Pflanzenschutz aktuell

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Pflanzenschutz aktuell vom 13. Mai 2020 Fachstelle Pflanzenschutz Läuse und Pilzwetter Der Rübenerdfloh ist nur selten noch problematisch, dafür warten wir auf Nützlinge gegen Blattläuse. Die neue Getreidehähnchen BKS ist viel höher, das müssen wir lernen, Gelbrost macht vereinzelt Probleme. Es hat bereits Krautfäule, Unkräuter im Mais sind kein Problem. Blattläuse nun auch in Sonnenblumen und Berufkraut ausreissen. Zuckerrüben Erdfloh Der Erdfloh ist vereinzelt auf nachträglich gekeimten Rüben aktiv. Das «flüssige» Wetter führt aber zu einem raschen Wachstum der Rüben, so dass auf eine erneute Pyrethroid Behandlung in den meisten Fällen verzichtet werden kann. Das ist auch wichtig, weil sonst alle Blattlausnützlinge auch vernichtet würden. Blattläuse Das 2020 ist auch ein Blattlausjahr. In vielen Beständen ist die Bekämpfungsschwelle (BKS) erreicht. Diese Woche sind Niederschläge angesagt, daher kann erst ab dem Wochenende eine Kontrolle der Läuse und auch der vorhandenen Nützlinge gemacht werden. Findet man erste verpilzte Läuse oder Marienkäfer ist das ein gutes Zeichen. Fehlen diese noch vollständig, bleibt nur der Einsatz von Pirimicarb um eine relevante Wachstumsverzögerung abzuwenden. Blattläuse an Melden werde nicht auf die Zuckerrübe wandern, ausser die Geflügelten Ein massiver Lausbefall kann die Rüben in ihrer Entwicklung hemmen (rechte Rübe mit massivem Lausbefall) Erste Marienkäfer in Zuckerrüben

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Pflanzenschutz aktuell vom 13. Mai 2020

Fachstelle Pflanzenschutz

Läuse und Pilzwetter Der Rübenerdfloh ist nur selten noch problematisch, dafür warten wir auf Nützlinge gegen

Blattläuse. Die neue Getreidehähnchen BKS ist viel höher, das müssen wir lernen, Gelbrost

macht vereinzelt Probleme. Es hat bereits Krautfäule, Unkräuter im Mais sind kein Problem.

Blattläuse nun auch in Sonnenblumen und Berufkraut ausreissen.

Zuckerrüben Erdfloh

Der Erdfloh ist vereinzelt auf nachträglich gekeimten Rüben aktiv. Das «flüssige» Wetter führt

aber zu einem raschen Wachstum der Rüben, so dass auf eine erneute Pyrethroid Behandlung

in den meisten Fällen verzichtet werden kann. Das ist auch wichtig, weil sonst alle

Blattlausnützlinge auch vernichtet würden.

Blattläuse

Das 2020 ist auch ein Blattlausjahr. In vielen Beständen ist die Bekämpfungsschwelle (BKS)

erreicht. Diese Woche sind Niederschläge angesagt, daher kann erst ab dem Wochenende

eine Kontrolle der Läuse und auch der vorhandenen Nützlinge gemacht werden. Findet man

erste verpilzte Läuse oder Marienkäfer ist das ein gutes Zeichen. Fehlen diese noch vollständig,

bleibt nur der Einsatz von Pirimicarb um eine relevante Wachstumsverzögerung abzuwenden.

Blattläuse an Melden

werde nicht auf die

Zuckerrübe wandern,

ausser die Geflügelten

Ein massiver Lausbefall kann die Rüben in ihrer Entwicklung

hemmen (rechte Rübe mit massivem Lausbefall) Erste Marienkäfer in

Zuckerrüben

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Wurzelbrand

Vereinzelt finden wir auch in der Ostschweiz einzelne Rüben die hängende Blätter aufweisen

oder Pflanzen die verkümmern. Solche Rüben lassen sich auch leicht aus dem Boden ziehen,

weil der Wurzelbrand-Pilz die Wurzeln befallen hat. Die Hauptwurzel und Seitenwurzeln sind

weg, zurück bleibt eine schwarze Wurzelspitze oder überhaupt keine Wurzel mehr (siehe

Bilder).

Conviso-Rüben

Dieses Jahr zeigt sich die Einfachheit und die sehr gute

Verträglichkeit der Unkrautbekämpfung in Conviso Rüben

sehr deutlich.

Abgefaulte Wurzel der vertrocknenden

Rübe

Schwarze abgefaulte Pfahlwurzel-

spitze einer Rübe mit Wurzelbrand

Vertrocknende Rübe

wegen Wurzelbrand

Saubere und weit fortgeschrittene Conviso

Zuckerrüben

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Getreide Getreidehähnchen

Die Getreidehähnchen-Larven sind nun vereinzelt auf den

Pflanzen zu finden. Die gültige BKS ist ab DC 51 (Ähren- oder

Grannenspitzen sichtbar), im Durchschnitt 2 Larven je

Fahnenblatt, mindestens 50 Fahnenblätter, stichprobenartig

(nicht nur stark befallene aussuchen) kontrollieren. Würde

die BKS erreicht, kann Audienz 0.1 l/ha mit Heliosol 0.8l /ha

bei fräsigem Wetter ohne Sonderbewilligung eingesetzt

werden. Andere Insektizide benötigen eine

Sonderbewilligung. Diese wird nur erteilt, bei deutlich

überschrittener BKS und wenn das Wetter für Audienz

ungünstig (kühl-regnerisch) ist. Diese wenigen Fälle werden

wir vor Ort anschauen.

Weizen

Überraschenderweise hat sich während der Trockenheit in der Schossphase fast

abgestorbener Gelbrost auf unteren Blättern dennoch in einzelnen Feldern massiv

ausgebreitet. Das Wetter begünstigt weiter Gelbrostinfektionen. Diese Krankheit befällt nicht

Getreidehähnchen-Eier

dürfen mit der neuen

BKS nicht mehr gezählt

werden

2 Getreidehähnchen

Laven je Fahnen-

blatt

streifenförmige Gelbrost-

befall auf Weizen (Chaumont) Gelbrost-Befall im ganzen Bestand Gelbrostnester in der Weizensorte Chaumont

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nur die Blätter, sondern befällt auch die Ähren und reduziert dadurch den Ertrag zusätzlich.

Melden Sie sich, wenn Sie massiven Gelbrost Befall entdecken. Agroscope in Changins führt

ein schweizweites Gelbrost-Rassen-Monitoring durch, um festzustellen welche Rassentypen

in der Schweiz vorhanden sind.

Wintergerste Sprenkelnekrosen

In den Gerstenbeständen findet man auf unteren Blattetagen

erste mit braunen Flecken übersäte Blätter ohne gelben Hof.

Das sind Sprenkelnekrosen, die durch den Ramularia Pilz oder

durch intensive Sonneneinstrahlung nach einer

Schlechtwetterphase entstehen können.

Ährenspitzensterilität

Bei genauer Betrachtung der Gerstenähren in einigen Feldern

fällt auf, dass sich die Ährenspitze nicht voll ausgebildet hat.

Die Ährchen an der Spitze der Ähre sind verkümmert und

weisslich gefärbt. Die Ursache davon ist Trockenstress in der

Schossphase. Das erklärt auf trockenen Böden die

übermässige Reduktion von Bestockungstrieben auch in

Winterweizen.

Sprenkelnekrosen an

Gerstenblätter

Ährenspitzensterilität wegen

Trockenheit in der Schossphase

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Phytopre Hauptinfektionstage Ostschweiz. Datenquelle: www.phytopre.ch

Kartoffeln Krautfäule!

Momentan herrscht bestes Infektionswetter für die Kraut- und Knollenfäule. Der Pilz

produziert bei tiefen Temperaturen (8-18°C) viele Sporangien, die Zoosporen (begeisselte

Sporen) freisetzen. Bei höheren Temperaturen (18-25°) bilden sich Sporen, die direkt einen

Keimschlauch ausbilden und dadurch rasch in das Blattgewebe eindringen können. Die

Inkubationszeit (Zeit vom Auftreffen einer Spore auf dem Blatt, bis auf der Blattunterseite

wieder neue Sporen gebildet werden) beträgt ca. 7 Tage. Die ersten 2 Befallsmeldungen sind

bei Phytopre heute Dienstag eingegangen. In Gurbrü BE in einem Folienfeld und in der Nähe

von Kerzers FR auch ein Primärherd. Dieses zeigt, dass Infektionen bereits Realität sind. Um

den Druck aus den Folienfeldern massiv zu reduzieren, ist eine Behandlung mit einem

teilsystemischen Mittel unbedingt nötig. Wegen der Zoosporenbildung bei kühlem Wetter

empfehlen wir in solchen Feldern auch eine präventive Stoppspritzung zu machen. Dem

teilsystemischen Mittel wird zusätzlich ein Mittel mit guter Sporen hemmender Wirkung

(Spalte Knollenschutz im Mittelheft) beimischt. Da der Anteil an Frühkartoffeln an der

gesamten Kartoffelfläche klein ist, lohnt sich dieser Aufwand um eine Epidemie in den

Hauptkartoffelanbaugebieten zu verhindern.

Ganz wichtig ist, dass Sie uns Befallsverdacht melden! Fachstelle Pflanzenschutz oder direkt

bei Phytopre, Agroscope Reckenholz: 058 468 72 39. Nur so können weitere zuverlässige

Prognosen für das Phytopre erstellt und andere Landwirte frühzeitig gewarnt werden.

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Mais Unkrautbekämpfung

Nach den Niederschlägen steht die Unkrautbekämpfung an. Viele bei konventioneller Saat

eingesetzte Mittel haben eine gute Wirkung auch auf bereits grössere Unkräuter.

Bei Streifenfrässaaten ohne vorgängigen Glyphosate-Einsatz gibt es gute Mittel, die die Wiese

(Raigräser, Klee) erfassen. Beispiele dazu sind Equip Power, Hector Max, Prinzipal, Elumis,

Arigo, Barst+Samson Extra. Dazu kann man eine Bodenherbizidkomponente wie Gardo Gold,

Spectrum Gold, Aspect/Pyran, Successor T/Prado geben, um die Dauerwirkung im

bearbeiteten Streifen auf frisch keimende Gräser und Unkräuter zu verbessern.

Sind auch Blacken vorhanden, sollte man mit dem Wirkstoff Dicamba arbeiten. Dieser wird in

den Mitteln Banvel 4S, Lunar, Dialen, Dicazin 4S, Dicavel SL, Joker 480 angeboten oder

integriert im Mittel Hector Max. Equip Power hat auch eine Wirkung gegen Blacken.

Achten Sie im Mais jetzt unbedingt auf Schneckenfrass oder auf die charakteristischen

Schleimspuren der Schnecken.

Auch grössere Unkräuter werden im

Mais noch gut erfasst

Streifenfrässaat in Mais kann mit gewissen Herbiziden in diesem flüssigen Jahr

auch ohne vorgängigen Glyphosate-Einsatz erfolgen

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Sonnenblumen Blattläuse

Gekräuselte Blätter weisen auf Blattläuse hin. Die BKS ist erreicht, wenn im 10-14 Blattstadium

mehr als 50% der älteren Blätter gekräuselt sind. In Extenso Sonnenblumen lohnt sich ein

Abmelden wegen den Läusen nicht.

Unkrautbekämpfung

Gegen Quecken oder Hirsen kann ein spezifisches

Gräsermittel im Nachauflauf eingesetzt werden. Gegen

breitblättrige Samenunkräuter gibt es im Nachauflauf nichts

mehr als Hacken. Sonnenblumen eignen sich als Reihenkultur

sehr gut für eine mechanische Unkrautbekämpfung. Gerade

dieses Jahr, wo die Vorauflaufherbizide wegen der

Trockenheit schlecht wirkten, wäre Hacken eine

wirkungsvolle Alternative.

Ältere gekräuselte Blätter an Sonnenblume Gelbe Blattläuse an innerem kleinen

Sonnenblumenblatt

Sonnenblumen eignen sich für mechanische

Unkrautbekämpfung. Quecke rechts kann mit

spezifischem Gräsermittel bekämpft werden

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Kontakt Markus Hochstrasser Georg Feichtinger Fiona Cimei

[email protected] [email protected] [email protected]

058 105 98 19 058 105 99 41 058 105 99 03

Ackerbohnen Blattläuse

Auch auf den Ackerbohnen findet man die schwarzen

Bohnenblattläuse. Die BKS ist erreicht, wenn ab Beginn Blüte

40-60% der Pflanzen Blattläuse aufweisen. Bei

überschrittener BKS kann ohne Sonderbewilligung Pirimicarb

(Pirimor) oder Pymetrozin (Plenum) eingesetzt werden.

Extenso abzumelden lohnt sich wahrscheinlich nicht.

Wiesen Letzte Gelegenheit das Berufkraut zu jäten

Aufgrund der aktuellen Wetterlage ist das Berufkraut dieses

Jahr früher dran als sonst. An den meisten Standorten startet

es gerade mit der Blütenbildung, an den frühen Standorten ist

es sogar schon am Blühen. Das ist die letzte Gelegenheit,

dieses mühsame Kraut mitsamt Wurzel auszureissen. Das

Berufkraut kann an seinen breiten hellen Blättern und an

seinen weissen Blüten, ähnlich dem Margritli erkannt

werden. Aber Achtung, sobald es Knospen gebildet hat, muss

die Pflanze im Kehricht entsorgt werden. Da das Berufkraut

pro Pflanze rund 10'000 Samen macht, gilt auch dieses Jahr

wieder: «Wehret den Anfängen». Bereits die erste Pflanze auf

einer Fläche muss ausgerissen werden. Auf

Biodiversitätsförderflächen ist das Jäten des Berufkrautes ein

Muss. Weil solche Flächen eher lückig sind, kann sich das

Berufkraut dort rasant ausbreiten und die langsam

wachsenden Arten verdrängen. Dadurch verlieren die Flächen

ihre Biodiversität. Bei einer Kontrolle kann es in diesem Fall

sein, dass die Fläche zurückgestuft oder im Extremfall sogar

aus der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausgeschlossen wird.

Ist der Berufkrautbestand bereits zu gross, setzen Sie sich mit

dem Strickhof in Verbindung.

Autoren: Markus Hochstrasser, Fiona Cimei, Georg Feichtinger

Fotos: Strickhof Fachstelle Pflanzenschutz

Auch auf Ackerbohnen findet man

die schwarzen Bohnenläuse

Im Moment sieht das Berufkraut an

den meisten Orten so aus. Man erkennt

es an der hellgrünen Farbe und den

breiten lanzenförmigen Blättern

Massiver Befall mit Berufkraut in einer

extensiven Fläche. Wertvolle Pflanzen

müssen gesucht werden.