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Oliver Hassencamp • Burg Schreckenstein Band 6

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Oliver Hassencamp • Burg SchreckensteinBand 6

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Oliver Hassencamp (1921–1988) kam im Alter von 12 Jahren in dasInternat Schloss Salem am Bodensee. Dort gründete er eine Jazz-kapelle, die über die Internatsgrenzen hinaus berühmt wurde. Erselbst spielte Saxophon, Klarinette, Trompete und Akkordeon.Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Kunstgeschichte undPsychologie besuchte er die Schauspielschule. Als Schauspieler,Kabarettist und Texter wirkte er bei den Münchner Kammerspielenund in den literarischen Kabaretts »Schaubude« und »Kleine Frei-heit« mit. Darüber hinaus arbeitete er für Film, Funk und Fern-sehen. Oliver Hassencamp veröffentlichte Romane, Kinderbuch-serien, Satiren, Erzählungen und Aphorismen. Seine bekanntesteSerie über Burg Schreckenstein hat seit dem Erscheinen des erstenBandes im Jahr 1959 Millionen begeisterter Leser gefunden.

Burg Schreckenstein im Internet:www.schreckenstein.de

DERAUTOR

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OliverHassencamp

Zwei Neueauf BurgSchreckenstein

Illustrationenvon Silvia Christoph

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Der Taschenbuchverlag für Kinder

Verlagsgruppe Random House

München Berlin Frankfurt Wien Zürich

Umwelthinweis:Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuchssind chlorfrei und umweltschonend.

Einmalige Sonderausgabe Dezember 2003Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 2000 OMNIBUS Taschenbuch /C. Bertelsmann Jugendbuch Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHAlle Rechte vorbehaltenDieses Buch ist erstmals 1975 erschienen.Umschlagbild und Innenillustrationen:Silvia ChristophUmschlagkonzeption: Atelier Langenfass, IsmaningLektorat: Sibylle Hentschkekb · Herstellung: Peter PapenbrokSatz: Barbara Rabus, SonthofenDruck: Clausen & Bosse, LeckISBN 3-570-21338-2Printed in Germany

Band 21338

www.omnibus-verlag.de

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Inhalt

Was gibt’s Neues auf der Burg? . . . . . . . . . . . 9

Wer bekommt den Wanderpokal? . . . . . . . . . 18

Vom Raucher zum Ritter? . . . . . . . . . . . . . . . 29

Ob ein Walzer Beni hilft? . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Darauf einen Rosenfelser? . . . . . . . . . . . . . . . 54

Ritter jetzt als Bauarbeiter? . . . . . . . . . . . . . . 68

Schatzsuche auf der Müllkippe? . . . . . . . . . . . 82

Wer trifft wen – wo und wann? . . . . . . . . . . . 98

Wer möchte noch eine Ladung Senf? . . . . . . . 106

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Was gibt’s

Neues auf

der Burg?

Genau genommen war Burg Schreckensteingar kein Internat, sondern eine wegen Raummangelsausgesiedelte Neustädter Schule. Die Jungen oderRitter, wie sie sich nannten, wohnten in dem altenGemäuer und nicht bei ihren Eltern. Es wäre zu kost-spielig und zeitraubend gewesen, sie tagtäglich mitBussen hin- und zurückzubringen. Den Schrecken-steinern war das recht so. Obwohl sie nur in den Fe-rien und manchmal am Wochenende nach Hause ka-men, blieben sie bei den Neustädter Jungen immerim Gespräch.

Das jährliche Schul-Sportfest stand vor der Tür.Die Schreckensteiner, die Schüler der Friedrich-Ebert-Schule und die von der Herzog-Franz-Joseph-Schule kämpften gegeneinander. Die Schreckenstei-ner waren immer die großen Favoriten. Aber ob sieauch in diesem Jahr gewinnen würden?

Die Herzog-Franz-Joseph-Schule hatte eine neue,

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prächtige Sportanlage bekommen. Mit dem großenSchul-Sportfest sollte die Anlage eingeweiht werden.Dass die Schüler der Herzog-Franz-Joseph-Schulediesen ersten Wettkampf gewinnen wollten, verstehtsich.

Sie waren so fest von ihrem Sieg überzeugt, dass siein der Einladung an die Schreckensteiner geschrie-ben hatten:

Falls die kreuzbraven Ritter von Schreckenstein ne-ben ihren ritterlichen Tugenden des Nichtrauchensund angeblichen Nichtlügens etwas Zeit für einensportlichen Wettkampf aufbringen können, sind siehierzu herzlich eingeladen . . .

»Nackter Neid!«, stellte Mücke fest.Dampfwalze, das Muskelgebirge, gab dem Chefre-

dakteur der Schreckensteiner Schülerzeitung Recht:»Das kommt nur daher, weil sie noch nie gewonnenhaben!«

Ottokar zog die Schultern hoch. »Blödes Gerede«,sagte er. »Weiter nichts. Wir müssen nur gut sein.Sonst lachen sie uns aus.«

»Das sind wir sowieso«, meinte Stephan. »Lass sielachen.«

»Genau«, brummte Andi. »Woher sollen die unse-ren Ritterbetrieb auch verstehen.«

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Und Klaus, der Witzbold, stellte abschließend fest:»Zum Glück sind wir ja sehr gut.«

Ganz so leicht, wie sie einander versicherten, nah-men die Schreckensteiner den Spott in der Einladungnicht. Beim nächsten Training für den Wettkampfschüttelte Rolle, der Sportlehrer, den Kopf und frag-te: »Was ist denn in euch gefahren? Ihr seid plötzlichvöllig verkrampft.«

Niemand antwortete. Doch von dem Augenblickan schlenkerte jeder seine Arme und Beine, als ge-hörten sie nicht zu ihm.

»Nun macht nicht auf Gummipuppen!«, rief Rolle.»Schluss für heute. Vielleicht seid ihr morgen wiedernormal!«

»Nicht zu fassen«, schimpfte Dieter später beimDuschen. »Ein blöder Brief und schon benehmen wiruns wie Hampelmänner.«

Alle lachten, bis auf Ottokar. In seiner Eigenschaftals Schulkapitän fühlte er sich für alles, was das Le-ben auf der Burg betraf, verantwortlich. Nach demAbendessen sagte er im Südflügel zu seinem FreundStephan: »Ich glaub, du hattest Recht. Es muss unsegal sein, was sie von uns halten. Aber nicht zu egal.«

»Wie meinst du das?«, fragte Stephan.»Ich weiß nicht . . .«, sagte Ottokar, »unser alter

Kampfgeist . . .«

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»Ach, du meinst den Neuen, Jerry? Nein, du, derist in Ordnung. Bei dem habe ich das Gefühl, als wä-re er seit Jahren hier.«

»Schon.« Ottokar biss sich auf die Lippen. »Abergerade erst in der Mannschaft und schon die Schulevertreten . . .«

»Mensch, Ottokar!«, ereiferte sich Stephan. »Er istschneller als ich und das kann unsere Staffel gut ge-brauchen. Er muss einfach mitmachen! Die Ebert-Staffel soll sich unwahrscheinlich verbessert haben,wie man so hört.«

»Ja, natürlich.« Ottokar sah aus, als leide er anBauchweh. »Trotzdem, ich hab einfach ein komi-sches Gefühl . . .«

Stephan sah ihn prüfend an. Dann sagte er: »Viel-leicht müssen wir auch mal verlieren. Ewig kann dasja nicht so weitergehen.«

»Vielleicht«, antwortete Ottokar und ging unver-mittelt aus dem Zimmer.

Kurz danach kam Beni herein. Auch er war – ge-nauso wie Jerry – neu auf Burg Schreckenstein. Wieein »Ritter« fühlte er sich aber nicht und wollte auchgar keiner werden. Er zog ein Zigarettenpäckchenaus der Tasche und legte es in eine Schublade seinesNachttischs.

»Wo kommst du denn her?«, fragte Stephan, als

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Zimmerältester für ihn verantwortlich. »Zum Abend-essen warst du auch nicht da.«

»Ja und?«, fragte Beni zurück. »Gab es etwa Ka-viar? Ich hab bei meiner Schwester gegessen, drübenin Rosenfels.«

»Mann!«, schimpfte Stephan. »Kann doch nicht je-der kommen und gehen, wie er will. Das ist ja keinHotel hier.«

»Leider«, sagte Beni.Stephan sah ihn an. »Und geraucht hast du auch

wieder!«»Verdammt«, schimpfte Beni, »kümmere dich um

deinen eigenen Kram und spiel nicht den Aufpas-ser!« Wütend warf er sich auf sein Bett.

Stephan wurde allmählich sauer. »Wir sind hiereine Gemeinschaft und haben gewisse Spielregeln.Wenn du nicht mitspielen willst, kann es sein, dasswir eines Tages auch nicht mehr wollen. Also gib direin bisschen Mühe. Bei Jerry geht’s doch auch.«

»Weil Jerry der schnellste Läufer ist!«, brüllte Beni.»Ihr seid ja völlig irre mit ihm und eurem Sport!«

Beim nächsten Training schien alle Nervosität ver-flogen. Die Leistungen konnten sich sehen lassen.Sogar Mauersäge fiel das auf. Mit Hund Harro beiFuß stand Graf Schreckenstein am Rand der Aschen-

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bahn und verfolgte zusammen mit dem Rex die Stab-wechsel der Staffelläufer. Keiner klappte besser alsder zwischen Jerry und Schlussmann Ottokar.

»Spitze, Jerry!«, lobte Stephan.Jerry grinste und sagte: »Na, hör mal! Wenn du mir

deinen Platz in der Staffel überlässt, kann ich dasHolz ja nicht gut fallen lassen.«

»Ausge . . . ks . . . zeichnet«, näselte der Hausherr inseiner unverkennbaren Art.

»Vorsicht!«, rief Mini-Ritter Eberhard.Knappe drei Meter hinter Mauersäge schlug eine

schwere Eisenkugel in den Sand. Dampfwalzes Mus-kelberge hatten sie weiter befördert als je zuvor –über die so genannte »Traumgrenze« jenseits deralten Rekordmarke von Stephan. Der kam sofort he-rüber, um seinem ständigen Rivalen zu gratulieren.

»Na endlich!« Mücke rollte das Bandmaß wiederauf. »Jetzt noch mal dasselbe offiziell beim Wett-kampf. Ewig kann Stephans Rekord ja nicht stehenbleiben.«

»Sehr richtig«, meinte Jerry. »Rekorde müssen fal-len, damit man sie sich wieder holen kann. Sonst istSport doch langweilig.«

Oberzeitnehmer Strehlau, wegen seines hervorra-genden Gedächtnisses auch »Computer« genannt,spottete: »Schon wieder Wasser auf die Rekordmüh-

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le! Da müssen wir uns nicht wundern, wenn wirgeistig nicht ernst genommen werden.«

»Red keinen Stuss«, herrschte Ottokar den Mus-terschüler an und ließ ihn stehen. Verdutzt sahenihm die Ritter nach.

Dr.Waldmann, der das Training verfolgt hatte,schüttelte den Kopf. »Was ist denn in den gefah-ren?«

»Sein Humor hat heute Ruhetag«, witzelte Klaus.»Gestern auch schon«, fügte Mücke hinzu.Dr.Waldmann hatte sich abgewandt und schaute

auf den See hinaus. »Wer rudert denn da um dieseZeit?«, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Sicher der Beni«, antwortete Mini-Ritter Eber-hard. »Der ist ja mehr drüben bei seiner Schwesterals bei uns.«

»Lass ihn!«, meinte Dr.Waldmann. »Beni hat zuHause große Probleme, wie du weißt, da müssen Ge-schwister besonders zusammenhalten.«

Nach dem Training, im Duschraum, sagte Stephanzu Ottokar: »Mir scheint, du hast immer noch einmerkwürdiges Gefühl!«

»Ach, lass mich in Ruh.« Ottokar drehte die Du-sche ab, ging in den Trockenraum und wickelte sichin sein Badetuch.

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Draußen auf der Wiese standen noch die Lehrer bei-einander. Der Rex schaute auf die Uhr. »Wir müssenfahren, Graf. Frau Dr.Horn ist die Pünktlichkeit inPerson.«

Mauersäge winkte ab. »Sicher . . . ks . . . nichts alsdie übliche Tee-Visite auf Rosenfels.«

Schloss Rosenfels war auch ein Internat, das gegen-über von Schreckenstein auf der anderen Seite desKappellsees lag. Und trotzdem war in Rosenfels allesanders, denn dort lebten nur Mädchen. »Eine richti-ge Hühnerfarm«, spotteten die Schreckensteiner.

»Wichtigtuer mit Ritterspielchen«, verspotteten dieRosenfelserinnen die Schreckensteiner. Und denStreichen der Burgbewohner zeigten sie sich durch-aus gewachsen.

Martina, die Neue, hatte sogar das MuskelgebirgeDampfwalze aufs Kreuz gelegt. Nun wollten alleMädchen von ihr Judo lernen.

»Zeig uns noch ein paar Griffe, Martina!«, bettel-ten Esther und Bettina.

Martina ließ sich nicht lange bitten. Ehe sich diebeiden versahen, lagen sie am Boden.

»Es ist im Grunde immer dasselbe. Man muss nureinen Hebel finden«, erläuterte Martina.

»Und das hat dein Vater immer mit dir gemacht inseiner Judoschule?«, fragte Bettina.

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»Nee, mich hat er nur gehaun. Wegen jeder Klei-nigkeit und immer ins Gesicht. Aber das ist jetzt vor-bei. Gott sei Dank. Ich rede nicht gern darüber.«

Insgeheim bewunderten die Mädchen ihre neueMitschülerin und hätten gerne mehr über die Ver-hältnisse in ihrem Elternhaus erfahren. Denn dasmusste ja schrecklich gewesen sein. Aber sie respek-tierten Martinas Wunsch.

»Zeig’s mir auch noch mal«, lenkte Beatrix ab,»damit wir die Schreckensteiner das nächste Mal al-le aufs Kreuz legen können.«

Und schon lag sie neben Esther am Boden.

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Wer bekommt

den Wanderpokal?

Die Schreckensteiner konnten mit ihren Vorbe-reitungen zufrieden sein. Dieter hatte noch einenneuen Schulrekord im Speerwerfen aufgestellt. Undals es so weit war, fuhren alle voller Zuversicht nachNeustadt. Die Schlachtenbummler besetzten eineEisdiele bis auf den letzten Platz und die Mann-schaft machte sich mit der nagelneuen Sportanlagevertraut.

»Super!«, lobte Dampfwalze und Rolle stimmteihm so begeistert zu, dass der Rex lachend abwinkte.

»Ich sehe schon. Ihr werdet mir keine Ruhe mehrlassen, bis wir auch so etwas haben.«

»Darauf können Sie Gift nehmen, Rex!«, antworte-te der kleine Kuno, der für die Geräte der Mannschaftverantwortlich war. Alle lachten, samt dem Rex.

»Ausgerechnet!«, rief Jerry. »Du kannst ja noch imZimmer Kugelstoßen, ohne dass man die Fensteraushängen muss.«

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Bei der Sportanlage fehlte tatsächlich nichts. Um-kleidekabinen, Duschen, Sanitätsstation, Gerätela-ger, Anzeigetafel, Flutlicht und Lautsprecher und so-gar eine Tribüne aus Stahlrohr waren vorhanden.Dort saßen Franz-Joseph- und Ebert-Schüler, dieSchreckensteiner und ein paar dutzend Mädchenvon Rosenfels.

»Was tut ihr eigentlich hier?«, fragte sie der kleineEgon in der ersten Reihe.

»Wir wollen dabei sein, wenn ihr aufs Kreuz gelegtwerdet«, teilte ihm Esther mit. »Bevor wir das mitJudogriffen machen.«

Die Mädchen, Franz-Joseph- und Ebert-Schülerlachten und Sophie rief immer wieder: »Ihr habt jakeine Ahnung, was bei euch los ist! Keine Ahnunghabt ihr!«

»Ach nee«, brummte der kleine Herbert, ohne sichumzudrehen. »Ein Glück, dass ihr’s wisst. Seht malzu, dass ihr’s nicht vergesst. Sonst weiß es nachherüberhaupt niemand mehr!«

Mücke hatte noch keinen Platz gefunden. Er be-obachtete Beni, der sich unschlüssig umsah, bis ersich unbeobachtet fühlte. Den Kopf zurückgelegt,schlenderte er unter die Tribüne und tat so, als inte-ressiere er sich brennend für die Stahlrohrkonstruk-tion. Unbemerkt ging Mücke ihm nach.

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»Ein hochinteressantes Gerüst!«, sagte er.Beni gab ihm keine Antwort. Er zog ein Zigaret-

tenpäckchen aus der Tasche, schnappte sich einenGlimmstängel mit den Lippen, ließ ein silbernes Feu-erzeug klicken und blies Mücke eine blaue Wolke insGesicht.

»Kannst du das nicht wenigstens hier lassen?«,fragte Mücke ruhig.

»Warum? Beleidigt es deine Ritterehre, wenn ichrauche? Ich bin kein Ritter und will auch keiner wer-den. Wenn du es genau wissen willst: Euer Kinder-garten kotzt mich an!« Und wieder blies er ihm eineblaue Wolke ins Gesicht.

»Du bist bei uns und wirst hier als Schreckensteinerbetrachtet. Wir rauchen nicht – das ist bekannt. Al-so blamierst du uns, wenn du’s tust.«

»Im Gegenteil.« Beni lachte. »Ihr macht euch lä-cherlich, weil ihr’s nicht tut.«

Mit den Mädchen war auch Sonja gekommen,jüngste Lehrerin auf Rosenfels und Tochter desSchreckensteiner Lehrers Dr.Waldmann. Sie setztesich jedoch nicht auf die Tribüne, sondern suchteihren Vater, der sich bei der Mannschaft aufhielt.

Dort wurde sie von allen herzlich begrüßt. Nur Ot-tokar zog wieder sein Magenschmerzengesicht.

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»Lasst euch nicht stören«, sagte Sonja. »Ich wolltebloß Hals- und Beinbruch wünschen. Nachher sehenwir uns ja. Ich habe Neuigkeiten.«

Sie ging zur Tribüne, wo der Direktor der Franz-Jo-seph-Schule gerade seine Einweihungsrede hielt. Ermachte das sehr gründlich. Nicht nur jeden Mitar-beiter beim Ausbau der neuen Sportanlage erwähnteer, sondern bedankte sich auch bei allen Firmen,Spendern und Behörden für ihre Mithilfe.

Als die Wettkämpfe endlich anfangen konnten,meinte Andi: »Höchste Zeit. Wir kommen sonstnoch in die Dunkelheit.«

Wie schon beim Einladungsschreiben, hatten sichdie Franz-Joseph-Schüler zusammen mit den Ebert-Schülern für den heutigen Tag eine Frotzelei ausge-dacht. Die von ihnen gestellten Zeitnehmer, Weiten-messer, Starter und Listenführer setzten bei jedemSchreckensteiner Teilnehmer, den sie aufriefen oderdessen Leistung sie bekannt gaben, vor den Namenein Wort, das den Betreffenden ärgern sollte. »RitterOttokar Schimmerding, bitte zum zweiten Weit-sprungversuch«, tönte es aus dem Lautsprecher.

Ein vielstimmiges Johlen war die Antwort.»Unfair!«, schimpfte Fritz. »So was nennt man

psychologische Kriegsführung.« Die ganze Mann-schaft war sauer.

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Bis auf Jerry. »Diese Wickelkinder können nicht bisdrei zählen«, sagte er vergnügt. »Je mehr sie uns rei-zen, umso besser werden wir. Ist doch klar.«

Jerry hatte offensichtlich Recht, denn Dampfwalzestieß die Kugel so weit, dass er als haushoher Favo-rit in die Endrunde ging. Auch Stephan überzeugte.Er blieb nur wenige Zentimeter hinter Dampfwalze.Nachdem Jerry den 100- und 200-Meter-Lauf gera-dezu spielend gewonnen hatte, jubelte Rolle: »Klas-se! Das ist ein Ritter nach meinem Geschmack!«

Und Dampfwalze, der mit Lob nicht eben ver-schwenderisch umging, meinte: »Jerry ist überhauptder brauchbarste Neue, den wir je hatten.«

Die verhöhnten Schreckensteiner hatten sich nichtirremachen lassen und führten mit beruhigendemVorsprung. Zwischen zwei Versuchen im Diskus-werfen erkundigte sich Stephan siegessicher bei Ot-tokar: »Na, hast du immer noch ein merkwürdigesGefühl?«

»Lass mich in Ruhe!« Ottokar wandte sich ab, seinHumor ließ ihn im Stich.

Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Ihre Freundschafthatte einen Knacks. Der lässt mich einfach abfah-ren!, dachte Stephan. Aber ändern konnte er daranjetzt nichts. Er musste sich konzentrieren. Beimzweiten Diskusversuch war er übergetreten. Nicht

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Oliver Hassencamp

Zwei Neue auf Burg SchreckensteinBand 6

Taschenbuch, Broschur, 128 Seiten, 10,5 x 14,3 cmISBN: 978-3-570-21338-4

cbj

Erscheinungstermin: Dezember 2003

Der Klassiker im Mini-Format zum Taschengeldpreis von nur € 3,–! Zwei neue Schüler sorgen für Wirbel auf Burg Schreckenstein. Sie halten die Ritter für kompletteIdioten, setzen sich über alle Regeln hinweg und treiben ständig quer. Da sind die Mädchen vonSchloss Rosenfels mit ihrer Neuen besser dran. Die kann Karate und so jemand ist für Streicheimmer gut zu brauchen. Aber dann passiert die Sache mit der Müllkippe und das ist kein Streichmehr, allenfalls ein sehr, sehr schlechter ...