Physik II Chemie IV Biologie VI TREFFPUNKT BUCH · Liebe Leserin, lieber Leser, Physik II Chemie IV...

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Liebe Leserin, lieber Leser, Physik II Biologie VI Chemie IV Dr. Doris Fischer-Henningsen, Chefredakteurin von „Chemie in unserer Zeit“. T REFFPUNKT B UCH Herbst 2011 ZEITSCHRIFTEN ELEKTRONISCHE MEDIEN U nsere Atmosphäre kann aus Sicht der Chemiker als riesiger Reaktor be- trachtet werden, dessen Inhaltsstoffe wie Aerosole und Spurengase mit- einander reagieren und so umgewandelt werden. Im Vergleich zu den über- sichtlichen Laborgefäßen ist das Geschehen in der Erdatmosphäre aber weitaus komplexer, und vieles bisher unverstanden – dennoch hängen von seinem Ver- lauf die zukünftigen Umweltbedingungen für alle Lebewesen auf unserem Pla- neten ab. V on der oft schrillen Diskussion um Treibhausgase, Klimawandel und Ozon- loch hebt sich das anlässlich des Internationalen Jahres der Chemie 2011 von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und Professor Reinhard Zell- ner herausgegebene Sachbuch wohltuend ab. In beinah dreißig Artikeln be- richten namhafte Experten über die Zusammenhänge zwischen Erdatmosphäre, Umwelt und Klimageschehen. D en Lesern der ChiuZ wird das Buch vertraut vorkommen, denn es ist im ChiuZ-Layout gesetzt und aus dem sehr erfolgreichen 2007 erschienenen ChiuZ-Themenheft zur Atmosphärenchemie hervorgegangen. Thematisch wur- de es aber enorm erweitert und umfasst auch die Chemie unter den Wolken, also Themen wie die Rolle des Wassers, die Emissionen von Methan und Lachgas aus Landwirtschaft und natürlichen Quellen, die Speicherung, Abscheidung sowie industrielle Nutzung von Kohlendioxid oder die Auswirkungen der Umwelt- gesetzgebung wie der Pkw-Abgasnormen oder der REACH-Verordnung. B ei aller angenehmen Sachlichkeit ist es durchaus auch ein Buch, das sensi- bel macht für die Verletzlichkeit unseres Planeten, weil es erkennen lässt, dass die Aufnahmekapazität unseres Reaktors Erde gegenüber schädlichen Emis- sionen endlich sein könnte. Anders als im Labor haben wir nicht beliebig viele Versuche. DORIS FISCHER-HENNINGSEN Gesellschaft Deutscher Chemiker und Reinhard Zellner (Hrsg.): „Chemie über den Wolken ...und darunter“, 238 Seiten, gebunden, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Wiley-VCH, Weinheim 2011. ISBN 978-3-527-32651-8, 29,90 R

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Physik II Biologie VIChemie IV

Dr. Doris Fischer-Henningsen,Chefredakteurin von „Chemie in unserer Zeit“.

TREFFPUNKT BUCHHerbst 2011

ZEITSCHRIFTENELEKTRONISCHE MEDIEN

Unsere Atmosphäre kann aus Sicht der Chemiker als riesiger Reaktor be-trachtet werden, dessen Inhaltsstoffe wie Aerosole und Spurengase mit-

einander reagieren und so umgewandelt werden. Im Vergleich zu den über-sichtlichen Laborgefäßen ist das Geschehen in der Erdatmosphäre aber weitauskomplexer, und vieles bisher unverstanden – dennoch hängen von seinem Ver-lauf die zukünftigen Umweltbedingungen für alle Lebewesen auf unserem Pla-neten ab.

Von der oft schrillen Diskussion um Treibhausgase, Klimawandel und Ozon-loch hebt sich das anlässlich des Internationalen Jahres der Chemie 2011

von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und Professor Reinhard Zell-ner herausgegebene Sachbuch wohltuend ab. In beinah dreißig Artikeln be-richten namhafte Experten über die Zusammenhänge zwischen Erdatmosphäre,Umwelt und Klimageschehen.

Den Lesern der ChiuZ wird das Buch vertraut vorkommen, denn es ist imChiuZ-Layout gesetzt und aus dem sehr erfolgreichen 2007 erschienenen

ChiuZ-Themenheft zur Atmosphärenchemie hervorgegangen. Thematisch wur-de es aber enorm erweitert und umfasst auch die Chemie unter den Wolken, alsoThemen wie die Rolle des Wassers, die Emissionen von Methan und Lachgas ausLandwirtschaft und natürlichen Quellen, die Speicherung, Abscheidung sowieindustrielle Nutzung von Kohlendioxid oder die Auswirkungen der Umwelt-gesetzgebung wie der Pkw-Abgasnormen oder der REACH-Verordnung.

Bei aller angenehmen Sachlichkeit ist es durchaus auch ein Buch, das sensi-bel macht für die Verletzlichkeit unseres Planeten, weil es erkennen lässt,

dass die Aufnahmekapazität unseres Reaktors Erde gegenüber schädlichen Emis-sionen endlich sein könnte. Anders als im Labor haben wir nicht beliebig vieleVersuche.

DORIS FISCHER-HENNINGSEN

Gesellschaft Deutscher Chemiker undReinhard Zellner (Hrsg.): „Chemie über denWolken ...und darunter“, 238 Seiten,gebunden, mit zahlreichen farbigenAbbildungen, Wiley-VCH, Weinheim 2011.ISBN 978-3-527-32651-8, 29,90 R

II | Treffpunkt Buch plus | Herbst 2011

PH YS I K |

Die U-Bahnlinie führt den Reisen-den zu einer ihrer 14 Haltestellen, ander ein Thema ausführlich behandeltwird. Hier bestimmt der Reisendedurch die interaktive Gestaltung dasTempo selbst. Kurze Videoausschnit-te aus dem Film sowie schön aufbe-reitete Animationen visualisieren

die Erklärun-gen auf her-vorragendeArt. Behandeltwerden unteranderem Inter-ferenz am Ein-fach- und Dop-pelspalt, diePfadintegralme-thode, Polarisa-

tionsexperimente mit Einzelphoto-nen und ein Ausblick auf Quanten-computer.

Alles in allem haben mich dieKonzeption und die praktische Um-setzung dieses Themas ohne Ein-schränkungen überzeugt. Die DVDeignet sich für Schüler der Sekundar-stufe II ebenso wie für alle an derQuantenphysik Interessierte, die überein halbwegs fundiertes GrundwissenPhysik verfügen. Lediglich einige wei-terführende Stationen, beispielsweisezur Bellschen Ungleichung oder demQuantencomputer, erfordern etwasArbeit – die sich allerdings lohnt. Siefordert zudem dazu auf, sich mit demÜbergang von klassischer Physik zurQuantenphysik auseinanderzusetzen.

Der U-Bahnplan teilt übrigens ei-ne aus vielen Großstädten bekannteEigenschaft, es sind mehrere Linienvorgesehen. Bleibt zu hoffen, dassder Ausbau der Linien U2 (atomicwave line) und U3 (complex dimen-sion line) vorankommt, die Nutzerwarten bereits neugierig.

Quantendimensionen – Doppel-spalt, Verschränkung, Quanten-computer, Science Motion und Klett-Verlag, Münster 2010, ISBN: 978-3-12-772611-4. 29,95 R.www.sciencemotion.de

Prof. Michael Vollmer, FH Brandenburg

dieser Stelle gewünscht, etwas über r- und s-Prozesse des Neutronenein-fangs und damit die Entstehung vonschweren Elementen jenseits vonEisen zu erfahren.

Der Abschluss des Astronomie-teils über die Entstehung der chemi-schen Elemente wird mit einem wört-lichen Zitat über gleich drei Seitenaus dem Buch von Arrhenius zumStand des Wissens von vor 80 Jahreneingeleitet; die historischen Schwarz-weiß-Abbildungen geben kaum zu-sätzliche Informationen. Und nocheine Anmerkung: Abbildung 63 zeigtnicht die Andromeda-Galaxie, son-dern die Spiralgalaxie M51.

Lava, Magma, Sternenstaub.Georg Schwedt, 217 S., 63 Abb.,Wiley-VCH, Weinheim 2011, geb.24,90. ISBN: 978-3-527-32853-6.

Dr. Norbert Junkes, MPI für Radioastronomie

DV D : Q UA N T E N PH YS I K |Auf ProfessorOmegas SpurDie neue, exzellente DVD vonSciencemotion beschreibt und visua-lisiert Quanteneffekte auf eine profes-sionelle und doch spielerische Artund Weise. Sie bietet zwei Herange-hensweisen. Zum einen kann maneinen Film namens Schattenweltenanschauen, der in einer spannenden,krimiähnlichen Art die Suche zweierStudenten nach einem verschwunde-nen Professor Omega zeigt. Amüsantist dabei auch der Auftritt des Haus-meisters Harald Lesch.

In den Film eingeblendet findetman an jeweils passender Stelle Sym-bole einer hypothetischen U-Bahnli-nie, der Nonlocality Line. Sie ermög-licht den zweiten, interaktiven Zu-gang mit Schwergewicht auf demWelle-Teilchen-Dualismus und demmodernen Forschungsthema derNichtlokalität bei verschränkten Pho-tonenpaaren.

KOS M O C H E M I E |Die ElementeDer Untertitel „Chemie im Innerenvon Erde, Mond und Sonne“ weistdarauf hin, dass das Buch sehr breitangelegt ist. Es geht von den literari-schen Reisen eines Jules Verne überTiefbohrungen und Vulkanismus zuEntstehung und Aufbau der Erde, von Spektralanalyse und Astroche-mie über das Sonnensystem zur Ent-stehung der chemischen Elemente im Universum.

Der Autor schreibt im Vorwort,dass er „vor allem eine (historischakzentuierte) Einführung in dierasant wachsenden Gebiete derGeo- und vor allem Kosmoche-mie bieten möchte.“ Selbst unter die-ser Prämisse mutet es aber merkwür-dig an, dass die Abbildungen im astro-nomischen Teil des Buches zu einemguten Teil aus rund 80 Jahre alten po-pulärwissenschaftlichen Astronomie-büchern von Svante Arrhenius oderBruno Bürgel stammen.

Insgesamt stellt sich ein zwiespäl-tiger Eindruck ein. Es lässt sich gut indem Buch schmökern, es bietet eine

ganze Reihevon Informati-onen und auchAnregung zuExkursionen.Ob VulkanparkEifel mit demdeutschen Vul-kanmuseum inMendig oderRadioteleskop

Effelsberg – Schwedt macht Lust dar-auf, diese Orte kennenzulernen. Eini-ge Informationen bleiben aber dochan der Oberfläche oder sind nichtauf dem neuesten Stand. Das be-trifft auch die Literatur.

So schließt das Buch mit der Ele-mententstehung in Zusammenhangmit Supernova-Explosionen. Die Su-pernova 1987A wird beschrieben,das Ganze endet mit Minkowskis ver-alteter Unterteilung in SupernovaeTyp I und II. Ich hätte mir speziell an

Physik in unsererZeit finden Sie imInternet unterwww.phiuz.de

M AT H E M AT I K |Lösung einer altenFrageWer glaubt, dass die Lösung einesmathematischen Problems wie einelogische Perlenkette aussieht, auf derabwechselnd Theoreme und Beweiseaufgefädelt sind, der irrt. Schon das„Gebäude der Mathematik“ ähnelteinem zugigen Rohbau, in den eineGruppe von Idealisten im späten

19. Jahrhun-dert bei laufen-dem Betriebeinzuziehenversucht hat.

Das lehrtauch GeorgeSzpiros Buchüber die Kep-ler-Vermutung,eine Frage, die

387 Jahre lang ungelöst blieb: Han-deln Obsthändler geschickt, wenn sieihre Melonen so schichten, dass diezweite Lage in die Zwischenräumeder ersten kommt? Ist ihre Kugel-packung tatsächlich die, die am we-nigsten (nämlich nur knapp 26 Pro-zent) Platz verschwendet?

Sie ist es – das bewiesen ThomasHales und Samuel P. Ferguson vor 13 Jahren. Auf welchem Durcheinan-der aus Vermutungen, Erfolgen, feh-lerhaften und später korrigierten Be-weisen sie aufbauten, erzählte Szpiro,der nicht nur Mathe-Autor, sondernauch Israel-Korrespondent der NeuenZürcher Zeitung ist, seinen Lesernschon 2003 auf Englisch.

Nun kam die deutsche Überset-zung heraus, und man merkt schnell,dass es gar nichts ausmacht, wennman die Auflösung kennt – so span-nend und ungeheuer detailreichist das Buch. Es geht auf die Irrungenund die menschlichen Schicksale ein,die mit der Kepler-Vermutung ver-woben sind. Die Mathematik stelltSzpiro anschaulich und mit vielenBildchen dar, harte Beweise wurdenin den Anhang verbannt. Das erfor-derliche mathematische Vorwissen ist

Herbst 2011 | Treffpunkt Buch plus | III

N E U E R S C H E I N U N G E N | PH YS I K

etwa das der gymnasialen Oberstufe,wenn es mit etwas Wikipedia angerei-chert wird.

Die Keplersche Vermutung. GeorgeSzpiro, 325 S., 90 Abb., Springer-Ver-lag, Heidelberg 2011, geb. 29,95 R.ISBN 978-3-642-12740-3

Dr. Andreas Loos, FU Berlin

KO M PA K T E S W I SS E N |Physik imSauseschrittEine allgemeinverständliche Ge-schichte der modernen Physik zuschreiben ist ein ebenso verdienst-volles wie schwieriges Unterfangen.Dem emeritierten PhysikprofessorSiegmund Brandt ist dies nur ansatz-weise gelungen.

Auf nur 120 Seiten treibt er denLeser durch hundert Jahre Physik.Dabei strebt er in den Einzelkapiteln

möglichst Voll-ständigkeit an,was zu einerFülle von Na-men und Ent-deckungenführt. Darunterleidet die Ver-ständlichkeit:Die Quanten-elektrodynamik

auf drei (kleinformatigen) Seiten,Quantenchromodynamik auf zweiSeiten, Supraleitung auf eineinhalbSeiten. Da bleibt kein Platz für eintieferes Verständnis.

Fazit: Das Buch ist eine reiche Ge-schichtsquelle für Kenner der moder-nen Physik. Physikstudenten bei-spielsweise können einiges lernen.Der interessierte Laie wird aber vie-lem nicht folgen können.

Geschichte der modernen Physik,S. Brandt, 128 S., Abb., Verlag C. H.Beck, München 2011, brosch.,8,95 R. ISBN: 978-3-406-62176-5.

Dr. Thomas Bührke, Red. Physik in unserer Zeit

N EU E R S C H E I N U N G E N VO NJ O H N W I L E Y & S O N S , I N C . |

A. Blackman et al.

Chemistry2. Aufl., 1200 S., brosch., ca. 65,90 R. ISBN: 978-1-74246-707-8

E. Boeker, R. van Grondelle

Environmental PhysicsSustainable Energy and Climate Change3. Aufl., 456 S., brosch., ca. 51,90 R. ISBN: 978-0-470-66676-0

J. R. Davies, N. B. Krebs, I. West

An Introduction to BehaviouralEcology4. Aufl., 528 S., brosch., ca. 44,90 R. ISBN: 978-1-4051-1416-5

G. J. Tortora, M. Nielsen

Principles of Human Anatomy1056 S., geb., ca. 65,90 RISBN: 978-0-470-56705-0

J. W. Dale, M. von Schantz, N. Plant

From Genes to GenomesConcepts and Applications of DNA Technology400 S., brosch., ca. 41,90 R. ISBN: 978-0-470-68385-9

IV | Treffpunkt Buch plus | Herbst 2011

C H E M I E |

F Ü R D E N N AC H W U C H S |Marie CurieDer drohende Supergau der Atommei-ler in Japan war die Kulisse, vor derich meinen Testhörern Maja NielsensBuch „Marie Curie – die Entdeckungder Radioaktivität“ vorlas. Im Buchsteht das Leben von Marie Curie imMittelpunkt. Wie sie sich für die Natur-wissenschaften begeisterte und wel-che Mühen sie auf sich nahm, um stu-dieren zu können. Großen Raum neh-men ihre Familie und Weggefährtenein. Nielsen schildert die Forschungs-bedingungen Ende des 20. Jahrhun-derts und schreibt darüber, dass Curiedie erste Doktorandin der Physik undspäter erste Professorin in Paris war.

Die im Titel ebenfalls vorkommen-de Radioaktivität stand im Brenn-punkt des Interesses meiner Test-hörer im Alter von 12-14 Jahren. Siewollten den Zerfall verstehen; auch,warum verschiedene Elemente unter-schiedlich gefährlich sind. Hier hatdas Buch seine große Schwäche. Vieleeingeschobene Kästen fassen die Le-bensdaten der Protagonisten zusam-men, stellen Schulen oder Universitä-ten vor. Was aber ein Isotop ist, wirdnicht erläutert. Die dargestellte Zer-fallsreihe von Uran bis Blei bleibt beigenauerem Hinsehen unverständlich.Ohne die drei radioaktiven Strahlenar-ten zu erklären, ist nicht zu begrün-den, warum etwa Radium zweimalvorkommt – und wieso zwei andereElemente dazwischen stehen.

Die Stärke des Bandes liegt darin,auch weniger interessierte Leser andie Physik heranzuführen. Die Aufma-chung mit großer Schrift und vielenBildern ist einladend. Die Fotos sindgut ausgewählt. Unklar bleibt, wel-ches Lesealter angesprochen werdensoll. Optisch werden Jüngere ange-sprochen, die Texte sind gut lesbar.Das Buch ist sicher nicht als Vorlese-buch konzipiert, aber die direkteReaktion war interessant. Den Test-hörern gefiel gerade, dass nicht dieRadioaktivität im Mittelpunkt stand,sondern die Person. Sie staunten, wie

lang die Radioaktivität schon bekanntist. Erwachsene mögen eher staunen,wie kurz die Zeitspanne von der Ent-deckung 1897 bis zur ersten Atom-bombe war.

Es werden viele Entdeckungenund die Arbeit im Labor beschrieben,doch ohne das Grundverständnis derphysikalischen Vorgänge geht ein Teilder Bedeutung verloren. Eine klareEntscheidung für etwas ältere Leserund für eingehendere Erläuterungender wissenschaftlichen Begriffe wäredem Thema Radioaktivität zuträglichgewesen. So bleibt es in der Kinder-sachbuch-Reihe vor allem ein gelun-gener Band über Marie Curie undihren Beitrag, den Weg von Frauen indie Wissenschaft zu ebnen.

Marie Curie. Die Entdeckung derRadioaktivität. Von Maja Nielsen.Gerstenberg Verlag, Hildesheim2010. 64 Seiten, durchgängig farbigmit vielen Abb., gebunden. 12,90 R. ISBN 978-3-8369-4848-7

Sylvia Feil, Burgdorf

L E B E N S G E S C H I C H T E |Robert Koch

Anlässlich seines 100. Todestages ha-ben Johannes W. Grüntzig und HeinzMehlhorn eine neue Biografie überRobert Koch, dem Begründer dermodernen Bakteriologie und der klini-schen Infektiologie, vorgelegt. DasNeuartige an dieser Koch-Biografie ist,dass neben erstmals veröffentlichtenAuszügen aus Briefen, Reiseberichtenund anderen Dokumenten auch dieverschollene Autobiografie seiner zwei-ten Frau Hedwig Koch-Freiberg einbe-zogen wurde. Die Ehe mit der deutlichjüngeren Hedwig, die seine wissen-schaftlichen Visionen inspirierte undförderte, wurde in den meisten ande-ren Koch-Biografien ausgeblendet.

Dieses Buch dokumentiert auchRobert Kochs Wirkungsgeschichteund die Geschichte der Seuchen-bekämpfung am Ende des 19. und zu

Beginn des 20. Jahrhunderts. Darüberhinaus spannt es einen Bogen von derPest im Mittelalter bis zur jüngstenSchweinegrippe-Pandemie. Ergänztwird der Text durch Zusatzinforma-tionen im lexikalischen Stil überbestimmte Infektionskrankheiten amEnde einiger Kapitel.

Die Lebensgeschichte von Robertund Hedwig Koch wird in neun Kapi-tel erzählt. Die Beschreibungen derPest-Epidemien des 14. und des 20. Jahrhunderts, der deutschen Kolo-nialzeit, der Entdeckung der Prionenund der Chronik der Schweinegrippe,die in den sechs übrigen Kapiteln ge-schildert werden, bilden den Rahmender Biografie.

Dieses sehr umfangreiche Buch istdurch eine Unzahl von Einzelinforma-tionen charakterisiert, was manchemLeser vielleicht zu viel sein mag. Den-noch ist den Autoren ein spannen-des Zeitzeugnis zum Leben vonRobert Koch gelungen. Vor allemden Lesern, die sich für die Geschich-te der Tropen- und Seuchenmedizinwährend der deutschen Kolonialzeitinteressieren, bietet das Buch einefaszinierende Lektüre.

Robert Koch. Seuchenjäger undNobelpreisträger. Von Johannes W.Grüntzig und Heinz Mehlhorn.Spektrum Akademischer Verlag,Heidelberg 2010. 1096 Seiten, 500 Abb., gebunden, 99,95 R.ISBN 978-3-8274 2710-6

Priv.-Doz. Dr. Dietmar Steverding,University of East Anglia,Großbritannien

S TO F FG E S C H I C H T E N |AlltagschemieStoffgeschichten, in denen über be-stimmte chemische Verbindungen inForm einer kurzen Kulturgeschichteberichtet wird, erfreuen sich derzeitbeträchtlicher Beliebtheit und sind imPrinzip gut geeignet, die Vorurteilevon Laien gegenüber „Chemikalien“aller Art vielleicht nicht zu beseitigen,

Chemie in unsererZeit finden Sie imInternet unterwww.chiuz.de

Herbst 2011 | Treffpunkt Buch plus | V

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aber doch ins Wanken zu bringen. Imvorliegenden Band werden die „Haus-haltschemikalien“ Zucker, DDT, Ani-lin, Soda, Benzin, Chinin, Penicillin,Alkohol (Ethanol), Gummi, Coffein,Ammoniak und Antibabypille behan-delt – eine Auswahl, die im großenund ganzen wohl auch auf die Zustim-mung der Leute vom Fach stoßendürfte (wenngleich sie natürlich belie-big verlängerbar ist: Aspirin, PVC,Nylon, Styropor etc.).

Die einzelnen Geschichtensind fesselnd geschrieben, begin-nen meistens mit der Historie der je-weiligen Subtanz, schildern Problemebei ihrer Entdeckung oder erstmali-gen Gewinnung, stellen ihre heutigeBedeutung vor, ob sie „giftig“ istu.v.a.m. Das Ziel, dem allgemeinenLeser sowohl die Bedeutung dieserSubstanzen als auch die spezifischenReize der Chemie nahe zu bringen,wird überwiegend erreicht. Man kanndas Buch ohne Bedenken der Chemieferner oder ablehnend Gegenüber-stehenden in die Hand drücken.

Dieser Auflistung positiver Seitendes Textes steht allerdings eine ganzeReihe von gewichtigen negativengegenüber. Das beginnt mit dem di-stanzlosen, anbiedernd-schnoddrigenStil, der Verwendung vieler derzeitig„angesagter“ Wörter und Begriffe, dieeine Aktualität vortäuschen, die garnicht vorhanden ist. Das oft peinlicheder Jugendsprache liegt ja in ihrermeist geringen Haltbarkeit: heute mo-dern (der Autor würde sagen: hipp),morgen vergessen.

Dazu kommt, dass der Autor im-mer wieder nicht nur vom Hölzchenauf Stöckchen kommt, sondern auchnoch aufs Ästchen und Zweiglein(und zurück). So macht der Text anvielen Stellen den Eindruck von „ge-drucktem Wikipedia“, was er vermut-lich auch häufig ist. Hier wäre deutli-che Zurückhaltung angebracht gewe-sen, besonders wenn es „ins Politi-sche“ geht. Natürlich kann man z.B.im Kapitel „Anilin“ etwas zu Schenzin-gers gleichnamigem Buch sagen, dasja auf die Berufswahl vieler Chemikereiner bestimmten Generation einendeutlichen Einfluss gehabt hat. Aber

was hat die Substanz, über die jaeigentlich berichtet werden soll, ineinem Buch dieser Art mit der Nazi-Vergangenheit Schenzingers zu tun?

Erfreulich ist, dass der chemi-schen Formelsprache und chemi-schen Fakten nicht ausgewichenwird, was populärwissenschaftlicheTexte ja gerne tun, um den Leser an-geblich vor zu viel „Chemiekram“ zuschützen. Leider tauchen aber geradein diesem Bereich immer wieder (er-staunliche: der Autor ist promovierterChemiker) Fehler auf: so ist von „Koh-lehydraten“ die Rede, Chlorbenzolwird zu einem weißen Pulver, gesät-tigte Kohlenwasserstoffe setzen an-geblich beim Verbrennen „10 Kilo-wattstunden Energie frei“, das Kreis-symbol für die p-Elektronen des Ben-zolrings muss, so wie es im Buch ver-wendet wird, den Leser eher verwir-ren als erleuchten, die Summenformelfür Isopren ist falsch, ebenso wie des-sen IUPAC-Name, die Strukturformelfür „Furfurylthiol“ enthält zwei C-Ato-me zuviel usw. Für den Laien sind die-se Fehler nicht weiter schlimm, demChemiker signalisieren sie eher zuhohes Tempo bei der Texterstellungund er wird auch gegenüber anderenAussagen misstrauisch. Fazit: eineordentliche, gelegentlich spannendeDarstellung der Chemie des Alltags –aber auch eine mit ordentlichenMängeln.

Von Alkohol bis Zucker. Von Christian Mähr. Dumont Buch-verlag, Köln 2010. 1. Auflage, 224 Seiten, broschur, 16,95 R.ISBN 978-3832-195496

Prof. Dr. Henning HopfInstitut für Organische ChemieTU Braunschweig

UMWELTWISSENSCHAFTEN |Wasser und mehrVor mehr als 20 Jahren haben LauraSigg und Werner Stumm ein Lehrbuchfür Studierende umweltwissenschaftli-cher Studiengänge konzipiert und ge-

schrieben, welches die AquatischeChemie systematisch und naturwis-senschaftlich exakt darstellt. DiesesBuch ist mittlerweile zum Standard-Lehrbuch auf diesem Gebiet gewor-den und nunmehr in der fünften Auf-lage erschienen.

Basierend auf den Gesetzmäßig-keiten der Lösungschemie werdenalle für aquatische Systeme wich-tigen Reaktions- und Verteilungs-gleichgewichte behandelt: Säure-Base-Reaktionen, Fällung und Auf-lösung, Redoxprozesse, Gas/Wasser-Gleichgewichte, Komplexbildung,Grenzflächenprozesse. Weitere The-men sind unter anderen die Carbonat-gleichgewichte, die Speziierung vonMetallionen sowie biogeochemischeStoffkreisläufe. Die thermodynami-schen und kinetischen Grundlagenwerden dabei immer an konkretenBeispielen erläutert. Beigefügte Aufga-ben (mit Lösungen) animieren denLeser zur aktiven Auseinandersetzungmit den behandelten Themen.

Die fünfte Auflage unterscheidetsich von der vorhergehenden deutlichdurch umfangreiche Ergänzungenund Aktualisierungen in den einzel-nen Kapiteln. Zudem wurde ein Kapi-tel zu Anwendungen der theoreti-schen Grundlagen auf verschiedeneGewässertypen hinzugefügt. Das oh-nehin schon sehr gute Buch hat damitnochmals an Qualität gewonnen.Erfreulicherweise ist nun auch diedrucktechnische Gestaltung der in-haltlichen Qualität angemessen, voneinigen wenigen schlechten Bild-reproduktionen einmal abgesehen.

Dieses Buch ist ohne Einschrän-kung zu empfehlen und ein Muss füralle, die sich vertieft mit den Fragender Wasserchemie beschäftigen wol-len, sei es im Studium oder in derberuflichen Praxis.

Aquatische Chemie. Einführung indie Chemie natürlicher Gewässer.Von Laura Sigg und Werner Stumm.UTB Verlag, Stuttgart 2011.524 Seiten, broschur, 38,90 R.ISBN 978-3-8252-8463-3

Prof. Dr. Eckhard Worch, TU Dresden

VI | Treffpunkt Buch plus | Herbst 2011

B I O LO G I E |

phänomene in die Erklärungen ein-bezogen werden. Um die trockenenHintergründe zum feuchten Elementlesefreundlicher zu gestalten, bedientsich der Autor zuweilen auch salop-per Formulierungen, beispielsweise„Wasser bekommt Zustände“ oder„Wasser ist nicht ganz normal“.Das macht er jedoch so geschickt,dass dadurch der Sachhintergrundnicht verfälscht wird – im Gegenteil:dadurch wird eher die Motivation ge-fördert, sich mit der Thematik ausein-anderzusetzen. Dazu zwei Beispiele:Kremer stellt den Wasserhaushalt ei-ner Pflanze in so anschaulicher Weisedar, dass die biophysikalischen Detailsviel von ihrer abschreckenden Ab-straktheit verlieren. Ähnlich verfährter mit den insbesondere für Schülergeheimnisumwitterten Eigenschaftenvon Sauerstoff als Reaktionspartner.Weitere Themenschwerpunkte sinddas globale Wasservorkommen undder Wasserkreislauf sowie experimen-tell begleitete Kapitel zu den physika-lisch-chemischen Eigenheiten vonWasser. Danach geht es um die phy-siologische Bedeutung von Wasser inLebewesen, ebenfalls mit im Unter-richt gut umsetzbaren (Kurz-)Experi-menten. Im Schlusskapitel kommt derÖkologe zu Wort: aquatische Ökosy-steme, Angepasstheiten von Wasser-lebewesen sowie der Umgang mitAbwasser und der Wasserrückgewin-nung.

Mein Fazit: Bruno P. Kremer hatsein Ziel, naturwissenschaftliche Zu-sammenhänge zum Rahmenthema„Wasser“ interdisziplinär zum Lernen,Lehren und Lesen verständlich aufzu-bereiten, in jeder Form erreicht. DerLeser wird in vielen TextpassagenZeuge davon, dass Kremer ein erfah-rener Pädagoge ist, der „Verständnis-klippen“ kennt und dabei hilft, dieseerfolgreich zu umschiffen.

Wasser! Ein Lern- und Lesebuch.Naturstoff – Lösemittel – Lebensraum.Bruno P. Kremer, Schneider Verlag,Hohengehren, 2010. 192 S., 18,00 R.ISBN 978-3834008107.

Dr. Christiane Högermann, Osnabrück

ren über die Bäume Nordamerikas,der ebenfalls 2010 erschien.

Bäume Mitteleuropas. Von Aspe bis Zirbel-KieferA. Roloff, H. Weisgerber, U. Lang, B. Stimm, Wiley-VCH, Weinheim,2010. 479 S., 24,90 R. ISBN 978-3-527-32825-3.

Prof. Volker Storch, Universität Heidelberg

U N T E R R I C H T |Wasser im FokusDieses unterhaltsame „Kompaktan-gebot“, so der Autor, zum NaturstoffWasser als „Multifunktionstalent“ folgtder zeitgemäßen Tendenz, dass Was-ser im biologischen Kontext immermehr in den Fokus rückt und dasnicht nur als Durstlöscher – ein imRahmen der Trinkwasserverordnungebenfalls im Buch berücksichtigter

Aspekt. In ers-ter Linie wid-met sich BrunoP. Kremer dennaturwissen-schaftlichenHintergründendes H2O. DieZusammen-schau reicht

von den atomaren Eigenschaften bishin zu Gewässer-Ökosystemen. Sie istvorwiegend für den Lehrenden imSekundarbereich I verfasst und dürftehier von der Thematik und dermethodisch-didaktischen Konzeptionher eine Marktlücke füllen. Aber nichtnur für diesen Altersbereich erfülltdas Buch alle notwendigen Vorausset-zungen, auch im Sekundarbereich IIkann es bei der Erklärung so man-chen Phänomens hilfreich sein. BeimDurchblättern fällt die geringe Anzahlan veranschaulichenden Grafiken auf,das macht aber überhaupt nichts,denn die gut verständliche Darstel-lung abstrakt-komplexer Sachverhaltebraucht nur in Einzelfällen „optischeAufheller“, zumal auch häufig Alltags-

Biologie in unsererZeit finden Sie imInternet unterwww.biuz.de

B OTA N I K |Die Bäume der JahreAuf 479 Seiten, reich und geschmack-voll bebildert und mit weiterführen-der Literatur versehen, stellen dieAutoren über 40 Laub- und Nadel-

baum-ArtenMitteleuropasvor. Alphabe-tisch geordnetgeht es vonden Ahorn-Arten bis zuden Weidenund von derEibe bis zum

Wacholder. Jede Art wird zunächstmit wissenschaftlichem Namen, indeutscher, englischer, französischerund italienischer Sprache sowie miteinem Farbfoto vorgestellt.

Es folgen Angaben zur Verbrei-tung und Waldgeschichte, Angabenzu Habitus, Blättern/Nadeln, Spross,Blüte, Frucht, Samen, Rinde, Holz,Wurzel, Wachstum und Ertrag, Ver-jüngung und Anzucht, Ökologie,Pathologie, Nutzung und weiteren,jeweils der betreffenden Art ange-passten, interessanten Fakten.

Der Beschreibung der einzelnenArten ist in den meisten Fällen einLiteraturverzeichnis (manchmal mitüber 100 Zitaten!) angefügt. DieAutoren betonen, dass sämtliche„Bäume des Jahres“ ausführlich dar-gestellt wurden. Der „Baum des Jah-res“ wird in Deutschland seit 1989durch ein Kuratorium ausgewähltund der allgemeinen Öffentlichkeitpräsentiert.

Man wünscht sich, dass dieses in-haltsreiche Buch eine weite Verbrei-tung findet. Ein erheblicher TeilMitteleuropas ist bewaldet undwird von den Baum-Arten einge-nommen, die hier vorgestelltwerden. Manche Arten wurden je-doch auch eingeführt, darüber kannman einiges in einem weiteren Werkfinden: Ganz ähnlich ist die Aufma-chung eines Bandes derselben Auto-

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| B I O LO G I E

E VO LU T I O N |Eine Theorie und ihre Folgen

Das Darwinjahr 2009 hat demBuchmarkt ja eigentlich genug neueEvolutionsbücher beschert. Aber dasBuch von Gerhard Schurz ist anders.Es geht hier nicht um Stammbäumeund Fossilien. Es geht um die gedank-lichen Hintergründe der Evolutions-theorie und um die Folgen für dasWeltbild. In einer Zeit, in der mehrdenn je über die kulturelle Identitätder westlichen Welt diskutiert wird,sollten auch Biologen unter der Evolu-tionstheorie mehr verstehen als Ab-stammungslinien, cladistische Auf-zweigungen und Sequenzalignierun-gen.

Das Buch behandelt nicht nur diebiologische Evolution, sondern auchdie Evolution des Kosmos und derKulturen. Das führt, wie der Unterti-tel des Buches sagt, zu einer Verallge-meinerung der Evolutionstheorie. Da-bei wird ausführlich auf den Begriffder Meme eingegangen, den Dawkins1976 mit seinem Buch „Das egoisti-sche Gen“ eingeführt hat.

Schurz führt aus, warum derKerngedanke der Evolution, die Ent-stehung komplexer Strukturen ohnePlanung und Schöpfung, der Com-monsense-Intuition widerspricht undwarum das Evolutionsdenken einAffront gegen alle religiösen und auchmanche gesellschaftspolitischen Welt-bilder ist. Viele große Entdeckungenhaben ihre Vorläufer bereits in derAntike gehabt, wie die Abkehr vomGeozentrismus oder die Relativitätvon Raum und Zeit; nicht aber dieVorstellung von der Selbstentstehungund Selbstorganisation komplexerSysteme aufgrund von Vermehrung,Veränderung und Selektion.

Schurz vertritt die Überzeu-gung, dass Religiosität auf geneti-schen Anlagen basiert, die in derEvolution des Menschen positivselektioniert wurden. Sonst könneman nicht erklären, warum Religion

in allen Kulturen existiert. Hätte dieReligion keine genetische Basis, sohätte sie zumindest in einigen isolier-ten Naturvölkern oder Kulturen auchverloren gehen müssen und dortnicht wieder spontan entstanden seindürfen. Hier widerspricht Schurz derAuffassung von Dawkins, der Religionfür eine „Meme“ hält, die – einmalentstanden – stabil von Generation zuGeneration weiter getragen wird.Auch die historische Tatsache, dasstrotz des wiederholten Verlustes derAutorität von religiösen Weltbildernund Moralgeboten das religiöse Be-dürfnis der Menschen im gegenwär-tigen Hightech-Zeitalter nicht ge-schwunden, sondern nach wie vormassiv vorhanden ist, deutet auf einegenetische Grundlage hin.

Das Buch ist von einem Philoso-phen geschrieben. Daher sind diebiologischen Beispiele, die sichhauptsächlich im Kapitel I/2 finden,ein bisschen zu fragmentarisch dar-gestellt. Weniger biologische Einzel-tatsachen, dann aber mehr auf dasGesamtanliegen des Buches zuge-schnitten (verallgemeinerte Evoluti-onstheorie), wären angebrachtergewesen, denn der biologisch vor-gebildete Leser kennt die biologi-schen Fakten der Evolution besser aus anderen Büchern.

Wer Gedankengänge und Tat-sachen überprüft, bevor er sie über-nimmt, wer sich nur dem „zwanglo-sen Zwang“ des besseren Argumentsbeugt, der wird von dem Buch den-noch begeistert sein. Wer jedoch daskonsequente Denken für eine Einen-gung unseres Seins hält und Illusio-nen über die klare und distinkteVernunft stellt, der wird dieses Buchablehnend beiseitelegen.

Evolution in Natur und Kultur – Eine Einführung in die verall-gemeinerte EvolutionstheorieGerhard Schurz, SpektrumAkademischer Verlag, Heidelberg2011. 436 S., 39,95 R.ISBN 978-3-8274-2665-9.

Prof. Werner Kunz, Universität Düsseldorf

PA L Ä O N TO LO G I E |Dinosaurierrauschund Forscherleben

Bei diesem großformatigen und reichbebilderten Band kommt richtigFreude auf! Der Autor zeichnet dieEntdeckungsgeschichte der faszinie-renden Welt der Dinosaurier in fünfKapiteln nach: Er beginnt im frühen19. Jahrhundert mit den ersten Be-schreibungen von Knochenfragmen-ten durch William Buckland undGideon Mantell, beschreibt den„großen Dinosaurierrausch“ imfrühen 20. Jahrhundert, die „Dino-saurier-Renaissance“ von 1960–1990,die Entdeckung „der neuen Vielfaltmit Federkleid und Fell“ sowie dieneuesten Dinosaurier-Funde des 21. Jahrhunderts und endet mit Glos-sar, Darstellungen von Forscher-Per-sönlichkeiten sowie Literatur. Jedesder fünf genannten Kapitel ist in 12–17 Abschnitte gegliedert, so dassinsgesamt eine Serie von über 70 Ein-heiten entstanden ist, die einzeln undunabhängig voneinander gelesenwerden können.

Etwa die Hälfte des Buchumfangesnehmen Abbildungen ein, meist far-big, bisweilen ganzseitig, immer an-sprechend – zu sehen sind beispiels-weise Rekonstruktionszeichnungen,historische Fotos, Karten usw.Wissenschaftshistorisch ist gut zu verfolgen, wie sich das Bild der Dinosaurier gewandelt hatund wie liebgewonnene Vor-stellungen aufgegeben werdenmussten. Ebenfalls interessant dieLeidenschaft, mit der viele Entdeckerden Fossilien nachspürten und nochnachspüren.

Die faszinierende Entdeckung der DinosaurierDarren Naish, Theiss, Stuttgart,2010. 192 S., 34,95 R. ISBN 978-3-8062-2325-5.

Prof. Volker Storch, Universität Heidelberg

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