Probleme der deutschen chemischen Industrie. Von Dr. Peter Waller. H. Meyer, Halberstadt 1928. Preis...

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639 ~~~~~ ~ Angewandle Cheniie Personal- 11. Hochschulnachrichten - Neue Biicher 45. Jahrg. 1932. Nr. 401 (111) dar. Durch konzentrierte Ammoniamhydroxyd- losung entstehen aus 1socpnils;iure (I) zwei neue Tetra- mere der Knall,&ure nebeneinan-der, (die P e r i c y a n i 1 - saure (IV) und die MetacyanilsBure (V): CH-C -. .-C---CH HO.C=C(NO)--CCH=NOH NOH N-O-N=O HON I1 11. I I1 NH- N=O 1-11 II I1 CH-C- C -CH NC-C--- C- CH 111.11 It ll I1 IV. II II i/ NOH O=NOH HON NOH N-O-N=O NOH HC--C --C-CH ~~ ~ v. /I II ll II NOH N--O-N 0-NOH Die letzte Saure wird also aus der Jsocyanilsaure (I) durch Verschiebung des extranuclearen Saueratoffs vom Furoxanring an die benaohbtirte Isonitrosogruppe ge- bildet. Obwohl PericyaniMure (IV) uhd Metacyanil- saure (V) nebeneinan,der d,urch das gleiche Age- und mit fast gleicher Geschwindigkeit gebi1,det werden, hondelt es sich doch um vollig versohiedene Vorgange. SchIielllich erhalt man durch Versohiebung eines Sauer- stoffatoms in der Pericyanilsaure (IV) von der aci-Nitro- Gruppe zum benachbarten auf3eren Kohlenstoffatom - einen bis jetzt nicht recht erklanbaren Vorgang - noch zwei neue Sauren, die untereinander stereoisomer shd. die Q- und p-Epicyanilsaure (VI und VII): NC-C-C- C-OH NC-C-C-- C-OH VII. II II ll NOH NOH HON . VI. II II II NOH NOH NOH [A. 61.1 PERSONAL- UND HOCHICHULNACHRICHTEN Ernannt wurden: Dr. F, J u n k e r , Nahrungsmittel- chemiker, Frankfurt a. M., zum Direktor der Staatlichen che- mischen Untersuchungsanstalt bei der Auslandsfleischbeschau- stelle in Stettin, als Nachfolger von Nahrungsmittelchemiker Dr. J. f'rescher. - Dr.-Ing. E. W i b e r g , Priv.-Doz. fur an- orgncische und analytische Chemie an der Technischen Hoch- schule Karlsruhe, zum Abteilungsvorsteher am Chemischen In- stitut dortselbst. V e r l i e h e n : Dr.Dr.med.h.c., Dr.4ng.e.h. M. v. L a u e , 0. Prof. der Physik an der Universitat Berlin, auf der 8 Phy- siker- und Mathematikertagung in Bad Nauheim die Max- Planck-Medaille. Habil'itiert: Studienrat Dr. C. L e d e r e r , Hamburg, a19 Priv.-Doz. fur Chemie und Technologie der Fette und Ole an der Technischen Hochschule Braunschweig. Prof. Dr. med. et phil. J. S c h ii 11 e r, Koln, hat einen Ruf auf den durch Weggang von Prof. W. Heubnerl) an der Uni- versitat Heidelberg erledigten Lehrstuhl der Pharmakologie erhalten. G e s t o r b e n i s t : Dr. Dr. h. c. C. J. Koning, Bak- teriologe, der sich g r o h Verdienste um die wissenschaftliche Milchuntersuchung erworben hat, in Bussuni am 11. September im AIter wn 69 Jahren. Ausland. Ernann t : G. U r d a n g , Redakteur an der Pharmazeutischen Zeitung und Geschhftsfuhrer der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie, Berlin, von der ,,American Phar- maceutical Association" zum Ehreamitglied. NEUE BUCHEP (Zu beziehen, soweit im Buchhandel erschienen, durch Verlag Chemie, G. m. b. H., Berlin W 35, Corneliusstr. 3.) Der Hochofen. Von E D i e p s c h 1 a g. (VI. Band der Biicher- reihe: Der Industrieofen in Einzeldardellungen, Herausgeber L. L i t i n s k y.) Prek geh. RM. 25,-, geb. RM. 27,-. Der Hochofen nimmt unter den Industrieafen eine gewisse Sonderstellung insofern ein, als er neben feuerungstechnisch- warmewirtschaftlichen Anspruchen vorwiegend chemisch-metall- urgischen Anforderungen geniigen rnu13; aus diesem Grunde er- fordert seine Schilderung eine umfassende Erorterung des Hoch- ofenprozeeses uberhaupt. In dem vorliegenden Buche des Breslauer Professors der Eisenhiittenkunde erscheint diese Auf- gabe in sehr guter Weise gelost. D i e p s c h l a g stellt die enerptiachen Vorgange im Hochofen in den Mittelpunkt seiner Darlegungen und gibt dabei, ausgehend vom Koks, seiner Be- wertung und den Vorgangen bei seiner Verbrennung, sowie von den Eisenerzen und deren Charakteristik, eine Obersicht tiber die in Betracht kommenden chemischen Gesetze und ihre Ab- leitungen. Es schliel3en sich Abschnitte an uber die Emugung und den Austausch der Warme und deren Beeinflussung durch betriebliche Madnahmen sowie iiber die im praMischen Betriebe ublichen Berechnungsarten und ihre Unterlagen. Sodann folgen eingehendere Betrachtungen uber die wissenschaftlichen Grund- lagen der Wechselwirkungen zwischen Kohlenstoff, Kohlen- Verlag Otto Spamer, Leipzig 1932. ~ 1) Vgl. Angew. Chem. 48, 55 [1932]. oxydeii und Eisenoxyden, uber dae Verhalten der Legierungs- elemente des Roheisens und iiber die Bildung und Eigenschaften der Hochofenschlacken. Das Werk schliel3t mit einem Abschnitt uber die baulichen Gesichtspunkte beim Hochofen, in dessen Rahmen auch die Ursachen der Zerstorung von Hochofensteinen ausfuhrlicher behandelt werden. AbschlieDend li&t sich sagen, dad dns Buch, in dem auch die neueren deutschen und amerikanischen Forschungsarbeiten aufgefiihrt sind, dem praktischen Hochiifner wie dem Studieren- den des Eisenhuttenwesens ein wertvoller Berater sein diirfte; daruber hinaus \tird auch der Chemiker aus anderen Industrie- zweigen, die im Gebiete hoherer Temperaturen arbeilen, manche -4nregung finden konnen. Die Literatur ist bis etwa zum Jahre 1930 beriicksichtigt; daher haben die neuesten, von H. B a n s e n herrfihrenden Ober- legungen iiber Warmewertigkeit, Wiirme- und GaefluB noch nicht die hen gebiihrende W l i r d i p g erfahren konnen. Probleme der deutschen chemischen Industrie. Von Dr. Peter W a 11 e r. H. Meyer, Habberstadt 1928. Preis brosch. RM. 13,50; geb. RM. 15,75. Es hat @ich - leider - in der wissenschaftlichen Literatur ein besonden haufiger Typw \non Doktor-Diwertationen ent- wickelt, der sich mit kasui6tischen Beitragen zu einem allge- nieineren Problem begntigt und an der eigentlichen wimen- schaftllichen Problemstellung vorbeigeht. Die Beschreibung des Stoffes schlechthin herrscht in solchen Arbeiten vor, und 90 muf3 man es begriikn, wenn Peter Wa 1 1 e r den Versuch macht, bei einer monographischen Anstlpe der deutschen che- mischerr Industrie zum Konstruktiven, zu den Entwieklungs- tendenzen und zur Problematik vonustobn. Im ersten Ab- schnitt gibt e r den organisatorischen Aufbau, den Verlauf der Konzentrationsbewegung wieder bis zur heutigen vorliiufigen Gestaltung in der I.G., mbei er sie mit der Duisberg-Denk- whrift (1W) vergleicht bzw. kontrastiert. Dae im einzelnen bekamte Material ist aus Geschaftsberichten, Generalversamm- lungs-, Borsen- und Zeitunpotizen zusammengetragen und nach Produktions-, Absab, Stoffgebieten, Firmen UBW. ge- wiirdigt. Es folgen die wirtschaftlichen Vereinbarungen, die zu den tatsachlichen Gliederungen und Verkntipfmgen gefuhrt haben. Das Ausland wird nur, soweit es fur uns von Wichtig- keit ist, dargestellt. In einem zweiten Hauptabschnitt werden die wirtschaft- kichen ,,Probleme" fiir die eimlnen Produktionsgebiete er- ortert : Teerfarbstoffe, Sprengstofb, Sticbt&industrie, Anorga- nische GroBindustrie, Kohleverfliissigung usw. Eine solche Dar- stellung der wirkchaftlichen Probleme ist naturgemaB subjek- tiver ah die vorhergeknde wirtsohaftliche Strukturanalyse und abhangiger von den Quelbn, zumal da a&r Zeitungsnotizen und Propagandaartikeln auch veraltete Unterlagen benutzt werden. Diwe fehknde Quellenkritik, namentl'ich von der tech- mischen Seite her, wirkt sich bei den verschiedenen Kapiteln verschieden aus. Dem Rezensenten ist dieser Nachkil beson- ders bei der Stickstoffindustrie und bei der Kohleverfliissiguag aufgefallen. Dadurch bekommt die ganze hrstellung manch- nial etwas Schiefes, ohne dai3 man irnmer im einzelnen den direkten Fehkr nachweiuen kbnnte. Aber naehdem wir ad dem Gebiet der deubhen chemischen Industrie neben den H. Schenck. [BB. 161.1

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Angewandle Cheniie Personal- 11. Hochschulnachrichten - Neue Biicher 45. Jahrg. 1932. Nr. 401

(111) dar. Durch konzentrierte Ammoniamhydroxyd- losung entstehen aus 1socpnils;iure (I) zwei neue Tetra- mere der Knall,&ure nebeneinan-der, (die P e r i c y a n i 1 - s a u r e (IV) und die M e t a c y a n i l s B u r e (V):

CH-C -. .-C---CH HO.C=C(NO)--CCH=NOH

NOH N-O-N=O HON I1 11. I I1

NH- N=O 1-11 II I1

CH-C- C -CH NC-C--- C - CH 111.11 It ll I1 IV. II I I i /

NOH O=NOH HON NOH N-O-N=O NOH HC--C --C-CH ~~ ~

v. /I I I ll I I NOH N--O-N 0-NOH

Die letzte Saure wird also aus der Jsocyanilsaure (I) durch Verschiebung des extranuclearen Saueratoffs vom

Furoxanring a n die benaohbtirte Isonitrosogruppe ge- bildet. Obwohl PericyaniMure (IV) uhd Metacyanil- saure (V) nebeneinan,der d,urch das gleiche Age- und mit fast gleicher Geschwindigkeit gebi1,det werden, hondelt es sich doch um vollig versohiedene Vorgange. SchIielllich erhalt man durch Versohiebung eines Sauer- stoffatoms in der Pericyanilsaure (IV) von der aci-Nitro- Gruppe zum benachbarten auf3eren Kohlenstoffatom - einen bis jetzt nicht recht erklanbaren Vorgang - noch zwei neue Sauren, d ie untereinander stereoisomer shd . die Q - und p - E p i c y a n i l s a u r e (VI und VII):

NC-C-C- C-OH NC-C-C-- C-OH VII. II II ll

NOH NOH HON . VI. II II II NOH NOH NOH

[A. 61.1

PERSONAL- UND HOCHICHULNACHRICHTEN

E r n a n n t w u r d e n : Dr. F, J u n k e r , Nahrungsmittel- chemiker, Frankfurt a. M., zum Direktor der Staatlichen che- mischen Untersuchungsanstalt bei der Auslandsfleischbeschau- stelle in Stettin, als Nachfolger von Nahrungsmittelchemiker Dr. J. f'rescher. - Dr.-Ing. E. W i b e r g , Priv.-Doz. fur an- orgncische und analytische Chemie an der Technischen Hoch- schule Karlsruhe, zum Abteilungsvorsteher am Chemischen In- stitut dortselbst.

V e r l i e h e n : Dr.Dr.med.h.c., Dr.4ng.e.h. M. v. L a u e , 0. Prof. der Physik a n der Universitat Berlin, auf der 8 Phy- siker- und Mathematikertagung in Bad Nauheim die Max- Planck-Medaille.

H a b i l ' i t i e r t : Studienrat Dr. C. L e d e r e r , Hamburg, a19 Priv.-Doz. fur Chemie und Technologie der Fette und Ole an der Technischen Hochschule Braunschweig.

Prof. Dr. med. e t phil. J. S c h ii 11 e r , Koln, hat einen Ruf auf den durch Weggang von Prof. W. Heubnerl) a n der Uni- versitat Heidelberg erledigten Lehrstuhl der Pharmakologie erhalten.

G e s t o r b e n i s t : Dr. Dr. h. c. C. J. K o n i n g , Bak- teriologe, der sich g r o h Verdienste um die wissenschaftliche Milchuntersuchung erworben hat, in Bussuni am 11. September im AIter w n 69 Jahren.

Ausland. E r n a n n t : G. U r d a n g , Redakteur an der Pharmazeutischen Zeitung und Geschhftsfuhrer der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie, Berlin, von der ,,American Phar- maceutical Association" zum Ehreamitglied.

NEUE BUCHEP

(Zu beziehen, soweit im Buchhandel erschienen, durch Verlag Chemie, G. m. b. H., Berlin W 35, Corneliusstr. 3.)

Der Hochofen. Von E D i e p s c h 1 a g. (VI. Band der Biicher- reihe: Der Industrieofen in Einzeldardellungen, Herausgeber L. L i t i n s k y.) Prek geh. RM. 25,-, geb. RM. 27,-.

Der Hochofen nimmt unter den Industrieafen eine gewisse Sonderstellung insofern ein, als er neben feuerungstechnisch- warmewirtschaftlichen Anspruchen vorwiegend chemisch-metall- urgischen Anforderungen geniigen rnu13; aus diesem Grunde er- fordert seine Schilderung eine umfassende Erorterung des Hoch- ofenprozeeses uberhaupt. In dem vorliegenden Buche des Breslauer Professors der Eisenhiittenkunde erscheint diese Auf- gabe in sehr guter Weise gelost. D i e p s c h l a g stellt die enerptiachen Vorgange im Hochofen in den Mittelpunkt seiner Darlegungen und gibt dabei, ausgehend vom Koks, seiner Be- wertung und den Vorgangen bei seiner Verbrennung, sowie von den Eisenerzen und deren Charakteristik, eine Obersicht tiber die in Betracht kommenden chemischen Gesetze und ihre Ab- leitungen. Es schliel3en sich Abschnitte a n uber die E m u g u n g und den Austausch der Warme und deren Beeinflussung durch betriebliche Madnahmen sowie iiber die im praMischen Betriebe ublichen Berechnungsarten und ihre Unterlagen. Sodann folgen eingehendere Betrachtungen uber die wissenschaftlichen Grund- lagen der Wechselwirkungen zwischen Kohlenstoff, Kohlen-

Verlag Otto Spamer, Leipzig 1932.

~

1) Vgl. Angew. Chem. 48, 55 [1932].

oxydeii und Eisenoxyden, uber dae Verhalten der Legierungs- elemente des Roheisens und iiber die Bildung und Eigenschaften der Hochofenschlacken. Das Werk schliel3t mit einem Abschnitt uber die baulichen Gesichtspunkte beim Hochofen, in dessen Rahmen auch die Ursachen der Zerstorung von Hochofensteinen ausfuhrlicher behandelt werden.

AbschlieDend li&t sich sagen, dad dns Buch, in dem auch die neueren deutschen und amerikanischen Forschungsarbeiten aufgefiihrt sind, dem praktischen Hochiifner wie dem Studieren- den des Eisenhuttenwesens ein wertvoller Berater sein diirfte; daruber hinaus \tird auch der Chemiker aus anderen Industrie- zweigen, die im Gebiete hoherer Temperaturen arbeilen, manche -4nregung finden konnen.

Die Literatur ist bis etwa zum Jahre 1930 beriicksichtigt; daher haben die neuesten, von H. B a n s e n herrfihrenden Ober- legungen iiber Warmewertigkeit, Wiirme- und GaefluB noch nicht die h e n gebiihrende W l i r d i p g erfahren konnen.

Probleme der deutschen chemischen Industrie. Von Dr. Peter W a 11 e r. H. Meyer, Habberstadt 1928. Preis brosch. RM. 13,50; geb. RM. 15,75. Es hat @ich - leider - in der wissenschaftlichen Literatur

ein besonden haufiger Typw \non Doktor-Diwertationen ent- wickelt, der sich mit kasui6tischen Beitragen zu einem allge- nieineren Problem begntigt und a n der eigentlichen wimen- schaftllichen Problemstellung vorbeigeht. Die Beschreibung des Stoffes schlechthin herrscht in solchen Arbeiten vor, und 90 muf3 man es begriikn, wenn Peter W a 1 1 e r den Versuch macht, bei einer monographischen Anstlpe der deutschen che- mischerr Industrie zum Konstruktiven, zu den Entwieklungs- tendenzen und zur Problematik v o n u s t o b n . Im ersten Ab- schnitt gibt e r den organisatorischen Aufbau, den Verlauf der Konzentrationsbewegung wieder bis zur heutigen vorliiufigen Gestaltung in der I.G., m b e i er s ie mit der Duisberg-Denk- whrift (1W) vergleicht bzw. kontrastiert. Dae im einzelnen bekamte Material ist aus Geschaftsberichten, Generalversamm- lungs-, Borsen- und Zei tunpot izen zusammengetragen und nach Produktions-, A b s a b , Stoffgebieten, Firmen UBW. ge- wiirdigt. Es folgen die wirtschaftlichen Vereinbarungen, die zu den tatsachlichen Gliederungen und Verkntipfmgen gefuhrt haben. Das Ausland wird nur, soweit es fur uns von Wichtig- keit ist, dargestellt.

In einem zweiten Hauptabschnitt werden die wirtschaft- kichen ,,Probleme" fiir die e i m l n e n Produktionsgebiete er- ortert : Teerfarbstoffe, Sprengstofb, Sticbt&industrie, Anorga- nische GroBindustrie, Kohleverfliissigung usw. Eine solche Dar- stellung der wirkchaftlichen Probleme ist naturgemaB subjek- tiver ah die vorhergeknde wirtsohaftliche Strukturanalyse und abhangiger von den Quelbn, zumal da a&r Zeitungsnotizen und Propagandaartikeln auch veraltete Unterlagen benutzt werden. Diwe fehknde Quellenkritik, namentl'ich von der tech- mischen Seite her, wirkt sich bei den verschiedenen Kapiteln verschieden aus. Dem Rezensenten ist dieser Nachkil beson- ders bei der Stickstoffindustrie und bei der Kohleverfliissiguag aufgefallen. Dadurch bekommt die ganze h r s t e l l u n g manch- nial etwas Schiefes, ohne dai3 man irnmer im einzelnen den direkten F e h k r nachweiuen kbnnte. Aber naehdem wir a d dem Gebiet der d e u b h e n chemischen Industrie neben den

H. Schenck. [BB. 161.1

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Angewandte Chemie [ 45. Jahrg. 1932. Nr. 40 640 Verein deutscher Cheiniker -.

Arbeiteii von U n g e w i t t e r und E b e r t kaum eine gro9- ziigige Darstellung der wirtschaftlichen Lage der deutschen cheniischeii Industrie Iiaben, mu13 man den Versuch des Ver- fassers auf das danltbarste begruDeii, zumd er ja nur den An- fang fur eiiie systeniatischere Bearbeitung darzustellen scheint.

Mit den erwahnten Einschrlnkungen inochte ich das Buch :illen Leserii dieser Zeitschrift angelegenllichst enipfehlen.

l*'ratrck. [BB. 198.1

VEREIN DEUTSCHER CIIEMIKER

MITTEILUNGEN D E R O E S C H X F T S S T E L L E

Griindung einer Fachgruppe fiir Luftschutz. Unler Rezugnahrne auf die bislier erschieneiien Veroffent-

lichungen in der ,,Aiigewaiidteii ('heinie" iiber Lultschutzl) teileri wir weiter mil, da13 eine Reihe von behordlichen Stellen irizwischen beini Verein deutscher Cheiniker und den Hezirks- wreincn wegen Nanihaflmachung geeigiieter Mitglieder zur Ue- rufung in die Luftschutzbeiriite angefragt hat. Der V. d. C'h. hat sich direkt oder durch die Uezirksvereine mit dieseii Stelleu in Verbindung gesetzt und Vorschlage unterbreitet, denen seitens der Beliorde entsprochen worden ist.

Eine besonders grolle Xahl von Chemikerri - und zwar acht an der Xahl - ist von der Lultschulzbehorde Hainburg in den dortigen Luftschutzbeirat ernaiint worden, und zwar auf besonderes Betreibcn des 13ezirltsvereins Hamburg, der sich init der Luftsrliutzfrage i n besonderein MaBe befaat und auch mi

19. August eine besondere Sitzung des Bezirlisvereiiis zur Be- sprechuiig von Luftschutzfragen einberufen hat.

Der Bezirksverein Hamburg hat weilerhin den Antrag ge- stellt, eiiie , , F a c h g r u p p e f u r L u f t s c h u t z i n i V e r - e i 11 d e u t s c h e r C h e m i 1c e r" zti griinden und hat wegen der Dringlichlteit der Angelegenheit daruni gebelen, nicht bis zur n8clislen Hauptverjiiinnilung zu warten, sondern schon jeizl die Griindung der Fachgruppe i n die Wege zu leiten.

Wir laden daher zur

,,Grundung eiuer I'achgruppe fiir Luftschutz" auf lon tag , den 24. Oktober, nachmittags 4 Uhr, in das Flugverbandliaus (Berlin, Blumeshof, Ecke Lutzowufer,

Nahe Potsdamer Briicke) ein. Mitglieder des V. d. Ch., die der zu griindenden ,,Fachgruppe fur Luftschutz" beitreteii wolleii, werden gebeten, zu dieser Griindungssitzung zu erscheinen oder ihre Annieldung schrift- lich an die Gescliaftsstelle des V.d.Ch. oder an Prof. Dr. R e ni y, Hamburg, Jungiusstr. 9, zu senden.

Wir niochten iii diejeni Zusanimenhange darauf hinweisen, daI3 die neue Fachgruppe sich nicht nur init chemischen Mitteln zur Abwehr der Luftgefahr, sondern auch mit allen cheniischen und chemisch-technischen Mitteln zur Verhinderung von Luft- verunreinigungen beiassen soll, gleichgiiltig, ob solche Verun- reinigungen durch kriegerische MaGnahiiien oder durch u w e r - meidliche Nebenwirkungen der Iudustrie hervorgerufen werden.

Ek werden folgende Vortrage gehalteii: Prof. Dr. K e ni y , Hamburg: ,,Sorption von O m e n , Dumpfen und Nebeln." - Dr. L e p s i u s , Berlin: ,,Die Bedeuluny chemischer Wissen- schuft und Technik fiir den Luftschutz und Gusschutz." - Dr. 1'. H o f f ni a n n , tierthe: ,,Rnuch.schaden und Rauchscliutz."

AUS DEN BEZIRKSVEREINEN Bezirksverein Hamburg. Erste wissenschaftliche Sitzung

zur Besprecliung von Luftsc.hutzhage~i. (19. August 1932 irn C hem isclien Staat si ns t it u t. )

Prof. Dr. K e 111 y als Vorsilzender der z. Z. bestehenden Lultschutzgruppe des Bezirksvereins gab eine Ubersicht uber die Arbei,!sgebiele und die Arbeitsweise der Gruppe, deren Auf- gabe tlas wissenschaftliche Studium der die chemische Seite des Lultschutzes betreffentien Frageii ist. Dabei is1 ,,Luftschutz" iin weitesten Siiine zu nehnien, denn fur die wissenschaftliche Benrbeitung koniien iiicht einzelne Gebiete nar.h ihren luOeren Xweclren abgeteilt werden. Die Hekampfung giftiger Iiidustrie-

1) 44. 596 [1931]; 45. 414, 439 [1932].

gase und schldlic.her Nebel, sowie lastiger Geriiche stellen uiis vor die gleicheii Probleme wie die gegenwartig in1 Vordergrund ufs iiffeiitlichen Intercsses stehende Frage der Abwehr von cheniischen Kampfstofferi. Die den Luitschutz betrefi'enden Frageii solleii behandelt werden durch: 1. Vortragsabende niit Meiiiungsaustausch der Fachgenossen und Fachleute, 2. Aus- spracheabende uber bestiiiimte vorher bekanntgegebene Theniata, 3. Iki'eratenabende iiber die Neuerscheinungen auf den1 Cie- biete des Luftsc.hutzes uiid den angrenzenden Gebieten. Die Klarung strittiger Probleme soll erleichtert, Lucken uiiserer I'.rkenriliiisse sollen aufgedeckt, zur Bearbeitung iioch offener Frageii soll besoiiders nngeregt nerden.

Die Uefassuiig niit Luftschulzfragen seiteris des Bezirlis- vereiiis Hamburg hat bei den Behorden grol3es Interesse er- weckt. Auf seine Anregung siud jetzt sechs ae i le re Cheniiker in die verschiedenen Unterausschiisse des Luftschutzbeirates Hainburg berufen worden. In einer am 25. August stattgefun- denen Besprechung des Voratauda des Bezirksvereiris wurde besclilossen, beiiii llauplverein einen Anlrag auf ti riindung ciner Fachgruppe iur Luftschutz iin Verein deutscher Cheniiker zu stellen und die Mitglieder des Vereins zur Teilnahme auf- zufordcrn. -

Dr. S t o 1 t z e 11 b e r g , Jlaniburg: ,,irics sind Gaskampf- slolfe und ioie erlceml ?nun sie?"

Ciaskampfslolfe sind GiPte, die den Menschen in kleinst- iiioglicher Dosis so weit schadigen, daW seine Lebensenergie ge- brochen a i d . Die Angriffsstellen dieser Stoffe sind die schwiichsteii Stellen des menschlichen Organismus. hlau unter- scheidet a) die Stellen des Gasaustausches und die damit zu- saninienhlngendeii Orgaue, b) die Oberflacheu der Sinnesorgane (Auge, Nase), c) den Magen-Darnikanal und die Mundhohle, d) die Hauloberlliche. Die inodernen Gaskanipfstoffe sind auf jede dieser Moglichkeiten eingestellt. Auch auf seilen der Militars hat inan die Einteiluug nach den physiologischen Wir- ltungen vorgeiiominen. Man unterscheidet folgende Gruppen: a) Triinenstoffe (mit Augennirkung), b) Grunlireuzstoffe (mit Lungenwirkung), c) Blaukreuzstoife (init Nasen-Rachen-Reiz- wirkung), d) Gelbkreuzstoffe (mit Angriff auf die IIaut). Vortr. gab eine kurze Ubersicht uber die zu den einzelneii Gruppen geliorenden Stoffe. Ahnlich wie inan in der Farbstoffchemie c.hromogene, chromophore, auxochroiiie Gruppen kennt, kann inan auch auf den1 Ciebiete der cheniischen Kanipfstoffe zwischeii veiienophoren odcr venenogeneii und auxovenenen Gruppen iinterscheiden. Als ,,Venenophore" sind anzusehen die Atonie : S, Se, Te, P, As, Sb, Pb, Hg. Als auxovenene Gruppen: F, C1, Br, J; -C=C, CHIF. . C l . . Br . . J , C CF, C CC1 usw.; C,H, ; CNS. Vortr. gab verschiedene Anwendungsbeispiele fiir die Theorie an Hand von bekannten Gaskampfstoffen.

Die Erkennung von Giftstoffen, d ie oft in sehr geringen Konzenlrationen vorliegen, gelingt nach rein physikalischen oder physikwheniisclien Methoden, durch chemische Analyse (Mikro- aiialyse), nach physiologisch-biochemischen Yethoden. Beiiier- keiiswert ist in diesein Zusanimenhang der biochernische Nach- weis von Lost-Kampfstoff durch Hefe. Bei toten Hefezellen (durch Lost) tritt init Methylenblau Blaufarbuug ein, bei leben- tier Hefe nicht. F i r die haufigsten industriellen Giftgase hat i i i r tn bereits farbige Keagenspapiere gefunden. Vortr. fuhrte hier den ,,Stoltzenberg-Industriedetektor" vor, der zuin Nachweis von SO?, Cl2. NO2, CCJ, NH,, H,S, ASH, eingerichtet ist. -

In der anschlieflenden sehr lebhaften Aussprache machte Dr. S t o 1 t z e n b e r g intermsante Milteilungen uber die Ver- wendung von Giftstoffen in den verschiedenen Kampien und ltriegerischen Verwicklungen seit deni Weltkriege. Die che- niischen Kaiiipfstoffe werden neuerdings besonders in Form von Nebeln verbreitet. Prof. H e m y wies darauf hin, daO es auflerordentlich schwierig sei, die letzten Spuren der Nebel zu besei!igen. Das einzige wirksame Verfahren der elektrischen Niederschlagurig nach deni Cottrellprinzip ist fur Raumfilter unter Unistlnden durchfuhrbar, in den Gasmasken jedoch nicht gut anzuwenden. Prof. B r a u e r erlauterte voni niedizinischen Standpunkt die ganz erstaunliche Fahigkeit der Lungen zur Bin- dung der giftigen Gase und Nebel. R e rn y fiihrt die Bindung der Nebel in den Alveolen der Lunge auf' die Entstehung von Wirbelstromen beim Ein- una Ausatmen zuruck. -

Eine Nac.hitzung iin ..Patzenhofer" beschloO den Abend.