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Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. (2. Kor 12,9) Pilgerreise nach Israel 27. Oktober – 4. November 2012

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Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

(2. Kor 12,9)

Pilgerreise nach Israel 27. Oktober – 4. November 2012

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Programm

Sa. 27. Oktober Ankunft in Tel Aviv Transport nach Jerusalem zum Jaffa Tor Abendessen und Übernachtung im LUTHERISCHEN GÄSTEHAUS St. Mark’s Road, Old City Jerusalem Tel: 00972-2-626 6888, Fax: 02-628 5107 18.00 Uhr Einführung in das Thema der Reise Dr. Jörg Bremer, Pastorin Dr. Petra Heldt Nachtspaziergang durch die Via Dolorosa zur Anastasis So. 28. Oktober 09.30 Uhr Gespräch mit Propst Schmidt

10.30 Uhr Gottesdienst in der Erlöserkiche (unter Mitwirkung des Ordens)

12.30 Uhr Mittagessen im Restaurant Bulghourji im Armenischen Viertel- nicht im Preis enthalten

14.00 Uhr Besichtigung der Ausgrabungen unter der Erlöserkirche Prof. Dr. Dr. Dr. Dieter Vieweger, Deutsches Archäologisches Institut

18.00 Uhr Transfer im Bus vom Jaffa Tor zum Auguste Victoria Gelände auf dem Ölberg. Besuch der Himmelfahrtkirche.

Pfarrerehepaar Michael und Ulrike Wohlrab Abendessen im „Cafe Auguste“ mit Dr. Gil Yaron „Jerusalem Bedeutung für drei Religionen“ Rücktransfer zum Jaffa Tor

Mo. 29. Oktober 08.30 Uhr Besuch der Anastasis zu Fuß 10.30 Uhr Besuch des Griechisch Orthodoxen Patriarchen Anschließend freie Zeit und Mittagessen je nach Bedarf und Wunsch

14.00 Uhr Besuch der Ecole Biblique, Gespräch mit P. Eienne Nodet op über die frühe Kirche

16.00 Uhr Fahrt vom Jaffa Tor nach Abu Ghosh – Johanniterkirche Rückfahrt nach Jerusalem 19.30 Uhr Besuch und Abendessen im Johanniter Hospiz 20.00 Uhr Gespräch über die politische Lage, Hans-Christian

Rössler, FAZ Korrespondent Di. 30. Oktober 08.30 Uhr Bus Transfer nach Yad Vashem – Führung mit Karin Dengler 11.30 Uhr Abfahrt nach Bethlehem – Besuch der Geburtskirche

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13.00 Uhr Mittagessen im Restaurant Al Andalus 13.45 Uhr Abfahrt nach Mar Theodosius und Mar Saba, Klöster in der Wüste 16.30 Uhr Besuch und Gespräch im Malteserkrankenhaus Zur heiligen Familie in Bethlehem bei Dr. Keutgen 19.00 Uhr Abendessen im Hotel 20.00 Uhr Besuch und Gespräch von und bei RA Elias Khoury Mi. 31. Oktober 09.00 Uhr Abfahrt vom Jaffa Tor nach Jericho Zum Berg der Versuchung – Auf- und Abstieg mit der Seilbahn Mittagessen in Jericho 13.00 Uhr Weiterfahrt zur Festung Belvoir Und dann zum Abendessen und Übernachtung im PILGERHAUS TABGHA See Genezareth Tel: 00972-4-670 0100, Fax: 04-670 0101 Do. 1. November 09.00 Uhr Tagestour nach Obergaliläa und in den Golan: Banyas, dem römischen Caesarea Philippi, nach Tel Dan und zur Festung Nimrod Mittagessen in einem Drusendorf – nicht im Preis

enthalten 20.00 Uhr Geschichte des Ordens (Dr. Jörg Bremer) Fr. 2. November 09.00 Uhr Tour zu den christlichen Stätten um und am See Genezareth: Kapernaum, Bet Saida, Kursi, Hazor, Berg der Seligpreisungen, Tabgha Mittagessen auf dem Weg – nicht im Preis enthalten Am Nachmittag Fahrt nach Nazareth und/oder Sephoris 20.00 Uhr Der See Genezareth in der Bibel (Dr. Petra Heldt) Sa. 3. November 07.30 Uhr Tagestour nach Akko, der letzten Kreuzritterstadt im Heiligen Land und Nach Caesarea, dem römischen Hafen König Herodes. So. 4. November 07.30 Uhr Abfahrt zum Flughafen Tel Aviv

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Pilger

Dr. Jörg Bremer

Christiane Bremer

Friederike Gräfin v. Brühl

Georg Graf v. Brühl

Joanna v. Chappuis

Amelie v. Claer

Dr. Guido Cotta v. Cottendorf

Matthias Diehl

Johann v. Diest

Valeska Gräfin zu Eulenburg

Stephanie v. Feilitzsch

Ingo v. Fischern

Bettina Gabbe

Dr. Petra Heldt

Aline Kellinghusen

Walter Baron v. Koskull

Olga Reichsgräfin v. Luettichau

Ursula v. Mengersen

Dr. Sophie Ringe

Leonie v. Samson

Christoph Seeberg-Elverfeldt

Christiane Soltau

Federico Trier

Nicolaus Vorwerk

Tobias v. Wangenheim

Heike v. Wangenheim

Clemens v. Wühlisch

Fabian v. Zehmen

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Tag 1 – Anreise, Jerusalem

Die offizielle Reise sollte erst am Abend in unserer

Herberge, dem Gästehaus des Probstes, beginnen.

Die Anreise hatten die Reiseteilnehmer individuell

gestaltet, so dass nicht über Umstände aller

Anreisen von Berlin, Hamburg, Frankfurt, München,

Düsseldorf etc. berichtet werden kann. Die

jeweiligen Flugverbindungen unterschieden sich im

Preis (Hin- und Rückflug von 250 € bis zu 1.000 €)

und in Dauer (4 Std. bis 14 Std.).

Der Sonnabend (Sabbat) war also für praktisch alle

mit der Anreise ausgefüllt. Selbst Nico und Matthias, die

sich für den preisgünstigsten Flug entschieden hatten

und die Reisezeit von 19 Uhr bis 6.00 Uhr als besonders

clever schönredeten („Da haben wir noch den ganzen

Tag in Jerusalem vor uns und verlieren keine Minute!“)

sollten wenig vom Tage haben.

Zwar

gab es

für sie nach der Fahrt mit dem Sammeltaxi (keine

Busse und Bahnen am jüdischen Sabbat) vom

Flughafen in Tel Aviv nach Jerusalem einen

herrlichen Sonnenaufgang über der heiligen Stadt zu

sehen. Und den tagsüber überlaufenen Platz vor

dem Jaffa Tor sowie die König David-Straße einmal

menschenleer zu sehen, war auch ein Erlebnis. Aber

schon kurze Zeit darauf rächte sich die

durchgemachte Nacht und zwang zu ausgiebigem

Tagesschlaf.

Einzelne Gruppenmitglieder trafen sich in den Fluren

der Herberge und auf der Terrasse bei den ersten

Gin Tonics und stellten fest, dass man sich meistens

nicht sehr unbekannt war.

Es gab aber trotzdem eine offizielle

Begrüßungsrunde, in der sich die beiden

Gruppenleiter Jörg Bremer und Petra Heldt sowie

die restlichen Teilnehmer einander vorstellten. Das

Abendessen wurde in unserer Herberge

eingenommen und gab mit u.a. Pita, Oliven, Humus

und Auberginenpaste schon einen Vorgeschmack

auf die landestypische Küche. Nach dem Nachtmahl

ging es auf eine große erste Besichtigungstour durch

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die Altstadt von Jerusalem: Unser Weg führte von der Klagemauer, welche die westliche Wand des

Tempelberges bildet, weiter in Richtung Süden zum

Dung-Tor, dann entlang der östlichen Stadtmauer

(mit Blick hinauf zum Ölberg und über die

großflächigen jüdischen Grabfelder) bis zum

Löwentor. Dort betraten wir wieder die Altstadt und

die dort verlaufende Via Dolorosa, welche den

überwiegend von Mohammedanern bewohnten Teil

durchquert, bis wir schließlich an der Grabeskirche

ankamen. Dieses Gotteshaus an der vorgeblichen

Kreuzigungsstätte Golgatha ist für die meisten

christlichen Pilger die wichtigste Stätte Jerusalems –

eine entsprechend bunte Schar von Angehörigen

verschiedenster christlicher Konfessionen

(überwiegend orthodoxen) hatte sich schon in dem

unüberschaubaren Gebäude zum Gebet versammelt

und wirkte auf Neuangekommene sehr inspirierend.

ER Matthias Diehl, Nicolaus Vorwerk

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Tag 2 – Jerusalem

Nach dem abendlichen Spaziergang durch die Jerusalemer Altstadt wurde im geradezu klischeehaft

mit bunten Kacheln, plätschernden Brunnen und Palmen gestalteten Innenhof unserer Herberge ein

Gin Tonic genossen. Am Sonntagmorgen sollte es früh raus gehen und mit dem Gottesdienst in der

Erlöserkirche begann der Tag mit einem ersten

Höhepunkt unserer Reise. Noch vor dem Gottesdienst

empfing uns der evangelische Probst in Jerusalem

Wolfgang Schmidt zu einem Gespräch über die Lage der

evangelischen Christen im Heiligen Land. Im Anschluss

zogen wir im Ordensmantel mit dem Propst, diesem das

von Ritterbruder Prof. Hubertus von Pilgrim gestaltete

Kreuz voraus tragend, in die Erlöserkirche ein.

Während des Gottesdienstes durften wir sehen – Jörg

der beruhigend einschreiten wollte auch mit einem

beherzten Stoß

gegen die Nase

spüren – was unter

dem Jerusalem

Syndrom verstanden

wird. Eine junge

Asiatin wurde

während der Predigt

vom Heiligen Geist geküsst und dankte diesem mit ekstatischen

Tanzbewegungen um den Altar. Vor der Kirche belehrte uns diese Dame, dass unsere westliche Form

des Gottesdienstes eben nur eine Art der Erfahrung der Botschaft Jesu sei und wir uns nicht so

imperialistisch verhalten sollten.

Nach dem Gottesdienst fanden wir uns in der erst vor 18 Jahren

restaurierten Johanniter-Kapelle zusammen, wo wir uns über die

Geschichte der von Kaiser Wilhelm II. gestifteten Kirche

austauschten. Hier wurde Christine und Jörgs Tochter getauft. Im

Innenhof der Erlöserkirche bekam gleichzeitig ein langjähriges

aktives Gemeindemitglied das Bundesverdienstkreuz von einer

Mitarbeiterin des Vertretungsbüros der Bundesrepublik

Deutschland bei der Palästinensischen

Autonomieregierung in Ramallah. An der

Verleihung und am anschließenden

Sektempfang mit reichlich kulinarischen

Köstlichkeiten durften wir teilnehmen, sodass

wir gut gestärkt und fröhlich zum nächsten

Programmpunkt starteten.

Uns wurde vorab eine Führung durch die

neuesten Ausgrabungen unter der

Erlöserkirche ermöglicht, die offiziell erst am

Reformationstag für die Öffentlichkeit

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zugänglich gemacht wurden. Eine sehr lohnende Ausstellung, die uns vor Augen führte, dass

Archäologie im Heiligen Land in die aktuelle Politik hineinreicht und handfeste Machtinteressen die

Deutung und Zuordnung der Funde beeinflussen. Wer auf Grund neuer Funde eine Neuinterpretation

historischer Raumaufteilung anstößt, greift damit die aktuellen Besitzer an, die oft seit

Jahrhunderten einen Ort besitzen und mit der Zuordnung eines bestimmten historischen Ereignisses

Pilger und damit Geld anlocken.

Gegen späten Nachmittag fuhren wir mit

dem Bus auf den Ölberg, wo auf dem

Auguste Victoria Gelände die

Himmelfahrtskirche steht. Nach einer

Andacht und Führung über das

Kirchengelände durch das dort wirkende

Pfarrerehepaar Wohlrab, das wir bereits

im morgendlichen Gottesdienst

kennengelernt hatten, wurden wir von

diesen und vier Bundesfreiwilligendienst-

Leistenden in der Cafeteria bekocht. Der

Referent des heutigen Abends hatte

kurzfristig abgesagt und so diskutierten

wir mit den Wohlrabs und deren „BuFdis“

über Rolle und Auftreten der

evangelischen Kirche im Heiligen Land.

Der begrenzte Siedlungsraum auf dem

Ölberg führte auch dazu, dass über Nacht

Fakten geschaffen wurden und Nachbarn

den Zaun des Auguste Viktoria Geländes

umgesetzt und ihre Baracken errichtet

hatten. Die Betroffenen vor Ort

wünschen sich in solchen Fällen mehr

Unterstützung durch die Evangelische Kirche in Deutschland. Danach gingen wir mit einem Blick auf

die Sperranlagen und umstrittenen Ostjerusalemer Siedlungen zu Fuß durch die im Vollmondschein

beeindruckenden Gräberfelder Jerusalems zurück ins Gästehaus, wo wir im besagten Innenhof den

Abend ausklingen ließen.

ER Johann v. Diest

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Tag 3 – Jerusalem

Wir begannen den Tag in einer Sitzrunde über eine Kopie von den Grundrissen der

Auferstehungskirche (auf dem Blatt fälschlich als Grabeskirche bezeichnet). Petra redete begeistert

drauf los, aber nicht etwa um eben jene, aber über das Licht, das Licht der Liebe, was in Jerusalem so

besonders sei, das Licht der Liebe Jesu unseres auferstandenen Herrn. Und eben diese Auferstehung

hat an dem Ort, wo heute die Anastasis steht stattgefunden.

Jörg beschreibt das Licht folgendermaßen in seinem Buch (unheiliger Krieg im Heiligen Land, S.14)

‚Mich hat diese Stadt immer wieder verwirrt. Sie hat mich in die Gräuel der terroristischen Anschläge

gestoßen und zugleich in das Licht gehüllt, dass einst Moses geblendet haben muss, als er seinen

Gott beim Empfang der zehn Gebote nicht sehen durfte.’

Ob es nun auch dieses Licht war, was dem ein oder anderen am See Genezareth einen Sonnenstich

verpasst hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt oder wie Etienne Nodet von der École Biblique, den

wir später am Tag treffen sollten, es ausdrücken würde ‚it is not very clear’.

Nach einer kurzen Einführung über grundsätzliche Irrtümer: der Schlüssel wird von Moslems

verwaltet, weil die Kirche und der Grund genau diesen gehört und nicht, weil es unter den

verschiedenen Mietparteien etwa unchristlich zuginge; dass seit 1852 der ‚status quo’ wegen

welchem u.a. an der Kirche keine Renovierungsarbeiten durchgeführt werden dürfen und alles im Ist-

Zustand erhalten werden muss. Allerdings durfte ein Architekt, der vornehmlich amerikanische

Einkaufszentren konzipiert, sich auch hier austoben und es wurde eine neue Kuppel geschaffen, die

1992 mit allen Christen (u.a. auch Jörg und Petra) eingeweiht wurde.

Angekommen an der Grabeskirche schafften wir es noch ein Gruppenfoto zu schießen bevor es

hinein ging. Gleich nach dem Betreten kann man feststellen, wer Chef im Laden ist: mit Öl befüllte

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Eier hängen in verschiedenen Größen und unterschiedlich reicher Ausgestaltung über dem

Salbungsstein und zeigen an, wer am meisten Miete zahlt, nämlich die griechisch orthodoxen mit 4

großen goldenen Eiern. Noch schnell die antiken Johanniter Graffities besichtigt, die mit Hammer

und Meißel (!) verewigt wurden und weiter geht’s...

Nach einem kurzen Lunch ging es zur Audienz beim griechisch orthodoxen Patriarchen, brav mir

verdeckten Knien und nicht überkreuzten Beinen saßen wir in Reih‘ und Glied und lauschten den

Gesprächen. Jörg sprach die Neu-Evangelisierung an und was die Lösung sein könnte. Ob zurück zu

den griechisch orthodoxen Wurzeln, den jüdischen oder alle gemeinsam zusammen zurück.

Darauf holte der Patriarch etwas aus und sprach von einer gemeinsamen

Ökumene in Jerusalem zu Ostern, die

Einheit und Vielfalt und das, was uns

zusammenhält: Der Heilige Geist. Zudem

könnte man seine Leute nicht länger

betrügen, alle bräuchten Nahrung für die

Seele, selbst die Medizin würde das heute

anerkennen, dass der Mensch spirituelle

Nahrung braucht, und dass genau das,

diese spirituelle Nahrung, die Aufgabe der Kirchen sei. Dabei sah

er natürlich die griechisch orthodoxe als besonders wichtig an, da

sie die philosophische, wissenschaftliche Geschichte mit der

Heiligen vereint. Als Give-Away für Zuhause gab es für alle eine

Kühlschrankmagnet-Ikone und schon ging es weiter...

Ingo bei der Präsent Übergabe stets begleitet von ‚dem Licht’

... zur École Biblique und Etienne Nodet, der intensiv die Bibel diskutierte, ohne dass ihm - außer

Petra und Jörg - auch nur irgendwer ansatzweise folgen konnte... es ging um Lucas, Theophilus,

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Cornelius, Peter und Paul, Taufen, Jerusalem und ‚the gospel of John‘, das letzte Abendmahl... it’s not

very clear.. und wir verstanden gar nichts mehr...

Petra klärte uns auf dem Weg nach Abu Gosh auf: der Patriarch ist ein spirituell aufbauender

Mensch, nicht intellektuell sondern ehrlich und traditionell und sein Bedenken ist, dass die Seele zu

wenig Aufmerksamkeit bekommt und dass man sich selber opfern müsse, um anderen und demnach

sich selber zu helfen. Während Etienne Nodet (als Mönch) die Bibel auswendig kennt, sie aber im

ganzheitlichen Zusammenhang sieht: Gruppen um Jesus, unterschiedliche Christengruppen

(Auferstehungs-Anhänger, Heiliger Geist-Anhänger), die alle in der Bibel zu Wort kommen und diese

damit ein Ausdruck der frühen Kirche sei. Vielleicht derselbe Punkt, an dem wir heute stehen?

Abu Gosh, eine Kreuzfahrer und Johanniter Kirche, in der Araber und Juden glücklich nebeneinander

in der Gemeinde leben, schön ruhig, eine byzantinische Quelle... und schon sitzen wir wieder im

Bus...

Im Johanniter Hospiz angekommen, informiert uns Jörgs Nachfolger als FAZ Korrespondent Hans-

Christian Rössler bei Lasagne und Rotwein über die aktuelle Situation, Jörg beherrscht sich sehr im

Türrahmen auch dank ‚we love you Jörg’ ... die Palästinenser Jugend scheint desillusioniert und will

einfach nur ihr Leben leben ... danach noch schnell ein ‚Tears in heaven’ bei einer kurzen Andacht

geschmettert, Fotos auf dem Dach geschossen und das war’s auch schon mit Tag 3.

Aline Kellinghusen

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Tag 4 – Yad Vashem

Der Dienstag war umrahmt von zwei eher besinnlichen und teils bedrückenden sowie gleichzeitig

auch spannenden Programmpunkten und im Kern geprägt durch einen ausgiebigen Nachmittag in

Bethlehem.

Nach einem schönen Frühstück konnten wir mit einer viertel Stunde Verspätung vom Foyer unseres

Hotels Richtung Reisebus aufbrechen, den wir eben noch rechtzeitig erreichten. Der Bus sollte uns

zur Gedenkstätte Yad Vashem bringen. Die Gedenkstätte erinnert an die „Märtyrer und Helden des

Staates Israel im Holocaust“. Es ist eine Gedenkstätte von riesigem Ausmaß, die unter anderem das

größtenteils unterirdisch angelegte Holocaust-Geschichtsmuseum und die aus den Medien gut

bekannte Halle der Erinnerung beherbergt.

Frau Karin Dengler führte uns durch die Ausstellung, es wurde schnell klar, dass die Größe des

Museums nicht ausreicht, die vielen Schicksale auch nur ansatzweise zu erfassen oder gegenüber den

Besuchern ausreichend darzustellen. Während wir von den drei Ghettos Lodz, Warschau und

Theresienstadt hörten sowie der Geschichte des Internationalen Roten Kreuzes im Zusammenhang

mit Passodendorf, oder uns mit der Wirkungsgeschichte von Bildern beschäftigten, mögen sich

andere mit der Rolle der Partisanen oder der praktischen Fluchthilfe für Kinder aus den Arbeitslagern

näher beschäftig haben.

Neben dem Entgegenwirken des Vergessens der Shoah gehört es zu den Hauptanliegen Yad Vashems

den vielen unbekannten Opfern wieder einen Namen und eine Identität zu geben. „Zeitzeugen-

Besucher“ helfen dabei, Sachverhalte zu klären und Leute auf Bildern zu identifizieren bis hin zu

Familienzusammenführungen. So laufen viele ältere Leute mit dem Zeigefinger suchend durch die

Ausstellung. Auch für die meisten von uns war es eine sehr ergreifende Auseinandersetzung mit dem

Thema.

Worauf Jörg uns später auch nochmal in Tel Dan hinwies - Geschichte ist in Israel etwas Lebendiges,

etwas Greifbares, an dem man Teil hat und sich erfreut und mit dem man wie selbstverständlich

aufwächst, da es Teil der jüdischen Identität ist – von den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob und

den Schriften Moses über die Shoah bis hin zum heutigen Staat Israel. So ist es nicht verwunderlich,

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dass zeitgleich mit uns auch eine Gruppe von Polizisten und eine Gruppe weiblicher Soldaten das

Museum besuchte.

Gegen Mittag trafen wir nach dem Passieren der streng bewachten Grenze zum Westjordanland mit

unserem Bus im hinter Mauern liegenden Bethlehem ein, um anschließend direkt im Al Andalus zu

Besuch bei Herrn Hazboun Mittag zu essen. Auch hier durften die Erzählungen Jörgs nicht fehlen,

während wir ihm lauschten und dabei fröhlich die Köstlichkeiten genossen. Wir erfuhren von der

Papstreise ins Flüchtlingslager, den Erwartungen von beiden Seiten und dass sich letztendlich keiner

auf den Schlips getreten zu fühlen brauchte. Auch referierte er über die historische Rolle der Kirche

in Bethlehem. Es ist wirklich etwas Besonderes, diese Details und Hintergründe von Jörg erfahren zu

haben: Die Geschichte der Geburt vom kleinen Jesulein unterlegt mit historischen Erkenntnissen,

Früh-byzantinische-Kultbauten, Hironimus etc.

Anschließend besuchten wir die Geburtskirche. Sie wurde auf dem Platz an dem Jesus geboren

wurde 335 n.Chr. erbaut durch Kaiser Konstantin und seine Mutter Helena, von denen wir bereits in

der Erlöserkirche gehört haben. Beeindruckend war, dass wir das Mosaik aus der Zeit Konstantins

tatsächlich im Mittelschiff besichtigen konnten. Direkt in die Geburtsgrotte konnten wir nicht gehen,

da eine unglaublich lange Menschenschlange davor stand. Dafür haben wir in einer Nebengrotte

einige Lieder gesungen und gebetet. Es war eine ganz besondere Stimmung. Auf die Idee sind auch

andere Gruppen gekommen, von einer anderen Ecke erschallte „O du fröhliche“.

Der Kirche ist auch ein Kloster angeschlossen. Im Klosterhof, haben wir eine der jüngsten

Geschichten der Geburtskirche gehört. Während der Intifada 2002 haben sich Palästinenser in der

Kirche verschanzt und die israelischen Truppen haben sich über mehrere Wochen Gefechte mit den

sich in der Kirche befindenden Palästinensern geleistet. Man sah noch an diesem Tag viele

Einschusslöcher. Der Zustand der Kirche nach der Belagerung muss schlimm gewesen sein.

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Die Spuren sind heute noch zu sehen, weil die einzelnen Konfessionen, die hier unter einem

Kirchendach sind, nicht bereit sind durch eine Renovierung und somit eine „Geld Gabe“, die

Besitzverhältnisse zu gefährden. Auch wenn das Geld für die benötigte Renovierung bereits zur

Verfügung steht, wird dieses eben nicht angerührt. Es war spannend dies zu hören, auch wenn es für

uns, die nicht in diesem Konflikt leben, unverständlich ist.

Nach dem Besuch der

Geburtskirche, hatten wir

die Gelegenheit in ein

Fachgeschäft für

Ölbaumschnitzereien zu

gehen, wo sich der eine

oder andere eine preislich

akzeptable und hübsche

Weihnachtskrippe

anschaffte oder noch ein

paar Souveniers kauften.

Auf dem eiligen Weg

zurück zum Bus kamen

wir noch an der

evangelisch lutherischen

Weihnachtskirche vorbei,

in der wohl einzigartige

Weihnachtsgottesdienste

gefeiert werden und über

die es noch andere

interessante und

einmalige Details zu

erfahren gibt.

Als nächstes besuchten

wir das 1882 durch die

Gemeinschaft der

„Daughters of Charitz of

St. Vincent de Paul“

gegründete Krankenhaus

Zur Heiligen Familie in

Bethlehem: Es wird vom Malteserorden unterhalten, dessen Fahne groß und unverkennbar vor dem

Eingang wehte. Die Präsenz des Malteser-Kreuzes sowie des Christentums war im gesamten

Krankenhaus offensichtlich. Dies wurde auch durch den Vortrag der Referentin für

Öffentlichkeitsarbeit sowie den Image-Film klar. Mit 63 Betten und über 150 Mitarbeitern sowie

„mobilen Kliniken“ versucht man den Frauen und Neugeborenen der Umgebung unabhängig von

ihrer Herkunft und Religion zu helfen.

Die meisten Fachärzte sind männlich, die meisten Assistenzärzte weiblich. Im Gegensatz zum Gaza-

Streifen stellt es für die meist muslimischen Patientinnen in Bethlehem in der Regel kein Problem

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dar, dass die Ärzte Christen sind. Wünsche nach weiblicher Betreuung werden sofern vorhanden

nach Möglichkeit respektiert. Der Dienst ist Ausdruck der christlichen Nächstenliebe. Andere

Religionen werden nach Aussage des anwesenden Repräsentanten der Klinikleitung respektiert.

Darüber das Kreuz als Zeichen des Glaubens zu verlieren, würde aber bedeuten seine Identität zu

verlieren.

Am frühen Abend kehrten wir schließlich durch die nun gut bekannten Gassen der Jerusalemer

Altstadt zu unserem Hotel zurück, um nach etwas Erholung, Unterhaltungen oder Flanieren mit der

Jerusalemer

Straßenbahn zu

unserem letzten

Gastgeber des Tages,

der als Rechtsanwalt

tätig ist, zu fahren.

Dieser erwartete uns

zu einem äußerst

aufschlussreichen

Austausch über das

israelische

Rechtssystem bei ein

paar Tropfen Wein

und arabischen

Köstlichkeiten.

Als palästinensischer

Christ gehört man,

wie er uns berichtete,

in Israel zur

Minderheit der

Minderheit und wird

weder von den

Israelis noch von den

muslimischen

Palästinensern gut

behandelt oder

wegen der anderen

Religion besonders

geachtet. Je mehr wir

den Berichten

lauschten, umso erschreckender stellte sich das Bild dar, dass Israel, eigentlich als demokratisch und

freiheitlich orientiert angesehenes Land, doch eher andere Extreme zu entwickeln scheint. Es ist

nicht mehr das gleiche Israel, wie es in den ersten 40 Jahren nach seiner Gründung gewesen ist.

Insbesondere in der letzten Zeit werden Bürger und Einwohner des Landes sehr unterschiedlich

behandelt. Enteignung, Gefangenschaft und Missachtung oder Schikane scheinen durchaus üblich zu

sein. Beispielhaft durften wir von dem Schicksal eines Klienten erfahren, der mehrere Jahre für sein

Recht gegen die Enteignung kämpfen und in Gefangenschaft sitzen musste, um am Ende trotz

Wiedererlangung seines Rechts und Rückzahlung seines Kapitals durch einen einfachen

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Grenzsoldaten an dem ihm explizit zugesprochenen Recht auf Ausreise aus seinem umzäunten und

eingegrenzten Gebietes willkürlich gehindert zu werden.

Gewiss ist nicht jeder Palästinenser an wirklichem Frieden und gegenseitigem Respekt der

unterschiedlichen Religionen interessiert. Trotzdem können diese Missstände und diese Art der

Diskriminierung nicht die Antwort darauf sein. Da kommt einem leider die Frage, wie es unter diesen

Umständen so verhältnismäßig friedlich bleiben kann. Es zeigt in unseren Augen einerseits, wie stark

und effektiv Israel sein Land kontrolliert und rigide für Sicherheit sorgt und andererseits wie wenig

Menschen tatsächlich an Unruhen und Terror interessiert sind. Möge der Frieden weiter garantiert

bleiben und voranschreiten bzw. endlich nachhaltiger werden – aber auch die Gerechtigkeit.

Dennoch: Gut klingt das nicht. Nachhaltiger Frieden sieht anders aus.

Aber auch die palästinensischen Christen haben ihre Sorgen. Die Geschichte unseres arrivierten

Rechtsanwaltes klingt ein wenig wie die Geschichte einer missachteten und ungeliebten Minderheit,

die weiß, dass ihre Tage in ihrer Heimat gezählt sind oder zumindest keinem guten Schicksal

entgegen sehen.

Liebe Petra, lieber Jörg, danke Euch für die schönen Stunden, die wir mit Euch verbringen und Euren

Geschichten lauschen durften!

Amelie Claer und Christoph Seeberg-Elverfeldt

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Tag 5 – Tempelberg, Nabi Musa, Jericho, Kloster Heiliger Gerasimos, El-Maghtas, Kreuzfahrerburg Belvoir, Pilgerhaus Tabgha

Und wieder wurde unser Traum vom Ausschlafen

durchkreuzt, denn vor dem offiziellen Programm

machten wir uns in den frühen Morgenstunden bei

strahlender Sonne auf den Weg, um endlich dem

Tempelberg einen Besuch abzustatten. Nach Passage

einer beachtlichen Schlange blieb uns immerhin noch

ein halbe Stunde, das weiträumige Gelände mit

Felsendom, Al Aqusa Moschee zu erkunden sowie die

großartigen Blicke ins Umland u.a. auf den Ölberg zu

genießen.

Nach dem Frühstück verließen wir nun am Mittwoch

das Lutherische Gästehaus in Jerusalem, um über

Jericho entlang des Jordan Richtung Norden zum See

Genezareth zu reisen. Wir brachen mit dem Bus vom

Jaffa Tor Richtung Osten auf und die Straße führte uns

aus der judäischen Bergwüste von ca. 800 Meter über

dem Meeresspiegel vorbei an Beduinensiedlungen

herab in die Jordansenke bis zum Toten Meer auf 400

unter dem Meeresspiegel.

Kurz vor Verlassen der Berge machten wir halt in Nabi

Musa, wo uns gleich bei der Ankunft zahlreiche

Kamele begrüßten. Nach islamischer Tradition hat

hier Mose seine letzte Ruhestätte gefunden und

heute steht hier eine Moschee mit zahlreichen

Kuppeln und Minaretten. Sultan Saladin träumte

einst, Allah habe die sterblichen Überreste des großen

Propheten hierher gebracht und stiftete ein Grab. In

einem Nebenraum der kleinen Moschee können wir

das Kenotaph des Moses eingehüllt in eine

dunkelgrüne Decke, bestaunen.

Nächste Station ist Jericho, die Stadt der Superlative als älteste-, heißeste- und fruchtbarste Stadt der

Welt. Es besteht aus drei Städten verschiedener Perioden: dem 10.000-jährigen Tell es-Sultan (Tel

Yeriho), der hellenistisch-römischen Stadt Tulul Abdu el-Alayik und der arabischen Neustadt Eriha.

Das heutige Jericho ist offizielle Hauptstadt der palästinensischen Autonomiebehörde und es leben

dort ca. 17.000 Menschen. Im Zentrum von Jericho begeisterte uns vor allem ein üppiger Markt. Wir

mischen uns unter die einheimischen Menschen und

kaufen dort für ein späteres Picknick köstliche, frische

Fürchte wie Datteln, Bananen, Apfelsinen, Mangos

und Falafel mit Fladenbrot, Gemüse und Salat ein.

Einzelne nutzen die Umgebung dieser modernen

Stadt, um sich bei einem einheimischen Barbier –

einen ritterbrüderlichen Haarschnitt und eine

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entsprechende Rasur zuzulegen.

Gegen Mittag war die Klosteranlage des Heiligen Gerasimos unweit des Jordans unser nächstes Ziel.

Zunächst konnten wir den Außenbereich der Klosteranlage für unser Picknick gegen einen Obolus

nutzen. An langen, überdachten Tischen und einem freien Blick in die Umgebung wurden jetzt alle

Nahrungsvorräte ausgepackt. Dazu gehörten die ganze Beute vom Markt aus Jericho sowie die

selbstgemachte Baklawa - eine süßen Nachspeise - die uns von der Familie Khoury als Reiseproviant

mitgegeben wurde.

Im Anschluss an das Picknick führte uns Jörg Bremer

durch das eigentliche Kloster des Heiligen Gerasimos.

Gerasimos gilt als einer der bedeutendsten Lehrer

der palästinensischen Wüste und sein Kloster aus

dem Jahre 455, ursprünglich in Form einer Laura

gebaut, war dazu bestimmt, die treuesten,

gottergebensten und gehorsamsten Mönche zu

beherbergen. Der zentrale Altar des Klosters stellt

den Heiligen Gerasimos mit einem Esel und einen Löwen dar.

Jörg Bremer erzählte hier die Geschichte des Gerasimos, der eines Tages mit seinem Esel zum Jordan

ging, um Wasser zu holen. Dort trafen sie auf einen Löwen, der einen Dorn in der Pfote hatte.

Gerasimos entfernte diese, und aus Dankbarkeit zog der Löwe mit den beiden und begleitet fortan

den Esel beim Holz- und Wasserholen. Eines Tages jedoch war der Esel fort und da Gerasimos den

Löwen verdächtigte, ihn getötet zu haben, musste der Löwe nun das Holz und Wasser selbst holen.

Der Esel war jedoch nur von einer Karawane mitgenommen worden, die ihn dann auch wieder

zurückbrachte und damit war der Löwe rehabilitiert. Gerasimos und der Löwe hatten bis zu seinem

Tod eine enge Gemeinschaft.

8 Kilometer entfernt von Jericho in südöstlicher Richtung besuchten wir El-Maghtas, die Taufstelle

Jesu durch Johannes den Täufer am Jordan, von der

schon bei Matthäus (Mt 3,13) berichtet wird. Dieses

Gebiet war noch bis vor kurzem militärisches

Sperrgebiet und entsprechend für Besucher nicht

zugänglich. Am Fuße des dortigen Johannesklosters

gingen wir einige Stufen zum Fluss hinab und spüren

der besonderen Atmosphäre dieses Ortes nach. Hier

pilgerten bereits seit den ersten nachchristlichen

Jahrhunderten Gläubige und seit dem 4 Jahrhundert

siedelten erste Mönche. Wir freuten uns, dass auch wir hier nun unsere Stirn mit dem Jordan Wasser

benetzen können.

Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter nördlich entlang des Jordan zur Kreuzfahrerburg nach

Belvoir, die auf einem ca. 530 Meter hohen Felsen liegt. Hier errichtete der Johanniterorden 1168 die

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mächtigste Festung im Heiligen Land, die später von den Arabern den Namen „Stern des Jordans“

bekam, nachdem sie im Jahre 1219 kampflos an Saladin überlassen wurde. Die Burg hat eine

fünfeckige Form und sieben Türme verstärken die 3m dicken Burgmauern. Kern der Anlage ist eine

quadratische Innenburg, die als eine selbständige Festung diente. Wir sprangen im Erdgeschoss

durch die bemerkenswerten Gewölbe, Vorratsräume, Zisterne, Küche und den Speisesaal und

stellten uns vor, wie hier im Obergeschoss einst Johanniter-Ritter wohnten. Von der Burg hat man

Richtung Osten einen fantastischen Blick Richtung Jordanien.

Wir verließen Belvoir und fuhren in der Abenddämmerung in Richtung Galiläisches Meer, besser auch

bekannt als See Genezareth. So erreichten wir schließlich unser Tagesziel, das Pilgerhaus des

„Deutschen katholischen Vereins vom Heiligen Lande“ in Tabgha. Hierzu gehören vor allem ein

Kloster des Benediktinerordens sowie die Brotvermehrungskirche, die an das Wunder der

Brotvermehrung Jesu erinnert. Der Psalm 23 passt genau in diese Landschaft: Hier lädt der gute Hirt

zum Ausruhen an frische Wasser und lässt die Hungrigen sich lagern in grünem Gras. Diese Tradition

sprach unsere geschundenen Glieder sowie unseren strapazierten Geist nach dem bisher intensiven

Pilger-Programm in Jerusalem sofort an.

So hieß es, sich beim Schwimmen im See zu erholen, die grünen Palmen, den dichten Bambuswald

und die großen Eukalyptusbäumen zu bestaunen und die Ruhe zu genießen. Anschließend nahmen

wir an der Vesper der Benediktiner teil, bevor es

danach zum Abendessen ging. Letzter

Programmpunkt ist eine offene Gesprächsrunde auf

der Terrasse zu diversen Themen, auf die wir in

bisherigen Diskursen gestoßen waren und mangels

Zeit zurückstellen mussten. Wir lassen diesen

wunderschönen Tag bei einem Glas kühlem Bier,

Campari oder Gin Tonic unter Mondschein und unter

dem Gesang der Zikaden ausklingen.

ER Ingo v. Fischern

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Tag 6 – Tagestour nach Obergaliläa und in den Golan

Nach unserer ersten Nacht in Tabgha steht heute auf dem Tagesprogramm:

Tagestour nach Obergaliläa und in den Golan.

Tabgha, bekannt als Ort der wunderbaren Brotvermehrung (Johannesevangelium 6,

Markusevangelium 6) lieg direkt am See Genezareth. Einige von uns beginnen den Tag mit

einer Runde Schwimmen.

Das Frühstück wird durch einen großartigen Schokoladenkuchen aufgepeppt.

Olga hat heute Geburtstag!

Kleiderordnung für den Tag - lange Hosen gegen Schlagen…

Wir sitzen alle im Bus, hören Jörg & Petra zu, die uns mit ihrem Wissen füttern.

Der Afro-Syrische Graben ist verantwortlich für die Entstehung des Golan, der zu unserer

Rechten liegt. Wir fahren durchs Hulatal. Es ist der obere Teil des Jordantals.

4 große Quellflüsse speisen den Jordan. Der Iyon entspringt im Libanon, der Suir entspringt

auf der Südseite des Hermonmassivs sowie der Dan und der Hermon (auch Banias genannt).

Nach der Vereinigung von Dan und Hermon heißt der Fluss Jordan und durchfließt das 7 km

breite und 30 km lange Hulatal. Dies senkt sich von Nord nach Süd von 200 auf 60 m, es folgt

quasi ein natürlicher Staudamm aus Lavagestein durch den der südlichste Teil

malariaverseuchtes Sumpfgebiet war. Ägypter versuchten schon 1840, das durch Sprengung

des Gesteins zu ändern - ohne Erfolg!

Seit 1934, ab 1952-58 systematisch, wurde das Gebiet durch Anpflanzung von

Eukalyptusbäumen trockengelegt. Das Gebiet wird intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Die Übersäuerung der Böden macht Probleme. Ein kleiner Teil des Sumpfgebietes ist dank

des Naturschutzes erhalten worden und lockt heute wieder Zugvögel und damit auch

Touristen…

Der Golan ist seit dem Sechs Tage Krieg 1967 von den Israelis besetzt. International ist das

allerdings nicht anerkannt – er gilt als Syrisches Gebiet.

Der Golan ist von Tscherkessen bewohnt, die die Syrer hier angesiedelt haben.

Wir kommen später noch in den Genuss, von oben hinab ins Tal schauen zu können.

Mt. Hermon schließt sich im Norden an den Golan an. Im Winter kann man hier auf der

südlichen Seite, die zum israelisch besetzten Gebiet gehört, Skifahren.

Der Rest ist syrisches Gebiet.

Hier leben Drusen, die ein geteiltes Volk sind - ein Teil lebt in Israel, ein Teil in Syrien. Um der

Feindschaft der islamischen Welt zu entkommen, verschloss sich die Glaubensgemeinschaft

gegenüber Fremden so gut, dass bis zum heutigen Tag Außentstehende nur ein begrenztes

Wissen über den Glauben und die Gebräuche der Anhänger dieser Lehre haben.

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In Israel wurden die Drusen 1957 als eigenständige Religionsgemeinschaft anerkannt.

Zwischen Israel und Syrien gibt es seit 1971 eine von der UN bewachte Pufferzone (80 km

lang). (zum Thema : „Die syrische Braut“)

Es fällt der Begriff Shebba Farms- ein kleines umstrittenes von Israel besetztes Gebiet an der

Grenze zwischen Libanon, Israel & Syrien.

Wir steigen im Nationalpark Tel Dan aus dem Bus.

Der Ort ist aus dem 18. Jh. v.Chr. unter dem Namen LAISH bekannt.

Er war wichtige Grenzstadt, nördlichster Standort des israelitischen Reichs.

Nach der Teilung des Königreichs, im 10. Jh. v. Chr. erbaut Jerobeam I., König des Nordreichs,

einen Tempel, in dem ein goldenes Kalb angebetet wird. Ein Opferplatz am Rande der Stadt

ist zu sehen.

Einzigartig ist das Kanaanitische Stadttor. Aus Lehmziegeln gebaut, ist es weltweit das

zweitälteste (nach Ashkelon) noch intakte Tor aus dieser Zeit!

Hier findet sich auch der erste archäologische Hinweis auf König David in Form einer

Inschrift, die in den 90-ern gefunden wurde.

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Ein weiteres Stadttor mit Säulen ist auf dem Gelände zu sehen. Jörg erklärt uns das Leben zu

der Zeit, die Bedeutung eines Stadttors (sozialer Treffpunkt, Gericht wurde hier gehalten,

eine Art heiliger Platz) und die Bedeutung eines 2/4/6 Kammertors.

Ein komischer Platz ist dieser Park. Auf dem Weg zu den Ausgrabungen treffen wir auf eine

Gruppe Kinder, deren Begleitung die Maschinengewehre ganz selbstverständlich über die

Schulter gehängt haben. Dann gibt es neben den o.g.

Ausgrabungen noch Schützengräben aus dem Sechs

Tage Krieg zu besichtigen. Und man blickt von hier in

Richtung Libanon und Syrien in Kriegsgebiete…

Am Bus angekommen geht es weiter nach Nimrod-

Im Herzen des Drusengebietes liegt hier eine große

Festung.

Die erste Bebauung stammt wohl von den Assasinen

(Petra und Jörg diskutieren und sind sich nicht ganz

einig). Die Kreuzfahrer übernehmen ca. 1129, die

Araber erobern sie 1137,

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Die Kreuzfahrer können noch einmal die Festung zurückerobern, müssen sie aber dann

endgültig 1164 verlassen.

Inschriften belegen, dass die Mameluken die Festung im 13. Jahrhundert weiter ausgebaut

haben (1275, Sultan Baybar, Löwenbild)

Im Begleitheft findet ihr die Geschichte, die uns

Jörg so herrlich erzählt hat.

Es gibt sicherlich etliche Varianten der Legende,

wie Gott dem König von Shinar, einem Urenkel

Noahs, eine Fliege durch die Nase in den Kopf

setzt. Diese frisst sich durch zum Herzen und der

arme Kerl wird irre…

… so oder so ähnlich… Ihr könnt Jörg ja nochmal

um seine Variante bitten

Nach einer Begehung des Geländes wandern wir

bergab durch die Wildnis mit traumhaftem Blick

ins Tal. Ohne Schlangen zu sehen, dafür aber

Syrian Rock … - wie heißen die Biester noch, die

aussehen wie große Hamster?

Besonders schön war ein kleiner Stop, die roten

Heftchen wurden rausgeholt und wir haben mitten in der Natur gesungen….

Unten landen wir in Banias oder auch römisch Caesarea Philippi.

Eine kalte Cola und Schatten

kühlt unsere erhitzten

Köpfe. Manche sind bis zum

Wasserfall gelaufen,

manche plagt schon ein

kleiner Sonnenstich.

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Auf dem Rückweg nach Tabgha machen wir einen Zwischenstop in Katsrin

(Hauptstadt/Verwaltungsstadt des Golan). Alle schwirren aus in unterschiedlichste

Richtungen und kehren dann zurück mit ihrer

Beute- neben Flip Flops eine Menge Gin und

Tonic Water. Komisches Gefühl als wir, wartend

am Bus, wohl vom Militärgelände ganz in der

Nähe Schüsse und Explosionen hören…

Weiter geht’s zum See, einige nehmen die

Möglichkeit war, in die Abendvesper zu gehen.

Danach Abendessen, dann lädt Olga zu

Gummibärchen und Gin Tonic am See unter

Eukalyptusbäumen ein (Olga`s Eukalyptusbar). Wir hoffen, weit genug vom Haus zu sein, um

keinen Ärger wegen der mitgebrachten Getränke zu bekommen und genießen.

Auf dem Programm steht noch „Die Geschichte des Ritterordens“

Und so machen wir uns langsam auf auf die Terrasse, die uns wieder, wie fast jeden Abend,

ganz allein gehört, und lauschen Jörgs Worten.

Da wir ja alle aufmerksamst gelauscht haben, werde ich hier auf eine Zusammenfassung

verzichten… Sonst liest das hier kein Mensch mehr

Valeska Eulenburg

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Tag 7 – christlichen Stätten um und am See Genezareth

Heute am vorletzten Tag stand eine Reise zu den christlichen Stätten am See Genezareth auf dem

Programm. Wieder einer der Höhepunkte unserer Reise.

Die Fahrt dorthin führt zu dem antiken Gamla.

Der Hügelausläufer auf dem diese Stadt lag, bei großer Hitze von uns erklommen, hat seine

Ähnlichkeit mit einem Kamelhöcker. Gamal heißt auf Hebräisch Kamel. Im Talmud wird das Bestehen

der Stadt in die Bronze-Zeit zurückgeführt. Im Jahr 87 v.Chr. erlangte sie Bedeutung als

Provinzhauptstadt der jüdischen Golan Region.

Im großen jüdischen Krieg 66 n. Chr., dem Massada des Nordens, ergriff die Stadt die Seite der

Zeloten und entschied sich damit für den Widerstand gegen die Römer. Erst nach langen erfolglosen

Versuchen gelang es der römischen Übermacht, die gewaltigen Stadtmauern mittels einer Rampe zu

durchbrechen und schließlich unter vielen eigenen Opfern gelang es ihnen, die Stadt zur Aufgabe zu

zwingen, 67 n. Chr. Danach wurde sie vollkommen zerstört und nie wieder aufgebaut.

Wir besichtigten Überreste einer der großartigsten und ältesten Synagogen, die jemals in Israel

entdeckt wurden. Sie wurde vermutlich Anfang des ersten Jh. errichtet. Jörg Bremer erklärte uns die

wesentlichen Merkmale einer jüdischen Synagoge: typisch, das von Säulen umstandene Rechteck,

umgeben von ein- bis dreistufigen Bankreihen. In der Mitte des Rechtecks eine Erhöhung (Podest),

von dem aus aus der Tora vorgelesen wird.

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Die nächste Station war Magdala am nordwestlichen Rand des Sees Genezareth. Über die Ruine der

dortigen Synagoge unterrichtete uns eine Mexikanerin auf Englisch. Magdala (Migdal) war nach

Flavius Josephus eine Stadt mit 37.600 Einwohnern und liegt am See Genezareth. Berühmt ist diese

Stadt, da aus ihr die „Jüngerin“ Maria Magdalena stammt und den Jüngern die Nachricht vom leeren

Grab überbrachte. Diese Maria Magdalena kommt auch an verschiedenen anderen Stellen der Bibel

vor. So hat ihr Jesus die 7 Dämonen ausgetrieben und sie hat ihn unterstützt „mit dem, was sie

besaß“. Des Weiteren hat sie Jesus mit anderen Frauen nach Jerusalem begleitet und unter dem

Kreuz gestanden, als die meisten Jünger geflohen waren. Sie salbten ihn ein und entdeckte am

Ostermontag das leere Grab. Danach erschien Jesus als erste nach dem Tod Maria Magdalena und

trug ihr die Auferstehungsbotschaft an die Jünger auf. Später hält man Maria Magdalena auch für die

Frau mit dem Alabastergefäß, die Jesus unter Tränen die Füße salbte. Eine Sünderin, die im frühen

Mittelalter als Prostituierte dargestellt wurde. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie wohlhabend war,

vielleicht schon eine Witwe.

Vor einigen Jahren entdeckten Archäologen während einer Dürre im See die Fundamente eines

Turmes von dem sie glauben, dass dieser, einer Art Leuchtturm, der Stadt ihren Namen gab. Turm

auf Hebräisch Migdal. Der Name Genezareth leitet sich möglicherweise von „Gan“ ab, was auf

Hebräisch Gärten heißt.

In Magdala wurden von den Franziskanern Ausgrabungen durchgeführt. Durch diese Ausgrabungen

wurde ein von Säulengängen gesäumtes Forum und eine Villa aus der Römerzeit entdeckt, deren

Bodenmosaik ein Fischerboot ziert. Des Weiteren wurden ausgegraben ein antikes Thermalbad und

ein antikes Hafenbecken. Im September 2009 dann die Sensation, die israelische

Altertümerverwaltung teilt in einer Pressemitteilung mit: „Synagoge aus dem 1. Jahrhundert in

Magdala entdeckt.“ Diese Synagoge wird Jesus sehr wahrscheinlich besucht haben. Andere

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Synagogen die ausgegraben wurden, wie. z.B. in Kapernaum stammen aus der Zeit nach Jesus (3.

oder 4. Jahrhundert). Der bedeutendste Fund der Grabung war der Torastein aus dem 1.

Jahrhundert. Die Oberfläche ist mit einer Rosette verziert. Auf dieser wurden die Schriftrollen

platziert und aus ihnen vorgelesen. An der Seite sieht man eine Menorah und andere Fragmente.

Im Rahmen der Auseinandersetzungen mit den Römern, wurde Magdala 66 n. Chr. von den Römern

zerstört. Aber nicht nur Magdala, sondern auch Jerusalem und der Tempel wurden zerstört. Die

Bundeslade wurde in einem Triumphzug durch Rom gezogen. Als spannenende Quelle kann ich hier

auf „Den Jüdischen Krieg“ von Lion Feuchtwanger verweisen, der sich eng an Flavius Joesphus hält.

Ein ganz spannender 1. Band, 2+3 Band sind ok und ein sehr guter Tipp von Jörg Bremer!!

Danach haben wir gut zu Mittag gegessen und sind mit dem Bus zu der Kirche der Seligpreisungen

gefahren. Hier hat Jesus die theologisch zentrale Bergpredigt gehalten. An diesem Ort die

Bergpredigt ( Matth. 5) vorgelesen zu bekommen, bleibt ein unvergesslicher Eindruck. Sie enthält

unter anderem die Seligpreisungen, das Vaterunser, das Gebot der Feindesliebe und die „Goldene

Regel“ („Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“,7,12). Im

Garten der Kirche haben wir eine schöne Andacht gehalten, die Bergpredigt wurde komplett

vorgelesen und zum Schluss das Ordensgebet gesprochen. Danach sind wir den Berg oder besser

gesagt den Hügel hinunter gewandert. Die Kirche der Seligpreisungen liegt nahe am See Genezareth,

zwischen Kapernaum und Tabgah (unser Pilgerherbergsstädte).

Hier fand die Speisung der 5.000 mit fünf Broten und zwei Fischen statt.

Von hier aus besuchten wir eine der von Christus häufig aufgesuchten Wirkstätten: Kapernaum, eine

in jüdischer Zeit reiche und bekannte Stadt mit Fischerhafen, Militärposten und Zollstation. Hier hat

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man sehr schön eine Synagoge aus dem 3. oder 4. Jahrhundert ausgegraben. Jesus hat an dieser

Stelle in der Vorgänger Synagoge gelehrt. Nach der Verhaftung des Johannes zog sich Jesus nach

Kapernaum zurück und wohnte im Haus des Petrus. Auch andere Jünger kamen aus diesem Ort. Jörg

und Petra haben sehr anschaulich und inspirierend über diesen Ort referiert und Johann hat dazu aus

der Bibel vorgelesen.

Jesus Christus traf hier den „Hauptmann von Kapernaum“ (Matth.8, 5 ff).

„Es ist gewiss wahr, noch bei keinem Israeliten habe ich eine solche Kraft des

Glaubens gefunden“.

Kapernaum wurde 746 n. Chr. durch ein Erdbeben zerstört und in der Nähe wieder aufgebaut. Im 11.

Jahrhundert wurde der Ort komplett aufgegeben.

Am Abend lasen wir in gemütlicher Runde auf einer Terrasse „unseres“ Pilgerhauses „Tabgha“ aus

den Hymnen, „Carmina Nisibena“, von Ephraim dem Syrer vor. Abwechselnd las jeder, begleitet von

Petras Erläuterungen, einige Zeilen daraus vor. Ephraim lebte im 4. Jh. in der Türkei. Er war Diakon

und ein bedeutender Kirchenlehrer und einzigartiger Dichter, „Zither des heiligen Geistes“ genannt.

Als Heiliger wird er sowohl in der Orthodoxie wie der Römisch Katholischen Kirche verehrt. Zum

Schluss verwies uns Petra auf seine wichtigste Botschaft:

„Christus bleibt für immer unschlagbar.“

So ließen wir diesen schönen Tag ausklingen.

ER Fabian v. Zehmen und Joanna v. Chappuis

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Tag 8 – Tagestour nach Akko

Der Tag begann für einige mit einem morgendlichen Bad vor dem Frühstück im See. Da die Abfahrt

Richtung Mittelmeer aber auf relativ sportliche 9 Uhr festgelegt war, zogen es die meisten vor, die

Zeit bis zur Abfahrt in das reichhaltige Frühstücksbuffet zu investieren.

Da an diesem Morgen ein großer Triathlon am See Genezareth stattfand, konnte der Bus uns nicht

am Gästehaus abholen. Wir mussten uns an den entgegenkommenden Radfahrern vorbei, die sich

mehr oder weniger mutig den Berg hinunterstürzten, den Weg zum Bus bahnen.

Die Fahrt nach Akko führte uns zunächst hoch ins Bergland und durch ein langes Tal entlang zum

Mittelmeer.

Nachdem sich eine neugebaute Bahnunterführung als zu niedrig für den Bus erwies, nahmen wir den

Weg einmal um Akko herum und kamen von Süden in die Stadt. Einmal mehr konnten wir dabei

sehen, mit welcher Konsequenz die Israelis die gesamte Infrastruktur vorantreiben. Eine neue,

halbfertige Autobahnhochtrasse war zu sehen, daneben eine augenscheinlich nagelneue

Bahnstrecke.

Warum ist nun Akko so interessant für uns Johanniter? Die früheste Besiedlung der Gegend begann

schon in der Bronzezeit, aber klammern wir dies hier aus und konzentrieren uns auf das Mittelalter:

Im Mittelalter war Akkon der einzige Hafen an der Levanteküste, in dem bei jedem Wetter Waren

gelöscht werden konnten, weshalb er für die Kreuzfahrer von besonderer strategischer Bedeutung

war, die ihn 1104 einnahmen. Während der Kreuzzüge bestand hier der Sitz des lateinischen Bistums

Akkon, das 1135 gegründet wurde.

1187 wurde neben Jerusalem auch Akkon durch Sultan Saladin erobert. Nach erbitterter und langer

Belagerung (1189–1191) fiel die Stadt schließlich wieder an die Kreuzritter, die Verstärkung durch

den Dritten Kreuzzug unter Richard Löwenherz erhalten hatten. Da Jerusalem in den Händen Saladins

blieb, wurde Akkon nun Hauptstadt des Königreichs Jerusalem.

Während der Belagerung Akkons gründeten im Jahr 1190 Kaufleute aus Lübeck und Bremen den

Deutschen Orden als Hospitalgemeinschaft. 1198 erfolgte die Umwandlung in einen Ritterorden,

wobei Akkon bis zum Verlust der Stadt 1291 Amtssitz des Hochmeisters blieb, der dann nach Venedig

verlegt wurde.

1219 stiftete Franz von

Assisi das noch heute

existierende Franziskaner-

Kloster.

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1229 wurde Akkon nach dem Frieden von Jaffa zwischen Friedrich II. und dem Ayyubiden-Sultan al-

Kamil unter die Verwaltung des Johanniterordens gestellt – der alternative Name St. Jean d’Acre

weist darauf hin. Akkon wurde eine wichtige Schnittstelle für die Vermittlung arabischer Kultur und

Wissenschaft nach Europa.

Nach der endgültigen Eroberung Jerusalems durch die Muslime 1244 war Akkon einer der letzten

Stützpunkte der Kreuzfahrer. Mit der Eroberung der Festung am 18. Mai 1291 durch die Truppen des

ägyptischen Mamluken-Sultans al-Malik al-Asraf Chalil waren die Kreuzzüge endgültig gescheitert.

Die besagte ehemalige Johanniter-Festung ist von beeindruckender Größe – leider weiß man bislang

noch viel zu wenig über die Nutzung der einzelnen, teils riesigen Säle. Nach der Besichtigung, die von

einem „bemerkenswerten“ Einführungsfilm eingeleitet worden war, wurden erste Hungergefühle

durch Falafel bekämpft. Auf der dem Meer zugewandten Seite der Stadtmauer wurden noch

zahlreiche Fotos gemacht, bevor es wieder in den Bus ging.

Nachdem dieser zunächst von einem anderen Bus blockiert worden war, ging die Fahrt weiter gen

Süden, vorbei an Haifa entlang einladender Sandstrände nach Caesarea.

Caesarea war eine bedeutende antike Stadt Palästinas, später eine wichtige Festung der Kreuzfahrer.

Die archäologischen Stätten gehören heute zu den bedeutendsten Israels.

Der künstliche Hafen Caesareas mit großen Wellenbrechern war der bedeutendste im Bereich des

heutigen Israel/Palästina und der zweitgrößte im Mittelmeerraum. Nördlich des eigentlichen

Stadtgebietes stehen die Überreste eines sechs Kilometer langen Aquädukts, das die Stadt mit

Wasser aus dem etwa 10 Kilometer entfernten Karmelgebirge versorgte.

Die Stadt wurde im Jahr 6 n. Chr., als das Gebiet unter direkte römische Kontrolle kam, Residenz der

römischen Statthalter. In Caesarea wurde der erste außerbiblische Nachweis der Statthalterschaft

von Pontius Pilatus gefunden.

Im Neuen Testament wird Caesarea mehrfach erwähnt. Hier soll die erste Taufe eines Heiden bzw.

Nichtjuden (der römische Hauptmann Kornelius) stattgefunden haben; außerdem berichtet die Bibel,

dass Paulus hier zwei Jahre in Gefangenschaft war.

Nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. wurde Caesarea zur Hauptstadt der Provinz Palästina. Im

2. Jahrhundert soll Caesarea eine Bevölkerungszahl von bis zu 125.000 Einwohnern gehabt haben.

Ende des 2. Jahrhunderts wurde die Stadt christlicher Bischofssitz, sie nahm während der Spätantike

einen deutlichen Aufschwung.

In einer weiteren Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert erreichte Caesarea während der oströmischen

Herrschaft wahrscheinlich erneut eine Einwohnerzahl von deutlich über 100.000 Menschen und war

ein wichtiger Flottenstützpunkt. Die Kaiser Anastasius und Justinian ließen in Caesarea größere

Bauprojekte durchführen. Spätestens seit dem 4. Jahrhundert befand sich dort eine sehr gut

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bestückte und weithin berühmte Bibliothek, um die sich besonders Eusebius von Caesarea verdient

machte und die noch im 6. Jahrhundert wohl auch der bedeutende griechische Geschichtsschreiber

Prokopios benutzte.

Unter den Kreuzfahrern erlebte die Stadt noch einmal eine kurze Blütezeit. Allerdings nahm die

Kreuzfahrerstadt nur noch einen Bruchteil der Fläche der antiken Stadt ein.

Die gesamte wechselvolle Geschichte Caesareas hier im Einzelnen wiederzugeben, würde dieses

Heftchen sprengen. Hervorzuheben ist jedoch, dass die JiO das wohl erste „Pferderennen“ der

Neuzeit in der Arena von Caesarea veranstaltete: eindeutiger Sieger wurde Nico vor Christoph!

Etwas später lief Nico dann auch rhetorisch zur Höchstform auf, da er einige Schimpftiraden Jörgs,

die sich auf einen gewissen Herrn Ratzinger bezogen, nicht ganz teilen mochte.

Auch „Christianes Office“, die Steuerbehörde von Akko, durften wir besichtigen.

Die kurze freie Zeit nach dem „Pflichtprogramm“ wurde mit Essen oder einem kleinen Bad im

Mittelmeer verbracht.

Nach der Rückkehr nutzen viele noch

einmal die Gelegenheit für ein Bad im

See.

Nach dem Abendessen versammelten wir

uns wieder auf der Terrasse. Wir

sammelten Eindrücke der Reise, Bilder,

die bleiben werden. Aber auch

konstruktive Kritik wurde von Jörg und

Petra als Reiseleitern sowie Johann als

Organisator aufgenommen, um für die

nachfolgenden Gruppen das Reiseprogramm weiter zu optimieren.

Eine großartige Reise neigte sich nun dem Ende, für die wir Jörg und Petra nur auf ewig dankbar sein

können. Jeder von uns hat sicherlich seine eigenen ganz unvergesslichen Momente für sich nach

Hause genommen und wird diese für immer aufbewahren.

Heike und ER Tobias v. Wangenheim

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„Segne, segne, Herr den Orden! Dir zur Ehre will er dienstbar sein. Sei ihm gnädig, hilfreich immer, steh ihm bei im Kampf zum Heil.

Stärk' den Glauben an den Heiland, der zur Ehren das Kreuz gebracht, wehr' dem Bösen, hilf zum Guten, dem schwachen hilf, treu zu sein,

den Schwachen hilf! Herr, höre uns!“

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JiO Reise 2012

Impressum Herausgeber und Gesamtherstellung: Jugendarbeit im Orden c/o Walter v. Koskull Fallmerayerstraße 1 80796 München Redaktion: Johann v. Diest, Walter Baron von Koskull © Sämtliche veröffentlichte Beiträge und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Nachdrucke – auch auszugsweise –, Aufnahmen in Onlinedienste und ins Internet sowie Vervielfältigungen auf Datenträger bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Johanniterordens e.V. Keine Gewähr für namentlich gekennzeichnete Beiträge. Kürzungen hat sich die Redaktion vorbehalten