Ökologische Aspekte der Massentierhaltung: Fokus auf ... · Situation 2008: - 19 % der...
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Ökologische Aspekte der
Massentierhaltung:
Fokus auf Mecklenburg-Vorpommern
Vortrag gehalten auf der Veranstaltung:
„Nachhaltige Lebensstile – Welchen Beitrag
kann ein bewussterer Fleischkonsum zu
artgerechter Tierhaltung und gesunder
Ernährung leisten?“
Tagung vom 26.08. bis 29.08.2013 im
Bundesamt für Naturschutz / Internationale
Naturschutzakademie Insel Vilm
in Kooperation mit der Professur für Ethik und
Philosophie der Umwelt an der Christian-
Albrechts-Universität Kiel
Zur Person:
Arndt Müller, Biologe
Referent für Umwelt, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Landtagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Mecklenburg-Vorpommern
Lennéstr. 1
19053 Schwerin
Tel. 0385-525 2478
E-Mail: [email protected]
Inhalt:
Die Nutztierbestände in M-V
Die Umweltfolgen
Lösungsvorschläge
1989 1991 1996 2010
Rinder 1.277.633 730.882 636.135 562.840
Schweine 2.748.596 1.152.508 583.988 761.000
Hühner 8.011.812 - 6.992.876 8.722.482
Nutztierbestände in Mecklenburg-Vorpommern
Schweinemastanlage in der DDR
Große Tierhaltungsanlagen in den DDR
Nordbezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg
Milchviehanlage Kröpelin 2.000 Rinder
KIM Neubukow 1 Million Legehennen
Schweinemast Bad Doberan 6.000 Schweine
Schweinemast Todendorf bei Teterow 20.000 Schweine
VEB Industrielle Rindermast Ferdinandshof 31.000 Rinder
aus: Windhorst, Bäurle (2011): Mitteilungen, Analysen zu Strukturen und Entwicklungen in der Schweine-
und Sauenhaltung in Deutschland; Mitteilungen der Universität Vechta, Heft 77
aus: Windhorst, Bäurle (2011): Mitteilungen, Analysen zu Strukturen und Entwicklungen in der Schweine-
und Sauenhaltung in Deutschland; Mitteilungen der Universität Vechta, Heft 77
aus: Windhorst, Bäurle (2011): Mitteilungen, Analysen zu Strukturen und Entwicklungen in der Schweine-
und Sauenhaltung in Deutschland; Mitteilungen der Universität Vechta, Heft 77
500 und mehr
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern
Quelle: www.bund-mv.de
382 Mastgeflügelstallanlagen mit einer Kapazität von 6,5 Mio. Tierplätzen,
max: Hühnermastanlage Wendisch Baggendorf: 966.000 Tierplätze,
Legehennenanlage Banzkow: 304.250 Tierplätze
+ 40 Antragsverfahren für bis zu 400.000 Masthähnchen,
35.000 Legehennen oder 86.000 Masthähnchenelterntiere
Fotos: Peta
Infografik: TAZ - Die Tageszeitung
Ferkelzucht- und Schweinemastanlage Alt-Tellin
10.750 Muttersauen, 53.248 Ferkel, 624 Jungsauen, jährlich 250.000 Ferkel
Investor: Adrianus Maria Straathof (NL)
60.000 Tonnen Gülle pro Jahr
SMA Medow:
derzeit 19.000 Tierplätze,
geplant
32.300 Tierplätze
Tierzucht Gut Losten:
30.000 Mastplätze, 6.500 Zuchtsauen
Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern
aus: Windhorst, Bäurle (2011): Mitteilungen, Analysen zu Strukturen und Entwicklungen in der Schweine- und Sauenhaltung in Deutschland; Mitteilungen der Universität Vechta, Heft 77
Die Umweltfolgen
Feinstaub, Gase, Gerüche, Bioaerosole
Gülle, Abwässer, Gärreste
Foto: Peter Emrich
Die Umweltfolgen
für das Wasser
Quelle: Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V / Hydor 2008
Situation 1999:
- 68 % der Grundwasser-Messstellen mit Nitratbelastung
- zahlreiche Werte von über 100 mg/l Nitrat
- im Einzugsbereich der ehemaligen industriellen Rindermastanlage
Hohen Wangelin Nitratkonzentrationen von über 250 mg/l (Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V 2001a)
- erhöhte Ammoniumkonzentrationen 1998/1999 an 36 % der
Messstellen > Grenzwert der Trinkwasserverordnung.
- Nitritkonzentrationen bei 4 % der Messstellen über dem Grenzwert der
Trinkwasserverordnung von 0,1 mg/l
Situation 2008:
- 19 % der Grundwasser-Messstellen mit Nitratbelastung
- allerdings 55 % der Messstellen mit Werten über 100 mg/l Nitrat
- im Einzugsbereich der ehemaligen industriellen Rindermastanlage
Hohen Wangelin Nitratkonzentrationen von bis zu 600 mg/l Nitrat !
12-fache Überschreitung des Grenzwertes (50 mg/ l) !(Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V 2008)
- an mehr als einem Viertel der Messstellen und in sehr vielen
Grundwasserkörpern gab es 2006 eine Überschreitung des
Schwellenwertes der Grundwasserrichtlinie für Ammonium (0,5 mg/l).
Dies stellt zum letzten Berichtszeitraum eine Erhöhung dar.
Quelle: Vortrag
„Einfluss der Landwirtschaft auf das Grundwasser“;
Dr. B. Schwerdtfeger Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V, Crivitz, 6.3.2012
Uran im Grundwasser
Quelle: Vortrag „Stand der Uran-Untersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern, Dr. B.Schwertfeger, Landesamt für
Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V, 30.5.2013
Uran im Grundwasser
Quelle:
Vortrag „Stand der Uran-Untersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern, Dr. B.Schwertfeger, Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V, 30.5.2013
Die Umweltfolgen
für den Boden
Verordnung (EG) Nr. 166/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18.01.2006
Mitgliedsstaaten haben die Pflicht, ein Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregister (E-PRTR) aufzubauen.
61 Tierhaltungsbetriebe überschreiten in
Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig den
international definierten Emissionsschwellenwert für
Ammoniak, der bei 10.000 Kilogramm pro Jahr liegt
[Informationsportal www.thru.de des Umweltbundesamtes; eingerichtet auf Grundlage
der Verordnung (EG) Nr. 166/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18.01.2006 über die
Schaffung eines Europäischen Schadstofffreisetzungs- und –verbringungsregisters und zur Änderung der
Richtlinien 91/689/EWG und 96/61/EG des Rates].
Damit ist Ammoniak der Luftschadstoff, dessen
Schwellenwert in Mecklenburg-Vorpommern am
häufigsten überschritten wird.
Critical Loads
Jener Eintrag von Schadstoffen aus der Atmosphäre, bei dessen Unterschreitung nach derzeitigem Kenntnisstand keine negativen Effekte bei Pflanzen, Tieren, Menschen auftreten können. CLO sind abhängig vom Ökosystemtyp, von vorangegangenen und gegenwärtigen Bewirtschaftungen und Bodeneigenschaften (z. B. vom Nitrifikationsvermögen). Ziel: Schutz der Funktion von Ökosystemen.
Critical Loads für Wald
Auf Testwaldflächen in M-V (Rohemühl) liegen die Stickstoffeinträge im Jahr 2010 mit 17,4 kg/ha deutlich über der ökologischen Belastungsgrenze. Dies ist im Wesentlichen durch die überproportional hohen Ammoniumeinträgedieser durch intensive Landwirtschaft geprägten Region bedingt. Auf der Fläche Sandhof liegen die Stickstoffeinträge mit 10,0 kg/ha deutlich niedriger und seit einigen Jahren nur noch knapp oberhalb des für Wälder belastenden Grenzwerts (Waldzustandsbericht M-V 2011).
Stoffeinträge in die Wälder
Quelle: Waldzustandsbericht Mecklenburg-Vorpommern 2011
Stoffeinträge in die Wälder
Bsp. HMA Wattmannshagen
Immissionen in Waldgebiete + Grundwasser + Wassereinzugsgebiet der Warnow (Nebelseen)
Genehmigungsbescheid:
„Boden der östlich des Vorhabens gelegenen Waldflächen sind ...vollhydromorphe Sandstandort, die fur die Weiterleitung von Immissionen ins Grundwasser prädestiniert sind.... Es ist zu besorgen,dass die höchste Trophiestufe erreicht ist und sie keine weiterenStickstoff-Depositionen aufnehmen können, sondern eingetrageneStoffe ins Grundwasser leiten. Jede tatsachliche Zunahme von Immissionen ist darum zu verhindern.”
Stoffeinträge in die Wälder
Eine Umweltverträglichkeitsprüfung für eine Tierhaltungsanlage
bezieht einen Umkreis von einem Kilometer um die Anlage ein.
Auszug aus den Antragsunterlagen im
immissionsschutzrechtlichen
Genehmigungsverfahren für die Errichtung
und den Betrieb der Hähnchenmastanlage
Wattmannshagen (Landkreis Rostock)
Ammoniak-Emissionen
Quelle:
Emissionskataster für genehmigungsbedürftige Anlagen; Schriftenreihe des Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V 2011, Heft 1
Quelle:
Emissionskataster für genehmigungsbedürftige Anlagen; Schriftenreihe des Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V 2011, Heft 1
Unmittelbare Umweltfolgen
für den Menschen
Pathogene Erreger im Umfeld von Tierhaltungsanlagen
Multiresistente Keime [z. B. multiresistente Staphylococcus aureus (MRSA)] und
anderer Bioaerosole können sich im Umfeld von Tierhaltungsanlagen
ausbreiten. Staphylococcus aureus (S. aureus) ist einer der häufigsten und
wichtigsten Erreger von bakteriellen Infektionen. Ein besonderer Pathogenitätsfaktor
von S. aureus ist das Panton-Valentine Leukozidin (PVL), ein Toxin, das bei
Menschen schwere Gesundheitsschäden bewirken kann. S. aureus-Stämme mit
dem Pathogenitätsfaktor PVL sind besonders ansteckend. Die potenziell größte
MRSA-Quelle in der Landwirtschaft ist die Geflügelmast. Derzeit existieren jedoch
im BImSchG und in der TA-Luft keine Grenzwerte für Bioaerosole aus
Tierhaltungsanlagen.
(Massentierhaltung - MRSA aus umwelthygienischer Sicht; VIII. UmweltmedizinischesSymposium Mecklenburg-Vorpommern 05.05.2012; Dr. Ch. Baudisch, LAGuS M-V).
Verbreitung von
MRSA
in Europa 2008
Quelle:
Staphylococcus aureus;
Wikipedia.org
Lösungen
- Obergrenzen von Tierbeständen
NEULAND zieht Grenzen:
besonders artgerechte Tierhaltung in
der konventionellen
Landwirtschaft:
Obergrenzen:
95 Sauen oder 650 Mastplätze
oder 500 Mastplätze mit den
dazugehörigen Sauen für die Zucht
Tierhaltung nach Kriterien des
Ökologischen Landbaus:
ferkelführenden Sau mit
7,5 Quadratmeter Platz (das Doppelte
der konventionellen Haltung)
Obergrenzen von Tierbeständen
Lösungen
- Obergrenzen von Tierbeständen
- Filtertechnik zur Reduzierung von Geruch, Keimbelastung und Ammoniakaustrag
Herausgebrochene Wabenfilterwand
aus Vortrag: Strategien der Auseinandersetzung mit industriellen Tierhaltungsanlagen, BUND M-V
BUND-Bürgerseminar zum Thema „Industrielle Tierhaltungsanlagen“; 26.03.2011 in Waren
Lösungen
- Obergrenzen von Tierbeständen
- Filtertechnik zur Reduzierung von Geruch, Keimbelastung und Ammoniakaustrag
- eine andere Bodenpolitik
Das Land Mecklenburg-Vorpommern
drängt Landwirtschaftsunternehmen, die
weiterhin Flächen vom Land pachten
wollen, in die Tierhaltung zu investieren.
Quelle: Schreiben Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH an die Bürgerinitiative „Contra Schweinemastanlage Gnevezow und anderswo“ (23.07.2013)
Lösungen
- Obergrenzen von Tierbeständen
- Filtertechnik zur Reduzierung von Geruch, Keimbelastung und Ammoniakaustrag
- eine andere Bodenpolitik
- Steuerung der Tierhaltungsanlagen mit Hilfe der Raumordnung
Steuerung der Tierhaltungsanlagen mit Hilfe der Raumordnung
z.B. über Definition von Vorranggebieten Tourismus, Wasserschutzgebiete, Vorranggebiete Naturschutz
Auszug aus dem
Regionalen Raumentwicklungsprogramm
Mittleres Mecklenburg
Lösungen - Obergrenzen für Tierbestände
- Filtertechnik zur Reduzierung von Geruch, Keimbelastung und Ammoniakaustrag
- eine andere Boden(vergabe)politik - keine Bindung an industrielle Tierhaltung!
- Steuerung der Tierhaltungsanlagen mit Hilfe der Raumordnung
- politische Abkehr von Industriealisierung der Tierhaltung
- Landesoffensive für artgerechte Haltungsmethoden in Tierhaltungsanlagen
- Respekt vor Entscheidungen der Gemeinden
- Unabhängige, transparente Immissionsschutzverfahren nach dem Stand der Technik und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen
Die Alternative:
Ökologischer Landbau
Bio-Landpartie des BUND M-V:
Höfe öffnen ihre Pforten
Was tun wir?