteknappheit auch in der Industrie für Veränderungen sorgen

3. Männer werden die Veränderungen beschleunigen und sind wichtige, bisher unterschätzte Verbündete

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Warum fühlt sich dann die Situation auf individueller Ebene (bei Ihnen und bei mir als Beraterin) so ganz anders an?

Einige Beratungsbeispiele…

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Vielleicht kennen Sie ja diese Situation:

• Sie erleben die Schwangerschaft als einzigartig und beglückend, schweben auf Wolke 7.

• Die Schwangerschaft wird zum zentralen Thema.

• Vor der Geburt ist der Blick nicht frei auf das Leben danach. Glücklich gehen Sie in die Schwangerschaftspause („endlich mal frei“) . Erst einige Monate nach der Geburt setzt eine weitere Planung ein.

• Sie möchten nach 1 Jahr in Teilzeit zurückkommen und sind am Boden zerstört: Ihnen wird eine viel weniger wertige Tätigkeit angeboten und das Geld für Teilzeit reicht gerade mal für die Kinderfrau. Der AT-Status ist weg. Sie merken: Ihr Chef hat Sie abgeschrieben.

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Und das Ganze jetzt aus den Augen des Chefs:• Für Ihren Chef und das Unternehmen ist die Zeit und die Planungs-

ungewißheit sehr problematisch! Er verliert eine gute Frau!

• Welcher Chef hat schon ein voll berufstätige Ehefrau mit Kindern? Keine Vorbilder, Ausnahmezustand! Wie soll er mit Ihnen umgehen?

• Erste „emotionale Verspannungen“ schon in den ersten Gesprächen, Sie sind glücklich, Chef macht gute Miene, was er/sie wirklich denkt, wird von Ihnen nicht wahrgenommen.

• Glücklich gehen Sie in die Schwangerschaftspause („endlich mal frei“) Er denkt: die sehe ich nie wieder!

• Sie möchten nach 1 Jahr in Teilzeit zurückkommen und sind am Boden zerstört: Ihnen wird eine viel weniger wertige Tätigkeit angeboten und das Geld für Teilzeit reicht gerade mal für die Kinderfrau. Sie merken: Ihr Chef hat Sie abgeschrieben.

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Handlungsalternativen: Das ideale Szenario

• Sie erleben die Schwangerschaft als einzigartig und beglückend, überdenken aber jetzt schon die weitere Lebens- und Berufsplanung: Sie vermitteln ganz deutlich den Wunsch, weiter in diesem Unternehmen, für diesen Chef arbeiten zu wollen. Sie überlegen klug, was Sie für das Unternehmen wertvoll macht, und machen von sich aus vor der Geburt (!) Vorschläge, wie Sie später arbeiten könnten.

• Sie präsentieren sich weiter als die gestandene Frau, die Sie ja sind.

• Auch bei Kollegen und Mitarbeitern sprechen Sie vom Leben danach im Unternehmen.

• Sie sichern sich den Job danach so früh wie möglich.

• Sie organisieren das Hilfsnetzwerk für die Familie schon vor der Geburt, und gehen Vollzeit in den Job zurück.

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Handlungsalternativen: Das ideale Szenario

• Sie verstehen Ihre Familienplanung als einen wichtigen Bestandteil Ihrer Lebensplanung. Ihr Beruf ist eine wichtige Versicherung, die Ihrem Kind einen guten Start ins Leben erlaubt.

• Sie suchen sich rechtzeitig Unternehmen, die nachweislich Frauen mit Kindern in Führungspositionen fördern.

• Sie orientieren sich geographisch! In Ostdeutschland hat Familienförderung Tradition, dort leben Sie leichter. Frankreich, USA, Indien, Länder mit Servicetradition sind gut für Sie. „Kleingeistige“ Gebiete mit KKK-Geisteshaltung sind schlecht für Sie (Stuttgarter Raum)

• Sie werden taub auf dem Rabenmütter-Ohr.

• Und: Sie werden keine Super-Mutter! Sie planen realistisch und mit Humor. Sie lassen sich helfen. Sie umgeben sich mit Menschen mit ähnlicher Lebensanschauung.

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Selbstauferlegte Einschränkungen machen uns re-aktiv, damit „machtloser“:

keine Mobilität

Teilzeitfalle

Rabenmütterdiskussion

Wir müssen die Inhalte der Diskussionen steuern!!!

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Vorsicht Schublade!

Agieren Sie machtvoll (d.h. Ihren Einfluss nutzend) und listig.

Reduzieren Sie sich nicht selbst auf die Schublade „Mutter = Problem“

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Auf politischer Ebene sind die Frauenverbände gefordert:

• Wir müssen ein weibliches (und männliches) Bild propagieren, daß Familie und Beruf vereint.

• Wir müssen in Deutschland eine Ganztagesbetreuung fordern und fördern.

• Wir müssen Ostdeutschland nach Westdeutschland tragen!

Kurz: wir müssen wieder einmal Pionierinnen sein!

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