Photovoltaik Repowering

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Sonne Wind & Wärme 17+18/2012 REPOWERING Photovoltaik 112 PV-Anlage wechsel Dich Der Solarpionier Erhard Renz aus Bürstadt in Südhessen hat die Photovoltaikanlage auf seinem Wohnhaus neun Jahre vor Ablauf der EEG-Laufzeit repowert, um den Dachertrag zu steigern. Es dürfte eines der ersten Projekte dieser Art in Deutschland sein. Das Haus von Erhard Renz: links die Altanlage mit 4,32 kW, rechts das neue Solardach mit 8,88 kW Leistung. Foto: privat E rhard Renz, der sich auch als Sonnenflüsterer bezeichnet, will mit dem Repowering seiner Photovoltaikanlage primär Erfahrungen sam- meln, um diese bei Vorträgen an Interessierte weiter- zugeben. Im Jahr 2005 hatte er die zu seiner Zeit welt- größte PV-Dachanlage mit 5 MW auf einer Spedition in seinem Heimatort errichtet („Bürstädter Sonnen- fleck“) sowie bald danach eine 800 m lange Anlage auf einer Lärmschutzwand. „Durch meine eigene PV-Anlage aus dem Jahr 2001 und meine Aktionen habe ich viele Anlagen in der näheren Umgebung angestoßen. Nun waren die meisten viel moderner als meine eigene. Das wollte ich so nicht lassen“, sagt Renz augenzwinkernd. Die alte Anlage bestand aus 54 Solarex-Modulen mit je 80 W Leistung. In der Summe ergab dies eine Leis- tung von 4,32 kW und einen Stromertrag von ca. 4.160 kWh/a. Die knapp 40 m 2 Modulfläche be- deckten das Dach des Einfamilienhauses nur etwa zur Hälfte. „Ich habe die Anlage damals nur so groß ge- baut, damit ich meine Familie rechnerisch damit ver- sorgen kann“, so Renz. „Die Idee, das ganze Dach zu belegen, war mir fremd. Eigentlich haben früher die meisten Anfänger nie das ganze Dach genutzt.“ Inzwischen haben sich aber die Zeiten gewandelt und Renz sieht die Sache anders: Zum einen sind neue Module weit effizienter geworden. Renz hat aus- gerechnet, dass er mit den neuen Modulen 34 % mehr Leistung auf der gleichen Fläche erzielt. Zum anderen gibt es mit den neuen Hausspeichern für So- larstrom endlich geeignete Speichermöglichkeiten. „Zusammen mit einer intelligenten Steuerung lässt sich jetzt der Eigenverbrauch deutlich erhöhen.“ Auf seiner Mission als Solar-Redner hat Renz festgestellt, dass seine Zuhörer viele Fragen umtreiben. „In der öf- fentlichen Diskussion liegt noch lange nicht der Fokus darauf, welche Chancen wir eigentlich haben.“ Bei- spielsweise könnten mit entsprechender Hard- und Software einzelne Verbraucher im Haushalt separat angesteuert werden, um die Lastspitzen zu verschie- ben. Renz: „Ich will das jetzt selbst erleben, damit ich es anderen weitergeben kann.“ Gespräch über den Gartenzaun Doch zunächst musste Renz ein paar Dinge klären. Wohin mit der alten Anlage? Nach seiner Erfahrung gibt es keinen Gebrauchtmarkt für Altanlagen und keine Kaufverträge für gebrauchte Solaranlagen. So schlüpfte er wieder in die Pionierrolle. „Eigentlich wa- ren die Module noch tipptopp“, sagt Renz. Glückli- cherweise wusste er von seinem Nachbarn, dass er mit der Photovoltaik liebäugelt. Renz half etwas nach und bot ihm im Gespräch über den Gartenzaun an: „Du kaufst meine alte Anlage und bekommst mit dem Kaufpreis auch die Restlaufzeit meiner hohen EEG- Vergütung von 50 Ct/kWh übertragen.“ Aber welchen Preis für die Altanlage ansetzen? Bei ca. 4.000 kWh Jahresertrag und 50 Ct Vergütung er- wirtschaftet sie jährlich ca. 2.000 €, in neun Jahren

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Quelle: Sonne Wind & Wärme 17/2012 S. 112 + 113, www.agenturfrey.de Beschreibung des Solar Repowering vom Sonnenflüsterer http://www.sonnenfluesterer.de/2012/11/repowering-projekt-in-der-sonne-wind-warme/

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Sonne Wind & Wärme 17+18/2012

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voltaik

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PV-Anlage wechsel Dich

Der Solarpionier erhard renz aus Bürstadt in Südhessen hat die photovoltaikanlage auf seinem Wohnhaus neun Jahre vor Ablauf der eeg-Laufzeit repowert, um den Dachertrag zu steigern. es dürfte eines der ersten projekte dieser Art in Deutschland sein.

Das Haus von erhard renz: links die Altanlage mit 4,32 kW, rechts das neue Solardach mit 8,88 kW Leistung. Foto: privat

Erhard Renz, der sich auch als Sonnenflüsterer bezeichnet, will mit dem Repowering seiner Photovoltaikanlage primär Erfahrungen sam-

meln, um diese bei Vorträgen an Interessierte weiter-zugeben. Im Jahr 2005 hatte er die zu seiner Zeit welt-größte PV-Dachanlage mit 5 MW auf einer Spedition in seinem Heimatort errichtet („Bürstädter Sonnen-fleck“) sowie bald danach eine 800 m lange Anlage auf einer Lärmschutzwand.

„Durch meine eigene PV-Anlage aus dem Jahr 2001 und meine Aktionen habe ich viele Anlagen in der näheren Umgebung angestoßen. Nun waren die meisten viel moderner als meine eigene. Das wollte ich so nicht lassen“, sagt Renz augenzwinkernd. Die alte Anlage bestand aus 54 Solarex-Modulen mit je 80 W Leistung. In der Summe ergab dies eine Leis-tung von 4,32 kW und einen Stromertrag von ca. 4.160 kWh/a. Die knapp 40 m2 Modulfläche be-deckten das Dach des Einfamilienhauses nur etwa zur Hälfte. „Ich habe die Anlage damals nur so groß ge-baut, damit ich meine Familie rechnerisch damit ver-sorgen kann“, so Renz. „Die Idee, das ganze Dach zu belegen, war mir fremd. Eigentlich haben früher die meisten Anfänger nie das ganze Dach genutzt.“

Inzwischen haben sich aber die Zeiten gewandelt und Renz sieht die Sache anders: Zum einen sind neue Module weit effizienter geworden. Renz hat aus-gerechnet, dass er mit den neuen Modulen 34 % mehr Leistung auf der gleichen Fläche erzielt. Zum anderen gibt es mit den neuen Hausspeichern für So-

larstrom endlich geeignete Speichermöglichkeiten. „Zusammen mit einer intelligenten Steuerung lässt sich jetzt der Eigenverbrauch deutlich erhöhen.“ Auf seiner Mission als Solar-Redner hat Renz festgestellt, dass seine Zuhörer viele Fragen umtreiben. „In der öf-fentlichen Diskussion liegt noch lange nicht der Fokus darauf, welche Chancen wir eigentlich haben.“ Bei-spielsweise könnten mit entsprechender Hard- und Software einzelne Verbraucher im Haushalt separat angesteuert werden, um die Lastspitzen zu verschie-ben. Renz: „Ich will das jetzt selbst erleben, damit ich es anderen weitergeben kann.“

Gespräch über den Gartenzaun

Doch zunächst musste Renz ein paar Dinge klären. Wohin mit der alten Anlage? Nach seiner Erfahrung gibt es keinen Gebrauchtmarkt für Altanlagen und keine Kaufverträge für gebrauchte Solaranlagen. So schlüpfte er wieder in die Pionierrolle. „Eigentlich wa-ren die Module noch tipptopp“, sagt Renz. Glückli-cherweise wusste er von seinem Nachbarn, dass er mit der Photovoltaik liebäugelt. Renz half etwas nach und bot ihm im Gespräch über den Gartenzaun an: „Du kaufst meine alte Anlage und bekommst mit dem Kaufpreis auch die Restlaufzeit meiner hohen EEG-Vergütung von 50 Ct/kWh übertragen.“

Aber welchen Preis für die Altanlage ansetzen? Bei ca. 4.000 kWh Jahresertrag und 50 Ct Vergütung er-wirtschaftet sie jährlich ca. 2.000 €, in neun Jahren

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sind also noch 18.000 € zu erwarten. Aber Ab- und Wiederaufbau kosten jeweils rund 1.000 €. Beide beschlossen, dass jeder die Hand-werkerkosten bei sich übernimmt. Letztendlich wurde der Kaufpreis anhand dieses Ertragswertes ausgehandelt – das Geschäft war perfekt.

Weiter ging es mit der neuen Anlage: Renz entschloss sich, die Modulfläche von knapp 40 m2 auf ca. 60 m2 zu vergrößern. Seine Wahl fiel auf 37 Module des chinesischen Herstellers BYD, je 240 W, mit einer Gesamtleistung von 8,88 kW. Die Module kosteten etwa 16.800 €, also ca. 1.900 €/kW. Zum Vergleich: Die alten Module kos-teten pro Leistungseinheit vor elf Jahren ziemlich genau das Dreifa-che. Mit den neuen Paneelen sind etwa 9.050 kWh/a zu gewinnen, also mehr als doppelt so viel wie zuvor.

Damit der Strom nicht komplett ins öffentliche Netz eingespeist werden muss, orderte Renz nun einen Lithium-Ionen-Speicher mit 4,6 kWh Speicherkapazität. „Das EEG ist ja keine Förderung mehr, wenn ich unter dem Bezugsstrompreis abgebe. Eigentlich ist es eher ein Riesenverlust“, so Renz. Er entschied sich daher für das Speicher-system Juwi-Homepower XS, das kleinste System, mit einem Innen-leben von Prosol. Gekostet hat es 9.900 € zuzüglich 1.000 € Instal-lation. Die Anlage steht im Keller und wartet darauf, in Betrieb ge-nommen zu werden. Sollte es sich herausstellen, dass der Speicher zu klein ist, könnten weitere Batteriestacks nachgerüstet werden. „Die Herausforderung wird darin bestehen, nachts die Batterie zu leeren, damit sie morgens wieder Solarenergie aufnehmen kann“, so der Tüftler.

Netzbetreiber „noch nicht soweit“

Sein Projekt habe er von Anfang an mit seinem Netzbetreiber EWR in Worms abgestimmt. Renz ging sogar soweit, ihm nun ein Angebot zu machen: „Habt ihr Interesse, von mir Strom aus dem Speicher zu kaufen, sobald ihr diesen braucht?“ Dass er die Antwort erhielt, dass man für solche Geschäfte „noch nicht soweit sei“, stört ihn wenig. Die Idee werde sich durchsetzen: „Das lokale Netz braucht den Strom zu anderen Zeiten als ich selbst, es ist deshalb unsinnig, den Speicher nicht zum Allgemeinwohl zu nutzen.“

Dass er mit seiner neuen Anlage durch das EEG aufgefordert sei, al-les über 70 % der Eigenerzeugung abzuregeln, hält Renz für eine ab-surde Situation. Durch die Abregelung gingen künftig einige Kilowatt-stunden verloren. Dabei bestünde doch die Möglichkeit, dass sein neu-es Batteriesystem den Strom speichere, sobald 70 % überschritten seien. Indes erwiderte sein Netzbetreiber, seine Batterie könne ja zu dem Zeitpunkt voll sein und keine Kapazität mehr haben.

Renz hofft darauf, dass man vielleicht auf lokaler Ebene etwas be-wegen könne: „Die Kommune hat dem Netzbetreiber die Konzession gegeben. Man müsste künftig nur in den Konzessionsvertrag hinein-schreiben, dass der Stromaustausch innerhalb des lokalen Netzes möglich ist – und dass, ohne daraus irgendwelchen Verwaltungsauf-wand zu machen. Ich sage das, obwohl ich weiß, dass da beispielswei-se schon das Finanzamt durchdreht. Aber es macht doch keinen Sinn, dass jemand drei Häuser weiter den teuren Netzstrom kaufen muss, wenn ich ihn gerade viel günstiger abgeben könnte.“ Außerdem mache das häufige Be- und Entladen seinen Stromspeicher erst so richtig rentabel.

Renz ist überzeugt: „Alle Beteiligten haben einen Nutzen davon, wenn sich Betreiber von ihren Altanlagen trennen, eine größere bauen und mit einem Speicher kombinieren.“ Der Käufer seiner Anlage hätte sich ohne den Anreiz des günstigen Kaufs sonst keine PV-Anlage zuge-legt. Und generell müsse jede PV-Anlage irgendwann einmal repowert werden.

Martin Frey

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ALTEC Solartechnik AGIndustriegebiet 107924 CrispendorfTel. 03663 4210-0

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