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Poster P1 Integration von Palliative Care auf hämatologischen Stationen -Best practice Modell einer Universitätsklinik - Preisler M. 1 , Ahn J. 1 , Erdmann-Schneider P. 1 , Schleusener A. 1 , Özöncel O. 1 , Sandner J. 1 , Baldus C. 1 , Janz M. 1 , Mathas S. 1 , Pezzutto A. 1 , Letsch A. 1 1 Charité, Campus Benjamin Franklin, Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Berlin, Deutschland Fragestellung: Hämatologische Neoplasien sind Erkrankungen mit heterogenen Symptomen, Verläufen, Prognosen und Therapien. Die lange Beibehaltung kurativer Therapieziele erschwert oft die frühzeitige Integration von Palliative Care (PC)- Aspekten. Methodik: Eine selektive Literatur-, Ressourcen- und Strukturanalyse führte zur Erweiterung der wöchentlichen, multiprofessionellen Patientenbesprechungen (MPB) auf allen Stationen der Klinik für Hämatologie/ Onkologie. Teilnehmende Professionen: Pflegekräfte, Stationsärzte, Sozialdienst, Psychoonkologie, Physiotherapie, Patientenmanager, und neu zusätzlich Palliativmediziner, Seelsorge und b.B. Ernährungsberater, Wund-/Stomapflege, ambulanter Hospizdienst und Ehrenamtliche. Ergebnis: Es erfolgte ein stufenweiser Aufbau mit Einführung der Palliativ-Komplexbehandlung (PKB) nach OPS 8-982. Alle Patienten werden bzgl. ihrer multidimensionalen Bedürfnisse und der Indikation für PKB besprochen. Die Anwesenheit aller Berufsgruppen ermöglicht die multidimensionale Diskussion der Situation von Patienten und Angehörigen und ganzheitliche Behandlungskonzepte. Patienten mit fortgeschrittenem Krankheitsstadium und hohem PC-Bedarf, werden für die PKB identifiziert, gleichzeitig bietet sich eine Erweiterung der Perspektive auf die Symptom-Belastung von Patienten und Angehörigen mit nicht fortgeschrittener bzw. infauster Erkrankung. Einzelne Situationen ermöglichen Kurzinputs zu palliativen Gedanken, Kommunikationshilfen und neusten Studiendaten. Durch Workshops für die PKB- Verantwortlichen der Stationen, klinikinterne Fortbildungen für alle Mitarbeiter, Aufbau einer AG Supportive/ Palliative Care mit Qualitätszirkel sollen die bisherigen Maßnahmen erweitert und die Versorgungsqualität verbessert werden. Schlussfolgerung: Die integrierte Palliativversorgung in der Hämatologie erfordert viel Engagement, Fort- und Weiterbildung und einen Strukturwandel, der ein Umdenken und Diskussionen innerhalb der Kliniken und der Gesellschaft anstößt. P2 Leitliniengestützte Interventionsstudie zur Verbesserung von Entscheidungen zur Therapiebegrenzung (EPAL-Studie) Jaeger E. 1 , Mehlis K. 2 , Mumm F. 1 , Laryionava K. 2 , Hiddemann W. 1 , Winkler E.C. 2 , Heußner P. 1 1 Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik III, München, Deutschland, 2 Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Onkologie, Heidelberg, Deutschland Fragestellung: Entscheidungen zur Therapiebegrenzung bei Patienten mit infauster Prognose sind häufig mit klinischen, ethischen und psychologischen Konflikten verbunden und stellen somit eine Herausforderung für Patienten, Angehörige und das medizinische Team dar. Ziel der EPAL-Studie ist es, eine Leitlinie zur Therapiebegrenzung in einer Klinik für Hämatologie/Internistische Onkologie zu entwickeln und deren Auswirkungen auf die medizinische Praxis, Einbindung von Patienten in Therapieentscheidungen und Belastungen für Patienten und Professionelle (siehe Abstract Mehlis et al., 2016) in einem Vorher-Nachher-Design zu untersuchen. Methodik: Die Leitlinie wurde von 05/14-07/15 entwickelt. Mandatsträger aller Berufsgruppen der Med. Klinik III am Klinikum der Universität München waren in den Entwicklungsprozess der Leitlinie involviert. In 5 Konsensuskonferenzen mit allen Mandatsträgern wurde die Leitlinie diskutiert und von externen Experten anschließend kommentiert. Abschließend wurde die Leitlinie in einer finalen Konsensuskonferenz verabschiedet. Ergebnis: Die Leitlinie umfasst 20 Handlungsempfehlungen und 3 Statements sowie Definitionen und relevante rechtliche Aspekte in Bezug auf Therapiebegrenzungsentscheidungen, Kommunikationsstrategien, Dokumentation, ethische Konflikte und den Umgang mit Angehörigen. Die

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Poster P1 Integration von Palliative Care auf hämatologischen Stationen -Best practice Modell einer Universitätsklinik - Preisler M.

1, Ahn J.

1, Erdmann-Schneider P.

1, Schleusener A.

1, Özöncel O.

1, Sandner J.

1, Baldus C.

1,

Janz M.1, Mathas S.

1, Pezzutto A.

1, Letsch A.

1

1Charité, Campus Benjamin Franklin, Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Berlin,

Deutschland Fragestellung: Hämatologische Neoplasien sind Erkrankungen mit heterogenen Symptomen, Verläufen, Prognosen und Therapien. Die lange Beibehaltung kurativer Therapieziele erschwert oft die frühzeitige Integration von Palliative Care (PC)- Aspekten. Methodik: Eine selektive Literatur-, Ressourcen- und Strukturanalyse führte zur Erweiterung der wöchentlichen, multiprofessionellen Patientenbesprechungen (MPB) auf allen Stationen der Klinik für Hämatologie/ Onkologie. Teilnehmende Professionen: Pflegekräfte, Stationsärzte, Sozialdienst, Psychoonkologie, Physiotherapie, Patientenmanager, und neu zusätzlich Palliativmediziner, Seelsorge und b.B. Ernährungsberater, Wund-/Stomapflege, ambulanter Hospizdienst und Ehrenamtliche. Ergebnis: Es erfolgte ein stufenweiser Aufbau mit Einführung der Palliativ-Komplexbehandlung (PKB) nach OPS 8-982. Alle Patienten werden bzgl. ihrer multidimensionalen Bedürfnisse und der Indikation für PKB besprochen. Die Anwesenheit aller Berufsgruppen ermöglicht die multidimensionale Diskussion der Situation von Patienten und Angehörigen und ganzheitliche Behandlungskonzepte. Patienten mit fortgeschrittenem Krankheitsstadium und hohem PC-Bedarf, werden für die PKB identifiziert, gleichzeitig bietet sich eine Erweiterung der Perspektive auf die Symptom-Belastung von Patienten und Angehörigen mit nicht fortgeschrittener bzw. infauster Erkrankung. Einzelne Situationen ermöglichen Kurzinputs zu palliativen Gedanken, Kommunikationshilfen und neusten Studiendaten. Durch Workshops für die PKB- Verantwortlichen der Stationen, klinikinterne Fortbildungen für alle Mitarbeiter, Aufbau einer AG Supportive/ Palliative Care mit Qualitätszirkel sollen die bisherigen Maßnahmen erweitert und die Versorgungsqualität verbessert werden. Schlussfolgerung: Die integrierte Palliativversorgung in der Hämatologie erfordert viel Engagement, Fort- und Weiterbildung und einen Strukturwandel, der ein Umdenken und Diskussionen innerhalb der Kliniken und der Gesellschaft anstößt.

P2 Leitliniengestützte Interventionsstudie zur Verbesserung von Entscheidungen zur Therapiebegrenzung (EPAL-Studie) Jaeger E.

1, Mehlis K.

2, Mumm F.

1, Laryionava K.

2, Hiddemann W.

1, Winkler E.C.

2, Heußner P.

1

1Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik III, München, Deutschland,

2Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische

Onkologie, Heidelberg, Deutschland Fragestellung: Entscheidungen zur Therapiebegrenzung bei Patienten mit infauster Prognose sind häufig mit klinischen, ethischen und psychologischen Konflikten verbunden und stellen somit eine Herausforderung für Patienten, Angehörige und das medizinische Team dar. Ziel der EPAL-Studie ist es, eine Leitlinie zur Therapiebegrenzung in einer Klinik für Hämatologie/Internistische Onkologie zu entwickeln und deren Auswirkungen auf die medizinische Praxis, Einbindung von Patienten in Therapieentscheidungen und Belastungen für Patienten und Professionelle (siehe Abstract Mehlis et al., 2016) in einem Vorher-Nachher-Design zu untersuchen. Methodik: Die Leitlinie wurde von 05/14-07/15 entwickelt. Mandatsträger aller Berufsgruppen der Med. Klinik III am Klinikum der Universität München waren in den Entwicklungsprozess der Leitlinie involviert. In 5 Konsensuskonferenzen mit allen Mandatsträgern wurde die Leitlinie diskutiert und von externen Experten anschließend kommentiert. Abschließend wurde die Leitlinie in einer finalen Konsensuskonferenz verabschiedet. Ergebnis: Die Leitlinie umfasst 20 Handlungsempfehlungen und 3 Statements sowie Definitionen und relevante rechtliche Aspekte in Bezug auf Therapiebegrenzungsentscheidungen, Kommunikationsstrategien, Dokumentation, ethische Konflikte und den Umgang mit Angehörigen. Die

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Leitlinie wurde als klinikinterne Handlungsanweisung in das Qualitätsmanagementsystem aufgenommen. Schlussfolgerung: Der Fokus der Leitlinie besteht in der Strukturierung des Entscheidungsprozesses zur Therapiebegrenzung. Bereits während der Entstehung der Leitlinie konnte eine zunehmende Sensibilisierung und Zunahme der Handlungskompetenz bei den Mitarbeitern der Klinik beobachtet werden. Seit Januar 2016 wird die Nachher-Untersuchung durchgeführt mit dem Ziel, den praktischen Nutzen der Leitlinie im Klinikalltag zu evaluieren. Erste Ergebnisse der Nachher-Untersuchung werden auf dem Kongress vorgestellt.

P3 End of life Care - Analyse der Sterbefälle der Klinik m.S. Hämatologie und Onkologie der Charité Campus Benjamin Franklin zwischen 2012 und 2014 Deckert S.

1, Pezzutto A.

1, Letsch A.

2

1Charité, Campus Benjamin Franklin, Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Berlin,

Deutschland, 2Charité, Campus Benjamin Franklin, Med. Klinik III, Berlin, Deutschland

Die Versorgung am Lebensende (end of life Care = EOL) ist ein Qualitätsindikator für die hämatologische und onkologische Behandlung. Ziel dieser Studie war die Analyse von Tumorpatienten am Lebensende. In unserer Klinik erfolgte eine retrospektive Analyse aller Todesfälle zwischen 01/12 und 08/14. Neben Alter, Geschlecht, Grunderkrankung, Karnofsky-Index (KI) wurden schwerpunktmäßig die 30 letzten Lebenstage der Pat. analysiert. Im o.g. Zeitraum verstarben 408 Pat. im stationären Bereich. Davon waren 43 % Frauen, das mediane Alter lag bei 68 Jahren (r= 20-95). 49% der Pat. hatten hämatologische, 51% solide Neoplasien. Der KI der Pat. lag bei Aufnahme im Durchschnitt bei 50% (r= 10-100%). In den letzten 30 Lebenstagen erhielten 233 (58%) Pat. eine tumorspezifische Therapie (TST). Auf die Intensivstation (ITS) wurden 116 (28%) Pat. innerhalb der letzten 30 Lebenstage verlegt, davon 79 (68%) Pat. mit hämatologischen, 37 (32%) mit soliden Neoplasien. In die Palliativkomplexbehandlung (PKB, OPS 8-982) wurden 110 (27%) Pat. eingebunden. Von den 408 Pat. verstarben 80 (20%) auf einer ITS, 273 (67%) Pat. auf einer Normalstation und 55 (13%) auf der Palliativstation. Im gleichen Zeitraum identifizierten wir 150 Pat. die nach dem letzten Klinikaufenthalt nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung verlegt wurden und dort verstarben. Der KI lag im Durchschnitt bei 50% (20%-90%). Während des letzten Klinikaufenthaltes erhielten 57 (38%) Pat. eine TST. Es wurden 81 (54 %) Pat. in die PKB eingeschlossen. Von diesen 150 Pat. wurden 51 (34%) nach Hause, 53 (35%) in ein Hospiz, und 46 (31%) in eine andere stationäre Pflegeeinrichtung verlegt. Die erhobenen Daten bilden eine Grundlage zur Analyse der EOL-Care in der Hämatologie / Onkologie. Insbesondere der hohe Anteil an Pat., die eine TST am Lebensende erhielten und im Krankenhaus verstarben, macht angesichts der erweiterten Optionen moderner Therapien und unklarer Parameter einer guten EOL-Care weitere detaillierte Analysen notwendig.

P4 Die Rolle der ´Surprise´-Question "Wäre ich überrascht, wenn dieser Patient in den nächsten 12 Monaten sterben würde?" in der Hämatoonkologie: Quantitative und qualitative Analyse eines Pilotprojektes Gerlach C.

1,2, Halbe L.

1, Goebel S.

1, Weber M.

1,2

1Universitätsmedizin Mainz, III. Med. Klinik, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz,

Deutschland, 2Universitätsmedizin Mainz, UCT, Universitäres Zentrum für Tumorerkrankungen, Mainz,

Deutschland Fragestellung: Aufgrund der Bedeutung rechtzeitiger Integration von Palliativmedizin gibt es einen Trend diese unabhängig vom Therapieziel anzubieten. Insbesondere in der Hämatologie besteht große prognostische Unsicherheit. Ist die SQ geeignet hämatologische Patienten (Pat.) mit begrenzter Prognose zu identifizieren und entsprechend palliativmedizinische Versorgungsinhalte zu realisieren? Methodik: Prospektive Kohorte mit deskriptiver Analyse der Treffgenauigkeit der SQ sowie Thematische Analyse semistrukturierter Einzelinterviews mit den anwendenden Ärzten.

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Ergebnis: Vom 1.10.-31.12.12 wurden 651 Pat. der hämato-onkologischen Ambulanz eingeschlossen (davon 75% hämatologisch) sowie 185 Pat. der KMT-Ambulanz (Stammzelltransplantation). Erste Ergebnisse zeigen für hämatologische Pat. eine geringere Testgenauigkeit als für onkologische, aber sehr gute für KMT-Pat. 9/13 Ärzten nahmen an der Interviewstudie teil. 4 Themen und 15 Subthemen wurden identifiziert. Diejenigen mit palliativmedizinischer Weiterbildung (3/9) machten fortgesetzt Gebrauch von der SQ. Alle Teilnehmer thematisierten die prognostische Unsicherheit und größere persönliche Betroffenheit insbesondere bei hämatologischen Pat. „zu denen ich einen sehr engen Kontakt habe, die dann vielleicht nur knapp älter sind als ich, da ist es eine Herausforderung die SQ zuzulassen“ (Assistenzärztin). Aber „Die SQ ist einfach ein Einstieg in das Thema. So: mal kurz drüber nachdenken“ (Oberarzt). Dennoch werden strukturelle, organisatorische und kommunikative Hindernisse angegeben, palliativmedizinische Handlungskonsequenzen zu ziehen. Schlussfolgerung: Die SQ scheint grundsätzlich geeignet, für palliative Fragestellungen zu sensibilisieren. Der Integration in der Praxis stehen aber Hinderungsgründe gegenüber. V.a. die gemessene und empfundene prognostische Unsicherheit bei hämatologischen Pat. kann eine Erklärung sein, daß die Einbeziehung hämatologischer Entitäten in die Palliativmedizin allgemein als schwierig gilt.

P5 Symptome und Bedürfnisse von palliativmedizinischen Patienten mit onkologischer oder hämatologischer Grunderkrankung Böhmer F.

1, Hammer U.

1, Wedding U.

1

1Abteilung für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland

Fragestellung: Palliativmedizinische Versorgung ist wesentlich an den Symptomen und Bedürfnissen von Patienten mit soliden Tumoren orientiert entwickelt worden. Patienten mit hämatologischen malignen Erkrankungen werden unzureichend berücksichtigt. Wir interessierten uns dafür, ob sich die Symptome und Bedürfnisse von Patienten mit hämatologischen Erkrankungen oder soliden Tumoren, die stationär auf der Palliativstation des Universitätsklinikums behandelt wurden, unterschieden. Methodik: Innerhalb des Zeitraums 1.1.2009-31.12.2015 wurden 2.000 Patienten zu 2.767 stationären Aufenthalten aufgenommen. 2.591 Patienten wegen einer Krebserkrankung, davon 2.107 wegen einer onkologischen und 484 (18,7%) wegen einer hämatologischen Erkrankung. Die Symptome und Bedürfnisse der Patienten wurden im MIDOS-Fragebogen erfasst. Es erfolgte eine deskriptive statistische Auswertung. Ergebnisse: Die drei häufigsten Diagnosen der Patienten mit soliden Tumoren waren Bronchialkarzinom, Pankreaskarzinom und Mammakarzinom, die der Patienten mit hämatologischen Erkrankungen, Non-Hodgkin-Lymphom, akute myeloische Leukämie und Multiples Myelom. Die Spanne reichte von 4 - 14 Kategorien des Midos, die als mittel bis schwer gewichtet wurden. Patienten mit soliden Tumoren gaben im Mittel in 5,9 Patienten mit hämatologischen Erkrankungen in 5,2 Kategorien Beeinträchtigungen an. Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Appetitmangel, Depressivität, Angst und Überforderung der Familie wurden signifikant häufiger von Patienten mit soliden Tumoren, Schwäche, Wunden / Dekubiti, Hilfsbedürftigkeit und Desorientiertheit signifikant häufiger von Patienten mit hämatologischen Erkrankungen berichtet. Schlussfolgerungen: Unterschiede in den Symptomen und Bedürfnissen existieren zwar nicht in der Häufigkeit, jedoch in der Art zwischen Patienten mit soliden Tumoren und hämatologischen Erkrankungen die stationär auf einer Palliativstation behandelt werden.

P6 Pilotstudie zur frühen Integration der Palliativmedizin in die stationäre Betreuung onkologischer Patienten in der Klinik für Hämatologie, internistische Onkologie und Pneumologie (III. Med. Klinik) der Universitätsmedizin Mainz Hopprich A.

1,2, Dollmann T.

1, Ganster M.

1, Ruhling R.

1, Reinholz U.

2, Weber M.

2

1Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Hämatologie, internistische Onkologie und Pneumologie, Mainz,

Deutschland, 2Universitätsmedizin Mainz, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz,

Deutschland

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Fragestellung: Ein Ziel der Palliativmedizin ist die frühzeitige palliativmedizinische Mitbetreuung (pM) von Patienten (Pt.) mit nicht heilbarer Erkrankung. Die Pt.-Betreuung auf Akutstationen ist häufig durch tumorspezifische und lebensverlängernde Maßnahmen gekennzeichnet, so dass dieses Ziel nicht selten in den Hintergrund tritt. Diese Diskrepanz wird häufig zuerst von der Pflege wahrgenommen. Kann eine gezielte Einbeziehung der Pflege eine frühzeitigere pM erleichtern? Methodik: Im Zeitraum vom 1.10.15 bis 31.3.16 nahm eine palliativmedizinisch geschulte Ärztin alle 14 Tage an der Übergabe von drei Stationen der III. Med. Klinik teil. Im Gespräch mit den Pflegekräften wurden Anzahl, Geschlecht, Alter und Grunderkrankung von Pt., welche aus Sicht des Fachpflegepersonals von einer Anbindung an den palliativmedizinischen Konsildienst profitieren könnten, sowie Indikation und Zielsetzung einer pM erhoben. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 27 Pt. (w=8, m=19) identifiziert. Das mittlere Alter betrug 70 Jahre, die beiden häufigsten Grunderkrankungen waren Bronchialkarzinom (n=9) und akute Leukämie (n=4). Als Indikationen zur pM wurden am häufigsten hohe Symptomlast (n=20) und schwierige poststationäre Betreuung (n=6) genannt. Durch die Pflege genannte Ziele waren u.a. Organisation der poststationären Betreuung (n=15), Optimierung der Symptomkontrolle (n=14), Festlegung einer DNR-Anordnung (n=11). Im Verlauf wurde bei 5 Pt. eine stationäre pM eingeleitet. 18 Pt. (66%) verstarben während des Untersuchungszeitraumes (zu Hause und Krankenhaus: je 6, Palliativstation: 4, Hospiz: 2; mittlere Überlebenszeit 40 Tage, Median 22). Schlussfolgerung: Unsere Pilotstudie weist darauf hin, dass durch eine regelmäßige und aktive Einbeziehung von pflegerischer Expertise Patienten identifiziert werden können, die nur noch eine begrenzte Lebenszeit haben und von pM profitieren könnten.

P8 Physiotherapeutische Versorgung von Kindern mit palliativem Unterstützungsbedarf - Erfahrungen von Eltern bei der eigenständigen Übernahme physiotherapeutischer Unterstützungsleistungen Thierfelder I.

1

1Charité-Universitätsmedizin Berlin / Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Berlin,

Deutschland Bislang ist die Rolle der Physiotherapie in der Versorgung von Kindern mit lebenslimitierenden Erkrankungen und deren Familien wenig ausdifferenziert. Zwar wird in Standardwerken zur pädiatrischen Palliativversorgung die Notwendigkeit physiotherapeutischer Unterstützung betont, ob und in welchem Umfang diesen Empfehlungen jedoch in der Versorgungspraxis gefolgt wird, bleibt angesichts fehlender Informationen weitgehend offen. Dieses Forschungsvorhaben zielte darauf, empirische Einblicke in das weitgehend unerforschte Feld der häuslichen physiotherapeutischen Versorgung von Kindern mit lebenslimitierenden Erkrankungen zu ermöglichen. Der Blick richtete sich hierbei auf die Eltern, die als primäre Bezugspersonen im Alltag häufig in Kooperation mit professionellen Helfern physiotherapeutische Unterstützungsleistungen wahrnehmen, um im häuslichen Umfeld eine kontinuierliche physiotherapeutische Versorgung zu gewährleisten (Thierfelder/Ewers 2015). In dieser Studie wurden daher subjektive Sichtweisen und Erfahrungen der Eltern bei der Übernahme physiotherapeutischer Unterstützungsleistungen mittels semi-strukturierter qualitativer Interviews (n=15) erhoben und qualitativ ausgewertet. Im Ergebnis wurden Erkenntnisse identifiziert a) zur Art der physiotherapeutischen Unterstützungsleistungen, die von den Eltern im häuslichen Umfeld übernommen werden, b) zu Herausforderungen, denen sich die Eltern bei der Übernahme der physiotherapeutischen Unterstützungsleistungen mit Blick auf die hierfür notwendigen Kompetenzen sowie die sich bei der Integration in ihrem Alltag stellenden prozessualen Herausforderungen und c) zu Unterstützungsbedürfnissen, die die Eltern konkret an die Berufsgruppe der Physiotherapeuten adressieren. Thierfelder I, Ewers M (2015): Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen und deren Familien - Forschungsbedarf aus Sicht der Physiotherapie. Monatszeitschrift Kinderheilkunde. 163 (7), 711-716

P9 Partizipative Entscheidungsfindung in der pädiatrischen Onkologie: Prospektive Fragebogen-

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Studie mit Eltern und Ärzten Rost M.

1, Wangmo T.

1, Niggli F.

2, Kühne T.

3, Elger B.

1

1Institut für Bio- und Medizinethik, Basel, Schweiz,

2Kinderspital, Zürich, Schweiz,

3Universitätskinderspital, Basel, Schweiz

Einleitung: Entscheidungen in der pädiatrischen Onkologie sind komplex. Verschiedene Parteien sind beteiligt und müssen eine Behandlungsentscheidung treffen, die dem Wohle des Kindes dient. Die entwicklungsabhängige Involvierung des Kindes sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern sind grundlegende Prinzipien. Die Studie untersucht, wie Entscheidungen in der pädiatrischen Onkologie getroffen werden. Methode: Daten wurden in acht der neun Spitäler der Schweizerischen Pädiatrischen Onkologie Gruppe gesammelt. 91 Eltern und 20 behandelnde Ärzte machten Angaben zu 151 Patienten (< 18 Jahre). Die Angaben der Eltern und Ärzte wurden mithilfe des Wilcoxon-Tests hinsichtlich folgender Variablen verglichen: Informationsweitergabe durch die Ärzte, Kompetenzen der Kinder am Entscheidungsprozess teilzunehmen, krankheitsbezogene Informationen sowie partizipative Entscheidungsfindung. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Eltern die von den Ärzten erhaltenen Informationen geringer einschätzten. Darüber hinaus schätzten Eltern ihre Kinder kompetenter ein, Diagnose und Prognose ihrer Erkrankung zu verstehen. Zugleich bewerteten Eltern das Leiden ihrer Kinder sowie die erwartete Behandlungsdauer höher. Mit Blick auf die Entscheidungsfindung gaben die Eltern eine größere kindliche Zufriedenheit an. Schließlich nahmen Ärzte die von den Eltern präferierte Rolle im Entscheidungsprozess zwar korrekt wahr, doch hatten die Eltern tatsächlich eine zu passive Rolle inne. Diskussion: Ärzte sollten nicht voraussetzen, Eltern verstünden die ihnen gegebenen Informationen hinreichend. Stattdessen gilt es, klare Informationen zu geben, das elterliche Verständnis aktiv zu eruieren und wenn nötig auf ein korrektes Verständnis hinzuwirken. Zudem sollten Ärzte gezielter auf die Realisierung der von den Eltern präferierten Rolle im Entscheidungsprozess hinarbeiten. Schließlich sollten systematische Unterschiede zwischen elterlicher und ärztlicher Perspektive auf das Kind berücksichtigt werden.

P10 Perinatale Palliative Care bei lebenslimitierender Erkrankung des Ungeborenen: Eine qualitative Interviewstudie mit SchwangerenberaterInnen Flaig F.

1, Lotz J.

1, Knochel K.

1, Führer M.

1

1Dr. von Haunersches Kinderspital, Kinderpalliativzentrum München, München, Deutschland

Hintergrund und Ziele: Pränatal diagnostizierte lebenslimitierende Erkrankungen des Ungeborenen lösen bei den Eltern häufig große Angst und Unsicherheit aus. In Studien aus dem angloamerikanischen Raum entschieden sich 40-85% der Paare für die Fortführung der Schwangerschaft, wenn ihnen Perinatale Palliative Care (PPC) zur Verfügung stand. Ziel dieser Studie ist zu klären, ob SchwangerenberaterInnen (SB) einen Bedarf für PPC in Deutschland sehen und wie dieses Angebot aussehen könnte. Methodik: Es wurden halbstrukturierte Interviews mit neun SB von Schwangerenberatungsstellen verschiedener Träger in Bayern geführt. Die TeilnehmerInnen wurden nach vorab definierten Kriterien ausgewählt, um eine möglichst breite Representativität zu erreichen. Die Auswertung erfolgte induktiv mit Descriptive, Evaluation und Magnitude Coding nach Saldana. Ergebnisse: Nach Ansicht der SB werden häufig keine Alternativen zum Abbruch aufgezeigt, ärztlicherseits wird häufig Entscheidungsdruck aufgebaut, und die psychosozialen und emotionalen Aspekte werden zu wenig beachtet. Unterstützungsbedarf der Eltern besteht u.a. zu folgenden Themen: Schuld, Entscheidungsfindung, Diagnose/Prognose, Verlauf der Geburt und mögliches Leiden des Kindes, sowie Sterbebegleitung. Eltern fürchten, dass die Entscheidung, die Schwangerschaft auszutragen, gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Aus Sicht der SB könnte ein PPC Programm die Entscheidung zur Fortsetzung der Schwangerschaft „normalisieren“. Sie würden ein multiprofessionelles, strukturiertes PPC-Programm begrüßen, das in bereits bestehende Strukturen integriert ist und die Wahlfreiheit gewährleistet. Schlussfolgerung: Eine strukturierte PPC könnte nach Ansicht der SB die multiprofessionelle Betreuung der Familien ergänzen und der größten Sorge der Eltern - dass das Kind leidet - kompetent begegnen.

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P11 “COPD wird zum gemeinsamen Handicap“- Belastungen und Bedürfnisse Angehöriger von Menschen mit fortgeschrittener COPD. Eine qualitative Interview-Studie. Vogel A.

1, Stanze H.

1,2, Nauck F.

1, Schneider N.

2, Marx G.

1

1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland,

2Medizinische

Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland Fragestellung: Was bedeutet es für Angehörige einen Menschen mit fortgeschrittener COPD zu begleiten und welche Belastungen und Bedürfnisse resultieren daraus für die Angehörigen? Design und Methode: Offene Leitfadeninterviews mit begleitenden Angehörigen (n=12, Alter 48-79, 8w) von Menschen mit fortgeschrittener COPD (Stadium III/IV); Auswertung mittels Grounded Theory (Strauss; Strauss/Corbin) unter Verwendung abduktiver Schlussfolgerung. Ergebnisse: Erste Ergebnisse legen nahe, dass begleitende Angehörige von Menschen mit fortgeschrittener COPD permanente psychische Belastungen durchleben. Diese werden zum einen durch die Organisation der täglichen Routine und von Formalitäten (z.B. körperliche Pflege, Arztbesuche, Beantragung einer Pflegestufe) sowie zum anderen durch die Konfrontation mit Sorgen und Ängsten (z.B. Unsicherheit über den weiteren Krankheitsverlauf) verursacht. Die Angehörigen fühlen sich verpflichtet für die Erkrankten zu sorgen und machen diesen selbst gegebenen Auftrag zu ihrem Lebensmittelpunkt. Aufgrund der unvorhersehbaren Möglichkeit weiterer plötzlicher Krisen der Atemnot bedeutet dies eine zusätzliche emotionale Belastung im Sinne anhaltender Anspannung und Ängste. Infolgedessen versuchen sie ständig zur Verfügung zu stehen und stellen eigene Bedürfnisse zurück. Zudem kommt es zu einem Rollenwechsel vom Partner zum Pfleger, wobei sie versuchen zum Experten der COPD zu werden. Der Wechsel zwischen den Rollen des distanzierten Experten und des empathischen Angehörigen stellt eine weitere Belastung dar. Trotz psychosozialer Überlastung wird professionelle Hilfe eher nicht in Anspruch genommen. Es scheint als fühlten sie sich der Situation ausgeliefert wobei nur der Tod des Patienten Erleichterung bringen könnte. Schlussfolgerung: Eine intensivierte Entlastung (z.B. durch Pflegedienste) und professionelle Begleitung (z.B. hausärztlich-psychosomatische Grundversorgung, SAPV-Team) der Angehörigen erscheint dringend notwendig.

P12 Unvorhersehbare Atemnotattacken bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung oder Lungenkarzinom - eine qualitative Interviewstudie Linde P.

1,2, Voltz R.

1,2, Hanke G.

1,2, Simon S.T.

1,2

1Universitätsklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland,

2Universitätsklinik Köln,

Centrum für Integrierte Onkologie Köln Bonn, Köln, Deutschland Fragestellung: Atemnotattacken sind eine Form von Atemnot, die durch kurzfristige Verstärkung der Intensität von Atemnot charakterisiert sind. Bisher fehlt eine ausführliche Beschreibung der unvorhersehbaren Atemnotattacken (ohne bekannte Auslöser) sowie ihrer Auswirkungen auf Lebensqualität und Alltag betroffener Patienten. Methodik: Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (GOLD III&IV) oder Lungenkrebs (alle Stadien), die an unvorhersehbaren Atemnotattacken leiden und den Auslöser nicht kennen, wurden anhand persönlicher, leitfadengestützter Interviews befragt. Die Rekrutierung der Patienten erfolgte an der Uniklinik Köln. Die Interviews wurden digital aufgenommen, anschließend pseudonymisiert transkribiert und inhaltsanalytisch analysiert (Framework Analysis) und auf Sättigung hin überprüft. Die qualitative Datenauswertung erfolgte unter Zuhilfenahme der Analyse-Software MAXQDA12. Ergebnis: 101 Patienten wurden gescreent, 10 eingeschlossen (Alter 57,3 ± 8,7 Jahre; 7 weiblich; Median Karnofsky-Index 60%; Median Palliative Care Outcome Scale 15; Median Charlson Komorbiditätsindex 3,5). Die intensive und detaillierte Befragung von Patienten ergab, dass bei der Mehrheit der berichteten Attacken doch ein Auslöser eruiert werden konnte, meist Emotionen (vor allem Panik). Die erlebten Episoden wurden unangenehmer und stärker als solche mit bekanntem Auslöser bewertet. Atemtechniken und nicht-medikamentöse Interventionen wurden als hilfreiche, generalisierbare Coping-Strategien identifiziert. Als wichtigste externe Ressource während einer

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Episode wurde die emotionale Unterstützung durch Dritte (Angehörige, medizinisches Personal) genannt. Schlussfolgerung: Unvorhersehbare Atemnotattacken werden häufig durch Emotionen ausgelöst. Dieser Zusammenhang kann oft erst retrospektiv eruiert und muss durch quantitative, klinisch breit angelegte Studien gestützt werden. Den Patienten müssen valide Coping-Strategien zugänglich gemacht werden.

P13 „Ganz wesentlich ist eben, dass wir unseren Arbeitsbereich für uns autark und nur für uns organisieren können“ - pflegerische Versorgung sterbender Menschen in Hospizen und Palliativeinrichtungen Dunger C.

1, Schnell M.W.

1, Bausewein C.

2

1Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten, Deutschland,

2Klinik

und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, München, Deutschland Hintergrund: Palliative und hospizliche Versorgung zeichnen sich durch besondere Strukturen und Bedingungen, ein besonderes Patientenklientel und das spezielle Ziel der Versorgung aus. Diese unterscheiden sich von denen auf Normalstationen und haben Einfluss auf die pflegerische Versorgung (pfl. V.) der Patienten. Ziel der Studie ist es klinisch-ethische Entscheidungsfindungen von professionell Pflegenden zum Einsatz pflegerischer Maßnahmen bei schwerer Atemnot zu beschreiben. Methoden: Die professionell Pflegenden wurden in ihrer Lebenswelt und bei Interaktionen teilnehmend beobachtet und mit reflexiver Grounded Theory (GT) ausgewertet. Zudem konnten die Selbstaussagen der Pflegenden durch Experteninterviews (EI) einbezogen werden. Datenerhebung und -auswertung verliefen gleichzeitig, die EI wurden nach den Auswertungsschritten der GT analysiert. Die Auswertung der teilnehmenden Beobachtungen (TB) stützt sich auf eine Operationalisierung der Rahmenanalyse nach E. Goffman. Ergebnisse: 30 TB und 15 EI in sechs verschiedenen Einrichtungen, von denen alle Palliativpatienten versorgten. Das im Alltag permanente Auftreten verschiedener Handlungsstränge führt dazu, dass sich die Pflegenden nicht nur gleichzeitig verschiedenste Aufgaben erfüllen müssen, sondern auch mit teilweise konträren Ansprüchen konfrontiert sind. So ist auf den Normalstationen und einer Palliativstation die zentrale Herausforderung nicht die pfl. V. der Patienten, sondern das Durchschleusen dieser durch die Behandlung, d.h. das „am Laufen halten“ der Station. Das hat konkrete Auswirkungen auf patientennahe Tätigkeiten und die Begleitung von Patienten mit schwerer Atemnot. Schlussfolgerung: Es besteht ein Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen und der konkreten pfl. V. der palliativen Patienten. Neben Personaldichte und entsprechenden Ressourcen ist vor allem die Unterstützung der Einrichtungsleitung in der Umsetzung palliativer Versorgung ein Faktor, der die pfl. V. am Lebensende bedingt.

P14 „Patient-reported outcomes“ (PROs) in randomisierten-kontrollierten Studien an Patienten mit fortgeschrittener COPD: Eine Analyse gemäß der CONSORT-PRO-Kriterien Gärtner J.

1, Appelt J.

1, Grass O.

1, Siemens W.

1, Weingärtner V.

2, Becker G.

1

1Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg

im Breisgau, Deutschland, 2Institut für Qualität, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im

Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland Hintergrund: Für Patienten mit fortgeschrittener COPD (fCOPD) ist der bestmögliche Erhalt der Lebensqualität (Qol) zentral. Dies kann in randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) nur durch die Erhebung von Patient-Reported Outcomes (PROs) erfasst werden. Methoden: In einer systematischen Literaturübersicht (2003-2014; MEDLINE, EMBASE) wurde eine zufällige Auswahl (www.random.org/sequences) von RCTs erfasst, welche pharmakologische, chirurgische oder beatmungstechnische Interventionen bei erwachsenen fCOPD-Patienten (GOLD III-

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IV) untersuchten. Die Berücksichtigung von PROs wurde gemäß der Kriterien des Consolidated Standards of Reporting Trials (CONSORT-PRO Extension) bewertet. Ergebnisse: Von 3834 Publikationen konnten 120 eingeschlossen werden (60035 Patienten, weiblich: 28,6%, Alter: 65,5 Jahre (SD 3,8 ), FEV1: 44,2% (SD 7,6%). In 87 (73%) RCTs wurden PROs in den Ergebnissen berichtet, bei 10 (8%) RCTs als primärer Endpunkt. In 56 (47%) der Arbeiten wurde schon im Abstract über PROs berichtet, 72 (60%) berücksichtigten PROs in der Diskussion der Ergebnisse. Bei den RCTs welche über PROs berichteten, wurden im Schnitt 6,4 (SD 2,7) von 14 (46,4%) möglichen CONSORT-PRO-Punkten berücksichtigt. Zusammenfassung: Verglichen mit Studien an Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen [1] wurden PROs häufiger berichtet, aber nur jede zweite Autorengruppe erachtete PROs für relevant genug, um sie bereits im Abstract zu erwähnen. In zukünftigen Studien an Patienten mit fCOPD sollten regelhaft PROs erhoben, berichtet und diskutiert werden, um eine patientenzentrierte Entscheidungsfindung bezüglich der untersuchten Intervention zu ermöglichen. LIteratur: [1] Weingärtner V, Dargatz N, Weber C, Mueller D, Stock S, Voltz R, Gaertner J. Patient reported outcomes in randomized controlled cancer trials in advanced disease: A structured literature review. Expert Rev ClinPharmacol 2016 Die ersten beiden Autoren haben zu gleichen Teilen zu dieser Publikation beigetragen.

P15 Eine deutschlandweite Beratungshotline für schwer von MS betroffene Patienten zur palliativen und hospizlichen Versorgung: Ergebnisse der ersten 18 Monate Golla H.

1, Groebe B.

1, Strupp J.

1, Grede G.

1, Schönemeier S.

2, Voltz R.

1,3,4

1Universitätsklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland,

2Deutsche Multiple Sklerose

Gesellschaft, Bundesverband e.V., Hannover, Deutschland, 3Centrum für Integrierte Onkologie Köln-

Bonn (CIO), Köln, Deutschland, 4Zentrum für Klinische Studien (ZKS) der Medizinischen Fakultät der

Universität zu Köln, Köln, Deutschland Hintergrund: Als niederschwelliges Beratungsangebot zu Möglichkeiten der palliativmedizinischen und hospizlichen Versorgung (PHV) wurde eine bundesweite Telefonhotline für schwer betroffene MS-Patienten, ihre Angehörigen und Versorger eingerichtet. Analysiert wurden die Erfahrungen der ersten 18 Monate, um die Nutzung der Hotline und die Merkmale der Anrufer beschreiben zu können. Methode: Eingehende Gespräche wurden mittels Dokumentationsbogen erfasst und deskriptiv ausgewertet. Ergebnisse: Zwischen 9/2014 - 2/2016 gingen 186 Anrufe (MS-Erkrankten: 60%, Angehörigen: 30%, Versorgenden: 7%, andere: 2%) ein. Die mittlere Erkrankungsdauer der Patienten (mittleres Alter 50 Jahre, 54% männlich) lag bei 18 Jahren, 78% hatten eine progrediente Verlaufsform der MS, 85% lebten in der eigenen Wohnung. Beweggründe für den Hotline-Kontakt waren Fragen zur allgemeinen Versorgung (44%), zur PHV (32%), zu Medikation und Behandlung (15%) sowie zur Unterstützung der Angehörigen (5%). Patienten berichteten typische palliative Symptome (z.B. Schmerz: 27%); Symptome der MS (z.B. Einschränkungen der Mobilität: 40%; Sprechstörungen: 15%; Störung der Harn- und Stuhlentleerung: 10%) und psychosoziale Probleme (z.B. ungeeignete Wohnbedingungen 13%; psychische Belastungen 11%; Nöte der Angehörigen 8%). An 38% der Anrufer wurden Kontaktdaten und Informationen zu Strukturen der PHV vermittelt. Weitere 53% wurden an lokale und regionale Strukturen der DMSG weitergeleitet. Schlussfolgerung: Die Hotline deckt eine Bedarfslücke und bestätigt die hohe komplexe Symptomlast dieser Patienten. Neben der Indikation für eine Integration von PHV bei knapp 40% der Anrufe scheinen insbesondere auch spezielle koordinative Dienste benötigt zu werden.

P16 Botulinumtoxin in der Palliativmedizin - Entwicklung eines Screening-Instrumentes zur Identifikation von Patienten, die von Botulinumtoxintherapie profitieren Steigleder T.

1,2, Möbius C.

2, Huber D.

2, Ostgathe C.

1, Schramm A.

2

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

2Universitätsklinikum Erlangen, Neurologische Klinik, Erlangen, Deutschland

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Hintergrund: ZNS-Läsionen können zu Spastik mit Schmerzen, Druckgeschwüren, Infektionen, erschwerter Versorgung und Symptomlast führen. Schlaganfallpatienten mit schmerzhafter oder behindernder Spastik können von Botulinumtoxin (BtN) profitieren. BtN wird präsynaptisch aufgenommen und hemmt die ACh-Freisetzung. Lokal appliziert wirkt es 3 bis 6 Monate und ist ohne systemische Nebenwirkungen auf den Injektionsort beschränkt. BtN wird in der Palliativmedizin bisher selten eingesetzt, da Patienten, die davon profitieren könnten, selten identifiziert werden. Wir entwickelten einen Fragebogen für Patienten und Angehörige als ein Screeninginstrument, um Spastik-bedingte Beschwerden zu erkennen, und untersuchten die Anwendbarkeit in einer Pilotstudie. Methoden: Entwicklung des Fragebogens Schlaganfall- und Spastikexperten (SSE, n=4) formulierten Fragen, die auf einer 4-Punkte Likert Skala bewertet wurden. Die Fragen mit mindestens zwei Bewertungen mit der höchsten Punktezahl wurden überarbeitet und in den Fragebogen übernommen. Pilotstudie Patienten mit Hemiparese (n=25) beantworteten den Fragebogen und ein semistrukturiertes Interview wurde geführt. Im Anschluss wurden die Patienten untersucht und behandelt. Ein formales Ethikvotum zur Durchführung der Pilotstudie liegt vor. Ergebnisse: Der Fragebogen wurde im Durchschnitt in 12 Minuten beantwortet. 3 Teilnehmer ließen Fragen aus, weil sie sie nicht sahen (n=1) oder nicht verstanden (n=2). In 25/25 Fällen wurde die Spastik und Behandlungsindikation, in 24/25 Fällen Behandlungsaspekte (Spastikmuster, Injektionsort) mittels Fragebogen korrekt vorausgesagt. Schlussfolgerung: Der Fragebogen ist gut anwendbar und sensitiv. Weitere Untersuchungen zur Spezifität sind notwendig.

P17 Geschlechtsspezifische Unterschiede in Symptomlast von Patienten und psychischer Belastung von Angehörigen bei idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS) und progressiver supranukleärer Blickparese (PSP) in fortgeschrittenem Krankheitsstadium Richinger C.

1, Schmotz C.

1, Lorenzl S.

1,2

1Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland,

2Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Salzburg, Österreich

Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS) oder einer progressiven supranukleären Blickparese (PSP) erleben in weit fortgeschrittenem Krankheitsstadium ein hohes Maß an motorischen und nichtmotorischen Beeinträchtigungen, diese wurden zwischen den Geschlechtern und den Diagnosegruppen verglichen. Ebenso nimmt mit Progress der Erkrankung die Belastung der pflegenden Angehörigen zu, welche ebenfalls in beiden Gruppen untersucht wurden. Bislang wurden 9 Patienten mit IPS und 3 mit PSP, mit einem Symptomschweregrad von Hoehn&Yahr ≥ 4 oder Schwab&England ≤ 50%, sowie deren Angehörige untersucht. Die motorische und kognitive Beeinträchtigung der Patienten wurde mittels der Unified Rating Scale for Parkinsonism (UPDRS III), einer gekürzten 24-Item-Version der Mini-Mental-Sate-Examination (MMSE24) und der Geriatric-Depression-Scale (GDS-30) erhoben. Die Belastung und Depressivität der Angehörigen wurde durch das Beck-Depressions-Inventar (BDI-II) und das Zarit Burden Interview (ZBI-22) erfasst. Männer mit einem IPS waren von einer stärkeren motorischen Einschränkung (UPDRS III: 34,2 ± 10,0 bei ♂ vs. 24,8 ± 9,4 bei ♀ ), sowie einer höheren kognitiven Beeinträchtigung (MMSE24: 21,3 ± 2,8 bei ♂ vs. 23,8 ± 0,5 bei ♀ ) betroffen, als Frauen mit einem IPS. Bei dem Vergleich der Gruppe der Patienten (♂ /♀ ) mit einer PSP ließen sich keine relevanten Unterschiede im Bereich der Motorik, Kognition und Depressivität zwischen Männern und Frauen feststellen. In der Gruppe der Angehörigen von Menschen mit IPS ergab sich, dass die Frauen deutlicher an einer depressiven Symptomatik litten, als die Männer dieser Gruppe (BDI-II: 11,5 ± 0,7 bei ♂ vs. 14,1 ± 6,1 bei ♀ ). Bei Menschen mit einer PSP unterschied sich die Depressivität von Männern und Frauen nicht. Frauen als Angehörige stellen daher eine vulnerable Personengruppe dar, auf welche in künftigen Erhebungen eingegangen werden sollte.

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P18 Depressivität und psychische Belastung bei Angehörigen von Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS) und progressiver supranukleärer Blickparese (PSP) in fortgeschrittenem Krankheitsstadium Schmotz C.

1, Richinger C.

1, Lorenzl S.

1,2

1Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland,

2Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Salzburg, Österreich

Angehörige von Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS) und progressiver supranukleärer Blickparese (PSP) in fortgeschrittenem Stadium sind oft selbst psychisch stark belastet. In dieser Studie wurde der Einfluss der unterschiedlichen Verläufe von IPS und PSP sowie der Symptomschwere auf die psychische Belastung der Angehörigen untersucht. Hierfür wurden bislang 9 Patienten mit IPS und 3 Patienten mit PSP, jeweils mit einem Symptomschweregrad nach Hoehn&Yahr ≥ 4 oder Schwab&England ≤ 50, sowie deren Angehörige untersucht. Die Belastung der Angehörigen wurde mittels Beck Depressions-Inventar (BDI-II) und Zarit Burden Inventory (ZBI-22) ermittelt. Als Maß für motorische, kognitive und affektive Beeinträchtigungen der Patienten wurden die Instrumente Unified Rating Scale for Parkinsonism Teil 3 (UPDRS-III), eine gekürzte Version des Mini Mental State Test (MMST24) und die Geriatric Depression-Scale (GDS-30) verwendet. IPS-Patienten litten unter einer schwereren depressiven Symptomatik (GDS-30: 16,6 vs. 7,7; p = 0,018). In beiden Gruppen zeigte sich eine leichtgradige kognitive Beeinträchtigung (MMST24: 22,5 bei IPS vs. 21,0 bei PSP), sowie eine auffallend hohe Prävalenz psychotischer Symptome (IPS: 44,4%, PSP: 33,3%) bei den Patienten. Angehörige beider Gruppen litten unter einer psychisch hohen Belastung (ZBI-22: 39,7 bei IPS, 39,0 bei PSP) und erreichten im Beck Depressions-Inventar Werte (BDI-II: 13,6 bei IPS, 13,6 bei PSP), die einer leichten bis mittelschweren Depression entsprächen. Korrelationen zur Symptomschwere deuteten sich lediglich innerhalb der Gruppe IPS zwischen Depressivität von Patienten und Angehörigen an (p = 0,054). Die psychische Belastung und Depressivität der Angehörigen scheint in fortgeschrittenem Krankheitsstadium erheblich höher zu liegen, als in Studien zu früheren Zeitpunkten der Erkrankungen. Auch scheinen die abweichenden Verläufe von atypischen Parkinsonsyndromen zu unterschiedlichen Belastungssituationen zu führen.

P19 Palliativmedizin in der neurologischen Rehabilitation nach Schlaganfall - Widerspruch oder sinnvolle Ergänzung? Magacz A.

1, Pohl M.

1, Drechsler A.

1

1HELIOS Klinik Schloss Pulsnitz GmbH, Pulsnitz, Deutschland

Einleitung: Ca. 260.000 Menschen erleiden im Jahr in Deutschland einen Schlaganfall. 20 % dieser Patienten versterben in den ersten 2 Monaten. Die schwer betroffenen Patienten nach Schlaganfall werden nach Abschluss der Therapie im primär versorgenden Krankenhaus nahezu alle in die neurologische Frührehabilitation (NNFR) Phase B überwiesen. Methoden: Retrospektive Verlaufsuntersuchung der zur NNFR im Jahr 2015 aufgenommenen Patienten mit Hauptdiagnose Schlaganfall in der Helios Klinik Schloss Pulsnitz. Ergebnisse: 404 Schlaganfall-Patienten wurden in 2015 in der HELIOS Klinik Schloss Pulsnitz zur NNFR aufgenommen. Das Durchschnittsalter betrug Ø 75 ± 10 Jahre. 50 % waren weiblich. 150 Patienten (37 %) konnten im Anschluss an die NNFR in die weiterführende Rehabilitation Phase C verlegt werden. 189 Patienten (47 %) wurden mit schweren Behinderungen nach Hause bzw. in Pflegeeinrichtungen entlassen. 44 Patienten (11 %) verstarben in der Klinik während der NNFR. Das Behandlungsziel bei Aufnahme war bei allen Verstorbenen kurativ mit dem Auftrag der neurologischen (Früh-)Rehabilitation. Bei mehr als der Hälfte der Verstorbenen wurde im Verlauf das Therapieziel auf ein palliatives Konzept geändert. Unter Berücksichtigung der Patientenverfügung des mutmaßlichen Willens und im Regelfall einvernehmlich mit den Angehörigen, wurden in den meisten Fällen nach Therapiezieländerung die zur Lebensverlängerung führenden medizinischen Maßnahmen eingestellt. Diskussion: Therapiezieländerungen in der Rehabilitation verlaufen in aller Regel prozesshaft über

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einen längeren Zeitraum. Ein intensiver Dialog mit Patienten und Angehörigen über die Lebens- und Rehabilitationsprognose sind hierbei essentiell in diesem Prozess. Die Studie belegt - wie auch eine andere multizentrische Studie gezeigt hat, dass die Palliativmedizin in der neurologischen (Früh-)Rehabilitation ein wichtiger und nachhaltiger Baustein im Gesamtbehandlungskonzept schwer neurologisch Erkrankter ist.

P20 Möglichkeiten und Grenzen eines Tablet-PC gestützten Symptom- und Belastungsscreenings bei neuroonkologischen Patienten Radina S.

1, Baulig-Busch M.

1, Seekatz B.

1,2, Lukasczik M.

1,2, Kessler A.F.

3, Löhr M.

3, Ernestus R.I.

3,

van Oorschot B.1

1Universitätsklinikum Würzburg, Interdisziplinäres Zentrum Palliativmedizin, Würzburg, Deutschland,

2Universität Würzburg, Abteilung für Medizinische Psychologie, Würzburg, Deutschland,

3Universitätsklinikum Würzburg, Neurochirurgische Klinik und Poliklinik, Würzburg, Deutschland

Einleitung: Eine bedarfsorientierte Palliativversorgung setzt die systematische Erhebung von Symptomen und Belastungen voraus. Basierend auf Erfahrungen aus einem kanadischen Projekt wird im BUKA-Projekt (Beratung und Unterstützung von Krebspatienten und ihren Angehörigen, Förderer: Deutsche Krebshilfe) die Leistungsfähigkeit eines Tablet-PC-gestützten Screenings zur Symptom-und Belastungserfassung untersucht. Im Fokus dieses Beitrags steht die Frage nach der Durchführbarkeit bei neuroonkologischen Patienten im Vergleich zu Patienten mit metastasiertem Lungenkrebs. Methodik: Die Zielpatienten wurden in den jeweiligen Tumorkonferenzen identifiziert und durch eine Study Nurse im persönlichen Kontakt rekrutiert. Teilnahmerate und die Gründe für die Nichtdurchführbarkeit wurden in einer Pilotphase (24-28 KW 2014) dokumentiert. Ergebnis: 24 neuroonkologische Patienten (NOT-Glioblastome und Hirnmetastasen) und 17 Patienten mit (primär) metastasiertem Lungenkrebs oder Rezidiv (BC) erfüllten die Einschlusskriterien. 7 NOT-Patienten konnten gescreent werden. Bei 10 Nichtteilnehmern war das Screening wegen kognitiver Einschränkungen nicht möglich. Weitere Gründe für eine Nichtteilnahme waren (Mehrfachnennung möglich) kein Interesse (n=3), zu starke Belastung (n=3), organisatorische Gründe (n=3) und unzureichende Deutschkenntnisse (n=2). 12 BC-Patienten konnten gescreent werden. Bei 1 Nichtteilnehmer waren kognitive Einschränkungen ausschlaggebend, 1 Patient war vor dem Screening verstorben, die übrigen 3 konnten aus organisatorischen Gründen nicht teilnehmen bzw. lehnten wegen der zusätzlichen Belastung die Studienteilnahme ab. Fazit: Während sich BC-Patienten im erwarteten Umfang am Screening beteiligen konnten, kam ein Großteil der NOT-Patienten mit dem Tablet-PC-Screening nicht zurecht. Nach Modifikationen konnte deren Beteiligung deutlich verbessert werden. Für Patienten mit kognitiven Einschränkungen sollten alternative Beteiligungsoptionen bereitgestellt werden.

P21 Welchen Bedarf an allgemeiner und spezialisierter Palliativversorgung haben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Muskeldystrophie Duchenne? Janisch M.

1, Nolte-Buchholtz S.

1, von der Hagen M.

2

1Universitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Brückenprojekt,

Dresden, Deutschland, 2Universitätsklinikum Dresden, Abteilung Neuropädiatrie, Medizinische

Fakultät Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland Fragestellung: Pädiatrische Palliativversorgung (PV) beginnt bei Diagnosestellung einer lebenslimitierenden Erkrankung. Sie umfasst Aufgaben wie Therapiezielfindung, Sicherung der häuslichen Versorgung sowie eine kontinuierliche krankheitsspezifische Betreuung. Die Muskeldystrophie Duchenne (DMD) ist die häufigste neuromuskuläre lebenslimitierende Erkrankung des Kindesalters. PV bei DMD-Patienten wird empfohlen, die genauen Bedarfe an Versorgung, Beratung, Unterstützung und Begleitung sowie zur Inanspruchnahme vorhandener Versorgungsstrukturen sind bislang kaum bekannt. Methodik: Neun DMD-Patienten und/oder deren Familien wurden in leitfadengestützten Interviews zur Kenntnis und Inanspruchnahme palliativer und Hospiz-Strukturen, Versorgungsbedarfen und -

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problemen sowie zur Kommunikation über Sterben/Tod befragt. Die Gespräche fanden mit Patienten und Eltern (N=5), mit Familienangehörigen (N=2) oder mit Patienten allein (N=2) statt. Die Jungen im Alter zwischen 14 und 33 Jahren lebten bei ihren Eltern (N=5), allein (N=1) bzw. im Heim/Pflege-WG (N=4). Ein Patient war bereits verstorben. Die transkribierten Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ergebnis: Es bestehen große Berührungsängste gegenüber Palliativ- und Hospizstrukturen, die eine Inanspruchnahme erschweren. PV wird als End-of-Life-Care definiert, spezialisierte Strukturen nicht einbezogen. Formulierte Themen- und Problemfelder sind multiprofessionelle Beratung und Antizipation, passende Versorgungsstrukturen, Transition und Hilfsmittelversorgung. Alle Befragten wünschten zeitweise Sterben und Tod innerfamiliär zu thematisieren, beschrieben aber große Kommunikationsschwierigkeiten. Schlussfolgerung: Es wäre zu diskutieren, in welchen der genannten Themen- und Problemfeldern Palliativ- oder Hospizstrukturen unterstützen können. Auf diesem Weg könnte der Fokus der PV bei Kindern und Jugendlichen von End-of-Life auf Quality-of-Life gelenkt werden.

P22 Delir als Manifestation des nicht-konvulsiven Status epilepticus Feddersen B.

1,2, Piffer S.

2, Einhellig M.

2, Bausewein C.

1, Noachtar S.

2

1Klinik für Palliativmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland,

2Klinik

für Neurologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Epilepsiezentrum, München, Deutschland Fragestellung: Das Delir ist ein häufiges Symptom in der Palliativmedizin, welches von Patienten und Angehörigen als sehr belastend wahrgenommen wird. Der Status epilepticus (SE) ist ein Notfall, der mit einer signifikanten Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Während die Diagnose eines konvulsiven SE bereits klinisch zu stellen ist, gestaltet sich die Diagnose eines nicht-konvulsiven SE schwierig. Dieser kann sich z.B. in einem isolierten Delir äußern. Es ist allerdings wenig über Prävalenz und Charakteristika von Patienten mit einem Verwirrtheitssyndrom als klinische Manifestation eines SE bekannt. Methoden: Prospektive Datenerhebung von allen Patienten mit einem SE, die von 2000 bis 2006 in der Neurologischen Klinik des Klinikums der Universität München behandelt wurden. Beschreibung der Ätiologie, Lokalisation, Statusdauer, Therapie und Outcome. Ergebnisse: Von 311 identifizierten Patienten hatten 185 (59%) einen nicht-konvulsiven SE. Die Hauptätiologie war eine vaskuläre Genese (37%). Von den 185 Patienten im nicht-konvulsiven Status hatten 36 (20%) (davon 21 männlich) ein Delir als klinische Ausdrucksform des SE. Bei 15/36 (42%) dieser Patienten lag eine vaskuläre Läsion zugrunde. Die häufigsten Lokalisationen im EEG waren unihemsiphäriell (33%), unilateral frontal (31%), unilateral temporal (17%), unilateral parietal (8%), unilateral okzipital (6%) und unilateral zentral (3%). Die Statusdauer betrug im Mittel 5,4 Tage (min 7,5 h; max 35 Tage). In 75% erfolgte eine Behandlung mit Benzodiazepinen und klassischen Antiepileptika (Phenytoin/ Valproinsäure/ Carbamazepin). In 92% konnte der SE durchbrochen werden. Schlussfolgerungen: Ein isoliertes Delir kann Ausdruck eines SE sein und ist in etwa der Hälfte der Fälle frontal oder temporal lokalisiert. Für die Diagnose ist eine EEG-Untersuchung erforderlich. Auch bei relativ langer Statusdauer ist die Prognose gut und der SE sistiert auf Benzodiazepine bzw. klassische Antiepileptika.

P23 Semiologie und Outcome des Status epilepticus bei Patienten mit Hirntumoren Feddersen B.

1,2, Piffer S.

2, Einhellig M.

2, Bausewein C.

1, Noachtar S.

2

1Klinik für Palliativmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland,

2Klinik

für Neurologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Epilepsiezentrum, München, Deutschland Fragestellung: Epileptische Anfälle und Status epilepticus (SE) treten in der Palliativmedizin bei Patienten mit primären oder sekundären Hirntumoren auf. Dabei ist der SE ein Notfall, der mit einer signifikanten Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Während die Diagnose eines konvulsiven SE bereits klinisch zu stellen ist, gestaltet sich die Diagnose eines nicht-konvulsiven SE aufgrund des

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sehr heterogenen Erscheinungsbildes schwierig. Aus diesem Grund wollten wir die Semiologien des SE bei Patienten mit neoplastischen Erkrankungen beschreiben und das Outcome untersuchen. Methoden: Prospektive Datenerhebung von allen Patienten mit einem SE, die von 2000 bis 2006 in der Neurologischen Klinik des Klinikums der Universität München behandelt wurden. Beschreibung der Ätiologie, Semiologie, Statusdauer, Therapie und Outcome. Ergebnisse: Von 311 identifizierten Patienten hatten 35 (12%) als Ätiologie des SE eine Neoplasie (23 männlich). Bei 19/35 (54%) lag ein nicht-konvulsiver SE vor. Die einzelnen Ätiologien waren dabei dialeptisch (26%), delirant (21%), komatös (21%), aphasisch (16%) und dyscognitiv (5%). Bei 23/35 Patienten (66 %) war keine vorbestehende Epilepsie bekannt. Bei 28/35 Patienten (80%) konnte der SE medikamentös durchbrochen werden. Die mittlere Statusdauer betrug 2d (Minimum 15min, Maximum 8 Tage). Das Oucome war bei 7 Patienten“ gut“ (definiert als Glasgow Outcome Scale 4+5 =keine bis mäßige Behinderung) bei 17 Patienten „mittel“ (Glasgow Outcome Scale 3 = schwere Behinderung) und bei 8 Patienten „schlecht“ (Glasgow Outcome Scale 1 + 2 = persistierender vegetativer Zustand oder Tod). Schlussfolgerungen: Patienten mit primären oder sekundären Hirntumoren haben häufig einen de-novo Status, der in über 50% nicht-konvulsiv ist. Die häufigste Semiologie ist dabei der dialeptische Status, in dem die Patienten verharren, starren und einen Bewegungsarrest haben. Wenn dieser diagnostiziert und antiepileptisch behandelt wird, ist der Therapieerfolg gut.

P24 Best Supportive Care oder Palliative Care für Menschen mit fortgeschrittenem Parkinsonsyndrom? Lorenzl S.

1,2, Richinger C.

3, Schmotz C.

3

1Institut für Pflegewissenschaften und Praxis, Salzburg, Österreich,

2Krankenhaus Agatharied,

Neurologie und Palliativmedizin, Hausham, Deutschland, 3Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin des

Universitätsklinikums München, LMU, München, Deutschland Fragestellung: Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom oder atypischen Parkinsonsyndromen wie PSP, MSA oder CBD und deren Familien haben in der fortgeschrittenen Phase der Erkrankung mit vielfältigen Belastungen zu kämpfen und Palliative Care wäre notwendig. Dennoch werden diese Patienten nicht regelmäßig auf Palliativstationen oder in Hospize aufgenommen. Die Krankheitstrajektoren sind schwer zu bestimmen und nur wenige Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Spätphase dieser Erkrankungen. Methodik: Beschreibung der letzten Phase und des Sterbeprozesses von Menschen mit Parkinsonsyndromen, die von einem Expertenteam bestehend aus Neurologen, Sozialarbeitern, Psychologen und Palliative Care-Experten behandelt wurden. Ergebnisse: Die retrospektive Analyse der letzten Lebensphase und der Sterbephase von Patienten mit Parkinsonsyndromen ergab regelmäßi eine hohe Symptomlast. Neben vermehrtem Rigor und teilweise Spastik standen vorallem Schluckstörungen, pulmonale Infekte, Krämpfe sowie epileptische Anfälle im Vordergrund. Dagegen waren Schmerzen kein schwerwiegendes Problem Schlussfolgerung: Patienten mit Parkinsonsyndromen benötigen eine frühe und enge Anbindung an beste Unterstützungsmöglichkeiten (Best Supportive Care). Derartige Unterstützung ist derzeit in Deutschland nur im Rahmen der Palliative Care-Versorgung möglich. Es stellt sich daher die Frage, ob das interdisziplinäre und multiprofessionelle Betreuungsmodell der Palliative Care auf frühere Phasen bei Parkinsonsyndromen ausgeweitet werden sollte.

P25 Würdevolles Sterben auf Intensivstationen (ITS) - Herausforderungen und Ressourcen aus der Sicht des Behandlungsteams Kranz S.J.

1, Seifert C.

1

1Alice Salomon Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland

Fragestellung: ITS gelten als Hauptsterbeort deutscher Krankenhäuser. In der Diskussion um ein würdevolles Sterben bleibt der Blick auf Palliative Care als Teil der Intensive Care jedoch größtenteils aus. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, in wieweit Sterbebegleitung ein integraler Teil der

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Intensive Care ist und umgesetzt wird? Welche Rolle spielt die Begleitung sterbender Menschen und welche Herausforderungen und Möglichkeit erleben die ITS-Professionals? Methodik: In der qualitativen Erhebung wurden leitfadengestützte ExpertInneninterviews durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Interviews wurden in zwei Berliner Kliniken geführt. Die ExpertInnen, 2 ÄrztInnen, 4 Pflegefachkräfte und 2 TherapeutInnen, sind im Praxisfeld tätig und bilden die vorhandene Multiprofessionalität der ITS ab. Ergebnis: Das Sterben gehört zum Alltag Berliner ITS und birgt eine Vielzahl an Herausforderungen und Möglichkeiten für sorgsame Sterbebegleitung. Die Professionals beschreiben fehlenden Räumlichkeiten, hohe Arbeitsverdichtung, begrenzte Bettenkapazitäten und unterschiedliche individuelle sowie berufsbezogene Kompetenzen der KollegInnen als Belastung. Gleichzeitig stellen sie die Möglichkeit der schnellen und effektiven Symptomkontrolle und der Interprofessionalität als Ressource der ITS dar. Neben Mehrdimensionalität und Selbstbestimmung der PatientInnen konnten Teamarbeit, Entscheidungsfindung, Kommunikation und Symptomkontrolle als Herausforderungen identifiziert werden. Schlussfolgerung: Adäquate Sterbebegleitung auf ITS unterliegt dem Zufall und findet inkonsistent statt. Konzepte wie Palliative Care bieten die Möglichkeit, sorgsame Sterbebegleitung auf ITS umzusetzen. Hierfür benötigen die Professionals günstige institutionelle Strukturen. Neben teambildende Maßnahmen, psychologische Unterstützung, Interdisziplinarität und Ethikstrukturen müssen beispielsweise Konzepte und Kommunikationsstrukturen sowie Fort- und Weiterbildungsangebote geschaffen werden.

P26 Palliativmedizinischer Versorgungsbedarf von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz Schmitz M.

1, Ehlert J.

1, Rybczynski M.

2, von Kodolitsch Y.

2, Bokemeyer C.

1, Oechsle K.

1

1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg,

Deutschland, 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Universitäres Herzzentrum Hamburg,

Hamburg, Deutschland Einleitung: Patienten (Pat.) mit chronischer Herzinsuffizienz sind trotz ihrer eingeschränkten Prognose in der Palliativversorgung stark unterrepräsentiert. Ziel war es, Messinstrumente für den Palliativversorgungsbedarf, die teilweise primär bei onkologischen Pat. validiert wurden, bei Pat. mit Herzinsuffizienz zu evaluieren und den Versorgungsbedarf zu quantifizieren. Methoden: Es wurden bisher 122 Pat. (72% männlich, 28% weiblich, medianes Alter 67 Jahre), die wegen einer chronischer Herzinsuffizienz stationär behandelt wurden, eingeschlossen. Als Fremderfassungsinstrument (behandelnder Kardiologe) wurde das Five-Item Palliative Care Screening Tool (Glare et al. 2011) für kardiologische Patienten modifiziert. Die Selbsteinschätzung erfolgte mittels MIDOS (Symptomlast) und Distress-Thermometer (DT; Belastung). Ergebnisse: Bei 43% der Pat. lag eine Kardiomyopathie und bei 23% eine Herzklappenerkrankung vor. 59% hatten eine Herzinsuffizienz NYHA ≥3. Das mittlere 5-Jahresüberleben nach dem Seattle-Heart-Failure-Modell (SHFM) lag bei 63% (SD 23,2; Spanne 10 - 94). Die häufigsten mittleren/starken Beschwerden (MIDOS) waren Luftnot (53%), Schwäche (50%), Müdigkeit (50%) und Appetitmangel (25%). 71% zeigten eine signifikante Belastung (DT>5) mit primär körperlichen (88%) und emotionalen (63%) Problemen. Einen fremdeneingeschätzten Versorgungsbedarf (Glare-Score ≥5) zeigten 85%. Der MIDOS-Gesamtscore und DT korrelierten signifikant untereinander (r=0,55; p< 0,01), aber nur MIDOS auch mit der Fremdeinschätzung (r=0,197; p=0,03). Der Glare-Score (aber nicht MIDOS/DT) korrelierte signifikant mit der SHFM-Prognose (r=0,30; p=0,01). Zusammenfassung: Pat. mit chronischer Herzinsuffizienz weisen eine hohe Symptomlast und große Belastung durch körperliche und emotionale Probleme auf. Die eingesetzten Instrumente scheinen geeignet sein, auch bei kardiologischen Patienten den palliativmedizinischen Versorgungsbedarf zu messen.

P27 Charakterisierung des geriatrischen Palliativpatienten ohne Tumorerkrankung Frohnhofen H.

1,2, Hagen O.

3, Schlitzer J.

4

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1Kliniken Essen Mitte, Altersmedizin, Essen, Deutschland,

2Universität Witten Herdecke, Witten,

Deutschland, 3Augusta Krankenanstalt Bochum, Essen, Deutschland,

4Kliniken Essen Mitte, Essen,

Deutschland Hintergrund: Die Zahl älterer Menschen mit Multimorbidität ohne Tumorerkrankung, belastenden Symptomen und kurzer verbliebender Lebenszeit steigt. Es besteht Einigkeit dahingehend, dass auch diese Menschen einer palliativmedizinischen Versorgung bedürfen. Unklar ist jedoch, wie diese Patientengruppe identifiziert werden kann. Methodik: Wir analysierten Registerdaten vor zwei Geriatrischen Kliniken mit jeweils über 1000 Patienten mittels einer Faktorenanalyse. Berücksichtigt wurden anthropometrische, medizinische Daten sowie Daten des geriatrischen Assessments. Ergebnis: Für beide Patientenkollektive ließen sich vier bzw. fünf sinnvoll interpretierbare Faktoren ermitteln. Ein Faktor zeigte hohe Ladungen (> 0.7) für dauerhafte Bettlägerigkeit, Verlust der Alltagsfunktionalität (Aktivitäten des täglichen Lebens) und Tagesschläfrigkeit. Dieser Faktor war unabhängig von den vorliegenden Krankheiten. Schlussfolgerung: Die an zwei verschiedenen großen Patientenkollektiven statistisch ermittelten Faktoren könnten geriatrische Palliativkriterien sein, müssen aber noch im klinischen Alltag validiert werden.

P28 Relevanz statistisch ermittelter Palliativkriterien bezüglich der verbliebenen Lebenszeit geriatrischer Patienten Frohnhofen H.

1,2, Hagen O.

3, Schlitzer J.

1

1Kliniken Essen Mitte, Essen, Deutschland,

2Universität Witten Herdecke, Witten, Deutschland,

3Augusta Krankenanstalt Bochum, Bochum, Deutschland

Hintergrund: Eine verlässliche klinische Identifikation von geriatrischen Patienten mit überwiegend palliativmedizinischem Versorgungsbedarf ist nach wie vor eine Herausforderung. Statistisch ermittelte Parameter scheinen plausibel diese Patientengruppe zu beschreiben, jedoch fehlen bisher klinisch relevante Validierungsdaten. Methodik: Wir führten eine Nachbeobachtung durch Hausarztkontaktierung bei 164 Patienten mit einem medianen Lebensalter von 83 Jahren durch. Während des stationären Aufenthaltes waren die Kriterien Bettlägerigkeit, Tagesschläfrigkeit und Verlust der Aktivitäten des täglichen Lebens im Rahmen des geriatrischen Assessments erfasst worden. Ergebnis: 85 (52%) Patienten erfüllten keines, 20 (12%) Patienten ein, 21 Patienten 2 (13%) und 38 (23%) Patienten alle drei Kriterien. Die mediane (IQR) Überlebenszeit war bei keinem Kriteriem 156 (48-230) Wochen, bei einem Kriterium 100 (33-154) Wochen, bei zwei Kriterien 25 (5-98) Wochen und beim Vorliegen von drei Kriterien 17 (7-98) Wochen (p< 0.01). Schlussfolgerung: Bei dieser kleinem Gruppe von geriatrischen Klinikpatienten korrelieren klinische Parameter mit der verbleibenden Lebenszeit. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob zusätzliche Parameter die Prognoseschätzung verbessern und welche Symptome diese Patienten zeigen.

P29 Punktprävalenz und Symptomatik von Palliativpatienten ohne Tumorerkrankung in der Geriatrie. Eine multizentrische Studie Frohnhofen H.

1,2, Hagen O.

3, Orth H.

4, Schlitzer J.

1, Thiesemann R.

5, Zeile T.

6

1Kliniken Essen Mitte, Essen, Deutschland,

2Universität Witten Herdecke, Witten, Deutschland,

3Augusta Krankenanstalt Bochum, Bochum, Deutschland,

4Marienkrankenhaus, Bergisch Gladbach,

Deutschland, 5Fabricius Klinik, Remscheid, Deutschland,

6Helios Klinikum Krefeld-Hüls, Krefeld,

Deutschland Hintergrund: Die Häufigkeit geriatrischer Klinikpatienten mit überwiegend palliativem Versorgungsbedarf und die Häufigkeit der belastenden Symptome bei diesen Patienten sind unklar. Methodik: Erhebung der Punktprävalenz der Anzahl geriatrischer Palliativpatienten - nach den drei klinischen Kriterien: irreversible Bettlägerigkeit, Tagesschläfrigkeit und Verlust der Aktivitäten des

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täglichen Lebens -und der Symptome Schmerz, Übelkeit, Dyspnoe, Erbrechen, Obstipation, und sonstige belastende Symptome an einem Tag in fünf geriatrischen Kliniken in NRW. Ergebnis: Von 277 Patienten zeigten 150 (57%) keins, 48 (18%) eins, 23 (8%) zwei und 47 (17%) drei der o.g. Kriterien. Die Symptome Dyspnoe (p < 0.015), Übelkeit (p< 0.012) und Fatigue (p< 0.001) nahmen mit der Zahl der o.g. Kriterien signifikant zu. Schmerzen waren mit ca. 40% bei allen Patienten unabhängig vom Vorliegen der o.g. Kriterien. Schlussfolgerung: Patienten in einer geriatrischen Klinik zeigen eine hohe Symptomlast. Etwa 20% der geriatrischen Patienten werden nach klinischen Kriterien als palliativ eingestuft. Diese Patienten zeigen signifikant häufiger Übelkeit, Diarrhoe und Dyspnoe. Schmerzen waren mit ca. 40% bei allen Patienten häufig.

P30 Bedürfnisorientierte Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz in der letzten Lebensphase - Studiendesign zur Implementierung einer Arbeitshilfe für die Versorgungpraxis der Altenhilfe Schmidt H.

1, Eisenmann Y.

1, Voltz R.

1, Perrar K.M.

1

1Zentrum für Palliativmedizin / Uniklinik Köln, Köln, Deutschland

Hintergrund: Menschen mit schwerer Demenz am Lebensende werden häufig nur unzureichend versorgt. Ihre eingeschränkten verbalen Kommunikationsmöglichkeiten führen zu einem erschwerten Zugang zu ihrer Bedürfniswelt und zur Notwendigkeit einer sensiblen Begleitung. Davon ausgehend wurde eine Arbeitshilfe für die stationäre Altenhilfe entwickelt. Diese soll Pflegende zum einen dabei unterstützen, die Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz in der letzten Lebensphase zu erkennen. Zum anderen bietet sie Anregungen dazu, wie den Bedürfnissen begegnet werden kann. Zielsetzung: Ziel der Studie ist die Implementierung der Arbeitshilfe in die Versorgungpraxis der ambulanten und stationären Altenhilfe und die Erfassung der Wirkung auf die Versorgung von Menschen mit schwerer Demenz in der letzten Lebensphase. Methode: Das quasi-experimentelle Studiendesign beinhaltet eine Pilotphase, in der zunächst eine Anpassung der Arbeitshilfe an die konkreten Anforderungen der Pflegenden erfolgt. Hierzu werden Gruppendiskussionen durchgeführt, auf deren Grundlage ein Einführungskonzept (z.B. Schulung oder Informationsveranstaltung) für die nachfolgende Implementierungsphase erarbeitet wird. Im Anschluss wenden Pflegende aus jeweils zehn Einrichtungen der ambulanten und stationären Altenhilfe die Arbeitshilfe für zwölf Wochen im Versorgungsalltag an. Zur Abbildung möglicher Wirkungseffekte auf deren Arbeitssituation sowie auf die Lebensqualität der Menschen mit schwerer Demenz werden vor und nach Implementierung der Arbeitshilfe schriftliche Befragungen durchgeführt (Ein-Gruppen- Pretest-Posttest-Design). Diskussion: Basierend auf der Hypothese, dass die Einführung der Arbeitshilfe sich positiv auf die Lebensqualität der Betroffenen und die Arbeitssituation der Pflegenden auswirkt, leistet die Studie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit schwerer Demenz in der letzten Lebensphase.

P31 Lernen und Lindern durch Bewegung Kinaesthetics als Instrument zur Verbesserung der Selbstwirksamkeit alter Menschen und deren Pflegepersonen in Palliative Care* Grammatico D.

1, Enke A.

2, Kern M.

3

1freiberuflich, Hilden, Deutschland,

2freiberuflich, Sinzig, Deutschland,

3ALPHA Rheinland, Bonn,

Deutschland Das Projekt geht der Frage nach, wie sich die Schulung in Kinaesthetics auf die Selbstwirksamkeit von älteren Palliativbewohnern und professionell Pflegenden in der Arbeit auswirkt. Methodik: In drei Einrichtungen der stationären Altenhilfe wurden zwei mehrtägige Kinaesthetics-Schulungen durchgeführt. Mit allen Teilnehmenden wurden leitfadengestützte Interviews vor und zwei Monate nach der Schulung durchgeführt. Themenschwerpunkte Selbstwirksamkeitserleben, Umgangsstrategien mit belastenden Symptomen,

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Einbezug der Ressourcen der Bewohner in die pflegerischen Aktivitäten; Erstellung von Fallberichten durch die Teilnehmenden und inhaltanalytische Auswertung, Interviews mit Bewohnern, inhaltsanalytische Auswertung der Interviews nach Mayring und Triangulation. Evaluation der Maßnahme 12 Monate nach Abschluss der Schulung. Ergebnisse: Es zeigt sich eine hohe Wirksamkeit in unterschiedlichen Handlungsbereichen, z.B. eine höhere Sensibilität gegenüber den Bedürfnissen der Bewohnerinnen mit palliativem Bedarf, ein Wechsel von einem eher defizitorientierten Umgang mit Bewohnern zu einer differenzierten Ressourcenorientierung, die mit einem Wandel von Haltung einhergeht. Allerdings wurde auch deutlich, dass die Voraussetzung einer hohen Wirksamkeit mit grundlegenden organisatorischen Rahmenbedingungen in den einzelnen Einrichtungen verbunden ist, die es häufig noch zu verbessern gilt. Diskussion: Kinaesthetics führt zu einer veränderten Sichtweise, indem die Pflegenden die Bewohnerinnen besser unterstützen und so Krankheitssymptome wirksam lindern können. Es scheint jedoch wenig sinnvoll, Kinaesthetics nur durch einzelne Mitarbeiterinnen - unabhängig von organisatorischen Abläufen - in den diversen Einrichtungen implementieren zu wollen. *Das Projekt wird durch die Robert Bosch Stiftung gefördert.

P32 Physiotherapie in der ambulanten Palliativversorgung. Bestandsaufnahme am Beispiel der Stadt Göttingen Plath C.

1

1Mobile Physiotherapie Göttingen, Göttingen, Deutschland

Die meisten Menschen möchten ihre letzte Lebenszeit in ihrem Zuhause verbringen und auch dort versterben. Mediz./pfleger. werden Palliativpatienten ambulant zwar zunehmend durch die AAPV /SAPV versorgt. Doch noch immer fehlen als wichtiges Mitglied im multiprof. Team der SAPV die Physiotherapeuten mit ihrem spezifischen Angebot in der palliativen Versorgung. Die ambulante Physiotherapie scheint in der Versorgung sterbender Patienten noch in den Kinderschuhen zu stecken. Es gibt bislang keine Veröffentlichungen zur Versorgung von Palliativpatienten im ambulanten physiktherapeutischen Bereich in Dtschl. Die Physiotherapie gehört zum multiprofessionellen Team in der Palliativversorgung. Sie kann Lebensqualität Sterbender und Schwerstkranker verbessern z.B. durch Linderung von Symptomen wie Schmerz, Luftnot, Fatigue. Eine Bachelorarbeit befasst sich mit diesem Thema mit folgenden Fragestellungen : Welche Angebote qualifizierter ambulanter physiotherapeutischer Versorgung für Palliativpatienten liegen in Göttingen vor? Welche Bedarfe nach Fort- und Weiterbildungen in Palliative Care haben die ambulant tätigen Physiotherapeuten in Göttingen? Zur Erhebung der Fragestellungen erfolgt zurzeit eine quantitative Querschnittsuntersuchung bei Physiotherapeuten, die im ambulanten Bereich in Göttingen tätig sind, anhand eines schriftlichen Fragebogens. Er wird an alle ambulant tätigen Physiotherapeuten (n=78) per Post versendet und anschließend ausgewertet. Mit den Ergebnissen aus der Befragung im Juli 2016 wird erwartet, dass generelle Aussagen zur Verfügbarkeit qualifizierter ambulanter physiotherapeutischer Angebote für Palliativpatienten in Göttingen getroffen werden können. Darüber hinaus können Hinweise bezüglich eventuell vorhandener Bedarfe in Fort- und Weiterbildungen in Palliative Care ermittelt und sowohl negative als auch positive Einflussfaktoren auf die Versorgung von Schwerstkranken und Sterbenden im ambulant physiotherapeutischen Bereich aufgezeigt werden.

P33 Hospizkultur und Palliative Care in der mobilen Pflege und Betreuung zu Hause (HPC Mobil) - ein dreijähriges Pilotprojekt Juni 2015 - Juni 2018 von Hospiz Österreich in Kooperation mit Hospiz Niederösterreich Beyer S.

1, Eibel M.

1, Krainz C.

2

1Dachverband Hospiz Österreich, Wien, Österreich,

2Landesverband Hospiz Niederösterreich,

Mödling, Österreich

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Die MitarbeiterInnen der mobilen Pflege und Betreuung zu Hause haben in ihrer Arbeit ein sehr hohes Maß an körperlicher und psychischer Belastung zu tragen. Sie sind alleine vor Ort und müssen sehr oft schwierige ethische Entscheidungen treffen, vor allem wenn es sich um schwer kranke und sterbende Menschen handelt. Sie begleiten nicht nur die PatientInnen sondern auch deren An- und Zugehörige. Hinzu kommt, dass ihre Arbeit die Kooperation mit einer Reihe anderer Dienstleister (HausärztInnen, dem mobilen Palliativteam, den Rettungsdiensten, den Hospizteams…) erfordert. Vom Gelingen der Kommunikation und Kooperation hängt sowohl die Qualität der Dienstleistung als auch das Wohlbefinden von PatientInnen, Angehörigen und Mitarbeitenden ab. Der Arbeitsalltag ist aber geprägt von einem großen Zeitdruck bei oftmals fehlender Qualifikation in Hospiz und Palliative Care. Die Ziele des Pilotprojektes sind die nachhaltige Verankerung von Hospizkultur und Palliative Care in jeder Organisation, Verbesserungspotentiale in den Abläufen gemeinsam mit den Leitenden und Betreuenden der teilnehmenden Organisationen zu erkennen und umzusetzen, und die Entlastung der MitarbeiterInnen im Umgang mit schwerkranken und sterbenden Menschen. Die Entwicklung von Leitzielen, Leistungen und Indikatoren gemeinsam mit allen Trägern, die Entwicklung eines Curriculum HPC Mobil, Organisationsentwicklung auf HPC bezogen und spezielle Fortbildung zu HPC sind die Schwerpunkte des Projektes. Folgende Träger nehmen am Projekt teil: Arbeiter Samariter Bund Wien, Caritas Socialis, Sozial Global AG, Volkshilfe Wien, Caritas der ED Wien, das Rote Kreuz Niederösterreich. Die Evaluierung wird vom Kompetenzzentrum für Nonprofit Organisationen und Social Entrepreneurship der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Univ. Prof. Dr. Ralph Grossmann begleitet das Projekt aus der Sicht der Organisationsentwicklung. Das Pilotprojekt wird vom Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) gefördert.

P34 Plädoyer für eine palliative Versorgung im ländlichen Raum Pohling M.

1, Martin C.

1

1Gemeinschaftspraxis Pohling & Martin, Lehre, Deutschland

Ziel: Stärkung der palliativmedizinischen, wohnortnahen Versorgung - unter Nutzung vorhandener Ressourcen - durch einen nach § 72 SGB XI dem Hospiz angeglichen Status, inklusive der Angleichung der finanziellen Ausstattung, wie sie auch rein stationären Hospizen gewährt werden. Nutzen:

Wohnortnahe Patientenversorgung, ohne Verlegung in ein Hospiz

Fließender Übergang von Heimbetreuung zu palliativer Pflege

Kostenreduktion gegenüber hospizlicher Versorgung

Ressourcennutzung vorhandener Alten-/Pflegeheime

Zuvor zuhause versorgte SAPV-Patienten werden durch ambulante sowie stationäre Mitarbeiter gemeinsam stationär versorgt. Die Betroffenen sind dadurch weiter von Ihnen schon vertrauten Menschen umgeben.

Vorgehensweise:

Ärztliche Betreuung gemeinsam mit spezialisierten, für die ambulante Palliativversorgung (SAPV) ausgebildeten Pflegekräften

Nutzung von speziell für Palliativpatienten in Alten- und Pflegeheimen eingerichteten Räumen - unterstützt durch das Palliativ-Care-ausgebildete Heimpersonal

Limitierung:

Administrative Verordnungen behindern die Umsetzung dieses Betreuungs- und Pflegekonzeptes

Transportkosten in das kooperierende Heim sind vom Goodwill der Krankenkassen, im Rahmen von Einzelfallentscheidungen, abhängig.

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Heimkosten müssen von Patienten/Angehörigen anteilig selbst getragen werden. (Im Gegensatz dazu fällt für „SAPV“ im Hospiz keine Kostenbeteiligung an)

Über uns: Wir arbeiten seit mehr als 20 Jahren als Allgemeinmediziner auf dem Land, in der zwischen Braunschweig und Wolfsburg gelegenen Gemeinde Lehre. In unserer Praxis führen zurzeit drei weitergebildete Ärzte die Zusatzbezeichnung Palliativmedizin. Mit dem hier beschriebenem, seit über fünf Jahren gelebtem und bewährtem hospizlich-palliativen Versorgungskonzept, betreuen wir Menschen auf ihrem letzten Weg - zu Hause sowie stationär in drei Altenheimen.

P35 Kriterien für die (frühe) Integration von Palliativmedizin in die Onkologie - Befragung niedergelassener Onkologen Benze G.

1, Pastrana T.

2, Lim A.

1, Marx G.

1, Nauck F.

1

1Universitätsmedizin Göttingen, Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland,

2Universitätsklinikum

Aachen, Palliativmedizin, Aachen, Deutschland Fragestellung: Es besteht zunehmende Evidenz dafür, dass Lebensqualität und Outcome von onkologischen Patienten durch (frühe) Palliativversorgung verbessert werden. Onkologische Leitlinien haben diesen Gedanken integriert. Doch wie sieht die alltägliche Praxis aus? Nach welchen Kriterien überweisen niedergelassene Onkologen Patienten zu einer palliativen Versorgung? Methodik: Qualitatives Design; teilstrukturierte Interviews mit 11 internistischen Onkologen; Inhaltsanalytische Auswertung nach Mayring Ergebnis: Kriterien, die sich an objektivierbaren Parametern festmachen, lassen sich nicht eindeutig ableiten. Insbesondere dann, wenn die Onkologen den Eindruck hatten, an ihre Grenzen bezüglich Zeitressourcen, Kontrolle schwerwiegender Symptome und Kommunikation zu kommen, bei erhöhtem Hilfebedarf von Patienten und Angehörigen sowie, wenn die Tumortherapie keine Heilung bewirkt, dachten sie an die Einbeziehung palliativmedizinischer Strukturen. Es zeigte sich eine große Spannbreite bezüglich des Zeitpunktes der Zuweisung von Patienten zur palliativen Versorgung. Dies reichte von einer früh begleitenden Versorgung unter onkologischer Therapie, bis zu der Zeit nach Ausschöpfen aller onkologischen Therapieoptionen. Schlussfolgerung: Kriterien der Zuweisung von Patienten durch niedergelassene Onkologen sind sehr individuell und vom jeweiligen Arzt abhängig. Es bedarf weiterer Bemühungen, um objektive Kriterien zur Anwendung zu bringen. Die Etablierung der Palliativmedizin als (frühzeitige) Ergänzung der Betreuung von onkologischen Patienten ist noch zu optimieren. Möglichkeiten der Verbesserung wären z.B. mehr Aus- und Weiterbildung in Palliativmedizin, Tumorboards immer mit Palliativmedizinern, Palliativsprechstunden in onkologischen Praxen und die Thematisierung von „early integration“ in den Medien.

P36 Entwicklung einer abgestuften Palliativversorgung in der Region Augsburg durch einen Vertrag nach § 140a SGB V: Integrierte allgemeinen Palliativversorgung (i-APV) Eichner E.

1, Carstens A.

2, Rasehorn E.

3, Deschler C.

4, Heidrich C.

2, Amonat G.

5, Beckebans F.

6,

Bernlochner K.6

1Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V., Augsburg, Deutschland,

2GWQ ServicePlus AG,

Düsseldorf, Deutschland, 3AWO Betriebsträger u. Projektentwicklungsgesellschaft mbH, Augsburg,

Deutschland, 4Pflegedienst Deschler GmbH, Augsburg, Deutschland,

5Audi BKK, Ingolstadt,

Deutschland, 6SBK Siemens-Betriebskrankenkasse, München, Deutschland

Fragestellung: Wie können bestimmte Gruppen von Palliativpatienten, die (noch) nicht die Kriterien der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) erfüllen, in der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV) angemessen versorgt werden? Hintergrund: Die derzeitige zweistufige Versorgung AAPV-SAPV wird einzelnen Gruppen von Palliativpatienten nicht gerecht, weil deren Aufwändigkeit in den bestehenden Vergütungssystemen nicht ausreichend abgebildet ist und die deswegen ambulant nicht versorgt werden (können).

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Ergebnis: 1. Zwischen den Vertragsparteien wurde ein Vertrag zur Besonderen Versorgung nach § 140a SGB V für bestimmte Patientengruppen abgeschlossen, damit von diesen nicht gewollte, stark belastende und palliativmedizinisch nicht indizierte Krankenhauseinweisungen und Notarzteinsätze verhindert werden und stattdessen eine sichere sowie optimierte Palliativversorgung in der vertrauten Umgebung ermöglicht wird. 2. Es wurden 9 Patientengruppen mit spezifischen Aufwänden identifiziert, für die eine solche i-APV in Frage kommt, deren Aufwändigkeit und Komplexität jedoch (noch) keine SAPV begründet und die im häuslichen Umfeld leben: Bei den Gruppen 1 - 5 handelt es sich um Palliativpatienten mit onkologischer Grunderkrankung, die einen zusätzlichen Aufwand haben, bei den Gruppen 6-9 um Patienten mit neurologischen Erkrankungen. Weitere Gruppen sind vorgesehen. 3. Für beteiligte Ärzte und Pflegefachkräfte wurden palliativpflegerische und -medizinische Qualifikationsanforderungen festgelegt, auf deren Basis eine dem Aufwand angemessene Vergütung erfolgt. Schlussfolgerung: Mit dem Vertrag zur i-APV können nun spezielle Palliativpatientengruppen mit hohem Versorgungsbedarf bei (noch) fehlender SAPV-Indikation ambulant und sektorenübergreifend versorgt werden, die bisher aufgrund mangelnder Strukturen nicht ausreichend versorgt werden konnten. Damit ist dieser integrierte Versorgungsvertrag ein Beitrag zu einer abgestuften regionalen Palliativversorgung.

[3-stufige Versorgung]

P37 Integrierte Palliativbetreuung in Tirol (IPB), ein Modell zur Stärkung der Allgemeinversorgung und der regionalen Vernetzung? Evaluation der Umsetzung Medicus E.

1, Wegleitner K.

2, van Appeldorn U.

3

1Tiroler Hospiz Gemeinschaft, Innsbruck, Österreich,

2University Klagenfurt / IFF Vienna, Palliative

Care and Organisational Ethics, Vienna, Österreich, 3Tiroler Gesundheitsfonds, Innsbruck, Österreich

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Fragestellung: Der Tiroler Gesundheitsfonds hat von 2009 - 2013 ein Projekt zur Etablierung von Palliative Care in zwei Tiroler Regionen umgesetzt. Als eine Maßnahme wurde das Modell der Integrierten Palliativbetreuung (IPB) entwickelt, um Palliative Care in der Allgemeinversorgung zu stärken und die finanziellen Belastungen für die Betroffenen zu reduzieren. Mittlerweile gibt es Erfahrungen mit der Umsetzung der IPB in einigen Regionen Tirols. Folgende Fragen stehen im Zentrum der retrospektiven Analyse: Hat die Umsetzung der IPB in den Regionen zu den angestrebten Effekten geführt? Was waren förderliche und hinderliche Rahmenbedingungen? Welche Aspekte sind für die weitere Etablierung der IPB besonders zu beachten? Methodik: Mit einem Mixed-Methods Zugang wurden Daten der Evaluation der Modellregionen sowie Dokumentations- und Nutzungsdaten der IPB von Seiten des Gesundheitsfonds verwertet. Ein ExpertInnenworkshop diente der vertiefenden Analyse der Voraussetzungen einer Umsetzung der IPB. Ergebnis: Das Modell der IPB wurde trotz breiter Einbindung lokaler AkteurInnen und dem gesundheitsökonomischen Nutzen für Regelversorger zunächst nur schleppend zur Wirkung gebracht. Das als verpflichtend geplante interprofessionelle Assessment wurde in dieser Form nicht akzeptiert. Das ursprüngliche Ziel, mit der IPB interprofessionelle Abstimmung und regionale Vernetzung zu intensivieren, wurde nur bedingt erreicht. Durch intensive Vermittlungsprozesse ist es nach und nach möglich, den Nutzen für alle Beteiligten erfahrbar zu machen. Schlussfolgerung: Für das Regelwerk der IPB braucht es intensive Vermittlungsprozesse in den Betreuungsteams der Regelversorgung und, parallel dazu, die Entwicklung einer palliativen Kultur in der Region. Sonst besteht die Gefahr, dass die IPB ausschließlich als Leistungsabgeltung und ökonomische Entlastung der Betroffenen genutzt wird, das interprofessionelle Assessment und die Kooperation im lokalen Netz aber nicht intensiviert werden.

P38 Bachelorarbeit: Alt und suizidal? Stellenwert des Suizids in der hausärztlichen Betreuung Lingott N.

1

1Alice Salomon Hochschule, Berlin, Deutschland

Vor dem Hintergrund der hohen Suizidrate von Menschen im höheren Lebensalter in Verbindung mit einer häufigen Ankündigung des bevorstehenden Suizids in der hausärztlichen Praxis wurden folgende Fragestellungen formuliert: Wie gehen Hausärzt_innen mit suizidalen Absichten und Suizid alter Menschen in ihrer Praxis um? Kommen Präventionsmaßnahmen hierbei zum Einsatz? Bestehen Hindernisse? Was ist aus Sicht der Hausärzt_innen für eine effektive Suizidprävention erforderlich? Ziel ist es, zu erfassen, wie Hausärzt_innen mit Äußerungen zu suizidalen Absichten und dem Suizid alter Menschen in Ihrer Praxis umgehen, ob Suizidpräventionsmaßnahmen zum Einsatz kommen und wie mit diesen umgegangen wird. Auch ist von Interesse, was für eine effektive Suizidprävention erforderlich ist. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde ein qualitatives Untersuchungsdesign genutzt. Anhand von drei leitfadengestützten Interviews mit Hausärzt_innen konnte deutlich herausgearbeitet werden, dass bereits ein umfangreiches Angebot von suizidpräventiven Maßnahmen genutzt wird, jedoch viel Bedarf im Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten des ambulanten Bereichs besteht, um individuell auf die Bedarfe und Bedürfnisse suizidaler alter Menschen einzugehen.

P39 Prospektive Erhebung des Versorgungsbedarfes von Patienten der Poliklinik für Medizinische Onkologie des Westdeutschen Tumorzentrums am Universitätsklinikum Essen Tewes M.

1, Rettler T.

1, Scheer K.

1, Ritterbusch U.

1, Beckmann M.

2, Herrmann M.

3, Schuler M.

1, Hense

J.1

1Universitätsklinikum Essen (AöR), Innere Klinik (Tumorforschung), Essen, Deutschland,

2LVR-

Klinikum, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Essen, Deutschland, 3Universitätsklinikum Essen (AöR), Sozialdienst, Essen, Deutschland

Fragestellung: Patienten (PT) mit Tumorerkrankungen weisen im Verlauf ihrer Erkrankung unterschiedliche körperliche Symptome und psychosoziale Belastungen auf. Ziel dieser prospektiven

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Erhebung ist die Evaluation der Eignung etablierter Instrumente für die Erfassung des palliativ-hospizlichen und psychosozialen Betreuungsbedarfs dieser PT. Methodik: Die Bedarfserfassung erfolgte einmal pro Quartal durch einen vom PT freiwillig ausgefüllten Fragebogen (FB). Dieser beinhaltet drei validierte Instrumente (Hornheider-FB (HSI), PHQ4-Score und HOPE-Midos-Bogen) und die Frage nach dem Gesprächswunsch (GW) des PT mit Mitgliedern des Palliativteams (Palliativmedizin (PM), Sozialdienst, Hospizdienst, Psychoonkologie, familiale Pflege, Seelsorge). Ergebnis: Von Oktober 2013 bis März 2016 wurden 705PT eingeschlossen und 1063 FB analysiert (tab01). Midos: 50,35% (355/705) der PT gaben ein mittleres oder schlechtes Allgemeinbefinden (AZ) an. Schmerzen (24,11%), Schwäche (36,03%), Appetitmangel (21,0%) und Müdigkeit (38,72%) wurden am häufigsten genannt (tab02). HSI: 43,71% (300/700) der PT liegen oberhalb des validierten pathologischen Schwellenwertes. In 48,22% (340/705) wurde eine starke familiäre Belastung durch die Erkrankung angegeben. PHQ4: Von März 2014 bis März 2016 wurden 732 FB ausgefüllt. Eine moderate bis starke depressive Symptomatik lag bei 13,11% (96/732) vor. Gesprächswunsch: ein GW mit der PM wurde bei weniger als 10% der PT angegeben. Die Korrelation zwischen AZ und GW mit der PM war bei einem Signifikanzniveau von 1% gering (r=0,252), während diese bei den anderen Mitgliedern des Palliativteams nicht nachgewiesen werden konnte (tab03). Schlussfolgerung: Die Auswertung der FB zeigt bei subjektiv hoher Symptomlast und reduziertem AZ der PT nur eine geringe Korrelation zum GW. Eine prospektive Untersuchung vor und nach Aufklärung des Patienten über das Versorgungsangebot der Palliativmitglieder könnte weiteren Aufschluss bringen.

weiblich männlich Alter-Median Alter-Range

Fragebögen gesamt

1063 507 556 62 19-87

Verlaufskontrolle 1 705 332 373 61 19-87

2 256 127 129 62,5 19-85

3 74 36 38 63 20-84

4 20 8 12 62 49-80

5 7 3 4 67 55-78

6 1 1 67

[Patientencharakteristik]

[Auswertung HOPE-Fragebögen bei Erstbefragung]

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[Tab 3]

P40 „Im Großen und Ganzen will ich eigentlich noch nicht gehen…“ - Bedürfnisse und Vorstellungen von PatientInnen zur Hospiz- und Palliativversorgung in Bayern Bükki J.

1,2, Lorenzl S.

2, Paal P.

1

1Hospizdienst DaSein e.V., München, Deutschland,

2Institut für Pflegewissenschaften, Palliative Care,

Salzburg, Österreich Fragestellung: In einer qualitativen Studie wurden PatientInnen aus dem Großraum München mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zu ihren Wünschen und Ansichten bezüglich Versorgung am Lebensende befragt. Wir stellen aktuelle Ergebnisse zu Informationsgrad über ihre Erkrankung und hospizlich-palliative Angebote vor. Methodik: Qualitative Interviewstudie. Eingeschlossen werden volljährige PatientInnen mit lebensbedrohlichen, weit fortgeschrittenen Erkrankungen in ambulanter palliativer Versorgung (AAPV, SAPV). Verstehende Interviews (Dauer ca. 1 h) werden mittels thematischer Inhaltsanalyse ausgewertet (MaxQDA12). Ergebnis: Von Januar bis April 2016 wurden 17 Personen befragt. Alter: median 68 [von 47-86] Jahre; 13 Frauen; in palliativer Behandlung seit 25 [2-36] Monaten; Diagnosen: hämatologische [2] und solide [12] Neoplasien, COPD [3]. Grundlegende versorgungs- und diagnoserelevante Themen waren: · Begrifflichkeit „palliativ/Hospiz“ erweckt ambivalente Assoziationen („Du geht da nicht hin, legst dich hin und bist am übernächsten Tag tot! Nein. Nein.“) · unübersichtliches Angebot an Betreuungsmöglichkeiten („Palliativ, das ist die gesamte Sache, Hospizverein, alles zusammen ist Palliativmedizin.“) · prognostische Unsicherheit und Wahrnehmung, sich „noch nicht in dieser Phase“ zu befinden („Mein Gott, ich bin ja noch nicht auf dem Weg zu sterben!") · Wunsch nach längerer Lebenszeit („… will ich eigentlich noch nicht gehen“)… · Verpflichtung, nicht aufzugeben („… weil ich ja auch ein Sohn habe und er braucht mich“)

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Schlussfolgerung: PatientInnen in ambulanter Palliativversorgung sprechen eine Reihe von emotionalen, institutionellen, medizinischen, existenziellen und sozialen Themen an, die als Barrieren für eine bedürfnisorientierte hospizlich-palliative Arbeit wirken können.

P41 Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz erkennen und ihnen begegnen - eine Arbeitshilfe für die Altenhilfe Eisenmann Y.

1, Schmidt H.

1, Voltz R.

1, Perrar K.M.

1

1Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Fragestellung: Da Menschen mit schwerer Demenz am Lebensende ihre Bedürfnisse kaum noch verbal mitteilen können, stehen Pflegende vor großen Herausforderungen. Ziel war es, eine Hilfestellung zur bedürfnisorientierten Versorgung von Menschen mit schwerer Demenz in ihrer letzten Lebensphase zu geben. Die Arbeitshilfe soll Pflegende der Altenhilfe unterstützen, Bedürfnisse zu erkennen und diesen zu begegnen. Methodik: Nach den Prinzipien der Grounded Theory wurden teilnehmende Beobachtungen von 30 Menschen mit schwerer Demenz und 8 Gruppendiskussionen mit Angehörigen und Versorgenden ausgewertet. Darauf aufbauend wurde die Arbeitshilfe entwickelt. Ergebnis: Zentrales Anliegen ist es, einen Zugang zum Bewohner zu finden und das PersonSein des einzelnen Menschen mit Demenz zu entdecken und zu erhalten. Dazu setzt sich die Arbeitshilfe aus fünf Bausteinen zusammen, die individuell genutzt werden können. Der Baustein zu den Bedürfniskategorien gibt einen Überblick über die 25 identifizierten Bedürfnisse mit jeweils individueller Ausprägung. Auf die Mitarbeiterperspektive beziehen sich die Bausteine: Innere Haltung und Kompetenz. Weiter dienen das Beobachten von Ausdruckszeichen der Bewohner und das Sammeln von Wissen über sie dazu, einen Zugang zum Betroffenen zu erlangen. Reflektierende Fragen zu förderlichen Rahmenbedingungen der Einrichtungen und die Zusammenarbeit mit den Angehörigen wurden erstellt sowie Ausführungen zu möglichen Anzeichen des nahestehenden Lebensendes und Hinweise zu weiterführender Literatur. Schlussfolgerung: Die Arbeitshilfe bietet auf Mitarbeiter- und Einrichtungsebene Anregungen zur individuellen Versorgung von Menschen mit schwerer Demenz. Einrichtungen der Altenhilfe können die Arbeitshilfe mit individuell verschiedenen Schwerpunkten nutzen und so zur Verbesserung der Versorgung am Lebensende beitragen.

P42 Entlassung aus der Palliativstation: welche Patienten gehen ins Hospiz und welche ins Pflegeheim? Ergebnisse einer retrospektiven Analyse Lim A.

1, van Oorschot B.

1

1Interdisziplinäres Zentrum Palliativmedizin, Würzburg, Deutschland

Hintergrund: Pflegeheime wichtige Partner der allgemeinen, wohnortnahen Palliativversorgung für Patienten mit niedrigem oder mittlerem Palliativbedarf, während nach dem Behandlungspfad der S3-Leitlinie für Patienten mit nicht heilbaren Krebserkrankungen im stationären Hospiz auch Patienten mit hohem bzw. komplexem Palliativbedarf versorgt werden. Uns interessierten mögliche Kriterien für die Auswahl des Versorgungssettings. Methode: Die Akten der im Jahr 2015 aus der Palliativstation entlassenen Patienten wurden retrospektiv analysiert. Neben soziodemographischen Faktoren (Alter, Geschlecht, Lebenssituation) wurden Allgemeinzustand, Krankheitsphase, Palliativbedarf (Masso et al 2015) und BRASS-Index als Maß für einen erwartbar erhöhten Pflegebedarf (Molin et al 2013) ausgewertet. Ergebnisse: Von 106 Patienten wurden 58 Patienten in einen Privathaushalt entlassen (55 %), 17 ins Pflegeheim (16 %) und 31 ins Hospiz (29 %). Patienten mit niedrigem BRASS-Index und nicht-allein lebende Patienten wurden signifikant häufiger in einen Privathaushalt entlassen als die übrigen Patienten. Patienten, die ins Pflegeheim entlassen wurden, waren signifikant älter (23 % der Gruppe jünger 70 J. vs. 77 % der über 70-Jährigen) und hatten im Vergleich mit den Hospizpatienten signifikant seltener hohen bzw. komplexen Palliativbedarf (64 % vs. 90 %). Hospizentlassene waren bei Entlassung in schlechterem Allgemeinzustand als Pflegeheimentlassene und häufiger in der

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Krankheitsphase „verschlechternd“. Fazit: Die Auswertung zeigt, dass eine bedarfsorientiert abgestufte Palliativversorgung im Entlassmanagement schon umgesetzt wird, wenngleich der Anteil der Pflegeheimentlassungen mit hohem bzw. komplexem Palliativbedarf recht hoch ist. Transparente Kriterien für die Zuweisung in die nicht-häusliche Weiterversorgung und die Einbeziehung der SAPV bei Pflegeheimentlassungen sollten im Konsens mit allen Beteiligten entwickelt und überprüft werden.

P43 Blick(e) über den Tellerrand : Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Essensversorgung sterbenskranker Menschen Schmidt R.

1

1Hospiz Hamburg Leuchtfeuer gGmbH, Küche, Hamburg, Deutschland

Seit knapp 18 Jahren arbeite ich als Koch in einem Hospiz. Dabei ist mir klar geworden, dass die Nahrungsaufnahme für sterbenskranke Menschen ein Anker sein kann. Denn Essen heißt: “Ich lebe noch“. Im Zentrum steht die Selbstbestimmung, Erinnerungen an Essen und die Fähigkeit zu genießen. Selten kann dabei aber auf die alten Gewohnheiten und Vorlieben zurückgegriffen werden. Daher ist ein konstanter interdisziplinärer Austausch notwendig, um eine optimale Essensversorgung zu garantieren. Gleich einem Mosaik werden dafür Informationen und Eindrücke aus den unterschiedlichen Blickwinkeln zusammengetragen: Die Pflegenden beobachten die stetigen Veränderungen der Essgewohnheiten. Der Arzt lindert Schmerzen und Übelkeit, die oft am Essenwollen hindern. Enge Vertraute steuern mit ihren Erfahrungen wichtige Informationen bei und müssen unbedingt in den laufenden Prozess mit integriert werden. Als Koch lerne ich den Menschen über seine Essenswünsche kennen und setze die (passenden) Essenswünsche um. Das sorgt nicht nur bei dem betroffenen Menschen für eine große Zufriedenheit. Auch wird die Würde und Lebensqualität dieser Menschen dadurch unterstützt. Um dazu beizutragen, erfordert dies aber von allen Beteiligten einen neugierigen Blick über den eigenen Tellerrand.

P44 Implementierung von P.A.T.E. auf Palliativeinheit. Palliative Assistance and Teaching Expert - Potential und Chancen nutzen Wellmann E.

1

1Klinikum Stuttgart -Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Palliativeinheit, Stuttgart,

Deutschland Einleitung: Die Erbringung ,bislang (hier in Deutschland) als ärztlich definierter Aufgaben, durch qualifizierte Pflegekräfte, im Auftrag und unter der „Hoheit“ ärztlicher Aufsicht ,stellt eine Chance dar. Ursache hierfür sind die demographische Entwicklung und auch die begrenzten personellen als auch finanziellen Ressourcen. Hier ist Multi- und Interdisziplinarität gefragt. Gerade im stationären Palliative Care Bereich stehen das Zusammenspiel vieler im Vordergrund: der effizienten und effektiven Einsatzes der Potentiale unterschiedlicher Berufsgruppen sind dabei Basis des nachhaltigen Erfolgs . Job-Describtion: Der P.A.T.E. ergänzt das interdisziplinäre Versorgungsteam, indem seine Kernaufgaben die Schnittstelle zwischen Medizin und Pflege bedienen. Er übernimmt fachübergreifende und vermittelnde Funktionen in der Gesundheitsversorgung und unterstützt dabei auch ÄrztInnen und Ärzte durch die Ausführung delegierbarer Tätigkeiten (institutionell geregelt).Er übernimmt sowohl patientennahe Aufgaben, ist aber auch Ausführender, auf hohem Niveau, von administrative, abrechnungsrelevante Tätigkeiten. Der P.A.T.E. verfügt über erweiterte Fachkompetenzen (HardSkills) als auch soziale Kompetenzen (SoftSkills).Seine Rollen umfassen den Praktiker, den Experten, Berater, Lehrer, Forscher. Er arbeitet als Spezialist alleine oder im Team. Der P.A.T.E. ist dem ärztlichen Dienst unterstellt .Er arbeitet nur im Tagdienst und stellt somit die

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Kontinuität auf der Station sicher. Entsprechend dem Verantwortungsumfangs und der zunehmenden Leistungsbereitschaft sind auch attraktive Verdienststeigerungen möglich. Fazit: Der P.A.T.E. leistet einen positiven Beitrag zur Versorgung von Palliativpatienten . Die Etablierung kann Pflegekompetenz erweitern und eine zielstrebige und produktive Kooperation unterstützen. Zu analysieren und bewerten wären berufs-, haftungs-, straf- und sozialleistungsrechtliche Aspekte.

P45 Palliative Geriatrie: Merkmale aus der Perspektive älterer Menschen Reitinger E.

1, Müller D.

2,3, Heesch J.

2, Piechotta-Henze G.

4, Zippel C.

4

1Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Wien, Graz, IFF - Palliative Care und OrganisationsEthik, Wien,

Österreich, 2Unionhilfswerk Senioren-Einrichtungen gem. GmbH, Berlin, Deutschland,

3Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie - KPG, Berlin, Deutschland,

4Alice Salomon Hochschule

Berlin, Berlin, Deutschland Fragestellung: Hospiz und Palliative Care gewinnen seit mehr als 15 Jahren auch für hochbetagte Menschen an Bedeutung. Entwicklungen in Pflegeheimen spielen hier eine besondere Rolle und haben als Palliative Geriatrie Einzug in Forschung und Praxis gefunden. Eine zentrale Frage besteht darin, woran ein Pflegeheim mit Palliativer Geriatrie erkannt wird. Die forschungsleitende Frage des vorliegenden Beitrags lautet: Was charakterisiert eine Pflegeeinrichtung mit palliativgeriatrischer Kompetenz aus Sicht älterer Menschen? Methodik: Die Untersuchung wurde in einem Methodenmix aus quantitativen und qualitativen Erhebungen durchgeführt. Im Rahmen einer teilstandartisierten Fragebogenaktion wurden insgesamt 94 Fragbögen von älteren Menschen ausgefüllt retourniert (Rücklaufquote 43%). Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver statistischer inhaltsanalytischer Methoden. Darüber hinaus wurden zwei Fokusgruppen mit älteren Menschen durchgeführt. Diese wurden digital aufgezeichnet, protokolliert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnis: Mehr als die Hälte der an der Fragebogenbefragung teilnehmenden älteren Menschen sind zwischen 60 und 80 Jahren alt. Drei Viertel davon sind Frauen, ein Fünftel Männer und die noch Verbleibenden machten keine Angaben. Rund die Hälfte hatte bereits Erfahrungen mit Pflegeheimen. Als relevante Themen in den Fragebögen konnten 1) "Haltung, Würde und guter Umgang" 2) "Professionelle Begleitung" 3) "Betroffenen- und Angehörigenorientierung" und 4) "Strukturelle Faktoren" identifiziert werden. In den Fokusgruppen wurden darüber hinaus Fragen nach 1) Tabuisierung von Sterben und Tod, 2) Hohe Bedetung von Offenheit und Eigenverantwortung, 3) Spiritualität und Weltanschauung sowie 4) Eine gute Begleitung im Abschiednehmen diskutiert. Schlussfolgerung: Anhand von Vorstellungen älterer Menschen darüber, was für sie am Lebensende in der Begleitung im Pflegeheim wichtig ist, können Merkmale Palliativer Geriatrie beschrieben werden können.

P46 „Lebensort“ Pflegeheim - von der Kunst, eine palliative Grundhaltung zu leben Lück S.

1

1Ev. Altenzentrum Westerstede gGmbH, Palliative Care Beauftragte, Westerstede, Deutschland

Wie wird das Pflegeheim der Zukunft aussehen? Ist der Begriff „Altenheim“ noch zeitgemäß? Als Palliative Care Beauftragte einer stationären Pflegeeinrichtung befasse ich mich seit April 2015 mit der Implementierung des Palliative- und Hospizgedankens in der Altenpflege. Das ist eine sehr interessante Herausforderung. 10 Jahre habe ich auf einer Palliativstation in einem Krankenhaus gearbeitet, bin seit 14 Jahren Dozentin. Als Krankenschwester war es wichtig, Altenpflege und deren Organisationsstrukturen kennenzulernen und zu verstehen. Erst in der Alltagsarbeit mit den älteren Menschen, deren Zugehörigen und den Mitarbeitern der Einrichtung entstanden meine Impulse für dieses Projekt in seinen Feinheiten. Ein schon in der Einrichtung vorhandenes Konzept „Palliative Care“ wurde von mir aufgegriffen und weiterentwickelt. Verschiedene Netzwerke in und mit der Einrichtung gilt es, zu verknüpfen, zu aktivieren und zu pflegen. Begegnungen auf Augenhöhe sind

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Basis einer qualitativ hohen Projektarbeit. Dieser Vortrag soll einen Einblick in meine Arbeit, meine Gedanken und die Umwege auf dem Weg der Konzeptentwicklung und Umsetzung darstellen. Ich möchte aufzeigen, warum es zunächst wichtig ist, eine gemeinsame Grundhaltung für alle Mitarbeiter und Akteure der Einrichtung zu erarbeiten, um so Schritt für Schritt zu einer palliativen Grundhaltung zu gelangen. Um eine Nachhaltigkeit zu erreichen, gehen wir kleinere Schritte. Dabei ist es wichtig, wertschätzend miteinander zu kommunizieren. Im Alter ein gutes, gelassenes Leben zu führen, ist (k-) eine Kunst. Der Blick auf überlieferte Altersbilder und auf die Lebensphase Alter und dessen Prozesse fordert mehr Offenheit und Sensibilität im Umgang mit dem eigenen Pflegeverständnis und in ethischen Spannungsfeldern. Um Palliative Care in einer stationären Pflegeeinrichtung zu implementieren, bedarf es mehr als nur ein Konzept!

P47 Hospizkultur und Palliativversorgung in Einrichtungen der stationären Altenhilfe in Nordrhein-Westfalen - Eine Erhebung zum Ist- Zustand Wiefels S.

1,2, Kern M.

3, Gunzelmann F.

3, Grützner F.

3, Radbruch L.

1,4

1Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland,

2Pflegedirektion des

Universitätsklinikums, Bonn, Deutschland, 3ALPHA Rheinland, Bonn, Deutschland,

4Malteser

Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland Fragestellung: Im Rahmen eines mehrstufigen Projektes zur Implementierung von Hospizkultur und Palliativversorgung in Nordrhein-Westfalen wird in dieser Studie untersucht, wie hoch sich der Realisierungsgrad in den Einrichtungen der stationären Altenhilfe darstellt. Methodik: Die quantitative Erhebung der Daten wurde mit Fragebögen und als Online-Befragung durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mit dem Statistik-Programm SPSS. Zusätzlich sind halbstrukturierte Leitfadeninterviews mit Wohnbereichsleitungen aus stationären Pflegeeinrichtungen geplant. Ergebnis: 518 (30%) der angefragten stationären Pflegeeinrichtungen beteiligten sich an der Befragung. Erste Ergebnisse zeigen, dass die meisten Einrichtungen selbst den Umsetzungsgrad hospizlich-palliativer Versorgung in ihrer Einrichtung mittelmäßig bis hoch einschätzen. 71 % schätzen, dass in ihrer Einrichtung bei 30% und weniger Bewohnerinnen ein palliativer Versorgungsbedarf besteht. Knapp 70 % gaben an, über geeignete Verfahren zu verfügen, um diese Bewohner zu identifizieren, 88 % erheben Schmerz, davon 90 % mit standardisierten Assessmentinstrumenten. 23 % erheben weitere Symptome. Schlussfolgerung: In den beteiligten Einrichtungen besteht Offenheit gegenüber dem Thema Hospizkultur und Palliativversorgung. Doch es zeigen sich unterschiedlich stark ausgeprägte Implementierungstiefen. Insbesondere die Identifizierung der Bewohnerinnen mit palliativem Versorgungsbedarf sowie die Erfassung von Symptomen jenseits von Schmerz müssen weiter ausgebaut werden. Unterstützungsangebote, etwa durch die Vermittlung von Fachwissen und die Erschließung von Vernetzungsmöglichkeiten mit Kooperationspartnern, sollten individuell auf die Einrichtung abgestimmt sein und unter Berücksichtigung der personellen und zeitlichen Ressourcen der Einrichtungen stattfinden.

P48 Frühe Integration von Palliative Care - eine gemeinsame Aufgabe Baumann-Steiner R.

1, Steudter E.

2

1Spital Schwyz, Schwyz, Schweiz,

2Kalaidos Fachhochschule Gesundheit, Zürich, Schweiz

Ausgangslage: Eine frühe Integration von Palliative Care reduziert nicht nur belastende multidimensionale Symptome, sondern erhöht auch die Lebensqualität der von schwerer chronischer Krankheit Betroffenen und kann ihr Überleben verlängern. Zudem zeigt sich, dass die Belastung der betreuenden Personen ebenfalls reduziert werden kann. Neben diesen Vorteilen können durch die frühe Integration von Palliative Care zudem Gesundheitskosten gesenkt werden. Trotz der Argumente, die dafür sprechen, zeigt sich in der Praxis häufig eine verzögerte Integration bestehender Palliative Care Angebote. Dies wirkt sich negativ auf die Krankheitsverläufe aus und entspricht nicht einer good clinical practice. Die Gründe, die dazu führen, dass eine frühe Integration

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von Palliative Care gefördert bzw. gehemmt wird sind vielfältig und mehrdimensional. Da sie die palliative Versorgung von schwer chronisch kranken Menschen maßgeblich beeinflussen, sollte ihnen im interprofessionellen Miteinander mehr Bedeutung beigemessen werden. Fragestellung: Welche Faktoren beeinflussen die frühzeitige Integration von Palliative Care bei Patienten mit einer unheilbaren, lebensbedrohlichen und/oder chronisch fortschreitenden Erkrankung? Methode: Anhand der Forschungsliteratur werden die Faktoren in Bezug auf eine frühe Integration von Palliative Care herausgearbeitet. Im Sinne einer kommentierten Validierung werden FachexpertInnen der Palliative Care ergänzend um ihre Einschätzung in Bezug auf deren praktische Relevanz gebeten. Ergebnisse und Empfehlungen: Die aus der Literatur generierten Faktoren werden im Poster grafisch dargestellt und durch die Gesprächsergebnisse ergänzt. Die Bereiche der Theorie und der Einschätzung der Fachpersonen werden kritisch diskutiert und auf Unterschiede und Widersprüche hin beleuchtet. Abschließend werden praxisrelevante Empfehlung für eine frühe Integration von Palliative Care formuliert.

P49 Zeitintensive Betreuung (ZIB) in stationären Pflegeeinrichtungen - Ein Modellprojekt des Anna Hospizvereins im Landkreis Mühldorf am Inn Hell J.

1,2, Dworzak H.

2, Koch E.

2, Brantner S.

1

1SAPV am Inn gGmbH, Mühldorf, Deutschland,

2Anna Hospizverein, Mühldorf am Inn, Deutschland

Einleitung: Im Rahmen der integrierten Hospiz- und Palliativversorgung im Landkreis Mühldorf wurde die Versorgungslücke in der allgemeinen Palliativversorgung insbesondere in stationären Pflegeheimen (PH) sichtbar. Von 03/2015 bis 02/2016 wurden im Caritas Heiliggeist-Spital (CHS) Mühldorf und im Adalbert-Stifter-Wohnheim (ASW) Waldkraiburg je 2 Palliativfachkräfte auf geringfügiger Basis beim Anna Hospizverein angestellt. Struktur: Die beiden PHs bieten gute palliative Basisversorgung an. Sie verfügen über geeignete Palliativfachkräfte (PFK) in Teilzeit. Im CHS leisten die beiden PFKs die ZIB zusätzlich zum persönlichen Schichtplan. Im ASW ist eine PFK als Palliativschwester außerhalb des Schichtplans für alle Wohnbereiche zuständig und kann ihre Dienstzeit nach Bedarf variabel einteilen. Methoden: Die Leistungen der zeitintensiven Betreuung wurden auf Statistikbögen erfasst. Resultate:

ASW CHS

Anzahl Pat. 26 18

durchschnittliche Anzahl Besuche/Pat.

13,2 6,4

durchschnittliche Dauer/ Besuch (Min.)

76 66

[Leistungsdaten]

ASW (in%) CHS (in%)

Grundpflege 54 71

Mundpflege 65 57

Nahrungsaufnahme 73 29

Sitzwache 81 48

Gespräch mit Patient 96 71

Gespräch mit Arzt 58 10

Erstellung Patientenverfügung bei schwerer Krankheit

23 0

Angehörigen-/ Familiengespräch 81 48

Persönliche Wünsche erfüllen 77 52

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[Leistungsinhalt] Schlussfolgerung: Es besteht hoher Bedarf an zeitintensiver Betreuung bei Palliativpatienten im Pflegeheim. Die zeitliche Flexibilität der PFK bestimmt das mögliche Angebot.

P50 "Ich komm allein zurecht! - Hilf mir, jetzt!" Umgang mit der Ambivalenz des Palliativpatienten durch die Integration typisch kunsttherapeutischen Herangehens Strub F.

1

1AGAPLESION MARKUS KRANKENHAUS, Intersiziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Frankfurt,

Deutschland Frage: Obwohl ambivalentes Verhalten der Patienten in palliativen Sitautionen alltäglich ist, wird es in der Fachliteratur der Palliativmedizin nur selten konkret behandelt. Es wird als widersprüchliches Verhalten oder Dilemma des Patienten beschrieben. Patienten mit ambivalentem Verhalten fordern palliativmedizinische Teams extrem heraus, da sie in der Übertragung oft auch im Team viel Verwirrung auslösen. Welchen Beitrag kann die kunsttherapeutische Herangehensweise leisten? In diesem Kurzvortrag wird die Bedeutung, die Geschichte und der gesellschaftliche Umgang mit Ambivalenzen angerissen, typisch ambivalentes Verhalten von palliativen Patienten und übliche Herangehensweisen und Methoden aus der Psychotherapie benannt. Methodik: Besonderer Fokus wird anhand von Beispielen auf die Haltung und nondirektive Herangehensweise der Kunsttherapie gelegt. In der Kunst gelten Ambivalenzen als Qualitätsmerkmal. Durch eine akzeptierende Haltung und den Anstoß eines gestalterischen Prozesses versucht die Kunsttherapie eine Weiterentwicklung in der psychischen Auseinandersetzung zu ermöglichen. Die Ambiguitätstoleranz der Kunsttherapeuten und ihre Ressourcenorientierung, die die psychische Stabilität zu einer Auseinandersetzung aufbaut, unterstützen den Patienten bei der Verbildlichung der Problematik. Sehr konkret kann das Gegensatzpaar einer unbewussten Ambivalenz mit Hilfe der Morphologischen Bildbetrachtung erarbeitet werden. In Kombination mit dem Motivational Interview kann in der Kunsttherapie ein Umgang oder im besten Fall eine Auflösung der Ambivalenz gelingen. Schlussfolgerung: In der interdisziplinären Zusammenarbeit palliativer Teams im Umgang mit ambivalenten Patienten ist das Wissen um die Übertragung sehr hilfreich. Bei der Bearbeitung der Ambivalenz mit dem Ziel der größtmöglichen Autonomie und dem Umgehen von Bevormundung des Patienten unterstützen nondirektive Herangehensweisen wie die Kunsttherapie. Forschungsvorhaben zum Thema sind wünschenswert.

P51 „Nur eine Rose als Stütze“ - Kunsttherapeutische Begleitung einer ALS-Patientin (79) im Rahmen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Schmitz E.

1, Radbruch L.

1,2

1Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin, Bonn,

Deutschland, 2Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland

Fragestellung: Ziel der kunsttherapeutischen Begleitung der Patientin (P), die nicht mehr sprechen kann und mit der noch beweglichen linken Hand über ein Tablet kommuniziert, ist, diese zu entlasten und ihr Vertrauen in ihre Handlungsfähigkeit zu ermöglichen. Ihre Ressource, die Freude am künstlerischen Schaffen, soll ihr in dieser schwierigen Lebenssituation helfen. Methodik: Fallbericht: Die P befindet sich in der schwierigen, angstbesetzten Situation, sich für oder gegen ein Tracheostoma zu entscheiden. Es beginnt ein komplexer kunsttherapeutischer Prozess: Da die P nicht mehr selbst malen kann, übernimmt dies die Kunsttherapeutin nach genauen Angaben der P. Diese Methode des Bilddiktates stellt eine spezielle Dialogform auf der Bildebene dar und ermöglicht der P, die eigene Situation malend zu reflektieren und in Bildern sichtbar werden zu lassen. Die Angst der P zu ersticken, verbunden mit der Abhängigkeit vom Pflegepersonal, lässt sie innerlich erstarren und wird in Bildprozessen thematisiert. Anhand des Gedichtes von Hilde Domin „Nur eine Rose als Stütze“, welches die P in den Prozess einbringt, kann sie die eigene Situation fühlen und

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reflektieren. Nach dieser Malsequenz schreibt sie: „Letztes Mal war besonders wichtig. Weil ich erkannt habe, dass es das „Bett in den Bäumen“ ist, das ich hier vermisse. Ich war richtig aufgewühlt und aufgeregt. Weil ich so unselbstständig bin und mich bescheiden muss, habe ich mich selbst verkrochen“. Durch das Malen habe sie sich wieder „erfühlt“. „Ein Gefühl des Glücks, wie wenn ich etwas Verlorenes wiedergefunden hätte. Die Rose hält das Gleichgewicht.“ Emotionales Gleichgewicht, das die Patientin durch die kunsttherapeutische Begleitung wieder erlebt, indem sie ihre innerliche Erstarrung durch den Malprozess erkennt und auflöst. Die Patientin entschied sich gegen ein Tracheostoma und verstarb kurze Zeit später. Förderung Verein zur Begl. u. Betr. von Schwerstkranken u. Tumorpatienten e.V. Bildnachweis: Schmitz, E

P52 Gesund bleiben als Pflegefachperson in der Palliative Care Gehrig M.

1, Hassler A.

2, Fringer A.

3, Camartin C.

1

1Kantonsspital Graubünden, Palliative Care, Chur, Schweiz,

2ilea gmbh, St. Gallen, Schweiz,

3Institut

für angewandte Pflegewissenschaft IPW-FHS, St. Gallen, Schweiz Einleitung und Problemstellung: Die weltweite demografische Entwicklung tendiert in wachsendem Mass zu multimorbiden Menschen. Deshalb wird die Bedeutung der Palliative Care zunehmen. Dafür muss genügend spezialisiertes Pflegepersonal vorhanden sein, welches jedoch aufgrund der anspruchsvollen Aufgabe selber belastet sein kann. Nur eine gesunde Pflegefachperson ist allerdings in der Lage eine qualitativ hochstehende Betreuung zu gewährleisten. Ziel und Fragestellung: Welche belastenden Faktoren ergeben sich für Pflegefachpersonen auf einer Palliativstation? Welche Bewältigungsstrategien gibt es um gesund bleiben zu können? Methodik: Es wurden Artikel aus Studien, Reviews, Zeitschriftenartikeln und Monographien aus dem Zeitraum von 2000 bis 2013 in einer systematischen Recherche ausgewertet. Ergebnisse: A: Belastungen Durch die Pflege und Betreuung von schwerkranken und sterbenden Patienten ist für Pflegefachpersonen eine multidimensionale Belastung vorhanden. Dabei können folgende Belastungen beobachtet werden: physische, psychische, soziale und spirituelle Belastungen. Das bio-psycho-sozio-spirituelle Modell kommt hierbei zur Anwendung. B: Bewältigung Als Bewältigungsstrategien für Einzelpersonen beziehungsweise Teams konnten identifiziert werden: Resilienz, Selbstreflexion, Privatleben, Spiritualität, konstruktive Stressbewältigung sowie multiprofessionalität, Abschiedsrituale, Humor, Kommunikation, Supervision. Diskussion: Alle in Palliative Care arbeitenden Pflegefachpersonen sind auf Bewältigungsstrategien angewiesen um gesund bleiben zu können. Das Sensibilisieren und Entwickeln dieser Strategien sollte ein hochrangiges Ziel sein. Schlussfolgerung: Palliative Care bedeutet eine schützende, ummantelnde Pflege. Wer selber durch einen widerstandsfähigen „Pallium“ vor den mehrdimensionalen Belastungen des stationären Arbeitsalltags gut geschützt ist, besitzt eine äusserst wichtige Voraussetzung, um hochqualitative Palliative Care gewährleisten zu können.

P53 Integration von An- und Zugehörigen schwerkranker und sterbender Menschen im Krankenhaus - gewünscht und realisierbar? Reitinger E.

1, Piechotta-Henze G.

2, Kranz S.

2, Lingott N.

2, Salomon F.

2, Scholz F.

2, Bersissa A.

2,

Bolsmann A.2, Drescher-Hackel N.

2, Groschopp N.

2, Lassahn C.

2, Sah J.

2, Siefert C.

2, Schubert M.

2,

Walter R.2

1Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Wien, Graz, IFF - Palliative Care und OrganisationsEthik, Wien,

Österreich, 2Alice Salomon Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland

Hintergrund und Fragestellung: Ein großer Anteil der in Deutschland versterbenden Menschen

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verbringt seine letzte Lebensphase im Krankenhaus. Fragen danach, welche Möglichkeiten und Wege im Krankenhaus bestehen, das Lebensende dieser Menschen im Sinne von Palliative Care zu begleiten, kommt daher große Bedeutung zu. Angehörige als Teilnehmende in Palliative Care im Akutkrankenhaus spielen eine wichtige Rolle in der interdisziplinären Teamarbeit. Die zentrale Frage des vorgestellten Papers lautet daher: Welche Möglichkeiten und Grenzen der Integration von An- und Zugehörigen schwerkranker und sterbender Menschen bestehen im Krankenhaus? Methodik: Im Rahmen eines qualitativen Forschungsdesigns wurden 18 leitfadengestützte problemzentrierte Interviews mit Pflegenden und ÄrztInnen in drei unterschiedlichen Fachbereichen und eine Gruppendiskussion mit Leitungskräften durchgeführt. Die Gespräche wurden digital aufgezeichnet und wörtlich transkribiert. Die Daten wurden thematisch-inhaltlich analysiert. Ergebnisse: Im Zentrum der Betreuung und palliativen Versorgung stehen die Betroffenen und ihr Wohlbefinden. An- und Zugehörige werden als wichtige Gruppe angesprochen, sie werden 1) einerseits in die Begleitung mit eingebunden, wo es möglich ist und werden damit Teil des Behandlungsteams. 2) Anderseits sind sie auch in ihren eigenen Bedürfnissen und Gefühlen, wie Angste, Wut und Trauer ernst zu nehmen. 3) Insbesondere gegen Ende des Lebens, wenn immer mehr Entscheidungen durch An- und Zugehörige übernommen werden, werden Überforderungen deutlich. 4) Darüber hinaus bestimmen auch hemmende und fördernde strukturelle Rahmenbedingungen, wie etwa Zeitknappheit den Umgang mit An- und Zugehörigen. Schlussfolgerungen: Der Anspruch von Palliative Care im Krankenhaus, An- und Zugehörige angemessen ein zu binden und zu betreuen erfordert entsprechende Kompetenzen im interdisziplinären Team und strukturelle Rahmenbedingungen, die diese Arbeit ermöglichen.

P56 Anforderungen an teambezogene und individuelle Kompetenzen in der stationären spezialisierten Palliativversorgung Hlawatsch C.

1, Grube K.

1, Bokemeyer C.

1, Oechsle K.

1, Ullrich A.

1

12. Medizinische Klinik, Bereich Palliativmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg,

Deutschland Hintergrund: Die Versorgung von Patienten und ihren Zugehörigen in der stationären spezialisierten Palliativversorgung (SSPV) und die Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team stellen hohe Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeiter. Die vorliegende Untersuchung exploriert erforderliche teambezogene und individuelle Kompetenzen in der SSPV aus Mitarbeiterperspektive. Methoden: Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden 17 Mitarbeiter einer universitären Palliativstation, die seit fünf Jahren besteht und sich in einer Konsolidierungsphase befindet, interviewt. Die Interviews wurden mit Angehörigen unterschiedlichen Berufsgruppen (Ärzte, Pflegekräfte, psychosoziales Team, Seelsorger) leitfadengestützt durchgeführt, aufgezeichnet, wortwörtlich transkribiert und pseudonymisiert. Die Datenauswertung erfolgte entlang der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Ergebnisse: Die Mitarbeiter waren überwiegend weiblich (71%) und über 41 Jahre alt (65%), knapp die Hälfte hatte mehr als fünf Jahre Berufserfahrung in der Palliativversorgung (47%). Als teambezogene Kompetenzen wurden Fähigkeiten zur (inter-)professionellen Kommunikation, Feedback und Responsivität, Kritikfähigkeit, Anerkennung individueller Ressourcen und Belastungsgrenzen, Fähigkeit zur Reflexion von Rollen, Verantwortlichkeiten und gemeinsamen Zielen, Strategien im Umgang mit Sterben und Tod sowie gegenseitiges Vertrauen genannt. Als individuelle Kompetenzen wurden Kommunikationsfähigkeiten, Empathievermögen, Abgrenzungs- und Selbstfürsorgekompetenz, Teamfähigkeit und Reflexionsfähigkeit identifiziert. Kommunikative Fähigkeiten wurden am häufigsten als teambezogene und individuelle Schlüsselkompetenz genannt. Schlussfolgerung: Für einen hohen Versorgungsstandard in der SSPV sind vielfältige Kompetenzen erforderlich. Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz von Angeboten sowohl zur individuellen als auch interprofessionellen und teambezogenen Weiterentwicklung.

P57 „Palliativkonsildienst? Das machen wir selber.“ Ärztliche Erwartungen an einen

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Palliativkonsildienst Behzadi A.

1, Leithäuser G.

2, Hermann A.

3

1Charité Universitätsmedizin, Campus Virchow Klinikum, Klinik m.S. Hämatologie, Onkologie und

Tumorimmunologie, Berlin, Deutschland, 2Ernst von Bergmann Klinikum, Brustzentrum, Potsdam,

Deutschland, 3Katholische Hochschule für Sozialwesen, Berlin, Deutschland

Hintergrund: Parallel zum Professionalisierungs- und Implementierungsprozess von Palliativ Care Teams in Deutschland gibt es wenig Wissen über deren Akzeptanz bei medizinischen Akteuren außerhalb der Palliativ- und Hospizszene. Neben den vielfach beschriebenen positiven Effekten eines Palliativkonsildienstes im Krankenhaus zeigen sich Vorbehalte bei den Primärbehandlern, welche die Implementierung behindern. Methode: Stationsärzte als Primärbehandler im Krankenhaus der Maximalversorgung standen im Fokus dieser qualitativen Studie. In 30 Leitfadeninterviews mit Ärzten aus 13 medizinischen Fachdisziplinen wurden Einstellungen zu und Erfahrungen mit Palliativkonsildiensten exploriert. Ergebnisse: Insgesamt wird von den befragten Ärzten ein Bedarf an Palliative Care im Krankenhaus gesehen. Die Unklarheit über das Angebot führt jedoch zu Vorbehalten gegenüber einem Palliativkonsil. Bei der Inanspruchnahme greifen Ärzte daher auf ihre Erfahrungen mit anderen Konsildiensten zurück. Die Kompetenzeinschätzung eines Konsildienstes erfolgt hierarchisch, bezüglich des zugeschriebenen Fachwissens und stark personengebunden. So ist die Beratung durch einen Ober- oder Facharzt und die Hinzuziehung eines Konsildienstes bei komplexen Fragestellungen kollegial akzeptierter, da die eigene Kompetenz dadurch nicht infrage gestellt wird. Von einem Palliativkonsildienst wird schnelle Erreichbarkeit, Zeit, Unterstützung bei psychosozialen und pflegerischen Fragen sowie im Entlassungsmanagement gewünscht. Bei den ärztlichen Primärbehandlern findet sich ein starkes Ideal der Arzt-Patient-Beziehung verbunden mit dem Anspruch, auch die Palliativversorgung selbst zu leisten. Gleichzeitig werden die eigenen Ressourcen für eine zufriedenstellende Betreuung palliativer Patienten und ihrer Angehörigen im Behandlungsalltag als mangelhaft eingeschätzt. Fazit: Folge dieses Widerspruchs ist die Nichteinbeziehung eines Palliativkonsildienstes trotz der Betonung des Bedarfs palliativer Hilfen.

P58 Modell Palliativbeauftragter im Krankenhaus - eine Projektvorstellung Barnard K.

1, Tessmer G.

2, Melching H.

3, Weinholt W.

1, Fritsche L.

1

1Paul Gerhardt Diakonie e. V., Berlin, Deutschland,

2Evangelische Lungenklinik Berlin, Berlin,

Deutschland, 3Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, Berlin, Deutschland

Das neue Hospiz- und Palliativgesetz hat unter anderem das Ziel, die Versorgung von palliativen Patienten im Krankenhaus zu stärken. Hierbei soll die spezialisierte Versorgung durch eine Stärkung der Palliativdienste im Krankenhaus oder durch Palliativstationen gewährleistet werden. Eine frühzeitige und langfristige Integration der Palliativmedizin für Patienten mit lebenslimitierenden Erkrankungen im Krankenhaus bedarf jedoch darüber hinaus gehender Strukturentwicklungen. Das Projekt Palliativbeauftragter im Krankenhaus will in persona einen zentralen Bezugspunkt der Initiierung und Implementierung palliativer Versorgung in einer sowohl allgemeinen als auch spezialisierten Betreuungsausrichtung im Krankenhaus etablieren. Auftrag des Palliativbeauftragten ist, Krankenhausmitarbeiter für eine ethisch zugewandte, Lebensqualität sichernde Palliativversorgung zu sensibilisieren, krankenhausinterne qualitätssichernde Handlungspfade zu etablieren und diese mit krankenhausexternen Strukturen zu vernetzen. Der Palliativbeauftragte soll langfristig Dreh- und Angelpunkt für alle palliativmedizinischen Fragen im Krankenhaus sein und als der zentrale Ansprechpartner eine frühzeitige, integrierte und personalisierte Versorgungskette für jeden bedürftigen Patienten sichern. Durch eine vorausschauende Versorgungsplanung und Schnittstellenmanagement soll erreicht werden, dass auch bei mehrfachem Wechsel zwischen stationärer und ambulanter Palliativversorgung für den Patienten und seine Angehörigen ein verlässliches Behandlungskontinuum erhalten bleibt. Das Projekt „Palliativbeauftragter“ wird in den Einrichtungen der Paul Gerhardt Diakonie klinisch umgesetzt und wissenschaftlich von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin begleitet werden. Gemeinsam soll angestrebt werden, dass die Krankenkassen die Arbeit des Palliativbeauftragten mit Verweis auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung in die Regelversorgung übernehmen.

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P59 Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) in Bayern bei Patienten mit Demenzerkrankungen Wurst H.

1, Zobel A.

1, Perrar K.M.

2, Theiss F.

1

1Medizinischer Dienst der Krankenversicherung in Bayern, München, Deutschland,

2Universitätsklinik

Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland Fragestellung: Die SAPV-Verordnungen werden zum Teil im Auftrag der gesetzlichen Krankenkassen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) geprüft. Ziel dieser Arbeit ist die Beschreibung der Patienten mit SAPV-Verordnungen und Demenzerkrankungen. Methodik: Retrospektive Auswertung von SAPV-Verordnungen zwischen dem 01.01.2014 und 31.12.2014. Einfache deskriptive Statistik mit Häufigkeiten und Proportionen. Ergebnis: Im angegebenen Zeitraum Prüfung von 5571 SAPV-Verordnungen. Bei 140 (2,5%) Anträgen Demenz als Hauptdiagnose (DH), 93 weiblich; bei 254 (4,5%) Anträgen Demenz als Nebendiagnose (DN), 153 weiblich. Altersverteilung: DH größte Altersgruppe 81-90 Jahre (n=73), zweitgrößte > 90 Jahre (n=40); jüngste Patientin 49 Jahre; DN größte Altersgruppe 81-90 Jahre (n=141), zweitgrößte 71-80 Jahre (n=64); jüngster Patient 21 Jahre. Komplexes Symptomgeschehen bei DH war am häufigsten neurologisch/psychiatrisch (n=107), Schmerz (n=65), am seltensten urologisch (n=3). Ätiologische Zuordnung der Demenzerkrankungen DH: Demenz bei Alzheimer-Krankheit (n=35), Vaskuläre Demenz (n=13), bei M. Parkinson (n=8), Fronto-temporale Demenz (n=2). Opioidmedikation zum Zeitpunkt der SAPV-Verordnung bei DH (n=56), bei DN (n=124), keine Opioidmedikation bei DH (n=70), bei DN (n=91). Bzgl. des Wohnorts bei DH waren im Pflegeheim bzw. in Kurzzeitpflege (n=62), zu Hause mit Anderen (n=39), zu Hause alleine (n=7), im Behindertenheim (n=2), im Hospiz (n=0). Die Einstufung des Verordnungsumfanges durch den ärztlichen MDK-Gutachter (DH): empfohlen (n=81), Rückstufung (n=54), nicht empfohlen (n=5). Schlussfolgerung: Nur bei einem Bruchteil aller SAPV-Anträge lagen Demenzerkrankungen als Hauptdiagnose vor. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Bedürfnisse dieser Patientengruppe besser zu beschreiben.

P60 „Am Lebensende zu Hause sein“ - Überleitungsmanagement aus dem Krankenhaus in die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) Salomon F.

1, Scholz F.

1

1Alice-Salomon-Hochschule, Berlin, Deutschland

Fragestellung: Welche Chancen und Herausforderungen entstehen im Überleitungsmanagement aus dem stationären in den ambulanten Bereich für die Versorgung von palliativen Patienten/-innen mit einem SAPV-Anspruch? Zielsetzung:

[Ziele]

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Methodik:

Durchführung von leitfadengestützten Interviews mit Experten/-innen aus dem Bereich der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung aus Berlin und dem Brandenburger Umland.

Die Auswertung erfolgte mit Hilfe der zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring.

Ergebnisse:

In den Interviews wurde ein unzureichender Kommunikationsfluss zwischen dem ambulanten und stationären Sektor wahrgenommen.

Derzeit vorhandene Pflegeüberleitungsbögen bieten wenig Hilfestellung für die Planung der palliativen Überleitung. Verbesserungen könnten durch standardisierte Überleitungsprozesse und angepasste Überleitungsbögen erreicht werden.

Aus Sicht der Experten/-innen fehlt bis zum jetzigen Zeitpunkt oftmals die Evaluation von Überleitungsprozessen. Dies hat zur Folge, dass Probleme und Barrieren nur unzureichend erkannt werden.

Chancen entstehen durch die Zusammenarbeit in ambulanten Versorgungsnetzwerken. Diese zeichnen sich, laut der Experten/-innen, durch motivierte und engagierte Kooperationspartner aus. Fallbesprechungen und netzwerkinterne Rücksprachen bieten eine geeignete Plattform für den interprofessionellen Austausch.

Schlussfolgerungen:

[zukünftige Handlungsfelder]

P62 „Der spielt im Moment nicht mehr ganz die Rolle“ - Der Hausarzt in der integrierten Palliativversorgung aus Patientenperspektive Schwabe S.

1, Ates G.

1, Hesse M.

1, Linge-Dahl L.

1, Jaspers B.

1,2, Radbruch L.

1,3

1Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland,

2Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland,

3Malteser

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Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland Fragestellung: Die ambulante medizinische Palliativversorgung (PV) ist eine genuine Aufgabe von Hausärzten. Seit 2007 können SAPV-Teams ergänzend behandlungspflegerische, medizinische und psychosoziale Aufgaben übernehmen. Dadurch wird das palliative Versorgungsnetzwerk um einen qualifizierten Akteur erweitert. Verändert sich aus Sicht der Patienten in der integrierten PV die Rolle des Hausarztes? Methodik: Im Rahmen des InSup-C Projektes (insup-c.eu) wurde die integrierte PV in vier europäischen Ländern (NL, BE, GB, D) von einem internationalen Forschungsteam untersucht. Im deutschen Teilprojekt wurden u.a. 23 qualitative Interviews mit Palliativpatienten geführt, die von einem SAPV-Team betreut werden. Diese Interviews wurden theoriegeleitet mit MAXQDA codiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnis: Es lassen sich 4 Dimensionen ambulanter PV identifizieren, in denen Hausärzte und SAPV-Teams tätig sind. Hausärzte bleiben dabei zumeist für (1) administrative Tätigkeiten, wie z.B. die Verschreibungen von Medikamenten, relevant und können bei langjährigen und intensiven Arzt-Patienten-Beziehungen auch in der integrierten PV bedeutsam bleiben. Bei der (2) Verfügbarkeit, der (3) Schmerzbehandlung und Symptomkontrolle und in der (4) psychosozialen Betreuung gewinnen dagegen die SAPV-Teams an Bedeutung und werden für die Patienten zu zentralen Versorgern. Schlussfolgerung: Die Integration von SAPV-Teams in die ambulante PV verändert die Rolle der Hausärzte. Diese verlieren in der Behandlung der progredienten Erkrankung tendenziell an Bedeutung, bleiben aber in bestimmten Fällen als Bezugspersonen relevant. Durch die psychosoziale Unterstützung und die 24/7-Verfügbarkeit erfüllen die SAPV-Teams in der spezialisierten ambulanten PV außerdem Patientenbedürfnisse, die von Hausärzten nicht bedient werden können. InSup-C wird von der EU im Rahmen des FP7-Programms unter der Nummer 305555 gefördert.

P63 Beratung von Palliativpatienten in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Doll A.

1,2

1Universitätsklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland,

2Alpen-Adria Universität

Klagenfurt, Wien, Graz, Institut für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Wien, Österreich Hintergrund und Zielsetzung: Die Versorgung von schwerkranken und sterbenden Menschen zu Hause wird von vielen Autoren als komplex und multidimensional beschrieben, da es sich meist um existenzielle und krisenhafte Situationen handelt. Sie betrifft häufig das komplette familiale System und stellt für alle Beteiligten eine physische und psychische Herausforderung dar. Beratung von betroffenen Palliativpatienten und deren Angehörigen nimmt daher in der häuslichen Palliativversorgung einen zentralen Stellenwert ein. Das Beratungshandeln in diesem Kontext wurde jedoch in Deutschland noch nicht systematisch erforscht. Methoden: Zur Datenerhebung wurden sechs verschiedene spezialisierte Palliativteams in verschiedenen Bundesländern für jeweils zwei Wochen begleitet. Der Forscher begleitet in teilnehmender Beobachtung die Akteure in ihrem konkreten Beratungshandeln „life“. Es wurden 60 Beobachtungsprotokolle erstellt, die mit der Grounded Theory Methode ausgewertet wurden. Anschließend wurde eine Fokusgruppe mit Vertretern der Teams durchgeführt. Ergebnisse: Im Projekt konnten Erkenntnisse sowohl über die Inhalte also Anliegen der Beratungsgespräche sowohl mit Patienten als auch Angehörigen gewonnen werden. Die Auswertung der Gespräche lässt erkennen in welchem Spannungsverhältnis zwischen Autonomie und Fürsorge die Gespräche stattfinden und dadurch kommunikativ-methodisch eine enorme Herausforderung und Anpassungsleistung darstellen. Diskussion und Ausblick: Durch diese vernetzte Wissensbildung kann die Versorgung von Palliativpatienten verbessert und die Unterstützung und Gesunderhaltung von pflegenden Angehörigen gefördert werden. Durch die gemeinsame Weiterentwicklung des Beratungshandelns in Palliativteams (z.B. Schulungen, Organisationsentwicklungsprozesse) können Patienten und Angehörige in ihrer Selbstbestimmung, ihrem Selbstmanagement und ihrer Krisenbewältigung gestärkt und so ihre Lebensqualität und Würde im letzten Lebensabschnitt stabilisiert werden.

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P64 Einführung des Palliative Care Teams Gießen. Ein Fortschritt gegenüber der Integrierten Versorgung? Eul B.

1, Noll M.

1, Schröder K.

1, Berthold D.

1, Palmer S.

1, Sibelius U.

1

1Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen, Medizinische Klinik V, Internistische

Onkologie und Palliativmedizin, Gießen, Deutschland Fragestellung: Seit 2007 besteht ein bundesweiter Anspruch auf die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). In der Region Gießen wurde diese übergangsweise durch die Integrierte Versorgung (IV) gewährleistet. Seit 2009 erfolgt die ambulante Betreuung nunmehr durch das Palliative Care Team Gießen. Über die Patientendokumentation lässt sich der Versorgungswechsel von der IV zur SAPV anhand ausgewählter Aspekte retrospektiv vergleichen. Methodik: Es wurden Daten von 673 Patienten des Universitätsklinikums Gießen und Marburg, Standort Gießen, ausgewertet, die in den Jahren 2010/2011 in der SAPV (N = 539) bzw. im Jahr 2008 (N = 134) in der IV betreut wurden. Ein Vergleich der Versorgungsarten erfolgte hinsichtlich Versorgungszahl, Anzahl der Krankenhausaufenthalte, Verweildauer in der ambulanten Versorgung sowie Sterbeort. Ergebnis: Seit Etablierung der SAPV verdoppelte sich die Zahl der versorgten Patienten. In beiden Versorgungsarten wurde bei vielen Patienten kein einziger Krankenhausaufenthalt notwendig (SAPV 76% bzw. IV 72%). Allerdings bringt die SAPV auch keine signifikante Reduktion der vorgenommenen Einweisungen mit sich. Signifikant wurden demgegenüber Unterschiede in Bezug auf die Verweildauer (Mann-Whitney-Wilcoxon Test), die in der SAPV (MW = 46 Tage) niedriger ausfällt als in der IV (MW = 54 Tage). Beim Vergleich der Sterbeorte zeigen sich höchst signifikante Unterschiede im Verteilungsmuster (χ2-Homogenitätstest) - in der SAPV zugunsten eines häufigeren Versterbens in Pflegeheim & zu Hause gegenüber einem Versterben in Hospiz & Krankenhaus. Schlussfolgerung: Da sich SAPV und IV vor allem im zu Grunde liegenden Stellenschlüssel unterscheiden, fallen die Unterschiede eher quantitativ als qualitativ aus. Dies spiegelt sich in einer deutlich höheren Versorgungszahl wider. Allerdings dokumentieren auch die Sterbeorte sowie die geringere Verweildauer Fortschritte im Sinne der angestrebten Versorgungsziele.

P65 „Alles aus einer Hand“ - Ambulante Pflegedienste mit Palliative-Care-Fachkräften in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Berendt J.

1, Papke J.

2,3, Mitzscherlich B.

2, Behrendt D.

4

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

2Westsächsische Hochschule Zwickau, Fakultät für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Zwickau,

Deutschland, 3Internistische Praxis und Tagesklinik, Neustadt in Sachsen, Deutschland,

4Städtisches

Klinikum Dessau, Akademisches Lehrkrankenhaus der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg, Dessau, Deutschland Hintergrund: Seit jeher sind ambulante Pflegedienste in die palliative Versorgung und Begleitung von schwerstkranken und sterbenden Menschen eingebunden. Welche Veränderungen nehmen Pflegedienste, die mit Palliative Care Fachkräften eng in die SAPV-Erbringung eingebunden sind, seit der Initiierung der SAPV wahr? Methode: Von August bis September 2013 wurden semi-strukturierte Interviews mit der Leitung ambulanter Pflegedienste (n=9) in der Region Sachsen-Anhalt Ost, die sich mit Palliative Care Fachkräften in die SAPV einbringen, durchgeführt. Die Auswertung erfolgte über eine qualitative, zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring. Ergebnisse: Die Beteiligung der Pflegedienste mit Palliative Care Fachkräften im SAPV-Netzwerk begründet sich durch moralische, persönliche und wirtschaftliche Motive. Die Befragten erkennen sowohl einen Mehrwert für Patienten und deren Angehörige, ihre eigene Person und den jeweiligen Pflegedienst. Letzteres umfasst neben positiven Entwicklungen auf Teamebene (weniger Fluktuation, Förderung der internen Kommunikation, einander kennenlernen, Zusammenhalt) und in der Außenwirkung des Pflegedienstes, auch Verbesserungen auf Ebene der fachlichen, organisatorischen, emotionalen und finanziellen Unterstützung durch die Netzwerkarbeit. Während die Zusammenarbeit mit Palliativmedizinern als gut bis sehr gut beschrieben wird, wird die Schnittstelle zu niedergelassenen Allgemeinmedizinern mehrheitlich, unter Nennung einer ablehnenden Haltung und

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regionaler Lücken im Versorgungsnetz durch Nicht-Beteiligung, als schwierig bezeichnet. Eine zusätzliche Herausforderung ist z.B. auch die emotionale Belastung und weiterhin die unzureichende Finanzierung der Versorgung Schwerstkranker. Schlussfolgerung: Für ambulante Pflegedienste, die SAPV-Leistungen anbieten, offenbaren sich zahlreiche Vorzüge, aber zugleich auch neue Herausforderungen.

P66 Handlungs- und Bewältigungsstrategien Angehöriger in der häuslichen Palliativversorgung. Eine qualitative Längsschnittstudie Kreyer C.

1, Pleschberger S.

2

1UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, medizinische Informatik und Technik, Hall

in Tirol, Österreich, 2ÖPIA - Österreichische Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen, Wien,

Österreich Hintergrund: Die Begleitung sterbender Menschen zu Hause ist ohne die Angehörigen nicht denkbar, jedoch sind sie stark belastet und stehen vielen Problemen gegenüber. Über ihre Strategien, mit dem Alltag häuslicher Palliativversorgung umzugehen, ist noch wenig bekannt. Ziel: Ziel der Studie war, zu verstehen, wie Familien eine Palliativsituation zu Hause erleben und welche Handlungs- und Bewältigungsstrategien sie nutzen, um die Situation zu bewältigen. Methoden: In einer qualitativen Längsschnittuntersuchung wurden serielle offene Interviews mit Familienangehörigen im Verlauf einer Palliativbegleitung und nach dem Versterben der betreuten Person durchgeführt. Der Feldzugang erfolgte über zwei mobile Palliativteams in Österreich. 29 offene Interviews sowie Feldnotizen lieferten Daten für die Analyse von 11 Fallverläufen, die mit einem fallrekonstruktiven Verfahren ausgewertet wurden. Ergebnisse: Häusliche Palliativversorgung ist aus der Perspektive Angehöriger ein instabiler, schwer kalkulierbarer Prozess, in dem sechs zeitlich und dynamisch unterscheidbare Phasen identifiziert werden konnten: krisenhafte Zuspitzung, Restabilisierung, stabil, instabil, sterben und Übergang in die Trauerphase. Die erlebte Instabilität erzeugt Unsicherheit bei Angehörigen. Ihre Strategien zielen darauf ab, in diesem dynamischen Geschehen Kontrolle zu bewahren und handlungsfähig zu bleiben. Angehörige übernehmen viel Verantwortung, erwerben krankheits- und behandlungsbezogenes Expertenwissen, schaffen straffe Alltagsroutinen und halten das familiäre System in Balance. Interventionen mobiler Palliativteams können Angehörigen helfen, handlungsfähig zu bleiben. Schlussfolgerung: Angehörige sollten sowohl als KooperationspartnerInnen, als auch als KlientInnen verstanden werden. In der Praxis und Forschung muss ihnen gezielter Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dringendste Aufgabe ist die Entwicklung evidenzbasierter familienorientierter Konzepte für die Angehörigenarbeit.

P67 „Besonders aufwändig“ für wen? Die Wohnumgebung der Patient*innen als professionelles Setting der SAPV Müller F.

1, Stolte A.

2

1Hochschule RheinMain, FB Sozialwesen, Wiesbaden, Deutschland,

2PalliativTeam Frankfurt gGmbH,

Frankfurt a.M., Deutschland Die Ergebnisse des BMBF-geförderten Forschungsprojekts „Transdisziplinäre Professionalität im Bereich spezialisierter ambulanter Palliativversorgung“ zeigen, dass die Versorgung von Menschen mit einer nicht heilbaren Erkrankung am Lebensende in der „vertrauten Umgebung des häuslichen oder familiären Bereichs“ (§ 37 b SGB V) auch ein invasiver Prozess ist. Die Wohnumgebung der Patient*innen wird durch praktische Eingriffe zu einem Setting, in dem die professionelle Versorgung stattfindet. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive verstehen wir das Setting als den sozialen Raum, in welchem gegenläufige Logiken von Alltagswelt und professioneller Organisation aufeinandertreffen. Zur Herstellung einer abgestimmten Versorgungspraxis zwischen Fachkräften, Patient*innen sowie u.U. ihrer Angehörigen müssen die professionellen bzw. lebensweltlichen Alltagspraxen und Erwartungen aufeinander eingestellt sowie die Grenzen des Erwartbaren und des Machbaren austariert werden. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das „besonders [A]ufwändige“ (§ 37 b

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SGB V) der Versorgung nicht allein im komplexen Symptomgeschehen der Erkrankung liegt (wie es § 4 der SAPV-RL des G-BA festschreibt). Es umfasst zu einem erheblichen Teil auch die notwendige Arbeit am Setting. Auf der Grundlage der Forschungsergebnisse stellen wir ein Interventionskonzept vor, das die Arbeit am Setting selbst als Gegenstand professioneller Arbeit erfasst. Auf der Grundlage professionalitätstheoretischer Erkenntnisse wird eine Perspektivverschiebung vorgenommen. Das institutionell begründete Verhältnis von Fachkräften und Patient*innen wird in den Mittelpunkt einer besonderen „Qualität der Zuständigkeit“ im Sinne einer reflexiven Professionalität gestellt. Die Zugrundeliegenden Forschungsergebnisse wurden durch die Analyse ethnografisch ermittelter Daten mit Hilfe mit der Grounded Theory Method gewonnen. Das Konzept wurde im Rahmen einer Praxisforschung in Kooperation mit dem Palliativteam Frankfurt a.M. entwickelt.

P68 Absichtsloser Umgang mit der Gleichzeitigkeit von Sterbewunsch und Lebenswille Gasper-Paetz A.

1, Hoffmann-Menzel H.

1, Jaspers B.

2,3, Radbruch L.

1,2

1Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin, Bonn,

Deutschland, 2Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland,

3Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland

Fragestellung: Im SAPV Team werden Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) betreut, bei denen häufig eine Gleichzeitigkeit von Lebenswille und Sterbewunsch (SW) besteht und thematisiert wird. Anhand einer Begleitung soll dargestellt werden, welchen Einfluss dies auf das versorgende Team hat. Methodik: Patientenbeispiel und Selbstreflexion im Team. Fallbericht: Patientin (40 Jahre, 3 Kinder - 21/12/4 Jahre, verheiratet, lebt zuhause) mit ALS, hochgradige Tetraparese, kontrollierte invasive Beatmung, PEG, Bulbärparalyse mit Anarthrie, schwere Dysphagie, kommuniziert über Augenkontakt, später Sprachcomputer. Phase 1: Bei Krankenhausaufenthalt äußert sie wiederholt den Wunsch, die Beatmung zu beenden. Schilderung großen psychischen Leids, Mangel an Lebensfreude und -qualität als Erklärung für SW. Gleichzeitig Wunsch, nun zu Hause versorgt zu werden und leben zu wollen. Verlegung nach Hause (Weihnachtsfest) bei 24h-Intensivpflege und SAPV-Begleitung mit Zusicherung, ggf. Beatmung zu beenden. Phase 2: (1 Jahr später) Nach einem Kurzurlaub mit Familie berichtet sie anhaltende tiefe Traurigkeit, „Bilder“ von Sterben, Beerdigung und Tod bei progredientem Krankheitsverlauf und stabiler Symptomkontrolle. SW wird konkret benannt bei gleichzeitiger Bekundung von Lebensfreude durch das Erleben ihrer Kinder. Schlussfolgerung: In beiden Begleitungen waren die Haltungen und Wünsche der Pat. jederzeit transparent. Die intensive Kommunikation in absichtsloser, ergebnisoffener Haltung beanspruchte sehr viel Zeit. Jedoch konnte das Team dadurch an den Denkprozessen und emotionalen Wechselbädern der Pat. teilhaben. Dass sowohl Lebens- als auch Sterbewunsch gleichzeitig thematische Schwerpunkte der Begleitung waren, wurde vom Team entgegen anfänglicher Erwartung nicht als besondere Belastung, sondern in der Reflexion als entlastend empfunden.

P69 Angehörige - Zugehört und nachgefragt. Entwicklung der Angehörigenarbeit in der häuslichen Palliativversorgung auf Basis des CSNAT-tools zur Erfassung der Bedürfnisse von An- und Zugehörigen Kreyer C.

1, Graf G.

2, Bükki J.

3, Pleschberger S.

4

1UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, medizinische Informatik und Technik, Hall

in Tirol, Österreich, 2Hospizbewegung Düren-Jülich e.V., Düren, Deutschland,

3SAPV-Team

Hospizdienst DaSein e.V., München, Deutschland, 4ÖPIA - Österreichische Plattform für

Interdisziplinäre Alternsfragen, Wien, Österreich Hintergrund: Angehörige spielen eine zentrale Rolle für die Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen zuhause, deren physische, emotionale und soziale Belastungen sind vielfältig in

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Studien belegt. Den Bedarf an Unterstützung bei Angehörigen systematisch zu erfassen sowie konkrete Konzepte für Angehörigenarbeit sind daher dringend erforderlich. Es wird ein Forschungsprojekt vorgestellt, in dem Angehörigenarbeit in der häuslichen Palliativversorgung in NRW ausgehend von einem etablierten Hospizdienst weiterentwickelt wird. Ziel: Eine wissenschaftsbasierte und praxistaugliche Intervention zur Unterstützung Angehöriger in der häuslichen Palliativversorgung zu entwickeln, zu implementieren und zu evaluieren. Zudem sollen durch die Erfassung der Bedürfnisse (CSNAT-d) von Angehörigen Aussagen über deren Unterstützungsbedarf getroffen werden. Methodisches Design & Vorgangsweise: Das transdisziplinäre Forschungsprojekt besteht aus mehreren Phasen in denen Forschung und Praxisentwicklung verschränkt werden. Eine Bestandsaufnahme der Angehörigenarbeit mittels einer Dokumentationsanalyse sowie Fokusgruppen stehen am Anfang. Parallel dazu wird das Assessmentinstrument CSNAT aus UK für den Einsatz im deutschsprachigen Raum übersetzt und validiert. Aufbauend auf einer Literaturstudie soll schließlich eine evidenzbasierte Intervention entwickelt und pilotiert werden. Der Fokus liegt dabei auf deren Einsatz durch ehrenamtliche Hospizhelfer/innen sowie spezialisierte Palliativpflegekräfte. Eine multiperspektivische Evaluierung dieser Phase geht der Implementierung bei Angeboten in der häuslichen Palliativversorgung in NRW (Praxispartner) voraus. Das Projekt ist als Kooperation eines Projektträgers, dreier Praxispartner und zweier Wissenschaftspartner angelegt. Über regelmäßige Projektworkshops und -foren sollen die Interventionen mit der Praxis entwickelt werden und wieder in diese zurückfließen. Projektlaufzeit: 36 Monate ab 1. März 2016.

P70 Flächendeckende SAPV in Hamburg - Dokumentation und Auswertung aller 2015 in der Stadt versorgten Patienten Wenzel C.

1, Falckenberg M.

2

1Gynäkologie, gynäkologische Onkologie, Palliativmedizin, Hämatologisch-onkologische Praxis Altona

(HOPA MVZ GmbH), Hamburg, Deutschland, 2Schmerz- und Palliativambulanz, Hamburg,

Deutschland Einführung: Seit 2008 wird in Hamburg die ambulante Palliativversorgung durch die SAPV ergänzt. Die Stadt ist flächendeckend versorgt durch 8 Erwachsenen-PCTs und ein Kinder-PCT. Die Teams treffen sich seit dieser Zeit in regelmäßigen Abständen, um gemeinsame Qualitätsstandards zu definieren. Um Versorgungsdaten untereinander vergleichbar zu machen, hat man sich frühzeitig auf ein EDV gestütztes Dokumentationssystem geeinigt und zu erhebende Patienten- und Versorgungsparameter festgelegt. Methode: Versorgungsdaten der 8 PCTs für Erwachsene werden automatisch mit der Routinedokumentation erhoben und am Ende eines jeweiligen Jahres in einer Excel-Datei zusammengeführt. Es lassen sich damit Daten der Teams, der Patientenpopulation und der Versorgungsrealität abbilden und vergleichen. Ergebnisse: Im Jahr 2015 wurden in Hamburg 1961 Patienten in der SAPV versorgt. Ein kompletter Datensatz über die Versorgung eines Jahres ist erfasst. Die Patientencharakteristika Altersverteilung, Geschlecht, Diagnose, ECOG, Pflegestufe, Wohnsituation und Wohnsitz wurden ausgewertet. Ebenso wurden die Versorgungsdaten zu Betreuungsdauer, Versorgungsart und Sterbeort ermittelt. Diskussion: Erstmals wurden in einem Bundesland Daten aller in der SAPV versorgten Patienten eines Jahres komplett erfasst und gemeinsam ausgewertet. Die Erfassung wird fortgesetzt und bildet den Anfang einer longitudinalen Auswertung über die nächsten Jahre, um Veränderungen in der SAPV Versorgung Hamburgs zu dokumentieren. Mithilfe der Daten werden in Hamburg Qualitätsstandards definiert und diskutiert. Der Datensatz kann dazu dienen, die Versorgung im städtischen und ländlichen Raum miteinander zu vergleichen.

P72 Was wollen Sie denn - mein Mann ist doch gestorben! Erfahrungen mit einem niedrigschwelligen nachgehenden Konzept der Trauerbegleitung Reimann U.

1

1Hospiz Luise, Ambulanter Dienst, Hannover, Deutschland

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In der Palliativversorgung sprechen wir von der unit of care und meinen damit, dass wir nicht nur PatientInnen, sondern deren unmittelbares soziales Umfeld betreuen. Nehmen wir diesen systemischen Ansatz ernst, so können wir die Versorgung nach dem Tod des Patienten nicht beenden. Doch wie könnte eine sinnvolle Begleitung der An- und Zugehörigen nach dem Versterben einer nahen Bezugsperson aussehen? Gesprächsgruppen oder Trauercafés sind Angebote, die von einer überwiegend weiblichen Minderheit der Hinterbliebenen genutzt werden und sie haben eine relativ hohe Schwelle, da sie aktiv aufgesucht werden müssen. Hausbesuche sind bei mehreren Hundert Fällen pro Jahr sehr zeitaufwändig und vielleicht nicht immer willkommen. Der Ambulante Palliativdienst des Hospiz Luise in Hannover hat vor dem Hintergrund dieser Problematik ein Konzept niedrigschschwelliger nachgehender Trauerbegleitung entwickelt. Jeder nahe An - oder Zugehörige eines betreuten Patienten wird in der Regel drei bis sechs Monate nach dem Tod der Bezugsperson von einer Mitarbeiterin angerufen, die bisher nicht in der Versorgung involviert war. Profitiert der Angehörige von diesem Gespräch, wird der telefonische Kontakt bis zum Jahrestag des Versterbens fortgesetzt. Positive Rückmeldungen und eine hohe Akzeptanz zeigen, dass Hinterbliebene sich durch diese Kontakte gestützt und gehalten fühlen. Die Pflegenden schätzen diese Intervention, da sie sich in dem Wissen, dass es noch einen Kontakt geben wird, leichter aus der Versorgung zurückziehen können. Teil des Konzeptes ist auch eine kurze Information der Pflegenden über die Themen der Gespräche, dazu gehören auch Feedbacks über die Versorgungsqualität. Mehr als zehn Jahre Erfahrung mit diesem Konzept zeigen: der eher distanziert erscheinende telefonische Kontakt mit einer aussen stehenden Person ermöglicht relativ schnell ein große Tiefe des Gesprächs und er kann zeitlich unmittelbar an die Bedürfnisse des Gesprächspartners angepasst werden.

P73 Wie empfinden trauernde Angehörige den Erhalt einer Jahresgedenkkarte? Eine Fragebogenerhebung Goebel S.

1, Mai S.

1, Gerlach C.

1, Windschmitt U.

2, Feldmann K.-H.

2, Weber M.

1

1Universitätsmedizin Mainz, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland,

2Universitätsmedizin Mainz, Klinikseelsorge, Mainz, Deutschland

Hintergrund: Der Auftrag von Hospiz- und Palliativarbeit umfasst auch die Unterstützung, Begleitung und Beratung trauernder Angehöriger. Die Umsetzung in der Praxis wurde in Studien evaluiert. Der Versand von Jahresgedenkkarten ist eine von mehreren, üblichen Maßnahmen. Die Wirkungen einer Jahresgedenkkarte bei ihren Empfänger/innen ist jedoch nicht ausreichend untersucht. Wie reagieren Angehörige auf eine Jahresgedenkkarte von der Palliativstation? Empfinden sie die Gedenkkarte als Zeichen der Wertschätzung und Anteilnahme? Worauf muss bei der Kartengestaltung geachtet werden? Methodik: Alle Empfänger/innen einer Jahresgedenkkarte zwischen 10/ 2014 und 06/2015 erhielten einen Fragebogen über inhaltliche sowie organisatorische Aspekte der Gedenkkarte. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet. Ergebnisse: 68 von insgesamt 87 ausgesendeten Fragebögen konnten zugestellt werden. 24 wurden ausgefüllt zurückgeschickt (Antwortquote: 35%). Die Stichprobe setzte sich aus 14 Ehepartner/innen, sieben erwachsenen Kindern, einer Schwester, einem erwachsenen Enkel und einem Freund zusammen. 22/24 Befragte waren erfreut über den Erhalt der Karte und 21/24 fühlten sich getröstet. Bei 9 Befragten löste die Gedenkkarte zwar Traurigkeit aus, aber ebenso ein Gefühl der Dankbarkeit. Keine/r der 24 Befragten fühlte sich durch den Erhalt der Gedenkkarte verärgert. Vier Freitextantworten würdigten diese Maßnahme als eine fürsorgliche und aufmerksame Geste. Layout, Textgestaltung und Versanddatum der Gedenkkarte wurden als angemessen bewertet. Schlussfolgerung: Die Gedenkkarte wurde von den Antwortenden insgesamt positiv aufgenommen. Dies spricht für eine Fortführung dieser Maßnahme als ein Baustein einer umfassenderen psychosozialen Nachsorge für Nahestehende von verstorbenen Patient/innen. Limitiert ist die Studie jedoch durch einen non-response bias. Gründe gegen eine Teilnahme sollten näher erforscht werden, da sie in Zusammenhang mit der Trauer von Angehörigen stehen könnten.

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P74 „Dieses große Tabu des absoluten Verlustes“ - Gesellschaftliche relevante Vorstellungen vom Lebensende Schulz C.

1, Dunger C.

2, Seidlein A.-H.

2, Schallenburger M.

2, Piechkamp F.

2, Schnell M.W.

2

1Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience (IoPPN), King's College, London, Vereinigtes

Königreich, 2Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten,

Deutschland Hintergrund: Der Tod ist ein unausweichliches Ereignis im Leben eines jeden Menschen. Vorstellungen über den Tod enthalten gesellschaftliche, professionelle und existenzielle Aspekte. Die Konfrontation mit dem eigenen oder fremden Tod und deren Auswirkung auf den Einzelnen können sehr unterschiedlich sein. Methodik: Das BMBF-geförderte Diskursprojekt „30 Gedanken zum Tod“ ist mit einer interviewbasierten Begleitforschung verbunden, die sich der Vorstellung vom Tod in unserer Gesellschaft widmet. Dazu werden Perspektiven von Experten (z.B. Juristen), Begleitern, die sterbenden und verstorbenen Menschen nahe sind, und Menschen, die eine existenzielle Situation erlebt haben, analysiert. Die im Rahmen des Diskurses durchgeführten Interviews zu Einstellungen, Vorstellungen und Erfahrungen im Umgang mit dem Lebensende wurden transkribiert und mittels Framework Analysis ausgewertet. Ergebnisse: 30 Interviews mit 10 Experten, 13 Begleitern und 8 Patienten werden analysiert. Zwei Teilnehmer konnten je zwei der Perspektiven einnehmen. Die Befragten, die selbst eine existenzielle Situation erlebten, sehen den Tod als das Ende weiterer Möglichkeiten. Das bisher gelebte Leben und erreichte Ziele können Einfluss auf die Akzeptanz der Endlichkeit nehmen. Die sich beruflich auf der Meta-Ebene mit dem Tod beschäftigenden Experten, ziehen daraus Schlüsse für ihren eigenen Tod - nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme assistierten Suizids. Für Begleiter ist das Ende des Dialoges mit dem Verstorbenen zentral: Viele Fragen bleiben für immer offen. Der Tod ist außerdem beruflicher Alltag, aber vieles von dem was sie dort erleben, erfahren sie als mit Anderen nicht teilbar. Schlussfolgerungen: Todesvorstellungen sind durch das persönliche und berufliche Erleben der Menschen beeinflusst. Je nachdem wann, wie, und unter welchen Umständen der Tod auftritt ist er mit verschiedenen Emotionen verbunden. Was der Tod markiert und somit bedeutet, ist individuell zu verstehen.

P75 Der unvermeidliche Zyklus des Lebens - Todesvorstellungen professioneller Helfer in der Begleitung sterbender Menschen Schulz C.

1, Dunger C.

2, Seidlein A.-H.

2, Schallenburger M.

2, Piechkamp F.

2, Schnell M.W.

2

1Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience (IoPPN), King's College, London, Vereinigtes

Königreich, 2Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten,

Deutschland Hintergrund: Professionelle Helfer (PrH), die Patienten im Sterbeprozess begleiten, erleben Tod und Sterben sehr häufig. Die ständige Konfrontation fordert eine Auseinandersetzung mit dem eignen Todesbild und der Bedeutung, die Tod und Sterben haben, zumal diese durch das Erlebte, d.h. den Tod anderer, beeinflusst scheinen. Methodik: Ziel ist darzustellen, was der Tod für Menschen bedeutet, die sterbende Menschen im Sterben und nach dem Tod begleiten. Eine systematische Literatursuche wurde in den Datenbanken Cinahl, Medline (Pubmed), PsycInfo and Psyndex durchgeführt und Studien aus den Jahren 1970 bis 2015 eingeschlossen. Nach der inhaltlichen Auswahl folgte die kritische Beurteilung der Methodik. Alle Auswahlschritte und die anschließende thematische Analyse wurden von zwei Mitgliedern der Forschungsgruppe durchgeführt. Unterschiedliche Einschätzungen wurden diskutiert und konsentiert. Ergebnisse: Der Tod wurde in den 27 Studien zu PrH als physiologisch, psychologisch und spirituell dimensioniert beschrieben. Diese Perspektiven sind wichtig, um die Erfahrungen in den professionellen Umgang zu integrieren und zugleich persönlich zu verarbeiten. Sie variieren je nach emotionalem Engagement. Bei einer engen Bindung zu sterbenden Patienten, kommt es mitunter zu

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starker Belastung (Scham, Versagen oder Hilflosigkeit). Starke Symptomlast und fortgeschrittene Erkrankungen führen hingegen dazu, dass der Tod als Erlösung gesehen wird. Einheitlich wird der Tod als Teil des Lebensverlaufes gesehen, der als Ende sozialer Beziehungen ausgestaltet werden kann/ muss. Schlussfolgerung: Der Tod anderer hat für die zurückbleibenden PrH eine hohe Bedeutung, da ihre professionelle Rolle und der private Umgang beeinflusst werden. Die Akzeptanz des Todes und der eigenen Endlichkeit werden oft als Bedingungen für die Arbeit mit sterbenden Menschen genannt. Sie bedürfen jedoch auch der Unterstützung, um Überlastung zu vermeiden und immer wieder neue Beziehungen enden zu lassen.

P76 Vicarious Grief - indirekte Trauer: Konzept und Systematik von Belastungen durch das berufliche Miterleben von Sterben, Tod und Trauer in der stationären Altenhilfe Wissert M.

1, Vogt A.

2

1Hochschule Ravensburg-Weingarten, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, Weingarten,

Deutschland, 2Institut für Angewandte Forschung, Weingarten, Deutschland

Fragestellung: Mitarbeiter der stationären Altenpflege werden immer wieder durch das Sterben von Bewohnern emotional berührt und mit eigenem Trauererleben konfrontiert. Die beruflich emotionale Nähe zu den Bewohnern und deren Angehörigen birgt als Folge von miterlebter und eigener Trauer die Gefahr einer hohen inneren Belastung. Es ist aber auch eine berufliche Bereicherung und persönlichen Entwicklung dadurch möglich. Das vom BMBF finanzierte Projekt „Wirkungen von Trauerbegleitung“ befasste sich u. a. mit der Entwicklung eines Konzepts und einer Systematik für Vicarious Grief (VG) sowie einer exemplarischen Erhebung möglicher Wirkungen von VG in der stationären Altenhilfe. Methodik: Modellierung einer Systematik zu Wirkfaktoren bei VG in der stationären Altenhilfe. Entwicklung eines standardisierten Fragebogens für die Erhebung von Belastungen und Bereicherungen durch VG. Erhebung bei einem Träger der stationären Altenhilfe an zwei Zeitpunkten: t1: N = 259; t2: N = 463 Fragebögen. Auswertung mittels SPSS: deskriptiv sowie ein- und zweifaktorielle Varianzanalyse. Ergebnisse: Die entwickelte Systematik kann den Stellenwert von VG für die stationäre Altenhilfe plausibel darstellen. Die für die Statements des Fragenbogens verwendeten Indikatoren haben sich für die Abbildung von VG als praktikabel erwiesen. Es gibt statistisch signifikante Unterschiede der allgemeinen Belastungen durch VG (Beruf; Geschlecht) und bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen (Zeitbudget; Hands-On- vs. Non-Hand-On-Funktion) Es gibt zwischen t1 und t2 statistisch signifikante Veränderungen. Schlussfolgerungen: Im Rahmen von geeigneten gesundheitsfördernden Strategien bei Trägern der stationären Altenhilfe kann der Umgang mit Wirkungen von VG in den Teams verbessert und das Maß der Belastung erheblich reduziert werden. Die entwickelte Systematik sollte in weiteren Studien verfeinert und die Befunde sollten mit einer breiteren empirischen Basis bundesweit überprüft werden.

P77 Belastungswirkungen von Vicarious Grief durch das berufliche Miterleben von Sterben, Tod und Trauer in der stationären Altenhilfe und Wirksamkeit von gesundheitsfördernden Maßnahmen Wissert M.

1, Vogt A.

2

1Hochschule Ravensburg-Weingarten, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, Weingarten,

Deutschland, 2Institut für Angewandte Forschung, Weingarten, Deutschland

Fragestellung: Das berufliche, vielfache Miterleben des Sterbens von Bewohnern der stationären Altenpflege führt zu z.T. erheblichen Belastungen in vielen Lebensbereichen. Es kann aber auch

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berufliche Bereicherungen auslösen und persönliche Weiterentwicklung. Das vom BMBF finanzierte Projekt „Wirkungen von Trauerbegleitung“ befasste sich u. a. mit einer exemplarischen Erhebung möglicher Wirkungen von Vicarious Grief (VG) in der stationären Altenhilfe. Methodik: Entwicklung von Indikatoren und Items für einen standardisierten Fragebogen für das Erfassen von Belastungen und Bereicherungen durch VG. Erhebung bei einem Träger der stationären Altenhilfe an zwei Zeitpunkten: t1: 10 Heime mit N1 = 259 ausgefüllten Fragebögen; t2: 32 Einrichtungen mit N2 = 463 ausgefüllten Fragebögen. Auswertung mittels SPSS: deskriptiv sowie ein- und zweifaktorielle Varianzanalyse. Ergebnisse: Die für die Statements des Fragenbogens verwendeten Indikatoren haben sich für die Abbildung von Belastungen von VG als praktikabel und aussagekräftig erwiesen. Es gibt statistisch signifikante Unterschiede der allgemeinen Belastungen durch VG (Beruf; Geschlecht), bei den Rahmenbedingungen (Zeitbudget; Hands-On- vs. Non-Hand-On-Funktion) sowie zwischen den Wirkbereichen von VG. Die Belastungsstärken von VG sind in einigen Wirkbereichen höher als bei direkter Trauer (nach dem Verlust von Angehörigen bzw. „Beloved Ones“). Es gibt zwischen t1 und t2 statistisch signifikante Veränderungen (Beruf, Geschlecht, generelle Belastung). Schlussfolgerungen: Die Belastungen durch VG für Mitarbeiter der stationären Altenhilfe haben bislang gesundheitspolitisch zu wenig Beachtung erfahren. Binnenorganisatorisch geeignete, gesundheitsfördernde Maßnahmen können den Umgang mit VG verbessern und das Maß der Belastung erheblich reduzieren. Beim Einsatz solcher Strategien sollte der individuelle Umgang mit Trauer einen hohen Stellenwert einnehmen.

P78 Befähigung für die Trauerbegleitung - Systematisierung und Modellierung von Qualifizierungsinhalten Wissert M.

1

1Hochschule Ravensburg-Weingarten, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, Weingarten,

Deutschland Fragestellung: Die Befähigung zur Trauerbegleitung wird in Deutschland im Rahmen von Weiterbildungen durchgeführt. Die inhaltliche Ausrichtung, Ziele der Befähigung und fachliche Standards werden zum einen vom Bundesverband Trauerbegleitung entwickelt, zum anderen aber auch von wohlfahrtsverbandlichen und kirchlichen Trägerorganisationen. Ein Curriculum im eigentlichen Sinne ist bislang aber nicht vorhanden. Das vom BMBF finanzierte Projekt „Wirkungen von Trauerbegleitung“ befasste sich deshalb u. a. mit der Sammlung, Analyse und Systematisierung von Qualifizierungsüberlegungen und -konzepten. Methodik: Sammlung und Auswertung schriftlich verfasster Qualifizierungskonzepte Erhebung und inhaltsanalytische Auswertung von Problemzentrierten Interviews mit Lehrenden des Bundesverbandes Trauerbegleitung (N=23) Erhebung und inhaltsanalytische Auswertung von Problemzentrierten Interviews mit Trauerbegleiterinnen (N=38) Systematisierung und Modellierung der Qualifizierungsinhalte und -absichten Ergebnisse: Auf der Grundlage von knapp 1.300 exzerpierten Statements konnte in Deutschland erstmalig eine systematisierte Übersicht zu Qualifizierungsinhalten erarbeitet werden. Die dabei durchgeführte Quantifizierung ermöglichte ein strukturelles Benchmarking der erfassten Qualifizierungsinhalte und eine deskriptive Modellierung der Wirkungsabsichten von Qualifizierungen. Schlussfolgerungen: Für die Qualitätssicherung u. a. auch für das Erreichen von Wirkungsabsichten von Weiterbildungen zur Trauerbegleitung sollten einheitliche Regelungen entwickelt und vereinbart werden. Das im Projekt entwickelte Grundmodell zur inhaltlichen Struktur von Qualifizierungskonzepten bietet Personen und Organisationen, die zur Trauerbegleitung qualifizieren, eine Möglichkeit ihre Qualifizierungsinhalte und fachlichen Standards zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Es sollte ein Basiscurriculum entwickelt werden in Kooperation der derzeit qualifizierenden Verbände und Organisationen.

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P79 Trauer auf Intensivstation - eine empirische Erhebung Heinig J.

1

1Leipziger Palliativgesellschaft, Palliativnotdienst Nordsachsen SAPV, Leipzig, Deutschland

Die Intensivstation - eine Funktionseinheit zur Behandlung schwerster und lebensbedrohlicher Krankheitsverläufe unter hohem invasiv-technischen und medikamentösen Aufwand, sowie fachkundiger ärztlicher und pflegerischer Versorgung und Überwachung - ist zunächst ein Ort sachlicher und konzentrierter Arbeitsweise mit hohem Anspruch an alle Mitarbeitenden aller Teilbereiche. Eine wichtige emotionale Komponente tritt hinzu, sobald Angehörige zur Besuchszeit die Station betreten: Bereits wenn die Erkrankung der Patientin, des Patienten einen kritischen Verlauf nimmt, erst recht, wenn die Grenzen des medizinisch Machbaren erreicht werden, wird die TRAUER als Folge der eingetretenen oder zu erwartenden VERLUSTE die gesamte Wahrnehmung der Angehörigen beeinflussen. Das verändert ihr Verhalten. Die Pflegekräfte, die strukturbedingt am häufigsten und am längsten mit diesen BesucherInnen im Kontakt sind, reagieren häufig ambivalent mit besonderer Zuwendung oder Vermeidung jeglicher Annäherung. Wie wird die Trauer im Bereich einer Intensivstation wahrgenommen, wie wird sie von allen Beteiligten erlebt und gelebt? In vier Bundesländern Deutschlands, auf neun Intensivstationen unterschiedlichster Prägung, wurden über 200 Fragebögen ausgegeben. Die Studie befasst sich in seiner Fragestellung mit dem konkret inhaltlichen Wissen über Verlust- und Trauererfahrungen. Viele Teilnehmenden nutzten diese Studie, um der großen Bedeutung dieser Thematik Ausdruck zu verleihen. Sehr unterschiedliche Wahrnehmungen wurden beschrieben und teilweise gleiche Situationen, gegensätzlich erlebt. Für einerseits ausweglos wirkende Konflikte konnten an anderer Stelle verblüffend einfache Lösungsansätze aufgezeigt werden. Weniger in der Vermeidung von kontroversen Haltungen und Handlungen konnten gute Begleitungen stattfinden, als vielmehr im bewussten Kennenlernen und der Akzeptanz individueller Verschiedenartigkeit.

P80 Wenn Worte nicht mehr ausreichen … - Zeichen, Symbole und Rituale als Ressourcen in belastenden Situationen Fleck C.

1

1Bundesverband Trauerbegleitung e.V., Bergkirchen, Deutschland

Menschen handeln, um anderen Halt zu geben, auch um selbst Halt zu finden und, um sich und andere zu entlasten. Das ist in verschiedensten, auch belastenden Lebenssituationen zu erleben, auch bei Kranken, bei Angehörigen, bei Trauernden, und ebenso bei denjenigen, die sich um sie in privater oder professioneller Rolle kümmern. Passende Worte wirken dabei. Über die Möglichkeiten der Sprache hinaus steht uns noch anders zu Verfügung, etwas zu erleben und auszudrücken: Zeichen, Symbole und Rituale helfen, Halt zu finden und Halt zu geben. Über die Fähigkeiten und Fertigkeiten, über die wir verfügen hinaus, sind auch konkrete Handlungen - die wir bewusst gestalten können -, aber auch unwillkürliches Verhalten beteiligt. All das kann genutzt werden, um Kontakt mit der eigenen individuellen Lernbiographie, uns wichtigen Menschen, wie auch der Welt, die uns umgibt aufzunehmen. Jede und jeder hat dabei individuelle Erfahrungen, was dabei brauchbar ist und passt. Eine Weiterentwicklung der eigenen Wahrnehmung, wie ein achtsames Kommunizieren kann hier Handlungsmöglichkeiten erweitern.

P81 Mitarbeit von kirchlichen Seelsorgenden in Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung in Bayern. Eine qualitative Studie. Kuhn-Flammensfeld N.

1,2, Frick E.

3, Labitzke K.

2,4, Goudinoudis K.

5, Bausewein C.

6

1Erzbischöfliches Ordinariat München, Fachbereich Hospiz Palliativ, München, Deutschland,

2Klinik

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und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, Seelsorge, München, Deutschland, 3Hochschule für Philosophie, Anthropologische Psychologie/ Spiritual Care, München, Deutschland,

4Evangelisch Lutherische Kirche in Bayern, Beauftragte für Seelsorge in der Palliativarbeit, München,

Deutschland, 5Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, Zentrum für Ambulante Hospiz-

und Palliativversorgung München Land und Stadtrand, München, Deutschland, 6Klinik und Poliklinik

für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland Hintergrund: Religiöse/spirituelle (r/s) Begleitung ist Aufgabe des multiprofessionellen Palliativteams. Im stationären Bereich gehört Seelsorge als Profession selbstverständlich dazu. Die Mitarbeit von Seelsorge im ambulanten Bereich erscheint dagegen eher sporadisch und zufällig. Ziele: Ziel ist die Beschreibung und Bewertung bestehender Formen der Mitarbeit kirchlicher Seelsorge in Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Methode: 34 Semistrukturierte Interviews mit Mitarbeitern aus 12 SAPV-Teams mit und ohne Seelsorgende im Team (12 Ärzte/innen, 12 Pflegende, 4 Sozialarbeiter/innen, 6 Seelsorgende). Die Interviews wurden aufgenommen und transkribiert. Die Auswertung erfolgte mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Margit Schreier. Ergebnis: Die Mitarbeit von Seelsorgenden sensibilisiert das Team für die r/s Bedürfnisse der Patienten und Zugehörigen. Die direkte Ansprechbarkeit und die Möglichkeit, Seelsorge einzubeziehen, entlasten die Teammitglieder. Seelsorgebedarf wird durch das Team erhoben und durch den/die Seelsorgende/n im Team koordiniert. Nach Bedarf werden In den Teams ohne Seelsorgende/n wird in erster Linie Bedarf nach Förderung der r/s Kompetenz und Schulung geäußert. Neben dem Wunsch, Seelsorge ins Team zu integrieren, gibt es auch kritische Stimmen: Die Schwelle, sich einer fremden, kirchlichen Amtsperson anzuvertrauen erscheint für die Patienten zu hoch. Gleichzeitig wird die Gefahr der Konkurrenz durch die Seelsorge gesehen. Schlussfolgerung: Seelsorgende fördern die r/s Kompetenz im Team. Sie sind für Teammitglieder, Patienten und Angehörige da. Gegenseitiges Vertrauen und die Integration des/der Seelsorgenden in das Team sind Voraussetzungen für die Zusammenarbeit. Die Mitarbeit „kirchlicher“ Seelsorge in „weltlichen“ SAPV Teams führt zu einem neuen Bild von Seelsorge. Diese wird dabei als mitmenschliche, spirituelle Begleitung neu in ihrem Potential im Kontext von Spiritual Care erfahren.

P82 Verständnis von „Spiritualität“ in bayerischen SAPV Teams Kuhn-Flammensfeld N.

1,2, Frick E.

3, Labitzke K.

2,4, Goudinoudis K.

5, Bausewein C.

6

1Erzbischöfliches Ordinariat München, Fachbereich Hospiz Palliativ, München, Deutschland,

2Klinik

und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, Seelsorge, München, Deutschland, 3Hochschule für Philosophie, Anthropologische Psychologie/ Spiritual Care, München, Deutschland,

4Evangelisch Lutherische Kirche in Bayern, Beauftragte für Seelsorge in der Palliativarbeit, München,

Deutschland, 5Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, Zentrum für Ambulante Hospiz-

und Palliativversorgung München Land und Stadtrand, München, Deutschland, 6Klinik und Poliklinik

für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland Hintergrund: Religiöse/spirituelle (R/S) Begleitung ist Aufgabe des multiprofessionellen Palliativteams. Im stationären Bereich gehört Seelsorge als Profession selbstverständlich dazu. Die Mitarbeit von Seelsorge im ambulanten Bereich erscheint dagegen eher sporadisch und zufällig. Ziele: Ziel ist die Beschreibung und Bewertung bestehender Formen der Mitarbeit kirchlicher Seelsorge in Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV). In diesem Kontext werden Mitarbeitende nach ihrem Verständnis von Spiritualität befragt. Methode: 34 semistrukturierte Interviews mit Mitgliedern von 12 SAPV Teams (jeweils 6 mit / ohne Seelsorger/in im Team) in Bayern. Die Interviews wurden aufgenommen und transkribiert. Die Auswertung erfolgte mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Margit Schreier. Ergebnisse: Interviews mit 12 Ärzte/innen, 12 Pflegenden, 4 Sozialarbeiter/innen, 6 Seelsorgende. Der Begriff der Spiritualität umfasst die Lebensphilosophie eines Menschen ebenso wie die Ressourcen im Umgang mit Lebenskrisen. Jeder Mensch wird in unterschiedlicher Ausprägung oder auch ohne sich selbst dessen bewusst zu sein als spirituell angesehen. Die Definition und Einordnung einer Erfahrung/Haltung/Praxis in den Bereich des Religiös/Spirituellen ergibt sich aus der Sichtweise des Betroffenen. Der Begriff erscheint manchen auch abgehoben, esoterisch und für die Patienten fremd. Inhaltlich umfasst er existentielle Fragen, die Suche nach Sinn und Glaubensfragen. Ziel von Spiritual Care ist Halt und Wohlbefinden.

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Die eigene R/S bildet für viele Mitarbeiter eine wichtige Ressource. Schlussfolgerung: R/S ist in der SAPV sowohl für Patienten und Zugehörige als auch für Mitarbeitende bedeutsam. Sie stellt weniger ein theoretisches Konzept dar, sondern wird letztlich nur im Kontext einer konkreten Erfahrung oder Begegnung inhaltlich greifbar. Die persönliche Haltung der Mitarbeiter bildet die Basis für die Spiritual Care.

P83 Spiritual Care Praxis in bayerischen SAPV Teams Kuhn-Flammensfeld N.

1,2, Frick E.

3, Labitzke K.

2,4, Goudinoudis K.

5, Bausewein C.

6

1Erzbischöfliches Ordinariat München, Fachbereich Hospiz Palliativ, München, Deutschland,

2Klinik

und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, Seelsorge, München, Deutschland, 3Hochschule für Philosophie, Anthropologische Psychologie/ Spiritual Care, München, Deutschland,

4Evangelisch Lutherische Kirche in Bayern, Beauftragte für Seelsorge in der Palliativarbeit, München,

Deutschland, 5Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, Zentrum für Ambulante Hospiz-

und Palliativversorgung München Land und Stadtrand, München, Deutschland, 6Klinik und Poliklinik

für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland Hintergrund: Religiöse/spirituelle (r/s) Begleitung ist Aufgabe des multiprofessionellen Palliativteams. Im stationären Bereich gehört Seelsorge als Profession selbstverständlich dazu. Die Mitarbeit von Seelsorge im ambulanten Bereich erscheint dagegen eher sporadisch und zufällig. Ziele: Ziel ist die Beschreibung und Bewertung bestehender Formen der Mitarbeit kirchlicher Seelsorge in Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Methode: Semistrukturierte Interviews mit Mitgliedern von SAPV Teams in Bayern. Die Interviews wurden aufgenommen und transkribiert. Die Auswertung erfolgte mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Margit Schreier. Ergebnisse: 34 semistrukturierte Interviews mit 12 Ärzte/innen, 12 Pflegenden, 4 Sozialarbeiter/innen, 6 Seelsorgenden von 12 SAPV Teams (jeweils 6 mit/ ohne Seelsorger/in im Team). Spiritual Care wird als Teamaufgabe betrachtet. Ärzte sehen darin die Möglichkeit einer ganzheitlichen Wahrnehmung des Menschen und seines Umfeldes. Für Pflegekräfte steht die Gestaltung der Beziehung zu den Patienten im Vordergrund. Die unterschiedlichen Berufsgruppen in den Teams arbeiten auch in der Spiritual Care multiprofessionell zusammen. Anknüpfungspunkte für die R/S bildet häufig die Frage nach der Religion und dem Gemeindebezug. Daneben dienen auch Gegenstände und Symbole im Lebensumfeld der Patienten und Zugehörigen als Anknüpfungspunkte, um über r/s Themen, Bedürfnisse und Ressourcen ins Gespräch zu kommen. Mitarbeiter beklagen, dass Spiritual Care im SAPV Bereich manchmal als „exotisch“ angesehen wird und wünschen sich eine Aufwertung des Bereichs. Schlussfolgerung: Spiritual Care bildet im ambulanten Bereich eine wichtige Größe in der Patientenversorgung, die aufgrund der häufig „biprofessionellen“ Teamstruktur insbesondere Ärzten und Pflegekräften zukommt. Die Ausbildung für Spiritual Care sollte unter Berücksichtigung der direkten Konfrontation mit dem Lebensumfeld der Patienten ausgebaut werden.

P84 Entwicklung eines Instrumentes für die retrospektive Analyse von Sterbebegleitungen auf der Grundlage der S3-Leitlinie Palliativmedizin Dangendorf A.

1, Strohbücker B.

1, Lux V.

1, Montag T.

2, Voltz R.

2

1Uniklinik Köln, Pflegedirektion, Köln, Deutschland,

2Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln,

Deutschland Fragestellung: Der Eintritt in die Sterbephase macht die Anpassung des Behandlungsplans und die Neubestimmung der Therapieziele notwendig. In einer retrospektiven Aktenanalyse soll erfasst werden, inwiefern die Qualitätsindikatoren bzw. Schlüsselempfehlungen der S3-Leitlinie „Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung“ in der Sterbephase in unterschiedlichen Abteilungen der Uniklinik Köln Anwendung finden. Ziel ist es, hierfür ein deutschsprachiges Bewertungsinstrument zu entwickeln und zu testen. Methodik: Basierend auf den vier Qualitätsindikatoren der S3-Leitlinie für die Sterbephase

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(Symptomassessment, Erfassung von Unruhe, Beenden von tumorspezifischen und/oder medizinischen Maßnahmen) und weiteren Schlüsselempfehlungen wie z. B. zu Kommunikation und Betreuungskontinuität wurde ein Instrument in Form einer Checkliste für die retrospektive Analyse der Patientendokumentation in der Sterbephase entwickelt. Ergebnis: Das Instrument besteht aus sieben Kategorien, von denen insgesamt 37 Items abgeleitet wurden: Aussagen über den Sterbeprozess, Grundsätze und praktische Belange in der Begleitung während der Sterbephase, Betreuungskontinuität, Therapie der häufigsten Symptome, Medikamente und Maßnahmen, künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, demografische Daten. Es werden sowohl Eintragungen aus den standardisierten Formularen als auch aus pflegerischen und ärztlichen Berichten berücksichtigt. Schlussfolgerung: Das Instrument kann sowohl für ein Base Review zur Analyse der Ausgangssituation vor Implementierung der S3-Leitlinie als auch zur Evaluation nach Interventionen, wie z. B. Schulungsmaßnahmen, eingesetzt werden. Es dient sowohl der Selbsteinschätzung durch die Stationsteams als auch der Fremdeinschätzung, z. B. durch das Qualitätsmanagement.

P85 Existentiell Behaviorale Therapie: Neue Kurzzeit-Intervention für Angehörige von Palliativpatienten Fegg M.

1, Stöckle H.

1, Schmidt M.

1, Zierl V.

1, Haarmann-Doetkotte S.

1, Bausewein C.

1

1Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Palliativmedizin, München, Deutschland

Hintergrund: Die kürzlich entwickelte Existentiell Behaviorale Therapie (EBT) konnte im Gruppensetting (insg. 22h) positive Langzeiteffekte auf Lebensqualität und Symptombelastung bei Angehörigen nachweisen. Wegen einer geringen Teilnahmequote wurde eine Kurzzeit-EBT (insg. 2h) im Einzelsetting entwickelt. Ziel war es die Feasibilität des veränderten Angebotes zu prüfen. Methoden: Angehörige erhielten zwei manualisierte Gespräche (1. Achtsamkeit, 2. Ressourcenaktivierung). Zu vier Messzeitpunkten (Prä-Treatment t1, Post-Treatment t2, 4-Wochen-Katamnese t3, 6-Monats-Katamnese t4) wurde deren Lebensqualität und psychische Belastung mit Hilfe des General Health Questionnaire-12 (GHQ-12), Brief Symptom Inventory-18 (BSI-18), World Health Organisation Quality-of-Life Scale-BREF, Satisfaction with Life Scale, Positive and Negative Affect Scale (PANAS) sowie numerischen Ratingskalen erhoben. Außerdem wurden 4 Wochen nach den Gesprächen semistrukturierte qualitative Interviews durchgeführt und mittels Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse: 44/102 (43,1%) Angehörige erklärten ihr Einverständnis; die Drop-out-Rate lag bei 29,5%. Die verbleibenden 31 Angehörigen zeigten statistisch signifikante Verbesserungen im GHQ-12 t1/t3 (p=.024), t1/t4 (p=.009); BSI-18 t1/t4 (p=.012), psychischer Belastung t1/t2 (p=.001), t1/t3 (p=.025), t1/t4 (p=.001) und PANAS-negative Emotionen t1/t2 (p=.019), t1/t3 (p=.014), t1/t4 (p=.001). In den Interviews wurde die innere Distanz von belastenden Gedanken durch Achtsamkeit sowie der Zugang zu positiven Emotionen durch Stärkung der eigenen Kraftquellen als hilfreich geschildert. Diskussion: Die neu entwickelte Kurzzeitintervention scheint sich als durchführbar und möglicherweise wirksam zu erweisen. Die Teilnahmeraten und Dropout-Quoten waren im Vergleich zur Vorgängerstudie zufriedenstellend. Daher soll eine randomisiert-kontrollierte Studie zur Überprüfung deren Wirksamkeit durchgeführt werden.

P86 Erfahrungen mit der Patientenrekrutierung und der Durchführung einer randomisierten kontrollierten komplexen Interventionsstudie bei palliativ erkrankten Patienten am Beispiel der BreathEase-Studie Schunk M.

1, Streitwieser S.

1, Haberland B.

1, Egli M.

2, Le L.

3, Hofmann M.

3, Müller T.

3, Berger U.

3,

Mansmann U.3, Rehfuess E.

3, Seidl H.

4, Holle R.

4, Huber R.M.

2, Bausewein C.

1

1Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland,

2Klinikum der Universität München, Sektion Pneumologie Innenstadt u. Thorakale Onkologie,

Medizinische Klinik und Poliklinik V, München, Deutschland, 3Ludwig-Maximilians-Universität

München, Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland,

4Helmholtz Zentrum München, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im

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Gesundheitswesen, Neuherberg, Deutschland Hintergrund: Die BreathEase-Studie untersucht die Wirksamkeit und Kosteneffektivität einer multiprofessionellen Atemnot-Ambulanz bei Patienten mit therapierefraktärer Atemnot im Rahmen eines randomisiert kontrollierten Studiendesigns. Ziel ist es, die Teilnahmebereitschaft sowie den Studien- und Interventionsablauf nach Ablauf des ersten Studienjahres darzustellen. Methodik: Auswertung der im elektronischen Datenerfassungssystem dokumentierten Informationen zu Rekrutierungsweg, Ein- und Ausschlusskriterien, Teilnahmeverweigerung, Gründe für Studienabbruch sowie Ablauf der Interviews und der Intervention. Ergebnisse: Bislang wurden n=142 Kontaktgespräche geführt und n=55 Patienten rekrutiert. Interessenten hatten von dem Angebot durch Medien (63%), soziale Kontakte (12%) und Kliniken/Ärzten (25%) erfahren. n=22 (15%) Personen lehnten die Teilnahme ab. Als Gründe wurden eine eingeschränkte Mobilität, die lange Studiendauer, und das Fehlen finanzieller Anreize genannt. Bei n=42 (30%) Personen lagen Ausschlussgründe vor, am häufigsten eine nicht fortgeschrittene oder unklare Grunderkrankung. n=9 (18%) haben die Studienteilnahme vorzeitig beendet, v.a. aufgrund einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustands. Protokollverletzungen wie ein verzögerter Start oder Abschluss der Intervention liegen bei n=10 (34%) der n=29 Studienteilnehmer mit beendeter Intervention vor. Bei n=12 (9%) der insgesamt 128 durchgeführten Interviews kam es zu einer Abweichung vom protokollgemäßen Ablauf. Schlussfolgerungen: Die Rekrutierung von Patienten und die Implementierung des Behandlungsprogramms in den klinischen Alltag fordern deutlich mehr Ressourcen als ursprünglich vorgesehen. Die aufgrund des fortgeschrittenen Krankheitsverlaufs in der Studienpopulation gehäuft auftretenden Verzögerungen betreffen den Ablauf der Intervention, welche mehrfache ambulante Besuche umfasst, deutlich stärker als die weitgehend auf Hausbesuchen und Telefonaten basierende Studiendurchführung.

P87 QUAPS II - Qualitätssicherung in der Spezialisierten Ambulanten PalliativVersorgung (SAPV) - Entwicklung und Testung eines Tools - Zur Feasibility von QUAPS II Berghaus D.

1, Hammer U.

1, Wedding U.

1, Meißner W.

1

1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II Abteilung Palliativmedizin, Jena, Deutschland

Fragestellung: Für die adäquate Beschreibung und Bewertung der SAPV ist auch die Erhebung von Ergebnisparametern aus Sicht der betroffenen Patienten und Angehörigen erforderlich. In einer 1. Phase wurde 2012 ein hierfür entwickelter Fragebogen in 3 SAPV-Einrichtungen getestet. Dafür wurden 4 Befragungen durchgeführt: Patient und Angehöriger nach Studieneinschluss, SAPV-Team am Ende der Betreuung, Angehöriger 3-6 Monate nach Tod des Patienten. Die Ergebnisse rechtfertigten eine Reduktion der Befragung. Dies sollte jetzt in einer 2. Phase getestet werden (QUAPS II). Methodik: Von 06/15 bis 12/15 wurden in 17 Zentren 371 Patienten jeweils konsekutiv erfasst. Um die Qualität der Betreuung angemessen beurteilen zu können, wurden nur Patienten eingeschlossen, die mindestens 4, jedoch nicht länger als 14 Tage in die SAPV eingeschlossen waren und nach Erstassessment zwei, mindestens jedoch einen Hausbesuch erhalten hatten. Patienten, die den Fragebogen nicht ausfüllen konnten, wurden vom betreuenden Angehörigen oder dem SAPV-Team interviewt. War das nicht möglich, füllte der Angehörige den Bogen aus. Ergebnis: Von 371 Patienten (56%♂ , 44%♀ ) wurden 169 eingeschlossen. Das entspricht einem dropout von 54%, der damit im Vergleich zu QUAPS I (84%) deutlich reduziert wurde. Die häufigsten Ausschlussgründe waren Tod des Patienten vor Befragung (33%), sowie „andere Gründe“ (25%), gefolgt von schlechtem Allgemeinzustand (19%) und Ablehnung (13%). 1 statt 4 Befragungen sind für Patienten und betreuende Teams einfacher umzusetzen und liefern mehr vollständige Daten. Von den teilnehmenden Zentren wurden keine schwerwiegenden Hindernisse bei der Befragung berichtet. Die Untersuchung belegt die organisatorische, zeitliche und technische Machbarkeit von QUAPS II. Es traten Deckeneffekte auf. Antworten im Sinne sozialer Erwünschtheit sind nicht völlig auszuschließen. Schlussfolgerung: QUAPS ist für den Routineeinsatz zur Qualitätssicherung in der SAPV einsetzbar und weiter entwicklungsfähig.

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P88 Rückmeldungen Nahestehender verstorbener Patienten zur Versorgung in den letzten Lebenstagen - Lob, Kritik, Vorschläge Heckel M.

1, Bussmann S.

2, Stiel S.

1, Weber M.

2, Ostgathe C.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, III. Medizinische Klinik,

Interdisziplinären Einrichtung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland Hintergrund: Nahestehende erfahren während ihrer Besuchszeiten bei Patienten palliativmedizinische Versorgung. Sie können deshalb Auskunft darüber geben, inwiefern bestimmte Erfahrungen des Patienten ihrer Meinung nach die Qualität der Sterbephase beeinflusst haben. Die vorliegende Studie hat zum Ziel, diese Erfahrungen zu erheben und sie für die Verbesserung der palliativmedizinischen Versorgung nutzbar zu machen. Methoden: Im Rahmen einer formalen Validierungsstudie zur Qualität der Sterbephase wurden Nahestehenden von Patienten, die auf zwei deutschen Palliativstationen verstorben sind, gebeten Rückmeldungen zu geben und Vorschläge zu äußern, was in der Versorgung von Patienten in den letzten Lebenstagen zukünftig verbessert werden könnte und was sie als gut empfunden haben. Die Antworten wurden von wissenschaftlichen Mitarbeitern, die die Interviews führten, notiert und anschließend mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse: Die Rückmeldungen der Nahestehenden beinhalteten Verbesserungsvorschläge, beobachtete Defizite in der Versorgung und Lob. Defizite wurden bezüglich Räumlichkeiten und Umgebung (n=24), Struktur und Organisation (n=15), Verhalten von Teammitgliedern (n=12) und Information und Kommunikation (n=12) genannt. Verbesserungsvorschläge bezogen sich unter anderem auf Räumlichkeiten und Umgebung (n=18), Information und Kommunikation (n=16) und der Patientenversorgung (n=11). Lob wurde ausgesprochen für das Verhalten und den Umgang der Teammitglieder mit Patienten und Nahestehenden (n=100) und für die Patientenversorgung (n=119). Schlussfolgerung: Die teils detaillierten Verbesserungsvorschläge können genutzt werden, um die palliativmedizinische Behandlung in den letzten Lebenstagen zu verbessern. Einige der strukturell bedingten Defizite der Räumlichkeiten und auch der Organisation können allerdings nicht behoben werden. Danksagung: Die Deutsche Krebshilfe fördert die Validierungsstudie.

P89 Postmortale Korneaspende in der Palliativmedizin - ein Bericht über ein standardisiertes Herangehen Steigleder T.

1,2, Weigel S.

1, Schrems-Hösl L.

3, Stiel S.

1, Ostgathe C.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

2Universitätsklinikum Erlangen, Neurologische Klinik, Erlangen, Deutschland,

3Universitätsklinikum

Erlangen, Augenklinik, Erlangen, Deutschland Hintergrund: In Deutschland werden ca. 6000 Korneae/Jahr transplantiert und funktionell blinden Menschen das Augenlicht wiedergegeben. Allerdings besteht Mangel an Transplantaten. Mögliche Ursache ist das Gespräch über Gewebespende angesichts terminaler Erkrankung. In unserer Palliativmedizinischen Abteilung führten wir ein standardisiertes Vorgehen ein und berichten über den Effekt auf die Zahl der Transplantate und das multiprofessionelle Personal (MPP). Methode: Wir führten eine Standard Operating Procedure zu Gewebespende ein (SOPG), die ein Gespräch dazu bei Aufnahme im Rahmen von Vorausverfügungen (Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht) vorsieht. MPP wurde geschult, empathisch auf mögliche Emotionen und Belastungen des Patienten oder Angehörigen einzugehen. Wir untersuchten die Zahl der Gewebespenden und evaluierten MPP mittels einer 6-Punkt-Likert-Skala hinsichtlich ihrer Bereitschaft, die Gewebespende zu thematisieren (1=am größten, 6=am geringsten), und die damit wahrgenommenen Belastung (1=am geringsten, 6=am stärksten) vor und nach der Implementierung von SOPG und ein semi-strukturiertes Interview wurde mit MPP geführt. Ergebnis: Bei 49% der Aufnahmen konnte SOPG umgesetzt werden. In 12 Monaten vor SOPG wurden bei 212 Patienten, die in stationärer Behandlung verstarben, 2 Spender rekrutiert, in 12 Monaten mit SOPG 13 unter 202 Patienten. 17 MPP wurden befragt. Die Belastung wurde durch SOPG reduziert (Median prae SOPG 4, post SOPG 2, p< 0.05) und die Bereitschaft, das Gespräch zu

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führen, erhöht (prae 5.5, post 1.5, p< 0.01, Abb.1). Die häufigsten Ursachen für emotionale Belastung waren „Assoziation mit dem Tod“, „fehlende Ausbildung“ und „unpassend“, wahrgenommene Vorteile „Erhalt der Patientenautonomie“, „Gelegenheit bei der Entscheidungsfindung zu helfen/zu informieren“. Schlussfolgerung: SOPG ist durchführbar, führte zu mehr Gewebespenden, reduzierte die emotionale Belastung des MPP und steigerte die Bereitschaft, Gespräche zu Gewebespende zu führen.

P90 Standard operating procedures (SOP) zur Symptombehandlung auf Palliativstationen Steigleder T.

1,2, Herkt S.

1, Möller M.

1, Stiel S.

1, Ostgathe C.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

2Universitätsklinikum Erlangen, Neurologische Klinik, Erlangen, Deutschland

Hintergrund: In der Palliativmedizin (PM) kann die Standardisierung wiederkehrender Prozesse bei z.B. der medikamentösen Symptomlinderung helfen. Daher entwickelte ein multiprofessionelles Expertenteam SOPs zur Linderung von Luftnot, Schmerz, Inappetenz und Übelkeit. SOPs werden auf der Palliativstation (PS) eingesetzt und entsprechen der aktuellen Evidenzlage (u.a. S3 Leitlinie) und klinischen Erfahrung. Die Durchführbarkeit zeigte sich in einer Pilotstudie, die Wirksamkeit war bisher unbekannt. Methode und Patienten: Alle Patienten unserer PS von Februar 2014 bis Februar 2015 (n=276) wurden SOP konform behandelt oder die Gründe für eine Abweichung registriert. Die Symptomlast wurde auf einer 4-Punkte Likert Skala (0=kein, 1=leicht, 2=moderat, 3=schwer) fremd- und selbst erfasst (HOPE Symptom & Problem Checkliste, 4241 Erfassungen, bzw. MIDOS_2, 1245 Erfassungen). Ergebnisse: Die Patienten unter Schmerzen (40% der Erfassungen), Übelkeit (15%), Luftnot (37%) und Inappetenz (67%).SOP konforme Behandlung war in der Mehrzahl der Fälle möglich (Schmerzen 99%, Übelkeit 97%, Luftnot 96%, Inappetenz 71%) und führte zu einer Symptomlinderung (Intensität von 2 oder 3 zu 0 oder 1 bei Schmerzen 95%, Übelkeit 93% und Luftnot 94%). Als häufigster Grund der Abweichung wurde der Wunsch des Patienten erfasst. Schlussfolgerung: SOP konforme Behandlung war durchführbar und wirksam für die Beschwerden Schmerzen, Übelkeit und Luftnot.

P91 Die Wirksamkeit des multidisziplinären Palliative Care -Programm - eine Prüfung auf der Palliativstation Jülich A.

1, Spreu T.

2, Buchhold B.

3, Schmidt C.

1, Usichenko T.

2

1Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin C, Hämatologie und

Onkologie, Transplantationszentrum, Palliativmedizin, Greifswald, Deutschland, 2Universitätsmedizin

Greifswald, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Greifswald, Deutschland, 3Institut

für medizinische Psychologie, Universitätsmedizin Greifswald, Psychotherapeutischer Dienst, Greifswald, Deutschland Fragestellung: Die Anzahl der Patienten auf Palliativstation hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Behandelt werden die Patienten nach den Richtlinien der (spezialisierten) palliativmedizinische Komplexbehandlung. Bei der Durchführung des multidisziplinären Programms auf der Palliativmedizin wird erwartet, dass die Symptome bei Patienten am Ende des Lebens zu verbessern. Dies ist in der Literatur bisher kaum untersucht. Methodik: Eine retrospektive Aufnahme / Entlassungs- Fragebogen Untersuchung, die modifizierte Edmonton Symptom Assessment Scale ( ESAS ) wurde auf der Palliativstation der Universitätsklinik durchgeführt . Eingeschlossen wurden die Daten von Patienten, die auf der Palliativstation zwischen April 2013 und August 2014 behandelt und entlassen wurden. Ergebnisse: 148 Fälle (89% mit den zugrunde liegenden Krebs) wurden analysiert. Die Intensität des Schmerzniveaus , Übelkeit, Erbrechen , Dyspnoe und Schlafstörungen verringerten sich im Verlauf um 60% (p < 0,0001) . Andere Symptome , außer Angst, verbesserten sich ebefalls (p < 0,0001).

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Schlussfolgerung: Die Behandlung von Patienten auf einer Palliativstation innerhalb eines multidisziplinären Palliative Care Programm führte zu einer Verbesserung der Symptome bei palliativen Patienten. Weitere prospektive Untersuchungen sind erforderlich.

P92 Bestands- und Bedarfserhebung der Hospiz- und Palliativversorgung in Rheinland-Pfalz Hesse M.

1, Woitha K.

1, Jaspers B.

1, Radbruch L.

1,2

1Universitätsklinikum Bonn, Palliativmedizin, Bonn, Deutschland,

2Malteser Krankenhaus Seliger

Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Palliativmedizin, Bonn, Deutschland Hintergrund: Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz (RLP) hat ein Gutachten zur Hospiz- und Palliativversorgung (HPV) in Auftrag gegeben. Mit dem Gutachten soll geklärt werden, ob und inwiefern die HPV ausgebaut werden sollte, um eine gute Versorgung der Schwerstkranken und Sterbenden in dem von ihnen bevorzugten Umfeld zu ermöglichen. Methode: Mixed Methods Design in Rapid Appraisal Technik durch Aufbereitung und deskriptive Auswertung von Datenbanken (z.B. statistisches Landesamt , Landesärztekammer, Krankenhausstatistik und Wegweiser) und Triangulation qualitativer und quantitativer Erhebungen mit Hilfe halbstrukturierter Interviews und Fokusgruppen mit Leistungserbringern (ambulant und stationär). Die Interviews wurden als Audiodatei aufgenommen, transkribiert und mit dem Programm MaxQDA inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Die quantitative Datenanalyse zeigt, dass die Palliativversorgung in RLP insbesondere im ambulanten Sektor und in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung noch unzureichend ausgebaut ist. Die HPV im stationären Bereich liegt nur knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Regional zeigt sich ein sehr unterschiedlicher Ausbaugrad. Die qualitative Analyse zeigt, dass die regionale Verfügbarkeit von gewachsenen Strukturen abhängt. Regional haben Netzwerke und gute Kooperationen einen höheren Stellenwert als neu zu schaffende Strukturen. Diskussion: Ein weiterer Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung ist vor allem im ambulanten Bereich, aber trotz der erreichten Versorgungsdichte auch im stationären Bereich dringend notwendig. Dieser Ausbau sollte gezielt regional gesteuert werden, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Die Versorgung von Nichttumorpatienten wird erschwert durch Vorgaben der Kostenträger. Eine Verbesserung der Schnittstellenproblematik könnte durch die Begutachtung des medizinischen Dienstes der Krankenkassen bereits im Krankenhaus erreicht werden.

P93 Thromboembolieprophylaxe (TEP) am Lebensende - Absetzen oder fortführen? Spaeth L.

1, Mauser R.

1, van Oorschot B.

1

1Universitätsklinikum Würzburg, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Würzburg,

Deutschland Fragestellung: Anknüpfend an die S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und an die internationale „Choosing wisely“-Initiative wurde auf der Palliativstation im Universitätsklinikum Würzburg im Juni 2015 das „Klug Entscheiden am Lebensende“-Programm eingeführt. Durch eine präzisere Festlegung und kurzfristigere Evaluation der Therapieziele sowie genauere palliative Stadieneinteilung soll hierdurch die nicht zielführende Medikation am Lebensende vermieden werden. Der Fokus der retrospektiven Patientenaktenanalyse lag auf der Thromboembolieprophylaxe (TEP) in der Sterbephase (3 bis 7 Tage vor dem Tod) durch das NMH Na-Enoxaparin, das durch die subkutane Applikation unabhängig von der Schluckfähigkeit des Patienten gegeben werden kann, und zudem zur Thromboseprophylaxe bei stationären Tumorpatienten sowie palliativen Patienten eine breite Anwendung findet. Methodik: Untersucht wurden zwei Patientengruppen: die Kontrollgruppe (Z1, n=107) vor der Einführung des Klug Entscheiden-Programmes sowie die Klug-Entscheiden-Gruppe (Z2, n=85) nach der Implementierung des Programmes. Es wurden jeweils nur auf der Station Verstorbene betrachtet. Ergebnis: In Z1 erhielten 2 Tage vor dem Tod 29,7% der Patienten eine (primäre) TEP, in Z2 zum gleichen Zeitpunkt 2,7% (p< 0.001). In der ärztlichen und pflegerischen Dokumentation wurde keine

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Häufung von Hinweisen auf thromboembolische Ereignissen festgestellt (Z1: 7,5%, Z2: 5,9%, p>0.05). Schmerzen und Dyspnoe traten in vergleichbarer Intensität auf und Medikamente zur Symptomlinderung in der Sterbephase waren in unverändertem Umfang erforderlich. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass durch individuelle Entscheidungen bezüglich des Absetzens der TEP am Lebensende kein Qualitätsverlust in der Patientenversorgung befürchtet werden muss. Das Würzburger Klug-Entscheiden-Programm und diese Untersuchung sollen zur weiteren Reflexion über ärztliches Handeln am Lebensende beitragen und ermutigen.

P94 QUAPS II - Qualitätssicherung in der Spezialisierten Ambulanten PalliativVersorgung (SAPV) - Entwicklung und Testung eines Tools - Erste Ergebnisse von QUAPS II Hammer U.

1, Berghaus D.

1, Wedding U.

1, Meißner W.

1

1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II Abteilung Palliativmedizin, Jena, Deutschland

Fragestellung: Für die adäquate Beschreibung und Bewertung der SAPV ist auch die Erhebung von Ergebnisparametern aus Sicht der betroffenen Patienten und Angehörigen erforderlich. In der ersten Befragungsstudie 2012 wurde ein methodisches Vorgehen entwickelt. In der vorliegenden, multizentrischen Arbeit sollte die Eignung der Befragung für die Qualitätssicherung in der SAPV geprüft werden. Methodik: Von 06/2015 bis 12/2015 wurden in 17 Zentren 371 Patienten jeweils konsekutiv erfasst. Um die Qualität der Betreuung angemessen beurteilen zu können, wurden nur Patienten eingeschlossen, die mindestens 4, jedoch nicht länger als 14 Tage in die SAPV eingeschlossen waren und nach Erstassessment mindestens einen weiteren Hausbesuch erhalten hatten. Der Fragebogen sollte vom Patienten ausgefüllt werden. War dies nicht möglich, erfolgte ein Interview oder das Ausfüllen durch den betreuenden Angehörigen oder das SAPV-Team. Die Auswertung von Distress und Befragungsergebnissen erfolgte über alle Teilnehmer. Ergebnisse: Von 169 (45,5%) ausgefüllten Fragebögen konnten bei 141 (83,4%) Angaben zum Distress (Belastung zwischen 0 und 10 während der vergangenen Woche) ausgewertet werden. Unterstützungsbedürftiger Distress (>4) lag bei 101 (71,6%) Patienten vor. Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse der übrigen Parameter.

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[Abb. 1: Befragungsergebnisse zur Qualität der SAPV] Schlussfolgerung: 1. QUAPS ist inhaltlich für den routinemäßigen Einsatz zur Qualitätssicherung geeignet. 2. Trotz großer Zufriedenheit mit verschiedenen Versorgungsaspekten wurde von vielen Patienten ein hoher Distress-Wert angegeben.

P95 Auswirkungen von arzneimittelbezogenen Problemen auf den Symptomverlauf von Palliativpatienten Bauer D.

1, Rémi C.

1, Kalies H.

1, Bausewein C.

1

1Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-

Universität, München, Deutschland Hintergrund: Die Linderung von belastenden Symptomen ist Ziel der interdisziplinären Betreuung auf einer Palliativstation (PS). Arzneimittelbezogenen Probleme (ABP) beeinflussen potentiell oder manifest das Ziel der medikamentösen Therapie und können eine adäquate Symptomkontrolle erschweren. Apotheker können gezielt intervenieren und zur Vermeidung von ABP beitragen. Ziel ist die sektorenübergreifende Evaluation des Symptomverlaufs von Palliativpatienten im Kontext von ABP. Methodik: Längsschnittstudie bei Palliativpatienten, die von Januar bis Dezember 2015 auf eine deutsche PS aufgenommen wurden. Die Symptomlast wurde mit der Integrated Palliative care

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Outcome Scale zu 6 Zeitpunkten erfasst: innerhalb von 48h nach Aufnahme, ≤24h vor Entlassung und alle sieben Tage nach Entlassung über vier Wochen. ABP, deren Ursachen, pharmazeutische Interventionen und deren Outcome wurden dokumentiert und evaluiert. Die Ergebnisse wurden mit dem Wilcoxon- und Friedmann-Test geprüft. Ergebnisse: 41/315 stationär aufgenommene Patienten (13%) wurden in die Studie eingeschlossen, 34 von der PS entlassen. 21 Patienten konnten den kompletten Beobachtungszeitraum abschließen. Signifikante Abnahme der Symptomlast während des stationären Aufenthalts (p=0,008). Die Symptomlast blieb nach Entlassung stabil (p=0,878). Insgesamt wurden stationär 207 ABP (62% potentiell) erfasst, die Arzneimittelwirkung (n=107), Nebenwirkungen (n=58) und Kosten/Sonstiges (n=42) betrafen. Pharmazeutischen Interventionen zielten u.a. auf Wirkstoffauswahl, Dosierung und Anwendung ab und führten bei 141 ABP (68%) zur Änderung der Verschreibung. 88% ABP konnten vollständig gelöst werden. Schlussfolgerung: ABP entstehen häufig im Rahmen der Symptomkontrolle. Pharmazeutische Interventionen können zur Optimierung der Pharmakotherapie beitragen. Eine pharmazeutische Begleitung kann helfen, ABP zu identifizieren, zu lösen und somit möglicherweise zu einer besseren Symptomlinderung führen.

P96 Mundanfeuchtung bei Palliativpatienten - Was empfehlen Palliativpflegeexperten in Deutschland? Krumm N.

1, Küpper H.

1, Rolke R.

1

1Universitätsklinikum RWTH Aachen, Klinik für Palliativmedizin, Aachen, Deutschland

Hintergrund: Mundtrockenheit ist ein häufiges Symptom in der Sterbephase und wird in verschiedenen Studien mit einer Prävalenz von 10-70 % angegeben. Empfehlungen zu palliativpflegerischen Maßnahmen in der Literatur beruhen bislang überwiegend auf klinischer Erfahrung. Zweck dieser Untersuchung war die Erhebung von klinischen Empfehlungen von Pflegeexperten aus der Palliativversorgung zu optimalen Maßnahmen, dem Ort der Befeuchtung und dem Zeitintervall für eine Mundanfeuchtung am Lebensende. Methode: Pflegeexperten mit palliativpflegerischer Expertise wurden mit Hilfe einer webbasierten Online Umfrage (SurveyMonkey

©) zum Thema Mundanfeuchtung bei Palliativpatienten in der

Sterbephase befragt. Auf Grundlage der S1 Leitlinie der DGP Sektion Pflege wurden 10 Items formuliert. Die Fragen umfassten Themen wie geeignete Maßnahmen, Ort der Befeuchtung und Zeitintervall. Der Grad der Zustimmung wurde auf einer 11 Punkte Skala (0 = keine Zustimmung - 10 = vollständige Zustimmung) erhoben. Ergebnisse: An der Befragung nahmen n= 22 Pflegeexperten aus Palliativstationen, Hospizen oder der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung teil. Die Teilnehmer waren entweder überwiegend in der direkten Pflege, einer Leitungsfunktion oder Lehrfunktion tätig. Empfohlen wurde die Mundbefeuchtung durch kühle Flüssigkeiten z.B. Crush Eis, entweder mittels Sprühflaschen oder Mundpflegestäbchen. Empfohlener Ort der Befeuchtung waren Wangentaschen und der Zungenrücken. Das empfohlene Zeitintervall lag im Median bei 56 Minuten. Während Teilnehmer aus der Lehre und Leitung in SAPV und Hospiz kürzere Zeitintervalle (< 56 min) empfahlen, lagen die Empfehlungen aus der direkten Pflege deutlich über dem Median. Weitere Forschung ist notwendig, um die Aussagen bezüglich Wirksamkeit, Effektdauer und Intervalle zu überprüfen.

P97 Klein aber Oho - Notwendige fachliche Kompetenzen auf einer pädiatrischen Palliativstation (am Beispiel der Kinderpalliativstation "Lichtblicke") Garske D.

1, Schmidt P.

1, Hasan C.

1, Wager J.

1, Zernikow B.

1

1Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Kinderpalliativzentrum,

Datteln, Deutschland Einleitung: Im Jahr 2010 wurde an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, die erste pädiatrische Palliativstation in Deutschland eröffnet. Diese Studie beschreibt die Charakteristika der Patienten und ermöglicht Rückschlüsse auf die erforderliche

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Ausstattung und Kompetenz. Methode: Es wurde eine retrospektive Querschnittsstudie durchgeführt. Die Auswertung erfolgte überwiegend deskriptiv. Ergebnisse: In den Jahren 2010/11 wurden 336 Kinder auf der Station Lichtblicke versorgt. Die Aufenthaltsdauer betrug durchschnittlich 12,6 Tage. Die meisten Kinder litten an einer Erkrankung des Nervensystems mit starker psychomotorischer Retardierung. Pro Kind zeigten sich durchschnittlich 6 Symptome, wobei Dyspnoe, Schmerz und zerebrale Krampfanfälle als am meisten leidvoll bewertet wurden. Die Patienten erhielten durchschnittlich 6 verschiedene Medikamente (Spanne 0-16) sowie 5 Hilfsmittel (Spanne 1-19) und hatten mindestens einen Device (Spanne: 0-4). Diskussion: Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen die Heterogenität der pädiatrischen Palliativpatienten, die sich durch die große Altersspanne sowie die unterschiedlichen Krankheitsbilder und -verläufe auszeichnet. Die Differenzierung und Abgrenzung der einzelnen Symptome zueinander, die erschwerte Therapie bei komplexer Symptomlage, die Polypharmakotherapie sowie der Umgang mit den unterschiedlichsten Devices erfordern eine hohe Kompetenz des multiprofessionellen Teams. Einerseits muss der Umgang mit Kindern, deren Wahrnehmung bisweilen in allen Sinnesbereichen sehr stark beeinträchtigt ist, beherrscht werden, andererseits ist eine Expertise für beatmete Patienten und solche mit PCA-Pumpen oder anderen Devices, bspw. intrathekaler Baclofenpumpe, erforderlich. Dies verdeutlicht, dass die Therapieanforderungen und durchzuführenden Prozeduren eine besondere Herausforderung für das stationäre pädiatrische Palliativteam darstellen, mit hohem Anspruch an deren Qualität und Kompetenz.

P98 Analyse von Krankenhauseinweisungen in der SAPV (spezialisierte ambulante Palliativbetreuung) Heller S.

1,2, Frenzel R.

1, Schuler U.

1, Heller A.R.

2

1Universitätsklinikum Dresden, PalliativCentrum, Dresden, Deutschland,

2Universitätsklinikum

Dresden, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Dresden, Deutschland Ziel der SAPV ist es, schwerstkranke Menschen zu unterstützen, wenn möglich bis zu deren Tod im vertrauten Umfeld. Unnötige Krankenhauseinweisungen (KH-EW) sollen vermieden werden. Dennoch kann es im Verlauf von SAPV Betreuungen zu Krankenhauseinweisungen kommen. Zum Verständnis von Faktoren die zu Einweisungen führen, wurde nach Einholung eines Ethikvotums eine retrospektive Analyse von 81 SAPV Patienten durchgeführt. Tab.1 u 2 zeigen einige der untersuchten Faktoren.

ohne Krankenhauseinweisung (n=50)

mit Krankenhauseinweisung (n=31)

Signifikanzniveau

Dauer SAPV [Tage ±SD] 29 (31) 46 (34) 0,018

Wohnsituation in Pflegeeinrichtung [n(%)]

12 (85,7) 2 (14,3) 0,068

Eine Betreuungsperson immer vor Ort [n(%)]

30 (60) 20 (40) ↓

Mehrere Betreuungspersonen immer vor Ort [n(%)]

15 (79) 4 (21) ↓

alleinstehend keine Bezugspersonen [n(%)]

0 (0) 3 (100) 0,059

Pflegedienst mit beteiligt [n(%)]

44 (69) 20 (31) 0,02

Schmerztherapie zufriedenstellend [n(%)]

30 (56) 24 (44) ↓

Schmerztherapie nicht zufriedenstellend [n(%)]

14 (67) 7 (33) n.s.

noch laufende 5 (42) 7 (58) n.s.

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Chemotherapie [n(%)]

[Faktoren Krankenhauseinweisung]

Überlastung der Pflegeperson Hauptgrund f. EW [n(%)]

5 (16)

Überlastung der Pflegeperson Nebengrund f. EW [n(%)]

7 (23)

Einweisung aufgrund von NW tumorgerichteter Therapie [n(%)]

0 (0)

Voliegendes Symptom Fieber [n(%)] 3 (10)

Vorliegendes Symptom Unruhe / Delir [n(%)] 4 (13)

Vorliegendes Symptom Übelkeit / Erbrechen [n(%)] 6 (20)

Vorliegendes Symptom Schmerzen [n(%)] 8 (27)

Vorliegendes Symptom Dyspnoe [n(%)] 10 (33)

Vorliegendes Symptom AZ-Verschlechterung / Schwäche [n(%)]

22 (73)

[Situation bei Aufnahme] Im Durchschnitt erfolgten pro Patient 1,3 KH-EW. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang der SAPV-Dauer mit der Anzahl der Einweisungen. Tendentiell scheinen psychosoziale Faktoren wie die Wohnsituation das Stattfinden einer KH-EW zu beeinflussen. Bei stationärer Aufnahme stehen schwer kontrollierbare Symptome wie Schwäche ebenso wie die Überlastung der Pflegepersonen im Vordergrund. Krankenhaus Einweisungen fanden seltener statt, wenn zur Unterstützung ein Pflegdienst mit eingebunden war. Weiterführende Analysen sollen diese Fragestellung genauer beleuchten.

P99 Vergleich durststillender Interventionen in einem humanen Surrogat Modell von Xerostomie Krumm N.

1, Küpper H.

1, Rolke R.

1

1Universitätsklinikum RWTH Aachen, Klinik für Palliativmedizin, Aachen, Deutschland

Hintergrund: Xerostomie bei sterbenden Patienten wird häufig mit einem belastenden Durstempfinden und einer konsekutiven Minderung von Lebensqualität in Verbindung gebracht. Dennoch gibt es bis jetzt keine signifikante Evidenz, die die durstlindernde Effizienz von Mundpflege im Vergleich zu Infusionsbehandlung bei Palliativpatienten zeigt. Da Forschung an sterbenden Patienten immer eine ethische Herausforderung ist, fokussiert sich diese Studie auf durstige gesunde Probanden in einem humanem Surrogat Modell von Xerostomie. Methodik: In einem randomisierten kontrollierten balanzierten cross-over Design erhielten 16 gesunde Probanden Kombinationen von intraoraler Mundpflege (Sprühstoß von 7° Celsius kaltem Wasser) oder intendierter Sham Mundpflege (Anfeuchten der Lippen mit Wasser in Raumtemperatur) in 30 Minuten Intervallen und entweder 500ml (Intervention) oder 50ml (Sham Infusion) NaCl0.9%ige Lösung intravenös über vier Stunden bei vier Untersuchungsterminen. Jeder Proband durfte 12 Stunden vor der Untersuchung keine Flüssigkeiten zu sich nehmen und wurde während der Untersuchung gebeten, durch den Mund zu atmen. Die Erhebung der Effekte auf das Durstempfinden wurde mittels einer numerischen Rating Skala (0-100) durchgeführt. Die Daten wurden mit einer Varianzanalyse mit Messwiederholungen (repeated measurement ANOVA) analysiert. Resultate: Lippenbefeuchtung war effektiver als intraorale Mundpflege und senkte die Durstintensität um bis zu 20%, wenn gleichzeitig 125ml/h Infusion lief. Lippenbefeuchtung war effektiver als intraorale Mundpflege und senkte die Durstintensität um bis zu 18% auch bei Sham Infusion 12,5ml/h. Zusammenfassung: Lippenbefeuchtung oder Intraorales Sprühen von kühlem Wasser kann Durst eher lindern als Infusionstherapie. Extrapoliert auf die Situation sterbender Patienten mit Durst betonen diese Ergebnisse die wichtige Rolle von Pflegenden, die eine effektive Mundpflege anbieten.

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P100 SAPIP - Pilotstudie zur sequentiellen Anwendung psychometrischer Instrumente bei Palliativpatienten Mai S.

1, Zeller V.

1, Gerlach C.

1, Hopprich A.

2, Schmidtmann I.

3, Renner K.-H.

4, Weber M.

1

1Universitätsmedizin Mainz, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland,

2Universitätsmedizin Mainz, III. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland,

3Universitätsmedizin Mainz,

Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz, Deutschland, 4Universität der

Bundeswehr München, Department Psychologie, München, Deutschland Fragestellung: PROM (patient reported outcome measurement) dient der Verlaufskontrolle therapeutischer Interventionen. Ist mehrmaliges Screening der Patienten (Pat.) mittels psychometrischer Testinstrumente während des Aufenthaltes auf der Palliativstation machbar? Wie hoch ist die psychische Belastung durch die Befragung? Methodik: Die Teilnehmer wurden im Verlauf des stationären Aufenthalts gebeten, zu mehreren Zeitpunkten Selbsteinschätzungen zu Hoffnung (Herth Hope Index-Deutsche Version), Spiritualität (Functional Assessment of Chronic Illness Therapy-Spiritual Well-Being) sowie Angst und Depressivität (Trait-Teil des State-Trait-Angst-Depressions-Inventars) abzugeben. Die Belastung durch die Befragung wurde mittels numerischer Ratingskala (0-10) erfasst. Dem Testzeitpunkt 1 (max. Tag 4 nach Aufnahme) schlossen sich alle 7 Tage weitere Messzeitpunkte an. Ergebnisse: Von 29.09.14-24.08.15 wurden 219 Pat. stationär aufgenommen. Die mittlere Verweildauer lag bei 10 Tagen. 92 Pat. erfüllten die Einschlusskriterien. Das häufigste Ausschlusskriterium war mit 31% „Lebenserwartung < 1 Woche“. Zum ersten Messzeitpunkt nahmen 60 Pat. an der Studie teil (27%). 2 Pat. brachen die Befragung ab. 28 Pat. nahmen an mind. einer weiteren Messung teil (46%). 18 Pat. waren zu T2 sterbend, verstorben oder entlassen, 1 Pat. kognitiv beeinträchtigt; 11 Pat. lehnten die Teilnahme ab. Die mittlere Belastung durch die Befragung betrug 1,5 (SD 2,0) zu T1 und 2,3 (SD 2,5) zu T2. Schlussfolgerung: Bei einem Teil der stationären Palliativpatienten ist es mittels psychometrischer Testinstrumente möglich, wiederholt und explizit das psychische Befinden zu erheben. Stärkster limitierender Faktor ist die kurze Lebenserwartung bereits bei Aufnahme. Die subjektiv empfundene Befragungsbelastung ist gering. Die Ergebnisgeneralisierung ist durch die Monozentrizität und überwiegend onkologische Kohorte limitiert. Die Messungen erleichternde oder behindernde Faktoren sollten weiter exploriert werden.

P101 Qualitätsindikatoren in der Tumorschmerztherapie und Zufriedenheit von Patientinnen Mosich V.

1, Meran J.

2

1Barmherzige Brüder Krankenhaus Wien, Palliativer Konsiliardienst, Wien, Österreich,

2Barmherzige

Brüder Krankenhaus Wien, Innere Medizin, Wien, Österreich Hintergrund: Seit Jahrzehnten gibt es Empfehlungen zur Schmerztherapie von TumorpatientInnen. Viele dieser Empfehlungen wurden mittlerweile mit Evidenz unterlegt. Jüngst wurden von einer spanischen Arbeitsgruppe evidenzbasierte Qualitätsindikatoren (QI) für eine Tumorschmerztherapie zusammengestellt. Nun interessiert, ob eine Orientierung an QI auch Einfluss auf die PatientInnenzufriedenheit hat. Methode: An zwei Stichtagen im Juli 2015 wurde auf der Onkologischen Station eines österreichischen Schwerpunktkrankenhauses eine Dokumentationsanalyse aller 32 stationär aufgenommenen PatientInnen durchgeführt: Die Einhaltung der 22 von Saturno et al. publizierten QIs wurde mit den Ergebnissen einer PatientInnenbefragung verknüpft, die mit einer adaptierten deutschen Version des International Pain Outcomes (IPO) subjektive Schmerzerfahrungen und Zufriedenheit mit der Schmerztherapie erhob. Ergebnisse: Die QIs waren für die individuellen PatientInnen jeweils nur teilweise anwendbar: zu 57 ± 40%. Wenn ein QI anwendbar war, wurde er zu 44% ± 35% tatsächlich eingehalten. Die meistbeachteten QI waren angepasste Dosierung für geriatrische PatientInnen (100%), Selbsteinschätzung des Schmerzes durch die PatientInnen (97%), WHO-Stufe der Schmerztherapie passt zur Schmerzintensität sowie parenterale Applikation bei Schmerzkrisen (je 83%). Die am

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wenigsten beachteten QIs betrafen validierte Stressmessung, antiemetische Prophylaxe bei begonnener Opioidtherapie und Dosiseskalation der retardierten Opioide bei wiederholtem Gebrauch der Notfallsmedikation (je 0%). Die Zufriedenheit der PatientInnen mit der Schmerztherapie lag bei durchschnittlich 85 ± 20 von 100. Schlussfolgerung: Diese Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass die Methode anwendbar ist, bei der sehr geringen Fallzahl konnten keine weitergehenden Berechnungen angestellt werden. Problematische Bereiche in der Schmerztherapie wurden identifiziert und werden nun in Bildungsmaßnahmen fokussiert.

P102 Integration spezialisierter Palliativmedizin in die Betreuung von stationär behandelten Tumor- und Nicht-Tumorpatienten - eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalysen nach Cochrane Standards Gaertner J.

1, Siemens W.

1, Antes G.

2, Meerpohl J.J.

2, Xander C.

1, Schwarzer G.

3, Stock S.

4, Becker

G.1

1Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg,

Deutschland, 2Deutsches Cochrane Zentrum, Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland,

3Department für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, Albert-Ludwigs-Universität,

Freiburg, Deutschland, 4Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE),

Medizinische Fakultät, Universität zu Köln, Köln, Deutschland Einleitung: Informationen über die Wirksamkeit der Einbindung spezialisierter Palliativmedizin (SPC) in die Behandlung von Tumor- und Nicht-Tumorpatienten sind von größter Wichtigkeit für die Entwicklung von Konzepten zur Kooperation von allgemeiner und spezialisierter PC (z.B. Early PC). Methoden: Für eine systematische Übersichtsarbeit nach Cochrane Standards wurden am 30.10.2015 MEDLINE, EMBASE, Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) und PsycINFO durchsucht sowie eine Handsuche durchgeführt. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zur SPC bei stationär behandelten erwachsenen Patienten. Primärer Endpunkt war Lebensqualität (QoL), sekundäre Endpunkte beinhalteten u.a. die Symptombelastung, Überlebenszeit und Behandlungskosten. Für die Metaanalysen wurde das random-effects Model verwendet (RevMan 5.3). Ergebnisse: Von 2942 Publikationen wurden Titel und Abstract gescreent, wovon 54 ausgewählt und der Volltext geprüft. Zwölf Publikationen aus 10 RCTs konnten eingeschlossen werden (2454 Patienten; davon 1766 (72%) Tumor- und 688 (28%) Nicht-Tumorpatienten). Die Metaanalysen zeigten eine Verbesserung von QoL (Hedges g: 0,69; 95% Konfidenzintervall (CI): 0,03 bis 1,36; 6 RCTs; 1254 Patienten; I

2=97%) und Symptombelastung (Mittelwertdifferenz der Summenscores (0-90)

des Edmonton Symptom Assessment Scale (ESAS): -3,6; 95% CI -5,9 bis -1,4; 2 RCTs; 467 Patienten; I

2=51%) verglichen mit der Standardbehandlung.

Das Risiko für Bias gemäß Cochrane war unklar bei 3 (30%) und hoch bei 7 (70%) RCTs, wobei fehlende Verblindung (n=5; 50%) und selektives Berichten (n=3, 30%) die häufigsten Ursachen für ein hohes Bias-Risiko darstellten. Schlussfolgerung: Für Patienten mit Tumor- oder Nicht-Tumorerkrankungen zeigten sich in den Metaanalysen mittlere positive Effekte für QoL und Symptombelastung durch SPC. Ergebnisse für weitere Outcomes (z.B. Überlebenszeit) werden derzeit errechnet und zum Zeitpunkt des Kongresses vorliegen.

P103 Wie sicher ist unsere Prognoseeinschätzung beim Palliativpatienten? Grebe C.

1, Hlauschek D.

2, Reiner F.

1, Schindlauer B.

3, Buchriegler M.

3, Simanek R.

4

1Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck, Palliativstation, Vöcklabruck, Österreich,

2Medizinische

Statistik, Wien, Österreich, 3Krankenhaus Steyr, Steyr, Österreich,

4Hanusch Krankenhaus, Wien,

Österreich Einleitung: Nach bisheriger Meinung korreliert die ärztliche Prognoseeinschätzung wenig mit der tatsächlichen Überlebenszeit der Patienten, sie ist aber Grundlage für jede Therapieentscheidung.

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Ziel ist die Überprüfung der ärztlichen klinischen Prognoseeinschätzung zum Aufnahmezeitpunkt mittels der 4 Jonen-Thielemann-Phasen (JTP) Rehabilitationsphase (RP)(Monate bis Jahre), Präterminalphase (PTP)(Wochen bis 1 Monat), Terminalphase (TP)(Tage bis 1 Woche) und Sterbephase (SP)(Stunden bis 1 Tag), wie sie derzeit an den 2 Palliativstationen (PST) in Oberösterreich verwendet werden. Methoden: Deskriptive Studie mit retrospektiver Auswertung prospektiv gewonnener Daten an zwei PST. Neben deskriptiven Vergleichen wurden mittels Kaplan-Meier-Analyse die Unterschiede der kumulativen Wahrscheinlichkeit des Überlebens gemäß der JTP dargestellt. Ergebnisse: Die Auswertung erfolgte bei 1677 Patientenaufenthalten von 2011-2013 (73% onkologische, 27% nicht-onkologische Patienten; 53% Frauen, 47% Männer; medianes Alter 73 Jahre, medianer Beobachtungszeitraum 22 Tage), davon verstarben 1524 Patienten. Gemäß Einschätzung befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme 607 Patienten in der RP, 798 in der PTP, 217 in der TP und 38 in der FP. Die kumulativen Überlebenswahrscheinlichkeiten für diese Gruppen betrugen 29% (+1.9), 7.8% (+1.0), 3.2% (+1.2) und 0% (+0.0) nach 180 Tagen. Bei der konkreten Einschätzung der Überlebenszeit zeigten sich viele über- und unterschätzte Überlebenszeiten, in der PTP waren es sogar mehr falsch als richtig Geschätzte. Die Ergebnisse der explorativen Analyse der Subgruppen „Über- und Unterschätzte“ nach Auffälligkeiten werden am Kongress präsentiert. Schlussfolgerungen: Mit den JTP gelingt eine grobe klinische Einschätzung des Überlebens der Patienten an zwei voneinander unabhängigen PST im Sinne einer Risikoeinschätzung, die konkrete Einschätzung der Überlebenszeit am einzelnen Patienten gelingt jedoch nur bedingt.

P104 Prädiktoren psychischer Belastung von Patienten in der Palliativversorgung - Eine Analyse der Hospiz- und Palliativerfassung 2007 - 2011 Hofmann S.

1, Hess S.

1, Ostgathe C.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland

Ziel: Eine bessere Vorhersage von Depressivität und Angst bei Palliativpatienten aus Routinedaten könnte das Assessment erleichtern und die Behandlung verbessern. Daher sollen auf Basis der Daten aus der Standarddokumentation Prädiktoren und prädiktive Modelle für diese Symptome bei Patienten der Palliativversorgung ermittelt werden. Methode: Grundlage waren personen-, krankheits- und therapiebezogene Daten, die im Basisbogen HOPE (Hospiz- und Palliativerfassung) in 2007-2011 deutschlandweit erfasst wurden. Als Zielvariablen wurden dichotomisierte Werte für Depressivität bzw. Angst (kein/leicht versus mittel/stark) genutzt. Andere erfasste Daten wurden zur Analyse der Prädiktoren herangezogen. Durch schrittweise Rückwärtsselektion wurde bei zufällig ausgewählten 2/3 der Stichprobe ein multivariables logistisches Regressionsmodell entwickelt, dessen Vorhersagequalität anhand des anderen 1/3 der Stichprobe geprüft wurde. Ergebnis: 9798 Patienten wurden zur Entwicklung und Prüfung des Vorhersagemodells für Depressivität genutzt, 9924 für Angst. Das Modell für Depressivität enthält die Variablen Alter, Geschlecht, ECOG, Wohnsituation, Schmerzen, Übelkeit, Verstopfung, Appetitmangel, Müdigkeit, Hilfebedarf bei Aktivitäten des tägl. Lebens, Probleme mit Organisation der Versorgung, Medikation mit Sedativa/Anxiolytica sowie Antidepressiva. Das Modell zur Vorhersage von Angst beinhaltet: Alter, Geschlecht, ECOG, Wohnsituation, Schmerzen, Übelkeit, Luftnot, Appetitmangel, Müdigkeit, Hilfebedarf bei Aktivitäten des tägl. Lebens, Problem mit Organisation der Versorgung, Medikation mit Sedativa/Anxiolytica, Antidepressiva, Kardiaka/Antihypertensiva sowie Antibiotika. Beide Modelle erreichten eine mittlere Einschätzungsgüte (AUC = 0.72). Schlussfolgerung: Auf Basis repräsentativer Daten konnten Vorhersagemodelle für Depressivität und Angst bei Patienten der Palliativversorgung ermittelt werden, deren Integration in die Praxis das Standardassessment besser ausnutzen könnten.

P105 Auf der Suche nach einem Guten Tod: Übersicht über die Sichtweisen von Medizinstudenten Jansen J.

1, Scherg A.

1,2, Schulz C.

3, Lindblad A.

4

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1Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und

Psychotherapie, Düsseldorf, Deutschland, 2Universitätsklinikum Düsseldorf, Interdisziplinäres Zentrum

für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland, 3Oxleas NHS Trust Maudsley, Training Programme

Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience, King's College, London, Vereinigtes Königreich, 4Stockholm Centre for Healthcare Ethics, Karolinska Institutet, Stockholm, Schweden

Fragestellung: Obwohl regelmäßig in den Debatten auftauchend, ist das Konzept des „Guten Todes“ nur unzureichend definiert. In ethischen Diskussionen zu Entscheidungen am Ende des Lebens wird es von Befürwortern und Gegnern der Euthanasie/ des ärztlich assistierten Suizids verwendet. Es scheint sich mit anderen Konzepten wie beispielsweise „Würdevoller Tod“ oder „Friedlicher Tod“ zu überschneiden. Die Zielsetzung dieser Studie ist die systematische Literaturrecherche der Sichtweisen von Medizinstudenten. Diese wurden gewählt, da sie sich in einem besonderen Prozess, dem Übergang vom Laien als Teil der Gesellschaft zu einem medizinischen Experten, befinden. Ihre Einstellungen und Werte beeinflussen mutmaßlich ihre zukünftigen Handlungen als Ärzte. Methodik: Eine systematische Datenbanksuche erfolgte im Juni/Juli 2015, komplettiert durch Suchen in Google Scholar und Referenzlisten. Die Ergebnisse wurden abschließend mit den Resultaten einer qualitativen Metasynthese zu Ansichten von Studenten auf Palliativmedizinische Lehre verglichen, die von zwei der Coautoren im Vorfeld durchgeführt wurde. Ergebnis: Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Zahl der existierenden Studien zu den Ansichten von Studenten zu einem Guten Tod gering und die vorhandenen Arbeiten methodisch sehr unterschiedlich sind. Die erhobenen Attribute die mit einem Guten Tod verbunden sind, ähneln den Ergebnissen, die zu diesem Konzept in anderen Studien gemacht wurden. Eine von uns erstellte Arbeitsdefinition eines Guten Todes, basierend auf den Ergebnissen unserer Literaturrecherche wird präsentiert. Schlussfolgerung: Die klinische Bedeutung der Ansicht von Medizinstudenten zu einem Guten Tod ist bislang nicht ausreichend untersucht. Beispielsweise welchen Einfluss sie auf die Arzt-Patienten-Beziehung hat. Es gibt Raum für eine weitere Erforschung der Ansichten von Medizinstudenten, einschließlich der normativen Schlussfolgerungen für das Gesundheitswesen und die medizinische Ausbildung.

P106 Deutsche Version des "Death Attitude Profile- Revised- DAP-R" - Übersetzung und Validierung eines multidimensionalen Fragebogens zum Tod Jansen J.

1, Fetz K.

2, Schulz C.

3

1Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und

Psychotherapie, Düsseldorf, Deutschland, 2Universität Witten-Herdecke, Institut für Ethik und

Kommunikation im Gesundheitswesen (IEKG), Witten, Deutschland, 3Oxleas NHS Trust Maudsley,

Training Programme Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience, King's College, London, Vereinigtes Königreich Fragestellung: Bislang ist wenig darüber bekannt, wie unterschiedlich sich die Einstellungen der Menschen zum Thema Tod darstellen. Um dieses Thema näher zu beleuchten, fokussiert sich dieses Forschungsprojekt auf die verschiedenen Einstellungen von Menschen zum Thema Tod. Um die verschiedenen Einstellungen zum Tod erfassen zu können, entwickelten Wong et al. 1994 den multidimensionalen Fragebogen (FB) „Death Attitudes Provile- Revised“ (DAP-R). Der DAP-R besteht aus 32 Items, die 5 verschiedenen Dimensionen zugeordnet und auf einer 7-stelligen Likert-Skala von starke Ablehnung bis starke Zustimmung beantwortet werden. Methodik: Unsere Recherche hat ergeben, dass es in Deutschland bislang keine ausreichenden Daten zum Thema Einstellungen zum Tod gibt und es bislang auch kein akzeptables Instrument zur Erfassung der Einstellungen zum Tod gibt. Darum haben wir uns entschieden im Rahmen des Forschungsprojektes, den, in anderer Sprache bereits validierten und erfolgreich genutzten, FB DAP-R von Wong et al. zu übersetzen und für die Nutzung in Deutscher Sprache zu validieren. Auf die Übersetzung und die kulturelle Adaptierung in die Deutsche Sprache ist ein besonderes Augenmerk gelegt worden. Die hierfür notwendigen Schritte wurden publizierten Gütekriterien folgend realisiert. Die Validierung der Deutschen Version des DAP-R erfolgte an einer Gruppe von Medizinstudenten der Heinrich Heine Universität in Düsseldorf. Ergebnisse:

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Dimensionen Original/Deutsche Version (Itemzahl)

Fear of Death/ Todesfurcht (7)

Death Avoidance / Vermeidungshaltung (5)

Neutral Acceptance/ Neutrale Akzeptanz (5)

Approach Acceptance/ Akzeptanz von Tod als Schwelle zum Jenseits (10)

Escape Acceptance/ Akzeptanz als Ausweg (5)

α-Koeffizient Original Version (N=300)

0.86 0.88 0.65 0.97 0.84

α-Koeffizient Deutsche Version (N=216)

0.8277 0.8745 0.6205 0.9310 0.7415

[Vergleich interne Konsistenz] Im Kendall's Coefficient of Concordance (W)- Test (N=32) wurden 31 von 32 Items der Originallösung zugeordnet. W-Werte von 0,300 - 0,786. Spearman-Brown-Koeffizient betrug 0.837 für die Splithalf-Reliabilität. Eine Hauptkompenentenanalyse zeigte 6 statt 5 Hauptkomponenten. Schlussfolgerung: Unsere ersten Ergebnisse zeigen gute bis sehr gute und mit der Originalversion vergleichbare Werte.

P107 Prüfungen im Querschnittsbereich 13 - Palliativmedizin Befragung an 34 medizinischen Fakultäten in Deutschland Seidemann S.

1, Jünger J.

1, Alt-Epping B.

2, Benjamin I.

2, Isermeyer L.

2, Doll A.

3, Schiessl C.

4

1Universitätsklinikum, Heidelberg, Deutschland,

2Universitätsmedizin Göttingen, Palliativmedizin,

Göttingen, Deutschland, 3Uniklinik, Köln, Deutschland,

4Algesiologikum - Zentren für Schmerzmedizin,

München, Deutschland Fragestellung: Trotz hoher Relevanz für die Tätigkeit aller Ärzte wurden palliativmedizinische (PM) Lehrinhalte erst 2009 als 13. Querschnittsbereich (QB13) in die ärztliche Approbationsordnung aufgenommen. Vorangegangene Lehrumfragen ergaben, dass die Umsetzung dieses Querschnittsbereichs an den deutschen medizinischen Fakultäten (MF) sehr heterogen ist [Schiessl et al. 2013]. Die vorliegende Befragung sollte den Ist-Stand sowie den Bedarf an Prüfungen in der PM an den MF in Deutschland erheben und sowohl quantitative als auch qualitative Daten zu Konzeption Inhalten, Durchführung und Implementierung der Prüfung erfassen. Methodik: Die Lehrverantwortlichen des QB13 an deutschen MF wurden anhand eines standardisierten Interviewleitfadens befragt. Die darin enthaltenen geschlossenen Fragen wurden deskriptiv-statistisch und die offenen Fragen inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnis: 34 von 36 MF haben an der Befragung teilgenommen. Multiple-Choice-Prüfungen (91,4%) als häufigstes Prüfungsformat eingesetzt. An 9 MF ist der Einsatz eines anderen Prüfungsformats beabsichtigt, überwiegend wird eine OSCE-Station (55,5%) angestrebt. Die Mehrheit der MF (91,2%) hat kein gewichtetes Inhaltsverzeichnis der Prüfungsthemen definiert, führt aber einen Review der Prüfung (78,8%) durch. Als förderlich für die Prüfungsimplementierung wird eine gelungene Prüfungskonzeption angesehen, als hinderlich die knappen personellen Ressourcen. Schlussfolgerung: Aufgrund fehlender Ressourcen werden mehrheitlich schriftliche Prüfungsformate in der PM an den MF eingesetzt, insbesondere Multiple-Choice-Prüfungen. Dieses Format ist nur bedingt geeignet, um kommunikative Kompetenzen sowie eine palliativmedizinische Haltung abzuprüfen. Folglich sollte ein kompetenzbasiertes Prüfungsprogramm für die PM entwickelt werden, das auch an MF mit begrenzten Ressourcen umsetzbar ist.

P108 Lehrformate in der Palliativmedizin im Vergleich Steigleder T.

1,2, Birzle L.

1, Stiel S.

1, Ostgathe C.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

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2Universitätsklinikum Erlangen, Neurologische Klinik, Erlangen, Deutschland

Hintergrund: Bei zunehmender Bedeutung wird Palliativmedizin (PM) von Medizinstudenten weiterhin als Herausforderung betrachtet. Es ist bisher unbekannt, inwiefern Lehrformate wie modulares Lehre (ML) und Fall-basiertes Lernen (FL) diese Wahrnehmung beeinflussen. Methode: Medizinstudierende (n=398) wurden vor und nach einem PM Kurs (QB13) befragt: (a) ob und weshalb PM herausfordernd sei (b) zur Selbsteinschätzung ihrer Qualifikation für sterbende Menschen zu sorgen (6-Punkt-Likert Skala). Zudem sollten sie angeben, (c) wie qualifiziert sie sich einschätzen, mit PM Patienten zu kommunizieren und sie zu behandeln (100mm visuellen Analogskala). PM wurde den Empfehlungen der EAPC aus dem Jahr 2013 entsprechend unterrichtet. Das Lehrformat der Kohorte 1 (K1) war ML, das der Kohorte 2 (K2) FL. Ergebnisse: (a) PM wurde als eher herausfordernd (3.5) wahrgenommen, wegen “komplexer Diagnosen und Komorbiditäten”, “emotionaler Belastung” und “Kommunikation”. Die Wertung „Bedeutung für meine klinische Tätigkeit“ führte FL im Vergleich zu ML zu einer signifikanten Verbesserung hinsichtlich psychosozialer und spiritueller Aspekte (p=0.001), Symptomerfassung und Lebensqualität (p< 0.05) und ethische Aspekte (p< 0.001). (b) Vorbereitung auf Sterbebegleitung wurde als gering eingeschätzt (Mittelwert K1 4.8, K2 4.9, 1=gut vorbereitet, 6=nicht vorbereitet) und verbesserte sich nach Teilnahme an K2 signifikant (2.9, p< 0.001) im Gegensatz zu K1 (4.0, n.s.). (c) Selbsteinschätzung der Fähigkeit zur (i) Symptomlinderung und (ii) Kommunikation zeigte nach Teilnahme an K2 eine signifikante Verbesserung (i: 30mm, dann 66mm; und ii: 25mm dann 56mm, beide p< 0.001). Schlussfolgerung: PM ist ein herausforderndes Fach für Medizinstudierende. Besonders komplexe Diagnosen und Komorbiditäten, emotionale Belastung und Kommunikation sind herausfordernde Aspekte. FL stellt ein geeignetes Lehrformat dar. FL ist ML insbesondere in der Vermittlung von Haltung und ethischen Fragestellungen überlegen.

P109 Förderliche und hinderliche Faktoren bei der Implementierung des Querschnittsbereich 13 Palliativmedizin (Q13) Isermeyer L.

1, Ilse B.

2, Marx G.

3, Seidemann S.

4, Jünger J.

4, Nauck F.

3, Alt-Epping B.

3

1Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland,

2Klinik für Neurologie, Universitätsmedizin

Göttingen, Göttingen, Deutschland, 3Klinik für Palliativmedizin, Universitätsmedizin Göttingen,

Göttingen, Deutschland, 4Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik,

Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland Fragestellung: Nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung ist in den kommenden Jahren ein deutlicher Anstieg der Patienten, die palliativmedizinischer Unterstützung bedürfen, zu erwarten. Ziel palliativmedizinischer Bildungsarbeit ist eine verbesserte Grundlage zur Versorgung dieser Patienten. Die entsprechenden universitären Lehrstrukturen sind jedoch anhaltend heterogen und mitunter defizitär. Ziel dieser Arbeit ist es, die für deren Implementierung förderlichen und hinderlichen Faktoren sowie die notwendigen inhaltlichen, personellen, und strukturellen Rahmenbedingungen für eine gelungene palliativmedizinische Lehre zu erfassen. Methodik: Leitfadengestützte Experteninterviews zu Inhalten und Stand der Implementierung mit 15 der 36 Lehrbeauftragten für Palliativmedizin der deutschen medizinischen Fakultäten. Diese wurden transkribiert und inhaltsanalytisch nach Meuser und Nagel ausgewertet. Ergebnis: Als hinderlich für die Implementierung wurden eine mangelnde universitätsinterne Anerkennung des Fachbereichs, die starre Struktur eines ohnehin ausgelasteten Medizinstudiums, sowie mangelnde personelle, finanzielle und vor allem zeitliche Ressourcen beschrieben. Angesichts der Herausforderungen stellen inner- und interfakultäre Zusammenarbeit und Unterstützung, ehrenamtliches Engagement und Drittmittel wesentliche Ressourcen für die Entwicklung neuer Lern- und Prüfungskonzepte dar. Schlussfolgerung: Zur Steigerung der Anerkennung des Fachgebiets braucht es etablierte palliativmedizinische Strukturen (eigene Lehrstühle, Palliativstationen). Eine Bedarfsanalyse (Anzahl an Lehrstellen, Unterrichtseinheiten) kann zu einer verbesserten Strukturierung des Studiums führen. Um dem Haupthindernis Ressourcenknappheit zu begegnen gilt es, die Entwicklung geeigneter Lehr- und Prüfungsformate voranzutreiben, um trotz sozioökonomischen Drucks die Komplexität palliativmedizinischer Inhalte erfassen und entsprechend lehr- und prüfungsmethodisch abbilden zu können.

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P110 Lernzielkontrolle in QB 13: Hausarbeiten als Prüfungsformat zur Evaluation von Fachwissen und Kompetenzen Doll A.

1, Wels B.

1, Trauthwein A.

1, Golla H.

1, Voltz R.

1

1Universitätsklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Hintergrund und Zielsetzung: In der Medizindidaktik gibt es vielfältige Überlegungen zu Prüfungsformaten, die nicht nur das Fachwissen der Medizin-Studierenden überprüfen, sondern auch Methoden-, Sozial- und Personalkompetenzen summativ evaluieren sollen. Im Querschnittbereich (QB13) Palliativmedizin wird ebenfalls nach Prüfungsformaten gesucht, mit deren Hilfe Haltungen und analytisch-reflexives Denken überprüfbar gemacht werden können. Methoden: Am Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln schreiben die Studierenden seit mehreren Semestern anstelle einer Klausur eine Hausarbeit. Ihnen wird dazu eine konkrete Aufgabenstellung (inhaltliche und analytisch-reflexive Fragen) mit detaillierten Gliederungspunkten, das dazugehörige Bewertungsschema und den entsprechenden Literaturquellen zur Verfügung gestellt. Ergebnisse: Die Studierenden haben bisher Hausarbeiten zu folgenden Themen erstellt: · Videoprojekt „30 junge Menschen“ · S3 Leitlinienkapitel „Sterbephase“ · Sterbehilfe-Gesetzgebung · Frühintegration · Übertragung von palliativen Prinzipien in ein klinisches Fach Die Rückmeldungen der Studierenden zu diesem Prüfungsformat sind breit gefächert: Während die einen Studierenden positiv rückmelden, dass sie die Aufgabe zum selbstständigen Denken und Schreiben und erstmaligen Auseinandersetzung mit dem Thema angeregt habe, geben andere Studierende zu bedenken, dass dieses Format sehr zeitaufwendig ist und nicht adäquat auf das Staatsexamen vorbereite. Diskussion und Ausblick: Der hier erprobte Prüfungsmodus im Zusammenhang mit dem Kompetenzfeld Therapiezieländerung im Rahmen des QB 13 erscheint ein geeignetes Format zu sein, um die angestrebten Lernziele zu erfassen, so dass dieser als eine lohnenswerte Alternative zu MC-Klausuren anzusehen ist. Dass dieser Prüfungsmodus prinzipiell trotz hohem Zeitaufwand durchführbar (feasible) ist, zeigen unsere Erfahrungen der vergangenen Semester.

P111 Entwicklung und Implementierung einer interprofessionellen Lehreinheit im Rahmen des Querschnittsbereichs Palliativmedizin Wipfler K.

1, Mitzkat A.

2, Mahler C.

2, Geist M.

1, Kessler J.

1, Bardenheuer H.

1, Frankenhauser S.

1

1Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland,

2Abteilung

Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland Zielsetzung: In der Gesundheitsversorgung findet Ausbildung meist monoprofessionell statt. Allerdings wird in den Gesundheitsberufen eine interprofessionelle Haltung benötigt, um den Herausforderungen im Gesundheitssystem standhalten zu können. Eine Zusammenarbeit erscheint essentiell, um berufsgruppenübergreifendes Denken und Handeln zu verbessern und damit zu einer besseren Patientenversorgung beizutragen. Projektziel ist es eine interprofessionelle Lehreinheit für Medizinstudierende und Auszubildende in Gesundheitsberufen zu implementieren. Entwicklung: Die palliative Versorgung zeichnet sich durch enge Zusammenarbeit der beteiligten Professionen aus, so dass sie in besonderem Maße für die Implementierung einer interprofessionellen Lehreinheit geeignet ist. Palliativmedizin ist als Querschnittsbereich (QB) im Medizinstudium integriert. In Heidelberg ist eine Hospitation auf einer Palliativstation Bestandteil dieses QB. Auszubildende von Gesundheitsberufen werden in die bestehende Hospitation integriert Die Lernziele wurden auf das Wahrnehmen interprofessioneller Versorgung im Rahmen der Symptomkontrolle erweitert. Implementierung: Von den Hospitanten wird ein gemeinsamer Fallbericht nach Patientenkontakt im Rahmen der Hospitation angefertigt, der die interprofessionelle Zusammenarbeit in der

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Palliativmedizin thematisiert. Eine Qualitätssicherung erfolgt mittels UWE-IP (validierter Fragebogen zu interprofessioneller Lehre/Zusammenarbeit) sowie dem PCEP (Evaluationsinstrument für palliativmedizinische Curricula). Diskussion: Langfristiges Ziel sollte es sein allen Medizinstudierenden die Möglichkeit zu bieten interprofessionelle Kompetenzen während des Studiums zu erwerben sowie mit verschiedenen Professionen gemeinsam und voneinander zu lernen. Bedarf und Akzeptanz müssen wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Take Home Messages: Palliativmedizin konnte als geeigneter Bereich zur Implementierung einer interprofessionellen Lehre identifiziert werden.

P112 Eine pflegepädagogische Perspektive auf die Erstellung von Curricula im Bereich der Palliative Care Zusatzqualifikation Schürkens K.

1

1Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik, Köln, Deutschland

Ausgangslage: Der wachsende Bedarf an Versorgungsleistungen sorgt für Veränderungen im Gesundheitswesen und zieht somit auch Neuerungen für das Fachgebiet der Palliative Care nach sich. Diese betreffen u.a. die Qualifizierung, die Kompetenzentwicklung und die Professionalisierung von denjenigen, die in diesem Bereich tätig sind. Wie müssen demnach in Zukunft Curricula für die Fort- und Weiterbildung konzipiert werden und welche Aspekte gilt es dabei zu beachten? Methodik: Dieser Frage wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit der Pflegepädagogik durch eine Literaturanalyse nachgegangen. Der Fokus der Arbeit entwickelt sich von der allgemeinen Bildung, hin zur Fort- und Weiterbildung im Bereich der Palliative Care. In Bezug auf die zunehmende Forderung nach einem ganzheitlichen, multiprofessionellen und interprofessionellen Ansatz in der gesundheitlichen Versorgung, wurde auf die Möglichkeit einer gemeinsamen curricularen Basis eingegangen. Exemplarisch wurden an Hand der Strukturgitteransätze von H. Blankertz und U. Greb Möglichkeiten aufgezeigt, Inhalte für die Fort- und Weiterbildung zu generieren und wissenschaftlich zu fundieren. Ergebnis: Als Ergebnis der Arbeit stellte sich heraus, dass die Konzeption von Curricula meist nur unzureichend durch empirische Forschungen begleitet wird und ohne die Grundlage einer Fachdidaktik erfolgt. Erkenntnisse der Praxis finden dadurch nur in Form von Erfahrungswissen und ohne wissenschaftliche Basis Einzug in die Fort- und Weiterbildung. Die bildungspolitischen Forderungen wie der europäische Qualifikationsrahmen oder das Lernfeldkonzept der Kultusministerkonferenz finden bisher keinen Eingang in die Konzeption der Curricula für die Zusatzqualifikation Palliative Care. Auf diesen Feststellungen basierend erscheint es sinnvoll die bisherigen Curricula in Bezug auf ihre wissenschaftliche Basis, ihre Inhalte und den zeitlichen Umfang zu überprüfen und in Bezug auf bildungs- und berufspolitische Einflüsse neu zu planen.

P113 Nonverbale Interaktion mit palliativen und demenzkranken Patienten: Fundierung und Evaluierung des Trainingsprogramms Kommunikation ohne Worte (KoW®) Steinmetz A.

1

1Praxis Dr. Astrid Steinmetz, Potsdam, Deutschland

Fragestellung: Um trotz krankheitsbedingter Einschränkungen sprachlichen Ausdrucks und Verständnisses der relationalen Verfasstheit eines Menschen gerecht zu werden, ist die zunehmende Verwendung nonverbaler Kommunikationsfertigkeiten entscheidend. Das Trainingsprogramm "Kommunikation ohne Worte" (KoW®) wurde über 12 Jahre mit >2000 Teilnehmern entwickelt, um nonverbale dialogische Interaktionen mit kommunikativ schwer eingeschränkten Patienten zu fördern. Seine Effektivität wurde evaluiert. Methodik: Im Rahmen eines Ein-Gruppen-Prä-Post-Designs wurden bei 29 Teilnehmern die Persönlichkeitsmerkmale Empathie und emotionale Sensibilität mittels Selbsteinschätzung erhoben. Die nonverbalen Kommunikationsfertigkeiten sowie die Gesamtkompetenz wurden nach Interaktionen

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durch Selbst- und Partnerbeurteilung (Standardisierte Patienten) bewertet. Ergebnis: Bei den Persönlichkeitsmerkmalen war kein Zuwachs zu verzeichnen. Die nonverbalen Kommunikationsfertigkeiten verbesserten sich in Selbst- und Partnerbeurteilung (p ≤ .001). Bei der Kompetenzeinschätzung wurden starke Effekte (Selbst > r = .54 und Partner > r = .68) nachgewiesen. Das Ausmaß von Empathie, Berufserfahrung und trainingsbegleitender Anwendung stand nicht in Zusammenhang mit den Trainingseffekten. Schlussfolgerung: Nonverbale Kompetenzen für die dialogische Interaktion sind trainierbar. Das Programm ist aufgrund seiner Unabhängigkeit von Berufserfahrung für Aus- und Weiterbildung einsetzbar. Der subjektive Kompetenzzuwachs begünstigt die Anwendung des Erlernten. Die Stabilität der Persönlichkeitsmerkmale sowie die Erhebung abhängiger Variablen aus verschiedenen Perspektiven fördern die interne Validität des Versuchsplans. Die Untersuchung erfüllt eine wichtige Funktion in Hinblick auf die Planung kontrollierter Evaluationen.

P114 Ergebnisse einer Studie zur Qualität der Anleitung von Auszubildenden im Uhlhorn Hospiz Hannover Peterek M.

1

1Uhlhorn Hospiz, Hannover, Deutschland

Die praktische Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege leidet zunehmend unter der angespannten Personalsituation. Den im Krankenpflegegesetzes formulierten Zielen, wonach Auszubildende befähigt werden sollen, eigenständig und eigenverantwortlich an der Versorgung der zu pflegenden Menschen mitzuwirken, kann dadurch in der praktischen Ausbildung nur bedingt nachgekommen werden. Der Einsatz von Auszubildenden in Palliativeinrichtungen wie Hospizen bietet diesen eine große Chance, in überschaubaren Settings gezielt an ihrer Entwicklung zu arbeiten. Die ganzheitliche Ausrichtung und die hohen selbstreflektierenden Anteile der Palliativversorgung eröffnen zugleich die Möglichkeit, alle vier Kernkompetenzen (fachlich, methodisch, sozial und personal) gleichermaßen zu fördern. Vor diesem Hintergrund wurde von Herbst 2009 bis Herbst 2012 im Uhlhorn Hospiz Hannover eine Interventionsstudie durchgeführt, in der Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege die Erlebnisse und Erkenntnisse aus ihrem Hospizeinsatz darstellen konnten. Die Studie ging folgenden Fragestellungen nach: - Haben sich die Auszubildenden im Einsatz gut angeleitet und begleitet gefühlt? - Wie groß war ihre persönliche Belastung? - Haben sie sich in den vier Kernkompetenzen nachhaltig weiterentwickeln können? - Konnte die Idee und Haltung Palliative Care verinnerlicht und im weiteren Verlauf ihrer Ausbildung angewendet werden? - Wurden fachliche Grundlagen von Palliative Care verstanden? Ich freue mich, Ihnen die spannenden und aufschlussreichen Ergebnisse der Studie präsentieren zu dürfen!

P115 Die Entwicklung eines Weiterbildungsprogramms für Transkulturelle Kompetenz in der Hospiz- und Palliative Care anhand einer qualitativen Praxisforschung Herpich A.

1, Lammer A.M.

2

1Hospiz Stuttgart, Elisabeth-Kübler-Ross-Akademie, Stuttgart, Deutschland,

2Palliativnetz Stuttgart,

Stuttgart, Deutschland Der Bedarf an Hospiz- und Palliative Care (HPC) für Menschen mit Migrationshintergrund wird in Deutschland steigen. In Stuttgart beispielsweise hatten 2014 42,2% der Einwohner einen Migrationshintergrund, während der Anteil 2000 bei 37,2% lag. Eine systematische Recherche internationaler Literatur zeigte, dass die unzureichende kulturelle Kompetenz der Mitarbeiter in HPC eines der Hauptproblemfelder ist. Diese Arbeit stellte folgende Fragen: Welche kulturellen Kernkompetenzen für HPC-Mitarbeiter in

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Deutschland gibt es und wie können diese in einer Weiterbildung entwickelt werden. Zur Ermittlung der Kernkompetenzen wurde eine an die Grounded Theory angelehnte qualitative Forschungsmethode gewählt. Zur Datengewinnung wurden 7 Interviews und eine Fallbesprechung durchgeführt. Die Interviewpartner waren Mitarbeitende in HPC verschiedener Professionen, sowie ein Patient mit arabischem und eine Angehörige einer Patientin mit afrikanischem Hintergrund. Die Fallbesprechung fand in einem HPC-Team statt, das aktuell einen asiatischen Migranten begleitete. Es konnten die folgenden 3 kulturellen Kernkompetenzen ermittelt werden: Persönliche Kompetenzen (Wahrnehmung, Offentheit und Empathie), Teamkompetenzen (Austausch und Betroffenenorientierung) und Interaktionskompetenzen (Kommunikation, Beziehungsaufbau). Aus den Ergebnissen wurde ein einwöchiges auf die Basisqualifizierung in Palliative Care aufbauendes Weiterbildungsmodul entwickelt. Die Evaluation des Pilot-Workshops zeigte, dass die Entwicklung einer transkulturellen Haltung mit dem Ziel eines Beziehungsaufbaus über kulturelle Unterschiede hinweg, der wichtigste Weiterbildungsinhalt für die Teilnehmenden war. Die Forschungsarbeit wurde nur an einem Ort mit einer begrenzten Anzahl an Teilnehmenden durchgeführt. Dennoch zeigten die Studie und die Kurswoche, dass eine Weiterbildung in kultureller Kompetenz in erster Linie dazu ermutigen sollte, die Distanz zu Menschen mit einem fremden kulturellen Hintergrund zu überbrücken.

P117 Entwicklung einer Schulung zum Umgang mit Todeswünschen von Patienten in palliativer Situation Romotzky V.

1, Frerich G.

1, Galushko M.

1, Wolf J.

2, Voltz R.

1,3,4

1Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland,

2Uniklinik Köln, Klinik I für Innere

Medizin, Köln, Deutschland, 3Centrum für integrierte Onkologie, Köln/Bonn, Deutschland,

4Uniklinik

Köln, Zentrum für klinische Studien, Köln, Deutschland Ziel: Obwohl Mitarbeiter in der Palliativversorgung (PV) regelmäßig mit Todeswünschen (TW) von Patienten konfrontiert werden, herrscht große Unsicherheit beim Umgang mit diesen. Diese Studie richtet sich auf die Erhebung des konkreten Schulungsbedarfs in der allgemeinen und spezialisierten PV sowie auf die Entwicklung, Durchführung und Evaluation von Pilotschulungen zur Stärkung der Kompetenz der Mitarbeiter. Methode: Zur Erhebung des Bedarfs wurden sieben Fokusgruppen mit Mitarbeitern der allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung an vier Standorten von jeweils zwei Moderatoren durchgeführt. Diese wurden transkribiert und mittels Inhaltsanalyse ausgewertet. Zudem wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt zu relevanten Curricula, Schulungen und Evaluationen zum Umgang mit TW. Treffen mit einem wissenschaftlichen Beirat sicherten die Qualität zusätzlich. Ergebnisse: Ein Curriculum zum Umgang mit TW existiert bisher nicht. Als Kernpunkte für eine Schulung stellten sich heraus: Hintergrundwissen zu Typen und Funktionen von Todeswünschen sowie zu Suizid-Einschätzung, Interventionen und Rechtslage. Die Reflexion zur eigenen Einstellung zu Tod und TW und damit verbundenen Emotionen und Umgang mit Belastungen galten als essentiell. Bei der Schulung sollte auch berücksichtigt werden, dass Versorgende zum Teil unter einem hohen Zeitdruck stehen und es oft keine Kultur zum sensiblen Umgang mit TW am Arbeitsplatz gibt. Als Lehrmethoden wurden neben Vorträgen insbesondere multidisziplinärer Erfahrungsaustausch und Selbsterfahrung sowie praktische Erprobung gewünscht. Schlussfolgerung: Aus Sicht der Mitarbeiter gibt es einen deutlichen Bedarf für Kompetenzsteigerung im Umgang mit TW. Um einen effektiveren und selbstbewussteren Umgang mit Todeswünschen zu erlernen, ist daher die Entwicklung, Durchführung, und Evaluation einer Schulung hilfreich. Hierbei wird eine Handlungsempfehlung sowie deren reflexive Erprobung als besonders wichtig angesehen.

P118 Per Klick den Überblick? Entwicklung einer E-Learning-Einheit zum Thema "Schmerzmanagement in Palliative Care für Pflegefachkräfte" Eilts-Köchling K.

1, Schwanbeck A.

2

1UKSH Akademie für Fort- und Weiterbildung Lübeck, Weiterbildung Onkologie und Palliativpflege,

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Lübeck, Deutschland, 2UKSH Akademie für Fort- und Weiterbildung Kiel, Weiterbildung

Anästhesiepflege, Kiel, Deutschland Fragestellung: Schmerz ist ein wichtiges palliatives Symptom, das den Menschen in all seinen Dimensionen betrifft. Pflegekräfte sollten über entsprechende Kenntnisse im Bereich Schmerzmanagement verfügen, um die Betroffenen ganzheitlich und kompetent versorgen zu können. Es stellt sich die Frage, wie eine E-Learning-Einheit mit Basiswissen zum komplexen Thema Schmerzmanagement so aufgebaut sein kann, damit sie von Pflegenden genutzt wird. Bisher findet berufliches Lernen bei Pflegefachkräften in Deutschland hauptsächlich in Form von traditionellen Veranstaltungsformen in Präsenzform statt. Eine systematische Integration von E-Learning steht erst am Anfang. Methodik: Anhand bereits bestehender E-Learning-Einheiten werden Kriterien für die Gestaltung formuliert. Die Inhalte werden in Rücksprache mit Schmerzexperten aus der Pflege und Medizin daran angepasst. Die Kernbotschaften des pflegerischen Schmerzmanagements sollen so enthalten sein, dass sie über die Wissensvermittlung hinaus eine Eigenreflektion der Lernenden ermöglichen und der Handlungsbezogenheit des Themas gerecht werden. Als neues Lernangebot soll E-Learning dabei „neu-gierig“ machen, um Hemmschwellen abzubauen. Da möglichst viele Pflegekräfte Zugang haben sollen, muss sie kostenfrei abrufbar sein. Ergebnis: Im Auftrag des Fördervereins für Palliativmedizin Kiel e.V. wurde eine E-Learning-Einheit zum Thema „Schmerzmanagement in Palliative Care für Pflegefachkräfte“ erarbeitet. Zahlen zur Häufigkeit des Abrufs liegen zurzeit noch nicht vor. Schlussfolgerung: E-Learning wird zunehmend in beruflichen Bildungseinrichtungen Einzug halten. Durch die Darstellung der Herausforderungen beim Erstellen dieser E-Learning-Einheit sowie deren Inhalte soll die Neugierde der Lehrenden und Lernenden auf E-Learning geweckt werden. Wir möchten damit die Bereitschaft fördern, diese Form des Lernangebotes mehr in die palliative Fort- und Weiterbildung von Pflegefachkräften zu integrieren.

P119 Palliativversorgung in der Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger Kubasch S.

1, Janisch M.

1, Müller A.

1

1Universitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Brückenprojekt,

Dresden, Deutschland Fragestellung: 2007 wurde in der Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger am Universitätsklinikum Dresden ein dreitägiges multiprofessionelles Seminar zur Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche implementiert. Welcher Wissenszuwachs ist bei den Auszubildenden zu verzeichnen? Methodik: Zwei Monate vor Seminarbeginn (T1) und zum Seminarabschluss (T2) füllten die Auszubildenden Fragebögen mit offenen Fragen zum Begriff Palliativversorgung (PV), Krankheitsbildern und Symptomen, pflegerischem Handeln sowie eine zehnstufige numerische Ratingskala (NRS) zum Wissens- und Fähigkeitsstand aus. Ergebnis: Für T1 lagen 21, für T2 24 Fragebögen vor. Mit Palliativversorgung wurde zu T1 vorrangig Lebensqualität (N=11), Symptomorientierung (N=9) sowie Unterstützung/Begleitung (N=8) assoziiert, bei T2 eine lebensverkürzende Erkrankung (N=12), Familienorientierung (N=12) sowie Lebensqualität (N=8). Als Erkrankung mit PV-Bedarf wurden zu T1 vorrangig Krebserkrankungen (N=18) und Mukoviszidose (N=8) benannt, zu T2 onkologische (N=21), Stoffwechsel- (N=10), neurologische sowie Muskelerkrankungen (je N=6). Bekannteste Symptome waren bei T1 Schmerz (N=20) und Angst (N=8), bei T2 Schmerz (N=21), Dyspnoe (N=20), Angst (N=20), Unruhe (N=13), Fatigue (N=11). Pflegerische Maßnahmen zur Symptomlinderung waren bei T1 kaum bekannt: Gabe von Schmerzmedikation (N=17), Anleitung (N=3), Lagerung und Bezugspflege (je N=2). Bei T2 hatten die Teilnehmer ein umfangreiches Repertoire an pflegerischer Symptombehandlung: Medikamentenapplikation (N=24), Lagerung (N=15), Anleitung (N=10), Magensonde und Sauerstoffgabe (je N=8). In Bezug auf den Wissens- und Fähigkeitsstand erhöhte sich der NRS-Median von 4,3 (T1) auf 7,0 (T2). Schlussfolgerung: Das Seminar zur Palliativversorgung bringt einen deutlichen Wissenszuwachs, besonders beim expliziten pflegerischen Handeln. Es gibt einen Zuwachs an Sicherheit, das sich in der Selbsteinschätzung des Wissens- und Fähigkeitsstandes widerspiegelt.

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P120 Die empfundene Sicherheit in Versorgungsituationen und Informationsbedarfe im Bereich Palliative Care - Eine deskriptive Fragebogenerhebung in der Stadt und im Landkreis Oldenburg Pauls A.

1, Scheve C.

1, Gerdes V.

1, Hein A.

2, Simon ST.

1,3

1Institut für Palliative Care (ipac) e.V., Oldenburg, Deutschland,

2Universität Oldenburg, Fakultät VI -

Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland,

3Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Ziel: Ziel war die Ermittlung von Kompetenzen und zukünftigen Informationsbedarfen in der Versorgung von Schwerstkranken und Sterbenden. Die Studie war Teil einer größeren regionalen Erhebung zur Beschreibung der Versorgungssituation sowie zu den zukünftigen Bedarfen. Methode: Deskriptive Querschnittstudie mit einem teilstandardisierten Fragebogen (schriftlich-postalisch), der anhand des systemtheoretischen Modells der Versorgungsforschung abgeleitet wurde und aus geschlossenen und offenen Frage- und Antwortformaten bestand. In der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV) wurden Pflegedienste, Haus- und Fachärzte für Hämatologie/Onkologie, in der spezialisierten Palliativversorgung (SPV) alle beteiligten Versorger in der Stadt und im Landkreis (LK) Oldenburg zur Teilnahme eingeladen. Die Analyse erfolgte deskriptiv, die offenen Antworten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Von 523 versendeten Fragebögen wurden 174 in die Analyse eingeschlossen (Rücklauf 33,3 %). Darunter gehörten Ärzte (n = 68), Pflegefachkräfte (n = 57) und Ehrenamtliche (n = 28) zu den größten Gruppen. Die Teilnehmenden schätzten sich im Umgang mit Atemnot und Depression (Md 4,0; IQR 2; 1-6), im Umgang mit Wundpflege (Md 4,0; IQR 2; 1-6) sowie zu den Informationen über Angebote für Angehörige (Md 4,0; IQR 1; 3-6) unsicherer ein als in anderen Themenbereichen. Im Vergleich der Gruppen schätzten sich die Ärzte im Umgang mit Atemnot sicherer ein (Md 5,0; IQR 1; 1-6) als die Pflegefachkräfte (Md 4,0; IQR 2; 1-6) und die Ehrenamtlichen (Md 3,0; IQR 3; 1-6). Umgang mit Todeswünschen (n = 37) und Depressionen (n = 36) sind Themen, zu denen sich die Teilnehmenden zukünftig mehr Informationen wünschen. Als Informationsweg wurde u.a. die Abend- (n = 31) und die halbtägige Veranstaltung (n = 30) angegeben. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse helfen, zukünftige Fortbildungs- und Informationsstrategien für Versorger der AAPV und SPV bedarfsgerechter zu gestalten.

P121 „Das Potential der familienbiographischen Genogrammanalyse“ Hickey B.

1

1Praxis für Systemische Medizin und - Familientherapie, Münster, Deutschland

Die Erstellung des Genogramms hat als Basisassessment in der Palliativmedizin einen festen Platz. Bietet sie doch die Möglichkeit, einen effizienten Überblick über die Familienverhältnisse, -Themen und -Dynamiken zu bekommen, Belastungen und prägende Ereignisse (Krankheiten, Vertreibung) zu erkennen, wiederkehrende Muster (Trennungen) in der Familie zu verdeutlichen, Ressourcen zu entdecken und einheitliche Informationen in das Behandlerteam zu vermitteln,- um nur einige Vorteile zu nennen. Interessant und weiterführend kann die familienbiographische Analyse des Genogramms sein. Die Erfahrung in der systemischen Medizin und - Familientherapie zeigt, dass es nicht zufällig ist, in welchem Alter, mit welcher Symptomatik und an welchem Platz in seinem Familiensystem ein Patient ein Leiden entwickelt bzw. zur Therapie kommt. Hinweisend sind v.a. die drei familienbiographischen Fragen: 1. Warum hat der Patient gerade jetzt, in diesem Alter, das Problem? 2. Warum gerade so, mit dieser Symptomatik? 3. Warum gerade hier, an diesem Platz im Familiensystem? (nach V.v. Weizsäcker, R. Adamaszek). Symptome können auf (oft unbewusst) übernommene und belastende Stellvertretungsaufgaben des Patienten in seinem Familiensystem hinweisen. Werden diese z.B. durch die Genogrammanalyse (und ggf. in weiterführenden systemischen Aufstellungen) aufgedeckt und gelöst, können sie zur Entlastung und oft sogar zur Besserung der Symptomatik führen. Durch das Einbetten des Patienten

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in sein Gesamt-/Familiensystem, an seinem Platz, kommt etwas „in Ordnung“ (häufig auch bei den Angehörigen) und es kann - gerade auch am Lebensende - in Frieden losgelassen werden.

P122 Palliative Care muß Pflichtfach in den Studiengängen Pflegemanagement und Pflegepädagogik werden! Lexa N.

1

1k.A., Palliative Care, Würzburg, Deutschland

Die Medizin ist der Pflege in vielen Bereichen voraus. Sie hat wesentlich mehr Anerkennung in der Öffentlichkeit als die Pflege. Trotz vieler prominenter Aktionen der Pflege, um auf ihre desolate Situation aufmerksam zu machen. - Was hat sich in dadurch geändert? - Relativ wenig... Aus diesem Grund muss die Palliative Pflege mit all ihren Facetten auch in den Studiengängen Pflegemanagement und Pflegepädagogik vertreten sein. Wie sollte ansonsten beispielsweise ein Pflegemanager eine gute Entscheidung über die Stellensetzung auf einer Palliativstation treffen? Oder wie können Pflegepädagogen den Auszubildenden palliative Pflege vermitteln? Es ist wichtig, dass hierfür das wichtige Thema Palliative Care in den Lehrplänen der Studiengänge Pflegemanagement und Pflegepädagogik Berücksichtigung finden. Die jeweiligen Landesregierungen sollten dies im Sinne des HPG auf den Weg bringen. In zwei Studienbriefen für den Studiengang Pflegemanagement für die Apollonhochschule bin ich ausführlich auf die Wichtigkeit von palliativer Pflege eingegangen. Dies war der Auslöser für die wichtige Diskussion. #pflegeistnichtamboden #pflexitistkeinelösung #pflegekann #pflegendeverbündeteuch #pflegeerhebteuch #esgbitkeineigenesthemenfeldpalliativepflege

P123 Retrospektive Studie über den Einsatz einer palliativen Sedierung am Lebensende auf einer Palliativstation Camartin C.

1

1Kantonsspital Graubünden, Palliative Care, Chur, Schweiz

Einleitung: In der Palliative Care steht die Behandlung von belastenden Symptomen im Vordergrund. Im Falle einer ungenügenden Symptomkontrolle kann die Durchführung einer Sedierung in Erwägung gezogen werden. Ziel dieser Maßnahme ist, das Bewusstsein des Patienten in therapierefraktären Situationen zu reduzieren, um das Leiden mindern zu können. Fragestellung: 1. Wie viele Patienten benötigen am Lebensende eine Sedierung? 2. Welche Symptome werden angegangen? 3. Welche Medikation und Dosierung wird angewendet? 4. Wie lange wird eine Sedierung durchgeführt? Methodik: Retrospektive Studie mit Auswertung der Todesfälle auf der Palliativstation des Kantonsspitals Graubünden von 2013-2015. Aus den Akten wurden die Diagnosen, Dosierungen mit Dauer der Sedierung und die Symptome der Patienten ausgewertet. Ergebnis: Im Zeitrahmen von 2013-2015 gab es insgesamt 408 Todesfälle. Eine Sedierung musste bei 46 Patienten (11.3%) durchgeführt werden. Diese Maßnahme wurde häufiger bei Patienten mit einem Tumorleiden (91.3%) eingesetzt. Es zeigte sich, dass insbesondere Patienten mit einem Lungentumor (in 20.7% der Fälle) eine Sedierung benötigten. Einen hohen Anteil von Sedierungen gab es bei Patienten mit Tumoren im Hals-Nasen-Ohren Bereich (in 30% der Fälle) sowie bei Patienten mit einer Amyotrophen Lateralsklerose (in 37.5% der Fälle). Die Sedierung konnte fast ausschließlich mit Midazolam durchgeführt werden, mit einer mittleren Dosis von 5.5mg/h. Die Dauer der Sedierung betrug im Mittelwert 29.2h ± 45.4h. Schlussfolgerung: Eine Sedierung am Lebensende ist eine wirksame Möglichkeit um belastende therapierefraktäre Symptome behandeln zu können. Die hauptsächlichen Beschwerden sind Unruhe und Atemnot. Besonders Patienten mit Lungentumoren können von dieser Behandlung profitieren. Die Sedierung wird in einem begrenzten Zeitraum von ungefähr 24h angewendet. Als

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Standartmedikament wird Midazolam in tiefer Dosierung eingesetzt um das Ziel einer Sedierung erreichen zu können.

P124 Opiatrotation auf L-Methadon (L-Polamidon) bei Opiatgewöhnung und schwer beherschbaren Schmerzen - eine therapiebegleitende Analyse Petrat C.

1, Steiner M.

2, Wedding U.

2, Meißner W.

1,2

1Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinik Jena, Sektion Schmerztherapie,

Jena, Deutschland, 2Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinik Jena, Abteilung Palliativmedizin,

Jena, Deutschland Zielsetzung: Die Schmerzbehandlung von Tumorpat. erfordert meist WHO-III-Opioide. Zunehmende Schmerzen durch Toleranzentwicklung führen zu starken Dosissteigerungen, die durch Opiatrotationen nicht immer suffizient behandelt werden können. Alternativ kann hier L-Polamidon (L-P) verwendet werden. Ziel der Arbeit ist die systematische Beurteilung von Opiatrotationen auf L-P bei Tumorschmerzpat., die durch konventionelle Opiate unzureichend behandelt sind. Methodik: Die Rotation auf L-P erfolgt in unserer Klinik im stationären Setting. Für 2009-´14 wurden durch die BTM-Dokumentation 72 Pat. identifiziert, die mit L-P behandelt wurden. Retrospektiv wurden orale Morphinäquivalentdosis vor Rotation, Umstellungsdauer und Schmerzniveaus vor/nach Rotation untersucht. Pat., die mind. 3d ausschließlich mit L-P behandelt wurden und ein mind. stabiles Schmerzniveau zeigten, wurden als erfolgreich bewertet. Der Rotationsmodus (z.B. Nauck-Schema) war dabei unerheblich. Ergebnisse: 35 von 72 Pat. (49%) wurden erfolgreich auf L-P umgestellt. Höhergradige Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.

Geschlechtsverteilung

absolut m/w (n) Geschlecht m/w

(%) Alter(Mittel ±Stan.abw.)

ECOG-Performancestatus

- Median (Spannweite)

Patienten ausgeschlossen

22/15 (37) 60%/40% 59,2 Jahre ± 13,6

Jahre 3 (3)

Patienten erfolgreich umgestellt

20/15 (35) 57%/43% 59,8 Jahre ± 13,4

Jahre 3 (3)

[Patientendaten]

Behandlungstage mit L-

P auf Palliativstati

on

Behandlungstage auf

Palliativstation

NRS am Aufnahm

etag

NRS 3d nach

Umstellung auf

L-Polamid

on

NRS bei Entlass

ung

orales Morphinäqui

valent vor Umstellung

Dosis L-Polamid

on 3d nach

Umstellung

Dosis L-Polamidon bei

Entlassung

Median (Spannw

eite) 11d (43d) 15d (49d) 6 (7) 4 (7) 3 (7)

300mg (660 mg)

40mg (65 mg)

30mg (128 mg)

[Ergebnisse]

Fentanyl-TTS (Basisopiat)

Hydromorphon p.o.

Morphin Buprenorphin-TTS

(Basisopiat)

Angabe in %; (n) 45,7%; (16) 37,1%; (13) 14,3%; (5) 2,9%; (1)

[verordnetes Opiat vor Umstellung] Schlussfolgerung: Ca. die Hälfte der behandelten Pat. wurden erfolgreich auf L-P umgestellt, was

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dabei häufig zu einer deutlichen Schmerzreduktion führte. Die Rotation auf L-P erforderte dabei Umstellungszeiten von bis zu 2 Wochen. Es zeigten sich große interindividuelle Unterschiede der benötigten L-P-Dosis. Die Rotation auf L-P sollte in begründeten Einzelfällen durch erfahrene Behandler erfolgen. Weitere Untersuchungen zu Nebenwirkungen und Stabilität der Rotation auf L-P werden im Verlauf erfolgen.

P125 Medikamentöse Behandlung der Fatigue bei fortgeschrittenen Erkrankungen Mochamat K.V.

1,2, Cuhls H.

1, Radbruch L.

1,3, Mücke M.

1,4,5

1Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland,

2Universität

Diponegoro/ Kariadi Krankenhaus, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Semarang, Indonesien,

3Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg,

Zentrum für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland, 4Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für seltene

Erkrankungen, Bonn, Deutschland, 5Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn,

Deutschland Fragestellung: Fatigue ist neben Schmerz und Kachexie mit etwa 80% eines der häufigsten Symptome fortgeschrittener Tumorerkrankungen und wird als subjektives Gefühl von Müdigkeit, Schwäche oder Energiemangel beschrieben. Fatigue wird häufig von Patienten mit progressiven lebensbedrohlichen Erkrankungen beschrieben. Die zugrundeliegenden Ursachen von Fatigue sind bisher noch nicht vollends geklärt. Wir möchten die Ergebnisse unseres Cochrane-Reviews präsentieren, in dem wir die aktuell verfügbaren medikamentösen Therapien zur Behandlung von Fatigue bei Palliativpatienten mit Hilfe von Metaanalysen untersuchten. Methodik: Im April 2014 durchsuchten wir mit einer ausführlichen Literaturrecherche die Datenbanken CENTRAL, MEDLINE, PsycINFO und EMBASE und fanden 1645 Publikationen. Fünfundvierzig randomisierte, kontrollierte Studien konnten in die Metaanalyse eingeschlossen werden. Wir untersuchten Daten von 4696 Patienten, die aufgrund von Fatigue in Behandlung waren. Ergebnis: Es zeigte sich eine schwache Evidenz für die therapeutische Wirkung von Amantadin, Pemolin und Modafinil zur Minderung multipler Sklerose bedingter Fatigue, sowie für Carnitin und Donepezil bei krebsassoziierter Fatigue. Menschen mit HIV/AIDS und Fatigue können von einer Behandlung mit Methylphenidat oder Pemolin profitieren. Es zeigte sich nur wenig Evidenz in Studien von geringer Qualität für Methylphenidat. Zu Dexamphetamin, Paroxetin und Testosteron konnten keine relevanten Ergebnisse gefunden werden. Insgesamt scheinen die Nebenwirkungen der untersuchten Medikamente eher gering zu sein. Schlussfolgerung: Basierend auf der begrenzten Evidenz aus kleinen Studien kann derzeit kein spezifisches Medikament für die Behandlung von Fatigue bei Palliativpatienten empfohlen werden. Zukünftige Studien sollten den therapeutischen Effekt von Präparaten wie Amantadin, Methylphenidat und Modafinil auf Fatigue bei fortgeschrittenen Erkrankungen mit vergleichbaren und standardisierten Messverfahren untersuchen.

P126 Methicillin resistenter Staphylokokkus aureus (MRSA) Prävalenz auf einer Palliativstation - Langzeitdaten Schmalz O.

1, Ghebremedhin B.

2, Strapatsas T.

3

1HELIOS Klinikum Wuppertal, Abteilung für Onkologie und Palliativmedizin, Wuppertal, Deutschland,

2HELIOS Klinikum Wuppertal, Institut für Medizinische Labordiagnostik, Wuppertal, Deutschland,

3HELIOS Klinikum Wuppertal, Interdisziplinäres Notfallzentrum, Wuppertal, Deutschland

Einleitung: MRSA ist ein weltweit häufiger Hospitalkeim und geht mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einher. Neben häufigen Krankenhausbehandlungen sind chronische Erkrankungen die häufigsten Risikofaktoren zum Erwerb einer MRSA Infektion. Ziel unserer Untersuchung war die Bestimmung der Prävalenz und die Erfassung von nosokomialen und mitgebrachten MRSA auf einer Palliativstation. Material und Methoden: In einer prospektiven Untersuchung wurden bei allen Patienten innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme auf die Palliativstation Abstriche der Nase durchgeführt. Der kulturelle

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MRSA-Nachweis erfolgte auf chromogenen Agarplatten. Ergebnisse: Im Zeitraum von 2010 bis 2015 konnten 1956 Patienten (854 Frauen; 1102 Männer) in die Untersuchung eingeschlossen werden. 1035 Patienten (52,9%) kamen als interne Verlegung auf die Station, 921 Patienten (47,1%) wurden elektiv zugewiesen. Tabelle 1 stellt Prävalenz und MRSA Last auf Palliativstation im Vergleich zum Gesamthaus (HKW) und dem Nationalen Referenzzentrums (NRZ) dar:

Jahr Abgestrichene Patienten auf Palliativstation

Prävalenz Palliativstation

MRSA Last auf Palliativstation

Prävalenz HKW

MRSA Last HKW

Prävalenz NRZ

MRSA Last NRZ

2010 307 9,44 8,79 2,87 5,68 1,0 1,9

2011 335 7,16 5,84 2,52 4,83 0,97 1,9

2012 342 2,92 2,81 2,61 4,81 1,04 1,9

2013 317 4,1 4,56 2,31 4,33 1,03 1,89

2014 326 4,6 6,31 1,93 3,62 0,98 1,77

2015 329 4,26 2,27 1,77 3,1 n.a. n.a.

[Prävalenz und MRSA Last] Von insgesamt 105 positiv auf MRSA getesteten Patienten lagen 95 mitgebrachte und 10 nosokomiale Kolonisationen vor. Diskussion: Die durchgeführte Untersuchung zeigt, dass die Prävalenz der MRSA Kolonisation auf einer Palliativstation deutlich höher ist als im Krankenhausdurchschnitt. Bei den von extern zugewiesenen Patienten fand sich eine höhere Prävalenz als bei den Patienten, die hausintern verlegt wurden. Um eine angemessene Versorgung zu gewährleisten sind an die Bedürfnisse von Palliativpatienten angepasste Hygiene Protokolle notwendig. Hier sollten weitere Studien adressiert werden.

P127 Entwicklung einer Kompatibilitätsdatenbank für die Palliativmedizin Rémi C.

1,2, Bausewein C.

1

1Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland,

2Klinikum der Universität München, Klinikapotheke, München, Deutschland

Hintergrund: Die parenterale Arzneimittelgabe ist wichtig für Patienten, bei denen andere Applikationswege aus verschiedensten Gründen nicht genutzt werden können. In der Palliativmedizin ist es gängige Praxis, die benötigten Medikamente in einer Infusion zusammenzumischen. Kompatibilitätsdaten zu diesen Mischungen sind nur sehr begrenzt verfügbar, gleichzeitig sind Labordaten auch nur begrenzt auf die klinische Praxis übertragbar. Ziel: Entwicklung einer Kompatibilitätsdatenbank, die sowohl experimentelle als auch aus praktischen Erfahrungen gewonnenen Kompatibilitätsdaten zu palliativmedizinisch relevanten Arzneimittelmischungen erfasst und bewertet. Methoden: Für die Erstellung der Datenbank wurden relevante Arzneistoffe identifiziert, eine Literaturübersicht durchgeführt und ein Fragebogen zur strukturierten Erfassung klinischer Erfahrungen entwickelt. Der Fragebogen wurde über einen Zeitraum von 5 Wochen mit 4 Palliativteams und Apotheken (ambulant und stationär) pilotiert. Die Ergebnisse der Literaturübersicht wurden in der gleichen Datenbank zusammengefasst, in der auch die praktischen Erfahrungen zusammengeführt werden. Ergebnisse: Bis einschließlich Dezember 2015 konnten Datensätze für 32 palliativmedizinisch relevante Arzneistoffe und zu 237 Mischinfusionen erfasst werden, darunter auch von Mischungen, für die sich im klinischen Alltag konzentrationsabhängige Inkompatibilitäten zeigen, die in der Fachliteratur bislang nicht dokumentiert sind. Die Datenbank wird kontinuierlich erweitert und ist kostenfrei unter www.pall-iv.de zugänglich. Diskussion: Die Kombination aus Labordaten und strukturiert erhobenen klinischen Erfahrungen zur Mischbarkeit verschiedener Substanzen kann helfen, das Wissen in diesem Gebiet systematisch zu erweitern und damit die Sicherheit in der palliativmedizinischen Infusionstherapie zu erhöhen.

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P128 Therapieentscheidungen am Lebensende bei Kindern - eine qualitative Studie Nötzel K.

1, Classen C.F.

1

1UKJ Rostock, Rostock, Deutschland

Bei vielen Kindern mit lebenslimitierenden Erkrankungen sind Absprachen zu Therapiezielen und -begrenzungen notwendig, da nicht alle medizinisch möglichen Maßnahmen zur Lebensverlängerung im Interesse der Lebensqualität des Kindes sinnvoll sind. Rechtlich gesehen müssen die Eltern diese schwerwiegenden Entscheidungen treffen, idealerweise findet eine partnerschaftliche Entscheidungshaltungsfindung zwischen den Eltern und dem medizinisch versorgenden Team statt, das dann auch das medizinisch-pflegerische Fachwissen einzubringen hat. Die Entscheidungen müssen nicht nur im Sinne des Kindes richtig und im Sinne der Eltern erträglich sein, es kommt auch darauf an, dass der Entscheidungsfindungsprozess keine Belastungen für den späteren Trauer- und Bewältigungsprozess der Eltern mit sich bringt. In einer qualitativen Studie werden Eltern lebenslimitiert erkrankter Kinder teils in der Phase der palliativen Betreuung, teils nach Versterben des Kindes befragt, die durch das SAPV-Team für Kinder und Jugendliche „Mike Möwenherz“, an der Univ.-Kinder- und Jugendklinik Rostock betreut werden. Dabei werden die Erfahrungen der Eltern anhand eines leitfadengestützten Interviews bei den Familien zu Hause untersucht; im Zentrum steht die Kommunikation in der gemeinsamen Entscheidungshaltungsfindung zwischen Eltern und dem medizinisch versorgenden Team. Was hat ihnen besonders geholfen? Was erschien weniger hilfreich? Auf der Grundlage initialer Interviews werden Transkripte erstellt, daraus Auswertungskategorien gebildet und die Codierung festgelegt, welche dann auf alle Interviews angewandt werden. Wir hoffen aus den gemachten Erfahrungen der Eltern lernen zu können, um diese Anregungen in die Gesprächskonzepte aufzunehmen. Ziel dieser Studie ist es, Wege zu finden, damit Familien und Eltern mit einem entsprechenden Abstand zu der Situation einmal sagen können: „Es war gut so“.

P129 Wahrnehmung von Fehlern in der Palliativmedizin aus Sicht des Patienten - eine qualitative Interviewstudie Kiesewetter I.

1, Schulz C.

2, Bausewein C.

3, Fountain R.

4, Schmitz A.

5

1Klinikum der Universität München, Klinik für Anästhesiologie, München, Deutschland,

2King's College

London, Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience, London, Vereinigtes Königreich, 3Klinik

und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland, 4Harvard

University Children's Hospital, Department of Psychosocial Oncology and Palliative Care, Boston, Vereinigte Staaten von Amerika,

5LVR Clinic of Psychiatry, Psychosomatic and Psychotherapy for

children and adolescence, Viersen, Deutschland Hintergrund: Die Themen Fehler in der Medizin und Patientensicherheit sind in den vergangenen Jahren zunehmend in den Fokus des öffentlichen aber auch des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Palliative Care (PC) hat sich bisher jedoch nur wenig mit dem Thema beschäftigt und es gibt nur wenige Studien mit vorwiegend quantitativem Forschungsansatz. Ziel der Studie war es, die Meinung von Palliativpatienten zu Fehlern und ihre Wahrnehmung von Fehlern in PC zu untersuchen. Methoden: Semi-strukturierte Interviewstudie mit Palliativpatienten. Einschlusskriterium war die palliativmedizinische Behandlung (stationär oder ambulant) von mindestens einer Woche Die Interviews wurden wörtlich transkribiert und entsprechend der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. Ergebnisse: Es wurden 12 Patienten von zwei deutschen Zentren interviewt (7 Frauen, Median 63.5 Jahre, Range 22-90 Jahre), im Median wurden die Patienten zum Zeitpunkt des Interviews 28 Tage in der PC versorgt (Range 10-180 Tage). Elf Patienten litten an einer malignen Grunderkrankung. 96 Kategorien konnten aus dem Rohmaterial extrahiert und den folgenden elf Überbegriffen zugeordnet werden: Definition, Unterschiede, Art, Ursache, Konsequenz, Bedeutung, Erkennen, Umgang, Vermeidung, Beteiligte und Betroffene. Im Rahmen eines deduktiven Models wurden aus diesen Überbegriffen Fehler-Theorien abgeleitet und auf den drei Ebenen Definition, Art und Prozess angeordnet. Unter Art wurden 23 Kategorien subsummiert, von denen 12 Kategorien als spezifisch für

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den Kontext der PC angesehen werden. Schlussfolgerung: Es gibt verschiedene Aspekte von Fehlern in der PC, die aus Sicht der Patienten als spezifisch für diesen Fachbereich angesehen werden können. Vor allem diese Aspekte sollten mehr Beachtung finden und genauer untersucht werden. Die Daten dieser Studie können als gedankliche Landkarte dienen um im Rahmen zukünftiger Studien einzelne Aspekte von Fehlern in der PC tiefergehend zu untersuchen.

P130 Einführung der Handlungsempfehlung Sterbephase (HES) auf einer universitären Palliativstation -Veränderung in der Betreuung Sterbender und ihrer Angehörigen aus Sicht der Pflege- Reinholz U.

1, Mai S.

1, Oftring Z.

1, Hopprich A.

1, Weber M.

1, Hildebrandt J.

1, Weber M.

1

1Universitätsmedizin Mainz, III. Med. Klinik, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz,

Deutschland Fragestellung: Die Betreuung Sterbender und ihrer Angehörigen ist Kernaufgabe aller Mitarbeiter auf einer Palliativstation, sodass die Einführung eines Leitfadens zur Verbesserung der Betreuung Sterbender auf den ersten Blick überflüssig erscheinen könnte. Welche durch die Einführung der Handlungsempfehlung Sterbephase beobachteten Veränderungen werden von Pflegenden berichtet? Methodik: Pflegerische Mitarbeiter der Palliativstation wurden vor und nach Einführung der HES gebeten, einen Fragebogen zum Prozess der Entscheidungsfindung und den Abläufen bei Patienten in der Sterbephase auszufüllen. Weiterhin fanden vor und nach Einführung der HES semistrukturierte Gruppeninterviews statt. Hierbei wurde erfragt, wie die Einschätzung der Sterbephase erfolgt, welche Konsequenzen dies auf die weitere Behandlung hat, wie dies im Team und gegenüber Patienten und Angehörigen kommuniziert wird und wie zufrieden die Pflegenden mit den Abläufen auf Station sind. Zusätzlich wurden 20 Akten von verstorbenen Patienten vor und nach Einführung der HES auf Palliativstation auf die Erfüllung der international anerkannten 10 Kernkriterien in der Betreuung Sterbender hin überprüft. Ergebnisse: Von den 12 befragten pflegerischen Mitarbeitern beschreiben 11 eine Verbesserung der Behandlung und Betreuung von Sterbenden und deren Angehörigen durch die Einführung der HES. Alle 12 Mitarbeiter möchten mit dem Dokument weiterarbeiten. Gründe hierfür sind u.a. eine Verbesserung im Bereich Kommunikation, ein Gewinn an Sicherheit im Umgang mit Sterbenden und deren Angehörigen, die regelmäßige Überprüfung der Medikation sowie das Gefühl einer Stärkung des Teams durch den HES-initiierten, vermehrten Austausch untereinander. Schlussfolgerung: Das HES-Dokument ist auf einer Palliativstation gut einsetzbar, wirkt sich positiv auf die Betreuung Sterbender und ihrer Angehörigen aus und stärkt aus Sicht der Pflege die multiprofessionelle Zusammenarbeit.

P131 Moral Distress unter Ärzten und Pflegenden in Therapiebegrenzungssituationen in der Hämatologie/Onkologie - Ergebnisse der EPAL-Studie (Ethics Policy for Advanced Care Planning and Limiting Treatment) Mehlis K.

1, Jaeger E.

2, Mumm F.

2, Laryionava K.

1, Hiddemann W.

2, Heußner P.

2, Winkler E.C.

1

1Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, Universitätsklinikum Heidelberg,

Medizinische Onkologie, Heidelberg, Deutschland, 2Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum

Großhadern, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Psycho-Onkologie, München, Deutschland Fragestellung: Entscheidungen zur Therapiebegrenzung (TB) bei Patienten mit fortgeschrittener Tumorerkrankung gehen mehr als der Hälfte der zu erwartenden Todesfälle voraus. Sie sind jedoch häufig mit klinischen, ethischen und psychologischen Konflikten verbunden. Ein Ziel der Studie ist es, die moralische Belastung, Intensität und Ursachen auf Seiten der Ärzte und Pflegenden in TB-Situationen zu untersuchen. Methodik: In die prospektive Studie am Klinikum der Universität München wurden hämatologisch/onkologische Patienten (n=50) eingeschlossen, bei denen eine TB festgelegt wurde. Es wurden Moral Distress (adaptiertes Distress Thermometer), demographische Daten,

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Lebensqualität der Patienten sowie Schwierigkeiten und Zufriedenheit bei der TB-Entscheidung mittels eines standardisierten Fragebogens bei den behandelnden Ärzten (n=35) und Pflegenden (für n=42 der Entscheidungssituationen) erhoben. Ergebnis: Insgesamt geben Ärzte in 66% (n=23) und Pflegende in 71% (n=30) der TB-Entscheidungen eine Belastung durch moralischen Stress an. Diese liegt für die meisten Betroffenen unter dem Cut-off-Wert von 5 (mean/SD: 1,7/1,7 Ärzte; 1,8/1,7 Pflegende). Belastet sind vor allem jüngere Ärzte (p=.008) und jene, die unzufrieden mit der TB-Entscheidung sind (p=.003). Ebenso korrelieren niedrige Lebensqualität des Patienten (p=.025) sowie eine gegenteilige Einschätzung von Kollegen (p=.037) signifikant mit Distress. Auch bei Pflegenden tritt Stress vor allem dann auf, wenn die TB von einer schwierigen Kommunikation im Behandlungsteam begleitet wurde (p=.047). Schlussfolgerung: TB-Situationen, in denen Konflikte durch Meinungsverschiedenheiten und Kommunikationsprobleme mit Unzufriedenheit über die Entscheidung einhergehen, bergen offensichtlich ein besonderes Risiko für Moral Distress bei den Behandelnden. Ergebnisse der Studie flossen in die Entwicklung einer Leitlinie zur Verbesserung der Kommunikation und Dokumentation von TB-Entscheidungen ein (s. Einreichung Jaeger et al., 2016).

P132 Off-Label Use in der S3-Leitlinie Palliativmedizin Rémi C.

1,2, Batsiou A.

1, Gebhard R.

1, Seger S.

1, Bausewein C.

1

1Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland,

2Klinikum der Universität München, Klinikapotheke, München, Deutschland

Fragestellung: Off-Label Use (OLU), also der zulassungsüberschreitende Einsatz von Arzneimitteln, gehört zum Alltag der Palliativversorgung. Bis zu 25% der Arzneimittelanwendungen in der Palliativmedizin erfolgt außerhalb der Zulassung. Konsequenzen sind u.a. die fehlende Kostenübernahme durch die Krankenkasse sowie die Gefährdung des Patienten durch ein unzureichend geprüftes Medikament. Wichtig für den bewussten Umgang mit OLU sind daher die Identifikation betroffener Therapien und die Bewertung der verfügbaren Evidenz. Die 2015 erschienene Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung enthält evidenzbasierte und konsentierte Therapieempfehlungen. Aussagen zum OLU werden nicht gemacht. Ziel dieser Arbeit ist die Identifikation und Bewertung von OLU in der Leitlinie. Methodik: Identifikation von allen Schlüsselempfehlungen (SE) zur medikamentösen Therapie der Leitlinie und Abgleich mit den aktuellen Fachinformationen mit anschließender Bewertung der Ergebnisse u.a. nach Evidenzlevel und Grad der Empfehlung. Ergebnis: Die Leitlinie enthält insgesamt 226 SE; 75 (33%) betreffen die medikamentöse Therapie, wovon 8 SE Empfehlungen zum OLU enthalten. Bei mind. 4 SE ist der OLU nicht eindeutig. Die meisten SE zum OLU werden im Kapitel Atemnot gemacht (n=5). Die zugrundeliegende Evidenz ist bei 7 SE gut und liegt bei 1+ oder 1- (Metanalysen mit niedrigem bzw. hohem Bias-Risiko); bei einer SE handelt es sich um eine Expertenmeinung. Der Empfehlungsgrad ist bei 5 SE offen. Lediglich für den Einsatz von Opioiden zur Linderung von Atemnot wird eine starke Empfehlung ausgesprochen. Schlussfolgerung: Die Leitlinie enthält zu 1/3 Empfehlungen zu medikamentösen Therapie. Nur wenige hiervon sind außerhalb der Zulassung. Die zugrundeliegende Evidenz ist überwiegend gut. Die OLU Empfehlungen der Leitlinie können daher als gute Grundlage für die klinische Praxis und eventuelle Kostenübernahmeanträge bei den Krankenkassen dienen.

P133 „Den Patienten ja nie alleine lassen; eigentlich“ - Pflegerische Maßnahmen bei palliativen Patienten mit schwerer Atemnot Dunger C.

1, Schnell M.W.

1, Bausewein C.

2

1Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten, Deutschland,

2Klinik

und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, München, Deutschland Hintergrund: Atemnot ist ein wesentliches Symptom am Lebensende. Die S3-Leitlinie gibt klare Empfehlungen zur Versorgung atemnötiger Patienten mit onkologischen Erkrankungen. Aber nicht nur

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palliativ versorgte Patienten, sondern auch solche anderer Stationen mit nicht-onkologischen Erkrankungen leiden unter Atemnot. Eine adäquate Versorgung muss auch hier geleistet werden. Ziel der Studie ist die Beschreibung der Einflussfaktoren auf die Entscheidung professionell Pflegender zum Einsatz pflegerischer Maßnahmen bei Patienten mit schwerer Atemnot. Methode: Es wurden 30 teilnehmende Beobachtungen auf 6 Stationen (2 Hospize, 2 Palliativstationen, 2 Normalstationen) und 15 Experteninterviews durchgeführt und mittels reflexiver Grounded Theory ausgewertet. Ergebnisse: Atemnot wird von Pflegenden als bedrohendes Symptom wahrgenommen, das bei den Betroffenen vor allem Angst und Unsicherheit auslöst. Sie reagieren darauf mit situativ angepassten Maßnahmen, die in die Patient-Pflege-Interaktion eingebunden sind und verfolgen das Ziel, den Patienten Sicherheit zu vermitteln. Das prozesshafte Vorgehen der Pflegenden schließt zudem präventive, wie gezielte pflegerische (bspw. Kommunikation, Ablenkung, Lagerungen) und medikamentöse Maßnahmen ein. Es ist jedoch nicht in allen Settings identisch. Die Durchführung von Maßnahmen bei schwerer Atemnot scheint vor allem eng mit den institutionellen Bedingungen verbunden zu sein und sich weniger an den Versorgungsbedürfnissen zu orientieren. Schlussfolgerung: Die Art der Maßnahmen, die in verschiedenen Settings durchgeführt werden, unterscheidet sich. Sie sind nicht nur Ausdruck verschiedener Fähigkeiten und unterschiedlichen Wissens, sondern auch der Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen des pflegerischen Alltags. So werden nicht alle palliativen Atemnotpatienten so versorgt, wie es die geltenden Leitlinien und Studienergebnisse empfehlen.

P134 Betreuung Sterbender und ihrer Angehörigen - Erfassung der Ausgangssituation auf vier Akutstationen und der Palliativstation der Universitätsmedizin Mainz vor Einführung der Handlungsempfehlung Sterbephase (HES) Reinholz U.

1, Mai S.

1, Oftring Z.

1, Goebel S.

1, Hopprich A.

1, Weber M.

1, Hildebrandt J.

1, Weber M.

1

1Universitätsmedizin Mainz, III. Med. Klinik, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz,

Deutschland Fragestellung: Wie zufrieden sind Pflegekräfte mit dem Prozess der Entscheidungsfindung und den Abläufen bei sterbenden Patienten auf vier Akutstationen und der Palliativstation der Universitätsmedizin Mainz? Methodik: Pflegerische Mitarbeiter von vier internistischen Akutstationen sowie der Palliativstation wurden gebeten, einen Fragebogen mit 16 Fragen zur o.g. Fragestellung auszufüllen. In semistrukturierten Gruppeninterviews wurde erfragt, wie die Einschätzung der Sterbephase erfolgt, welche Konsequenzen dies auf die weitere Behandlung hat, wie dies im Team und gegenüber Patienten und Angehörigen kommuniziert wird und wie zufrieden die Pflegenden mit den Abläufen auf Station sind. Ergebnisse: Die Ergebnisse der quantitativen Befragung zeigen, dass der Prozess der gemeinsamen Entscheidungsfindung, einen Patient als sterbend einzuschätzen, und die daraus folgenden Konsequenzen (Absetzen unnötiger Medikamente, Verordnen von Bedarfsmedikation, Thematisieren dieser Einschätzung mit Patienten und Angehörigen) insbesondere von den Pflegenden auf Akutstationen sehr häufig als unzureichend empfunden werden, in Einzelfällen jedoch auch auf der Palliativstation. Zur offenen Kommunikation mit den Patienten und individuellen Sterbebegleitung, so das Fazit der Gruppeninterviews, ist aus Sicht der Pflege das Erkennen der Sterbephase gemeinsam mit den Ärzten entscheidend. Hier führen diskrepante Einschätzungen zu großer Unzufriedenheit.

Mit dem Prozess

der Entschei-dungs- findung

und Festle-gung des

weiteren Vor-

gehens

Im Team wird

diskutiert und

gemeinsam ent-

schieden, dass sich

ein Patient in der

Sterbe-phase

befindet in

Unange-messene

Maßnahmen und

Medikamente werden

abgesetzt in …% der Fälle

Notwen-dige

Bedarfs-medikation

werden aus-

reichend verordnet in …% der

Fälle

Der Reani-mations-

status wird bei

Sterbenden automatisch

auf NEIN verändert bei

... % der Fälle

Es wird über-

prüft, ob sich der Patient

des nahen-

den Todes

bewusst ist ... %

der Fälle

Die Ange-hörigen werden

über den kritischen Zustand

des Patienten

informiert in …% der

Fälle

Das weitere

Vorgehen wird mit Ange-

hörigen be-

sprochen, indivi-duelle Fragen werden beant-

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bei Sterbenden bin

ich zufrieden in ... % der Fälle

…% der Fälle

wortet bzw.

erfasst in ... % der

Fälle

Palliativ-station (12 Mitarbeiter)

Mittelwert 89 92 78 95 91 90 97 93

Akutstation (27 Mitarbeiter)

Mittelwert 58 74 44 62 60 53 71 64

[Auszug Mitarbeiterbefragung] Schlussfolgerung: Es besteht Bedarf, in der Begleitung Sterbender auf Akutstation, Standards der Hospiz- und Palliativversorgung zu integrieren und als festen Bestandteil in der Patientenversorgung in einem Haus der Maximalversorgung zu verankern.

P135 Sterbewünsche in der Palliative Care - ein komplexes, multi-dimensionales Phänomen Ohnsorge K.

1, Rehmann-Sutter C.

2, Streeck N.

3, Gudat H.

1

1Hospiz im Park, Klinik für Palliative Care, Arlesheim, Schweiz,

2Institut für Medizingeschichte und

Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland, 3Institut für Biomedizinische

Ethik und Medizingeschichte, Universität, Zürich, Schweiz Empirische Studien belegen, dass selbst unter der besten palliativ-medizinischen Versorgung einige Patienten Sterbewünsche äußern. Die ethische Diskussion, die nicht erst seit der Sterbehilfedebatte im Deutschen Bundestag aufgeflammt ist, konzentriert sich hauptsächlich auf die 'dramatischste' Form des Sterbewunsches, den Wunsch, das Sterben zu beschleunigen, und die Frage, ob es ethisch gerechtfertigt sei, diesem Wunsch zu entsprechen. Dabei wird wenig beachtet, dass Sterbewünsche ein sehr viel komplexeres Phänomen sind, häufig auf vielfältigen Intentionen und Gründen beruhen und oft dynamisch verhandelt werden. In der palliativmedizinischen Versorgung ist es wichtig, diese in ihrer Komplexität und subjektiven Bedeutung zur verstehen. Wir berichten aus zwei qualitativen Studien mit 30 onkologischen und 32 nicht-onkologischen Patienten, ihren Angehörigen, Ärzten und Pflegenden, in verschiedenen Palliativ Care Settings in der Schweiz. Die Interviews untersuchten, was Patienten am Lebensende meinen, wenn sie einen Sterbewunsch äußern. Sie wurden methodisch analysiert auf der Basis von Interpretative Phenomenological Analysis und Grounded Theory. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen in fortgeschrittenen palliativen Situationen unterschiedliche Dinge wünschen und dies subjektiv begründen, wenn sie einen Sterbewunsch haben. Die Daten zeigen auch, dass verschiedene Wünsche bezüglich des Sterbens gleichzeitig bestehen bzw. sich kurzfristig ändern können und dass Sterbewünsche durch das soziale Umfeld häufig beeinflusst sind. Ein Analysemodell zum besseren Verständnis von Sterbewünschen wird vorgestellt.

P137 Ziele, Aufträge und Arbeitsweisen hospizlich-palliativer Versorgungsnetzwerke Herbst F.

1, Heckel M.

1, Stiel S.

1, Ostgathe C.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland

Hintergrund: Bisher sind bewährte Strukturen und Faktoren der Zusammenarbeit in hospizlich-palliativen Versorgungsnetzwerken nicht strukturiert erfasst und daher anderen Netzwerken nicht direkt zugänglich. Das Projekt verfolgt das Ziel, einen Überblick förderlicher Rahmenbedingungen und Gestaltungsformen für Versorgungsnetzwerke zu erstellen.

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Methoden: Daten wurden in semistrukturierten Interviews mit 10 Koordinatoren aus 10 bayerischen Hospiz- und Palliativnetzwerken erhoben (März bis Juni 2015). In einer Diagnosewerkstatt (November 2015) wurden die Interviewergebnisse mit 8 Vertretern aus 5 Netzwerken diskutiert. Einzelinterviews und Diskussion der Diagnosewerkstatt wurden auf Tonband aufgenommen, wortwörtlich transkribiert und mit Hilfe der qualitativen Datenanalysesoftware MAXQDA analysiert. Ergebnisse: Zwei Hauptthemen sind aus der Auswertung hervorgegangen: 1) Verständnis, Ziele und Aufträge der Netzwerke und 2) Arbeit in den Netzwerken. Als zentrale Netzwerkaufgabe inmitten beider Themen steht der sinnvolle Ressourceneinsatz für schwerstkranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen durch eine Vernetzung regionaler ambulanter und stationärer Angebote. Die Gestaltungsformen der Netzwerke sind generell flexibel; Netzwerke können je nach Patient und individueller Situation erweitert werden und haben feste Mitglieder, aber auch lockere Kooperationspartner. Der schnelle, direkte persönliche Austausch sowie Fallanalysen sind für die alltägliche Arbeit von besonderer Bedeutung. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen eine Vielfalt in der Ausgestaltung von Netzwerken, auch wenn oftmals vergleichbare Themen der Netzwerkgestaltung und -arbeit im Mittelpunkt stehen. Erfahrungen und Visionen der Netzwerker werden zur Erstellung einer Handreichung für den Aufbau und die Gestaltung neuer Netzwerke sowie die Ausgestaltung bestehender Netzwerke beitragen. Danksagung: Das StMGP fördert das vorliegende Forschungsprojekt.

P138 Wie beeinflusst SAPV die Arbeit ambulanter Hospizdienste? - eine deutschlandweite Befragung Heiß K.

1, Jansky M.

1, Nauck F.

1, Marx G.

1

1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland

Ambulante Hospizdienste (AHDs) werden in der Richtlinie zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) explizit als Kooperationspartner genannt. Welche Auswirkungen hat die Implementierung von SAPV auf die Arbeit der AHDs und welche Veränderungen für deren Rolle ergeben sich daraus? Bundesweit wurden AHDs gebeten, einen Fragebogen zur Zusammenarbeit mit SAPV und Auswirkungen auf ihre Arbeit auszufüllen. Die Rekrutierung erfolgte als Schneeballsystem, so dass keine Aussage über die Response-Rate möglich ist. Deskriptiv-statistische Analyse. Die 219 teilnehmenden AHDs verfügten überwiegend (90,4 %) über eine hauptamtliche Koordination und versorgten ausschließlich/überwiegend Erwachsene (85,4 %, reine Kinderhospizdienste: 1,4 %). Nur 6,4 % der Dienste wurden nach der Einführung von SAPV 2007 gegründet. Die Mehrheit nimmt einen Einfluss von SAPV auf die Hospizarbeit an (95,9 %), mehr als die Hälfte glaubt, dass SAPV die Arbeit im Netzwerk sowie die Kontaktaufnahme zu Patienten sehr/eher unterstützt (56,6/59,8 %). 94,5 % haben Erfahrungen mit SAPV-Teams, die bei 79,4 % sehr/eher gut sind, bei 11 % aber auch eher/sehr schlecht. 65,3 % haben einen Kooperationsvertrag mit mindestens einem SAPV-Team (bis zu 5). Bei 51,6 % haben die Begleitungsanfragen durch SAPV eher/sehr zugenommen, bei 18,8 % eher/sehr abgenommen. Als Veränderung des Aufgabenspektrums durch die SAPV werden vor allem weniger Palliativberatungen, mehr Beratungen zu SAPV und Versorgungsstrukturen sowie mehr Teamsitzungen angegeben. Der Einfluss durch und die Interaktion mit der SAPV werden von den AHDs überwiegend positiv erlebt, es gibt aber auch negative Erfahrungen. In der Weiterbildung der Koordinatorinnen sollte zukünftig mehr Wert auf Netzwerkarbeit und -entwicklung gelegt werden. In der Praxis könnte die Einführung der SAPV eine Konzentration auf psychosoziale Aspekte der ehrenamtlichen Begleitung als eigentlichen Kern der Hospizarbeit bewirken.

P139 Antizipative Entscheidungen für das Lebensende - die Rolle des Geschlechts Krieger R.

1, Gadebusch Bondio M.

1

1Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Technische Universität München, München,

Deutschland

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Angesichts der steigenden Medikalisierung des Lebensendes wird diskutiert, wie Personen sich auf die zu erwartenden Situationen von Krankheit und Pflegebedürftigkeit einstellen und wie sie dafür vorab ihren Willen festlegen können. Die Patientenverfügung (PV) ist eine gesetzlich vorgesehene Möglichkeit, eigene Wünsche im Falle der Einwilligungsunfähigkeit vorab verbindlich festzuhalten. Vorstellungen von Autonomie, Vulnerabilität, Verantwortung und Pflegebedürftigkeit (Care) bilden den komplexen Hintergrund antizipativer Entscheidungen. Wir untersuchen, wie geschlechterspezifische Vorstellungen und Konzepte die Vorsorgeplanung beeinflussen. Die Erkenntnisse erlauben ein tieferes Verständnis über den Umgang mit derartigen Vorkehrungen bei Frauen und Männern. Literaturanalyse des Fachdiskurses in (Palliativ-)Medizin, Medizin- & Pflegeethik + qualitatives Studiendesign: Gruppendiskussionen mit Betroffenen (n=10) und Experteninterviews (n=25). Auswertung nach Grounded Theory und Qualitativer Inhaltsanalyse. Das Poster präsentiert erste Ergebnisse des Projekts. Bisherige Studien zeigen, dass Vorkehrungen, die das Ende des Lebens betreffen, mit Konzepten von Autonomie und Abhängigkeit eng verknüpft sind. Letztere werden maßgeblich durch kulturelle und soziobiografische Erfahrungen geprägt. Vorentscheidungen und die Form ihrer Festlegung gründen auf unterschiedlichen Erfahrungen, Wünschen und Ängsten in Bezug auf die Zustände von Pflegebedürftigkeit am Ende des Lebens. Diese sind u.a. geschlechtlich konnotiert. In einem ethisch und kulturell sensiblen Gesundheitssystem gilt es diese Unterschiede zu erkennen, verstehen und respektieren. Bislang spielt geschlechterspezifisches Wissen in der Medizin eine randständige Rolle; für das kommunikative Handeln in der Arzt-Patient-Beziehung ist dieses aber hochrelevant. Um individuellen Bedürfnissen bei der Entscheidungsfindung kompetent gerecht zu werden, sind entsprechende Beratungskonzepte zu entwickeln.

P140 „Unerträgliches Leiden“ als Kriterium bei der Indikationsstellung für eine palliative Sedierungstherapie am Lebensende: Eine Begriffsanalyse Bozzaro C.

1, Schildmann J.

2

1Albert-Ludwigs-Universität, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Freiburg, Deutschland,

2Ruhr-Universität, Abteilung für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Bochum, Deutschland

Der Begriff des „unerträglichen Leidens“ (unbearable/intractable suffering) stellt im Rahmen der Indikationsstellung für eine palliative Sedierungstherapie (PST) ein zentrales Kriterium dar. Dabei wird der Begriff operationalisiert und angewendet als handle es sich, um einen feststehenden und klar definierten Begriff. Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Vielmehr fehlt, auch auf internationaler Ebene, bis dato eine allgemein anerkannte Definition des Begriffes, weshalb seine Anwendung im Kontext einer Indikationsstellung für eine PST zu einer Reihe von Problemen und Fragen führt. Der Vortrag will anhand einer theoretischen Begriffsanalyse aufzeigen, welche Aspekte des Begriffes des „unerträglichen Leidens“ bei dessen Anwendung in der klinischen Praxis problematisch sind. Dabei spielen folgende drei Aspekte eine zentrale Rolle: 1) der subjektive Charakter des Leidens, 2) die starke normative und appellative Wirkung des Begriffes des „unerträglichen Leidens“ und 3) dessen inhaltliche Unbestimmtheit. In Bezug auf die drei genannten Aspekte werden, die jeweils daraus folgenden praktischen Unsicherheiten und Schwierigkeiten mit denen Ärzte, Pflegende und im palliativteam Tätige bei der Indikationsstellung für eine PST konfrontiert sind, dargestellt. Anschliessend werden vor dem Hintergrund einer ethischen Evaluation der Ziele der Palliativmedizin und in Hinblick auf zentrale medizinethische Kriterien, wie dem Respekt vor der Autonomie des Patienten und der Fürsorgepflicht, Vorschläge zur Konkretisierung des Begriffes und zum Assessment von unerträglichem Leiden im Kontext der palliativen Sedierungstherapie vorgestellt.

P141 Haltungen zur Palliativversorgung und zur ärztlich assistierten Selbsttötung - eine repräsentative Bevölkerungsumfrage Jünger S.

1, Schneider N.

1, Wiese B.

1, Vollmann J.

2, Schildmann J.

2

1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland,

2Ruhr-

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Universität Bochum, Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Bochum, Deutschland Hintergrund: Im Zuge der gesetzlichen Regelung zur Hospiz- und Palliativversorgung sowie zur assistierten Selbsttötung im November 2015 fand eine intensive öffentliche und gesundheitspolitische Diskussion statt. Empirische Daten zu Präferenzen und Werthaltungen der Bevölkerung sind in diesem Kontext von Belang. Ziel dieser Arbeit war daher die Erhebung von Einstellungen zu Palliativversorgung und ärztlich assistierter Selbsttötung. Methodik: Im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage wurden im Juni 2015 n=1.598 Bürger/innen zu gesundheitsbezogenen Themen befragt. Der Fragebogen beinhaltete ein vorab pilotiertes Modul zu würdigem Sterben und ärztlich assistierter Selbsttötung. Die Datenauswertung erfolgte mittels deskriptiver Statistiken und bivariater Analysen (χ²-Tests). Ergebnis: Vorrangigste Aspekte für ein würdiges Sterben waren Freiheit von Schmerzen (54%), zu Hause zu leben (48%) sowie im Kreis von Familie und Freunden zu sein (47%). Nahezu 40% der Befragten konnten sich vorstellen, das eigene Leben trotz guter Palliativversorgung unter bestimmten Bedingungen vorzeitig beenden zu wollen. Hinsichtlich der erwarteten Konsequenzen, wenn Ärzte Hilfe bei der Selbsttötung leisten dürften, gaben 77% an, dass dadurch unnötiges Leiden verringert werden könnte; zugleich fürchteten 46% die Gefahr des Missbrauchs. Mehr als die Hälfte (58%) der Befragten war der Auffassung, dass Ärzte vorher mit einem palliativmedizinisch qualifizierten Kollegen Therapieoptionen zur Linderung von Leiden diskutiert haben sollten. Schlussfolgerung: Die Antworten zeugen von einer differenzierten Einstellung unter den Befragten. Ein breit aufgestelltes palliativmedizinisches Versorgungsangebot in Verbindung mit einem gesetzlichen und berufsrechtlichen Handlungsspielraum für die wenigen Patienten, die ihr Leben mit Unterstützung ihrer Ärzte selbst beenden wollen, scheint den Präferenzen und Werthaltungen von Menschen in der letzten Lebensphase am angemessensten Rechnung zu tragen.

P142 Welchen Stellenwert hat der ärztlich-assistierte Suizid bei Palliativpatienten? Jülich A.

1, Buchhold B.

2, Zingel C.

1, Krüger W.

1

1Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin C, Hämatologie und

Onkologie, Transplantationszentrum, Palliativmedizin, Greifswald, Deutschland, 2Institut für

medizinische Psychologie, Universitätsmedizin Greifswald, Psychotherapeutischer Dienst, Greifswald, Deutschland Der ärztlich-assistierte Suizid (ÄAS) und die Tötung auf Verlangen (TAV) werden von einem Großteil der Bevölkerung bejaht (83%; infratest dimap 11/2014). Untersuchungen mit palliativen Patienten zu diesem Thema sind kaum vorhanden. Ziel der Befragung palliativer Patienten war es zu ermitteln, wie deren Kenntnis um Begrifflichkeiten zum Thema Sterbehilfe (SH), zur persönlichen Einstellung zur SH und um persönliche Vorstellungen am Lebensende ist. In einer Querschnittserhebung wurden die Patienten der Palliativstation an der Universitätsmedizin Greifswald und des Greifswalder Hospizes mittels eines eigens konzipiertem halb-standardisiertem Interviews befragt. Ergebnisse: 1. Das Durchschnittsalter der 103 palliativen Patienten lag bei 69,5 Jahren und der mittlere ECOG bei 2,8. Ein deutlicher Anteil der Befragten kennt die Begriffe TAV, ÄAS und indirekte Sterbehilfe (ISH) nicht. Die meisten Patienten können diese Begriffe nicht bzw. kaum erklären (TAV: 51%; ÄAS: 66,4%; ISH: 81,7%). 2. 66,3% der Patienten sind für die Zulassung von TAV und/oder ÄAS für andere Menschen, jedoch 60,2% präferieren eine Beschränkung auf Schwerstkranke, deren Leiden nicht anders gelindert werden kann. Zum Zeitpunkt der Befragung würde jedoch die große Mehrheit der Patienten (80,8%) selbst keinen Gebrauch von TAV/ÄAS machen. 3. Trotz guter palliativmedizinischer Behandlung sehen 19,2% eine Notwendigkeit für Sterbehilfe. 53,8% Patienten verneinen dies. Schlussfolgerung: 1. Die allgemeine Bevölkerung und palliative Patienten im Besonderen benötigen verstärkte Aufklärung über die Möglichkeiten der Palliativmedizin und die Begriffe der SH. 2. Durch eine umfassende interdisziplinäre Palliativmedizin kann der Wunsch nach TAV/ÄAS stark reduziert werden.

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3. Die ambulante und stationäre Palliativmedizin sollte gestärkt werden. Die Untersuchung wurde durch Förderung aus Mitteln der Deutschen Palliativstiftung ermöglicht.

P143 Advance Care Planning bei älteren Menschen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz Werdecker L.

1, Kujawa M.

1, Krause O.

2,3, Schneider N.

3, Neitzke G.

1

1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin,

Hannover, Deutschland, 2DIAKOVERE Henriettenstift gGmbH, Zentrum für Medizin im Alter,

Hannover, Deutschland, 3Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin,

Hannover, Deutschland Hintergrund: Herzinsuffizienz ist eine altersassoziierte, lebenslimitierende Erkrankung. Fortgeschrittene Stadien sind von einem wechselhaften Verlauf, einer erschwerten Prognosestellung und einer hohen Krankheitslast gekennzeichnet. Kommunikationsdefizite führen häufig zur Vernachlässigung individueller Behandlungswünsche von Betroffenen. Advance Care Planning (ACP) hat das Potenzial, Patienten und deren Familien bei der Planung zukünftiger Gesundheitsversorgung zu unterstützen. Methode: Ein Arzt führte mit Patienten einer geriatrischen Klinik, die die Indikatoren für eine Palliativversorgung [1] erfüllen, ein ACP-Gespräch während des Klinikaufenthalts und ein zweites nach der Entlassung. Anschließend folgten zwei leitfadengestützte Interviews zur Evaluation - das erste nach dem zweiten ACP-Gespräch, das zweite nach drei bzw. sechs Monaten. Die Gespräche und Interviews wurden auf Tonband aufgezeichnet und wörtlich transkribiert. Die Datenanalyse erfolgte in Anlehnung an Grounded Theory [2]. Ergebnisse: 30 Patienten nahmen an mindestens einem ACP-Gespräch teil und mit 18 Teilnehmenden konnte mindestens ein Evaluations-Interview geführt werden. Eine skeptische Grundhaltung gegenüber dem Thema ‚Vorausplanung' sowie der subjektiv als zu schlecht empfundene Gesundheitszustand der Patienten waren Gründe für eine Nicht-Teilnahme. Die Einbeziehung von Angehörigen erwies sich über den Projektverlauf als förderlich. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen Herausforderungen bei der Umsetzung und Bedingungen für das Gelingen von ACP bei chronisch Erkrankten auf. Daher werden Vorschläge für zielgruppenorientierte ACP-Angebote abgeleitet. Referenzen: [1] Bükki, J.; Bausewein, C. (2013): Palliativmedizin bei nicht malignen Erkrankungen: Herzinsuffizienz, COPD, Leberversagen, terminale Niereninsuffizienz. In: Palliativmedizin 14 (6): 257-267. [2] Corbin, J.M.; Strauss, A.L. (2015): Basics of Qualitative Research: Techniques and Procedures for Developing Grounded Theory. Los Angeles: Sage Publications.

P144 Medizinische Entscheidungen und Handlungen am Lebensende - Eine Umfrage unter Ärzten und Richtern Scheu J.

1, van Oorschot B.

2, Wedding U.

1

1Abteilung für Palliativmedizin, Universitätsklinikum, Jena, Deutschland,

2Interdisziplinäres Zentrum

Palliativmedizin, Uniklinik, Würzburg, Deutschland Hintergrund: Die Debatte über medizinische Entscheidungen und Maßnahmen am Lebensende erlebte in den letzten Jahren einen neuen Höhepunkt. Daher interessierten wir uns für die Einschätzung der Zulässigkeit lebensverlängernder und lebensverkürzender Maßnahmen durch Ärzte und Richter. Methode: Aufbauend auf einer Erstumfrage im Jahre 2004 wurde zwischen Februar und Juli 2015 eine web-basierte Umfrage unter einer repräsentativen Stichprobe von Internisten, Anästhesisten und Allgemeinmedizinern in Bayern, Westfalen-Lippe und Thüringen durchgeführt. Bundesweit wurden weiterbildungsberechtigte Palliativmediziner befragt. Über alle Amtsgerichte Deutschlands wurden auch die Betreuungsrichter zur Teilnahme eingeladen.

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Unterschiedliche Aspekte medizinischer Entscheidungen am Lebensende wurden eruiert und mit den

Ergebnissen der Befragung von 2004 verglichen. Ergebnisse: 444 Ärzten (27%) und 153 Richter füllten den Onlinefragebogen aus. Die Patientenverfügung wird von den Ärzten im Vergleich der beiden Befragungen signifikant seltener für wenig hilfreich gehalten (21,5% (2004); 13,5% (2015), p= 0,001). Auch im Vergleich der Berufsgruppen 2015 ergab sich diesbezüglich ein statistisch relevanter Unterschied (Richter 25,5% (2015), p = 0,001). Der Aussage „Die Mitwirkung des Arztes bei der Selbsttötung ist keine ärztliche Aufgabe.“ stimmen signifikant mehr Ärzte als Richter zu (84% Ärzte vs. 56% Richter, p < 0,001). Beim Unterlassen lebensverlängernder Maßnahmen wird Ablehnung der Maßnahme durch einen Betreuer bei nicht entscheidungsfähigem Patienten in höherem Maße akzeptiert (Zulässigkeit der Unterlassung: Ärzte 45,9% (2004) vs. 75,6% (2015), p < 0,001; Richter 42,1% (2004) vs. 64,9% (2015), p < 0,001)). Folgerungen: Die Reflexion medizinischer Entscheidungen am Lebensende sollte weiterhin mehr Raum in Aus-, Fort- und Weiterbildung der Ärzte- und Richterschaft so wie im gemeinsamen Diskurs einnehmen.

P145 Übers Sterben reden und regionale Vernetzung fördern: der Bevölkerungskurs „Vorsorgen, pflegen und gut leben bis zuletzt“ Wegleitner K.

1, Prieth S.

2, Habicher D.

3, Schuchter P.

1

1Palliative Care und OrganisationsEthik / IFF Wien, Wien, Österreich,

2Tiroler Hospiz Gemeinschaft,

Innsbruck, Österreich, 3Sozial- und Gesundheitssprengel Landeck, Landeck, Österreich

Fragestellung: International gewinnt der Public-Health- und Gesundheitsförderungsansatz in Palliative Care an Bedeutung. Ein zentraler Aspekt dabei ist es, in der Bevölkerung Wissen zur Betreuung am Lebensende zu fördern, um vorsorgende Kommunikation zu ermöglichen und Selbsthilferessourcen zu stärken. In Deutschland (Bollig, Kuklau 2015) und Österreich (Wegleitner et al. 2012) wurden in den letzten Jahren Kursformate für die Bevölkerung entwickelt. Im Rahmen des Projektes „Sorgende Gemeinde Landeck im Leben und Sterben“ hat der vierteilige Bevölkerungskurs „Vorsorgen, pflegen und gut leben bis zuletzt“ stattgefunden. Was ist die spezifische Charakteristik des Formats? Welchen Nutzen entfaltet das Format für wen? Methodik: Entwicklung des Kurskonzeptes im transdisziplinären Team (Wissenschaft, Projektbegleitung und informelle und formelle HelferInnen aus dem lokalen Sorgenetz). Dokumentation des qualitativen Feedbacks an den vier Kursabenden. Evaluationsworkshop mit Kursleitung und -begleiterInnen. Ergebnis: Moderation, inhaltliche und referierende Gestaltung der vier Kursabende wurden von VertreterInnen des lokalen Sorgenetzes durchgeführt. Durchschnittlich haben 25 - 30, am letzten Abend 40 Personen teilgenommen. Es wurden existenzielle Erfahrungen geteilt, Wissen ausgetauscht, Informationen zum Umgang mit Sterben, Tod und Trauer und den verfügbaren Unterstützungsangeboten in der Region gegeben. Die TeilnehmerInnen berichteten von, durch den Kursbesuch angeregten, hilfreichen Interventionen in konkreten Betreuungssituationen. Schlussfolgerung: Nutzen entfaltete der Kurs für die Bevölkerung (Wissen, Austausch, vorsorgende Kommunikation und soziale Unterstützung), für das Kursteam (gemeinsames Sorgeverständnis, frühzeitiger Kontakt mit BürgerInnen, Impulse für die eigene Arbeit) und für die Vernetzung von informeller und formeller Hilfe in der Region.

P146 Sichtweisen leitender Intensivmediziner zur ärztlichen Handlungspraxis am Lebensende: Eine nationale Befragung Langer S.

1, Stengel I.

1, Fleischer S.

1, Stuttmann R.

2, Berg A.

1

1Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut der Gesundheits- und

Pflegewissenschaft, Halle/ Saale, Deutschland, 2Berufsgenossenschaftliches Klinikum

Bergmannstrost, Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin, Schmerztherapie, Halle/ Saale, Deutschland

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Fragestellung: Im Rahmen therapiebegrenzender Maßnahmen spielen Patientenverfügungen (PVen) eine entscheidende Rolle. Diese werden jedoch weiterhin kontrovers diskutiert. In der vorliegenden Studie wurden deshalb die Sichtweisen leitender Intensivmediziner zum Umgang mit PVen und zur ärztlichen Handlungspraxis hinsichtlich therapiebegrenzender Maßnahmen am Lebensende erhoben. Methode: Die Stichprobe bildeten alle deutschen Kliniken mit einer Mindestanzahl von 300 Betten sowie einer anästhesiologisch geführten Intensivstation (n=299). Jede Klinik erhielt postalisch einen standardisierten Fragebogen, der sich an jeweils einen leitenden Intensivmediziner richtete. Ergebnis: Der Rücklauf betrug 74,2% (n=222/299). Über 90% der Intensivmediziner äußern Formulierungsprobleme in PVen und Schwierigkeiten bei der Übertragbarkeit auf den konkreten Krankheitsfall. Korrespondierend wünschen sich 95,9% (n=207/216), dass eine qualifizierte ärztliche Beratung zur PV stattfindet. 36,1% (n=79/219) der Intensivmediziner kennen das Konzept der gesundheitlichen Vorausplanung (Advance Care Planning, ACP); angewendet wird es von 11,3% (n=24/212). Dennoch wird von 70,6% (n=154/218) der Ärzte auch eine unklar formulierte PV als hilfreich eingeschätzt. Acht von zehn Kliniken führen die finale Extubation gemäß dem Patientenwillen durch; die Hälfte der Ärzte erlebt den Vorgang der finalen Extubation als belastend. Für ein Drittel der Befragten (n=66/218) ist ein unwiderrufbarer Therapieabbruch problematisch, da durch die Handlung der Tod unmittelbar eintritt. Im „Patientenverfügungsgesetz“ sehen 47,3% (n=98/207) der Intensivmediziner eine Minimierung der Sorge um unterlassene Hilfeleistung. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse machen die Akzeptanz des Selbstbestimmungsrechtes des Patienten deutlich, zeigen aber auch, dass zukünftig weitere unterstützende Konzepte wie beispielsweise ACP zu einer wirksamen Umsetzung des Patientenwillens im intensivmedizinischen Alltag nötig sind.

P147 „Das ist mein Job als Arzt, auch Verantwortung zu übernehmen“ - klinisch-ethische Entscheidungen bei nichteinwilligungsfähigen Patienten Dunger C.

1, Schulz C.

2, Schnell M.W.

1

1Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten, Deutschland,

2Institute

of Psychiatry, Psychology and Neuroscience (IoPPN), King's College, London, UK, London, Vereinigtes Königreich Hintergrund: Klinische Entscheidungsfindung (EF) in ethisch-relevanten Situationen ist Teil professionellen Alltags. Beispielhaft hierfür sind Therapieentscheidungen (ThE) bei nichteinwilligungsfähigen Patienten. Trotz der gesetzlichen Regelungen seit 2009, besteht eine Unsicherheit bei vielen Medizinern, wie zu reagieren ist. Methodik: Ziel der Studie ist zu identifizieren, welche Einflussfaktoren bei ThE mit nichteinwilligungsfähigen Patienten wirken und welche Rolle die Werthaltungen der Mediziner dabei spielen. Deutschlandweit wurden 199 Intensiv- und Palliativmediziner mittels Online-Umfrage und 22 qualitativen Interviews befragt. Der Fragebogen ist ein Faktoriellen Survey (FS) und wird mithilfe von Regressions- und Mehrebenenmodellen ausgewertet. Die Auswertung der Interviews geschieht mittels Framework Analysis. Ergebnisse: Der FS zeigt konkrete Einflussfaktoren auf die klinisch-ethische EF und die zugrundeliegenden Haltungstypen der Teilnehmer (TN) auf. Bei wenig konflikthaften Situationen sind klare Entscheidungspräferenzen aller TN zu erkennen. Relevant sind jedoch uneindeutige Situationen. Sie werden sehr verschieden bewertet. Die qualitativen Ergebnisse ergänzen, dass die TN sich als Garanten sehen, die eine schwerwiegende Verantwortung übernehmen. Die ThE wird als herausforderndes Rätzel/Puzzle erlebt, das zusammen gefügt werden muss. Das Zusammenfügen gelingt nur über eine gute Kommunikation, für die sich die TN zwar verantwortlich fühlen, aber auch formulieren, dass sie dafür nicht ausreichend ausgebildet sind. Schlussfolgerungen: Der FS ist ein Design, das durch die Verbindung von experimentellem Design und Meinungsumfragen neue Möglichkeiten in der Haltungsforschung gibt. Die Bedeutung einer gut reflektierten Kommunikation zur EF, der eigenen Belastbarkeit als professioneller Verantwortungsträger und der Komplexität klinisch-ethischer EF erscheinen als zentrale Aspekte, die in der Ausbildung von Medizinern besonderer Berücksichtigung bedürfen.

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P148 Einführung einer Verfügung für Notfälle und Akutereignisse („Augsburger Notfallplan“) zur Verbesserung der notfallmäßigen Versorgung von PatientInnen unter Berücksichtigung des aktuellen, vorausverfügten oder mutmaßlichen Willens Eichner E.

1, Fischer J.

2, Sorge I.

3

1Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V., Augsburg, Deutschland,

2Augsburger

Palliativversorgung gemeinnützige GmbH, Augsburg, Deutschland, 3Juristische Fakultät der

Universität Augsburg, Lehrstuhl für Deutsches, Europäisches und Internationales Straf- und Strafprozessrecht, Medizin- und Biorecht, Augsburg, Deutschland Fragestellung: Wie kann die notfallmäßige Versorgung von PatientInnen unter Berücksichtigung des festgestellten Willens so erfolgen, dass Notärzte gemäß dem Patientenwillen handeln (können)? Methodik: Eine Projektgruppe erarbeitete seit Juli 2014 ein einseitiges DIN-A4-Dokument „Notfallplan“. Eingebunden wurden medizinethische Expertise sowie ein strafrechtliches Gutachten zur Statusklärung des Dokuments. Ergebnis:

1. Eine „normale“ Patientenverfügung deckt Notfallsituationen oft nicht mit ausreichender Bestimmtheit ab und kann deswegen oft vom Notarzt nicht beachtet werden.

2. Der Augsburger Notfallplan erfüllt alle juristischen Voraussetzungen der Patientenverfügung nach § 1901a BGB, wenn er vom volljährigen und einwilligungsfähigen Patienten selbst unterschrieben ist. Damit ist er rechtlich unmittelbar bindend.

3. Sowohl aufgrund der Reichweite solcher Willensäußerungen als auch der Komplexität sowie Vielfalt von Akutsituationen soll ein Notfallplan in ein Advance Care Planning (ACP) eingebettet werden. Bei der Einführung eines Notfallplans müssen deswegen alle drei ACP-Elemente (professionell unterstützter Kommunikations-Prozess, Dokumentation und regionale Implementierung) umgesetzt werden.

4. Für den Fall, dass ein Betroffener nicht mehr in ein Krankenhaus gebracht bzw. keinerlei intensivmedizinische Maßnahmen erhalten will und dieser in einer Notfallsituation nicht sofort aufgrund des (dem Willen folgenden) Unterlassens verstirbt, stellt sich für den Notarzt die Frage einer qualifizierten Anschlussversorgung. Denn das Zurücklassen eines Menschen in akuter Not bedeutet ggf. unterlassene Hilfeleistung, wenn der Notarzt zu einem weiteren Notfall-Einsatz muss.

Schlussfolgerung: Ein Notfallplan ist ein wesentliches Element eines regionalen Advance Care Planning (ACP)-Programms, das in Augsburg als notwendig und zielführend angesehen wird. Der qualifizierte Beratungsprozess muss nun vor Aufnahme der Pilotphase definiert werden.

P149 Bis dass der Tod Euch scheidet - gemeinsame Suizide von Ehepaaren bei Erkrankung eines Partners Lorenzl S.

1,2

1Paracelsus Medical University, Institute of Nursing Science and Practice, Salzburg, Österreich,

2Krankenhaus Agatharied, Neurologie und Palliativmedizin, Hausham, Deutschland

Fragestellung: Gemeinsame Suizide von Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen und Ihren Angehörigen sind ein in der letzten Zeit gehäuft auftretendes Phänomen. Das zunächst ungewöhnlich erscheinende Vorgehen basiert nicht selten auf dem gegenseitigen Versprechen den Partner nicht alleine zu lassen. Die Suizidhandlung wird stets sorgfältig geplant und in der Regel hilft der erkrankte Partner dem Gesunden bei Suizid. Hierbei kann es vorkommen, dass der Erkrankte unfreiwillig überlebt. Methodik: Wir beschreiben 4 Fallberichte von Ehepaaren, bei denen eine Partner unter einer neurodegenerativen Erkrankung bzw. in einem Fall unter einem Pankreaskarzinom litten und bei denen die geplante Suizidhandlung nicht gelungen ist, so dass entweder beide oder der erkrankte Partner überlebten. Ergebnisse: Die Patienten waren entweder an einer Demenz oder einem Parkinsonsyndrom bzw. einem Pankreaskarzinom erkrankt. Durch unsachgemäße Einnahme von Substanzen kam es in zwei

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Fällen zum Tode des Partner in zwei Fällen zu schweren Vergiftungserscheinungen des Partners ohne Todeswirkung. Die Erkrankte Person überlebte jeweils die Handlung und war dadurch schwer belastet. Initial erfolgte in 2 Fällen (diejeningen mit Todeswirkung) die Aufnahme in die Psychiatrie. Der Todeswunsch bestand bei denjenigen mit dem verstorbenen Partner weiter, bei denjenigen, die beide die Handlung überlebt hatten war kein Todeswunsch mehr vorhanden. Palliativmedizinische Betreuung hatte bei den beiden überlebenden Paaren eine große Bedeutung, bei denjenigen, bei denen die Partner durch ihre Hand umgekommen waren, wurde eine palliativmedizinische Betreuung abgelehnt. Schlussfolgerungen: Suizidabsichten aufgrund einer neurodegenerativen Erkrankung sind kein seltenes Phänomen und sollten vom behandelnden Arzt offen angesprochen werden. Insbesondere Ehepaaren sollte nicht nur medizinische sondern auch psychosoziale Begleitung angeboten werden. Das frühe Einbinden von Palliative Care erscheint hier hilfreich.

P150 Die Perspektive alleinlebender hochaltriger Menschen auf die Zukunft und das Lebensende - Ergebnisse einer qualitativen Sekundäranalyse Pleschberger S.

1, Wosko P.

1

1Österreichische Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen (ÖPIA), End-of-life care, Wien, Österreich

Fragestellung: Advance Care Planning (ACP) für die letzte Lebensphase ist mittlerweile in vielen Ländern verbreitet. Insbesondere für alleinlebende hochbetagte Menschen die bis zuletzt zuhause bleiben möchten ist dies bedeutsam. Sie sind diesbezüglich aufgrund eines wachsenden Hilfe- und Pflegebedarfs besonders vulnerabel, allerdings auch sehr zurückhaltend in der Nutzung von ACP-Maßnahmen, wie die Österreichische Interdisziplinäre Hochaltrigenstudie (ÖIHS) zeigte. Die Perspektive alleinlebender hochaltriger Menschen auf zukünftige Hilfe- und Pflegebedürftigkeit insbesondere zum Lebensende zu erfassen, und Einflussfaktoren auf ACP besser zu verstehen, war das Anliegen. Methode: Eine Sekundäranalyse von qualitativen Daten aus der ÖIHS wurde durchgeführt und aus den 40 qualitativen Interviews mit hochbetagten Menschen jene mit Alleinlebenden extrahiert (n=19) sowie in einer selektive Nacherhebung ergänzt. 25 Interviews bildeten die Basis für die Analyse. Letztere erfolgte durch Anwendung eines Kodierverfahrens EDV-unterstützt. Ergebnis: Einflussfaktoren auf den Umgang mit Vorsorgemaßnahmen umfassten neben dem Informationsstand auch Erfahrungen und Einschätzungen in Bezug auf die Wirksamkeit von Maßnahmen des ACP. Die Ausgestaltung der sozialen Beziehungen spielte zudem eine wichtige Rolle im Umgang mit dem Spannungsfeld von aktiver Vorsorge zur Sicherstellung von Selbstbestimmung und Angewiesenheit auf Andere. Schlussfolgerung: Die Anliegen, häufig Sorgen, hochbetagter alleinlebender Menschen hinsichtlich ihrer Zukunft lassen sich nicht vollumfänglich in den aktuell verfügbaren Instrumenten der Vorsorge aufnehmen. Um hochaltrige Menschen darin unterstützen zu können, ihre Bedürfnisse, Wünsche, aber auch Ängste zu kommunizieren und ggf. auch entsprechend vorzusorgen, bedarf es einer umfassenden Beratung die in ein Beziehungsangebot eingebettet werden muss. Wer dafür geeignet ist, was dies genau beinhaltet ist Gegenstand aktueller Debatten und weiterer Forschung.

P151 Hochzeit auf der Palli Schmohl C.

1

1Klinikum Stuttgart, Evang. Seelsorge, Palliativeinheit am Klinikum Stuttgart, Stuttgart, Deutschland

Fragestellung: Es gehört nicht zu den Alltagsroutinen, dass Patienten auf einer Palliativstation den Wunsch nach einer Eheschließung oder der Begründung einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft äußern, manchmal auch verbunden mit dem Wunsch nach einer kirchlichen Segenshandlung oder kirchlichen Trauung. Nicht selten handelt es sich um Paare, die bereits seit vielen Jahren stabil zusammenleben, mit eigenen Kindern oder mit Kindern aus früheren Partnerschaften oder Ehen. Ihr Wunsch berührt das Thema der Würde in der Palliativversorgung. Er steht in Zusammenhang mit

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der Selbstbestimmung am Lebensende und betrifft die Aspekte der existentiellen Kommunikation, der Integration (säkularer) Spiritualität in die Palliativversorgung, und der Bedeutung der Sexualität für schwerkranke und sterbende Menschen, außerdem rechtliche Fragen. Methodik: Der Beitrag beleuchtet mittels Logotherapie, Seelsorge und Spiritual Care Chancen und Risiken für das medizinisch-pflegerisch-psychosozial-spirituelle Team und bietet sinnzentriert-psychotherapeutische und seelsorgliche Überlegungen. Ergebnis: Insbesondere in der Palliativsituation leidet die große Mehrheit der Patienten unter hoher Krankheitslast. Gleichzeitig hoffen nicht selten beide Partner lange auf ein Fest in wiederhergestellter Gesundheit. Oft sind es beiläufige Bemerkungen, Andeutungen, Halbsätze, die Indizien sein können für den Heiratswunsch. Auch lange zurückgedrängte spirituelle, religiöse Nöte und Bedürfnisse von Patienten auf der Suche nach Sinn und in der Frage nach Gott können hier Rolle spielen. Schlussfolgerung: Rituale haben auch für die medizinische Praxis Bedeutung. In ihnen wird etwas vom Sinnhorizont menschlichen Lebens erahnt. Die Eheschließung kann Patienten ermöglichen, das eigene Leben als sinnvoll zu erleben. Die Heirat kann ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Würde des Paares sein, Familien und Zugehörigen über den Tod hinaus Trost und Hoffnung bieten und so „die beste Therapie“ sein.

P152 Hospizkrimi - literarische Gattung oder Unfug? Zwischen Sinn und Unsinn neuer Zugänge zu "bekannten" Themen. Lesung mit anschließender Diskussion. Bruker C.

1, Schmidt C.

2

1AGP Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland,

2Praxis für

Allgemeinmedizin; Palliativmedizin, Niebüll, Deutschland Es gibt kaum einen Sonntagabend, an dem sich nicht die halbe Nation zum „Tatort“ vor dem Fernseher versammelt. Die Zuschauer wollen unterhalten werden. Auch unter der Woche werden die Abendprogramme mit immer neuen Kommissaren bespielt. Der „Hype“ um Krimis füllt Regalwände. Im Jahr 2015 ist der Hospizkrimi „Oxymoron“ erschienen. Anna Rosenkranz stirbt in einem Husumer Pflegeheim. Durch Zufall wird erkannt, dass sie keines natürlichen Todes gestorben ist. Ein assistierter Suizid? Mit ihrer Tochter verbindet sie ein ambivalentes Verhältnis - ein Motiv? Der Heimleiter verfolgte vor allem ökonomische Interessen. Oder brachte die Überlastung bei den Pflegern hinreichende Gründe hervor? Die Autor/innen Christine Bruker und Christoph Schmidt befassen sich seit Jahren aus wissenschaftlicher (Sozialforschung) und praktischer (niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin, Palliativmedizin) Sicht mit Fragen menschenfreundlicher Umgangsweisen mit Menschen am Lebensende, mit Palliative Care und Sterbehilfe. Nun haben sie einen Krimi geschrieben, der ebendiese Themen aufgreift: Wie könnten Bilder eines „guten Sterbens“ aussehen, und: Welche Rolle kommt dabei der Palliativmedizin zu? Wie sieht es aus im Grenzbereich zwischen zugewandter Sorge und Gewalt am Lebensende? Die Komposition des Krimis „…ermöglicht, nahezu beiläufig den Alltag der Versorgung kennen zu lernen, professionelle Praxen, Rahmenbedingungen, Ambivalenzen ebenso wie menschliches Verstehen“ (Nachwort von Andreas Heller). Das Buch lebt nicht von Eindeutigkeiten, sondern von einer freundlichen Nachdenklichkeit über die Lesarten von Selbstbestimmung und Solidarität unter heutigen gesellschaftlichen Bedingungen. Doch es bleibt die Frage : Dürfen Themen rund um Palliative Care (auch) unterhalten? Bedient der Krimi vor allem aktuelle Trends oder lässt sich damit ein Format gewinnen, das es vermag, Klischees aufbrechen und überzeichneten Ängsten begegnen? Darüber lässt sich diskutieren.

P153 Die Kunsttherapie als supportives Instrument in der Palliativversorgung Gronwald B.

1, Schaumlöffel U.

1, Osterburg M.

1

1Universitätsklinikum Homburg, Zentrum für Palliativmedizin, Homburg, Deutschland

Fragestellung: Wirkt Kunsttherapie in der Palliativversorgung als sichtbare Ressource für Würde? Methodik: KUNSTTHERAPIE, in den entstehenden Bildern und Objekten unserer Patienten, geben

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sichtbaren Ausdruck für sich selbst und andere. Wenn Worte durch die Ohnmacht der lebensbedrohlichen Krankheit oder dem Sterben schwer fallen „spricht“ die Kunst:„Das was mir auf der Brust liegt, kann endlich rauskommen. Es wird mir leichter und ich kann vieles besser verstehen. Es wird sichtbar für mich, aber auch für meine Familie und für die Ärzte. Wir haben etwas, worüber wir reden können, wenn sonst oft Worte fehlen oder es schwer fällt zu reden. Alles ist zu sehen.“ (Patientin, *1961, † 2014) WÜRDE bedeutet, dass unsere Patienten in ihren Wünschen und Eigenarten wahrgenommen und respektiert werden. Ohne Druck von Methoden und Zeit wird unser Patient in seinem Selbstwert, im Annehmen der Erkrankung und der Endlichkeit des Seins gestärkt und begleitet. Die INDIVIDUELLE PALLIATIVE KUNSTTHERAPIE macht Ressourcen sichtbar und ermöglicht unseren Patienten sich wieder als Handelnde zu erleben. Die „Begegnungspalette der kunsttherapeutischen Möglichkeiten“ wird entsprechend im Sehen der Persönlichkeit und einer würdevollen Begegnung auf Augenhöhe genutzt. Im schöpferischen Einlassen entsteht ein gedanklicher Ruheraum zur Entspannung und zum „Durchatmen“, um für sich selbst und andere sichtbar neue Blickwinkel und einen inneren Frieden zu finden. Die entstandenen Werke können auch nach dem Tod den Angehörigen eine Kraftquelle sein. Ergebnis: Ein Mensch in der Palliativmedizin wird über die Kunsttherapie ganzheitlich in Würde wahrgenommen und individuell begleitet. Schlussfolgerung: Kunsttherapie wirkt als supportives Instrument für den sichtbaren Ausdruck von Würde.

P155 Würdezentrierte Therapie („Dignity Therapy“) - Durchführbarkeit, Akzeptanz und kulturelle Adaptation der psychotherapeutischen Kurzintervention Mai S.

1, Jentschke E.

2, Hildebrandt J.

1, Goebel S.

1, van Oorschot B.

2, Weber M.

1

1Universitätsmedizin Mainz, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland,

2Universitätsklinikum Würzburg, Interdisziplinäres Zentrum Palliativmedizin, Würzburg, Deutschland

Einleitung: Mit der Würdezentrierten Therapie (WzT) steht eine forschungsbasierte Kurzintervention (Dignity Therapy nach H.M. Chochinov) zur Verfügung. Ziele der Intervention sind die Reduktion existentiellen Leids und die Steigerung des Würdeempfindens. Basis der WzT ist ein semi-strukturierter Interviewleitfaden. Die Überprüfung der Durchführbarkeit sowie die Anpassung an die deutsche Sprache und Kultur sind notwendige Grundlagen für die Anwendung und zukünftig vergleichbare Forschung zur WzT in Deutschland. Methodik: Im Rahmen einer multizentrischen Mixed-Methods-Studie auf zwei Palliativstationen (Mainz, Würzburg) werden mittels Fragebögen, Interviews und Fokusgruppen von Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern quantitative und qualitative Daten erhoben. Ergebnisse: Die Datenerhebung wird im April 2016 mit dem Einschluss von 30 Patienten, deren Angehörigen sowie 10 Mitarbeitern der Palliativstationen beendet. Eine Zwischenauswertung für Mainz (Studienbeginn 26.5.15) und Würzburg (Studienbeginn 1.10.15) zum 1. März 2016 ergab, dass von 180 bzw. 138 aufgenommenen Patienten 50 bzw. 26 die Einschlusskriterien erfüllten. Das häufigste Ausschlusskriterium war eine Lebenserwartung unter zwei Wochen bereits bei Aufnahme (60 %). Die WzT wurde mit 12 bzw. 8 Patienten durchgeführt. Das Feedback der Patienten und Angehörigen war außerordentlich positiv. 15 von 16 Patienten, die den Feedback-Bogen ausfüllen konnten, empfanden die WzT als hilfreich („WzT ist ein Geschenk. Es ist mehr als ich erwartet hatte.“). 86 % der Angehörigen (19 von 22) würden die WzT weiterempfehlen („Ein Stück von ihm ist eingefangen und festhaltbar für immer.“). Schlussfolgerung: Nach Abschluss der Studie werden der nach EORTC-Richtlinien übersetzte und geprüfte Interviewleitfaden sowie die Feedbackbögen für Patienten und Angehörige ab Oktober 2016 zur standardisierten Anwendung und Beforschung der WzT zur Verfügung stehen.

P156 Betreuung von schwerstkranken Menschen mit Behinderung - Implementierung von Palliative Care in einer Wohngruppe von Menschen mit Behinderung Jütte R.

1, Marx G.

1, Jansky M.

1, Radnai B.

1, Nauck F.

1

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1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland

Fragestellung: Die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen mit schwerer geistiger oder körperlicher Behinderung gleicht sich in den letzten Jahrzehnten der Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung an. Dies liegt an der besseren medizinischen Versorgung und daran, dass dies die erste Generation ist, die nach der „ethnischen Säuberung“ des nationalsozialistischen Regimes geboren ist und alt wird. Ziel war die Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines Curriculums zur Schulung palliativer Versorgung von Menschen Behinderung in einer Wohngruppe. Methode: Die Betreuungskräfte erlernten in zehn Schulungsterminen á 90 Minuten Grundlagen für die Begleitung von schwerstkranken Menschen mit Behinderungen in der letzten Lebens- und Sterbephase. Standardevaluation der Schulung (einmalig) und Erhebung des Lernzuwachses mittels Fragebogen mit offenen und geschlossenen Fragen (baseline und follow-up nach 6 Monaten) zu folgenden Themen: Herausforderungen im Berufsalltag, belastende Situationen und Umgang damit im Team, Umgang mit verschiedenen Situationen am Lebensende und versorgungsbezogene Sicherheit. Deskriptiv statistische und inhaltsanalytische Analyse. Ergebnisse: Die Durchführung der Schulung wurde von den Teilnehmern durchgehend positiv evaluiert. Erste Analyse der offenen Fragen zeigt, dass die Mitarbeitenden im Praxisalltag in der Betreuung sterbender und verstorbener Bewohner und bei der Erfassung und Behandlung weiterer Symptome an Handlungssicherheit gewonnen haben. Im Umgang mit Betäubungsmitteln und der medizinischen Versorgung von Schmerzen zeigen sich berufsgruppenspezifische Unterschiede. Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass Umfang und Form der Schulung in den Alltag der Wohngruppe integriert werden können, und dass die Implementierung von palliativen und hospizlichen Ansätzen im Bereich der Wohngruppen von Menschen mit Behinderung wichtig sind, da sie die Handlungssicherheit erhöhen können.

P157 Situation der Schmerzversorgung von Menschen mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung - eine Fragebogenuntersuchung in Einrichtungen der Behindertenhilfe Schlichting H.

1, Kloke M.

2

1Universität Leipzig, Institut für Förderpädagogik, Leipzig, Deutschland,

2Kliniken Essen-Mitte, Bereich

Palliativmedizin, Essen, Deutschland Menschen mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung sind Schmerzen in besonderer Weise ausgeliefert, weil sie diese nicht adäquat kommunizieren können. Sie sind vollständig darauf angewiesen, dass Bezugspersonen, wie Eltern oder Mitarbeitende in Einrichtungen der Behindertenhilfe ihren Schmerz wahrnehmen und Hilfemaßnahmen einleiten. Aufgrund ihrer vielfältigen chronischen Erkrankungen und der Vielzahl an (schmerzhaften) medizinischen und pflegerischen Einwirkungen, die sie während ihrer Biographie erfahren, sind sie allerdings mehr als jede andere Bevölkerungsgruppe von Schmerzen betroffen. Bezüglich der Wahrnehmung und der Diagnostik von Schmerzen im Kontext schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung gibt es nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen und Veröffentlichungen. Es besteht hier sowohl ein großer Forschungs- als auch Handlungsbedarf. Aus den wenigen Veröffentlichungen (u.a. ZERNIKOW 2009) ist bekannt, dass Kinder und Jugendliche mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung nach Operationen wesentlich weniger Schmerzmedikamente erhalten als solche ohne Behinderung. Eine Schmerzevaluation mittels Schmerzbeobachtungsbögen wird sowohl in Einrichtungen des Gesundheitswesens als auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe bei diesem Personenkreis nur selten durchgeführt (CARITASVERBANDES AUGSBURG 2011). Mittels der vorliegenden Untersuchung werden Gruppenleitungen in Heimen der Behindertenhilfe nach dem Auftreten, der Diagnostik und Dokumentation sowie des Vorliegens eines Schmerzassessments bezüglich des Personenkreises Menschen mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung befragt. Die Fragebogenuntersuchung wird in Einrichtungen verschiedener Bundesländer durchgeführt und soll ein erstes Bild zur Schmerzsituation und -versorgung dieser Personengruppe zeichnen.

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P158 Palliative Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund aus Perspektive von Versorgern Owusu-Boakye S.

1, Banse C.

1, Jansky M.

1, Marx G.

1, Nauck F.

1

1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland

Fragestellung: Aus der Literatur geht hervor, dass Menschen mit Migrationshintergrund (MMMs) das Gesundheitssystem anders nutzen als Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte. Unzureichende Kommunikation zwischen MMMs und Versorgern sowie Unklarheiten über die Bedürfnisse von MMMs werden als häufige Gründe genannt. Problematisch ist eine nicht ausreichende Inanspruchnahme des med. Versorgungsangebots bei unheilbaren progredienten Erkrankungen. Untersucht wird: Wie und wo entstehen Versorgungslücken? Wer sind wichtige Personen in der Überleitung? Welche Bedürfnisse haben MMMs im Kontext einer unheilbaren Krebserkrankung? Welche Zugangsbarrieren zur Palliativmedizin gibt es? Methodik: Qualitatives Design; Narrative Interviews mit 11 Versorgern; Inhaltsanalytische Auswertung (Mayring) Ergebnis: Erste Ergebnisse aus den Interviews zeigen, dass Versorger oft keinen routinierten Umgang mit MMMs haben und mit speziellen Problemen konfrontiert sind. Prekäre Lebensverhältnisse können sich erheblich auf die Versorgungssituation auswirken. Ein ungesicherter Aufenthaltsstatus führt dazu, dass die Kostenübernahme unklar ist und Genehmigungen med. Leistungen häufig nur durch direkte behördliche Ansprechpartner beschleunigt werden können. Die Versorger nehmen einen Mehraufwand an psychosozialem Unterstützungsbedarf wahr, dem sie nicht immer gerecht werden können. In der Interaktion sehen sie sich mit Sprachproblemen konfrontiert und sind oft unsicher, wie sie auf MMMs reagieren sollen, insbesondere wenn MMMs das Lebensende tabuisieren. Schlussfolgerung: Eine engere Zusammenarbeit spezialisierter Versorger mit Akteuren des Gesundheitssystems (Hausärzte, Apotheken), gesetzlichen Körperschaften des öffentlichen Rechts (Krankenkassen, Sozialämter) und Migrations- und Dolmetscherdiensten sowie deren frühzeitige Inanspruchnahme kann den Versorgungsalltag erleichtern. Die Wahrnehmung der speziellen Lebenssituation von MMMs ist die Voraussetzung für eine verbesserte med. Versorgung.

P159 Der Einsatz von Dolmetschern in narrativen Gesprächssituationen - Erfahrungen aus der palliativmedizinischen Forschungspraxis Banse C.

1, Owusu-Boakye S.

1, Jansky M.

1, Marx G.

1, Nauck F.

1

1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland

Fragestellung: In der Literatur wird empfohlen, professionelle Dolmetscher bei empirischen Forschungsprojekten zu Menschen mit Migrationshintergrund (MMM) einzusetzen. Häufig fehlt jedoch ein routinierter Umgang mit dem Einsatz von Dolmetschern. Stattdessen wird, was naheliegend scheint, auf familiäre Dolmetscher zurückgegriffen. Doch Familienangehörige können durch diese Aufgabe überfordert sein, da Rollenkonflikte entstehen und Inhalte nicht entsprechend dargestellt werden können. Basierend auf ersten Erfahrungen in der Nutzung von Dolmetschern in einer empirischen Studie, soll der Frage nach deren Bedeutung für die Durchführung qualitativer Interviews nachgegangen werden: Wann erleichtern Dolmetscher die Kommunikation mit MMM? Welchen Einfluss haben sie auf den Forschungsprozess? Methodik: Qualitatives Design; biographisch narrative Interviews mit Patienten mit Migrationshintergrund, Einsatz von Dolmetschern; interpretative Auswertung mit Grounded Theory. Ergebnis: Erste Erfahrungen aus der Forschungspraxis zeigen, dass Dolmetscher nicht nur übersetzen, sondern erheblichen Einfluss auf die Interviewsituation haben. Dolmetscher fungierten bei der Rekrutierung von MMM als weitere Gatekeeper neben dem medizinischen Personal. In der Interviewsituation kam es zu Überschreitungen des Aufgabenbereichs, indem Aushandlungsprozesse zwischen Dolmetschern und Projektmitarbeitern stattfanden. Bei Sprachbarrieren wurde eine hohe Abhängigkeit der MMM wie auch der Projektmitarbeiter von den Dolmetschern sichtbar. Diese führte in ein Vertrauen müssen in die Kompetenzen des Dolmetschers. Schlussfolgerung: Die Rolle von Dolmetschern sollte, auch bei einer vorliegenden Professionalisierung, präzise und ggf. mehrmals im Forschungsprozess geklärt werden, da

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Dolmetscher den Interviewverlauf mitgestalten. Es empfiehlt sich, dass die Dolmetscher in der Übersetzung längerer Erzählpassagen ausgebildet sind. Zudem sollte ein Vertrauensverhältnis zwischen allen Beteiligten angestrebt werden.

P160 “Goodhearted people from the community“ - Freiwillige in der Palliativversorgung in Afrika Loth C.

1, Namisango E.

2,3, Pabst K.

1, Jaspers B.

1,4, Radbruch L.

1,5

1Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland,

2African

Palliative Care Association, Kampala, Uganda, 3King’s College London, Cicely Saunders Institute,

London, Vereinigtes Königreich, 4Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen,

Deutschland, 5Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin,

Bonn, Deutschland Fragestellung: Palliativversorgung (Palliative Care PC) und kurative Medizin werden in Afrika häufig integriert gedacht und sind stark durch die AIDS Epidemie geprägt. Die Arbeit von Freiwilligen (FW) in diesem afrik. PC-Konzept wurde erstmals afrikaweit untersucht. Methodik: PC Experten aus 30 afrik. Ländern wurden zu einer Onlineumfrage (engl./franz.) eingeladen. Der Fragebogen wurde bei einer Feldphase in Uganda (30 Tage) getestet. Die finale Form enthielt 58 Fragen (offen und geschlossen) zu Demografie, Aufgaben, Motivation und Koordination von FW im jeweiligen Land sowie Bewertungen der aktuellen Entwicklung. Die Umfrage fand von Jan.-Okt. 2015 statt. Die Daten wurden deskriptiv mit SPSS ausgewertet. Freitextantworten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet (Critical Companion Methode). Ergebnis: Rücklauf: 25 Antworten aus 21 Ländern. Die typische FW ist 30-50 J. alt. Ihre Motivationen sind Altruismus, bürgerschaftliches Engagement und möglicher beruflicher Nutzen. Die meisten FW erhalten Busgeld oder Fahrräder, viele auch kleine Entlohnungen. Jeder zweite Experte bewertet das Anwerben von FW als leicht, oft durch Kooperation mit der Gemeinde. Training findet meist vor dem ersten Einsatz statt (14 Experten). Themen sind: PC Konzept, Pflege, psychosoz. Unterstützung und Teamarbeit. Die Hälfte der Experten erachtet die derzeitige Entwicklung als positiv, während die andere Hälfte Probleme v.a. bei Finanzierung und Motivation sieht. Schlussfolgerung: Nach gutem Training können FW das Gesundheitssystem erweitern, indem sie Patienten und Familien unterstützen. Dazu befähigt sie die räumliche und soziale Nähe zum Patienten. Es ist wichtig, die Motivation von FW zu verstehen, um Strategien für Anwerben, Erhalt und Entlohnung zu entwickeln. Bisher werden PC Programme v.a. von ausländischen NGOs finanziert. Auch Regierungen und die Gemeinden selber können Teil nachhaltiger Konzepte sein.

P161 Schulungsbedarf von Hospizhelfern in interkultureller Kompetenz Wasner M.

1,2, Kurz A.K.

1

1Katholische Stiftungsfachhochschule München, München, Deutschland,

2Dr. von Haunersches

Kinderspital, Koordinationsstelle Kinderpalliativmedizin, München, Deutschland Hintergrund: Die soziokulturelle Diversität in Deutschland ist so groß wie nie zuvor. Diese Vielfalt von Lebenswelten verlangt in der Hospizarbeit spezifische Ansätze, um sterbende Menschen unterschiedlicher Ethnien, sozialer Schichten und Weltanschauungen sensibel zu begleiten. Ziel und Methoden: Ziel dieses Projektes war es, die Aspekte interkultureller Begleitung, mit denen ehrenamtliche Hospizhelfer konfrontiert sind, zu erfassen und den Schulungsbedarf in Bezug auf interkulturelle Begleitung zu erheben. Zu diesem Zweck wurden 2 Fokusgruppeninterviews mit Koordinatoren von Hospizdiensten durchgeführt und zusätzlich noch 7 Telefoninterviews. Die transkribierten Interviews wurden qualitativ ausgewertet. Insgesamt sind die Expertenmeinungen von 20 Koordinatoren in die Auswertung eingeflossen (606 min Material). Ergebnisse: Große Unterschiede gab es zwischen den Hospizvereinen in der Zahl der aktuellen interkulturellen Begleitungen. Alle Hospizvereine gehen aber davon aus, dass die Begleitung von Menschen aus unterschiedlichen sozialen Lebenswelten in der Zukunft stark zunehmen wird. Der Zugang zu diesen Personengruppen, die unterschiedliche Sprache und Kultur, der Umgang mit der

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„Fremdheit“, „Nicht-Wissen“ und die Erwartungen an die Begleitung stellen dabei die zentralen Herausforderungen dar. Der derzeitige Schulungsstand der einzelnen Hospizvereine ist sehr unterschiedlich. Als wichtige Inhalte wurden neben Hintergrundwissen als Basis auch Selbstreflexion und Sensibilisierung für Transkulturalität genannt - weg von der Idee abgeschlossener Kulturen und hin zu dem Blick auf das Individuum. Resumee: Es sollten Schulungen konzipiert werden, die auf dem Konzept von Transkulturalität aufbauen, um eine bedarfsgerechte Begleitung von Menschen anderer Kulturen gewährleisten zu können. Dieses Projekt wurde gefördert durch die Bayerische Stiftung Hospiz aus Mitteln des Bayerischen Staatministeriums für Gesundheit und Pflege.

P162 Palliative Care - Bedeutung des soziokulturellen Kontexts der Herkunftsgesellschaft für das subjektive Verständnis russischsprachiger Migrant_innen in Deutschland Migala S.

1, Bakadorova O.

1, Dvurechenskaya E.

1, Sokolova O.

1, Flick U.

1

1Freie Universität Berlin, Erziehungswissenschaft und Psychologie, Berlin, Deutschland

Fragestellung: Ausgangspunkt im BMBF-Projekt PALQUALSUM für die Untersuchung von subjektiven Sichtweisen zu einer guten Versorgung und der Bedeutung von Lebensqualität am Lebensende waren Hinweise auf eine geringere Inanspruchnahme von Angeboten der Hospiz- und Palliativversorgung durch russischsprachige Migrant_innen. Dabei wurde auch danach gefragt, inwiefern der soziokulturelle Bezugsrahmen der Herkunftsgesellschaft bedeutsam ist. Für ein umfassenderes Verständnis der verdeutlichten subjektiven Bedürfnisse und Erwartungen an die Versorgung wurde die Untersuchung durch eine Literaturrecherche und Datenerhebung zur Versorgungssituation und Inanspruchnahme in Russland erweitert. Methodik: Neben episodischen Interviews mit russischsprachigen Patient_innen und Angehörigen (n=31) wurden Experteninterviews mit Mitarbeiter_innen der Palliativversorgung in Deutschland (n=51) und in Russland (n=10) durchgeführt. Die Interviews mit den Betroffenen wurden im Sinne des thematischen Kodierens fallvergleichend analysiert. Die thematisch-vergleichende Analyse der Experteninterviews mit dem Ziel einer theoretischen Generalisierung umfasste eine sequenzielle Kodierung zur Kategorienbildung und eine sich anschließende soziologische Konzeptualisierung. Ergebnis: Die vergleichende Analyse der Experteninterviews in Deutschland und Russland verdeutlicht Unterschiede in den Sichtweisen auf das Arzt-Patienten-Verhältnis, in deren Kommunikation über Diagnose und Prognose und mit Blick auf die Einbeziehung von Angehörigen in Versorgungsentscheidungen. Gemeinsamkeiten zeigen sich in ihrer Wahrnehmung der Bedürfnisse und Erwartungen von russischen bzw. russischsprachigen Patient_innen und Angehörigen zu diesen Themen. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der jeweiligen strukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen, dem konzeptionellen Verständnis der Expert_innen und ihrer Bedeutung für die Versorgung russischsprachiger Migrant_innen in Deutschland zu diskutieren.

P163 Ndi Moyo - ein Ort der Leben gibt - ambulante Palliativversorgung in Malawi Schmitzer I.

1

1Leipziger Palliativgesellschaft, Leipzig, Deutschland

Malawi gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 17 Mio. Menschen beträgt das Bevölkerungswachstum 2,8%. Die Lebenserwartung beträgt 52 Jahre. Die Armut betrifft besonders die Landbevölkerung, bei einer Ärztdichte von 1/ 50.000 Einwohner ist die medizinische Versorgung in vielen Bereichen mangelhaft. Im Jahre 2005 wurde von der Krankenschwester Lucy Kishindo Finch und ihrem Ehemann Tony der der Ndi Moyo Palliative Care Trust gegründet, eine in Malawi registrierte gemeinnützige Stiftung, die sich der Palliativversorgung der Landbevölkerung im Distrikt Salima verschrieben hat.

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Heute befindet sich in Salima ein Palliativstützpunkt, in dem ca. 400 Patienten jährlich palliativmedizinisch versorgt werden.Es gibt eine Ambulanz, in der die Patienten, die noch mobil sind, behandelt werden sowie ein Team, dass die immobilen Patienten zu Hause besucht. Es werden regelmäßige Visiten im District- Hospital durchgeführt und Beratungsstellen in Krankenhäusern der angrenzenden Distrikte betreut. Die Leipziger Palliativgesellschaft und der Ndi Moyo Palliative Care Trust bauen eine Partnerschaft auf, die dem gegenseitigen fachlichen und personellen Austausch dienen soll und Einblicke in die Arbeit des jeweiligen Partnerts bieten kann. In dem Vortrag soll die Arbeit eines ambulanten Palliativteams unter vollständig anderen Bedingungen, als wir sie hier in Deutschland kennen, vorgestellt werden.

P164 „Zu Hause wäre ich schon längst tot.“ Qualitative Studie zu migrationsspezifischen Bedürfnissen am Lebensende Paal P.

1, Lorenzl S.

2, Bükki J.

1,2

1Hospizdienst DaSein e.V., München, Deutschland,

2Institut für Pflegewissenschaften, Palliative Care,

Paracelsus Medizinische Universität, Salzburg, Österreich Fragestellung: 2010 wurde vom Hospizdienst DaSein e.V. ein Projekt zu hospizlicher Begleitung von Menschen mit Migrationshintergrund gestartet. In der Folge stieg der Anteil an PatientInnen mit Zuwanderungsgeschichte von 5,9 % (2010) auf 20,6 % (2015) an. Das aktuelle Projekt soll Informationslücken identifizieren und theoretische Argumente, praktische Konsequenzen und Handlungsschwerpunkte formulieren. Methodik: Qualitative, zweiarmige, nicht-randomisierte Interviewstudie. Eingeschlossen werden lebensbedrohlich erkrankte, volljährige PatientInnen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte in palliativer Versorgung. Verstehende Interviews (Dauer ca. 1 h) werden mittels thematischer Inhaltsanalyse ausgewertet (MaxQDA12). Ergebnis: Von den 17 befragten Personen (Alter: median 68 [47-86] Jahre; 13 Frauen; 14 Malignom, 3 COPD; 9 mit Zuwanderungsgeschichte). Ethnische Zugehörigkeit: Deutsch (8), Israeli, Tschechisch, Indonesisch, Meme (Litauische Deutsche), Bosnisch, Türkisch, Ukrainisch, Bulgarisch, Tunesisch (je 1). Es bestand eine erhebliche Unschärfe bei der sprachlichen, ethnischen und religiösen Zuordnung. Von InterviewteilnehmerInnen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte wurden ähnliche palliativ-bezogene Themen geäußert. Spezifisch für Zuwanderer waren folgende Themen: · Wahrgenommene Versorgungsdefizite im Herkunftsland („… da ist keine Versorgung für Krebskranke. Da würde ich... wer weiß, vielleicht wäre ich schon tot.“) · Sehnsucht nach der Heimat („… die ganzen Menschen, man ist wirklich nicht alleine. Geht man auf die Straße ist die Nachbarin dort.“) · Bestattungsort („… ich möchte in ___ begraben werden. Aber es ist teuer natürlich.“) Schlussfolgerung: PatientInnen in ambulanter Palliativversorgung mit Zuwanderungsgeschichte äußern spezifische organisatorische, emotionale und spirituelle Wünsche und Vorstellungen zu ihrem Lebensende. Für eine umfassende Symptomkontrolle müssen diese genauer berücksichtigt werden.

P165 Positionspapier "Prioritäten der Versorgungsforschung für Palliative Care in Österreich" Osterbrink J.

1, Pleschberger S.

1, Wosko P.

1, Mauer C.

1, Lorenzl S.

2, Studiengruppe zur

Versorgungsforschung in Österreich, Paracelsus Medizinische Universität Salzburg 1Institut für Pflegewissenschaften und Praxis, Salzburg, Österreich,

2Paracelsus Medical University,

Institute of Nursing Science and Practice, Salzburg, Österreich Fragestellung: Palliative Care und der Hospizgedanke sind in der Gesellschaft inzwischen fest verankert. Grundsätzliche Diskussionen über die Ausrichtung und den Stellenwert der Palliative Care im Kontext anderer Konzepte, Strömungen sowie der Dynamiken im Gesundheitswesen treten noch immer in den Hintergrund. Insbesondere die Bedeutung und Notwendigkeit von Forschung wird zu wenig beachtet. Auch österreichische parlamentarische Enquete-Kommission mit dem Thema „Würde am Ende des Lebens“ befasst sich in erster Linie mit ethischen Aspekten der Palliativversorgung.

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Methodik: Bildung einer multiprofessionellen Kommission innerhalb der Europäischen Kommission der Wissenschaften, die anhand des Referenzpapiers der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V. mit dem Titel „Palliativversorgung in Deutschland“ ein Positionspapier als Diskussion entlang der Themen des Referenzpapiers erarbeitet hat. Ergebnisse: Anhand des Referenzpapiers wurden 3 Querschnittsfelder identifiziert: „Research and Development“, „Palliative Care and Human Rights“ und „Innovations in Health Care Systems“. Innerhalb dieser Querschnittsfelder wurden viele Aspekte der Palliative Care unter den engagierten Expertinnen und Experten diskutiert. Wichtige Ergebnisse des Positionspapiers sind die Zugangsbarrieren zu Palliativversorgung, Forschungsziele und spezialisierte Palliative Care als Innovationsmotor. Diese Aspekte wurden mit dem Papier der Leopoldina abgeglichen und Spezifika für Österreich erarbeitet, die aber auch auf Deutschland übertragbar sind. Schlussfolgerungen: Mit dem vorliegenden Positionspapier soll ein Anstoß erfolgen, die Forschung voranzubringen. Dies ist erforderlich, damit Palliative Care den Ansprüchen des WHO-Konzeptes gerecht werden kann. Der Ausbau der Forschung ist notwendig um die Angebote an Palliative Care zu erweitern und deren Finanzierung im Gesundheitssystem sicherzustellen.

P166 Knockin´on Heaven´s Door - Herausforderungen in der hospizlichen und palliaitven Begleitung von schwer- und langzeitsuchtmittelabhängigen Menschen Goldmann J.

1

1Bonn Lighthouse - Verein für Hospizarbeit e.V., Bonn, Deutschland

Welche Aspekte sind bei langzeit-suchtmittelabhängigen Menschen zu beachten, um ein selbstbestimmtes und würdevolles Sterben zu ermöglichen? Zu diesem Thema berichte ich gerne aus meiner 22-jährigen Tätigkeit als Sozialarbeiter in einem ambulanten hospizlich-palliativen Wohnprojekt Trotz teilweise jahrelangem Konsum gesundheitsgefährender Substanzen gibt es immer mehr drogengebrauchende Menschen, die ein hohes Alter erreichen und palliativ-hospizliche Unterstützung bedürfen. Sucht wird für Personen dieser Zielgruppe bis zum Lebensende ein bestimmendes Thema sein. Neben einer adäquaten palliaitv-medizinischen Versorgung steht i.d.R. ein deutlich überdurchschnittler Anteil psycho-sozialer Begleitung im Vordergrund, der begleitende Teams nicht selten vor große Herausforderungen stellt. Ein Gleichgewicht von Nähe und Distanz im professionellen Handeln ist bei dieser Zielgruppe besonders wichtig. Andererseits darf der Aspekt einer individuellen und lebenswelt-orientierten Begleitung nicht verloren gehen. Auch kann die Begleitungs-Maxime gelegentlich lauten: "Es geht nicht darum das Beste zu erreichen, sondern Schlimmeres zu verhindern". In diesem "anspruchsvollen fachlichen Spagath" bedarf es demnach einer klaren Strategie, einer guten team-internen Kommunikation und kontinuierlicher Angebote wie Fallreflexion und/oder Supervision, um ein begleitendes Team "auf Kurs zu halten." So kann es gelingen, einer nicht immer einfachen Klientel mit komplexem psycho-sozialen Bedarf ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Diese Chance sollte diesen Menschen im Sinne des Hospizleitbildes einer Unterstützung unabhängig von Krankheitsbild und sozialem Status gegeben werden.

P167 Verortete Tote oder auch (neudeutsch) „YOLO-Reminder“ Schröer M.

1, Puls N.M.

2

1---, Düsseldorf, Deutschland,

2Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland

Immer wieder werden Autofahrer und Fußgänger am Straßenrand mit Kreuzen konfrontiert, die auf Unfälle mit tödlichem Ausgang hinweisen. Sie sind häufig mit Blumen und Kerzen geschmückt, wenn man genauer hinschaut sogar (auch) mit vielen anderen Zeichen der Erinnerung, die sie als individuelle „Pilgerstätten“ einer Gruppe von Menschen (Familie und Freundeskreis) ausweisen. Anhand von Beispielen aus mehreren Städten wollen wir zeigen, dass sich hier eine neue Erinnerungskultur vor allem von jungen Menschen entwickelt hat, für die diese Orte häufig eine

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größere Bedeutung als der Friedhof haben - sie sind zu besonderen Orten der Nähe geworden und werden deshalb oft über viele Jahre von Nahestehenden gepflegt.

P168 „Zum Frühstück in den Himmel…“ - ungewöhnliche Todesanzeigen heute Hirsmüller S.

1, Schröer M.

1

1---, Düsseldorf, Deutschland

Todesanzeigen in Zeitungen üben oft eine besondere Faszination auf viele LeserInnen aus. In den letzten Jahren hat sich dieses Genre sehr verändert. Waren bis in die neunziger Jahre die Anzeigen überwiegend von der Gestaltung und Wortwahl „festgeschrieben“ und uniform, fallen heute viele durch besondere Originalität und Individualität auf, um den Verstorbenen hervorzuheben. Andererseits gibt es auch die sog. „anonymen Todesanzeigen“ und viele, in denen - abgesehen vom schwarzen Rand - sich kein Wort über Sterben und Tod findet. Wir zeigen anhand von Beispielen diesen Wandel in der Kultur der Todesanzeigen auf und analysieren den heutigen Sprachgebrauch.

P169 "Bedenkt: den eigenen Tod stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muss man leben"( Mascha Kaléko) - Die steigende Zahl der Palliativpatienten im Krankenhaus stellt neue und immer höhere Anforderungen an die Mitarbeiter und an die Organisation Hauer B.

1

1Klinikum Stuttgart, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Stuttgart, Deutschland

Hintergrund der Diplomarbeit: 1. Arbeitsunfähigkeit wegen psychischen Störungen ist im Gesundheitswesen 48% über dem Durchschnitt (DAK Gesundheitsreport 2013: 45f). 2. Ergebnisse der empirischen Studie (Hauer 2013) Fragestellung: Was ist Gefühlsarbeit in Dienstleistungen? Wie wirkt sich Gefühlsarbeit auf die Pflegenden aus? Welche organisationalen Normen liegen vor? Methodik:

Theoretischer Teil: Literaturrecherche.

Empirischer Teil: 1. Stellenwert von Gefühlsarbeit im Krankenhaus wird in Publikationen wie Leitbild,Jahresbericht, betrieblichen Gesundheitsmanagement etc. ermittelt. 2. Auswertung der Ergebnisse der empirischen Studie zur emotionalen Belastung von Pflegekräften. 3. Erarbeitung von Fortbildungsmodulen zum Thema Gefühlsarbeit und Palliative Care.

Ergebnisse: Def.: Gefühlsarbeit betrifft die Regulation der eigenen Gefühle, um nach außen eine "berufsbedingte erwünschte Haltung" zu zeigen. Besonderheit im Krankenhaus bei Palliativpatienten: - Gefühlsarbeit bei Palliativpatienten kann durch verdeckte Kommunikation und Hierarchien erschwert sein. Der Arzt bestimmt mit der Aufklärung nicht nur den Bewußtseinskontext des Patienten sondern auch das Verhalten der Pflegefachkraft. (Bsp. für emotionale Dissonanz) - Pflege als Tätigkeit mit hoher Anforderung und wenig Kontrolle Autonomie. Damit gehört sie zu den Tätgkeiten mit hohem Stresspotential. - Die organisationale Normung der Gefühle (display rules) wurde in allen Publikationen nachgewiesen (menschliche Pflege, Empathie, psychosoziale Begleitung). - Kaum Fortbildungen zum Thema Umgang mit den eigenen Gefühlen bei Palliativpatienten. - Die empirische Studie weißt hohe emotionale Dissonanz, Erschöpfung und Interaktionsstress bei

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den Pflegenden nach. Schlussfolgerung: Palliative Care in der Regelversorgung bedeutet Lernen aus Palliative Care Einheiten und Einleitung der Maßnahmen zur Organisationsentwicklung, denn niemand möchte "den an der Klinik angestellten Tod sterben" (Müller, Pfister: 2012: 69).

P170 Symptomlast und Krankheitsverlauf bei Patienten mit inkurablen onkologischen Erkrankungen Maleike H.

1, Düring U.

2, Roll C.

1, Schmidt N.

1, Borchert K.

1, Kahl C.

1

1Klinikum Magdeburg gGmbH, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Magdeburg,

Deutschland, 2Klinikum Magdeburg gGmbH, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin,

Magdeburg, Deutschland Patienten mit inkurablen onkologischen Erkrankungen haben während der Erkrankung eine hohe Symptomlast. Es ist derzeit unklar, welche Patienten von Early Integration (EI) profitieren. Diese Untersuchung soll Ausgangspunkt für eine weitere Verbesserung von EI sein. In einem retrospektiven Chartreview wurden 219 stationäre Aufenthalte von 123 Patienten ausgewertet. Die Aufnahmen erfolgten zwischen November 2013 und April 2015 in rein palliativmedizinischer Intention. Das mittlere Alter der Patienten betrug 67,3 Jahre (36-90), die Mehrzahl der Patienten hatten gastrointestinale (n=57), gynäkologische (n=22) oder bronchiale (n=10) Tumore. Die mittlere Anzahl der Metastasenorte betrug 2,01 (1-5), die mittlere Erkrankungsdauer vor erster Aufnahme 18,8 Monate (0-167). Die Patienten wurden 1,64 mal (1-5) stationär betreut, die Dauer der Aufenthalte betrug 9,5 Tage (1-30). Das führende Symptom war Schmerz (n=73), gefolgt von einer allgemeinen Verschlechterung des Allgemeinzustandes (n=59) und Dyspnoe (n=37). Bei 80% der Patienten wurden nichtinvasive Maßnahmen eingeleitet, bei 20% invasive Maßnahmen: Endoskopie (n=20), OP (n=17), Pleuradrainage (n=15). Vor Erstaufnahme waren 31% der Patienten ohne tumorspezifische Therapie, dieser Anteil verdoppelte sich im Verlauf der Aufenthalte (58,9%), im Sinne einer Therapiezielanpassung. 41,1% der Patienten erhielten auch nach Entlassung eine tumorspezifische Therapie. 78,8% der Patienten (n=97) sind im Beobachtungszeitraum verstorben, bei 70,7% der Patienten (n=87) ist der Sterbeort bekannt: Hospiz (n=7), Krankenhaus (n=40), Palliativstation (n=12), Häuslichkeit (n=28). Die chemotherapiefreie Zeit vor dem Tod betrug 10,9 Wochen. Ein stärkerer Fokus in der Betreuung unserer Patienten muss auf das Symptom Schmerz, Therapiezielanpassung und End of Life Gespräche gelegt werden.

P171 Ein Krankenhaus ist ein Sterbeort und doch kein Hospiz - Die Versorgung von Palliativpatienten an einer Klinik der Maximalversorgung aus der Sicht von Pflegenden - Pflegefachkräfte bewerten die Arbeit des Palliativkonsiliardienst Hauer B.

1

1Katharinenhospital Stuttgart, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Stuttgart,

Deutschland Hintergrund: Die Anzahl der Todesfälle wird von aktuell ca. 850 000 auf ca. 1000 000 im Jahr 2030 ansteigen. Bereits jetzt gehören die schwerstkranken und sterbenden Patienten durch die Rationalisierung und Priorisierung in der Pflege zu den DRG- "Versorgungsqualitäts-Verlierern". (Braun 2010: 16) Fragestellung:

1. Wie bewerten Pflegekräfte die Versorgungsqualität von Palliativpatienten auf organisatorischer, pflegefachlicher und psychosozialer Ebene?

2. Wie schätzen Pflegende ihre eigene Belastung ein? 3. Wie bewerten Pflegende die Arbeit des Palliativkonsildienstes?

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Methodik:

empirische Studie

deskriptiv - quantitatives Design

anonyme, schriftliche Befragung

Stichprobe aus Onkologie, Radioonkologie, Chirurgie

Ergebnis: Management und Organisation: Palliativpatienten sind für alle befragten Pflegekräfte Alltag. 81% geben an diese Patienten nicht gut versorgen zu können. Unzureichende Räumlichkeiten und häufige Störungen bei Gesprächen stehen beispielhaft für die Mängel. Pflegefachliche Kompetenz: Fast drei Viertel sehen in der Versorgung von schwerstkranken Menschen eine grundlegende Aufgabe der Pflegenden. Sie sehen sich theoretisch gut vorbereitet und doch gelingt es im Team häufig nicht, gemeinsame Pflegeziele zu setzen. Psychosoziale Belastung: Die Pflegenden bauen engere Beziehungen zu diesen Patienten auf, und fühlen sich nach einer Begleitung häufig erschöpft. Die Akzeptanz des Palliativkonsildienstes ist sehr hoch. Über 75% schätzen die Arbeit des Konsildienstes als sehr gut bis gut ein. Für alle Befragten ist der Palliativkonsildienst der Ansprechpartner in Bezug auf die Begleitung Schwerstkranker und ihrer Angehörigen. Schlussfolgerung: Unklare Therapieziele und mangelnde Kommunikation sowie die Einschätzung der Versorgungsqualität von Palliativpatienten bergen einen anderen Stressfaktor für die Mitarbeiter wie die Arbeit in einem Hospiz. Der Palliativkonsildienst kann dabei in allen Bereichen einen Anstoß zu notwendigen Organisationsentwicklungen geben.

P172 Entwicklung eines Gütesiegels für stationäre Hospize in Niedersachsen Peterek M.

1, Reimann U.

2

1Uhlhorn Hospiz, Hannover, Deutschland,

2Ambulanter Palliativdienst Hospiz Luise, Hannover,

Deutschland Die Pionierzeit der Hospizbewegung, die geprägt war von dem breiten Engagement einer Bürgerbewegung, von charismatischen Gründungspersönlichkeiten, hohem Idealismus, Kreativität und Offenheit ist vorüber. Stationäre Hospize sind neue, eigenständige Einrichtungen, die ihre Existenz dieser Bewegung verdanken. Sie sind als Institutionen des Gesundheitswesens im Sozialgesetzbuch verankert und ihre Existenz ist nicht mehr abhängig von engagierten Einzelpersonen. Das bedeutet auch, dass Neugründungen nicht immer einen selbstverständlichen Zugang zu den Ursprungsideen haben. Stationäre Hospize gehören heute zum Portfolio großer Trägerorganisationen. Doch ist überall da, wo Hospiz draufsteht, auch Hospiz drin? Woran kann man das erkennen? Wie können wir dafür sorgen, dass stationäre Hospize ihre Qualität behalten? Mit diesen Fragen hat die Hospiz LAG Niedersachsen das Projekt „Wir gehen SORGSAM weiter“ gestartet. Dabei ging es im Wesentlichen um zwei Fragen: · Was macht ein Hospiz zum Hospiz? · Wie kann das geprüft werden? Zwischen Mai 2012 und Juni 2013 kamen in sechs Workshops Pflegefachkräfte, Leitungen, Sozialarbeiter und Seelsorger aus niedersächsischen Hospizen zusammen. In diesem Rahmen wurden ein Profil und ein Prüfungskonzept entwickelt, das einerseits mit den gängigen Normen der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung übereinstimmt und andererseits den Besonderheiten der Hospizpflege entspricht. Parallel dazu wurden die Teilnehmenden zu Auditierenden geschult. Wichtigstes Ziel war die Entwicklung einer Prüfkultur, die Hospize bei ihrer Qualitätsarbeit unterstützt. Ein großes Gewicht hat dabei die Qualitätsdimension Beziehungsqualität, die neben Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität die beobachtbaren Qualitäten der hospizlichen Pflege und Betreuung in den Fokus rückt. Wir freuen uns, Ihnen das „Gütesiegel für niedersächsische Hospize®“ vorzustellen!

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P173 Was macht eine Patientensituation komplex? Komplexität und Ressourcenbedarf in der Palliativversorgung in Deutschland - eine qualitative Studie Hodiamont F.

1, Schildmann E.

1, Vogl M.

2,3, Murtagh F.E.

4, Maier B.O.

5, Leidl R.

2,3, Bausewein C.

1

1Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München,

Deutschland, 2Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und

Umwelt, München, Deutschland, 3Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für

Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, München, Deutschland, 4King's

College London, Cicely Saunders Institute, London, Deutschland, 5St. Josephs-Hospital Wiesbaden,

Klinik für Palliativmedizin und Onkologie, Wiesbaden, Deutschland Hintergrund: In Deutschland erfolgt die Vergütung der Palliativversorgung (PV) über Diagnosis-Related Groups (DRGs) oder Tagessätze. International wird die Komplexität der Patientensituation als Prädiktor für die Höhe von Ressourcenverbrauch (Zeit, Medikamente, Diagnostik) und Kosten der PV vorgeschlagen. Ziel: Identifikation Komplexitäts-beschreibender Faktoren von Patientensituationen in der PV in Deutschland. Methoden: Audioaufnahmen semistrukturierter qualitativer Experteninterviews wurden transkribiert und werden nach der Framework Methode in NVivo analysiert. Der zweite Analyseschritt (Identifikation von wiederkehrenden und wichtigen Themen) wurde finalisiert. Themen wurden sowohl deduktiv, basierend auf dem Interviewleitfaden, als auch induktiv entwickelt. Ergebnisse: 27 Interviews mit klinischem und 15 mit wirtschaftlich/politischem Experten von 6-10/2015. Komplexitätsbeschreibende Faktoren beziehen sich im Wesentlichen auf vier Bereiche: Patienten (z.B. bestimmte physische Symptome, psychische Belastung, Biographie, Kommunikationsbarrieren), Familie (z.B. weitere erkrankte Angehörige, psychische Belastung), Team (z.B. Identifikation mit jungen Patienten), und die Struktur-/System-Ebene (z.B. fehlendes Angebot von Pflegeeinrichtungen und -diensten). Komplexität resultiert aus einem Zusammen- und Wechselwirken mehrerer Faktoren. Die Experten bestätigten den Zusammenhang zwischen der Komplexität einer Patientensituation und dem Ressourcenbedarf. Fazit: Faktoren, die Komplexität beschreiben, bestimmen auch Ressourcenbedarf und Kosten. Die Wechselwirkung zwischen einigen Faktoren erschwert Aussagen über den Grad des Einflusses auf den Ressourcenbedarf. Ein finales Set komplexitätsbeschreibender Faktoren soll anhand des tatsächlichen Ressourcenverbrauchs in der Patientenversorgung getestet werden. Diese Forschung ist Teil eines, durch eine private Stiftung finanzierten, unabhängigen Forschungsprojekts.

P174 Verwendung der Delphi-Technik zur Entwicklung von Best-Practice-Leitlinien in der Palliativversorgung - eine methodologische systematische Übersichtsarbeit Jünger S.

1, Payne S.A.

2, Brine J.

3, Radbruch L.

4,5, Brearley S.G.

2

1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland,

2Lancaster University, Division of Health Research, International Observatory on End of Life Care,

Lancaster, Vereinigtes Königreich, 3Lancaster University, Academic Services, Lancaster University

Library, Lancaster, Vereinigtes Königreich, 4Universitätsklinikum Bonn, Lehrstuhl für Palliativmedizin,

Bonn, Deutschland, 5Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für

Palliativmedizin, Bonn, Deutschland Hintergrund: Delphi-Verfahren finden in der Forschung zur Palliativversorgung breite Anwendung; die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage für Entscheidungen mit Relevanz für die klinische Versorgung. Ziel dieser methodologischen systematischen Übersichtsarbeit war es daher, die Verwendung der Delphi-Technik zur Entwicklung von Best-Practice-Leitlinien in der Palliativversorgung zu untersuchen. Methodik: Eine systematische Literatursuche erfolgte in 5 Datenbanken. Einschlusskriterium war der Einsatz der Delphi-Technik zur Entwicklung von Leitlinien für gute klinische Praxis in der

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Palliativversorgung. Es wurden Daten zur Methodik (u.a. Konsens-Kriterium sowie Ziel, Design und Anzahl der Delphi-Runden) und zur Reporting-Qualität extrahiert. Ergebnis: 35 Artikel (1997-2015) zu 30 empirischen Studien wurden zur Volltextanalyse herangezogen. Die meisten Studien (n=23) berichteten ein statistisches Konsens-Kriterium (z.B. Prozentsatz der Zustimmung); 2 nutzten prozedurale Definitionen (z.B. Antwort-Stabilität); in 5 Studien war kein Kriterium definiert. Mehrheitlich kamen 2 (n=14) oder 3 (n=8) Runden zum Einsatz; häufigstes Ziel der Iteration war das Erreichen von Konsens bezüglich des Ratings von Items (n=24). Nur 5 Studien berichteten eine Vorab-Testung des Erhebungsinstruments. Für 9 Studien fehlte eine angemessene Diskussion potenzieller Limitationen. Daneben wurden Diskrepanzen in der Beschreibung der Technik beobachtet, z.B. bezüglich des Verständnisses einer „Delphi-Runde“ oder einer „modifizierten“ Delphi-Studie. Schlussfolgerung: In den untersuchten Delphi-Studien fanden sich bedeutsame Unterschiede hinsichtlich der Qualität des Designs und der Darstellung essenzieller Prozess- und Ergebnisparameter. Wir empfehlen daher eine sorgsame Anwendung dieser Technik einschließlich der Begründung methodischer Details. Außerdem wird ein Reporting-Standard vorgeschlagen, der die Beurteilung der Qualität des Designs sowie der daraus resultierenden Empfehlungen erlaubt.

P175 Bewältigungsstrategien und Ressourcen von Pflegekräften in der Palliativversorgung in Rheinland-Pfalz: eine qualitative Studie Escobar Pinzon L.C.

1, Diehl E.

1, Gutendorf M.

1, Rieger S.

1, Nienhaus A.

2, Letzel S.

1

1Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-

Universität Mainz, Mainz, Deutschland, 2Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei

Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland Ziel der Studie: Ziel der Studie war es, Bewältigungsstrategien und Ressourcen der Pflegekräfte in der Palliativversorgung in Rheinland-Pfalz zu erfassen. Methode: Von März bis Mai 2015 wurden 10 halbstrukturierte Interviews mit Personen, die im Bereich der Palliativversorgung in Rheinland-Pflaz tätig waren, durchgeführt. Darunter waren 5 Pflegekräfte mit einer Zusatzausbildung in Palliative Care, 2 Palliativmediziner, 2 ehrenamtlich Tätige und 1 Seelsorger. Jedes Gespräch wurde mit einem Audioaufnahmegerät aufgenommen und transkribiert. Die Auswertung des Textmaterials erfolgte mittels des Verfahrens der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring. Ergebnisse: Die Interviewteilnehmer waren im Durchschnitt 54 Jahre alt (Range: 41 - 69, SD: 8,6) und verfügten über eine im Schnitt siebenjährige Berufserfahrung (Range 2- 20; SD: 4,8) im Bereich der Palliativversorgung. Die durchschnittliche Dauer der Interviews betrug etwa 1 Stunde (20 - 87 Minuten). Folgende Bewältigungsstrategien und Ressourcen der Pflegekräfte wurden identifiziert: Teamarbeit, Selbstreflexion, eigener Umgang mit dem Tod, Dinge nicht persönlich zu nehmen, sich selbst zurückzunehmen, keine Angst vor dem Aussehen der Patienten zu haben, eine stabile Persönlichkeit, ein stabiles familiäres und soziales Umfeld sowie technisches und pflegerisches Wissen. In allen Interviews wurde die Zusammenarbeit im Team, als wichtigste Ressource genannt. Diskussion: Die Aussagen der untersuchten Interviewpartner hinsichtlich der Bewältigungsstrategien und Ressourcen der Pflegekräfte in der Palliativversorgung stimmen mit denen überein, die in bisherigen Studien identifiziert wurden. Diese bestätigen die Wichtigkeit der persönlichen Ressourcen, speziellen Fortbildungen sowie den Arbeitsbedingungen in der Palliativpflege. Fortbildungsprogramme für Pflegekräfte sollten den Fokus auf die Kommunikation und teambildende Maßnahmen legen, um die Zusammenarbeit im Team zu stärken.

P176 Tumorpatienten und ihre Familien: Möglichkeiten der frühen Integration von Supportive und Palliative Care in die onkologische Standardversorgung Preisler M.

1, Burkert S.

2, Kendel F.

2, Pezzutto A.

1, Letsch A.

1

1Charité Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik f. Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie

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Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland, 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für

Medizinische Psychologie, Berlin, Deutschland Fragestellung: WHO und ASCO fordern für Patienten mit lebensbegrenzenden Tumorerkrankungen und/oder hoher Symptomlast eine frühzeitige Integration von Palliative Cancer Care (IPCC) in die onkologische Standardversorgung. Durch eine subjektive Bedarfsanalyse von Patienten mit soliden Tumoren und deren Angehörigen sollen Anforderungen an die IPCC in Bezug auf: "Für Wen?, Wann? Was? und von Wem?" unter Berücksichtigung von alters- und krankheitsspezifischen Variablen exploriert werden. Methode: Angelehnt an die Grounded Theory wurden der IPCC-Bedarf von onkologischen Patienten in verschiedenen Erkrankungsphasen und von Angehörigen mittels explorativer, leitfadengestützer Interviews untersucht. Stichprobe: n=20 (9 Pat.(5 weibl.) im Alter von 41-76 und 11 Angehörige (6 weibl.) im Alter von 39-75. Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass aufgrund des meist fehlenden prognostischen Bewusstsein der Patienten und der Angehörigen der Bedarf an IPCC nur unzureichend benannt wurde. Vielmehr hängt es von Zufällen, dem Behandler oder von den Netzwerken der Patienten ab, ob sie Zugang zu multiprofessionellen Unterstützungsangeboten haben. Bisher haben nicht alle Patienten und Angehörige den gleichen Zugang und der hohe Unterstützungsbedarf wird oft nicht erfüllt. Es zeigen sich unterschiedliche, altersabhängige Faktoren in Bezug auf z.B. Definitionshoheit des behandelnden Arztes, Coping und Inanspruchnahme von Unterstützung. Schlussfolgerung: Um eine angemessene IPCC sicherzustellen, sollte die Perspektive der Patienten und Angehörigen um die des multiprofessionellen Behandlerteams ergänzt werden. Schon jetzt zeigt sich, dass die Erfassung des individuellen, sehr situationsspezfischen Bedarfs am ehesten durch ein Screening abzubilden ist. Daneben ist es wichtig, Barrieren gegenüber allen Angeboten mit "Palliativ" abzubauen, u.a. durch: Patienten-Information, Fortbildungen der Behandler und Kommunikation mit Patienten u. Angehörigen über Therapieziele und eine vorausschauende Planung.

P177 Frühe Integration von Palliativversorgung in die Onkologie - Möglichkeiten der Förderung von Selbstwirksamkeit bei Angehörigen von Tumorpatienten Bär K.

1, Preisler M.

1, Letsch A.

1, Goerling U.

2

1Charité Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik f. Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie

Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland, 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Charité

Comprehensive Cancer Center, Berlin, Deutschland Fragestellung: Die Forderungen der Weltgesundheitsorganisation und der American Society of Clinical Oncology beinhalten spezialisierte Supportiv- und Palliativversorgung in die tumorspezifische Therapie ab Diagnosestellung zu integrieren. Im Rahmen von Integrated Palliative Cancer Care (IPCC) stehen Angehörige neben Patienten im Mittelpunkt der Behandlung. Selbstwirksamkeit (SW) ist eine Komponente, um neuartige, schwierige Anforderungen zu bewältigen. Untersucht werden Belastungen von Angehörigen unter Berücksichtigung der SW, um Ansatzpunkte zur Förderung der SW bei Angehörigen von Tumorpatienten im Sinne von IPCC zu formulieren. Methodik: Zwei 90-minütige Fokusgruppen mit je vier Angehörigen (N = 8; 3 wbl.; Alter in Jahren: M = 60.3, R = 44 - 70,) wurden durchgeführt. Die Zuteilung zu den Gruppen erfolgte anhand der allgemeinen SW, erhoben mittels Skala von Schwarzer und Jerusalem (1999). Angehörige mit SW, die unterhalb bzw. oberhalb des Median der Gesamtgruppe lag, bildeten je eine Fokusgruppe. Die Auswertung der Interviews orientierte sich an der Grounded Theory nach Glaser und Strauss (1976) und wurde durch ein Forschungscolloquium validiert. Ergebnis: Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass Angehörige ein unterschiedliches Bedürfnis nach Information und Teilnahme am Behandlungsprozess haben. Dies variiert über den Behandlungsverlauf. Hilflosigkeit wird insbesondere bei Konflikten mit Behandlern empfunden. Oft waren sich Angehörige über ihre Belastung und Unterstützungsmöglichkeiten nicht bewusst. Durch Gesprächsangebote, verständliche Informationen und klare Zwischenziele konnten sie selbstwirksam handeln. Schlussfolgerung: Ein fortlaufender Austausch zwischen Angehörigen und multiprofessionellem Behandler-Team ist ein wichtiger Faktor für die Stärkung ihrer SW. Es erscheint sinnvoll darüber nachzudenken, die Belastungen der Angehörigen parallel zu denen der Patienten durch ein Screening zu erheben, um individuelle Unterstützung anbieten zu können.

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P178 Online-Umfrage unter Mitgliedern der DGP: Gibt es Hindernisse bei der Implementierung der neuen S3-Leitlinie? Kalies H.

1, Schöttmer R.

1, Simon S.T.

2, Voltz R.

2, Crispin A.

3, Bausewein C.

1

1Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland,

2Zentrum für Palliativmedizin, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland,

3LMU München, Institut für

medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland Einleitung: Nach der Publikation der neuen S3-Leitlinie (LL) Palliativmedizin im Mai 2015 stehen nun Maßnahmen zu deren erfolgreichen Implementierung an. Aus der Literatur ist bekannt, dass diejenigen Implementierungsstrategien am erfolgreichsten sind, die vorab identifizierte Hindernisse und Förderfaktoren berücksichtigen. Ziel: (1) Beschreiben von möglichen Hindernissen und Förderfaktoren für die Nutzung von palliativmedizinischen Empfehlungen und LL; (2) Ermittlung von Gruppen oder Settings, bei denen stärkere Hindernisse bei der Implementierung zu erwarten sind. Methoden: Online-Umfrage unter Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin im Sommer 2014. Ergebnisse: Alle 4786 Mitglieder mit bekannter E-Mail-Adresse erhielten eine Einladung zur Umfrage, 1181 betätigten diesen, 1138 begannen und 1031 beendeten die Umfrage (Responserate 21,5%). Die Hälfte der Teilnehmer waren Ärzte, ein Drittel Pflegepersonal. Die Skepsis gegenüber der Qualität und Praxisnähe bestehender LL war relativ groß, eine Diskrepanz zwischen palliativmedizinischen Werten und LL wurde jedoch als gering erachtet. Hier gab es kaum Unterschiede zwischen Berufsgruppen und Fachdisziplinen. Unter den in der LL behandelten Symptomen (Atemnot, Tumorschmerz, Obstipation, Depression, Sterbephase) war Depression das Thema in dem sich am wenigsten Professionelle kompetent fühlten (63.7% vs. jeweils mehr als 90%). Pflegende und Settings mit wenig Palliativpatienten fühlten sich bei den meisten Symptomen signifikant (α=0.05) weniger kompetent. Diskussion: Die Einstellungen von Professionellen zu Leitlinien sind in der Regel positiv: sie betreffen Qualität und Implementierung von LL im Allgemeinen und nicht grundlegende Probleme mit dem Konzept von Palliative Care. Im Fokus weiterer Implementierungsmaßnahmen sollte das Symptom Depression, die Gruppe der Nicht-Ärzte und Settings mit wenig Palliativpatienten stehen.

P179 Atemnot bei Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen: Ein Modell zur Einteilung nicht-medikamentöser Interventionen Kalies H.

1, Rolser S.

1, Booth S.

2, Maddocks M.

3, Rehfuess E.

4, Bausewein C.

1

1Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland,

2University of Cambridge, Palliative Medicine, Cambridge, Vereinigtes Königreich,

3King's College

London, Cicely Saunders Institute, London, Vereinigtes Königreich, 4LMU München, Institut für

medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland Einleitung: Atemnot ist ein häufiges und belastendes Symptom bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Es gibt eine große Bandbreite von nicht-pharmakologischen Interventionen (NPI) wie Psychotherapie, neuromuskuläre Elektrostimulation und Akupunktur, aber auch komplexe Interventionen, die sich aus mehreren flexiblen Komponenten zusammensetzen können. Ziel ist es, ein theoretisches Model auf Basis des zugrundeliegenden Wirkmechanismus der Interventionen zu entwickeln, welches alle NPI eindeutig diesen Gruppen zuweisen kann. Methoden: Analyse des Methodenteils von Studien, die in Zusammenhang mit einem Literatur-Update im Jahr 2012 für einen bereits existierenden Cochrane Review über Atemnot ermittelt wurden, bezüglich Art der Intervention, wie z.B. ein/mehrere zugrundeliegende Wirkmechanismen, fix/flexibel auf den individuellen Patienten ausgerichtet, Art des Settings, ausübende Profession. Ergebnisse: Es wurden insgesamt mehr als 20 verschiedene Gruppen von Interventionen für Atemnot ermittelt. Die drei möglichen zugrundeliegenden Wirkmechanismen sind: Kognition/Emotion, Atmung und körperliche Leistungsfähigkeit. Während sich viele NPI eindeutig einem primären Wirkmechanismus zuordnen lassen, gibt es andere, die vermutlich auf dem Zusammenspiel mehrerer Wirkmechanismen beruhen (z.B. Yoga). Gesundheitsprogramme, die über verschiedene

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Strukturangebote arbeiten, bedienen sich meist mehrerer Einzelinterventionen aus verschiedenen zugrundeliegenden Wirkmechanismen (z.B. Atemnotambulanz). Ihr Charakteristikum ist, dass sie auf den einzelnen Patienten angepasst werden. Diskussion: Die Charakterisierung nach dem zugrundeliegenden Wirkmechanismus ist ein nützliches Instrument zur Einteilung von NPI bei Atemnot und soll die klare Zuordnung von NPI erleichtern. Zudem bietet dieser Ansatz die Möglichkeit, die relative Wichtigkeit der drei zugrundeliegenden Wirkmechanismen zu bestimmen. Eine Limitation stellen Interventionen dar, deren Wirkmechanismus unklar ist (z.B. Akupunktur).

P180 Multiresistente Erreger (MRE) in den deutschen Printmedien - eine Medienanalyse mit Fokus auf das Lebensende Danzl A.

1, Stiel S.

1, Ostgathe C.

1, Heckel M.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland

Hintergrund: Während Interviews zum Umgang mit Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) und anderen multiresistenten Erreger (MRE) am Lebensende zeigte sich, dass Vorstellungen zu MRSA/MRE der meisten Patienten und Angehörigen auch von Printmedien beeinflusst sind. Ziel: Die Studie untersucht daher wie MRSA/MRE in den Printmedien dargestellt werden. Daraus sollen Rückschlüsse gezogen werden, welche Informationen und Assoziationen Patienten und deren Angehörige beeinflussen, wenn eine Kolonisation oder Infektion mit MRSA/MRE festgestellt wird. Methoden: Für die Studie sind Berichte zum Thema MRSA/MRE aus verschiedenen deutschen Printmedien ausgewählt worden (überregionale und regionale Printmedien, Tages- und Wochenzeitungen und Magazine). Bei der hier gewählten Stichprobe von Artikeln ist eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt worden. Ergebnisse: In die Auswertung wurden 345 Artikel zum Thema MRSA/MRE eingeschlossen. Bei der inhaltlichen Auswertung lassen sich drei Themen, über die berichtet wurde, unterscheiden: 1) Berichte über MRE-Fälle, 2) Hintergrundinformationen und 3) Einflussfaktoren auf MRE. Oftmals unterscheiden die Artikel nicht eindeutig zwischen verschiedenen Patientengruppen, Erregern oder den Umständen, unter denen diese auftreten. MRE werden häufig als gefährliche und tödliche „Killerbakterien“ beschrieben. Es wurde keine Artikel gefunden, die sich speziell mit dem Thema MRSA/MRE am Lebensende beschäftigen. Schlussfolgerungen: Der besonderen Situation von Patienten am Lebensende und MRE widmen sich Printmedien nicht. Dennoch sollte medizinisches Fachpersonal auch in der Palliativversorgung berücksichtigen, dass die Berichterstattung über MRSA/MRE in Printmedien Ängste und Unsicherheiten in Bezug auf dieses Thema auslösen kann. Dies sollte beim Umgang mit Patienten und deren Angehörigen thematisiert werden. Die Ergebnisse dieser Studie könnten sich auf die Art und Weise auswirken, wie Patienten über MRSA/MRE aufgeklärt werden.

P181 Kosten- und Erlösanalyse einer Palliativstation im DRG-System - eine Pilotstudie Klein C.

1, Ostgathe C.

1, Stiel S.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland

Hintergrund: Viele Palliativstationen in Deutschland rechnen ihre Leistungen mit den Kostenträgern auf Basis des DRG (Diagnosis Related Groups)-Systems ab. Es wird diskutiert, dass im DRG-System keine angemessene Abbildung der real entstehenden Kosten einer palliativmedizinischen Behandlung erfolgt. Die vorliegenden Daten zeigen einen ersten Versuch, die Erlöse und die patientenbezogen entstehenden Kosten zu vergleichen und mögliche Faktoren mit Einfluss auf die Kosten zu identifizieren. Methoden: Für 51 Patienten, die von außen auf eine Palliativstation aufgenommen wurden, erfolgte eine Kalkulation der fallbezogenen Kosten entsprechend der Kostenträgerrechnung. Diese wurden dann verglichen mit den im DRG-System erzielten Erlösen. Es wurde nach Faktoren gesucht, die mit erhöhten Kosten pro Fall assoziiert waren. Betrachtet wurde hierzu das Alter, die Symptomlast bei Aufnahme (HOPE-Symptomcheckliste) und die körperliche Leistungsfähigkeit (ECOG). Die

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statistischen Berechnungen wurden mit der Software IBM SPSS durchgeführt (Mittelwert, Chi Quadrat, lineare Regression) Ergebnisse: Die mittleren Behandlungskosten waren grundsätzlich an den ersten Behandlungstagen höher. Eine lineare Regression der absoluten Kosten und der Erlöse im DRG-System ergab einen Regressionskoeffizienten von 1,21. Von 51 Fällen erreichten nur 10 einen kostendeckenden Erlös. Die mittleren Behandlungskosten pro Tag waren nicht direkt assoziiert mit Alter, Symptomlast bei Aufnahme oder ECOG-Status. Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse unterstützen die Vermutung, dass das deutsche DRG-System nicht die Komplexität und die fallbezogenen Kosten der stationären palliativmedizinischen Behandlung abdeckt. Für eine genauere Analyse sind höhere Fallzahlen notwendig, um Faktoren zu erkennen, die mit höheren Kosten der stationären Behandlung einhergehen und damit eine Basis für eine bessere fallbezogene Erlöskalkulation zu bieten.

P182 Best Practice Empfehlungen zur Integration der Palliativmedizin an den von der Deutschen Krebshilfe geförderten Comprehensive Cancer Centern (CCCs) Berendt J.

1, Stiel S.

1, Simon S.T.

2, Schmitz A.

3, van Oorschot B.

4, Stachura P.

1, Ostgathe C.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

2Uniklinik

Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland, 3Universitätsklinikum Düsseldorf,

Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland, 4Universitätsklinikum

Würzburg, Interdisziplinäres Zentrum Palliativmedizin, Würzburg, Deutschland Hintergrund: Die von der Deutschen Krebshilfe geförderten Comprehensive Cancer Center (CCCs) stehen für die beste Behandlung von Patienten mit Krebs. Die spezialisierte Palliativmedizin (SPM) ist jedoch noch nicht umfassend in Klinik, Lehre und Forschung abgebildet und zwischen den CCCs heterogen. Ziel: Identifizierung von Best-Practice-Kriterien zur Integration der SPM in den CCCs. Methode: Ärzte, Pflege-, Forschungs- und Lehrpersonal (N=52) der SPM der geförderten 14 CCCs wurden 2015 zu einer Delphi-Befragung eingeladen. Zur Konsensfindung (Abbruchkriterium ≥80%) wurden 30 Statements nach Inhalt, Relevanz und Umsetzbarkeit auf einer 4-Punkt-Skala, inkl. Freitextfeld, bewertet und mit mit SPSS und MAXQDA ausgewertet. Ergebnisse: Von der ersten bis zur dritten Delphi-Runde wurde ein Rücklauf von 45/52 (86,5%), 42/45 (93,3%) und 38/42 (90,5%) erzielt. Konsens erreichten 29 von 30 Empfehlungen. Die Empfehlungen zu Palliativdienst, Tagesklinik und Palliativambulanz, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, Behandlungspfad für sterbende Patienten sowie Forschung wurden in der ersten Runde konsentiert. Mehr als eine Delphi-Runde war erforderlich für die Themen Zeitpunkt zur Integration der SPM, Palliativstation, regionale Vernetzung, Training zur Palliativmedizin und der Einbezug der SPM in Entscheidungsprozesse der Tumorbehandlung. Die Beteiligung der SPM an Entscheidungsprozessen der interdisziplinären Tumorkonferenzen oder -sprechstunden erreichte keinen Konsens (Zustimmung für Formulierung: 100%; Relevanz: 97,4%; Umsetzbarkeit: 76,3%), begründet durch Personalengpässe und Befürwortung der Einbindung des Palliativdienstes. Schlussfolgerung: Die 29 Empfehlungen können zur Strategieentwicklung von CCCs beitragen, um Palliativmedizin frühzeitig im klinischen Bereich zu integrieren sowie umfassender im Forschungs- und Lehrkontext zu berücksichtigen. Sie können zugleich Bewertungskriterien darstellen, um die Integration der SPM in den CCCs in Deutschland weiterzuentwickeln.

P183 Multiresistente Erreger (MRE) am Lebensende - Erfahrungen pflegender Angehöriger Heckel M.

1, Herbst F.

1, Sturm A.

2,3, Sieber C.

2,3, Ostgathe C.

1, Stiel S.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

2Friedrich-

Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Erlangen, Deutschland,

3Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin

und Geriatrie, Regensburg, Deutschland Hintergrund: Positive MRE Befunde und damit verbundene Isolierungsmaßnahmen (IM) können in

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der letzten Lebensphase ein Dilemma für Patienten und deren Angehörige bedeuten. Die IM widersprechen oft den üblichen Prinzipien der palliativmedizinischen und geriatrischen Versorgung. Die vorliegende Studie hat zum Ziel, einen patienten-, familien- und teamzentrierten Ansatz im Umgang mit MRE am Lebensende zu entwickeln. Ziel des hier beschriebenen Teilprojektes ist es, die Auswirkungen der MRE- Kolonisation oder Infektion auf pflegende Angehörige zu erheben. Methoden: Mittels qualitativer Interviews (Zeitraum 04/2014 bis 09/2015) und einer Fokusgruppendiskussion (FG) wurden Angehörige von MRE-diagnostizierten Patienten einer geriatrischen Abteilung und einer Palliativstation befragt. Die Gespräche wurden aufgenommen, transkribiert und mittels Grounded Theory analysiert. Aus den generierten Hypothesen wurde ein Modell über die Wahrnehmung Angehöriger entwickelt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 62 Angehörige interviewt. Hypothesen beziehen sich auf mögliche Belastungen von Angehörigen durch die MRE Situation in Verbindung mit a) der Erfahrung zu wenige oder widersprüchliche Informationen erhalten zu haben, b) sich unsicher und ängstlich in Bezug auf MRE zu fühlen, c) Veränderungen der sozialen Beziehung zum Patienten durch die Maßnahmen und den MRE-Befund und d) Einschätzungen, dass die Schutzmaßnahmen inkonsequent umgesetzt werden. Angehörige entwickelten in der FG konkrete Vorschläge, wie mit der Situation anders umgegangen werden könnte. Schlussfolgerungen: Vorschläge von Angehörigen unter Berücksichtigung ihrer Erfahrungen und durch MRE und Schutzmaßnahmen ausgelöste Belastungen können zu einer Verbesserung der Versorgungssituation beitragen und werden in Handlungsempfehlungen zum Umgang mit MRE am Lebensende aufgenommen werden. Danksagung: Das BMBF fördert die vorliegende Studie. (Förderkennzeichen: 01GY1314)

P184 Riskofaktoren und Prävalenz: Methicillin-resistenter Staphylococcus Aureus (MRSA) und anderer multiresistenter Erreger (MRE) auf einer deutschen Palliativstation Heckel M.

1, Bogdan C.

2, Stiel S.

1, Ostgathe C.

1

1Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland,

2Mikrobiologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Klinische Mikrobiologie, Immunbiologie und

Hygiene, Erlangen, Deutschland Hintergrund: Positive MRSA oder MRE Befunde und die daraus folgenden Isolierungs- und Schutzmaßnahmen können Patienten auf Palliativstation, deren Angehörige und das behandelnde Team beeinträchtigen. Bisher ist wenig über die Prävalenz von MRSA/MRE auf Palliativstationen bekannt. Ziel dieses Teilprojektes einer umfangreicheren Studie über MRE am Lebensende war es, die Prävalenz und Risikofaktoren für einen positiven MRSA/MRE Befund zu erheben. Methoden: Alle Patienten einer deutschen Palliativstation (10 Betten) wurden im Zeitraum von 02/14 bis 01/15 standardisiert innerhalb von 48 Stunden nach Aufnahme abgestrichen. Der Abstrich erfolgte in der Nase und falls vorhanden, in Wunden. Die Abstriche wurden mittels Kulturverfahren mikrobiologisch auf MRE getestet. Ergebnisse: 325 (93,9%) von 346 aufgenommenen Patienten erfüllten einen oder mehrere Risikofaktoren für MRSA (z.B. Krankenhausaufenthalt >3 Tage innerhalb der letzten 12 Monate, chronische Wunden, liegender Katheter). Von 322 Patienten wurden Abstriche genommen. Insgesamt wiesen 3,5% der Patienten (n=12) MRSA, 4,5% andere MRE (n=14) und ein Patient (0,3%) beides auf. Insgesamt waren 7,8% der Patienten von MRE und den damit einhergehenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen betroffen. Schlussfolgerung: Patienten an ihrem Lebensende haben ein hohes Risiko für MRSA und andere MRE. Im Vergleich zur Literatur (Range: 3-10,7%) lag die Prävalenzrate in dieser Studie eher im Mittelfeld. Das Vorkommen anderer MRE war ähnlich hoch, wie von MRSA. Im weiteren Verlauf der Studie werden Auswirkungen für Patienten und Angehörige in den Blick genommen. Danksagung: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt „MRSA in der Versorgung am Lebensende (M-EndoL)“, Förderkennzeichen: 01GY1314.

P185 Jetzt bin ICH mal dran! Unterstützung für Geschwister schwer kranker Kinder

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Grundmann U.1

1Sonnenstrahl e.V. Dresden - Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche, Dresden,

Deutschland Hintergrund: Eine lebensbedrohende/-limitierende Erkrankung im Kindesalter belastet die gesamte Familie. Gesunde Geschwister sind gezwungen, sich an eine veränderte Lebens- und Familiensituation anzupassen. Ehemals funktionierende Strategien zur Problembewältigung sind nicht mehr anwendbar und bisherige Vertrauenspersonen stehen nicht für Sorgen und Nöte zur Verfügung. Dadurch ist die psychische Entwicklung der Geschwister gefährdet. Fragestellung: Wie können Geschwister wirksam unterstützt werden? Methodik: Zur Geschwisterthematik wurden langjährige Erfahrungen im Bereich der Geschwisterarbeit sowohl von verschiedenen Professionen und Einrichtungen (Jetzt bin ICH mal dran! Verbund für Geschwister; Bundesverband Bunter Kreis e.V.), als auch von Geschwistern selbst synergetisch zusammengefasst. Ein professioneller Konsens wurde gefunden, wissenschaftlich fundiert und evaluiert. Zielgruppenspezifische, psychosoziale Module wurden entwickelt und zu zwei Präventionskursen für 7-14jährige Geschwister zusammengefasst. Diese minimieren Entwicklungsrisiken nachweislich und fördern seelische Gesundheit nachhaltig. Im Sinne der Prävention werden sowohl auf individueller, als auch auf familiärer Ebene Ressourcen entdeckt, gestärkt und wieder nutzbar gemacht. Ergebnis: Veröffentlicht wurden zwei praxisnahe, modular aufgebaute Handbücher: „SuSi Supported Sibblings. Der Präventionskurs für Geschwister chronisch kranker, schwer kranker und/oder behinderter Kinder.“ „Der GeschwisterTREFF. Jetzt bin ICH mal dran! Förderung von Resilienz von Geschwistern chronisch kranker, schwer kranker und/oder behinderter Kinder“ Die Durchführung der Präventionskurse ist krankenkassenfinanzierbar. Die Module sind auch einzeln durchführbar und in psychosoziale Arbeit mit Geschwistern integrierbar. Schlussfolgerung: Geschwister können mit dem Versorgungskonzept GeschwisterCLUB nachhaltig ünterstützt werden. Die deutschlandweite Übertragung steht an. Übertragung auf Kinder schwer kranker Eltern denkbar?

P186 Palliativversorgung unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten - Evidenz aus Deutschland Plaul C.

1

1Gesundheitsökonomisches Zentrum, TU Dresden, Fakultät Wirtschaftswissenschaften, Dresden,

Deutschland Fragestellung: Deutschland baute seit der Jahrtausendwende ein umfassendes System der Palliativversorgung (PV) auf, wobei das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) den vorläufigen Höhepunkte markiert. Ziel dieser Arbeit war es, zu überprüfen, ob die PV-Institutionen in der gesetzlich/medizinisch angedachten Abfolge durchlaufen werden und ob Auswirkungen auf Mortalität und Gesundheitsausgaben bestehen. Methodik: Es wurden Paneldaten der AOK PLUS (Sachsen und Thüringen) mit Krebspatienten, die zwischen 2009 und 2012 verstorben waren, verwendet (n=447.191). Die Palliativpatienten wurden entsprechend ihrer Inanspruchnahme gruppiert. Anschließend wurde für jede dieser Gruppen eine Kontrollgruppe mittels Propensity-Score-Matching gebildet. Es wurden die Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den PV-Institutionen berechnet, Kaplan-Meier-Überlebenskurven ermittelt und auf Gesundheitsausgaben mittels linearer (OLS) und nicht-linearer Modelle (Tobit) regressiert. Ergebnis: In den meisten Fällen wurden PV-Institutionen erst sehr kurz vorm Tod in Anspruch genommen. Die Übergangswahrscheinlichkeiten legen nahe, dass die Reihenfolge der Nutzung den angestrebten Pfaden entsprach. Die Überlebenskurven deuten auf leichte Vorteile der Palliativpatienten hin. Ihre Gesundheitsausgaben waren im Durchschnitt signifikant höher als diejenigen der Kontrollgruppen. Schlussfolgerung: Der relativ hohe Anteil von Palliativpatienten an den Verstorbenen deutet darauf hin, dass PV allgemein verfügbar war. Allerdings impliziert die sehr kurze Nutzungsdauer, dass das Wissen um die Angebote der PV noch gering war. In Kombination mit den höheren Durchschnittsausgaben der Palliativpatienten in der Stichprobe, lässt sich folgern, dass die PV eher

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als Ergänzung denn als Ersatz für eine Standard-Behandlung genutzt wird. Auch wenn die PV eindeutig nicht primär als Instrument zur Ausgabenreduzierung verstanden werden darf, sollten Möglichkeiten hierfür in der künftigen Forschung mehr Beachtung finden.

P187 Einstellungen zu Sterben, Tod und Endlichkeit - Eine Übersicht über deutschsprachige Erhebungsinstrumente Groebe B.

1,2, Strupp J.

2, Voltz R.

2,3,4, Rietz C.

5

1NRW Fortschrittskolleg GROW, Universität zu Köln, Köln, Deutschland,

2Universitätsklinik Köln,

Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland, 3Centrum für Integrierte Onkologie Köln-Bonn (CIO),

Köln, Deutschland, 4Zentrum für Klinische Studien (ZKS) der Medizinischen Fakultät der Universität zu

Köln, Köln, Deutschland, 5Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Arbeitsbereich

Forschungsmethoden, Köln, Deutschland Hintergrund: Einstellungen zu Sterben, Tod und Endlichkeit sind multidimensional und verändern sich über den Lebenslauf. Unter bestimmten Bedingungen, wie z B. im palliativmedizinischen Kontext, treten negative Einstellungen, wie Ängste vor Sterben und Tod, vermehrt auf. Durch den Einsatz valider Erhebungsverfahren lassen sich vulnerable Personengruppen und deren Ressourcen identifizieren und geeignete Interventionen anschließen, um das Wohlbefinden zu stärken. Die Literatur bietet derzeit keine Übersicht über die Anwendung dieser Erhebungsverfahren am Lebensende. Diese Arbeit gibt einen Überblick über deutschsprachige Verfahren. Methode: Die Suche wurde in den Datenbanken MEDLINE, PsycInfo, PSYNDEXplus Tests und Health and Psychosocial Instruments durchgeführt, erweitert durch eine Sichtung der Referenzen identifizierter Studien. Studien zu deutschsprachigen Verfahren wurden analysiert. Ergebnisse: In den identifizierten Studien (n=4586) wurden 12 deutschsprachige Verfahren beschrieben, veröffentlicht zwischen 1968 und 2015. Die meisten Verfahren, hauptsächlich zu Forschungszwecken an studentischen Populationen entwickelt, untersuchen Einstellungen zu Sterben und Tod als Persönlichkeitsmerkmal (Trait), betrachten vor allem negative Aspekte der Einstellungen und setzen überwiegend Fragebögen (15 - 144 Items) als Methode ein. Ein Erhebungsinstrument setzt projektive Methoden ein. Zur Analyse von Interviews bieten zwei Ansätze Skalen für zustands- oder persönlichkeitsbezogene Angst vor Sterben und Tod an. Diskussion: Derzeit existieren wenige deutschsprachige Verfahren, die neben negativen auch positive Einstellungen erfassen. Auch ein Fokus auf Einstellung zur Endlichkeit des Lebens ist selten. Nur ein Verfahren wurde für den Kontext Lebensende entwickelt. Es bedarf der Entwicklung eines Erhebungsinstruments mit und für die klinische Praxis, das auch sensibel ist für zustandsbezogene Einstellungen (State) alter und sterbender Menschen und diese von Trait abgrenzt.

P188 Diagnosis-Related Groups (DRGs) - eine adäquate Finanzierung der Palliativversorgung in Deutschland? Eine Analyse Schildmann E.K.

1, Vogl M.

2,3, Leidl R.

2,3, Hodiamont F.

1, Kalies H.

1, Maier B.O.

4, Schlemmer M.

5,

Roller S.5, Bausewein C.

1

1Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für

Palliativmedizin, München, Deutschland, 2Helmholtz Zentrum München, Deutsches

Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, München, Deutschland,

3Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für

Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, München, Deutschland, 4St.

Josephs-Hospital Wiesbaden, Klinik für Palliativmedizin und Onkologie, Wiesbaden, Deutschland, 5Krankenhaus Barmherzige Brüder München, Abteilung Palliativmedizin, München, Deutschland

Hintergrund: Krankenhaus (KH)-Kosten und Kostentreiber in der Palliativversorgung (PV) sind wenig untersucht. Es ist unklar, ob die aktuellen German Diagnosis-Related Groups (G-DRGs), die auf der Hauptdiagnose basieren, die Kosten der stationären PV in Deutschland adäquat abbilden. Ziel: Analyse der Kosten und der Erstattung für PV im KH und Identifikation von relevanten Kostentreibern.

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Methoden: Standardisierte Kosten-Berechnung auf Patienten-Ebene und Analyse der Kostenerstattung in 2 deutschen KH (07/2012 - 12/2013). Einteilung der Patienten in Gruppe A (KH-Behandlung inklusive, aber nicht nur PV) und Gruppe B (nur PV). Für die Kosten der PV prädiktive Patienten- und Versorgungs-Charakteristika wurden mittels Generalisierter Linearer Modelle bestimmt und mit Classification and Regression Tree Analyse untersucht. Ergebnisse: Die Gesamtkosten pro Fall waren in Gruppe A (n=2151) im Mittel € 7392 (SD=€ 7897) und in Gruppe B (n=784) € 5763 (SD=€ 3664), die Gesamterstattung pro Fall im Mittel € 5155 (SD=€ 6347) (Gruppe A) und € 4278 (SD=€ 2194) (Gruppe B). Für die Gruppen A/B wurden 58%/53% der stationären Gesamtkosten und jeweils 48%/53%, 65%/82% und 64%/72% der Kosten für Pflegende, Ärzte und Infrastruktur erstattet. Die Hauptdiagnose war nicht prädiktiv für die Kosten. Dauer der PV und Gesamtliegedauer (wie wegen der Kostenberechnungsmethode erwartet) wurden als signifikante Kostentreiber identifiziert. Fazit: G-DRGs bilden die Kosten der PV nicht adäquat ab und verursachen eine Finanzierungslücke. Wahrscheinliche Gründe sind: 1) PV Patienten unterscheiden sich von Patienten auf Normalstationen in ihrer Komplexität 2) Merkmale, die aktuell für DRG-Gruppierung genutzt werden, bilden die Ressourcennutzung kaum ab. Ressourcennutzungs-basierte Kostendaten und Daten zu Kostentreibern, die die Komplexität der Patientensituation widerspiegeln, könnten als Basis für eine Weiterentwicklung des Systems dienen.

P189 Symptomlinderung und kontinuierliche tiefe Sedierung am Lebensende in Deutschland. Eine Querschnitts-Umfrage zur Entscheidungspraxis und klinisch-ethische Analyse Schildmann E.K.

1, Dahmen B.

2, Vollmann J.

2, Schildmann J.

2

1Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für

Palliativmedizin, München, Deutschland, 2Ruhr-Universität Bochum, Institut für Medizinische Ethik und

Geschichte der Medizin, Bochum, Deutschland Hintergrund: Symptomlinderung (SL) und kontinuierliche tiefe Sedierung (KTS) sind häufige Handlungen am Lebensende in Deutschland. Empirische Studien zur Praxis der Entscheidungsfindung sind rar. Ziel: Darstellung und Analyse von klinischen und ethischen Aspekten der Entscheidungsfindung bei SL und KTS. Methoden: Querschnitts-Umfrage unter zufällig ausgewählten deutschen Ärzten in 5 Ärztekammern mit dem Fragebogen des EURELD Consortium. Statistische Analyse mit SPSS 23. Ergebnisse: Wie bereits publiziert, beantworteten 734/1998 Ärzte den Fragebogen (Rücklaufquote 36.9%); 403 hatten in den letzten 12 Monaten einen sterbenden erwachsenen Patienten betreut, auf den sich die Angaben bezogen. Bei 31/105 Patienten (30%), die KTS erhielten, wurde auf künstliche Flüssigkeit und Ernährung verzichtet. Patienten mit KTS waren signifikant jünger als Patienten ohne KTS (Altersmedian der Patienten mit/ohne KTS 75/78 (Spannweite 26-93/40-98; p=0.02). Es gab keine signifikanten Unterschiede (p>0.05) bzgl. Geschlecht des Patienten, Diagnose (Krebs vs. andere Erkrankung) oder der Palliativmedizin-Qualifikation des Arztes. Von den 123 Ärzten, die SL mit erwarteter Lebensverkürzung durchgeführt hatten, machten 79 zusätzliche Angaben: n=34 schätzten den lebensverkürzenden Effekt auf 1 bis 7 Tage, n=3 auf 1 bis 4 Wochen und n=1 auf mehr als 4 Wochen. n= 27 schätzten, dass es keine Lebensverkürzung gab. In 41/79 Fällen (52%) war die mögliche Lebensverkürzung mit dem Patienten direkt (n=9) oder einige Zeit (n=32) vor der Entscheidung besprochen worden. Mit 38/79 Patienten (48%) war der mögliche lebensverkürzende Effekt nicht besprochen worden. Fazit: KTS und SL mit erwarteter Lebenszeitverkürzung sind häufig. Die Rolle von Werthaltungen und Präferenzen auf Seiten von Patienten und Ärzten bei der Entscheidungsfindung sollte in interdisziplinären Studien unter Verwendung qualitativer Methoden untersucht werden.

P190 „Palliative Sedierung“? Kontinuierliche Gabe von Sedativa innerhalb der letzten 7 Lebenstage auf einer Palliativstation

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Schildmann E.K.1, Pörnbacher S.

1, Bausewein C.

1

1Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für

Palliativmedizin, München, Deutschland Hintergrund: Obwohl Leitlinien für Palliative Sedierung (PS) existieren, ist unklar, wann die Gabe von Sedativa „PS“ darstellt. Das Fehlen einer gemeinsamen Definition wird als ein Grund für das breite Spektrum der PS-Prävalenz gesehen. Ziel: Beschreibung der Häufigkeit, Indikationen, Dauer und Dosis kontinuierlicher (kont.) Sedativa und des Gebrauchs des Begriffs „PS“ bei Palliativpatienten in den letzten 7 Lebenstagen. Methoden: Retrospektive Analyse der Krankenakten und Medikamente (Benzodiazepine, Levomepromazin, Haloperidol ≥ 5 mg/d, Propofol; Applikation kont. oder intermittierend gemäß der Wirkdauer) der auf einer deutschen Palliativstation 8/2014 - 7/2015 Verstorbenen. Deskriptive Statistik mit SPSS 23. Ergebnisse: 149/192 Patienten (Pat.) (78%) erhielten in den letzten 7 Lebenstagen kont. Sedativa. Midazolam (n=144/97%) wurde am häufigsten benutzt, gefolgt von Haloperidol (n=18/12%) und Levomepromazin (n=4/3%). Für 21 Pat. (14%) wurde die Therapie in den Akten „Sedierung“ genannt, für n=2 (1%) „PS“. Die häufigsten Indikationen für kont. Sedativa waren Unruhe (n=51/34%) und Angst (n=40/27%), die mediane Dauer der Gabe war 2,3 Tage (Spannweite. 0,5 Std.-16,2 Tage). Für 82 Pat. (55%) wurden die kont. Sedativa in den letzten 72 Stunden gestartet. Die mediane Midazolam-Dosis stieg zum Tod hin an: Die mediane Gesamtdosis am Todestag war 12,5 (Spannweite 1-240) mg. Die maximalen Midazolam-Tagesgesamtdosen der 2 Pat., deren Therapie „PS“ genannt wurde, waren 135 und 58 mg. Insgesamt 9 Pat. hatten maximale Midazolam-Tagesgesamtdosen über 60 mg (max. 240 mg). Sedierungstiefe war nicht konsistent dokumentiert. Fazit: Die meisten Pat. erhielten kont. Sedativa, v.a. Midazolam, innerhalb der letzten 7 Lebenstage, mit zum Tod hin steigenden Dosen. Nur für wenige Pat. wurde diese Therapie „Sedierung“ oder „PS“ genannt. Qualitative Studien können bei der Suche nach Gründen helfen, warum die Gabe vergleichbarer Substanzen und Dosen unterschiedlich benannt wird.

P191 „Zutaten“ einer sorgenden Gemeinde: existentielle Erfahrungen und Weisheit von Angehörigen und ehrenamtlichen HelferInnen in der Sorge am Lebensende Wegleitner K.

1, Schuchter P.

1, Prieth S.

2

1Palliative Care und OrganisationsEthik / IFF Wien, Wien, Österreich,

2Tiroler Hospiz Gemeinschaft,

Innsbruck, Österreich Fragestellung: Im Rahmen eines Modellprojektes zur Stärkung gemeindeorientierter Palliative Care in einer österreichischen Bezirkshauptstadt widmeten wir uns in der Projektphase „Ressourcenerhebung“ folgenden Fragen: Wie nehmen pflegende Angehörige, informelle und formelle HelferInnen die lokale Sorgekultur in der Betreuung am Lebensende wahr? Welche Unterstützungs- und Verbesserungspotenziale für Betroffene und pflegende Angehörige gibt es? Welche Dimensionen („Zutaten“) einer „Sorgenden Gemeinde“ lassen sich daraus generalisierend ableiten? Methodik: Fokusgruppeninterviews mit pflegenden Angehörigen (n=11), mit ehrenamtlichen (EA) HospizbegleiterInnen (n=6), mit Koordinatorinnen für ehrenamtliche Hilfeangebote (n=3), mit Hauskrankenpflegemitarbeiterinnen (n=4) und HausärztInnen (n=4) sowie Einzelinterviews mit Pfarrer und Bestattung. Die Auswertung erfolgte in einem interpretativen Verfahren mittels induktiver Kategorienbildung in Verschränkung mit einer Dispositiv-Analyse. Ergebnis: Neben vielfältigen Belastungsfaktoren, die auf existenzielle und gesellschaftliche Grundsatzprobleme verweisen, haben pflegende Angehörige vielfältige Kompetenzen, vor allem aber spezifische Formen von „Sorgeweisheit“ erworben. Daraus ließen sich wesentliche Erkenntnisse zur Gestaltung tragfähiger Sorgenetze und von ‚sorgenden' Kommunikationsprozessen ableiten, die im Vortrag vorgestellt und diskutiert werden. Schlussfolgerung: Im Teilen und Kollektivieren der „Sorge-Weisheit“ von pflegenden Angehörige und ehrenamtlichen HelferInnen liegt großes Potenzial für die Stärkung lokaler/regionaler Sorgekultur. Versorgungsanbieter können in der Ausrichtung ihrer Dienste von diesen Einsichten lernen und sich so besser am Bedarf der Betroffenen ausrichten Neuere Entwicklungen in der Förderung von Compassionate Communities und kommunaler Ethik berücksichtigen diese Potenziale.

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P192 Onkologische Pflegeberatung im Hauttumorzentrum Mascia-Papendorf M.

1, Meyenburg-Altwarg I.

1, Smuda A.

2

1Medizinische Hochschule Hannover, Geschäftsführung Pflege, Hannover, Deutschland,

2Medizinische Hochschule Hannover, Dermatologie, Hannover, Deutschland

Im Haut-Tumor-Zentrum der Medizinischen Hochschule Hannover werden weit mehr als 500 Patienten im Quartal in unterschiedlichsten Stadien ihrer Erkrankung behandelt. Die teilstationären Aufenthalte erfolgen in 2 bis 3wöchentlichem Rhythmus. In der Zeit zwischen zwei Therapiegaben oder zwei Kontrolluntersuchungen in der Ambulanz, müssen die Patienten all ihre Fragen, Unsicherheiten oder gar Komplikationen und Nebenwirkungen selbst einschätzen und entscheiden, ob und wann sie Kontakt mit dem Haut-Tumor-Zentrum aufnehmen. Im Laufe ihrer Erkrankung stoßen Krebskranke und ihre Zugehörigen oft psychisch, emotional und organisatorisch an ihre Grenzen. Viele Patienten sind durch die große Menge an verfügbarem Informationsmaterial verunsichert und können die Qualität der Informationen nicht beurteilen, sollen jedoch ihre Behandlung gut verstehen und die erforderlichen Maßnahmen akzeptieren können. Deshalb ist es enorm wichtig, dass eine lückenlose Aufklärung, Information und Beratung durch eine onkologisch und palliativ qualifizierte Pflegekraft stattfindet. Eine kontinuierliche Begleitung ermöglicht eine kompetente Aufklärung sowie Stärkung und Verbesserung der Patientenorientierung und hilft den Betroffenen Verantwortung zu übernehmen und mögliche Ängste abzubauen. Die Pflegeberatung im Haut-Tumor-Zentrum der Medizinischen Hochschule Hannover wurde im Oktober 2015 implementiert. Sie ist ein Angebot für alle Patienten und ihre Bezugspersonen, bei denen Hautkrebs diagnostiziert wurde und bei denen ein hohes Risiko des Wiederauftretens des Tumors oder bei denen der Hautkrebs nicht vollständig entfernt werden konnte. Dies sind häufig Patienten, die nach relativ kurzer Zeit in eine palliative Situation gelangen. Eine individuelle Beratung steht fortlaufend im Vordergrund, da die Patientengruppe sehr heterogen bezüglich des Alters, der sozialen Umstände, des Bildungsgrades und auch bezüglich der jeweiligen Adhärenz ist.

P193 Den Tod treffen? - Mit spitzem Stift! Tödliche Karikaturen: Vom allmächtigen Schnitter zum „menschelnden“ Kuttenträger Hirsmüller S.

1, Schröer M.

2

1Hospiz am EVK Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland,

2----, Düsseldorf, Deutschland

In den letzten Jahren wurde der Tod in Karikaturen zum Quotenhit. Können und dürfen wir über solche Zeichnungen lachen? Mehrere Ausstellungen (u.a. Sepulkralmuseum Kassel, Wanderausstellung der Hospizakademie Bamberg) unterstreichen dies eindrücklich. Anhand zahlreicher Beispiele denken wir über die Funktion sowie den Sinn und Hintersinn dieser (neuen) Art der „Konfrontation“ mit dem Tod nach.

P194 Meet the Experts: Krisenintervention Herrmann S.

1, Münch U.

2

1Ev. Krankenhaus Paul Gerhardt Stift, Lutherstadt Wittenberg, Deutschland,

2DRK Kliniken Berlin

Westend, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Berlin, Deutschland Krisenintervention aus Sicht der Sozialen Arbeit, der Seelsorge und der Psychologie durch die Sektionssprecher bzw. Vertretungen. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es in der Herangehensweise; welche Krisen gibt es aus der jeweiligen Sicht der Profession. Input wird gegeben, Dialog ist erwünscht.

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P195 Meet the Expert "Der schwierige Angehörige in der Palliativversorgung" Herrmann S.

1, Münch U.

2, Gramm J.

3, Jentschke E.

4, Mai S.

5, Kiepke-Ziemes S.

6, Nau H.

7

1Ev. Krankenhaus Paul Gerhardt Stift, Lutherstadt Wittenberg, Deutschland,

2DRK Kliniken Berlin

Westend, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Berlin, Deutschland, 3Institut für

Palliativpsychologie, Frankfurt, Deutschland, 4Interdisziplinäres Zentrum Palliativmedizin der

Universitätsklinik, Würzburg, Deutschland, 5Uni-Klinikum Mainz, Interdisziplinäre Abteilung für

Palliativmedizin, Mainz, Deutschland, 6Caritasverband für die Region Kempen-Viersen, Viersen,

Deutschland, 7Klinikum Stuttgart, Koordination Netzwerk Palliativmedizin, Stuttgart, Deutschland

Es wird ein Impulsreferat zum Thema geben mit nachfolgender Möglichkeit zum Austausch. Ziel ist es, eine Idee der Möglichkeiten zu bekommen, welche hinter einem als schwierig erlebten Verhalten stehen können sowie günstige Kommunikationsstrategien und Handlungsoptionen zu vermitteln.

P196 Frühe Integration von Supportive/Palliative Cancer Care - Perspektiven der Mitglieder multiprofessioneller Klinik-Teams auf den Unterstützungsbedarf von Patienten und Angehörigen über den Verlauf einer Krebsbehandlung: Ein Werkstattbericht Rohrmoser A.

1, Preisler M.

1, Letsch A.

1, Goerling U.

2

1Charité Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik f. Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie

Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland, 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Charité

Comprehensive Cancer Center, Berlin, Deutschland Fragestellung: Die American Society of Clinical Oncology und die S3-Leitlinie Palliativmedizin empfehlen eine frühe Integration von Supportive/Palliative Cancer Care (SPCC) in die Versorgung von Krebspatienten. Um individuell begleiten zu können, muss der Unterstützungsbedarf (UB) des jeweiligen Patienten und seiner Angehörigen bekannt sein. Die Wahrnehmung des UB von Patienten mit soliden Tumoren und ihren Angehörigen durch Mitglieder multiprofessioneller Klinik-Teams zu erheben, ergänzt die hierzu bislang fast ausschließlich publizierten subjektiven Bedarfsanalysen von Patienten und Angehörigen. Die vorliegende Studie exploriert erstmalig, inwiefern sich der UB verschiedener Patienten während einzelner Behandlungsphasen verallgemeinern lässt. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit der UB identifiziert sowie klassifiziert und eine frühzeitig integrierte SPCC optimiert werden kann. Methodik: Zwei 90-minütige Fokusgruppen finden mit je fünf Teilnehmern unterschiedlicher Klinik-Professionen statt. Die Audioaufzeichnungen werden nach der Transkription gemäß der Grounded Theory-Methodologie ausgewertet. Eine Validierung der Ergebnisse erfolgt in einem Forschungscolloquium und einer Gruppenvalidierung mit den Interviewten. Ergebnis: Beide Fokusgruppen werden im April 2016 durchgeführt und bestehen jeweils aus: 1 Stationsarzt, 1 Pflegekraft, 1 Physiotherapeut, 1 Psychoonkologe, 1 Sozialdienstmitarbeiter oder Patientenmanager. Die finalen Ergebnisse, inwiefern sich der Expertendefinierte UB von Patienten und deren Angehörigen zu einzelnen Behandlungsphasen identifizieren, einschätzen, handhaben und verallgemeinern lässt, liegen im Juli 2016 vor. Schlussfolgerung: Die Erkenntnisse zum expertendefinierten UB in spezifischen Behandlungsphasen können ergänzt um den subjektiven Bedarf der Patienten und ihren Angehörigen konkrete Faktoren für die Implementierung und Optimierung der frühen Integration von SPCC in die onkologische Standardversorgung aufzeigen.

P197 Belastungen und Unterstützungsbedürfnisse von Angehörigen in der spezialisierten stationären Palliativversorgung - eine Pilotstudie Ullrich A.

1,2, Ascherfeld L.

1, Marx G.

3, Bokemeyer C.

1, Bergelt C.

2, Oechsle K.

1

12. Medizinische Klinik, Bereich Palliativmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg,

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Deutschland, 2Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,

Hamburg, Deutschland, 3Klinik für Palliativmedizin, Universitätsmedizin, Göttingen, Deutschland

Hintergrund: Angehörige von Patienten in palliativer Erkrankungssituation weisen vielfältige psychische Belastungen und Unterstützungsbedürfnisse auf. Ziel dieser deskriptiven monozentrischen Pilotstudie war eine erste Einschätzung subjektiver Belastung, Ängstlichkeit, Depressivität und (un-)erfüllter Bedürfnisse bei Angehörigen von Krebspatienten in der spezialisierten stationären Palliativversorgung (SSPV) sowie der Studiendurchführbarkeit. Methoden: Von 74 Angehörigen, die konsekutiv zur Studienteilnahme eingeladen wurden, willigten 54 ein und 51 (69%) beantworteten zu Beginn der SSPV einen Fragebogen. Eingesetzt wurden Distressthermometer (DT) und Problemliste, Angst- (GAD-7) und Depressionsmodul (PHQ-9; Gesundheitsfragebogen für Patienten) und Family Inventory of Needs (FIN). Ergebnisse: Die Teilnehmer waren im Mittel 56 Jahre alt (SD 15.5, Range 20-87) sowie zur Hälfte männlich (56%) und Ehe-/Lebenspartner der Patienten (53%). Die Erstdiagnose lag bei 40% der Patienten höchstens ein Jahr zurück. Fast alle Angehörigen (96%) weisen eine auffällige und die Hälfte (51%) eine hochgradige Belastung auf (Cut-off ≥5 bzw. ≥8). Als häufigste Probleme werden Erschöpfung (81%), Traurigkeit (83%), Sorgen (80%), Schlafprobleme (71%) und Ängste (70%) genannt. Die Prävalenz einer mittelgradigen bis schweren Ängstlichkeit bzw. Depressivität ist in der Stichprobe hoch (44 bzw. 49%; Cut-off ≥10). Im Mittel werden 16.5 von 20 erfragten Unterstützungsbedürfnissen als wichtig eingeschätzt (SD 3.2, Range 2-20). Acht patienten- und kommunikationsbezogene Bedürfnisse bewerten mehr als 90% der Angehörigen als wichtig. Vier von 20 Bedürfnissen sind bei mehr als der Hälfte der Angehörigen (54-68%), die das Bedürfnis äußern, nicht oder nur teilweise erfüllt. Schlussfolgerung: Bei Angehörigen von Patienten in der SSPV scheinen hohe, klinisch relevante Belastungen und unerfüllte Bedürfnisse zu bestehen. Die Daten unterstreichen Relevanz und Machbarkeit einer größer angelegten Folgestudie.

P198 Genderspezifische Symptome, Belastungen und Bedürfnisse in der Palliativversorgung aus Perspektive von Mitarbeitern und Patienten - eine qualitative Studie Ullrich A.

1, Grube K.

1, Hlawatsch C.

1, Bokemeyer C.

1, Oechsle K.

1

12. Medizinische Klinik, Bereich Palliativmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg,

Deutschland Hintergrund: Bisher wurde die Gender-Perspektive in der Palliativversorgung wenig berücksichtigt und kaum systematisch untersucht. Die vorliegende qualitative Studie exploriert die Genderspezifität von Symptomen, Belastungen und Bedürfnissen von Patienten sowie den Stellenwert einer gendersensiblen Versorgung in der stationären spezialisierten Palliativversorgung (SSPV) aus Sicht von Palliative Care-Teammitgliedern und Patienten. Methoden: 17 Mitarbeiter (Ärzte, Pflegekräfte, psychosoziale Professionen, Seelsorge; 12 w, 5 m) und 10 Patienten (5 w, 5 m) einer Palliativstation wurden mittels semi-strukturierter Interviews befragt. Die Interviews wurden aufgezeichnet, wörtlich transkribiert, pseudonymisiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ergebnisse: Acht Dimensionen genderspezifischer Symptome, Belastungen und Bedürfnisse wurden identifiziert: Körperliche Aspekte, psychische Belastungen, Interaktion mit dem Palliative Care-Team, Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten, Aktivierung sozialer Beziehungen/ Netzwerke, Entscheidungsfindung und -beteiligte sowie Wunsch nach Selbstbestimmung und Identität. In vier Dimensionen werden Interaktionen des Gender-Aspekts mit den Faktoren Alter, Generation und kultureller Hintergrund deutlich. Der Stellenwert einer gendersensiblen Versorgung wird als hoch eingeschätzt, sofern individuelle Belastungen und Ressourcen der Patienten weiterhin primär handlungsleitend sind. Wichtige Voraussetzungen für eine stärker genderspezifisch angepasste Versorgung werden auf struktureller (Diversifizierung der Teamstruktur), teambezogener (Teamziele bzgl. gendersensibler Versorgung, Kooperation und Organisation) und individueller (Gender-Wissen und -Bewusstsein, Einstellungen, Kompetenzen) Ebene verortet. Schlussfolgerung: Die Sensibilisierung für das Thema Gender ist für die Palliativversorgung von hoher Relevanz und betrifft körperliche und psychosoziale Aspekte wie auch die Interaktion mit und im Team.

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P199 Interviews mit Palliativpatienten - Rekrutierungsprobleme und Motivation der Interviewteilnehmer. Erfahrungen aus dem DFG-Projekt „Kommunikation und Konflikte in der Palliativpflege“ Wendelstein B.

1, Garthaus M.

2, Heller A.-C.

2, Marquard S.

2, Paulikat C.

2, Remmers H.

2, Kruse A.

1

1Universität Heidelberg, Institut für Gerontologie, Heidelberg, Deutschland,

2Universität Osnabrück,

Fachbereich Humanwissenschaften, Fachgebiet Pflegewissenschaft, Osnabrück, Deutschland Fragestellung: Im Rahmen der qualitativen Studie „Kommunikation und Konflikte in der Palliativpflege“ werden Interviews mit schwerkranken Menschen in der letzten Lebensphase in unterschiedlichen Settings (Hospiz, Palliativstation, Onkologie, Pflegeheim, ambulante Pflege, Behindertenhilfe) geführt. Die Rekrutierung gestaltet sich zeitintensiv. Verantwortliche und Angehörige haben oft Vorbehalte gegenüber Interviews mit der hochvulnerablen Gruppe der Palliativpatienten. Methodik: Die problemzentrierten Interviews erfolgen anhand eines semi-standardisierten Leitfadens und werden per Tonband aufgezeichnet. Die Auswertung erfolgt durch eine qualitative Inhaltsanalyse. Ergebnis: Durch erste Datenauswertungen erschließt sich die Motivation der Betroffenen, an einem Interview teilzunehmen, und ihre persönliche Wahrnehmung der Interviewsituation. Von bisher 21 Interviewpartnern geben 11 einen Grund für die Teilnahme an. Ein großer Teil meint dadurch anderen helfen zu können (z. B. künftigen Patienten, aber auch Forschenden/Pflegenden). Viele bekunden persönliches Interesse, z. B. am Thema, aber auch daran, etwas Neues zu tun, oder erachten eine Teilnahme als Selbstverständlichkeit. Ein großer Teil derer, die am Ende des Gesprächs um eine Einschätzung gebeten werden, reagieren positiv. Eine kleinere Gruppe empfand das Interview für sich selbst aufschlussreich und hilfreich. Auf sehr wenige wirkte das Gespräch (stark) emotional. Schlussfolgerung: Die von vielen Probanden benannten Gründe der Teilnahme lassen sich mit dem Konzept der Generativität erklären. Die Weitergabe eigenen Wissens kann auf andere ebenso betroffene Personen positiv wirken. Das problemzentrierte Interview ist eine adäquate Methode in der Forschung mit Palliativpatienten.

P200 Advanced Nursing Practice: Die Rolle von klinisch tätigen Pflegewissenschaftlerinnen in Praxis, Forschung und Lehre am Beispiel der Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Bonn Wiefels S.

1,2, Kocks A.

3, Pröbstl A.

4, Radbruch L.

1,5

1Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin des Universitätsklinikums Bonn, Bonn, Deutschland,

2Pflegedirektion des Universitätsklinikums Bonn, Bonn, Deutschland,

3Pflegedirektion des

Universitätsklinikums Bonn, Stab Pflegewissenschaft, Bonn, Deutschland, 4Pflegedirektion des

Universitätsklinikums Bonn, Vorstand Pflege und Patientenservice, Bonn, Deutschland, 5Malteser

Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Bonn, Deutschland Fragestellung: Die Auseinandersetzung mit Tod, Sterben und palliativen Situationen sind häufige und relevante Herausforderungen in der klinischen Versorgung. Die vulnerable Gruppe der Palliativpatienten zeichnet sich durch komplexe Bedürfnisse auf körperlicher, psychischer, sozialer und spiritueller Eben aus. Dies setzt sowohl auf der medizinischen, als auch auf der pflegerischen Seite des interprofessionellen Behandlungsteams hohe Fachexpertise und vertiefte Praxiserfahrung voraus. Methodik: Das internationale Konzept Advanced Nursing Practice (ANP) bietet Pflegenden mit einem universitären Abschluss die Möglichkeiten durch eine erweiterte, spezialisierte und fortschrittliche Pflegepraxis im direkten Patientenkontakt Antworten auf diese komplexen Bedarfslagen zu finden. ANP-Angebote und Interventionen gründen auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie auf Erfahrungswissen. Ergebnis: Am Universitätsklinikum Bonn wird das innovative Konzept des ANP im Bereich der Klinik für Palliativmedizin implementiert. Erste Erfahrungen zeigen das Potential für die pflegerische Weiterentwicklung in der direkten Patientenversorgung, wie auch im Bereich der Pflegeforschung und Lehre. So konnten auf der Station verschiedene Projekte der Praxisentwicklung, wie z. B. der Einsatz von aromapflegerischen Interventionen oder die gemeinsame Aufnahme von Patienten durch Arzt und

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Pflege initiiert werden. Zukünftig ist der Ausbau der ambulanten Palliativversorgung in Form einer ergänzenden pflegegeleiteten Sprechstunde geplant. Der Bereich der Lehre konnte durch den Einsatz der Advanced Practice Nurse (APN) ausgebaut werden. Neben der pflegerischen Aus-, Fort- und Weiterbildung unterstreicht die Mitarbeit in der medizinischen Lehre den multidisziplinären Ansatz. Schlussfolgerung: ANP ist die Antwort für Pflegewissenschaftlerinnen, die weiterhin klinisch tätig sein wollen, um Palliative Care sowohl für Patienten und deren Angehörigen, als auch für beteiligte Berufsgruppen zu verbessern.

P201 Assistierter Suizid - Einstellungen und Haltungen der Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) Jaspers B.

1,2, Jansky M.

1, Bahr P.

2, Radbruch L.

2,3, Nauck F.

1

1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland,

2Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland,

3Malteser

Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland Fragestellung: Die Notwendigkeit weiterer Regulierung des ärztlich assistierten Suizids (ÄAS) und sog. Sterbehilfeorganisationen (SO) wurde in Deutschland (D) kontrovers diskutiert. Bevor Ende 2015 im Bundestag über verschiedene Gesetzesentwürfe abgestimmt wurde, hat die DGP eine Taskforce beauftragt, Einstellungen und Haltungen ihrer Mitglieder zu erfragen. Methodik: Die Items für die Befragung wurden der Literatur entnommen und in einer Fokusgruppe konsentiert. Literatursuche: 2005-2015 - PubMed: PAS [Title/Abstract] UND survey (alle Länder); graue Literatur: Umfragen in D, Stellungnamen relevanter Gremien, z.B. Ethikrat, Kirchen, DGP, Gesetzesentwürfe, etc. Datenbank: DGP Mitglieder (n=5.152). Online/Papierumfrage (07-08/15), Pilottest, 3 Reminder, quantitativ-deskriptive und qualitativ-inhaltsanalytische Auswertung der durch einen Treuhänder anonymisierten Datenbank (SPSS und MaxQDA). Ergebnisse: Insgesamt 1811 gültige Fragebögen, Rücklauf 36.9% (bereinigt); Gender ♂ 33,7%, ♀ 43,6%, andere 0,4%; Ärzte 48,5%, Pflege 17,8%, andere Berufe 14,3%, ca. 20% fehlende soziodemographische Daten. Mehr als 90% Zustimmung zu Aussagen wie “Wunsch nach ÄAS kann ambivalent sein” oder “…ist eher Wunsch nach Beendigung einer unerträgl. Situation”. Eigene Beteiligung an ÄAS lehnen 56% der Ärzte grundsätzlich ab, 74,2% waren darum schon gebeten worden, 3% hatten ÄAS geleistet. Ein gesetzliches Verbot von SO wurde von 56% aller Mitglieder favorisiert. Mehr als 85 % der Antwortenden stimmten der Aussage zu, ÄAS sei nicht Bestandteil der Palliativmedizin. Detaillierte Resultate werden vorgestellt. Schlussfolgerung: Die Mehrzahl der Mitglieder unterstützte Statements des DGP-Vorstands. Jedoch zeigte sich eine große Bandbreite von Haltungen und Einstellungen. Dies erfordert eine offene Diskussion zwischen Vorstand und Mitgliedern, die bereits auf dem Mitgliedertag im September begonnen wurde.

P202 SAPV - "Willkür" im Vergabeverfahren, eine Aufgabe für das Bundeskartellamt, wenn die Systeme in Rheinland-Pfalz den Rechtsanspruch auf Versorgung in der Süd- und West-Pfalz konterkarieren? Gronwald B.

1, Gottschling S.

1

1Saarland University Hospital, Centre for Palliative Care and Paediatric Pain, Homburg/Saar,

Deutschland Das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) ist für Rheinland-Pfalz von großer Bedeutung in der grenzüberschreitenden Krankenhausversorgung. Entgegen dem gemäß SGB V bereits seit 2007 bestehenden bundesweiten Anspruch für gesetzlich Krankenversicherte auf spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) gibt es auch 2016 immer noch keinen durch die Kostenträger zugelassenen Leistungserbringer für die Region. Im Jahr 2015 sollte der ausdrückliche Wunsch der Bürgerschaft und deren eigenhändige Investition endlich den Aufbau eines SAPV-Netzwerkes, zur Versorgung in der Süd- und West-Pfalz, ermöglichen. Mit der palliativmedizinischen Kompetenz aus dem UKS wurde daraufhin konkurrenzlos eine Trägergesellschaft gegründet. Allerdings wurde für

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diesen SAPV-Anbieter, nach 9 monatiger taktierender Verzögerung des Zulassungsverfahrens durch die Kostenträger, die Zulassung verweigert, mit dem lapidaren und paradoxen Hinweis darauf, dass der Versorgungsbedarf vollständig durch einen anderen Versorger abgedeckt werden würde Die Zivilcourage gebot es gegen diese intransparente Entscheidung der Krankenkassen Rechtsmittel einzulegen. Hierzu wurde bei der Vergabekammer des Bundes beim Bundeskartellamt ein Antrag auf Nachprüfungsverfahren gestellt, diesem gab die Kammer auch statt und untersagten folglich den Krankenkassen den Zuschlag einem Mitbewerber zu erteilen. Erstmalig war hiermit durch die Vergabekammer des Bundes ein Nachprüfungsfahren bezüglich SAPV durchgeführt worden. Diese positive Entscheidung der Vergabekammer lag innerhalb 5 Wochen vor und es sollte dadurch weder zur Verunsicherungen oder Verzögerungen in SAPV-Angelegenheiten kommen. Im Rahmen der hiermit vorgesehenen Kongress-Präsentation soll abschliessend über das Verfahren und die letztinstanzliche Entscheidung sowie dessen Bedeutung berichtet werden. Hinweis: Interessenkonflikt der Autoren besteht hinsichtlich der Beteiligung an der im Abstract erwähnten Gesellschaft (HoPa Saar-Pfalz gemeinnützige GmbH).

P203 Palliativpatienten mit Hyponatriämie leiden häufiger an körperlichen Symptomen Wetter R.

1, Kremeike K.

1, Burst V.

2, Voltz R.

1, Simon S.T.

1

1Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln, Köln, Deutschland,

2Klinik II für Innere Medizin:

Nephrologie, Rheumatologie, Diabetologie und Allgemeine Innere Medizin, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland Hintergrund: Die Hyponatriämie (HN) ist eine häufige und relevante Elektrolytstörung sowohl bei Krebspatienten als auch bei Patienten in stationärer Krankenhausbehandlung. Eine HN kann für vielfältige Symptome verantwortlich sein, die potentiell ursächlich behandelt werden könnten. Die Prävalenz der HN bei Palliativpatienten jedoch ist bislang unbekannt. Ziel: Das Ziel unserer Studie ist die Erfassung und Beschreibung der Prävalenz der HN bei Patienten in der stationären spezialisierten Palliativversorgung (SSPV), sowie eine Assoziation zwischen Grad der HN und der Symptomlast der Patienten zu evaluieren. Methodik: Deskriptives, retrospektives und exploratives Studiendesign mit Einschluss aller Patienten der SSPV (Palliativstation, Palliativmedizinischer Dienst) eines großen Universitätsklinikums in Deutschland im Jahr 2013, bei denen ein Natriumwert ermittelt wurde. Es wurden demographische und klinische Daten, sowie Symptome und Laborwerte erhoben. Die rein deskriptive Analyse erfolgte mittels IBM SPSS statistics (v22). Ergebnisse: Von insgesamt 789 Patienten konnten 710 in die Analyse eingeschlossen werden. Es zeigt sich eine Prävalenz der HN bei SSPV-Patienten von 38,7%. Die Symptomlast von hyponatremischen (hn) Patienten ist höher (statistisch signifikant) als die von normonatremischen (nn) Patienten; Übelkeit (hn:37,3%, nn:27,1%), Erbrechen (hn:19,6%, nn:10,6%), Verstopfung (hn:68,9%, nn:59,5%), Appetitverlust (hn:90,7%, nn:70,6%) und Depressivität (hn:68,6%, nn:57,1%). Zudem ist der Grad der HN und die Symptomlast assoziiert: Patienten mit einer höhergradigen HN zeigen eine höhere Symptomlast. Schlussfolgerung: Über ein Drittel aller SSPV-Patienten zeigen eine Hyponatriämie und der HN-Grad ist mit der Symptomlast assoziiert. Prospektive Studien sollten diese Assoziation weiter untersuchen und kontrollierte Studien prüfen, ob eine Korrektur der Hyponatriämie auch die Symptomlast mindert.

P204 Erstellung eines Gemeinsamen Rahmenkonzepts für Hospizarbeit und Palliativversorgung in der Region Augsburg Eichner E.

1, Kling S.

1, Nagl A.

1

1Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V., Augsburg, Deutschland

Fragestellung: Der Verein AHPV beschloss im Jahr 2014 einstimmig, nicht einzelne

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Entwicklungsprojekte in der Region durchzuführen, sondern ein regionales Rahmenkonzept für die nächsten Jahre zu erstellen. Hintergrund war, dass noch lange nicht alle Menschen, die dies benötigen, von einer ihrem Bedarf und ihren Bedürfnissen entsprechenden Hospizarbeit und Palliativversorgung profitieren. So bestanden Lücken im Angebot, in der Qualifizierung der Mitarbeitenden und an den Schnittstellen zwischen den Versorgern sowie ungelöste Fragen in der Finanzierung. Methodik: Es sollte keine Handlungsanweisung verfasst werden, sondern die vielfältigen Ideen und Vorstellungen in Arbeitskreisen verdichtet und - neben einem Grundlagenteil - in einem gemeinsamen Papier als „Rahmenkonzept“ veröffentlicht werden. Das vorliegende Konzept ist deshalb bewusst in einem konstruktiven Auseinandersetzungsprozess entstanden. Ergebnis:

1. Die Ergebnisse machen sichtbar, dass angesichts der Dynamik, der vielen Beteiligten und des Wachsens des Netzwerks ein Status erhoben wurde, der auch Offenes und Ungesichertes enthält und der nicht abschließend sein kann.

2. Solche Arbeiten legen einen wichtigen Grundstein für die Weiterentwicklung der Palliativversorgung und Hospizarbeit in einer Region.

3. Allein die 1½-jährige Erstellung hat sehr viel Kommunikation, Kooperation und konkrete Verbesserungen in Gang gesetzt.

4. Es wurden möglichst konkrete regionale Ziele und Maßnahmen für die nächsten Jahre formuliert. Hierzu gehören Ausbau des bestehenden Netzwerks, Stärkung der Hospizarbeit auch in Pflegeheimen, Weiterentwicklung der AAPV, Überwindung bestehender Grenzen sowie Verbesserung der Rahmenbedingungen durch Öffentlichkeitsarbeit, bessere Finanzierung und Ausbau der Kompetenzen.

Schlussfolgerung: Insgesamt war dieser konstruktive Auseinandersetzungsprozess sehr dynamisch und wertvoll für das Miteinander und die Entwicklung in der Region.

P205 Technische Unterstützung bei Schwerstkranken - Wie schätzen die Versorgenden den Einsatz in der Hospiz- und Palliativversorgung ein? Pauls A.

1, Scheve C.

1, Gerdes V.

1, Hein A.

2, Simon ST.

1,3

1Institut für Palliative Care (ipac) e.V., Oldenburg, Deutschland,

2Universität Oldenburg, Fakultät VI -

Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland,

3Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Ziel: Die technische Entwicklung hat in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen. Ziel war die Ermittlung von assistiven Unterstützungsmöglichkeiten aus der Sicht der Versorgenden. Die Studie war Teil einer größeren regionalen Erhebung zur Beschreibung der Situation sowie zu den zukünftigen Bedarfen. Methode: Deskriptive Querschnittstudie mit einem teilstandardisierten Fragebogen (schriftlich-postalisch), der anhand des systemtheoretischen Modells der Versorgungsforschung abgeleitet wurde und aus geschlossenen und offenen Frage- und Antwortformaten bestand. In der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV) wurden Pflegedienste, Haus- und Fachärzte für Hämatologie/Onkologie, in der spezialisierten Palliativversorgung (SPV) alle beteiligten Versorger in der Stadt und im Landkreis (LK) Oldenburg zur Teilnahme eingeladen. Die Analyse erfolgte deskriptiv, die offenen Antworten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Von 523 versendeten Bögen wurden 174 in die Analyse eingeschlossen (Rücklauf 33,3 %). Darunter gehörten Ärzte (n = 68), Pflegefachkräfte (n = 57) und Ehrenamtliche (n = 28) zu den größten Gruppen. Insgesamt wurden das Monitoring von subjektiven Parametern (z.B. Schmerz) (Md 5,0; IQR 2; 1-6) und der Hausnotruf (Md 5,0; IQR 1; 4-6) als hilfreich im Versorgungsablauf angegeben. Weniger hilfreich wurde das Monitoring von Vitaldaten (z.B. Blutdruck) (Md 2,0; IQR 2; 1-6) eingeschätzt. Die Ehrenamtlichen (Md 4,0; IQR 4; 1-6) schätzten diese Möglichkeit hilfreicher ein als die Ärzte (Md 3,0; IQR 2, 1-6) und Pflegefachkräfte (Md 2,0; IQR 4; 1-6). Im Vergleich der Gebiete wurde von den Teilnehmenden aus dem LK (Md 5,0; IQR 3; 1-6) die Dokumentation über eine elektronische Akte hilfreicher bewertet als von denen aus der Stadt (Md 4,0; IQR 2; 1-6). Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse zeigen das Interesse an assistiven Technologien im Bereich

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Palliative Care. Vor allem in ländlichen Gebieten könnte der Einsatz die Versorgung zukünftig unterstützen.

P206 Wozu brauchen wir die Charta? Kopitzsch F.

1

1Charta Geschäftsstelle, Berlin, Deutschland

Die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland trägt dazu bei, die Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung chronischer und unheilbarer Erkrankungen, des demografischen Wandels sowie sich ändernder gesellschaftlicher Strukturen zu einer wichtigen gesamtgesellschaftlichen und politischen Aufgabe zu machen, stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und zugleich Perspektiven für die Entwicklung in der Zukunft aufzuzeigen. Dabei gilt als Vorsatz, dass jede/r Betroffene unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung, von der persönlichen Lebenssituation und vom dem Lebensort eine qualitativ hochwertige Versorgung und Begleitung in Deutschland erhält. Die Träger der „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ sind derzeit gemeinsam mit zahlreichen weiteren gesundheits- und gesellschaftspolitischen Institutionen damit befasst, Grundlagen für eine Nationale Strategie zu erarbeiten, wie die hospizliche und palliativmedizinische Grundhaltung frühzeitig und flächendeckend in die Regelversorgung integriert, aber auch als soziale Aufgabe in der Gesellschaft verankert werden kann. Der Erfolg und die verlässliche Umsetzung der Charta im Rahmen einer Nationalen Strategie hängen davon ab, deren Bedeutung stärker in das öffentliche Bewusstsein zu verankern und zugleich die gewonnenen Ergebnisse auf allen Ebenen - der Bundesebene, der Länderebene und der kommunalen Ebene in die Praxis umzusetzen, um qualitativ hochwertige Versorgungs-und Begleitungsmöglichkeiten schwerstkranker und sterbender Menschen weiter zu befördern.

P207 „Palliativmedizinische Komplexbehandlung oder Besondere Einrichtung - wie entscheiden?“ Schubert B.

1, Pfeiffer P.

2

1Krankenhaus St. Joseph-Stift, Fachabteilung für Onkologie, Geriatrie und Palliativmedizin, Dresden,

Deutschland, 2Krankenhaus St. Joseph-Stift, Geschäftsführung, Dresden, Deutschland

Mit dem im November 2015 verabschiedeten Hospiz- und Palliativgesetz eröffnet sich die Option, Palliativstationen als „Besondere Einrichtungen (BE)“ anerkennen zu lassen. Für eigenständige Palliativstationen soll es künftig möglich sein, ab 2017 krankenhausindividuelle Entgelte mit den Kostenträgern zu vereinbaren, wenn das Krankenhaus dies wünscht. Darüber hinaus soll es Kliniken ohne bettenführende Palliativabteilung ermöglicht werden, ab 2017 ein krankenhausindividuelles Zusatzentgelt zur Finanzierung eines multiprofessionellen palliativmedizinischen Konsiliardienstes zu verhandeln. Diese Zusatzentgelte sollen ab 2019 bundesweit einheitlich sein. Wie nun entscheiden? Finanzierung im diagnosis related groups System (DRG) oder als BE? Wie sieht aktuell die Finanzierung der Spezialisierten Stationären Palliativversorgung im DRG-System aus? Und welche Kostensätze müssten als BE verhandelt werden, um die für die Versorgung von Palliativpatienten erforderlichen Personalkosten und Sachmittel refinanzieren zu können? Auf der Basis qualitativer Grundannahmen, sich daraus ergebender Personalschlüssel und Sachleistungen und unter Nutzung von Kalkulationsdaten, die das St. Joseph-Stift an das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) für eine Palliativstation mit 10 Betten übermittelt hat, werden diese Überlegungen ergänzt.

P208

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Anna Hospiz im Landkreis Mühldorf am Inn - Integrierte Hospiz- und Palliativversorgung im ländlichen Raum Hell J.

1,2, Dworzak H.

2, Koch E.

1,2,3, Brantner S.

1

1SAPV am Inn gGmbH, Mühldorf, Deutschland,

2Anna Hospizverein, Mühldorf am Inn, Deutschland,

3Kliniken Kreis Mühldorf am Inn, Palliativmedizin, Mühldorf, Deutschland

Einleitung: Der Anna Hospizverein (AHV) hat durch spendenfinanzierte Modelprojekte in den letzten 10 Jahren den Aufbau der Hospiz- und Palliativversorgung geprägt. Der AHV hält gemeinsame Geschäftsräume für folgende Leistungsbereiche (LB) vor: Hospizbegleitung (HB), Trauerbegleitung, Vorsorgeberatung, Ambulante Palliativberatung (APB), Weiterbildungsakademie, Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV am Inn, 100%ige Tochtergesellschaft), Zeitintensive Betreuung (ZIB, Anstellung von Palliativfachkräften auf geringfügiger Basis, Modellprojekt im Rahmen der allgemeinen Palliativversorgung), Kooperation mit dem Palliativmedizinischen Dienst an der Klinik Mühldorf (PMD). Methoden: Im Jahr 2015 wurden alle erbrachten Hospiz- und Palliativleistungen in Statistikbögen erfasst: persönliche Daten, Diagnose, Versorgungsort, Wohnsituation, Stabilität des Betreuungsnetzes, SAPV-Status, Anfragende Einrichtung, Leistungsinhalt, Leistungsempfänger, Beteiligte Mitarbeiter. Resultate: Es wurden 1024 Statistikbögen von Patienten aus dem Landkreis Mühldorf ausgewertet: HB 104, APB 171, SAPV 274, ZIB 220, PMD 255. Es haben 606 Bürger aus dem Landkreis Leistungen erhalten. Bei 1100 Todesfällen im Landkreis entspricht dies 55%. 350 Pat. wurden von nur einem LB versorgt: HB 14, APB 58, SAPV 117, ZIB 81, PMD 80. 2 LB bei 144 Pat., 3 LB bei 70 Pat., 4 LB bei 34 Pat., alle 5 LB bei 8 Pat. Diagnoseverteilung nach onkologischen Pat. (O-Pat.) und nichtonkologischen Pat. (NO-Pat.): SAPV: 55% O-Pat. vs. 45% NO-Pat., APB 48% O-Pat. vs. 50% NO-Pat., PMD 50% O-Pat. vs. 49% NO-Pat. Schlussfolgerung: Nichttumor-Pat. haben hohen Versorgungsbedarf. Es besteht hoher Bedarf an Beratung und zeitintensiver Betreuung. SAPV steigert die Nachfrage nach HB. Die enge Verbindung aller hospizlichen und palliativen Leistungsbereiche ermöglicht eine Vollversorgung im ländlichen Raum.

P209 Bericht: „Palliativ Care in Österreich 2016 - 2017“ Dieplinger A.

1, Kaiser A.

2

1Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Institut für Pflegewissenschaft, Salzburg,

Österreich, 2Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Gesellschaft und Sozialpolitik, Linz,

Österreich Der Bericht „Palliativ Care in Österreich 2016 - 2017“ soll einen Überblick über die aktuelle Situation von Menschen mit Tumorerkrankungen und im Speziellen in der palliativen Versorgung zeigen. Mittels quantitativer Daten aus den Quellen von Statistik Austria, Datenbanken, Krankenanstalten, Hospizen etc. und qualitativen Daten wie Interviews mit ExpertInnen wird eine sowohl statistische als auch qualitative dichte Beschreibung der Ist-Situation in Österreich verfasst. Ein Teil des Berichtes wird durch die Beiträge von ExpertInnen gestaltet. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Dr

in. Anna

Maria Dieplinger (Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Institut für Pflegewissenschaft, Salzburg) und Mag

a. Agnes Kaiser (Johannes Kepler Universität, Institut für Gesellschaft und Sozialpolitik, Linz)

wird im Zeitraum von 2016 bis Frühjahr 2017 Daten erheben und wissenschaftlich analysieren. Ziel des Palliativ Care Berichtes Österreich ist es, mehr den qualitativen Fokus auf die Thematik aus verschiedenen Perspektiven zu generieren. Die zentralen Forschungsfragen lauten: Wie zeigt sich die Ist-Situation in der Palliative Care in Österreich? Welche pflegerischen Aspekte zeigen sich im Bereich der Palliativ Care Versorgung? Wie werden Menschen in Österreich palliativ medizinisch versorgt? Wie beschreiben die ExpertInnen in Österreich die Situation zu Palliativ Care? Welche Handlungsfelder und Entwicklungsmöglichkeiten werden durch die vorliegenden Daten aufgezeigt? Der Bericht gliedert sich in drei Teile: im ersten Teil wird die Ist-Situation deskriptiv dargestellt. Im zweiten Teil werden qualitative Daten (mittels Interviews, Fokusgruppen und Workshops) erhoben und nach Mayring (qualitative Inhaltsanalyse) ausgewertet. In einem abschließenden Teil des Berichtes werden die Daten gegenübergestellt, Forschungsfragen beantwortet und Handlungsfelder bzw. Perspektiven abgeleitet werden

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P210 Juna und Norwin reisen durch das Leben - Mit Vorschulkindern über Abschied, Tod und Trauer sprechen. Ein multidimensionales Weiterbildungskonzept für Vorschulkinder, Eltern, Ehrenamtliche und Erzieher Bretschneider B.

1, Graf S.

1

1Gemeinnützige Hospizium Leipzig GmbH, Leipzig, Deutschland

Zielsetzung: Wir wollen: - Kindern in Zusammenarbeit mit Erziehern und den Eltern mögliche Ängste zum Thema Krankheit, Sterben und Tod nehmen - anhand von unseren Erfahrungen berichten und dadurch Ängste zu diesem Thema mindern - durch ausgewählte Methoden und Handlungsmöglichkeiten Unsicherheiten bezüglich der Themen vorbeugen - helfen, Kinder zu empathiefähigen Menschen zu bilden. Wir nehmen Eltern und Erziehern Ängste und Unsicherheiten und ermutigen sie, offen und unge-hemmt mit Kindern über das Sterben und den Tod zu sprechen, dabei auch selbst Gefühle zu zeigen. Sterben ist Teil des Lebens, wie auch die Geburt. Inhalt: Kinder erleben in ihrem nahen Lebensumfeld Abschieds- und Verlustsituationen. Nach wie vor fällt es Erwachsenen schwer, in diesen Situationen auf Kinder einzugehen. Sie sind ungeübt im Umgang damit, unsicher und es ist ihnen oft nicht bewusst, dass der frühzeitige Umgang bzw. das Lernen, mit derart dramatischen Situationen umzugehen, sich nachhaltig auf die gesamte Entwicklung der Persönlichkeit auswirkt. Erwachsene meinen, dass Kinder schmerzhafte Situationen nicht verarbeiten können und glauben, Kinder von seelischen Schmerzen fernhalten zu können. Die Themen werden verdrängt, Kinder werden mit ihren Gefühlen allein gelassen. Hier besteht nach wie vor ein großes Kommunikationsproblem. Durch diese Sprachlosigkeit entstehen bei Kindern unbegründete Ängste und Phantasien, die oft noch mächtiger sind, als es die Realität verzeichnet. Wir haben ein Bildungskonzept entwickelt und führen dies in Kindertagesstätten durch. Ein derartiges Konzept gibt es für diese Altersgruppe nicht. Das Besondere ist die Multidimensionalität. Wir beziehen Kinder, Eltern, Ehrenamtliche sowie Erzieher nicht nur mit ein, wir zeigen Ihnen Kommunikationsmöglichkeiten auf und tragen damit zur Enttabuisierung bei.