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NR. 4 • 2018 ZEITSCHRIFT DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITäT MüNCHEN MünchnerUni Magazin STIPENDIEN AN DER LMU FöRDERSCHäTZE ENTDECKEN

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z e i t s c h r i f t d e r l u d w i g - m a x i m i l i a n s - u n i v e r s i t ä t m ü n c h e n

MünchnerUni Magazin

Stipendien an der LMU

FörderSchätzeentdecken

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1 das neue StuBistroMensa in Martinsried

editOrial

liebe leserinnen, liebe leser,

münchen ist teuer. viele studienanfängerinnen und -anfänger kämpfen mit steigen-den lebenshaltungskosten und explodierenden mietpreisen. gut also, dass es ein umfassendes angebot an stipendien gibt. darunter sind nicht nur monatliche förde-rungen, sondern auch einmalige zuwendungen für Bücher, reisen oder druckkosten. trotzdem scheuen sich viele studierende, sich darum zu bewerben. dabei werden nicht nur überflieger gefördert, sondern zum Beispiel auch besonders sozial engagier-te studierende. in der mum-titelgeschichte stellen wir die wichtigsten stipendien vor.

das vorurteil, Boxer seien das krasse gegenteil von geistigen überfliegern, hält sich hartnäckig. dr. tim Yilmaz von der fakultät für geowissenschaften der lmu kämpft gegen dieses Klischee an. Ohne sein regelmäßiges training mit den Boxhandschuhen hätte er seine Promotion nie geschafft, sagt der mineraloge. gleichzeitig hilft die wissenschaftliche arbeit dem mehrfachen oberbayerischen vizeboxmeister, fokussiert zu bleiben. inzwischen kommen auch einige lmu-Kollegen zum sparring in sein Boxstudio. und er trainiert auch weibliche geflüchtete im Boxen, stärkt damit ihre selbstvertrauen und ist mit diesem Konzept seiner zeit voraus.

ihrer zeit voraus war auch adele hartmann. sie war die erste frau, die sich in deutsch-land habilitierte – an der LMU. Das war vor 100 Jahren. Doch auch heute noch sind die widerstände für frauen auf dem weg zu einer Professur groß.

viel freude beim lesen!ihre mum-redaktion

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Stipendien an der LMU

FörderSchätze entdecken

dr. tiM YiLMaz

Mit BoxhandSchUhen zUM doktortiteL

■ newS

3 MeLdUngen

■ theMa

Stipendien an der LMU

6 FörderSchätze entdecken

■ eSSaY

10 eUropaS idee dUrch die idee der UniverSität Sichern

■ proFiLe

neUerScheinUng zUr weiSSen roSe

12 kUrt hUBerS Letzte tage

neUe StUdioBühne der theaterwiSSenSchaFtLer

14 „eine heiMat iM herzen der Stadt“

wiSSenSchaFtLiche karriere von FraUen

16 MindeStenS 30 prozent Sind daS zieL

wiSSenSchaFtShiStoriker proF. dr. cLaUS prieSner

20 „Jeder träUMt voM Stein der weiSen“

exzeLLenzStrategie deS BUndeS Und der Länder

22 vier cLUSter werden geFördert

MineraLoge Und Boxer: dr. tiM YiLMaz

24 Mit BoxhandSchUhen zUM doktortiteL waS „overtoUriSM“ Mit BeLieBten Ski-orten Macht

26 die Schnee-MaSSen

20 Jahre „StUdierende Mit kind“ an der LMU

28 MaMa Mit MaSter

■ aLUMni

MaLerin JUdith Bokodi

30 reiSeMoMente in öL

■ MenSchen

32 neUBerUFen36 preiSe & ehrUngen40 verStorBen

■ Service

44 tippS & terMine

■ iMpreSSUM

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neUe StUdioBühne

der theaterwiSSenSchaFtLer

„eine heiMat iM herzen der Stadt“

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wiSSenSchaFtLiche karriere

von FraUen

MindeStenS 30 prozent Sind daS zieL

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1 im Juni fand anlässlich des bundesweiten diversity-tages ein diversity-dinner mit professorinnen und professoren der LMU statt –

eine grafikerin protokollierte dabei die themen und ergebnisse zeichnerisch mit

diverSitY dinner an der LMU

was bedeutet diversity an der lmu? wie kann ein umfeld geschafft werden, in dem respektvoller umgang miteinander ohne diskriminierung gelebt und gepflegt wird? was kann jede und jeder einzelne dazu beitragen und umsetzen? diese und andere fragen wurden bei einem diversity-dinner, das anlässlich des bundesweiten Diversity-Tags am 5. Juni 2018 stattfand, von Professorinnen und Professoren der lmu diskutiert. sie erläuterten ihre erfahrungen und möglich-keiten, das Bewusstsein für diversity nachhaltig in der lmu zu verankern und die teilhabe aller zu intensivieren.Profitieren konnten die teilnehmerinnen und teilnehmer vor allem vom vortrag des astrophysikers Professor edmund Bertschinger vom massachussetts insti-tute of technology (mit), der dort auch als „institute community und equity“-Beauftragter tätig ist. er war auf einladung an die lmu gekommen und berich-tete über sein engagement für eine Kultur der inklusion am mit.

die erfolgreiche veranstaltung, die von Professor Barbara conradt, vizeprä-sidentin der lmu für die Bereiche forschung und diversity, initiiert wurde, stimulierte die Professorinnen und Professoren, die zahlreichen ideen und anre-gungen zum thema in die einzelen fakultäten zu tragen. so betonte der inhaber des lehrstuhls für lernbehindertenpädagogik, Professor ulrich heimlich: „Ich habe den Schwung des Diversity Dinners gleich mit in die Fakultät 11 ge-nommen. wir planen einen fakultätstag ‚inklusion‘, möglicherweise sollte der auch ‚diversity&inclusion‘ heißen“. ■ cg

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caMpUS MartinSried – neUeS StUBiStroMenSa iSt eröFFnet

das neue stuBistromensa in martinsried hat im september seine Pforten geöffnet. es bietet ganztägig verpflegung an und wird somit die bestehende versorgung vor Ort ergänzen. außerdem soll das neue gebäude als Begegnungs- und aufenthaltsbereich auf dem campus dienen. in unmittelbarer nähe zum BMC und gegenüber der Mensa bietet das StuBistroMensa Platz für 268 Gäste. Unter der Woche werden hier künftig täglich rund 800 Mittagessen zubereitet.

die einrichtung eines neue stuBistrosmensa wurde nötig, da sich die studierendenanzahl auf dem cam-pus mit der Eröffnung des Biomedizinischen Centrums (BMC) im Herbst 2015 mehr als verdoppelt und die dortige mensa an ihre grenzen gebracht hat.Die Nutzfläche des Gebäudes beträgt 825 Quadratmeter, die Gesamtkosten betrugen rund 7,2 Millionen euro. der zweigeschossige Bau beherbergt klar getrennt funktions- und gastbereiche.

im selbstbedienungssystem können gäste im mittagsangebot aus bis zu vier täglich wechselnden war-men hauptgerichten wählen, diese beinhalten grundsätzlich eine vegetarische beziehungsweise vegane variante. neben vor- und nachspeisen sowie einem regionalen salat-Buffet gibt es zudem eine front-cooking-station, an der direkt vor dem gast gekocht wird. hier wird es abwechselnd ein grill- oder ein wok-angebot geben. Besonderer wert wird auf regionale Produkte gelegt. ■ kat

10 Jahre UnigaLerie

gemasertes holz, gezeichnet von den spuren, die wind, sonne und regen auf ihm hinterlassen – ein material, das der münch-ner Künstler willi ernst seitz in vielen seiner Objekte verwen-det. für seine Kunstwerke zerschneidet, zerhackt oder spaltet seitz alte möbel, Paletten oder interessant geformte fundstücke aus der natur zu kleinen stücken. mit selbst entwickelten tech-niken kreiert er daraus neue Objekte und verleiht ihnen so ein zweites, anderes leben. im herbst stellt willi ernst seitz, der als stellvertretender leiter des finanzdezernats an der lmu tätig ist, einige seiner werke in der unigalerie aus. mit der Ausstellung feiert die UniGalerie in diesem Jahr ihr zehnjäh-riges Bestehen.

zu sehen ist die ausstellung „stücKwerK“ im lmu-hauptge-bäude am Geschwister-Scholl-Platz noch bis zum 17. Dezember 2018.die Öffnungszeiten sind: montag bis mittwoch sowie freitag von 8.30 Uhr bis 11.30 Uhr; Donnerstag 13.30 bis 15.30 Uhr und nach Vereinbarung: (089) 2180-2728 ■ kl

weitere informationen unter: www.lmu.de/unigalerie

1 Bereits zum zweiten Mal sind die kunstwerke von willibald Seitz in der

Unigalerie zu bestaunen: „Stückwerk“ heißt seine aktuelle ausstellung.

5 800 Mittagessen hält das das neue StuBistroMensa auf dem campus Mar-

tinsried täglich bereit

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LMU BeStpLatzierte deUtSche UniverSität

Im „World University Ranking 2019“ des Times Higher Education (THE) Ma-gazine ist die LMU mit Platz 32 erneut die bestplatzierte deutsche Universität. die lmu konnte sich im weltweiten vergleich gegenüber dem vorjahr um zwei ränge verbessern, ein ergebnis, das nach the besonders auf verbesserungen in den Bereichen forschung und lehre zurückzuführen ist. in europa liegt die LMU auf Platz 8, in Kontinentaleuropa nach der ETH Zürich auf Platz 2.

Das jährliche Hochschulranking des THE umfasst dieses Jahr mehr als 1.250 Hochschulen in 86 Ländern weltweit – angeführt von britischen und US-ame-rikanischen universitäten

Beim the world university ranking werden insbesondere forschung, lehre und Zitationen berücksichtigt. Die Rangliste stützt sich auf insgesamt 13 Indika-toren. Seit 2015 erstellt THE die Zitationsindikatoren in Kooperation mit Elsevier (scopus). ■ ma

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Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Ein abgedroschener Spruch, der doch gerade in fi nanzieller Hinsicht ein Körnchen Wahrheit beinhaltet. 450 Euro-Job, BAföG und Unterstützung der Eltern – trotzdem reicht es wegen steigender Lebenshaltungskosten und explodierender Mietpreise gerade in Städten wie Mün-chen oft nicht. Gut also, dass es ein umfassendes Angebot an Stipendien gibt. Rund 1.100 verschiedene Förderprogramme listet die Vergleichsplattform „stipendienlotse“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) auf. Darunter sind nicht nur monatliche, sondern auch einmalige Zuwendungen für Bücher und Reisen. Die Chancen auf eine Unterstützung stehen also nicht schlecht. Trotzdem haben viele Studierende noch Hemmungen, sich zu bewerben, und Stipendiengeber beklagen sich über zu wenige Bewerber. Wie kann das sein?

„Wieso sollte gerade mich jemand fördern wollen?“, das war Jessis erster Gedanke, als sie begann, sich über Stipendien zu informieren. Damals war sie 21 Jahre alt, Pädagogikstudentin und frisch an der Uni. Trotz BAföG-Höchstsatz musste sie noch mindestens zwölf Stunden in der Woche arbeiten gehen. Nach einigem Zögern bewarb sie sich dann doch für ein Stipendium. Die Angst vor Absagen war groß, doch sie ließ sich nicht einschüchtern. Nach einigen Anläufen klappte es dann auch. „Ich denke, dass mangelndes Selbstvertrauen und ein falsches Selbstbild die meisten Studierenden davon abhalten, sich auf ein Stipendium zu bewerben.“ Die Vorstellung, dass nur Einserkandidaten und zukünftige Nobel-preisträger eine Förderung erhalten können, ist ein Irrglaube. Jessi ermutigt mittlerweile bei ihrer eh-renamtlichen Arbeit für die Webseite „arbeiterkind.de“ ihre Mitstudierenden und Studieninteressierte, sich um ein Stipendium zu bemühen. Auch Alejandra Riedmiller, die an der LMU für das Deutschland-stipendium zuständig ist, würde sich wünschen, dass sich mehr Studierende bewerben, selbst ohne Spitzennoten: „Der Begriff Stipendium ist geschichtlich bedingt immer noch stark mit akademischer Exzellenz verknüpft. Das ist aber nicht mehr die Realität. Jeder hat die Chance auf ein Stipendium.“

SOZIALES ENGAGEMENT ZÄHLTAus dem Ausland an die LMU gekommen? In einer Nichtakademikerfamilie aufgewachsen? Über den zweiten Bildungsweg an die Universität gelangt? Mittlerweile gibt es zwar für jeden das pas-sende Stipendium, die Übersicht zu erlangen, ist allerdings nicht leicht. Das weiß auch Jessi: „Ich war anfänglich von der schieren Masse an Stipendien überwältigt und habe mich dann auf zwei Stipendien konzentriert.“ Eines davon ist das Deutschlandstipendium. Gerade unter Studierenden

zählt es zu den bekannteren Fördermöglichkeiten. Die Vergabe erfolgt nämlich direkt über die Uni-versität. Kriterium: Außergewöhnlichkeit. „Beim Deutschlandstipendium steht die Person neben der Note im Vordergrund. Es sollen auch jene eine Chance erhalten, die keine 1,0 im Zeugnis stehen

haben. Deswegen achten wir verstärkt auf den sozialen Aspekt. Dabei ist es nicht entscheidend, ob man sich ehrenamtlich engagiert oder anderweitig in außergewöhnlichen Lebensumständen steckt“, erklärt Riedmiller. Die Anzahl der geförderten Studentinnen und Studenten entspricht beim Deutschlandsti-

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Georg dem Reichen gestiftet und unterstützt damit bereits seit rund 525 Jahren Studierende der Theologie sowie Priesterkandidaten mit Verpfl egung und Unterkunft. Da die Stiftung mittlerweile mit einem Mangel an Bewerbern zu kämpfen hat, hat sich das Gebäude am Professor-Huber-Platz geöffnet. Auf eigene Kosten können sich auch Studierende anderer Fachrichtungen einmieten – gerade im schwie-rigen Wohnungsmarkt von München eine bislang weitgehend un-bekannte Chance. Eine Einschränkung bleibt allerdings bestehen: Das Georgianum ist und bleibt eine Männerdomäne. Wer in einem der rund 50 Zimmer unterkommt – vielleicht ja sogar in dem von Papst Benedikt XVI. während seiner Studienzeit – profi tiert nicht nur von der Nähe zum Hauptgebäude der LMU und der hauseigenen Bibliothek. Haussprecher Bosanyi schätzt besonders den großfl ächi-gen Garten mit Fußballplatz, die Kunstsammlung und natürlich den gelebten Glauben. Mieter sollten der katholischen Religion deshalb zumindest aufgeschlossen gegenüberstehen, weil der Tagesablauf im Georgianum christlichen Riten folgt. Das älteste Priestersemi-nar Deutschlands hatte eine bewegte Geschichte. 1923 vernichteten die Infl ation und die anschließende Währungsreform einen Großteil des Stiftungsvermögens. Auch der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren. Bombenangriffe auf München zerstörten das Gebäude. Erst 1949 konnte es wieder Theologen beherbergen.

„DAS GO FÜRS STUDIUM.“Auch außerhalb der Universität bietet sich Studierenden ein ab-wechslungsreiches Angebot an Stipendien. Schon eher dem klassi-schen Bild entspricht die Förderung der Studienstiftung des deut-schen Volkes. Es ist das wahrscheinlich renommierteste Stipendium und gut für den Lebenslauf, denn die Auswahlkriterien sind ähnlich streng wie beim Stipendium der Stiftung Maximilianeum. Bis 2010 war es bei dieser Stiftung nicht möglich, sich selbst zu bewerben. Auch heute noch werden die meisten Stipendienempfänger vorge-schlagen. Der Vorschlag kann von einem Professor, von der Schule, aber auch von Alumni kommen. Das garantiert zwar noch keine För-derung, aber es entfällt zumindest der Auswahltest, den Selbstbe-werber ablegen müssen, um in die zweite Runde, die Auswahlsemi-nare, vordringen können. Stipendiaten der Studienstiftung erhalten entweder eine Teilförderung von 300 Euro im Monat oder aber im Falle einer Vollförderung zusätzlich noch einen an das Bafög an-gelehnten Betrag. Die Förderung umfasst zudem die Teilnahme an Sommerakademien oder Sprachkursen. Das Angebot ist umfassend,

Georg dem Reichen gestiftet und unterstützt damit bereits seit rund

pendium der Anzahl an gespendeten Stipendien pendium der Anzahl an gespendeten Stipendien von privaten Förderern. Im Gegensatz zu vie-von privaten Förderern. Im Gegensatz zu vie-len anderen Stipendien stellen Privatpersonen, len anderen Stipendien stellen Privatpersonen, Vereine, Stiftungen oder Unternehmen aus den Vereine, Stiftungen oder Unternehmen aus den unterschiedlichsten Beweggründen einen mo-unterschiedlichsten Beweggründen einen mo-natlichen Betrag von 150 Euro, der Bund steuert natlichen Betrag von 150 Euro, der Bund steuert die andere Hälfte der insgesamt 300 Euro bei. die andere Hälfte der insgesamt 300 Euro bei. Ein großer Vorteil: Der Betrag wird nicht auf das Ein großer Vorteil: Der Betrag wird nicht auf das BAföG angerechnet, weil es den Freibetrag für BAföG angerechnet, weil es den Freibetrag für Stipendien von 300 Euro nicht überschreitet. Ei-Stipendien von 300 Euro nicht überschreitet. Ei-ner der Förderer ist Professor Martin Wirsing, ner der Förderer ist Professor Martin Wirsing, Vizepräsident für den Bereich Studium an der Vizepräsident für den Bereich Studium an der

LMU: „Es ist mir ein Herzensanliegen, auch persönlich Deutsch-LMU: „Es ist mir ein Herzensanliegen, auch persönlich Deutsch-landstipendiaten zu fördern – aktuell sind es zwei.“ Das Besondere landstipendiaten zu fördern – aktuell sind es zwei.“ Das Besondere für Wirsing: Man kann der Alma Mater etwas zurückgeben. „Meiner für Wirsing: Man kann der Alma Mater etwas zurückgeben. „Meiner Meinung nach hat keine andere Investition so positive Auswirkun-Meinung nach hat keine andere Investition so positive Auswirkun-gen auf die Entwicklung unserer Gesellschaft.“ Während Wirsings gen auf die Entwicklung unserer Gesellschaft.“ Während Wirsings Zuwendung fächerunabhängig ist, gibt es auch Stiftungen oder Ver-eine, die Studierende spezieller Studiengänge fördern oder soziale Kriterien für die Auswahl festlegen. „Es gibt Deutschlandstipendien, die explizit für Ägyptologie oder Dramaturgie, oder auch für Waisen und bedürftige Studierende ausgeschrieben sind. In solchen Fällen haben wir oft sogar Probleme, die Stipendien zu vergeben, weil wir zu wenige passende Bewerbungen bekommen“, erklärt Riedmiller.

TÜR AN TÜR MIT DEM BAYERISCHEN LANDTAGNeben Stiftungen und Institutionen, etwa des Bundes, loben auch Universitäten Stipendien aus. Die LMU bietet ihren Studierenden mit einer ganzen Reihe von Förderungen Unterstützung im Studi-um an. Eine Besonderheit darunter ist die Stiftung Maximilianeum, die seit dem Ende der bayerischen Monarchie im Jahre 1918 in die Schirmherrschaft der LMU überging. Der Clou dieses Stipendiums: Es beinhaltet keine monetäre Förderung, dafür aber Kost und Logis. Stipendiaten wohnen direkt im Maximilianeum – Tür an Tür mit dem bayerischen Landtag. Auch historisch sind sie in bester Ge-sellschaft. Neben dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß wurde auch der Physiknobelpreisträger Werner Heisenberg durch die Stiftung Maximilianeum gefördert.

Die Aufnahmehürde ist dementsprechend hoch. Neben einer glatten 1,0 im Abschlusszeugnis müssen der Schüler oder die Schülerin von ihrer Schule empfohlen werden. Dazu müssen sie zwei weitere ge-sonderte Prüfungen ablegen und hervorragend bestehen. Zu guter Letzt darf der mögliche Stipendiat ausschließlich aus Bayern oder der linksrheinischen Pfalz, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu Bayern gehörte, kommen. Einschränkungen bezüglich des Studi-engangs gibt es jedoch nicht. Besteht man dieses Verfahren, winkt nicht nur ein außergewöhnlicher Wohnort, sondern auch ein Netz-werk, das die perfekten Voraussetzungen für das Studium bietet. Da für Essen, Wohnen, Putzen und Einkaufen gesorgt wird, können sich die Stipendiaten vollkommen auf das Lernen an der Uni und in den hauseigenen Bibliotheken konzentrieren.

Ein ähnliches Förderprinzip verfolgt auch die älteste Stiftung der LMU. „Das Herzogliche Georgianum steht prinzipiell Seminaristen und Priestern offen, die von Ihrem Bischof zum Studium nach Mün-chen geschickt werden“, erklärt Peter Bosanyi, der bereits das siebte Semester im Stiftungshaus wohnt. Das Georgianum wurde 1494 von

LMU: „Es ist mir ein Herzensanliegen, auch persönlich Deutsch-landstipendiaten zu fördern – aktuell sind es zwei.“ Das Besondere für Wirsing: Man kann der Alma Mater etwas zurückgeben. „Meiner Meinung nach hat keine andere Investition so positive Auswirkun-gen auf die Entwicklung unserer Gesellschaft.“ Während Wirsings Zuwendung fächerunabhängig ist, gibt es auch Stiftungen oder Ver-

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denn die Studienstiftung vereint hinter ihrem Angebot das Engagement von Bund, Ländern sowie privaten Förderern und Stiftungen.

„In meinem Auswahlgespräch ging es viel weniger um Leistung, sondern um Motivati-on und Hürden, die man bereits überwunden hat.“ Patricia ist 28 Jahre alt und gelernte Erzieherin. Sie bezieht seit Studienbeginn das sogenannte „Aufstiegsstipendium“. Im Gegensatz zu den klassischen Leistungsstipendien richtet sich die Stiftung Begabten-förderung Berufl iche Bildung, die vom Bundesbildungsministerium getragen wird, mit ihrer Förderung an Studierende, die über den zweiten oder dritten Bildungsweg an die Hochschule gekommen sind. Voraussetzung für das Stipendium ist eine abge-schlossene Berufsausbildung mit angeschlossener einschlägiger Berufserfahrung von mindestens zwei Jahren. Noten im Studium spielen keine Rolle, die Berufsausbildung sollte allerdings schon mit einer 1,9 abgeschlossen worden sein. Dafür fällt die För-derung auch umfangreich aus: 735 Euro im Monat bei einem Vollzeitstudium, dazu noch 80 Euro Büchergeld und noch einmal 130 Euro für Kinder unter zehn Jahren. Auch wer berufsbegleitend studiert, kann vom „Aufstiegsstipendium“ profi tieren. Hier liegt die Förderung bei rund 2.400 Euro im Jahr. Auch wenn die Höhe der Förder-summe vielleicht vermuten lässt, dass es nur eine sehr begrenzte Zahl an Stipendien gibt, zählt das Aufstiegsstipendium doch zu den größeren Förderprogrammen. Seit der Einführung im Jahr 2008 wurden bereits mehr als 10.000 Stipendien vergeben. „Für mich war es das Go fürs Studium. Ohne das Geld hätte ich mich wahrscheinlich dagegen entschieden“, erzählt Patricia.

Es muss auch nicht immer gleich eine Vollförderung sein. Stipendien wie das Os-kar-Karl-Forster-Stipendium, das neben der LMU auch von anderen Universitäten vergeben wird, bezuschussen mit bis zu 500 Euro einmalig die Anschaffung von Büchern oder die Druckkosten von Dissertationen. Aktuell gehört die LMU zu den

größten stiftungsverwaltenden Einrichtungen im deutschen Hochschulbereich und kann Stu-dentinnen und Studenten, die eine Förderung in Anspruch nehmen wollen, Zugang zu einer Fülle an Stiftungsförderungen bieten. Studierende, die sich für ein Stipendium interessieren, das von der LMU verwaltet wird, haben es besonders leicht. Eine einzelne Bewerbung an das Stipendienre-ferat reicht aus. Die Unterlagen werden geprüft und für das passende Stipendium der LMU ausge-wählt und vergeben. Eines haben alle Stipendien gemein – egal ob Kost und Logis oder fi nanzielle Zuwendung: Das größte Geschenk für die Stipen-diaten ist die Zeit, die sie gewinnen. Dass Jessie im letzten Semester ihren Bachelor erfolgreich abschließen konnte, schreibt sie auch ihrem Stipendium zu. Denn 300 Euro im Monat, das heißt für sie 30 Stunden weniger Arbeit im Monat. „Wenn ich anderen Studierenden einen Tipp geben

STIPENDIEN AN DER LMU

■ Dr. Democh-Maurmeier-StipendienstiftungFördert bedürftige Studierende – vorzugsweise Studentinnen – der Fachrichtungen Medizin und Jura

■ Freiherr von Handel´sche StiftungFördert würdige und bedürftige Studierende, die nachweislich in Bayern beheimatet sind

■ Anna Maria Eva Schleip-StiftungFördert evangelische und katholische Studierende aller Fachrichtungen [http://kurzelinks.de/studienfi nanzierung]

Weitere ausgewählte Stipendien:

■ Max-Weber-Programm des Freistaats BayernKlassische Begabtenförderung, fordert herausragende Leistungen, bietet persönliches Men-toring, Förderbetrag: 1.290 Euro im Semester [http://kurzelinks.de/max-weber-programm]

■ Stiftung der deutschen WirtschaftWirtschaftsnah, fordert Noten „im oberen Drittel“ und soziales Engagement, Förderbetrag: mindestens 300 Euro bis maximal 649 Euro monatlich [http://kurzelinks.de/deutsche-wirt-schaft]

■ Hans-Böckler-StiftungGewerkschaftsnah, fordert gute Leistungen und soziales Engagement, Förderbetrag: 300 Euro Studienkostenpauschale und 649 Euro Lebensunterhalt monatlich [http://kurzelinks.de/hans-boeckler]

Allgemeine Informationsmöglichkeiten für Stipendien:■ Stipendienlotse [www.stipendienlotse.de/]■ Mystipendium.de [www.mystipendium.de/]■ http://kurzelinks.de/stipendienreferat■ Infomarktplatz Studienfi nanzierung der Zentralen Studienberatung [http://kurzelinks.de/infomarktplatz]

gibt, zählt das Aufstiegsstipendium doch zu den größeren Förderprogrammen. Seit der Einführung im Jahr 2008 wurden bereits mehr als 10.000 Stipendien vergeben. „Für mich war es das Go fürs Studium. Ohne das Geld hätte ich mich wahrscheinlich

Es muss auch nicht immer gleich eine Vollförderung sein. Stipendien wie das Os-kar-Karl-Forster-Stipendium, das neben der LMU auch von anderen Universitäten vergeben wird, bezuschussen mit bis zu 500 Euro einmalig die Anschaffung von Büchern oder die Druckkosten von Dissertationen. Aktuell gehört die LMU zu den

„Wenn ich anderen Studierenden einen Tipp geben kann, dann lautet er: ‚Zögert nicht. Bewerbt euch einfach!‘“ ■ ps

Infomarktplatz Studienfi nanzierung der Zentralen Studienberatung [http://kurzelinks.de/infomarktplatz]

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JESSICA FEICHTMAYERist 24 Jahre alt und hat nach dem qualifi zierten Hauptschulabschluss eine Ausbil-dung gemacht und dann das Abitur nachgeholt. Mittlerweile studiert sie im Master-Studiengang „Psychology: Learning Sciences“ an der LMU.

MUM: Du bist auf deinem Bil-MUM: Du bist auf deinem Bil-dungsweg schon viel herumge-dungsweg schon viel herumge-kommen. Wie sah er denn bis jetzt aus?Patricia Großmann: Mein Wunsch war schon immer, mit Kindern zu arbeiten. Deswegen habe ich zuallererst eine Ausbil-dung zur Sozialassistentin gemacht. Im Anschluss habe ich dann nochmal eine Erzieherinnenausbildung draufge-setzt. Bei meinen Praktika in vielen verschie-denen Bundesländern habe ich dann einiges gesehen, was ich gerne verbessert hätte. Da habe ich mich dann zum Studium entschlossen.

MUM: Wie bist du dann zu deinem Stipendium gekommen?Patricia: Mit meinem Freund kam ich zum Studieren nach München. Das war fi nanziell eine ganz schöne Umstellung (lacht). Ich habe mich dann ein wenig informiert, und da stach das Aufstiegsstipen-dium für mich heraus. Da geht es zwar auch um Leistung, aber auch um den „Aufstiegs“-Willen. Ich hatte mich zwar nie als klassische Stipendiatin gesehen, aber dachte mir: „Ein Nein hat man, ein Ja kann man sich erarbeiten“ und hab mich einfach mal beworben. Dass ich es bekommen habe, verdanke ich wohl den vielen Erfah-rungen, die ich bereits im Berufsalltag sammeln konnte.

MUM: Wie hat das Stipendium dein Studienleben verändert?Patricia: Es hat mir einfach eine große Last von den Schultern ge-nommen. Geld war immer ein großer Faktor der Unsicherheit. Jetzt kann ich mir auch mal freinehmen. Trotz des Stipendiums gehe ich zwar immer noch in einer Kindertageseinrichtung arbeiten, aber das macht mir Spaß.

PATRICIA GROSSMANNist 28 Jahre alt und gelernte Erzieherin. Für sie stehen beim Studium das persönliche Wachstum und die Möglichkeit, et-was zu verändern, im Vordergrund.

MUM: Warum hast du erst Biologie studiert und dann auf Medizin gewechselt?Pascal Eberz: Für mich gibt es keinen spannenderen Beruf als Arzt, aber mein Abitur hat nicht ganz ausgereicht. Ich habe dann zuerst einen Bachelor in Biologie gemacht und im Bereich der Immunologie mitgeforscht. Um solche Forschungsprojek-te besser zu verstehen, ist ein Medizinstudium sehr hilfreich. Deswegen durfte ich dann aus wissenschaftlichen Gründen ein Zweitstudium in Medizin beginnen.

MUM: Wie ist deine Erfahrung mit dem Deutschlandstipen-dium?Pascal: Rundum gut. Ich habe mich ohne groß nachzudenken in meinem ersten Semester beworben. Trotzdem habe ich mir viel Mühe mit den Bewerbungen gegeben. Zum Beispiel habe ich versucht, Empfehlungsschreiben von meinen Professoren zu bekommen. Bei der ersten Bewerbung waren es dann vier oder fünf Schreiben. Ein Highlight sind für mich die Veran-staltungen des Deutschlandstipendiums. Mittlerweile bin ich Mitorganisator der jährlichen Vortragsreihe, bei der Stipendi-aten über ein Thema ihrer Wahl referieren. Toll sind aber auch die Stipendiaten-Stammtische. Da habe ich viele gute Freunde gefunden – es hat sich eine richtige Gemeinschaft gebildet.

■ Interviews: ps

PASCAL EBERZist 28 Jahre alt und hat einen Bachelor in Biologie. Mitt-lerweile studiert er jedoch im neunten Semester Medizin an der LMU. Seit seinem ersten Medizin-Semester ist er Deutschlandstipendiat.

MUM: Jessi, du bist mittlerweile Deutschlandstipendiatin. Wann hast du dich entschlossen, dich zu bewerben?

Jessica Feichtmayer: Ich habe schon im zweiten Semester an-gefangen, mich auf das Deutschlandstipendium zu bewerben.

Leider hat es dann damit erst im sechsten Semester geklappt. Jetzt werde ich allerdings weiter durch das erste Master-Semester gefördert.

MUM: Bist du eine klassische Einserstudentin?Jessi: (lacht) Nein, ganz bestimmt nicht. Aber ich engagie-

re mich nebenbei viel für andere Studierende. Ich bin unter anderem bei arbeiterkind.de aktiv. Da helfe ich bei den Messen

mit oder mache ab und zu Schulbesuche. Über mein Profi l auf der Webseite können mich außerdem Studieninteressierte kontaktieren und Webseite können mich außerdem Studieninteressierte kontaktieren und

mir beispielsweise Fragen zum zweiten Bildungsweg oder zur Studienfi nan-mir beispielsweise Fragen zum zweiten Bildungsweg oder zur Studienfi nan-zierung und zu Stipendien stellen. Außerdem war ich beim Peer-To-Peer-Mentoring der LMU zierung und zu Stipendien stellen. Außerdem war ich beim Peer-To-Peer-Mentoring der LMU als Mentorin aktiv.

MUM: Was rätst du denjenigen, die sich für ein Stipendium interessieren?MUM: Was rätst du denjenigen, die sich für ein Stipendium interessieren?Jessi: Früh mit den Bewerbungen anfangen, weil die meisten Stipendien nur bis zum vierten Jessi: Früh mit den Bewerbungen anfangen, weil die meisten Stipendien nur bis zum vierten Semester vergeben werden. Außerdem sollte man sich für so viele Stipendien wie möglich Semester vergeben werden. Außerdem sollte man sich für so viele Stipendien wie möglich

bewerben. Einerseits kann es sein, dass man mehrere Stipen-dien bekommt, und andererseits vergrößert man so grund-sätzlich seine Chancen. Das Wichtigste ist aber natürlich, sich einfach zu trauen, selbst wenn man sich selbst nicht als den Musterstipendiaten ansieht.

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Beginnen wir mit dem wettbewerb. viele universitäten ringen um mittel aus den töpfen der eu. eine offene forschungsförderung gibt es hier im Bereich der grants des european research council (erc), der einzelprojekte für junge wissenschaftler (starting grant), für bereits etablierte (consolidator grant) und für sehr renommierte (advanced grant) in millionenhöhe unterstützt. hier geht es um grund-lagenforschung, deren Vorhaben nach Qualität der Anträge in einem wettbewerblichen Verfahren zur finanzierung empfohlen oder abgelehnt werden. ähnliches existiert im sektor der „future and emerging Technologies“ (FET), wo bis 2020 Projektmittel in Höhe von 2,7 Milliarden Euro vergeben werden. Hier konkurrieren einzelne antragssteller um förderung, letzthin aber auch die institutionen, in denen sie ar-beiten. immer häufiger geschieht es, dass jüngere wissenschaftlerinnen und wissenschaftler einen grant einwerben und sich danach die universitäten im wettbewerb um die abwicklung des prestigeträchtigen und finanziell lukrativen Projekts bemühen. nicht wenige suchen grantees mit dauerstellen anzulocken und bieten darüber hinaus sondervergünstigungen wie reduzierte lehrverpflichtungen – hier herrscht scharfe institutionelle Konkurrenz um die besten Köpfe und eine form des abwerbens der top-leute, wie man sie sonst nur im Profifußball kennt.

daneben gibt es aber übergreifende ziele, die universitäten im miteinander, nicht im gegeneinander verfolgen. in europäischen großprojekten wird gemeinsame forschung betrieben, lebens- und inge-nieurwissenschaftliche ebenso wie sozialwissenschaftliche. hier arbeiten wissenschaftlerinnen und wissenschaftler aus universitäten zusammen, die sonst in einem klaren wettbewerb um nationale und internationale fördergelder stehen. gemeinsamkeit entsteht auch in der lehre. die Programme des europäischen studierendenaustauschs – erasmus mundus, minerva, lingua, sokrates – boomen und wachsen, gefördert durch milliardenbeträge. und die universitäten in europa schließen sich zu ver-bünden zusammen, um eine kohärente strategie zu entwickeln. es existieren die großen allianzen wie die „european university association“ (eua), die mittelgroßen wie die „league of european research universities“ (leru), die „coimbra group“ und „unica“, das netzwerk der hauptstadt-universitäten, schließlich kleinere wie „Yerun“, das „Young european research universities network“ oder „the guild“. Fast zwanzig solcher Allianzen gibt es mittlerweile, die meisten von ihnen erst seit wenigen Jahren. ganz offenbar ist der Bedarf groß, eine gemeinsame abstimmung von zielen mit Blick auf lobbying und agenda-setting zu organisieren.

diese kooperativen modelle auf wissenschaftlicher oder strategischer Basis stehen aber keineswegs im gegensatz zum europäischen wettbewerb. die forschungsverbünde befinden sich ja in scharfer Kon-kurrenz zueinander. sie haben sich meist nur gegründet, um über die konsortiale struktur fördermittel erhalten zu können, die sie als einzelne institution nicht gewinnen würden. ähnlich die großen asso-ziationen und allianzen, die, sieht man von der eua ab, auf unterschiedlichen wegen ihre interessen qua lobbyarbeit in Brüssel vertreten. sie alle sind in gewisser hinsicht Beutegemeinschaften, also nicht natürlich gewachsene gruppen, sondern künstlich zusammengeschlossen über ein gemein sames ziel, einen übergreifenden zweck.gerade diese sehr rationale, utilitaristische Programmatik europäischer universitätsstrategien erzeugt an einer entscheidenden stelle ein vakuum. was nämlich die meisten verbünde nicht verfolgen, das ist eine idee der europäischen identität und der sie fundierenden werte. im vordergrund stehen bei

1 professor peter-andré alt ist seit

august 2018 präsident der hoch-

schulrektorenkonferenz. zuvor

war der Literaturwissenschaftler

von 2010 bis 2018 präsident der

Freien Universität Berlin. neben

zahlreichen ämtern steht er zudem

der deutschen Schillergesellschaft

– dem trägerverein des deutschen

Literaturarchivs Marbach – als prä-

sident vor.

die Universitäten in europa sind heute von konkurrenz und kooperation gekennzeichnet. Beides tritt gleichermaßen auf, steht aber, wie man bei genauerem hinsehen erkennt, nicht in widerspruch zueinander.

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ihnen ziele materieller art, kaum aber fragen des europäischen Bil-dungskanons, seiner geschichte, seiner Botschaften. als emmanuel Macron am 26. September 2017 an der Sorbonne seine „Initiative“ für ein souveränes, geeintes und demokratisches europa vorstellte, erwähnte er kurz auch die universitäten. die im wortlaut seiner rede nur eine minute dauernde Passage wurde zu einer wirkmächtigen verlautbarung, denn aus ihr erwuchs eine neue förderidee: das Pro-gramm europäischer universitätsnetzwerke mit gemeinsamen stu-dien- und austauschstrukturen. was aber hat macron genau gesagt, als er an der sorbonne über universitäten europas sprach? hier der betreffende abschnitt in der deutschen übersetzung: „ich schlage die einrichtung europäischer universitäten vor, die ein netzwerk von universitäten aus mehreren ländern europas bilden und die einen studienverlauf schaffen, in dem jeder studierende im ausland stu-diert und seminare in mindestens zwei sprachen belegt. europäische universitäten, die auch Orte pädagogischer neuerung und exzellen-ter Forschung sind. Wir müssen uns das Ziel stecken, bis 2024 min-destens zwanzig dieser universitäten zu errichten. doch schon mit Beginn des nächsten akademischen Jahres müssen wir die ersten universitäten mit echten europäischen semestern und europäischen abschlüssen ausstatten.“

mehrsprachigkeit, pädagogische neuerung und exzellente for-schung – das sind die drei pauschalen ziele, die macron mit dem gedanken europäischer universitäten verbindet. zur rolle der mehr-sprachigkeit führte macron an der sorbonne aus: „unsere zersplit-terung ist nur oberflächlich. sie ist eigentlich unsere größte chance. und anstatt die fülle unserer sprachen zu bedauern, sollten wir da-raus einen vorteil machen! europa soll jener raum werden, in dem jeder Studierende bis 2024 mindestens zwei europäische Sprachen spricht. anstatt unsere zerstückelten gebiete zu beklagen, stärken wir lieber den Austausch! Bis 2024 soll die Hälfte einer Altersgrup-pe bis zu ihrem 25. Lebensjahr mindestens sechs Monate in einem anderen europäischen land verbracht haben. seien es studierende oder auszubildende. deshalb gerade hier, wo einige vorreiter wie in Bologna, montpellier, Oxford oder salamanca an die Kraft der lehre, des kritischen geists und der Kultur geglaubt haben, möchte ich, dass wir auf der höhe dieses großen entwurfs sind.“

was genau heißt ‚mehrsprachigkeit‘ in diesem Kontext? macrons for-derung ist oft falsch wiedergegeben worden, bevorzugt als Plädoyer

für das erlernen zweier fremdsprachen. gemeint ist aber, dass alle europäischen studierenden neben ihrer eigenen eine zweite sprache erlernen sollten. das wäre vermutlich für die meisten, mit ausnahme der studierenden aus dem united Kingdom, das englische, das in der mehrzahl der disziplinen außerhalb der geisteswissenschaften die lingua franca des akademischen diskurses ist. eigentlich beschreibt macrons Programm also kein desiderat, sondern eher einen status quo, denn die generation heutiger studierender ist in ganz europa des englischen gut mächtig. schwieriger wird es da schon für die europäer von der insel, die nur selten neben ihrer muttersprache eine zweite sprache fließend beherrschen. nun könnte man zynisch sagen, dass sich das Problem mit dem Brexit für die engländer erle-digt habe. aber so einfach sollte man es dem uK dann doch nicht ma-chen. macrons formel gilt schließlich für einen Bildungsaustausch, der nach dem austritt englands aus der eu weiterhin Bestand haben dürfte. sein Programm von den „zwei europäischen sprachen“ funk-tioniert nur, wenn es auch von denen, für die es noch nicht selbstver-ständlich ist, akzeptiert wird. eine andere frage bleibt die, ob es nach dem Brexit eine belastbare zukunft für den universitätsaustausch zwischen dem Kontinent und dem uK überhaupt gibt. es war schon leichter, über die einheit Bildungs europas zu sprechen.

auch die beiden anderen leitbegriffe macrons überraschen uns nicht, bezeichnen sie doch kaum ein ambitioniertes Programm, sondern be-kannte schlagwörter. dass die akademische lehre an europäischen universitäten ernst genommen wird, ist fraglos wichtig. ‚Pädagogi-sche neuerungen‘, wie macron sagt, helfen uns da weiter, aber sie gehören längst zum selbstanspruch der meisten universitäten. das-selbe gilt für die ‚exzellente forschung‘, die in diversen nationalen initiativen und im rahmen der eu-förderung vorangetrieben wird. auch macrons rede folgt also den direktiven der eu-wissenschafts-politik und stellt das selbstverständnis der zweck orientierten univer-sitätsallianzen von leru über die guilde bis unica nicht wirklich auf den Prüfstand.

genau das aber wäre nötig. denn so wie das europa der Brüsseler Bürokraten niemanden mehr begeistert, so kann auch eine univer-sitätspolitik, die sich auf materielle ziele und pragmatische zwecke stützt, schwerlich überzeugen. für die neuen europäischen univer-sitätsverbünde sollten neben der verpflichtung zu lehr- und for-schungsexzellenz und der förderung der mehrsprachigkeit daher auch eine ausrichtung am europäischen wertekanon bindend sein. dazu gehören das gebot der toleranz als voraussetzung der zivil-gesellschaft, die idee der freiheit als grundlage für die rechte und möglichkeiten des individuums, das Prinzip der solidarität als Bedin-gung eines fairen, respektvollen und, wo nötig, helfenden miteinan-ders. und damit diese werte nicht leere formeln für feiertagsreden werden, sollten die europäischen universitäten gemeinsam – also nicht in Konkurrenz, sondern im Konsens – einen Kanon europäischer texte festlegen, dessen lektüre für ihre studierenden verbindlich ist. es wäre ein großartiges zeichen, wenn der Biologe in münchen, die Physikerin in nantes, der maschinenbauer in Budapest, die histori-kerin in Kopenhagen, der germanist in trieste und die informatikerin in madrid sechs große europäische texte lesen und in seminaren mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen diskutieren würden.

die einheit der europäischen universität würde eine fiktion bleiben, wenn sie sich auf das gemeinsame streben nach mehr finanzieller förderung beschränkte. aus diesem grund ist es zwingend geboten, die europäischen universitätsverbünde zukünftig stärker ideenge-leitet und nicht ausschließlich materiell oder strategisch auszurich-ten. wir müssen die idee des europäischen unter der verkrusteten Oberfläche von administrativen regelungen, rechtsformen und poli-tischen hoheitsfragen wieder freilegen. wir müssen erneut zum Kern der europäischen identität vorstoßen: friedensanspruch, freiheits-zuschreibung, verständigung und austausch. welche institution könnte besser zu diesem ziel führen als die universität?

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das todesurteil für Kurt huber, für alexander schmorell und für willi graf stand schon vor der verhandlung fest. es sollte das „ge-burtstagsgeschenk“ von roland freisler an adolf hitler sein, der seinen Geburtstag am 20. April feierte – einen Tag nach dem Prozess im Münchener Justizpalast. Die ganze Verhandlung mit insgesamt 14 Angeklagten war eine Farce, wie schon der Prozess gegen die geschwister scholl und christoph Probst. der wahlverteidiger hu-bers, ein glühender nationalsozialist, legt noch vor Prozessbeginn sein mandat nieder, weil er von dem „verbrechen der flugblätter“ angeblich nicht informiert war; Freisler traktiert die Beklagten mit den üblichen Beleidigungen und haltlosen anwürfen.

als er huber mit den verbrechen von Katyn in verbindung bringt, bei denen die rote armee tausende polnische Offziere umgebracht hat, verliert huber die Beherrschung. er wirft freisler vor, „mehr menschen auf dem gewissen zu haben, als in Katyn umgebracht wurden“.

wolfgang huber spricht in diesem zusammenhang von einem „cho-lerischen temperament“ seines vaters. überhaupt will er diesen in seinem ganzen facettenreichtum darstellen – seine wissenschaft-liche genialität, seine nähe zu seiner frau clara, zur tochter Birgit und zu ihm selbst, „wolfi“. er zeigt aber auch seinen Konservatis-mus, seine daraus resultierende nähe zur Bayerischen volkspartei und das uneingeschränkte streben nach einer Professur, das ihn sogar der nsdaP beitreten ließ. und er zeichnet die umstände der verhaftung und verurteilung nach – und lässt die vorverurteilung hubers durch seine alma mater, die lmu, nicht unerwähnt: Kaum dass die ermittlungen gegen ihn angelaufen und er selbst vorläu-fig festgenommen war, schuf der senat der lmu bereits vollendete tatsachen. „sie haben mir den rang und die rechte eines Profes-sors und den summa cum laude erarbeiteten doktorhut genommen und mich dem niedrigsten verbrecher gleichgestellt“, schrieb Kurt huber in sein verteidigungskonzept. das alles hielt ihn jedoch nicht davon ab, weiterhin mit aller Kraft wissenschaftlich tätig zu bleiben: noch am tage der hinrichtung arbeitete der wissenschaftler an seiner vokaltheorie.

Späte aUSeinanderSetzUng Jahrelang hatte Wolfgang Huber die Briefe seines Vaters nicht gele-sen, geschweige denn über die weiße rose gesprochen. er konnte es nicht. erst seine frau, die mehr über ihren schwiegervater wissen wollte, schaffte es, ihn davon zu überzeugen, sich mit seinem vater, dem musikwissenschaftler und Philosophen Professor Kurt huber, zu befassen. wolfgang, selbst emeritierter sprachwissenschaftler, der an der Katholischen universität eichstätt forschte und lehrte, machte sich mit wissenschaftlicher Präzision an die aufarbeitung der Briefe, die sein vater aus dem gefängnis an seine frau und die beiden Kinder schrieb, sichtete huber verteidigungskonzept, die vernehmungsprotokolle, anklageschriften sowie das urteil und zeichnet so ein Bild der letzten wochen von hubers zunächst im gestapo-gefängnis in der Brienner straße, danach im gerichtsge-fängnis neudeck bis nach stadelheim, wohin er nach seiner verur-teilung gebracht wurde.

neben dem umfänglichen und durchaus auch kritischen Bild, das wolfgang huber vom eigenen vater zeichnet, gibt Kurt Hubers letzte Tage auch einen einblick in die methoden der ns-administration, die von vorverurteilungen, rechtsbeugung beziehungsweise kom-pletter missachtung und demütigungen auch der hinterbliebenen geprägt war. der zynismus der nationalsozialistischen „rechtspre-chung“ findet ausdruck in der tatsache, dass die witwe clara hu-ber für die „Abnutzung der Fallschwertmaschine“ 300 Reichsmark zahlen musste.

Kurz bevor das fallbeil sein leben beendete, sagt huber zum scharf-richter Johann Reichardt die Worte, die als einzige der Arbeit der ns-Bediensteten gerecht werden: „schämen sie sich.“ ■ cg

Die Weiße Rose, Kurt Hubers letzte Tage, hrsg. von wolfgang huber, herbert Utz verlag, München 2018

NeuerscheiNuNg zur WeisseN rose

Kurt Hubers letzte tagein diesem Jahr jährt sich die hinrichtung von Mitgliedern der weißen rose zum 75. Mal. zahlreiche publikationen sind zu diesem anlass erschienen. erstmals hat sich der Sohn von professor kurt huber, wolfgang huber, mit den letzten tagen seines vaters auseinandergesetzt. herausgekommen ist ein genau recherchiertes, faktenreiches und nüchternes werk – das gerade deshalb so berührend ist.

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der Besucher muss erst eine treppe hinuntergehen. im treppenhaus hängen überall fotos früherer inszenierungen. der große umkleideraum bietet nun nicht nur ausreichend Platz zum schminken, sondern auch etwas Privatsphäre. „außerdem haben wir endlich duschen, und das gebäude ist bar-rierefrei“, sagt Kazubko, während sie einen besonders großen raum aufsperrt. an Kleiderstangen hängen unzählige Kostüme. „als ich angefangen habe, hatten wir kaum requisiten. aber mittlerweile ist der Fundus enorm“, erläutert sie stolz. Da hängt zum Beispiel eine Schlaghose aus den 1960-Jah-ren – „heute wohl so gut wie nicht mehr zu bekommen“. auch die regale sind gut bestückt, etwa mit einem radio, das wohl mindestens einen weltkrieg überdauert hat oder mit einer mehr als ein halbes

Jahrhundert alten Schreibmaschine.

Alles hat hier seine Ordnung. In den vergangenen Jahren habe man den umfassenden Fundus allerdings kaum nutzen können, sagt Kazubko. noch wichtiger sei jedoch, dass die studierenden wegen der größeren fläche schlicht mehr Platz zum üben hätten. wegen des Plus an räumen können sich die studierenden bei Bedarf auch besser in verschiedene Projektgruppen aufteilen als dies noch in der ludwigsstraße möglich war.

Ein wenig, sagt Katrin Kazubko, habe sich ihre Theater-Truppe die vergangenen drei Jahre „so gefühlt wie Nomaden“. Ständig sei man auf der Suche nach einer neuen Spielstätte gewesen, erinnert sich die 60-jährige leiterin der studiobühne der theaterwissenschaften der lmu. „einmal spielten wir in dem einen, dann wie-der in einem anderen haus“, erinnert sich Kazubko. Proben mussten die studenten in freimann im norden der landeshauptstadt in einem extrem kleinen raum.

Kazubko weiß noch genau: „die schauspieler hatten dort nicht einmal einen umkleideraum.“ auch sei es extrem umständlich gewesen, die gelagerten requisiten sowie teile der technik ein ums andere mal in ein anderes theater zu transportieren. vor allem jedoch war es für die promovierte dramaturgin, die bei der studiobühne mitunter auch als eine art mädchen für alles fungiert, schwierig, überhaupt geeignete räume für aufführungen zu finden – schließlich haben die münchener theater ja selbst die meiste zeit eigene aufführungen. Kazubko hat die logistische leistung gemeistert.

der weg zum neuen standort war nicht einfach. nachdem die studiobühne ihr bisheriges zuhause in der Ludwigstraße 25 im Jahr 2015 räumen musste, sah es nicht danach aus, dass die LMU ein neues und dann auch noch so zentrales zuhause finden würde.

die theaterwissenschaftler der LMU haben nach drei Jahren wechselnder auftrittsorte endlich wieder eine eigene Spielstätte – und die kann sich sehen lassen.

neue studiOBühne der theaterwissenschaftler:

„eine heiMat iM herzen der Stadt“

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umso glücklicher ist Kazubko über die neuen räume. „wir haben mitten im herzen der stadt eine heimat gefun-den.“ neuturmstraße 5, eingang am Kosttor – nicht weit von den Kammer-spielen und dem nationaltheater ent-fernt.

aLLe Bereiche deS theaterS kennenLernen

längst zählt zumindest für theaterfans die studiobüh-ne auch zu den kulturellen highlights an der isar. sie sei „etwas außergewöhnliches“, heißt es auf der internetsei-te der studiobühne nicht zu unrecht. seit mehr als einem halben Jahrhundert können dort studierende der thea-terwissenschaft eingebettet in den lehrbetrieb jede menge Praxis erfahrung sammeln. während das theaterwissen-

schafts-studium an sich sehr theoretisch ist, können die angehenden akademiker hier ihren möglichen späteren arbeitsplatz von der Pike auf in einem realitätsnahen umfeld kennenlernen. sie können Klassi-ker, eigene stücke oder musik- und tanzstücke inszenieren – von der ersten Probe bis zur letzten vorstellung ist jeder voll eingebunden. die jungen frauen und männer dürfen regisseur oder schauspieler sein, Kostüme entwerfen, Bühnen bauen, Pressearbeit machen oder in je-dem anderen erdenklichen feld des theaters ihr talent live erproben.

„die studierenden haben bei uns ein sehr hohes maß an freiheit und selbstständigkeit“, sagt Kazubko. sie können neues ausprobieren und auch einmal scheitern. als „experimentierraum“ lobte auch die Süddeutsche Zeitung die münchener institution einmal. mit der stu-diobühne hebt sich die lmu von einer vielzahl anderer renommierter theaterwissenschafts-studiengänge wie etwa in Berlin oder wien ab, die über keine eigene Bühne verfügen. manche studenten wechseln deshalb sogar extra an die isar.

seit einem vierteljahrhundert führt Kazubko nun schon die geschicke der spielstätte. die promovierte dramaturgin ließ beim tauziehen um eine neue Bühne nicht locker – mit erfolg. zufrieden blickt sie an die-sem septembertag in den weiten saal mit seiner hohen decke. „wir sind der uni wirklich dankbar für diese tollen räumlichkeiten.“ Bis zu 90 Zuschauern bietet je nach Bestuhlung allein der Bühnenraum des früheren clubs nun Platz.

ModernSte technikein paar studierende üben dort gerade ein historisches stück. das seien „wirklich schöne räume“, lobt ein student, der sich mit einem hut und noblem hemd als russischer edelmann verkleidet hat. die gesamte technische ausrüstung ist neu. „wir haben je nach Bedarf scheinwerfer mit klassischem theaterlicht oder led-lampen und eine super tonanlage“, sagt Kazubko. dass der einzug rechtzeitig zu ihrem 25-jährigen Jubiläum und mit Beginn des Wintersemesters geklappt hat, freue sie ganz besonders. alle räume zusammen ha-ben Kazubko zufolge eine Fläche von 800 Quadratmeter, alleine der Bühnensaal misst rund 200 Quadratmeter.

Für zehn Jahre hat die LMU die Räume gemietet. „Das gibt uns Pla-nungssicherheit“, sagt Kazubko. doch der umzug ist nicht nur eine investition in die theater- und Kulturbranche. nur ein kleiner teil der theaterwissenschaftler, die hier spielen, würden später am the-ater arbeiten oder gar schauspieler oder regisseur werden, erläutert Kazubko. „doch die jungen leute nehmen hier viel für ihr späteres Berufs- und Privatleben mit.“

Über die Jahre hinweg habe sie gemerkt, dass sich die Kommunika-tion der studierenden durch das smartphone verändert habe. „sie reden weniger miteinander, zeigen weniger gestik und mimik“, so Kazubko. doch auf der Bühne lernten sie „das freie sprechen“. man-che lernen dort langsamer und ruhiger zu sprechen – anderen werde in ihrer zeit als schauspieler bewusst, wie wichtig der Blickkontakt ist – auch außerhalb der Kulturbranche wichtige eigenschaften.„und sie lernen eine bessere Körperbeherrschung“, erläutert Ka-zubko. in einem der zahlreichen räume machen mehrere angehen-de schauspieler gerade atemübungen – es gibt ja schließlich auch genug Platz, sich zu strecken.

die lmu-theatertruppe will auf der studiobühne acht bis zehn stü-cke pro semester aufführen. los ging es bei der eröffnung mitte Oktober mit der tanz-aufführung „insight“. laut studiobühne kreiert das stück „den wunschtraum eines völlig befreiten Körpers, der sei-ne verschiedenen zustände auslebt“. viele spannende aufführungen sollen folgen. ■ till

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auch requisiten und kulissen,

die in den Stücken verwendet

werden, stellen die Studieren-

den selber her

neue studiOBühne der theaterwissenschaftler:

„eine heiMat iM herzen der Stadt“

www.studiobühne.com

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die studentischen Schauspieler proben in

den neue räumen der Studiobühne

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das „fearless girl“ blickt dem mächtigen charging Bull der wallstreet selbstbewusst entgegen, ohne anstalten zu ma-chen, wegzulaufen. ein symbol für recht und anspruch der frauen auf mitgestaltung – auch in den chefetagen großer börsennotierter unternehmen weltweit. die Bronzestatue, die der ceO einer großen us-amerikanischen investment- und Vermögensverwaltung 2017 vor der New York Stock Exchange aufstellen ließ, soll nicht nur die Unternehmen des Russell-3000-Indexes mahnen und motivieren, endlich das enorme Potenzial von Frauen auch für Führungspositionen zu nutzen. Für Dr. Margit Weber, seit 2006 Frauenbeauftragte der LMU, ist „The Fearless Girl“ ein starkes Symbol – auch für die universitäten.

denn „fearless women“ mussten auch die frauen sein, die im deutschen wissenschaftsbetrieb fuß fassen wollten – und sie müssen es teilweise bis heute. noch immer sind die widerstände groß auf dem weg zu einer Professur, noch immer überwiegt bei entscheidungen der anteil der männer. entscheidungen, die für dr. margit weber nicht immer nachvoll-ziehbar sind. „es gibt manche Berufungsverfahren, für die sich wirklich hervorragend qualifizierte frauen bewerben, die dann nicht berücksichtigt werden.“ sie sieht als ursache dafür unter anderem, dass es eine bewusste oder unbewusste Persistenz im tradierten männlichen wissenschaftsbetrieb gibt, die frauen immer noch benachteilige, obwohl verbal meist große zustimmung signalisiert werde. deswegen ist für die langjährige frauenbeauftragte der lmu noch viel zu tun. verLUSt der „LiLienhaFtigkeit“ Seit 1903 dürfen Frauen in Bayern studieren, 1918 erhielten sie das Wahlrecht, und im Dezember desselben Jahres habili-tierte sich an der lmu mit der medizinerin dr. adele hartmann die erste frau in deutschland und erhielt die lehrbefugnis im Rahmen einer Privatdozentur. Übrigens verlief ihr Habilitationsverfahren erstaunlich glatt: Im Mai 1918 legte sie ihre Habilitationsschrift vor, im Juni wurde diese angenommen, und im Dezember war das Verfahren abgeschlossen – und das

in puncto gleichstellung und Frauenförderung an Universitäten stehen in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen an: vor hundert Jahren hat adele hartmann an der LMU als erste Frau in deutschland ihre habilitation abgelegt. Und das amt der Frauen-beauftragten feiert in diesem Jahr seinen 30. geburtstag.

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wissenschaftliche Karriere vOn frauen

MindeStenS 30 prozent Sind daS zieL

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an einer sehr konservativen fakultät, in der schon Professoren vom typ eines theodor von Bischoffs wirkten, der aus dem angeblich um wenige gramm leichteren gehirn von frauen deren studierunfähig-keit ableitete. auch gab es die Behauptung, frauen würden durch ihre arbeit im „harten“ wissenschaftsbetrieb ihre „lilienhaftigkeit“ verlieren. Hartmann war also eine Ausnahme, wenngleich sie 1924 lediglich zur außerordentlichen Professorin ernannt wurde.

Allerdings wurde schon vier Jahre zuvor, im Dezember 1914, die spezialistin für fischkrankheiten marianne Plehn von König lud-wig iii. zur „königlichen Professorin“ – eine titularprofessur ohne feste Planstelle – ernannt. dass sowohl diese ernennung als auch die reibungslose habilitation hartmanns möglich waren, mag allerdings auch daran gelegen haben, dass bei der einen der Krieg gerade be-gonnen hatte und bei der anderen noch nicht zu ende war.und in Kriegszeiten konnten frauen – wenigstens zeitweise und gleichsam als „notlösung“ in die von männern dominierten Bastio-nen vordringen: in die Betriebe der wirtschaft und eben auch in die universitäten. hierfür spricht auch, dass Plehn im zweiten weltkrieg, obschon längst pensioniert und kränklich, freiwillig die leitung der Bayerischen Biologischen versuchsstation übernahm, weil die männ-lichen mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es schleppend bergauf. Die 68er-zeit und die damit einhergehende zweite frauenbewegung schafften ein anderes Bewusstsein und motivierten frauen, stärker selbstbe-stimmt zu leben und sich durchzusetzen. die zahl der studentinnen stieg kontinuierlich – allerdings schlug sich diese entwicklung nicht in der zahl der Professuren oder gar lehrstühle nieder – daran hat sich bis heute wenig geändert.

Vor 30 Jahren, 1988, wurde schließlich das Amt der Frauenbeauf-tragten an universitäten in ganz deutschland eingeführt, allerdings ohne genau definierte rechte oder mitwirkungsmöglichkeiten und ohne ausstattung. dafür mit dem auftrag, die gleichstellung an der hochschule durchzusetzen – wohlgemerkt, die frauenbeauftragte, nicht die hochschule als ganze! absurd sei das gewesen, so weber, denn eine Beauftragte könne nicht die mängel des systems beheben. heute ist die tatsächliche durchsetzung der gleichstellung gesetz-licher auftrag für die gesamte hochschule, die diesen als leitprin-zip zu beachten hat. mittlerweile ist das amt fest integriert, und die

frauenbeauftragten sind landes- und bundesweit vernetzt: margit weber etwa ist sprecherin der landeskonferenz der frauen- und gleichstellungsbeauftragten an bayerischen hochschulen und auch mit politischen entscheidungsträgern in der Politik gut vernetzt, was unter anderem ihre mitarbeit an verschiedenen novellen des hoch-schulgesetzes oder der regelmäßige austausch mit diversen stellen des ministe riums zeigt. sie erhält für ihr amt eine gute ausstattung, verfügt über Personal und kann wichtige dinge anstoßen.

und obwohl sich an der lmu der frauenanteil an den Professuren in den vergangenen Jahren zwar langsam, aber sukzessive erhöht hat – er liegt derzeit bei bei ungefähr 22 Prozent –, ist die Situati-on in Bayern immer noch unbefriedigend. margit weber führt das unter anderem auf die konservative verfasstheit von Politik und ge-sellschaft des landes zurück, vor allem aber auf konservative und frauen ausschließende systemimmanente strukturen des traditio-nell männlich geprägten wissenschaftsbetriebes selbst. „stereotype rollenzuweisungen an die frau oder an den mann sind – bewusst oder unbewusst – hier nach wie vor wirkmächtig. eine gründliche Bewusstseinsänderung fehlt noch. andere Bundesländer haben bereits für den Hochschulbereich Quoten oder deutlichere Zielvor-gaben zur erhöhung der zahl der Professorinnen eingeführt, etwa Nordrhein-Westfalen die Quote nach dem sogenannten Kaskaden-modell oder Brandenburg für die zusammensetzung der hochschul-gremien. das nachbarland Österreich hat im universitätsgesetz eine 40-Prozent-Quote für Hochschulräte und Hochschulleitungen.“ All dies fordert sie auch für Bayern.

exzeLLente FraUen einen enormen schub in puncto frauenförderung an der lmu habe die exzellenzinitiative gegeben. „wir haben mit exzellenzmitteln bei-spielsweise unser mentoringprogramm für nachwuchswissenschaft-lerinnen aufgebaut, das sogar von der dfg ausgezeichnet wurde“, erzählt Weber. Insgesamt 673 Mentees aus allen Fakultäten wurden in den knapp zehn Jahren seines Bestehens erfolgreich gefördert,

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knapp 100 erhielten eine Professur, viele eine Gast- oder Vertretungsprofessur. Arrivierte Professorinnen aus den fakultäten übernahmen mit großem engagement die rolle der men-torinnen, hinzu kamen treffen mit frauen aus den führungs etagen großer unternehmen oder mit externen spitzenwissenschaftlerinnen und der grad der vernetzung der jungen forscherinnen untereinander konnte enorm gesteigert werden. ein weiteres Beispiel ist

die seit 2007 bestehende Kooperation der LMU mit der externen pme Familienservice gmbh, die es wissenschaftlerinnen und wissenschaftlern ermöglicht, familie und Karriere besser zu verbinden.

2006 erhielten die Frauenbeauftragten Stimmrecht in Berufungsausschüssen. Weitere kleinere gesetzesänderungen, an denen weber als rechtsaffine wissenschaftlerin auch

selbst mitgearbeitet hat, brachten weitere verbesserungen für die stellung der frauen-beauftragten und vor allem für den wissenschaftlichen Karriereweg.Weber hofft auf mindestens 30 Prozent Professorinnen am Ende ihrer neuen Amtszeit, be-tont aber, dass es eine herausforderung bleibt. „eigentlich wäre es gut, wenn es das amt

der frauenbeauftragten in der form bald nicht mehr geben müsste.“

in münchen wurden immerhin schon straßen nach wissenschaftlerinnen benannt. eine davon trägt den namen adele hartmanns. es ist die kürzeste in einer reihe ne-

benstraßen, die zumeist mit bekannten männlichen namen der universitätsgeschich-te geschmückt sind: Ferdinand Sauerbruch, Josef Sterr, Rudolf Zenker – alles berühmte mediziner. es wäre sicherlich anmaßend, dieses Benennungsmuster als willkürlich zu be-zeichnen. dennoch zeigt es geradezu symbolhaft, wie es um die Beteiligung von frauen in der Wissenschaft bestellt ist: Auch nach 100 Jahren immer noch viel zu marginal. Bleibt zu hoffen, dass es zukünftig mehr straßen mit namen renommierter wissenschaftlerinnen geben wird und dass keine davon eine sackgasse ist. ■ cg

www.kurzelinks.de/LMU-adele-hartmannwww.kurzelinks.de/LMU-Frauenbeauftragte

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7 das „Fearless girl“ tritt dem Bullen der wallstreet selbstbewusst gegenüber

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MUM: herr professor priesner, bei geheimwissenschaften denkt jeder sofort an alchemie, astrologie und Magie. wie oft mussten Sie sich schon als esoteriker betiteln lassen?claus Priesner: das kommt nur selten vor. der Kreis, in dem ich mich bewege und vorträge halte, versteht meine arbeit.

MUM: in den geheimwissenschaften tummelten sich vor allem im 17. Jahrhundert viele Schar-latane und Betrüger. könnte man rückblickend von Fake Science sprechen?

Priesner: nein. man muss sich klarmachen, dass die denkweisen von astrologen und alchemisten dem damaligen naturphilosophischen weltbild entsprochen haben.

MUM: wer damals Fake news verbreitete, wurde häufig mit dem tode bestraft. warum haben alchemisten trotzdem immer wider besseren wissens behauptet, Metalle in gold umwandeln zu können?Priesner: Es war sehr gewinnträchtig. Wenn Investmentbanker Leuten heute 30 Prozent Gewinn versprechen, finden sie auch genug Blöde, die das glauben. aber das risiko war damals größer. Betrügerische investment-banker gehen heute höchstens ins gefängnis, ein betrügerischer goldmacher verlor damals seinen Kopf.

MUM: den alchemisten der damaligen zeit ist es nie gelungen, gold herzustellen. aber auf der Suche danach wurden viele nebenprodukte entdeckt – zum Beispiel das porzellan.Priesner: Das Porzellan ist ein interessanter Fall. Der Entdecker Johann Friedrich Böttger hat möglicherweise selber geglaubt, dass er gold herstellen kann. mittels eines geheimnisvollen Pulvers, das er von dem ebenso geheimnisvollen Mönch Laskaris bekommen haben wollte, gelang es ihm, im Jahr 1701 bei einer sogenannten transmutation eine kleine menge gold zu erhalten. dieses gold war vermutlich in dem Pulver chemisch ge-bunden enthalten und wurde bei der transmutation als metall freigesetzt. um den nachstellungen des preu-ßischen Königs friedrich i. zu entgehen, für den er gold machen sollte, floh er nach sachsen, geriet dort aber in die hände von Kurfürst august dem starken und wurde von diesem auf der festung Königstein gefangen gehalten, wo er große mengen gold herstellen sollte, was ihm aber nicht gelang. er musste daher befürchten, hingerichtet zu werden.

MUM: Böttger starb zwar schon mit 37 Jahren, aber immerhin eines natürlichen todes.Priesner: er hatte während seiner haft einen aufpasser, walther von tschirnhaus. der animierte ihn, eine serie von experimenten zu machen, um das wertvolle chinesische Porzellan nachzuahmen. Böttger hatte glück und fand den richtigen stoff, das sicherte ihm das überleben. allerdings glaubte der sächsische König daraufhin um-so mehr daran, dass er gold herstellen könne. seine gefangenschaft war zwar komfortabel, aber frei war er nie.

MUM: Johann wolfgang goethe soll der alchemie sein Leben verdanken.Priesner: goethe war schwer erkrankt. er soll dann durch ein alchemisches geheimmittel des hausarztes seiner familie geheilt worden sein. nach meiner Kenntnis kann das aber nicht sein. so wie goethe es beschreibt, han-delte es sich dabei um ein erdalkalioxid oder -hydroxid – damit bekämpft man keine schweren Krankheiten. ver-mutlich hat sein Körper nach der einnahme seine selbstheilungskräfte aktiviert, der sogenannte Placeboeffekt.

LMU-professor claus priesner beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der geschichte der alchemie. obwohl es bei der goldherstellung im 17. Jahrhundert viele Betrüger gab, wurden auf der Suche nach dem „Stein der weisen“ viele nebenprodukte entdeckt, die

bis heute unser Leben beeinflussen. Möglicherweise ein grund, warum die Faszination für die alten alchemisten weltweit zunimmt.

interview mit wissenschaftshistOriKer PrOf. dr. claus Priesner

„Jeder träUMt voM Stein der weiSen“

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MUM: der Film „harry potter und der Stein der weisen“ zog weltweit Millionen Menschen ins kino. warum sind übernatürliche phänomene auch heute noch bei Menschen so beliebt?Priesner: ganz einfach – jeder träumt vom stein der weisen. er steht nicht nur für eine chemikalie, mit der man unedle metalle in gold verwandeln kann, sondern für die ideale welt. es handelt sich dabei um ein metaphysisches Konzept. der stein löst nicht nur die unvollkommenheit in der materie auf, sondern auch im menschen, so der glaube. dadurch könne eine glückliche, im einklang mit der natur lebende gesellschaft entstehen.

MUM: wie gehen wissenschaftler bei der erforschung der geheimwissenschaften vor? vieles wurde damals ja nur verschlüsselt festgehalten.Priesner: ganz wichtig bei der erforschung der alchemie ist die erfahrung. denn die geschichte der alchemie beschäftigt sich mit fragen, die in religion, allgemeine geschichte und Kunstgeschichte hineinreichen. da viele alchemische texte in un-terschiedlicher weise verschlüsselt dargestellt wurden, kann man nur vermutungen anstellen – die verschlüsselungen aufzulösen gelingt nie mit letzter sicherheit.

MUM: gibt es heute keine alchemisten mehr, die Forscher befragen könnten?Priesner: es gibt auch heute noch alchemisten. aber sie vertreten die auffassung, dass es den stein der weisen wirklich gibt. dadurch scheiden sie als ernstzunehmende gesprächspartner aus.

MUM: Schon früher hatten es ernsthafte alchemisten schwer, sich gegen die dubiose konkurrenz durchzusetzen. wie kann man heute seriöse von unseriösen Forschern in diesem Feld unterscheiden? Priesner: Jeder, der sagt, er betätigt sich als Alchemist, ist unseriös. Das Problem ist, dass heute viele menschen das vertrauen in naturwissenschaften und die moderne medizin weitgehend verloren haben. diese menschen sind besonders aufgeschlossen für „esoterische“ oder „alternative“ angebote, beispielsweise für homöopathie. das ist zwar nicht dasselbe wie alchemie. aber es fehlt auch dort jeder naturwissenschaft-liche nachweis.

MUM: was sind aktuelle trends in ihrer Forschung oder der ihrer kollegen?Priesner: leider nimmt die alchemieforschung an deutschen universitäten ab. ich werde im kommenden wintersemester zum letzten mal eine vorlesung halten – da-nach beschäftigt sich an keiner münchener universität mehr jemand dezidiert mit dem thema. dabei wäre es so wichtig, wenn studierende der naturwissenschaft

angehalten würden, sich mit einschlägigen ge-schichtsvorlesungen zu beschäftigen. zum Bei-spiel, indem die geschichte der chemie und al-chemie als wahlpflichtfach beim chemiediplom angeboten würde.

MUM: inzwischen ist der traum der alchemis-ten wahr geworden: durch kernschmelze kann aus platin oder Quecksilber gold werden – nur ökonomisch ist das nicht. was hätten die alten alchemisten dazu gesagt?

Priesner: wahrscheinlich würden sie sich aber be-stätigt fühlen. allerdings ist die art und weise wie moderne Beschleuniger radioaktives gold herstel-len dermaßen weit weg von den denkansätzen und methoden der alchemie, dass es ihnen wohl völlig unmöglich wäre, zu kapieren, was da passiert.

■ Interview: dl

interview mit wissenschaftshistOriKer PrOf. dr. claus Priesner

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exzellenzcluster McQStdaS groSSe verSprechen der kLeinSten einheiten

Das Münchner Zentrum für Quantenwissenschaften und -technologie (MCQST) erforscht die Prinzipien der Quanteninformation, um quantenmechanische Effekte nutzbar zu machen. sieben forschungsschwerpunkte umfasst der neue cluster, sie sollen alle felder von der absoluten grundlagenforschung bis zur anwendung ab-

decken. die beteiligten forscherinnen und forscher wol-len also etwa neuartige sensoren, Kommunikationsstruktu-

ren und Quantensimulatoren entwickeln und erste einfache Quantencomputer realisieren. Zudem werden Bereiche wie

Kosmologie oder hochenergiephysik erfasst, die bislang noch nicht mit der Quantentheorie verknüpft sind. „Wir wollen auf allen

ebenen naturphänomene besser verstehen“, sagt lmu-forscher immanuel Bloch, einer der sprecher des clusters.

in der exzellenzstrategie des Bundes und der Länder ist die erste wichtige entscheidung gefallen: vier exzellenzcluster, die LMU und tUM gemeinsam beantragt haben, waren erfolgreich und werden ab 2019 gefördert.

„über dieses sehr gute ergebnis in einem äußerst anspruchsvollen und hochkompetitiven wettbewerb freuen wir uns sehr“, sagt Präsident Bernd huber. „dieser erfolg ist ein deutliches zeichen für die große wissenschaftliche leistungsfähigkeit der lmu und belegt die hervorragende arbeit und das unermüdliche engagement unserer wissenschaftlerinnen und wissenschaftler. dafür möchte ich allen am wettbewerb Beteiligten ganz herzlich danken“, so huber.die erfolgreichen vorhaben beschäftigen sich mit forschungsthemen, die von der systemneurologie über Fragen der Energieforschung bis hin zu den Quantenwissenschaften und der Entstehung des Universums reichen. mit diesem ergebnis ist nun auch die voraussetzung für die teilnahme am wettbewerb in der förderlinie exzellenzuniversitäten erfüllt. die lmu wird ihren antrag in dieser förderlinie im dezember beim wissenschaftsrat einreichen.Insgesamt werden auf Vorschlag der Exzellenzkommission 57 Projekte gefördert. In der Kommission waren neben international in der forschung ausgewiesenen expertinnen und experten auch die für wissenschaft und forschung zuständigen ministerinnen und minister des Bundes und der länder vertreten. die för-derung beginnt am 1. Januar 2019 für zunächst sieben Jahre, mit der Möglichkeit einer Verlängerung um weitere sieben Jahre in einer zweiten Förderperiode.

exzellenzstrategie des Bundes und der länder

vier cLUSter werden geFördert

6 McQSt-Sprecher professor immanuel Bloch

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exzellenzcluster originsdie groSSe erzähLUng

der exzellenzcluster Origins untersucht die entste-hung des weltalls – „vom ursprung des univer-sums zu den ersten Bausteinen des lebens“, wie der neue verbund im untertitel heißt. die wissen-schaftler wollen zeigen, dass leben ein natürlicher Prozess ist, der zur entwicklung des universums gehört – und nach den gesetzen von Physik und chemie aus den anfangsbedingungen des urknalls heraus verständlich ist.

exzellenzcluster e-conversionan die grenzen gehen

um den globalen energiebedarf auch in zukunft de-cken zu können, bedarf es effizienter und nachhalti-ger formen der energieumwandlung. „wir brauchen einen neuen denkansatz, der wichtige strategien in verschiedenen sektoren der energieumwandlung von Photovoltaik über Katalyse bis zu Batterien miteinan-der verknüpft“, erklärt lmu-forscher thomas Bein, einer der sprecher, das ziel des neuen exzellenzclus-ters e-conversion. entscheidend sind bei der energieum-wandlung die Prozesse, die im atomaren maßstab an den grenzflächen der funktionstragenden materialien ablaufen. die chemiker und Physiker des verbundes werden diese vor-gänge nicht nur grundlegend analysieren, sondern auch entspre-chende materialien in ihrer struktur optimieren. ■ math

exzellenzstrategie des Bundes und der länder

vier cLUSter werden geFördert

exzellenzcluster SynergypLaQUeS Und paraLLeLen

auch wenn sich die erscheinungsformen deutlich unterscheiden, an neurologischen erkrankungen wie demenzen, schlaganfall oder multipler skle-rose sind ähnliche Pathomechanismen wesentlich beteiligt. all diese leiden entstehen aus einem zusammenspiel neurodegenerativer, entzündli-cher und vaskulärer Prozesse. das ist die wichtige Botschaft des exzellenzclusters „synergy – munich cluster for systems neurology“, der jetzt in die zweite runde geht. aus der zusammenschau, die der verbund praktiziert, ergeben sich, so hoffen die beteiligten wissen-schaftler, nicht nur neue erkenntnisse über die zugrunde-liegenden Krankheitsmechanismen, sondern womöglich auch ansätze für neuartige therapien.

8 origins-Sprecher professor andreas Burkert

8 Synergy-Sprecher

professor christian haass

  e-conversion-Sprecher professor thomas Bein 4P

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eins, zwei, drei, vier. immer wieder schwingt tim Yilmaz im Boxring eine schwimmnudel über die Köpfe der Kursteilnehmer. die ducken sich jedes mal rechtzeitig, sodass ihnen die schaumstoffrolle nicht gegen den schädel knallt. hopp, hopp, hopp, sagt Yilmaz und erhöht passend zum Beat aus den Boxen die rotation. in dem gebäude in einem hinterhof im münchener süden riecht es nach turnhalle, gummi und schweiß. überall hängen Boxsäcke, als tische dienen ausgemusterte monster-truck-reifen, und an den wänden erinnern fotos an die vergangenen erfolge. während den teilnehmern der schweiß von der nase tropft, hat Yilmaz seine locken unter einer schwarzen wollmütze gezähmt. „ihr müsst spannung im Bein aufbauen und sie im richtigen moment zum schlagen entladen“, erklärt er den Kursteilnehmern nach dem sparring. und: „wenn ihr nicht wisst, wo euer gewicht ist, macht ihr den falschen move.“

FineSSe Statt SchLagkraFtwer an Boxen denkt, assoziiert das oft mit alkohol, rotlicht und männern, deren gehirne den einen oder anderen schlag zu viel abbekommen haben. Yilmaz kann mit alledem nichts anfangen. „viele Boxer und Trainer leben den falschen Lifestyle vor“, erklärt er. Der 39-Jährige will Botschafter für einen

mineralOge und BOxer: dr. tim Yilmaz

Mit BoxhandSchUhen zUM doktortiteL

Boxer sind hohlköpfe, wissenschaftler Spießer? dr. tim Yilmaz von der Fakultät für geowis-senschaften der LMU kämpft gegen diese klischees an. ohne sein regelmäßiges training mit den Boxhandschuhen hätte er seine promotion nie geschafft, sagt der Mineraloge. gleichzeitig hilft die wissenschaftliche arbeit dem zweifachen oberbayerischen vizemeister, fokussiert zu bleiben. inzwischen kommen auch einige LMU-kollegen zum Sparring in sein Boxstudio.

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modernen Boxsport sein. daher hat er mit seinem freund und mentor Kai melder den mariposa Boxing club in sendling gegründet. dem duo geht es um finesse statt nur um schlagkraft. „zu uns kann jeder kommen, vom anwalt über den sozialhilfeempfänger bis hin zum flüchtling“, betont Yilmaz. sie alle sollen ohne verbissenheit, leistungsdruck und schlechte stimmung den spaß am sport vermittelt be-kommen. „wir wollen zeigen, dass es beim Boxen nicht nur harte hohlköpfe, sondern auch smarte, weltoffene typen gibt“, sagt der vegetarier und lacht.

diese Botschaft kommt spätestens an, wenn die Kursteilnehmer zum abschied halb spöttisch, halb respektvoll „tschüss dr. Yilmaz“ rufen. tatsächlich ist der zweifache oberbayerische vizemeister Post-doc am department für geo- und umweltwissenschaften der lmu. dort befasst er sich mit der um-wandlung von Mineralen in einem Gestein in Sekundärminerale, aktuell beim Vulkan Unzen in Japan. „den meisten Kursteilnehmern fällt die Kinnlade runter, wenn sie davon erfahren“, sagt Yilmaz und lacht. auf der anderen seite waren auch die lmu-Kollegen am anfang überrascht bis distanziert, als sie von Yilmaz‘ zweiter leidenschaft neben der wissenschaft erfuhren. „inzwischen haben durch mich aber auch schon manche selbst zu boxen angefangen“, freut er sich.

Ohne das Boxen wäre Yilmaz niemals wissenschaftler geworden, davon ist der gelernte schlosser fest überzeugt. als seine handballmannschaft auseinandergebrochen ist, schleppte ihn ein Kumpel mit zum Boxen. „das hat mir mein leben strukturiert“, sagt Yilmaz. durch das training bekamen seine tage einen festen rhythmus, er aß regelmäßig und lebte gesünder. sein trainer kümmerte sich um ihn wie ein Bruder und bereitete ihn auf die wettkämpfe vor. „das hat mir gezeigt: ich muss etwas tun, wenn ich halbwegs erfolgreich sein will.“ hard-work-dedication nennt das Yilmaz. er holte sein abitur nach, begann geologie zu studieren und an der lmu zu promovieren. „auch die doktorarbeit war hard-work-dedication“, sagt er. „allerdings mit zunehmender leidenschaft.“

Boxer und wissenschaftler haben laut Yilmaz viel gemeinsam: Beide müssen strukturiert, ganz sauber und bis ins letzte detail arbeiten, um besser zu werden und kleine erfolge zu feiern. „wenn man sich nicht fokussierst, kriegt man auf die nase“, resümiert er. was ihn am Boxsport fasziniert, sind die schnellen erfolge. „als wissenschaftler arbeitet man manchmal monatelang ohne fortschritt.“ ander-seits schätze er bei der wissenschaftlichen arbeit das detaillierte Befassen mit Problemen, „das nimmt mir tempo aus dem leben“. Yilmaz will sich daher auch künftig nicht zwischen den beiden welten entscheiden. „es fühlt sich bei beidem gut an, wenn man erfolgreich ist – egal ob man etwas publiziert bekommt oder einen Boxkampf gewinnt.“

Boxtraining Für geFLüchtete FraUenum seiner vision vom weltoffenen Boxer zu folgen, hat Yilmaz jetzt ein deutschlandweit einzigartiges Projekt gestartet. zehn wochen lang bietet er ein kostenloses training für frauen mit fluchthinter-

grund an. Klar, integrationsboxen gibt es schon lange – aber bisher eben nur für männer. da die meisten trainer in der männerdomäne Boxen männer sind, hat man sich an weibliche geflüchtete „nicht richtig rangetraut“, sagt Yilmaz. viele hätten angst, überfordert zu sein, wenn frauen auf ihrer flucht Opfer von gewalt oder vergewaltigung wurden und entsprechende traumata mitbräch-ten. „deswegen haben wir uns zusätzlich eine sozialpädagogin ins team geholt“, berichtet er. aus-

gelegt ist das Training für 16 Frauen – oft waren es bisher über 20. Auch Yilmaz‘ Frau engagiert sich für flüchtlinge. in ihren münchener restaurants wie dem „roecklplatz“ bildet sandra forster gleich mehrere flüchtlinge in Küche, service und als veranstaltungskaufleute aus. und wie sieht es mit der eigenen Boxerkarriere aus? „ich spiele mit dem gedanken, die letzte saison einzuleiten“, antwortet Yilmaz. Die letzten Jahre konnte er unter anderem wegen einer Knieverletzung nicht mehr in den ring steigen. andererseits ist Yilmaz kürzlich zum zweiten mal Papa geworden, hinzukommen die Boxstunden, die arbeit an der lmu, sein kleines modelabel und ein hund. es ist folglich noch nicht endgültig entschieden, ob die zeit reicht, wirklich nochmal ins training einzusteigen. Das Problem: Als Amateurboxer darf man mit dem vollendeten 41. Lebensjahr nicht mehr in der offenen Klasse boxen. „wenn ich mich also nicht beeile, muss ich zum masters Boxing“, sagt er und beißt die zähne zusammen. „das ist wie ‚alte herren‘ beim fußball.“ ■ dl

http://kurzelinks.de/lmu-tim-Yilmaz www.fb.com/mariposaboxingclub

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sankt englmar ist ein idyllischer wintersportort im Bayerischen wald. ein dutzend lifte schweben zu den sanft abfallenden Pisten, abends erhellt flutlicht die „hasenabfahrt“. doch bayerische skifahrer brettern auf der autobahn an sankt englmar vorbei. „natürlich ist es niedriger gelegen als viele österreichische skigebiete – und die anlagen sind nicht so hochmodernisiert“, erklärt Professor Jürgen Schmude vom Department für Wirtschafts-geographie und tourismusforschung der lmu. „doch selbst bei sehr guten schneebe-dingungen lassen die regensburger den Ort links liegen – und fahren lieber weiter nach Österreich.“ Das österreichische Gebiet Lech-Zürs quillt derweil vor Skifahrern über; zuwei-len limitiert der wintersportort am arlberg deshalb die anzahl der tagespässe. Bei extremer überfüllung wird gar der „flexenpass“ gesperrt.

zu viele reisende an besonders begehrten Orten: „Overtourism“ heißt das Phänomen im neudeutschen. „solche überlastungserscheinungen, wie man vielleicht sagen könnte, erleben wir nicht nur in venedig oder Barcelona, sondern auch bei wintersport-zielen“, erklärt Professor schmude. eine grundlage dieser entwicklung sei die nach wie vor steigende zahl der internationalen „touristenankünfte“, wie die Branche es nennt. Die Weltorganisation für Tourismus, UNWTO, prognostiziert bis 2030 ein weiteres Wachstum um 50 Prozent – von global 1,2 auf 1,8 Milliarden Ankünfte. Auch im Skitourismus setzten die top-destinationen ihrer eigenen überlastung wenig entgegen, erklärt schmude, zu dessen for-schungsschwerpunkten auch „unternehmerische sozialverantwortung“ zählt. „stattdessen erschließen sie mehr Beherbergungskapazitäten. im Prinzip laufen wir also bewusst in richtung überlastung.“

SkiFahren in prince charLeS SpUrenwoher kommt es aber, dass die touristenströme sich so stark auf manche skiorte fokussieren? „sicher hat das etwas mit der attraktivität oder einzigartigkeit eines Pistengebiets zu tun“, so schmude. dazu komme aber der herdentrieb. „wenn Prince charles nach lech-zürs fährt, dann tun viele seiner fans das eben auch.“ Populäre filme oder Bücher wie 1000 Places to see before you die hätten zudem einen verstärkenden effekt. „wetter-apps und andere modere infodienste werden von skifahrern genutzt, um sich über die aktuellen wetterbedingungen zu informieren, und lösen bei guten skibedingungen eine zusätzliche tagestouristische nachfrage aus.“

die diskussion um „Overtourism“ oder überlastungsprobleme sei dabei nicht neu. schon in den acht-ziger- und neunzigerjahren, so Professor schmude, hatten sich nach der euphorie um den tourismus auch dessen Schattenseiten gezeigt. „Der Publizist Robert Jung stellte damals die Frage: Wie viele touristen verträgt ein hektar strand?“, erklärt schmude. „die begrenzte aufnahmefähigkeit eines touristischen raumes wird seitdem unter dem Begriff der ,carrying capacity’, der tragfähigkeit eines reiseziels, diskutiert. man unterscheidet verschiedene dimensionen, zum Beispiel die ökologische, ökonomische oder perzeptuelle tragfähigkeit.“ unter letzterer versteht man dabei den grad, zu dem einheimische sich vom tourismus in ihrer lebensqualität beeinträchtigt fühlten. „diese sind natürlich umso sensibler, je weniger sie vom tourismus profitieren.“ die sogenannte eventisierung der skireisen dürfte dabei das spannungsverhältnis von einheimischen und touristen noch verstärken: „ein drittel der urlauber fährt mittlerweile in den skiurlaub, ohne auf die ski zu steigen – und erlebt lieber das

verschlissene pisten, überfüllte Straßen, endloses warten am Lift: wenn Skifahrer populäre wintersportorte überfluten, leiden Umwelt, einheimische und oft die touristen selbst. „over-tourism“ gibt es auch in bestimmten Skigebieten, wie tourismus-wissenschaftler Jürgen Schmude erklärt. „Jedenfalls am wochenende oder in den Ferien, bei schönem wetter.“

was „OvertOurism“ mit BelieBten sKi-Orten macht

die Schnee-MaSSen

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drumherum: après ski, Party…“ aber auch touristen fühlten sich von anderen touristen in ihrem urlaubserlebnis beeinträchtigt – bei langen wartezeiten an den liften etwa oder überfüllung in den Bergrestaurants. im hinblick auf die ökologische tragfähigkeit eines Ortes sprechen tourismuswis-senschaftler derweil vom „Pistenkreisel“. „man könnte auch teufelskreis sagen: wenn ich aus einem zweierlift einen viererlift mache, wird’s auf der Piste eng. also wird planiert, um die Piste breiter zu machen. und damit diese investitionen sich rentieren, wirbt man um noch mehr skifahrer“, so Professor schmude. „die vegetationsperiode, in der sich die skipisten sozusagen ,erholen’ können, wird durch die Kunstschneeauflage verkürzt.“ setze der Ort auf ganzjahrestourismus – mit wandern und mountainbike-fahren am Berg – falle die erholungsphase für die Pisten ganz weg.

rückgang der SchULSkiLagerden Begriff „Overtourism“ hält schmude mittlerweile für überstrapaziert. „es ist ja ein Phänomen, das zeitlich und räumlich sehr beschränkt auftritt. am wochenende mögen wir in den skigebieten überlastungserscheinungen haben. aber wenn sie am montag kommen, herrscht leere.“ und gerade die einstige Begeisterung der deutschen für das skifahren sei deutlich zurückgegangen. „ein grund ist sicher, dass schulskilager keine so große rolle mehr spielen.“ lehrkräfte seien im hinblick auf die aufsichtspflicht vorsichtiger geworden und begleiteten Klassen nicht mehr ohne weiteres auf die ski-Klassenfahrt. die älter werdende gesellschaft trage zu

der stagnation bei, aber auch der anteil von men-schen mit migrationshintergrund, die aus schneeär-meren regionen in die Bundesrepublik übersiedeln und unter umständen weniger ski-affin sind.

schmude weist zudem darauf hin, dass die alpen „als lebensraum für menschen nur mit dem tourismus“ überleben können. „In den 1960er-Jahren waren sie abwanderungsraum – und wären ohne den skitouris-mus heute wahrscheinlich ein einziges Biotop.“ Bei reisezielen mit empfindlichen Ökosystemen dagegen zeigten sich die negativen folgen des tourismus ver-stärkt. „die sensible Pflanzen- und tierwelt islands etwa leidet unter dem anstieg der Besuche – und das viel schneller als in mittlerer höhenlage der alpen.“ auf einer Kreuzfahrt in spitzbergen wurde kürzlich ein eisbär erschossen, nachdem er ein crew-mitglied angegriffen hatte. „das hat eine emotionale debatte angestoßen: muss der tourismus jeden winkel der welt erschließen?“ spitzbergen, die antarktis, tei-le von grönland, lappland? „Obwohl ich touristiker bin, finde ich: nein – wir müssen nicht überall hin.“

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20 JAHRE „STUDIEREN MIT KIND“ AN DER LMU

MaMa Mit MaSterals erste bayerische Universität hat die LMU vor 20 Jahren eine Beratungsstelle für schwangere Studentinnen und Studierende mit kind in der zentralen Studienberatung eingerichtet. damit sollte die vereinbarkeit von Studium und Familienleben erleichtert werden. denn früher war ein kind während des Studiums noch eine große Belastung. heute entscheiden sich dagegen immer mehr Studierende bewusst für nachwuchs.

„Es war eine wunderschöne Zeit“, erzählt Laura Heck. Die 28-jährige Masterstudentin hat sich vor vier Jahren bewusst für ein Kind am Ende ihres Bachelor-Studiums entschieden. Dank Urlaubssemester aufgrund von Mutterschutz oder Elternzeit, in denen man Prüfungsleistungen erbringen darf, ist es Studierenden heute möglich, sich eine Art Teilzeit-studium einzurichten. Dadurch brauche man zwar im Gegensatz zu Vollzeitstudierenden ein bisschen länger, „dafür kann man sich aber seine Zeit flexibel einteilen und alles step-by-step machen, so dass Studium und Familie vereinbar sind“, erzählt Laura.

Als Dr. Hildegard Adam, Studienberaterin der Zentralen Studienberatung der LMU, 1996 ihr erstes Kind bekam, war das noch anders. Damals konnten sich Studierende noch nicht wegen eines Kindes beurlauben lassen – viele scheiterten daher an der Höchststudiendauer. „Die Nachricht, schwanger zu sein, war für einige eher eine Belastung“, erinnert sich Adam. Schwangere Studentinnen wurden von manchen Kommilitonen geschnitten, von manchen Professoren ignoriert.

Erst sEit 1998 gibt Es diE EltErnzEit für studiErEndEErst 1998 wurde die Elternzeit an den bayerischen Hochschulen eingeführt, mit der sich Mütter und Väter bis zu sechs Semester pro Kind beurlauben lassen und trotzdem Prüfungsleistungen erbringen können. Von da an konnten studierende Eltern Zeit mit ihrem Kind verbringen, ohne ständig Angst vor der Exmatrikulation zu haben. Auch das Verständnis für studierende Mütter oder Väter bei den Professoren sei dadurch gewachsen.

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als adam nach ihrer eigenen elternzeit wieder bei der zentralen studienberatung einstieg, baute sie aufgrund der eigenen erfah-rungen die Beratungsstelle auf. zunächst fungierte sie lediglich als ansprechpartnerin. „aber das wurde schnell zum selbstläufer“, sagt sie und lacht. seitdem berät, coacht und unterstützt sie und ihr team junge Mütter und Väter. Derzeit gibt es an der LMU rund 2.000 Studierende mit Kind. Während Studierende vor 20 Jahren häufig noch ungewollt schwanger wurden, treffen sie laut adam heute oft eine ganz bewusste entscheidung für die familiengründung – so wie laura.

nachdem die studentin mit ihrem sohn ihren Bachelor absolviert hatte, ging der Kleine mit einem Jahr in die Kinderkrippe, und Lau-ra begann ihren master. seitdem arbeitet die medienkulturwissen-schaftlerin zusätzlich drei tage die woche bei der Beratungsstelle für studierende mit Kind der lmu. Kindererziehung, masterarbeit, Beratungsstelle: klingt stressig. „ist es auch, aber mit dem richti-gen zeitmanagement nicht so viel anders als bei ‚normal-studieren-den‘“, sagt laura. mit ihrer arbeit wolle sie anderen studierenden mit Kind das gefühl vermitteln, dass sie in ihrer situation nicht al-leine sind. und sie dabei unterstützen, „dass es durchaus möglich und vor allem schön ist, familie und studium unter einen hut zu bekommen“.

vieLe JUnge eLtern BekoMMen SeLBStzweiFeL auch adam kennt die sorgen und nöte der studierenden von ihrer eigenen Schwangerschaft vor rund 20 Jahren. In die Sprechstunde kommen nicht selten mütter, die an sich selbst zweifeln. sie hätten das gefühl, weder gute mutter, gute Partnerin, noch gute studentin zu sein. viele studierende seien auch bei der Kindererziehung ver-unsichert, berichtet adam. unter der unsicherheit leidet das studi-um. „ich versuche ihnen dann in der einzelberatung klarzumachen, was sie da eigentlich leisten.“

so sieht das auch der Best Practice-club „familie in der hochschu-le e.v.“, ein Programm von hochschulen zur weiterentwicklung familienorientierter akademischer einrichtungen. studieren mit Kind stelle ein zukunftsorientiertes ausbildungs- und familien-modell dar, welches als chance wahrgenommen werden solle, die „rushhour of life“ zu entzerren. familiengründung im studium könne demnach helfen, spätere berufliche unterbrechungen durch elternzeiten zu reduzieren. nicht nur deshalb kommen viele studie-rende Paare bereits vor der schwangerschaft zu der Beratungsstelle. einigen fällt der Berufseinstieg leichter, wenn das Kind bereits wäh-rend des studiums auf die welt gekommen ist.

neben einzelberatungen, informationsveranstaltungen sowie diversen workshops hilft die Beratungsstelle bei der vernetzung der studierenden mit Kind – sei es auf Online-Plattformen, bei eltern-Kind-Kursen oder dem hochschulübergreifenden familien-café. „durch die regelmäßigen treffen sollen soziale netzwerkgrup-pen entstehen, die auch privat tragen“, erläutert adam. unsicher-heiten sollen genommen und mamas in ihrer rolle als mutter und studentin bestärkt werden.

„mit Kind an der lmu zu studieren ist viel selbstverständlicher ge-worden als vor 20 Jahren“, resümiert Studienberaterin Adam. Do-zenten, verwaltung und andere studierende würden dies als teil der universitären diversität anerkennen. „daher ist es umso wichtiger, nach wie vor den studierenden eine solche unterstützung zu bieten, um familie und studium gut vereinen zu können und das Bewusst-sein für studierende mit Kind an der gesamten universität weiterhin zu stärken.“ ■ dl

www.lmu.de/studierenmitkind

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MALERIN JUDITH BOKODI

reiSeMoMente in öL

vom design zur freien kunst: nach einer karriere in der Modebranche arbeitet Judith Bokodi heute als freie künstlerin – und empfindet das auch als Luxus. in ihrem atelier in einer alten kunstgießerei entstehen ölbilder, die Menschen in übergangssituationen zeigen. auch autos zählen daher zum Sujet der LMU-absolventin.

Die Siebzigerjahre-Limousine in Weinrot parkt vor einer Werkstatt; in ihrer glänzenden Karosserie spiegelt sich ein anderer Wagen. Die Szene stammt von einer Amerika-Reise. Judith Bokodi hatte den Oldtimer irgendwo an der Ostküste fotografiert; jetzt schaffte er es auf ihr jüngstes Ölgemälde. „Ich verwende Fotos als Vorlage“, erklärt sie. „Es sind nur selbst geschossene. So zeigt das Gemälde wirklich meinen eigenen Blick.“

LMU-Absolventin Judith Bokodi arbeitet als freie Künstlerin und Kunstvermittlerin. In den lichten Räumen einer ehemaligen Kunstgießerei malt sie helle, großformatige Bilder mit klar abgegrenzten Farbflächen, die den Realismus des Fotos erahnen lassen und dennoch wie eine Illusion wirken. Ihre Motive kreisen um das Unterwegs sein. „Reise, Transit – viele meiner Bilder zeigen Übergangsbe-reiche“, sagt die 49-Jährige. „Es sind Stadtszenen zu sehen, Häfen, Straßenbahnen, aber eben auch Autos. Wenn man unterwegs ist, wird einem vieles klarer, man kommt raus aus seinem eigenen engen Vorstellungskreis.“ So fasziniere sie die „anonyme Gemeinsamkeit“ auf einer Fähre. „Der Reisende verbringt eine gewisse Zeit mit völlig Unbekannten auf recht engem Raum. Das hat etwas Fließendes.“

Ihre Werke gründen auf Vorzeichnungen und einer anvisierten „Farbstraße“. „Trotzdem ist jedes Bild wieder ein Abenteuer.“ Mal funktionierten die Farben nicht miteinander; mal störe ein Gegenstand im Hintergrund. „Aber ohne ihn bleibt eine freie Fläche, die es zu gestalten gilt… Irgendwann kommt man vom Foto weg, und das Bild entwickelt seine eigene Logik.“ Vor einigen Jahren kam sie von der Acrylmalerei zum Öl. „Es ist eine schönere, eine sinnlichere Malerei, aber auch die größere Heraus-forderung.“

Vom Kleid zum ÖlbildAls freie Künstlerin zu arbeiten empfindet die gebürtige Ungarin als „Luxus“, zu dem es ein langer Weg war. Zunächst hatte sie an der Münchener Meisterschule für Mode gelernt – und 14 Jahre lang Damen-kleidung entworfen. „Das ist ein kreativer Beruf, für den man viel zeichnerisches Können und Farbemp-

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finden braucht“, sagt sie. auf die anfängliche euphorie folgte aber ernüchterung: „der ursprüngliche entwurf ist so vielen einflüssen unterworfen, dass das Kleid am ende nichts mehr damit zu tun hat.“

schließlich kehrte Bokodi dem modedesign den rücken – und be-gann mit dem malen. den kreativen Prozess nun ganz selbst bestim-men zu können – von der leinwandauswahl bis zum Pinselstrich – empfand sie als „befreiend“. ein studium der Kunstpädagogik und Kunstgeschichte an der lmu sollte noch das professionelle rüst-zeug bringen. „die lmu hat meine Kunst stark beeinflusst – und in großen schritten weitergebracht“, erinnert sie sich heute. dort begegnete sie etwa theorien zur ästhetischen forschung und lernte motive mittels ikonologie einzuordnen. in der praktischen ausbil-dung konnte sie experimentieren. so entstanden radierungen und beispielsweise digitaldrucke aus videostills.

Unter den Kommilitoninnen fand Judith Bokodi Gleichgesinnte, die sie noch lange begleiten sollten – weit über ihre magisterarbeit zur künstlerischen erwachsenenbildung im Bereich der sommeraka-demien am Beispiel des schwäbischen Kunstsommers in Kloster irsee hinaus. mit einer befreundeten studentin gründete sie ein sogenanntes „Künstlerprojekt“: in gemeinsam angemieteten räu-men eines ehemaligen friseursalons präsentierten sie und andere Künstlerinnen und Künstler ihre werke. „Künstlerprojekte sind ein beliebtes mittel unter Künstlern. man wird zu Beginn nicht automa-tisch zu ausstellungen eingeladen, sondern muss sich selbst eine

Plattform schaffen.“ Das „Lot 62“ führt ihre ehemalige Kommilitonin noch heute.

Für Judith Bokodi war der Umzug in ihr eigenes Atelier vor fünf Jahren ein weiterer Meilenstein. In der ehemaligen Kunstgießerei in neuhausen hat sie nun Platz zum malen, trocknen, ausstellen und verkaufen der Bilder. ein typischer arbeitstag dort beginnt morgens um 9 Uhr – und erstreckt sich bis 6 Uhr abends. „Diese lange Zeit brauche ich, um etwa Phasen der stagnation zu kompensieren. man kann ein Kunstwerk ja nicht wie Büroarbeit abarbeiten.“ nicht je-den tag steht sie durchgehend an der staffelei: zweimal pro woche besucht sie als Kunstvermittlerin münchener grundschulen. „damit habe ich mir ein zweites standbein geschaffen.“ Kinder künstlerisch zu fördern, sei sehr schön und helfe, eigene vorgehensweisen zu reflektieren.

gaLerien, caFéS Und ein geFängniSÜber die Jahre folgten zahlreiche Ausstellungen in Galerien, Kunst-vereinen und etwa auf der ulmer Kunstmesse. ihre Bilder wurden im Kunsthaus fürstenfeldbruck und im café ruffini gezeigt, dem alten gefängnis freising, auf der artmuc und nicht zuletzt in der unigalerielmu. natürlich verlangten ausstellungen viel aufmerk-samkeit. „auf speziellen internetseiten recherchiere ich regelmäßig neue ausschreibungen. ich schreibe Bewerbungstexte oder male sogar eigens ein Bild.“ Bei der ausstellung dann muss sie sich um die auswahl und hängung der Bilder kümmern, präsent sein, manchmal Plakate drucken. „das gehört einfach dazu.“ auf sozialen Medien ist Judith Bokodi im Gegensatz zu vielen Künstlerkollegen bewusst nicht aktiv. „mich belastet diese Bilderflut, die schnell kon-sumiert und wieder weggewischt wird. ich möchte andere wege finden, mich darzustellen.“ unter anderem öffnet sie ihr atelier bei der alljährlichen Open studio-veranstaltung „Kultüren“. In der freien Malerei hat Judith Bokodi das Gefühl, „angekommen zu sein“, hier hat sie „ihre ausdrucksweise“ gefunden. davon zu leben aber sei schwer. „Kunst ist ja kein geschäftsmodell, mit Businessplan und gewinnoptimierung“, erklärt sie. „es ist schön, wenn menschen sich in meinen Porträts widerspiegeln wollen.“ und nicht wenige ließen auch ein geliebtes auto von ihr in Öl verewigen. „aber mein einkommen ist nicht mit dem einer festanstellung zu vergleichen.“

Ihr Rat an junge Künstler? „Jeden Tag etwas für die Kunst tun, und wenn es eine kleine skizze ist. und ganz banal“, sagt sie mit einem lachen, „nur immer schön den Pinsel auswaschen – sonst wird alles ein grauer Brei.“ ihr vielleicht wichtigster rat sei, sich nicht entmuti-gen zu lassen. „Jeder Künstler hofft auf Erfolg. Aber die Konkurrenz ist groß, und man kommt schon einmal ins zweifeln.“ sie selbst betrachte die Kunst eher als lebensaufgabe. „man muss die eigene handschrift, das eigene thema finden und trotz aller widrigkeiten weiter verfolgen – vielleicht auch mal mit scheuklappen“. ■ ajb

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Juristische Fakultät Prof. Dr. Wolfgang Jakob Hau-Faymonville –

Professor Wolfgang Jakob Hau-Faymonville ist zum 1. Oktober 2017 auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und deutsches, internationales und vergleichendes Zi-vilverfahrensrecht an der LMU berufen worden. Zuvor war er 13 Jahre an der Universität Passau tätig. Hau-Faymonville forscht im Privatrecht vor allem zu grenzüberschreitenden Rechtsstreitigkeiten – unter anderem zur Durchsetzung von Ansprüchen gegen auslandsansässige Unternehmen. Aber auch das Ver-trags- und Versicherungsrecht oder internationale Un-terhaltsstreitigkeiten beschäftigen den Juristen, der nebenamtlich als Richter am Oberlandesgericht (OLG) München tätig ist – „einer wichtigen Institution, wenn es um internationale Zivilprozesse in Deutschland geht“, so Hau-Faymonville. So könne er seine praktische Ex-pertise mit seiner Forschung verzahnen.Trotz gleichbleibender Streitbereitschaft sinkt seit eini-gen Jahren die Zahl der vor deutschen Gerichten ver-handelten Fälle kontinuierlich. Vor diesem Hintergrund untersucht Professor Hau-Faymonville, welche Auswir-kungen dies für das Rechtssystem hat. Als Beispiel nennt er unter anderem weitreichende Kulanzregelungen et-wa bei Online-Händlern oder deren Zurückhaltung zu klagen, um negative Bewertungen zu vermeiden. „Im Ganzen ist diese Entwicklung keinesfalls nur positiv“, ist sich Hau-Faymonville sicher. „Denn sie verhindert, dass es obergerichtliche Klärungen gibt, auf die man sich in ähnlich gelagerten Streitigkeiten beziehen kann.“ Eine Frage sei hier, wie viele Prozesse die Gesellschaft braucht, um zu funktionieren.

An der LMU gefällt ihm das hohe Maß an Interdiszipli-narität und wissenschaftlicher Anschlussfähigkeit, die die Forschung an der Juristischen Fakultät prägten. Ins-besondere die international arbeitenden Juristen seien gut vernetzt. So bestehen gute Kontakte unter anderem zum Max Planck Institute for International, European and Regulatory Procedural Law in Luxemburg. Hau-Fay-monville schätzt darüber hinaus die Größe und die damit verbundene stärkere fachliche Ausdifferenzierung der Fakultät. Dies erlaube eine intensivere Beschäftigung mit dem eigenen fachlichen Schwerpunkt. Ein wich-tiges Anliegen ist ihm eine Neuauflage des „Munich

Center for Dispute Resolution“, kurz MuCDR. Diese Forschungsstelle der LMU wird auch in die Lehre hin-einwirken und etwa Workshops mit führenden Experten für Studierende und Doktoranden anbieten.

Medizinische Fakultät Prof. Dr. Dr. Michael von Bergwelt–

Professor Michael von Bergwelt ist seit Dezember 2017 Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Hämatologie und Onkologie an der LMU sowie Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Klinikum der Universität München. Er wurde 1968 in Oldenburg geboren und studierte an den Universitä-ten Freiburg und Paris. An der Universität Freiburg wur-de er zum Dr. med. promoviert und begann 1997 seine klinische Weiterbildung in der Medizinischen Klinik I der Universität Köln. Von 1999 bis 2002 folgte ein For-schungsaufenthalt an der Harvard Medical School,USA. Neben einer naturwissenschaftlichen Ausbildung in der Immunologie (Dr. rer. nat.) durchlief er die klinischen Weiterbildungen in Onkologie, Intensivmedizin, Notfall-medizin und Infektiologie. 2003 wurde er in das Max-Eder-Programm der Deutschen Krebshilfe aufgenom-men. 2007 habilitierte er sich für das Fach Innere Medi-zin und wurde zum Oberarzt der Kölner Klinik ernannt, wo er bis zu seinem Wechsel nach München wirkte.

Von Bergwelt ist ein ausgewiesener Experte für Immun-onkologie und Zelltherapie. Ein wichtiger Forschungs-schwerpunkt ist dabei die Behandlung von Tumorer-krankungen mittels der Aktivierung des körpereigenen Immunsystems. Im Fokus des Interesses seiner Arbeits-gruppe stehen die sogenannten B-Zellen. Die Wissen-schaftler um Professor von Bergwelt konnten zeigen, dass B-Zellen zentrale Steuerungselemente des Im-munsystems sind: Sie können die Krebserkrankung zum Wachstum anregen, aber auch kontrollieren. Inwieweit sich diese Zellen therapeutisch manipulieren lassen, ist jetzt die zentrale Frage von klinischen Studien unter Lei-tung von Michael von Bergwelt. Als Clinician Scientist, also parallel in Klinik und Wissenschaft tätiger Arzt, liegt sein Fokus auf der Übertragung der im Labor gewonne-nen Erkenntnisse in innovative Therapiekonzepte. Als Notfall- und Intensivmediziner wirkt er darüber hinaus an der Erarbeitung internationaler Standards für die si-chere Durchführung von Zell- und Immuntherapien mit. „Es liegt mir am Herzen, in enger Zusammenarbeit mit den anderen Fachdisziplinen das erhebliche Potenzial am Standort München auch zukünftig voll zu nutzen und die Synergien zu stärken“, so von Bergwelt. „Ein gelunge-nes Beispiel existiert im Comprehensive Cancer Center München. Hier freue ich mich insbesondere auf die gut etablierte, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Darüber hinaus muss es aber auch das Ziel sein, verstärkt die Zusammen-arbeit mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, den anderen Krankenhäusern, den exzellenten Grundla-genforschern sowie der Industrie am Biotech-Standort München konzertiert auszubauen.“

1 Prof. Dr. Dr. Michael von Bergwelt1 Prof. Dr. Wolfgang Jakob Hau-

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Fakultät für physik Prof. Dr. Thomas Birner–

die stratosphäre – also die schicht der erdatmosphä-re zwischen etwa 15.000 bis 50.000 Metern Höhe, in der Ozon uns vor uv-strahlung schützt – galt einst im vergleich zur darunterliegenden troposphäre als ruhi-ger, wenig dynamischer teil der atmosphäre. dennoch bildet sich dort bei der alljährlichen winterlichen ab-kühlung über dem Polarbereich ein gewaltiger wirbel, der alle ein bis zwei Jahre mitten im Winter spontan zusammenbricht. Seit einigen Jahren beobachten For-scher, dass solche abrupten zirkulationsveränderungen in der polaren stratosphäre auswirkungen auf das wet-ter haben und zum Beispiel Kälteeinbrüche in europa hervorrufen können – wie möglicherweise anfang märz dieses Jahres. Zu diesem und weiteren Phänomenen der atmosphärischen dynamik forscht der meteorolo-ge Professor Thomas Birner, der im Februar 2018 von der colorado state university in fort collins, usa, an die lmu gewechselt ist. „die vergleichsweise langsam ablaufenden Prozesse in der stratosphäre bieten die gelegenheit, die wettervorhersagezeiträume und ihre genauigkeit zu verbessern“, sagt Birner.

er nutzt bei seinen forschungen computermodelle unterschiedlicher Komplexität, die sowohl wetter als auch Klimaphänomene abdecken; so etwa ein Modell, in das Beobachtungsdaten der letzten 40 Jahre der ge-samten erde eingespeist werden, um so ein möglichst genaues abbild globaler dynamischer Prozesse zu er-langen. unter anderem untersucht seine gruppe derzeit mit solchen modellen die veränderungen der globalen Zirkulationsmuster von Jahr zu Jahr, so beispielsweise die polwärtige ausbreitung der subtropischen trocken-zonen in einem sich verändernden Klima.

Birner hat sich aus persönlichen gründen für eine rück-kehr nach deutschland entschieden. da kam das ange-bot der lmu gerade recht: „ich wäre wohl für keine andere universität hierher zurückgekommen“, merkt

er an. nach seiner Promotion am deutschen zentrum für luft- und raumfahrt und an der lmu wechselte der gebürtige leipziger und vater von vier Kindern für ein Jahr an das Department for Meteorology der Univer-sity of Reading, Vereinigtes Königreich. Von 2004 bis 2008 forschte er in Kanada an der University of Toronto, bevor er als assistant Professor an die colorado state university wechselte, wo er bis zu seiner Berufung an die lmu blieb – zuletzt als associate Professor.

Fakultät für Betriebswirtschaft Prof. Dr. Julia Nasev–

Julia Nasev hat zum 1. April 2018 eine W2-Professur für managerial accounting an der fakultät für Betriebs-wirtschaft übernommen. nach ihrem Bwl-studium und ihrer Promotion an der universität zu Köln am se-minar für controlling bei Professor homburg ging sie für ein Jahr als Visiting Scholar an die Stanford Gradu-ate school of Business nach Kalifornien. dort entdeckte sie ihr interesse für quasi-natürliche experimente. das sind methoden, mit denen kausale effekte mit sekun-därdaten geschätzt werden können, die entscheidungs-relevanter sind als Korrelationsergebnisse. sie kehrte an die Universität zu Köln zurück und übernahm im Jahr 2015 die Juniorprofessur für Accounting.

In ihrer Forschung beschäftigt sich Julia Nasev mit Fra-gen des controllings und des rechnungswesens, die sie vor allem quantitativ-empirisch untersucht. in einer reihe von Papieren, die das Kostenverhalten von un-ternehmen untersuchen, dokumentiert sie gemeinsam unter anderem mit internationalen Koautoren, wie Ko-stenentscheidungen von unternehmen zur vorhersage von Konkursen genutzt werden können, dass zweitens unternehmen mit investment grade ratings Kosten aggressiver senken, um im rating nicht herabgestuft zu werden und drittens, dass „overconfident ceOs“ bei nachfrageeinbrüchen die Kosten nicht ausreichend senken. im rechnungswesen untersucht sie zum Bei-spiel die signalwirkung von dividenden, ausweichstra-

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tegien bei verschärfung von Publizitätspflichten oder wie manager Bilanzierungsspielräume bei der Bestim-mung der Kapitalkosten in goodwill impairment-tests nutzen.

An die LMU zog es Julia Nasev wegen der herausra-genden reputation in forschung und lehre. im hör-saal legt sie viel wert auf interaktion, spaß und darauf, das kritische, logische und faktenbasierte denken von studenten zu fördern. wenn sie nicht gerade forscht oder lehrt, ist sie mit lidar-basierten geländemodellen unterwegs.

Fakultät für geschichts- und kunstwissenschaften

Prof. Dr. Dr. Antoinette Maget Dominicé–

es sind die spektakulären fälle, die die diskussion so brisant und hochpolitisch gemacht haben, die debat-te um die ns-raubkunst und nach dem umgang mit dem kolonialen „erbe“. doch längst nicht alle fragen, die sich mit der herkunft von Kulturgütern beschäfti-gen, haben dieses aufregerpotenzial. deswegen sind sie für antoinette maget dominicé aber nicht weniger spannend. „rückgabe“, „entschädigung“, „faire und gerechte lösung“ – das sind gemeinhin die Katego-rien, auf die fragen nach der Provenienz letzten en-des hinauslaufen. sie zielen auf den materiellen wert eines Kunstwerks. antoinette maget-dominicé, seit Frühsommer 2018 Juniorprofessorin für Werte von Kulturgütern und Provenienzforschung an der fakultät für geschichts- und Kunstwissenschaften, geht es in ihrer forschung aber nicht nur darum, „die umstritte-nen wege eines Objektes lückenlos zu klären“. sie fragt auch nach den immateriellen werten von Kulturgütern. wozu beispielsweise hat deren anwesenheit in einer sammlung beigetragen? wem stiften sie identität? „die vereinigung aller dem Kulturgut zugehörenden imma-teriellen elemente erweitert den wert des Objekts, ei-

nen wert, den es nicht nur im wirtschaftlichen sinn, sondern auch als Kristallisationspunkt juristischer, wissenschaftlicher oder künstlerischer interessen zu beachten gilt“, schreibt sie in einem Kommentar.

Sie war 22 und Erasmus-Studentin in Wien, so erzählt sie, als die Provenienzforschung erstmals ihr interes-se weckte. damals ging es um bedeutende gemälde von gustav Klimt, deren Besitzverhältnisse sowie ihre aufbewahrung im museum, in dessen Pr-abteilung maget dominicé als Kunstgeschichtsstudentin gera-de ein Praktikum machte, umstritten waren. wieder in lausanne, begann sie zusätzlich ein studium der rechtswissenschaften. seitdem spiegelt dieser cross-over ihre Karriere: sie schloss beide studiengänge nach weiteren stationen in Paris und eichstätt ab. mit ei-ner arbeit über sammlungen ägyptischer altertümer in Paris, london und Berlin wurde sie in beiden fä-chern, in rechtswissenschaft (Öffentliches recht) und Kunstgeschichte, promoviert; in Frankreich ist sie als rechtsanwältin zugelassen. danach arbeitete sie unter anderem als wissenschaftliche mitarbeiterin am institut national du patrimoine in Paris, und zuletzt für mehre-re Jahre an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der universität luzern. auch nach ihrem wechsel an das institut für Kunstgeschichte der lmu wird ihre for-schung und lehre von fragen der interdisziplinarität geprägt werden.

Fakultät für geowissenschaften Prof. Dr. Julia Pongratz–

Julia Pongratz ist seit 1. April 2018 Inhaberin des Lehr-stuhls für Physische geographie und landnutzungssys-teme am department für geographie an der fakultät für geowissenschaften. zuvor war sie am max-Planck-institut für meteorologie in hamburg, wo sie weiterhin eine emmy-noether-gruppe über „forstwirtschaft im erdsystem“ leitet.

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Julia Pongratz untersucht, welche Auswirkungen Än-derungen bei der landnutzung auf das Klima haben. Ob viehzucht, die art der vegetation oder die ro-dung eines waldes – momentan macht die landnut-zung etwa ein drittel des von menschen verursachten Treibhausgas-Ausstoßes aus. Julia Pongratz untersucht diese biogeochemischen, aber auch die biogeophysika-lischen aspekte der landnutzung – etwa, wie sich lokal die temperatur ändert, wenn man einen dunklen wald, der viel sonnenlicht absorbiert, durch helles ackerland ersetzt. ihr wichtigstes werkzeug sind erdsystemmo-delle, die Klima und biogeochemische Kreisläufe glo-bal abbilden. Obwohl ihre arbeiten zur grundlagenfor-schung zählen, wird die Expertise von Julia Pongratz im rahmen internationaler Klimaschutzbemühungen nachgefragt. so ist sie unter anderem mitglied im exe-cutive Board des dfg-schwerpunktprogramms „cli-mate engineering“ und teil des deutschen teams, das daten aus Klimamodell-simulationen für die Berichte des weltklimarats liefert.

Julia Pongratz hat an der LMU Geographie studiert. In ihrer Promotion an der universität hamburg, die mit der Otto-hahn-medaille der max-Planck-gesellschaft ausgezeichnet wurde, zeigte sie, wie sehr die mensch-heit im vergangenen Jahrtausend das Klima beeinfluss-te. Im Anschluss ging sie für drei Jahre nach Stanford, wo sie über die Berücksichtigung der landnutzung in Klimamodellen forschte. zurück in ihre heimat mün-chen hat es sie aufgrund der vielfältigen forschungs-landschaft gezogen, die ihr „großartige Kollaborations-möglichkeiten“ eröffne.

Fakultät für BiologieProf. Dr. Thomas Nägele–

wie reagieren Pflanzen auf veränderte umweltbedin-gungen? wie gehen sie mit dürre, Kälte oder nähr-stoffmangel um, überhaupt mit stress? wie passt sich dabei ihr stoffwechsel an? das untersucht thomas nä-

gele, der im april an die fakultät für Biologie berufen wurde und dort eine forschungsgruppe für evolutio-näre zellbiologie der Pflanzen leitet. die frage nach der anpassung klingt zunächst recht simpel, doch tat-sächlich verbirgt sich dahinter nicht zuletzt ein kom-plexes geflecht aus dutzenden von sich beeinflussen-den stoffwechselwegen. diese mechanismen variieren nicht nur von gewebe zu gewebe, von zelle zu zelle, sie unterscheiden sich auch je nach zellorganell. die mitochondrien, Kraftwerke der zelle, zeigen andere reaktionsmuster als etwa chloroplasten oder andere zellkompartimente. diese vielfalt versucht nägele mit mathematischen modellen in den griff zu bekommen und quantitativ zu beschreiben, wie Pflanzen beispiels-weise mit einem temperaturanstieg aufgrund des Kli-mawandels umgehen.

Nägele, Jahrgang 1981, studierte Technische Biologie an der universität stuttgart, wo er in der abteilung Pflanzen-Biotechnologie am institut für Biomaterialien und biomolekulare systeme promoviert wurde. danach war Nägele für sechs Jahre Postdoktorand an der Uni-versität Wien; am dortigen Department für Ökogenomik und systembiologie leitete er eine gruppe für molecu-lar systems dynamics. während bei seiner forschung in wien eher ökologische leitfragen im fokus standen, erklärt nägele, ist sie an der lmu in die molekularbio-logisch ausgerichteten Pflanzenwissenschaften integ-riert. „das passt sehr gut zu meinen forschungsinter-essen. und für die Pflanzenwissenschaften ist münchen nun mal ein tolles Pflaster.“

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1 verleihung des walter Frei-preises an professor eckhard wolf (Mitte)

im rahmen des dies academicus der Universität zürich

Professor Metzner-Nebelsick in Mainzer Akademie gewählt–

die inhaberin des lehrstuhls für vor- und frühge-schichte an der fakultät für Kulturwissenschaften der lmu, Professor carola metzner-nebelsick, gehört der renommierten Institution seit Anfang des Jahres an. carola metzner-nebelsick ist mitglied der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der mainzer aka-demie, deren wurzeln bereits auf die gründung der „Kurfürstlichen Brandenburgischen sozietät der wis-senschaften“ durch Gottfried Wilhelm Leibniz im Jahr 1700 zurückgeht. Aus dieser Sozietät entstanden nach dem zweiten weltkrieg die Preußische akademie der wissenschaften sowie die akademie der wissenschaf-ten und der literatur zu mainz. ziel der akademie war und ist die vereinigung herausragender wissenschaft-ler aller disziplinen zur förderung interdisziplinärer spitzenforschung und zum dialog über wichtige ge-genwarts-und zukunftsfragen der gesellschaft. ihr wesentlicher schwerpunkt liegt auf dem gebiet langfristiger grundlagenforschung, die in der regel nicht durch andere institutionen wie die deutsche for-schungsgemeinschaft, die max-Planck-gesellschaft sowie weiterer großforschungseinrichtungen oder universitäten gefördert wird.

Professor metzner-nebelsick forscht insbesondere zur Bronze- und eisenzeit in mittel-, südost-, Ost- und nordeuropa. dabei stehen vor allem Bronze- und ei-senzeitliche sozialstrukturen unter anderem zu frauen in den vorchristlichen metallzeiten, ritualforschung in vor- und frühgeschichtlichen Kontexten sowie Phäno-mene kulturellen wandels und von mobilität im fokus.

Susanne Renner zum Mitglied der Academy of Arts & Sciences gewählt –

Professor susanne renner, inhaberin des lehrstuhls für systematische Biologie und mykologie sowie direkto-rin des Botanischen gartens münchen-nymphenburg, ist zum mitglied der american academy of arts and sciences gewählt worden.

die academy of arts and sciences gehört zu den äl-testen Ehrengesellschaften der USA: 1780 gegründet, hat sie sich in ihrer charta dem ziel verschrieben, jede art von Kunst und wissenschaft zu kultivieren, die das interesse, die ehre und würde sowie das glück von freien, unabhängigen und rechtschaffenen menschen fördern. die gesellschaft, die ihren sitz in cambridge, Massachusetts, USA, hat, zählt über 5.000 Mitglieder, darunter zahlreiche große namen wie unter anderem die Amerikaner Benjamin Franklin, Thomas Jefferson oder george washington sowie die europäer charles darwin, winston churchill oder albert einstein.

Walter Frei-Preis für Eckhard Wolf–eckhard wolf, inhaber des lehrstuhls für tierzucht und Biotechnologie und forschungsdekan der tierärztli-chen fakultät der lmu, erhielt den walter frei-Preis in anerkennung seiner großen verdienste um die er-forschung von mechanismen der embryo-maternalen Kommunikation bei haustieren sowie die entwicklung von genetisch maßgeschneiderten großtiermodellen für die translationale medizinische forschung.

die auszeichnung wurde im rahmen des dies academi-cus der universität zürich verliehen. der nach Profes-sor walter frei, dem ehemaligen direktor des instituts für veterinärpathologie in zürich benannte Preis wurde von der Walter Frei-Stiftung erstmals 1979 verliehen. seitdem zeichnet die stiftung im abstand von ein bis drei Jahren Personen für herausragende Forschungsar-beiten in der tiermedizin aus.

LMU-Forscher gewinnen internationalen Wettbewerb im Bereich Software-Verifikation–

insgesamt dreimal gold, zweimal silber und einmal Bronze in den verschiedenen disziplinen des wettbe-werbs ist die erfolgsbilanz, mit der die verifikationsfor-scher der lmu von der international competition on software verification zurückgekommen sind.

ziel des wettbewerbs ist es, den technologischen fort-schritt bei der automatisierten suche nach fehlern in software voranzutreiben. die vermeidung von soft-warefehlern ist inzwischen überall im gesellschaftli-chen leben von großer Bedeutung. von der korrekten funktion von autos, flugzeugen oder maschinen hängt viel ab – vor allem sicherheit. „wenn die steuerungs-software etwa in autos, flugzeugen oder bei der ener-gieversorgung versagt, müssen wir mit Katastrophen oder zumindest unkalkulierbaren folgekosten für wirt-schaft und gesellschaft rechnen“, erläutert Professor dirk Beyer, der den lehrstuhl „software and compu-tational systems“ am institut der informatik leitet und damit eine der weltweit führenden forschungsgruppen im Bereich der automatisierten software-verifikation leitet. ihm geht es darum, werkzeuge zu entwickeln, die vollautomatisch software-Programme untersuchen und deren Korrektheit beweisen oder eben Program-mierfehler, sogenannte software-Bugs, zu finden.

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1 die arbeitsgruppe von professor thomas carell erhält umfassende

Förderung der volkswagenStiftung

aufgrund der größe und Komplexität heutiger compu-terprogramme ist es praktisch unmöglich, alle fehler manuell ausfindig zu machen. „aber auch die besten Programmierer machen fehler, daher gewinnt die au-tomatisierte überprüfung von software immer mehr an Bedeutung.“ die münchener forscher um Profes-sor Beyer entwickeln in einem breit angelegten, in-ternationalen Open-source-Projekt ein analysesystem für softwareprogramme. dieses analysesystem „cPa- checker“ steht auch den studierenden zur verfügung, die sich im rahmen von studienprojekten, seminar-, Bachelor- oder masterarbeiten direkt mit der moderns-ten verifikationstechnologie vertraut machen und sich auch in das forschungsprojekt einbringen können. der lehrstuhl trat mit dem „cPachecker“ bereits zum sieb-ten mal bei der international competition on software verification an: diesmal in thessaloniki, griechenland, wobei sich CPAchecker gegen 20 andere Teams durch-gesetzt hat. in drei von acht Programmkategorien er-reichten die münchener den ersten Platz, in zwei Kate-gorien den zweiten und in einer weiteren Kategorie den dritten Platz. am wichtigsten ist die gesamtwertung, bei der das lmu-team sieger wurde und damit wei-terhin zu den renommiertesten verifikationsgruppen weltweit gehört. Auch bei den Wettbewerben 2012 bis 2017 erreichte die Gruppe sehr gute Ergebnisse und ist zudem mit der gödel-medaille der Österreichischen Kurt-gödel-gesellschaft für ihre leistung ausgezeich-net worden. die international competition on software Verification wird seit 2012 im Rahmen der internatio-nalen algorithmen-Konferenz tacas ausgetragen und teilweise von firmen wie microsoft und amazon finan-ziell unterstützt.

Ursprünge des Lebens – LMU-Forscher erhalten hohe Förderung–

die arbeitsgruppe von Professor thomas carell vom department chemie der lmu hat eine millionenschwe-re förderung der volkswagenstiftung eingeworben. Die Mittel von 1,1 Millionen Euro sollen über einen Zeitraum von fünf Jahren für die Erforschung der Ur-sprünge des lebens verwendet werden. im fokus der forscher steht der Prozess, der sich innerhalb der Phase der chemischen evolution vollzog, die der biolo-gischen evolution vorausging. während dieser chemi-schen evolution entwickelten sich die zentralen Bau-steine des lebens, die sich schließlich zu komplexeren strukturen wie rna und Peptide zusammenschlossen. durch wechselwirkungen dieser moleküle miteinander beschleunigten sie die jeweils eigene Bildung – ein Pro-zess, der heute an den ribosomen stattfindet, dergestalt dass aminosäure-tragende rnas (trna) an einen rna-Protein-Komplex – dem ribosom – andocken, der die Bildung von Peptidbindungen katalysiert. das ist der moment, in dem der genotyp sich seinen Phänotyp er-schafft, um die eigene replikation zu ermöglichen. die forscherinnen und forscher um carell wollen den ur-sprung dieses zentralen und heute universalen Prozes-ses erforschen, indem sie prebiotisch plausible wege aufzeigen, die zur Bildung zuerst von Protoribosomen

und dann ribosomen führen. sie möchten des weite-ren herausfinden, wie komplexe molekulare maschinen evolvieren, ausgehend von einfachen ausgangsmateri-alien, die dann den schritt von der chemie zur lebenden materie vollzogen. die resultate sollen zeigen, wie sich leben in der frühzeit der erde unter den entsprechen-den gegebenheiten entwickeln konnte.Die 1961 in Hannover gegründete VolkswagenStif-tung fördert wissenschaft und technik in forschung und lehre. sie ermöglicht forschungsvorhaben in zu-kunftsträchtigen gebieten und hilft wissenschaftlichen institutionen bei der verbesserung der strukturellen voraussetzungen für ihre arbeit. Besondere aufmerk-samkeit widmet sie dem wissenschaftlichen nachwuchs sowie der zusammenarbeit von forscherinnen und for-schern auch jenseits wissenschaftlicher, kultureller und staatlicher grenzen.

Martin Thurner ist Ehrendoktor der Universität Ankara–

Professor erkan ibis, , rektor der universität in der türki-schen hauptstadt, hat die ehrenpromotion im septem-ber an Professor martin thurner vergeben. thurner lehrt Philosophie am martin-grabmann-forschungs-institut der Katholisch-theologischen fakultät an der LMU und war seit 2005 an zahlreichen Projekten zur verständigung zwischen christentum und islam auf wissenschaftlicher Basis beteiligt, die von der „eugen-Biser-stiftung für dialog aus christlichem ursprung“ und der universität ankara gemeinsam durchgeführt wurden. daraus gingen unter anderem das Pionierwerk eines zweibändigen Lexikon des Dialoges. Grundbe-griffe aus Christentum und Islam hervor, in welchem zum ersten mal in der geschichte überhaupt christliche und muslimische theologen alle zentralen Begriffe ihrer jeweiligen religion in parallelen artikeln darstellen. Begleitend fanden sechs interreligiöse wissenschaft-liche symposien statt, in denen zentrale theologische themen im hinblick auf ihre gesellschaftspolitische re-levanz untersucht wurden. ein systematisches werk zur auffassung vom menschen in christentum und islam

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ist in vorbereitung. es ist als besondere anerkennung und ausdruck der wertschätzung der Begegnung mit der christlichen theologie zu sehen, aber auch als Be-kenntnis und signal für die zukunft, dass die universität Ankara hiermit erstmals in ihrer über 70-jährigen Ge-schichte einen christlichen theologen mit einer ehren-doktorwürde auszeichnet.

„Best Paper Prize“ für die Tierärztliche Fakultät Entschlüsselung des Zuckercodes –

für die entschlüsselung des zuckercodes sind forscher der tierärztlichen fakultät der lmu mit dem „Best Pa-per Prize“ der anatomical society ausgezeichnet wor-den. zucker sind mehr als ein Brennstoff für zellen und gerüstsubstanzen für insekten, Krebse oder Pflanzen (chitin und zellulose). wie die Bausteine von nuklein-säuren oder Proteinen können auch zucker zu größe-ren einheiten, sogenannte glykane verknüpft werden, die in der natur auf allen zellen vorkommen. dies hat eine fundamentale Bedeutung: Die Buchstaben des 3. alphabets des lebens bilden kompakte, biologisch ak-tive Botschaften. sie sind für die Kommunikation unter zellen unerlässlich. gelesen werden diese signale von spezifischen rezeptoren, den lektinen. glykane sind demnach eine strukturelle Basis der Kodierung von in-formation (Zuckercode); Lektine lesen die zuckerkodier-ten nachrichten und übersetzen sie in reaktionen wie zellerkennung oder wachstumsregulation. am lehr-stuhl für Physiologische chemie werden grundlagen dafür geschaffen, den zuckercode zu verstehen und zu entschlüsseln, und zwar von der seite der Proteine kom-mend. diese arbeiten waren bisher auf einzelne mit-glieder von lektinfamilien beschränkt. durch geduldige Arbeit über mehr als 20 Jahre ist es jetzt gelungen, jedes mitglied einer lektinfamilie – der galektine – genau zu beschreiben. somit war es erstmalig möglich, die frage zu beantworten, wie die einzelnen familienmitglieder im Organismus exprimiert werden, und dies auf der histologisch-zellulären ebene.

Chemiker Wolfgang Schnick erhält Liebig-Denkmünze–

für seine herausragenden leistungen im Bereich der anorganischen chemie hat die gesellschaft deutscher chemiker (gdch) Professor wolfgang schnick mit der liebig-denkmünze ausgezeichnet. schnick, inhaber des lehrstuhls für anorganische festkörperchemie an der fakultät für chemie und Pharmazie, erhält die ehrung für seine arbeiten bei der synthese anorganischer ma-terialien mit p-Blockelementen. „schnicks forschung führte über die fachgrenzen hinaus zu weitreichen-den neuerungen im Bereich der leuchtstofftechnolo-gie“, begründete die gdch ihre entscheidung. mit der auszeichnung begibt sich schnick in die gesellschaft prominenter ehemaliger Preisträger wie den nobel-preisträgern adolf von Baeyer, max Planck und feodor lynen. für seine wissenschaftlichen leistungen wurde schnick bereits unter anderem mit dem Otto-Klung-Preis der freien universität Berlin, dem gottfried wil-helm leibniz-Preis der deutschen forschungsgemein-schaft (dfg) und dem wilhelm-Klemm-Preis der gdch ausgezeichnet. darüber hinaus wurde er sowohl in die Bayerische akademie der wissenschaften sowie die deutsche akademie der naturforscher leopoldina ge-wählt und erhielt eine nominierung für den deutschen zukunftspreis, den Preis des Bundespräsidenten für technik und innovation. die liebig-denkmünze wird seit 1950 von der GDCh an bedeutende Forscher ver-geben. Benannt wurde sie nach dem Chemiker Justus von liebig. liebig forschte und lehrte bis zu seinem tod an der lmu, wo unter anderem ein hörsaal nach ihm benannt ist.

Future Earth: Julia Pongratz ist Mitglied von Lenkungsausschüssen–

Professor Julia Pongratz, Inhaberin des Lehrstuhls für Physische geographie und landnutzungssysteme an der fakultät für geowissenschaften der lmu, ist in den lenkungssauschuss von zwei Projekten der initiative future earth ernannt worden.

Pongratz gehört seit august dem lenkungsausschuss des Projekts „aimes — analysis, integration and mo-delling of the earth system“ an. aimes bringt ansätze aus den sozial- und naturwissenschaften zusammen, um besser zu verstehen, wie mensch und natur über verschiedene zeitskalen hinweg hinsichtlich biogeo-chemischer Kreisläufe (etwa cO2) und dem Klimasys-tem wechselwirken. ein schwerpunktthema ist die frage, inwieweit landnutzung eingesetzt werden kann, um das globale Klima absichtlich zu verändern und den Klimawandel abzuschwächen.

im rahmen des global carbon Project (gcP), in dessen lenkungssausschuss Pongratz ebenfalls als mitglied er-nannt wurde, soll ein möglichst komplettes Bild des glo-balen Kohlenstoffkreislaufes entwickelt werden. Jedes Jahr aktualisiert das Projekt das „Global Carbon Bud-get“, in dem Quellen und Senken menschgemachter

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cO2-emissionen bestmöglich quantifiziert und trends aufgedeckt werden. Julia Pongratz leitet hierin die Ab-schätzungen der emissionen aus entwaldung und an-derer landnutzungsänderung.

die Plattform future earth, zu der die beiden Projek-te neben weiteren gehören, etabliert internationale wissenschaftliche Kollaborationen, die wissen und lösungsansätze entwickeln, um sich den herausforde-rungen und risiken eines globalen umweltwandels im sinne einer größeren nachhaltigkeit zu stellen. grund-lage der tätigkeit sind die „sustainable development goals“ der vereinten nationen.

Julia Pongratz, die seit April 2018 an der LMU forscht, untersucht, welchen einfluss die menschheit auf Bö-den, vegetation und Klima hat, indem sie landnutzung betreibt. ihr wichtigstes werkzeug sind erdsystem-modelle, die das physikalische Klima und biogeoche-mische Kreisläufe global abbilden und in die zukunft projizieren.

Gesellschaft für Psychologie ehrt Reinhard Pekrun–

Im September 2018 hat die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (dgPs) Professor reinhard Pekrun, inha-ber des lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie und pädagogische Psychologie an der lmu, für sein le-benswerk geehrt. reinhard Pekrun forscht zu emotion und motivation in ihren Beziehungen zu leistung, Per-sönlichkeitsentwicklung und Bildung. er gilt als Pionier der forschung zu leistungsemotionen wie zum Beispiel lernfreude, leistungsstolz oder Prüfungsangst. mit seinen untersuchungen zu diesen emotionen eröff-nete Pekrun ein neues forschungsfeld, und mit seiner Kontroll-wert-theorie der leistungsemotionen hat cO2

er ein theoretisches Paradigma entwickelt, das ent-scheidenden einfluss auf die nationale und internatio-nale forschung in diesem feld hat. die theorie erklärt, welche sozialen und individuellen Bedingungen zur entstehung von leistungsemotionen führen und wie diese emotionen sich auf lernen, Problemlöseverhal-ten, leistung und Persönlichkeitsentwicklung auswir-ken. „das wissenschaftliche werk von reinhard Pekrun zeichnet sich durch seine innovative und systematische entwicklung von theorien und den einsatz vielfältiger methoden aus“, so conny herbert antoni, Präsident der dgPs. seine forschung habe nicht nur in der wissen-schaftlichen Psychologie spuren hinterlassen, sondern auch ganz entscheidende impulse für interventionen in schulen und Bildungseinrichtungen gegeben. die dgPs hob auch Pekruns Beiträge zu Bildungsprojekten an schulen und zur erfassung von schülerleistungen hervor – hier insbesondere seine mitarbeit in nationa-len und internationalen expertengruppen für die Pisa-

Studien 2003, 2006 und 2021. Neben seinem auch me-thodisch durch die verknüpfung qualitativer und quan-titativer methoden innovativem forschungsprogramm schätzten die Jury und der Vorstand der DGPs seine Tä-tigkeit in Politikberatung, wissenschaftsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. die deutsche gesellschaft für Psychologie ist eine vereinigung der in forschung und lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4.500 Mitglieder erforschen das Erleben und verhalten des menschen. sie publizieren, lehren und beziehen stellung in der welt der universitäten, in der forschung, der Politik und im alltag.

Öffentliche Wirksamkeit Gesellschaft für Soziologie zeichnet

Armin Nassehi aus–Professor armin nassehi, inhaber des lehrstuhls für allgemeine soziologie und gesellschaftstheorie an der lmu, ist ausgezeichnet worden. die deutsche gesell-schaft für soziologie (dgs) ehrte ihn im september mit dem „Preis für herausragende leistungen auf dem ge-biet der öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie 2018“. armin nassehi sorge durch seine kontinuierlich starke Präsenz in der deutschen und internationalen Presse und Öffentlichkeit in einem besonderen maße für die verbreitung soziologischen wissens und den diskurs soziologischer erkenntnisse, heißt es zur Begründung der verleihung. seine aktuellen themen sind vielfältig: sie reichen von der flüchtlingsthematik, von fragen der integration im allgemeinen oder fremdheit als sol-cher über die einordnung politischer strömungen und Konflikte bis hin zu weitreichenden theoretischen Be-funden über zeitgenössische kulturelle Phänomene und gesellschaftliche verhältnisse. durch seine zahlreichen vorträge, interviews und Beiträge, insbesondere in den Qualitätsmedien aller Formate, außerdem etwa einer monografie jährlich, sei er der derzeit öffentlichkeits-wirksamste soziologe deutschlands und prominenter wissenschaftlicher experte, so die dgs. wie gefragt sein expertenwissen ist, zeige schon die liste seiner zahlreichen gremienmitgliedschaften: etliche wissen-schafts-, bildungs- oder kulturpolitische einrichtun-gen haben ihn in ihre Vorstände, Beiräte oder Jurys gebeten. auch sein engagement als herausgeber der traditionsreichen Kulturzeitschrift Kursbuch sowie der fachzeitschrift Soziale Welt wurden mit dem Preis ge-würdigt.

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1 prof. dr. heribert Schmitz

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logischen Hochschule Freising. 1970 wurde er an die lmu berufen, wo er bis zu seiner emeritierung forschte und lehrte.

finkenzeller befasste sich unter anderem mit der lehre von den sakramenten, insbesondere der taufe und der Buße, mit der Offenbarung und theologie der lehre des Johannes Duns Scotus oder mit der Dogmenentwick-lung. seine forschung spiegelt sich in zahlreichen Pub-likationen wider. Professor finkenzeller war Päpstlicher ehrenprälat.

Prof. Dr. Rudolf MeyendorfMedizinische Fakultät

Professor Rudolf Meyendorf wurde 1934 in Wanne-eickel geboren. er studierte in Berlin, in hamburg und zürich evangelische theologie. nach abschluss des Studiums begann er 1959 ein Medizinstudium in Tü-bingen, das er 1965 an der McGill-University in Mon-treal, Kanada, beendete. nach seiner medizinischen assistenzphase in vancouver, Kanada, kehrte er nach Deutschland zurück und nahm 1966 eine Tätigkeit als Arzt an der Psychiatrischen Klinik der LMU auf. 1968 wurde Meyendorf Oberarzt. Im selben Jahr wurde er an der LMU promoviert, er habilitierte sich 1975 mit einer arbeit über Psychische und neurologische Störungen bei Herzoperationen.

meyendorfs wissenschaftliches interesse galt den fra-gen der Psychopathologie, hierbei vor allem den endo-genen und exogenen Psychosen. zusätzlich forschte er vor allem in den 70er-Jahren zur unilateralen und bilateralen elektrokrampfbehandlung. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1999 war Meyendorf Professor für allgemeine Psychopathologie an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum der Universität München. Er ist am 26. Juni 2018 verstorben.

Prof. Dr. Heribert Schmitzkatholisch-theologische Fakultät

Professor schmitz zählte zu den führenden katholischen Kirchenrechtlern. Er wurde am 8. November 1929 in Koblenz geboren, studierte von 1949 bis 1955 in Trier Katholische theologie und wurde dort noch im selben Jahr zum Priester geweiht. Von 1958 bis 1965 stu-dierte schmitz Kanonisches recht am Kanonistischen institut an der lmu, wo er anschließend promoviert wurde. 1966 habilitierte er sich im Fach Kirchenrecht und Kirchliche rechtsgeschichte an der Katholisch-theologischen fakultät der lmu. nach Professuren an der Philosophisch-theologischen hochschule Passau und der Katholisch-theologischen fakultät trier folg-te Schmitz 1971 einem Ruf an den LMU-Lehrstuhl für Kirchliche rechtsgeschichte, der heute Kirchenrecht, insbesondere für verwaltungsrecht und Kirchliche rechtsgeschichte heißt. der träger des Bundesver-dienstkreuzes 1. Klasse war Vertreter der katholischen Kirche im Bayerischen senat und ein wichtiger Berater der deutschen Bischofskonferenz und des vatikans in kanonistischen fragen. der ausgewiesene fachmann auf dem gebiet des kirchlichen verwaltungsrechts und des kirchlichen Hochschulrechts wurde 1996 emeritiert. Schmitz verstarb am 8. August 2018 im Alter von 88 Jahren in München.

Prof Dr. Josef Finkenzellerkatholisch-theologische Fakultät

Der Theologe Professor Josef Finkenzeller ist am 14.06.2018 verstorben. Er war von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1986 Ordinarius für Dogmatik und Öku-menische theologie an der lmu. finkenzeller wurde 1921 geboren und studierte ab 1947 Theologie an der Philosophisch-theologischen hochschule freising so-wie an der lmu. er promovierte an der lmu bei michael Schmaus im Fach Dogmatik. 1953 wurde er zum Pries-ter geweiht. Von 1954 bis 1959 war Finkenzeller Präfekt und Dozent am Priesterseminar in Freising. 1959 folgte seine habilitation in dogmatik an der lmu und seine Ernennung zunächst zum außerordentlichen, und 1965 zum ordentlichen Professor an der Philosophisch-theo-

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Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm SchildbergMedizinische Fakultät

Friedrich-Wilhelm Schildberg wurde am 6. März 1934 in Essen geboren. Nach seinem Abitur studierte er ab 1954 in freiburg, grenoble, innsbruck und hamburg medi-zin. Promoviert wurde er 1962 mit einer Arbeit beim Hygieniker Konrad Hummel. 1964 wurde Schildberg Chirurg, 1970 Oberarzt. 1974 habilitierte er sich und ging an die lmu. als leitender Oberarzt wechselte er 1977 ans Klinikum Großhadern. Anschließend folgte er einem ruf an die medizinische hochschule zu lübeck, wo er von 1981 bis 1984 Vizepräsident war. 1989 über-nahm er wieder den Lehrstuhl in München. 2002 wur-de er nach zwölf Jahren als Direktor der Chirurgischen Klinik emeritiert. zu den schwerpunkten von schild-bergs arbeiten gehörten die herz- und Koronarchir-urgie, gefäßchirurgie, tracheobronchiale resektionen und die Oberbauchchirurgie. er war vorsitzender der chirurgischen arbeitsgemeinschaft für intensiv- und notfallmedizin sowie generalsekretär und Präsident der deutschen interdisziplinären vereinigung für in-tensiv- und notfallmedizin. schildberg hat zeit seines Lebens 24 Fachbücher herausgegeben. Er verstarb am 4. September 2018 in München im Alter von 84 Jahren.

Prof. Dr. Dr. h.c. Gerhard Terplantierärztliche Fakultät

Gerhard Terplan wurde am 16. März 1924 in Mediasch/siebenbürgen, rumänien, geboren. an der lmu stu-dierte er von 1948 bis 1952 Tiermedizin, wurde 1953 dort auch promoviert. im anschluss war er an mehreren veterinärmedizinischen instituten tätig und habilitier-te sich 1963 für das Fach Lebensmittelhygiene an der LMU. 1965 folgte er dem Ruf auf eine Professur an der tierärztlichen hochschule hannover. dort baute er den lehrstuhl für milchhygiene auf – der erste seiner Art in Deutschland. 1971 kehrte er nach München an die lmu zurück, um hier ebenfalls ein institut für milchhy-giene aufzubauen.

im fokus von terplans forschung stand die erzeugung von lebensmitteln von der landwirtschaft bis hin zum

Prof. Dr. Marianne JochumMedizinische Fakultät

Die 1946 in Kahlhof bei Neuburg an der Donau gebo-rene Professorin Marianne Jochum studierte nach dem Abitur Biologie und Chemie an der LMU. 1971 folgte das erste staatsexamen für das lehramt an gymnasien, 1978 das Zweite. Zeitgleich wurde sie mit der Arbeit Un-tersuchungen zur lichtinduzierten Carotinoid-Synthese bei Fusarium aquäductuum promoviert. nach tätigkei-ten als wissenschaftliche mitarbeiterin am Botanischen institut der lmu sowie der chirurgischen Klinik wurde sie 1991 zur Professorin für Pathobiochemie am Klini-kum der universität münchen berufen. sie leitete bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2012 die mittler-weile aufgelöste abteilung für Klinische chemie und Kli-nische Biochemie an der seinerzeitigen chirurgischen Klinik und Poliklinik Innenstadt. Marianne Jochum ist am 9. Juni 2018 verstorben.

Prof. Dr. Rolf BurkhardtMedizinische Fakultät

die erkrankungen des Knochens sowie des Knochen-marks bei Blutkrankheiten war der forschungsschwer-punkt des ehemaligen leiters der abteilung hämato-morphologie an der medizinischen Klinik der lmu, Pro-fessor rolf Burkhardt. er wurde in nürnberg geboren und begann im Jahr 1938 ein Medizinstudium an der lmu, das er – unterbrochen vom Kriegsdienst – erst 1945 beenden konnte. Im selben Jahr wurde er auch an der lmu promoviert.

unterbrochen von tätigkeiten als stationsarzt, war er bis 1948 am Pathologischen Institut der LMU tätig. 1971 wurde er zum Professor für innere medizin an der lmu berufen. er hat für seine forschungsarbeiten zahlreiche ehrungen von wissenschaftlichen gesellschaften erhal-ten. neben seiner arbeit als arzt und forscher befasste er sich auch mit selbstverwaltungsaufgaben seiner al-ma Mater. So war er von 1975 bis 1984 Vizepräsident der LMU. Rolf Burkhardt verstarb am 25. April 2018.

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1 prof. dr. rudolf Schieffer

zum hohen Mittelalter, Quellenkunde und Texteditio-nen. er war langjähriger herausgeber des deutschen archivs für die erforschung des mittelalters, einer der angesehensten mediävistischen fachzeitschriften. au-ßerdem war er unter anderem mitglied der historischen Kommission bei der Bayerischen akademie der wis-senschaften. Schieffer verstarb am 14. September 2018 nach kurzer schwerer Krankheit.

Prof. Dr. Peter HinstFakultät für philosophie, wissenschaftstheorie und

religionswissenschaft

die syntaktische, semantische sowie logische analyse von wissenschaftssprachen bildete einen wichtigen for-schungsschwerpunkt von Professor Peter hinst, der am 10. Mai 2018 verstorben ist. Die weitgehend unbefrie-digende lösung vieler wissenschaftstheoretischer Pro-bleme sah hinst vor allem in der falschen vorstellung über die semantik von wissenschaftssprachen sowie in der mangelhaften Kenntnis und einbeziehung der tat-sächlich betriebenen einzelwissenschaften. Der Wissenschaftler, 1936 in Lauenburg, Pommern, geboren, studierte zunächst zwei semester maschinen-bau. es folgte ein studium der mathematik, Philosophie, sowie latein und griechisch in frankfurt am main sowie ein studium an der lmu, wo er die fächer logik und wissenschaftstheorie sowie Philosophie und mathema-tik belegte. 1965 wurde er summa cum laude mit der arbeit Syntaktische und semantische Untersuchungen über Gottlob Freges „Grundgesetz der Arithmetik“ an der LMU promoviert. 1968 wurde er Wissenschaftlicher assistent und nahm in der folgezeit lehraufträge un-ter anderem an der Hochschule für Politik wahr. 1975 habilitierte sich hinst im Bereich logik und wissen-schaftstheorie und wurde 1980 zum Professor an der lmu berufen, wo er bis zu seiner emeritierung forschte und lehrte.

fertigen Produkt. dabei berücksichtigte er auch aspekte des verbraucherschutzes und die damit verbundenen herausforderungen.

dazu gehört unter anderem die entwicklung von verfah-ren, um die sicherheit von landwirtschaftlichen Produk-ten sicherzustellen – so zum Beispiel den nachweis und die Bewertung von mikroorganismen, den nachweis von schimmelpilzgiften in futtermitteln oder auch die tiermedizinische Behandlung, etwa durch den einsatz von antibiotika und ihr vorhandensein in lebensmitteln tierischen ursprungs.

Terplan veröffentlichte fast 300 Artikel in Fachzeit-schriften und fachbüchern. für seine umfassende ar-beit wurde er unter anderem mit der ehrendoktorwür-de der universität istanbul, türkei, ausgezeichnet. des weiteren erhielt er zahlreiche auszeichnungen, unter anderem den felix-wankel-forschungspreis für seine verdienste im tierschutz. gerhard terplan verstarb am 15. Mai 2018.

Prof. Dr. Rudolf SchiefferFakultät für geschichts- und

kunstwissenschaften

Rudolf Schieffer wurde am 31. Januar 1947 in Mainz ge-boren. nach seinem abitur in Bad godesberg studierte er ab 1966 Geschichte und Latein in Bonn und Marburg. Promoviert wurde er 1971 in Bonn mit seiner Arbeit Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland. anschlie-ßend war schieffer wissenschaftlicher angestellter und Wissenschaftlicher Mitarbeiter, und von 1976 bis 1979 lehrbeauftragter für historische hilfswissenschaften an der universität regensburg, wo er sich zum thema Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbots für den deutschen König habilitierte. Nachdem er vier Jahre an der Universität Bonn lehrte, übernahm er 1984 die Lei-tung der monumenta germaniae historica in münchen. seine schwerpunkte als Professor waren Politische ge-schichte und Kirchengeschichte von der spätantike bis

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1 prof. dr. dr. h.c. rudolf Fritsch

viert. Er habilitierte sich 1973 in Konstanz, wo er im An-schluss auch eine Professur erhielt. Im Jahr 1981 wurde er an das mathematische institut der lmu berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004 den Lehr-stuhl für didaktik der mathematik innehatte.

fritsch engagierte sich vor allem auch grenz- und fach-übergreifend. so war er unter anderem Beauftragter der lmu für die zusammenarbeit mit der Baltischen föderalen immanuel-Kant-universität in Kaliningrad, russland. er war des weiteren Präsident der sudeten-deutschen akademie der wissenschaften und Künste sowie stellvertretender vorsitzender und schriftführer der arbeitsgemeinschaft für ost- und westpreußische landeskunde der lmu.

Professor fritsch war inhaber der ehrendoktorwürde der universitäten Kaliningrad, russland, sowie sofia, Bulgarien. er war Präsident der sudetendeutschen aka-demie der wissenschaften und Künste. er gehörte zu den herausgebern der elektronischen zeitschrift forum geometricorum und gründungsmitglied des förderver-eins mathematik in wirtschaft, universität und schule an der LMU. Professor Fritsch ist am 12. Juni 2018 ver-storben.

Prof. Dr. Eckhard KeßlerFakultät für philosophie, wissenschaftstheorie und

religionswissenschaft

Professor Eckhard Keßler wurde 1938 in Habelschwer-dt, schlesien, geboren. nach dem abitur studierte er ab 1958 Klassische Philologie, Philosophie und Ger-manistik zunächst an der universität tübingen und wechselte 1959 nach München an die LMU, wo er sein Studium 1963 beendete. 1967 wurde er an der LMU promoviert, 1975 folgte die Habilitation zur Philosophie und geistesgeschichte des humanismus – ebenfalls an der LMU. Von 1965 bis 1979 war er Wissenschaftlicher Assistent und wurde 1980 zum Professor für Geistes-geschichte und Philosophie der renaissance an der lmu berufen. forschungsstipendien führten ihn an die columbia university, new York, usa, nach edinburgh, leeds und hull, vereinigtes Königreich, sowie neapel, Italien. Von 1979 bis 1982 war Keßler zudem Direktor des deutschen studienzentrums in venedig.

Professor Keßler gehörte der redaktion der wissen-schaftlichen reihe Humanistische Bibliothek in mün-chen an und war von 1984 an zudem Herausgeber der reihe. die schwerpunkte seiner wissenschaftlichen ar-beit waren die naturphilosophie und methodendiskus-sion im 16. Jahrhundert, die Philosophie des Humanis-mus, aristoteles sowie die tradition des aristotelismus. Professor Eckhard Keßler verstarb am 11. Juni 2018.

Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf FritschFakultät für Mathematik, informatik und Statistik

Der 1939 in Ostpreußen geborene Professor Rudolf fritsch befasste sich vor allem mit der topologie, der geometrie sowie der didaktik der mathematik. er war zudem an der geschichte der mathematik interessiert und verfasste mehre Biografien von mathematikern für die neue deutsche Biografie. fritsch studierte mathe-matik und Physik in münchen und saarbrücken und wurde 1968 an der Universität des Saarlandes promo-

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Tipps & Termine

inFo-MarktpLatz „StUdienFinanzierUngSMögLichkeiten“

am 5. dezember bietet der info-marktplatz „studienfinanzierungsmöglich-keiten“ von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr Schülern und Schülerinnen, Eltern, Lehrkräften und beruflich Qualifizierten mit Studienwunsch die Möglich-keit, direkt von studierenden und experten und expertinnen, etwa von Begabtenförderungswerken, studentenwerk oder student und arbeits-markt, dem career-service der lmu, tipps und infos zu Bewerbung und ablauf zum thema Bafög, studienkredit, studentenjobs und Praktika im in- und ausland sowie studienaufenthalte im ausland.

die infostände befinden sich im lichthof im hauptgebäude der lmu am geschwister-scholl-Platz, die vorträge und erfahrungs-berichte finden im senatsaal statt.

weitere informationen unter: http://kurzelinks.de/infomarktplatz

aUSSteLLUng zUM StUdentiSchen LeBen von 1968 in der UB

in der ausleihhalle der universitätsbibliothek der lmu ist noch bis 4. Januar 2019 die Ausstellung „Revolutionsalltag – Studentisches Leben 1968 in München im Spiegel der Flug-blattsammlung der universitätsbibliothek” zu sehen.

Seit dem Wintersemester 1967/68 bemühte sich die Univer-sitätsbibliothek, flugblätter zu sammeln, die innerhalb der universität entstanden sind und verteilt wurden. die samm-lung wird bis heute fortgeführt. Aus dem Jahr 1968 bestehen etwa 600 Einzelexemplare, die die studentische Protestbewe-gung in ihren vielen facetten dokumentieren. sie vermitteln zudem einen Einblick in das studentische Alltagsleben 1968 in münchen.

geöffnet ist die ausleihhalle von Montag bis Freitag von 9 bis 22 Uhr.

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www.lmu.de/deutschlandstipendium

Ichmöchte einStipendiumstiften

Meine Eltern mussten selbst vor dem Krieg fliehen. Daher unterstütze ich mit meinem Verein »Students4Refugees« Flüchtlinge dabei, ein Studium beginnen oder fortsetzen zu können – vier haben bereits ihren Abschluss geschafft.

Sinksar Ghebremedhin,Medieninformatik

Neben dem Studium Geld zu verdienen ist wegen meiner Mukoviszidose-Erkrankung unmöglich. Durch das Deutschlandstipendi-um habe ich bald trotzdem meinen Master in der Tasche. Das ist ein kleiner Sieg im Kampf gegen die unheilbare Krankheit.

Caroline Schambeck,Geowissenschaft

Ich engagiere mich für Minderheiten wieStraßenkinder oder Flüchtlinge. Am meisten Freude bereitet mir aber der Einsatz als Spre-cher für queere Studierende an der LMU. Ich weiß aus eigener Erfahrung, welche Probleme ein Outing mit sich bringen kann.

Daniel Meierhofer,Zahnmedizin

Nach meiner Ausbildung zum Wirtschaftsme-diator habe ich neben meinem Studium einen Verein gegründet. Darin engagieren sich jetzt Juristen aus ganz Deutschland, um mittellosen Menschen durch Mediation bei der außerge-richtlichen Streitschlichtung zu helfen.

Gideon Arnold,Jura

Ein Baby während des Studiums bekommen?Das hat bei mir funktioniert – dank des Deutschlandstipendiums. Jetzt helfe ich als Fachschaftsgruppenleiterin anderen Stu-dierenden mit Kind beim Organisieren des Studienalltags.

Sybille Veit,Medizin

Nach dem Tod meines Vaters lernte ich viel, um es von Usbekistan in die große, weite Welt zu schaffen. In München kann ich meinen Traum jetzt verwirklichen: lernen und lehren. Wenn ich für immer an der Uni bleiben dürfte, würde ich das sofort tun.

Polina Larina,Interkulturelle Kommunikation

Ein Stipendium –viele GesichterDeutschlandstipendium an der LMU München

Verantwortung übernehmen, Vielfalt fördern: Unterstützen jetzt auch Sie besonders engagierte und talentierte Studierende mit 150 Euro im Monat.Zum Dank verdoppelt der Bund Ihre steuerlich absetzbare Spende.

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Tipps & Termine

SinnLicheS Und üBerSinnLicheS von Ugo doSSi aM caS

die Kunst von ugo dossi kreist um die Kreativität des unbewussten, um sinn-liches und übersinnliches. sie spielt mit archetypischen und kollektiven Bildern, mit automatischen zeichnungen, mit mathematischen modellen, mit paranor-malen Phänomenen. typisch für sein werk ist der umgang mit darstellungs-formen des grenzenlosen, die das denken in die wahrnehmung des hinter allem liegenden unendlichen und unfassbaren führen.

dossis ausstellung begleitet die arbeit des cas-schwerpunktes „stardust“, der sich mit den erkenntnissen der modernen astronomie auf unser weltbild und unsere vorstellung über die stellung des menschen im all befasst. „der cas-schwerpunkt berührt meine lebenslange faszination für die astrowissen-schaften und bestärkt mich in der überzeugung, dass Kunst und wissenschaft zwillingsgeschwister sind“, erklärt dossi.

Ugo Dossi ist Jahrgang 1943 und studierte an der Akademie der Bildenden Künste münchen sowie an der accademia di Brera in mailand. seine instal-lationen wurden zweimal auf der documenta gezeigt, auf den Biennalen von venedig, von Paris und Buenos aires sowie in zahlreichen einzelausstellungen in internationalen museen. er lebt und arbeitet in münchen.

Besucheranmeldung noch bis 15. März 2019 möglich unter:www.cas.uni-muenchen.de.

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Professorin Kathrin Berg (56) ist eine angesehene Lagerstättengeologin und Spezialistin für Seltene Erden. Sie lädt zu einem Empfang im Museum Mensch und Natur ein, um ihre neuesten Forschungsergebnisse über ein spektakuläres Vorkommen der heiß begehrten Rohstoffe auf Madagaskar vorzustellen. Weiterhin will sie einem ausgewählten Personenkreis ihre fortschrittlichen Erkenntnisse über eine neue Gewinnungsmethode präsentieren. Als die Gäste eintreffen, finden sie Bergs Leiche.

Wir benötigen Ihre Hilfe! Sie schlüpfen in die Rolle eines Detektivs und ermitteln im Kriminal-fall. Sie folgen der Spur der Seltenen Erden, die zur Klärung des Verbrechens führt. Neben-bei erfahren Sie viel Wissenswertes über die Anwendung dieser wichtigen Elemente, über Abbaumethoden, bis zu den Problemen, die mit der Gewinnung und dem Verbrauch von Rohstoffen verbunden sind.

Professorin Kathrin Berg (56) ist eine angesehene Lagerstättengeologin und Spezialistin für Seltene Erden. Sie lädt zu einem Empfang im Museum Mensch und Natur ein, um ihre neuesten Forschungsergebnisse über ein spektakuläres Vorkommen der heiß begehrten Rohstoffe auf Madagaskar vorzustellen. Weiterhin will sie einem ausgewählten Personenkreis ihre fortschrittlichen Erkenntnisse über eine neue Gewinnungsmethode präsentieren. Als die Gäste eintreffen, finden sie Bergs Leiche.

Wir benötigen Ihre Hilfe! Sie schlüpfen in die Rolle eines Detektivs und ermitteln im Kriminal-fall. Sie folgen der Spur der Seltenen Erden, die zur Klärung des Verbrechens führt. Neben-bei erfahren Sie viel Wissenswertes über die Anwendung dieser wichtigen Elemente, über Abbaumethoden, bis zu den Problemen, die mit der Gewinnung und dem Verbrauch von Rohstoffen verbunden sind.

Mord iM MUSeUM MenSch Und natUr

das museum mensch und natur (mmn) benötigt ihre hilfe! Pro-fessorin Kathrin Berg ist eine angesehene lagerstättengeologin und spezialistin für seltene erden. sie lädt zu einem empfang im mmn ein, um ihre neuesten forschungsergebnisse über ein spektakuläres vorkommen der heiß begehrten rohstoffe auf ma-dagaskar vorzustellen. weiterhin will sie einem ausgewählten Personenkreis ihre fortschrittlichen erkenntnisse über eine neue gewinnungsmethode präsentieren. doch als die gäste eintreffen, finden sie Bergs leiche. Besucher müssen jetzt in die rolle eines detektivs schlüpfen und in dem Kriminalfall ermitteln. sie folgen der spur der seltenen erden, die zur Klärung des verbrechens führt. nebenbei erfahren sie viel wissenswertes über die an-wendung dieser wichtigen elemente, über abbaumethoden bis zu den Problemen, die mit der gewinnung und dem verbrauch von rohstoffen verbunden sind. die mitmach-ausstellung „soko madagaskar“ ist für große und kleine Besucher geeignet. detek-tive können noch bis 19. Januar 2019 ermitteln.

weitere informationen unter: www.mmn-muenchen.de.

StUdiotagUng deS UniverSitätSarchivS München

die nächste studiotagung des universitätsarchivs München befasst sich vom 25. bis zum 27. Feb-ruar 2019 mit Stiftungen und Stipendien an der ludwig-maximilians-universität unter Berück-sichtigung ihrer geschichte ab der gründung in ingolstadt. neben einer allgemeinen historischen einordnung des stipendien- und stiftungswesens vom mittelalter bis heute, sollen unter anderem auch die spezifischen stiftungen der ältesten bayerischen landesuniversität, ihre stifter sowie deren Beweggründe beziehungsweise motive in den Blick genommen und auch der frage nachge-gangen werden, ob universitäre stiftungen auch in zukunft eine Bedeutung haben. die rolle von stiftungen als stipendiengeber für studierende wird ebenso thematisiert, so etwa am Beispiel der stiftung maximilianeum. die Breite des themas spiegelt sich in den zahlreichen vorträgen wider, die unter anderem von wissenschaftlern aus Ber-lin, aus heidelberg oder göttingen und natürlich von der lmu gehalten werden. die studiotagung findet im internationalen Begegnungszentrum für die Wissenschaft (IBZ) in der Amalienstraße 38 in münchen statt.

weitere informationen unter: www.universitaetsarchiv.uni-muenchen.de

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BiLder aUS FreMden kULtUren iM MUSeUM FünF kontinente

das museum fünf Kontinente hat zusammen mit dozenten und studierenden der lmu 54 historische Originalfotografi-en aus den archiven geholt und ausgewertet. die Bilder der Ausstellung „Fragende Blicke“ wurden zwischen 1862 und 1956 von Ethnologen, Reisenden und kolonialen Akteuren aufgenommen. ihre entstehungsgeschichten und beabsich-tigten aussagen sind aus heutiger sicht nicht immer unpro-blematisch. um ihren Betrachtern den historischen rahmen zu verdeutlichen und einblicke in jene zeit zu gewähren, haben sich die lmu-ausstellungsmacher viele gedanken um Präsentation und erläuterungstexte gemacht. neben den Bildinhalten thematisieren die jungen gastkuratoren auch die hintergründe der entstehung der fotografien und fragen nach den gründen für öfter wiederkehrende darstel-lungsweisen.

natürlich wurden auch die menschen ernst genommen, die einst sowohl vor als auch hinter der Kamera standen. so kris-tallisierten sich Bild-geschichten heraus, die durch den allei-nigen Blick aufs foto selbst weiterhin verborgen geblieben wären. auch wirkungsweise und effekt einiger historischer Stereofotografien können Besucher noch bis 30. Juni 2019 vor Ort ausprobieren.

weitere informationen unter: www.museum-fuenf-kontinente.de

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Professorin Kathrin Berg (56) ist eine angesehene Lagerstättengeologin und Spezialistin für Seltene Erden. Sie lädt zu einem Empfang im Museum Mensch und Natur ein, um ihre neuesten Forschungsergebnisse über ein spektakuläres Vorkommen der heiß begehrten Rohstoffe auf Madagaskar vorzustellen. Weiterhin will sie einem ausgewählten Personenkreis ihre fortschrittlichen Erkenntnisse über eine neue Gewinnungsmethode präsentieren. Als die Gäste eintreffen, finden sie Bergs Leiche.

Wir benötigen Ihre Hilfe! Sie schlüpfen in die Rolle eines Detektivs und ermitteln im Kriminal-fall. Sie folgen der Spur der Seltenen Erden, die zur Klärung des Verbrechens führt. Neben-bei erfahren Sie viel Wissenswertes über die Anwendung dieser wichtigen Elemente, über Abbaumethoden, bis zu den Problemen, die mit der Gewinnung und dem Verbrauch von Rohstoffen verbunden sind.

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iMpreSSUM

herausgeberPräsidium der ludwig- maximilians-universität (lmu) münchenwww.lmu.de/mum

redaktionKommunikation und Presse lmuluise dirscherl (dir), Katrin groeschel (kat) (verantwortlich)clemens grosse (cg) (federführend)david lohmann (dl)

Mitarbeiter dieser ausgabemichael arri (ma), anja Burkel (ajb), nicola holzapfel (nh), tobi-as lill (till), thomas Pinter (thp), Phillip stolz (ps), martin thurau (math)

onlineredaktionthomas Pinter (thp)

redaktionsadresseGeschwister-Scholl-Platz 1, 80539 MünchenTel. +49 (0) 89 2180-3423Fax +49 (0) 89 33 82 97 [email protected]

designkonzept und Layouth a a K n a K a t [ www.haak-nakat.de ]

distributionKommunikation und Presse lmu: mathias schiener

anzeigenconnection line, 78052 Villingen-SchwenningeniSSn 0940-0141

titel- und heftgestaltung: [ www.haak-nakat.de ]Umschlagseite 4: christoph Olesinski

die MUM erscheint vierteljährlich. eine online-ausgabe kannunter www.lmu.de/mum heruntergeladen werden.

Fotos im heft

Haak & Nakat, Vecteezy.com (U1/2/6); Tobias Heimplätzer, Haak & Nakat (S.1);

Diversity (S.4); Christoph Olesinski, Philipp Thalhammer (S.5); Haak & Nakat

(S.6/7/8); privat (S.9); HRK/David Ausserhofer (S.10); Universitätsarchiv München

(S.12); Tobias Lill/Studiobühne (S.14/15); picture alliance/Everett Collection

(S.18/19), privat (S.20); fotolia-shaiith (S.21); Jan Greune (S.22/23); Christoph

Olesinski (S.23 oben/30/31); Tim Yilmaz (S. 24/25); privat (S.26); picture alliance/

KEYSTONE (S.27); Anja Burkel, privat (S.28/29); René Kube (S.40), Museum Fünf

Kontinente (S.47); Andres Abogabir / Unsplash (S.48)

alle weiteren Bilder: lmu

MUM und einsichten beim „Stummen verkäufer“Professor-Huber-Platz, U-Bahneingang Lehrturm; Schellingstr. 3/4 Eingangsbe-

reich; Leopoldstr. 30; Leopoldstr. 13; Oettingenstr. 67 Hörsaalgebäude; Petten-

koferstr. 12 Eingangsbereich; Theresienstr. vor dem Café Gumbel; Luisenstr. 37

Eingangsbereich; Biomedizinisches Centrum Eingangsbereich; Unibibliothek Lud-

wigstr. 27 Ausleihhalle; Historicum Teilbibliothek EG ; Biozentrum Pforte; Chemie

und Pharmazie haus f eg.

FotoaUSSteLLUng „koraLLenriFFe – Bedrohte oaSen der weLtMeere“

Korallenriffe zählen zu den schönsten und spektakulärsten lebensräumen unserer Erde. Sie bedecken zwar nur 0,1 Prozent der Ozeanfläche weltweit, bieten jedoch lebensraum für schätzungsweise ein bis drei millionen arten – darunter mehr als ein viertel aller meeresfischarten. Korallenriffe gehö-ren damit zu den artenreichsten lebensräumen unseres Planeten. auch für uns menschen sind Korallenriffe von herausragender Bedeutung. ihre „Ökosystemdienstleistungen” reichen von fischerei, Küstenschutz und tourismus bis hin zur medizin.

riffe weltweit sind allerdings direkt von den auswirkungen des Klima-wandels und der ansäuerung der Ozeane betroffen. steigende wasser-temperaturen und erhöhte Konzentrationen des treibhausgases cO2 in den weltmeeren, aber auch Küstenbebauung und überdüngung führen vermehrt zum absterben der Korallen. die zweisprachige fotoausstellung im Paläontologischen museum münchen will einerseits die faszination der Korallenriffe zeigen, andererseits aber auch ihre gefährdung ins Be-wusstsein rücken. es liegt letztendlich an uns: sofortiges handeln kann den erhalt der Korallenriffe bewirken, ansonsten droht in absehbarer zeit der verlust der „regenwälder der meere”.

Noch bis 31. März 2019.

weitere informationen unter: https://bspg.palmuc.org

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www.lmu.de/mum

treppenaufgang im Bio-medizinischen centrum in martinsried