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Ist das politisch? In Japan sagen sie ja, wenn Manami Nagahari von ihrer Perfor- mance erzählt, die von Strahlung handelt. Von Strahlung, die Gutes bewirkt, wie die in der Chemotherapie, und von Strahlung, die tödlich ist, wie die nach der Bombar- dierung Hiroshimas und Nagasakis oder nach dem Reaktorunglück von Fuku- shima, am 11. März vor fünf Jahren. Für sie selbst ist das eine nur schwer vom an- deren zu trennen, beide Formen von Strahlung haben für sie eine private Be- deutung: Die Japanerin ist vor zwei Jah- ren an Brustkrebs erkrankt, wurde in Deutschland operiert. Das Bizarre an Japan, ihrer Heimat, sagt Manami Nagahari, sei, dass die Men- schen diese Bombardierung zu Ende des Zweiten Weltkriegs er- und mit den Fol- gen gelebt haben. Und trotzdem bis 2011 ignoriert haben, dass sie auf wackligem, weil erdbebenanfälligem Boden leben – und dass sie sich diesen Boden mit lauter Atomkraftwerken teilen. Eigentlich denk- bar ungeeignetes Territorium für die Nut- zung von Kernenergie. Erst nach dem Un- glück von Fukushima sei auch ihrer eige- nen Familie aufgefallen, dass zehn Kilo- meter neben ihrem Wohnort ein riesiges Atomkraftwerk steht, sagt Manami Naga- hari. Das passt natürlich zu dem Vorurteil, das hierzulande viele gegenüber Japan ha- ben: Dass die Menschen dort technikbe- geistert, nicht so technikfeindlich wie die Deutschen sind. „Es gibt schon ein Grund- vertrauen in die Technik – aber auch in den Staat“, sagt Manami Nagahari. Einer, glaube man, helfe schon: die Firma oder der Staat. „Es gibt einige Tepco-internen Aufnahmen aus der Zeit des Unglücks“, sagt die schmale Frau – und schüttelt den Kopf. Auch die werden in ihrer Perfor- mance, die sie am 14. März im Thalia Kino zeigen wird, eingebaut sein. Unterti- tel brauche es dabei nicht, das Mons- tröse, das sich ereignete, werde aus den Stimmen für jeden plastisch greifbar. Aber es hilft, wenn man weiß, dass es in Japan mehr als unüblich ist, im Arbeitsle- ben emotional zu werden. „Da ist Panik zu hören, das ist ziemlich selten, speziell bei Männern im Büro – und deshalb schwer zu ertragen.“ Nach der Katastrophe hätten sich viele Anti-Atom-Initiativen gegründet – unter ihren alten Freunden aber sei das bis heute kein Thema. „Mein Gott, bist du so politisch?“, fragen sie Manami dann. Die Angst sei vielleicht da – aber sie zu zei- gen, das gehe nicht. Eigentlich nur lo- gisch. Wie – ohne Verdrängung – soll man sonst den Alltag mit der ständigen Bedrohung bewältigen? Das lässt sich ja nicht nur in Japan, sondern in vielen ande- ren Regionen mit – ganz anderen – Bedro- hungslagen beobachten. „Die Leute kön- nen sich nicht ständig fragen: ,Kann ich dies essen, den Kindern das geben, das Wasser trinken oder nicht?’“, sagt Ma- nami. Wer es nicht verdrängt, es an sich heranlässt, der leidet eben auch darunter. „Das ist deshalb auch ein heikles Thema, weil immer der Vorwurf mitschwingt: Warum seid ihr nicht aktiver?“ Sie aber habe leicht reden, sie sei nach ein paar Wochen wieder weg. Hier aber ist Manami aktiv, durch ihre Kunst. So explizit politisch will sie die gar nicht verstanden wissen, es ist eben eine Transformation aus Erlebtem zu etwas Größerem. Eine Collage aus Musik – Beet- hovens 9. Symphonie etwa, die sie, ty- pisch japanisch, jedes Jahr zu Silvester hört, aus eigenen Kompositionen und aus Text. Aus religiösen Schriften aus dem ja- panischen Zen, solchen des Psychiaters Carl Jung, Josepf Conrads „heart of dark- ness“, aber auch Transkripte von Inter- views aus einem Kindererholungsheim in Weißrussland. Dann Christa Wolf und Brecht, Wolf vor allem, weil sie mit „Stör- fall“ unmittelbar auf den Super-GAU in Tschernobyl reagiert hat. Darin wartet eine der Figuren auf die OP ihres Hirntu- mors, zugleich ereignet sich der Unfall. Das ist ein wenig wie das Echo dessen, was Manami selbst geschehen ist. — Die Premiere von Manamis Perfor- mance „7,25 Strahlung“ findet in Potsdam statt – und zwar am 14. März im Thalia Kino, Rudolf-Breitscheid-Straße 50, um 17 Uhr. Die Unfallserie im japani- schen Atomkraftwerk Fu- kushima begann am 11. März 2011 mit dem To- hoku-Erdbeben. An die Ka- tastrophe erinnert eine Eu- ropäische Aktionswoche, die auch im Thalia Kino in Potsdam stattfindet. Doris Dörries neuer Film „Grüße aus Fukushima“, der deutschlandweit ab dem 10. März zu sehen ist, wird dort schon an diesem Sonn- tag, 6. März, um 19 Uhr vorab gezeigt. Eine Woche später, am Montag, dem 14. März, kommt zunächst um 17 Uhr Manami Naga- hari mit der Premiere ihrer Performance „7,25 Strah- lung – Tschernobyl – Fuku- shima – Berlin“ ins Thalia. Um 18.30 Uhr läuft dann der Film „Little Voices from Fukushima“ – in Anwesen- heit der Regisseurin Hitomi Kamanaka, die sich mit den Parallelen zwischen dem Unglück in Japan und dem in Tschernobyl befasst hat. Er handelt von den Kin- der und ihren Müttern, die auf eigene Faust versu- chen, Informationen zu sammeln und zu verbrei- ten. Ihnen gibt dieser Film eine Stimme. Am Dienstag, dem 15. März, um 18.30 Uhr fragt der Film „Power to Change“ von Carl-A. Fechner nach der Bedeutung der Kern- kraft für die Weltwirtschaft. alm Aktionswoche zum Jahrestag von Fukushima ANZEIGE Eine Frage der Dosis Die japanische Musikerin Manami N. zeigt fünf Jahre nach dem Unglück von Fukushima eine Performance zum Thema Strahlung Bach und Wander bei „Dornenzeit“ Die Reihe „Dornenzeit – Texte und Musik zur Passionszeit“ wird heute um 16 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci fortge- führt. Matthias Jacob spielt an der Wo- ehl-Orgel Werke von Dieterich Buxte- hude, Johann Sebastian Bach und Max Re- ger. Simon Kuntze liest Texte aus dem Lu- kas-Evangelium sowie von Dietrich Bon- hoeffer, Horst Bienek und Fred Wander. Der Eintritt ist frei. Am 12. März, 16 Uhr, findet die letzte „Dornenzeit“-Veranstal- tung dieses Jahres mit Franziska Borleis, Violoncello, Tobias Scheetz, Orgel, und Klaus Büstrin, Lesung, statt. Orchesterbesuch mit Ohrphon Am Tag des Konzerts noch der letz- ten Orchesterprobe beiwohnen: Die Kam- merakademie Potsdam will dies Familien mit Kindern ab neun Jahren mit dem Ohrphon, einem neuartigen Audio- guide, ermöglichen. Live-Moderator Ma- rek Kalina begleitet am Sonntag um 11.30 Uhr im Nikolaisaal die Probenar- beit der Musiker. Auch die Stimme des Dirigenten ist zugeschaltet. Außerdem ist der Pianist und Echo-Klassik-Preisträ- ger David Fray zu erleben. PNN D PROGRAMM Aus Wut und Angst etwas Schönes machen. Manami Nagahari ist Musikerin und Performerin – und beschäftigt sich in ihrer jüngsten Arbeit „7,25 Strahlung“ letztlich mit der Dialektik von Gut und Böse. Oder genauer: Mit guter und gefährlicher Strahlung. Das ist persönlich und politisch zugleich. Foto: promo Vor fast einem Vierteljahrhundert war der Österreicher Norbert Gstrein erst- mals zu Gast im Literaturladen Wist. Nun ist er am Montag in der Reihe „extra-Le- sung“ erneut bei Carsten Wist und Felix Palent eingeladen. Der 55-Jährige gebür- tige Tiroler gab 1988 sein Debüt mit der Erzählung „Einer“, für die er zahlreiche Literaturpreise gewann. In seinem im Ja- nuar erschienen Roman „In der freien Welt“ wagt sich Gstrein mitten hinein in den Israel-Palästina-Konflikt. Hugo, Schriftsteller mit biografischen Über- schneidungen zum Autor, erinnert sich darin an seinen Freund John, Sohn eines Holocaust-Überlebenden, der in San Francisco ermordet wurde. Er begibt sich auf den Spuren Johns nach Kalifornien und Israel. Dort findet er sich zwischen den Fronten der jüngsten Intifada wieder, deren zahlreiche Facetten Gstrein litera- risch verarbeitet hat. PNN — Norbert Gstrein „In der freien Welt“, Montag, 7. März, 19 Uhr bei Wist – Der Literaturladen, Dortustraße 17/Eingang Brandenburger Straße, Eintritt: 5 Euro. Von Ariane Lemme 26 POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WOCHENENDAUSGABE VOM 5. MÄRZ 2016 KULTUR IN POTSDAM Norbert Gstrein liest im Literaturladen Österreicher zu Gast mit Buch zu Nahost-Konflikt E F KULTURNOTIZEN BERLINER PHILHARMONIKER APRIL – JUNI Ab Sonntag im Vorverkauf! DI 05.04. 20 UHR Auf Einladung der Berliner Philharmoniker Bundesjugendorchester Mitglieder der Berliner Philharmoniker Sebastian Weigle Dirigent Falla El sombrero de tres picos (Der Dreispitz), Orchestersuiten Nr. 1 und 2 Schumann Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester F-Dur Strauss Don Quixote DO/FR 14./15.04. 20 UHR SA 16.04. 19 UHR Berliner Philharmoniker Semyon Bychkov Dirigent Kirill Gerstein Klavier Rachmaninow Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll Tschaikowsky Symphonie Nr. 3 D-Dur »Polnische« SA 16.04. 14.30 UND 17 UHR Familienkonzert Mitglieder der Berliner Philharmoniker Matthew Hunter Künstlerische Leitung Ein inszeniertes Konzert nach der Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry DO/FR 21./22.04. 20 UHR SA 23.04. 19 UHR Berliner Philharmoniker Tugan Sokhiev Dirigent Jean-Yves Thibaudet Klavier Fauré Pelléas et Mélisande, Suite Ravel Klavierkonzert G-Dur Franck Symphonie d-Moll MI/DO/FR 27./28./29.04. 20 UHR Berliner Philharmoniker Andris Nelsons Dirigent Wagner Parsifal: Vorspiel zum 1. Akt und Karfreitagszauber aus dem 3. Akt Bruckner Symphonie Nr. 3 d-Moll (1889) DO/FR 26./27.05. 20 UHR SA 28.05. 19 UHR Berliner Philharmoniker Juanjo Mena Dirigent Marie-Pierre Langlamet Harfe Raquel Lojendio Sopran Debussy Ibéria aus Images pour orchestre Ginastera Harfenkonzert Falla El sombrero de tres picos (Der Dreispitz), Ballettmusik DO/FR 02./03.06. 20 UHR SA 04.06. 19 UHR Berliner Philharmoniker Sir John Eliot Gardiner Dirigent Gesangssolisten Herren des Rundfunkchors Berlin Strawinsky Apollon musagète, Ballett in zwei Bildern (1947) Oedipus rex, Opern-Oratorium in zwei Akten für Sprecher, Soli, Männerchor und Orchester konzertante Aufführung SA 04.06. 22 UHR Philharmonie »Late Night« Sir Simon Rattle Dirigent und Klavier Mitglieder der Berliner Philharmoniker Máté Szűcs Viola, Gesangssolisten Debussy Sonate für Flöte, Viola und Harfe Jolas Épisode sixième für Viola solo »Ruht wohl« für Viola und Klavier Falla El retablo de maese Pedro (Meister Pedros Puppenspiel) MI/DO/FR 08./09./10.06. 20 UHR Berliner Philharmoniker Sir Simon Rattle Dirigent Krystian Zimerman Klavier Elgar Introduktion und Allegro für Streichquartett und Streichorchester Beethoven Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur Anderson Incantesimi Auftragswerk Uraufführung Dvořák Slawische Tänze op. 46 DO/FR 16./17.06. 20 UHR SA 18.06. 19 UHR Berliner Philharmoniker Sir Simon Rattle Dirigent Emanuel Ax Klavier Werke von Debussy, Jolas, Franck, Ravel, Grainger und Varèse SA 18.06. 11 UHR SO 19.06. 16 UHR Vokalhelden Mitglieder der Berliner Philharmoniker Jugendliche Instrumentalisten Vokalhelden Sir Simon Rattle Künstlerische Leitung Simon Halsey Künstlerische Leitung Chöre Davies Die beiden Musikanten, Kinderoper in zwei Akten, Libretto vom Komponisten nach einer Kurzgeschichte von G. M. Brown Empfohlen für Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren MI/DO 22./23.06. 20 UHR Berliner Philharmoniker Yannick Nézet-Séguin Dirigent Lisa Batiashvili Violine Mikhail Petrenko Bass Herren des Rundfunkchors Berlin Bartók Violinkonzert Nr. 1 Schostakowitsch Symphonie Nr. 13 b-Moll »Babij Jar« Tickets: 030/254 88-999, Mo bis Fr 9–17 Uhr Kasse der Philharmonie: Mo bis Fr 15–18 Uhr, Sa/So und Feiertage 11–14 Uhr Internet: www.berliner-philharmoniker.de Adresse: Herbert-von-Karajan-Str. 1, 10785 Berlin Slawische Tänze Johannes Brahms Ungarische Tänze Perlen der Ballettmusik FEST DES TANZES neues kammerorchester potsdam MODERATION – HOLGER WEMHOFF LEITUNG – UD JOFFE NIKOLAISAAL DO. 10. 03. 2016 . 19 : 30 Mit freundlicher Unterstützung der Landeshauptstadt Potsdam Eintrittskarten á 15,- / erm. 10,- : Ticketgalerie Nikolaisaal (W.-Staab-Str. 11), Büro der Erlöserkirchgemeinde (Nansenstr. 6), Buchhandlung Viktoriagarten (Geschwister-Scholl-Str. 10), Stiftungsbuch- Anzeigen Tel.: 0331/23 76 111 | Fax: 0331/23 76 400

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Page 1: POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN Eine Frage der Dosismanami-n.com/wp-content/uploads/2016/03/20160305_02_TS-D... · 2016. 3. 18. · Ist das politisch? In Japan sagen sie ja, wennManamiNagaharivonihrerPerfor-manceerzählt,dievonStrahlunghandelt.

Ist das politisch? In Japan sagen sie ja,wenn Manami Nagahari von ihrer Perfor-mance erzählt, die von Strahlung handelt.Von Strahlung, die Gutes bewirkt, wie dieinderChemotherapie,undvonStrahlung,die tödlich ist, wie die nach der Bombar-dierung Hiroshimas und Nagasakis odernach dem Reaktorunglück von Fuku-shima, am 11. März vor fünf Jahren. Fürsie selbst ist das eine nur schwer vom an-deren zu trennen, beide Formen vonStrahlung haben für sie eine private Be-deutung: Die Japanerin ist vor zwei Jah-ren an Brustkrebs erkrankt, wurde inDeutschland operiert.

Das Bizarre an Japan, ihrer Heimat,sagt Manami Nagahari, sei, dass die Men-schen diese Bombardierung zu Ende desZweiten Weltkriegs er- und mit den Fol-gen gelebt haben. Und trotzdem bis 2011ignoriert haben, dass sie auf wackligem,weil erdbebenanfälligem Boden leben –und dass sie sich diesen Boden mit lauterAtomkraftwerken teilen. Eigentlich denk-bar ungeeignetes Territorium für die Nut-zung von Kernenergie. Erst nach dem Un-glück von Fukushima sei auch ihrer eige-nen Familie aufgefallen, dass zehn Kilo-meter neben ihrem Wohnort ein riesigesAtomkraftwerk steht, sagt Manami Naga-hari.

Das passt natürlich zu dem Vorurteil,das hierzulande viele gegenüber Japan ha-ben: Dass die Menschen dort technikbe-geistert, nicht so technikfeindlich wie dieDeutschen sind. „Es gibt schon ein Grund-vertrauen in die Technik – aber auch inden Staat“, sagt Manami Nagahari. Einer,glaube man, helfe schon: die Firma oderder Staat. „Es gibt einige Tepco-internenAufnahmen aus der Zeit des Unglücks“,sagt die schmale Frau – und schüttelt denKopf. Auch die werden in ihrer Perfor-mance, die sie am 14. März im ThaliaKino zeigen wird, eingebaut sein. Unterti-tel brauche es dabei nicht, das Mons-tröse, das sich ereignete, werde aus denStimmen für jeden plastisch greifbar.Aber es hilft, wenn man weiß, dass es inJapan mehr als unüblich ist, im Arbeitsle-ben emotional zu werden. „Da ist Panikzu hören, das ist ziemlich selten, speziellbei Männern im Büro – und deshalbschwer zu ertragen.“

Nach der Katastrophe hätten sich vieleAnti-Atom-Initiativen gegründet – unterihren alten Freunden aber sei das bisheute kein Thema. „Mein Gott, bist du sopolitisch?“, fragen sie Manami dann. DieAngst sei vielleicht da – aber sie zu zei-gen, das gehe nicht. Eigentlich nur lo-gisch. Wie – ohne Verdrängung – sollman sonst den Alltag mit der ständigenBedrohung bewältigen? Das lässt sich ja

nicht nur in Japan, sondern in vielen ande-ren Regionen mit – ganz anderen – Bedro-hungslagen beobachten. „Die Leute kön-nen sich nicht ständig fragen: ,Kann ichdies essen, den Kindern das geben, dasWasser trinken oder nicht?’“, sagt Ma-nami. Wer es nicht verdrängt, es an sichheranlässt, der leidet eben auch darunter.„Das ist deshalb auch ein heikles Thema,weil immer der Vorwurf mitschwingt:Warum seid ihr nicht aktiver?“ Sie aberhabe leicht reden, sie sei nach ein paarWochen wieder weg.

Hier aber ist Manami aktiv, durch ihreKunst. So explizit politisch will sie die garnicht verstanden wissen, es ist eben eineTransformation aus Erlebtem zu etwasGrößerem.EineCollageausMusik– Beet-hovens 9. Symphonie etwa, die sie, ty-pisch japanisch, jedes Jahr zu Silvester

hört, aus eigenen Kompositionen und ausText. Aus religiösen Schriften aus dem ja-panischen Zen, solchen des PsychiatersCarl Jung, Josepf Conrads „heart of dark-ness“, aber auch Transkripte von Inter-views aus einem Kindererholungsheim inWeißrussland. Dann Christa Wolf undBrecht, Wolf vor allem, weil sie mit „Stör-fall“ unmittelbar auf den Super-GAU inTschernobyl reagiert hat. Darin warteteine der Figuren auf die OP ihres Hirntu-mors, zugleich ereignet sich der Unfall.DasisteinwenigwiedasEchodessen,wasManami selbst geschehen ist.

— Die Premiere von Manamis Perfor-mance „7,25 Strahlung“ findet in Potsdamstatt – und zwar am 14. März im ThaliaKino, Rudolf-Breitscheid-Straße 50, um17 Uhr.

Die Unfallserie im japani-schen Atomkraftwerk Fu-kushima begann am 11.März 2011 mit dem To-hoku-Erdbeben. An die Ka-tastrophe erinnert eine Eu-ropäische Aktionswoche,die auch im Thalia Kino inPotsdam stattfindet. DorisDörries neuer Film „Grüßeaus Fukushima“, derdeutschlandweit ab dem10. März zu sehen ist, wirddort schon an diesem Sonn-tag, 6. März, um 19 Uhr

vorab gezeigt. Eine Wochespäter, am Montag, dem14. März, kommt zunächstum 17 Uhr Manami Naga-hari mit der Premiere ihrerPerformance „7,25 Strah-lung – Tschernobyl – Fuku-shima – Berlin“ ins Thalia.Um 18.30 Uhr läuft dannder Film „Little Voices fromFukushima“ – in Anwesen-heit der Regisseurin HitomiKamanaka, die sich mitden Parallelen zwischendem Unglück in Japan und

dem in Tschernobyl befassthat. Er handelt von den Kin-der und ihren Müttern, dieauf eigene Faust versu-chen, Informationen zusammeln und zu verbrei-ten. Ihnen gibt dieser Filmeine Stimme.Am Dienstag, dem 15.März, um 18.30 Uhr fragtder Film „Power to Change“von Carl-A. Fechner nachder Bedeutung der Kern-kraft für die Weltwirtschaft. alm

Aktionswoche zum Jahrestag von Fukushima

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Eine Frage der DosisDie japanische Musikerin Manami N. zeigt fünf Jahre nach dem Unglück von Fukushima eine Performance zum Thema Strahlung

Bach und Wander bei „Dornenzeit“Die Reihe „Dornenzeit – Texte und Musikzur Passionszeit“ wird heute um 16 Uhrin der Friedenskirche Sanssouci fortge-führt. Matthias Jacob spielt an der Wo-ehl-Orgel Werke von Dieterich Buxte-hude, Johann Sebastian Bach und Max Re-ger. Simon Kuntze liest Texte aus dem Lu-kas-Evangelium sowie von Dietrich Bon-hoeffer, Horst Bienek und Fred Wander.Der Eintritt ist frei. Am 12. März, 16 Uhr,findet die letzte „Dornenzeit“-Veranstal-tung dieses Jahres mit Franziska Borleis,Violoncello, Tobias Scheetz, Orgel, undKlaus Büstrin, Lesung, statt.

Orchesterbesuch mit OhrphonAm Tag des Konzerts noch der letz-ten Orchesterprobe beiwohnen: Die Kam-merakademie Potsdam will dies Familienmit Kindern ab neun Jahren mitdem Ohrphon, einem neuartigen Audio-guide, ermöglichen. Live-Moderator Ma-rek Kalina begleitet am Sonntag um11.30 Uhr im Nikolaisaal die Probenar-beit der Musiker. Auch die Stimme desDirigenten ist zugeschaltet. Außerdemist der Pianist und Echo-Klassik-Preisträ-ger David Fray zu erleben. PNN

DPROGRAMM

Aus Wut und Angst etwas Schönes machen. Manami Nagahari ist Musikerin und Performerin – und beschäftigt sich in ihrer jüngsten Arbeit „7,25 Strahlung“ letztlich mit der Dialektikvon Gut und Böse. Oder genauer: Mit guter und gefährlicher Strahlung. Das ist persönlich und politisch zugleich. Foto: promo

Vor fast einem Vierteljahrhundert warder Österreicher Norbert Gstrein erst-mals zu Gast im Literaturladen Wist. Nunist er am Montag in der Reihe „extra-Le-sung“ erneut bei Carsten Wist und FelixPalent eingeladen. Der 55-Jährige gebür-tige Tiroler gab 1988 sein Debüt mit derErzählung „Einer“, für die er zahlreicheLiteraturpreise gewann. In seinem im Ja-nuar erschienen Roman „In der freienWelt“ wagt sich Gstrein mitten hinein inden Israel-Palästina-Konflikt. Hugo,Schriftsteller mit biografischen Über-schneidungen zum Autor, erinnert sichdarin an seinen Freund John, Sohn einesHolocaust-Überlebenden, der in SanFrancisco ermordet wurde. Er begibt sichauf den Spuren Johns nach Kalifornienund Israel. Dort findet er sich zwischenden Fronten der jüngsten Intifada wieder,deren zahlreiche Facetten Gstrein litera-risch verarbeitet hat. PNN

— Norbert Gstrein „In der freien Welt“,Montag, 7. März, 19 Uhr bei Wist – DerLiteraturladen, Dortustraße 17/EingangBrandenburger Straße, Eintritt: 5 Euro.

Von Ariane Lemme

26 POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WOCHENENDAUSGABE VOM 5. MÄRZ 2016KULTUR IN POTSDAM

Norbert Gstreinliest im

LiteraturladenÖsterreicher zu Gast mitBuch zu Nahost-Konflikt

E FKULTURNOTIZEN

BERLINER PHILHARMONIKERAPRIL – JUNI

Ab Sonntag im Vorverkauf!

DI 05.04. 20 UHRAuf Einladung der Berliner PhilharmonikerBundesjugendorchesterMitglieder der Berliner PhilharmonikerSebastian Weigle Dirigent Falla El sombrero de tres picos (Der Dreispitz), Orchestersuiten Nr. 1 und 2 Schumann Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester F-Dur Strauss Don Quixote

DO/FR 14./15.04. 20 UHR

SA 16.04. 19 UHRBerliner PhilharmonikerSemyon Bychkov DirigentKirill Gerstein Klavier

Rachmaninow Klavierkonzert Nr. 2 c-MollTschaikowsky Symphonie Nr. 3 D-Dur »Polnische«

SA 16.04. 14.30 UND 17 UHR Familienkonzert Mitglieder der Berliner PhilharmonikerMatthew Hunter Künstlerische Leitung Ein inszeniertes Konzert nach der Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry

DO/FR 21./22.04. 20 UHR

SA 23.04. 19 UHRBerliner PhilharmonikerTugan Sokhiev DirigentJean-Yves Thibaudet Klavier

Fauré Pelléas et Mélisande, SuiteRavel Klavierkonzert G-DurFranck Symphonie d-Moll

MI/DO/FR 27./28./29.04. 20 UHRBerliner PhilharmonikerAndris Nelsons Dirigent

Wagner Parsifal: Vorspiel zum 1. Akt und Karfreitagszauber aus dem 3. AktBruckner Symphonie Nr. 3 d-Moll (1889)

DO/FR 26./27.05. 20 UHR

SA 28.05. 19 UHRBerliner PhilharmonikerJuanjo Mena DirigentMarie-Pierre Langlamet HarfeRaquel Lojendio Sopran

Debussy Ibéria aus Images pour orchestreGinastera HarfenkonzertFalla El sombrero de tres picos (Der Dreispitz), Ballettmusik

DO/FR 02./03.06. 20 UHR

SA 04.06. 19 UHRBerliner PhilharmonikerSir John Eliot Gardiner DirigentGesangssolisten Herren des Rundfunkchors Berlin

Strawinsky Apollon musagète, Ballett in zwei Bildern (1947)Oedipus rex, Opern-Oratorium in zwei Akten für Sprecher, Soli, Männerchor und Orchester konzertante Aufführung

SA 04.06. 22 UHRPhilharmonie »Late Night«Sir Simon Rattle Dirigent und KlavierMitglieder der Berliner PhilharmonikerMáté Szűcs Viola, Gesangssolisten

Debussy Sonate für Flöte, Viola und HarfeJolas Épisode sixième für Viola solo»Ruht wohl« für Viola und Klavier Falla El retablo de maese Pedro (Meister Pedros Puppenspiel)

MI/DO/FR 08./09./10.06. 20 UHRBerliner PhilharmonikerSir Simon Rattle DirigentKrystian Zimerman Klavier

Elgar Introduktion und Allegro für Streichquartett und StreichorchesterBeethoven Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur Anderson Incantesimi Auftragswerk UraufführungDvořák Slawische Tänze op. 46

DO/FR 16./17.06. 20 UHR

SA 18.06. 19 UHRBerliner PhilharmonikerSir Simon Rattle DirigentEmanuel Ax Klavier

Werke von Debussy, Jolas, Franck, Ravel, Grainger und Varèse

SA 18.06. 11 UHR

SO 19.06. 16 UHRVokalheldenMitglieder der Berliner PhilharmonikerJugendliche InstrumentalistenVokalheldenSir Simon Rattle Künstlerische LeitungSimon Halsey Künstlerische Leitung Chöre

Davies Die beiden Musikanten, Kinderoper in zwei Akten, Libretto vom Komponisten nach einer Kurzgeschichte von G. M. Brown Empfohlen für Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren

MI/DO 22./23.06. 20 UHRBerliner PhilharmonikerYannick Nézet-Séguin DirigentLisa Batiashvili ViolineMikhail Petrenko BassHerren des Rundfunkchors Berlin

Bartók Violinkonzert Nr. 1 Schostakowitsch Symphonie Nr. 13 b-Moll »Babij Jar« Tickets: 030/254 88-999, Mo bis Fr 9–17 Uhr Kasse der Philharmonie: Mo bis Fr 15–18 Uhr, Sa/So und Feiertage 11–14 Uhr Internet: www.berliner-philharmoniker.de Adresse: Herbert-von-Karajan-Str. 1, 10785 Berlin

������� ����Slawische Tänze

Johannes Brahms Ungarische Tänze

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FEST DES TANZES

neues kammerorchester potsdam

MODERAT I ON – HOLGER WEM HOFF

LEI T UNG – UD JOFFE

NIKOLAISAAL DO. 10. 03. 2016 . 19:30

Mit freundlicher Unterstützung der Landeshauptstadt Potsdam

Eintrittskarten á 15,- / erm. 10,- €: Ticketgalerie Nikolaisaal (W.-Staab-Str. 11), Büro der Erlöserkirchgemeinde (Nansenstr. 6), Buchhandlung Viktoriagarten (Geschwister-Scholl-Str. 10), Stiftungsbuch-�������� ���� ������� ��� � �������� �� ��� ���������������� ������������������� !�� ���������������� "��� ��#$ %�� !%�� &��������� '�� ��� �� ��� ( ���$�����

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