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Schulische Integrationsprozesse Umgang mit Heterogenität Unterricht gemeinsam machen Überlegungen zur „Architektur“ des Unterstützungssystems Prof. Dr. Dieter Katzenbach Fachbereich Erziehungswissenschaften Institut für Sonderpädagogik

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  • Schulische Integrationsprozesse Umgang mit Heterogenität

    Unterricht gemeinsam machen

    Überlegungen zur „Architektur“des Unterstützungssystems

    Prof. Dr. Dieter Katzenbach

    Fachbereich ErziehungswissenschaftenInstitut für Sonderpädagogik

  • 1

    Überblick

    1. Umgang mit Heterogenität:Einführende Überlegungen

    2. Zur Organisation eines Unterstützungssystem:Bedarfe auf drei Ebenen

    3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit:Delegation oder Kooperation

    4. Versuch eines Fazits

  • 2

    Internationale Vergleiche:Unterschiedliche Schulkulturen?

    Zum Einstieg:Eine Beobachtung aus einer kanadischen Schule

    • „What‘s about my boots?“• Und die Reaktion des Schulleiters:

    „Der Junge hat heute den ganzen Tag nichts gelernt, und er wird morgen nichts lernen, und übermorgen auch nichts, wenn wir das Problem nicht aus der Welt schaffen. Also, was sollen wir denn tun?“

    Und ein Auszug aus dem finnischen „Peresopetus“(Rahmenlehrpläne und Standards für den grundbildenden Unterricht an finnischen Schulen)

    „Schülerfürsorge: Ziel ist es, eine gesunde und sichere Lern- und Schulumgebung zu schaffen, die Psyche zu schützen, einer Ausgrenzung vorzubeugen und das Wohlbefinden der Schulgemeinschaft zu steigern“

    Inklusion als „heart of the educational system“

  • 3

    Heterogenität, Inklusion...

    Jedem Kind in seiner Individualität gerecht werden!?

    Ein übertriebener, vielleicht sogar totalitärer Anspruch?

    Oder bescheidener:Schülerinnen und Schülern in ihren Lernbedürfnissen und ihrer spezifischen Bedürftigkeit entgegen kommen?

    Noch ein Beispiel:„Lass die Schultern nicht hängen“

    Die Notwendigkeit eines Unterstützungssystems und......die Notwendigkeit der Bereitschaft, Unterstützung a nzunehmen!

  • 4

    Umgang mit Heterogenität

    Zu klären:• Welche Heterogenität?

    • Auf welcher Ebene?– Konzepte– Programme– Pädagogische Interaktion

    Noch‘n Beispiel:„Nächste Woche spielen wir wieder!“

  • 5

    Überblick

    1. Umgang mit Heterogenität:Einführende Überlegungen

    2. Zur Organisation eines Unterstützungssystem:Bedarfe auf drei Ebenen

    3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit:Delegation oder Kooperation

    4. Versuch eines Fazits

  • 6

    Lern- und Entwicklungshindernisse

    Vorschlag für eine Sortierhilfe

    Fehlende Passung zwischen Lernvoraussetzung und Lernangebot: Verständnisprobleme

    Fehlende subjektive Sinnhaftigkeit des Lernangebots:Motivationsprobleme

    Störung erfüllt eine subjektive Funktion:Offener oder verdeckter Widerstand

    Interpretatoinsaufwand

    Sparsam

    keit!

    Visibilität

    Visibilität

  • 7

    Unterschiedliche Anlässe,unterschiedliche Formen der Unterstützung

    Intervision/

    Supervision

    Fallbesprechung

    Fachberatung

    Form der Reflexion

    Wahrhaftigkeit

    Richtigkeit

    Wahrheit

    Formaler Geltungsanspruch

    Interaktions-/ Beziehungsdynamiken

    Schule als Teil der Lebenswelt von

    Schülern

    Sachstruktur und (typische)

    Aneignungsprobleme

    Gegenstand der Reflexion

    Subjektive Funktion der „Störung“

    -

    Verstehen

    Fehlende subjektive Sinnhaftigkeit

    -Verhandeln

    Fehlende Passung-

    Vermitteln

    Problembereich Handlungsmodus

  • 8

    „Architektur“ des Unterstützungssystems

    Drei Bereiche• Fehlende Passung• Fehlende Sinnhaftigkeit• Störung Funktion der „Störung“

    Drei Formen• Der Expertise• Der organisatorischen Rahmen• Des Modus der Unterstützung

  • 9

    Bereich Passung

    Expertise• Fachdidaktik in zentralen Lernbereichen

    – Grundschule: Mathe und (Schrift-) Sprache

    • Behinderungsspezifische Kenntnisse

    Organisatorischer Rahmen• Bereitstellung von Zeit, Raum und Material

    Modus• Expertenberatung für KollegInnen• Direkte Förderangebote

  • 10

    Bereich Sinnhaftigkeit

    Expertise• Kenntnisse von und Offenheit für unterschiedliche

    Lebenswelten

    Organisatorischer Rahmen• Institutionalisierte, regelmäßige Treffen eines „Support-

    Teams“

    Modus • Fallbesprechung

  • 11

    Bereich „Widerstände“

    Expertise• Beratungskompetenz als Expertise des „Nicht-Wissens“

    Organisatorischer Rahmen• Sicherung der Zugänglichkeit von

    Reflexionsmöglichkeiten

    Modus• Supervision

    (im Unterschied zur Fallbesprechung)

  • 12

    Überblick

    1. Umgang mit Heterogenität:Einführende Überlegungen

    2. Zur Organisation eines Unterstützungssystem:Bedarfe auf drei Ebenen

    3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit:Delegation oder Kooperation

    4. Versuch eines Fazits

  • 13

    (Interdisziplinäre) Zusammenarbeit

    Kooperation oder Delegation?

    Ein Zitat zur Erwartung an sonderpädagogische Beratungs- und Förderzentren:„Die Beauftragten vom BFZ [sollten] die Kompetenzen besitzen, mir sagen zu können: ‚Okay da und da liegen die Schwierigkeiten, und entweder man kann was machen und dann macht das und das, oder man kann nichts im Regelschulbereich machen und jetzt musst du die und die Schritte machen’ – das erwarte ich eigentlich“

  • 14

    Kooperationsprobleme

    Wieder mal `ne Geschichte:„Ja, das muss ein Lehrer machen“

    Schule und Sozialarbeit – ein schwieriges Verhältnis:Mögliche Ursachen

    • Unterschiede hinsichtlich– Ausbildung

    – Bezahlung

    – Arbeitszeit– Dienstherr

    – Sanktionsgewalt

    – Interne Hierarchie

    Ein Schulsozialarbeiter: „Manchmal habe ich das Gefühl, wir reden unterschiedliche Sprachen“

  • 15

    Unterschiedliche Sprachen...

    ...oder unterschiedliche Geltungsansprüche?

    Achtung Exkurs:• Jürgen Habermas und die Universalpragmatik:• Glaube an die Vernunft basiert auf der Fähigkeit zur Verständigung• Verständigung basiert auf Sprache• Strukturmerkmal sprachlicher Verständigung:

    Erheben von vier Geltungsansprüchen– Verständlichkeit

    – Wahrheit– Richtigkeit– Wahrhaftigkeit

  • 16

    Unterschiedliche Anlässe,unterschiedliche Formen der Unterstützung

    Intervision/

    Supervision

    Fallbesprechung

    Fachberatung

    Form der Reflexion

    Wahrhaftigkeit

    Richtigkeit

    Wahrheit

    Formaler Geltungsanspruch

    Interaktions-/ Beziehungsdynamiken

    Schule als Teil der Lebenswelt von

    Schülern

    Sachstruktur und (typische)

    Aneignungsprobleme

    Gegenstand der Reflexion

    Subjektive Funktion der „Störung“

    -

    Verstehen

    Fehlende subjektive Sinnhaftigkeit

    -Verhandeln

    Fehlende Passung-

    Vermitteln

    Problembereich Handlungsmodus

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    Kooperationsprobleme

    Die Angehörigen unterschiedlicher pädagogischer Profess ionen (i.e. Lehrer und Sozialpädagogen) sprechen durchaus di e gleiche Sprache,...

    ...sie beziehen sich aber oftmals auf einen anderen Geltungsanspruch!

    Folgen: Häufige Missverständnisse und wechselseitige Entwertung

    Konsequenz: Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Sch ule • ist unverzichtbar,• ist kompliziert, • bleibt kompliziert,• ...und das ist gut so!

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    Überblick

    1. Umgang mit Heterogenität:Einführende Überlegungen

    2. Zur Organisation eines Unterstützungssystem:Bedarfe auf drei Ebenen

    3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit:Delegation oder Kooperation

    4. Versuch eines Fazits

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    Versuch eines Fazits

    Umgang mit Heterogenität ist anspruchsvoll und kann v on den Lehrer/innen alleine nicht geleistet werden

    Es braucht ein interdisziplinäres System der Unterstützu ng in der Einzelschule vor Ort - ergänzt durch regionale und überreg ionale Kompetenzzentren

    Unterschiedliche Problemlagen brauchen unterschiedliche institutionell verankerte Unterstützungsangebote auf

    • ...der Ebene der (Fach-) Didaktik• ...der Ebene der Lebenswelt bzw. lebensweltlicher Differenz• ...der Ebene biographisch bedingter Lernwiderstände

    Umgang mit der Differenz der Schüler/innen verlangt die Fähigkeit und die Bereitschaft, auch mit der Differenz unter den Professionellen umzugehen.

  • 20

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit