Plun ist es soweit. Am 8. und 9. September erstes ... · a H~I.MATBLATT Nr. 18 Ein nachdenklicher...

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für den Kreis Groß Mitteilungsblatt für die Vertriebenen aas dem Kreisgebiet. Veröffentlichungs- blatt des Heimatkreisvertrauensmannes ‘Verlagsorf : (14a) Schwäbisch Gmünd Plun ist es soweit. Warfenberg in Schlesien Erscheintmonatlich~einmal. Herausgeber w / und Schriftleitung: Karl-Heinz Eisert, (Ida) Schwäbisch Cmünd, Sommerrain 9 September 1956, 2. Juhrg., Nr. 611fd.C. 18 Am 8. und 9. September erstesHeimatkreis-Treffen Die letzten Vorbereitungen werden getroffen &xer Heimatkreisvertrauensmann Herr Wäscher war zu ,einer erneuten Besprechung nach Rinteln eingeladen wor- den. Er berichtete, daß die Vorbereitungen in Rinteln gut ,angelaufen sind. Die gesamten Arbeiten sind von der Kreisverwaltung dem BvD übergeben worden, der nun alles aufbietet, das ‘Treffen in jeder Weise sch8n aufzu- ziehen. Herr Wäscher wird bereits einige Tage vor ‘dem Treffen in Rinteln sein, um dort noch hilfreich zur Seite zu stehen. Wir hoffen, daß alle Gäste in Privatunterkünf- ten untergebracht werden können. Ein Teil der Teilneh- mer am Treffen wird die Anreise in Bussen zurücklegen. So fährt ein Bus von Bielefeld, Sehladen, Bayreuth und FrankfurtlM. Für den Bus aus Frankfurt sind noch Mel- dungen Täglich an Herrn Justizoberinspektor Herbert Gottwald, Frankfurt/M. S. 10, Dielmannstraße 29 ,Den katholischen Gottesdienst konnte doch noch Pfarrer Pohl, früher Festenberg, übernehmen, da er noch recht- zeitig für die Tage eine Vertretung im Kirchenamt fand ,‘und seine Teilnahme am Treffen dadurch möglich wurde. Achtung Rhein-Main-Gebiet! Eilt! Wer von Frankfurt/M. aus mit dem Bus nach Rinteln fah- ren möchte, wende sich schnellstens an Herrn Justizober- inspektor Herbert Gottwald, Frankfurt/M S 10, Dielmann- -Straße 29. Die Fahrt kostet je nach Beteiligung zwischen 25,- und 39,- DM für Hin- und Rückfahrt. - . Herr Wäscher macht, die Mitteilung, dal&$&&$&~ Gäste aus der sowjetischen Besatzungszone’ ,b;e&dere. Mittel zur Verfügung erhalten haben. Diese Gelder setzen uns in die Lage, daß wir all diesen Gästen angemessene Tage- und Ubernachtungsgelder zahlen können. Auch soll eine Freiverpflegung vorgesehen sein. Für die Rückfahrt erhalten alle Teilnehmer aus der Sowjetzone Freifahrt- scheine bis zur Zonengrenze. Es ist notwendig, daß noch schnellstens an die Angehörigen in der Sowjetzone be- kanntzugeben, damit recht viele an dem Treffen teilneh- men können. Schreiben Sie bitte deshalb sofort an Ihre’ Angehcrigen in der DDR und geben Sie Ihnen Kenntnis von dieser Mitteilung. Achten Sie bei Ihrem Eintreffen in Rinteln auf angebrachte Hinweisschilder und befolgen Sie diese auch; diese kleine Einordnung wird wesentlich zur reibungslosen Abwicklung des Treffens beitragen. Bei Ihrem Eintreffen suchen Sie zuerst das Quartieramt auf, dort holen Sie sich die nötigen Auskünfte und den Zettel für das Quartier, auch bekommen Sie dort ein Fest- abzeichen ausgehändigt. Nun wünschen wir noch allen eine schöne Anreise bei gutem Wetter und dann kann unser erstes Heimatkreis-Treffen beginnen-Die Verwaltung und die Bevölkerung von Rin- teln wird alles tun, damit das erste Heimatkreis-Treffen für jeden Teilnehmer eine bleibende Erinnerung v+d. Am Tage nach dem Treffen, am 10. September, wird unser Landrat v. Reinersdorff 77 Jahre alt. Wir wollen auch da- ran erinnern. Heimatgruppe Oels, Groß Wartenberg, Namslau in Berlin-Spandau. Mit dem üblichen ,,Muß i denn“ und in frohester Stim- mung starteten wir am Sonntag, den 5. Aug. 1956 zu un- serer Dampferfahrt nach Kladow. Nach einem anschlie- ßenden Uferspaziergang an der Havel landeten wir im Lokal von Landsmännin Herms. Dort gut untergekommen, ,konnte uns der heftige Gewitterregen nichts mehr an- haben. Auch dieser ging bald vorüber und wir konnten, wie vorgesehen, am Nachmittag noch mit den Kindern unserer Landsleute spielen. Natürlich die größte Freude, wenn auch einmal eins von den Großen ausrutschte. Die -Heimfahrt konnten wir bei schönstem Sonnenuntergang genießen, so daß wohl jeder auf seine Kosten gekom- men ist. Unser nächstes Treffen: Sonntag, ,den 30. September 1956, ,nachmittags 16 Uhr im Gasthof zur Sonne, Schöneberg, Kolonnenstraße 51. L. N. Liebe Festenberger! Mein Wunsch, auf unserer Reise durch die Westzone recht viel Heimatfreunde zu besuchen, kann leider nicht in Erfüllung gehen, da ich hier erkrankt bin. So möchte ich unser liebes Heimatblatt, das ich erst in diesem Jahr vollständig lesen durfte, als Mittlerin in Anspruch nehmen. All,en ,Heimatfreunden wünschen wir Gesundheit und Wohlergehen und ein frohes Wiedersehen in Rinteln. W. Wittenburg und Frau, z. Zt. Düsseldorf, ‘7. 8. 56. Herr v. Witzendoti-Rhediger, 23) Börslage über Quaken- brück teilt mit, daß er.inzwischen den Fragebogen von Ru- delsdorf beantwortet erhalten hat. Er würde auch den Kreis GroLWartenberg gern hundertprozentig erfassen, wie be- reits den Kreis Landeshut und Hirschberg. Es fehlen ihm nur Wissensträger für die Gemeinden Charlottenfeld, Er- lengrund, Geschützhammer, Groß Gahle, Groß Schönwald, Grünbach, Kammerau, Klein Ulbersdorf, Schön Steine, Schöneiche, Weidendorf.

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für den Kreis Groß Mitteilungsblatt für die Vertriebenen aas dem Kreisgebiet. Veröffentlichungs- blatt des Heimatkreisvertrauensmannes

‘Verlagsorf : (14a) Schwäbisch Gmünd

Plun ist es soweit.

Warfenberg in Schlesien Erscheintmonatlich~einmal. Herausgeber w / und Schriftleitung: Karl-Heinz Eisert, (Ida) Schwäbisch Cmünd, Sommerrain 9

September 1956, 2. Juhrg., Nr. 611fd.C. 18

Am 8. und 9. September erstes Heimatkreis-Treffen Die letzten Vorbereitungen werden getroffen

&xer Heimatkreisvertrauensmann Herr Wäscher war zu ,einer erneuten Besprechung nach Rinteln eingeladen wor- den. Er berichtete, daß die Vorbereitungen in Rinteln gut ,angelaufen sind. Die gesamten Arbeiten sind von der Kreisverwaltung dem BvD übergeben worden, der nun alles aufbietet, das ‘Treffen in jeder Weise sch8n aufzu- ziehen. Herr Wäscher wird bereits einige Tage vor ‘dem Treffen in Rinteln sein, um dort noch hilfreich zur Seite zu stehen. Wir hoffen, daß alle Gäste in Privatunterkünf- ten untergebracht werden können. Ein Teil der Teilneh- mer am Treffen wird die Anreise in Bussen zurücklegen. So fährt ein Bus von Bielefeld, Sehladen, Bayreuth und FrankfurtlM. Für den Bus aus Frankfurt sind noch Mel- dungen Täglich an Herrn Justizoberinspektor Herbert Gottwald, Frankfurt/M. S. 10, Dielmannstraße 29

,Den katholischen Gottesdienst konnte doch noch Pfarrer Pohl, früher Festenberg, übernehmen, da er noch recht- zeitig für die Tage eine Vertretung im Kirchenamt fand

,‘und seine Teilnahme am Treffen dadurch möglich wurde.

. 1 .

Achtung Rhein-Main-Gebiet! Eilt! Wer von Frankfurt/M. aus mit dem Bus nach Rinteln fah-

ren möchte, wende sich schnellstens an Herrn Justizober-

inspektor Herbert Gottwald, Frankfurt/M S 10, Dielmann-

-Straße 29. Die Fahrt kostet je nach Beteiligung zwischen

25,- und 39,- DM für Hin- und Rückfahrt. - .

Herr Wäscher macht, die Mitteilung, dal&$&&$&~ Gäste aus der sowjetischen Besatzungszone’ ,b;e&dere. Mittel zur Verfügung erhalten haben. Diese Gelder setzen uns in die Lage, daß wir all diesen Gästen angemessene Tage- und Ubernachtungsgelder zahlen können. Auch soll eine Freiverpflegung vorgesehen sein. Für die Rückfahrt erhalten alle Teilnehmer aus der Sowjetzone Freifahrt- scheine bis zur Zonengrenze. Es ist notwendig, daß noch schnellstens an die Angehörigen in der Sowjetzone be- kanntzugeben, damit recht viele an dem Treffen teilneh- men können. Schreiben Sie bitte deshalb sofort an Ihre’ Angehcrigen in der DDR und geben Sie Ihnen Kenntnis von dieser Mitteilung.

Achten Sie bei Ihrem Eintreffen in Rinteln auf angebrachte Hinweisschilder und befolgen Sie diese auch; diese kleine Einordnung wird wesentlich zur reibungslosen Abwicklung des Treffens beitragen.

Bei Ihrem Eintreffen suchen Sie zuerst das Quartieramt auf, dort holen Sie sich die nötigen Auskünfte und den Zettel für das Quartier, auch bekommen Sie dort ein Fest- abzeichen ausgehändigt. Nun wünschen wir noch allen eine schöne Anreise bei gutem Wetter und dann kann unser erstes Heimatkreis-Treffen beginnen-Die Verwaltung und die Bevölkerung von Rin- teln wird alles tun, damit das erste Heimatkreis-Treffen für jeden Teilnehmer eine bleibende Erinnerung v+d.

Am Tage nach dem Treffen, am 10. September, wird unser Landrat v. Reinersdorff 77 Jahre alt. Wir wollen auch da- ran erinnern.

Heimatgruppe Oels, Groß Wartenberg, Namslau in Berlin-Spandau.

Mit dem üblichen ,,Muß i denn“ und in frohester Stim- mung starteten wir am Sonntag, den 5. Aug. 1956 zu un- serer Dampferfahrt nach Kladow. Nach einem anschlie- ßenden Uferspaziergang an der Havel landeten wir im Lokal von Landsmännin Herms. Dort gut untergekommen, ,konnte uns der heftige Gewitterregen nichts mehr an- haben. Auch dieser ging bald vorüber und wir konnten, wie vorgesehen, am Nachmittag noch mit den Kindern unserer Landsleute spielen. Natürlich die größte Freude, wenn auch einmal eins von den Großen ausrutschte. Die -Heimfahrt konnten wir bei schönstem Sonnenuntergang genießen, so daß wohl jeder auf seine Kosten gekom- men ist.

Unser nächstes Treffen: Sonntag, ,den 30. September 1956, ,nachmittags 16 Uhr im Gasthof zur Sonne, Schöneberg, Kolonnenstraße 51. L. N.

Liebe Festenberger! Mein Wunsch, auf unserer Reise durch die Westzone recht viel Heimatfreunde zu besuchen, kann leider nicht in Erfüllung gehen, da ich hier erkrankt bin. So möchte ich unser liebes Heimatblatt, das ich erst in diesem Jahr vollständig lesen durfte, als Mittlerin in Anspruch nehmen. All,en ,Heimatfreunden wünschen wir Gesundheit und Wohlergehen und ein frohes Wiedersehen in Rinteln.

W. Wittenburg und Frau, z. Zt. Düsseldorf, ‘7. 8. 56.

Herr v. Witzendoti-Rhediger, 23) Börslage über Quaken- brück teilt mit, daß er.inzwischen den Fragebogen von Ru- delsdorf beantwortet erhalten hat. Er würde auch den Kreis GroLWartenberg gern hundertprozentig erfassen, wie be- reits den Kreis Landeshut und Hirschberg. Es fehlen ihm nur Wissensträger für die Gemeinden Charlottenfeld, Er- lengrund, Geschützhammer, Groß Gahle, Groß Schönwald, Grünbach, Kammerau, Klein Ulbersdorf, Schön Steine, Schöneiche, Weidendorf.

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a H~I.MATBLATT Nr. 18

Ein nachdenklicher Spaziergang durch mein liebes Heimatdorf Ober-Stradam Von Detlev v. Reinersdorf-Paczensky und Tenczin, Landrat a. D., Worms-Herrnsheim, Hauptstraße 1

(1. Fortsetzung). Das Gedenken an die Bagusche-Wirtschaft weckt aber noch eine andere Erinnerung in mir, Diese Wirtschaft besaß eine zeitlang ein früherer Koch meines Vaters, namens Feige. Wir liebten als Kinder Feige sehr. denn er war im- mer lustig mit uns, und es Ael aÜ& meistens etwas Gutes bei den Besuchen in der Küche ab. Wenn er nach Reiners- dorf mitgenommen wurde, begleitete er uns Jungens früh in den Wald. Er war nämlich sehr naturverbunden. Aus dieser Liebe zur Natur heraus hatte er sich auch die Wirt- schaft gekauft. Er merkte aber doch sehr bald, daß seine Vorbildung und sein untrainierter Körper den dort anfal- lenden Arbeiten nicht gewachsen waren und verkaufte

,darum den Hof, um wieder seinen alten gelernten Beruf zu ergreifen. Natürlich haben wir ihn oft in der Wirtschaft besucht, daher war sie mir gut bekannt. Mit dieser Erzählung will ich das Südende von Ober-Stra- dam verlassen, ich überschreite nun die Gleise der Bahn nach Groß Wartenbere. Die Station liegt unweit westlich vom Obergang und hieß Stradam, nicht Ober-Stradam. Dieser Umstand erregte den Unwillen meiner Tochter, als sie bei ihrer ersten Abwesenheit vom Elternhaus einen .Koffer von der Bahnstation ihrer in der Mark gelegenen Pension nach Hause schicken wollte. Der dortige Bahn- beamte bestritt ihr nach Einsicht in die Büchey, daß es eine Station Ober-Stradam gäbe. Auf den Gedanken, das sie Stradam heißen könne, kam auch er nicht, so wurde der Koffer auf die nächste Station von Ober-Stradam nach Groß Wartenberg aufgegeben. Bei der Bahnstation Stra- dam fällt mir noch ein Kuriosum ein..Eines Tages kam ich auf den Bahnsteig. als der Zug gerade im Abfahren war. -- Mein alter Freund und Kollege im Kirchenvorstand, der Bahnhofsvorsteher Scholz, stimmte ein Indianergeheul an und machte sich durch Schwenken der Arme nach allen Himmelsrichtungen dem Lackführer bemerkbar. Dieser bremste und ließ den Zug zurückrollen, bis ein Abteil vor mir hielt, und ich nur hineinzusteigen brauchte. Solches An- sehen genoß früher ein preußischer Landrat. Auf mich und mein jetziges Dasein bezogen kann ich nur sagen: ,,sic transit gloria mundi“ oder auf deutsch: so vergeht der Ruhm der Welt. Zwischen der Abzweigung des Bahnhofsweges, der übri- gens erst auf meine vielfachen Beschwerden gewflastert worden war, und den Bahngleisen lag ein klemes Haus, das seinen Besitzer öfters gewechselt hatte, Zuletzt ge- hörte es m. W. einem Fleischer Klisch. Dieser war einer von mehreren Söhnen des früheren Gutsschmiedes Klisch. Es gehörte zu den Höhepunkten eines Tages, wenn wir als Kinder in die Schmiede gehen durften. Die’ geschwärzten Gesichter des Schmiedes Ünd seiner Gesellen,-hell erleuch- tet von dem offenen Feuer, das der Blasebalg hochtrieb, hatten für uns etwas Magisches. Wenn das gluhende Huf- eisen, im hochzischenden Wasser abgekühlt, sogleich dem geliebten Pferd aufgeschlagen wurde, erwachte unser Mit- leid mit dem Tier, weil die Prozedur an eine Zahnbehand- lung erinnerte. Gegenüber der Abzweigung lag ein stattliches Haus, der Kaufhof von Ober-Stradam. Es gehörte der Witwe des früh verstorbenen früheren Bürgermeisters Gomille. Einem Sohn, dem es in Heidelberg als Kaufmann gut geht, bin & auf dem Schlesiertag in Köln begegnek Neben dem Gomille-Haus, dicht an den Hof von Zeiske angeschmiegt, stand ein winziges, zuletzt von Frau Standtke bewohntes Häuschen, das meines Wissen Zeiske gekauft hatte. Der Hof von Zeiske war ein stattliches Bauerngehöft. An der Straße war ein neues Wohnhaus errichtet, aber von den alten Zeiskes nicht mehr bezogen. Mir sehr verständlich blieben sie in dem dahinterliegenden alten, ganz aus Holz- balken gebauten Haus wohnen. Es bewohnte sich sehr gut, denn es war im Sommer kühl und im Winter warm. Das leider verstorbene Ehepaar Zeiske steht wohl bei allen Stradamern in der Erinnerung in einem hellen Licht. Zeiske war das Vorbild eines schlesischen Bauern. Sein Leben war ausgefüllt durch sein Wirken für den Hof Von konservativer Einstellung, war er doch aufgeschlossen für das Neue und versagte sich auch nicht der Einführung der neuen Wirtschaftsweisen. In seinem Wesen war er an- spruchslos und bescheiden und allem Streit abhold. Er war von ernster Natur und auf Ausgleich abgestimmt. Er

ließ auch anderen, mit denen er nicht übereinstimmte, Ge- rechtigkeit widerfahren, wenn er auf ehrliche Uberzeu- gung stieß. Ihm zur Seite als treue Lebenskameradin stand seine gleichgesinnte Frau, der,ein guter Schuß schlesischen Humors beigegeben war. Dadurch gab sie dem gemein- samen Leben einen heiteren Glanz. Sein jüngster Sohn Heini, der Erbe des Hofes, ist auch zum Bauern geschaffen und hätte bestimmt das Erbe gut verwaltet. Es ist ein Zei- chen der noch völlig unbefriedigenden Verhältnisse der Heimatvertriebenen, daß er sich in einer Fabrik seinen Lebensunterhalt verdienen muß und ihm nicht ein Hof an- vertraut wurde. Das deutsche Volk darf es sich nicht lei- sten, solche vererbten Bauernqualitäten brach liegen zu lassen. Neben Zeiskes Hof stand die Bäckerei von Kirsch. Die äußere Fassade paßte nicht in ein Dorfbild, sie war zu un- ruhig. Der Baumeister hatte es gut gemeint, aber die Aus- führung der guten Absicht war nicht geglückt. Leider ist Herr Kirsch in einem tschechischen Lager um sein Leben gekommen; hoffentlich geht es seiner Frau und seinen Kindern eut. Sein Sohn Karl-Heinz war zu den Bamberger Reitern &gezogen. Neben der Bäckerei stand das kleine, aber sehr gutgehal- tene Haus seines Bruders, des Friseurs und Fleischbeschau- ers Fritz Kirsch. Daneben fiel ein großes, graues Haus mit verschnittenen Fichten an der Freitreppe auf. Es gehörte dem Schuh- machermeister Kranz, der auf dem Treck gestorben ist. Zu ihm bin ich bis zuletzt gern gegangen, um mit ihm zu plaudern; er war wie.seine großen Vorgänger im Mittel- alter, der Schlesier Jakob Böhme und der Nürnberger Hans Sachs, mit einer philosophischen Ader ausgestattet. Unvergeßlich ist auch seine leider viel zu früh verstorbene Tochter Hertha. Mit ihrem hilfsbereiten freundlichen We- sen war sie meiner Frau oft eine immer gern gesehene und willkommene Stütze im Haushalt. Auch Frau Kranz und ihre Schwester Malehen mochten wir sehr gern. In dem Kranz’schen Hause bin ich auch als Kind oft gewesen. Damals war es das Wohnhaus vom Gehöft des Bauern Garbe. In einem Zimmer des Hauses hatte unser Kinder- fräulein geerbte Möbel untergestellt. Wenn sie in ihnen kramte, saßen wir in der Küche ‘bei der alten Frau Garbe und bekamen uns köstlich schmeckende Syrupschnitten. Die Garbewirtschaft wurde später aufgeteilt. Warum, ist mir entgangen. Soweit ich mich erinnere, hatte das alte Paar keine Erben, jedenfalls keine, die die Wirtschaft übernehmen wollten. Der ehemalige Stall des Hofes war von Erwin Frenz ge- kauft und zu einer Schlosserwerkstatt mit Wohnung aus- gebaut worden. Erwin war einer der Sohne des langujähri- gen Hauptlehrers Frenz. Dieser war ein Hüne von Gestalt mit lannwallendem Bart: er hätte iederzeit einen Rübe- zahl gux darstellen können. Von Lenz kaufte das Haus der Maschinenschlosser Vogler und nach dessen Wegzug die Kreisverwaltuns. weil eine Wohnunp: für einen Stra- ßenmeister dringend gebraucht wurde. Jahrelang hat das Haus der spätere Provinzialstraßenmeister Reiß bewohnt. Im Mai 1955 konnte er in Bad Vibel, wo er sich in einer Siedelung ein Haus gebaut hat, seine goldene Hochzeit feiern. Uns war die Freude, ihn, seine Frau, seinen Sohn und einen Enkel hierwiederzusehen. Als Reiß nach Festen- berg aus dienstlichen Gründen versetzt werden mußte, ver- mietete der Kreis das Haus an den Staat als Gendarmerie- Wohnung. Bewohnt wurde es bis zuletzt von dem Gendar- meriehauptwachtmeister Prause, dnem früheren wlit- scher Ulanen. Er bewahrte die gute’ Tradition des preußi- schen Heeres. Nun bin ich an einem Kreuzungspunkt mehrerer Wege an- gelangt. Es begegnen sich dort der von Ulbersdorf kom- mende Weg, der-Weg nach Mittel-Stradam und die alte Dorfstraße in Richtung auf das Gut Ober-Stradam mit der Chaussee, die an dieser Stelle eine Ausbuchtung nach We- sten macht. Durch das Zusammentreffen der genannten Wege entstand ein kleiner Platz. auf dem aüch noch ein aus-dem Park kommender Weg einmündete. Dieser Platz wurde beherrscht von der alten Post, einem hohen Ge- bäude, das mein Vater als Postgebäude im Jahre 1882 ge- baut hatte. Es trug noch in gußeisernen Lettern die Jahres- zahl und die Buchstaben G. v. R. Auf die Bewohner der Post komme ich später zu sprechen. (Fortsetzung folgt).

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:Nr. 18 HEIMATBLATT 3

Aus dem Groß Wartenberger Vereinsleben Beim Lesen unseres Heimatblattes gehen meine Gedanken oft zu einem Verein in Groß Wartenberg zurück, der für -unser Städtchen eine nicht zu unterschätzende kulturelle Be- doutung hatte und bei dem ich mich immer sehr wohl fühlte und viele schöne Stunden verbrachte. Ich meine denorchester- Verein, auch er sollte nicht der Vergessenheit anheimfallen, ;Im November 1921 kam ich aus Oberschlesien nach Groß Wartenberg zurück und bald warb man um meine ,-ge- schätzte” Mitwirkung beim Orchester-Verein, wohl anneh- mend, daß ein junger Schulmeister auch ausgezeidniet Geige +nielen müßte. Das war aber durchaus nicht der Fall! - S&ließlich ließ ich mich breitschlagen und ging hin: Ubungs- lokal beim “Stampe Carle” - (später bei Reich). - Ich fand dort eine illustre Gesellschaft prominenter Wartenberger vor - und war mir vorher schon nicht ganz gut, so wurde mir immer mießer! Am Dirigentenpult stand als ,,erster Steh-

’ - Gründer des Vereins und alter Militärmusiker - $%&xler Otto?) Hoffmann s. Zt. Zollbeamter in den neu- erbauten Wiosker Zollhäusern. Ihnen zur Seite saßen als 1. Geiger - ihn wacker unterstützend - Winning Gustel und Schulz Fritz (Amtsgericht, bekannt durch sein akrobatisches Solo: Canari). Gegenüber waltete Gerlach Paul (prz. Rent- aint) seines Amtes als Obligatgeiger mit bestens gepflegter Geige, wohlunterstützt vom altbekannten und beliebten Rubv-Seno. Ja. Seen! - was konntest Du hicht alles spielen: 1. und 2: Geige, Bratsche, Klavier, Schlagzeug und wenn es sein mußte, machtest du einen Handstand auf dem Gasthaus- stuhl. - In der Mitte strich Curt Walter (Photograph) mit Liebe und Gefühl sein Cello, überragt von Papa Just (Post), der ohne Mühe und mit Beda&t die notwendiaen Baßtöne der Großmutter (Baßgeige, damals noch geliehei von Stadt- kapellmeister Ernst) entlockte. Ganz an der Seite hatte Reich Georg seinen Platz ‘am Klavier, das er tatkräftigst und sicher bearbeitete. - Wie aesaat - bei soviel Prominenz verkroch ich mich in dii& äußerste E-cke und netterweise hat auch keiner etwas über meine ersten Künste qesaqt. Wohler wurde mir erst, als ich einen 2. solchen Kün<tler-wie mich im Pietsch- Josef fand. Offiziell nannte man uns ,,Füllgeiger” - wir wußten es besser und bezeichneten uns als ,,Rumpelgeiger” - davon abgeleitet, daß beim Walzer, der ja: hm-ta, ta - hm- ta. ta” qeht. einer von uns das “hm” - der andere das ,,tata” ru’mpelce. Später gesellte sich zu uns Semler-Ede und machte wacker als Füllqeiqer mit. - Wie es leider so qeht, auch in unserem Verein wechselten die Gesichter. (Id; verließ ihn 1924). Als erster verschwand unser Dirigent, Paul Hoffmann, weil er versetzt wurde. Dafür fanden wir Paul Kraftczyk - Lehrer und Kantor an der kath. Schule - für uns wie ge-

’ schaffen. Aufopfernd hat er sich mit uns qeplaqt, nicht nur in den Wbungsstunden, sondern noch zu Ha&.& indem er Spiel- stücke für unseren Verein einrichtete - was für uns Füll- geiger peinlich war; denn er gab uns nun eine ordentliche Stimme zu spielen, und wenn wir zuviel ,,Mist” machten, dann ,,sehnickte” (so ist doch wohl der Ausdruck) er uns, indem er uns vorspielen ließ - das war nicht schön - nicht nur für uns!! Vergessen möchte ich auch nicht Witzig . . .? (Schwiegersohn vom Kaufmann Baum), der als Posener Flüchtling zu uns stieß und sich als bester 1. Geiger entpuppte. Sn waren wir eine festverschworene Gemeinschaft qeworden und im glaube, die vielen Konzerte, die wir be: ausver- kauftem Saale (am Wall) qaben, sind vielen noch in Erin- nerung, besonders das, das wir mit dem Gesangverein zusam- men ausführten und dessen Höhepunkt der von Paul Kraft- czvk vertonte 126. Psalm war. Recht aemütlich qlnq es auch bei den Unterhaltungsabenden zu, die wir für-u&ere för- dernden Mitalieder veranstalteten. - Und manchmal ist dann den durstige; Musikern auf dem Heimweg eine Panne pas- siert. - So damals, als wir beim erten Morgendämmern einen vollbeladenen Steinewagen (bei Smolny, Gartenstraße) mit viel Mühe ins Rollen brachten und die Haustür von Max Sei- verts Tischlerei arg bedrohten, und dann schließlich eine Dachrinne am Neubau der prinzl. Häuser a. d. Gartenstraße zur Strecke brachten! Büraermeister Böer brummte uns ie 200.- DM Strafe auf (Inflaiion!) und Gerlach Paul mußte, als braver Orchester-Kamerad, den Schaden ohne größeres Auf- sehen im prinzl. Rentamt regeln. - Ja, so war das damals - wißt Ihr noch?

Friedrich Schneider, Lehrer (13a) Vorderbreitenthann über Feuchtwangen,. Schule.

Etwas über die jetzigen Verhältnisse in Neumittelwalde. Aus einem Brief einer jetzt aus Schlesien Rückgeführten.

. . . dort habe ich in ,der Molkerei gearbeitet und da mußte ich alle Tage und auch sonntags-arbeiten. Ich habe .seit l.935 in Granowe gewohnt. Als der Russe rein kam mußte ich nach Pawellau-zu einem Polen in den Dienst. Dort habe ich gearbeitet bis 1946. Am 3. März bin ich ausgerückt nach Granowe. Dort hatte ich es schon besser, denn ich bekam schon jeden Monat ein paar Groschen für meine Arbeit. Das Essen hatte ich auch frei, weil ich beim Chef in der Küche geholfen habe. Dort war ich bis zum April 1947. _ denn das Gut Granowe wurde gesiedelt, da zog ich nach Neumittelwalde in die Wohnung von Schmiedemeister Fin- ger rein. Ich habe dort so lange gewohnt. bis sich mich raus- gelassen haben. In Fingers Hause wohnte auch ein Schmie- demeister, er hält aber alles in Ordnung.

ich habe auch jedes Jahr nach Warschau geschrieben,. daß ich von dort raus wollte und immer wurde ich abge- lehnt, aber jetzt hat sich mein Schwager über das Rote Kreuz darum gekümmert und da habe ich doch Glück ge- habt . . . es sind noch viele Deutsche dort und die wollen alle noch heraus. Trotzdem wir nicht mehr bei den Polen in der Wirtschaft arbeiten brauchten (wir konnten gehen wohin wir wollten), aber der Verdienst ist zu klein und das andere alles teuer. Hinter jedem bißchen mußte man sich anstellen. Die Zeit rückt schon wieder ran, bis zur Ernte, da müssen sich die Leute stundenlang nach Brot anstellen. . . . Am 30. Januar bin ich von Neumittelwalde weggefah- ren, in Stettin war die Sammelstelle, die Verpflegung war dort gut, auch sauber. . . . einen Tag vor dem Abfahren haben sie eine Kontrolle unseres Gepäcks aftf dem Bahnhof durchgeführt. Manche hatten ihre Möbel mit. Aber die Kontrolle war schmerzlos. nur Stichproben. Am 3. 2. früh um 8 Uhr sind wir von Stettin losgefahren, vorher gabs gutes Frühstück und Ver- pflegung aÜf den Weg. - - . . . in Friedland, vor dem Bahnhof, ist der Zug stehen ge- blieben, das war wohl in der elften Stunde vormittags. Die große Heimkehrer-Glocke hat geläutet. Uns führten sie in einen großen Saal. Dort haben wir die Begrüßung gehört und dann wurden wir auf die Zimmer verteilt. Nach dem Mittagessen wurden wir eingetragen, jeder bekam seine Papiere und 20 Mark, dann wurden wir angekleidet, dann mußte jeder zu seinem Gepäck, nachsehen ob alles mitge- kommen ist. Jeder konnte Telegramme an seine Angehöri- gen schicken. Wir hatten alles frei. Am nächsten Tag, am Sonntag. habe ich mir Friedland angesehen. Abends holte ich mir-den Fahrschein, dazu gabs gleich Verpflegung auf ‘die Fahrt. Montag: früh um 7 Uhr bin ich von Friedland ab- gefahren und mittags um 11 Uhr war ich schon bei meiner Schwester im Hause. . . . nun wollten Sie wissen, wer von unseren Leuten noch dort ist: Frau Rudolph, Familie Winzek (die alten und jun- gen), Frau Hart (die inzwischen verstorben ist), Frau Fritsch, und Bunks wohnen auch noch dort. Dann sind noch neun Familien zugezogen aus dem Kreis Ostrowo. Drei FamMen wohnen im Fiedlerschen Hause, die anderen im Stadtgut. In den städtischen Beamtenhäusern auf der Kirchstraße wohnen lauter Polen. Nichts haben sie in Neumittelwalde aufgebaut. bloß noch die Mauern, die da standen, kaputt gemacht. Furchtbar schade um die schöne Stadt. Ich hoffe, daß ich Ihnen alles beschrieben habe . . . .

Anschriften-IZnderungen

Lehrer Paul Becker, (20b) NortheimlHann, Schützen- weg 10.

Karl Stampe, (21b) Ennepefal-Altenvoerde, Hoch&. 1. August Feja, (13a) Bayreuth, Kellerhof 9. Wilhelm Bothur und Ehefrau Maria, geb. Kulok,

(22a) Wuppertal-Vohwinkel, Westring 70. Wilfried v. Korn. Porz-Urbach/Rhein, Marienplatz 1. Oskar Mrusek, (2lb) Hagen/Westf., Hochstra& 60 1. Klara Keller, (16) Bruchköbel b. Hanau, Mühlbachstr. 23.

Achtung!

Walter Kahler%, zuletzt in (24) Hamburg 13, Hagedornstraße 25, 11 ist vor zwei Monaten verzogen. Wer kennt die. neue Anschrift von Ldsm. Kahler-t? Ich bitte dringendum Mit- teilung, damit Msm. Kahlert sein Heimatblatt -weiter be- kommen kann. Schriftleitung.

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HEIMATBLATT Nr. 18

HEIMAT-REIGEN Stimmt an mit hellem. hohen Klang, Singt heimatliche Lieder, Preist unsern Kreis Groß Wartenberg, In Rinteln hall’ es wieder.

Laßt Polen sehrein un,d Russen drohn, Von Friedensgrenzen reden. Der Spuk von ,,Sycow“ wird vergehn, Wenn wir daheim uns wiedersehn.

Wie war’s in Wartenberg doch schön -. .Durch unsern Schloßpark bummeln gehn, Ragt der Ratsturm auch nicht mehr zur Höll’, Wir baun ein schön’res Minare - (tt).

Es gab bei uns ‘ne gute Wurst Und einen feinen Kuchen Und nette Kneipen gegen Durst, Man braucht’ nicht lang zu suchen.

Auf nun zu einer Landpartie Richtuna Neumittelwalde, ‘s lag malerisch auf Bergeshöh’ Bei Kraschen vor dem Walde.

Es grüßt uns der Korsarenberg, Der höchste in der Runde, Wir baden dann in Buchenhain, Nach Geschütz ist’s ‘ne Stunde..

Und Festenberg. das winkt bereits, Die Stadt der Tischlermeister, Und in der ,,Börse” gab’s nicht bloß Fourniere, Holz und Kleister.

So eab’s noch manchen netten art. So Kunzendorf und Schieise ’ Und Stradam und auch Dalbersdorf, Zu End’ ist nun die Reis’e.

Du, mein geliebtes Schlesierland, Wir grüßen dich auf% neue, Bist uns’rer Hoffnung Unterpfand, Wir halten dir die Treue!

Albert Henschel, Hennenbach

Heimat ca Diese Bilder sollen einen Gruß des Kreises Groß Warten- berg an den Paten-Kreis Schaumburg und die Stadt Rin- teln *darstellen, zugleich aber für alle Kreisangehörigen zu unserem Heimatkreis-Treffen eine liebe Erinnerung an un- seren schönen Kreis Groß Wartenberg. Ich habe aus den mir übersandten Aufnahmen diese Reihe zusammenge- stellt. Weitaus mehr sind mir aber im Hinblick auf unser Treffen übersandt worden.

Ein frohes Wiedersehen in Rinteln wünscht Die Schriftleitung.

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Unsere Bilder: 1 Festenberg. Diese wenig bekannte Luftaufnahme dürBe meiner Schätzung na& at19 den lahren um 1930 stammen. ALerdings fehlen auf der Autnahme die lange Goschiitzer Straße. die Siedlung am Bahnhof und ein Teil der Trebnitzer Straße. Viel* leicht kann man&er beim Betra&ten der Aufnahme seine Erinnerung etwas auffrisben. Zur Verfdgung gestellt wurde die Aufnahme von Carl ROSS& der damit den Festabergern eine Freude ma&en mö&te. 2 Groß Wartenberg. Diese s&höne Aufnahme zeigt dfe Post. die Sddoßkirche, das prinzlide Schloß. und die E& des Gasthauses .Zum Eisernen Kreuz”. Die Aufnahme stammt aus einer Serie von 7 Aufnahmen von Ingenieur Max Paprotka in Bo&un-Dahlhausen. Kniestraße 4. Anläßli& eines Besudtes in Groß Warr tcnberg vor dem Kriege sir:d diese Aufnahmen gemadlt worden. Interessenten die diese Serie selbst gern besitzen mähten, k6nnen die Bilder bei Ing. Paprotka bestellen. Vergrößerungrn bis zum Format 19x24 sind moglich. Er werden nur die Selbstkosten berehriet.

3 Evangelische Schloßklrche Geschütz. 4 S&loß OttorLangendorf. 5 Grenzhammer, Zollhaus, Pfarrhaus, Schwesternstatlon. Diesen Gruß aus Grenzhammer sandte Polizeimeister Otto Knoop. jetzt in Weybausen. Post Uni tellüfl. wo er wieder als Gendarm tätig ist. Es geht ihm und seiner Familie gut, Er freut sidt immer wieder, etwas aw dem Kreis zu h&en. 6 Neumlttelr Walde. Der Unterring mit Evangelisdxr Kjrd~e. Pfarrhaus und Arbeitsdienst* lager. Im Vordergrund der alte Herr Kammer mit seinem Speditionswägeldten. Beim Betra&ten dieser Aufnahme spürt man sofort die Ruhe und Bexhaulidw keit. die das Leben in Neumittelwalde - im Gegensau zur Ietais~~ Zeit - so angenehm ma&te.

Fesgolge Sonnabend, den 8. September 1956: 19.00 Uhr Empfang mit kleinem Umtrunk im

Saal des Ratskellers. 20.00 Uhr Begrüßung der Groß - Wartenbergel

Gäste auf dem Marktplatz durch Stadt und Kreis.

Anschl. Kommers in den Festzelten auf dem Steinanger.

Sonntag, den 9. September 1956: 10.00 Uhr Gottesdienste. Für die Evangelischen

in der evang.-luth. Kirche: Super- intendent Blech; Pastor Seibt. Für die Röm.-Katholischen in der kath. Kirche; Pfarrer Pohl.

11.42 Uhr Feierstunde mit Kranzniederlegung am Ehrenmal der Vertriebenen. An- sprache Pastor Roth.

Mittagspause. 14.00 Uhr Festakt im Zelt auf dem Steinanger.

1. Ubergabe der Patenschaftsurkunde durch den Landrat des Kreises Grafschaft Schaumburg.

2. Festansprache.

Anschl. Gemütl. Beisammensein in den Zelten

Es wirken mit: Die Kapelle der Freiw. Feuer- wehr Rinteln, Chöre Rintelher Ge- sangvereine, Spielgr. Krankenhagen.

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6 HEIMATBLATT Nr. 18

82 Jahre alt wurde am 10. 8. 56 Ldsm. Max Zerthahelly, früher Groß Wartenberg, jetzt Heubach/Württemberg, Struitfeld-Str. Noch nachträglich recht herzliche Glückwünsche.

Allen Bekannten herzliche Grüße senden: Michael Milde (früher Kreissparkasse Groß Wartenberg,

z. Zt. Rentner), wohnhaft gewesen in Groß Wartenberg, Hindenburg-Straße 32

seine Ehefrau Erna Milde, geb. Horn sein Sohn Hans-Georg Milde, Schüler seine Tochter Dorothea Milde, früher Schloß-Vorwerk,

Groß Wartenberg, z. Zt. Direktrice in einer Strickwaren- fabrik in Benediktbeuern

seine Tochter Ruth Albertz, geb. Milde, früher Landrats- amt Groß Wartenberg (verh. seit 1950 mit Willy Albertz, Kind Olaf)

sämtliche wohnhaft in Ried Nr. 9/0bb.,, Post Benedikt- beuern, ab 1. 8. 1956 in einem kleinen Eigenheim. Heinz Wolf, Ofensetzer, wohnte bis 1940 in Groß Warten- berg, Breslauer Straße 14. Seine Frau Emma, geb. Mis- salla, hat in Groß Wartenberg Adolf-Hitler-Straße ge- wohnt und hat bei Dr. Bornemann gearbeitet. Das Ehe- paar Wolf wohnt jetzt in Berlin-Spandau, Kol. Birken- hain- Ia und grüßt alle Bekannten herzlich. Erich Mosch aus Mühlenort hat von 1927 bis 1940 bei Herrn Redler gearbeitet und von 1941 bis 1944 bei Schipke, wohnt jetzt in 21a) Herten/Westf., Nimrodstraße 35 und läßt alle Bekannten herzlich grüßen.

Richard Prescha und Frau Eva, geb. Lange, früher Groß Wattenberg. stammen aus Rinnin und sind beide nach Neu- mittelwaldg in den Konfirmandenunterricht gegangen und von Pastor Kuschka konfirmiert worden. Nach der Be- setzung durch die Polen optierte die Mutter des Ldsm. Prescha für Deutschland. Im Jahre 1932 wurde die Familie, weil sie durch die- Option der Mutter Reichsdeutsche wa- ren, von den Polen ausgewiesen und so zogen sie damals nach Groß Wartenberg. Heute leben sie in Offenbach/M., Grimmstraße 72 und lassen alle Bekannten und Freunde aus der Heimat herzlich grüßen.

Tischlerstadt Festenberg

50. Geburtstag Seinen 50. Geburtstag feiert am 28. September 1956 Ldsm. Walter Kleinert. der früher in Festenberg wohnhaft war und seit dem 1. i0. 1923 ununterbrochen bei der Sparkasse in Festenberg beschäftigt gewesen war. Nach vielen Um- werren hat er wieder eine ihn selbst sehr befriedigende Arbeit bei der Sparkasse seines neuen Wohnsitzes gefun- den. Seine Anschrift: Hannover-Linden, Rampenstn. 2. Wir gratulieren recht herzli-ch und wünschen weiterhin alles Gute.

Frau Gertrud Kiefer, geb. Rösner, Witwe des 1929 ge- storbenen Fleischermeisters Fritz Kiefer aus Festenberg, Horst-Wessel-Straße 43, wohnt seit dem 1. Juli 1956 jetzt bei ihrer Tochter Käthe Bertling in (14a) Sulzdorf, Kreis Schwäbisch Hall, Neue Schule. Sie hat volle 6 Monate auf ihre Umsiedlunnsaenehrniauna von der DDR nQch hier warten müssen.-Am 10. 9.fei& sie ihren 70. Geburtstag, gern hätte sie diesen im Kreise ihrer Heimatleute gefeiert. ,,So werde ich an diesem Tag“, so schreibt Frau-Kiefer, ,,still aller gedenken, die dort ihre Liebe zur schlesischen Heimat bekunden werden. Ich wünsche allen Heimatfreun- den gute Fahrt und ein recht frohes. herzliches Wieder- sehen. Grüßen ,Sie bitte alle Festenberger herzlich, die ihnen dort begegnen, besonders Herrn Sup. Blech.“ Zu ihrem Geburtstag recht herzliche Grüße und Glückwünsche von ihren Kindern und Enkelkindern und von Famdlie Fritz Krause, Oer-Erkenschwick. Das Heimatblatt schließt sich diesen Glückwünschen an.

Johann Lorenz, geb. 9. 2. 1882, war früher am Postamt Festenberg tätig, ist am 5. 2. 1956 mit seiner Frau von Festenberg gekommen. Er wohnte zunächst in Braun- schweig, Sehunterstraße 7 bei seiner Tochter; weil aber dort eine Wohnung in absehbarer Zeit nicht zu bekommen

Rigobert, Franz-Josef Unser Peter hat sein gewünschtes Brüderchen bekommen. In Freude und Dankbarkeit Herta Strsssberger, geb. Berski

. Rigobert Strassberger, Fleischermeister

Düsseldorf,.Friedrichstr. 37, am 11. Aug. 1956 Früher Groß Wartenberg i./Schles., Haan Sudetenland

war und die Tochter zu wenig Platz hatte, zog das Ehe- paar zu einer Kusine in den Schwarzwald. Die jetzige An- schrift ist: Johann Lorenz, bei Jokisch, Hornberg S/Baden, -Schwarzwald, Am Rubersbach 10.

Frau Margarete Kurzer (21a) Hörstel. Kreis Tecklenburz. Grafenborster Straße 362; hat im Frühjahr 1939 Paul, g& nannt Rudolf, Kurzer geheiratet (gegenüber der Schlosserei Berndt). Ihr Mann ist in Kurland vermißt und sie benötigt dringend Zeugen, die eine eidesstattliche Erklärung über die Beschäftigung (bis 1936 als Tischlergeselle bei Fritz Feniger) abgeben-können. Diese Angaben werden für die Sozialversicherung benötigt. Frau Kurzer kannte in Fe- stenberg wenig Menschen, da sie erst kurze Zeit in Festen- berg lebte und bittet, ihr bei der Erlangung der benötigten Erklärung behilflich zu sein.

Karl Karsubke, Postbetriebswart a. D., früher Festenberg, wohnt jetzt in Herkenrath-Hasselsheide (22~) über Ber- gisch-Gladbach, Bez. Köln. Seine Tochter Liesbeth Röske ist Witwe und wohnt mit ihrer Tochter Sylvia zusammen in Herkenrath-Straßen 28 über Bergisch-Gladbach. Die’ Familie grüßt alle bekannten Festenberger herzlich.

Frau Gerda Ramin, geb. Zuschke, früher Festenberg, wohnt jetzt in Berlin NW 21, Emdener Straße 40. Allen Bekann- ten herzliche Grüße.

Frau Cläre Weise. früher Festenberg, wohnt in (22~) Zwei- fall, Kreis Monscbau, Haus Sonnenhof. Friedlinde Freiin v. Leesen, ,geb. Weise, früher ebenfalls Festenberg, wohnt jetzt in Kaisersesch, Kreis Cochem a. d. Mosel, Bahnhof- straße 272. Sie senden allen Bekannten herzliche Grüße.

Frau Emma Schmalsch, früher Festenberg, wohnt jetzt in Aschaffenburg-Schweinheim, Seebornstraße 44 und grüßt alle Bekannten herzlich. Frau Auguste Hippe, früher Festenberg, ist jetzt in Leeden Stift 12, Post Natrup-Hagen. Kreis Osnabrück. Sie nimmt noch regen Anteil an dem Geschehen und grilßt alle Festen- berger herzlich.

Grenzstadt Neumilf elwalde

Hubert Lebek, der äReste Sohn von August Lebek aus Schön-Steine, hatte in Neumittelwalde bei Baumeister

,Simon Maurer gelernt und betreibt jetzt eine Bauunter- nehmung in Klein-Eichen, Bez. Köln. Er lebt mit seiner Familie jetzt in dem 12 Kilometer von Köln entfernten Klein-Eichen. Uber 30 Verwandte befinden sich ebenfalls dort. Nach Rinteln kommt er mit bestimmt 7 Personen, eventuell mehr. Es freuen sich alle auf das Wiedersehn in Rinteln.

Kraschen. Alfred Glodek aus Kraschen hatte ein Zimmereigeschäft und Landwirtschaft, wohnt jetzt in Bremenried, Fabrik- straße 222 1117, Post Weiler (Allg.), Kreis Lindau/B. Er wurde 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen -- und kam zu seiner-Familie und Seinen-Eltern, die zusam- men in Nittenau im Kreis Roding in der Oberpfalz wohn- ten. Im November 1949 ist er dann in den Kreis Lindau umgesiedelt. Im Jahre 1955 baute er sich unter .großen Schwierigkeiten und mit vieler Mühe ein Wohnhaus. Seine Eltern Friedrich und Auguste Glodek sind beide gesund und rüstig trotz- des hohen Alters und wohnen mit ihm zu- sammen in dem neuerbauten Wohnhaus. Möge ihnen Gott noch einen frohen Lebensabend schenken. Alfred Glodek übt jetzt wieder seinen Zimmererberuf aus. Allen Bekann- ten aus der Heimat sendet die Familie herzliche Grüße.

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Nr. 18 HEIMATBLATT 7 T

Sosiale Beraiung Von Dipl.-Komm. Herbert Pietzonka, Rietberg/Westf.

1, Bisher etwa 6666 Aussiedler angekommen. Wie oft haben wir in den vergangenen Wochen im Rund- funk gehört oder in der Presse gelesen, daß Transporte mit Aussiedlern in Friedland oder sonstigen Grenzdurch- gangslagern eingetroffen sind. Wir dürfendabei nicht ver- gessen. daß es sich hier um Landsleute handelt, die viele Jahre hindurch unter den schwersten wirtschaftlichen und seelischen Verhältnissen in unserer Heimat gelebt haben. Es dürfte aber selbstverständlich sein. diesen mit Rat und Tat zu helfen. Der Bundesinnenminister hat auch vor einem Jahr entsprechende Richtlinien erlassen. - Wahrschein- pich werden auch in letzter Zeit Angehörige unseres Hei- matkreises in der Bundesrepublik eingetroffen sein. Ich möchte diesen Landsleuten empfehlen, sofort nach ihrem Eintreffen beim zuständigen Sozialamt vorzusprechen. Zu beantragen wäre u. a.: Gewährung einer einmaligen Bei- hilfe zur Beschaffung von Hausrat und Kleidung, die Aus- stellung eines Vertriebenenausweises, die Hausratshilfe bezw. die Familienzuschläge, unter Umständen auch die Kriegsgefangenenentschädigung. , :Besondere Beachtung wird der Erziehung und der Erwerbsbefähigung der ein- treffenden Jugendlichen zu schenken sein. Es ist traurig, aber wahr, daß eine Anzahl von Kinder ohne Verschulden der Eltern die deutsche Sprache in Wort und Schrift nicht

*herrschen. In solchen Fällen kommt es darauf an, den *Anschluß an die Schul- und Berufsausbildung zu ermög- lichen, In den einzelnen Ländern der Bundesrepublik gibt

2s verschiedene geeignete Einrichtungen, sei es, daß diese vom Staat, von der Caritas oder der Inneren Mission un- terhalten werden. In Nordrhein-Westfalen ist besonders auf die Förderschule in Espelkamp, Kreis Lübbecke, hin- zuweisen. - Wer von den Heimatangehörigen in behörd- liitezragen Rat sucht, kann sich auch direkt an mich

Vorläufig kommt nach dem Abkommen des DRK nur eine Aussiedlung im Rahmen der echten Familienzusammen- führung (Ehegatten, Kinder, Eltern) in Frage. Trotzdem möchte ich allen Interessierten empfehlen, die Aussiedlung von weiteren Angehörigen zu beantragen. Besondere Vor- drucke sind bei den Dienststellen des DRK und auch bei den Gemeindeverwaltungen zu haben.

3. Neue Selbstversicherungen künftig nicht mehr möglich? In unserem Heimatblatt Nr. 16 habe ich unter Ziff. 2 der ,,Sozialen Beratung“ auf die Möglichkeit hingewiesen, daß nach dem Zurzeit geltenden Recht jeder deutsche Staats- angehörige sich selbst in der Rentenversicherung ver- sichern kann, sofern er im Zeitpunkt der Selbstversiche- rung das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Mir ist bekannt, daß in den letzten Jahren recht zahlreiche An- tragsteller (insbesondere Hausfrauen) von dieser Versiche-

it? Gebrauch gemacht haben. Sie kann eine zusätzliche

ilfe im Alter bedeuten. besonders dann, wenn die Rente des Ernährers gering sein wurde. Dies trifft vor allem auf früher selbständige Vertriebene zu. Nun soll nach einer Presseverlautbarung diese Art der Ver- sicherung nach dem Regierungsentwurf zur Rentenneu- ordnung wegfallen. Wer jedoch vor dem 1. Januar 1956 die Selbstversicherung bereits begonnen hat, kann diese Versicherungsart fortsetzen, sofern er noch nicht berufs- unfähig ist. Diese in Aussicht genommene Regelung würde m. E. ein Rückschritt in der Sozialversicherung bedeuten, und man kann nur hoffen, daß sie von unserer Volksver- tretung (Bundestag) abgelehnt wird.

3. Rentner können wieder in ihre Krankenkasse. Am 1. August 1956 ist das Gesetz über die Neuordnung der Krankenversicherung der Rentner in Kraft getreten. Da- nach sind nur dann die Empfänger einer eigenen Rente aus der Invaliden- oder Angestelltenversicherung gegen Krankheit p f 1 ich t versichert, wenn sie in den letzten 5 Jahren vor der Stellung des Rentenantrags (dieser Zeit- punkt kann unter Umständen viele Jahre zurückliegen) mindestens 52 Wochen bei einer Orts-, Land-, Betriebs- oder Ersatzkasse versichert waren. Dieser Personenkreis kann bis zum 31. 12. 1956 die Mitgliedschaft bei der frühe- ren Krankenkasse beantragen. Das silt auch für die ver- sicherten Hinterbliebenen (Witwen oder Waisen). Die Bei- träge werden von den Rententrägern (LVA oder BVA) un- mittelbar an die betreffende ,Krankenkasse gezahlt. Rent-

ner, die nicht mehr zu den Pflichtversicherten gehören, können ihre Mitgliedschaft in der bisherigen Kranken- kasse freiwillig fortsetzen. Die Weiterversicherung kann ebenfalls bis zum 31. 12. 1956 beantragt werden. In *die- sen Fällen erhalten die Rentenempfänger einen angemes- senen Betrag als Beitrag von ihrem Rententräger. Bei der nächsten Rentenauszahluna (Ende Ausust) erhal- ten alle Rentner einen Antragsvordruck sowigein Merk- blatt ausgehändigt, aus dem alles Nähere ersichtlich ist. Hervorgehoben sei aber noch, daß die Empfänger einer eigenen Rente, einer Witwen- oder Waisenrente, die nun- mehr auf Grund des Rentenbezuges gegen Krankheit pflichtversichert sind, den übrigen Mitgliedern der Kran- kenkasse gleichgestellt werden. Sie erhalten ärztliche und zahnärztliche Behandlung, Arzneien, Brillen und andere kleinere Heilmittel. Außerdem kann die Krankenkasse Krankenhau,spflege für den Versicherten und die an- spruchsberechtigten Familienangehörigen und Zuschüsse zu größeren Heilmitteln und Hilfsmitteln sowie zum Zahn- ersatz gewähren. Ein Anspruch auf Kranken-, Haus- oder Taschengeld besteht nicht, weil ja die Rente weitergezahlt wird. Wichtig ist auch zu wissen, daß der Versicherungsschutz bereits bei der Stellung des Rentenantrages besteht.

4. Wichtige Antragsfrist läuft ab. Wie bereits in der Mai-Ausgabe des Heimatblattes auf- merksam gemacht wurde, ’ sieht die 6. Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über den Währungsausgleich für Soareuthaben Vertriebener Erleichterunaen-in der Be- weisführung vor. Bezeichnung des schuldn&ischen Geld- instituts, Name des Gläubigers, Höhe des Guthabens und die Rechtsnatur des Guthabens als Sparguthaben brauchen nicht in ein und derselben Urkunde enthalten sein. Ge- sch$idigte, die neu zugelassene Beweismittel haben, müs- sen diese spätestens bis zum 30. 9. 1956 beim zuständigen Ausgleichsamt einreichen.

5. Fahrpreisermäßigung für kinderreiche Familien. Es kann kaum damit gerechnet werden, daß in Zukunft diie 50-prozentige Fahrpreisermäßigung für hilfsbedürf- tiee Vertriebene. wie sie bis vor 3 Jahren gewährt wurde, wieder erneuert’wird. Ich möchte es aber mcht versäumen darauf hinzuweisen, daß die Bundesbahn für Familien mit drei und mehr Kindern bis zum vollendeten 19. Lebens- jahre Ermäßigung gewährt. Auch Kinder im Alter zwi- schen 10 und 19 Jahren aus kinderreichen Familien erhal- ten diese Vergünstigung für alle Reisen - auch Einzel- reisen - mit der Bundesbahn. Die Ausgabe der verbilligten Fahrkarte erfolgt auf Grund eines von den Fahrkartenausgabestellen der Bundesbahn ausgegebenen Antrags, in dem Namen und Alter der Kin- der aufzuführen sind. Diese Angaben sind dann von der zuständigen Meldebehörde (Einwohnermeldeamt) bestäti- gen zu lassen. Dazu ist auch ein Licht ild mitzubringen, das auf dem Antragsformular angebra Dienststempel versehen wird. +

t und mit einem

6. Brennstoffbeihilfen. .w

Alljährlich erhalten minderbemittelte Personen und Fa- milien eine Brennstoffbeihilfe aus Fürsorge;mitteln. Unter den Kreis der Antragsberechtigten fallen nicht nur Für- sorgeempfänger, sondern auch- sonstige Personen, deren Einkommen den maßgeblichen Fürsorgerichtsatz zusätz- lich Mehrbedarf und Miete nicht oder doch nicht nennens- wert übersteigt; z. B. in Nordrhein-Westfalen um nicht mehr -als loO/o. - Um Lieferungsschwierigkeiten zu ver- meiden, bewilligen einzelne Bezirksfürsorgeverbände schon jetzt eine Beihilfe zur Beschaffung der Winterfeuerung. Diese wird bei den nicht laufend Unterstützten nur auf Antrag gewährt. Darum möge man recht bald beim zu- ständigen Sozialamt vorsprechen. Ich denke hier besonders an die Heimatangehörigen, die nur die Unterhaltshilfe beziehen. Die nachstehenden Berechnungsbeispiele mögen (zur Aufklärune beitragen: 1. Ehepaar oh<e Kinder, Ehemann arbeitsunfähig:

Richtsatz für den Ehemann 60,- DM Richtsatz für die Ehefrau 48;- DM Mehrbedarf für ,den Ehemann: 20°/o v. 60,- 12,- DM Miete

zuzüglich 10%

30,- DM 150,- DM

15,- DM Richt’satz = 165,- ‘DM

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8 HEIMATBLATT .

Nr. 18

Ubersteigt das Einkommen nipt diesen Richtsatz, wird die volle Brennstoffbeihilfe (z. B. 70,- DM) in Gutschein oder bar gewährt. 2. Würde die Rente im vorgenannten Falle den Richtsatz z. B. um 2,- DM überschreiten,

so ist von der Beihilfe 70,- DM die Uberschreitung (2,- X 12) 24,- DM

abzuziehen, so daß der Betrag von 46,- DM gewährt werden kann.

Unseren lieben Goschützern gebe ich den Tod meines Vaters bekannt.

Robert Ponert

gestorben am 4. August 1956 in Köselitz bei Cos- wig, Kreis Roßlau. Uffz. Alfred Ponert fiel am 17. Februar 1945 bei

Zobten, Schlesien.

Frau Elfriede Reinhold, geb. Ponert, kam bei einem Bombenangriff im Februar 1945 in Dem- nitz ums Leben.

Kurt Ponert Coburg, Schlachthofstraße, im August 1956.

Geschütz Kurt Ponert aus Geschütz-Troske wohnt jetzt in Coburg, Ofr., Schlachthofstr. 6. Die Anschriften seiner Geschwister sind: Fritz Feige, Düsseldorf-Gerresheim, Berg. Landstr. 102, Rudolf Ponert, Ottilienhof Mobendorf über Hainichen, Sachsen, Walter- Ponert, Hesepe über Bramsche, Ostland- straße 43, Bez. Osnabrück, Gertrud Ponert, Schwester, Ulm/Donau, Städtische Krankenanstalten, Safranburg. Hertha Ponert, München, Brennerpaßstr. 7, Frau Luise Ponert und Else Ponert, Köselitz 4’7, Kreis Roßlau Sachsen- Anhalt. Die Familie läßt alle Bekannten grüßen.

Ober-Stradam. Stellmachermeister Hermann Späte ist seit 1946 wieder in Hasloch (13a) Ufr., Kreis Marktheidenfeld selbständig. Er arbeitet allerdings nur allein und hat sein Auskommen. Seine Tochter Hilde hat in Hasloch in eine Landwirtschaft eingeheiratet. Es geht ihr gut, sie hat schon eine kleine. Tochter.

Ottendorf Frau Anna Smolny konnte am 7. Juli ihren 70. und !hr Gatte Fritz Smolny am 14. Juli 1556 seinen 68. Geburtstag in Kreis der Kinder und Enkel feiern. Sie wohnen jetzt in 1Ca) Schwarzkolm 36, Kreis Hoyerswerda, Lausitz. Frl. Klara Smolny wohnt ebenfalls in Schwarzkolm bei den Eltern. Elli Mech, geb. Smolny mit Gatte Paul Mech und Tochter Renate wohnen jetzt in Eckernförde, Gothaer Straße 3. Ruth Adamsky, geb. Smolny (früher bei der AOK. Groß Wartenberg) wohnt mit Gatte Kurt Adamsky und dem Bjährigen Sohn Reiner in Torno, Kreis Hoyers- werda, Weinbergstraße 12.

Groß Woitsdorf Frau Emma Gauder, geb. Schütz, früher Groß Woitsdorf, wohnt jetzt in Grönloh, Kreis Bersenbrück, Reg.-Bez. Osnabrück. Sie schreibt: ,,Als wir am Himmelfahrtstag den Gottesdienst im Rundfunk hörten und dabei die Heimat- glocken der Groß Wartenberger Schloßkirche und die Stimme unseres Pastors Seibt erklang, rollten uns .weh- mutsvolle Tranen nach der schonen Heimat übers Gesicht.“ Die Familie grüßt alle Bekannten herzlich.

In Nr. 17 des Heimatblattes wurde gesucht Tierarzt Dr. Aschauer, Groß Wartenberg. Hierzu teilt Fleischermeister Alfred Otto, früher Geschütz mit: Ich kannte den Reg.-Vet.-Rat Dr. Aschauer sehr gut und nehme an, daß er wieder in seine Heimat gemacht ist. Er war nämlich Osterreicher.

In Nr. 16 des Heimatblattes wurde gesucht Frau Anna Doktor, geb. Litzba aus Kunzendorf (Kol.). Hierzu teilt der Ehemann Franz Doktor, jetzt in (23) Hü- sede, Kreis Wittlage, Bez. Osnabrück mit: Meine Frau Anna hat nur 14 Tage hier in Hüsede krank gelegen. Weil

Fern der Heimat I

sind verstorben

Ferdinand Späte, früher Groß Wartenberg, starb am 10. August 1954 im Alter von 77 Jahren, ein Jahr nach der goldenen Hochzeit. Frau Katharina Andrzejewski aus Groß Warten- berg, Ring 95, ist nach kurzer, schwerer Krank- heit (infolge Unglücksfalls, Gasvergiftung) am 2. 6. 1954 in SonnebergiThür. gestorben. Frau Anna Musiol, Ww., früher Groß Warten- berg, Wilhelmstraße, ist im Alter von 87 Jahren. in Weimar in Thür. gestorben. Wilhelmine Milde (Witwe des Kunsttischlermei- sters Rudolf Milde) aus Festenberg ist am 3. 6. 46 (89-jährig) in Ried Obb., Post Benediktbeuern verstorben und auf dem Klosterfriedhof Bene- diktbeuern beerdigt worden. Frl. Selma Köhler, früher Neumittelwalde, im fast 82. Lebensjahr starb in einem Altersheim in Leipzig. Frau Anna Mosch in (13a) Hochreut, Post Sand- bach bei Stelzer, früher Neumittelwalde, Feld- straße 1, teilt mit, daß am 20. 5. 56 Frau Marie Reitzig im Alter von 80 Jahren, früher Neumit- telwalde, verstorben ist. Ihr letzter Wohnort war Walzing, Kreis Vilshofen. Kaufmann Max Werner, früher Neumittelwalde, Ring, ist im Alter von 73 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in Leipzig am 25. 6. 1956 ge- storben. Er wohnte zuletzt in Leipzig, Zittauer Straße 8. In Berlin starb im Alter von 80 Jahren Ldsm. Kohse, früher Neumittelwalde, Bahnhofstraße, im Hause der Eugenie Wegehaupt wohnhaft ge- wesen. In Bad Höhenstadt, Kreis Passau, Nd.-Bay., ver- starb Frau Mathilde Just.

keine Besserung eintrat, hat der behandelnde Arzt sie in die Städtischen Krankenanstalten nach Osnabrück über- wiesen, wo sie dort nach weiteren 14 Tagen am 28. 4. 1947 an den Folgen von Hungerschäden mit Wassersucht, Leber- entzündung mit Gelbsucht gestorben ist.

Im Heimatblatt Nr 17 wurde gesucht der Tischler Robert Wermuth, früher Festenberg. Seine jetzige Anschrift: Urnendorf bei Eilsleben, Bez.-Magdeburg.

Gesucht wird Frl. Koneg, Angestellte der Stadtsparkasse Festenberg; Max Schöpe, Lackierer, geb. ca. 1960 Ma% Kunert, Tisch- ler, geb. ca. 1912; Wilhelm Reitzig, &echsier, geb. ca. 1885; Malermeister Krüger, geb. ca. 1906 samtlieh aus Festen- berg. Mitteilung an die Schriftleitung dringend erbeten. Frau Hedwig Lies, verw. Schuhmachermeister, aus Festen- berg, Breslauer Straße. Frau L. soll bei Halle in der Sowjetzone wohnen. Um Angabe der genauen Anschrift bittet die Schriftleitung. Die Töchter des Gastwirts Lange, früher in Rippin. Sie hießen mit Vornamen: Edith, Erna und Eva. Der Familien- name wird sich sicher durch Verheiratung geändert haben. Nachrichten erbittet Karl Wittenburg, Darmstadt-Eber- stadt, Thomasstraße 11. Frau Auguste Birke aus Ottendorf, zuletzt verzogen nach Waldgarten, Kreis Oels, oder deren Tochter Frau Elfriede Glowig, geb. Birke aus Oels. Mitteilung an die Schrift- leitung erbeten.

Das Heimatblatt erscheint als Mitteilungsblatt der Heimotgemeinsdmk der GroD Wartenberger Kreisangehörigen gegen einen Vierteljahresbetrag von t,80 DM. HerausgEber und für den Inhalt verantwortlich: KarbHeinz Eisert, (14a) Schwäb. Gmiind, Sommerrain 9. Mitglied der Arbeitswmeins&& schlesls~er Herausgeber und Verleger von Heimat‘Zeltungen. Bestellung und Versand zunächst nur dur& den Herausgeber. - Anregungen. Witns&e und ständige Mitarbeit aller Heimat+ freunde ist erbeten. - Für Beiträge mit Namenszeichen zeichnet der Verfasser verr antwortlim. - Druc!c: Verlags- und Handelsdrudterei, Rohm 8 Co., LordwWiirtt.

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GLoB-Tartenbcrger beim Heimat-Treffen in Einteln am :jrg,lgCj6 -------------------_------------

FrbyrinQ G'JnJer Z*:h_ I .

Landrat v,Ktiuersdorff Ea3ili.c Rinkel aI.,n

fierr von ilo~n Ken37.i.23, Ke2p:nurs$r.

C'äschrr mit Frau und Sohn 7'~ oska 793dcl

%nnsek mit Tochter cr 3schk2 Ilse Zif; VL3tcr *4-

Frau </ackernagel dstereir I!!idcl mit Vater

Pastor Seibt Sc!lneider ?indak nit Tochter

L'aetzma~la mit Tochter Ho 3pe 1 Lu t h

Stahn mit, Frau Z:uL3p T'r ich.

Schrar;Cn mit Prau und Sohn LT oi;ch (2 Yr te1 'F!er!Ji) mit Familie

Gottlxald (Amtsgericht) mit Frau C' e.:phlt~tlL i,Z? 2it, Frt;iiU

" yPrl, brtelt rtichter 2it :TTr;3u g2h. Stsmpc

Sehetter Uariannc 6:; Vann (Heibig) Zi.i.1 .tz3Tlii-:;t

Zerthahelli tiat<i:e jTroi: ‘.lo!:k?3

Methner Lotte Ft:~UCZS T1.s e :3F c ?Ja t er

2undhtnke mit L--r ü u G;~swi.:iter I;chof~ nit Schtiiegerscil Sehetter (?)

Kinunka Yauf. ed Mawrot 7'rudel (Arbeitsamt) Pietzonke Herbert mir; Schwester $!ar. Frl. Stenze1 (Schneidermeister) Bigos mit Frau Yüller Georg (EchLchter) Hanke Gerhard mit Mutter und hch cstel. Beim,Neuhof

Thi e 1~1 Mninda, Xühlenort

Frau 2iet;ich vxn Y.ing (f)o,vcr) C-arhi:ich

Drieschnr Pierdzig (Landratsamt)

Pr2 :-. 2 e Herr un-J Frau Stanitzki

Joockri*a LJc1cehe Herr und Yrau fijelire

Sorek (Viilc: "larth3) Cec,la ,Steinsetzmeister

Frau Ur osi; syi1, 2it Sohn lu'i L Schneider, (Schlos sermeister)

Riech ;düciel Eisalle Karl

Schmidt Kurt (TJioske) Poschlod, -Klein Yoitsdorf Tdahlich mit F+u geb.Pohl Jiecorak, Steiusi;r. Schön mit Frau und SchSiieservater I,uhitz Frau Zech Riedel K5t;ht Eisert mit Frau Hans Kr011 mit Eltern u. Schwestern