Plantare Druckverteilung bei medialer Gonarthrose und die...

1
Bachelor-Thesis 2018 [email protected] [email protected] GesundheitPhysiotherapie Gonarthrose ist eine degenerative, progrediente Erkrankung des Kniegelenkes und ist langfristig gesehen der häufigste Grund für körperliche Behinderung [1]. Oft werden tägliche Aktivitäten aufgrund von Schmerzen oder anderen Symptomen massiv beein- trächtigt. Auch im Gang kann es zu unzähligen Veränderungen kommen, was meist unmittelbar an einem Hinkmechanismus erkennbar ist. Mittlerweile gibt es diverse konservative Behand- lungsmöglichkeiten, welche das mediale Kompartiment entlasten und im Anfangsstadium der Arthrose einer operativen Versorgung vorzuziehen sind [2]. In der Ortho-Team AG Bern werden Patientinnen und Patienten mit medialer Gonarthrose mittels einer Ganganalyse auf einer Druckmessplatte bezüglich ihren Gangparametern untersucht. Nebst weiteren Untersuchungen dient diese Analyse als Grundlage für die individuelle Versorgung mit orthopädischen Schuheinlagen, welche seit einigen Jahren standardmässig durchgeführt wird. Plantare Druckverteilung bei medialer Gonarthrose und die Versorgung mit orthopädischen Hilfsmitteln Eine retrospektive Datenanalyse Caroline Iris Zoss, Leanna Hausammann, BSc PHY 15 Einleitung Methodik Das Ziel dieser Studie ist es, die plantare Druckverteilung von Patientinnen und Patienten mit medialer Gonarthrose mit derjenigen von beschwerdefreien Probandinnen und Probanden zu vergleichen. Des Weiteren soll eine Aussage darüber gemacht werden können, inwiefern die aktuelle Hilfsmittelversorgung der Ortho-Team AG Bern auf diese Messresultate gestützt wird. Ergebnisse Diskussion und Schlussfolgerung Der erwartete Unterschied bezüglich der plantaren Druckverteilung zwischen Patientinnen und Patienten mit medialer Gonarthrose und der Kontrollgruppe konnte teilweise aufgezeigt werden. Die Höhe der Einbauelemente richtet sich nicht nur nach den Messwerten der Druckmessplatte, auch individuelle Gegebenheiten werden berück- sichtigt. Um den langfristigen Therapieerfolg aufzuzeigen sind jedoch weitere, prospektive Studien von Bedarf. Der Vergleich der plantaren Druckverteilung ergab, dass nur im Bereich der Ferse ein signifikanter Unterschied (p = 0.00047) zwischen den Gruppen vorliegt, wobei die Patientengruppe niedrigere Maximaldruckwerte aufweist. Im Bereich des Vor- und Mittelfusses sind die Werte der Patientinnen und Patienten leicht höher als in der Kontrollgruppe, jedoch nicht signifikant (Abb. 1). Bezüglich der Korrelation der Druckmesswerte und der Höhe der Einlagen konnte einzig für die mediale Erhöhung ein mittlerer Zusammenhang (r s 0.3) erkannt werden. Dies ist in Tabelle 1 und anhand der Regressionsgeraden ersichtlich (Grafik 1 und 2). Literatur: [1] Shaw, K. E., Charlton, J. M., Perry, C. K. L., de Vries, C. M., Redekopp, M. J., White, J. A., & Hunt, M. A. (2018). The effects of shoe-worn insoles on gait biomechanics in people with knee osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. Br J Sports Med, 52(4), 238-253 [2] Greitemann, B. (2009). [Conservative therapy of osteoarthritis. Technical orthopedic fittings]. Z Rheumatol, 68(10), 797-803. [3] Lidtke, R. H., Muehleman, C., Kwasny, M., & Block, J. A. (2010). Foot center of pressure and medial knee osteoarthritis. J Am Podiatr Med Assoc, 100(3), 178-184. Abb. 1: Druckwerte [N/cm 2 ] der Patienten- und Kontrollgruppe im Vergleich Grafik 1: Regressionsgerade mediale Erhöhung und Ferse Einbauelement Mittelwert und SD Höhe [mm] Korrelation zu Maximaldruck Mittelfuss [r s ] Korrelation zu Maximaldruck Ferse [r s ] Laterale Erhöhung 18.23 (±4.71) 0.21 0.24 Mediale Erhöhung 22.18 (±4.3) 0.32 0.43 Retrokapitale Pelotte 6.24 (±1.25) 0.27 Studiendesign: retrospektive Datenanalyse mit codiertem Daten- satz der Ortho-Team AG Bern Messverfahren: Zebris ® -Druckmessplatte Vergleich der plantaren Druckverteilung o Patientengruppe (n=31), Kontrollgruppe (n=31) o Unterteilung in Bereiche Vorfuss, Mittelfuss und Ferse o Deskriptive Datenanalyse, Wilcoxon-Rangsummen- Test, visueller Vergleich von Druckbildern Korrelation von Maximaldruck und Einlageversorgung o Patientengruppe (n=28) o Unterteilung in Bereiche Vorfuss, Mittelfuss und Ferse o Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman, Regressionsgerade Tab. 1: Übersicht Einlagenhöhe und deren Korrelation zu Maximaldruckwerten Durch das retrospektive Design der Studie waren nur wenige Angaben über die Probandinnen und Probanden bekannt. Somit konnten relevante Faktoren, welche den plantaren Druck sowie die Einlagenversorgung möglicherweise beeinflussen, nicht berück- sichtigt werden. Bei Patientinnen und Patienten mit medialer Gonarthrose verläuft die Ganglinie lateraler [3], was jedoch in dieser Untersuchung aufgrund der groben Einteilung in die drei Fussareale nicht erkannt werden konnte. Deshalb wäre eine Unterteilung in laterale und mediale Bereiche oder eine detailliertere Betrachtung der Druckbilder sinnvoll. Grafik 2: Regressionsgerade laterale Erhöhung und Mittelfuss

Transcript of Plantare Druckverteilung bei medialer Gonarthrose und die...

Page 1: Plantare Druckverteilung bei medialer Gonarthrose und die ...e9d5679e-5f06-495d-96f5-320a9853944c/poster... · Test, visueller Vergleich von Druckbildern • Korrelation von Maximaldruck

Bachelor-Thesis 2018 [email protected] [email protected]

▶ Gesundheit│Physiotherapie

Gonarthrose ist eine degenerative, progrediente Erkrankung des Kniegelenkes und ist langfristig gesehen der häufigste Grund für körperliche Behinderung [1]. Oft werden tägliche Aktivitäten aufgrund von Schmerzen oder anderen Symptomen massiv beein-trächtigt. Auch im Gang kann es zu unzähligen Veränderungen kommen, was meist unmittelbar an einem Hinkmechanismus erkennbar ist. Mittlerweile gibt es diverse konservative Behand-lungsmöglichkeiten, welche das mediale Kompartiment entlasten und im Anfangsstadium der Arthrose einer operativen Versorgung vorzuziehen sind [2].

In der Ortho-Team AG Bern werden Patientinnen und Patienten mit medialer Gonarthrose mittels einer Ganganalyse auf einer Druckmessplatte bezüglich ihren Gangparametern untersucht. Nebst weiteren Untersuchungen dient diese Analyse als Grundlage für die individuelle Versorgung mit orthopädischen Schuheinlagen, welche seit einigen Jahren standardmässig durchgeführt wird.

Plantare Druckverteilung bei medialer Gonarthrose und die Versorgung mit orthopädischen Hilfsmitteln

Eine retrospektive Datenanalyse

Caroline Iris Zoss, Leanna Hausammann, BSc PHY 15

Einleitung

Methodik

Das Ziel dieser Studie ist es, die plantare Druckverteilung von Patientinnen und Patienten mit medialer Gonarthrose mit derjenigen von beschwerdefreien Probandinnen und Probanden zu vergleichen. Des Weiteren soll eine Aussage darüber gemacht werden können, inwiefern die aktuelle Hilfsmittelversorgung der Ortho-Team AG Bern auf diese Messresultate gestützt wird.

Ergebnisse

Diskussion und Schlussfolgerung

Der erwartete Unterschied bezüglich der plantaren Druckverteilung zwischen Patientinnen und Patienten mit medialer Gonarthrose und der Kontrollgruppe konnte teilweise aufgezeigt werden. Die Höhe der Einbauelemente richtet sich nicht nur nach den Messwerten der Druckmessplatte, auch individuelle Gegebenheiten werden berück-sichtigt. Um den langfristigen Therapieerfolg aufzuzeigen sind jedoch weitere, prospektive Studien von Bedarf.

Der Vergleich der plantaren Druckverteilung ergab, dass nur im Bereich der Ferse ein signifikanter Unterschied (p = 0.00047) zwischen den Gruppen vorliegt, wobei die Patientengruppe niedrigere Maximaldruckwerte aufweist. Im Bereich des Vor- und Mittelfusses sind die Werte der Patientinnen und Patienten leicht höher als in der Kontrollgruppe, jedoch nicht signifikant (Abb. 1).

Bezüglich der Korrelation der Druckmesswerte und der Höhe der Einlagen konnte einzig für die mediale Erhöhung ein mittlerer Zusammenhang (rs ≥ 0.3) erkannt werden. Dies ist in Tabelle 1 und anhand der Regressionsgeraden ersichtlich (Grafik 1 und 2).

Literatur: [1] Shaw, K. E., Charlton, J. M., Perry, C. K. L., de Vries, C. M., Redekopp, M. J., White, J. A., & Hunt, M. A. (2018). The effects of shoe-worn insoles on gait biomechanics in people with knee osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. Br J Sports Med, 52(4), 238-253 [2] Greitemann, B. (2009). [Conservative therapy of osteoarthritis. Technical orthopedic fittings]. Z Rheumatol, 68(10), 797-803. [3] Lidtke, R. H., Muehleman, C., Kwasny, M., & Block, J. A. (2010). Foot center of pressure and medial knee osteoarthritis. J Am Podiatr Med Assoc, 100(3), 178-184.

Abb. 1: Druckwerte [N/cm2] der Patienten- und Kontrollgruppe im Vergleich

Grafik 1: Regressionsgerade mediale Erhöhung und Ferse

Einbauelement Mittelwert und SD

Höhe [mm]

Korrelation zu

Maximaldruck Mittelfuss [rs]

Korrelation zu

Maximaldruck Ferse [rs]

Laterale Erhöhung 18.23 (±4.71) 0.21 0.24

Mediale Erhöhung 22.18 (±4.3) 0.32 0.43

Retrokapitale Pelotte 6.24 (±1.25) 0.27

•  Studiendesign: retrospektive Datenanalyse mit codiertem Daten-satz der Ortho-Team AG Bern

•  Messverfahren: Zebris®-Druckmessplatte •  Vergleich der plantaren Druckverteilung

o  Patientengruppe (n=31), Kontrollgruppe (n=31) o  Unterteilung in Bereiche Vorfuss, Mittelfuss und Ferse o  Deskriptive Datenanalyse, Wilcoxon-Rangsummen-

Test, visueller Vergleich von Druckbildern •  Korrelation von Maximaldruck und Einlageversorgung

o  Patientengruppe (n=28) o  Unterteilung in Bereiche Vorfuss, Mittelfuss und Ferse o  Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman,

Regressionsgerade

Tab. 1: Übersicht Einlagenhöhe und deren Korrelation zu Maximaldruckwerten

Durch das retrospektive Design der Studie waren nur wenige Angaben über die Probandinnen und Probanden bekannt. Somit konnten relevante Faktoren, welche den plantaren Druck sowie die Einlagenversorgung möglicherweise beeinflussen, nicht berück-sichtigt werden. Bei Patientinnen und Patienten mit medialer Gonarthrose verläuft die Ganglinie lateraler [3], was jedoch in dieser Untersuchung aufgrund der groben Einteilung in die drei Fussareale nicht erkannt werden konnte. Deshalb wäre eine Unterteilung in laterale und mediale Bereiche oder eine detailliertere Betrachtung der Druckbilder sinnvoll.

Grafik 2: Regressionsgerade laterale Erhöhung und Mittelfuss