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Vor und nach dem Angriff (rev. 01.07.2016) Operationsplan der national-spanischen Nordfront Die national-spanische Führung wollte mit der Eroberung von Bilbao die Kontrolle über Nordspanien und insbesondere über den kriegswichtigen Hafen der Stadt gewinnen; auch das Deutsche Reich versprach sich davon militärischen wie wirtschaftlichen Nutzen (verkürzte Transportwege). Es musste verhindert werden, dass die republikanischen Regierungstruppen sich in die Befestigungsanlagen Bilbaos, den „Eisernen Ring“, zurückziehen und dort eine starke Verteidigung aufbauen. Nach der misslungenen Offensive Francos gegen Madrid wäre ein Fehlschlag im Norden für die national-spanischen Kräfte fatal gewesen. Die zurückweichenden Regierungstruppen hätten Guernica passieren müssen, wobei sie auf die Flussbrücke zwischen der Stadt und der nord-ostwärtigen Vorstadt Renteria angewiesen waren. Am 26. April 1937 morgens, wenige Stunden vor dem Angriff, vereinbarten die national-spanische Führung und die Legion Condor die Sperrung der Rückzugstraße. Absicht war es, die Brücke mit den zu- und wegführenden Straßen unpassierbar zu machen, einen Stau auszulösen und die eingeschlossenen Kräfte zu zerschlagen. Dazu notierte der deutsche Stabschef („Ia“ der Legion Condor), von Richthofen, in seinem persönlichen Tagebuch: "... 4. (national-span.) Brigade hat gestern einige geräumte Stellungen besetzt, hat aber nicht, wie befohlen, auf Eibar gedrückt. Vigon (Stabschef der national-span. Navarra-Brigaden) hat das noch spät abends versucht … aber vergeblich. Rot (republik. Regierungstruppen) hat daher die Zeit gefunden, Eibar in der Nacht an allen Ecken anzuzünden. Heute früh wurde es kampflos besetzt. Soll nun auf Marquina und westlich vorgehen. Setzen sofort ein: A/88 und J/88 auf Straßenjagd im Raum Marquina-Guernica-Guerricaiz, K/88 – nach Rückkehr von Guerricaiz –, VB/88 und Italiener auf Straßen und Brücke (einschl. Vorstadt) hart ostwärts Guernica. Dort muss zugemacht werden, soll endlich ein Erfolg gegen Personal und Material des Gegners herausspringen. Vigon sagt zu, seine Truppen so vorzudrücken, daß alle Straßen südl. Guernica gesperrt sind. Gelingt das, haben wir den Gegner um Marquina im Sack.“ Dieser Kräfteansatz umfasste Aufklärer und He 51-Jäger zur Bekämpfung von Marschkolonnen (A und J/88), Ju 52-Behelfsbomber (K/88), wenige moderne Bomber (Versuchsstaffel VB/88) sowie leichte ital. Bomber SM-79 Savoia. Die in Verzögerungsgefechte verwickelten republikanischen Truppen waren morgens etwa 15 km Luftlinie von Guernica entfernt und erste Teile konnten die Renteria-Brücke noch am Nachmittag erreichen. Die operative Absicht, die mit Luftangriffen am 25. und 26. April 1937 gegen Eibar, Guerricaiz und Guernica verfolgt wurde, ist kennzeichnend für das Kampfgeschehen in Nordspanien. Die Legion unterstützte den Vormarsch des national-spanischen Heeres auf dem Gefechtsfeld und schränkte die gegnerischen Bewegungen durch Abriegelungseinsätze ein. Die folgenden Skizzen geben einen Einblick in die damalige Lage.

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Vor und nach dem Angriff (rev. 01.07.2016)

Operationsplan der national-spanischen Nordfront

Die national-spanische Führung wollte mit der Eroberung von Bilbao die Kontrolle über

Nordspanien und insbesondere über den kriegswichtigen Hafen der Stadt gewinnen; auch das

Deutsche Reich versprach sich davon militärischen wie wirtschaftlichen Nutzen (verkürzte

Transportwege). Es musste verhindert werden, dass die republikanischen Regierungstruppen

sich in die Befestigungsanlagen Bilbaos, den „Eisernen Ring“, zurückziehen und dort eine

starke Verteidigung aufbauen. Nach der misslungenen Offensive Francos gegen Madrid wäre

ein Fehlschlag im Norden für die national-spanischen Kräfte fatal gewesen.

Die zurückweichenden Regierungstruppen hätten Guernica passieren müssen, wobei sie auf

die Flussbrücke zwischen der Stadt und der nord-ostwärtigen Vorstadt Renteria angewiesen

waren. Am 26. April 1937 morgens, wenige Stunden vor dem Angriff, vereinbarten die

national-spanische Führung und die Legion Condor die Sperrung der Rückzugstraße. Absicht

war es, die Brücke mit den zu- und wegführenden Straßen unpassierbar zu machen, einen Stau

auszulösen und die eingeschlossenen Kräfte zu zerschlagen. Dazu notierte der deutsche

Stabschef („Ia“ der Legion Condor), von Richthofen, in seinem persönlichen Tagebuch:

"... 4. (national-span.) Brigade hat gestern einige geräumte Stellungen besetzt, hat aber nicht,

wie befohlen, auf Eibar gedrückt. Vigon (Stabschef der national-span. Navarra-Brigaden) hat

das noch spät abends versucht … aber vergeblich. Rot (republik. Regierungstruppen) hat daher

die Zeit gefunden, Eibar in der Nacht an allen Ecken anzuzünden. Heute früh wurde es

kampflos besetzt. Soll nun auf Marquina und westlich vorgehen. Setzen sofort ein: A/88 und

J/88 auf Straßenjagd im Raum Marquina-Guernica-Guerricaiz, K/88 – nach Rückkehr von

Guerricaiz –, VB/88 und Italiener auf Straßen und Brücke (einschl. Vorstadt) hart ostwärts

Guernica. Dort muss zugemacht werden, soll endlich ein Erfolg gegen Personal und Material

des Gegners herausspringen. Vigon sagt zu, seine Truppen so vorzudrücken, daß alle Straßen

südl. Guernica gesperrt sind. Gelingt das, haben wir den Gegner um Marquina im Sack.“

Dieser Kräfteansatz umfasste Aufklärer und He 51-Jäger zur Bekämpfung von Marschkolonnen

(A und J/88), Ju 52-Behelfsbomber (K/88), wenige moderne Bomber (Versuchsstaffel VB/88)

sowie leichte ital. Bomber SM-79 Savoia. Die in Verzögerungsgefechte verwickelten

republikanischen Truppen waren morgens etwa 15 km Luftlinie von Guernica entfernt und

erste Teile konnten die Renteria-Brücke noch am Nachmittag erreichen.

Die operative Absicht, die mit Luftangriffen am 25. und 26. April 1937 gegen Eibar, Guerricaiz

und Guernica verfolgt wurde, ist kennzeichnend für das Kampfgeschehen in Nordspanien. Die

Legion unterstützte den Vormarsch des national-spanischen Heeres auf dem Gefechtsfeld und

schränkte die gegnerischen Bewegungen durch Abriegelungseinsätze ein. Die folgenden

Skizzen geben einen Einblick in die damalige Lage.

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Legende:

1) Burgos,

Stationierungsort

Legion Condor

2) Vitoria,

Stationierungsort

nat.-spanischer

Bomber

3) Operationsraum mit

takt. Ziel Guernica

und

4) strateg.-operativem

Ziel Bilbao

Entfernung Burgos –

Guernica ca. 160 km Luftlinie

Lupe Operationsraum:

1) Luftunterstützung

Eibar 25.04.

nachmittags

2) Abriegelung

Guerricaiz 26.04.

morgens

3) Abriegelung Guernica

26.04. nachmittags

Entfernung Guernica - Front

ca. 15 km Luftlinie

Pfeile markieren

zurückweichende

Republikaner

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In den Angriff auf Guernica waren national-spanische Flugzeuge (eine Anzahl Ju 52, dazu

ältere, weniger leistungsfähige Heinkel- und Bleriot-Flugzeuge) einbezogen (Quelle: Jesús

Salas Larrazábal, spanischer Luftwaffengeneral und Ingenieur in seiner Monographie

„Guernica: el bombardeo“, Madrid 1981). Wie die Einsätze der national-spanischen

Luftstreitkräfte mit denen der Italiener und der Legion Condor im Kampf um die Region Bilbao

konkret abgestimmt wurden, ist bisher unklar. Vermutlich gab es Absprachen auf hoher

Führungsebene (Angriffsziel) und einfache Verabredungen zu operationellen Details

(Zuteilung von Zeiträumen). Von Richthofen spricht nach dem Angriff undifferenziert von „den

Ju“ und gibt so keinen Aufschluss über die spanische Beteiligung.

Begrenzende Faktoren

Die Führungsvorschrift der deutschen Luftwaffe von 1935 (LDv 16) besagt unmissverständlich,

dass Terrorangriffe gegen die Zivilbevölkerung grundsätzlich abzulehnen sind. So ergab eine

Untersuchung des Völkerbundes zu deutschen Einsätzen gegen Alicante und Barcelona, die

von republikanischer Regierungsseite beantragt worden war, auch keinen Hinweis auf

Völkerrechtsverletzungen durch die Legion Condor. Und ein Telegramm des deutschen

Botschafters in Spanien aus dem Jahr 1938, das sich im Archiv des Auswärtigen Amtes

befindet, stellt klar, dass Angriffe auf unverteidigte Städte verboten waren: Es sind also starke

Indizien, die auf eine völkerrechtskonforme Kampfführung der Legion Condor während des

Spanischen Bürgerkriegs schließen lassen. Aber auch im Fall Guernica?

Ein in Italien archivierter schriftlicher Einsatzbefehl weist die Besatzungen an, darauf zu

achten, dass die Stadt Guernica nicht getroffen wird. In der abendlichen Tagesmeldung der

national-spanischen Kräfte in Vitoria heißt es (nach Erwähnung des vorhergehenden Einsatzes

gegen Guerricaiz) zum Angriffsziel am 26. April: „… gegen die Brücke von Guernica, über die

Feind sich zurückzieht.“ Die Besatzungen der deutschen Ju 52-Behelfsbomber haben immer

versichert, als Ziel sei ihnen die Brücke befohlen worden. Dies deckt sich mit Richthofens

Tagebucheintrag und zeigt die Ausrichtung des Angriffs auf die Brücke und deren Zufahrt von

Osten. Auch wenn der Verlauf des Einsatzes nicht vollständig rekonstruiert werden kann, ist

doch klar, dass es sich um eine normale – in heutiger Terminologie – Abriegelungsoperation

handelte.

Sie hatte drei besondere Merkmale: Erstens Zeitdruck aufgrund des Rückzugs

republikanischer Verbände in Richtung Bilbao, zweitens eigenes Risiko in der Reichweite

feindlicher Luftstreitkräfte (die Bedrohung durch republikanische Jäger wurde erst am 27.

April mit Einsätzen gegen die Basis bei Bilbao ausgeschaltet) und drittens mäßige Eignung der

verfügbaren Kräfte für den geplanten Einsatz – umgebaute Ju 52-Transportflugzeuge,

langsam, schwerfällig, mit schwacher Defensivbewaffnung und eingeschränkter Bombenlast.

Lediglich die gerade eingeführten Flugzeuge („Schnellbomber“) der Versuchsstaffel hatten

eine ausreichende Grundbefähigung, jedoch keine volle Einsatzreife. Aufgrund geringer

Treffwahrscheinlichkeit waren aber alle damaligen Typen in der Bekämpfung von Punktzielen

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wenig effektiv (der Grund für die spätere Beschaffung von Sturzkampfbombern mit besserer

Eignung zur Punktzielbekämpfung). Die Integration von Elementen mit sehr unterschiedlichen

Leistungsmerkmalen und unterschiedlicher Nationalität gehört zu den weiteren

Komplikationen, die nur die Entwicklung eines einfachen Einsatzplans zuließen.

Operationsverlauf

Zeitliche Abfolge.

Inwieweit der Einsatz der deutschen Aufklärer und He 51-Jäger über den Marschstraßen der

Republikaner dem Angriff auf die Renteria-Brücke vorausging, ist nicht bekannt. Der erste

Bombenangriff begann für Guernica – wie von spanischer Seite betont - völlig überraschend

um 16.30 Uhr. Dem Überflug eines einzelnen Flugzeugs (anscheinend Do 17), folgten drei He

111-Schnellbomber der Versuchsstaffel von Osten sowie drei italienische SM 79 von Norden.

Die Sprengwirkung ihrer Bomben richtete am nördlichen Stadtrand relativ geringe Schäden

an. In Guernica wurde durch Läuten der Kirchenglocken Fliegeralarm ausgelöst. Aufgrund

dessen hätten die republikanischen Behörden Unbeteiligte noch aus dem kleinen Stadtgebiet

evakuieren können; inwieweit dies geschah ist nicht bekannt. Entgegen anderslautenden

Behauptungen war der öffentliche Markt zur Zeit des Angriffs nicht mehr belebt; er war wie

üblich zur Mittagszeit geschlossen worden (Salas Larrazábal).

Über die national-spanische Beteiligung am Angriff wurde bis heute wenig berichtet. – In der

seit Guernica gegen die Legion Condor gerichteten Propaganda werden alle beteiligten

Flugzeuge der deutschen Luftwaffe zugeordnet. Tatsächlich flogen Spanier und Deutsche aber

mit denselben Kennzeichen (Kreis und Andreaskreuz). Dies gehörte zu den Maßnahmen, mit

denen Hitler Art und Ausmaß der deutschen Einmischung in den Bürgerkrieg bis zu dessen Ende

verschleiern ließ. Die Nationalität der Besatzungen und ihrer Flugzeuge war vom Boden aus

nicht erkennbar. - Zweifellos war es noch lange nach dem Sieg im Bürgerkrieg für das Franco-

Regime allzu kritisch, eine Beteiligung am Angriff auf Guernica, dem Traditionsort der Basken,

einzuräumen. Dennoch steht aufgrund der von Salas Larrazábal verwendeten Quellen fest,

dass den ersten deutschen Flugzeugen national-spanische Kampfflugzeuge, auch von der

Legion Condor übernommene Ju 52-Behelfsbomber, folgten.

Der deutsche Hauptangriff erfolgte gegen 1800 Uhr mit drei Schwärmen deutscher Ju 52-

Behelfsbomber (je 6 Flugzeuge aus drei Staffeln der K/88). Sie hielten sich über 1500 m, um

gegnerischem Abwehrfeuer zu entgehen.

Die Bombenlast der zwischen 16.30 und etwa 18.15 Uhr gegen Guernica eingesetzten

Flugzeuge kann man nur schätzen; 20 - 25 t erscheinen realistisch. 38 Bomben mit je 250 kg

(zusammen 9,5 t) wurden nachgewiesen, dazu kommen eine unbekannte Anzahl kleinerer

Spreng- und Splitterbomben sowie Brandbomben. – Eine Standardbeladung der deutschen Ju

52 bestand aus einer 250 kg-Sprengbombe, kleineren Splitterbomben und leichten

Brandbomben mit zusammen je 250 kg Gewicht, gesamt 750 kg je Flugzeug. Die Flugzeuge der

Legion waren damit nach Rückkehr aus Guerricaiz aufmunitioniert worden, als der

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Einsatzbefehl für Guernica eintraf, und dies wurde nicht mehr geändert. Die Mischung war für

die Brückenzerstörung nicht optimal, aber sehr gut geeignet zur Bekämpfung von Infanterie

sowie zur Sperrung von Marschstraßen und Gelände. Daher erschienen den Einsatzplanern die

insgesamt 26 schweren Bomben der deutschen Flugzeuge für die Brücke vermutlich als

ausreichend, die Splitter- und Brandbomben als durchschlagende Wirkungsmöglichkeit gegen

anrückende republikanische Truppen. - Der Waffeneinsatz entsprach der militärischen Lage

und der Bedeutung des Ziels.

Die oft berichtete Angriffsdauer von drei Stunden ist nicht plausibel. Die eigentlichen

Bombenangriffe erfolgten in je einem deutsch-italienischen, national-spanischen und

deutschen Einsatz, jeder innerhalb weniger Minuten. Daneben waren Aufklärungs-, Jagd- und

leichtere Bombenflugzeuge zu hören und zu sehen, auch in einiger Entfernung. Daraus und im

Chaos der brennenden Stadt kann der Eindruck eines andauernden Bombardements

entstanden sein.

Zusammenwirken der Angriffselemente

Die deutschen und italienischen Kräfte mit Ju 52 und SM 79 flogen etwa in Nord-Süd-

Ausrichtung; sie kamen zwangsläufig über den Ortskern Guernicas. Die Bomber der

Versuchsstaffel griffen von Osten an; ihr Kurs streifte den Nordrand der Stadt. Die Flugwege

kreuzten sich über der Brücke, dem benannten Hauptziel. Ein Bild aus Salas Larrazábals

Abhandlung „Guernica: el bombardeo“ verdeutlicht dies (siehe unten). Es zeigt die Lage der

von den 250 kg-Bomben verursachten großen Bombenkrater (grandes embudos), die den

Flugweg bestimmen, sowie die Stationierung rückwärtiger Teile von republikanischen

Bataillonen (Nr. 9 – 12) in ehemaligen Klosteranlagen und den Bahnhof (Nr. 16).

Die Lage der Krater innerhalb und außerhalb der Überflüge kann nicht einzelnen Besatzungen

oder – mit Ausnahme der Versuchsstaffel – bestimmten Angriffselementen zugeschrieben

werden. Es sticht jedoch heraus, dass die den deutschen Kräften im oberen Teil des Nord-Süd-

Korridors stimmig zuzuordnenden Treffer (die Zahl stimmt mit dem Einsatz von 18 Ju 52 und

deren Beladung überein) vor dem Ziel liegen, großenteils auf freiem Feld. Man erkennt auch,

dass die Flugzeuge nicht in breiter Formation, sondern tiefgestaffelt angeflogen sind (nach

plausiblen Berichten als Einzelflugzeuge hintereinander). Im Ost-West-Korridor liegen die

Treffer zwar vor und hinter der Brücke, jedoch ebenfalls in einem schmalen Band und zwar so,

dass man auf eine Kurskorrektor der Piloten noch kurz vor dem Ziel schließen kann.

Dagegen fällt die andersartige Trefferverteilung im Stadtgebiet auf. Sie ist auf eine breitere

(statt tiefgestaffelte) Angriffsformation zurückzuführen, räumlich abgesetzt von den anderen

nachgewiesenen Bombardierungen. Die Ursachen bzw. Verursacher der Treffer im

Stadtgebiet können mit der bisher bekannten Quellenlage nicht endgültig geklärt werden; sie

passen eindeutig nicht zu den Merkmalen der deutschen Angriffe und es liegt nahe, sie mit

dem spanischen Kontingent zu verbinden. Daher sollte Spanien mit der Offenlegung weiterer

historischer Quellen die Aufarbeitung der Geschehnisse vom 26. April 1937 unterstützen.

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Die Kräfte des deutschen Hauptangriffs wurden von einer großen Rauchentwicklung

beeinträchtigt, wie die Besatzungen berichtet haben. Sie dehnte sich über das gesamte

Stadtgebiet sowie in nord-östlicher Richtung auch über Renteria aus und stammte allem

Anschein nach hauptsächlich von den Bränden in der Altstadt. Vermutungen, wonach die

Besatzungen ihre Bomben schließlich nur in die dichte Rauchdecke hineingeworfen haben,

stimmen für den „disziplinierten“ Anflug der deutschen Ju 52 jedoch nicht, wie die

Trefferauswertung zeigt. Die Beobachter (Bombenschützen) haben ihre Auslösepunkte im

Anflug auf Guernica nach Zeit, Winddrift und Karte finden können, wozu sie nur eine kurze

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Distanz - vermutlich unter einem Kilometer bzw. wenige Sekunden - ohne direkte Bodensicht

überbrücken mussten. Für den Ost-West-Angriff von 1630 Uhr gilt all dies nicht, weil die Stadt

noch nicht brannte und freie Sicht auf das Ziel bestand.

Guernica im Feuersturm

Die Frage, wie Guernica in Brand geraten ist, soll trotz aller Unsicherheit nicht umgangen

werden: Der Führer des zweiten deutschen Ju 52-Schwarms hat nach eigener Bekundung

angenommen, dass der vorausfliegende Schwarm dies verursacht habe. Dafür war der

zeitliche Abstand zwischen den Schwärmen mit etwa einer Minute viel zu kurz. Die Stadt

brannte zuvor lichterloh!

Es ist zwar nicht mit letzter Gewissheit zu belegen, aber auch der Ost-West-Angriff hat am

nördlichen Ortsrand (neben den Schäden durch die Sprengwirkung zweier 250 kg-Bomben)

vermutlich keine unbeherrschbaren Brände ausgelöst. Es wäre jedenfalls nicht akzeptabel,

den deutschen Bombern ein absichtliches Niederbrennen der Altstadt Guernicas anzulasten.

Leichtfertig wäre ebenfalls, aufgrund von Trefferbild und Angriffsverlauf die Schuld einfach

den spanischen Ju 52-Besatzungen zuzuschieben. Sie flogen nach bisherigem Kenntnisstand

auch von Norden an und es galt die Absprache zwischen von Richthofen und dem spanischen

Stabschef, die Rückzugstraße der republikanischen Truppen bei der Renteria-Brücke zu

unterbrechen. - Zwei Faktoren illustrieren beispielhaft, wie schwierig die Tatsachenermittlung

ist: Erstens die Möglichkeit, dass Guernica vor dem Eintreffen der Spanier über der Stadt

brannte und diese von der Rauchentwicklung ähnlich behindert wurden wie später die

Deutschen. Und zweitens der Ausbildungsstand der spanischen Besatzungen. Ihre deutschen

Kameraden waren zuvor erfahrene Transportflieger, die unter den oft widrigen

Sichtbedingungen Mitteleuropas auf präzises Fliegen nach Karte, Kompass und Zeit gedrillt

waren; dies kam insbesondere dem Zielanflug zugute. Sie flogen die Behelfsbomber

unmittelbar nach ihrer Umrüstung im Einsatz, die Spanier später. Es ist nicht unfair, wenn man

den spanischen Besatzungen für das frühe Stadium des Luftkriegs nicht denselben

Leistungsstand zubilligt wie den deutschen. - In der begründeten Annahme, dass spanische Ju

52 in Schwarmstärke angegriffen haben, kann der Zielanflug aber nicht in einer Formation

erfolgt sein, die für die Bombardierung eines Punktziels typisch wäre. Ob ein zu kurzer

Zielanflug die Auflösung der Formation in Einzelflugzeuge verhinderte und - anders als bei den

einzeln fliegenden deutschen Ju 52 - die Bombenauslösung über Guernica dem – dann zu

späten – Befehl des Formationsführers vorbehalten war, bleibt Spekulation.

Für die wohl mit 50 kg- (vielleicht auch 100 kg-) Bomben bestückten italienischen SM 79

konnte das Trefferbild nicht aufgeklärt werden. Für sie galt der Operationsplan der Legion

Condor und der erwähnte nationale Befehl, das Stadtgebiet zu verschonen. Richthofen, der

sich im Tagebuch auch lobend über die italienischen Besatzungen äußert, zu deren Einsatz am

Vortag kritisch: „Italiener finden wieder einmal (das Ziel) nicht und werfen falsch auf Eibar.“

Das sollte beim wichtigen Angriff auf Guernica sicher nicht passieren. Daher ist nicht davon

auszugehen, aber auch nicht absolut auszuschließen, dass Bomben der SM 79 (beispielsweise

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aufgrund technischer Störung) verzögert ausgelöst wurden und in leicht entzündliche

Brandlasten eingeschlagen sind.

Nicht genau bestimmbar sind die Einsätze weiterer Flugzeuge (Aufklärer, Jäger und leichte

Bomber). Allerdings: Die deutschen He 51 haben die republikanischen Kolonnen auf den

Marschstraßen vor Guernica bekämpft und deren Rückzug verzögert, also Ziele in der Stadt

nicht angegriffen. Für den Zeitraum der Bombenangriffe ist anzunehmen, dass sich ein Teil der

He 51 auf die Sicherung des Luftraums konzentrierte und wegen deren kurzer Flugzeit von

etwa zwei Stunden (Anflug, Stehzeit im Zielgebiet, Abflug) Gelegenheitsziele am Boden eher

auf dem Hin- und Rückweg unter Beschuss nahmen. Eine Staffel der J/88 verfügte schon über

eine Handvoll Messerschmitt Bf 109, die dort erprobt wurden. Sie wurden nur im Luftkampf

eingesetzt; am Angriff auf Guernica waren sie nicht beteiligt. Zu den kleineren Flugzeugen der

Spanier lässt sich vermuten, dass sie vor den Ju 52 im Zielgebiet eingetroffen sind und

aufgrund ihrer leichten Bewaffnung nicht für die Zerstörung der Renteria-Brücke vorgesehen

waren, also andere Ziele bekämpften. Ansonsten ist zu ihnen keine vernünftige Aussage

möglich.

Für eine schlüssigere Analyse wäre vor allem die Kenntnis der seinerzeitigen Brandlasten im

Stadtgebiet nötig. Die Holzkonstruktion der meisten Häuser gehört sicher dazu, aber ebenso

wichtig wären Informationen über zivile und militärische Kraft- und Schmierstofflagerungen

sowie über Sprengmittel der dort stationierten Bataillone.

Die internationale Empörung über die Zerstörung Guernicas brachte Franco und die deutsche

Regierung zu der Schutzbehauptung, die republikanischen Truppen hätten (so wie Richthofen

es am Vortag nach dem Angriff auf Eibar berichtete) die Stadt selbst in Brand gesteckt. Diese

Version wird in Politik und Geschichtswissenschaft zwar verworfen, dennoch bleibt die

Möglichkeit eines „Feuersturms“, der von den Brandlasten im Ort begünstigt wurde und den

Eindruck der Selbstzerstörung vermitteln konnte.

Angesichts der Bombardierung des Stadtkerns von Guernica mag es irrelevant erscheinen, wie

das Niederbrennen des Ortes verursacht wurde; für die Beurteilung der Rolle und

Verantwortung der dort eingesetzten Kräfteanteile ist es jedoch eine Schlüsselfrage: Bedurfte

es der massiven Bombardierung des Stadtgebiets oder reichte bereits ein „Zündfunke“ an der

„richtigen“ Stelle aus, um den Flächenbrand auszulösen? Und dazu sollte es immer noch

möglich sein, einige Angaben zum Material der in Guernica stationierten Bataillone sowie der

dortigen (kleinen) Waffenfabriken zu finden.

Als historische Tatsache bleibt indes unbestritten, dass der Angriff gegen Guernica unter

deutscher Einsatzführung (deutsche und italienische Angriffselemente) bzw.

Einsatzkoordinierung (spanische Beteiligung) die Stadt zerstört hat.

Ergebnis und Folgen

Während das Hauptziel, die Brücke, durch die deutschen und spanischen Bomber trotz großen

Aufwands nicht zerstört wurde, zeigte sich schnell der ausgedehnte „Kollateralschaden“:

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Noch während des Angriffs brannte die Altstadt nieder; Löscharbeiten waren nicht mehr

möglich. Das historische „Parlament“ mit dem heiligen Baum der Basken blieb zwar erhalten,

aber Guernica war zu etwa 75% vernichtet.

Auch der Operationsplan ging, so von Richthofens Notizen, nicht ganz auf: Die Sperrung der

südlichen Zufahrtstraßen durch die national-spanischen Brigaden misslang und die

republikanischen Truppen konnten viel von ihrer Ausrüstung durchbringen. Dagegen waren

die Personalverluste der Republikaner hoch und die Rückzugstraße durch Guernica stand nicht

mehr zur Verfügung; damit wurde das taktische Ziel weitgehend erreicht.

Die Zahl der Opfer wurde ohne Nachweis in politisch beeinflusster Überlieferung mit bis zu

3000 angegeben. Die Agentur United Press verbreitete in einer ersten Meldung, es habe 100

Tote in der Stadt gegeben. Ein Polizeibericht listet 266 Tote und mehrere Hundert Verletzte

auf. Aus Kirchenbüchern Guernicas ergibt sich eine Zahl von 63 Opfern (vermutlich nur

Einwohner der Stadt). Ein britischer Sonderkorrespondent in Bilbao benannte einen Tag nach

dem Angriff – die Stadt brannte noch – die Zahl der Opfer mit 1645 Toten und 880

Verwundeten. Eine nachvollziehbare Unterscheidung von Kombattanten und Nicht-

Kombattanten lässt, mit Ausnahme der Kirchenbücher, keine dieser Zahlenangaben zu.

Von Richthofen hält nach einer Ortsbesichtigung am 30. April 1937 fest, dass sich die

Menschen der 5.000-Einwohner-Stadt am Nachmittag des 26. `wegen eines Festes

größtenteils außerhalb aufhielten und die Masse des Restes den Ort bei Angriffsbeginn verließ,

ein kleiner Teil in den Unterständen umgekommen sei´. Dies kann immer noch ein Ansatzpunkt

zur Klärung der Opferzahlen sein.

Am Morgen des 27. April gab der baskische Präsident eine emotionale Erklärung zur

„Entweihung der heiligsten Stätte aller Basken“ ab und richtete einen Appell an den

„Heroismus und Widerstandswillen“ der Bevölkerung. Der schon erwähnte britische

Korrespondent griff dies auf und veröffentlichte in der Londoner Times einen Artikel, in dem

er erklärte: `Der Zweck des Bombardements sei offensichtlich die Demoralisierung der

Zivilbevölkerung und die Zerstörung der Wiege der Baskischen Rasse (Basque race) gewesen.´

Dieser denkwürdige Artikel ist der Ausgangspunkt für die Legende, Franco habe sich fremder

Söldner bedient, um das Selbstverständnis des baskischen Volkes zu treffen. Und Guernica

sei einem gezielten Terrorangriff zum Opfer gefallen, der dem Hitler-Regime dazu gedient

habe, ein Konzept zur Terrorisierung wehrloser Zivilbevölkerung zu erproben.

Bewertung

Die Quellenlage zu Guernica ist bekanntermaßen schwierig. Selbst direkt Beteiligte und nahe

Beobachter des Geschehens haben kurz nach dem Angriff sowie in schriftlichen Berichten (bis

zu vier Jahrzehnte später) Fakten unvollständig, auch widersprüchlich und unzutreffend

wiedergegeben. Daher hat die erwähnte Monographie von Salas Larrazábal so hohen Wert;

sie beweist aus spanischer Perspektive, worum es bei dem Angriff ging.

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Ebenso hohen Wert hat das persönliche Tagebuch von Richthofens, weil es – nur für ihn selbst

geschrieben – seine Absichten und Sichtweisen belegt. Dabei fällt auf, dass er sich immer auf

das operative Ziel konzentriert und dazu nicht nur mit dem Gegner, sondern intensiv auch mit

dem Vorgehen der Landstreitkräfte auseinandergesetzt hat, die von der Legion Condor

unterstützt werden sollten. Hingegen lässt er sich wenig zu den eigenen Luftstreitkräften ein:

Kräfteumfänge, Bombenlast, Eignung und Einsatzbereitschaft der Kräfte usw. erscheinen als

untergeordnete Details seiner operativen Vorstellungen. Deshalb scheidet er als Quelle für

eine Untersuchung des Einsatzverlaufs nahezu aus.

Sachverhalte, die man für eine stichhaltige Bewertung genauer kennen sollte, wurden von den

Beteiligten oft nicht für wichtig gehalten und gar nicht erst notiert – von den im Weltkrieg

verloren gegangenen Akten der Legion Condor ganz zu schweigen. Und die Plausibilität

dessen, was überliefert ist, erschließt sich erst mit einer auf entsprechende militärische

Expertise gestützten Abklärung.

Nüchtern betrachtet und an den historischen Fakten orientiert, ist eine differenzierte

Einordnung Guernicas dennoch möglich:

1. Militärisch war die Operation erfolgreich - trotz der unzulänglichen Umsetzung des

Operationsplans, die Richthofen in seinem Tagebuch kritisiert. Die Angriffe auf Guerricaiz und

Guernica trugen dazu bei, dass die national-spanischen Kräfte Bilbao später erobern konnten

- eine Voraussetzung um die Einheit des Landes zu wahren.

2. Man hat hier nicht den Vorboten der Entwicklungen im Zweiten Weltkrieg gesehen, weder

nach Art und Umfang des Einsatzes noch nach dem eingesetzten Material. Auch die

mancherorts aufgestellte Behauptung, es habe sich in der Luftkriegsgeschichte um den ersten

Angriff auf eine bewohnte Stadt gehandelt, ist nicht richtig und führt militärisch,

völkerrechtlich sowie historisch in die Irre.

3. Am 26. April 1937 gab es weder einen Terror- noch einen Flächenangriff der Legion Condor

auf Guernica. Es war eine taktische Operation, die auf ein kleinräumiges Ziel – Brücke und

Straßenkreuzung in Renteria – sowie auf die ostwärtigen Marschstraßen des republikanischen

Rückzugs ausgerichtet war.

4. Das Schicksal von Guernica ist tragisch, ragt aber kaum aus den humanitären Folgen des

mit großer Härte geführten Spanischen Bürgerkriegs heraus. Das trifft auch für die

wochenlangen Kämpfe in Nordspanien zu, die dem Luftangriff vorausgingen. Gleichwohl hat

der 26. April 1937 aufgrund der öffentlichen Wahrnehmung - weitgehend das Ergebnis einer

bis heute aktiven Propaganda, begünstigt durch die Vernichtung von Quellen im Zweiten

Weltkrieg und die mangelnde Aufklärung der Vorgänge in Spanien selbst - politische

Auswirkungen, die auch in Zukunft andauern werden, vor allem in Deutschland und Spanien.

Die völkerrechtliche Beurteilung für die deutschen Angriffsteile ist eindeutig: Guernica war

keine unverteidigte Stadt. Sie hatte militärische Bedeutung nicht nur, aber vor allem aufgrund

ihrer Lage und der durch den Ort führenden Rückzugstraße, die von republikanischen Truppen

Page 11: Operationsplan der national-spanischen Nordfrontmoelders.info/Vor_und_nach_dem_Angriff.pdf · Legende: 1) Burgos, Stationierungsort Legion Condor 2) Vitoria, Stationierungsort nat.

auf dem Weg in neue Verteidigungsräume genutzt wurde. Es wurden legitime Ziele bekämpft;

die Frage nach Kriegsverbrechen ist klar zu verneinen. Dies ist auch für das kleine italienische

Angriffselement anzunehmen. Für die national-spanischen Kräfte ist noch keine eindeutige

Beurteilung möglich, auch weil es dazu an einer Einschätzung der spanischen Regierung selbst

mangelt.

Zur moralischen Beurteilung gehört die Frage, ob das Ausmaß der Verluste und Zerstörungen

in Guernica unvermeidbar war. Eine „Drehung“ der Nord-Süd-Angriffsachse um wenige Grad

(Wahl eines anderen Ablaufpunkts) hätte das Risiko für die Stadt vermindert, aber für eine

schlüssigere Beurteilung müssen die Fragen nach der Bombardierung des Ortskerns, der Rolle

kleinerer Kampfflugzeuge, der Brandlasten im Ort und der Evakuierung des kleinen

Stadtgebiets nach dem Fliegeralarm beantwortet werden. Es kann nur wiederholt werden,

dass Spanien zur Wahrheitsfindung mehr beitragen und seine Quellen offen legen muss.

Zur völkerrechtlichen und moralischen Beurteilung wird des Weiteren auf die Seite

(moelders.info/Der Bruch/) „Guernica?“ verwiesen.

MV