Peter Hellinger: Wolfstage

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Ein Gedicht, das ist Musik, das ist Tanz, Rhythmus und Klang. Es ist das Verdichten der Alltagssprache auf die Essenz, auf das Wesentliche. Ein Gedicht berührt, es verführt, es bringt uns zum Lachen, zum Weinen oder zum Nachdenken.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

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1. Auflage August 2011

© 2011 art&words Peter R. Hellinger, Nürnberg

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Umschlaggestaltung: Peter R. Hellinger Umschlagbild: aboutpixel.de / Baum im Schnee © Lucian Binder

ISBN 978-3-943140-03-3 (epub) ISBN 978-3-943140-04-0 (kindle) ISBN 978-3-943140-05-7 (mobi) ISBN 978-3-943140-06-4 (pdf )

Auch als Printausgabe erhältlich.

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Wolfstage

Ich bin ein Wolf im Schnee, hetz rastlos durch die Nacht, im Licht des Wintermonds.

Ich schleiche knurrend, Zähne fletschend um altbekannte Häuserecken und schnüffle an den Türen von einst.

Ich heul im U-Bahn-Tunnel und lausche auf das Echo von längst erloschenem Verlangen.

Ich schnappe nach der Hand, die Freundlichkeit verspricht und mich nur zähmen will.

Wenn der Frostmond meinen geheimen Namen flüstert, und ich müde von der Nacht mein zerzaustes Fell ausschüttle,

wenn mich der Traum in eine warme Decke hüllt,

dann schmerzen meine wunden Pfoten von den endlos langen Wegen die ich allein gegangen bin.

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Sommer in der Stadt

Nacht ohne Schlaf, zu heiß im Zimmer. Die Tagesglut steckt noch im Beton. Verfluche den Sommer, und wünsch mir den Winter. Oder Schlaf, oder Regen – was ich eher bekomm’.

Nacht ohne Schlaf, zu heiß im Zimmer. Es fehlt der Duft deiner samtweichen Haut. Denk mich zurück in den letzten Sommer. Als wir noch Wir – und uns noch vertraut.

Nacht ohne Schlaf, zu heiß im Zimmer. Steh auf und geh’ auf den Balkon. Betrachte die Sterne, ihr Schimmern und Funkeln. Im Zenit ein Komet – ach, trag mich davon!

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Wohlstandsdreck

Am Straßenrand, unter vertrockneten Büschen: Plastikflaschen, Papier und Kippen.

Wohlstandsdreck, vom Fahrtwind beiseite geräumt. Verschwunden aus dem Gewissen.

Dazwischen: Eine Dotterblume.

In deine Hände

Zärtlich streicht deine Hand mein Gesicht, und ich lasse mich fallen. Du spürst die Narben tief unter der Haut. Ich lasse geschehen was ich nie erlaubte: gebe mich hin, lass dich die Narben heilen.

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Winternacht

Raunachtträume wirren Sinne, schrecke hoch aus leichtem Schlaf. Eismond starrt durchs schwarze Fenster, spottet über meine Angst.

Atemnebel schlägt sich nieder, zaubert Reif auf kaltes Glas. Noch drei Stunden bis zum Morgen, und mein Herz kennt keine Rast.

Dämonentanz vor meinen Augen, Schauer jagt den Leib hinab. Feuer brennt, und doch: es wärmt nicht. Fluche auf die lange Nacht.

Träumen, hoffen, Pläne schmieden, möchte weg aus diesem Grab. Sehne mich nach warmen Händen, frierend wart ich auf den Tag.

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Nichts

Mit nichts begonnen, an nichts gedacht, zu Nichts zerronnen und nichts gemacht.

Und nichts getraut und nichts gedichtet, mit Nichts gebaut, doch nichts errichtet.

Im Nichts verloren, vom Nichts umgeben, dem Nichts verschworen, will ich nicht leben.

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Regenzeit

Gleichmäßig perlt die Zeit als Regen vom Dach aufs Sims.

Äste im Fluss

Wir sind Äste im Fluss, sperriges Treibgut der Zeit. Halt suchend, für eine Weile, am Ufer des verlorenen Glücks. Doch die Strömung drängt zum Aufbruch.

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Am Ende des Winters

Zuviel Wasser in zu kleinen Bächen. Blasse Triebe baden im Licht. Die Luft riecht nach Rauswärts.

Der Alte

Er steht ganz alleine drüben am Parkplatz. Er blickt auf den Neubau wo Wiesen einst waren. Dann spielt der Wind in seinen Zweigen, während am Boden die reifen Birnen verfaulen.LE

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Schriftsteller im Baumarkt

Bitte geben Sie mir eine große Dose verwegener Held! Gerne etwas älter, aber nicht zu abgehalftert, damit er noch Biss hat.

Nun, dann vielleicht eine Instant-Prinzessin ohne Hofstaat? Wenn es geht, bitte mit passender Dornenhecke!

Auch nicht. Bliebe noch … Motorsägen haben Sie da im Regal, sehe ich – eine sollte genügen. Und natürlich einen Psychokiller! Wo haben Sie denn die?

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