PDF 6755 kB

44
TÜV SÜD Stiftung Jahresbericht 2013 Naturwissenschaften studieren, Lehrer werden, Zukunft gestalten.

Transcript of PDF 6755 kB

Page 1: PDF 6755 kB

TÜV SÜD StiftungJahresbericht 2013

Naturwissenschaften studieren, Lehrer werden, Zukunft gestalten.

Page 2: PDF 6755 kB

Sehr verehrte Leser,liebe Partner und Unterstützer der TÜV SÜD Stiftung,

nur Physiklehrer fehlen noch: Wenn es Jahr für Jahr darum geht, neue Pädagogen einzustellen, zeigt sich immer wieder: Für die Naturwissenschaften fehlt der Nachwuchs. Lehrer mit Fächerkombinationen wie Chemie und Biologie, Mathe-matik und Physik oder auch Mathe und Sport sind rar und werden händeringend gesucht. Wer also überlegt, ein Lehramtsstudium aufzunehmen, der sollte bei der Fächerwahl die Naturwissenschaften fest im Blick haben. Denn als Mathe- oder Physik-, Biologie- oder Chemielehrer kann man sich seinen Dienstort aussuchen – also beinahe eine Jobgarantie.

Vor diesem Hintergrund hat die TÜV SÜD Stiftung im vierten Stiftungsjahr be-sonders die Lehrerausbildung in den Fokus genommen und setzt dort auch zu-künftig einen Schwerpunkt. Im Projekt Lehramt MINToring beispielsweise, in dem wir gemeinsam mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft bereits vor dem Abitur Schülern das Lehramtsstudium schmackhaft machen. Mit Erfolg. In der ersten Runde sagen bereits 27 Abiturienten: Ja! Lehrer – das will ich werden!

Die Lehrer sind es, die die Begeisterung für die Naturwissenschaften und die in-genieurwissenschaftliche Herangehensweise wecken. Für naturwissenschaftliche und technische Berufe springt der Funke meist schon in der Schule über. Dafür brauchen wir die richtigen Lehrer – und wir setzen uns dafür ein!

Sehr verehrte Leser, das ist nur ein Beispiel aus unserem Förderspektrum 2013, über das wir in diesem Jahresbericht ausführlich berichten. Und um unsere Pro-jekte auf allen Kanälen zu präsentieren, gibt es zu zwei ausgewählten Top-The-men kurze Filmbeiträge, die Sie via QR-Code direkt in den Beiträgen oder auf unserer Homepage unter tuev-sued-stiftung.de anschauen können.

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an das Kuratorium für die konstruktive und produktive Begleitung und Beratung unserer Arbeit wie auch den Mitarbei-tern des Deutschen Stiftungszentrums in Essen und allen Kolleginnen und Kolle-gen, die uns bei der Stiftungsarbeit unterstützen.

Dr. Ernst Schön und Hermann Mund

2

Page 3: PDF 6755 kB

Sehr verehrte Leser,liebe Partner und Unterstützer der TÜV SÜD Stiftung,

nur Physiklehrer fehlen noch: Wenn es Jahr für Jahr darum geht, neue Pädagogen einzustellen, zeigt sich immer wieder: Für die Naturwissenschaften fehlt der Nachwuchs. Lehrer mit Fächerkombinationen wie Chemie und Biologie, Mathe-matik und Physik oder auch Mathe und Sport sind rar und werden händeringend gesucht. Wer also überlegt, ein Lehramtsstudium aufzunehmen, der sollte bei der Fächerwahl die Naturwissenschaften fest im Blick haben. Denn als Mathe- oder Physik-, Biologie- oder Chemielehrer kann man sich seinen Dienstort aussuchen – also beinahe eine Jobgarantie.

Vor diesem Hintergrund hat die TÜV SÜD Stiftung im vierten Stiftungsjahr be-sonders die Lehrerausbildung in den Fokus genommen und setzt dort auch zu-künftig einen Schwerpunkt. Im Projekt Lehramt MINToring beispielsweise, in dem wir gemeinsam mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft bereits vor dem Abitur Schülern das Lehramtsstudium schmackhaft machen. Mit Erfolg. In der ersten Runde sagen bereits 27 Abiturienten: Ja! Lehrer – das will ich werden!

Die Lehrer sind es, die die Begeisterung für die Naturwissenschaften und die in-genieurwissenschaftliche Herangehensweise wecken. Für naturwissenschaftliche und technische Berufe springt der Funke meist schon in der Schule über. Dafür brauchen wir die richtigen Lehrer – und wir setzen uns dafür ein!

Sehr verehrte Leser, das ist nur ein Beispiel aus unserem Förderspektrum 2013, über das wir in diesem Jahresbericht ausführlich berichten. Und um unsere Pro-jekte auf allen Kanälen zu präsentieren, gibt es zu zwei ausgewählten Top-The-men kurze Filmbeiträge, die Sie via QR-Code direkt in den Beiträgen oder auf unserer Homepage unter tuev-sued-stiftung.de anschauen können.

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an das Kuratorium für die konstruktive und produktive Begleitung und Beratung unserer Arbeit wie auch den Mitarbei-tern des Deutschen Stiftungszentrums in Essen und allen Kolleginnen und Kolle-gen, die uns bei der Stiftungsarbeit unterstützen.

Dr. Ernst Schön und Hermann Mund

8 ErgonomiekofferEin Koffer voller Begeisterung

Gastprofessor Shinji HaraVertrauen ist gut – Kontrolle ist besser

14

Lehrerfortbildung 2Versuche am laufenden Band

20

Gastprofessor T.S. ThiagarajanZu automobil kommt autonom

30

StiftungsbilanzAktiva, Passiva, Erträge

38

Hochschule EsslingenVerschnaufpausen sind wichtig

24

DeutschlandstipendiumGrenzenlos studieren34

TECHNOSEUM MannheimPaukerpraxis vom Pinguin4

Stiftung der Deutschen WirtschaftFeuer und Flamme für die Formelsammlung10

Lehrerfortbildung 1Stromkreis immer größer

18

Kinder- und Jugendmuseum MünchenLuft macht fff!

28

VermischtesFörderpreis Verkehrserziehung, Lernlabor ExploHeidelberg

36

Lehrerfortbildung 3Pädagogischer Parcours

22

Humboldt-Universität zu BerlinDuales Studium punktet bei immer mehr Studierenden

32

Gremien, Impressum42

Page 4: PDF 6755 kB

Paukerpraxis vom PinguinWissen Sie, wie der Kiefernprachtkäfer zig Kilometer entfernte Waldbrände ent-deckt? Mit Infrarotsensoren. Wozu? Seine Eier gedeihen nur in abgebrannten Bäumen. Sensoren aus der Natur, von denen sich Techniker neue Arten von

TECHNOSEUM Mannheim

Sensoren weisen dem Laufroboter den Weg.

4

Page 5: PDF 6755 kB

Brandmeldern versprechen. Wenn sich Ingenieure Ideen aus Fauna und Flora holen, nennt man das Bionik. Funktioniert auch in der Schule. Beispielsweise, um mehr Lebenswirklichkeit in den naturwissenschaftlichen Unterricht zu bringen. Wie das ganz praktisch geht, lernen Lehrer in der Sonderausstellung Bionik im Mannheimer TECHNOSEUM. Lehreraus- und -fortbildung, ein Schwerpunktthema für die TÜV SÜD Stiftung.

Strahlengänge im Biologieunterricht? Das Auge der Stubenfliege bringt eine ganz neue Dimension. Strömungslehre in Physik? Warum nicht die Flügelspitzen eines Albatros genauer anschauen? Oder sich am Pinguin orientieren, dessen Spindelform mit einem cw-Wert von gerade einmal 0,025 ungeschlagen ist. Pho-tovoltaik? Die Pflanzen machen es uns mit ihrer Energieversorgung vor.

Die Bionik baut eine Brücke zwischen Natur und Technik. „Perfekt, um komplexe naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu vereinfachen. Was für Ingenieure gut ist, interessiert auch im Schulunterricht“, sagt Dr. Reiner Bappert, Kurator der Bionik-Ausstellung.

Aufgepasst: Dr. Reiner Bappert erläutert Lehrern, wie sie mit Bionik für mehr Praxis im Unterricht sorgen können.

Dr. Reiner Bappert, Kurator der Bionik-Ausstellung im TECHNOSEUM.

Code scannen und den Film zur Lehrerfort-

bildung im TECHNOSEUM anschauen.

Page 6: PDF 6755 kB

Er zeigt an den Exponaten, wie Bionik im Unterricht wirkt, und weist auf ein wei-teres Unterrichtsplus hin:

„Biologie, Mathematik, Physik, Chemie – überall gibt es Bezüge zur Natur. Das leuchtet Schülern ein.“ Nach der Führung durch die Ausstellung geht’s für die Lehrer ins Labor. Bei Muse-umspädagogin Dr. Anke Neuhaus lernen sie, wie sich Bionik ganz praktisch in den Unterricht integrieren lässt. Mit einer selbst gebauten Bionik-Zange etwa, die sich dem zu greifenden Gegenstand anpasst und damit für mehr Grip sorgt – abge-schaut an der Schwanzflosse von Fischen. Themen von der Idee an erarbeiten, selbst konstruieren, Lösungen finden. „Wir wollen den Lehrern Ideen liefern, wie sie mit den Schülern praktisch in der Schule arbeiten können“, sagt Anke Neu-haus. Praxis sorgt für Spannung und für mehr Lernerfolg. „Bei den Schulversu-chen ist der Stoff schon fix und fertig vorbereitet. Mit der Bionik können Schüler selbst entdecken“, sagt Eckhard Knaus, Physiklehrer am Laubach-Kolleg im

6

Page 7: PDF 6755 kB

nordhessischen Laubach. „Was ich mir selbst erarbeitet habe, das lerne ich auch besser.“ An seinem Gymnasium ist das Interesse für die Bionik so groß, dass sie als eigenes Unterrichtsfach angeboten werden soll. Dr. Doris Wolf, Lehrerin am Karls- ruher Humboldt-Gymnasium, sieht in der Bionik eine ganz andere Lebensschule:

„Wenn ich mir die Natur genau anschaue und sehe, wie genial ihre Lösungen oft sind – das sorgt für Achtung und Respekt.“Und damit auch für mehr Interesse an teils komplizierten naturwissenschaftli-chen Inhalten: „In den Schulbüchern sind Naturwissenschaften sehr abstrakt dargestellt. Die Bionik bringt Begeisterung in die Theorie“, sagt Susanne Krämer, Lehrerin an der Carl-Benz-Schule in Mannheim.

Das TECHNOSEUM ist feste Adresse für die Lehrerfortbildung weit über die Lan-desgrenzen von Baden-Württemberg hinaus. Das Thema Bionik kommt bei den Lehrern besonders gut an: „Gleich nach der Eröffnung hatten wir knapp 100 An-meldungen für die Fortbildungen“, sagt Anke Neuhaus. Für Reiner Bappert keine große Überraschung: „Bionik begeistert alle. Lehrer können hier ganz einfach Be-züge zu ihren Unterrichtsthemen finden.“

Schubumkehr, Aerodynamik, Strukturfestigkeit, Leichtbau: Lösungen und Ideen der Natur zu nutzen – das funktioniert auch in der Schule.

Museumspädagogin Dr. Anke Neuhaus setzt bei der Lehrer-fortbildung ganz auf die Praxis.

Page 8: PDF 6755 kB

Ein Koffer voller BegeisterungStefanie Schmidtner und Inga Simm bringen Schwung in Schulfächer wie Mathe, Physik, Chemie und Biologie. Wie? Mit einem Ergonomiekoffer voller Mess geräte, die nicht nur echte Daten für die Formelsammlung liefern, sondern, wenn richtig genutzt, dafür sorgen, dass etwa immer genug Sauerstoff im Klas-senzimmer ist. Die beiden Doktorandinnen an der School of Education der TU München von Professor Manfred Prenzel untersuchen, wie sich ergonomische Messungen in den naturwissenschaftlichen Schulunterricht integrieren lassen.

Luft, Licht, Lärm, Stühle, Tische – die Lernumgebung spielt eine immens wich-tige Rolle, wenn es darum geht, die komplexen Inhalte von Mathe, Physik, Chemie und Co. zu begreifen und zu behalten. Anemometer, CO2-Messer, Dezibelmeter und, und, und. Mit dem Ergokoffer greifen die beiden Erziehungswissenschaftle-rinnen diese Problematik von zwei Seiten an: Einerseits kann

Professor Manfred Prenzel ist Dekan der School of Education an der TUM und verantwortet die PISA-Studien 2012 und 2015 in Deutschland. Er leitete u. a. das Modellversuchsprogramm „Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissen-schaftlichen Unterrichts“, bekannt als „SINUS“-Programm.

Ergonomie im Klassenzimmer8

Page 9: PDF 6755 kB

man mit den Messgeräten ganz praktisch Interesse an der ingenieursmäßigen Herangehensweise wecken. „Mit eigenen Messungen die Umwelt analysieren, be-greifen und verbessern – das macht Schülern Spaß und ist gleichzeitig gut für den Lernerfolg“, erläutert die 25 Jahre alte Inga Simm. Die erhobenen Daten anderer-seits bringen Farbe in den grauen Stoff: „Eine Kurve aus einem Lehrbuch zu ana-lysieren oder eine, die vorher selbst mit eigenen Messungen erzeugt wurde – das ist ein Riesenunterschied und bringt Spannung in die Kurvendiskussion“, erläu-tert Stefanie Schmidtner. Sie betont einen weiteren Vorteil: Der Link in die Le-benswirklichkeit schafft bei jungen Frauen mehr Interesse an naturwissenschaft-lichen und technischen Themen. „Bei Mädchen steigt das Interesse, wenn es um die Menschen geht“, erklärt die 26-Jährige.

Bevor Schüler mit dem Koffer arbeiten können, müssen die Lehrer von dem Pro-jekt überzeugt werden. „Grundsätzlich ist das Interesse an den Messkoffern in den Schulen sehr groß“, sagt Professor Prenzel. Zusätzlich öffnet ausgerechnet ein altbekannter Mangel die Türen der Klassenzimmer für die Koffer: Unterrichts-ausfall. „Wenn Lehrer für den Unterricht fehlen, springen wir mit unserem Koffer einfach ein – so haben alle etwas davon“, erklärt Schmidtner.

Fernziel mit dem Koffer: Kriterien für die Ergonomie auch in die PISA-Studie auf-zunehmen. Denn wenn es darum geht, wie gut Schüler sind, ist die Ergonomie ein wichtiger Faktor. „Irgendwann können wir sagen: So sieht ein ideales Klassenzim-mer für den Mathematikunterricht aus – das ist unser Ziel“, unterstreicht Prenzel.

Das ist drin im Ergonomie­koffer: · Das Hauptmessgerät

zur Messung der Luft­

temperatur, der rela­

tiven Luftfeuchtigkeit,

der mittleren Strah­

lungstemperatur, des

Lärmpegels, der

Beleuchtungsstärke,

der Bildschirmhellig­

keit (Leuchtdichte),

der Leuchtdichtekon­

traste und der Flimmer­

frequenz,

· ein CO2­Sensor,

· ein Anemometer zur

Messung der Luftge­

schwindigkeit,

· ein Kugelthermometer

zur Messung der

Globe­Temperatur.

Vom Hörsaal ins Klassenzimmer: Professor Prenzel und seine Doktorandinnen liefern mit den Umgebungsmessungen reale Daten für den naturwissenschaftlichen Unterricht.

80 %der Grundschüler

sitzen an nicht pas­

senden Tisch­Stuhl­

Kombi nationen.

Page 10: PDF 6755 kB

Feuer und Flamme für die Formelsammlung Stochastik, Schaltkreis und Sulfidsynthese – das ist doch alles öde ... Von wegen! Verena Schoch und Ann-Kathrin Mahler zeigen, mit wie viel Verve man Natur-wissenschaft als Lehrer angehen kann. Sie bringen als MINTorinnen Spannung in sperrige Themen, wie den Satz des Thales oder das Hookesche Gesetz, und reißen mit ihrer Art, Naturwissenschaften zu präsentieren, Schüler aus ganz Baden- Württemberg mit.

Sechs MINTorinnen, 27 Schüler, 16 Schulen, ein Ziel: Lust machen auf Naturwis-senschaft und Pädagogik. Das sind die Eckdaten des Gemeinschaftsprojekts Lehr-amt MINToring mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) in der Region

Lehramt MINToring10

Page 11: PDF 6755 kB

Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart. Die TÜV SÜD Stiftung und die sdw treten ge-meinsam gegen den Paukermangel in den naturwissenschaftlichen und techni-schen Fächern an. Beispiel: Zum Schuljahresbeginn 2013 fehlten alleine in Stutt-gart 50 Physik-Lehrer*.

Allein durch die Begeisterung für ein bestimmtes Fach springt der Funke jedoch noch nicht über. Es sind vielmehr Vorbilder, die wirken. Die hatte auch Verena Schoch. Die 27-jährige Stuttgarterin, die Mathematik und Physik auf Lehramt stu-diert, sagt:

„Eine Lehrerin war ein großes Vorbild für mich. Sie hat mich erst auf die Idee gebracht, selbst auch in diese Richtung zu gehen.“ Auch bei der 26 Jahre alten Heidelbergerin Ann-Kathrin Mahler, die neben Mathe-matik Englisch am Gymnasium lehren wird, haben die richtigen Pädagogen das Feuer für Formelsammlungen entfacht: „Die Struktur, mit der diese Lehrerinnen Lösungen angegangen sind, hat mich fasziniert – das wollte ich lernen. Dass ich nur Frauen in Mathe hatte, das hat mich sicher geprägt.“

Derart entflammt, sind die beiden genau die Richtigen, um für die Naturwissen-schaften und den Lehrerberuf zu werben. Im Projekt Lehramt MINToring sorgen

Lehramt MINToringist 2012 an insgesamt

16 Projektschulen in

ganz Baden-Württemberg

gestartet. In der

ersten Runde nehmen 27

Schüler, die im Sommer

2014 das Abitur machen

werden, an dem Projekt

teil – 18 davon junge

Frauen.

MINT steht für Mathe-

matik, Informatik,

Naturwissenschaften

und Technik.

121.300Berufsschul-, Hochschul-

und allgemeinbildende

Lehrer im MINT-Bereich

5,0 %aller MINT-Akademiker.

=

* Aus informierten Hochschulkreisen der Universität Stuttgart

Institut der deutschen Wirtschaft Köln, MINT-Report 2013

ca. 700.000 Lehrer sind bei allgemeinbildenden Schulen angestellt.

71 % davon sind Frauen.

Page 12: PDF 6755 kB

sie dafür, dass Schüler sagen: Ja, Physik-, Mathe- oder Chemielehrer, das ist ein prima Beruf, das will ich werden. Dazu organisieren die MINTorinnen Workshops, experimentieren mit Schülern im Labor und gehen auf Exkursionen. „Wir sehen uns in erster Linie als Patinnen für die Schüler“, erklären die beiden angehenden Gymnasiallehrerinnen und zeigen den Schülern ganz praktisch, wie sich das an-fühlt, Lehrer für Mathe, Bio oder Physik zu sein. Beispielsweise bei Hospitationen in benachbarten Schulen. Informieren, Ängste nehmen und Orientierung bieten – sie nehmen zusammen mit vier weiteren MINToren die Schüler ab der elften Klasse bis ins zweite Semester an die Hand.

Was heißt eigentlich bijektiv? Auch wenn die Abiturienten beim Besuch einer Mathe-Vorlesung an fachliche Grenzen stoßen, weil sie beispielsweise noch nie

Andrea Freudenberg leitet bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft das Projekt Lehramt MINToring.

Erwerbstätige MINT-Akademiker nach ausgeübtem Beruf(Institut der deutschen Wirtschaft Köln, MINT-Report 2013)

Berufe im Waren-

handel, Vertrieb

3,4 %

Lehrberufe

5 %

Rechts-, Management- und

wirtschaftswissenschaft-

liche Berufe

12,3 %

Künstlerische,

medien-, geistes-

und sozialwissen-

schaftliche Berufe

5,5 %

Büro-,

kaufmännische

Dienstleistungs-

berufe

6,5 %

Sonstige Berufe

10,4 %

Technisch-natur-

wissenschaftliche

Berufe

56,9 %

12

Page 13: PDF 6755 kB

etwas von der eineindeutigen Zuordnung in der Mengenlehre gehört haben, stehen die MINT-orinnen parat. Mit ihren Ange-boten nehmen die beiden Studentinnen den Nachwuchs-lehrern Ängste und bauen die Hürden fürs naturwissenschaft-liche Studium ab.

Einführungsseminare, Didaktik-Workshops, Vorlesungsbesuche, MINT-Camps, Orientierung bei

der Studienfachwahl bis hin zu Unterrichtsbesuchen in der eigenen Schule als Erstsemester: Dass Lehramt MINToring wirkt, zeigen die 27 Schüler aus dem ers-ten Projektzyklus, die im Sommer ihr Abitur machen werden.

„Wir rechnen fest damit, dass die meisten der 27 tatsächlich auf Lehramt studie-ren werden. Das zeichnet sich jetzt bereits ab“, sagt Andrea Freudenberg, die bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft verantwortlich ist für das Projekt. „Ob die Schüler motiviert sind, das liegt in erster Linie an unseren MINTorinnen“, so Freu-denberg. „Ihre Persönlichkeit, ihr Engagement und ihr Enthusiasmus begeistern einfach.“ Und damit zwischen Prüfung und Patenschaft der eigene Abschluss nicht gefährdet ist, bekommen die angehenden Lehrerinnen die größtmögliche Freiheit bei der Gestaltung:

„Ein Semester im Programm pausie-ren, weil Auslandsstudium oder Praktikum anstehen, ist kein Prob-lem. Wir bieten unseren MINTorinnen große Flexibilität.“ Lehramt MINToring, eine Erfolgsgeschichte, die die TÜV SÜD Stiftung und die Stif-tung der Deutschen Wirtschaft nun ausbauen wollen: „Weil Lehramt MINToring gleich nach dem Start so gut wirkt, sollen demnächst auch in Sachsen MINToren gegen den Mangel bei den Naturwissenschaftslehrern zum Einsatz kommen“, freut sich die Projektleiterin.

27.000neue Lehrer traten im

Schuljahr 2013 ihren

Dienst an.

(Statistisches Bundesamt)

Code scannen und den Film über die

MINTorinnen Verena Schoch und Ann-Kathrin

Mahler anschauen.

Page 14: PDF 6755 kB

Vertrauen (in Technik) ist gut – Kontrolle ist besserWas haben Klimaanlagen in Tokio mit der Energiewende zu tun? Wie lassen sich große komplexe Netzwerke, wie etwa bei der Stromversorgung, besser kontrollie-ren? Was kann man daraus für noch größere Systeme, wie etwa das Klima, ler-nen? Fragen an den Tokioter Kontrolltheoretiker Shinji Hara, der für drei Mo-nate als Gastprofessor mit Studierenden der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU München lehrte und forschte.

Professor Hara, Ihr Forschungsgebiet ist die Kontrolle großer komplexer Systeme. Lassen sich so komplexe Prozesse, wie etwa das Klima, überhaupt kontrollieren?

Das dürfen wir gar nicht infrage stellen. Denn die großen Aufgaben, vor denen wir stehen – wie Klimawandel, Energieversorgung oder sauberes Wasser für immer

Heating island TokyoWegen der

Wärmeemission ist

die japanische

Metropole in den

Sommermonaten vom

All aus sichtbar.

Gastprofessur an der TU München

Professor Shinji Hara leitet die Abteilung Mathematische Physik und Computerwissen­schaften an der Universität Tokio.

14

Page 15: PDF 6755 kB

mehr Menschen – bekommen wir nur in den Griff, wenn wir die Netzwerke und die Prozesse dahinter kontrollieren können. Was passiert, wenn wir das nicht schaffen, hat beispielsweise die Katastrophe von Fukushima gezeigt. Ich hatte schon vor Langem darauf hingewiesen, dass die Einflüsse von Naturgewalten rund um Atomkraftwerke besser kontrolliert werden müssten. Keine Technologie funktioniert ohne Kontrolle. Nehmen Sie ein Flugzeug – ständige Überwachung aller Systeme hält die Maschine in der Luft. Überall, wo Technik funktioniert, steckt eine Menge Kontrolle drin – wir sehen sie nur nicht, und zum Thema wird sie erst, wenn etwas passiert.

Ist die Energiewende ein Thema für Sie?

Selbstverständlich! Am Beispiel Smart Grids lässt sich meine Arbeit sehr gut er-klären. Denn zur effektiven Nutzung erneuerbarer Energien brauchen wir intelli-gente Netze, die den gesamten Prozess von der Erzeugung bis zum Verbraucher messen und kontrollieren – genau mein Forschungsgebiet.

Unstabil ist der Zustand, wenn jeder unkontrolliert die Klimaanlage hochregelt.

Page 16: PDF 6755 kB

Das heißt konkret?

Weil erneuerbare Energien anders als Atomstrom enorm von klimatischen Bedin-gungen abhängig sind, ist die Kontrolle von Strombedarf, -verbrauch und -pro-duktion essentiell für eine sichere Versorgung. Smart Grids wissen zu jedem Zeit-punkt, wo wie viel Strom benötigt wird. Wir gehen dann mit unseren Betracht un gen weit über diese Netze hinaus und versuchen, mithilfe von lokalen Kontrollmechanismen über die Energieversorgung in einem einzigen Land oder auf einem Kontinent Rückschlüsse auf weltweite Systeme, wie etwa das Klima, Einfluss zu nehmen.

Wie kann das funktionieren?

Das Stichwort dazu lautet „Glocal Control“. Wir nutzen die Ergebnisse aus den lokalen Messungen und behalten zudem langfristige Klimaentwicklungen und Wetterprognosen im Auge – als Grundlage für die Berechnungen der Stromversor-gung. „Glocal Control“, das heißt, vor Ort zu messen und daraus Annahmen für

33°

32°

31°

30°

29°

°Celsius

WÄRMEINSEL-EFFEKT

Land Gewerbegebiet Wohngebiet Vorort

Vorort Innenstadt Park

25 %Energie sollen

Japaner in den

kommenden Jahren

einsparen.

Risiken im Griff: Professor Hara und Professorin Hirche ziehen aus lokalen Mess­daten Schlüsse für globale Systeme, wie etwa das Klima.

16

Page 17: PDF 6755 kB

globale Entwicklungen zu formulieren, um darauf geeignet reagieren zu können. Nur wenn wir global alle Informationen miteinander vernetzen, haben wir Tech-nik wirklich im Griff. Das müssen wir noch bewusster machen.

Das heißt, die meisten Menschen haben Kontrolle nicht auf dem Schirm?

Stimmt. Denn sie wird erst zum Thema, wenn etwas passiert, sprich die Kontrolle versagt. Würden sich Menschen mehr dafür interessieren, würde das für mehr Sicherheit und gleichzeitig für einen effizienteren Umgang mit Ressourcen sor-gen. Ein Beispiel: In meiner Heimatstadt Tokio haben wir im Sommer durch-schnittlich 30 Grad Celsius – anstrengend, besonders wenn man arbeiten muss. Deswegen regeln die Angestellten in den Wolkenkratzern die Temperatur enorm runter – unkontrolliert, jeder für sich. Was geschieht?

Die Wärmeemissionen der Klima­anlagen lassen die Temperatur zwischen den dichtstehenden Hoch­häusern immer weiter ansteigen – die Klimaanlagen schaukeln sich gegenseitig regelrecht hoch. Ein unstabiles System. Hier kommt die Kontrolltechnologie ins Spiel: Intelligente Überwachung würde für angenehme Temperaturen drinnen sorgen, ohne dass die Außentemperatur ansteigt. Unkontrolliertes Hochschaukeln führt zu einem enormen Stromverbrauch. Kontrolle würde also auch für mehr Effizienz sorgen und Strom sparen.

Was steht auf der Agenda hier an der TUM?

Vorlesungen und Seminare sowie die Betreuung von Doktor- und Masterarbeiten. Besonders mit den Studenten und Wissenschaftlern der TUM-Forschergruppe „Networked Dynamical Systems“ arbeiten wir eng zusammen. Der weltweite wis-senschaftliche Austausch ist gerade für unser Gebiet unheimlich wichtig. Der Lehrstuhl für Informationstechnische Regelung der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU München von Professor Hirche ist einer der wichtigsten Partner für uns. Deutschland mit seiner Vorreiterrolle bei der Ener-giewende ist ein sehr interessanter Ort.

64 %der Deutschen

befürworten die

Energiewende.

Professorin Sandra Hirche ist Leiterin des Lehrstuhls für In­formationstechnische Regelung. Ihr Forschungsgebiet: Rege­lungstechnik und Systemtheorie mit besonderem Schwerpunkt auf große verteilte, kommuni­kationstechnisch vernetzte und intelligente Systeme. Ihre Me­thoden werden in der Robotik, den Mensch­Maschine­Systemen, Infrastruktursystemen, Energie­verteilungs­ und Kommunikati­onsnetzen angewandt.

Page 18: PDF 6755 kB

Stromkreis wird immer größerVon Amberg nach Aschaffenburg und von Mainburg nach Mannheim: Die TÜV SÜD Stiftung Kids, die seit 2010 mit

einer Doppelstunde zum Thema Strom Grundschüler in der Oberpfalz begeistert, elektrisiert auch neue Regionen. Neu

zudem: verstärkter Fokus auf die Lehrerfortbildung.

„Bei den Fortbildungen legen wir Wert auf Praxis und die konkrete Ausstattung für den Unterricht. Das ist es, was Lehrer schätzen“, sagt

Steffen Seehars, Projektleiter TÜV SÜD Stiftung Kids und TÜV Hessen Kids. Zu-sammen mit den Schulämtern der Oberpfalz setzt man darauf, Pädagogen für praxisnahen Unterricht fit zu machen. Eine prominente Rolle dabei spielt das Stromprüfgerät, das seit 2010 mehr als 13.300 junge Oberpfälzer zu Fragen und Antworten motiviert hat.

„ Jetzt stärker in die Lehrerfortbildung zu gehen, finde ich gut und richtig. Es ist sehr interessant, mit welch unter-schiedlichem Vorwissen die Leute das Thema angehen“,sagt Björn Braun. Der 37-Jährige, der bereits als Pilot mitten im Berufsleben stand, geht diesen Herbst ins Referendariat als Grundschullehrer. Im Rahmen des Studiums nahm er am Modellprojekt NaturWissenschaft und Technik (NWT) an der Uni Regensburg teil (siehe Seite 20) – und war intensiv als Trainer bei der TÜV

TÜV SÜD Stiftung Kids

Björn Braun (37), gelernter Pilot und angehender Grundschul­lehrer, ist schon bei vielen Kindern mit dem Thema Strom gelandet.

18

Page 19: PDF 6755 kB

SÜD Stiftung Kids im Einsatz. „Nachdem die ersten NWTler nun mit dem Studium fertig werden, gibt es auch einen Generationswechsel bei den Trainern von TÜV SÜD Stiftung Kids“, sagt Steffen Seehars. Bislang Aktive, wie Björn Braun, haben an der Ausbildung der neuen Trainer der TÜV SÜD Stiftung Kids mitgewirkt. Für weitere elektrisierende Stunden und den Ausbau der Fortbildung ist also gesorgt.

Zudem weckt das Projekt längst Interesse jenseits der oberpfälzischen Grenzen. „In Zusammenarbeit mit dem Schulamt Mannheim starten wir jetzt zusätzlich im Rhein-Neckar-Kreis“, berichtet Steffen Seehars. Energie und Elektronen: Was es damit auf sich hat, erfahren die Kinder aktiv beim Bau von Stromprüfgerät, Hebe-bühne und Kran. Nachmittags zur Technik-AG! So heißt es an 14 Schulen im un-terfränkischen Aschaffenburg – angestoßen vom örtlichen Rotary Club, Unterneh-men aus der Region und der TÜV SÜD Stiftung Kids. Weiterer Baustein auf dem Weg zu mehr naturwissenschaftlichem Wissen: TÜV Hessen Kids, einst Pate für das Projekt in der Oberpfalz, ist nun zusammen mit dem Rotary Club Kurfürsten-damm in Berlin aktiv. Mit anderen Worten: Der Kreis, der sich zum Stromkreis schließt, wird immer größer.

Rollenwechsel im Klassenzimmer: Hier lernen Lehrer, wie sie Unterrichtsstunden zum Thema Strom praxisnah und anschaulich gestalten können. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Stromprüfgerät.

70 %der Grundschulen in

der Oberpfalz waren

Gastgeber für eine

Doppelstunde zum

Thema Strom von TÜV

SÜD Stiftung Kids.

Page 20: PDF 6755 kB

Versuche am laufenden BandKaffeepause entfällt wegen Begeisterung! 20 Mittelschullehrkräfte, die wiederum selbst Lehrer fortbilden werden, lernen an der Uni Regensburg, wie sie ihren Schü-lern den Zusammenhang zwischen elektrischem Strom und Energie erklären kön-nen. Eine von vielen Brücken, die der Modellversuch NaturWissenschaft und Tech-nik (NWT) in die Praxis schlägt.

„Mir konnte nichts Besseres passieren, als am Modellversuch NWT teilzuneh-men. Da nehme ich unglaublich viel mit“, sagt Maria Kainzmaier. Die 24-Jährige hat an der Uni Regensburg Grundschulpädagogik studiert und geht im Herbst ins Referendariat. Parallel zum Studium war sie intensiv als Trainerin bei der TÜV SÜD Stiftung Kids im Einsatz. „So habe ich sehr viel Feedback zu mir als Lehrerpersön-lichkeit bekommen – sehr hilfreich“, so Kainzmaier. Wie man es mit einem Rollen-spiel in der Turnhalle schafft, Schülern zu vermitteln, dass elektrische Energie

NWT Uni Regensburg

Werner Maier (39) könnte man personifizierte Brücke zwischen Uni und Schule nennen. Der ausgebildete Hauptschullehrer ist seit 2010 „abgeordnete Lehrkraft zur Verstärkung des Praxisbezugs in der Lehrerbil-dung“. Im Rahmen des Modell-projekts NWT in Regensburg leitet er zahlreiche Seminare für Lehramtsstudierende.

Das Förderbandmodell zeigt, wie es im Inneren einer Batterie zugeht.

20

Page 21: PDF 6755 kB

eben nicht verbraucht, sondern übertragen und umgewandelt wird, dafür interes-sieren sich an diesem Mittwochvormittag im NWT-Lernlabor der Uni Regensburg 20 weitere Lehrer. Im Rahmen der Multiplikatorenausbildung PCB (Physik, Chemie, Biologie) Oberbayern sehen die Teilnehmer einen Film zu diesem Rollenspiel.

Neben „Kino“ gibt es zahlreiche Versuchsaufbauten: vom Förderbandmodell bis zum Zitronenkraftwerk. Geleitet wird der Workshop „Elektrizitätslehre 1 in der Mittelschule“ von Professor Dr. Anja Göhring und Werner Maier. Professor Göhring ist NWT-Projektleiterin an der Fakultät für Physik und Mitglied im päda-gogischen Team der TÜV SÜD Stiftung. Im Fokus steht, so erläutert sie den Multip-likatoren, die pädagogische Leitfrage: Wie gelingt es, Energie auf elektrischem Weg zu übertragen?

Sachverhalte fachlich korrekt, anschaulich und begeisternd vermitteln: Das ist der Kern von NWT. Das Didaktikfach spricht angehende Grund-, Haupt- und Mittel-schullehrkräfte an. Göhring: „Es handelt sich um integriertes Arbeiten in doppel-ter Hinsicht: Wir bringen Bio, Physik, Chemie zusammen. Und wir bringen Fach-wissenschaft und Fachdidaktik zusammen.“ Die ersten NWT-Studierenden sind inzwischen im Referendariat. „Aus den Schulen bekommen wir sehr positive Rück-meldungen, was die Unterrichtsqualität unserer Absolvierenden anbelangt“, so Göhring. Langfristig sollen Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung an der Uni Regensburg Hand in Hand gehen. An diesem Mittwochvormittag funktioniert das sehr gut – angesichts von Förderbandmodell, Zitronenkraftwerk & Co. denkt keiner mehr an die Kaffeepause, die im Stundenplan steht.

AusgezeichnetDas sagt auch der

Bayerische Lehrer-

und Lehrerinnen-

verband (BLLV) zum

Modellversuch Na-

turWissenschaft und

Technik (NWT) an der

Uni Regensburg. Das

Team um Professor Dr.

Anja Göhring wird

mit dem Bayerischen

Pädagogikpreis 2014

ausgezeichnet, der

von der Akademie des

BLLV erstmals verge-

ben wird.

Spannung im Lernlabor: Prof. Dr. Anja Göhring, NWT-Projekt-leiterin (im Bild links ganz rechts), und Maria Kainzmaier, angehende Grundschullehrerin (links daneben), erläutern Versuchsaufbauten. Sebastian Goth (Bild rechts) testet das Zitronenkraftwerk.

Page 22: PDF 6755 kB

Professor Shinji Hara leitet die Abteilung Mathematische Physik und Computerwissen-schaften an der Universität von Tokyo

NWT-Lehrerfortbildung

Vom Elektronenspiel bis zum Doppelsäulenwassermodell und vom handgetriebenen Generator bis zum Wind-kraftwerk: Beim Workshop „Elektrizitätslehre 1 in der Mittelschule“ an der Uni Regensburg geht´s für die Lehrer von Station zu Station. Das kommt an.

Pädagogischer Parcours

„Der Workshop ist eine prima Horizonterweiterung für den praxis orientierten Unterricht. Ich nehme viel mit, wie man das Phänomen Energie für die Kinder sichtbar machen kann.“Sebastian Goth (28), Carl-Orff-Mittelschule Dießen/Ammersee

22

Page 23: PDF 6755 kB

„Ich finde es klasse, dass wir so viele Versuchsaufbauten kennenlernen,die sich mit Alltagsmaterialien bewerkstelligen lassen.“Vera Brebeck (32), Georg-Hummel-Mittelschule Moosburg

„Ich habe Physik als Didaktikfach studiert. Hier kann ich mein Wissen zu Experimenten noch mal erweitern: So etwas wie das Zitronenkraftwerk kann man ja immer im Unterricht realisieren – und das Förderbandmodell könnte man beispielsweise in einer AG erstellen.“Michèle Hadinger (25), 2. von rechts, Mittelschule Markt Indersdorf

„Nachdem ich lange Jahre als Elektro-technikingenieurin tätig war, habe ich Lehramt studiert und bin seit fünf Jahren an der Mittelschule tätig. Von dem Workshop kann ich didaktisch viel mitnehmen. Uns wurden vielfältige Modelle präsentiert, wie Strom, Spannung und Widerstände funktionie-ren. Die kann ich gleich verwenden, um meinen Schülern die Welt der Elektrizi-tät näherzubringen.“Sabine Schwalb (49), Mittelschule Garching an der Alz

„Eine prima Gelegenheit, Problemen bei Versuchsaufbauten auf den Grund zu gehen. Und eine sehr gute Möglichkeit, sich mit Kollegen auszutauschen.“Christoph Richter (43), Mittelschule Partenkirchen

Page 24: PDF 6755 kB

Verschnaufpausen sind wichtigRichtig studieren von Anfang an? Wie das geht, wissen die angehenden Biotech-nologinnen Kathrina Haag und Nina Pfrommer. Als studentische Hilfskräfte unterstützen sie die Zentrale Studienberatung und das Didaktikzentrum an der Hochschule Esslingen bei der Organisation von Kompetenzkursen: Lerntechniken, Zeitmanagement oder ganz praktisch im Bewerbungsgespräch überzeugen – kurz nach Semesterbeginn sind die Kurse regelmäßig ausgebucht. Denn viele Anfänger merken schnell, dass Studieren eher eine Tour auf den 3.000-Meter-Gipfel ist als ein Spaziergang durchs Hügelland. Tourentipp des Studienberaterinnen-Teams: Hüttenbesuche zum Verschnaufen von Anfang an fest einplanen.

Mehr als 100 Bewerbungen in den ersten Wochen, insgesamt 600 Studierende pro Semester – spätestens in der Mitte des Semesters bekommt die 23-jährige Kathrina Haag mit den Anmeldungen für die verschiedenen Kompetenzkurse

600Studierende melden

sich Semester für

Semester für die

Kompetenzkurse an.

Kompetenzkurse an der Hochschule Esslingen24

Page 25: PDF 6755 kB

richtig viel zu tun: „Weil alles on-line geht, kann ich meine Aufga-ben zu Hause erledigen. Das gibt mir große Flexibilität.“ Auch für Nina Pfrommer geht es dann tur-bulenter zu. Sie kümmert sich um die Raumverteilung und die Tech-nik: Laptop, Beamer oder Flip-Chart bis hin zu ausreichend Ti-schen und Stühlen. „Ich bin dafür verantwortlich, dass die Kompe-tenzkurse reibungslos ablaufen – da muss ich schon mal am Wo-chenende auf den Campus, um jemandem die Tür aufzuschließen“, sagt die 22-Jährige.

Pauken für die ersten Klausuren, abends in der Kneipe jobben, Putzdienst in der WG: Vielen Studierenden wird nach dem Hochschulstart klar, dass sie sich mit der Zeitplanung gründlich verschätzt haben. Einige melden sich dann von den Kompetenzkursen wieder ab. „Dass sich Erstsemester zu viel zumuten – damit haben wir es dauernd zu tun“, erklären Sarah Baronner von der Zentralen Studi-enberatung und Michaela Gerds vom Didaktikzentrum, die beide federführend für die Kompetenzkurse verantwortlich sind. Sie vergleichen das Studium mit einer Bergwanderung:

„ Am sichersten erreicht man den Gipfel, wenn man vor der Tour ausreichend Hütten für die Pausen eingeplant hat.“Referenten aus Unternehmen und Bildungseinrichtungen rund um Esslingen zei-gen in den Kompetenzkursen, wie das geht. Neben Kursen mit ganz praktischen Inhalten, wie Word oder Excel, stehen auch Themen wie Studienorganisation, Lerntechniken oder auch Rhetorik hoch im Kurs.

Richtig studieren von Anfang anKompetenzkurse,

Schülerakademie,

Sommercamps, Koope-

ration Schule/Hoch-

schule COSH, Vorkurse

Mathematik, Schüler-

Ingenieur-Akademie:

Mit „Richtig studie-

ren von Anfang an“

geht die Hochschule

Esslingen die ver-

schiedensten Wege,

damit die Studientour

ein Erfolg wird.

Vollkommen ausgebucht: Die Kompetenz-kurse sind bei den Studenten der HE ein echter Renner.

Page 26: PDF 6755 kB

Nicht nur beim Pipettieren: Als angehende Biotechnologinnen wissen Kathrina Haag und Nina Pfrommer genau, dass erst die exakte Mischung zum Erfolg führt – auch beim Verhältnis zwischen Studium und Job.

20Stunden im Monat in-

vestieren die beiden

studentischen Hilfs-

kräfte und sorgen

jeweils dafür, dass

die Kompetenzkurse

rund laufen.

26

Page 27: PDF 6755 kB

In den Seminaren lernen Studierende nicht nur Techniken fürs spätere Berufsle-ben, sondern auch eine Menge über sich selbst. Dass Eigenwahrnehmung und Realität oft weit auseinanderklaffen, ist nach Ansicht von Professor Väterlein, Pro- rektor an der Hochschule Esslingen, eines der größten Hemmnisse im Studium.

„ Spätestens bei den Klausuren am Ende des ersten Semesters, wenn die Studierenden zum ersten Mal zeigen müssen, was sie wirklich draufhaben, werden viele von der Wirklichkeit eingeholt“,

erläutert Professor Peter Väterlein. „Plötzlich wird klar, dass Vieles doch anders läuft, als ich es mir vorgestellt hatte“, ergänzt Sarah Baronner. „Wir sorgen dann bei-spielsweise mit Rollenspielen für die realitätsnahe Einschätzung der eigenen Kompetenzen, versuchen die Lücken zu schließen und Orien-tierung zu geben.“ Ohne Nina Pfrommer und Kathrina Haag könnte der Ansturm auf die Kom-petenzkurse inzwischen nicht mehr bewältigt werden: „Auf die beiden können wir uns hundertprozentig verlassen“, betonen Michaela Gerds und Sarah Baronner. Sie achten auch darauf, dass den studenti-schen Hilfskräften wegen des Jobs nicht die Puste fürs eigene Stu-dium ausgeht: „20 Stunden im Monat – mehr kommt nicht infrage.“

Professor Peter Väterlein ist Prorektor an der Hochschule Esslingen.

Sorgen gemeinsam für mehr Kompetenzen bei den Studierenden: Michaela Gerds (re.), Teamleiterin am Didaktikzentrum, und Studienberaterin Sarah Baronner.

Page 28: PDF 6755 kB

Professor Shinji Hara leitet die Abteilung Mathematische Physik und Computerwissen-schaften an der Universität von Tokyo

Kinder- und Jugendmuseum

… aber sehen kann man sie nicht … „Und ob!“, sagt das Kinder- und Jugendmuseum München. Auf mehr als 6.500 Quadrat metern und an 30 Stationen können Kinder in der Ausstellung „Luffft“ Luft nicht nur hören. Ausprobieren, experimentieren: die naturwissenschaftliche Herangehensweise – ganz klar eine Sache für die TÜV SÜD Stiftung.

Ganz klar – Honig! An der Blindriechstation sind verschiedene Stoffe zum Schnuppern und Raten in Flaschen verpackt.

Wie viel Luft passt ei-gentlich in meine Lunge? Was man selbst spürt, prägt sich ein. Mitma-chen, erfahren, fühlen, hören, anfassen. Die Aus-stellungsmacher setzen ganz auf Interaktion. Zum Beispiel mit einem Spirometer, das misst, wie viel Luft in die Lunge passt.

Luft macht fff !

28

Page 29: PDF 6755 kB

Fast Orkanstärke: Mit eigener Muskelkraft einen wahren Sturm lostreten – das geht mit dem Windgenerator.

Föhn, Schirokko und Mistral: Wind ist Luft und die ist zentraler Bestandteil von Wet ter und Klima. Wie entsteht eigentlich Wind? Selbst gebastelte Luftspiralen zeigen, wie von der Sonne erwärmte Luft nach oben strömt und kalte Luft nach sich zieht.

„Luft dehnt sich aus, wenn sie warm wird.“ Samuel ist ein alter Hase im Kinder- und Jugendmuseum. Er wärmt mit seinen Händen das Flaschenthermometer.

„Sind die schnell!“ Selbst gebasteltes Segel, ein leichter Wa-gen und los geht’s: Gracia und Yannika aus der Grundschule in der Dachauer Straße, München, machen Wind und lassen mit der eigenen Puste die Strandsegler flitzen.

Page 30: PDF 6755 kB

Zu automobil kommt autonomEin Auto fährt mit 150 Stundenkilometern in einen Platzre-gen. Schlechte Sicht und wenig Grip erhöhen schlagartig die

Unfallgefahr. In Sekundenschnelle müssen die richtigen Ent-scheidungen getroffen werden. Noch macht das der Fahrer,

unterstützt durch ABS, ESP, Regen- und Lichtsensoren. Wie man die Elektronik weiter verbessert und Autos immer autonomer

macht, das erforscht Professor P. S. Thiagarajan (64) von der Natio-nal University of Singapore. Er war für drei Monate zu Gast bei Professor

Samarjit Chakraborty, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik TU München (TUM), und Professor Javier Esparza, Institut für Informatik.

Dass ein modernes Auto sicher unterwegs ist, dafür sorgen inzwischen mehr als 100 Computer. Hoch komplexe Netzwerke, deren Kommunikation untereinander sicherstellt, dass nichts passiert. Wenn beispielsweise ein ESP-Sensor feststellt, dass Aquaplaning droht, zieht diese Information eine Reihe von Reaktionen nach sich: Der Bremsassistent geht in Alarmbereitschaft, der Gurt wird gestrafft, die Geschwindigkeit an einzelnen Rädern verringert und, und, und. Die Kontrolle und Zertifizierung von Automatisierungsprozessen in komplexen Netzwerken – das ist das Arbeitsgebiet von Professor Thiagarajan. Plötzlicher Regen, anderer Straßen-belag, ein Unfall – Auto und Umgebung müssen ständig abgeglichen werden. Dabei werden zukünftig immer mehr externe Daten eine Rolle spielen – etwa die von anderen Autos in der Umgebung oder auch von Wetterstationen. Die Compu-ter errechnen dann die richtigen Reaktionen. „Fahrzeugentwicklung und Compu-terwissenschaften rücken immer näher zusammen“, erläutert Professor Thiagara-jan. „Unser Werkzeug ist die Mathematik.“

Dass autonome Fahrzeuge die Zukunft sind, da sind sich Professor Thiagarajan und seine beiden Münchner Kollegen einig. Dazu entstehen hochkomplexe

> 100Computer sorgen für

Sicherheit in moder-

nen Fahrzeugen.

Gastprofessur an der TU München

Professor P. S. Thiagarajan ist Forschungsdekan an der National University of Singapore und war für 3 Monate zu Gast an der TUM. Seine Fachgebiete sind die Mathematik und komplexe Computersysteme.

30

Page 31: PDF 6755 kB

Netzwerke, deren Produktion und Funktion kontrolliert und zertifiziert werden müssen. Einhundertprozentige Sicherheit wird es dabei aber nicht geben – da sind sie sich ebenfalls einig.

„Wir werden niemals alle Faktoren für die Sicherheit im Griff haben“,erklärt Prof. Thiagarajan. Es werde sogar bei autonomen Autos immer Situationen geben, in die der Mensch eingreifen muss. „Der Mensch fährt sicherer als der Com-puter, weil er mögliche Gefahren viel umfangreicher antizipieren kann.“

Während seiner Gastprofessur im Herbst 2013 hat der Wissenschaftler aus Singa-pur gemeinsam mit Münchner Wissenschaftlern neue Programme für die Zertifi-zierung von Produkten und Industrieanlagen erarbeitet. Auf der Agenda standen zudem konkrete Forschungskooperationen mit der TU und eine Vorlesungsreihe für Bachelor- und Master-Studenten.

Als Forschungsdekan der Universität Singapur will er die Zusammenarbeit mit der TUM weiter ausbauen. München ist dabei einer der wichtigsten Forschungsstand-orte. „In München habe ich viel bessere Laborbedingungen als in Singapur“, sagt Thiagarajan. Die Zusammenarbeit mit den Münchner Kollegen sei zudem sehr fruchtbar: „Wir kommen schnell zum selben Punkt, die Mathematik ist unsere Sprache, da muss man sich nicht lange erklären.“

International vernetzt: Das Forscherteam macht Autofahren noch sicherer - auf der ganzen Welt.

Page 32: PDF 6755 kB

Duales Studium punktet bei StudierendenMehr als 1.400 Studiengänge, über 64.000 Studierende – duales Studieren boomt, gerade in technischen Berufen. Die Vorteile der gleichzeitigen akademischen und praktischen Ausbildung liegen auf der Hand: Verdienen schon im Studium, gute Jobaussichten und Lernen nah am späteren Beruf. Wie man mit diesen Pluspunk-ten neuen Zielgruppen ein Ingenieurstudium schmackhaft machen kann, das hat eine Studie der Hochschulforschung der Humboldt-Universität zu Berlin und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) mit Unterstützung der TÜV SÜD Stiftung erarbeitet. Wichtigstes Ergebnis: Hochschulen, Unterneh-men, Schulen und Beratungsstellen müssen sich stärker vernetzen.

„Duales Studieren funktioniert gerade auch für Zielgruppen besonders gut, die bisher von den Hochschulen nicht erreicht werden“, sagt Professor Andrä Wolter, Hochschulforscher am Institut für Erziehungswissenschaften an

Humboldt-Universität zu Berlin

Professor Andrä Wolter, Hochschulforscher am Institut für Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität und Leiter des Forschungspro-jekts.

32

Page 33: PDF 6755 kB

der Humboldt-Universität und Leiter des Forschungsprojekts. Denn einer der Hauptgründe, sich gegen den Hörsaal zu entscheiden, ist die Angst vor hohen Kosten verbunden mit mangelnden Berufsaussichten. Sorgen, die man im dualen Studium aber nicht haben muss. Gerade die finanzielle Sicherheit kann Schulab-gängern aus bildungsfernen oder finanziell schwachen Familien den Anstoß geben, sich für eine Hochschulausbildung zu interessieren. Frauen sagen ja zum dualen Studium, weil es ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Dazu Anna Spexard, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt: „Gerade die guten Jobaussichten, aber auch der hohe Praxisanteil überzeugt junge Frauen vom dualen Ingenieur-studium, auch wenn sie hier immer noch unterrepräsentiert sind.“ Auch Studie-nabbrecher, die wegen zu viel grauer Theorie oder finanzieller Probleme hinge-schmissen haben, kann der hohe Praxisbezug überzeugen.

Mehr als zwei Jahre lang haben Professor Wolter, zwei Doktorandinnen und zwei weitere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen insgesamt 1.400 Studenten, Schullei-ter, Ausbildungsverantwortliche von Studiengängen in Hochschulen und Unter-nehmen sowie Mitarbeiter in Berufsakademien im gesamten Bundesgebiet dazu befragt, wie man das duale Studium für weitere Zielgruppen öffnen kann. „Ge-rade Gymnasiallehrer wissen noch viel zu wenig über das duale Studium, hier muss dringend mehr informiert werden“, erläutert Anna Spexard die Untersu-chungsergebnisse. „Wenn Hochschulen, Unternehmen, Schulen, Beratungsstellen noch besser zusammenarbeiten, dann können wir noch mehr Zielgruppen fürs duale Studium in den Ingenieurwissenschaften begeistern“, so Professor Wolter.

40 %der Studenten in

dualen Studiengängen

studieren Ingenieur-

wissenschaften.

Weitere

12 %studieren Informatik.

Anna Spexard, wissenschaftliche Mitarbeiterin.

60 %

80 %

100 %

2010200820062004200219991996

59

61 62

69 67

61 64

58

6663

59 606266

79

67 67

75 7468 69

70

7984 82 80 80

81

Studierwahrscheinlichkeit der Studienberechtigten­jahrgänge 1996 bis 2010 nach beruflichem Abschluss der Eltern (in %)

Mindestens ein Elternteil …

• Mit Universitätsabschluss • Mit Fachhochschulab-

schluss

• Mit Meisterprüfung • Mit Lehre/ohne berufl.

Abschluss

Quelle: Bildungsbericht 2012

Macht das Ingenieurstudium für alle gesellschaftlichen Gruppen interessant: das duale Studium.

Page 34: PDF 6755 kB

Grenzenlos studierenSprachen oder was Technisches? Formeln oder Grammatik? Tamara Bimesmeier (22) und Rico Hickmann (24) sagen: Warum nicht beides? Sie sind glücklich mit der Kombination – und finden zudem Zeit, sich an der TU Dresden für andere Studierende einzusetzen. Zwei gelungene „Gesamtpakete“, die von der TÜV SÜD Stiftung im Rahmen des Deutschlandstipendiums unterstützt werden.

Tamara Bimesmeier stammt aus Passau und möchte das Elbsandstein-gebirge für ihre sportlichen Aktivitäten nicht mehr missen.

Rico Hickmann aus Dresden findet sportlichen Ausgleich zur Büffelei beim Schwimmen und – passend zum Begleitstudium – beim Aikido.

FRAGE Technische Studieninhalte und Fremdsprachen verbinden. Wie sieht das bei Ihnen ganz konkret aus?

TAMARA BIMESMEIER Ich studiere im 7. Semester Bauingenieurwesen – und werde am Ende des Studiums ein deutsches und ein französisches Dip-lom haben. Eineinhalb Jahre am Stück habe ich schon in Straßburg studiert – intensiver Austausch mit den französischen Kommilitonen bei Projekten und einem Praktikum auf einer Baustelle in Frankreich inklusive.

Deutschlandstipendium34

Page 35: PDF 6755 kB

Deutschland-stipendiumBeim Deutschlandsti-

pendium gehen Staat

und Wirtschaft Hand

in Hand, um den aka-

demischen Nachwuchs

zu fördern.

Die Stipendiaten

erhalten zunächst

für zwei Semester

jeweils 300 Euro

pro Monat. Das Geld

kommt je zur Hälf-

te vom Bund und von

Förderern aus der

Wirtschaft.

TÜV SÜD StiftungDie TÜV SÜD Stiftung

unterstützt im Rah-

men des Deutschland-

stipendiums derzeit

zehn Studierende aus

technischen Fach-

bereichen an der TU

Dresden.

FRAGE Das Stipendium haben Sie bekommen, weil Sie sich auch gesellschaftlich engagieren. Wie kann man sich das vorstellen?

TAMARA In Straßburg war ich als Erasmus-Beauftragte im Studentenbüro des „Institut National des Sciences Appliquées“. Ich habe die „AG Food Bomb“ des Deutschlandstipendiums mitbegründet, die für einen verant-wortlichen Umgang mit Lebensmitteln eintritt. Zudem bin ich Mentorin für Studienanfänger an der TU Dresden und arbeite auch ehrenamtlich im Be-reich Kinder-/Jugendreisen.

RICO Mir ist es wichtig, behinderte und chronisch kranke Studierende zu integrieren – dafür habe ich mich eineinhalb Jahre als Referent eingesetzt.

FRAGE Sie werden Ihr Studium mit einem Diplom abschließen. Worin sehen Sie die Vorteile gegenüber Bachelor/Master?

TAMARA Mir war es wichtig, dass ich für meinen Abschluss im Bauingeni-eurwesen gezielt in Deutschland und in Frankreich studieren kann. Dies war – via Diplomstudiengang – nur in Karlsruhe und Dresden möglich. Mit meiner Wahl Dresden bin ich sehr glücklich.

RICO Nach dem Vordiplom kann ich an der TU Dresden im Verkehrsingeni-eurwesen sehr gut Schwerpunkte setzen. Das Grundstudium war breit gefächert. Ideal. Jetzt beschäftige ich mich verstärkt mit Bahnsystemen. Für Diplomarbeit und Praktika ist viel Raum – und die Arbeit als studenti-sche Hilfskraft an zwei Lehrstühlen macht mich zusätzlich für die Praxis fit.

RICO HICKMANN Neben Verkehrsingenieurwesen belege ich das Begleit- studium „Ostasien – Japan“. Wir setzen uns intensiv mit Geschichte und Gesellschaft Japans auseinander, lernen die Sprache bis zu einem fortge-schrittenen Niveau. Zwischen Studium und Berufstätigkeit möchte ich auf jeden Fall länger nach Japan.

Page 36: PDF 6755 kB

Der beruflichen DNA auf der SpurWie man mittels DNA-Analyse Straftäter überführt, das lernen Schüler aus Ba-den-Württemberg im Lernlabor ExploHeidelberg. Dass sie dabei gleichzeitig ihrer beruflichen Zukunft auf der Spur sind, das ist das gemeinsame Ziel der TÜV SÜD Stiftung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) im Projekt Lehramt MINToring. Mit dem Projekt sollen Schüler für den Lehrerberuf in naturwissen-schaftlichen Fächern begeistert werden, denn Pädagogen für Bio, Chemie, Mathe und Physik werden dringend gebraucht.

Risiko BahnsteigÜberfüllter Bahnsteig, ausgelassene Pennäler, durchfahrende Züge, einsteigen, aussteigen: Vor Schulbeginn oder nach dem Unterricht werden Bahnsteige zur

Vermischtes36

Page 37: PDF 6755 kB

Riskoplattform. Die Schüler der Knabenrealschule Immenstadt im All-gäu kommen aus einem Umkreis von 50 Kilometern. Die Schule mit

450 Schülern gehört zu einem Zentrum mit insgesamt mehr als 1.200 Schülern. Von diesen pendeln 60 Prozent, insgesamt 25

Prozent kommen mit dem Zug. Insgesamt 20 Bahnwegbe-gleiter sorgen für mehr Sicherheit im Zug und auf dem Bahnsteig. Geschult werden sie unter anderem von der Bun-despolizei. Auf dem Lehrplan stehen Fallbeispiele, die The-men Gewalt und Zivilcourage sowie Exkursionen zu „Bahn und Sicherheit“. Nach der Schulung bekommt jeder Bahn-

wegbegleiter einen Ausweis. „Das funktioniert hervorragend“, sagt Hubert Brunner, Verkehrserziehungslehrer und Initiator

des Projekts. „Die Schulwegbegleiter werden von den Mitschü-lern respektiert, selbst dann, wenn sie zurechtweisen oder Lehrer

über gefährliche Ereignisse informieren. Das Prinzip: Hinschauen, wenn andere wegschauen, das ist Zivilcourage!“

Preis für innovative Verkehrserziehung Gott sei Dank! Es verunglücken immer weniger Kinder im Straßenverkehr. Das zeigt der Blick in die Zahlen des Statistischen Bundesamts. 2012 sind insgesamt 73 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren bundesweit tödlich verunglückt – 13 weniger als im Jahr davor. Dass die Jüngsten besonders auf dem Weg von und zur Schule gefährdet sind, zeigt der Anstieg der Unfälle während der typischen Schulwegzei-ten. Bayerische Schulen tun so einiges für den sicheren Schulweg. Die besten Konzepte prämiert die TÜV SÜD Stiftung in Kooperation mit der Landesver-kehrswacht Bayern. Sieger des Förderpreises Innovative Verkehrserziehung 2013: die Bahnwegbegleiter der Staatlichen Knabenrealschule in Immenstadt/Allgäu. Die immer besser werdende Verkehrserziehung leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr insgesamt. Das Siegerprojekt aus Immenstadt setzt auf eine einfache Formel für mehr Sicherheit: Eigenverantwor-tung stärken – Mitverantwortung schaffen.

10.000Eurofür sicheren SchulwegDer Förderpreis „In­

novative Verkehrser­

ziehung in der Schule“

wird von der Landesver­

kehrswacht Bayern und

der TÜV SÜD Stiftung

vergeben. Ziel ist es,

herausragende Verkehrs­

erziehungsprojekte in

der Schule zu unter­

stützen und bekannt zu

machen.

Page 38: PDF 6755 kB

Aufwands- / ErtragsrechnungDie Aufwands- und Ertragsrechnung für das Geschäftsjahr 2013 zeigt insgesamt Erträge in Höhe von 572,6 Tausend Euro (TEUR) (Vj. 1.055,6 TEUR), d. h. Einnahmen aus Dividenden in Höhe von 522 TEUR (Vj. 522 TEUR) aus der Beteiligung von 25,1 % am Aktienkapital der TÜV SÜD AG, Erträgen aus Zinsen und ähnlichen Er-trägen in Höhe von 7,1 TEUR (Vj. 8,5 TEUR) und aus Mittelvorträgen aus dem Vor-jahr in Höhe von 41,8 TEUR. Weiterhin standen aus sonstigen Erträgen 43,5 TEUR zur Verfügung (Vj. 0,2 TEUR).

Mittelherkunft

MITTELHERKUNFT

in Euro 614.458

davon Dividende 522.080

Kapitalerträge 7.084

Sonstige Erträge 43.475

Mittelvortrag aus Vj. 41.819

Bilanz

Erträge aus Kapitalanlagen

1,15 %

Sonstige Erträge

7,08 %

Erträge aus Dividenden

84,97 %

Mittelvortrag aus Vorjahr

6,8 %

38

Page 39: PDF 6755 kB

Mittel verwendung

MITTELVERWENDUNG

in Euro 614.458

davon Bildung 125.330Ausbildung 51.000Weiterbildung 25.000Wissenschaft 5.000Verwaltungs- und sonstige Aufwendungen 97.449Freie Rücklagen 174.000Mittelvortrag ins Folgejahr 136.6 7 9

An Projektaufwendungen fielen 206,3 TEUR (Vj. 782,3 TEUR) an, die mehrheitlich Projekte betreffen, für die die Stiftung eine Förderzusage in 2013 erteilt hat. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen in Höhe von 97,4 TEUR betreffen Ausgaben für die Verwaltung.

Von dem Jahresergebnis in Höhe von 268,9 TEUR (Vj. 184,7 TEUR) und aus Stiftungs-mitteln aus dem Vorjahr in Höhe von 41,8 TEUR wurden 174 TEUR (Vj. 223 TEUR) in die freien Rücklagen gem. § 58 Nr. 7a AO eingestellt. Die verbleibenden Stiftungsmit-tel in Höhe von 136,7 TEUR (Vj. 41,8 TEUR) wurden auf neue Rechnung vorgetragen.

Weiterbildung

4,06 %

Ausbildung

8,30 %

Mittelvortrag

ins Folgejahr

22,25 %

Verwaltungs­

aufwendungen

15,85 %

Bildung

20,40 %

Wissenschaft

0,82 %

Freie Rücklagen

28,32 %

Page 40: PDF 6755 kB

AKTIVAin Euro 31.12.2013 31.12.2012

A. ANLAGEVERMÖGEN

Finanzanlagen

1. Beteiligungen 44.566.120,77 44.566.120,77

2. Wertpapiere des Anlagevermögens 515.632,44 114.812,44

45.081.753,21 44.680.933,21

B. UMLAUFVERMÖGEN

I. Sonstige Vermögensgegenstände 3.776,14 4.988, 1 1

II. Guthaben bei Kreditinstituten 815.896,93 1.204.881,25

819.673,07 1.209 .869,36

45.901.426,28 45.890.802,57

PASSIVAin Euro 31.12.2013 31.12.2012

A. EIGENKAPITAL

I. Stiftungsvermögen 44.666.120,77 44.666.120,77

II. Rücklage gem. § 58 Nr. 7a AO 686.000,00 512.000,00

III. Stiftungsmittel 136.679,27 41.819,23

45.488.800,04 45.219.940,00

B. RÜCKSTELLUNGEN

1. Rückstellungen für Projekte 107.651,35 80.602,57

2. Sonstige Rückstellungen 6.000,00 6.150,00

113.651,35 86.752,57

C. VERBINDLICHKEITEN

1. Verbindlichkeiten für Projekte 296.713,00 584.110,00

2. Sonstige Verbindlichkeiten 2.261,89 0,00

298.974,89 584.110,00

45.901.426,28 45.890.802,57

Bilanz zum 31.Dezember 201340

Page 41: PDF 6755 kB

Rechnungslegung FÜR DIE ZEIT VOM 1 . JANUAR BIS 31 . DEZEMBER 2013

in Euro 2013 2012

ERTRÄGE

1. Zuwendungen zur unmittelbaren Vergabe (Spenden) 0,00 525.000,00

2. Erträge aus Beteiligungen 522.080,00 522.080,00

3. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 7.083,85 8.312,56

4. Sonstige Erträge 43.475,70 180,90

572.639,55 1.055.573,46

AUFWENDUNGEN

1. Projektaufwendungen 206.330,00 782.282,91

2. Abschreibungen auf Wertpapiere 1.783,35 0,00

3. Sonstige betriebliche Aufwendungen 95.666,16 88.607,05

303.779,51 870.889,96

4. Jahresergebnis 268.860,04 184.683,50

5. Einstellung in die Rücklage gemäß § 58 Nr. 7a AO 174.000,00 223.000,00

6. Vortrag Stiftungsmittel aus dem Vorjahr 41.819,23 80.135,73

7. Stiftungsmittel 136.679,27 41.819,23

BestätigungsvermerkDie KPMG AG Wirtschaftsprüfungs gesellschaft hat die Prüfung des Jahresab-schlusses – bestehend aus Bilanz und Rechnungslegung – unter Einbeziehung der Buchführung der TÜV SÜD Stiftung, München, zum 31.12.2013 nach den Grundsät-zen des HGB und Artikel 16 Abs.3 BayStG unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen und mit dem uneingeschränkten Bestätigungs-vermerk versehen.

Page 42: PDF 6755 kB

Dr. Ernst Schön

(Vorsitzender) Persönlich haftender Gesellschafter i. R. der Freudenberg & Co. KG

Hermann Mund

(Stellvertretender Vorsitzender) Mitglied des Vorstands i. R. der TÜV SÜD AG

Dr.-Ing. Günter Baumann

(Vorsitzender) Vorsitzender des Firmenbeirats der Firmengruppe Eberspächer

Prof. Jürgen Hubbert

(Stellvertretender Vorsitzender) Vorsitzender des Beirats der Häussler-Gruppe und Mitglied des Vorstands i. R. der DaimlerChrysler AG

Dr.-Ing. Günter Armbruster

Mitglied des Vorstands i. R. der J. M. Voith AG

Günter Häfner

Mitglied des Verwaltungsrats des TÜV SÜD e. V.

Dr.-Ing. Peter Hupfer

Vorsitzender des Vorstands i. R. der TÜV SÜD AG

Vorstand

Kuratorium

Gremien42

Page 43: PDF 6755 kB

Verantwortlich: Dr. Ernst Schön, Hermann Mund

Projektleitung: Matthias Andreesen Viegas, Daniela Müller, TÜV SÜD AG, Konzernbereich Unternehmenskommunikation

Redaktion und Realisation: verberei (München)

Grafik: Henrik Löhnig für die verberei

Lektorat: Markus Lessmann (Berlin)

Fotografie: Cornelia Kurz (Landsberg am Lech), Isabel Lembke (München), Detlef Ulbrich (Dresden)

Film: Isabel Lembke (München)

Bilder: TÜV SÜD, verberei

Impressum

TÜV SÜD StiftungWestendstraße 19980686 Münchenwww.tuev-sued-stiftung.de

Page 44: PDF 6755 kB