Ohne VerlaufVorlagePlakat2010 Alkus Gemeinde Hochwertig

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Der Pitschedboden in Ainet, Osttirol Ein Beitrag zur Nutzung hochalpiner Zonen durch den Menschen in der Vorgeschichte Kontakt: [email protected] Instut f. Archäologien [email protected] Lanzenschuh Lanzenspitze Messer Fibel Nadel Dolch n n n n n n Interpretation Bei den durch Metalldetektoren georteten Objekten handelt es sich vornehmlich um Messer, Lanzenspitzen bzw. -schuhe, aber auch Trachtbestandteile in Form von Fibeln bzw. einer Gewandnadel (Abb. 7 Fundauswahl.) Das Fundspektrum reicht vom 2. Jahrtausend BC bis ins 4. Jahrhundert AD. Die ungewöhnliche Häufung an Funden in Anbetracht der speziellen Topographie lassen bei vielen Objekten an eine gezielte Deponierung denken. Ein in seiner Ein- maligkeit herausragendes Pfeileisen mit Messing Manschette (Abb. 7, FNr. 29), ist in hervorragendem Maße geeignet diese Arbeitshypothese zu unterstreichen. Nicht ausgeschlossen werden kann jedoch, dass es sich bei einem Teil der gebor- genen Metallfunde um alpine Verlustfunde handelt; eine vorgeschichtliche Alm- bzw. Weidewirtschaft ist für dieses Gebiet anzunehmen. Zwei Pferchanlagen (Abb. 3) am Pitschedboden weisen in diese Richtung. Fundgeschichte Der sogenannte Pitschedboden (Potschepole) liegt in der KG Alkus im vorderen Iseltal nordwestlich von Lienz (Osttirol) auf 2276 m Höhe. Bereits in den 60-er Jahren des vorigen Jhs. wurde im Bereich des Alkuser Sees (Abb. 6) eine Steinplatte (Abb. 4) mit römischen Inschriften gefunden. 14 Graffi- tis, vornehmlich Namen venetischen Ursprungs, finden sich auf der Steintafel, da- tiert werden diese in das 1. bis 3. Jahrhundert nach Christi. Angeregt durch diesen Fund fanden in den Jahren 2006 und 2007 interdisziplinä- re Untersuchungen rund um das Gebiet des Alkuser Sees statt (an diesem Pro- jekt beteiligte Disziplinen: Botanik, Geologie, Limnologie, Unterwasser Archäolo- gie, Ur- und Frühgeschichte). Bei begleitenden Sondierungen am benachbarten Pitschedboden (Abb. 3), eine durch Verlandung entstandene Hochfläche, wurde an mehreren Lokalitäten Holz- kohle erfasst. Die Datierungen der Holzkohleproben reichen von der ersten Hälfte des 7. bis in die erste Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrtausends. Survey 2008 Im Zuge eines einwöchigen Surveys im September 2008 wurde vornehmlich der NO-Bereich des Pit- schedbodens systematisch mit Metalldetektoren begangen und mindestens 20 ur- und frühgeschichtliche Metallfunde geortet. Zur Abklärung der Fundsituation wurden kleine Sondagen um die Fundstellen angelegt, fotografisch do- kumentiert und eingemessen. In Hinblick auf die Fragestellung, ob es sich bei den getätigten Objekten um Verlustfunde oder intentio- nelle Deponierungen handelt, erfolgte die Befundung mit Hilfe eines vorgefertigten Aufnahmerasters, um solcherart etwaige Muster einer Hinterlegung zu erfassen. Insbesondere im Umfeld einer anthropogen bedingten Steinstruktur (Abb. 2) fand sich im durch Kohle schwarz verfärbten Substrat kleinteilig zerscherbte, teilweise sekundär gebrannte, Keramik. Kalziniertes Knochenklein, das bei der Durchschau des Aushubs sichergestellt wurde, gaben den Anstoß für weitere Untersuchungen in diesem Bereich. Abb. 3: Befunde 1-3: 1 „Opferplatz“; 2 und 3 Viehpferche. Pitschedboden, Ansicht von NO. Foto: C. Klocker, Innsbruck. Abb. 1: Fundkartierung. Pitschedboden, KG Alkus. Quelle Luftbild: tiris, C. Klocker Innsbruck. Abb. 7: Fundauswahl. Eisen: 5, 7, 8, 11, 18, 26, 29, 30, 36, 42, 56. Bronze: 16, 27, 36, 37. C. Klocker, Innsbruck. Abb. 4: Steinplatte. K. H. Dietz, Würzburg. Abb. 6: Alkuser See (2432 m), Alkus. Foto: C. Klocker, Innsbruck. Abb. 5: Sondage:FNr. 23. Foto: C. Klocker, Innsbruck. Abb. 2: „Opferplatz“, Pitschedboden. Foto: C. Klocker, Innsbruck.

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Der Pitschedboden in Ainet, OsttirolEin Beitrag zur Nutzung hochalpiner Zonen durch den Menschen in der Vorgeschichte

Kontakt: [email protected]

Institut f. Archäologien

[email protected]

Lanzenschuh

Lanzenspitze

Messer

Fibel

Nadel

Dolch

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InterpretationBei den durch Metalldetektoren georteten Objekten handelt es sich vornehmlich um Messer, Lanzenspitzen bzw. -schuhe, aber auch Trachtbestandteile in Form von Fibeln bzw. einer Gewandnadel (Abb. 7 Fundauswahl.) Das Fundspektrum reicht vom 2. Jahrtausend BC bis ins 4. Jahrhundert AD.

Die ungewöhnliche Häufung an Funden in Anbetracht der speziellen Topographie lassen bei vielen Objekten an eine gezielte Deponierung denken. Ein in seiner Ein-maligkeit herausragendes Pfeileisen mit Messing Manschette (Abb. 7, FNr. 29), ist in hervorragendem Maße geeignet diese Arbeitshypothese zu unterstreichen.

Nicht ausgeschlossen werden kann jedoch, dass es sich bei einem Teil der gebor-genen Metallfunde um alpine Verlustfunde handelt; eine vorgeschichtliche Alm- bzw. Weidewirtschaft ist für dieses Gebiet anzunehmen. Zwei Pferchanlagen (Abb. 3) am Pitschedboden weisen in diese Richtung.

FundgeschichteDer sogenannte Pitschedboden (Potschepole) liegt in der KG Alkus im vorderen Iseltal nordwestlich von Lienz (Osttirol) auf 2276 m Höhe.

Bereits in den 60-er Jahren des vorigen Jhs. wurde im Bereich des Alkuser Sees (Abb. 6) eine Steinplatte (Abb. 4) mit römischen Inschriften gefunden. 14 Graffi-tis, vornehmlich Namen venetischen Ursprungs, finden sich auf der Steintafel, da-tiert werden diese in das 1. bis 3. Jahrhundert nach Christi.

Angeregt durch diesen Fund fanden in den Jahren 2006 und 2007 interdisziplinä-re Untersuchungen rund um das Gebiet des Alkuser Sees statt (an diesem Pro-jekt beteiligte Disziplinen: Botanik, Geologie, Limnologie, Unterwasser Archäolo-gie, Ur- und Frühgeschichte).

Bei begleitenden Sondierungen am benachbarten Pitschedboden (Abb. 3), eine durch Verlandung entstandene Hochfläche, wurde an mehreren Lokalitäten Holz-kohle erfasst. Die Datierungen der Holzkohleproben reichen von der ersten Hälfte des 7. bis in die erste Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrtausends.

Survey 2008Im Zuge eines einwöchigen Surveys im September 2008 wurde vornehmlich der NO-Bereich des Pit-schedbodens systematisch mit Metalldetektoren begangen und mindestens 20 ur- und frühgeschichtliche Metallfunde geortet.

Zur Abklärung der Fundsituation wurden kleine Sondagen um die Fundstellen angelegt, fotografisch do-kumentiert und eingemessen.

In Hinblick auf die Fragestellung, ob es sich bei den getätigten Objekten um Verlustfunde oder intentio-nelle Deponierungen handelt, erfolgte die Befundung mit Hilfe eines vorgefertigten Aufnahmerasters, um solcherart etwaige Muster einer Hinterlegung zu erfassen.

Insbesondere im Umfeld einer anthropogen bedingten Steinstruktur (Abb. 2) fand sich im durch Kohle schwarz verfärbten Substrat kleinteilig zerscherbte, teilweise sekundär gebrannte, Keramik. Kalziniertes Knochenklein, das bei der Durchschau des Aushubs sichergestellt wurde, gaben den Anstoß für weitere Untersuchungen in diesem Bereich.

Abb. 3: Befunde 1-3: 1 „Opferplatz“; 2 und 3 Viehpferche. Pitschedboden, Ansicht von NO. Foto: C. Klocker, Innsbruck.

Abb. 1: Fundkartierung. Pitschedboden, KG Alkus. Quelle Luftbild: tiris, C. Klocker Innsbruck.

Abb. 7: Fundauswahl. Eisen: 5, 7, 8, 11, 18, 26, 29, 30, 36, 42, 56. Bronze: 16, 27, 36, 37. C. Klocker, Innsbruck.

Abb. 4: Steinplatte. K. H. Dietz, Würzburg.

Abb. 6: Alkuser See (2432 m), Alkus. Foto: C. Klocker, Innsbruck.

Abb. 5: Sondage:FNr. 23.Foto: C. Klocker, Innsbruck.

Abb. 2: „Opferplatz“, Pitschedboden. Foto: C. Klocker, Innsbruck.