Partnerschaft mit Eltern – gemeinsam stark für Kinder · Juni 2015 fand in Köln der erste...

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Partnerschaft mit Eltern – gemeinsam stark für Kinder Dokumentation des Fachtages am 18. Juni 2015 im Bürgerhaus Stollwerck in Köln

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Partnerschaft mit Eltern – gemeinsam stark für Kinder

Dokumentation des Fachtages am 18. Juni 2015

im Bürgerhaus Stollwerck in Köln

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Einführung: Der Fachtag im Programm 3x1 macht stark! ..................................................................................................... 3

Exposé: Wo ein Wille ist, gibt es mehr als drei Wege .......................................................................................................... 4

Fachvortrag: Von der Elternarbeit zur Erziehungspartnerschaft ......................................................................................... 5

Gallery Walk: Einblicke in 3x1 macht stark! ................................................................................................................................. 6

Workshop A: Elterninformationen verständlicher und einfach gestalten ...................................................................... 7

Workshop B: Angebote und Formate, die alle Eltern ansprechen .................................................................................. 7

Workshop C: Neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten mit Eltern – Anti-Bias-Training ..................... 8

Workshop D: Zusammenarbeit mit Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen ....................................... 9

Workshop E: Beratung zur Durchführung der Familienbildungswochen nach dem FuN®-Konzept ................ 9

Literaturliste: Empfehlungen zur vertiefenden Lektüre........................................................................................................... 9

graphic recording: Wir machen uns ein Bild vom Fachtag ................................................................................................ 11

Impressum

Save the Children Deutschland e. V. Markgrafenstr. 58 10117 Berlin

Telefon: 030/27 59 59 79-0 Fax: 030/27 59 59 79-9

[email protected] www.savethechildren.de

Redaktion: Melike Yar, Johannes Freund Fotos: Save the Children Deutschland e. V. Zeichnungen: Frey Graphic Recording

3x1 macht stark! wird gefördert durch die Postbank AG.

3x1 macht stark! ist eine Kooperation von: Gefördert durch:

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Einführung

Der Fachtag im Programm 3x1 macht stark!

Das Kinder-Eltern-Schul-Programm 3x1 macht stark!

Ziel von 3x1 macht stark! ist es, die Bildungschancen aller Kinder zu verbessern. Der Bildungserfolg eines Kindes hängt wesentlich von der Unterstützung ab, die es in seiner Familie erhält. Daher werden Kitas

und Schulen in der Zusammenarbeit mit den Eltern unterstützt. Zugleich werden Eltern darin gestärkt, sich mit ihren Ideen und Kompetenzen in den Einrichtungen einzubringen und Vertrauen zu den Pädagoginnen und Pädagogen aufzubauen.

Das Programm ist im Sommer 2013 gestartet und wird aktuell in sechzig Initiativen in vier Regionen (Berlin, Südwestdeutschland, Nord sowie Nordrhein-

Westfalen) umgesetzt. Neben Qualifizierungen zur Elternarbeit werden Angebote zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit unterstützt sowie Ideenwerkstätten und gemeinsame Aktionstage mit Pädagoginnen und Pädagogen, Eltern und ihren Kindern durchgeführt.

Der Fachtag „Partnerschaft mit Eltern – gemeinsam stark für Kinder“

Am 18. Juni 2015 fand in Köln der erste Fachtag des Programms 3x1 macht stark! statt. Unter dem Titel „Partnerschaft mit Eltern – gemeinsam stark für Kinder“ kamen über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen, die als Pädagoginnen und Pädagogen, Eltern, Botschafterinnen und Botschafter der Postbank oder als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Save the Children Deutschland e. V. am Programm mitwirken. In Vorträgen, Workshops und Regionaltreffen der Initiativen aus den vier Regionen konnten sich alle Beteiligten miteinander austauschen und vernetzen, neue Anregungen und Input mitnehmen und Kraft und Motivation für die eigene Arbeit tanken.

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Exposé von Dr. Anja Durdel und Melike Yar

Wo ein Wille ist, gibt es mehr als drei Wege

Wo der Wille ist,

» Eltern als Bildungspartner für ihre Kinder zu stärken » die Willkommenskultur für die ganze Familie in Schule und Kita zu verbessern sowie » Vertrauen zu den Eltern zu stiften und deren Beteiligung zu erhöhen,

dort finden Pädagoginnen und Pädagogen Wege und Möglichkeiten:

» Sie halten inne und nehmen Hürden wahr. » Sie suchen Gleichgesinnte in ihrer Einrichtung. » Sie nehmen sich Zeit und wagen Neues. » Sie entwickeln Ideen und lassen sich auf die Impulse der Eltern und der Kinder ein. » Sie bilden sich weiter und wenden das Erlernte in ihrem Berufsalltag an. » Sie lassen uns an ihren Erfahrungen teilhaben.

Dabei unterstützt sie Save the Children Deutschland e. V. mit dem Programm 3x1 macht stark!

Der Fachtag war eine Schule des Sehens – des Suchens und Findens von Ressourcen und Stärken

Einer der zentralen Gedanken des Fachtages war: „Jeder Mensch hat andere Stärken und Schwächen“. Stärken sind Ressourcen, die alle an Kita und Schule Beteiligten für die Entwicklung aller Kinder nutzbar machen können. In 3x1 macht stark! finden wir Wege, wie die Stärken zielgerichtet gesucht und genutzt werden können. Beim Fachtag wurden sie allerorts gefunden, zum Beispiel:

» im entstehenden Netzwerk der 60 Initiativen im Programm mit ihren vielfältigen Erfahrungen, » in den multiprofessionellen Teams der Einrichtungen mit Erzieherinnen, Sozialpädagogen und

Lehrkräften, die über verschiedene professionelle Profile und Kompetenzen verfügen, » In der Verschiedenheit der Eltern » sowie im selbständigen Handeln von Kindern.

Willkommenskultur gestalten heißt auch kleinteiliges Nachjustieren

Im Alltag in Kita und Schule prüfen Pädagoginnen und Pädagogen, wie Situationen und Räume noch familien-freundlicher gestaltet werden können. Der Austausch darüber macht das Handwerkszeug bewusster und hilft, die Willkommenskultur weiter zu entwickeln. Dabei geht es oft um kleinteiliges Nachjustieren:

» den Zeitpunkt der Familientreffen etwas nach vorn oder nach hinten zu verlegen, » Treffen mit gemeinsamen alltäglichen Aktionen wie Kochen und Essen verbinden

und damit zugleich erreichen, dass die Eltern anschließend zu Hause wirklich Feierabend haben,

» Eltern über E-Mail und WhatsApp anschreiben und auf Elternbriefen Symbole und Bilder einfügen, die auch ohne Sprache zu verstehen sind (z. B. Kaffeetassen)

» oder Eltern zu wertschätzen, indem sie mit ihren Kompetenzen gesehen werden. Sie übernehmen kleine Aufgaben und spüren dafür die Anerkennung der Pädagoginnen und Pädagogen und den Stolz der Kinder auf Mama und Papa. Wichtig ist aber, genau darauf zu achten, dass die Verantwortung zwischen den Eltern geteilt wird und beispielsweise niemand finanziell überfordert wird.

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Fachvortrag von Prof. Dr. Malte Mienert

Von der Elternarbeit zur Erziehungspartnerschaft

Erziehungspartnerschaft ist ein gemeinsamer Lernprozess

Die Idee der „Erziehungspartnerschaft“ ist, dass sich Pädagoginnen, Pädagogen und Eltern in ihrer jeweils spezifischen Kompetenz anerkennen und beide Seiten das Wohl des

Kindes in den Mittelpunkt ihrer Zusammenarbeit stellen. Es wird zunehmend dazu befähigt, für das eigene Wohlergehen zu sorgen.

Partnerschaft beschreibt dabei ein abgestimmtes Vorgehen hin zu einem gemeinsamen Ziel. Die Partnerschaft von Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen ist dabei von Achtung, Respekt, Toleranz und Ehrlichkeit geprägt, sie erlaubt aber auch Konflikte, Streit und Diskussionen, wenn die Vertrauensbasis stimmt.

Erziehungspartnerschaften bieten viele Chancen:

» Ein neuer Blick auf die Kinder und ihre Lebenssituation wird ermöglicht und damit die Chance, Verhaltensweisen der Kinder besser verstehen und einordnen zu können.

» Auftretende Schwierigkeiten können frühzeitig angegangen werden. » Familien werden entlastet. » Es wird weniger Energie für den Streit mit Kindern benötigt und diese Energie kann stattdessen

für die Kinder verwendet werden. » Die Bindungssicherheit der Kinder wird erhöht, wenn sie merken, dass die

Eltern den Erzieherinnen und Erziehern ebenfalls vertrauen.

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Gallery Walk

Einblicke in 3x1 macht stark!

Unsere Erfahrungen mit den 3x1 macht stark!-Familienbildungswochen nach dem FuN®-Konzept an unserer Schule:

» Kinder genießen die besondere Aufmerksamkeit – sowohl seitens der Eltern als auch seitens der Pädagoginnen und Pädagogen (GGS Westerwaldstraße, Köln)

» FuN® = aktive, engagierte Eltern in der Schule! (Günderrodeschule, Frankfurt/Main)

» Der Kontakt der Eltern und auch der Kinder untereinander ist intensiver und ihre Verbundenheit zur Kita ist stärker geworden. (Kita Lummerland, Solingen)

Unsere Projekte aus der Ideenwerkstatt:

» Schulhofverschönerung (GGS Westerwaldstraße, Köln) » AG Hauswirtschaft mit jahreszeitlichem Bezug für die 2. Klassen mit Unterstützung durch die

Eltern (Günderrodeschule, Frankfurt/Main) » im „grünen Klassenzimmer“ draußen Sitzgelegenheiten für die Schülerinnen und Schüler in der

Pause (GS an der Max-Kolmsperger-Straße, München) » Pause für alle: Umgestaltung des Lehrerzimmers, damit alle Pädagoginnen und Pädagogen Platz

finden. Umgestaltung des Gartens: der Wunsch der Kinder nach einem Sandkasten wird Wirklichkeit! (Michael-Ende-Grundschule, Köln)

So hat sich unser Blick auf Eltern durch 3x1 macht stark! verändert:

» Wir haben die Eltern stets als zuverlässig, engagiert, motiviert und interessiert erlebt. (GGS Westerwaldstraße, Köln)

» Wir haben einen besseren Zugang zu den Eltern gefunden und die Eltern auf eine andere Art kennengelernt. (Günderrode-schule, Frankfurt/Main)

» Die Eltern haben uns die Möglichkeit gegeben, hinter die „Kulissen“ zu sehen und die verschiedenen Schicksale der einzelnen Familien kennenzulernen. (GS an der Max-Kolmsperger-Straße, München)

So hat sich der Blick der Eltern auf unsere Schule verändert:

» Sie fühlen sich wertgeschätzt und sie freuen sich, einbezogen zu werden. Sie werden ernst genommen. (GGS Westerwaldstraße, Köln)

Im nächsten Schuljahr wollen wir diese Themen bei uns anpacken:

» Im nächsten Schuljahr wollen wir noch mehr Eltern in den Schul-/OGS-Alltag einbeziehen. (GGS Westerwaldstraße, Köln)

» Elterncafé (Günderrodeschule, Frankfurt/Main) » Ideenwerkstatt „Unsere Traum-Kita“ (Kita Lasiuszeile, Berlin) » Stärkung der Verbindlichkeit der Eltern (GS an der Max-Kolmsperger-Straße, München) » Die Schulhofgestaltung wird im Vordergrund stehen. (Michael-Ende-Grundschule, Köln)

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Workshop A: Andrea Tischner (Büro für leichte Sprache)

Elterninformationen verständlicher und einfach gestalten

Fachsprachen, wie sie zum Teil auch in Kindertagesstätten und Schulen verwendet werden, können Barrieren darstellen und Menschen ausgrenzen. Kitas und Schulen haben den Auftrag sicherzustellen, dass alle Eltern an Informationen teilhaben können. Daher sollte Sprache einfach und verständlich sein.

Leichte Sprache funktioniert nach festen Regeln. Hierzu zählen beispielsweise:

» kurze Sätze, ein bestimmter Zeilenabstand, » Nutzung von erklärenden Bildern, » Verwendung eines Icon um anzuzeigen, dass der Text leichte Sprache verwendet sowie » vorab Zielgruppenfrage zu klären und die jeweilige Zielgruppe an der Erstellung der Texte zu

beteiligen und sich ein Feedback einzuholen.

Es besteht die Möglichkeit, Informationsmaterialien in zwei Versionen bzw. in zwei „Sprachen“ zu erstellen. Eltern haben somit selbst die Wahl zwischen leichter und schwerer Sprache. Sie fühlen sich nicht bevormundet und können selbst entscheiden, welche Variante sie bevorzugen. Texte in leichter Sprache können zudem das Deutschlernen von fremdsprachigen Eltern unterstützen, weil sie geringere Hürden darstellen als komplexe Texte.

Im Rahmen des Workshops wurde die Idee diskutiert, Informationen über Angebote für Eltern an Kitas und Schulen in einfacher Sprache zu erstellen. Zudem äußerten einige Teilnehmende den Wunsch nach einer Schreibwerkstatt.

Workshop B: Heike Kumar-Göttker (Kolping Bildungswerk Köln), Katja Winkler (Kita/Familienzentrum Lasiuszeile Berlin), Yildiz Yilmaz (Regenbogenschule Berlin)

Angebote und Formate, die alle Eltern ansprechen

Wie gelingt es, die passenden Angebote zu finden, die wirklich alle Eltern ansprechen? In dem Workshop teilten Initiativen aus 3x1 macht stark! ihre Erfahrungen zu den Fragen mit.

Wie haben Sie es geschafft, Eltern zu aktivieren, die sonst schwer zu erreichen sind?

» Geduld: sich selbst und den Eltern Zeit geben, nicht gleich aufgeben » Absolute Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit: auch wenn zunächst nur wenige Eltern kommen,

keinen Termin ausfallen lassen » Alternative Kommunikationsmöglichkeiten schaffen: WhatsApp oder persönliche Ansprache » Vorschläge der Eltern ernst nehmen, sich auf ihre Vorschläge einlassen; ein Stück Verantwortung

in Elternhände geben und dadurch auch Entlastung erfahren.

Was trägt zu einer langfristigen Elternbeteiligung bei?

» Freiräume schaffen und Eltern zur Mitgestaltung einladen, dies kann auch zur Entlastung der Pädagoginnen und Pädagogen beitragen, z. B. Betreuung des Schulgartens in den Ferien

» Eltern Verantwortung und konkrete Aufgaben übertragen » Anlässe schaffen, die Spaß bringen: Hobbys und Interessen der Eltern berücksichtigen » Eltern qualifizieren, beispielsweise Ergotherapeuten einladen

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Wie kann ich mich als Pädagogin und Pädagoge. so verhalten, dass die Eltern sich wohl fühlen?

» Toleranz gegenüber „Fehlern“, eine gewisse Risikobereitschaft bzgl. der Initiativen und Ideen von

Eltern, Begegnung auf Augenhöhe

» Flexibel sein z. B. bei Unpünktlichkeit

» Bereitschaft, seinen Standpunkt zu verlassen, und Verständnis für

die Handlungen der Eltern

» Interesse und kulturelle Neugier („Wir haben z. B. einen Samowar

angeschafft, den wir jetzt beim Elterncafé nutzen.“)

Was empfehlen Sie für die Kommunikation mit Eltern, die nur

wenig oder kein Deutsch sprechen?

» Verwendung von Bild- und Symbolsprache

» Peer-to-peer –Systeme nutzen, bspw. Stadtteilmütter-Konzept

Workshop C: Jetti Hahn (Anti-Bias-Netz)

Neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten mit Eltern –

Anti-Bias-Training

Der Begriff „bias“ beschreibt gesellschaftliche Schieflagen sowie individuelle Vorurteile, wie sie sich in

Vorstellungen über „DIE Flüchtlinge“, „DIE Eltern“ oder „DIE Bildungsfernen“ zeigen. Ziel ist es,

(vor)urteilsfreies Denken, Reden und Handeln zu lernen und zu leben. Dabei geht der Ansatz davon aus,

dass dort, wo Gefühle, Vergleiche und Interessen eine Rolle spielen, schnell gewertet und beurteilt wird.

Schnelles Urteilen und Sortieren ist manchmal wichtig,

um die Welt zu verstehen. Die daraus folgenden, oftmals

unbewussten Bewertungen können hingegen fatal sein. Es

geht beim Anti-Bias-Ansatz nicht darum, Menschen für

dieses Denken zu verurteilen. Vielmehr soll Bewusstheit

dafür geschaffen werden, wann und in welchen

Situationen im eigenen Denken und Handeln (Vor-)Ver-

urteilungen und Bewertungen einsetzen: Hindern uns

wirklich die uns fremde Muttersprache und die „anderen“

Lebensweisen und Kulturen der Familien daran, diese zu

erreichen? Oder behindern wir uns selbst durch (stille)

Erwartungen und (trennende) Zuschreibungen?

Handlungsempfehlungen für Anti-Bias-Trainings im Rahmen der Elternarbeit

Für eine Annäherung an ein Anti-Bias-Training empfehlen sich Tagesworkshops. Eine ehrliche

Auseinandersetzung mit eigenen Vorurteilen braucht ausreichend Aufwärmzeit und einen geschützten

Raum. Keiner gibt gerne seine Vorstellungen und Meinungen preis, wenn er dann selbst

als ausschließend oder diskriminierend verurteilt wird. Ein möglicher Einstieg ist,

Zuschreibungen über andere Teilnehmende am Training zu sammeln, mit diesen ersten

Eindrücken weiterzuarbeiten und sie gemeinsam zu reflektieren und zu hinterfragen.

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Workshop D: Eva-Maria Thoms (Mittendrin e. V.)

Zusammenarbeit mit Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen – inklusive Elternarbeit

Der Blick auf Menschen mit Behinderung ist häufig defizitorientiert und entpersonalisiert. Die Fremdartigkeit steht im Vordergrund und eine Delegation an Fachleute scheint angebracht. Wie kann inklusive Elternarbeit mit diesen Vorurteilen und Berührungsängsten umgehen? Wie kann inklusive Elternarbeit mit Familien, in denen ein oder mehrere Kinder mit Behinderungen leben, gelingen?

Handlungsempfehlungen für inklusive Elternarbeit

» Eltern als Experten für die Belange ihrer Kinder sehen – direkt ansprechen, sie einbeziehen » Keine extra Elternabende für Eltern mit behinderten Kindern » Mit Eltern, Schülerinnen und Schülern offen über die Behinderungen reden » Allen Kindern einen Raum für ihre Bedürfnisse lassen » Leichtigkeit in das Thema Inklusion bringen, Betroffenheitsperspektive vermeiden.

Workshop E: Claudia Minossi (Praepaed)

Beratung zur Durchführung der Familienbildungswochen nach dem FuN®-Konzept

Im Rahmen des Workshops zur Durchführung der Familienbildungswochen nach dem FuN®-Konzept wurden unter anderem folgende Praxistipps und Handlungsempfehlungen diskutiert:

» Zeit nehmen: Bei Anmoderationen langsam und deutlich sprechen. Sprechpausen machen. » Familienbildungswochen zu zweit anleiten und sich gegenseitig unterstützen. » „Stakkato-Coaching“, d. h. kurze, zeitnahe und wiederholte bestätigende Rückmeldungen geben.

Besonders hilfreich bei Krisen, Streit oder Stagnation. Dabei ist es wichtig, empathisch zu sein und auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren.

» Eltern abholen » Ideen erfragen » Ideen fördern („Ich habe gesehen, dass XY gerne mit den Wäscheklammern spielt.

Probieren Sie doch einmal…“) » Kurze Inputs/Familien „sehen“ („er hat schon gelächelt“, „Tooor“…) » Kurzes Lob („es ist Ihnen gut gelungen, dass XY mitspielt“).

Literaturliste

Empfehlungen zur vertiefenden Lektüre

Rolf Becker und Wolfgang Lauterbach (Hrsg.): Bildung als Privileg: Erklärungen und Befunde zu den Ursachen der Bildungsungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden 2010, 428 Seiten.

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Leichte Sprache. Ein Ratgeber. 2014, online unter http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a752-ratgeber-leichte-sprache.pdf?__blob=publicationFile

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Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Die Rechte der Kinder von logo! einfach erklärt. 2014, online unter http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Die-Rechte-der-Kinder-Logo.pdf

Ute Enßlin, Stefani Hahn, Petra Wagner (Hrsg.): Macker, Zicke, Trampeltier... Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen. Handbuch für die Fortbildung. verlag das netz: Weimar und Berlin 2006, 164 Seiten.

Sara Fürstenau und Mechtild Gomolla (Hrsg.): Migration und Schulischer Wandel: Elternbeteiligung. VS Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden 2009, 184 Seiten.

Mechtild Gomolla und Frank-Olaf Radtke: Institutionelle Diskriminierung: Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule. VS Verlag für Sozialwissenschaften:Wiesbaden 2009, 312 Seiten.

Susanne Hartmann, Georg Hohl und Peter Renk: Gemeinsam für das Kind: Erziehungspartnerschaft und Elternbildung im Kindergarten. verlag das netz: Weimar und Berlin 2008, 168 Seiten.

Mary Hoffmann, Ros Asquith: Du gehörst dazu: Das große Buch der Familien. FISCHER Sauerländer: Mannheim 2010, 40 Seiten.

Samuel Kuttler: Förderung von Erziehungskompetenz: Eine vergleichende Untersuchung zur Wirksamkeit von Elterntrainingskursen Diplomica Verlag: Hamburg 2009, 122 Seiten.

Malte Mienert, Heidi Vorholz: Gespräche mit Eltern: Entwicklungs-, Konflikt- und Informationsgespräche. Bildungsverlag EINS: Troisdorf 2007, 144 Seiten.

Mittendrin e. V. (Hrsg.): Eine Schule für alle: Inklusion umsetzen in der Sekundarstufe Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr 2011, 360 Seiten.

Mittendrin e. V. (Hrsg.): Alle mittendrin! Inklusion in der Grundschule. Verlag an der Ruhr: Mülheim an der Ruhr 2013, 320 Seiten.

Ursula Neumann und Jens Schneider (Hrsg.): Schule mit Migrationshintergrund Waxmann: Münster 2011, 308 Seiten.

Christa Preissing und Petra Wagner (Hrsg.): Kleine Kinder, keine Vorurteile? Interkulturelle und vorurteilsbewusste Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Herder: Freiburg 2003, 160 Seiten.

Elke Schlösser: Zusammenarbeit mit Eltern – interkulturell: Informationen und Methoden zur Kooperation mit deutschen und zugewanderten Eltern in Kindergarten, Grundschule und Familienbildung. Ökotopia Verlag: Münster 2004, 156 Seiten.

Johannes Schopp: Eltern Stärken. Die Dialogische Haltung in Seminar und Beratung: Ein Leitfaden für die Praxis. Budrich: Opladen 2013, 283 Seiten.

Waldemar Stange (Hrsg): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften: Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit VS Verlag für Sozialwissenschaften; Auflage: 20122012564 Seiten

Sigrid Tschöpe-Scheffler: Konzepte der Elternbildung – eine kritische Übersicht. Budrich: Opladen 2006, 344 Seiten.

Susanne Viernickel (Hrsg.): Offensive Bildung: Beobachtung und Erziehungspartnerschaft. Verlag: Cornelsen Scriptor: Berlin 2009, 224 Seiten.

Vodafone Stiftung Deutschland (Hrsg): Qualitätsmerkmale schulischer Elternarbeit, Ein Kompass für die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus. 2013, online unter https://www.vodafone-stiftung.de/uploads/tx_newsjson/vfst_qm_elternarbeit_web_01.pdf

Petra Wagner (Hrsg.): Handbuch Inklusion: Grundlagen vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung. Verlag Herder: Freiburg 2013, 304 Seiten.

Gabriela Wenke und Maren Bonacker: Vorlesen in Familien. Ein sozialpräventives Projekt mit literaturtherapeutischem Ansatz.. verlag das netz: Weimar und Berlin 2014.

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