Prof. Dr. Ronald Lutz Perspektiven der Sozialen Arbeit

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Zentrale These als Grundlage meiner Ausführungen Soziale Arbeit: nur ein Mandat, nämlich Menschen bei

der Aktivierung ihrer Kräfte zu unterstützen, die zeitweise oder auch auf Dauer nicht ohne Hilfe in der Lage sind sich in ihrer Umwelt einzurichten, ihren Verpflichtungen nachzukommen, sich zu verwirklichen und dabei Sinn, Identität und Wohlbefinden zu finden.

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Zentrale These als Grundlage meiner Ausführungen Unterstützung: nicht im Sinne Menschen allein zu lassen

und es ihnen als Versagen anzukreiden, wenn sie es nicht vermögen

Dafür muss Soziale Arbeit sich an den Menschen und an den gesellschaftlichen Verhältnissen orientieren (sozial, kulturell, politisch, ökonomisch und rechtlich)

Soziale Arbeit muss sich den Unausweichlichkeiten der Moderne stellen; das führt zu den Perspektiven, die ich sehe

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Gliederung: Gesellschaftliche Randbedingungen Sozialer Arbeit Druck auf Soziale Arbeit Perspektiven Schluss

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Gesellschaftliche Randbedingungen Sozialer Arbeit

1. Beschleunigung und Individualisierung2. Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse3. Verschärfung Sozialer Ungleichheit und Prekarisierung

bis in die Mittelklassen hinein4. Zunahme an Erschöpfung

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Gesellschaftliche Randbedingungen Sozialer Arbeit

1. Beschleunigung und Individualisierung• Beschleunigung als Arbeitszeitverdichtung und

Zeitstress• Zunehmende Individualisierung als weitere

Herauslösung aus sozialen Bindungen• Ende der Normalbiographie, biographische

Erwartbarkeit schwindet • These des Arbeitskraftunternehmers und die „Pflicht“

zur Eigenverantwortung

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Gesellschaftliche Randbedingungen Sozialer Arbeit2) Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse Lohnkürzungen, Arbeitsplatzverluste drohen ständig,

Einfluss auf die eigene Arbeitsplatzsituation schwindet Arbeitsschutzbestimmungen werden allmählich löchriger Niedriglöhne, Leiharbeit, Zeitverträge haben den Status

von Normalität Chancen zur Existenzsicherung durch Arbeit werden

flüchtiger. Neben regulären Beschäftigungen haben Arbeitnehmer

Minijobs oder weitere Jobs

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Gesellschaftliche Randbedingungen Sozialer Arbeit3) Verschärfung Sozialer Ungleichheit und Prekarisierung

bis in die Mittelklassen hinein (Erosionen) Wohlstandskonflikte: Nicht Armut ist das Problem

sondern eine wachsende Ungleichverteilung von Gütern.

Kommende Folgen der Krise werden dies verschärfen Eskalierende Prekarisierung der Gesellschaft: Armut

verfestigt sich – Drinnen und Draußen Zunahme an Erschöpfung:

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Gesellschaftliche Randbedingungen Sozialer Arbeit

4) Erschöpfung, erschöpfte Familien Allgemein; es sind Menschen, die dem Tempo der

Moderne zunächst nicht folgen können – aus guten und nachvollziehbaren Gründen

Vielfältige Formen der Entmutigung, nicht mehr in der Lage ihre alltäglichen Verrichtungen eigenständig, sinnvoll und nachhaltig zu organisieren,

Vielfältige Überforderungen: Wachsende Unfähigkeit einen Haushalt Bis zum Verlust der Erziehungsfähigkeit.

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Zwischenbemerkung: Wohlfahrtsstaat und Soziale Arbeit müssen sich diesen Tendenzen stellen

Zum einen: Aufgabe des Wohlfahrtsstaates: ein Soziales Arrangement auf einer normativen Programmatik zu gewährleisten

Dazu gehören auch: Grundsicherung, Mindestlöhne und Beschäftigungsförderung

Zum anderen: Soziale Arbeit muss sich in diesen Tendenzen immer neu verorten

Doch auf ihr lastet ebenfalls ein großer Druck

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Druck auf Soziale Arbeit1. Vom sorgenden zum gewährleistenden Wohlfahrtsstaat2. Ökonomisierung und Verwertungszwänge:

Kostenrechnung, Projekt, Vertrag, Effizienz, Steuerung durch Netzwerke

3. Aufbau von „Wohlfahrtsmärkten“4. Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse in der Sozialen

Arbeit5. Aktivierungsprozesse6. Wirkungsorientierung der Sozialen Arbeit, output:

evidence based7. Zwei-Klassen-Sozialarbeit und Verwaltung des Elends8. Sozialarbeit als Steuerung

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Druck auf Soziale Arbeit1) Vom sorgenden zum gewährleistenden Wohlfahrtsstaat

Von der Sorge zur Gewährleistung: Intensivierung der Individualisierung, Ziel Verantwortungsübernahme auf der Basis gewährleistender Hilfen

Arbeitskraftunternehmer: Gesellschaftsmitglieder sollen stärker ihre eigene Selbstsorge mobilisieren

Aktivierungsstrategie: Subjekte und Gemeinwesen aktivieren, um unabhängig von Maßnahmen Unterstützung zu gestalten (These selbst tragender Prozesse)

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Druck auf Soziale Arbeit1) Vom sorgenden zum gewährleistenden Wohlfahrtsstaat

Klassisch: Fordern und Fördern Theoretisch: Vom „Providing“ zum „Enabeling“;

Empowerment Trainingsstrategie: Rationale Steuerung des eigenen

Verhaltens hinsichtlich seiner Folgen Ökonomische Rationalität: „Neue“ Grundlegung Sozialer

Arbeit

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Druck auf Soziale Arbeit1) Vom sorgenden zum gewährleistenden Wohlfahrtsstaat

Kritisch: Verlagerung von Verantwortung in das Subjekt, das aber öffnet den Vorwürfen von würdiger und unwürdiger Armut und den Vorwurf eines individuellen Versagens alle Türen

Deshalb: Gewährleistung bedeutet auch, Menschen zu unterstützen, damit sie sich von jener Erschöpfung erholen, die Ergebnis ihrer sozialen Lage ist.

Dennoch: Das Referenzsystem für Soziale Arbeit ist das jeweilige Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, darin müssen sich die Menschen verorten

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Druck auf Soziale Arbeit2) Ökonomisierung und Verwertungszwänge

Sozialwirtschaft als label Neuakzentuierung staatlicher Steuerungskapazität Ökonomisierung: Einzug des betriebswirtschaftlichen

Denkens und des Kostendenkens Wettbewerb, Effizienz, Kontraktmanagement,

Zielvereinbarungen, Angebotssteuerung, Monitoring, Controlling, Effektivitätsnachweise

Leistungsbeschreibungen und Leistungsvereinbarungen Marktfähigkeit sozialer Hilfen (Seniorenarbeit: Beispiel

Pflegedienste

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Druck auf Soziale Arbeit2) Ökonomisierung und Verwertungszwänge

Steuerung durch Netzwerke Markt- und Managementorientierte Kontextsteuerung

erzieht die Sozialwirtschaft zu Selbst- und Kostendisziplin

Versorgung von Klienten nicht mehr alleiniger Zweck sondern auch notwendiges Mittel den Träger/die Organisation zu sichern

Klientenbezogene Entscheidungen werden vermehrt durch wirtschaftliche Zwänge/Ziele bestimmt

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Druck auf Soziale Arbeit3) Aufbau von „Wohlfahrtsmärkten“

• Aus Wohlfahrtsverbänden werden Sozialkonzerne• Marktgesteuerter Sozialsektor mit einer wachsenden

Differenzierung der Leistungsanbieter• Wettbewerb anstelle eingespielter Verfahren der

Sozialpartnerschaft• Leistungsschwache und leistungsstarke Anbieter,

Gewinner und Verlierer, Konzentrationsprozesse• Betriebswirtschaftliche Nutzerorientierung und

Gewinnmaximierung

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Druck auf Soziale Arbeit3) Aufbau von „Wohlfahrtsmärkten“

• Versorgung von Klienten nicht mehr alleiniger Zweck sondern auch notwendiges Mittel den Träger/die Organisation zu sichern

• Klientenbezogene Entscheidungen werden vermehrt durch wirtschaftliche Zwänge/Ziele bestimmt

• Kurzfristige Kalkulation anstelle langfristiger Planungen Einrichtungen auf dem Weg von öffentlicher in private

Trägerschaften, im Kontraktmanagement spielt die Art der Organisation keine Rolle

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Druck auf Soziale Arbeit3) Aufbau von „Wohlfahrtsmärkten“

• War der Bürger bisher Gegenstand und Zielpunkt zahlreicher staatlicher Aktivitäten so wird er nun Kunde auf dem Wohlfahrtsmarkt

• Dieser Kunde sollte über Klarsicht und Kalkül verfügen• Was ist mit denen, die das nicht können?

Zweiklassensozialarbeit??!!• Wer dies nicht kann benötigt Lotsen und Begleitung um

die Hilfen zu sortieren und die notwendigen zu erhalten

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Druck auf Soziale Arbeit4) Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse in der Sozialen Arbeit

• Zunahme an Jobnomaden: Hangeln von einem befristeten Vertrag zum anderen

• Arbeitsmarktdrifter: Personen, die in Randbereiche abgeschoben werden (Helfer, Assistenten etc.)

• Absenkung der Bezahlung• Projektbasierte Stellen• Keine Vollzeittätigkeit• Niedriglohn ist in der Sozialen Arbeit angekommen

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Druck auf Soziale Arbeit

4) Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse in der Sozialen Arbeit

• Vogel: Alles spricht dafür, dass sich die Wohlfahrtsverbände in ein unübersichtliches Gelände pluraler Statusgruppen und differenzierter Karrierewege verwandeln

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Druck auf Soziale Arbeit

4) Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse in der Sozialen Arbeit

• Prekarisierte Prekaritätsbearbeiter• Verunsicherung der Unsicherheitsbewältiger• Flexibilisierung der Flexibilitätsmanager• Finanzielle Auszehrung der Armutsverhinderer• Und: Aufwertung der Controller, Berater, Therapeuten,

IT-Spezialsten, des Managements• Pfadfinder: lukrative Jobs des New Public Management

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Druck auf Soziale Arbeit

5) Aktivierungsprozesse- Innerhalb der Sozialen Arbeit finden rasante

Veränderungen des Handlungsinstrumentariums in Richtung aktivierender Strategien statt, die Selbstverantwortung befördern sollen

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Druck auf Soziale Arbeit5) Aktivierungsprozesse

Aktivierung der Gemeinschaften: Soziale Stadt, Quartiermanagement, Bewohneraktivierung, Moderation selbst tragender Prozesse

Aktivierung sozialer Netzwerke als „Ersatz“ professioneller Hilfen

Aktivierung der Selbsthilfe und Aufbau von Unterstützungsnetzwerken

Prävention und Vorsorgeprogramme (Elterntrainings, Armutsprävention, Frühe Hilfen)

Wachsende Bedeutung persönlicher Budgets

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Druck auf Soziale Arbeit6) Wirkungsorientierung der Sozialen Arbeit, output; evidence based

- Erfolg und Wirkung im Zentrum: Nachgewiesener Erfolg als Basis für Methodenwahl

- Methodeneinsatz, Qualitätsnachweis und Erfolg als Inhalte des Kontraktmanagements

- Wirkung = Nachhaltigkeit- Fragen: Wie messe ich Erfolg, wer definiert Erfolg, was

ist Qualität, wie sichert „man“ Qualität?- Eine Technologisierung der Sozialen Arbeit?- Was ist mit denen, die keinen Erfolg „versprechen“?

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Druck auf Soziale Arbeit7) Zwei-Klassen-Sozialarbeit und Verwaltung des Elends

„Almosen“ als „Bruchstelle“ einer modernen Sozialen Arbeit!

Notversorgung: Suppenküchen, Tafeln, Kleiderkammern, Möbellager?

„Charity“ als neues Modell? Barmherzigkeit und „Nächstenliebe“ als Programm? Almosen: alte „neue“ Bedeutung von Armut als

„Entlastung“ des Reichtums durch die „Gabe“? Armut als Drohung und Elendsverwaltung?

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Druck auf Soziale Arbeit7) Zwei-Klassen-Sozialarbeit und Verwaltung des ElendsAuf dem Weg in eine Zwei-Klassen-Sozialarbeit?

Zum einen: lukrative individuelle Beratung vor sozialwirtschaftlichem Hintergrund

Zum anderen: Grundversorgung: Tafeln, Kleiderkammern, Möbellager, Almosen, Nächstenliebe als altes neues Programm (auch als Verantwortlichkeit von communities)

Dazu: Verstärkung ordnungsrechtlicher und polizeilicher Maßnahmen

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Druck auf Soziale Arbeit 8) Sozialarbeit als Steuerung von Hilfeprozessen Der „Wandel“ vom „Helfen“ zur Aktivierung und

Steuerung Methodisches Handeln durch Planung, Steuerung,

Assessment, Profiling, Training, Eingliederungsvereinbarung und Monitoring:

Steuerung individueller Selbstsorge Steuerung Projektbasierter Prävention Steuerung von Aktivierungsprogrammen Steuerung eines kostengünstigen Mitteleinsatzes

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Zwischenfazit: Soziale Arbeit kommt dort an, wo sie eigentlich schon immer stand

• Aktivierung und Training der Fähigen?• Versorgung und Verwaltung des Elends?- Das Erste ist lukrativ, methodisch hoch professionalisiert

und wird durch die Reformen verstärkt- Das Zweite lebt vom Almosen, es wird durch die

Reformen „neu“ entwickelt Soziale Arbeit muss “ihren Platz finden“ und Antworten

geben, die lukrativ sind, sonst …!!??

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Zwischenfazit: Der Druck erzeugt Risiken für Soziale Arbeit

Offen für Alles, Disziplin ohne Eigenschaften? Verlust der Visionen? Verlust der politischen Sensibilität? Aufweichen ethischer Rahmungen? Marktabhängigkeit? Reines Fallmanagement? Erschöpfte Sozialarbeit? Ich sehe in diesen Entwicklungen aber auch Chancen

und Perspektiven

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Chancen für Soziale Arbeit Stärkung der Akteurperspektive durch den Status

des Kunden Ziel der Sozialen Arbeit: Das autonome Subjekt, das

sich selbst reflektiert und entwirft Das geht nur im Referenzsystem der jeweiligen

Gesellschaft Angebote der Sozialen Arbeit werden Option und nicht

nur „fürsorgliche Belagerung“

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Chancen für Soziale Arbeit Stärkung der Pflicht zur Rechtfertigung: Soziale

Arbeit muss ich erklären: Sagen, ob ihre Tätigkeit den Kunden nützt Nutzen ist daran zu orientieren, ob das Leben in der

Moderne erleichtert wird Nutzen ist daran zu orientieren, ob man sich im Alltag

besser einrichten kann als zuvor Nutzen wird erkennbar, wenn Erschöpfung sich in

Aktivität wandelt

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Chancen für Soziale Arbeit Stärkung der Verantwortlichkeiten und der

Selbstorganisation im Gemeinwesen Abschied vom „doppelten“ Mandat und Fokus auf

Unterstützung, Begleitung und Aktivierung In der individualisierten Moderne muss der Mensch

notwendig seinen Platz finden, wenn diese Kraft erschöpft ist, dann benötigt er Hilfe

Professionalisierungsschub für methodisches Handeln Soziale Arbeit jenseits vom Fall und vom Defizit: als

soziale und wirtschaftliche Entwicklung neu denken!

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Perspektiven, liegen in ihren Werten und in ihrer Tradition

Humanismus, Christentum, Judentum, … Menschenbild, Menschenrechte, Kinderechte Würde und Anerkennung der Anderen, Achtung und Autonomie Die „Idee“ der Selbstsorge Visionen eines Guten Lebens Werte, Sinn (Aufklärung als Grundlage) – und dennoch

auch „Sinnvermittlung Politische Einmischung Offenheit und Empathie

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Einmischung: Das Soziale ist immer neu zu gestalten

Und: moderne Gesellschaften sind in einem hohen Maß staatsbedürftig!

Soziale Arbeit muss sich einmischen, Position beziehen, anklagen und einfordern

Ein Spagat • zwischen dem Arrangement der Hilfe und dem

eigenen Weltbild, den politischen Positionen, • Zwischen dem Fordern in öffentlichen Debatten

(aufdecken und einmischen) und ein Fördern der Menschen (Unterstützen. aktivieren und Begleiten)

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Perspektiven des Spagats Aufgreifen der Ökonomisierung, der Wohlfahrtsmärkte:

zu ihren eigenen Gunsten Und dennoch: Es ist auch an der Zeit und Aufgabe

Sozialer Arbeit die ausschließliche Reduktion des Sozialen und des Politischen auf ökonomische Strukturbeschreibungen zu korrigieren

Kritische Beobachtung UND Begleitung gesellschaftlicher Trends

Das Gute Leben und die Kraft (Menschenbild) als anderer Referenzpunkt der Sozialen Arbeit

Ziel: Autonomie und Würde, Stolz das eigene Leben zu leben

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Perspektiven des Spagats Einmischung heißt auch: den Wohlfahrtsstaat weiter

entwickeln und nicht festschreiben (einfrieren) Klar: Erst der Wohlfahrtsstaat, in welcher Form auch

immer, schafft Voraussetzungen für die individuellen Freiheits-, Gestaltungs- und Handlungsspielräume der Lebensführung.

Erst so entstehen Teilhabemöglichkeiten Deshalb: Die in der Praxis getroffene Entscheidung

zwischen lukrativen Bereiche der Sozialarbeit und der Elendsverwaltung ist eine fatale Entwicklung

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Schluss Freiheit,Offenheit von Entwicklung Es wäre ein schreiender Widerspruch, wenn sich das

menschliche Wesen, das sich in unfertigem Zustand befindet und sich dessen bewusst ist, nicht in einen permanenten Prozess hoffnungsvoller Suche einbrächte.