POWER STATT PUDER - WordPress.com · 2013. 9. 7. · „Für Frauen gibt es einfach mehr zu tun,...

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Actionladys POWER STATT PUDER Biken und Boarden. Flip-Flops statt High Heels an den Füßen und unterm Arm ein Longboard statt Gucci-Handtäschchen. Das sind die steirischen Powerfrauen, die frischen Wind in männerdominierte Actionsportarten bringen. Von Katharina Prügger W er über sie lacht, dem wird das La- chen bald verge- hen: Diese Damen haben keinen Bock auf gewöhnli- ches Schubladendenken. Sie schmeißen sich mit ihrem Bike Downhill-Strecken hin- unter, fetzen mit ihren Wake- boards über Rampen und kommen selbst bei der größ- ten Skateboard-Performance nicht aus dem Gleichgewicht. „Für Frauen gibt es einfach mehr zu tun, als nur gut aus- zusehen“, betont Bea Pacher, die gemeinsam mit Tanja Wolf den Verein „Actioncats“ gegründet hat. Diese Katzen brettern im wahrsten Sinne des Wortes mit bis zu 35 km/h über die Wasseroberfläche. „Die Frau- en dieser Welt sollen ihre Zeit nicht nur in Einkaufstempel investieren“, befindet Wake- boarderin Pacher. „Der Boardsport wird oft als Akti- vität für Jugendliche oder Männersport abgestempelt – das wollen wir ändern.“ Oft sind es sogar Mamas, die ihren Kids am Seeufer ein Eis spen- dieren und dann aufs Board steigen. „Wir lieben, was wir tun“, sind sich Pacher und Wolf über ihre „Bretter, die die Welt bedeuten“, einig. Girls Crew. Stephanie Posch ist ebenfalls dem Brett verfal- len. Sie setzt als eine der Longboard-Girls-Crew-Bot- schafterinnen Österreichs eher auf Beton unter ihren Rädern statt auf Wasser un- term Board. „Wenn jemand heutzutage Frauen in Action- sportarten kritisiert, dann muss ich ihn fast fragen, in welchem Jahrhundert er lebt“, schüttelt die 31-Jährige den Kopf, „Ziel ist vorrangig ja nicht, die Männer auszugren- zen, sondern die Frauen bes- ser zu integrieren.“ Für Frauen gibt es mehr zu tun, als nur gut auszusehen. Bea Pacher Actioncats Mädchen sollten eislaufen? Wohl kaum. Sie jumpen mit den Boarder-Herren um die Wette. Mountainbikerin Petra Bernhard fetzt die Downhill-Strecken bergab. Infos zu den „Actioncats“ findet man am besten auf Facebook.

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POWER STATT PUDERBiken und Boarden. Flip-Flops statt High Heels an den Füßen und unterm Arm ein

Longboard statt Gucci-Handtäschchen. Das sind die steirischen Powerfrauen, die frischen

Wind in männerdominierte Actionsportarten bringen. Von Katharina Prügger

Wer über sie lacht, dem wird das La-chen bald verge-

hen: Diese Damen haben keinen Bock auf gewöhnli-ches Schubladendenken. Sie schmeißen sich mit ihrem Bike Downhill-Strecken hin-unter, fetzen mit ihren Wake-boards über Rampen und kommen selbst bei der größ-ten Skateboard-Performance nicht aus dem Gleichgewicht. „Für Frauen gibt es einfach

mehr zu tun, als nur gut aus-zusehen“, betont Bea Pacher, die gemeinsam mit Tanja Wolf den Verein „Actioncats“ gegründet hat. Diese Katzen brettern im wahrsten Sinne des Wortes mit bis zu 35 km/h über die Wasseroberfläche. „Die Frau-en dieser Welt sollen ihre Zeit nicht nur in Einkaufstempel investieren“, befindet Wake-boarderin Pacher. „Der Boardsport wird oft als Akti-

vität für Jugendliche oder Männersport abgestempelt – das wollen wir ändern.“ Oft sind es sogar Mamas, die ihren Kids am Seeufer ein Eis spen-dieren und dann aufs Board steigen. „Wir lieben, was wir tun“, sind sich Pacher und Wolf über ihre „Bretter, die die Welt bedeuten“, einig.

Girls Crew. Stephanie Posch ist ebenfalls dem Brett verfal-len. Sie setzt als eine der

Longboard-Girls-Crew-Bot-schafterinnen Österreichs eher auf Beton unter ihren Rädern statt auf Wasser un-term Board. „Wenn jemand heutzutage Frauen in Action-sportarten kritisiert, dann muss ich ihn fast fragen, in welchem Jahrhundert er lebt“, schüttelt die 31-Jährige den Kopf, „Ziel ist vorrangig ja nicht, die Männer auszugren-zen, sondern die Frauen bes-ser zu integrieren.“

Für Frauen gibt es mehr zu tun, als nur gut auszusehen.

Bea PacherActioncats

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GMädchen sollten eislaufen? Wohl kaum. Sie jumpen mit den Boarder-Herren um die Wette.

Mountainbikerin Petra Bernhard fetzt die Downhill-Strecken bergab.

Infos zu den „Actioncats“ findet man am besten auf Facebook.

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Das ist die perfekte Welle: Lisa Veith matcht sich im Wasser mit den männlichen Kollegen.

Stephanie Posch betreibt auf www.mizzi.at – because girls rock – einen Online-Blog für alle Actionsportlerinnen Österreichs.

Downhill. Apropos integrieren: Das haben die Mädels auch im Sektor Markenmode geschafft. „Am Anfang meiner Karriere hab ich Männeroutfits tragen müssen – das waren Zeiten“, seufzt Downhillerin Petra Bernhard, „mittlerweile sind ganze Modelinien für Mädels nicht mehr wegzudenken.“

Allrounderin. „Ich seh mich si-cher nicht als unterlegene Spe-

zies“, schüttelt auch Lisa Veith den Kopf. Mit dem Skateboard in der Pipe, mit dem Surfbrett in der Tube und mit dem Snowboard über den Hang – die Allrounderin legt sich in fast jeder Trendsportart mit den Herren der Schöpfung an. „Gerade beim Skaten fehlt Frauen – blöd gesagt – oft das Testosteron. Klar, die Schien-beine werden nicht schöner davon, aber

Männer probieren es einfach so lange, bis sie nicht mehr auf die Schnauze fallen. Frauen ge-hen da halt etwas langsamer an die Sache ran.“

Sport bleibt. Schon in wenigen Tagen lässt die Trendsportlerin ihr Skateboard übrigens zu Hause liegen und widmet sich einem anderen Brett: Vom 16. bis 20. September finden in Ericeira (Portugal) die österrei-

chischen Meisterschaften im Surfen statt. „Die sind natür-lich ein Muss“, freut sich die angehende Sportärztin, in de-ren Leben übrigens die Män-ner schuld an „allem“ sind: „Mein Ex-Freund war Skater – so habe ich auch den Sport kennen und lieben gelernt. Der andere war Surfer – auch das war mein Startschuss. Die Freunde sind gegangen. Der Sport ist geblieben.“ ■

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POWER STATT PUDERBiken und Boarden. Flip-Flops statt High Heels an den Füßen und unterm Arm ein

Longboard statt Gucci-Handtäschchen. Das sind die steirischen Powerfrauen, die frischen

Wind in männerdominierte Actionsportarten bringen. Von Katharina Prügger

Wer über sie lacht, dem wird das La-chen bald verge-

hen: Diese Damen haben keinen Bock auf gewöhnli-ches Schubladendenken. Sie schmeißen sich mit ihrem Bike Downhill-Strecken hin-unter, fetzen mit ihren Wake-boards über Rampen und kommen selbst bei der größ-ten Skateboard-Performance nicht aus dem Gleichgewicht. „Für Frauen gibt es einfach

mehr zu tun, als nur gut aus-zusehen“, betont Bea Pacher, die gemeinsam mit Tanja Wolf den Verein „Actioncats“ gegründet hat. Diese Katzen brettern im wahrsten Sinne des Wortes mit bis zu 35 km/h über die Wasseroberfläche. „Die Frau-en dieser Welt sollen ihre Zeit nicht nur in Einkaufstempel investieren“, befindet Wake-boarderin Pacher. „Der Boardsport wird oft als Akti-

vität für Jugendliche oder Männersport abgestempelt – das wollen wir ändern.“ Oft sind es sogar Mamas, die ihren Kids am Seeufer ein Eis spen-dieren und dann aufs Board steigen. „Wir lieben, was wir tun“, sind sich Pacher und Wolf über ihre „Bretter, die die Welt bedeuten“, einig.

Girls Crew. Stephanie Posch ist ebenfalls dem Brett verfal-len. Sie setzt als eine der

Longboard-Girls-Crew-Bot-schafterinnen Österreichs eher auf Beton unter ihren Rädern statt auf Wasser un-term Board. „Wenn jemand heutzutage Frauen in Action-sportarten kritisiert, dann muss ich ihn fast fragen, in welchem Jahrhundert er lebt“, schüttelt die 31-Jährige den Kopf, „Ziel ist vorrangig ja nicht, die Männer auszugren-zen, sondern die Frauen bes-ser zu integrieren.“

Für Frauen gibt es mehr zu tun, als nur gut auszusehen.

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Mädchen sollten eislaufen? Wohl kaum. Sie jumpen mit den Boarder-Herren um die Wette.

Mountainbikerin Petra Bernhard fetzt die Downhill-Strecken bergab.

Infos zu den „Actioncats“ findet man am besten auf Facebook.

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Das ist die perfekte Welle: Lisa Veith matcht sich im Wasser mit den männlichen Kollegen.

Stephanie Posch betreibt auf www.mizzi.at – because girls rock – einen Online-Blog für alle Actionsportlerinnen Österreichs.

Downhill. Apropos integrieren: Das haben die Mädels auch im Sektor Markenmode geschafft. „Am Anfang meiner Karriere hab ich Männeroutfits tragen müssen – das waren Zeiten“, seufzt Downhillerin Petra Bernhard, „mittlerweile sind ganze Modelinien für Mädels nicht mehr wegzudenken.“

Allrounderin. „Ich seh mich si-cher nicht als unterlegene Spe-

zies“, schüttelt auch Lisa Veith den Kopf. Mit dem Skateboard in der Pipe, mit dem Surfbrett in der Tube und mit dem Snowboard über den Hang – die Allrounderin legt sich in fast jeder Trendsportart mit den Herren der Schöpfung an. „Gerade beim Skaten fehlt Frauen – blöd gesagt – oft das Testosteron. Klar, die Schien-beine werden nicht schöner davon, aber

Männer probieren es einfach so lange, bis sie nicht mehr auf die Schnauze fallen. Frauen ge-hen da halt etwas langsamer an die Sache ran.“

Sport bleibt. Schon in wenigen Tagen lässt die Trendsportlerin ihr Skateboard übrigens zu Hause liegen und widmet sich einem anderen Brett: Vom 16. bis 20. September finden in Ericeira (Portugal) die österrei-

chischen Meisterschaften im Surfen statt. „Die sind natür-lich ein Muss“, freut sich die angehende Sportärztin, in de-ren Leben übrigens die Män-ner schuld an „allem“ sind: „Mein Ex-Freund war Skater – so habe ich auch den Sport kennen und lieben gelernt. Der andere war Surfer – auch das war mein Startschuss. Die Freunde sind gegangen. Der Sport ist geblieben.“ ■

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