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Illustrierende Aufgaben zum LehrplanPLUS Realschule, Geschichte, Jahrgangsstufe 9

Perspektivische Analyse von Propagandaquellen des Ersten Weltkriegs aus unterschiedlichen Ländern

Stand: 14.05.2020

Jahrgangsstufe 9

Fach/Fächer Geschichte

Übergreifende Bildungs- und Erziehungsziele

Politische Bildung

Soziales Lernen

Zeitrahmen 2 Unterrichtsstunden

Benötigtes Material M1 Analyse von Propagandaquellen

M2-M16 Propagandamaterial aus dem Ersten Weltkrieg

M17 Wikipedia-Artikel „Brutkastenlüge“

Kompetenzerwartungen G9 LB 1: Methoden und Arbeitstechniken Die Schülerinnen und Schüler stellen quellenkritische Überlegungen zu Quellenart, Urheber, Adressat und dem historischen Kontext an (z. B. bei Karikaturen, politischen Reden, Zeitungsartikeln). Insbesondere analysieren sie dazu politische Propaganda in einschlägigen Bild- und Textquellen (z. B. Wahlplakate, politische Reden) sowie in historischen Film- und Tondokumenten (z. B. Propagandafilme/-lieder) und beschreiben deren manipulative Intentionen.

G9 LB 2: Imperialismus und Erster Weltkrieg Die Schülerinnen und Schüler analysieren die Kriegspropaganda des Ersten Weltkriegs vor dem Hintergrund der Situation von Soldaten und Zivilbevölkerung. Sie wenden ihre Kenntnisse kritisch auf andere Propagandabeispiele an, um die Rolle von Propaganda allgemein zu begreifen.

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Struktur der Aufgabe Ablauf:

⋅ Wiederholen der Situation in der Heimat und an der Front, ggf. mit Schulbuch ⋅ Einführen eines Propagandaplakates – Frage thematisieren: Was ist Propaganda? ⋅ Musteranalyse des Propagandabildes „Woman of Britain say – „Go!“, dabei parallel die

Ampel-Schritte der Musteranalyse an der Tafel fixieren ⋅ Analyse je eines Propagandabildes durch Schülerinnen und Schüler in Expertengruppen,

das auf einem DIN-A3-Plakat klebt ⋅ Durchführen eines Gallery-Walk in Stammgruppen zu den Ergebnissen der Schülerinnen

und Schüler ⋅ Vertiefende Anwendung mit M17

Aufgabe M1 Analyse von Propagandaquellen

1. Quellenoberfläche verstehen a. Beschreibe die einzelnen Bildelemente (Bildelemente, Farben,

Komposition, Perspektive). b. Kläre, für was die Bildelemente, Farben, Komposition, Perspektive

stehen könnten.

2. Quelleninhalt und -kontext untersuchen a. Kläre den historischen Hintergrund bei der Entstehung des Bildes. b. Kläre, von wem das Bild in Auftrag gegeben wurde. c. Kläre, an wen sich das Bild wendet. d. Formuliere die Botschaft, die der Auftraggeber mit dem Bild dem

Empfänger mitteilen will. Achtung: Begründe Deine Aussage mit dem Bild!

3. Quellenaussage deuten a. Stelle dar, welche Absicht der Auftraggeber mit seinem Bild verfolgt.

Achtung: Begründe Deine Aussage mit dem Bild! b. Formuliere aus Deiner Sicht eine kritische Stellungnahme zu dem Bild

und seiner Botschaft.

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M1 Analyse von Propagandaquellen zu M2 „Woman of Britain say – ‚Go!‘“

1. Quellenoberfläche verstehen a) Beschreibung der Bildelemente ⋅ Im Vordergrund vor einem großen geöffneten Fenster stehen zwei junge Frauen, die sich

umarmen, sowie ein kleiner Junge, der sich am Kleid der einen Frau festhält. ⋅ Alle drei Personen blicken wehmütig aus dem Fenster. ⋅ An dem Fenster vorbei marschiert eine Gruppe Soldaten vor einem blauen Himmel und

grünen Hügeln. ⋅ Über der Szene steht in großen weißen Buchstaben der Schriftzug „Woman of Britain say

– ‚Go!‘“

b) Klären der Bildelemente ⋅ Die zwei Frauen stehen stellvertretend für alle britischen Frauen, die ihre Männer und

Söhne in den Krieg schicken. ⋅ Der Junge könnte der Sohn einer der beiden Frauen und damit auch eines Soldaten sein. ⋅ Die Soldaten ziehen gerade aus der Heimat in den Krieg. ⋅ Die Landschaft soll eine typische Landschaft Großbritanniens darstellen.

2. Quelleninhalt und -kontext untersuchen a) Historischer Hintergrund ⋅ Das britische Heer kämpfte im Ersten Weltkrieg als Teil der „Triple Entente“ gegen die

Mittelmächte. ⋅ Anders als bspw. im Deutschen Reich gab es Großbritannien zu Beginn des Krieges

keine Wehrpflicht, sodass das benötigte Massenheer mit Freiwilligen aufgestellt werden musste.

b) Auftraggeber ⋅ Die Anwerbung von Soldaten bzw. die Aufrufe zur freiwilligen Meldung als Soldat war

eine der wichtigsten Aufgaben des britischen „War Propaganda Bureau“, das auch dieses Plakat in Auftrag gab.

c) Adressat des Plakats ⋅ Das Plakat richtet sich einerseits an britische Männer, die als Soldaten infrage kommen,

und andererseits an die britischen Frauen, die Einfluss auf potentielle Soldaten ausüben konnten.

d) Botschaft des Plakats ⋅ Das Plakat vermittelt den Männern die zentrale Botschaft, dass die britischen Frauen es

sich wünschen würden, dass die Männer in die Armee eintreten und in den Krieg ziehen. Dies wird u. a. durch den Schriftzug vermittelt.

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3. Quellenaussage deuten a) Absicht des Auftraggebers ⋅ Den Männern und potentiellen Soldaten sollte vermittelt werden, dass es die Frauen

Großbritanniens als Pflicht der Männer ansehen würden, für Großbritannien in den Krieg zu ziehen. Die zentrale Botschaft „GO!“ ist deshalb zusätzlich unterstrichen.

⋅ Es würde die Frauen auch als Ehefrau oder Mutter mit Stolz erfüllen. Deshalb blicken sie auch auf dem Bild wehmütig den Soldaten hinterher.

⋅ Weiterhin suggeriert das Plakat, dass die Frauen zwar in Sorge um ihre Männer wären, gleichzeitig würden diese aber in der Heimat zusammenhalten. Deshalb werden die beiden Frauen in einer engen Umarmung dargestellt.

⋅ Frauen, die das Plakat sehen, sollten die beiden Frauen auf dem Bild wohl als Vorbilder nehmen und sich nicht beschweren oder am Kriegseinsatz zweifeln, sondern – ähnlich wie die beiden – voller Stolz hinter ihren Männern stehen. Weil eine der beiden blond und die andere dunkelhaarig ist, können sich viele Frauen mit ihnen identifizieren.

b) kritische Stellungnahme ⋅ Die Männer werden durch die Aussage des Plakats unter Druck gesetzt, sich für die

Armee zu melden. ⋅ Ein Verzicht käme quasi einem Verrat an der eigenen Frau und Familie gleich. ⋅ Dabei werden die großen Gefahren eines Kriegseinsatzes nicht dargestellt und die

Situation in der Heimat wird idealisiert.

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M2 Woman of Britain say – „Go!“ (britisches Propagandaplakat) (Die britischen Frauen sagen – “Geht!”)

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M3 Daddy, what did YOU do in the Great War? 1915 (britisches Propagandaplakat) (Papi, was hast DU eigentlich im Ersten Weltkrieg gemacht?)

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M4 The kitchen is the key to victory – eat less bread (britisches Propagandaplakat) (Die Küche ist der Schlüssel zum Sieg – iss/esst weniger Brot)

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M5 Halt the hun! Buy U.S. government bonds – third liberty loan (amerikanisches Propagandaplakat) (Stopp den Hunnen! Kaufe Anleihen der US-Regierung – dritte Freiheits-Anleihe)

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M6 Fight or buy bonds – third liberty loan 1917 (amerikanisches Propagandaplakat) (Kämpfe oder kauf Anleihen – die dritte Freiheits-Anleihe)

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M7 Destroy this mad brute – Enlist U.S. Army 1917 (amerikanisches Propagandaplakat) (Zerstör dieses verrückte Vieh – Verpflichte dich für die amerikanische Armee)

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M8 Kultur (amerikanisches Propagandabild)

Infotext

Um den Schlieffenplan umsetzen zu können, marschierte das Deutsche Heer in das eigentlich neutrale Belgien ein. Damit wollte man den französischen Festungsgürtel nördlich umgehen und Paris einkesseln. Die belgische Hauptstadt Lüttich wurde besetzt. Als sich die deutschen Soldaten von bewaffneten Zivilisten angegriffen fühlten, kam es in den folgenden Wochen immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen auf die belgische Zivilbevölkerung. Bei Massenerschießungen und Gräueltaten kamen tausende Belgier ums Leben. Die belgische Stadt Loewen wurde gebrandschatzt.

Solange es im 19. Jahrhundert keinen deutschen Nationalstaat gab, mussten die deutschnational denkenden Bürger auf ein anderes verbindendes Element zurückgreifen, um die deutsche Einheit zu betonen. Eine besondere Rolle spielte dabei die deutsche Kultur und die deutsche Sprache. Sie war das Zeichen der deutschen Einheit, obwohl es keinen deutschen Staat gab. Auch nachdem das Reich gegründet worden war, behielt die deutsche Kultur diese Sonderrolle. Man definierte sich gerne als besondere Kulturnation.

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M9 Sus au monstre! 1914 (Titelblatt der französischen Zeitschrift „Le Petite Journal“)

(Auf das Monster!)

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M10 Ton affection me soutient! (französische Propagandapostkarte) (Deine Zuneigung unterstützt mich!)

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M11 Die Vision des sterbenden Kriegers 1917 (deutsche Propagandapostkarte)

Infotext

Der Adler steht für den deutschen Reichsadler, er hat einen Orden, das Eiserne Kreuz, im Schnabel.

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M12 Strafe muss sein – Gruss aus der Kriegsschule 1914 (deutsche Propagandapostkarte)

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M13 L’Entente-Cordiale 1915 (deutsche Propagandapostkarte)

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M14 Leben an der Front (deutsche Propagandapostkarte)

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M15 Ein Brief ins Feld! (deutsche Propagandapostkarte)

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M16 2 gegen 7, wir wer’n das Ding schon schieben. 1914 (deutsche Propagandapostkarte)

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M17 Brutkastenlüge

1. Lies den folgenden Wikipedia-Artikel zur „Brutkastenlüge“.

2. Beschreibe die Rolle von Propaganda im vorliegenden Fall. Gehe dabei analog zu den Propagandabildern wie folgt vor:

Quelleninhalt und -kontext untersuchen a. Kläre, von wem die Brutkastenlüge in Auftrag gegeben wurde. b. Kläre, an wen sich diese Propaganda wendet. c. Formuliere die Botschaft, die der Auftraggeber mit der Brutkastenlüge dem

Empfänger mitteilen will.

Quellenaussage deuten a. Stelle dar, welche Absicht der Auftraggeber mit der Propaganda verfolgt. b. Formuliere aus Deiner Sicht eine kritische Stellungnahme zur Brutkastenlüge

und seiner Botschaft.

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Quellen- und Literaturangaben

Poster, ’Women of Britain say - "Go!" ’, May 1915, United Kingdom, by Parliamentary Recruiting Committee, Hill, Siffken & Co. (L.P.A. Ltd.), E J Kealey. Gift of Department of Defence, 1919. Te Papa (GH016292). Public Domain (19.07.2018)

Parliamentary Recruiting Committee –

https://aptlyrandom.files.wordpress.com/2013/11/posters-5.jpeg.

Public Domain (19.07.2018)

Please credit UBC Library as the image source. For more information, see digitalcollections.library.ubc.ca/cdm/about. Creator: Unknown Date Created: 1914 Source: Original Format: University of British Columbia. Library. Rare Books and Special Collections. World War I Poster and Broadside Collection. Public Domain (19.07.2018)

"Halt the Hun! Buy U.S. Government Bonds. Third Liberty Loan." U.S. Food Administration. Educational Division. Advertising Section. (01/15/1918 - 01/1919). Public Domain (19.07.2018)

"Fight or Buy Bonds. Third Liberty Loan." U.S. Food Administration. Educational Division. Advertising Section. (01/15/1918 - 01/1919). Public Domain (19.07.2018)

Harry R. Hopps, (1869-1937) – Dieses Bild ist unter der digitalen ID ds.03216 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar. Public Domain (19.07.2018)

M8-M16 Urheber unbekannt. Propagandamaterial aus dem Ersten Weltkrieg. Public Domain (19.07.2018)

M17 „Brutkastenlüge“ – Screenshot von Wikipedia. Der Text stehen unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. (04.07.2018)

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http://collections.tepapa.govt.nz/Object/958810

https://aptlyrandom.files.wordpress.com/2013/11/posters-5.jpeg

http://digitalcollections.library.ubc.ca/cdm/about

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%22Halt_the_Hun%5E_Buy_U.S._Government_Bonds._Third_Liberty_Loan.%22_-_NARA_-_512624.jpg

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%22Fight_or_Buy_Bonds._Third_Liberty_Loan.%22_-_NARA_-_512621.jpg

http://hdl.loc.gov/loc.pnp/ds.03216

https://commons.wikimedia.org/wiki/Library_of_Congress

https://commons.wikimedia.org/wiki/Library_of_Congress

https://de.wikipedia.org/wiki/Brutkastenl%C3%BCge

http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

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