P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

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SLT DES WISSENS w w w . p m - m a g _ . . i . d e

II Mehr als nu port. Wehe, wenn s ihn nicht gäbe!

-0'. Der Traum Udr Filmf reunde:

Machen scharfe I Fernsehbilder

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.. . - . J2HUm3rnL L - U., . . W:

zum Film »ThaDa Vinci Code. Sakrilegtt: ründe, Schauplätze - und die Wahrh~i? 8

apecial ; Hinterg

Eine Mord(s)geschicht~ , , Wie Gesetze das Design prägen i„„,

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Liebe Leserin, lieber Leser, - lautlos und verschwiegen, sagen Kritiker, breite sich eine religi~se Mafia Das aus, die unter dem Namen Opus Dei (.Werk Gottes*) firmiere und im ., Windschatten des Vatikans - und mit dessen ausdrücklichticher Billi- Metmenk

I .

gung - zunehmend Einfluss gewinne in der katholischen Kirche und G~Yies des weltlichen Gesellschaft. Wichtige Posten irn Vatikan seien kreirs von Opus-Dei-Jüngern besetzt.

86 ooo Mitglieder soll die Dunkelmacht innviscl-ien zählen, die der spanische Priester Josemaria EscrivP de Balaguer 1928 gegründet hat. GEHEIMBUND

Will Opus Dei die Kirche und unsere Den streng konservativen Gläubigen wird nachgesagt, sie hingen nicht ~ ~ ~ ~ l l ~ ~ h ~ f ~ unterwandern? nur der Vision von einem Gottesstaat an - sie arbeiteten auch intensiv an dessen Verwirklichung, irn Verborgenen, versteht sich. Um diesem Ziel näher zu kommen, rekrutieren sie ihren Nachwuchs bevorzugt unter Akademikern und in der Geld-Aristokratie.

Mit seinem Bestseller *Sakrileg« hat der amerikanische Autor Dan Brown den Geheimbund wieder stärker ins öffentliche Interesse geruckt. Genau wie der Mörder Silas irn Roman, so pflegen auch die reaIen Mit- b&t hM! arm Y i ~ s k ? glieder das Ritual der Selbstgeifl(elung, um Buße zu tun. Welche Wahrheiten und Legenden des Netzwerk Gottes mit der aristokratischen Aura sonst noch umgeben, hat P.M.- Autorin Stefanie Schwethen recherchiert (»Opus Dei - Die Geheime Macht irn Vatikan*, Seite 62).

,PA)) Ab sofort können Sie P.IM. auch hören. Wie das geht? Jeden iMonat bereiten die PM.-Redakteure in Zusam-

menarbeit mit Audible, der fiihsenden Download-Plattform fiir Hörbücher und weitere Audio-lnhalte, ihre spannends- ten Berichte h r eine 40-rninütige Hörversion auf. Das Ange- bot finden Sie unter der Web-Adresse tuww.pm-m~gc~zin~$e/ audio. Sie konnen das P.M.-Audiomngazin entweder gleich hören oder bequem herunterladen und auf MP3-Player, Smartphones und BDAs überspielen. Probieren Sie es doch einfach mal aus!

Herzlic hst Ihr

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- . - . .

Wer das ttwnbvger Pianetarium nidrt kamt weiß nicht wie schön der Kosmw ist In der Kyrpel eines ehemaligen Il\kiwwhirms machen HigMdwOptik W, V~Video und Musik ekn viituellen Trip duKhs Weitall zu einem

I sinntim Vergnügen. Hol L- lässt giüßwi . 5 yl

2 E Titel-Geschichte Opus Dei: Die wahre - Macht im Vatikan? 1 62 1106 Gummi: blutiger Ein Vergangenheil Stoff mit

D i m Gdreimwgankablon in der k a b h o l w KirdieiiöstambivakiIts~ausFasohiation und Futrht Was.ist wirklidr dran am Opirr Dei? Darfec~zuiWltaufCiottbenifen-ader verfolgt es g&hriiie üeie?

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I TITEL-THEMA

SmmFitt DIE WAHRHEIT UBER DEN dD4 MNU

W: DER GEHEIMBUND 1M VAT1KAN i S b

mmmm 4)

I Die Manege der Stan

Weckt Fuilbdl, Aggressionen? Oder baut er sie ab3

72 m* Sonnige Akichten 4 M-qb Wie GeseQe Autos bauen

.( 94-IOUIOL I

An ehern Tag im Weltall ...

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-e Gib Gummi 14 Auto-Design: Die Norm - bestimmt die Form

i r b e i d k ~ d a d e r ~ a l k k h t - risdienRPaieiDeaMFamender-

@Mi dem ~~e~~ gekennzeichnete Tefie sind unter www.pm-magazhdelaudio als Audieüatel verfügbar. Die Htkversion liisst sich bequem aus dem lnternet herunterladen, auf dem Computer, MP3-Hwr oder PDA abspielen.

20 Wiwmhaft aktuell 3 44 Sternstunden der Wissmschaft

I! 46 Fragen & Antworten

82 Bucher 92 Logik-Tminer

1: 105 RM.-5wvice & Auf Msung

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ASTRONOMIE

Die Mane Stars

Das Planetarium in Harnburg ist das modernste in Deutschland: Die Kombination von Hightech- Optik, Laser, Video und Musik machen aus dem virtuellen Trip zu den Sternen ein sinnliches Vergnügen a la Hollywood VON BARBARA HARTL

w as wäre aus uns Men- schen geworden, wenn die Erde immer bewölkt: wäre? Wenn wir nie den blauen Himmel s e

hen, nie im Gras hegend tagträumen d e r nach6 ein Sternen-Univeisum ahnen könnten? Hätten wir uns unter ewigen Wolken kulturell und technisch genauso hoch entwickelt? Würden wir, umgeben von Pemia-Grau, philosophischen Ehrgeiz kennen, Sehnsucht nach Transzendenz? Zum Glück wohnen wir nicht aufderwot- kenvetbangenen Venus, sondern auf der nklarenn Erde, wo der freie Blick aufs nächtliche Fitmament uns spüm lässt: Da gibt es etwas, das größer ist, mächtiger, ewiger ak wir. Und wir rätceln: Was d e r wer hält das alles zusammen?

Erste und tetrte Fragen der Menxhhek Thomas Kraupe stellt sie sich oft und am liebsten vor Publikum- an seinem A h h -

platz, dem Hamburger Planetarium. Dort wiFd der Sternenhimmel in einem dunklen Raum an eine kuppeIförmige Decke pro- jiziert: Planeten, diesich in immer gleichen . Bahnen bewegen, präzise wie ein gigam- tixhes Uhnuerk. Dodi was in anderen Ha- netarien ab Hauptakt läuft ist bei Krau- pe nur das Vorspiel. Programme, die ein- fach ein Abbild umeres Sternenhimmels zeigen, nennt der selbstbewusste Sdence- fiction-Freund i~Urabstronomieic: sDie sieht man sich zwei Mal im Leben an: als Kind und wenn man selber Kinder hat.{< Und das sei heute nicht anders als vor 80 Jahren, als die ersten Sternerikuppeln gebaut wurden.

Der 48-jährige Astrophysiker Kraupe hat dle gewohnte Umlaufbahn eines Pla- netariums-Chefs verlassen und sich zum dntendanten eines Stemerrttieatersu auf- geschwungen. Er empfindet sich als BK* rajan des Himmetsir, de #mische Stü- FIk

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10 P.M. 612006 dr Zum Anhoren unter wwwpm-magarlmdelaudio 3

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SElT 1930 Planetarium, 2002 fiir 146 MiIrionen Euro technisch aufge- rüstet: ein ehemaliger Wasserturm in Hamburg. 400 000 Besucher ließen sich hier im vergangenen Jahr von den Sternen verzaubern

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IN HANWRBEIT ' entstand der 2.5 Tonnen schwere

, >)Starball<c des Ham- burger Planetariums. . . Unter der halbkugel- förmigen Projekti- . onskuppel haben 253 Zuschauer Platz

DAS P R O C R M des Planetariums bie- tet einen faszinieren- den kosmischen Uberblick; unter ande- rem el-fährt man alles über die Rolle, die unsere Sonne im Solar- System spielt.

für neue Planeten. Rechts: ein Nebel, der

.das Ende einer fernen .; :sonne markiert- */ e

cke komponiert und inszeniert, jedes für sich eine kleine Supernova. Er jagt sein Publikum in die Tiefen des Universums, schleppt es auf Zeitreisen zurück zu den Pharaonen, versetzt es mit der halluzina- torischen Musik der Rockband Plnk Floyd in nostalgische Trance.

Der gebürtige Münchner hat in den Pla- netarien von Stuttgart und München gear- beitet und dann von 1996 bis zooo im New Yorker Museum of Natural History den Ausbau des Hayden-Planetariums betreut. Das ist ein Lichtdurchfluteter Glas- würfel, in dem als Symbol des Kosmos eine Kugel von 30 Meter Durchmesser zu schweben scheint. In der oberen Kugel- hälfte befindet sich das Planetarium als eine

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i

Art virtuelle Startrampe für intergalakti- sche Touristen, in der unteren beamt die

Big-Bang-Show. den Besucher I j,7 MI- liarden Jahre zurück zum Urknall, der Ent- stehung unseres Universums. Vor sechs Jahren war dies das teuerste, beste und sensationellste Himnlelszelt von Men- schenhand. Das Premierenprogramm, zusammengestellt vom Team des Broad-

Der » Karajan des Himmels« dirigiert die Sterne in der Kuppel - und nimmt sein

Publikum mit auf eine Zeitreise zu den Pharaonen

way-Musicals »Titanit« unter Mitarbeit von Thomas Kraupe, wurde untermalt von eigens dafür komponierter Musik, und Hollywoodstar Tom Hanks hatte sich mit seiner Stimme als interstellarer Guide zur Verfugung gestellt.

Und jetzt Hamburg: Ein wenig einla- dender ehemaliger Wasserturm, der monu- mental im Stadtpark thront. Von außen gibt der Backsteinklotz sein Geheimnis nicht preis. Unter hanseatischem Nieselre- gen und dichter Wolkendecke fühlt man sich wie auf der hirnmelsblinden Venus. Niemand würde vermuten, dass sich h- ter diesen Mauern ein magischer Ort ver- birgt, der nicht nur Raum und Zeit, son- dern sogar das Wetter vergessen lässt.

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C-IwI f im HambulYFl Planetarium: Das optische Feuerwerk am virtuellen Firmament ist in Zusammenarbeit mit der Kultserie »Spate Nightu des Bayerischen Fernsehens entstanden

Dort gruppieren sich 253 rote Sessel in ansteigenden konzentrischen Kreisen um eine große silberne Kugel von mehr als einem Meter Durchmesser: dem *Star- balle (Sternenball~), der entfernt an das Kopfteil eines Taucheranzugs bei Jules Verne erinnert. Das zweieinhalb Tonnen schwere Modell »Universarium g«, für 2,5

Millionen Euro handgefertigt von der Fir- ma Carl Zeiss Jena, hat 130 Einzelprojek- toren, die dank moderner Glasfasertech- nik und Computersteuerung über 9x00 Sterne täuschend echt an die Kuppel des Planetariums werfen.

»In die Tiefen des Universums~ heißt das Stück, das hier jedenTag gegeben wird - die deutsche Adaption der New Yorker Show. Am Anfang fordert der Hambur- ger Produktionsleiter Tim Florian Horn die Zuschauer auf, die Rückenlehnen waage- recht zu stellen. Sanft gleiten die Sitze in

die Liegeposition. fjber dem Panorama Hamburgs verabschiedet sich die Sonne und überlässt die Himmelsbühne dem Mond und den Sternen. Die funkeln mit einer Brillanz, wie man sie in der Wirk- lichkeit höchstens noch als Passagier eines Kreuzfahrtschiffs auf hoher See erleben kam.

Jetzt wird die deutsche Synchronstim- me unseres Guides Tom Hanks eingespielt: >>Unsere Vorfahren haben sich vorgestellt, dass die Sterne am Himmel Bilder formen. Sie gaben ihnen die Namen von mytholo-

Neuartige Lasersysteme und die halluzinatorische Musik von »Pink Floyd«:

Das Sternentheater macht high - ganz ohne Drogen

gischen Helden. « In filigranem Farbenspiel zeichnen sich in der Sternenkuppel die Zwillinge ab, der Große Bär, der Löwe. Und während wir noch von der Gedan- kenwelt der Alten träumen - von Castor und PoUux, den Zwiiiingssöhnen der Leda; vom ewigen Kampf zwischen dem tapfe- ren Jäger Orion und dem rachsüchtigen Skorpion; von der Zeus-Geliebten Kallisto, die der Göttervater in den großen Bären verwandelte -, finden wir uns schon auf dem Weg in die Milchstraße: vorbei an unseren vertrauten Nachbarn, dem kleinen Mars, dem fetten Jupiter, dem beringten S a m und seinen 50 bekannten Monden. Bald sehen wir die Erde nur noch als klei- nen Punkt »Inwenigen Minuten erreichen wir den 1500 Lichtjahre von uns entfem- ten Orion-Nebel, eine Art stellare Recyc- linganlage, wo Sterne geboren werden«, sagt unser Guide. Soundgewaltig unter-

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DIE MODERNSTE Laser-Anlage der Welt ermöglicht unter anderem computergesteuerte Projektionen, die die gesamte Sternenkuppel des Planetariums bedecken. Der funkelnde Himmel basiert auf Bildern, die die Astronauten aus dem Erdorbit geschossen haben

malt die an Philip Glas erinnernde Orches- termusik des Filmkomponisten Stephen Endelman die Wucht der optischen Ein- drücke. »2oo1- Odyssee im Weltalls? »Krieg

der Sterne.? Nichts dergleichen: Was im Hamburger Planetarium gezeigt wird, stammt nicht aus der Sciencefiction-Werk- statt Holywoods. Hier tummeln sich kei- ne haarigen Wesen in interstellaren Knei- pen. Nirgends piepsen niedliche men-

EIN MAGISCHER ORi ist der alte Wasserturm im Hamburger Stadtpark geworden, seit Astrophysiker Thomas Kraupe hier sein rSternen- theatera aufführt

schenähnliche Computer. Und Raum- schiffe, die aussehen wie die Jacht eines aderirdischen James Bond, sucht man vergeblich. Was wir sehen, ist modernste Wissenschaft pur: Bildei; die von den besten Observatorien der Welt aufgenom- men wurden, Material von Weluaumrnis- sionen der arnerikanischen NASA und der europäischen Weltraumagentur ESA.

Die atemberaubenden 3-D-Computer- Bildsequenzen auf dem uns umgebenden 3 60-Grad-Rundum-Bildschirm sowie der raumgreifende Sound aus der digitalen 5.1- Surround-Tonanlage legen sich über unser Bewusstsein wie ein Rauschzustand. Die Ahnung, dass wir hier durch ein aktuelles Fenster in den Kosmos blicken, erhöht den Nervenkitzel. Wir lassen uns fallen in eine virtuelle Welt, die der Wirklichkeit ver- blüffend nahe kommt und doch Lichtjah- re von allem entfernt ist, was wir uns vor-

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steIIenkönnen.BiswirdurcheinSchwar- Das Herz des Planetariums zes Loch zurück an unseren Ausgangsort stürzen: den Nachthimmel über Hamburg. ist der »Starbalt«: Mit

Benommen bleiben wir inunseren kom- seinen 1 30 Pr0 je ktoren

reicheq was für eine ungeheure Vieitalt an F Formen sich hinter den leuchtendenpunk- Sterne - täuschend echt ., .i ten über uns verbirgt. Erst jetzt nehmen wir .E

Thomas Kraupe wahr, der wie der Kapitän eines Raumschifls auf

seiner Regiekanzel steht und mit Computern, Projekto-

ren, Tonmischpult und Laserbeamern hantiert. Der in analoger opto- mechanischer Technik arbeitende Starball al- lein hätte unsere Reise nämlich niemals so

z 5 wirklichkeitsgetreu, bewegt und dreidirnen-

U

I sional darstellen kön- Y r n e n . Die verblüffende Wir-

kung verdanken wir der Kombi- nation mit der digitalen Technik

des ~Digistar 3«: eine hypermo- derne Ganzkuppel-Projektionsanla-

ge, basierend auf einem 3-D-Computer- 7 ' grafiksystem, das hochauflösende Ansich-

hat 2,s ~IIISonen'~uiu~~ePc0stet~ ßte aufwändige ~~tomechanik projiziert das Firmament in die Kuppel des Planeeffilms. -

C1 . . M ~ ~ @ k m ~ B q g e d a n i p w a B Nördliche ijemisphäre . C Südliche~i-ieqlsphäre O Tragestruk&<' - ii ~'Dehtisch - e' Projektarem .o@ zweiachsigen

Spiegelkystemen G UnQrbai3:mEt gemeinsamer

- B~gealampe

1 Pmjekqr für ~tu<ndenwinkel 3 , Streulicht-Pr4jekWr 3 Pr6jelmr:für HihcFnelsfi.chtungen 4 Pro)ektof d%riVer$ikalk:mis U@

Dammarung , . 7 $;gjp+r für. kridian, e@iirput-

?&aib.~ruj$+nitmqkie~~~~g 4 . '~/obfiwfiir &dlldklarrte; Azimut-

7.. d~~$&&j~&~i~a&&~fi@ ' 1.. . leom&t&n*Rrajekor - .f C

ten des Kosmos mit mehr als elf Millionen Pixeln in Echaeit sowie den Surround- Sound liefert. Zwei neuartige Lasersyste- me, der »&iss Universal Laser image Pro- jector~ (ZULIP) und das »Lob0 TriDome Lasersysteme, sorgen für zusätzliche Farb- und Lichteffekte. Aiieszusamrnen- Rund- um-Bilder und Rundum-Klänge - Weht den Zuschauer in einen Bann, der nach- wirkt.

EIN MODERNER Planetariumsdirektor ist längst kein Einzelkämpfer meht Der As- tronom, der in der Bibliothek recherchiert und ein paar Dias zusammenstellt, hat aus- gedient. Seine Show dagegen sei »interna- tionale Teamarbeit, an der Wissenschaft- ler, Grafikdesigner, Komponisten und Techniker beteiligt sind*, schreibt Kraupe in seinem Buch »Die Geschichte des modernen Planetariums((, das in der haus- eigenen Reihe >xaelurn« erschienen ist. Er fühle sich bei den Vorstellungen wie ein »Choreograf, der Modelle, Bilder, Spra- che und Musik zueinander in Beziehung und in Bewegung setzt«.

Auch Programme wie das aus Amerika

übernommene »In die liefen des Univer- sums* ergänzen die Hamburger um eige- ne Elemente. Die technische Ausstattung ermöglicht es - anders als im Imax- Kino -, aktiv in das vorproduzierte Mate- rial einzugreifen, Planeten bei Bedarf mehr- mals zu umrunden, aktuelle astronomische , Erkenntnisse oder Bilder hinzuzufügen. 1 »Das Universum ist schlieglich kein Film, I den wir staunend verfolgen, um nach sei- i nem Ende in die Wirklichkeit zurückzu- 1 kehren*, erklärt Kraupe. .Das Universum I ist die Realität, es ereignet sich täglich vor unseren Augen.

Sieben bis acht Vorstellungen unter- schiedlicher Art zeigt er jeden Tag, bis zu drei davon »dirigiert« er selbst. Den Kem bilden die astronomischen Sternenreisen für Kinder und Erwachsene. Dazu kom- :

men Musikveranstaltungen mit Kosmos- bezug, etwa eine Inszenierung von Pink Floyds .Dark Side Of The Moon., a&r- dem Klassikkonzerte, Hörspielabende und wissenschaftliche Vorträge - alles unterm virtueUen Sternenhimmel. Selbstvemänd- lich reagiert das Planetarium auf alle aktu- ellen Hirnmelsereignisse wie die totale Son- nenfinsternis arn 29. h4ärz, die nicht nur inder Türkei, in Afrika und Brasilien beob- achtet werden konnte - sondern mit NASA-Hilfe auch live im Hamburger Was- serturm.

Immer ausverkauft ist die Musiknacht »Le voyage absuait~, eine Liveshow mit DJ Rafael Marionneau, in der Kraupe an jedem ersten Mimvoch im Monat mit einem Kollegen die Musik spontan in Licht-, Laser- und Stemenbilder umsetzt. Das junge Publikum liegt bei in den Pla- netariumssesseln un d ei Stunden lang high - ganz ohne Drogen, allein durch akustische und optische Reize.

Das Programmheft des Hamburger Pla- netariums liest sich wie die Broschüre eines Filrnkunststudios. Mit seiner »Wellness für die Sinne in der kurzlebigen, hektischen Zeit von MTV« lockt Kraupe jedes J a k

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DIE HAMBURGER »HAFENUTY« direkt an der Elbe soll auch ein Science-Center (r. U. im Bild) bekommen. Wenn hier das Planetarium und ein Aquarium einziehen, könnten die Besucher virtuell aus der Tiefe der Meere in die Tiefe des Alls reisen

etwa dreirnai so viele Besucher an wie her- Ehrgeiziger Plan für 20 1 1 : kömmliche Planetarien. zoo5 waren es fast 400 000, die zum Lernen, Träumen oder die Vereinigung des Entspannen in den alten Wasserturm Planetarium~ mit einem kam& - von den Jungen, die sich die *DJ Nights* um die Ohren schlagen, bis zu den Rentnern, die am Donnerstag die klas-

Aquarium in der neuen »HafenCity Hamburg«

sische Musik bei »Sternenklang am Nach- mittag. in Anspruch nehmen.

Es zahlt sich aus, dass Kraupe sich während seiner Zeit in den USA auch intensiv mit Erfolgsstrategien arnerikani- scher Freizeitparks beschäftigt hat. Heute ist er ein Marketing-Profi, der es versteht, maximale Auiinerksarnkeit aufseinen Mix aus Wissenschaft und Kunst zu ziehen. So steilte er zusammen mit dem renornrnier- ten Lichtkünstler Michael Baa als April- scherz das Bild eines lila leuchtenden F&- balltors auf dem Mond in die Planetari- ums-Website - sowie die Meldung, man habe das Tor da hinauf projiziert und wol- le es bis zur Weltmeisterschaft oben las- sen. An Ideen, wie Geld in die Kasse kommt, fehlt es Kraupe ebenfalls nicht: So vermietet er den Kuppelraum samt Technik beispielsweise an Firmen, die ihren Kunden das neueste Produkt als Flugob jekt präsentieren wollen, das gerade aus dem Weltall einschwebt; für Summen zwi- schen 120 und 7000 Euro kann man Patenschaften fürSterne übernehmen; und

für 2000 EUTO darf man im Planetarium heiraten -unter der exakten Stemenkons- tellation der bevorstehenden Hochzeits- nacht.

Geistesblitze und Gedankendonner Thomas Kraupes sprengen in Wahrheit schon längst die engen Mauem seines Was- serturms. in Kooperation mit der NASA wird er gegen Jahresende nein neues Fens- ter ins All« öffnen: Nahezu in Echtzeit sol- len zwei NASA-Sonden (voraussichtlicher Start: September 2006) Weltraumwetter- Daten nach Hamburg übertragen. Die Sonden zeichnen die durchs Sonnensystem jagenden Stürme auf - die zwar schönes Polarlicht erzeugen, aber auch Satelliten lahm legen und in Extemfällen Stromaus- fälle auf der Erde bewirken.

Kraupe agiert aber nicht nur als »Master of the Universea, er unternimmt auch Ex$tionen auf der Erde. Gerade war er mit seinem Mitarbeiter Tim Flori- an Horn auf der Osterinsd im Pazifik

unterwegs, um Material für eine Show zu filmen, die er selbst produzieren und in der Saison zoo7Izoo8 im Planetarium zei- gen will.

Sein grösstes Zukunftsprojekt jedoch spielt ganz in der Nähe im geplanten Scien- ce Center in der Hamburger »HafenCi- ty«. Der niederländische Architekt Rem Kohlhaas hat dafür ein Gebäude entwor- fen, das direkt neben einem neuen Termi- nal fllr Kreuzfahrtschiffe stehen soll. Ein silbrig glänzendes Objekt, das der Archi- tekt »Schiff unter Segeln* nennt. Im obe- renTeil würde Kraupe gern mit seinem Pla- netarium einziehen, im unteren ist ein Aquarium vorgesehen; anvisierter Eröff- nungstermin: 2011. Ob das Planetarium aus dem engen Wasserturm umziehen soll, darüber wird in Hamburg noch gestritten.

Aber Kraupe kämpft für den neuen Standort mit den Waffen des wortgewal- tigen Visionärs: *Ein Welttheater von den liefen der Meere bis zu den fernsten Ster- nen« schwebt im vor. Die neue Technik gestatte »Reisen durch beliebige dreidi- mensionale Räume und zu nie gesehenen Orten -vom Mikrokosmos über den Bio- kosmos zum Makrokosmos«. Das spren- ge die traditionellen Grenzen eines Plane- tariums als rein astronomische Bildungs- einrichtung. Sein Sternentheater werde zum ~Kreuzfahrtschiff für unseren Kopf«, zum sinnlichen *Weltbildsimulator« für Menschen mit Fernweh. Man könne sie zu fernen Stemen schicken, ihnen das Fir- mament über Kapstadt vor Augen führen oder sie live den Tiefseeforschern über die Schulter schauen lassen.

Thomas Kraupe hätte kein Problem, noch stundenlang faszinierende Argu- mente vorzutragen, warum das Hambur- ger Planetarium in der HafenCity einen besseren Platz finden könnte. Aber sein Palrn klingelt zur 17-Uhr-Vorstellung: »AERO« mit Musik von Jean Michel Jarre. Im Hinauseilen sagt er noch: »Das Nachmitragspublikum wird es wohl weni- ger laut mögen, da kann ich nicht voll auf- drehen.« Ein Master of the Universe, der sich auch um Kleinigkeiten kümmert. * LINTERNET-ADRESSEN ,Das Hamburger Planetarium: www.planetarium-hamburg.de

,Weitere Informationen und Links finden Sie unter www.prninagazin.de

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DER SUPERSTRAHL Gr. Bild: In den Glas .n werdei

F~rncehbilder an die

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I

I NEUE FRAUNHOFER-TECHNOLOGIE i FÜR FERNSEHEN UND MEDIZ IN I

I 1 LASER 1 AUS.. DER FASER

I DIE UEBLINGZ-RRNKHSE- KIE im Großformat gesto- chen scharf auf die Wohn- zimmerwand projizieren - dieser Traum von Filmfreun- den soll bald Realität wer- den. Die Schlüsseltechnolo- gie dazu liefert der Laser. Bereits heute gehört er im CDSpieler und vielen ande ren Geräten zum Alltag; dass wir mit dem scharfen Lichtstrahl bisher nicht fern- sehen konnten, hat einen einfachen Grund: Ihm fehlte zur Darstellung des gesam- ten Farbspektrums der blaue Lichtanteil. Erst seit kutzem ist es möglich, Laserlicht zu erzeugen, das auch die Farbe Blau enthält Die Technologie dafür heißt ~Faserlaser mit Dappelfaser- kerna und wurde am Fraun- hofer-Institut für Ange wandte Optik und Feinme- chanik in Jena von Andreas Tünnermann entwickelt. Der neuartige Lasertyp besteht aus zwei Glasfaser- leitungen, die sich gegensei- tig berühren. Durch den

einen Strang e r d Infrarot- licht geschickt dqs sich nach allen Seiten hin &breitet, also auch den anderen Faserkern durchdringt Die- ser ist angereichert mit Erbii um (oder einem anderen Element der »Seltenen Erden«), das mit dem Infra- rotlicht reagiert Infrarot- khtteilchen geben ihre Energie an Elektronen im Erbium ab und katapultie- ren sie dadurdi auf ein höheres Energieniveau; fal- len die Elektronen wieder auf ein niedrigeres Niveau zurück, senden sie ein hoch- energetisches Lichtteilchen aus - Laserstrahlung ent- steht Das Besondere dieses Vorgangs, den Physiker »Aufwärtskonversion« nen- nen: Dabei wird erstmals Laseriicht produziert, das das gesamte sichtbare Farb- Spektrum enthält - also auch das fürs Fernsehen notwendige Blau. Das Laser- licht verstärkt sich auf sei- nem Weg durch die Glasfa- ser, gleichzeg wird es

i

extrem stark gebündelt. Fällt der Strahl auf eine Pro- jektionsfiäche, liefert er einen gestochen scharfen Bildpunkt Die ganze Technik des künf- tigen Laser-TVs wird in 24..

einem eleganten Beamer .**=T - - . -. - stecken, der das Bild dorthin -

-2 . wirft wo man es haben -*:-. , . 'U.

q.'r.. will. Heißlaufen wie eine Fernsehröhre kann er nicht

L%. . denn die große Oberfiäche -;-f -

der mehrere Meter langen - -: , , . Glasfaserieitung führt die 7 ! -.

Wärme gut ab. -..? :,

Die neue Lasertechnik eig- net sich nicht nur fürs Fern- L..' '-'#

> F c - - sehen. Damit lassen sich &-* auch digitale Bilder mit bis- ;T>=:: : (* her unerreichter Schärfe auf :%';- - Papier bringen. Außerdem F:.' ?.' . . .=Q. ' 1

kann sie in der Medizin ein- . - - - ' . @

gesetzt werden -etwa für - - - ' 1

feinste chirurgische Schnitte '' oder zur mikrometergenau- en Bearbeitung von Prothe- sen. In der Mikroskopie wird sie es erleichtern, Lebens- vorgänge im Molekularbe- , -, . - reich abzubilden. www.iof.fhg.de 7

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1 WISSENSCHAFT AKTUELL

,Tolnln

unten-ohne-Wanderwege machen fit WER OHNE SCHUHE UuFL stärkt die Mus-

kulatur sowie das Immunsystem und beugt Krampfadern und Schweißfüßen vor. Um das Barfußlaufen zu fördern, gibt es in Deutxh- land von der Nordsee bis zu den Alpen mitt- lerweile fast 30 Wanderwege, die nur »unten ohne« betreten werden dürfen. Der Untergrund besteht aus unterschiedlichsten Materialien: Sand und Tannennadeln, kühle Erde und Rindenxhrot - und ab und zu auch kleine spitze Kieselsteine! Hin und wie- der sind auch Balancierbalken, Schlamm- becken und Bäche in die Route integriert,

ebenso wie Bergwanderwege. Barfußgehen auf so unterschiedlichen Oberflächen macht nicht nur Spaß, sondern stimuliert die Fuß- sohle und hebt das Wohlgefühl. Der menschliche Fuß, ein anatomisches Wunder- werk aus 26 Knochen, 33 Gelenken und 100 Bändern, wird im Schuhwerk eingepfercht und ist bei den meisten Menschen daher ver- formt. Das Laufen mit nackten Füßen wirkt dem entgegen und trainiert U. a. das Gleich- gewichtsgefühl. Die bis zu mehrere Kilome- ter langen Unten-ohne-Wege liegen fernab vom Großstadtlärm und dürfen als Teil kom- munaler Kureinrichtungen meist gratis

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I Leichtfuß auf drei Rädern EIN ENTWURF des Autoher- sorgt für Stabilität. Durch niert mit eine4 170 PS Star- gibt sich futuristisch. Ein ins

stellers Peugeot erinnert an den Verzicht auf das vierte ken Motor, macht aus dem Lenkrad integriertes Dis- den Messerschmitt-Kabi- Rad sowie Verwendung »Dreirad« einen sprintstar- play zeigt alle Betriebswer- nenroller der 1950er Jahre. leichter Carbon-Bauteile i s t ken und schnellen Sportwa- te an - stets senkrecht aus- Der »ZOCup« fährt auf drei das Fahrzeug insgesamt gen. Zwei tief liegende gerichtet, auch wenn der Rädern: Vorn sind zwei, das nur 500 Kilogramm schwer. Schalensitze nehmen die Wagen in die Kurve geht. hintere sehr breite Rad

/--

Lu, .I

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ZAHLEN SAGEN MEHR ALS WORTE

Sonne und Sonnencreme Die heiße Jahreszeit birgt auch Gefahren. Hier einige Tipps, wie man sich am besten davor schützt

3,130 000 Deutsche erkranken jährlich an Hautkrebs - damit ist er die häufigste Krebsart. 400 Liter Sonnencreme benötigen die Stars der US-Strandserie »Baywatch« pro Jahr. 80 Prozent der UV-Strahlendosis seines ganzen Lebens bekommt der Mensch in den ersten 18 Lebensjahren ab. 40 Gramm Tomatenmark täglich sorgen dafür, dass die Haut einen Sonnenschutzfaktor von 2 bis 3 aufbaut. 30 Monate lang ist Sonnen- creme haltbar, ungeöffnet und kühl gelagert. 5 ist der Lichtschutzfaktor, den ein dünnes Baumwollhemd bietet - auch mit Kleidung kann man nicht unbegrenzt in die Sonne. 2 Milligramm Sonnencreme pro Quadratzentimeter muss man auftragen, um vollen Schutz zu genießen, die meisten benutzen nur 0,5 bis 1,5 Milligramm. 1 Son- nencreme »für danach« wird in den USA getestet, sie soll nach einem ungeschützten Sonnenbad mbgliche Hautschäden reparieren. 66

Christoph Koch: Zahlen, bittel Heyne Verlag www.heyne.de

Selbs. ist der (Kachel-)Mann! OB SCHNEECHAOS oder Regensom-

mer: Das Wetter sorgt für Gesprächsstoff - r und jede Menge Experimente! Mehrere Dutzend davon finden Hobbyforscher im Experimentierkasten ~Kachelmanns Wette I station~ von Kosmos (50 Euro). Hier zum Beispiel die Bastelanleitung für einen Regenbogen: Im dunklen Raum mit einer Taschenlampe auf einen Spiegel leuchten, der in einer wasseraefüllten Schüssel steht - - schon erscheinen die Regenbogenfarben an der Zimmerdecke. Wie Sonnenstrahlen, die auf Regentropfen treffen, ist das Licht der Taschenlampe in seine Spektralfarben zerlegt worden. Anderes Beispiel: Warm- und Kaltfronten lassen sich auf dem Küchentisch erzeugen. In der Natur treffen sie in Form unsichtbarer Luftmassen aufei- nander, im Modell klappt es mit Wasser. Einen halben L i i r in einem Einmachglas im Kühlschrank abkühlen, einen weiteren hal- ben Liter erwärmen und mit Lebensmittei- farbe einfärben. Jetzt das warme Wasser auf das kalte gießen -sofort bildet sich eine Grenzschicht zwischen Warm und Kalt: Fertig ist die Front! Besonders spannend: der im Kasten enthal- tene Bausatz für die eigene Wetterstation. Mit dem professionell anmutenden Wind- messer lässt sich rund um die Uhr die Wind- gexhwindigkeit vor der eigenen Haustür messen! Wer Wetterdaten wie Temperatur,

SCHILLERN[ 1.-Experimentatorii Susanne Lummer verrät das Rezepl einen künstlichen Regenbogen

Windstärke, Luftdruck, Niederschlag, Bewöl- kung regelmälg protokolliert und auswer- tet kann eigene Prognosen wagen. Längerfristige Vorhersagen wie die von Kachelmann klappen nur, wenn Wetterda- ten weltweit zusammengetragen und ver- rechnet werden. Möglich ist das auch für Freizeitmeteorologen: Jeder kann sich von Kachelmanns Meteomedia AG auf seinem eigenen Grund eine professionelle Wetter- station installieren lassen, die in das globale Netz integriert wird. Im Zusammenspiel mit den Werten vieler anderer Messstellen wer- den die eigenen Prognosen immer exakter. Dann wird das Hobby allerdings teuer. Kosten der Station: ab 14 300 Euro.

+ 4 1 = < - Wert legen: 17"-Leichtmetailfelgen,

Metallic-Lackierung ( i n Schwarz,

Brillantsilber und Jaspisblau), be-

leuchtete Ausstiege und Colorver-

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ZrnROTO.REIYSickönnm&h > C ien (1) md ih Flugdstdlung W-

- - - < ruuiam (2). 5esnmmi ) messen dbe

3 WkidkrMc und melden % Funkan ria CmpiiPr 4). Mm G Rechner

steuert J ie Rot~en sq dass die hkqp bei jedem Wind opthal arbeitet I

Die raffinierte Choreografie der Windräder i SIEMENS WIU mit hoch entwickeiter Compu- tertechnik die Leistungsausbeute von Windparks erhöhen. Dazu werden die Rechner der einzelnen Windräder miteinander vernetzt, sodass die Roto- ren ihre Daten austauschen und auf wechselnde Windverhältnisse reagieren können. Das ist dann nötig, wenn die Räder in den vorderen Reihen des Windparks den Luftstrom so stark verwirbeln, dass die hinteren Reihen weniger Wind bekom- men und dadurch weniger Strom produzieren. In diesem Fall sorgt die vernetzte Elektronik (ent- wickelt aus Handy-Kommunikationssystemen) dafür, dass die Winddynamik wieder für alle Räder stimmt. Die hinteren Rotoren messen mit-

tels Sensoren an den Blättern die Störung der Windverhältnise; die Computer in den Masten der Räder funken die Meldung an die vorderen Rotoren, die blitzartig den Neigungswinkel ihrer Blätter verändern, bis sich die Vetwirbelung auf- löst. Mithilfe dieser Sensortechriik lasen sich auch Sturmschäden an den Windanlagen verhindern. Bei gefährlichen Windböen stellen sich die Rotor- blätter komplett »auf Durchzug«: Sie verändern ihre Neigung, sodass sie dem Wind keine Angriisfläche bieten. Die fein abgestimmte Rotor-Choreografie könnte bereits in zwei Jahre die Bilanzen von Windparks verbessern helf www.physik;tudresden.de/-kellerkdloqu.htm

Verkehnleitsystem nRuhrpilo roll ab Juni 2006 dafür sorge dass Autofahrer deutlich Khneller durchs Ruhrgebiet kommen. Es erkennt Staus ur Unfälle und errechnet sofort die schnellste Ausweichroute DieDateRwerdenviaInterm Handy und Navigationssystec übermittelt. A C

www.nihrpilot.nrw.de " " '

ilCHER TROTZ ,CKELN US-Forscher en herausfinden, warum

sich Pinguine trotz ihres schwankenden Ganges so sicher auf den Beinen halten können. Von den Erkenntnis könnten alte und gebrechlich Menschen profitieren. www.hhp.uh.edulfacul~/Kurzl

researcMndex.html

i BEI BEOBACHTUNGEN im Sternbild Chamäleon sind Astronomen auf ein Objekt gestoßen, das wie ein kosmischer Tornado aussieht. Er verdankt seine wirbelsturmartige Form einem energiereichen Materiestrahl, der von einem jungen Stern ausgeht und durch die umgebende Wolke aus Gas und Staub pflügt. Solche kosmischen Wirbelstünne gehören zu den ibGeburWehenn von neuen Sonnen. Diese entstehen, wenn in Materiewolken die Dichte so groß wird, dass sie sich durch ihre Schwerkraft zusammenziehen. Dabei steigen Druck und Tem- peratur so stark an, dass es zur Kernfusion von Wasserstoff zu Helium kommt - ein Stern ist geboren. Aus der Umgebung fällt zunächst weiter Materie auf den entstehenden Stern herab - die Magnetfelder des jungen Sterns schleudern jedoch einen Teil davon wieder ins All zurück. Der Strahl prallt mit einer Geschwindigkeit von 550 000 kmlh auf die Materie der Wolke: Dadurch erhi i sie sich und leuchtet auf. www.cfa.haward.edu

3UTZRISION Während -... -s Gewitters kann es in einem Blinkanal zur Kernfusion kommen. Dabei verschmelzen bei 30 000 Grad Celsius Wasserstoffkerne zu Helium- kernen und senden dabei Neutronen aus - zur Energie gewinnung ist der Prozess a t , nicht geeignet www.i-.nikngROW

KXK0913-5_65_e..htm 1 26 P.M. 612006 Sandini scan

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' - WISSENSCHAFT ', L ,

AKTUELL C

Schwamm erzeugt , KAMEUCHOKOLAiM

Fingerabdrücke stellt Ein österreidiisdier Schokolade aus Chocolatie Kamel-

WEIN NEUARTIGER SCHWAMM soll die Funk- tion von biometrixhen Geräten verbessern: Er erzeugt extrem scharfe Fingerabdrücke in Farbe und ermöglicht so eine absolut sichere Identifikation von Personen. Die Herstellung

I des Schwamms ist recht aufwändig: In einen speziellen flüssigen Kunststoff werden mikro- kleine Quarzkugeln eingegossen und nach dem Aushärten weggeätzt, sodass ein schwammähnlicher Körper entsteht. Er ist 3 elastisch und kann Licht speichern. Berührt

ij man ihn mit den Fingern, strahlt der

milch her. Sie ist süßer und weniger fett als Kuhmilch. www.hochleitner.com

* LEUCHTKLAMOrnN Eine fluoreszierende Farb- markierung soll Marken- kleidung von Fälschungen unterscheiden. Sogar Bleichen und Färben überlebt das unsichtbare Herstellersiegel, das nur per Scanner erkannt werden kann.

Schwamm Licht ab, dessen Farbstrukturen www.ornI.gov/info/press_reIeases/

3 das Rillenmuster der Fingerkuppen wiederge- getsress_release.c&?Reiease

ben. Da er höchst empfindlich ist und kleins- Number=mrzoo5o7015-o~

)7 <L

2 te Unebenheiten registriert, eignet er sich ausgezeichnet zur Personenkontrolle in nsen- * R()UIGE OPnK

$ - siblena Gebauden. Linsen aus Wasser sollen in Handykameras Autofokus- - f www.news.utoronto.ca/bin6/060314-2128.asp Effekfe erzielen. Dazu wird die

Sich stark schwingen EIN 1 , ~ ) METU( langer Kunststoffstab, der »Flexi-Bar«, stärkt durch Cchwingunl den Körper. Die

xange, an ihren Enden mit Kautschukgewichten beschwert, wird mit einer Hand in der Mitte gegriffen. Leichte Armbewegungen versetzen das Gerät in Vibrationen, die sich auf den Körper übertragen und reflexartige Gegenbewegungen auslösen. So werden die schwer trainierbaren tief liegenden Muskelfa- sern und das Bindegewebe gestärkt. www.flexi-bar.de

bank roiir in die Provinz I MIT EINER MOBllEN FILIALE steuert die Kreissparkasse Eus- kirchen jetzt dünn besiedelte Gebiete in der Eifel an. Die 13 Meter lange rollende Bank steht per Satellit in Kontakt mit dem Rechenzentrum. Ausge stattet mit Brennstoffzellen für die Stromversorgung, ist das Spezialmobil völlig unabhängig und kann überall sofort den Betrieb aufnehmen. Ausfahr- bare Treppen und ein Lift für Rollstühle führen in den Schal-

( 1 .

SCHUTZ AUS DEM ALL Satelliten uberwachen die -

ter- und Beratungsbereich. Der führerschein selbst fahren. Eine 8,4 Tonnen schwere Vierachser Entführung der Bank auf ist zwar länger als ein Omni- Rädern ist zwecklos: Ihre Positi- bus, gilt aber rechtlich als PKW on wird laufend per Satelliten- mit Anhänger - Bankangestell- Ortung überwacht. te können ihn ohne Spezial- www.gs-ipobile.de

natürliche Oberflächenspan- nung von Wassertropfen g e nutzt. Durch Druck krümmt sich die Linse - das Fotoobjekt rückt näher oder weiter weg. www.imre.a-star.edu.sg

* HARTE TRAUME Während sich Männer im Schlaf mit Gewalt, Sex und Beruf beschäftigen, geht es bei Frau- en mehr um Familienangehöri- ge und Gefühle. Erstaunlich: Diese Gexhlechtsunterschiede in den Trauminhalten sind seit über 40 Jahren gleich geblie- ben, haben Schlafforscher herausgefunden. www.zi-mannheim.de

r OHNE BLAUEN 3UNST In Neuseeland verzeichnen Kneipen mit Rauchvehot steigende Besu- derzahlen. Selbst Raucher bevorzugen immer mehr Bars ohne Qualm. Dieser Befund könnte Rauchfrei-Kampagnen in Europa voranbringen, hoffe1 Mediziner. ww.-l.com( 1471 -24WWatntract

28 RM. 612006 Sandini scan

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.AISSENSCHAFT AKTUELL

Raketenflugzeug für Ausflüge ins All D I E n R m a schießt mit einem Feuerstoß über die Start- bahn, hebt nach wenigen Sekunden mit 320 kmh ab und erreicht in nur fünfzig Sekunden 3000 Meter Höhe. Der Einsitzer wird von zwei Raketenmotoren angetrieben, die Alkohol mit Flüssigsauerstoff verbrennen. Beim »X Prize Cup« im US-Bundes- staat New Mexico soll das Raketenflugzeug sein Können zeigen. Zehn unterxhiedliche Raketenflugzeuge starten gleichzeitig und fliegen einen Slalomkurs mit engen Kurven. Wer als Erster wie- der auf der Landebahn aufsetzt, kassiert ein Preisgeld von zehn

Millionen Dollar. Als Favorit gilt die »EZ-Rocket«. Die Siegerprä- mie wäre für die Hersteller eine willkommene Finanzspritze: Sie planen, eine »EZ-Rocket« mit größeren Tanks und stärkerem Motor auszustatten, damit sie genügend Schubkraft bekommt, um der Erdgravitation zu entfliehen. Als Weltraumgleiter könnte der Raketenflieger betuchten Fluggästen zu einem Ausflug ins All verhelfen. Diese Vision wurde oft angekündigt - die »EZ- Rocket« will sie bis zum Ende dieses Jahrzehnts verwirklichen. w.xcor.com

Das new Raketenflugzeug beim Jungfernflug (1). Es wird von dem Testpiloten Rick Searfoss gesteuert (2). Sein Können muss das Luft- fahrzeug bei einem Slalom- flug mit engen Kurven untei Beweis stellen (3). In einer gröBeren Version könnte die »Ei-Rocketu bis in den Weltraum vorstoßen (4) I

I von der Kuh BAKTERIEN AUS KUWAGEN als Stromlieferanten -es geht wirklich. US-Forscher haben eine Art mikrobieller Brennstoffzelle

aus zwei Glaskammern von 30 Zentimeter Höhe gebaut. Diese werden gefüllt mit der Magenflüaigkeit der Tiere samt den darin enthaltenen Bakterien. Zwischen den Kammern kommt - wie bei einer Batterie -ein Austausch von (positiv geladenen) Protonen und (negativ geladenen) Elektronen in Gang. Die Mikroben aus einem halben Liter Magenflüssigkeit erzeugen eine Spannung i von 600 Millivolt, die Hälfte der Spannung einer Taxhenlampenbatterie. Der Versuch gelingt auch mit Kuhdung. Mit größeren I Brennstoffzellen, die den gesamten Kuhdung verwerten, lassen sich vielleicht sogar ganze Höfe mit Strom versorgen - hoffen die ,i cnrxhel. researdinews.osu.edu/aKfrke/m~power.hu j

6

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( 7 e w r r ~ , J- . .-. r u . 3 r , T . .

AKTUELL

NO I UWG

Rooorer=Trio wartet neuen Abwasserkanal MEINE NEUE GENERAnON schwimmfähiger Roboter gemeldeten Schäden. Seine ultrasensiblen Sensoren soll Europas größtes Abwasserrohr überwachen: erspüren sogar unsichtbare Risse, die sich nur durch den 51 Kilometer langen und bis zu drei Meter eine unauffällige Wölbung der Tunnelwand breiten unterirdischen Emscherkanal im Ruhrgebiet, verraten. Ein Temperaturfühler nimmt unter der dessen Bau 2007 beginnt. Zum Einsatz kommt Wasserlinie einsickerndes kaltes Grundwasser wahr. ein Roboter-Trio, das erstmals sogar im gefluteten Bis zum Baubeginn des Emscherkanals soll das Abwasserrohr arbeiten kann. Die erste der drei Ma- Trio fahrbereit sein. www.rs.iff.fraunhoferde

schinen hat das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und Automatisierung bereits fertig gestellt. Der ein- einhalb Meter lange Roboter ähnelt einem Boot. Seine hochauflösende Kamera erkennt millimeterfei- ne Risse in der Kanalwand auf eine Entfernung von drei Metern; Ultraschallsensoren fahnden nach noch feineren Schäden. Ein Laserscanner ermittelt selbst bei schwankender Fahrt im Abwasserstrom die exakte Position der Risse und die des Inspektions- roboters. Diesem folgt der zweite, ein Reinigungs- roboter, der mit Hochdruckspritzen Verschmutzun- gen beseitigt. Er fährt durch die Röhre, indem er sei- ne mit Rollen versehenen »Füße« gegen die Tunnel- wände presst. Über das leistungsfähigste System verfügt der dritte Roboter: Er übernimmt die Fein- untersuchung der von seinem ersten Kollegen

Wohnen auf kleinstem Raum

H AUSSERIRDISCHE NASA und Seti beschränken ihre Aliensuche auf zehn Son- nensysteme in der Milchstraik darunter Alpha Centauri und Pegasus. Auf den fünf bis 42 Lichtjahre entfernten Planeten sei Leben prinzipiell möglich. wwwseti.org

* URWEU-UNGEHEUER In Schottland lebten vor 330 Millionen Jahren menschen- grob Skorpione. Davon zeuge

I I riesige FuSabdrücke, die der

Brite Martin Whyte aufspiirte. www.shef.ac.uk/geography/

* SPARHAUS 65 Prozent weniger Wasser als andere Gewächshäuser vertmiucht der ~Watergya-Prototyp: Er kon- densiert verdunstetes Wasser wieder in Kühlschäditen. www.watergy.de/neu/enlenlen Anwendungen-Gewaechshaus.shtrnl

Aufhängung dienen Stahlseile, 7 die über das Dach des Mutter- hauses laufen und an der

i IN MN INNENST~~DTEN ist chen Wohnraum wie einen gegenüberliegenden Fassade noch viel Platz - wenn man Rucksack an ein bereits beste verankert werden. Die Ruck- die vorhandene Fläche richtig hendes Gebäude zu hängen, sackhäuser sind je nach Aus- nutzt. Der Entwurf des womit sich immerhin neun stattung ab 25 000 Euro Münchner Bildhauers Stefan Quadratmeter gewinnen las- erhältlich, weitere 10 000 Euro Eberstadt sieht vor, zusätzli- sen. Die 1,6 Tonnen schweren fallen für die Baugenehmi-

gung und Montage an. Ein Demo-Objekt ist derzeit in Köln zu besichtigen. Hier haben Architekten für die Platzprobleme in beengten Citylagen noch eine andere Lösung gefunden: Sie brach- ten ein vier Stockwerke hohes Haus in einer 2.56 Meter

M~N~QUART~ERE Ein bewohnbarer schmalen Baulücke unter. Der 3 Wüifel wird wie ein Rucksack ans Mieter, Ren6 Schmidt, betreibt z Haus gehängt (0.h ein 236 m brei- darin eine Werbeagentur.

tes ~iimhws füllt e h Baulkke (1.1 ))Man muss schon ein tiebha-

2 Stahlwürfel werden vom Haus ber architektonischer Neuhei- b' mit Strom und Heizung ver- ten sein«, beschreibt er vor- ; sorgt. Per Autokran und Hebe- sichtig sein Lebensgefühl -

bühne wird der Wohnkubus während Architekten in ande- 3 an Ort und Stelle befestigt. Als ren Ballungwentren wie Lon-

.eser mit neuen Erfindungen erreichen P.M.-Redakteur Wolfgang C. Goede unter: goede.wolfgangQmuc.guj.de I

don und Tokio bereits über noch schmalere Wohneinhei- ten nachdenken. Ein dritter Ansatz, um mehr Wohnraum zu schaffen: auf die Dächer »draufsatteln« - so kann man im Herzen der Großstadt eine Art Eigenheim mit Garten beziehen. Das Berliner Archi- tekturbüro Deadline baute inmitten der Hauptstadt eine zweistöckige Maisonette- wohnung auf den Seitenflügel eines fünfstöckigen Hauses. Sie bietet 130 Quadratmeter Wohnfläche und zusätzlich 70 Quadratmeter Rasen für Gar- tengefühle auf dem Dach.

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I P.M. DIREKT

Sacien 5i.e mal Weckt ~ußball Aggressionen?

Prof. Dr. Gabriele Klein (48) ist Soziologin und Professorin an der Universität Hamburg. Sie befasst sich seit Jahren wissenschaftlich mit dem Sport und seiner gesellschaftlichen Bedeutung. Vom 8. bis 10. Juni 2006 veranstaltet sie anlässlich der Fußball-WM die Internationale Fachkonferenr sSerious Games: Fußball, Medi- en und Politik« in Hamburg (nähere Informationen: wwwl.uni-harnburg.de/gklein)

Am 9. Juni beginnt die Fußball-We I ft Einen Monat lang wird der Kampf um den Tmel Miliiaden vm Me= 8am ziehen GeM er dabei eigentlich nur um Spart? Oder ia FuBbll viel mehr? PM.-Autor Mkhael Kneider sprach mit der Sportwwiobogin M. Dr. Cabride Klein Ober die Ekckabng der Fußball5piek in Qt modernen Lieirtunggeselkhaft

FM.: Wanim fasziniert uns Fußball so? Prof. Dr. Gabriele Klein: Fußbali ist

gleichzeitig Sport, Popkultur, Politik, ein florierender Wirtschaftszweig und für manche eine Art Religion. Kaum ein ande- rer Sport, vielleicht Boxen, ist wie Fußball mit jeder denkbaren Bedeutung aufgeladen worden: Soziologen erklären gesellschaft- liche Theorien anhand des Fußballspiels, Politiker reden gern wie Bundestraineq und Theologen untersuchen den metaphysi- schen Gehalt des Fußballs.

Klingt gerade so, als sei Fußball so etwas wie eine globale Sprache, die jeder spiicht und jeder versteht

Tatsächlich ist es so, dass die Regeln und der Wertekanon des Fußballs überall auf der Welt gelten. Aber Fußball hat, wie wir

wissen, auch eine Vielzahl von Unter- schieden hervorgebracht. Brasilianischer Fußball etwa beruht auf einem besonde- ren Spielverständnis. Offensivfui3ball braucht andere Spieler und eine völlig andere spielerische Dynamik als Defensiv- Mball. Auch im Fußball zeigt sich also, dass Globalisierung nicht zur Vereinheit- lichung führt, sondern eher Differenz befördert. Anders gesagt: Die globale Spra- che Fußball wird sehr unterschiedlich gesprochen.

Wenn man den Rummel um die Welt- meisterschaft sieht könnte man den- ken, Fußball regiere die Welt Rihtig?

Nicht richtig. Wer oder was hat über- haupt das Zeug zu einer Weltregierung? Allerdings hat Fußbail eine vökrverbin-

dende Wirkung, die man nicht unter- schätzen sollte. Insbesondere Groi3ereig- nisse wie die Weltmeisterschaft sind nicht nur ein Wettstreit der Nationen. Sie sind auch prinzipiell in der Lage, internationa- le Beziehungen zu verbesseni und Freund- schaften zu befördern.

Bei der WM laufen auch die Mann- schaften so stark verfeindeter Natio- nen wiedie USA und der Iran auf. Wer- den deren Beziehungen durch die WM verbessert?

Das ist eine heikle Frage. Auch bei der Weltmeisterschaft kämpfen Nationen symbolisch gegeneinande~ In dieser sym- bolischen Aufladung wird Fußball zu einem ernsten Spiel, in dem stellvertretend zentrale gesellschaftliche Konflikte ihren

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Ausdruck finden. Die mediale Aufrüstung der iranischen und der amerikanischen Presse wird hier eine wichtige Rolie spie- len. Erfreulich ist ja, dass im Unterschied zur Politik die USA und der Iran bei der Weltmeisterschaft keine zentrale Rolle spielen und Brasilien, ein eher friedliches Land, Favorit ist.

Fußball statt Krieg? Das ist mir zu plakativ. Fußball ist zwar

auch ein Symbol militärischer Aktivität - es geht um Aggressionen: um den Willen zum Angriff und zur Verteidigung, um Manndeckung und Raumdeckung. Aber darin geht Fußball nicht auf. Das Beson- dere am Fußball ist ja, dass er durch sei- nen Spielcharakter, durch die Irrationalität des Verlaufs und durch eine Aneinander- reihung von Zufällen im Spiel selbst diese militärisch anmutenden Grundordnungen auflöst. Fußball ereignet sich ja nach dem

I Muster einer strukturierten Improvisation.

I

»In Anbetracht der gigantischen Zuschauerzahlen ist das Maß

der Aggression sehr gering. Fuß- ball verläuft in Wirklichkeit

außergewöhnlich friedfertig.«

Die Kriegsfrage noch einmal anders fotmuliert. Werden durch das aggres- sive Spiel beim Zuschauer Aggressio- nen eher hervorgerufen oder eher abgebaut?

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden Aggressionen und Gewalt hoch- gepuscht. Wir alle haben die brutalen Hoo- ligan-Attacken der letzten Jahre vor Augen. Aber dieser Eindruck täuscht. In Anbetracht der gigantischen Zuschauer- zahlen auf den Fußballplätzen der Welt ist das Mag der Aggression sehr gering. In Wirklichkeit ist es so, dass Fußball im All-

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gemeinen außergewöhnlich friedfemgver- läuft. Das gilt für alle ~roßveranstaltun- gen des Fußballs wie kontinentale oder Weltmeisterschaften, aber auch für die Bundesliga. Wo treffen ansonsten ungefähr einmal wöchentlich achtzigtausend Men- schen für 90 Minuten zusammen zum kol- lektiven Gefühlsrausch wie irn Domnun- der Stadion?

Ein aggressiver Sport, der Frieden schafft - wie kommt dieser Prozess zustande?

Man muss den Blick auf die starke Ritu- alisierung des Fußballspiels und auf die ritualisierten Handlungen der Fans richten. Fußbalifans pflegen eine ausgefeilte rituel- le Praxis. Das fängt bei den Kutten, Schals und Mützen an, geht weiter über die Knei- pen und Fanläden bis hin zu den Schlacht- gesängen, der La-Ola-Welle und den Schlüsselbunden, die in spannenden Au- genblicken kollektiv herausgeholt und geschüttelt werden. Fußball ist auch eine Aufführung, ein rituelles Theater. Das Match selbst, aber auch die Zeit davor und danach ist für Spieler wie für die Zuschauer rituell höchst aufgeladen. Rituale schaffen Gemeinschaft und Iden- tität, sie leiten Affekte in geregelte Bahnen. Sie kanalisieren Aggressionen, wirken also wie Blitzableiter,

Seltsam, dass Fußball so stark rituali- siert ist, wo Rituale doch sonst in unserer Gesellschaft als konservativ und altmodisch abgelehnt werden.

Wir leben in einer Zeit, in der institu- tionalisierte Rituale an Bedeutung verloren haben, zum Beispiel das Ritual beim Schul- antritt oder das Ritual beim Studienab- schluss. Institutionen wie Schulen, Kirchen oder Vereine, die früher identitätsstiftend gewirkt haben, verlieren immer mehr ihre Bedeutung für die Sinnstiftung. Als Ersatz dafür gibt es aber eine Unmenge von ritu- ellen Praktiken in den so genannten infor- mellen Szenen der populären Kultui; zu denen auch Fußball gehört. Ich habe die- ses Phänomen am Beispiel der Techno- und Hip-Hop-Kulturen untersucht, wo sich Jugendliche selbst Rituale schaffen, um sich als Gemeinschaft zu empfinden, sich nach außen abzugrenzen und eine Identität zu erzeugen. Beim FuRball als Massen- phänomen hat dies eine lange Tradition.

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n Sinne ein Fußballgott:

iottheiten I

Wollen Sie damit sagen, dass Fußball via Identitätsvermittlung eine Art ge- sellschaftlicher Reparaturbetrieb ist?

Ich will damit sagen, dass Fußball über das Spiel hinaus eine wichtige soziale Ori- entierungsfunktion hat . . .

... aber doch wohl nur für Männer? Stimmt, Fuflball aktualisiert auch die

traditionelle Geschlechterordnung: Fuß- ball ist und bleibt Männersache, egal, wie

»Die Nation verliert mit der Globalisierung als Identitätsrahmen

an Bedeutung. Aber der Fußball reaktiviert das Nationalbewusstsein

- vor allem bei Ereignissen wie einer Weltmeisterschaft.«

erfolgreich der Frauenfdball ist.

Wie weit geht denn die soziale Orien- tierung durch Fußball?

Er erzeugt bei den Fans eine Identifika- tion mit dem eigenen Verein, mit der Stadt und bei Länderspielen auch mit dem eige- nen Land. Fans, die ihre Gesichter in den Vereins- oder Nationalfarben ge-schminkt haben, zeugen davon. Gleichzeitig forciert Fußball soziale Gruppenzugehörigkeiten, sogar innerhalb einer Stadt. Wir kennen das aus München mit W 1 8 6 0 ~ und dem FC Bayern oder aus Hamburg mit St. Pauli und dem HSV. Fdball aktualisiert auch nationale Feindschaften, die in der Politik und im Alltag keine Rolle mehr spielen: beispielsweise wenn die deutsche Natio- nalmannschaft gegen den ~Hassgegner «

Holland anmtt. Welche Rolle Fußball für Nationen spielt, zeigt aber auch die Bedeu- tung des »Wunders von Bern«, als Deutschland 1954 im Finale gegen die hoch favorisierten Ungarn siege.

Ja, seltsam, dass dieser Sieg nach einem halben Jahrhundert immer noch so präsent ist

Dafür gibt es einen Grupd: Aus sozio- ;I

logischer Sicht spricht einiges dafui; dass erst dieser Sieg die neue Bundesrepublik im Selbstverständnis der westdeutschen Bevölkerung etabliert hat.

Deutxhland definiert sich nicht durch seine Politik, sondern duKh Fußball?

Auf der metaphorischen Ebene: ja. Das Gefühl, dass die Bundesrepublik Deutsch- land nunmehr wieder zu großen Leistun- gen in der Lage ist, ist bei den meisten Deut- schen erst durch das Wunder von Bem gewachsen. Das nationale Selbstwertge- fühl, der nationale Stolz kam mit diesem Sieg zurück. Man kann es etwas sarkas- tisch ausdrücken: Deutschland hatte zwar den Krieg verloren, aber nun über die Spit- zenrnannschaften der Welt einen Sieg errungen.

Fußball zur Aktivierung des Nationa- lismus?

Ich meine nicht Nationalismus. Ich spre- che von Nationalbewusstsein und Natio- nalgefühl. Letzteres wird irn Fußball über die Rituale erzeugt und zugleich durch die mediale Allgegenwart des Fußballs geför- dert. Die Nation, die in der Sprache der Soziologen so etwas ist wie eine ~Imaged

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Diese enorm für das Nationa

Alice. Sie uns erklären. Was deutschen Fuß~aii

weiß jeder und macht Witze dar„ Deutschland, so heisst es, wird nicht 1 ball gespielt, sondern Fußball gearbeitet. D e sc Was aber deutsche Kultur ausmachen

Flatrate. Für 44,W EurdMonat rundum sorglos mit Telefonanschluss

und DSL-lnternetzugang (bis zu 2.000 Kbitls Downloadgeschwin-

digkeit) inklusive aller Gespräche ins deutsche Festnetz und rasanten Surfens ohne Limit:

'GrundgeMhr Mr Alke Fun. außer SondeMfnummem, weitere Spcachpceise: ins Ausbnd (mnabhän& 7.9 - 129.9 CtNin., in alle Mobilfunknetze 22 CtlMin., Vemrdkmten Modem 9 9 Euro. Preise inkl. W.: kündbar 4 Wochen zum Mmtserde. Aktiwi ,.Kein Einrichtufigqxeis" bis 30.06.E - Alice gibk in immer mehr Anschlussgebieten. Weitere Infos und Pmduktverfiig- barkett aui w a l i i l . d e

Die schönste Verbindung.

nunity*, eine vorgestellte Gemein- gesehen. Der »Alte. Konrad Adenauer J;--t mit der Globalisierung als und der »Chef« Sepp Herberger waren

an Bedeutung. Aber der die Prototypen des Aufstiegs der Bundes- ' ' .ert das Nationalbe- republik, die liberalen Willy Brandt und

L i Ereignissen wie Helmut Schön die Protagonisteneines Auf- port leistet bruchs. Diese Typenvergleiche wurden

.ht kön- medial lanciert, und auch der Sieger der Wiedervereinigung, Helmut Kohl, wurde mit dem Sieger der WM 1990, Franz kckenbauer, verglichen: Beide hatten . ..

rem npersönlichen« Triumph ndschaften versprochen, der

deutschen Fußballs.

d=cs im Fuß-

--I1 L

körnte, darüber herrscht zu Recht Unei- nigkeit nicht erst seit der Leitkulturdebat- te. Die einen assoziieren das Land der Dichter und Denkel; die anderen die Bar- barei der Nazis, und die nächsten denken an Weißwurst und Lederhose. Aber beim Fußball herrscht Einigkeit quer durch alle Schichten, und wenn es um Nationalspiele geht, auch quer durch alle Regionen. Fuß- ball suggeriert die zumindest temporäre Auflösung sozialer und räumlicher Schranken.

Ist Fußball auch eine politische Macht? Erfolge und Niederlagen im Fußball

werden ja seit dem Wunder von Bern gern mit innenpolitischen Entwicklungen und Tendenzen assoziiert. Der deutsche Fuß- ball-Bundestrainer wurde immer in einer Parallele zum jeweiligen Bundeskanzler

1

ball ! auftaucl tm

oder »Kaiser<< I Die politischen :

balls und seiner Verbäni ziationen an eine alte Feudaiga eine Gesellschaft, in der Mämer rub7 ter selbstherrlich regieren. Da passen doc diese Begriffe.

Also ist Fußball eigentlich reaktionär? Ich würde das anders formulieren: Die

institutionen des Fdballs sind eher kon- servativ - klassische Modernisierungsver- weigerex Fußball selbst ist konventionell, er aktualisiert Konventionen.

Was meinen Sie damit? Fußball inszeniert in einer Gesellschaft

des zügellosen Konsums und schnellen Glücks, der Show und des Scheins die tra-

- --.. DER KOLLEKTIVE C IHLSRAUSCH tragt oft Züge eines glouaiisierten Theaters (Foto: Fans beim Spiel TunesierkSüd- afrika am 26. Januar 2006 in Alexandria)

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t ditionellen Grundprinzipien der Leis- mngsgeseiisc%ft:mpTuniinkur- .enz, Anstrengung und Erfolg, Zähigkeit

' Selbstkontrolle, Männlichkeit und --ftigkeit.

k i g t aber auch das für die west- mische Verhältnis von

elkhaft: Jeder ist der km Platz - wie

bnqen kann muss

schon H man aber n a Teamspieler sein. .

7

Also sind Superstars wi= oder Ballack für die Faszinati ball gar nicht nötig? 7

Eine Mannschaft der Stars ist mehr mediale Show als erfolgreiches Spiel, sie- ist m q he Real Madrid. Auf die Stars kommt es Momenre I

nicht an. Die Bedeutung d a Fußballrmt- S~adehemmunm steht dadurch, dass im Sport aderge- mel anflehen, damit clc;l wohnlich klar demonstriert wird, was geht; wenn Mittelfeldspieiei Leistung bedeutet. Das ist seine Faszina- zigen, bevor sie den Platz betret,.>,- tion. In Kultur, Wischaft, Politik, Wis- der FuRballgott für einen unenvar senschaft und Kunst weiß man oft nicht, Spielverlauf verantwortlich gemacht wir( was die Akteure tatsächlich tun. - Irn Sport Dann könnte man tmäddkh- -

dagegen kann jeder sehen, wie sie schwit- sich Fdball sehr gut für metaphysische, zen und kämpfen. Und das Ergebnis ist quasi religiöse Erklärungsmuster eignet. eindeutig: Sieg oder Niederlage. Nur ein Aber eine Ersatzreligion ist es damit noch Sieger wird zum Staq zum Helden. in kei- lange nicht, diese Aufgabe würde vielleicht nem anderen sozialen Feld ist Leistung so sogar das Fußballspiel überfordern. * eindeutig messbar und objektivierbar.

siert ja nicht die Wirklichkeit der Leis- ------- --

tungsgeselschaft, in der tatsächlich mit Betrug, Bestechung und Korruption gear- beitet wird - sondern er symbolisiert ihre idealisierteForm, in der Leistung und Fair- ness, Respekt und gegenseitige Anerken- nung unmittelbar zusammengehören. ,

Auch religiöse Formeln finden im Fuß- ball Anwendung. Es wimmelt von »Lichtgestalten«, »Fußball-Göttern« und dergleichen. Ist Fußball Ersatz- religion?

Tn der modernen technologischen baft glauben ja viele, dass alles

^'-er Fußball ist nicht plan- -:- wie es ausgeht. Alles

"- viele irrationale enn Stürmer

len Him- is Tor

I Deshalb die Empörung, wenn im Fuß- I INTERNEMDRESSEN "I1 betrogen8 gexhoben und

h ia lgexh ich te des Fußballs: home.arcor.de/ chen wird? sgefankultur/g~nd~n~zialgexhichte.h~

Ja, denn das widerspricht den ,Weitere Informationen und Links finden Sie unter tungen des Publikums. Fußball symboli- www.pm-magazin.de

1 Infos und bestellen:

1 Kostenlose Hotline (aus d. dt. Festnetz) rund um die Uhr, 7 Tage dieWoche- P

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Page 28: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

Serie I

VON P. J . BLUMENTHA,

* Der deutsche Humanist Hartmann Schedel behauptete noch 1493 die man aus der Spinnstube und der Töpferwerkstatt kannte, nur größeil in seiner damals viel gelesenen »Weltchronik«: Der mythische König Mit weniger Ochsen war man jetzt in der Lage, viel schwerere Lasten Erichthonios von Athen sei der Erfinder des Rades gewesen - immer- zu transportieren, ohne die Tiere zu schinden. hin war er der Sohn von Hephaistos, dem Schutzgott der Schmiede- Lange glaubten die Historiker, dass Sumer die Heimat des Rades war kunst. Andere mittelalterliche Autoren tippten auf Tuba1 Kain, einen und dass es von dort aus in die Welt hinausrollte und überall kopiert Abkömmling des biblischen Brudermörders Kain und ebenfalls im wurde.Doch 1989 entdecktenhchäologenimschleswig-holsteinischen

J Umgang mit Eisengerät erfahren. Wenn die Menschheit versuchte, den Flintbek uralte, 20 Meter lange Fahrspuren - sie stammten eindeutig Ursprung des Rades in Raum und Zeit zu orten, lag sie meist weit von einer Karre auf Rädern, die 60 Zentimeter breit gewesen sein muss-

, daneben. te. Laut Radiokarbonmessung war sie um das Jahr 3 5 0 0 V. Chr. gebaut i Auch wir Heutigen haben völlig falsche Vorstellungen, wenn wir uns worden -zeitgleich also mit dem allerfnihesten Rad aus Summ in den

den Erfinder des Rades als emsigen Höhlenmenschen denken, der mit 199oer Jahren stießen Forscher dann auf weitere Spuren antiker Räder dem Meißel in der Hand eine kreis- - in der Schweiz, am Schwarzen

I runde Scheibe aus einem Stein her- Meer und in Ungarn. Wer also hat ausschlägt. Dem, darüber sind sich . Die ei3ten Räder w m Spinn- das Rad erfunden? Nach dem heu-

i die Forscher einig: Das erste Rad war wirteia (mhtsh die beim Spinnen tigen Stand der Erkenntnis verrnu- ein Spinnwirtel - ein Werkzeug, das von Wie eingesekt wurden. E n t

Jahrtausende später diente das ten die W~ssenschaftler, dass es an unsere bereits sesshaften Vorfahren Rad auch dem ibmport - in seiner mehreren Orten gleichzeitig ent-

i etwa 6000 V. C h verwendeten, um stand. aus Wolle Fäden zu spinnen. Dem Spinnwirtel folgte circa 1000 Jahre * Eine »Hochkultur« war dafur später ein zweites geniales Rad: die offenbar keine Voraussetzung. Im Töpferscheibe, die die Herstellung Nordeuropa des 4. Jahrtausends V.

von Gefäßen um einiges erleichterte. Chr. lebten vor allem Kleinbauern, : Es vergingen noch weitere I 500 Jah- in bescheidenen Dörfern. Die weiter ' re, bis jemand - dessen Name leider entwickelten Geseiischaften in Ägyp-

nicht überliefert ist- um 3 sw V. Chr. ten und irn pakistanischen Industal , auf die Idee kam: Man kann das Rad bauten Räder erst rund 1000 Jahre I auch einsetzen, um damit schwere nach den Sumerern und Europäern.

Lasten zu bewegen. Dass es so lange Und die Azteken, Maya und Inka dauerte, um auf diesen technologi- kannten noch zur Zeit der spani-

1 schen Trichter zu kommen, ist ein- schen Eroberung überhaupt keine fach zu erklären: Man brauchte das Fahrzeuge auf Radem - im Hoch- Rad zur Fortbewegung vorher nicht. gebige und irn Dschungel hätten sie Wo sich die ersten Hochkulturenent- auch keinen Sinn gemacht. wickelten, etwa in Sumer (Babyloni- Egal wo auf der Welt Archiologen en), lebten die Menschen übenvie- sie ausgebuddelt haben - die prirni- gend an Flussufern: Ais Transport- ' tiven Räder ähneln sich sehr: Sie fahrzeuge dienten Flöße und Kähne. Erst als die Landwirtschaft immer mehr Menschen ernähren konnte,

1 stieg die Bevökemgszahl, und es entstanden neue Siedlungen fern- ' ab der Flüsse. Nun musste man Handelsgüter über Land schicken. . Aberwie?

* Zuerst versuchte man es mit Ochsen (Kamele wurde erst ca. 2500 1 V. C k domestiziert). Doch um grok Mengen ZU transportieren, brauch- te man ganze Herden, die unterwegs gefüttert und getränkt werden mussten - ein logistischer Albtraum. Dam versuchte jemand, die Och- sen als Zugtiere vor Holzkästen mit Kufen zu spannen - Abbildungen solcher Transportschlitten sind auf s u m e r i i Tonscherben zu sehen. 1 Aber schon bald erwies sich die Untauglichkeit dieser bsung: Das Ziehen war dermaßen mühsam, dass viele der Ochsen an Entkräftung

I zugrunde gingen. Doch nun kam ein findiger Mensch auf die geniale Idee, den Holzkas- ten nicht mehr auf Kufen zu stellen, sondern auf Räder - ähnlich denen,

bestehen aus einer Holzscheibe mit einem Durchmesser von 60 bis 90 Zentimetern; ihr Gewicht beträgt bis zu 260 Kilogramm. Inzwischen sind die Forscher auch dahinterge- kommen, wie die Räder hergestellt wurden. Von einem gefällten Baunl eine *Salami«-Scheibe abzusägen - auf diese nahe liegende Idee kamen die Menschen gar nicht, weil es so große Sägen noch nicht gab. Statt- dessen wurde der Stamm in mühsamer Arbeit mit einem Keil längs halbiert und dann in mehrere dicke Bretter gespalten. Auf so ein Brett zeichnete man zwei gleich große Kreise - an dieser Markierung entlang wurden mit einem Steinmeißel zwei Scheiben aus dem Holz geschnitzt. In der Mitte erhielten sie ein Loch, dann wurden sie auf einer Achse befestigt - fertig. Die ersten Karren mit solchen Voliholuädern waren Schwergewichte, die nur langsam vorankamen. Bis um etwa 2000 V. Chr. jemand die Idee hatte, Löcher in die Radscheiben zu schneiden, um sie leichter zu machen: Diese ersten »Speichenräder« machten ein bisher ungekam- tes Tempo möglich. Jetzt war das Rad »reif«, die Welt zu erobern. *

44 P.M. 612006 IM NÄC HSTEN HEFT WIE DAS FERNSEHEN LAUFEN LERNT Sandini scan

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unter' der Glas- pyramide im Innen- .

hof des Louvre

V 0 N MICHAEL KNEISSLER

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r . . !.>.:/= .. . D e r 1.oui1re und scinc Claspyramidcn :.i, :;W,; 8 .G ,. 2'~ ';, . -

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Hier beginnt und endet der Film: im Louvre, der berühmtesten Gemäldegalerie der Welt. Die große Pyramide im Innenhof ist der 1983 neu errichtete Haupteingang und besteht angeblich aus 666 Glasplat- ten - in der Zahlenmagie eine teuflische Ziffernfolge, die gut zur aberwitzigen Handlung im Film passt. Aber die Wahrheit ist nicht halb so aufregend: Statt 666 Glasplatten sind es 673, und wenn man die Pyramide betritt, gerät man nicht wie im Film an den Ort, der die Lösung für eines der größten Rätsel der

O Menschheit birgt, sondern in einen großen Raum mit Ticket-Automaten und Kassenhäuschen. -+ I --?-W kr3J!q

~a24a a

,L ._: - ? Ci.

Der f ü n h k y Stem $nelt eine besondwe Rdle im »Da Vinci Code«. N i i nur. dass der sthnde Museumsdirekbr seinen Katper als Mtagrarnm anangierte - er malte sich auch mch eines mit seinem eigen& ~lu t auf d& Bauch. D~S-Penta- gramm ist eines der äitesten und stärksten Symbole der Merixhheii mit völlig u n t e r x h i i l i i Bedeuhina. Im C h M t u m sieht es für die funf Wunden Christi. Im Volkx~lauben schütrt esaw l)ihmrm auf den Kopf gestellt (wie in derTarot- karte des »Teufels«) heißt es Dnidenfuß und ist ein Z e i h Satans Warum das US-Verteidigungwninisterium im imiagm alisgerechnet d i i Zeidien als Grund- riss für seinen Hwptritr wähb - darüber ließe s i i ebenfalls schön spekulieren.

52 PM. 6/2006 I Sandini scan

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und rats

V e r Mord irn Louvre F- .V k.*-* '

Der Film-Tatort im Denon-Fliigel der Grande Galerie. Auf der Flucht riss der X

Museumsdirektor ein Caravaggio-Bild von der Wand und löste damit das Fallgit- ter aus, das ihn von seinem Morder trennte. So fand er Zeit, vor dem Tod seinen Körper in eine Position zu bringen, die eine verschlusselte Botschaft birgt. In Wahrheit gibt es keine Fallgitter im Louvre. Und selbst wenn: Die Caravaggio- Gemalde sind zu weit vom Einaanasbereich entfernt, um als Ausloser zu dienen.

<&

Musiker, Techniker, Naturwissenschaft- W. lm ~DaVinci Codedi nehmen seine Bilder eine Schlimelstellung ein. AngWii sind in ihnen wbome Inf~miationen~über den Urspning des Christentums codbt Taisächlich war Leonanio ein Fan Geheimtedmi- ken &r lerrieb gern in Spiegdxhrift) und ein Wker der k a t h d i e n Kir- b. & & gut vorstellbar. dass er auch in seinen 17 Bildern kirchenkntisdie

.. . . Informationen vemedct hat - nur wd- , che das sind, weiß niemand. Deshalb

ist es so leicht, darüber Spekulationen - - anzusteilen, wie Dan BM es macht

Die Proportiansstudie nadi vimv

hardos M h m t e Skizze der menxhlichen Proporbonen (links) basiert auf den Prinzipien des r ö m ' i AdMten Vitniv. G ist die qraiixhe Umsemnq der Zahl Phi i n ~ezug auf den menschlichen Körper. Im ,Da M& Codes taucht diek Skizze xhon am Anfang auf Die Leiche des DirektOn liegt in dieser Poiition auf dem Boden -

; und stdtt die Helden des Films vor eine unlösbar scheinende Aufgabe: Was will uns i dieses Bild ?Vielleicht gibt er gar keine Antwort auf diese Frage. Der deutxhe

aus S c h k glaubt zumindest, dass in Leonardos Bild ein als unlosbat ; M a m Z i geltendes mathematisches Rätsel verxhlüsseit 'kt die Quadratur des Kreises

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Die R o s e W e

Der ROSENK

Ein im Boden eingelassener Messingstreifen führt in der Pariser Kirche Saint-Sulpice am Altargelan- der entlang bis zu einem Obelisken, der an der linken Wand empomgt - und folgt ihm bis zur goldenen Kugel an seiner Spiize. Dan Brown nennt den Messing~~fen ~Rosenliniea, weil er wie ein Kompass exakt von Süden nach Norden führt Und das Symbol des Kompasses ist die 32- blätirige Rose, die auch in der »Windrose# vor- kommt. Angeblich ist dieser Messinqmeifen ein Teil des Nullmeridians, der als gedachteVerbin- dungslinie zwischen Nord- und Südpol früher durch Paris lief. Das stimmt allerdings nicht Zwar gab es tatsächlich einen Nullmeridian in Paris, bevor man sich weltweit darauf einigte, diese Null-Linie durch den englischen Ort Greenwich laufen zu lassen - aber Saint-Sulpii berührte er

An diesen Tagen fällt das Fenster auf der Südseite auf die wandert an ihr bis zur

1 Sicht funktioniert er wie ein*' weiser zum Gral. Im ~DaVinci

. . , Codea werden Realität und Mvthos so miteinander uemixht . da& sogar die ~au~ t~&nen den Überblick verlieren. Der ursprüngliche Nullmeridian in Paris ist jedoch leicht zu finden. Er wird von 135 Bronzeplatten mit der Aufschrift »Arago« markiert und fuhrt direkt durch den Louvre.

Der Geheimbund der Rosenkreu- zer wird im »Da Vinci Code((

ein Symbol für den Gral ist Hier eine merkwürdige Version: Wenn man es genau betrachtet, ist es keine Rose mehr. sondern ein Mann mit Bart. Was heißt das?

Die Rose in der Kirche: das Prinzi~ L

Das Rosenfenster in der Westminster Abbey (London) -wie in vielen Kirchen soll Y es auch hier dievereiniauna Christi mit seiner Kirche und Gottes mit seinemvolk 11 symbolisieren. Das ist die lt%erpretation der Kirche. Aber die Rose steht auch für das göttlich Weibliche. Im rDaVinci Codeu gilt sie deshalb als Bdeg dafür, dass die Kirche nicht immer von Männem dominiert wurde.

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I -

.UDERSC I ' FT . r

scbidende Hinweis? Es enihäk ein so genanntes Kiyptex. aus eirien Steiruylinder, der seinen lnhaitzerst0rt. wenn er

- ' r D i e »Prieme de Sima, eine ~rfindung des Herrn Plant& f o n Die ~Bderschafi vom Zions-Berg~ ist noch mysteriöser als alle anderen Geheimgesellschaften der

Welt Sie spielt im »Da Vinci Codeu eine entscheidende Rolle. Sie besteht angeblich aus direkten Nach- fahren von Jesus, der nach Meinung der Pneurb mit Maria Magdalena nicht nur verheiratet war, son- dem auch Kinder mit ihr hatte. Führer der Prieur4 waren, wie es heißt, unter anderem der Schriftsteller Victor Hugo, der Forscher lsaac Newton und der Maler Sandro Botticelli (oben von rechts nach links). Aber dafür gibt es so wenig Belege wie für die Existenz der Bruderxhaft überhaupt. Alle Informationen, die es über die Prieure gibt stammen von einem Piene Plantard (Bild oben links), der 1956 einen »Sionu-Verein registrieren ließ und so genannte ~Dossiers seaetsu vorlegte- alle etwiesen sich als plumpe Fälxhungen, s@ulatiw Stammbäume oder pseudo-historische Traktate. Aufgabe der Bruder- schaft ist es angeblich, ein »machtvolles Geheimnisu aus der Zeit von Jesus Christus zu bewahren, das in der Lage sein soll, die Kirche zu spalten und die Welt zu verändern. Dieses Geheimnis mag es geben,

In HOC Sign0 Vz'nces aber nach Ansicht der Experten hat Plantards B r u d e h f i nichts damit zu tun.

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Enthalten Leonardos Bilder VERSCHL

führt das Messer?

Im »Da Vinci Codeu wird das Abend interpretiert Die PWUM neben Jeuis I Frau - Mana Magdalena. Aber warum sich von Jews weg? Die Antwort irn »Da Codea: Damit ein »Vu enisteht das Kelch-zekhen,' ein Symboi der Weiblichkeii und des Grak. Und wer führt das Messer? ks könnte Petnis sein, der

B Mann, der Maria Magdalena die Hand auf die Sdiulter IegLVielleicht hat er es gezogen,weil Jesus gerade verkündet hat er wwde noch am selben Tag von einem seiner Jünger verraten. Oder ist es doch eine D-e gegen die Frau an Jesu Seite7 Eine endgültige Antwort gibt es nicht

W, hatte Kaiser Konstantin gegen

Konstantin der Cr& (Regierungszeit 306 - 337) gilt als der erste christiiche Kaiser des R ö m i i n Reiches. Im ,Da Vinci

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Ein König mit GESPALTENEM C( .4

Waren die 6.

Nachfahren von Maria : ,fi$ Magdalena mit den -. .-G.$ ... Merowingern verwandt?

Im »Da Vinci Codeu heißt es, dass Maria Magdalena (links, schwanger) nach Jesu Tod mit ihrerTochkr Sarah nach Frank- reich auswanderte. Für diese These spricht dass jedes Jahr im fischerort Les Saintes Maries de la Mer in einem Festzug die dunkeihäutige Sara Kaki verehrt wird (rechts). In der Legende heißt es, sie sei mit Maria Magdalena nach Europa gekom- rnen.Von dort habe sich die Blutlinie Jesu

Gottfried von Bouillon - ein Verwandter von Jesus?

Der Herzog von NieModiringen (1 060 - 1 1 OO), ist laut nDa Vinci Code« das Bindeglied zwischen den Merowingem und der Prieurb de Sion. Er stamme von den Memwingern ab und habe als einer der Anführer des ersten Kreuzzugs die Bruderschaft in Jenwlem gegründet um sein Familiengeheimnis zu schüüen. Die Tempelritter wären der bewaffnete A m der Bruderxhaft gewesen. Es gibt keinerlei historische Beweise dafür, dass Gotthied mit den Merowingern verwandt war, geschweige denn mit Jesus. DieTempelritter aber gab es taisächlich. Die Organisation existierte von 1 119 bis 131 2.

Tempelritter. Zunächst saheq, sie es als ihre Aufgabe, die , Pilger im Heiligen Land vor Angriffen durch Wegelagerer zu schützen. Aber dann fanden sie einen viel lukrati- veren Geschäftwweig: Sie erfanden das System der Banken. Weil es viel zu gefährlich war, große Geld- summen über weite Strecken zu b.ansportieren, nahmen die Templer die Summe an, stellten eine Quittung dafür aus und zahlten die gleiche Summe in einer anderen Templerniederlassung wie der aus - natürlich gegen Gebühr. Im 13. Jahhundert waren die Tempelritter die reichste Organisation der Welt - und selbst dem Vati- kan zu machtig.

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.... a:: I '% !

I Die ~ o t s ~ auf dem Grab ~ i r ~saac Newtons in der Westminster Abbey

I Eine verschlkeite Botschaft fuhrt die Heiden des nDa Ynci Codeu in die gewaltige Londoner Kathedrale Weminster Abbey (oben) und an das GrabMonument von Sir lsaac Newton (links), der übn- gens auch ein Führer der Prieur4 de Sion gewesen sein dl. In dem Hinweis heißt es, Da popeu sei bei der Beerdigung des Fonchers irn Jahre 1727 anwesend gewesen. Im nDa Vinci Codeu wird das mit dnn Dichter Alexander Pope in Verbindung gebracht Der war aller- dings nicht bei der Beerdigung dabei, sondern erst vier Jahre später bei der Errichtung des Monuments. Außerdem: Auf dem Grabmal

.$steht der Sak >Hier liegt das, was von lsaac Newton sterblich istu ---X Wenn die Filmhelden dort auftauchen, gibt es aber noch einen wei-

teren Hinweis am Grabmal. der sie in ein Nebengebäude führt, wo sie endlich erkennen, wer hinter all den Morden steckt.

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Die EWIGE SUCHE nach dem Heili en Gral WIches ist seine WAHRE B O T S C ~ T ?

I Ist hier der Gral verborgen ... Die Rosslyn-Kapelle im schottischen Roslin sieht so verwunschen aus, dass sie mit vielen Legenden in Verbindung gebracht wird: Die Bundeslade soll hier liegen,aber natürlich auch der Gral -weshalb für den »Da Vinci Codeu vier Tage lang in der Kapelle gedreht wurde. Aber obwohl das gesamte Gebäude mit filmscheinwerfern gleißend hell erleuchtet wurde, war keine Spur vom Gral zu fin- den. Kein Wunder: Dan Brown hat den Namen Rosslyn falsch übersem. Er bedeutet nicht ~Rosew linieu, sondern »Hügel (Ross) am Bach (Lynn)~. Falsch ist auch, dass die Säulen in der Kapelle (links) den Säulen vor dem Salomon-Tempel in Jenwlem gleichen sollen - siehe das Tempel- moddl (unten).

... u d e r ist er hier versteckt

In der Schlussszene des >Da Vinci Codeu befindet sich Robert Lanqdon, der Held des Films. wieder im Louvre. ~iesmaisteht er vor einer gerade mal 90 Zentimeter hohen Steinpyramide im Mittelpunkt des Louvre-Einkaufszentrums (links). Über ihm fällt Licht durch die gewaltige umgedrehte Glaspyrami- de in die un te r i r d i i Halle. Langdon spürt plöiz- lich, dass er am Ziel seiner Suche ist Hier befindet sich der Gral, und -wie es im Buch heißt - nfür den Bruchteil einer Sekundeu hört er ,das Flüstern uralter Weisheiten, das aus den Tiefen von Mutter Erde zu ihm drangu. Er verzichtet darauf, die kleine Pyramide zu Öffnen. Hätte er es getan, hätte er folgendes entdeckt einen Wischmopp, einen Eimer und Allzwed<reiniger. Das angebliche Versteck des Grals ist in Wahrheit eine Besenkammer.

( INTERNET-ADRESSEN ,Die Zions-EnidwKhaft de.wikpeciiaaFdwikdFmw% . ' . c30/oA80A8dsdsSion ,Weitere Informationen und Links finden Sie unter

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Waagerecht

1 Zu Ende gegangen 4 Früher Nachtpw gramm im Fernsehen 10 Himmelblau wie C6te 13 Morgenland 14 Hochgebirgwild 15 Rollergebirge 17 Immer nur so und immer vergnügt 18 Aufführungsort des %Da Vinci Code« (s. Bericht) U) Zwischen J und G am PKW 21 Alkoholisches Britzehvasser 22 Heidi Klums erstes Kind (Vom.) 24 Gesichtsjalousie 25 Hat mancher vorm Kopf 27 Irisch-schotti- scher Kelte 29 Alter dt. Frauenname, mit Lis- ke im Harem 31 Franz. Gewässer 32 Europas Hochrand 34 Qualitiitsmerkmal bei Musikan- lagen 36 Von genannter Zeit an 37 Rechtsra- dikale Glatze 38 Im ... und jetzt40 Schwed. Verwaltungseinheit 42 Kurze automatische Statterbremse 44 Kurzer Gottesglaube 46 Kurr-Henriette 48 EGERN 51 MONAAT U Spielholle 53 Getrank im NY-Opernhaus 54 Früher Zeit der Schnäppchenjäger 55 W s Autokennzeichen 56 Gefiederter Australier, aber nicht in der Luft 58 Führt manchmal schneller zum Ziel 61 Unangenehmes 64 Ser- vice des Verkehrsfunks 67 Mehr als die schönste Nebensache der Welt (s. Bericht) 69 Dient der Anschnallpflicht 70 Ehemalige Herrschaft in der Mark Brandenburg 71 Folgt dem Pflug 72 Jugendzeremonie zu DDR-Zei- ten, auch heute noch 75 (Schallplatten-)Eti- kett 78 Das des PKW wird von Paragrafenrei- tem bestimmt (5. Bericht) 80 Fruchtflüssigkeit 83 Tätigkeit von Seeräubern 86 AT-Judas Sohn 87 Sonnenkbnigs-Anrede 88 Stehver- kehr 89 Bildhauer um 1600 mit Straße in München 90 Varanasi früher 91 3 Musiker.

Senkrecht

1 Fahrzeugpanne der schlimmeren Art 2 Blümchenkaffee 3 Es wachse, wenn die Tan- ne grünt 4 Fehlt der Vision in die Ferne 5 Bibl. Riese 6 Gleichbleibend (auch bei mathemati- schen Kurven) 7 LlGE 8 Sang »Lili Marlen« (Vorn.) 9 Bindewort 10 Sozusagen der Adam der alten Germanen 11 Spalte ist senkrecht die ist waagerecht 12 Alt-Simbabwe 16 Eifel- Wasser zum Rhein 19 Längster Afrikaner 21 Zwischen PI und ROW am KFZ 23 Abkür- zung einer großen Pfianzenschau 26 Bereit, andere Anschauungen gelten zu lassen 28 Der Held mit der Ferse 30 Die werden zunehmend von Paragrafenreitern bestimmt (s. Bericht) 31 Wird das Fernsehen erst schon machen (s. Bericht) 33 Germanengöttermit- glied 35 Fehlt der Kathar zum Namen 39 Friedfertiger Frauenname 41 Nordfriesin gegenüber Langeoog 43 Erforscht Flora und Fauna 45 Der Humanist schlechthin 46 Hat supermodernes Planetarium (s. Bericht) 47 Fehlt »King« Cde 49 Halbton 50 Schrieb Zweig über Schach 55 Meteorologischer Begriff 57 Verbrechen 59 Franz. Maas 60 Du und ich 62 Kunes hohes deutsches Gericht 63 Brit. Komponist (t 1934) 65 Kurzer Copy- right-Inhaber 66 Extremitatenenden 67 TRI- E L 68 Fluss zur Save 73 Gleichgültig 74 Engl. Gasthof 76 Von Porgy geliebt 77 M. Vonilbe des Trennens 78 Bischofskirche 79 Im Thürin- ger Wald am PKW 81 RhoneZufluss 82 Kur- zer italehlldnch 84 Scheckkürzel unserer Währung 85 Kurze Himmelsrichtung.

dem d i i Ausrchni stammt steht auch das

I-I

5 DVD-Recorder zu gewinnen* ei diesem Rätsel geht es nicht nur um ~efinitionen und ihre Auslegung. Einige der gesuchten Wörter stehen schon fertig da -allerdings als »Buchstabensalat«, der entwirrt werden muss (NERG = GERN, ABST = BAST oder STAB). Die Buchstaben in

den eingekreisten Feldern ergeben das Lösungswort. Unter den Einsendern des Lösungs- worts verlost P.M. 5 DVD-Recorder Philips PET71 0100 im Wert von je 249 Euro. Sie haben drei Möglichkeiten, das Lösungswort an P.M. zu schicken: per Postkarte an Redaktion P.M., Kennwort: Kreuzworträtsel, Postfach 401 207,8071 2 München, per Fax an (089) 41 52-500 oder an folgende E-Mail-Adresse: r#t#lOpmmrgruin.de EinsendeSchluss ist der 10. Juni 2006. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

- -- -

*)Aus rechtlichwi GrClnden gilt dieses Angebot nicht in Österreich.

612006 P.M. 61 Sandini scan

Page 42: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

GRAUE EMINENZEN Mitglieder des Opus Dei (»Werk Gottes«) haben in den vergangenen Jahren im Vatikan immer mehr Macht und Einfluss gewonnen: Kontrolle im Namen Chr'-"

*Zum Anhören unter: www.pm-magazin.delaudio

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Page 43: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

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6r i l ler -~utor Dan Brown asst sie sogar Morde begehen. Keine andere Kirchenorganisation ist so umstritten und geheimnisumwittert: Kri- tiker halten »Opus Dei(( für eine Art religiöse Mafia, die den Vatikan und unsere Gesellschaft unterwandert. Was will das »Werk Gottes«

i tatsächlich? Und wie weit reicht seine Macht?

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Page 44: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

D er Mann ist zum Fürchten. Ein Finsterling troa seiner weißen Haut, weißen Haare und farblo- sen Augen. Vor nichts schreckt er zurück, solan- ge es dem Werk dient. Lüge, Gewalt, Mord? Sei- ne Seele ist in Frieden. Nach einer bösen Tat geißelt er sich den Rücken blutig, um sein spiri-

tuelles Konto wieder auszugleichen. Ganz besonders in diesen schmerzlichen Ekstasen a l t er sich angekommen. Irn Schoß der Gemeinschaft. Irn Kern des Christentums. Bei Opus Dei.

Der fanatische Silas, Hauptfigur in Dan Browns Thriller »Da Vinci Code*, ist eine Fiktion. Die Organisation, für die er arbei- tet, ist es nicht. Opus Dei existiert wirklich, wurde 1928 gegrün- det, von »E1 Padre«. Hinter dem Titel, der unbeabsichtigt, aber ungut an einen Mafia-Paten erinnert, steckt der spanische Pries- ter Josemaria Escriva de Balaguer (1902 - 1975). Ein Mann, dem Katholiken nun Kirchen emchten dürfen, seit Papst Johan- nes Paul TI. ihn im Eilverfahren 2002 im Beisein von 200 o w Gläubigen heilig gesprochen hat.

Es ist kein Zufall, dass der erfahrene Bestseller-Schreiber Dan Brown ausgerechnet Opus Dei zur Dunkelmacht in seinem Plot gemacht hat. Schon in den 1g7oer Jahren geriet die konservati- ve Organisation ins Visier einer kritischen Offentlichkeit in Deutschland, darunter auch Kirchenleute. Seitdem ist dem heh- ren Klub mit dem werbewirksamen Namen »Werk Gottes« ein hässlicher Beigeschmack geblieben, der Berührungsangst macht. Doch nicht nuc Das Wort Opus Dei löst bei vielen Menschen auch jenen ambivalenten Gefühismix aus Faszination und Furcht, Abscheu und diffuser Sehnsucht aus, der Fantasien anheizt und aus Büchern Bestseller machen kann. Fragt sich nur: Was ist über- haupt dran an den Munkeleien über diese Geheimorganisation? Verfolgt Opus Dei tatsächlich gefährliche Ziele? Sind ihre Köp- fe die heimlichen »Mullahs im Vatikan«, wie schon spömsch behauptet wird?

DER GR~NDUNGSVATER: SELBSTGUSSELUWG ALS BUSS~BUNG

Zuerst zu EI Padre, dem Gründungsvater: Er kommt nord- östlich von Madrid zur Welt und fühlt sich sehr bald zum Höchs- ten berufen - durch ein göttliches Zeichen. Die Fui3spur eines unbeschuhten Karmeliters im Schnee weckt in ihm den Wunsch, Priester zu werden. Schon früh, heißt es, fällt er durch seine ausgeprägte Neigung zu ~Bui3übungen~ auf. Gemeint ist damit vor allem die Selbstgeißelung, eine mittelalterlich anmuten- de Praktik der fleischlichen Abtötung - zur Kontrolle des Geschlechtstriebs.

Mit seinem 1928 gegründeten .Werk Gottes« wiii der Kir- chenmann mit dem messerscharfen Scheitel eine Organisation schaffen, die katholische Laien bei ihrer »Nachfolge Christi* unterstützt. Besonderheit seiner Idee: Nicht Rückzug in Möster- liche Versenkung ist das Ideal, sondern rührige Aktivität in der Welt, geheiligt durch ständige Hingabe an Gott. Von Anfang an ist klar: Hier geht es nicht um eine Erneuerung durch Moderni- sierung und Anpassung an eine sich verändernde Welt, hier ist kompromisslose Unterwerfung unter kirchliche Glaubenssätze und Traditionen angesagt - die Durchsetzung eines erzkonser- vativen, autoritären Kirchenbilds.

64 P.M. 612006

' Pt3SOWUUKUU Püg@r gedenken 1 des Opw-Dei-Gründungsvaters i' bemaria Escrivtl de Balaguer. BEI

P h a forderte von &men Jüngern ': htnipmnWwe ilhgaba und harte g Euß-n

Ern-- I Mur die Besten sind fUr

das d i b r k Gotteou gut genug: Studenten ,

T der Pgpstl~hen Uni- versWt des Heiligen

ii Kreuzes - unter der Leitung von Mitgliedern

des Opus Dei

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: Zwei Jahre nach der Gründung in Madrid erweitert Escrivii den zuerst streng männlichen Bund mit einer Abteilung für Frau- en. Später kommt die Priestergesellschafc vom Heiligen Kreuz dazu, weshalb die Organisation heute mit vollem Titel »Prälatur vom Heiligen Kreuz und vom Werk Gottes« heil3t. Die für Lai- en unschuldig klingende Personal-Prälatur spielt übrigens eine zentrale Rolle irn Machtgefugevon Opus Dei. Davon später mehr.

Wer sich auf die Suche nach den Strukturen des Werks Escri- V& macht, stößt auf eine erstaunliche Parallelwelt, die sich wie

Die Oraanisation arbeitet lautltk und verschwiegen. Eine erstaunliche Parallelwelt

ein weitmaschiges, aber nicht mehr zu durchschauendes Netz in der Welt auszubreiten scheint. Die Organisation arbeitet lautlos, ist verschwiegen und in den vergangenen zwanzig Jahren über- raschend mächtig geworden.

Doch zunächst ein paar nüchterne Fakten: Weltweit zählt Opus Dei zwar nur etwa 86 ooo feste Mitglieder; doch die Zahl der Syrn- pathisanten dürfte in die Miiiionen gehen Filialen der spirituel- len Firma gibt es in 62 (oder mehr) Emdern, Mitglieder aber leben in 90 Ländern. Darüber hinaus leiten Opus-Dei-Mitglieder neun Universitäten und Hochschulen. Die bekannteste ist die Universität von Navarra irn nordspanischen Parnplona. Ihr ange- schlossen: die IESE, eine hochkarätige Business School, aufgezo- gen nach dem Vorbild der Harvard-Universität. Darüber hinaus unterhalten Opus-Dei-Organisationen zahllose Bildungsstätten, Seminarhäuser, Studentenwohnheime, Jugendzentren.

Zu den Mitgliedern zählen etwa I ooo so genannte »Numera- rier/innen« (>)die Gezählten«), die keusch und entsagungsvoll in

I I

Gemeinschaften leben, darunter zooo Priestet Die Numerarier bilden mit ihren diversen Neben- und Untergruppen den Adel der straff gegliederten Organisation Zölibatär leben auch die etwa 2ooo .Assoziierten~, die meist keine akademische Ausbildung haben. Die »Supernurneraner« (.die Hinzugezählten«) sind das Fdvolk; sie dürfen heiraten und leben mit ihrer Familie. Nur die Priester tragen Soutanen, d e anderen Mitglieder kleiden sich ganz normal. Menschen wie du und ich?

Falsch. Opus Dei beteuert zwar; jedem gläubigen Katholiken offen zu stehen, die statistisch meist vertretene Berufsgmppe in ihren Reihen seien die Hausfrauen. Doch in Wirklichkeit werden gezielt akademische und wirtschaftliche Eliten angesprochen. Auch diese aristokratische Aura macht einen Teil der Faszinati- on von Opus Dei aus und ist ganz im Sinne des Erfinders. Escri- vii riet seinen ersten Anhängern ausdnicklich, sich bei der Rekru- tierung neuer Mitglieder ganz auf >,Erbadel, Geist, Geld und Positionen« zu konzentrieren.

e Die Nachfolger haben sich den Elitegedanken Escrivis sehr zu Herzen genommen. Nur die Besten sind gut genug. Jedes Opus- .! Dei-Mitglied ist ausdrückiich zur Anwerbung neuer Anhanger

U verpflichtet. Doch auf die Strde, wie etwa die Zeugen Jehovas,

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geht Opus Dei nicht. Die Kandidaten werden im eigenen sozi* len Umfeld gesucht - so bleibt man unter sich. Für frisches Blut sorgen jüngere Mitgliedec Sie sprechen gezielt besonders begab te Mitschüler (offiziell aber keine Kinder unter 16 Jahren) und Kommilitonen an. Einmal im Jahr, arn 18. März, wird die so genannte ?>Josephsliste« erstellt, mit den Namen jener Kandida- ten, die bis zum März des Folgejahres gewonnen werden solien. Über Seminare, Gruppen, Exerzitien, Gespräche oder Freizeit- angebote (in Jugendclubs) führt Opus Dei die Neulinge dann in Meinen Schritten an das große Werk heran.

DIE METHODE: MACHT DURCH KONTROLLE

Warum nur die Besten? Weil der »Einstieg von oben. in die Gesellschaft mehr Reichtum, Macht und Einfluss verspricht? Die Organisation hat gelernt, solche und andere Vorwürfe mit sanf- tem Erstaunen und präziser Argumentation abzuwiegeln. Ener- gisch wird der Verdacht der Geheimhaltung zurückgewiesen. Lieber redet Opus Dei von Diskretion - ein so viel angenehme- res Wort in einer Iärmigen Welt. Aus purer Diskretion (und natür- lich Datenschutzgründen) würden - so eine offizielle Stellung- nahme - die Namen der Opus-Dei-Anhänger nicht preisgege- ben; und aus »kollektiver Bescheidenheit« hielten die Mitglieder ihrerseits ihre Zugehörigkeit geheim. Ansonsten könne sich aber jeder umfassend über die Aktivitäten des Werks informieren.

Stimmt: Es gibt Websites mit seitenlangen Selbstdarstellun- gen der Organisation und Porträts von Opus-Dei-Vorzeigefa- rnilien. Aber es stimmt auch, dass junge Menschen, die zur .Fir- ma. stoßen, dazu ermuntert werden, mit ihren Eltern erst ein-

C . . . mal nicht darüber zu sprechen; Seminare werden in eigenen Bil- dungsstätten und in Privatwohnungen abgehalten. Und es stimmt auch, dass wesentliche Schriften über die Strategien von Opus Dei strengstens unter Verschluss gehalten werden.

Was hat die Organisation zu verbergen? Nichts, beteuern ihr Sprachrohre sanft empört. Schließlich sei das Werk Escrivis, »Der Weg., mit den »999 Appellen des Vaters. fur jeden zugäng- lich. Das 600-Seiten-Werk ist tatsächlich bei Amazon für 14 Euro zu bestellen. Hier drei Leseproben. Appell 592: "Vergiss nicht, was Du bist ... ein Kehrichteirner ... Weißt Du nicht, dass Du ein Eimer für Abfälle bist?. Appell 941: "Gehorchen ... sicherer Weg. Den Vorgesetzten mit rückhaltlosem Vertrauen gehorchen ... Weg der Heiligkeit.« (Im spanischen Original »Camino« frei- %

lich heißt es ablind gehorchen., aber das mag man deutschen Lesern heute nicht mehr zumuten.) Appell 208: »Gesegnet sei der Schmerz. Geliebt sei der Schmerz. Verherrlicht sei der lung stehen tatsächlich auf dem Stundenplan. Für die zöibatären Schmerz. « Mitglieder gelten beide Übungen als so wichtig für den Weg zu

Der Schmerz. Ein zentrales Anliegen bei Opus Dei. Detailliert Gott wie die .heroische Minute* - das unverzüghche Aufsprin- schildert Autor Dan Brown in .Da Vici Code* wie sich der Opus- gen aus dem Bett, wenn der Wecker klingelt, das Schlafen auf Dei-Mann Silas den Bußgürtel um den Oberschenkel schnallt, Holzpritschen, die finanzielle Genügsamkeit. (Vater Escrivi: nein ledernes Band mit aufgenieteten Stacheln aus Metall, die .Wenn Du begriffen hast, dass der Leib Dein Feind ist, warum sich zur ständigen Erinnerung an die Leiden Christi schmerzhaft fasst Du ihn dann so weich an?.) Stellungnahme der Organisati- ins Fleisch bohren ... mit schmerzverzerrtem Gesicht zog er den on zur Frage der körperfeindlichen mBuRübungen«: Die Selbst- Bußgürtel noch ein Loch enger, atmete tief aus und genoss den geißelung sei nicht annähernd so schlimm wie die Torturen, die

, läuternden Schmerz.« sich Menschen heute mit ihrem Diätwahn zufügen oder auf den : Eine Erfindung des Autors? Nein. Das tägliche Tragen des Folterbänken der Fimess-Studios. ,. BuRgÜrtels fur zwei Stunden sowie die samstägliche Selbstgeik- Einer der Hauptvonvürfe, die immer wieder von Kritikern

bist?« (Opus-Gründer Escriva)

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L.'

kommen: Opus Dei arbeite mit sektenartigen, totalitären Metho- den. Zum Beispiel mit Dauerkontrolle (im Opus-Dei-Jargon: geist- liche Begleitung), Film- und Bücherverboten (im Jargon »Lek- türeberatunga) bis hin zu Briefzensur und fmanzieller Bevor- mundung. Den Vorwurf einer »Gehirnwäsche« von Mitgliedern lässt der amerikanische Autor John Allen in seinem soeben erschie- nenen Buch >>Opus Dei -Mythos und Realität(( allerdings nicht gelten: >>Die meisten Mitglieder; die die Struktur als zu einengend empfinden, treten einfach wieder aus.«

Suche nach Halt und K o n q Suche nach einem spirituellen Kontext, Suche nach Grenzerfahrung und Heldentum, Suche nach Zugehörigkeit - es gibt sicher viele Gninde, warum Menschen zu Opus Dei gehen. Wir haben sie zu respektieren, denn Tole- ranz auch gegenüber schwer nachvollziehbaren Gewissensent- scheidungen gehört zu den Grundpfeilern einer demokratischen Gesellschaft. Doch sensibel reagieren wir zu Recht, wenn Men- schen von Autoritätspersonen indoktriniert und umgepolt wer- den, sich zu stummen, ergebenen Werkzeugen machen lassen und keinen Weg mehr hinausfinden. Dass so etwas auch bei Opus Dei vorkommen kann, hört man von manchen Ex-Mit- gliedern, darunter auch von solchen, die in der Hierarchie ganz oben gestanden haben. Etwa die Spanierin Maria Carmen del Tapia, die einige Jahre in unmittelbarer Nähe Escrivis gearbeitet hatte. Ihr Wunsch auszutreten wurde intern als schwere spiritu- elle Krise gedeutet; deshalb hielt man die Frau- nach deren Anga- ben -irn römischen Hauptquartier acht Monate lang unter Haus- arrest. Ein Fall von »Santa Coacci6n(< - »heiligem Zwang«?

schen opus-~ei-~niiersität, zeigt bisher keine ~mbitioneni sich dem Aufstieg von Opus Dei entgegenzustellen. Im Gegenteil.

DAS ZIEL: DER GOTTESSTAAT?

Vermutlich. >>Sollen wir nicht«, so Opus-Dei-Gründer Escri- vi, »den heiliger Zwang anwenden, um das Leben vieler zu ret- ten, die idiotkcherweis; unbedingt den Selbstmord ihrer Seele verüben wollen?« - Es gehe nur um die spirituelle Fürsorge für die Menschen, die sich dem Werk anvertrauen - so bescheiden formuliert Opus Dei offiziell seine Absichten. Doch weder dem Gründer Josemaria Escrivii noch dem heutigen Opus-Dei-Chef Bischof Javier Echevarria ist offenbar allein die Rettung von Ein- zelseelen wichtig. h e r ging und geht es um viel mehc Um was?

In seinem .Da Vinci Code« beschreibt Dan Brown, wie sich die Geheimgesellschaft anschickt, die Macht im Vatikan zu erobern. Tatsächlich ist dieser Prozess längst in Gang gekom- men. Der Aufstieg in Schlüsselpositionen im Zentrum der katho- lischen Christenheit begann unter Johannes Paul 11. (1920 - 2005). Der polnische Papst tat Opus Dei gleich zwei maximale

i Gefallen. Erstens: Er erhob die Organisation zur >>Personal-Präla- tur.. Kenner der kirchlichen Machtszene wissen, welch einzig- artiges Privileg dahintersteckt: Opus Dei kann weltweit an den lokalen kirchlichen Autoritäten, also an den Diözesen, vorbei agie- ren. Zweites Bonbon: Durch die Heiligsprechung von Vater Escri- v i disziplinierte der Papst viele kircheninterne Opus-Dei-Kriti-

Escrivi als Vorbild preist). Ein Heiliger ist heilig. Basta.

I ker (wie den deutschen Kardinal Karl Lehmann, der nunmehr

r r l Auch der neue Papst Benedikt XVI., Ehrendoktor der spani-

n*llen wir nichtu, Ios~rnaria Escriv4,

I .m@ise unbedingt den Selbstmord ihrer . %he vertiben woHen?u f

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I Den vatikanischen Pressesprecher Joaquin Navarro Valls, ein hohes Opus-Dei-Mitglied, hat er im Amt belassen und Georg Ganswein, Ex-Dozent der römischen Opus-Dei-Universität, zu seinem Sekretär berufen. Und vier Monate nach seiner Wahl erschien er an der Außenseite des Petersdoms, wo seit kurzem eine fünf Meter hohe Marmorskulptur von Vater Escrivi steht. Eine initiative des Vorganger-Papstes, doch Papst Benedikt ließ es sich nicht nehmen, das Denkmal persönlich einzuweihen.

Dass die Machtzentrale des Vatikans moglichenveise mehr und mehr von dem ominösen Geheimklub Opus Dei durchdrungen wird, ist fiir viele Katholiken schmerzlich und schwer zu

Das Vermöge17 von Opus Dei I soll 2,8 Milliarden Dollar I betracien - vorsichtia cieschätzt

schlucken. Den großen Rest der Welt aber interessiert es erst mal nicht. Der Vatikan war ja noch nie ein leuchtendes Beispiel für eine liberale Gesinnung. Ein bisschen mehr oder weniger kon- servativ, ein bisschen mehr oder weniger Opus Dei in den Kulis- sen des Petersdoms - spielt das denn überhaupt eine Rolle?

Hellhörig werden selbst kirchenferne Gemüter, wenn sichtbar wird, dass Opus Dei keineswegs nur den Vatikan irn Visier hat, sondern nach globalem Einfluss strebt. Erklärtes Ziel des Opus Dei: »Wir haben den großen Ehrgeiz, die Institutionen der Völ- ker, der Wissenschaft, der Kultur, der Politik, der Kunst zu heili- gen und zu christianisieren.« Steht hinter dieser Vision nicht leat- lich die Idee von einem Gottesstaat? Das würde bedeuten, dass alle Bereiche des Lebens (Wissenschaft, Kuitui; Politik usw.) den Geboten und Verboten der Kirchenfürsten unterworfen wären - eine Rückkehr zu einem mittelalterlichen Denken, bei dem angeb- lich göttliches Recht über die Rechte der Menschen gestellt wird. Das wäre eine klare Absage an die Trennung von Kirche und Staat, an die moderne Demokratie, an die offene Gesellschaft.

Wenn dies das Ziel ist, dann kann es nur mit modernen Mit- teln erreicht werden. Und die Opus-Dei-Mitglieder und Sympa-

$ thisanten wissen sehr wohl, dass in der globalisierten Welt nichts geht ohne wirtschahliches Networking - und eine bestausgebil-

3 dete Elite. Wie weit sich ihr Geflecht aus Bankenbeteiligungen, Stiftungen, Tarnorganisationen verzweigt, lässt sich nicht mehr durchschauen. Aber Fakt ist: Über 27 ooo Absolventen der IESE (der Opus Dei Business School) sind schon in 92 Ländern aknv, meldet die Website der hochkarätigen Kaderschmiede. Man muss nicht lange rätseln, wo sie aktiv sind. In den Führungsetagen.

GER~CHTE: DUBIOSE TRANSAKTIONEN UND SCHEINGMIINNE

Al Ai-

1 Offiziell bestreitet die Organisation jede ökonomische Akti- vität. Ihr derzeitiges Vermögen wird auf z,8 Milliarden Dollar geschätzt - laut dem Opus-Dei-freundlichen Autor John Allen entspricht das aber nicht mehr als jenem einer mittelgro&en ame- rikanischen Diözese. Dennoch ist der Name Opus Dei im Zusam-

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,r. bank IOR ins Zwielicht. Sie war mit Abstand der größte Min- derheitsaktionär des zusammengebrochenen Geldkomrns. Die italienische Bankenkontrolle machte den Vatikan mit haftbar; er erklärte sich zur raschen Zahlung von 250 Millionen Dollar bereit. Dabei sollen ihm, so Calvis Familie, Opus-Dei-Banker aus der Klemme geholfen haben - was die gegenseitige Sympathie ver- mutlich nur noch mehr gestärkt hätte.

Wie immer wäscht die Organisation auch in solchen Fällen ~hre Hände in Unschuld. übernimmt keinerlei Verantwortung

I fur eventuelle unmoralische Geldgeschäfte ihrer Mitgiiedei: Juris- tisch ist ihr bisher auch noch nie eine Verwicklung nachgewiesen worden. Dazu Ex-Opus-Mitglied Widmar Puhl, der in der Infor- mationsabteilung des deutschen Opus Dei gearbeitet hat: *Die Organisation ist reich und versteckt diesen Reichtum hinter juris- tischen Tricks. Und da beginnt ein regelrechtes Verwirrspiel mit Tamorganisationen. *

UNAUFFÄLLIG Das deutsche Hauptquartier von Opus Dei

in Köln: ganz bieder. Der Film »The Da Vinci Code«

bringt dem »Werk Gottes« unverhoffte Publicity

müssen wir wachsam sein

DIE ZUKUNFT: DISKRET UND EFFIZIENT

Die Angst vor einer wirtschaftlichen Verschwörung, vor einer schleichenden Übernahme der Chefetagen und damit der Macht durch eine Geheimgeselischaft ist kein neues Thema. Sie taucht immer wieder in der Geschichte und an vielen unterschiedlichen Ecken auf, so auch im Zusammenhang mit den Freimaurern oder den mysteriösen Weisen von Zion (die es nie gab!). Ver- schwörungst~orien, auch das lehrt die Geschichte, sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Gleichwohl müssen wir wach- sam sein, wenn sich Organisationen in unserer offenen, demo- kratischen Gesellschaft nach außen abschotten und ihre Absich- ten verbergen. Auch die Gefährdung von Menschen durch seeli- sche Infektion ist eine berechtigte Sorge. Doch in erster Linie kommt es auch im Fall dieser erzkatholischen Geheimgeselischaft auf einen nüchternen Umgang an. Denn: Eine Institution zu dämo- nisieren verhilft dieser indirekt nur zu noch mehr Macht.

So hat auch Bestsellerautor Dan Browns schaurige Fiktion von den Machenschaften der Organisation schon Wirkung ge- zeigt. Freudig registriert Opus-Dei-Pressesprecher Marc Carog- gio: Der Wirbel um den *Da Vinci Code. habe in den USAdazu

adb'blh ahenwan- geführt, dass innerhalb von wenigen Wochen eine Million Men- schen die Homepage der Organisation anklickten. Der gleichna- mige Film mit Tom Hanks und Audrey Tautou wird den globa-

2 len Hype vermutlich noch mehr anheizen. Eine indirekte Wer-

menhang mit dem einen oder anderen Wirtschaftsskandal bereits ungut aufgefallen. Zum Beispiel im Fall von Jose Maria Ruiz Mateos. 1980 besaß der Opus-Dei-Mann ein weltweit agieren- des Firmenkonglonlerat aus rund 600 Unternehmen mit 60 ooo Beschäftigten. Wegen dubioser Transaktionen und Scheingewin- ne wurde er schließlich verhaftet; an seinen Geschäften, so sagte er aus, habe Opus Dei kräftig mitverdient.

Verbindungen hatte Mateos auch mit dem Bankenimperium des Italieners Roberto Calvi, der wegen seiner Geschäfte mit dem Vatikan der *Bankier Gottes. genannt wurde, 1982 spektakulär Pleite ging und erhängt unter einer Brücke in London gefunden wurde. Mit Calvis Banco Arnbrosiano geriet auch die Vatikan-

bung für ~esus, sagt Marc Carroggio - und meint damit: Kir das Werk Gottes. Als einzige offizielle Reaktion der Organisation auf die imagebesudelung durch Dan Brown stellt er großmütig ein Fnedensangebot in Aussicht. Ein Friedensangebot ? Das bedeu- tet wohl: Die Opus-Dei-Fuhning setzt darauf, dass sich der auf- gewirbelte Staub fruher oder später legt - und »Gottes Werk* in bewährter Diskretion effizient weitergefuhrt werden kann.

Auf dem Weg zu einer toleranten und freiheitlichen Gesellschaft wird die Menschheit immer wieder Gegenströmungen erleben. Opus Dei ist eine davon. * I INTERNET-ADRESSEN

bVide ünks zu Opus Dei: de.wikipedia.org/wiki/Op~s~Dei .Weitere lnfrymationen und Links finden Se unter www.pm-magazin.de

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SOLARTECHNIK

I SONNENERGIE kann viel- fältig verwertet werden, nicht nur zur Stromerzeu- gung, sondern auch zur Wärmespeicherung. Was wie ein futuristisches Kraftwerk aussieht, sind nur ein paar Solarmodule für die Beleuchtung von Verkehrsschildern

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Solarenergie wird immer billiger und effizienter. Bald soll sie unseren Alltag erobern - vom solargetriebenen Handy bis zur Energie- Versorgung von Wolkenkratzern. Sonnenenergie ist nicht nur gut für das Klima, sondern auch für unsere Brieftaschen W PETER RIPQTA

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arHandygehört)leuto~wn Wunder,darrsichbelondersdasMi. A~voreinefgkbabenEw#munq Alltag. Es erscheint uns litärdsfür i-h die Menschen dazu, neue längst selbrtverstandrkh, Wargetriebene Handys sind nur hwlrgkfomien zu suchen. Und da bie- dasswirdamit)edeneitund eine von vic2ten revohthären An- tet sidi das L.

.. kheundlrosr all tdefonkm k h wendmgen der Sdartechnik, alsoder t e n h Sonnenlicht 4 s natürliche

LJrrdrhigmdbruc Methode,SonnenüditdirektinS(iam Qdean.DkehgestraMteSmnrr rind oder Wä enwpie übertrifft den Eneqievor-

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bn -zum konvmtheilen - Energkystem m den technisierten

i.ädem Wctet Solarrnergie don Vor- teil e h r ckmtden, spridr: privaten

Stadt: heillos im Biwufrstrsss, -urig. Und drrin unter- ne Möglichkeit, dar e n t s & e i i e s d m d a s k r k h ~ i v o n E r d ö l , Telefonat zu führen. Mit anderen Wor- Cas, Kohk und Atomkraft aber auch

von Wind und Wasserenwgk. ledrn wirdgeschmisen. eigenes Swrncnkraft-

Das sol nie wieder passieren. M- von h zimrntm oder aufs aingv«rprkhtdi@mrikanixhe vkk heute ab eine Firma Konarlra: Hwrdys. die immer genugEriergkhiibsn-dankSonnen- kraftl üie von Konah entwickelten und der teehnkche Fortschritt haben einen i

dasssieaufHandyr,aufLapops,ak Boomausgelön auch auf Rucksäcke und Zeltplamn DaJ BewusBein der Besdvänlrtheit f~&@!@, dass der Staat aufgebracht mrdai können. Kein uaner natililldm RohsMe+und die erzeugte idam StmnXil

kT..m A n k e n unter: mmnr-ddrdk

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Solarenergie ist demokratisch: bie Sonne scheint für alle - undalle können profitieren, ob arm d e r reich de mit derzeit rund 50 Cent (je nach För- derung) vergütet. Da Solaranlagen rund 20

bis 25 Jahre halten, ist der Anschaffungs- wert nach acht bis 13 Jahren getilgt, und den Rest der Zeit macht der Betreiber sei- nes Privatkraftwerks Gewinn.

Der Solarboom ist unübersehbar: Seit 199s hat die weltweite Solarzellenpro- duktion um durchschnittlich 3 5 Prozent pro Jahr zugenommen. Bis 2010 wird sie nach konservativen Schätzungen weiter um jährlich 25 Prozent steigen. In Deutsch- land sind bereits heute rund 30 ooo Men- schen in der Solarindustrie beschäftigt. Und mit den Aktien deutscher Solarher- steller konnte man in den letzten Jahren viel Geld verdienen.

Allerdings: Was private Solargenera- toren bisher ins allgemeine Stromnetz einspeisen, erreicht bislang nur 0,2

Prozent des deutschen Strombedarfs. Zudem kostet die Bereitstellung von So- larstrom zehn- bis 20-mal so viel wie bei fossilen Energieträgern. Gegner spie- len diese Zahlen gern gegen die Solarener- gie aus.

Diese Rechnung berücksichtigt aller- dings nicht die Folgeschäden des Einsat- zes von Erdöl oder Kernenergie, von der immer noch ungeklärten Entsorgung ra-

dioaktiven Abfalls bis hin zu den Kosten jener Kriege, die um das schwarze Gold geführt werden. Und eines ist sicher: Die Kosten für fossile Energieträger werden steigen, die für Solartechnik hingegen fal- len - schließlich gibt es den Rohstoff selbst ja umsonst. Ins Leere geht auch die Kritik an den hohen staatlichen Förderungen: Denn neue Energieformen wurden zu allen Zeiten subventioniert - das galt für den preußischen Kohlebergbau ebenso wie für die Kernkraft.

Zudem: Solar ist nicht Solar Es gibt erstaunlich viele Möglichkeiten zur Nut- zung der Sonnenenergie, vom kleinen Elektrizitätsmodul zur privaten Verwen- dung bis hin zu gigantischen Sonnen- kraftwerken in einer Wüstenregion, vom Mini-Kocher für einsame Wohngebiete bis zum Hochtechnologiernodul für einsame Parkuhren. Mit folgenden Methoden Iäßt sich Energie aus Sonnenlicht gewinnen:

PHOTOVOLTAIK (Stromerzeugung aus Solarzellen). Jn fiiheren Zeiten wäre dies reine Magie gewesen: Sonnenlicht scheint auf eine dünne Platte aus reinem kristalli- nen Silicium und erzeugt eine elektrische Spannung, die durch Verschalten mög- lichst vieler solcher Module Strom liefert.

Eine Solarzelle funktioniert im Prinzip wie eine umgekehrte Leuchtdiode - die eine macht aus Strom Licht, die andere aus Licht Strom (siehe S. 77).

Photovoltaik ist deshalb die einfachste und eleganteste Art, aus Sonnenlicht direkt Elektrizität zu gewinnen. Solarmodule werden so zusammengeschlossen, dass sie eine Dachfläche bedecken. Ihr Wirkungs- grad beträgt derzeit rund 16 Prozent, er kann aber laut Meinung der Forscher auf 20 Prozent gesteigert werden.

Für diese Technik gibt es verschiedene Verfahren. In der Praxis haben sich Solar- zellen aus reinstem, sorgfältig kristaiiisier- tem Silicium durchgesetzt. Silicium gibt es wie Sand am Meer - und das wörtlich, denn Silicium (in Verbindung mit Sauer- stoff) ist Sand. Siliciumscheiben, so ge- nannte Wafer, bilden auch die Grundlage für die Herstellung von Computerchips. So gibt es derzeit einen Engpass an Solarsili- cium, sodass die Forscher nach Altemati- ven suchen.

Bei der ~Dünnschichttechnologie. ver- sucht man, mit amorphem (nicht kristal- lisiertem) Silicium auszukommen. Das funktioniert auch, allerdings ist der Wir- kungsgrad deutlich geringer. Dafür sind Dünnschicht-Solarzellen wegen des gerin-

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BÜRoKOMPLEX UND WUSTENKOCHER: Oben die Ansicht des Conde- Nast-Gebäudes in New York, ein Musterbeispiel der »grünen Bauweise* mit Solarzellen an den Außenwänden und Solar- wärme in den Büros. Rechts oben: Ein Flücht- ling in Kenia erhitzt Was- ser mit einem Solarkocher

geren Materialverbrauchs in der Herstel- $a 1ung deutlich biiiig

Eine zweite Aus steht in der Kombination e- Elements der dritten mit einem Element der fünften Gruppe des Periodensystems. Solche Ele- mente sind etwa Aluminium, GaUium, Indium (Gruppe III) und Arsen (Gruppe V). Die Forscher streben dabei einen Wir- kungsgrad von bis zu 40 Prozent an. Ais langfristig zukunftsträchtigste

Technik gilt die Verwendung organischer Stoffe. Diese Materialien können zu hauchdünnen Nano-Schichten verarbeitet werden, in denen Wizelne Moleküle das Licht sammeln. Solche Solarzellen wären drastisch billiger als konventionelle Silici- umzellen. Der Wirkungsgrad beträgt bis-

+:' her aber nur einige wenige Prozent<.,, ;

Plastik-Solarzellen etwa bestehen aus einem leitfähigen Kunststoff (einem Poly- mer), in den spezielle, fußballförmige Koh- lenstoffmoleküle narnens »Buckyballs« wigebettetsind. Die »Buckyballs« nehmen Elektronen auf, die durch das Sonnenlicht in Bewegung gesetzt werden - so wird Stromfiuss moglidi.

Solarzeiien aus Farbstoffen basieren auf einem Netz aus leitfähigen Titandioxid- Nanoteilchen. Die Sonnenstrahlen werden dabei durch lichtempfindliche Farbstoffe absorbiert und in Strom verwandelt, ein

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Prinzip ahnhch dem des gninen Farbstoffs Chlorophyll in den Pflanzen. Solche Foli- en können mit einer Art Tmtenstrahl- drucker hergestellt oder als flüssiger Lack auf Autokarosserien aufgesprüht werden.

Visionäre Designer stellen sich vor, dass

I in Zukunft die gesamte Autokarosserie ; von solchen aufsprühbaren Solarzellen 1 bedeckt wird. Zumindest könnte die zwei- : te Haut eines PKWs der Zukunft genügend

Strom für die immer wichtiger werdende Elektronik liefern. Kleidungsstücke aus

1 diesen Stoffen sind ebenfalls denkbat: Der , Mensch der Zukunft, der alle elektroni-

schen Geräte, die ihm lieb sind, ganz ohne Batterien betreiben kann - ein wandeln- des Solarkraftwerk!

Der Riesenvorteil dieser Stromerzeu- gungsmethode liegt darin, dass sie an jedem Ort (wo die Sonne scheint) tags- über angewandt werden k a m und kein Kraftwerk und auch keine sonstigen Ein- richtungen oder Materialien benötigt. Der Nachteil ist, dass es nachts keinen Strom gibt und dass die Speicherung von Elekt- rizität immer noch Probleme macht.

Energiespeicherung ist dagegen nur mit der folgenden Methode machbar:

SOLARWÄRME. So genannte Somenkoi- lektoren bestehen aus schwarz beschich- teten und mit Kanälen durchzogenen Metallkörpern. Ihr Prinzip ist außeror- dentlich einfach: Die Kollektoren absor-

Sonnenkollektoren: Sie erwärmen Wasser, heizen Wohnungen und sparen sehr viel ~ne?gie bieren Sonnenlicht und erhitzen sichdabei. Die Wärme wird über die Innenkanäle wei- tergeleitet und auf Wasser übertragen. Son- nenkollektoren liefern also Warmwasser fur den täglichen Gebrauch und auch für die Zentralheizung. Ihr Wirkungsgrad

9 beträgt bis zu 75 Prozent - in unseren Brei- 3 ten. In südlichen europäischen Landern Y

FLEXIBLE MATERIALIEN Mit Polymer- finden sich Sonnenkollektoren auf vielen Solarzellen lassen sich Dächern, einfach als schwarz gestrichene MP3-Plaver oder L a ~ t o ~ s be&iben zylindrische Wasserbehälter: D; bis zu 50 Prozent des stationären Energieverbrauchs auf das Erwärmen von Wasser und das Heizen von Räumen entfallen, stellt jeder Einsatz von Sonnenkollektoren eine große Entlastung der Energiebilanz d a

In Oberburg/BE (Schweiz) baut das Solarunternehmen » Jenni Energietechnika momentan das erste völlig solar beheizte Mehrfamilienhaus Europas. Der Solar- speicher hat z o ~ ooo Liter Inhalt, 17 Meter Höhe, vier Meter Durchmesser und 15 Tonnen Gewicht. Er soll kUnftig die Wär- me fllr den Winter für acht Mtetwohnun- gen speichern. Neben dem Speicher besteht die Solaranlage aus 276 Quadratmetern Sonnenkollektoren zur Erzeugung und Speicherung von Sonnenwärme. Diese

werden auf dem nach Süden gerichteten Dach installiert. Das Gebäude wird ohne jegliche Zusatzheizung auskommen: Nur die Solaranlage wird fix angenehme Raumtemperaturen und genügend Warm- Wasser während des ganzen Jahres sorgen.

Für den sinnvollen und effektiven Ein- satz von Solarkollektorwärme muss das ganze Haus entsprechend konzipiert wer- den. Am allerwichtigsten ist eine möglichst gute Wärmeisolierung - technisch heute kein Problem, in alten Häusern nachträg- lich einzubauen aber schwierig.

Unter günstigen Voraussetzungen könnten 70 Prozent des Warmwasser- bedarfs durch Somenwärme gedeckt wer- den. Erstaunlich: Die meisten Sonnenkol-

PRINZIP EINER SOLARZELLE I PRINZIP DES SONNENKOLLEKTORS I Metall

I

Metall I Durch eine Antireflexxhicht (violett) fällt Sonnenlicht auf zwei Halbleiterschichten (grün,weiß). Durch die Energiezu- fuhr werden Elektronen aus ihrer Bindung gelöst, zurück bleiben positiv geladene »Löcher«. Elektronen und Löcher wandern zu verschiedenen Polen - dadurch entsteht eine Spannung, die über Metallkontakte (gelb) abgegriffen wird

Wasser wird aus dem Speicher (Al mit einer Pumpe (B) in das Röhrensystem der schwarz beschichteten Sonnenkollektoren (C) geleitet. Das durch Sonnen- einstrahlung erwärmte Wasser (D) fließt zurück in den Speicher. Von dort wird das warme Wasser für das Haus entnommen (E)

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TRAGBARE SONNENGETRIEBENE GERÄTE: (1) Das solargetriebene Motorrad der chinesischen Ent- wicklers Xu Zhiqing. (2) Handy- Akku aus Solarzellen der US-Fir- ma JX Crystals. (3) Ein Rucksack der Firma Vdtaic Systems mit Solarzellen zum Betrieb von MP3- Playern und Handys. (4) Eine typische solarbetriebene Parkuhr

lektoren gibt es, absolut und relativ (pro Kopf der Bevölkerung) in China, und das ganz ohne staatliche Förderung!

SOLARKOCHER. Eine einsame Gegend abseits der Zivilisation: Kein Strom weit und breit, brennbare Stoffe sind rar oder schwer zu benutzen, Lebensmittel und Wasser müssen aber aus hygienischen Gründen erhitzt oder gekocht werden. Da hilft ein primitives Gerät in verschiedens- ten Ausführungen: Ein Kocher, der allein von Sonnenenergie lebt. Im einfachsten Fall genügt eine innen schwarz ausgeschlagene Kiste mit einem ebenen Spiegel, der das Son- nenlicht ins Innere leitet.

Durch eine Glasabdeckung entsteht ein Treibhauseffekt. Der Boden erwärmt sich so stark, dass sogar in unseren Breiten Was- ser innerhalb einer Viertelstunde kocht. Für höhere Effektivität sind diese Kocher mit Parabolspiegeln ausgestattet. Solche Gerä- te können sogar kommerziell genutzt wer- den, zum Färben, für die Seifenherstellung, zum Aufbereiten von Naturfasern.

Interessant ist die Technik natürlich besonders für Entwicklungsländer, zum Schutz der Wälder und zum Schutz der Gesundheit. Und Deutschlands Regierung

Krieg erfolgte: Der geniale griechische Mathematiker und Mechaniker Archime- des vernichtete angeblich die Schiffe der römischen Angreifer, indem er sie mittels überdimensionierter Brennspiegel in Brand setzte.

SOLARKÜHLUNG. Aufsteigende erwärm- te Luft kann natürlich auch zur Kühlung eingesetzt werden, was besonders vorteil- haft in Ländern ist, in denen es keinen Strom und viel Hike gibt. Die Luft wird absorbiert und entfaltet so ihre kühlende Wirkung durch das absorbierende Medi- um. Solarkuhiung wäre aber auch in zivi- lisierten Ländern sinnvoll, zumal immer mehr Bürogebäude voll klimatisiert wer- den. Bei knnenkühiung könnten bis zu 70 Prozent Stromkosten gespart werden.

SOLARKRAFTWERKE. Die bisher beschrie- benen Verfahren können dezentral, von Einzelpersonen, sozusagen privat in Be- trieb genommen und eingesetzt werden. Doch sind auch Kraftwerke sinnvoll, die sich das P r i i p des Sonnenkollektors oder Solarkochers irn Großen zunutze machen. So wird in Parabolrinnenkraftwerken das

AUTOMAT PARKSCHEIN - I

Sonnenlicht durch längliche Parabolspie- gel auf Rinnen konzentriert, in denen Thermoöl oder Wasser erwärmt wird.

Das Wasser erhitzt sich zu Dampf und treibt gewöhnliche Dampfturbinen an. Ähnlich funktionieren Solarturmkraft- werke. In ihnen wird das Sonnenlicht durch Rundum-Parabolspiegel oder durch Fresnellinsen auf einen Punkt innerhalb eines T m s konzentriert. Die Luft erhitzt sich, steigt auf und kann damit wiederum Turbinen antreiben. Durch die Konzent- ration auf einen Punkt können Tempera- turen bis zu 4000 Grad Celsius erreicht werden, sodass diese Vorrichtungen auch als Schmelzöfen Verwendung finden.

Sinnvoll ist der Einsatz solcher Kraft- werke in Ländern mit viel Sonnenschein, weshalb sie besonders in Südkalifornien und in Spanien gebaut und genutzt wer- den. Sie liefern bis zu 200 Megawatt Strom. Laut einer Studie der Umweltschutzorga- nisation Greenpeace und des euro- päischen Soiarthermie-Industrieverbands ESTlA könnte mit solarthermischen Kraft- werken im Jahr 2040 weltweit mehr Strom erzeugt werden als heute mit Atomkraft oder Wasserkraft - rund fünf Prozent der

lieferte vor kurzem eintausend Solarkocher nach Indonesien, um den Wald zu scho- nen und Treibhausgase zu reduzieren. Neu

Solarzellen: Sie liefern unbegrenzt ist die Methodeübrigens nicht, auch wenn Strom, ohne Aufwand, ohne Abf al I, ihre erste geschichtlich verbürgte Anwen- dung, wie nicht anders zu erwarten, irn ohne Kraftwerk - Solange es hell ist

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spuier, Waschmaschine und Heizung. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach pro- duziert den elektrischen Strom. Eine kont- rollierte WohnungslUfnuig mit Wärme- = rückgewinnung sorgt für geringe Wärme- verluste und ein angenehmes Raumklima.

Eui anderes Konzept wurde von inter- nationalen Architekten entwickelt. nes Bauen« zielt ab auf ein ökologisches Gesamt-Design von g r o k Bürobauten. Auch Wolkenkratzer körnen von Sonn- energie leben, vor allem, wenn man bedenkt, dass Bürogebhude etwa in den USA gut ein Drittel des gesamten Energie- verbrauchs schlucken. Neben der energie- effizienten Konstruktion von Fenstern und einer exzellenten Isolierung können Solarzellen auf dem Dach bis zu 20

der - besonders I.tags- Fc&ötigten - Elektrizität liefern. Der

Energie mit Zukunft: Je mehr ~enschen Solarenergie nutzen, desto schneller setzt sie sich durch gesamten dann benötigten Elektrizitäts- menge.

Sollen Solarstrom und Solarwärme jedoch wirklich Sinn haben, müssen sich die Politik und unsere Auffassung von Stromerzeugung und -verbrauch grundle- gend wandeln.

ERSTENS MÜSSEN WIR anders bauen. Irn Kleinen macht dies das Architekturbüro von Roif Disch in Freiburg. Der Pionier des Solarhauses entwirft Privathäuseq Bürohäuser und ganze Siedlungen, die er ~Plusenergiehäuser« nennt, weil sie näm- lich einen Energieüberschuss produzieren. Unter anderem entwarf er ein ~Övoluti- onshaus«, das nur noch eine geringe Zusatzheizung benötigt. Auf der Südseite der Häuser sorgen Solarkollektoren und Wasserspeicher für die Erwärmung des Brauchwassers von Dusche, Geschirr-

geplante ~Freedom Tower* im Süden Manhattans, der das zerstörte World Trade Center ersetzen soll, wurde nach die- ser Philosophie konzipiert.

Derzeit beherrschen einige wenige große Energieerzeugungsuntemehmen den deut- schen und europäischen Strommarkt. So- larenergie aber ist in erster Linie dezentral, und das ist auch einer ihrer Vonüge. Eine Umstellung des stationären Energiever- brauch5 (irn Haus) auf Solarenergie würde also die Macht der Monopole beschrän- ken oder gar aufheben. Dagegen werden die sich wehren. Je mehr Menschen in Eigeninitiative auf Solarenergie setzen, desto weniger Macht wird (langfristig) den Stromuntemehmen bleiben.

Auch die Politik kann dazu beitragen. So möchte Schweden bis 2020 total unab hängig vom Erdöl werden. Bereits heute befriedigt das skandinavische Land 2s Pro-

Zent seines Energiebedarfs durch Solar- energie. Spanien hat im März dieses Jah- res ein Gesetz verabschiedet, das einen solaren Deckungsgrad der Wannwasser- bereitung von bis zu 70 Prozent vorschreibt - für alle Neubauten und Sanierungen. Marokkos Programm zur Elektrifizierung sieht vor, dass 2010 alleHaushalte auf dem Land mit Strom versorgt werden sollen. Das geht aber nicht mit einer zentralen Stromversorgung, dazu sind die Dörfer zu abgelegen. Deswegen wird der Einsatz dezentraler Photovoltaikanlagen geför- dert. Sie versorgen Haushalte weit ab von den Zentralen mit genügend Strom fix Beleuchtung und den Betrieb eines Radi- os oder Fernsehers.

IN BRASILIEN HAT der Unternehmer Fabio Rosa ein Projekt gestartet, den Bewohnern nicht elekmfizierter Dörfer Solaranlagen zu vermieten. In Brasilien sind 25 Millio- nen Menschen von der elektrischen Ener- gieversorgung ausgeschlossen (und wer- den es vermutlich auch bleiben). Obwohl die Menschen in diesen Gegenden arm sind, macht Rosa Gewinn. Er verlangt für die Miete seiner Solaranlagen nur ganz geringfugig mehr, als die Dorfbewohner für Kerosin oder Petroleum ausgeben, das sind ungefähr zehn Dollar pro Monat. Die Dorfbewohner gewinnen ebenfalls, vor allem Lebensqualität. Aber auch der Staat als solcher ist Nutmiei3ervon Rosas durch- aus nicht uneigennützigem Geschäft. Denn mit eigener Elektrizität entfällt oft der Wunsch, in die Großstadt zu ziehen, und die Verelendung der Grof3städte wird dadurch verringert.

Hinzu kommt, dass Nutzer eigener Solaranlagen, egal, welcher Form, viel bewusster mit Energie und ihrem Ver- brauch umgehen und damit von vornhe- rein auch Energie sparen. So zwingt uns diese umweltfreundliche und jederzeit ver- fügbare TTechnik auch zu einem radikalen politischen und ökologischen Umdenken. Sonnengetriebene Handys sind erst der Anfang. *

I INTERNET-ADRESSEN

.Weitere lnfonationen und Links finden Sie unter www.pm-magazin.de

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BÜCHER & CDs & TERMINE VoNIMEpH

BUCH DES MONATS Wilfried Hansmann, Kerstin Walter

etwa die zentrale Lage

des Monarchen in der absolutisti- xhen Gesellxhaft. Anhand einer Auswahl exemplarischer Gärten gibt dieses Buch einen henli- chen Einblick in die verborge- nen Bedeutungen dieser lebendigen Kunstwerke.

Steve Bloorn WILDE TIERE - FÜR KINDER ERZÄHLT Knesebeck-Verlag, 14,95 Euro Faszinierende Fotos zeigen wilde Xere in ganz unterschiedlichen Situationen: beim Jagen, Spielen, Fressen oder auch Schlafen. In sachkundigen Texten werden die natürlichen Lebensräume und die Fress- gewohnheiten der Tiere beschrieben; außerdem erfährt man, wie sie ihre Jungen aufziehen oder sich gegen Hitze und Kälte schützen.

Monika RdBiger, Ciaus-Peter LieckfeM MYTHOS MEER GESCHICHTEN - LEGENDEN - TATSACHEN

L BLV-Verlag, 9,95 Euro Das reich bebilderte Buch erziihlt von Seefahrern und

5 Sirenen, von Segeln und von Sintfluten. Die Autoren

9 zitieren liarische Quellen, die Bibel, Volkslieder und wissenschaftliche Berichte. Ein facettenreiches Bild der Meere - wie sie entstanden sind, wie sie durch den Menxhen erobert wurden und wie sie in Mythen, Mär- chen und Legenden Eingang fanden.

Mathias Weber (Hrsg.) DAS WEB-ADRESSBUCH FÜR DEUTSCHLAND 2006 rn.w.-Verlag, 15,90 Euro Das Handbuch für den Intemet-Surfer: 6000 der besten Intemet-Adressen aus über 1500 Themengebiete wur- den ausgewählt und aussagekräftig bachrieben. Damit

j findet man auch neue, gut gemachte Webseiten, die i Google & Co nicht als Treffer angezeigt werden.

Der Brockhaus ASTRONOMIE PLANETEN, STERNE, GALAXIEN Brockhaus, 34,95 Euro Das reich bebilderte Lexikon bietet rund 3300 Stichwörter zur Astronomie und zu den Pionierleistungen in der Raumfahrt. Zudem beschäftigen sich zwölf Sonderbeiträge mit der Bedeutung der Astronomie in so unterschiedlichen Bereichen wie Intemet, See- fahrt,Tourismus, Katastrophentheorie und Mythologie. 500 Abbil- dungen zu den wichtigsten Sternbildern weisen sogar die Hellig- keit der Einzelsteme aus.{in Leckerbissen für nHimmelskundlera I

D i e s e B ü c h e r k ö n n e n S i e u n t e r www.pm-magatin.deJbuothar d i r e k t b e s t e l l e n Sandini scan

Page 59: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

Reinhold Messner MEIN LEBEN A M LIMIT Audiobuch, 9,90 Euro Der Extrem-Bergsteiger berichtet über das Felsklettem in den Dolomiten ebenso wie uber das Höhenbergsteigen im Himalaja oder das Durchqueren der Eis- und Steinwüsten Grönlands. Und er präsentiert seine neueste Idee: ein Museumsprojekt das die Bergwelt in all ihren Facetten widerspiegelt. 11 FREUNDE - LESEREISE

WortArt, 14,95 Euro Das Magazin a l 1 Freunde* wendet sich an denkende Fußballfansa (Eigenwerbung), die auch einen Sinn für Satire haben. Redakteure des ..

Blattes lesen auf dieser CD die schöns- ten Texte aus dem eigenen Heft (U. a. #Die geheimen E-Mails von Jürgen Klinmanna) sowie Klassiker aus dem weiten Feld der Fußball-Literatur.

Rolf Boysen, NNice Heesters, Ulrich Matthes DER KORAN EIN FREMDES HEILIGTUM ENT- DECKEN Random House, 34,50 Euro Dieses Hörbuch erm6glicht eine Begeg- nung mit wichtigen Originaltexten des Korans. Die Lesungen umfassen die The men *Gott und Mensch*, *Glaube und All- tags sowie *Über die Andersgläubigenu. Um einen Eindruck von der sprachlichen Schönheit des Originals zu vermitteln, wer- den einzelneTextteile auch auf Arabisch rezitiert. Keine religiöse Unterweisung, son- dem literarischer Genuss!

VERANSTALTUNGS-TIPPS

'L,

i

AFRIKA! AFRIKA! Mehr als 100 Künstler aus vielen Regionen Afrikas treten in dieser Zirkus- Wandershow auf, die durch ganz Deutschland führt In einem prunkvollen Zelt erleben die Zuschauer spektakuläre Artistik und Fantasiekostüme, die an Fabeltiere erinnern oder an Götter aus einer anderen Welt. Tourneedaten unter: www.afrika-afrika.com

ASIEN - KONTINENT DER GEGENSÄTZE Dauerausstellung im Übersee-~useum Bremen, Bahnhofplatz 12 Das neu gestaltete Übersee-Museum mit einem neuartigen Ausstellungskonzept: Natur, Wirt- schaft und Kultur eines Erdteils werden als ,einheitliches Ganzesu präsentiert. So reichen die Themen der Asien-Ausstellung von nG1aubensweltenu uber ~Megacitysu, »Theateru und slandwittschaftu bis hin zum »Japanischen Gartenu, dessen Teehaus die Besucher zum Entspannen einlädt

S P I E L E EASY ELEKTRO START Franckh-Kosmos, 49,99 Euro Mehr als 60 Experimente ermöglichen Anfängern den Einstieg in die faszinierende Welt der Elektrotech- nik: vom einfachen dd I Stromkreis bis hin zur Alarmanlage mit Relais. Das Elektronik- basteln ist kinder- leicht, da die Baustei- ne nur mit Druckknöp- fen verbunden wer- - den. Ab 8 Jahren.

Bücher zu Themen im Heft: Pbnctb;rim Sehe10

Ludwig Meer Barth b Der Himmel auf Erden. Die Welt der Planetarien Barth-Verlag, 22 Euro

Laser Seite20

Horst Weber b Laser. Eine revolutionäre Erfindung und ihre Anwendungen C.H. Beck, 7,90 Euro

FriQ K. Kneubühl, Markus W. Sigrist b Laser Teubner-Verlag, 29 Euro

Fußball Seite36

Gabriele Klein (Hrig.) b Bewegung transcript-Verlag 26.80 Euro

Christoph Biemann Fast alles über Fußball

Kiepenheuer & Witxh. 9.90 Euro

Sakrileg semsi Dan BM b Sakrileg. Tho Da Vinci Code Lübbe, 19.90 Euro

Darrell L. Bock b Die Sakrileg-Verschwörung. Fakten und Hintergrlinde zum Roman von Dan Brown Brunnen-Veriag, 12.95 Euro

OpusDei scit.62 John L. Allen b Opus Dei. Mythos und Reaiitat - Ein Bllck hinter die Kulissen Gütersloher Verlagshaus, 24.95 €um

Peter Hertel b Schleichende obeinahme. Josemaria Escriva, sein Opus Dei und die Macht im Vatikan Publik-Forum, 12,90 Euro

Sdartechnik Säte 72 h i n Themeßl, Werner Weiß b Solaranlagen Selbstbau. Planung und Bau von Solaranlagen - ein Leitfaden Ökobuch Verlag. 13 Euro

Thomas Seltmann b Photovoltaik. Strom ohne Ende Solarpraxis, 19 Euro

Paragrafen und Aubihdgl Wte W Ralf J. F. Kieselbach b The Drive to Design. Geschichte, Ausbildung und Perspektiven im Autodesign avedition, 9 Euro

Ein Tag im All kite 94 Brian Greene b Das elegante Universum Goldmann, 24.95 Eum

Peter Nielander, Andrea Erne b Wir entdecken den Weltraum Ravensburger Buchverlag, 12,95 Euro

Kautschuk ~ci te 106

Fritz Röthemeyer, Franz Sommer b Kautschuktechnologie. Werk- stoffe, Verarbeitung, Produkte Hanser Fachbuchverlag, 199 Euro

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AUTO-DESIGN

Wie Gesetze

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/C',

Autos m U~EWDWRE cmtOglY M U Mfft auf rainen Nachfolgicr, dem C6.

Mit elrtravogantem Design und atnw Fülle von technischen Ncwru- glänzte dtr Wagen vor H) Jahrm.

Nicht alles kann und durfte dar Nachfolger Gbamehmen

bauen Einst hatten Automobil konstru kteure alle künstlerischen Freiheiten. Heute prägen Paragrafen und Vorschriften das Design. Sie schlagen stärker aufs Blech, als mancher ahnt. Das ist oft ärgerlich, hat aber auch Vorteile VON WOLFGANG STEGERS

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Citroen DS

ieses Auto, so bezeugte der französische Philosoph Roland Barthes in seinen »Mythen des Alltags«, *hat alle Wesenszüge eines jener

Objekte, die aus einer anderen Welt hin- abgestiegen sind«. Der deutsche Dichter Alexander Spoerl schwärmte: »Dies ist nicht das Auto von morgen. Es ist heute. Die anderen sind von gestern.«

Was vor gut fünfzig Jahren Intellektu- elle so begeisterte und Techniker in helle Aufregung versetzte, war der neue CitrOen DS. ~Dkessea, also *Göttin(<, nannten die technikverliebten und fortschrittsbesesse- nen Franzosen den Wagen mit der mar- kanten Stromlinienform.

Die Ci t rm DS war in der Tat ein himm- lisches Gefährt -ein Gleiter aus einer ande- ren Welt. Eine Konzeptstudie, eigentlich nicht fiir den Alltag gedacht, )>die sich aber in die Serienfertigung geschlichen hat*, wie der Historiker der Marke CitroEn, Dorni- nik Pagneux, notiert.

Göttlich und ihrer Zeit weit voraus war

KLASSIKER Ein Cockpit

wie aus einer anderen Welt. Mit der DS 23 führte Citro6n

das Einspei- chen-Sicher- heitslenkrad

ein. Beim Bremsen tritt

I der Fuß nicht

auf ein Pedal, sondern

auf einen Knopf. Links:

Die minimalis- tische Stoß- stange ent-

spricht nicht mehr heutigen

Sicherheits- ' - kriterien

kühnen Linienführung über extravagante Rücklichter und die voll verkleideten Hin- terräder bis zur extrem flachen Motor- haube.

Nach zwanzig Jahren und mehr als 1,4 Millionen gebauten Exemplaren trat die »Göttin« ab, ohne dass sie wirklich veral- tet gewesen wäre. Erst unlängst hat Citro63-1 einen Nachfolger des Kultautos präsen- tiert, den technisch hypermodernen C6. Doch das atemberaubende Aussehen der DS erreicht das neue Modell bei weitem nicht.

Vergleichsweise undramatisch und aus- tauschbar wirkt schon die Frontpame, kei- ne Spur mehr von den aufregenden Kon- turen, der Panoramawindschutzscheibe und den minimalistischen Stoßfängern der DS. Irn Grunde sieht der C6 eher wie ein ambitionierter heutiger Mitteikiassewagen aus.

nach Meinung vieler nicht allein der aero- dynamische Feinschliff aus dem Windka- nal, sondern auch der Mix unterschiedli- cher Materialien wie die Aluminium- Fronthaube oder das Kunststoffdach aus Fiberglas - revolutionärer Leichtbau, wie die Ingenieure ihn heute anstreben.

Mit der hydropneumatischen Fede- rung, die den Wagen bei schneller Fahrt absenkt und ohne einzuknicken unabhän- gig von der Beladung immer auf einem konstanten Niveau hält, wurde ein bisher nicht gekannter Komfort erreicht. Weg- weisend auch die Schwenkscheinwerfer; die bei eingeschaltetem Fernlicht in die Kurve leuchteten - eine technische Fines- se, mit der heute schon Mittelkiassewa- gen ausgestattet sind.

DOCH NEBEN DER TECHNIK war es vor allem das avantgardistische Design, mit dem dieDS unter Autoliebhabern Unsterb lichkeit erlangte. Da durften Entwickler ihre Träume ausleben, ohne allzu viele Rücksichten nehmen m mjjsen - von der

DER GRUND DAFÜR ist schlicht: Designer und Ingenieure besitzen nicht mehr die grenzenlose Freiheit, ihre Träume zu rea- lisieren. Vergebens sucht der )>CarGuy~ automobile Kunstwerke auf vier Rädern. Eingespannt im engen Korsett behördli- cher Vorschriften und staatlicher Geseae, müssen Autobauer Paragrafen abarbeiten und sich zudem internen Forderungen des Marketings beugen. Über allem schwebt das Damoklesschwert knallharter Budge- tierungen. Weniger künstlerische Inspira- tion, sondern mehr solides Handwerk bestimmt den heutigen Automobilbau.

Strenge und sich weiter verschärfende Sicherheits- und Crashvorschriften prägen das moderne Automobil. Wo sich beim legendären CitroEn-Einspeichen-Sicher- heitslenkrad noch die Designer austoben durften, sitzt heute der Airbag: Der lebens- rettende Prallsack muss dicht gefaltet und mit Sprengpulver versehen im Zentrum des Lenkradkranzes verstaut werden - da ist kein Platz mehr für kreative Ideen. Wei- che Prallflächen, sanft geschwungene Kur-

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I Citroen C6

ven lösen markante Blechfalten ab - und damit verschwindet auch die kühne Form- gebung von Automobilen wie der DS.

Die Automobilentwicklung ist Weisun- gen nationaler wie intemationaler Behör- den unterworfen. Für die EU-Staaten setzt Brüssel die Bedmgmgen. Die USA, Kana- da und Japan erlassen ihre eigenen Vor- schriften, »die ein Modell zusätzlich erfül- len muss, wenn es auf den globalisierten Märkten erfolgreich sein will., wie Dag- Arnulf Schlaf von Volkswagen erklärt. Europas größter Automobilkonzern hat zudem, wie die meisten anderen Hersteller auch, seine eigenen Richtlinien entwickelt. Sie sind in den meisten Fällen noch schär- fer als die gesetzlich vorgeschriebenen.

Bei Volkswagen sind in einem goosei- tigen DIN-&-Ordner mit rund 1000 Punkten all die Vorschriften zusamrnen- gefasst, die intern beachtet werden müssen. So bestimmen Anordnungen das Aussehen der Autos, zum Leid der Designe~ »Es ist eine Herausforderung, eigene Konzepte zu entwickeln und sich damit von der Kon- kurrenz als Marke deutlich zu unterschei- den«, wie Designer Hans-Dieter Fietschik von DaimlerChrysler meint.

DIE HERSTELLER BEUGEN sich zudem den Richtlinien internationaler Vereinigungen, wie zum Beispiel der Euro NCAP, einem Zusammenschluss von Automobilclubs, Verkehrsbehörden und Warentestern aus ganz Europa. Euro NCAP (EuropeanNew Car Assessrnent Programme) führt regel- mäRig Crashtests mit Neuwagen durch und bewertet sie.

Größtes Kophbrechen hat den Auto- ; mobil-Designern in den letzten Monaten

die europäische Richtlinie für den F&@- gerschutz bereitet, ein Thema, das vor 50

; Jahren niemand hätte erahnen können. Durch diese Vorschrift sollen bei Unfällen mit Passanten und Radfahrern schwere Kopherletzungen verhindert werden, denn beide haben bei einem Zusammen-

DER NEUE Schöner wohnen 2006: Kühl und aufae- räumt ist das Cockpit des C6 heute. Im großen Prall- topf des Lenkrads liegt der Air- bag. Tief in der Annatu- rentafel die blendf reien Instrumente, das Display ist auf Augenhöhe gerückt. Rechts: Run- de Formen sorgen für besseren Auf- prallschutz

prall wenig Chancen. Bei 70 Prozent aller Unfälle kollidiert das Opfer mit der Fahr- zeugfront. Die schlimmsten Verletzungen entstehen beim Aufprall des Kopfes auf die Motorhaube. Dann schlägt der Schä- del bis auf die darunter liegenden harten Bauteile im Motorraum durch. Nur eine weiche Haube kann den Schlag abfedern. Daher muss mehr Platz zwischen ihr und den Einbauteilen geschaffen werden.

Das Ergebnis: Die Motorabdeckung wird höher. Auch müssen Fahrzeugfront und der vordere Teil der Kotflügel weicher gestaltet sein - sie dürfen nicht als Knie

Airbags polstern das Lenkrad aus,

Displays liegen auf Augenhöhe

brecher wirken. Im Idealfall sollten wei- che Polster die Beine erfassen und den Kör- per auf der Haube unversehrt ablegen. Das ist der Grund, warum etwa der neue Gran- de Punto eine Nase hat und vorn pum- meliger wirkt als sein Vorgänger oder wes- halb das neue Jaguar-Coupi einen weich- runden Stoßfanger besitzt und nicht mehr das vom Design bestimmte Haifischmaul, warum dem Peugeot-Coup6 horizontale Abweiser vor dem Kühler planiert wurden und die martialischen »Kuhfänger« aus verchromten Stahlrohren verboten sind.

Die ab 2012 geltenden Verschärfungen der EU-Richtlinie werden noch drasti- schere Veränderungen an der Front nach sich ziehen-der Abstand zwischen Motor- haube und Motor muss dadurch noch größer werden, um das lebensrettende Luftpolster zu schafffen.

Für den W-ingenieur Schlaf ist diese z-ge, verschärfte Fußgänger-Richtli- nie auch ein gutes Beispiel, wie gesetzliche Bestimmungen miteinander in Konflikt geraten können. »Wir können nahezu

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RUCKLICHT

C Beim Mercedes- Klassiker 300 SL (links) durfte es noch eine schmale, form- schöne Leiste sein - mehr Designspielerei als Beleuchtung. Heute müssen die drei Brems- leuchten ein großes gleich- schenkliges Dreieck bilden. damit sie un- übersehbar sind

nicht anders, als mechanische Hebesyste- me einzubauen, dem eine andere Vor- schrift sagt, dass der Blickwinkel des Fah- rers auf die Straße mindestens 7 Grad betragen muss.. Eine gröf3ere nicht ein- sehbare, tote Blickfläche nach vorn ist nicht erlaubt. Eine höhere Haube würde diese Vorschrift verletzen.

Mercedes-Designer Fietschik ist über- zeugt, dass sich die neue Richtlinie »nicht ohne komplizierte Elektronik und A u s b setechnik umsetzen läßta. Im Nachfolger der DS, dem Citroen C6, ist eine solche Technik zurn ersten Mal serienmäßig ein- gebaut. Mithilfe von kleinen Sprengkap seln wird die Motorhaube bei drohendem Personenunfall angehoben. Das muss ungeheuer schnell gehen. Federsysteme reagieren da zu langsam. Ähnlich wie bei

der Airbag-Auslösung im Innenraum muss einmal extrem schneil reagiert und zum anderen die drohende Gefahr mit höchs- ter Gewissheit durch Sensoren erkannt werden. Ein Parkrempler darf nicht zur 200 Euro teuren Fehlauslösung führen.

WAS BEI DER MOTORHAUBE schon ver- trackt genug ist, wird bei der Wind- schutzscheibe zurn regelrechten Design- zwang: Neben dem klaren Durchblick sind auch Neigung und Sehfeld vorgeschrieben. So müssen die Wischer knapp 90 Prozent der Scheibe bestreichen und freihalten. Die USA schreiben 94 Prozent vot Das hat zur Folge, dass beim W-Touran die teure Sdimetterlings-Anordnung gegenläufiger Wischerarme eingebaut wird, während für Europa Parallelwischer genügen. Für den

seit über 20 Jahren bei Volkswagen arbei- tenden ingenieur Schlaf erklärt sich der Unterschied daraus, dass in den USA während der 195oer und 6oer Jahre die Panoramascheibe bei den Straßenkreuzern sehr beliebt war; die wegen der seitlich gebogenen Glasflächen schlecht gereinigt werden konnte. E i e solche Scheibe besaß auch der Citr& DS. Doch bei .Schön- wetter-Bedingungen« hatte die Panora- mascheibe ihre Vorteile. Der Blick zur Sei- te war unversteiit.

Heute sind solche Scheiben aus Sicher- heitsgründen undenkbat Gefordert wird eine steife Fahrgastzelle als Überlebens- raum bei einem Crash. Die Frontscheibe ist nun seitlich in die verstärkten Stahlhol- me der A-Säule eingepasst. Diese nehmen die Sicht zur Seite, und es entstehen tote

HART UND WEICH Ganz links: Der legen- däre Jaguar E - M , mit spiizen Chrom- Stoßstangen und har- ten ~Parkhörnchenu aus Stahl. Rechts da- neben: Weichgespütt und elastisch die Kunststoff-Front des Nachfolgers XK. Park- rempler hinterlassen keine Beulen, Fußgän- ger sind geschützt

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Feldei: Anders als beim blinden Fleck im Auge, bei dem das fehlende Sichtfeld im Gehirn interpoliert und errechnet wird, fehlt bei der A-Säulen-Überdeckung die

i Wahrnehmung voiikommen. Gesealiche Regelungen legen fest, dass das verdeckte Sehfeld nicht zu grog wird.

"er Versuch des schwedischen Auto- 1 mobilhersteliers Volvo, die vorderen Hol- me der A-Säule durch Gitterstäbe zu erset- zen, ist aus Kosten- und Produktions- gründen wieder aufgegeben worden.

, IN ZUKUNFT WIRD mansichauchangröße- re Rückspiegel gewöhnen müssen. Dem Audi Q7 wurden diese »Elefantenohren~

I schon verpasst - sehr zum Leidwesen der Designe~ Jetzt kann der Fahrer nach vier Metern hinter dem Auto bereits den Boden sehen. Gesetzlicher Hintergrund ist, dass ab 2009 der tote Winkel ausgeschaltet, der Blickwinkel erweitert und das Sichtfeld nach hinten vergrößert werden muss.

Neu für den Fahrer ist auch, dass Bild- schirme irn Cockpit stärker in sein Sicht- feld gerückt werden müssen, um den Blick

I

§ Die neue, weiche

~ r o n t soll Fußgänger besser -

schutzen nicht zu sehr von der Strak abzulenken. Dadurch wandern, wie bei der neuen S-Klasse geschehen, die LCDs vom Mit- teltunnel nach oben und tauschen die Plät- ze mit den AusströmÖffnungen der Kli- maanlage.

Auch für die Anordnung der Pedale gibt es eine Vorschrift. Sie beschreibt den Min- destabstand zueinander und den Raum im so genannten Vorderwagen. Die Füßedür- fen sich nicht verheddern, und auch groß gewachsene Fahrer mit SchuhgröiSe 44 bis 45 sollen Platz finden. Interne W- Vorschriften erlauben gar Gröi3e 47, und der Fahrer kann auch klobige Wander- stiefel tragen.

Die Gesetzgeber haben auch an die Pas- sagiere gedacht. Im Innenraum soii die Yer-

letzungsgefahr gering sein. Die Kanten von herausstehenden ~edienelementen dürfen nicht scharf sein. Am besten sind sie ver- senkt. Auch sind weiche, nachgebende Materialien oder Polster gefordert. Spezi- elle Tests sollen die Einhaltung der Vor- schriften überwachen. Dazu pendelt ein kindskopfgroßer Messball im Innenraum hin und h e ~ Die weichen Oberflächenma- terialien sollen beim Aufschlag dem Ball die Energie nehmen und ihn vor dem Abpraii sanft abbremsen. Dadurch werden Verletzungen vermieden, die an Flächen, Kanten oder Schaltern entstehen können. Zunehmend wird bereits bei der Kons- truktion am Bildschirm ein virtueller Prüf- baii im Innenraum eingesetzt.

AUCH DAS FAHRZEUGHECK ist mit Vor- schriften bepflastert. Die rückwärtigen Leuchten scheinen die Zulassungsbehör- den besonders intensiv zu beschäftigen. Da wirkt eine Vorschrift besonders form- störend für SUVs oder Geländewagen. Sie legt fest, dass die Leuchten auch noch dann gesehen werden müssen und nicht verdeckt

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Page 66: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

Weit vorn auf den Kot- Iügel geschraubte Rück-

spiegel sehen chic aus, kollidieren aber mit

dem Fußgängerschutz.

dass sie den toten Winkel fast ausblenden

sein dürfen, wenn der Abstrahlwinke145 Grad beträgt. Daher müssen manche Geländewagen, wenn sie das Reserverad Keine 'fielereien au&n am Heck tmxn zusätzliche kom-

bei m Rücksp ieg e 1 : ~euchteinheiten-'~iick- und ~rems-

Die Größe ist licht - mit sich tragen. Sie werden im Stogfänger untergebracht, oder das fünfte

vorgeschrieben, ebenso seine Platzierung

Rad wird nicht zugelassen. Allgemein gilt, dass die drei Bremslich-

ter ein gleichschenkliges Dreieck bilden müssen. Um diese Vorgabe zu erreichen, sind vor allem manche Catyiomodelle

,I

gezwungen, die früher d s Rentnerfunzel geschmähte dritte Bremsleuchte auf dem Kofferraumdeckel m platzieren, da auch bei geöffnetem Dach die Vorschrift einge halten werden muss. Beim neuen Mitsub ishi Colt Cabrio haben die Designer aus der Not eine Tugend gemacht und aus der Leuchte zusätzlich einen aerodynamisch wirksamen Spoiler-Knubbel geformt.

Oft aber ist der technische Fortschritt schon weiter als die Vorschriften. Gerade bei der Lichttechnik. Beim BMW Siebe- ner oder der Mercedes S-Klasse etwa leuch- ten die Bremslichter unterschiedlich stark auf, je nachdem, wie heftig der Tritt aufs Bremspedal erfolgt. Hier ist eine einheitli- che EU-weite Regelung noch nicht gefun- den worden.

DIE VIELEN VORSCHRIHEN haben unsere Autos im Verlauf der Jahre natürlich auch sicherer gemacht und die Zahl der Unfäi- le gesenkt. In Zukunft, da sind sich die Experten einig, wird der Paragrafen- dschungel noch dichter werden. Eine Ein- schränkung, aber auch eine Chance für die Designer, ihre Träume mit den Vor- schriften in Einklang zu bringen. Skurri- litäten sollten freilich der Automobil- geschichte angehören.

Beispiel hinteres Nummernschild: Eine »Bibel an a~chronistischenVorschriften(c hat sich da angehäuft, meinen Experten. Neben der weltweit schier unüberseh- baren Fülle an Größen-Normierungen ist auch die Beleuchtung, ja sogar die Lämp chenanzahl strikt vorgeschrieben. Da mutet es wie ein Wunder an, dass dem VW- Phaeton die gesetziiche Ausnahme gestat- tet wurde, aus der Reihe zu tanzen: Der Lwrusliner darf ein selbst leuchtendes Nummernschild tragen. Vielleicht wird man diese Technik in einem halben Jahr- hundert rückblickend als weltweisend bezeichnen wie die Göttin »D6esse«. Aber eigentlich ist das ganz schön wenig - ver- glichen mit dem Mut der Revolutionäre von einst. *

blnternatiomle Seite zum Thema Autodesign: www.caidesignnews.com

.Weitere Informationen und Links finden Sie unter www.pm-maga9n.de

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Page 67: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

Moritz will sich beruflich verändern und holt dazu den Rat von Wahrsagerinnen ein. In welcher ~itzung hat sich Moritz von wem (Name, Technik und Dauer) die Zukunft deuten lassen?

Wahrsagerin Technik Dauer HJNW~ISE :, ND s~-qtH'$: , . -' 1. Den ersten Termin hatte Motitz bei

Xm'a ZevK. Diese Beratung dauerte Zum Lösen des Logik-Trai- doppeit so lange wie die rn Pia ners brauchen Sie nichts weiter Wl. alseinen Stift und einen kühlen

2. Die fünfte S ing, die nicht von Kopf. Cbire Dwall abgehalten wurde, dauerte wedw 20 nodi 30 Minuten. Lesen Sie bitte zunächst den

3, die die FNeite Text des Rätsels und die Hin- Siiungdielanqstevonaiien. Die weise im Kasten rechts. Wahrsagerin, die Montz 50 Minuten Wenn Sie nun alle Informa- = 8 3 0, IangausderHand~heißtweder Duvail noch Eiyra. tionen aus den Hinweisen in

erste S i n g 4. Das Kaffeednen dauerte halb das nebenstehende Diagramm so hnge 6 p e h wls eintragen, dann kommen Sie bei der diese keine Kristalkugel Schritt für Schritt auf die

Lösung. Machen Sie ein Plus- 5. Die viette S i n g war nicht nach Zeichen (D+«) für jedes sichere

»Ja« und ein Minuszeichen (H) für jedes eindeutige »Nein«. Soergeben sich im Dia- gramm neue (positive und negative) Informationen, die sich wiederum mit einem Plus- oder Minuszeichen markieren lassen. (Wenn Sie zum Beispiel wissen, dass X = y ist, und dann herausfinden, dass y nicht z ist, dann haben Sie die neue Infor- mation gewonnen, daax nicht z ist. Machen Sie also in das Feld xh ein Minuszeichen.)

Sämtliche gesuchten Anga- ben entstehen logisch »zwin- gend«. Sie brauchen also nicht zu probieren oder gar zu raten. Aber: Lesen Sie jeden einzelnen Hinweis genau. Tragen Sie bii- te in die Tabelle unten Ihre Ergebnisse ein.

Übrigens: Auch kluge Köpfe brauchen für dieses Rätsel durchaus 30 Minuten oder mehr.

- Die Sonder- ausgabe FM. Logik- Trainer 6106: 28 unterschied- lich schwere Aufgaben mit r ausgewihlten Lösungs-

DIE LOSUNG FINDEN SIE AUF SEIT Sandini scan

Page 68: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

SCHEPPACHS KOSMOS ;- N

Denn der >d

sterb d n etwa 274 Million

iERNE geboren. uch besteht keine GI Überbevölkerung«,

enauso viele =onnen edenT j

'. L Sm I tine 4a (1) hat sich am Endeiihd; Lebens zu einem »Roten Rie- . Sen« (2) aufaebläht. Der

IEN Unter unseren Fü en um lntimeter auf und ab. Auslöser sii

Mond, die den ' der Grund fü

Milchstraße - in

/

Hale-Bopp in jeder Sekunde 6 ) ediert, entspricht 10 mit Kohle eladenen Eisenbahn-Waggons

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Page 69: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

IM WELTALL m m B

Y .... dreht sich i ... s&&t die 1977 gestartete Ji7- LD im Kugelstern 3% ab0 ~ilometer-tiefer haufen TL.„~ 5 genau Milliarden Kilometern da 61 862 480iMal. Pulsare sind antfernle Raumfahrzeug. schnelLrgOerende Sterne bereits verlasser -ndet mit e iwm starken Maqnetfeld, das elektrisch geladene Teil- . chen in den Raum katapultiei ,.. wandelt dic „„, . -.dadurch entsteht Radio- Milliarden Tonnen styahlung. die wir auf der Erde . Helium

'

hpfangen können ... hebt und senkt si fläche der HIWE rund 2991 um Dutzende von Kilometen

... legt di ASA-Sa'tellit rCASSIC. i O O 000 Kilometer zurück. 1977 wurde die Sonde Richtung Saturn geschickt -' Diese E%wegurt@wt riind so unter der Saturnmonds Encela U

hat sie Hinweise auf g wasserspeiende Geysire r - entdeckt ... legt die ERDE auf ihrem

Weg um die Sonne 2 592 000 Kilcnieter zurPrc

... fliegt der MOWD 88 000 Kilometerwm die Erde - in einer mittleren Entfernung von 184 397 Kilometern

... fällt auf den Planeten SO viel Sonnenlicht wie aui

C

Erde in einer Minute. Folge: Hier ist es bitterkalt - bis zu minus

I . 230 Grad Celsius. Hauptgrund: Pluto ist im Mittel 5946 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt - die Erde »nur(( 149,6 Millionen

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Page 70: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

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Page 71: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

WM total digital Wozu noch ins ~tadion?

Neue Techniken bringen das ultimative Fußballerlebnis ins Wohnzimmer

Stellen Sie sich vor, Sie erleben jedes Ballduell hautnah und super- ein Gerät auch zehnmal so viel auszugeben. zudem braucht man scharf - bis zur einzelnen Schweißperle a-der Stirn Ihres Lieblings- auch einen neuen HD-Receiver, also ein Gerät, um die HDW-Sig- spielen. Entscheidende Situationen werden Sie nie wieder verpas- nale zu empfangen und zu verarbeiten. Wer alle 64 WM-Spiele '

Sen. Und wenn Ballack & Co nichts zustande bringen, führen Sie im HDN-Format sehen will, muss außerdem deri Bezahl-W-Sender selbst Deutschland zum WM-Titel - auf Ihrem Computer. »Premiere« abonnieren. Dabei werden zuGtzlich zu den normalen Anpfiff zur Weltmeisterschaft im Wohnzimmer: Neue Techniken - Abo-Gebühren für den Sportkanal 14.90 Euro pro Monat

.. . von -hochauflösendem HDTV-Fernsehen bis zu realistischen Com- fällig. - . . . .

putersimulationen - verschaffen uns ein völlig neues Fußball-Er- AuchwernichtdenganzenTagvordem ~er~sehersitzenwill, braucht lebnis. Das Allerxhönste: Wir sitzen dabei bequem auf unserer keine spannende Szene mehr zu versäumen: Wer ein Spiel nicht Couch! . - . - . - . verfolgen konnte,' der kann sich jetzt die' aufre- Wer WM-Ballzaubereien in höchster Bildqualität gendsten Momenteautomatixh im PC aufzeichnen bestaunen möchte, deriieigt zur Weltmeisterschaft - I lassen - mit »Magie Sports2.0« vom SoftGdareHer- ins hochaufltisende Fernsehen HDTV (High Defini- steller »Cyberlin.k« (ca. 100 Euro). Ob .Tore, rüde tion Television) ein. HDW ist ein wettweiter digrta- Fouls oder rote Karten - das Programm analysiert ler W-Standard, mit dem wesentlich schärfere Kon- alle »Auf-ger« anhand des veränderten Lautstäri

- - turen, brillantere Farben und eine ungeahnte Tie :y44!! kepegels (Pfeifkonzert bzw. Zuschauerjubel). fenxhärfe erreicht werden; im'vergleich zum her- E- .. .

kömmlichen Fernsehen hat HDTV eine bis zu fünf- . . Wer auf den realen Anpfiff partout nicht warten mal so hohe Auflösung. . . Nationalspieler Lukas will, kann seine Traum~annschaft schon malvirtu-

, Um die% neue Fernsehwelt zu erleben, gibt es zwei '' .Podo!ski auf dem Coverdes - ell um den Titel kämpfen lassen. Mit dein neuen Möglichkeiten: den PC aufzurüsten oder ein neues F ~ ~ ~ a $ ~ P ~ d ~ Videospiel rFlFA Fußball-Weltmeistendiaft 2006n W-Gerät zu kaufen. WM virtuell gewinnen zur WM können Sie aus 127:Nationalmannxhaften Der Windows-PC lässt sich mit entsprechenden Fernsehkarten HDW-kompatibel machen. Man empfängt freie HDN-Programme wie »Pro 7 HD« und »Sat.l HD« und kann sie auf der Festplatte aufzeichnen. Mit dem Programm »EyeW 2.1 « von Elgato (79 Euro) kann man jetzt auch auf allen neuen Mac- Rechnern mit dem Intel-CoreDu~Prozewor HDN-Fernghpro- gramme empfangen und aufzeichnen. Der Grund, sich ein neues Gerät anzuschaffen: Nur Plasma- und LCD-Geräte, also die so genannten Flachbild-Fernseher, werden in Deutschland HDW-fähig ausgestattet. Ab 1000 Euro aufwärts kann man in der Flachbild-Liga mitspielen, wobei .es kein Problem ist, fur

Teams bilden, die gegeneinander antreten. Ob Bal- lack oder Beckham: Die Kicker bewegen sich exakt wie ihre tealen Vorbilder und sehen auch genauso aus. Individuelle Tricks und Spiel- stile werden absolut authentisch wiedergegeben, das venpficht zumindest der Hersteller. Dieses Videospiel von Electronic Arts ist nur eine Facette des newe sten »WM-Couch-Potato«-Trends: E-Sport. Man kann ihn allein am PC betreiben oder online gegen weltweite Konkurrenz antreten. Einziges Manko des FIFA-Spiels »WM 2006«: Im Tor der (vorab aus- ge1osten)deutxhen Nationalelf stehtoliver Kahn. Jens Lehmann sitzt lediglich auf der Bank.

Brillante Farben, satter Sound: HDW- Equipment für die WM 2006

Ii = -- I n - - - - - -

I - - - - - -

HD-tauclii~li: *llbilder in UV~-U- uquiiy~l Bi,n @ I & - bester Q w l i Sonys Bravia-S- auflösenden Femsehstandard

LCD-Fernseher haben zudem - via ~~ret&reu.-~afür sorgt Lautsprecher und Digitahrerstär- der Digitalreceiver Humax PR-

ker. Supenound garantiert! HD1Oüü. Er ist ein nonier auf Das 40-Zoll-Modell dem HDEmpfangsgerätemarkt.

KDL-26S2020 kostet 2699 Euro Das Gerät kostet um 380 E u o

I Echtes M n - immer bescheren HDTV-taug- liche Projektoren. Der Samsung SP-H7W wirkt am besten in einem gro6en Raum. Nötig ist

auch ehe große Geldbörse. Der Beamer kostet 3999 Euro

PU

Bilder in HDW ak L- -

-zumindest auf großen Displays. Das Pbsma-Gerät PS-42P5H von SanWing mit einer Bildxhinn- d i e wni 106 Zen€hetem

kostet 3999 Ewo

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Page 72: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

SPmX MIT EMOTION Heute steuert man Compu~. spiele p k Joystick. Morgen trägt man einen Handxhul Gefühle überträgt - -

DAS ÄRGERNIS

I Warum müssen wir nervige Klingeltöne ertragen? I Ob in der Bahn, im Kino, im Restaurant oder in Kirchen: Überall fiept, piept und plärrt es aus Mantel- und Hosentaschen. Deutschland is t besessen von Klingeltönen. Und jeder will auch noch seinen ganz persönlichen Sound. Muss jeder sein neues Lieblingslied unbedingt als neuen Klingelten haben? Es ist zurn Hirn- erweichen. Da sitzt man in der Bahn und wird mangsbeschallt mit den schrecklichsten Akus- tik-Schnipseln aus den Handys seiner Mitrei- senden. Stille im offentlichen Raum wird zurn immer größeren Privileg. Sollte die GEMA Gebühren für Klingeltöne vertausendfachen, um der Belästigung ein Ende zu machen? Oder gründet man am besten gleich eine Initiative zur Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes zum Verbot von Audio-Mull? Zumindest eine pragmatische Lösung für Han- dylärm-Opfer gibt es bereits: Man kauft sich Iärmreduzierende Kopfhörer wie z. E i »Quiet- Comfort 2« vom Hersteller Bose. Solche Kopf- hörer identifizieren und reduzieren automa- tisch unerwunschten Lärm, während sie ge-

wünschte Musik und Sprache in originalge- treuer Klangqualität wiedergeben. Dieses ))pure« Hörvergnügen hat allerdings seinen Preis: 448 Euro. Künftig könnten »stille« Handys der Klingel-

weise ein Mobiltelefon, das an der amerikani- sdien Carnegie-Mellon-Universität entwickelt wurde. Dessen Klingeltonstärke passt sich automatisch an die Umgebung an - in der Sti l- le einer Kirche etwa schaltet es sich automa- tisch stumm. Ein stummes Handy gar hat der japanische Mobilfunknetzbetreiber N i l Docomo vorge- stellt. Der Prototyp erlaubt völlig lautloses Telefonieren. Man spricht tonlos in das Gerät, indem man nur die Lippen bewegt. Sensoren erfassen die Mundbewegungen und überset- zen sie wahlweise in die künstliche Sprache einer Computerstimme oder in eine SMS- Nachricht. Kleine Sensoren, die an Kinn und Adamsapfel kleben, registrieren Nervensigna- le von Zunge, Hals und Stimmbändern. Diese so genannten ))subvokalen« Zeichen senden sie an einen Prozessor, der sie in Worte umsetzt. Auf körperliche Züchtigung setzt dagegen die US-Firma Ideo.com: Sie hat das Handy »SoMol « vorgestellt, das Stromstöße austeilt. sobald man zu laut in den Hörer spricht.

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Page 73: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

Jeder sein eigener Sender . .

Larissa Vassilian aus München - erzählt lustigeGeschichten aus ihrem

Alltag. Sie sei 30 Jahre alt und könne trotzdem keine Fixhstäbchen braten. Auf ihrem heimischen Computer pro- duziert sie mit sanfter Stimme täglich

- den Dreiminüter »Schlaflos in Mün- .

chenx, eine Radiosendung für den : - MPEPlayer. Aus den anfänglich mehre-

re hundert Hörern sind inzwischen mehrere tausend geworden. Sie kennen I die Journalistin eher unter ihrem Pseu-

1 donym: Annik Rubens. VeleFans hat . . .

- mittlerweile auch die Sendung »Wann- -

1 - hoffs wunderbare Welt der Wissen- - -

. schaft«, in der der Wissenschafisjourna- I list Thomas Wannhoff jeden Sonntag aktuelle Wissenschafts-Nachrichten auf

1 - unterhaltsame Weise erklärt, auch mal I - . 1 abseits der Mainstream-Berichterstat-

tung. Was haben Larissa Vassilian und Tho- mas Wannhoff gemeinsam?' Sie'ipod- tasten«. Das hört sichzuriächst schr,ecklich technisch an. Doch ein Pod-

. -Cast ist nichts anderes als »ein neues Radioformat für jedermann, das Spaß macht, keinen ~onventionen unterliegt und Vielfalt bietet«, erklärt Podcast-Pio- nier Wannhoff. Die.Bezeichnung »Pod- Cast« leitet sich aus dem englischen Wort für Radiosendung (»broadcast«)

: und dem ~amen von~pples populärem -MP3-Player iPod ab. Erst vor

. knapp zwei Jahren gingen die ersten Podcasts auf Sendung, doch seither hat sichweltweit eine schnell Wachsende Fangemeinde entwickelt. Der noch jun- ge Trend, Audi6-InhalWaus dem Inter- net zu abonnieren und zum Mitneh- men auf den MPEPlayer herunterzula- den, findet täglich mehr Anhänger. Rund 1500 deutschsprachige Podcasts gibt es derzeit, vor einem halben Jahr waren es gerade einmal 1 50. Beim Podcasting werden normale Men- schen, die eigentlich nichts mit dem Medium Radio zu tun haben, zu Pro-

- grammchefs. Meist handelt es sich wie bei Annik Rubens oder Thomas Wann- hoff um private Sendungen, die sie kostenlos ins Netz stellen. Die Verfasser

. .

erzählen Geschichten, dieso unter- schiedlich sind wie ihre Lebensweisen. Die einen lesen philosophische Texte. ,

.. . vor, die anderen reden über Politik, Mode und natürlich Musik. Aber auch der von Wissenschaftlern der NASA ins Netz gestellte Scienc&NASA-Podcast . . .

z. B: hat sich binnen drei Monaten zu- - . einem Renner entwickelt: mehr als - .

360 000 Mal wurde von den Hörern darauf zugegriffen. »Dank dieser inn& vativen Technologien«, sagt Ron Koaor. Leiter von ScienceaNASA am Marshall . Space . Flight Center in Huntsville, Alaba- ma, »schalten sich mehr Leute als

- . jemals zuvor ein in die faszinierende weit der NASA-Forschungen.« - . -

INiERNEFADRESSEN: www.podcast.de Wie man einen Podcast produziert

audacity.sourceforge.net Dieses Soundbearbeitungsprogramm lässt sich kostenlos aus dem lnternet herunterladen

www.podcast-studio.net Komplett-Programm zum eigenständi- gen Produzieren und Bearbeiten von Podcasts (Preis: 17.95 Euro) -

www.apple.corn/de/ilife GarageBand zeichnet Sendungen inklu- sive Musik und Trailer auf (Preis:79 Euro)

, - L L ; ; p T - *..*..,,- . , . . . - - - . . . - . r-'--. -..- -es..+ r - - - - - - - - - - - - - - - .-- - - - < L - * - . . . i - . l . . , T T -: :. . - - . . . . r

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Page 74: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

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Page 75: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

i eigentlich ausreichend, wenn i ab einem bestimmten Erre- DER LESERBRIEF DES M O N A T S

Besonderes Feeling Zum Bericht ~Papier ade- wir lesen elektronischer in PM. 4/06: Ich glaube trotz aller technischen Machbarkeit nicht an den Siegeszug der elektronischen Zeitung. Zum Zei- tungilesen gern ein besonderes Feeling, wie zum Bei- spiel das.typisctre Knistermdes Papiers beim Aufschlagen und Umblättern. Da eine Zeitung nur ein paar Cent kostet, kann man sie getrost verschenken oder liegen las- sen, als Jausen-Unterlage oder kurzfristigen RegenSchutz verwenden, sie zusammenrollen, um damit Fliegen zu erxhten, dder im NotfalbGeschenke einpacken. All die- se Ntaglichkeiten, i3iWet das E-Bwk nicht. KIaw Pöckl-Achleitner, Zelt am Moos

Zu viel überflüssige Energie Zum Bericht »Und es bewegt sich doch - oder?a in RM. 4/06: Man stelle sich vor, ein Perpe- tuum mobile zu bauen wäre tatsächlich möglich. Wunder- bar. Die Folgen und Auswir- kungen dieser Erfindung bedenkt dabei aber anschei- nend niemand: Könnte Energie aus dem Nichts gewonnen wer- den, stünden nach kürzester Zeit in jeder größeren Stadt Per- petua mobilia, um die Bevölke- rung mit kostenloser Energie zu versorgen. Dadurch würde sich im Laufe der Zeit ein abnormal großer Energiebestand auf der

i gungsniveau die Ejakulation 1 : ohne zusätzliches Hochgefühl 1 ausgelöst wurde.

Jens Hofmann, Hildesheim

Meine Herren, für diese The- i matik i s t die Frau besser prä- : destiniert, Kommentare abzu-

L ; ' geben! Frauen lieben das stille t Bauen. Ihre Liebe is t ganzheit- i lich. Sie zerreden Intimitäten

Erde bilden. Um einer solcher Zukunft zu entgehen, haben wir zwei Möglichkeiten: Ent- weder wir erfinden dann eine weitere Maschine, um die über- flüssige Energie wieder aus- zulöschen, oder aber wir erfin- den ein Perpetuum mobile erst gar nicht. Wobei die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher ist. Otto Dobretsberger, per E-Mail

Männliche Sichtweise Zum Bericht .Wozu brauchen Frauen einen Orgasmusb in P.M. 4/06: Meiner Meinung nach wurde der weibliche Orgasmus immer von Männern und so natürlich

i nicht. Machen Sie es sich nicht DerVWksmuirsww- so leicht. Der Orgasmus sollte dcsMoMa;cwhaltdb- i nicht nur von biologischer Sei- nRM.-" - '* - \ te, sondern vielmehr von psy- b s i u n i a d s o f t ~ i chologischer Seite beleuchtet

ausschließlich aus mannlicher Sicht erforscht und beobachtet. Er wurde zur Messlatte der männlichen Potenz, obwohl das aus meiner Sicht absoluter Humbug ist. Jeder Mensch ist für seinen Orgasmus selbst ver- antwortlich. Ein Mann kann sich also noch so abmühen. Er wird eine Rau niemals zum Orgasmus bringen, wenn diese sich aus Angst vor Kontroll- verlust nicht fallen lassen kann. Hans Georg van Herste, Bremerv6rde

Die Frage ließe sich erweitern: Wozu brauchen Männer einen Orgasmus? Es wäre doch

werden. DK Kathrin Hohl, per E-Mail

Ohne die Erfindung des Orgas- mus hätte die Evolution die Spezies Mensch schon längst wieder aufgegeben, da die Fortpflanzung stark zurückge- hen würde. Die Natur schafft keinen Luxus: Alles hat Sinn und Zweck. Hans von Atzingen, Spreitenbach

Hier diskutieren zwei Männer über die ureigensten Empfin- dungen von Frauen. Was soll das? wenn schon, dann bitte ich um einen ebenso wissenschaftli- chen Beitrag von zwei Wissen- schaftlerinnen, die über den Sinn und Unsinn des männli-

RCbOkem Bernd Lüdtke

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Page 76: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

chen Orgasmus diskutieren. ; immer mehr werdenden Pla- Dieser könnte ja schließlich ; neten, der in der Lage war, auch überflüssig sein. i Leben zu ermöglichen. Die- Monika Meindl-zinder, perE-Mai1 : se eindeutige Sonderstellung

i sollte doch mehr ins Auge

Kleinplanet fallen als ein neuer planet, i oder?

Zum Bericht .Das Geheimnis der ; Timur E-Mai neuen Planetenu in i? M. 4/06: Vielen Dank für Ihren ausführ- i lichen und schön bebilderten ; Lebensqualität Artikel! Etwas möchte ich noch i Zum Bericht »Werden wir unsterb- ergänzen: Sie schreiben, dass lich?~ in RM. 4/06 Pluto seinen Planetenstatus i Unser Sozialsystem schwächelt verlieren könnte. Dabei könn- ; schon, wenn ein paar hundert- te der Eindruck erweckt wer- ; tausend Menschen die »65« um den, dass der Unterschied i mehr als 10 Jahre überleben. zwischen Planet und Asteroid1 Eine deutliche Verlängerung Kleinplanet nur von der Größe i der durchschnittlichen Leben- abhängt. Ich glaube aber nicht, : erwartung würde also auch ein dass pluto je als Kleinplanet drastisches Umdenken in Wirt- eingestuft wird. Erstens wird : schaft und Sozialwesen voraus- er nämlich von drei Monden ! setzen -damit man auch etwas umkreist, und zweitens will davon hat, die »75a ZU überle- man seinem Entdecker be- i ben. stimmt nicht die Ehre aberken- ; Wolfgang Dwonak, per E-Mail nen, einen Planeten entdeckt i zu haben. i Nur noch Glühwein Gerd Gühne, per E-Mail i Zum Bericht .Dem Wein wird es

i zu warm<r in RM. 4/06: Meiner Meinung nach ist unse- i Leider muss ich Sie enttauschen, re Stellung im Universum durch i wenn Sie auf einen fruchtigen

; den Fund eines neuen Him- i Rotwein aus Rügen hoffen. melskörpers keineswegs be- ! Auch die Klimaerwärmung rührt. Ob nun Planet, Planeto- wird das nicht ermöglichen -

; id, MeteoroderMeteorit,jeder i ganz im Gegenteil! Sie wird : neuer Fund eines interstellaren , Europa und besonders Deutsch- I Objektes zeigt doch eher das i land den Wein nehmen. Durch

Gegenteil auf: Unsere Erde ist die erhöhten Temperaturen : anscheinend der einzige unter i wird mehr Eis in Grönland und !

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Kreuzworträtsel in RM. 5/06 MADEWBIRMANENWBANN UWOSMANEW.IRAKERWE L A U T . T R E I B E I S W N E U N TER.CHIPWWLEER.AFN I SOLAW M H E L A U S..OPA GOAmWN .NATUR

1 UWRANG

M E N T A L MULL.. ALTEWE MNmMUS NKRHMS l T H A K A S E I TE. WEEWWB A.ER I K TRUGmR R U B I N . B L M L I E DRWOEL BEGAS. E I S . 1 0 W I O N E N ..WIDDER..RAABEW.U BORNWEMITTENT .R IND ARWFENEK..INES.NEE RAVEL.RECIFE.WASTL TWAKTEI.UNE.EFFETW HERTZWTETANUSWALOE

der Arktis abschmelzen. Das Arktiswasser wird sich dem Golfstrom entgegenstellen. Und wenn die »Wärmepumpe Europas* ausfällt, gibt es auf unseren Breitengraden gerade mal Glühwein. Johannes Ewin, per E-Mail

Erschreckend Zum Bericht >Mit Gott gegen die Evolution« in i? M. 5/06: Dieser Bericht ist in erster Linie eines: erschreckend! Es drängt sich die Frage auf, ob wir in Deutschland einfach zu aufge- klärt sind, um an so etwas zu glauben, oder vielleicht nur zu desinteressiert? Wie kann es sein, dass sich die (selbster-

Kreuzworträtsel in f?M. 4106 Datbaingwui hicBf&huch. Der vergrößerte Bildausschnitt befand sich auf Seite 50.

Die Fernseher haben gewonnen: Susanne Fanslau, Norderstedt; Thomas Gloe-Anheißer, Wiesbaden; Karola Schmer, Karlsnihe.

Logik-Trainer von Seite 92

nannte) Leitkultur USA auf einen derartig unsinnigen Weg einlässt, ohne dass es einen Auf- schrei unserer Wertegemein- Schaft gibt? Ich denke, es ist an uns »alten« Europäern, solchem Vorgehen lautstark Einhalt zu gebieten auf allen Kanälen, die diese Medienlandschaft zu bieten hat. Dies ist auch eine Aufgabe unserer Regierungen, die für Bildung und Wissen im Land Verantwortung tragen. Und hoffentlich auch ein Anreiz für Magazine wie P.M., derartige Berichte weiter zu veröffentli- chen, vielleicht auch mal in den USA selbst? , Bj6rn Schaefer, per E-Mail

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612006 P.M. 105 Sandini scan

Page 77: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

wirneri ur i u r i vuiiuiriii>uiry e h , nriiiivvaycii>

auf die Reifen: das Fünffache der Erdanziehung. - .

Autoreifen, Kondome. Brückenlager, Bungee-Seile. Tennisbälle: i I I Gummi ist überall. Damit er den unterschiedlichsten Ansprüchen

gerecht wird. produzieren Experten das elastische Material in unzähligen Mixturen - und jede ist »top secret«. Doch bevor der

Gummi seinen Siegeszug um die Welt antreten konnte, mussten Hunderttausende sterben VON MICHAEL KNEISSLER

enn Michael Schumacher seinen Formel-I -Ferrari

W W aus der Poleposition be- schleunigt, beginnt ein extremer Belas- tungsstress für Mensch und Maschine. Fast konstant wirkt während des bis zu zwei Stunden dauernden Rennens mindestens die doppelte Schwerkraft (2 g) auf den Körper des Fahrers und das Rennauto - bei Vollbremsungen sogar 5 g. Das bedeutet: Michael Schu- machers Körpergewicht verfünffacht sich; statt 75 wiegt er dann 375 Kilo- gramm. Dabei können schon mal Trä- nen aus den Drüsen gedrückt werden und am Visier zerspritzen. Das 600- Kilogramm-Auto wird bei 5 g zum Drei- tonner. Zu einer solchen Spitzenbelas- tung kommt es, wenn der Bolide in 1.9

Sekunden von 200 auf 0 kmlh bremst. Die Laufflächen der Vorderreifen drü- cken dabei mit je 2.5 Tonnen auf den Asphalt.

Auch bei freier Fahrt leisten Renn- pneus Schwerstarbeit, wenn sie die unglaubliche Kraft der 800-PS-Moto- ren auf die Piste bringen. Um die Ener- gien, die auf sie wirken, zu bändigen, sind die hinteren (Antriebs-) Räderfast einen halben Meter breit. Ohne Schlupf sollen sie dafür sorgen, dass die Ge- schosse nach dem Start innerhalb von 2.6 Sekunden die 100-kmlh-Marke erreichen. Nach weiteren 2,4 Sekun- den steht die Tachonadel bereits auf 200, und auf manchen Rennkursen ist erst bei 350 kmlh Schluss. Bei diesem Tempo entsteht durch die Spoiler ein

Anpressdruck von 1,6 Tonnen auf die Lauffläche der Räder - damit könnte ein Formel-I-Auto problemlos kopf- über an der Decke fahren, ohne abzu- stürzen. In Kurven wirken durch die Fliehkraft über 3,2 Tonnen auf die Rei- fenflanken.

Es gibt nur ein Material, das die enormen Anforderungen an Formel- l-Reifen erfüllt: Gummi - eine hoch- elastische, leicht klebrige, durch Indus- trieruß schwarz gefärbte Masse, her- gestellt aus Naturkautschuk. Ungefähr 79 Prozent eines Reifens bestehen aus Gummi, der Rest sind Stahlfäden (18 Prozent) und Textilgewebe (3 Prozent) zur Stabilisierung. Bis zu 30 verschie- dene Kautschuksorten werden für einen Formel-I-Reifen nach streng

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Page 78: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

Millimeter dick ist die Gummihaut eines Kondoms. Sie entsteht

der in vulkani- A sierte Latexmilch getaucht wird B

1877 wurden in Europa die ersten Fischer- stiefel aus Gummi '

hergestellt Man zog sie direkt über den Sbumpf, während Arbeitsstiefel über . dem Schuh getragen wurden

geheimen Rezepturen gemischt. Mi- chelin lässt seine Produktionshalle für Rennreifen vom französischen Ge- heimdienst schützen, um Industrie- spionage zu verhindern. Ein normaler Autoreifen besteht nur aus zwölf Sor- ten Kautschuk, aber auch deren Ver- arbeitung wird in den Herstellerfirmen als Verschlusssache behandelt.

Ziel der heimlichen Gummimischer ist es, den perfekten Reifen zu ent- wickeln. Und das ist nicht leicht. Einer- seits muss er so hart und stabil sein, dass er nicht schon bei der ersten Voll- bremsung zerfetzt Andererseits soll er so weich und flexibel sein, dass er Bodenunebenheiten ausgleicht und

sich mithilfe der »Van-der- . Waals-Kraft« gewissermassen an der Fahrbahn festsaugt- indem sich \ Moleküle des Asphalts und des Reifens für Sekundenbruchteile elektrosta- tisch miteinander verbinden und so für »Grip« sorgen. ze aus, um regelrecht am Asphalt zu

Beide Vorgaben sind physikalisch im kleben. Dadurch verlieren sie bei einem Grunde unvereinbar, deshalb ist jeder Grand-Prix-Rennq schon nach der hal- Reifen ein Kompromiss aus Haltbarkeit ben Strecke (etwa 1 M Kilometer) übe^ und Bodenhaftung. Je besser sich die ein Pfund Lauffläche - und müssen aus- nur wenige Quadratzentimeter grd3e getauscht werden. »Latschfläche« (der Bereich des Reifens, Am besten ist der Grip bei Formel-l- der Bodenkontakt hat) mit dem Unter- Trockenreifen übrigens, wenn sie eine grund vetzahnt desto weniger haltbar Temperatur von 70 bis 95 Grad Celcius ist der Pneu. Die supeweichen Formel- haben, deshalb werden sie vor dem I-Trockenreifen dünsten zusätzlich Har- Rennen mit Heizdecken aufgewärmt.

Regenreifen dagegen fahren am besten bei 40 bis 45 Grad. Ist die Temperatur zu niedrig, Iässt der Grip nach; ist die Temperatur zu hoch, bildet der Reifen Blasen und löst sich in seine Bestand- teile auf.

Kein Wunder also, dass die Industrie bei der Suche nach dem perfekten Rei- fen einen enormen Aufwand treiben muss. Aber auch die Herstellung aller anderen Gummiprodukte erfordert großes technisches Know-how. Kon- dome, Bungee-Seile, federnde Lager

. für tonnenschwere Autobahnbrücken, Druckwalzen für Offset-Maschinen, Tennisbälle oder Gummizüge für die Unterhose - jedes Mal sind andere Gummi-Mixturen notwendig.

Die Basis aller Mischungen ist Kaut- schuk. Neun Millionen Tonnen davon werden jährlich ausder Milch des Gum- mibaums (Havea brasiliensis) gewon- nen. Der Baum wächst ausschließlich im so genannten Kautschuk-Gürtel,

i;

Qi Zum Anhören unter: www.pm-magarin.delaudio 61.2006 P.M. 107 Sandini scan

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Latex sammelt ein Arbeiter pro Tag. Die m Technik ist alt: Man ritzt die Rinde des

b ! Gummibaums ein und ..

.-' lässt die austretende

kurbeite dieEmndungdes

L u f b e i die Kaut- xhuk-lrladrfage an. Ein Heer von ausge- beuteten Arbeitern

machte eine Minder- heii von Händlern

steinreich (Foto: Kaut- schukplantage in

Belgisch-Kongo, 1899)

einem Streifen von 1500 Kilometern bei- derseits des Äquators. Fniher war Brasili- en das wichtigste Kautschuk-Land, heute ist es Thailand mit drei Millionen Tonnen Kautschuk im Jahr. Brasilien produziert nur noch gut 100 ooo Tonnen. Der Grund: Der Boden im Amazonas-Gebiet ist nicht fruchtbar genug, um Gummibaum-Plan- tagen anzulegen. Hier wächst der Baum lediglich verstreut irn Urwald - das macht das Ernten des Saftes unverhälmismäßig teuer.

NEBEN NEUN MILLIONEN Tonnen Natur- weii3en Milch des Gummibaumsj auch kautschuk produziert diechemische Indus- »Latex« genannt - abgeleitet vom spani- trie weltweit jährlich zwölf MillionenTon- schen Wort ~lechea (Milch). Der Baum nen Synthese-Kautschuk aus Erdöl. Nach wird bis zu 20 Meter hoch und kann ange- der Erfindung des künstlichen Kautschuks zapft werden, sobald er etwa sieben Jahre 1910 in Leverkusen dachte man eine Zeit alt ist. Zum Anzapfen schneidet man täg- lang, das Kunstprodukt könne das Natur- lich die Rinde mit einem scharfen Messer produkt komplett ersetzen. Erst nach und ein, dann tropfen innerhalb von drei Stun- nach erkannte man, dass Naturkautschuk den etwa 30 Milliliter Latex in einen Auf- viel bessere Allround-Eigenschaften hat - fangbehälter. Nach spätestens 30 Jahren ist die zum Beispiel bei Autoreifen oder Kon- der Baumverbraucht, dann hat er über 300 domen unverzichtbar sind. Synthese-Kaut- Liter Latex abgegeben. schuk dagegen eignet sich dann besser, Die Milch enthält bis zu 40 Prozent wenn ganz bestimmte technische Anfor- Kautschuk -eine Bezeichnung, die auf die demngen an die Gummirnischung gestellt Indianersprache zurückgeht: ~ C a o Ochua werden -zum Beispiel hohe Kälteresistenz - »Baum der Tränen«. Kautschuk ist ein oder Hiaebeständigkeit. Für solche An- klebriges und stinkendes Material, das aus wendungen können die Chemiker zwar besonders langkettigen und damit fle- spezielle Kunstkautschuke xiblen Kohlenwasserstoff- designen - sie geraten molekülen besteht. Setzt dabei aber in die Abhän- man der Milch Ammoniak gigkeit von steigenden oder bestimmte Seifen zu, Ölpreisen. Synthetischer verhindert man ihre Gerin- Kautschuk ist teuer ge- nung - so lässt sie sich über worden - zurzeit kostet die Tonne schon fast so viel wie Naturkautschuk:

1 9 1 0 kam diese nReklamemarkeu von Con-

weite Strecken transpomeren. Aus diesem flüssigen Latex werden im Tauchverfahren beispielsweise Kondome oder OP-Hand- schuhe hergestellt.

MEIST WIRD JEDOCH Fest-Kautschuk ver- wendet. Um ihn zu gewinnen, mischt man Essigsäure in die Latexmilch: Dadurch wird sie sauer, und man kann die geron- nenen Kautschuk-Klümpchen abschöp- fen. Diese werden gewaschen, zu dünnen .Fellen« gewalzt und dann getrocknet. Entweder lässt man sie einfach ein paar Tage lang an der warmen Luft trocknen, dann entstehen .Air Dried Sheets* (ADS). Oder man hängt sie in die Räucherkam- mer, um ~Ribbed Smoked Sheets« (RSS) zu erhalten. Ihre Riffelung stammt von einer besonderen Walze und hat den Zweck, durch die kleinen Rillen die Ober- fläche des Fells zu vergrößern, damit es schneller trocknet.

ADS ist besonders rein und deshalb für Gummierzeugnisse zugelassen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, zum Beispiel Babysauger oder Milch- schläuche. RSS wird zur Reifenherstellung verwendet, weil es der Gummimischung die gewünschte ~Klebrigkeita und damit den Pneus eine gute Bodenhaftung ver- leiht. Aui3erdem ist das Material beson-

um die 1800 Euro. Hergestellt wird das

natürliche Rohmaterial des Gummis aus der C

tinental heraus: Sie machte Werbung für Schuhabsätze aus Gummi. Solche Marken wurden oft als Verschlüsse für Briefkuverts verwendet

Überall I 108 P.M. 612006 Sandini scan

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leichtester Renn-Reifen.

ders zugfest, zäh und widerstandsfähig zu lösen. Erst 1898,38 Jahre nach seinem gegen Risse. Tod, wurde die Firma »Goodyear Tue &

Rubber- von zwei deutschen Einwande- UM AUS KAUTSCHUK Gummi zu machen, rern gegründet und nach ihm benannt. wird der Masse Schwefel beigemischt. Heute ist Goodyears Verfahren als Vulka- Aber darauf musste man erst einmal kom- nisation bekamt: Mithilfe von Schwefel men! Wie so oft, half der Zufall. Der mehr- und Hitze wird Kautschuk zu einem dau- fach Pleite gegangene amerikanische Tüft- erhaft elastischen, formbeständigen Mate- ler Charles Goodyear hatte in den 183oer rial, das zudem noch wasserdicht, extrem Jahren im Schuldgefängnis einen Bericht zäh und unempfindlich gegen viele Che- über Kautschuk gelesen. Als er entlassen mikalien ist. Mit Goodyears Zufailsent- wurde, beschloss er, in dieser Branche sein deckung begann der Siegeszug des Gum- Glück zu versuchen. Er hantierte mit mis - und er sollte mit Hun- d e n mopiichen Materialien, die die

1- derttausenden von wurde: Die indianer tunkten Kleidung in

Klebrigkeit des Kautschuks verrin- ~enschenlekn die Milch und machten sie damit regen- gern und ihn vor dem Verfaulen bezahlt werden. dicht; und sie stellten unzerbrechliche Fla- bewahren sollten. Die angemischte Die Geschichte des schen her, indem sie einen Tonkrug in die Masse verstrich er dann mit einem breiten Messer aufTexdien, aus denen UTSCHUKmBARONE LEBTEN IM er wasserdichte Regenmäntel schnei- dem wollte.

Eines Abends, im Winter 1838, versuchte er es mit

- DIE LAiEXSAMMLER GINGEN )ER HARTEN ARBEIT ZUGRUNDE

Schwefel, den er der Kaut- schuk-Masse beimischte. Die gewinkten Stoffbahnen - 1 hänge er zu Hause in Philadelphia über dem Ofenherd zum Trocknen auf - und dabei kam ein Zipfel des Gewebes auf der heißen Herdplatte zum Liegen. Good- year versuchte, das angekokelte Stück abzureif3en - zu seinem Erstaunen dehnte es sich dabei elastisch in die Ladge und klebte kein bisschen mehc Und als er es über Nacht in die kalte Wmterluft vor der Haustür legte, um den Geruch von Ver- branntem loszuwerden, war es am näch- sten Morgen im Gegensatz zum Kaut- schuk überhaupt nicht spröde.

Goodyear hatte den Gummi erfunden, 1844 lies er sich seine Entdeckung unter der Nummer 3633 patentieren. Er ver- mochte es jedoch nicht, daraus Gewinn zu ziehen und seine finanziellen Probleme

DER GUMMI? DAS GUMMI? Das Wort Gummi gammt vom iigyptixhen »kami«. Im Alltag wer- den die männliche und die skhli- che Variante oft synonym verwen- det -aber es gibt eine klare Unter- scheidung. Aus Kautschuk her- gestellter Gummi ist männlich: der Gummi. Alle anderen Gummiarten, die mit Kautschuk nichs zu tun haben, sind sachlich: das Gummi - zum Beispiel das »Gummi arabi- cum«, ein Pflanzenschleim aus afrikanischen und australischen (Akazien, der unter anderem als Emulgator in der pharmazeuti- schen Industrie verwendet wird.

Gummis begann genau genommen schon vor mehr als

, 2000 Jahren. Die Indianer auf dem - südamerikanischen Kontinent waren die Ersten, die die Eigenschaften des Kaut- schuks erkannten und ihn sich nutzbar machten. Sie stellten daraus Spielbälle her, und vor Wanderungen durch dornige Urwaldregionen tauchten sie ihre Füße in L a t d c h - sonnengetrocknet ergab das passgenaue Galoschen.

CHRlSTOPH KOLUMBUS war der erste WeiGe, der mit Kautschuk in Berührung kam. Als er Ende des 15. Jahrhunderts Südamerika entdeckte, wurde er Zeuge, was die einheimische Bevöikerung damit bewerkstelligen konnte. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts berichteten mehrere Ent- deckungsreisende aus Südamerika, wie Latex gewonnen und wozu es vqwendet

Latexrnilch tauchten, die Schicht trocknen ließen und den Tonkrug anschlief3end zer- schlugen.

Erst zu Begi i des 19. Jahrhunderts begannen die Europäer, Kautschuk in größeren Mengen nach Europa zu impor- tieren. Kautschuk-Fabriken walzten die Klumpen aus dem Urwald zu dünnen Schichten, aus denen sich Regenbeklei- dung und Gummistiefel herstellen li&n. Der große Boom aber begann erst nach Goodyears Entdeckung des Gummis und der Erfindung des Luftreifens im Jahr 1880. Plötzlich schneiiten mit der Nach- frage die Preise in die Höhe - und das bra- silianische Dorf Manaus am Amazonas explodierte um 1890 zu einer Weltmetro- pole, in der mit Kautschuk das gro& Geld gemacht wurde. Die Händler bauten sich schlossähnliche Villen, bestellten in Eure pa elektrische Strahbahen für den Nah-

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1, Die wichtigan autrdruk-Länder liegen beiderseits des kuators. FNher war Brasilien der gößte Hersteller. heute ist es ihailand - gefolgt von China, Indoriesiin, Malaysia, Vietnam, Indien, Elfenbeinküste und Nigeria

9 M i l l i ~ n e n ~ ~ - ~ ~ - verkehr und errichteten sogar ein mons- lichen klimatischen Bedingungen. Allein kaufxhuk:diwdhnrefteJah n.

üer Rohstoff di Mikh des G= tröses Opernhaus, das ~Teatro Amazo- zwischen 1900 und 1910 verloren nach (,,I, wie aber übel. nas«. Typisch neureich, liebten sie es, mit Schätzungen von Historikern eine Milli- Im Hintergrund eine ~wtxhuk~hntage einer dicken Zigarre im Mund fotogra- on Kautschuk-Sammler ihr Leben. Das fiert zu werden, die sie mit Geldscheinen war, so der englische Chemiker und Gum- Reifenindustrie auf. Der Rest wird unter anzündeten. Einer der Kautschuk-Barone mi-Experte John Loadrnan, »der südame- anderem für Kondome, Latexhandschuhe, lief3 einen Stall für seine Pferde bauen - rikanische Beitrag zur Industrialisierung AutoscheibenwischerundTennisbäiiever- der so imposant wurde, dass er selbst ein- der entwickelten Welt*. wendet - aber auch für Förderbänder in zog und die Tiere in seinem früheren der Industrie oder für flexible Lager unter Wohnhaus unterbrachte. ERST 191 0 sank der Kautschuk-Preis wie- den Fundamenten von Gebäuden in Erd-

Bezahlt wurde dieser Luxus mit dem der: Den Engländern war es gelungen, bebengebieten. Jedes Produkt erfordert Blut der Latexsammler, der ~Serin- 70 ooo Kautschuk-Samen aus Brasilien spezielle Verfahren. Kondome beispiels- gueirosw. Sie wurden von den Kautschuk- herauszuschmuggeln und damit Planta- weise, deren Name sich von dem engli- Baronen gnadenlos ausgebeutet. Von den gen in ihren südostasiatischen Kolonien schen Arzt Dr. Contom ableitet, werden Händlern bekamen sieNahrung, Kleidung anzulegen. Dem grogflächigen Anbau des aus vulkanisierter Latexrnilch hergestellt, und Waffen-zu völlig überhöhten Preisen, Gummibaums hatte Brasilien wegen sei- in welche Glaskolben in Penisform ge- sodass sich die armen Teufel bei ihren Her- ner wenig fruchtbaren Urwaldböden im taucht werden. 0,06 Millimeter dick haf- ren verschulden mussten. Und sie mussten Amazonas-Gebiet nichts entgegenzuset- tet die Milch auf der Form, wird getrock- sich verpflichten, ihre Schulden durch das Zen. Heute muss das Land jährlich net, mit einem Rollrand versehen, auf Sammeln von Kautschuk zurück- IOO ooo Tonnen Kautschuk aus Dichtheitgeprüft und verpackt. Die Anfor- zuzahlen. Natürlich wurde ihnw A Fernost importieren. derungen sind hoch: Jedes Kondom muss der Kautschuk zu lächerlicher Zwei Drittel der weltweiten um 650 Prozent dehnbar sein und darf Summen abgekauft - während Kautschuk-Produktion kauft die nicht einmal dann reißen, wenn auf jeden die Händler bizarre Gewinne machten. ~ e i ihrer harten Arbeit 1 E REZEPTUR FÜR RENNREIFEN Urwald starben die Seringueiros zu JON MmEUN: 50 GEHEIM, DASS Hunderttausenden an Hunger, Malaria, Parasitenerkrankungen und den unertriig- DER GEHEIMDIENST SIE SCHÜTZT

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0,12 mm dkkistdieGumtnC schKht für Operaüonshandschuhe. Sie sitzen wie eine zweite Haut und w ä h r e n dem Chirurgen vdle Bewegungsfieiheii

Quadratzentimeter eine Zugkraft von einer viertel Tonne wirkt.

Extrem siid auch die Anforderungen an Scheibenwische~ Die gerade mal 0,001

Millimeter dicke Kante soll mindestens I eine halbe Miüion W~schzyklen durchhal-

ten und dabei nicht nur Wasser, sondern auch Schmutz, Öl und zerquetschte Insek- ten von der Scheibe entfernen. Am Ende seines Lebens hat jedes Wischerblatt 900 Kilometer zurückgelegt und dabei die

1 Fläche von 60 FuBballfeldem sauber ge- I

halten.

t Geradezu harmios wirken dagegen die

Bedingungen, die ein Tennisball erfüllen soll. Die filzbezogene Gumrnikugel wiegt maximal 58,s Gramm und muss auch nach dem hundersten Aufschlag 13 5 bis 14s Zentimeter hoch von einem Beton-

2 5 Liter Luft muss ein Kondom verkraften, ohne zu platzen. Durch Aufblastests wird sichergestellt, dass der Gummischutz die geforderten 650 Prozent Dehnbarkeit wirklich erreicht

boden zurückspringen, wenn man sie aus 2,54 Meter Höhe fallen lässt. Bis zu sie- ben Zentimeter drückt sich der Ball ein, wenn er vom Schläger getroffen wird, muss dann aber unverzuglich wieder seine Aus- gangsform annehmen. Auch das geht nur mit natürlichem Gummi: Alle Versuche, Tennisbälle aus einem synthetischen

600 000 Tonnen Altreifen fallen jährlich allein in Deutschland an. Wissenschaftler suchen nach neuen Methoden, die Schrottpneus zu recyceln

Material herzustellen, sind gescheitert. Der Vorteil der langen Haltbarkeit ist

aber auch das Problem des Gummis: Wie wird man ihn wieder los, wenn er ausge- dient hat? Allein in Deutschland fallen jährlich 600 ooo Tonnen Altreifen an. Eini- ge davon finden als Laichplätze in Fisch- teichen und auf Austernbänken Verwen- dung- oder als Untergrund für eine Straße durch weiches Torfgelände. IOO ooo Ton- nen Reifen werden jedes Jahr rundemeu- ert noch einmal verwendet, und 270 ooo Tonnen werden als Energieträger in ' Zementwerken verheizt. Der groBe Rest geht in den Export, seit es in Deutschland verboten ist, Altreifen auf die Müllkippe zu werfen: Viele Autos in Afrika rollen auf abgefahrenen deutschen Reifen.

DIE NEUESTE RECYCLING-IDEE: den Alt- gummi mit flüssigem Stickstoff bei minus 80 Grad Celcius schockgefrieren. Dadurch wird er spröde wie Glas und kann in einer Schleudermühle zerbröselt werden. Aus den Krümeln stellen Speziaifirmen elasti- sche Bodenbeläge für Sporthallen und Kin- dergärten her Wirtschaftlich ist dieses Ver- fahren allerdings noch nicht. Deshalb suchen die Wissenschaftler weiter nach der optimalen Methode der Wiederverwer- tung eines Materials, das durch die stabi- le Verbindung von Kautschuk und Schwe- fel ein besonders »zähes Luder. ist. Aber das war ja beabsichtigt. *

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Page 83: P.M. Magazin 2006-06 - Opus Dei

via Fußball ist ein Spiel der Freiheit, der irn normalen Leben oder an der Börse. I Visionen und &fühle. Fußball macht

mich glücklich. Wenn ich auf ein Fdballfeld komme, und dort liegt ein Bali, dann will ich mit ihm spielen. Das Stadion ist ein Ort der Kreativität. CISAR LUIS M~tdott i , argentinischer Trainer (geb. 1938). Weltmeister 1978

0 0 n t i i NtTZER, deutscher Spieler (geb. 1944). U. a Real Madrid, Weltmeister 1974

Das Leben ist kein Wunschkonzert. ~&h&zuar Fußball K ~ l t u r - eeute' ist er Krieg. ~ ~ E R N H ~ R D MINETTI, A i . . , I i n i o o ~ !

g 3 2 ,"

I Menschen, deren Hen für den Fui3ball

fRA#Z B~CKCRRAUCR, deutscher Spieler (geb. 1945), U. a. Bayern München, Weltmeister 1974

Auch irn FußbaI1 geht ohne Arbeit nichts. schlägt, darf man nicht enttäuschen.

MArcio Amososo, brasilianisch-italienischer Fußballspieler (geb. 1974). U . a. AC Mailand

KARLMKIM FILOIM~?. deutscher Spieler und Trainer (geb. 1934), Mit dem Fußball ist es wie mit allen U. an I. FC Kaiserslautern anderen Dingen. Wenn er eines Tages

stirbt, dann ansiner Ernsthaftigkeit. was dem Amerikaner der TellemäXher, Das Spiel ist dazu da, der Wirklichkeit ist dem Europäer der Fiißball - das zu entfliehen. Wem der Fußball zu einer mythisch verklärte Forum für den Frage von Leben und Tod ausartet, dann aschenputtelbgen Aufstieg vom armen zerren wir ihn zurück in die Realität. Arbeiterkind zum reichen Weltstar. Das ist das Ende des Spiels. HORST-E~~RMARCI RIC~TRR, J01141 VALDAWO, deutscher Psychoanalytiker (geb. 1923) argentinischer Fußballspieler und Trainer

(geb. 1955), Weltmeister 1986

Fußball ist der Leitstem unserer Kultur, wenn Kultur bedeutet - worüber die meisten reden, worauf die meisten fiebern, was die meisten wichtig finden, in welcher sprachlichen Währung , die meisten miteinander verkehren. D i r r SCMUMCR, deutscher Journalist und Schriftsteller (geb. 1962)

Das ist das Schöne am FutSball - man bekommt gleich wieder eine Chance. Zeige mir einen zufriedenen Zweiten,

HUu8 S t i~ i i rS , und ich zeige dir den ewigen Verlierer.

niederländischer Fußballtrainer (geb HENNES WEISWEILER, 1953). U a. Schalke 04 deutscher Tralner (1919 - 1983). -

U a Borussia Mönchengladbach

Bei einem Fußballspiel verkompliuert sich alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft. JEAN-PAUL SARTRE,

französischer Philosoph

M i c n r i r D r r r r c r . (1 905 - 1980)

deutscher Spieler (geb. 1 1976). U. a. Bayern

Zuerst hatten wir kein Glück, Ich glaube, dass der Tabellenerste jederzeit und dann kam auch noch Pech den Spitzenreiter schlagen kann.

- -- BERTI VOOTS, deutscher Spieler und Trainer (geb 1946).

Weltmeister 1974, Nationaltrainer

Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand

LOTHAR MATTHAUS,

ANOREAS MOLLER, Spieler und Trainer (geb 1961)

deutscher Spieler (geb. 1967), U a Bayern Munchen, Weltmeister 1990

U a Schalke 04, Weltmeister 1990 I - Fußball spielt sich zwischen den Ohren ab. ~ 1 Zwei Chancen, ein Tor - das nenne ich Da war teilweise Brachland,

hlmdertprozentige Chancenauswertung. das neu bepflanzt werden musste. ILAND WOHLFAHRT, RAINER Bonnor,

OTro Scni deutscher Polit i l ._. und als Innenmini- Ster zuständig f ü r Sport (geb. 1932)

tUS3WIULI IAl t LUM SUMUNLLLN

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