„Performanzanalyse Afrika“

GIGA Forum Berlin

29.4.2013

Robert Kappel und Birte Pfeiffer

Diskussion um Afrika

• Devarajan und Fengler (Weltbank) in Foreign Affairs 2013:

1. Optimisten: Afrika hat die Kurve gekratzt: Hohes Wachstum, auch in den Nicht-Ölstaaten. Armut sinkt. Alle Indikatoren verbessert

2. Pessimisten: Wachstum vor allem durch Rohstoffpreise bedingt. Kein fundamentaler Wandel. Wie in den 1970er Jahren: Anteil der verarbeitenden Industrie am BIP gleich. Korruption, Infrastruktur schlecht, schlechte Regierungsführung.

Glas halb voll oder halb leer?

Unser Beitrag dient der Versachlichung und zeigt die Leistungsfähigkeit von 42 subsaharischen Ländern Afrikas 30.04.2013 2

Die Studie „Performanzanalyse Afrika“

• Studie finanziert durch die Deutsche Bundesbank, Hauptverwaltung Hamburg

ZIEL:

Bewertung der Leistungsfähigkeit und Entwicklungspotenziale der Länder Subsahara Afrikas

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Wettbewerbsindizes

Vielzahl von Indizes zur Bestimmung von Potenzialländern und der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften

• World Economic Forum: Global Competitiveness Index

alle Volkswirtschaften

> 100 Indikatoren, mikro- und makro-ökonomisch

gewichteter Durchschnitt, der Entwicklungsniveau berücksichtigt

• HWWI: BDO International Business Compass

alle Volkswirtschaften

33 Indikatoren, multivariate Analyse, geometrisches Mittel

• Prognos: Freihandels- und Investitionsindex

100 größte Volkswirtschaften / 10 Länder Subsahara Afrikas

34 Indikatoren, Gewichtung

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Performance-Index Afrika (PIA) – Ausgangspunkt

• Was kann ein weiterer Index leisten?

spezifische und umfassende Betrachtung für Subsahara Afrika

größere Transparenz durch eine geringe Anzahl von relevanten Indikatoren zur Messung von Wettbewerbsfähigkeit

Aggregation durch analytische Gewichtung

• Indikatoren: Operationalisierung der Determinanten von Performanz in Subsahara Afrika

auf Basis einer theoretischen Grundlage (u.a. Neue Wachstumstheorie, Entwicklungsökonomie, Institutionenökonomik)

Datenverfügbarkeit (Länder, Zeit)

Korrelationsmatrix der Indikatoren

Standardisierung

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Performance-Index Afrika (PIA) – Analyse

Gewichtung und Aggregation der Hauptkomponenten zur Bildung des PIA und des Rankings

Indikatorenkatalog: allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, das finanzielle Entwicklungsniveau, die Infrastruktur, die institutionellen Rahmenbedingungen, das Bildungsniveau sowie die Marktoffenheit:

Aus Theorie abgeleitete Thesen

< Die wirtschaftliche Entwicklung wird durch langanhaltendes Wachstum des BIP ermöglicht. Durch die strukturelle Transformation der Landwirtschaft, der Rohstoffsektoren, der verarbeitenden Industrie und des Dienstleistungssektors wird die Entwicklung der totalen Faktorproduktivitäten (TFP) ermöglicht.

< Ein entwickelter Finanzsektor ermöglicht Unternehmen zu investieren und zu wachsen und somit auch Arbeitsplätze zu schaffen (inclusive growth).

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< Ein hohes Bildungsniveau fördert technologischen Fortschritt und damit das wirtschaftliche Wachstum einer Volkswirtschaft. < Eine verbesserte Infrastruktur (Straßen, Kommunikation, Elektrizität, Wasser usw.) verstärkt die Marktintegration und setzt damit Wachstumsimpulse in Gang. < Stabile institutionelle Rahmenbedingungen und politische Reformen tragen zu höheren Totalen Faktorproduktivitäten und zu höheren Pro-Kopf Einkommen bei. < Wirtschaftlich offene Länder, die internationale Handelsbeziehungen haben und in die Auslandsdirektinvestitionen fließen, haben einen besseren Zugang zu modernem Wissen und neuer Technologie, die als langfristiger Wachstumstreiber gelten.

Entwicklungsniveau und Wachstumspotenzial

Pro-Kopf-Einkommen (PKE, in Kaufkraftparitäten

(KKP)-Dollar)

World Bank (2012), World Development

Indicators

Durchschnittliches Wachstum der letzten 5 Jahre

Finanzielles Entwicklungsniveau

Geldmenge M2 in % des BIP

Inländische Kreditvergabe an Privatsektor in % des

BIP

Bildungsniveau

Alphabetisierungsrate

Sekundär-Einschulungsquote (brutto)

Infrastruktur

Anteil der gepflasterten Straßen an den gesamten

Straßen

Mobiltelefonnutzer je 100 Einwohner

Institutionelle Rahmenbedingungen

Index aus den Einzelindikatoren Korruptionskontrolle,

Effektivität der Regierungsführung, Politische

Stabilität, Regulatorische Qualität, Mitspracherecht

und Rechtsstaatlichkeit auf Basis einer separaten

Hauptkomponentenanalyse

Kaufmann, Kraay und Mastruzzi (2012),

World Governance Indicators

Offenheit

Durchschnittlicher Güterhandel der letzten 5 Jahre in

Prozent des BIP

World Bank (2012), World Development

Indicators

Performance-Index Afrika (PIA) – Analyse

• Index- und Rangbildung auf Basis einer multivariaten Analyse (Hauptkomponentenanalyse)

Analyse für 2005, 2010 und 2011

42 Länder der Region Subsahara Afrika

• Ziele:

Datenreduktion

Entwicklung eines Indexes, der so viel wie möglich der Informationen erfasst, der den individuellen Indikatoren gemein ist

• Vorgehen Hauptkomponentenanalyse:

Ermittlung von Hauptkomponenten

Rotation und Interpretation der Ergebnisse

Gewichtung und Aggregation

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PIA – Ranking 2011

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PIA – Ranking 2005, 2010 und 2011

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Rang 2011 PIA 2011 Rang 2010 PIA 2010 Rang 2005 PIA 2005

Angola 14 -0.36 14 -0.46 9 -0.32

Äthiopien 35 -0.95 38 -1.02 33 -0.81

Benin 24 -0.64 26 -0.69 30 -0.74

Botswana 4 0.43 4 0.41 3 0.39

Burkina Faso 39 -1.11 39 -1.10 35 -0.91

Burundi 38 -1.04 36 -0.99 38 -0.93

Demokratische Republik Kongo 31 -0.88 34 -0.94 36 -0.91

Elfenbeinküste 29 -0.71 25 -0.68 34 -0.83

Eritrea 32 -0.88 30 -0.75 12 -0.37

Gabun 7 0.07 7 0.01 6 0.01

Gambia, The 22 -0.62 18 -0.57 32 -0.78

Ghana 13 -0.32 13 -0.42 10 -0.34

Guinea 36 -0.96 35 -0.94 39 -0.98

Guinea-Bissau 34 -0.91 33 -0.88 37 -0.92

Kamerun 28 -0.71 27 -0.70 27 -0.70

Kap Verden 5 0.35 5 0.37 4 0.31

Kenia 12 -0.32 12 -0.31 11 -0.36

Komoren 23 -0.63 17 -0.54 15 -0.48

Lesotho 8 0.04 9 -0.06 8 -0.08

Liberia 16 -0.42 22 -0.65 31 -0.77

Madagaskar 33 -0.91 31 -0.83 24 -0.67

Malawi 17 -0.46 16 -0.54 20 -0.60

Mali 30 -0.82 32 -0.85 26 -0.70

Mauretanien 15 -0.41 15 -0.47 14 -0.43

Mauritius 2 0.96 2 1.00 2 1.09

Mosambik 25 -0.66 24 -0.67 19 -0.59

Namibia 6 0.21 6 0.12 5 0.15

Niger 40 -1.13 40 -1.13 40 -0.98

Nigeria 20 -0.58 21 -0.63 21 -0.61

Republik Kongo 11 -0.23 11 -0.28 13 -0.41

Sao Tome and Principe 10 -0.06 10 -0.08

Senegal 19 -0.57 19 -0.57 16 -0.51

Seychellen 1 1.41 1 1.32 1 1.21

Sierra Leone 37 -0.99 37 -1.01

Südafrika 3 0.59 3 0.66

Sudan 27 -0.69 29 -0.73 25 -0.68

Swasiland 9 -0.04 8 -0.02 7 0.00

Tansania 21 -0.61 23 -0.67 23 -0.67

Togo 18 -0.54 20 -0.62 17 -0.58

Tschad 41 -1.15 41 -1.15 28 -0.73

Uganda 26 -0.66 28 -0.71 22 -0.64

Zentralafrikanische Republik 42 -1.27 42 -1.21 41 -1.16

Bewertung der Performanz und der Potentiale Afrikas

• Unterscheidung von Ländern nach IWF-Kriterien: fragile Staaten, Rohstoffländer, Binnen- und Küstenländer, Länder mit niedrigem Einkommen und mit mittleren Einkommen

Fragile Staaten: Kriege, politische Unruhen, fehlende Staatlichkeit: Länder dieser Gruppe liegen ausnahmslos auf den hinteren Rängen des PIA

Rohstoffländer (Angola, Liberia…) – je nach Zufluss an ADI besser oder schlechter; nur wenige Rohstoffländer haben einen sehr positiven PIA (Botswana, Namibia, Gabon)

Ölexportländer: im Mittelfeld, teilweise im oberen Mittelfeld, Nigeria

Mitteleinkommensländer und Küstenländer: besser aufgestellt

Binnenländer und Niedrigeinkommensländer hinten

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Bewertung und Besonderheiten

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• PIA: Rangfolge der Leistungsfähigkeit

• Einzelbetrachtung dennoch erforderlich

• auch historische Entwicklungstrends (bspw. früher Entwicklungssprung in Botswana, Mauritius und Südafrika)

Gesamteinschätzung

Wie kann die Performanz verbessert werden? Verbindung von PIA und „Unternehmerisches Umfeld“

Kapital, Institutionen, Infrastruktur Performanz gut bei Seychellen bis The Gambia

- Viele Möglichkeiten der Verbesserung

- Zahlreiche Länder weit abgeschlagen: Gabun bis Kamerun

- in einem Viertel der Ländern gut; viele Länder können ihre Performanz hier deutlich ausbauen (Gabun, Angola, Mauretanien, Nigeria)

• Und „Sozio-ökonomische Rahmenbedingungen“

Entwicklungsniveau, Offenheit, Bildung, Kommunikation

- in einem Viertel der Länder gut; ebenfalls ausbaubar

- Uganda hier schlecht positioniert; Burkina Faso, Burundi besonders schlecht

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Gesamteinschätzung

• „Marktattraktivität“

Wachstum, Ausländische Direktinvestitionen

• PIA Gesamtindex:

Gesamtranking sehr stark von Wachstum abhängig

• Relativ wenige Veränderungen im Ranking seit 2005

lediglich starke Schwankungen in Ländern, die besondere Entwicklungen – positiv wie negativ – aufweisen;

Sprünge: positiv Liberia 2011; negativ Länder mit politischen Krisen und Staatszerfall (Mali)

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Durchbruch oder erneute Gefährdungen? Optimisten vs Pessismisten • Afrika auf dem Sprung?

Wachstum der letzten Jahre bedingt durch internationale Konjunktur (Nachfrage Rohstoffe, landwirtschaftliche Güter: Preissteigerungen) – geringer Strukturwandel:

Wachstum weitgehend ohne Transformation: Niedergang der Industrie nicht gestoppt.

Modernisierung der Landwirtschaft zu gering

• Internationaler Wettbewerb:

Zu geringe Fortschritte bei Produktivitätswachstum

Kein Catching up, eher Zurückfallen hinter anderen Ländern (Asien, Lateinamerika) –

Konvergenz. Aufholen bei den Einkommen? - Im PIA-Ranking vorne liegende Länder mit guten Perspektiven; von 106 Ländern die ersten acht SSA auch vorne im Ranking, die anderen die Ränge 70-106. - viele jedoch Niedrigeinkommensländer, fragile Staaten, Binnenländer mit schwieriger Ausgangslage

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• Zusammenfassung:

SSA muss von einem niedrigen Niveau aufholen

Wachstumsprozess: nicht sehr stark „inklusives Wachstum“; zu geringe Diversifizierung; Wachstum hängt vor allem an der internationalen Nachfrage und den dortigen Preisentwicklungen

Schwächen sehr unterschiedlich:

1. Infrastruktur meist schwach

2. Institutionen: makro-ökon. Politik: weitere Reformen; Stabilität, Verlässlichkeit, Anreizsysteme

3. Technischer Fortschritt, Produktivitäten: Fortschritte, vor allem in den führenden Ländern; Fortschritt in Industrie, Technologieimport Kapitalimporte relativ gering; Ausbildung, Kompetenz der Arbeitskräfte; Urbanisierung

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